RaA - Rescue - Rache an Ash von MiyaToriaka (Originalversion nach Franzy S.' Manuskript) ================================================================================ Kapitel 2: Geständnisse? (10.02.2007) ------------------------------------- Kapitel 2 - Geständnisse? (10.02.2007) Nun war es nach dieser Aktion doch schon mehr als nur dunkel geworden. Es würde nicht mehr lange dauern und es würde hell werden. Jetzt noch schlafen? Natürlich hätten das die beiden nur allzu gerne getan, denn wenn sie gegen Team Rocket bestehen wollten, mussten sie ausgeruht sein. Nun ja – aber wie sollte man nach so einem Erlebnis auch schlafen können? Misty war sich eigentlich sicher, dass Ash mit seinem gesunden Schlaf auch keine Probleme hatte, einzuschlafen, zumal das für ihn wohl eh nichts Aufregendes war. Genau. Misty glaubte immer noch, sie würde ihm ja doch nichts bedeuten… Ash bekam natürlich von diesen Gedanken nichts mit. Wie auch? Er war selbst zu sehr beschäftigt, seinen eigenen nachzuhängen und dann war da noch dieser verdammte Schlafsack, der irgendwie falsch eingepackt war und sich somit irgendwie – weiß der Himmel wie das ging – quasi mehrmals um sich selber gewickelt war und er ihn entwirren musste. „Mist elender!“ Sonst war Ash eigentlich ein eher geduldiger Mensch und fluchen war überhaupt nicht sein Ding, aber er hatte gerade so seltsame Gedanken, die noch mehr mit seinen Gefühlen vermischt wurden und er sich auf nichts anderes mehr konzentrieren konnte. Misty schaute etwas erschrocken zu ihm rüber. „Hast du gerade was gesagt?“ „Nein, nichts“, schmollte Ash und schmiss verbittert den Schlafsack weg. Misty sah das etwas mit Verwunderung, denn sie war schon längst fertig und lag auch schon seit etwa einer halben Stunde in ihrem eigenen. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie ihn die ganze Zeit beobachtet hatte. Errötend drehte sie sich langsam auf die andere Seite und hoffte, dass er es nicht bemerkte. Als Ash nach etwa zehn Minuten immer noch nicht flach lag, wurde es ihr doch zu bunt. Dass es allein an ihr lag, dass sie nicht einschlafen konnte, verwarf sie mit einem Mal, stand auf und ging zu Ash, der etwa zehn Meter von ihr weg war und immer noch vor sich hinschimpfte. „Gib mal her!“, meinte Misty etwas genervt, schaute sich das Wirrwarr erst einmal sorgfältig an, dann begann sie es nach weniger als einer Minute auseinanderzuzwirbeln. „Hier.“ Mit einem Lächeln reichte sie Ash den Schlafsack. „Klar, jetzt wo ich schon das Wichtigste gemacht habe, kommst du und machst den einfachen Rest“, meckerte Ash gespielt beleidigt. Misty blies verärgert die Backen auf. „Ein einfaches ‚Dankeschön’ hätte es auch getan!“ Ebenfalls beleidigt (auch etwas gekränkt) wendete sie sich von ihm ab und ging zu ihrem Schlafplatz. Ash schaute ihr etwas verwundert hinterher. So hatte er das doch gar nicht gemeint. Es sollte doch nur ein Spaß sein! Wieso muss sie nur immer so empfindlich sein…, seufzte er in sich rein. Nachdem er Misty etwas entschuldigend nachgeschaut und ihr zugesehen hat, wie sie sich auf den Boden knallte und in ihren Schlafsack kroch, bewegte er sich schließlich doch dazu, noch mal zu ihr zu gehen. So ein Idiot! Da möchte man ihm helfen und er… Misty fragte sich ernsthaft, ob diese Depressionsphase wohl nie bei ihr enden würde. Schon seit Wochen trug sie den Gedanken mit sich herum, dass sie wohl für immer in Ash verliebt sein würde, aber ihm selbst nicht einmal ihre Freundschaft etwas bedeuten würde. Da war es auch kein Wunder, dass sie selbst in so einer