New Reign von UrrSharrador (Wie Game of Thrones, nur mit Digimon. [Video-Opening online]) ================================================================================ Kapitel 72: Das letzte Aufgebot ------------------------------- Mimi stieß einen Schrei aus, als ihre Erinnerungen zurückkehrten. Ein ganzes Leben wurde in ihren Kopf gepresst, kämpfte mit ihrem anderen um die Vorherrschaft, bis sie meinte, ihren Schädel platzen zu spüren und wahnsinnig zu werden. Es erschien ihr wie eine Ewigkeit, bis der Schmerz endlich aufhörte und sie sich dazu imstande fühlte, Traum von Wirklichkeit zu unterscheiden – nur um zu erkennen, dass beide Vergangenheiten, die in ihrem Kopf existierten, bis zu einem gewissen Grad geschehen waren. Sie und Michael bemerkten, dass sie einander immer noch im Arm hielten, hier auf dem Balkon der Pagode, vor der auf der Ebene etwas ganz und gar Merkwürdiges vorzugehen schien. Instinktiv zuckten sie voreinander zurück und starrten sich verlegen an. Es war seltsam: Hier in diesem Leben, in dieser Welt, liebte sie ihn. Es wurde ihr nun erst klar, als sie einen Vergleich zu ihrer anderen Vergangenheit hatte, in der er einfach nur ein Freund gewesen war, den sie in Amerika kennengelernt und mit dem sie viel unternommen hatte, auch durch die DigiWelt gereist war. In einem Leben, in dem sie keine Prinzessin und er kein Ritter war, in dem ihr Leben eine völlig andere Geschichte geschrieben hatte. Nun, mit der Rückkehr ihrer Erinnerungen, wusste sie nicht, was sie davon halten sollte. Was waren ihre wahren Gefühle? Gab es so etwas wie wahre Gefühle überhaupt in so einer Situation? Die drohende Gefahr schien fürs Erste gebannt, die unheimliche Kälte, die das feindliche Digimon verströmt hatte, war verschwunden. Nun meinte Mimi, erst ihre Gefühle aussortieren zu müssen, ehe sie weitermachen konnte. Ehe sie wieder eine richtige Person sein konnte. Michael räusperte sich unbehaglich. Seine Wangen waren gerötet. Beschäftigten ihn ähnliche Gedanken? „Du erinnerst dich auch?“, fragte er. Mimi nickte. „Wir … sollten vielleicht runtergehen“, meinte er nach kurzem Zögern. „Zu deinen Freunden.“ „Ja. Stimmt.“ Sie blickte auf das Schattenknäuel, über dem endlich die Wolkendecke aufgerissen war. Der Himmel sah nicht viel trostvoller aus als zuvor, immer noch dunkel, aber dennoch … Wie ein verhinderter Weltuntergang. Sie gingen nach drinnen. Auf der Treppe bot ihr Michael galant den Arm an – und hielt dann inne. Verlegen lachte er. „Ich kann das Rittersein wohl nicht so einfach ablegen“, meinte er. Gegen ihren Willen musste Mimi lächeln. Auch wenn ihre neuen Identitäten irgendwie fabriziert sein mussten, sie waren doch immer sie selbst gewesen. Vielleicht hätten sie unter anderen Umständen auch in der realen Welt dieselben Gedanken gedacht, ähnliche Wege beschritten. Vielleicht war es gut, mehrere Facetten der Persönlichkeit eines anderen zu kennen.     Davis schien aus einem tiefen, langen Traum zu erwachen – oder eher, in einen Traum hinabzugleiten. Plötzlich wusste er nicht mehr, was real und was künstlich war, und sein Kopf brummte und drehte sich. Chibomon in seinen Armen zitterte und schien Ähnliches durchzumachen. Verwirrt blickte Davis sich um. „Yolei! Tai!“, rief er atemlos, als er diese beiden als Erstes sah. Yolei war wie zur Salzsäule erstarrt und kreidebleich geworden, die Augen vor Erkenntnis geweitet. Tai presste die Hand gegen die Schläfe, sein verbliebenes Auge zuckte. Hawkmons Gefieder war gesträubt, das Digimon krümmte sich wie unter Schmerzen. Und da war doch noch jemand bei ihnen gewesen … hier auf den Reisfeldern vor Little Edo … Als er sich umwandte, sah er Matt in die Augen, der auf seinem Unimon schwer atmete und ebenso bestürzt zu sein schien wie er. Willis war in die Knie gegangen, kniete im seichten Wasser und wurde wie von Krämpfen geschüttelt. Sein DigiVice war seinen kraftlosen Händen entglitten. „Nein …“, murmelte er. „Was hat das zu bedeuten … Warum … warum war es so …“ Izzy kletterte mit wackeligen Knien von MegaKabuterimon. Er schien relativ gefasst, aber da Davis ihn kannte – da er ihn wieder kannte –, wusste er, dass der Junge genauso verstört war wie er selbst. Sora trat näher an die Gruppe heran, ungelenk und ungewöhnlich in ihrem weißen Kleid. Sie weinte – aber aus irgendeinem Grund war ein Lächeln auf ihrem Gesicht erschienen, und sie sah ihre Freunde liebevoll an. „Tai“, hauchte sie und berührte ihn an der Schulter. „Es tut mir so leid, Tai …“ Doch ihr Lächeln blieb. „Izzy! Izzy!