New Reign von UrrSharrador (Wie Game of Thrones, nur mit Digimon. [Video-Opening online]) ================================================================================ Kapitel 53: Der Schatten hinter dem Thron ----------------------------------------- Tag 129   Die Welt versank im Chaos. Sora drohte schwarz vor Augen zu werden. Neben ihr sackte Kari mit einem Schrei auf die Knie, der kaum noch etwas Menschliches an sich hatte. Davis stand keuchend da, die Hände noch immer um den Schwertgriff geschlossen. Noch stand Tai aufrecht, durchbohrt und reglos, ebenso reglos wie die Digimon, die den Mord beobachtet hatten. Dann glitzerte etwas in seinem Auge wie eine Träne; ein helles Flimmern, das kurz aufflammte und dann erstarb. Schließlich löste Tai sich auf, von den Füßen aufwärts, wurde zu roten, perfekt rechteckigen Datenfragmenten, die kurz kreiselten und sich in Nichts auflösten. Der Schwertgurt fiel zu Boden, die Krone folgte, dumpf auf der hölzernen Tribüne. Schreiend stürmten die Ritter heran, eine Welle des Wehklagens, des Staunens und des Schocks rollte durch die Zuschauermenge. „Hast du den Verstand verloren?“, schrie jemand, eine Stimme, die Sora vage bekannt vorkam. Im nächsten Moment stoben die Megadramon auseinander. Als sie ihren Herrn sterben sahen, schienen sie jedes Gefühl für Freund und Feind verloren zu haben. Mit einem metallischen Schnappen klappten ihre Geschützvorrichtungen auf, und unter einem Schauer aus Rauch und begleitet von einem vielstimmigen Zischen sausten ihre Raketen auf den Platz hernieder. Sora dachte gar nicht daran, in Deckung zu gehen. Alles geschah gleichzeitig; etwas flog knapp über sie hinweg, ließ ihr Haar in kaltem Wind flattern. Dann war Matt plötzlich neben Davis, und ein MetallGarurumon, das das Maul gen Himmel öffnete und einen trichterförmigen Schwall eisige Luft den Raketen entgegenwarf. Sie explodierten nicht einmal, wurden einfach eingefroren und fortgeweht. Die Megadramon ergriffen brüllend die Flucht in alle Himmelsrichtungen. „Du Idiot!“ Matt schlug Davis mit der Faust ins Gesicht. Auch die Menge schwappte nun der Tribüne entgegen, Attacken peitschten auf Raidramon ein, bis es grollend zurückdigitierte. „Genug!“ Wizardmon breitete die Arme aus, doch die Digimon griffen weiter die beiden Männer auf dem Podium an. Erst als Angemon, Agunimon und Frigimon hinzutraten und sie umkreisten, hörten sie auf. Kari saß immer noch schluchzend neben Sora. Mit einem Kloß im Hals kniete sie sich zu ihr und streichelte ihr über den Rücken. Mehr konnte sie nicht tun. Ihre neue Freundin schien sie gar nicht zu bemerken. Mir riesigen Augen, in denen winzige Pupillen zitterten, starrte sie ins Leere und murmelt immer wieder dasselbe Wort: „Nein, nein, nein ...“     Matt konnte nicht fassen, was Davis getan hatte. Ging sein Ehrgeiz etwa so weit? Hatte er ihn falsch eingeschätzt? Und dabei hatte er ihn unterstützt ... Tai war auch schon sein Rivale gewesen, aber er hätte niemals seinen Tod in Kauf genommen! „Du hast hoffentlich ein paar schöne letzte Worte parat“, knurrte Meramon, das hinzugetreten war. Seine Flammen züngelten höher als je zuvor. „Denn wir werden diese Krönung in eine öffentliche Hinrichtung verwandeln!“ Agunimon trat Davis ins Gesicht, sodass er hintenüber fiel. Das Schwert entglitt seinen Fingern. „Davis!“, rief Veemon und wollte zu ihm kriechen, doch eines der KaiserLeomon drückte ihn mit seiner Pranke zu Boden. „Du hast unseren Helden und neuen König ermordet“, stellte Wizardmon fest und schüttelte den Kopf. „Ich ... ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.“ „Du hast uns schwer enttäuscht.“ Selbst das gutmütige Frigimon klang zornig. Davis schüttelte sich das schweißnasse Haar aus dem Gesicht. Er hatte die Zähne zusammengebissen, aber kein Funken Reue lag in seinem Blick. „Versteht ihr es immer noch nicht? Das war nicht Taichi!“ „Drehst du jetzt völlig durch?“ Agunimon hob die Hand zum Schlag, und Funken flogen darum herum. „Denkt doch einmal nach!“, stöhnte Davis. Sein Jochbein begann anzuschwellen. „Habt ihr je von einem Menschen gehört, der so gestorben ist?