Nacht wie dieser nicht einmal annähernd versuchen würde, ihm alles zu gestehen… Sie konnte einfach nicht. Sie war sich eben sicher, dass, wenn sie bei ihm blieb, sie wohl immer unglücklich bleiben würde und nur immer wieder mit ihren Gefühlen kämpfen müsste. Sie war es leid. Und sie war sich sicher, sie würde Ash schon sehr bald alleine lassen. – Ja genau, sobald sie ihre Pokémon wieder hätte, würde sie zurückgehen. Verbittert streifte sie sich eine kleine Träne aus dem Gesicht, die wohl auf Grund der Gedanken mal wieder in ihre Augen gekommen war. Wieso tat ihr das nur so weh? Plötzlich schreckte sie zusammen. Ash hatte dumpf seinen Schlafsack direkt neben dem Ihren fallen gelassen. Normalerweise würde sie jetzt aufspringen und ihn anschreien – jedoch… dieses Mal konnte sie nicht. Ganz langsam drehte sie den Kopf ein Stück in seine Richtung und sah auf den Schlafsack. Erst danach blickte sie kurz nach oben. Da stand er, direkt vor ihr, sie konnte ihn schwer atmen sehen, aber er bewegte sich keinen Zentimeter. „Was – ist denn jetzt schon wieder?“, fragte sie zögernd, versuchte aber eigentlich zickig zu klingen, jedoch war ihre Stimmung im Moment derart angefressen, dass sie nicht einmal mehr das konnte. Ash antwortete ihr nicht. Immer noch schaute er sie entschuldigend an. Er beobachtete sie. Und er wusste sehr wohl, dass sie das merkte, denn immer hin folgte sie jedem seiner Blicke ganz genau. Auch konnte er sehen, dass Misty ein sehr mulmiges Gefühl haben musste, denn sie war von dem Augenblick an, indem sich ihre Blicke trafen, erstarrt. Es muss schon eine Weile vergangen sein, dass sie sich nur ansahen. Ash merkte wohl, wie die Spannung zwischen ihnen immer größer wurde, aber dennoch konnte er sich nicht bewegen. Vielleicht war es das, nach dem er sich immer gesehnt hatte. Einfach mal nur so dastehen und starren – starren auf jemanden, den er schon seit fünf Jahren seine beste Freundin nannte. Nun, vielleicht war es nicht das, weswegen er auf sie starrte, aber dieser Moment tat ihm irgendwie verdammt gut. Warum konnte er sich selbst nicht erklären. Wieso war das wohl so? Warum brachte sie ihn jedes Mal zu einem Lächeln, auch, wenn sie sich gestritten hatten und jeder dem anderen in dem Moment am liebsten eine verbraten würde? Auf einmal geschah es wie von selber. Ash ließ sich sitzend auf seinen Schlafsack nieder, schaute Misty immer noch an, die seiner Bewegung, ebenso seinem Tun genauestens und starr nachgeschaut hatte. Ash war zwar kein Pokémonbeobachter wie Tracey, aber komischerweise fiel es ihm bei Misty sofort auf, dass dieser nach seiner Handlung der Atem etwas schwerer geworden war. Vorsichtig, wie als hätte er ein wildes Pokémon vor sich, das er nicht verscheuchen wollte, schob sich Ash auf seine Knie, ohne Misty dabei aus den Augen zu lassen, die eigentlich immer noch bis auf ihren Kopf noch von ihm weggedreht war. Danach verstrichen erneut ein paar unbedeutende Minuten, doch auf einmal (und das ganz vorsichtig) hob Ash seinen rechten Arm. Misty zuckte ein wenig. Sie schloss den Mund. Schluckte. Und ihr Gedanke, den sie sich eben sofort wieder aus dem Kopf schlagen wollte, wurde plötzlich real. Ash berührte sanft ihr Gesicht, auch als sie es ein Stück aus Überraschung abwendete. Nun hörte Ash ihre Atmung deutlich. Als er mit seiner kleinen Streicheleinheit von Mistys Wange wieder abließ, sah er sie mit großen Augen an. „Was hast du denn?