“ Joe kam von weiter hinten angelaufen, Gomamon im Schlepptau. „Was ist hier los?“ Er erkannte die anderen. „Habt ihr das auch gespürt?“ Die wenigsten nickten. Yolei erwachte endlich aus ihrer Starre. „Oh, verdammt!“, entfuhr es ihr. „Verdammt, verdammt, verdammt! Was ist das nur?“ Ihr Blick flog verwirrt über das zerstreute Heer. „Davis!“ Sie stürzte zu ihm, packte ihn an den Schultern. „Bitte! Sag mir, dass ich das alles nur geträumt habe!“ „Du siehst doch, dass es echt war“, schnauzte er sie an. Ihre Knie gaben nach, sie sank zu Boden. „Das kann doch nicht … Was habe ich die ganze Zeit …“ Hawkmon wirkte genauso verloren. Die Norddigimon starrten sie verwirrt an. „Mein König, was habt Ihr?“, fragte Agunimon, als Tai die Zähne wie unter Schmerzen zusammenbiss – vielleicht spürte er sein verlorenes Auge erneut. „Hör mir auf mit König …“, stöhnte er kehlig. Nur eine ihrer Freunde schien die Fassung zu bewahren. Kari stand etwas abseits, mit ausdruckslosem Gesicht. Nun erkannte Davis sie wieder – was war nur mit seinem Gedächtnis los gewesen? „Ihr erinnert euch also wieder?“, fragte sie tonlos. „Wa-was ist überhaupt los?“, stammelte Davis. „Was soll das bedeuten?“ „Warum erinnere ich mich plötzlich an eine Zeit, in der ich als Söldnerin durch die DigiWelt gelaufen bin?“, brachte Yolei seine eigene Verdutztheit auf den Punkt. „Seht mal!“, rief Sora plötzlich und deutete mit dem Finger in den Himmel hinein. Die Erinnerungen hatten sie mit solcher Wucht getroffen, dass sie das riesige Schwarzturmdigimon ganz vergessen hatten. Nun war es verschwunden – oder eher, es verformte sich. Feuer leckte über die düsteren Wolken, drängte sie zurück. Die lange, künstliche Nacht endete – nur um einen Sternenhimmel zu offenbaren. So lange war es also finster gewesen. Ein ganzer Tag war unbemerkt der nächsten Nacht gewichen. Eine Gestalt arbeitete sich aus der Schwarzen Masse hervor, begleitet von Funken und Glut. Arme und Beine drückten von innen dagegen wie bei einem Kokon, aus dem etwas schlüpfen wollte. Zäher, schwarzer Schlick bedeckte zwei Arme. Ein Kapuzenkopf ragte ebenfalls daraus hervor, stellenweise blitzte die Farbe des Stoffes unter dem Schwarz hervor. „O mein Gott, sagt mir, dass ich träume!“, rief Davis, als er das Digimon unter all dem Schlamm erkannte. „Das kann nicht sein, ist das etwa Deemon?“, stieß Yolei hervor. „Aber das sollte doch … Wir haben es doch zum Meer der Dunkelheit geschickt, oder sehe ich plötzlich Gespenster?“ „Es ist Deemon“, sagte Kari düster. „Es ist vom Meer der Dunkelheit entkommen, und jetzt ist es wieder hier. Ich bin sicher, dass es hinter euren falschen Erinnerungen und dieser verdrehten DigiWelt steckt.“ „Wie bitte, Deemon?“ Tai blinzelte zu der Gestalt hoch, deren Umrisse kochten und blubberten. „Das hat Ken also gemeint, als er von unserem wahren Feind sprach …“, murmelte Matt und stockte. Davis durchfuhr es im selben Moment wie ein Blitz. „Ken! Ken ist der DigimonKaiser!“ Natürlich. Er kannte ihn doch, seine Stimme, sein Gesicht! „Du hast recht … Aber warum?“, murmelte Yolei hilflos. „Warum ist er wieder zu einem Tyrannen geworden?“ „Das ist doch ganz klar“, meinte Davis überzeugt. „Weil Deemon auch seine Erinnerungen manipuliert hat! Wir hatten doch plötzlich alle ganz andere Ansichten, wie diese Welt aussehen sollte! Warum sollte er dann nicht glauben, dass er noch in der Haut des DigimonKaisers steckt?“ „Das stimmt nicht“, erklang plötzlich eine andere Stimme. „Ken hat sich erinnert.“ Ein Tumult war an der Westseite der Front entstanden. Davis erkannte, dass Verstärkung gekommen war – aber es dauerte ein wenig, ehe er seine Erinnerungen weit genug auseinanderdividieren konnte, um zu begreifen, dass es Nachschub aus dem Dornenwald war. Wizardmon führte etliche Pflanzen- und Vogeldigimon an, und vom Rücken eines Sunflowmons sprang eben T.K. auf den nassen Boden. „T.K!