“ „Kann schon sein“, knurrte Meramon. „Man sieht nicht oft Menschen sterben, weil es kaum welche gibt. Dank dir gibt es einen weniger.“ „Und gleich wird es noch einen weniger geben, dann können wir ja sehen, ob Menschen so sterben!“, knurrte Sir Agunimon. „Wartet!“, rief Veemon verzweifelt. „Ich flehe Euch an, lasst es uns erklären!“ „Da gibt’s nichts zu erklären!“, versetzte Meramon. „Er ist ein Verräter und Königsmörder.“ „Seid Ihr so wild darauf, noch einen Helden zu verlieren? Lasst ihn sich wenigstens erklären“, sagte Matt, auch wenn er nicht wusste, warum er für Davis Partei ergriff. Vielleicht die Macht der Gewohnheit, oder er hatte nach wie vor das Gefühl, Davis würde sich nur in Schwierigkeiten hinein- und nicht wieder hinausmanövrieren, wenn er nicht auf ihn aufpasste. „Ha! Du steckst ja mit ihm unter einer Decke, Wolf!“ Meramons Zorn richtete sich nun auch gegen ihn, und die anderen Digimon wandten sich ebenfalls drohend um. „Nein, tue ich nicht“, widersprach Matt. MetallGarurumon trat an seine Seite und Matt legte ihm die Hand an die Flanke. „Aber MetallGarurumon ist momentan das stärkste Digimon in der Stadt.“ Die versteckte Drohung erzielte die gewünschte Wirkung. Angemon schürzte die Lippen. „Du kannst uns nicht alle besiegen. Nicht die ganze Stadt.“ „Aber Ihr wollt es nicht auf einen Versuch ankommen lassen“, erwiderte er. „Alles, was ich verlange, ist, dass Ihr ihn aussprechen lasst.“ Er ging vor Davis in die Knie, sodass ihre Augen auf gleicher Höhe waren. „Und wenn es nur darum geht, mir zu beweisen, dass ich mich doch nicht so sehr in ihm getäuscht habe“, murmelte er. „Also streng dich an, Davis.“ Der Verräter schluckte und nickte dankbar. „Ich ... Er ... Also, dieser Tai, den ihr gesehen habt, das war nicht der echte Tai, sondern nur eine ... eine Kopie.“ „Lächerlich“, fauchte Meramon. „Wie meinst du das?“, ermunterte Wizardmon ihn, fortzufahren. „Als Tai und Sora Gäste beim Einhornkönig waren, muss er sie kopiert und den echten Tai gegen einen Klon ausgetauscht haben. Bitte, das ist die Wahrheit“, sagte Davis flehend. Meramon schüttelte nur den Kopf. „Kannst du das irgendwie beweisen?“, fragte Matt. „Der ... Der echte Tai, er muss noch irgendwo in der Wüste sein ...“ „Der will uns wohl veralbern“, meinte Meramon. Matt ließ den Blick über die versammelten Digimon wandern, bis er Sora fand. Nachdenklich musterte er sie.     Die Menge wurde allmählich unruhig; die Digimon wollten wissen, was auf dem Podium besprochen wurde. Dreck wurde auf die Bühne geworfen, sicherlich von einigen ungehaltenen Numemon. Sir Angemon erhob sich in die Lüfte und verkündete mit lauter Stimme: „Wir bitten um Ruhe! Der Mord an unserem neuen König wird soeben untersucht! Wer das Verhör stört, wird hart bestraft!“ „Wer soll uns denn bestrafen, wenn es keinen König gibt?“, rief irgendjemand aus der Menge bitter. „Ich“, grollte MetallGarurumon, und schlagartig kehrte Ruhe ein. „Wir können doch nicht die ganze Wüste absuchen, um den Kö... den Drachenritter zu suchen!“, rief Agunimon. Seine Augen wurden schmal. „Woher willst du das überhaupt wissen?“ „Weil ... Weil ich ...“ Davis verstummte. Er fühlte sich geschlagen. Er hatte alles gegeben, um eine Katastrophe zu verhindern. Vielleicht hatte er sogar das Königreich gerettet – nur hatte es von Anfang an wenige Chancen für ihn gegeben. Wie weit sein Entschluss reichen würde, hatte er vorgestern Abend noch gar nicht geahnt, als er die Tür zu seiner Kammer aufgeschlossen hatte. Seine Gedanken waren noch um Sora gekreist, der er versprochen hatte, sie zu Piyomon zu bringen, und dann hatte plötzlich dieses Spadamon in seinem Zimmer gewartet. „Der DigimonKaiser hat es mir gesagt“, erzählte er schließlich. Das allein war ein Skandal für sich, aber jetzt war es auch schon egal. „Was?“, platzte Meramon heraus und loderte erneut auf. „Sag mir, dass ich mich verhört habe!