“ Misty schaute in zwei mit Sorge gefüllten Augen. Solche, die sie bisher nur beobachten konnte, wenn Ash Angst um seinen besten Freund hatte. Immerhin war Pikachu das allerwichtigste für ihn auf der ganzen Welt, doch jetzt – galt das jetzt wirklich ihr? Versehentlich, eher reflexartig rückte Misty ein Stück weg, setzte sich dabei sogar ein wenig auf, doch sie selbst merkte von alldem nichts, zu sehr war sie mit ihren Gedanken beschäftigt. Ash stutzte etwas. „Du hast doch wohl keine Angst – vor mir? Ich bin’s doch bloß.“ „Vielleicht gerade deswegen“, murmelte Misty etwas, als sich ihre Haut ein wenig zu röten begann. Sie wusste nicht, ob Ash es gehört hatte. „Das mit vorhin tut mir Leid. Ich hab’s wirklich nicht so gemeint, das musst du mir glauben.“ Vorhin? Misty hatte schon alles vergessen. Im Moment war sie von ihm ganz und gar eingenommen, was interessierten sie da solch dumme Geschichten von vorhin? Als Misty ihm schon wieder nicht antwortete, begann Ash mit einem Mal die Ruhe zwischen ihnen zu brechen. Mit kräftigen Handbewegungen unterstrich er nun seine Worte und Gefühle. „Mensch, was soll ich denn noch machen, damit wir uns endlich einmal wie richtige Freunde gegenüber verhalten können? Erst folge ich dir durch den Wald, dann ‚baden’ wir mehr oder weniger noch miteinander, haben Spaß und nur wegen so einer Dummheit, die nur passiert ist, weil ich meinen Schlafsack nicht richtig zusammenfalten kann, sind wir jetzt wieder so zerstritten! Ich versteh nicht, wie das immer passieren kann, wenn man davor noch so stark zueinander gehört…“ Abrupt beendete Ash sich selbst. Er hatte keine Ahnung, was er gerade bei sich und vor allem bei Misty damit auslöste. Genau genommen war ihm das momentan auch egal – er mochte nur eines nicht. Eine der wichtigsten Freundschaften verlieren, die er aus menschlicher Sicht je gehabt hatte. Und wirklich. Misty war baff. Ihr Mund stand enorm weit offen und ihre Augen zeigten dermaßen Verwunderung, wie sie es bei sich selbst wahrscheinlich noch nie gesehen hatte. Heimlich fasste sie sich selbst einmal an den Arm und testete, in welchem Film sie gerade war. Sie überlegte es sich jedoch kurzerhand wieder anders. Wage lenkte sie ihren Kopf Richtung Boden und fasste sich zögernd an ihre Wange. Ja – sie fühlte tatsächlich etwas… „Hast du es den ernst gemeint?“ „Was?“ Irritiert starrte sie wieder zu Ash. Dieser verzweifelte Blick. „Was hab ich nur getan…?“ „Hm?“ Verwundert schaute nun er sie an. „Sch-schon gut!“ Wild fuchtelte sie mit den Händen, beruhigte sich aber schnell wieder. „Aber was meinst du mit, ob ich es ernst gemeint habe?“ Wieder errötete sie leicht. Und warm wurde es ihr auch – dabei war es doch so kalt heute Nacht. „Na, vorhin im Wasser, als wir…“ Ash beobachtete sie. Es dauerte nicht lange, bis er es bemerkte. „Oje, tut mir leid!“ Schnell sprang er auf zu seinem Rucksack und schnappte sich seine Decke, die er sonst immer unter seinen Schlafsack legte. Statt dies aber zu tun, gab er sie Misty, legte sie um ihre Schultern. Diese sah ihn nur verdutzt an. „Ash, was…“ „Meinetwegen ist dir kalt. Wegen mir wirst du vielleicht krank, das möchte ich nicht!“ „Weil es sonst deine Schuld wäre?“ „Nein!“, zischte er sie an. „Weil ich nicht möchte, dass dir etwas passiert!“ Am liebsten würde Misty ihren Kopf jetzt gegen einen Baum stoßen. Sie war sich ganz sicher, noch nicht eingeschlafen zu sein, aber es gibt ja angeblich Tage, wo man das selber nicht merkt. Jedoch andererseits waren ihre Träume sonst auch nicht so warm und aufregend. Sie waren ihr normalerweise nie so nah, dass sie auch jede Berührung spüren konnte, zumindest nicht so intensiv. „Warum?