“ Kari lief sofort erleichtert in seine Richtung, dann schien sie sich an irgendetwas zu erinnern und blieb auf halbem Weg stehen. T.K. warf ihr einen Blick zu. „Du bist allein? Was ist mit Klecks?“ Kari schien verlegen. „Er … wurde verletzt. Beim Kampf um das Fort.“ „Verstehe.“ Er ging einfach an ihr vorbei zu den anderen. „Ken war der Einzige, der wusste, was in der DigiWelt wirklich geschehen ist. Deemon hat ihn in ein höllisches Spiel gezogen, und er war als Einziger in der Lage, die DigiWelt zu retten.“ Gerade so ausführlich, wie es nötig war, erzählte T.K. ihnen, was er von Ken gehört hatte. Anschließend berichtete er in Stichworten, wie er selbst von Marodeuren gefangen und ins Giga-Haus verschleppt worden war, wie sie ihn wieder hatten laufen lassen und wie er auf dem Weg durch die Ebene schließlich Wizardmons Reserveheer begegnet war. Das alles hörte Davis kaum noch. „Das darf doch wohl nicht wahr sein …“, murmelte er fassungslos. „Oh, der arme Ken!“, stöhnte Yolei auf. „Und wir haben ihn die ganze Zeit bekämpft und für unseren schlimmsten Feind gehalten!“ Kari schien auch betrübt. „Ihr kennt ihn. Er muss schrecklich darunter gelitten haben.“ „Verdammt, wir haben echt gegen unseren Freund gekämpft!“ Davis hatte das Verlangen, gegen irgendetwas zu treten, aber hier in dem Reisfeld gab es nichts, woran er sich hätte abreagieren können. „Dabei hätten wir ihm helfen müssen! Wir sind doch ein Team! Verdammt, das werde ich Deemon nie verzeihen!“ „Ich habe mich mit ihm geschlagen“, murmelte Yolei beschämt. „Ich hab mich mit Ken geprügelt, obwohl er einfach nur vernünftig mit mir reden wollte.“ „Du bist nicht die Einzige.“ Matt sah T.K. aus ernsten Augen an. „Ich habe meinen eigenen Bruder nicht wiedererkannt. Ich kann gar nicht mehr sagen, was ich alles … Tut mir leid.“ „Mir auch“, murmelte Davis, der sich an ihren Kampf in Santa Caria erinnerte. „Entschuldigungen bringen uns jetzt nichts“, sagte T.K. hart. „Außerdem konntet ihr ja nichts dafür“, versuchte Kari schnell, die Worte zu entschärfen. „Deemon hat eure Erinnerungen manipuliert.“ „Das entschuldigt trotzdem nichts.“ Tai starrte mit zerfurchter Stirn auf das Knäuel aus Finsternis, das über den nördlichen Reisfeldern waberte. „Moment mal!“, rief Yolei plötzlich und wandte sich an Kari und T.K. „Was ist mit euch? Habt ihr euch etwa an alles erinnert?“ Die beiden wechselten einen betretenen Blick, dann erzählte Kari von ihren Erlebnissen. Offenbar hatte Deemons finsteres Werk sie beide nicht betroffen. In dem Moment kamen Mimi und Michael durch die Linien der Digimon gelaufen. Die Gekomon baten Mimi sofort, sich wieder in die Pagode zurückzuziehen, doch sie hörte nicht auf sie. „Ich schätze, euch geht es plötzlich genauso wie uns beiden?“, fragte sie zur Begrüßung. Sie war die Einzige, der die königliche Kleidung stand, fand Davis. T.K. setzte zu einer Erklärung an, aber sie schnitt ihm das Wort ab. „Sag nichts. Ich möchte es vielleicht gar nicht so genau wissen.“ Sie deutete auf das schwarze Brodeln unter dem Nachthimmel. Immerhin sah es nicht so aus, als würde es sie demnächst angreifen. „Wir sind wieder hier, um die DigiWelt zu retten, oder? Und dafür müssen wir das Ding da bekämpfen, hab ich nicht recht?“ „Darauf läuft das ganze Grübeln wahrscheinlich hinaus, ja.“ Sora lächelte immer noch. Es war, als wäre sie noch nie so erleichtert gewesen, trotz allem, was sie als Schwarze Königin getan hatte. „Es ist Deemon“, berichtete Kari. „Deemon? Das Digimon, gegen das ihr im Westend-Viertel gekämpft habt?“ Die anderen nickten. Zu Davis‘ Überraschung rümpfte Mimi die Nase. „Naja, ist auch egal, welches Scheusal es ist. Besiegen müssen wir es so oder so. Selbst wenn ich all das nur geträumt habe, ich lasse es sicher nicht näher an meine Stadt herankommen!“ Wizardmon, das sich mit Agunimon beraten hatte, trat heran. „Wir verstehen noch nicht wirklich, worüber Ihr Euch unterhaltet, und ich fürchte, es würde zu lange dauern, es uns zu erklären. Aber wie dem auch sei, wir folgen demjenigen, den wir zu unserem König gekrönt haben, denn ihm vertrauen wir. Was sollen wir nun tun?