“ Matt wirkte immer noch nachdenklich, die anderen wie erwartet schockiert. „Der DigimonKaiser hat einen Boten in meine Kammer geschickt, mit einem Schwarzen Ring in der Hand, der ein Hologramm erzeugt hat“, fuhr Davis fort. „Er war unter der Pyramide, in der König Takashi gelebt hat. Es war der Tag, an dem er ihn in die Knie gezwungen hat. Da war eine winzige Kammer, und ich habe Tai darin gesehen, und den DigimonKaiser. Er hat mir gesagt, dass ein Datamon, ein Diener des Einhornkönigs, Tai womöglich kopiert hat, weil er ja angeblich hier in Santa Caria sein sollte. Versteht Ihr? Datamon wollte seinen Klon zum König über den Norden machen, durch ihn über uns herrschen und Takashi wieder einsetzen, nachdem er den DigimonKaiser zurückgedrängt hätte!“ „Wenn dir der DigimonKaiser das gesagt hat, war es höchstwahrscheinlich eine Lüge“, gab Angemon zu bedenken. „Das hab ich mir auch gedacht! Haltet Ihr mich für blöd? Aber es war eine echte Übertragung. Tai hat mit mir gesprochen, und der DigimonKaiser hat mich aufgefordert, ihn etwas zu fragen. Es war eindeutig der echte Tai! Er hat erzählt, dass er mit Sora und Agumon unterwegs gewesen war, und dass sie in Datamons Wagen geschlafen und den Einhornkönig getroffen haben. Er hat sich an alles erinnert, was wir je miteinander geredet haben. Und so, wie sich der falsche Tai aufgelöst hat – es ist doch wohl klar, dass er eine Fälschung war!“ „Du machst es mir nicht leicht, dich ernst zu nehmen“, brummte Meramon. „Jetzt hört doch endlich auf mit Euren lästigen Kommentaren“, knurrte ein KaiserLeomon. „Die Sache ist doch ganz einfach. Finden wir den echten Drachenritter, dann hat dieser Junge hier die Wahrheit gesagt. Finden wir ihn nicht, machen wir ihn einen Kopf kürzer.“ „Und das Reich lassen wir solange ohne König, ja?“, giftete Meramon. „Was ich nicht verstehe“, überlegte Wizardmon, „ist, warum der DigimonKaiser ausgerechnet zu dir Kontakt aufgenommen hat, Davis.“ „Was weiß ich?“, fuhr er es schärfer an als beabsichtigt. Weil er das schon mal gemacht hat. Das konnte er unmöglich erzählen. Es war auch so schon merkwürdig genug, und er verstand es selbst nicht wirklich. „Wer hat dir die Nachricht überbracht? Ist er noch in der Stadt?“, fragte Matt. „Es hat sich als Spadamon vorgestellt. Ich habe es seither nicht mehr gesehen.“ „Die Sache stinkt zum Himmel“, stellte Meramon fest. „Warum hast du nicht eher etwas gesagt?“ „Wem denn?“, schnaubte Davis bitter. „Seien wir uns ehrlich – diejenigen von Euch, die mich angehört hätten, hätten mich gleich danach wegen Hochverrats einsperren lassen. Als ob jemandem wie mir zustehen würde, den Drachenritter zu kritisieren!“ „Du bist also an diesem Morgen zu mir gekommen und hast mich gebeten, mit dir Tais Kür zu sabotieren, weil du diese Nachricht von Spadamon bekommen hast?“, fragte Matt. Davis nickte. „Ich wollte nicht, dass ihr den Falschen krönt“, meinte er kleinlaut. „Irgendwie war es dann am einfachsten, mich selbst aufstellen zu lassen.“ Agunimon schüttelte den Kopf, schnaubte aber amüsiert. „Es kann immer noch gelogen sein“, meinte KaiserLeomon, gab aber Veemon endlich frei, das zu Davis lief. „Es ist sogar eindeutig gelogen“, knurrte Meramon. „Seht Ihr nicht, dass er nur seinen Hals retten will? Er erzählt uns Märchen!“ „Wartet.“ Matt drehte sich wieder um. „Sora!“ Er winkte sie auf das Podium. Davis konnte ihr bleiches Gesicht durch die bunte Menge schimmern sehen. Sie wirkte erschrocken, bückte sich dann jedoch und zog Kari auf die Füße, die neben ihr gekauert war. Zu zweit erklommen sie die Tribüne. „Ja? Was ... ist denn?“, fragte Sora zögerlich. Kari anzusehen tat Davis fast körperlich weh. Sie wirkte völlig zerstört, aber in ihrem Blick flackerte etwas wie Hoffnung auf. „Würdet Ihr uns ins Krankenhaus begleiten, Hoheit?“, fragte Wizardmon förmlich. „Wir müssen Euch und Agumon dringend ein paar Fragen stellen.