“ Ash spürte unmittelbar einen Kloß im Hals und er hielt die Luft an. Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. „Du bist so anders… Ist es, weil Pikachu nicht da ist und du niemanden hast, mit dem du reden kannst?“ Ashs Augen wurden kleiner. Er wollte das nicht hören. „Er fehlt dir, nicht wahr? Und ich soll dich trösten. Denkst du denn, dass ich das kann? Ich bin mir sicher, ich kann Pikachu nicht ersetzen. Aber… vielleicht…“ Mit jedem weiteren Wort von Misty krümmte sich Ash immer weiter zusammen. Letztendlich verdeckte er auch seine Augen, fasste sich an die Arme. Sie hatte doch keine Ahnung wie verloren er sich im Moment vorkam! Was das für ein Schmerz in ihm war. Die Sorge und die Gewissheit, dass er nicht da war. Die Ungewissheit, was mit ihm gemacht wird. Was passierte, wenn er nicht da war, wenn er ihm nicht helfen konnte! Das machte ihn alles so fertig. Er wollte das nicht. Aber seine Worte waren zugeschnürt. Er konnte ihr das Wort nicht abschneiden, aber… Was war das? Ihm wurde so warm. Seine Augen öffneten sich und ließen das angesammelte salzreiche Wasser plötzlich los. Er musste mit zittrigem Atem tief Luft holen. Dass er kurz laut schluchzte, bemerkte er gar nicht und selbst wenn, wäre es ihm egal, denn seine Aufmerksamkeit und sein momentanes freies Gefühl galt einem anderen Ereignis. Zwei Arme umschlungen sanft seinen Körper und er spürte einen anderen dicht an seinem. Schüchtern hob er den Kopf und lehnte seinen Kopf auf Mistys linke Schulter. War das etwa ihre wahre Art ‚Es tut mir Leid’ zu sagen? Aus Misty kam kein einziger Mucks heraus und doch, Ash merkte, dass es ehrlich war und vor allem, dass das, was eben geschehen war, sie mehr Überwindung gekostet hatte als alles andere, was sie je zuvor getan hatte. „Misty…“ Es klang eher wie eine Maus, aber Ash wollte so gerne sprechen. Doch irgendwie… „Ich kann Pikachu vielleicht nicht ersetzen“, flüsterte Misty mit schwerem Ton und ihre Stimme war etwas tiefer als sonst, vielleicht weil ihre Nase zu war, „aber ich kann wenigstens versuchen, dafür zu sorgen, dass du deinen Mut und deine Aufrichtigkeit nicht verlierst, bis wir ihn wieder gefunden haben. Und du kannst dir sicher sein, ich lasse keinen von euch beiden im Stich, denn Pikachu ist ebenso mein kleiner Freund, kapiert?“ Ashs Brustkorb ging einige Male schnell bergauf und bergab. Er bewegte den Kopf dazu, sein Gesichtsausdruck erhellte sich mit jeder Sekunde und die Emotionen wurden derartig stark, dass er Misty mit einer explosiven Kraft plötzlich stark umarmte und sich vollends in sie einkuschelte. Zuerst wusste Misty nicht, wie ihr geschah, aber sie hatte das Gefühl, dass es Ash ein wenig besser ging. „Ash, ich…“ „Ich bin mir ganz sicher. Du wirst mich nicht enttäuschen.“ Misty erschrak abrupt. Woher wusste Ash, was sie eben sagen wollte? Oder – war das nur ein riesen großer Zufall? Mit einem Mal löste sich Ash von Misty. Mit neuer Energie strahlte er ihr erleichtert ins Gesicht. „Zusammen können wir alles schaffen! Und egal, was passiert, wir bleiben für immer zusammen! Das bleiben wir, ganz sicher! Immerhin“, Ash legte (wohl unabsichtlich) seine Hände um Mistys Arme, „sind wir die allerbesten Freunde, die es gibt und – bisher haben wir alles durch gestanden, auch, wenn wir uns manchmal am liebsten in der Luft zerrissen hätten.“ „Ja, aber…“ „Du kannst sicher sein, egal, was passiert, dich werde ich auch niemals im Stich lassen. Dazu hab ich dich viel zu gern.