“ „Ja, was sollen wir tun?“, fragte Sora unbehaglich. Tai schwieg immer noch. „Ich weiß, was ich tue“, sagte T.K. und sprang wieder auf Sunflowmons Rücken, nachdem er ihm zugenickt hatte. „Ich gehe Ken suchen. Er hat etwas, das mir gehört. Als wir hergekommen sind, ist ein Airdramon auf das fremde Digimon zugeflogen. Ich bin mir sicher, das war Ken.“ Dann flog das Sonnenblumendigimon auch schon davon. Plötzlich zuckte Yolei zusammen. „Das hätte ich ja fast vergessen – Ken ist draußen in den Reisfeldern, wir sind alle hier … Wo ist Cody?“ Nun war es an Davis, zusammenzuzucken. Er zog scharf die Luft ein. Erst als er die Momente Revue passieren ließ, erkannte er, wer der Junge in der Festung gewesen war. „Ich … Wir haben gegen ihn in der Festung gekämpft! Er war auf Kens Seite! Verdammt, wenn wir nur gewusst hätten …“ „Und die Festung“, fügte Matt hinzu, „ist zerstört worden.“ Bestürzt starrten ihn die anderen an. „Was? Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist!“, stieß Yolei aus. Kari verkrampfte die Hände zu Fäusten. „Hallo, Leute!“, rief plötzlich jemand – diesmal aus der anderen Richtung. „In dieser Nacht scheinen sich alle möglichen Menschen zusammenzufinden“, stellte Agunimon schnaubend fest. Davis fuhr herum, und ihm fiel ein Stein vom Herzen. „Cody!“, rief er aus. „Musstest du unbedingt bis jetzt warten, um einen coolen Auftritt zu bekommen?“ Etwas anderes fiel ihm nicht ein, um seine Erleichterung zum Ausdruck zu bringen. Cody sprang von einem Airdramon, das eben in der Nähe landete. An seinem Gürtel baumelte immer noch dieses goldene Schwert. Hinter ihm stiegen weitere DigiRitter ab, außerdem kam noch ein Snimon angeflogen, auf dem ein blondes Mädchen saß. Sie alle liefen zu Davis und seinen Freunden herüber. „Könnt ihr mir sagen, was hier los ist?“, fragte Cody statt einer Begrüßung. Er war relativ gefasst, aber das sah ihm ähnlich. „Eben noch habe ich geglaubt, ihr wärt meine Feinde – und plötzlich weiß ich wieder, dass wir Freunde sind?“ Während die anderen ihm die Lage erklärten, ließ Davis den Blick über die internationalen DigiRitter schweifen. Es war die Gruppe, die sie in Kens Festung befreit hatten. Immerhin einen erkannte er nun wieder: Steve, einen DigiRitter aus New York. Yolei, Kari, Matt und Sora schienen weitere von ihnen zu kennen und stellten sie als Laura, Mina, die drei Gebrüder Hoi und Chichos vor. Ein anderes Mädchen hieß Yuehon, und als Tai Katherine begrüßte, schlich ein Schatten auf sein Gesicht. Sogar Nadine war dabei – das Mädchen, von dem Oikawa einst eine Blume der Finsternis geerntet und das später ironischerweise das Banner einer Schwarze Rose gewählt hatte. Sie stand etwas abseits und schien nicht erpicht auf ein Gespräch. Und noch jemand stieß zu der Gruppe. Digimon fluchten, schimpften und spuckten, doch mit einigen aufgeregten Drohgebärden schufen Arukenimon und Mummymon einen Durchgang für Oikawa. Davis konnte es nicht glauben, dass er auch hier war, obwohl er schon gegen ihn gekämpft hatte. „Du hast sie also alle in Sicherheit gebracht, Cody? Ein Glück“, sagte der Mann. Die anderen schienen ebenso überrascht. „Was machen Sie denn hier? Sind Sie nicht tot?“, rief Yolei und schlug sich dann beschämt die Hand vor den Mund. Er nahm es ihr nicht übel. „Meine Geschichte kann warten.“ Er wandte sich wieder an Cody, der in seiner Gegenwart plötzlich verlegen wirkte. „Wie kommst du hierher?“ „Naja, ich …“ Der Junge schluckte. Seine Hand wanderte unbewusst zum Griff seines Schwerts, dann zuckte sie zurück. Cody schien zu beschließen, dass er es seinen Freunden erzählen sollte. „Als sich in der Wüste etwas gerührt hat, sind wir aus der Festung geflohen. Wir haben an der Küste eine Höhle entdeckt, in der wir uns versteckt haben. Der DigimonKaiser … Ich meine, Ken hat uns dann angefunkt und gesagt, wir sollten dort bleiben, damit Arkadimon – das Schwarzturmdigimon, das er erschaffen hat – nicht auf uns aufmerksam wird.