“     In der Finsternis des Wagens, der eine exakte Replikation von Etemons einstigem Gefährt war, blinkte nur Datamons mechanisches Auge hektisch. Es brauchte kein Licht, war mit allen Geräten verbunden. Das Blinken brachte seinen Zorn zum Ausdruck. Seine Puppe war zerstört worden. Es ließ sich von den Instrumenten mit Daten füttern. Datamon benötigte keinen Computer; sämtliche Rechenleistung brachte es selbst auf. Berechnungen flogen an seinem inneren Auge vorbei, Wahrscheinlichkeiten, Fakten und Möglichkeiten. Es hatte das Verhalten der Menschen dort im Norden falsch einkalkuliert. In Windeseile berechnete es einen zweiten Plan. Takashi, dieser Einfaltspinsel, hoffte sicherlich, dass Datamon ihn wieder auf den Thron bringen würde. Mit Taichi als König wäre ihm das gewiss gelungen – nur warum einen unerwünschten Rivalen begünstigen, wenn man selbst herrschen konnte? Eine Möglichkeit gab es noch. Taichis Begleiterin, Sora. Datamons Berechnungen hatten von Anfang an nur den Schluss zugelassen, dass sie etwas mit der Schwarzen Königin zu tun hatte. Bei der Kür hatte sie dann gestanden, dass sie sogar die Schwarze Königin war. Mit ihr konnte Datamon nach einem weiteren Königsthron greifen und sich nehmen, was ihm in Santa Caria verwehrt geblieben war. Es musste sich diesmal wohl auch nicht so sehr in die Psyche des Originals hineinversetzen, um die Kopie realistisch handeln zu lassen. Die Schwarze Königin hatte kaum jemand je kennengelernt. Datamon würde nicht wieder ins Schwitzen kommen wie bei Taichi, als plötzlich dessen Schwester aufgetaucht war. Man hatte nie von einer Schwester des Drachenritter gehört, aber wenn sie tatsächlich so weit weggewesen war – an einem Meer, von dem Datamon seltsamerweise noch nie gehört hatte –, bestand immerhin die Möglichkeit. Gut, dass sie ihm das Schlupfloch mit der beschädigten Erinnerung angeboten hatte. So hatte Datamon vortäuschen können, nicht alles zu wissen, was der echte Taichi eigentlich wissen müsste. Informationen flogen durch Kabel und Gerätschaften, als ein ungewöhnliches Geräusch Datamons Sensoren erreichte. Ein Schaben und Kratzen, dann das Kreischen von Metall. Es blickte auf, tastete die Umgebung nach Wärme und Erschütterungen ab. Draußen, vor dem Wagen war jemand. Wie konnte das sein? Niemand außer dem Piximon kannte den magischen Raum, und Piximon hatte kein Tageslicht mehr gesehen, seit Datamon es gefangen hatte! Metall barst, als sich etwas durch die Außenhülle des Wagens bohrte. Die Sonne schickte Lichtnadeln in die Dunkelheit, die rasch breiter wurden; mit gewaltiger Kraft riss etwas das ächzende Metall auseinander. Drei Gestalten vor gleißendem Sonnenlicht, zwei davon umgeben von einem Kranz kalten Feuers, dahinter der Dschungel des magischen Raums. Datamon analysierte die Digimon sofort – entgegenzusetzen hatte es ihnen wenig. Die SkullMeramon bogen die Außenwand weiter auf. Das Mummymon legte den Kopf schief. „Haben wir dich also endlich gefunden. Der DigimonKaiser will dich sprechen.“ „Wie habt ihr herausgefunden, dass ich mich in dem magischen Raum verstecke?“, fragte Datamon. „Ihr dürftet nicht einmal wissen, dass es so einen Raum überhaupt gibt.“ „Aber wenn man es weiß, weil man zum Beispiel in einem anderen Leben davon gehört hat, ist es leicht, ihn aufzubrechen“, sagte Mummymon geheimnisvoll und wies die SkullMeramon an: „Nehmt es gefangen. Unser Kaiser wird sehr daran interessiert sein, ob es noch weitere Kopien von DigiRittern gibt.“     Der Oberarzt, ein Cutemon mit einem seltsam unpassenden Zylinder und Monokel, zeigte sich wenig erfreut über den Auflauf an Rittern und Fürsten, der plötzlich sein Spital stürmte und das Digimon des Drachenritters zu sehen verlangte. Offenbar lebten die Cutemon schon in Santa Caria, ehe Leomon hierher kam, und waren wenig beeindruckt von seinem provisorischen Kabinett. Piyomon saß bereits auf einem Stuhl im Vorraum. Es sah wieder völlig gesund aus. Sora trat lächelnd zu ihm, um ihm die Sache zu erklären. Kari zerrte sie einfach mit sich mit. Das Mädchen war seit der Szene auf dem Podium in eine apathische Starre gefallen, war leichenblass, sagte kein Wort, aber lauschte aufmerksam jedem Wort, das gesprochen wurde. Nach langem Ringen gab das Cutemon ein Stück weit nach. „Schön“, meinte es. „Ihr dürft Agumon besuchen – aber es hat seine Medikamente für heute bereits bekommen. Es wird schlafen, und Ihr werdet es nicht aufwecken.“ Das war es nicht, was Meramon und die anderen hatten hören wollen. Sora blieb mit Kari bei Piyomon, während die Mitglieder der Kür die Treppe hoch stiegen, um sich selbst von Cutemons Worten zu überzeugen. Sogar Davis schleppten sie mit sich. „Und sie lassen dich bestimmt schon gehen?