“ Ein strahlendes Kinderlächeln. So hatte Misty Ashs Lächeln immer in Erinnerung gehabt, vielleicht, weil sie all die Jahre aufgehört hatte, in sein jetziges Gesicht zu sehen, weil es sie nur geschmerzt hatte. Doch jetzt… Er war wirklich älter geworden. Reifer. Vernünftiger. Ernster – ein wenig. Mehr hätte sie auch niemals gewollt, denn das wäre nicht der Ash, den sie mochte, gerade weil er sich von anderen so stark unterschied und heraushob. Kurz löste sie ihren Blick von seinem, beobachtete heimlich kurz die Position, in der sie sich befanden, so kniend auf seinem Schlafsack, der eine dem anderen direkt gegenüber, seine Hände an ihren Oberarmen – und dieses sanfte Lächeln. Zu guter letzt auch seinen ausgesprochenen Satz, der Misty am liebsten in den siebten Himmel verbannt hätte. Doch so pessimistisch wie sie war, glaubte sie nicht daran. Träume gingen nun einmal nicht in Erfüllung… Nicht für sie. Da sie sich sicher war, dass sie schlief, hob sie den Kopf wieder, schaute ihn verträumt an und strich ihm leicht über die Haare. Wie sie sich anfühlten. So weich, voll und angenehm. Sie waren jetzt Pechschwarz und der Mond spiegelte sich ein wenig in Blau in ihnen. Er verlieh ihm einen wunderschönen Schimmer, wie sie meinte, und streichelte den Schopf entlang. Noch nie war sie ihm so nah, nicht einmal, wenn sie in eine sehr enge kleine Falle von Team Rocket gefallen waren und einer versehentlich auf dem anderen landete. Und hier hatten sie so viel Platz um sich herum und doch waren sie so eng beisammen. Es war zu schön. Ash beobachtete verdutzt Mistys Handeln. Ihm wurde unglaublich heiß und gleichzeitig bekam er einen kalten Schauer über den Rücken. Ihre Berührungen hinterließen auf seiner Haut angenehm warme und erfüllte Stellen. Auch, als ihr Zeigefinger seine Lippen streifte. Er musste kurz schlucken, schloss die Augen und fragte sich, ob er träumte und was Misty mit und aus ihm machte. Er fühlte sich ganz anders als sonst. Völlig anders. Und er wollte es. Langsam und überzeugt legte er seinen Kopf auf ihre Schulter, lehnte seine linke Wange sogar an die ihre, schloss wieder die Augen und begann sie sanft zu streicheln. Zuerst nur sanft an ihren Oberarmen, dann aber ging seine rechte Hand in die Richtung ihrer linken und mit seiner linken Hand durchstreifte er ihre orangenen Haare. Sie waren unglaublich weich, sanft und voll. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass dieser starr aussehende Haarschopf derartig weich sein konnte. Naja, um so was hatte er sich bisher auch nie Gedanken gemacht, wieso tat er es jetzt also? Und wieso – so fiel ihm auf einmal in all der Sinnlichkeit auf – war Misty so ruhig? Kein bisschen Gemecker, keine schnellen Bewegungen und keine einzige Zickengeste. Vielleicht war es ihm auch egal. Vielleicht freute er sich darüber. Und doch, so war sie eben. Und genau so mochte er sie, gerade weil sie ihren eigenen Kopf hatte, sich nicht so übertrieben modern anzog und sich auch nicht schminkte. Sie war natürlich, genau so, wie er es liebte. Und sie blieb sich treu. Auf keinen Fall wollte er, dass sie sich änderte. Sie sollte für immer so bleiben und wenn, dann nur für ihn. – Was dachte er da eigentlich?! Ash öffnete ein wenig verschüchtert und langsam die Augen. Er war sich doch nicht mehr so sicher, ob er nur träumte. Vielleicht war das alles… oder er hatte… hatte er wirklich? „Misty, bist du ok?“ Aufgeschreckt sah sie in Ashs Armen vor sich hin. Er umarmte sie immer noch so warm und seine zärtlich sanften, fast nicht spürbaren Berührungen haben sie wohl alles um sich herum vergessen lassen. „Em – ja, wieso nicht?