“ Katherine ergriff das Wort. Sie sprach in der Sprache, die sie alle plötzlich beherrschten und die Deemon wohl für besseres gegenseitiges Verständnis in der DigiWelt installiert hatte. „Ich habe ihm gesagt, dass wir uns nach Little Edo durchschlagen sollten, weil ich dort Freunde habe. Das heißt, mein Floramon hatte … in dieser Welt … ihr wisst schon. Der Edelfreie, bei dem ich gelebt habe, war ab und zu bei ShogunGekomon zu Gast.“ „Ken wollte aber nichts davon wissen“, fuhr Cody fort. „Es klang für mich so, als hätte er selbst vor, nach Little Edo zu reisen und dort gegen euch zu kämpfen, und als wollte er mich dort nicht dabei haben. Er hat gesagt, wir sollen in der Wüste bleiben.“ „Und du bist trotzdem gekommen?“ Davis hob die Augenbrauen. „Sieht dir gar nicht ähnlich.“ Codys Gesicht verfinsterte sich. „Ich hatte das Gefühl, ihm helfen zu müssen. Ständig wollte er mich bemuttern, aber ich kann sehr wohl auf mich selbst aufpassen. Und die anderen wollten auch nicht untätig in einer Höhle herumsitzen. Also haben wir einen Weg gesucht, nach Süden zu kommen. Dabei habe ich das gefunden.“ Stolz präsentierte er das DigiArmorEi des Wissens. Davis stieß einen Pfiff aus. „Es war in der Höhle. Mit Digmon haben wir ein paar Türme in Ufernähe zerstört, dann konnten Tatums und Lauras Digimon digitieren, und wir sind auf Airdramon und Snimon die Küste entlang und dann durch das Schneisental geflogen.“ „Dann wart ihr wohl nur knapp hinter uns“, sagte Tai. Sie waren von Antaylamon zu dem Wachposten beim Ölbohrturm gebracht worden, von wo aus sie die Unimon eskortiert hatten. „Mensch, Cody“, meinte Davis grinsend, „du bist ja ein richtiger Anführer geworden!“ Cody verzog das Gesicht. „Ich bin ja auch kein kleines Kind mehr.“ In dem Moment tauchte Sunflowmon wieder aus der Finsternis auf, und T.K.s Stimme schallte zu ihnen herüber. „Hey! Kommt schnell – ich brauche eure Hilfe!“ Davis strengte seine Augen an und erschrak bis ins Mark, als T.K. versuchte, einen reglosen Ken von Sunflowmons Rücken zu heben.     Als er kühles Wasser auf seiner fiebrigen Stirn spürte, schlug Ken die Augen auf. Um sich herum sah er seine Freunde. Zuerst hielt er sie für einen Traum, dann erschrak er und versuchte instinktiv, von ihnen wegzukriechen. „Alles in Ordnung. Wir erinnern uns.“ Davis‘ Stimme. Wo war er? Was war geschehen? Sein Körper war ein einziger Schmerz, fast war es, als stünde er in Flammen. Seine Haut spannte und tat weh, und er roch verbranntes Haar. Dann wusste er es wieder. Deemon war zurückgekehrt. Nichts ist in Ordnung. Davis kniete neben ihm auf einem der grasbewachsenen, festgetretenen Pfade, die die Reisfelder um Little Edo durchzogen. Erschöpft blickte Ken in die Gesichter von Yolei, Kari, T.K, Cody, Tai, Matt, Sora, Mimi, Izzy, Joe, Michael, Oikawa, der anderen DigiRitter … Sie sahen ihn mitleidig an. Willis war auch hier, doch er wich seinem Blick aus. Er stemmte sich hoch. Wenn Cody noch lebte … und die anderen auch … Er suchte nach Nadine, doch er konnte sie nirgends entdecken. „Wie geht’s dir?“, fragte Davis mit rauer Stimme. Ken entdeckte Tränen in den Augen seines besten Freundes. Er zwang sich zu einem Lächeln. „Nicht der Rede wert“, behauptete er. Selbst seine Kehle fühlte sich verbrannt an. Seine Kleidung war an zahllosen Stellen verkohlt oder so verbrannt, dass wunde, hellrosa Haut darunter hervor schimmerte. „Doch“, schniefte Davis. „Es ist der Rede wert! Warum hast du nicht versucht, uns alles zu erklären? Warum hast du nur so getan, als wärst du der Böse in diesem Krieg?“ „Ich habe es versucht“, murmelte Ken. „Aber so waren die Spielregeln.“ „Du hättest das nicht allein tun müssen“, sagte Tai. Die Augenklappe ließ sein Gesicht finster wirken. „Wir sind doch Freunde, oder?“ Kens Blick glitt weiter zu den Sternen. „Hoffentlich“, flüsterte er. „Aber ich habe die Hoffnung verloren.“ Die anderen schwiegen. Ken hörte, wie jemand – ein Digimon – etwas zu Tai sagte, und dieser meinte impulsiv: „Das kommt nicht in Frage! Der Erste, der ihn anrührt, bekommt es mit mir zu tun! Wir wurden alle getäuscht! Ken ist nicht der DigimonKaiser, er ist ein Held, der eure Welt schon einmal gerettet hat!