“, fragte Sora Piyomon, das sie liebevoll in den Arm genommen hatte. „Ich bin schon lange wieder fit. Sie haben mich nur so lange hierbehalten, weil ich keine andere Bleibe habe.“ Sora lächelte. „Das sind gute Digimon, oder?“ „Sie tun alles für ihre Patienten“, bestätigte Piyomon. Agunimon und Meramon trampelten die Treppe lauter herunter, als sie hinaufgestiegen waren, die anderen Digimon waren leiser. Sie alle wirkten ungehalten. „Schöne Bescherung“, brummte Meramon. „Das einzige Digimon, das Licht in diese Sache bringen könnte, ist nicht ansprechbar. Diese verfluchten Winzlinge werden uns morgen sicher auch keine Gelegenheit dazu geben.“ „Und das Volk wird ungeduldig, wenn es unwissend bleibt“, bekräftigte eines der KaiserLeomon. „Aber kommt es euch nicht auch seltsam vor?“, meinte Angemon. „Der Drachenritter wird ausgetauscht, und sein Partner, das Einzige, das die Veränderung sofort bemerken müsste, wird rein zufällig zur gleichen Zeit so sehr krank, dass es mehr schläft als wach ist?“ Meramon blieb abrupt stehen. Es war offensichtlich, dass ihm dieser Gedanke noch gar nicht gekommen war. „Das haben wir gleich. Agumon war ja nicht allein bei ihm.“ Agunimon trat auf Sora zu. „Wir haben dich nicht umsonst mitgenommen. Es wird Zeit, dass du unsere Fragen beantwortest.“ „Haltet Euch an die Etikette, Sir“, sagte Wizardmon. „Sie ist eine Königin. Wir alle haben das akzeptiert.“ Agunimon schnaubte nur. Sora neigte demütig den Kopf. „Fragt, was immer Ihr wollt.“ „Ihr wart doch die ganze Zeit an Sir Taichis Seite, oder? Seit Ihr den ersten Handlangern von König Takashi begegnet seid“, erkundigte sich Wizardmon. Sora nickte. „Ja. Das heißt, nicht ganz. Wir haben eine Nacht in König Takashis Pyramide verbracht. Dort hat man Sir Taichi und Agumon und mir getrennte Zimmer zugewiesen.“ „Haltet Ihr es für möglich, dass man ihn in dieser Nacht durch einen Klon ersetzt hat?“ „Möglich ist es.“ Sora dachte angestrengt nach. „Ich glaube mich zu erinnern, dass Tai am nächsten Tag etwas ... seltsam war. Ich dachte, er hätte vielleicht getrunken, aber ...“ Angemon nickte. „Braucht Ihr noch eine Erklärung, Sirs?“ „Das beweist noch gar nichts“, meinte Meramon. „Sie ist die Schw...“ KaiserLeomon trat ihm auf dem Fuß, dass die Flammen auf seiner Pranke zischten. „Nicht hier in der Öffentlichkeit“, warnte es knurrend. „Trotzdem. Vertraut Ihr ihr etwa? Wenn das der falsche Sir Taichi war, hat sie mitgeholfen, ihn trotzdem zu krönen. Und die Kleine da auch.“ Kari blickte mit stumpfem Blick auf, als das Flammendigimon sie ansprach. „Jetzt macht Ihr Euch lächerlich.“ Matt, der bisher geschwiegen hatte, trat vor. „Wer hier hat noch für Sir Taichi gestimmt? Ihr wurdet alle getäuscht, oder wollt Ihr die Mehrzahl Eurer Mitstreiter auch anschuldigen?“ „Es ist eine Pattsituation“, sagte Wizardmon gewohnt ruhig. „Entweder hat die eine Hälfte von uns für einen Betrüger gestimmt, oder für den echten Drachenritter. Und die anderen haben entweder einen gemeinen Mörder bevorzugt oder einen Helden. Es liegt in unserem Interesse, wenn an Davis‘ Geschichte etwas dran ist.“ Das klang äußerst eigennützig, fand Sora, verbat es sich jedoch, weiter darüber zu urteilen. Die Ritter und Fürsten wurden plötzlich nachdenklich. „Er lebt“, sagte plötzlich Kari, so leise, das man sie kaum verstand. „Tai lebt. Er muss leben, sonst war alles umsonst.“ „Sie hat recht“, sagte Angemon. „Wir haben zwei Tage und eine Front geopfert, um den neuen König zu küren. Wenn der wahre Taichi heute Nachmittag gestorben ist, haben wir ein zu großes Problem, als dass wir es akzeptieren könnten.“ Sora glaubte nicht, dass Kari das damit gemeint hatte, aber es brachte das Gespräch in eine neue Richtung. Ihr wurde plötzlich klar, dass in so wichtigen Angelegenheiten, in Politik und im Adel, die tatsächliche Wahrheit weniger wert war als das, was man für die Wahrheit hielt. Ein befremdlicher Gedanke, doch irgendwie konnte sie ihn nachvollziehen. „Wir haben Sir Taichi doch zum König gekürt“, sagte Frigimon. „Auch wenn wir dem Falschen die Krone aufgesetzt haben. Der Träger der Krone ist tot. Heißt das nicht, dass unser jetziger König irgendwo in der DigiWelt vom DigimonKaiser gefangen gehalten wird?