“ Ken hörte, wie eine Diskussion aufbrandete. Er fühlte sich melancholisch, hätte am liebsten geweint, doch selbst seine Tränen schienen in dem heißen Wind verdampft zu sein. Endlich hatte er seine Freunde zurück … und dabei konnte er sich selbst nicht mehr als ihren Freund betrachten. Yoleis Gesicht schob sich über seines. „Alles wird gut, Ken“, sagte sie, die Stirn weinerlich in Falten gelegt. „Es tut mir so leid, was wir alles … Ich meine …“ „Hör auf“, murmelte Ken tonlos. „Was?“ „Hör auf. Ihr braucht euch für nichts zu rechtfertigen. Ihr wusstet es nicht besser. Ich habe es besser gewusst. Und trotzdem habe ich euch wie den letzten Dreck behandelt. Ich habe euch eingesperrt, angekettet, bekämpft, in Lebensgefahr gebracht. Ich habe ein Digimon mit einer Seele erschaffen und sterben lassen. Ich habe Tausende Digimon auf dem Gewissen und eine Bestie wie Arkadimon erschaffen. Ich habe …“ „Halt endlich den Rand“, knurrte Willis plötzlich. Schmerz war in seine Augen getreten. „Sag gefälligst nicht, dass wir uns nicht entschuldigen sollen. Nimm gefälligst nicht die ganze Schuld auf dich, hörst du? Ich kenne dich zwar nicht, aber ich hab dir am meiste Unrecht von uns allen getan! Ich habe dich beschuldigt, mein Digimon auf dem Gewissen zu haben, und dafür habe ich dein Wormmon getötet … und dich auch beinahe. Überlass es uns, dir zu verzeihen. Sag mir lieber, ob du mir das je verzeihen kannst!“ Ken schluckte. Er ließ den Kopf wieder ins angenehm kühle Gras sinken und schloss die Augen. „Ich war … nie jemandem von euch böse.“ Wenn er so darüber nachdachte, stimmte es. „Ken ist ein guter Mensch“, sagte Sora sanft. „Und wir sind alle DigiRitter“, fügte Tai hinzu. „Ein Team.“ Sollten sie mir so einfach vergeben? „Mimi“, sagte Ken und drehte den Kopf in ihre Richtung. Noch immer fühlte er sich nicht kräftig genug, um aufzustehen. „Was ist mit dir? Auch wenn Deemon dir diese Erinnerungen eingepflanzt hat – Little Edo muss für dich wie eine Heimat gewesen sein. Und ich habe sie dir einfach weggenommen.“ „Wie du siehst, hat mich das nicht aus der Bahn geworfen“, gab sie selbstbewusst zurück und stemmte die Hände in die Hüften. „Ich habe dich wirklich gehasst, das gebe ich zu. Das war genauso real. Aber wie Sora gesagt hat, du bist ein guter Mensch. Und du hattest gute Gründe. Bessere als bei deinem ersten Versuch, DigimonKaiser zu sein.“ Sie lächelte. „Und du hast immerhin verhindert, dass ich Matt geheiratet habe.“ „Ach ja?“, fragte Matt mit einem schiefen Grinsen. „Hat er das? Wenn ich mich recht erinnere, haben wir geheiratet, Frau Ishida.“ Ein paar der anderen lachten. Ken wollte ebenfalls lächeln, doch es wollte ihm nicht gelingen. Wie lange würde es wohl diesmal dauern, bis er wieder zu lachen lernte? Ein heißes Rauschen, als Deemons Schattengestalt einen neuen Feuergeysir ausstieß, ließ sie verstummen und brachte die Schwermut zurück. Alle betrachteten das Wesen, das immer mehr wie Deemon aussah, größer, als es je gewesen war. „Was meint ihr, warum hat es uns nicht schon längst angegriffen? Warum bewegt es sich nicht?“, fragte Sora. „Ich glaube, es versucht, mit Arkadimon zu verschmelzen“, analysierte Izzy. „Bis die Vereinigung abgeschlossen ist, wird es uns vielleicht in Ruhe lassen.“ „Und es dauert sicher eine ganze Weile, bis es ein derart riesiges Digimon verdaut hat“, meinte Matt trocken. „Das heißt, wir haben noch etwas Zeit“, führte Joe den Gedanken zu Ende. „Es tut mir leid“, murmelte Ken betreten. „Ich habe alles versucht, um es zu besiegen … Aber letztendlich war es umsonst. Ich hätte Arkadimon nie benutzen sollen, um Deemon in die DigiWelt zu ziehen.“ „Das würde ich so nicht sagen“, meinte Matt sofort. Ken sah ihn verwirrt an. „Du hast T.K. doch erzählt, dass Deemon übermächtig und unbesiegbar geworden wäre, wenn es zu lange hinter der Feuerwand geblieben wäre, richtig? Seine momentane Gestalt ist also definitiv schwächer. Solange es nicht vollständig mit Arkadimon verschmolzen ist, haben wir vielleicht eine Chance, es zu vernichten.“ Matt warf Izzy einen Blick zu. „Oder was meinst du?“ Izzy massierte sein Kinn. „Das könnte gut möglich sein.“ „Etwas anderes, als zu kämpfen, bleibt uns sowieso nicht übrig“, sagte Tai entschlossen. Ken merkte plötzlich, wie sehr er seine Freunde vermisst hatte. Wäre da nur nicht sein Gewissen – oder viel eher die Leere, die an dessen Stelle getreten war. „Und was sollen wir tun? Es einfach angreifen?“, fragte T.K. „Es hat sich bereits einen großen Teil von Arkadimon einverleibt“, murmelte Ken. Immer mehr von Deemons wahrer Gestalt, nur hundertfach vergrößert, drang durch den schwarzen Schlamm. Die Masse war wie Salbe, die langsam einzog. „Vielleicht sollten wir versuchen, Kontakt mit Gennai aufzunehmen“, schlug Izzy plötzlich vor. „Er wird wissen, was zu tun ist.“ „Ich fürchte, die Mühe können wir uns sparen“, meinte Kari. „Er hat uns auch nicht erkannt, schon vergessen? Deemon hat die ganze DigiWelt umstrukturiert. Gennai ist ein Teil von ihr. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass er dieses Mal Rat weiß.“ „Aber wir erinnern uns doch auch wieder!“, rief Davis. „Das ist, weil ihr erst hierhergerufen wurdet, als die DigiWelt bereits verändert war“, sagte Gatomon. „Die Digimon aus dem Nordheer sehen Ken doch immer noch als Feind.“ „Aber unsere Digimon … Ihr erinnert euch doch auch?“ Davis betrachtete Chibomon, das nickte. „Vermutlich, weil wir an unsere Partner gebunden sind“, erwiderte Gatomon. „Was auch immer der Grund ist, ich glaube auch nicht, dass Gennai uns helfen kann.“ „Na toll“, sagte Yolei mutlos. „Das wird ja immer besser!“ „Unsere Digimon sind leider auch nicht in der Verfassung, schon wieder zu kämpfen“, meinte Matt bitter. Tsunomon in seiner Hand blinzelte schweigsam, als hätte es das Sprechen verlernt. „Sie müssten erst ein halbes Dutzend Mal digitieren, um gegen Deemon anzukommen.“ „Nicht alle. Einige von uns können immer noch kämpfen!“, sagte Gatomon. Es wies auf das versammelte Heer. „Und so viele Digimon stehen diesmal hinter uns! Ich bin überzeugt, dass wir es mit vereinten Kräften schaffen!“ „Trotzdem wäre mir wohler zumute, wenn wir Omnimon zurückhätten“, murmelte Tai. Cody hatte plötzlich eine Idee. „Was ist mit Azulongmon und den anderen drei Digimon-Wächtern? Azulongmon hat uns doch schon einmal seine Kraft geliehen, damit unsere Digimon digitieren konnten!“ „Azulongmon und die anderen drei wurden versiegelt“, murmelte Ken. „Genau wie Apocalymon und die Meister der Dunkelheit hat auch Deemon es geschafft, sie außer Gefecht zu setzen. Ich fürchte, sie werden erst wieder aufwachen, wenn wir Deemon besiegt haben.“ „Also auch nichts“, murmelte Tai düster. „Ich gebe nicht so einfach auf!“, sagte Davis. „Wenn Azulongmon uns nicht helfen kann, was ist dann mit den Lichtern, die es ausgesät hat?“ Codys Gesicht hellte sich auf. „Ich erinnere mich. Es hat Lichtsamen anstelle der Heiligen Steine gepflanzt, und irgendwann sollten sie deren Platz einnehmen! Und die Heiligen Steine trugen Azulongmons Macht in sich und haben uns auch beim Digitieren geholfen – denkt nur an Angemon!“ „Was meinst du?“, fragte Tai Izzy. „Dasselbe wie vorher: Wir haben keine Wahl, als es zu versuchen.“ „Und wo sollen wir diese Lichter finden?“, fragte Kari. „Diese Version der DigiWelt entspricht nicht mehr ganz der, die wir kannten.“ „Ich glaube, da kann ich euch helfen“, sagte Willis zur Überraschung aller. „Wenn ihr dieselben Lichter meint wie ich, dann weiß ich, wo sich eines davon befindet. Ich habe dadurch mein Goldenes DigiArmorEi zurückbekommen. Wir müssen nur die Ebene überqueren. Mit einem Gigadramon sollte das nicht allzu lange dauern.“ Verstehe, dachte Ken. Darum war er sich plötzlich erneut Rapidmon gegenübergestanden. „Ist ja klasse, Willis!“, jubelte Davis. „Worauf warten wir dann noch?“ „Okay“, sagte Tai. „Matt, Davis, Willis und ich fliegen los und suchen Azulongmons Licht. Wenn wir dadurch erreichen können, dass unsere Digimon wieder digitieren, haben wir viel bessere Chancen.“ Er sah Botamon in die Augen, zu dem sein Digimon nach Arkadimons Attacke geworden war. „Wir warten hier auf Euch“, sagte Wizardmon. „Es sei denn natürlich, Ihr habt andere Anweisungen.“ Tai überlegte einen Moment. „Allerdings. Ihr helft mit, alle Digimon, die nicht kämpfen wollen oder können, aus Little Edo zu schaffen. Diesmal lauert keine Horde Schwarzturmdigimon auf uns, oder?