“ „So kann man es sehen“, meinte Sir Angemon und nickte. „Wir werden ihn erneut in einer Zeremonie krönen müssen, damit niemand seine Herrschaft anzweifeln kann, aber wir haben uns seiner Fähigkeiten und Heldentaten wegen dazu entschieden, ihn zu unserem König zu machen. Und das Volk braucht einen König. Solange sie jemanden haben, zu dem sie aufblicken können, ist die Moral der Digimon gestärkt. Und wenn dieser in den Fängen unseres Feindes ist, wird es sie vielleicht umso eifriger kämpfen lassen.“ „Was haltet Ihr dann von folgender Lösung?“, fragte Wizardmon. „Sir Taichi wurde in einer ordnungsgemäßen Kür zum König bestimmt, doch derjenige, der bereit stand, um die Krone zu empfangen, war ein Betrüger. Davis, der Held der Blütenstadt, hat das erkannt und uns allen, wenn auch etwas rabiat, vor einem falschen König bewahrt. Unser wahrer König ist Gefangener des DigimonKaisers, und wir werden alles tun, um ihn nach Santa Caria zu bringen.“ „Das klingt gut“, sagte Agunimon. „Und es ist die Wahrheit“, fügte Davis hinzu, der die Schlinge um seinen Hals verschwinden sah. „Kann ich dann gehen?“ „Ich werde es der Stadt verkünden, damit es kein böses Blut gibt.“ Angemon marschierte nach draußen. Sora sah es vor der Tür des Spitals hoch in die Lüfte steigen. Davis atmete erleichtert auf, Veemon ebenfalls. „Ich hoffe, du lässt es dir nicht zu Kopf steigen“, warnte ihn Agunimon. „Was denn?“ „Wenn die Nachricht die Runde macht, wird man dich vermutlich einmal mehr als Held feiern. Für den Moment ist alles gut. Aber wenn wir den Drachenritter nicht bald finden oder sich herausstellt, dass du ihn doch getötet hast – dann kannst du dich auf was gefasst machen!“     Je mehr der Schock von ihr abfiel, desto sicherer war Kari, dass ihr Bruder noch lebte. Erst sträubte sie sich gegen die Hoffnung, da sie ihr so verzweifelt vorkam, doch Davis war trotz allem niemand, der andere Menschen tötete. Nicht einmal Digimon konnte er wirklich etwas antun. Sie erinnerte sich, als Imperialdramon Deemons SkullSatamon getötet hatte. Davis war hinterher bestürzt gewesen. Nein, er musste einen triftigen Grund für seine Tat gehabt haben. Ihre Hoffnung war wie ein Feuer, das von einem Funken zu einem Waldbrand anwuchs, je mehr sie darüber nachdachte. Sie hatte geträumt, dass Davis Tai tötete, und es war in gewisser Weise eingetroffen, aber nicht so, wie sie es befürchtet hatte. Ihre Visionen mochten die Wahrheit erzählt haben, oder zumindest diese hatte es getan. Aber es konnte trotzdem alles anders sein, als es den Anschein hatte. Brennende Hoffnung. Nun konnte sie wieder hoffen, dass sie diesen Krieg gewinnen und die DigiWelt retten konnten. Sie würden fallen, in ihren Träumen waren sie die Klippen hinabgestürzt, aber was mochte das noch alles bedeuten! Sie würde kämpfen. Darum kämpfen, dass alles gut ausging ... Sie erfuhr, wo T.K. abgeblieben war. Offenbar hatte er sich mit den Piximon-Stadtwachen angelegt und war in eine jener Kerkerzellen gesperrt worden, aus denen sie gemeinsam vor Ewigkeiten die Gefangenen des DigimonKaisers befreit hatten. Kari stieg mit Gatomon die Stufen hinunter, um mit ihm zu sprechen. Die Neuigkeiten überstrahlten ihren Streit, und heute war sie ein anderer Mensch. Dennoch ließ sie Klecks vor dem Tor warten, damit T.K. ihn nicht zu Gesicht bekam. Er war in fürchterlichem Zustand, wie er da hinter den Gitterstäben hockte, schmutzig und blutig im Gesicht. Seine Nase schien gebrochen; der Knochen schimmerte weiß hervor. Kari fühlte ein unangenehmes Ziehen im Magen, als sie das sah. Er hörte ihre Schritte und hob blinzelnd den Kopf, mit müden Augen unter verklebten Haarsträhnen. Er schwieg. „Du hast dich mit den Piximon geschlagen?“, fragte sie. Irgendwie verwunderte es sie gar nicht. Sie hatte T.K. wegen seiner sanften Seite gemocht, dennoch war sie nicht überrascht. Neben ihm sah sie Patamon, das auf dem Boden zusammengesunken war und zusätzlich an einer Kette hing. „Mit Davis“, murmelte er. „Und Matt.“ Kari machte große Augen. „Das haben sie mir gar nicht erzählt.“ „Warum sollten sie? Sie sind jetzt andere Menschen, Kari. Sie sind nicht mehr die, die wir kennen.“ „Nein“, sagte sie bestimmt. „Sie sind es. Wir biegen das wieder gerade. Definitiv.“ Als er schwieg, zögerte sie. „Hast du ... Hast du gewusst, was er vorhat?“ Sein neuerliches Schweigen war Antwort genug. „Ich danke dir“, murmelte sie. Ein trockenes Schnauben. „Es hätte nicht sein müssen, oder?“ „Nein.“ T.K. zuckte mit den Achseln. Kari überlegte, wie sie es ihm beibringen sollte, ohne ihn einem Schockmoment auszusetzen. „Aber der Traum hat sich bewahrheitet.“ Nun starrte er sie eindeutig schockiert an. Aber wie hätte sie es formulieren sollen? „Davis hat aber nicht Tai umgebracht, sondern einen Doppelgänger“, fuhr sie hastig fort. „Du warst bei der Sache mit Datamon und Sora dabei, oder? Dasselbe Datamon hat dasselbe mit Tai gemacht. Der echte Tai ist in der Gewalt des DigimonKaisers.“ „Verdammt“, murmelte er. Dann sagte er plötzlich heiser: „Aber Datamon ist tot. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Etemon es damals getötet hat.“ Der Gedanke war Kari noch gar nicht gekommen. „Was ... bedeutet das?“ Wieder ein Achselzucken. „Ich habt nicht gesehen, dass es gestorben ist, oder? Vielleicht hat es all die Jahre überlebt oder wurde in der Stadt des Ewigen Anfangs wiedergeboren. Oder es war am Ende doch ein anderes Datamon.“ „Vielleicht.“ Kari sah sich noch eine Weile unbehaglich um. „Ich werde deine Freilassung erwirken.“ „Lass dir ruhig Zeit“, sagte er spöttisch. „Ich bin wahrscheinlich schon Volksfeind Nummer eins.“ Sie zögerte, ehe sie antwortete. „Kann sein.“ Wenn herauskam, dass er Davis angegriffen hatte ... der nun wieder ein Held war ... würde man T.K. als Datamons Komplizen ansehen? Vielleicht nicht, aber Gerüchte mochte es geben, über einen streitlustigen Fremden, der sich mit wichtigen Landsleuten angelegt hatte. Kari musterte ihn in der dunklen Zelle und überlegte, ob T.K. so etwas wie der Schatten hinter Tais Königsthron werden würde, so wie er schon der Schatten hinter ihrem eigenen war – eine Finsternis, die er sich nie selbst ausgesucht hätte.     Tag 130   „Das ist das Dämlichste, was ich je gehört habe“, meinte Arukenimon sarkastisch. „Es würde überhaupt keinen Sinn machen, dass irgendjemand die Festung belagert. Unser kleiner Kaiser hat mich eigens davor gewarnt, Funksprüchen zu vertrauen. Wobei die Wissens-Armee dich erstaunlich gut nachgemacht hat.“ „Ich bin es ja auch!“, rief Cody dem Digimon aus dem Hologramm zu. „Das ist keine Fälschung! Die Festung des DigimonKaisers steht unter Beschuss; wenn Ihr weiterfliegt, ist Eure kostbare Fracht in Gefahr!“ Arukenimon schnalzte verärgert mit der Zunge. Es war gemeinsam mit einigen Schwarzturm-MetallMamemon auf dem Schwarzturm-Ookuwamon unterwegs. Die Eingangsplane des Pavillons flatterte im Flugwind, die purpurnen Stoffwände bauschten sich. Die kostbare Fracht saß Arukenimon gegenüber, sodass sie nicht in der Übertragung enthalten war. Ken wollte niemandem erzählen, wen er im Keller der Pyramide gefunden hatte, nur seinen Busenfreund im Norden schien er eingeweiht zu haben. Er musste geradezu irrsinniges Vertrauen zu ihm haben; immerhin standen sie auf verschiedenen Seiten. Er hatte Tai nicht in der Obhut von lauter Schwarzturmdigimon lassen wollen, und so war Arukenimon die undankbare Aufgabe zugefallen, Babysitter für ihn zu spielen. Mummymon hatte es immerhin noch schlechter erwischt; es sollte in den Tiefen der Wüste auf Phantomjagd gehen. Es hatte ewig gedauert, bis Ken Tai aufgepäppelt hatte – er hatte lange nur geblinzelt, weil er die Helligkeit nicht gewohnt gewesen war, und war halb verdurstet gewesen –, und der angebliche Drachenritter hatte sich sogar heftig gewehrt, als man ihn auf den Rücken des Ookuwamons gebracht hatte. Nun flog er unter der Bezeichnung kostbare Fracht und sollte in die Festung gebracht werden, von einer Wüste in die nächste, dorthin, wo er sicher verstaut werden würde, genauso wie man es mit