“ Die Frage war an Ken gerichtet, der nickte. Er gab Oikawa und Arukenimon ein Zeichen, damit sie das Signal zum sofortigen Rückzug aller Turmdigimon sendeten. Er ließ diese Quellen dunkler Macht am besten gar nicht erst in Deemons Nähe. „Entschuldigt“, sagte Mina, das indische Mädchen. „Was können wir tun? Wir sind auch DigiRitter.“ Tai ließ den Blick über ihre internationalen Gefährten und deren Digimon schweifen. „Diejenigen, die kein Digimon hier haben, tun am besten gar nichts. Das wäre viel zu gefährlich. Und die anderen … sollten sich besser auch zurückhalten.“ „Wir sollen einfach hier warten?“, empörte sich Yolei. „Was wollt ihr denn sonst tun?“ Izzy machte wieder eine nachdenkliche Miene. „Ganz einfach. Bis du und die anderen zurückkommt, sollten wir versuchen, Deemon zu schwächen.“ „Wie soll das gehen?“, fragte Michael. „Deemon ist noch nicht komplett mit Arkadimon verschmolzen. Es kann sich vielleicht nicht so gut verteidigen. Dieser schwarze Schlamm, der seinen Körper umspannt – wenn ich mich nicht täusche, ist er das, was von Arkadimon übrig ist. Es sieht von hier vielleicht so aus, als würde sich Deemon daraus hervorkämpfen, aber ich glaube, tatsächlich saugt es ihn Stück für Stück ein und nimmt damit Arkadimons Kräfte auf. Wenn wir es schaffen, diesen Schlamm von ihm fernzuhalten oder ihn irgendwie zu vernichten, kann Deemon nicht so mächtig werden, wie es gerne möchte. Je schwächer es bleibt, desto besser.“ „Dann werden wir auch dabei helfen“, sagte Agunimon und schlug die Fäuste gegeneinander, dass Funken flogen. „Es sollte einfach sein, gegen Schlamm zu kämpfen.“ „Aber wird das funktionieren?“, warf T.K. zweifelnd ein. „Damals im Westend-Viertel konnten wir Deemon nicht einmal verletzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir mit gewöhnlichen Attacken Erfolg haben können.“ „Doch, ich glaube, es ist machbar“, sagte Izzy. „Der schwarze Schlamm ist möglicherweise aus demselben Material wie die Schwarzen Türme, aus denen Arkadimon bestand. Vermutlich nehmen sie nur flüssige Form an, weil Deemon sie absorbiert. Es ist quasi ein anderer Aggregatzustand. Kann das stimmen, Ken?“ Ken hob nur die Schultern. Er wusste es nicht. „Wenn meine Theorie stimmt, ist der Schlamm nichts anderes als Schwarze Türme. Und wir haben früher schon Türme mit Armor- oder Champion-Digimon zerstört. Ich glaube, es wird funktionieren. Wir sollten zumindest versuchen, es so weit zu schwächen, dass unsere Mega-Digimon leichteres Spiel haben.“ „Gut, machen wir es so“, bestimmte Tai kurz entschlossen. Ken hatte das Gefühl, dass seine Zeit als Drachenkönig seinem Anführerbewusstsein einen Schub versetzt hatte. „Eines dürft ihr aber nicht vergessen“, schärfte der junge Mann den anderen ein. „Deemon ist möglicherweise immer noch unglaublich stark. Ihr müsst höllisch aufpassen. Ein Fehler, und es kann mit euch vorbei sein.“ Er stutze, als die anderen ihn angrinsen oder lächelten. „Man könnte meinen, du hast vergessen, wer wir sind“, meinte T.K. „Wir wissen, worauf wir uns einlassen. Du brauchst dir nicht mehr Sorgen als üblich zu machen“, bekräftigte Joe. Tai starrte sie an, dann grinste auch er. „Also gut. Wir beeilen uns.“ Ehe sie zu dem Gigadramon gingen, sagte er zu Agunimon: „Für euch gilt das Gleiche. Tut nichts Unüberlegtes.“ Agunimon schien nicht zu wissen, worauf es sich einließ. „Es ist nur ein Digimon“, sagte es, „und wir sind das Heer des stolzen Nördlichen Königreichs. Ihr scheint uns zu unterschätzen.“ „Nein“, sagte Tai und kletterte neben Matt, Davis und Willis auf Gigadramons Helm, „du unterschätzt Deemon.“ Dann flogen sie davon, und die übrigen DigiRitter machten sich daran, ihren Plan auszuführen. Den letzten, den sie in diesem langen Kampf um die Vorherrschaft der DigiWelt schmieden würden. Ken saß da und fühlte … gar nichts. Keine Reue mehr, diese Pflicht war getilgt. Keine Angst, keine Hoffnung, keine Freude. Nur den Schmerz und die Leere. Er hatte seine Pflicht erfüllt. So gut er konnte. Aber war es genug? Oder war Deemon trotz allem zu mächtig geworden?   We have a chance And we’re holding back the moment When the morning comes The battle will be won (Primal Fear – All for One) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)