einer kostbaren Fracht eben tat. In frisch eingenommenem Gebiet wäre es auf Dauer zu gefährlich für ihn, wenn der andere Junge – Davis war sein Name, erinnerte Arukenimon sich – zu reden anfing. Ken hatte ihm die Neuigkeiten angeblich so verklickert, dass er damit zögern würde, aber Arukenimon hatte den Jungen als ungestümen Heißsporn in Erinnerung. Der würde kaum dicht halten. Überhaupt waren die DigiRitter von damals einfach lästig. Sah man von Kens eigenen, lächerlich hehren Zielen ab, waren sie immer noch ein anstrengendes Pack. Die Festung wurde automatisch verständigt, wenn sich ihr jemand näherte, und als sie die ersten Sanddünen überflogen, hatte sich plötzlich Cody über den Connector gemeldet, den Ken Arukenimon, Mummymon und Oikawa aufgeschwatzt hatte. Er warnte sie eindringlich, weiterzufliegen. So ein Schwachsinn. „Wir bleiben auf Kurs“, sagte Arukenimon. „Schlimm genug, dass ich mich von einem Halbwüchsigen herumkommandieren lassen muss.“ „Wollt Ihr mich eigentlich nicht verstehen?“, rief Cody gereizt. „Wenn Ihr noch näher kommt, werdet Ihr ...“ Was er sagen wollte, hörte Arukenimon nicht mehr, doch es wusste im gleichen Moment, wie sein Satz geendet hatte. Etwas traf das Ookuwamon und rüttelte es kräftig durch. Mit einem erstickten Ächzen wurde Arukenimon zu Boden geschleudert, Tai hielt sich, trotz gefesselter Arme, irgendwie fest. Ein gedämpfter Laut verließ seinen Knebel aus Spinnenfäden, den Arukenimon ihm für die Dauer der Kommunikation mit Cody verpasst hatte. „Was zum Teufel geht hier vor sich?“ Arukenimon riss die Plane zur Seite. Etwas roch verbrannt. Ookuwamon taumelte ein paar Sekunden. Seine linke Scherenhand war verletzt, schwarzes Turmmaterial lugte aus dem Panzer hervor. „Na toll“, murmelte Arukenimon. „Sag bloß, der Knilch hat die Wahrheit gesagt.“ Die Festung war als verwaschener Fleck im Osten sichtbar, und Arukenimon meinte, tatsächlich etwas zu sehen, das sich davor tummelte. Aber woher ...? Ein neuerlicher Treffer hätte es fast vom Rücken des Ookuwamons katapultiert. Unter ihnen, sie waren unter ihnen! Guardromon, kaum sichtbar in den Dünen, schossen ihre Granaten auf sie – aber keines von ihnen hätte Ookuwamon so schwer verletzen können, dass sein Panzer brach. Arukenimon kniff angestrengt die Augen zusammen. Da ist es. In weitem Bogen über der Festung kreiste ein Gigadramon. Wie um alles in der Welt kam ein Gigadramon hierher? Diese Dinger waren schwer zu erwischen und konnten daher sogar Megalevel-Digimon lästig werden. Im Moment schien es Ziele an der Außenmauer der Festung anzuvisieren, aber wenn es ihnen wieder seine Aufmerksamkeit zuwandte ... Einem Gigadramon entkam man schwer. „Wir fliegen zurück“, befahl Arukenimon Ookuwamon. Das Wendemanöver war halsbrecherisch und diesmal musste des Kaisers erste Ritter-Dame die Finger in den Stoff des Pavillons krallen. Eine weitere Rakete flog von der Festung her, abgeschossen von dem Gigadramon, das sein Glück auf die Entfernung versuchte, aber nicht traf. Trotzdem, Arukenimon sah sofort, dass es keine tumbe Vernichtungsmaschine war. Es hielt sich an einen Plan, wie auch immer der aussah. Immerhin verfolgte es sie nicht. Die MetallMamemon hatten sich auf den Zangen von Ookuwamon verteilt und feuerten in das Dünenmeer hinab. Die Guardromon starben, wie ordentliche Guardromon sterben sollten, wortlos, aber in lauten Explosionen. Arukenimon hatte immer noch keine Ahnung, wie die hierher kamen – auf Gigadramons Rücken vielleicht? –, aber immerhin eine vage Vorstellung, wer sie geschickt hatte. Der Drachenritter sah es aus einem rebellischen Auge an, als es in den Pavillon zurückging. „Nur keine dummen Ideen“, sagte es. „Du bist noch lange nicht aus dem Schneider. Es gibt genügend andere sichere Orte für kostbare Ware wie dich. Als Nächstes fliegen wir die Voxel-Stadt an.“   This time will soon be over, so you must be quick Together we can end this war eternally I will fight forever to find a way in there This place where I am is too empty for my soul (Celesty – Last Sacrifice) Hosted by Animexx e.V. 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