“ „Ich – mein ja nur…“, kam es schüchtern aus ihm heraus. Es war das erste Mal, dass er selbst merkte, wie er rot wurde. „Ist das denn für dich ok?“ „Was meinst du?“ „Na, das… dass ich dich so einfach berühre…“ Weiter fiel ihm nicht ein. Fürs Erste zumindest. „Naja, es ist etwas ungewohnt, dass ich es plötzlich so intensiv spüre, aber in meinen Träumen machst du das doch immer so…“ Ash bekam große Augen und musste sich beherrschen jetzt nichts Falsches zu sagen. „Ich möchte dir deine klare heile Welt wirklich nicht vermiesen, Misty, aber du bist wach…“ „…!“ Mit einem Mal riss Misty die Augen auf. Wie als wurde ihr mit diesen Worten eine Schlinge um den Hals gelegt, erstarrte sie zu einer Salzsäure. „He, alles ok mit dir?“ Etwas rüttelte er an ihr, nachdem er sie sanft an den Hüften genommen hatte. „Misty? Misty, atme wieder!!“ Jetzt schüttelte er sie aus Panik, nahm sie vor sich und starrte sie erschrocken an. Misty ihn ebenso, wenn nicht noch geschockter. „Bitte, verzeih mir, das hab ich nicht gewollt…!“ Allmählich sammelte Misty sich wieder. Ihre Augen entspannten sich ganz langsam und wurden etwas gläsern. „Schon gut, du kannst ja nichts dafür…“ Mit diesen Worten verließ ihr Blick den seinen. „Es wäre auch zu schön gewesen…“ „Nicht, was redest du denn da?“ Ash war schon am Verzweifeln. Mit solchen Situationen kannte er sich nun wirklich nicht aus. Plötzlich hob Misty den Kopf und brachte Ash zum Erstarren. Sie weinte und schaute ihn dabei so sehnsüchtig an. Jetzt könnte sie es ihm sagen, es wäre doch sowieso egal. Wieso konnte sie nur nicht? Weil sie ihn nicht verlieren wollte? Gerade WEIL er für sie einfach mehr war als nur ein guter Freund? Warum nur? Ash kam sich so unglaublich schuldig vor, obwohl er überhaupt nicht wusste, warum. Er hatte Misty noch nie so kaputt und kraftlos gesehen. Dass sie ihm in diesem Zustand überhaupt noch in die Augen sehen konnte, empfand er als unglaublich selbstbewusste Stärke, jedoch… „Wieso tust du mir das an? Warum jetzt auch noch in Echt?“ Ash war so überrumpelt, dass er darauf jetzt überhaupt nichts erwidern konnte. Er hatte keine Ahnung in was für einer Welt Misty sich momentan befand und er konnte nicht einschätzen, was sie jetzt wirklich ernst meinte und was sie nur sagte, weil es ihr danach war. „Ich kann doch auch nichts dafür, dass ich so denke. Ich kann doch auch nichts dafür, dass ich so fühle! Das eben war gerade so wunderschön – und ich weiß doch ganz genau, dass es nicht wahr sein kann!“ „Nicht…“ Ash legte beide Hände an Mistys Wangen. „Nicht weinen. Sonst muss ich mitmachen und das ist echt kein schöner Anblick. Ich wünsche mir dein Lächeln, das, das ich schon immer kannte und das du mir auch immer so strahlend präsentiert hast, das, was andere Jungs dazu gebracht hat, mich eifersüchtig zu machen. Beschimpf mich, wenn es dir gut tut, zisch mich an, aber bitte weine nicht! Und vor allem verschweige nichts, was du nachher bereust. So kann ich dir nicht helfen.“ Peinlich berührt streifte er ihr die Tränen aus dem Gesicht. Die Verwunderung in Mistys Augen machte ihm wieder etwas Hoffnung und das Schöne war, als er ihr ein Lächeln schenkte, kam kurze Zeit später das Ihre zurück. Es war ein langer Tag und egal, ob das jetzt ein Traum war oder nicht, er würde wohl nicht vorbei sein. Ash griff hinter Misty und zog die Decke, die er vorher über sie gelegt hatte zu sich. Kurz schüttelte er sie in voller Länge aus, dann bedeckte er damit sich und Misty. „Komm.“ Ohne auf ihre Reaktion und ihre Meinung zu warten zog Ash Misty zu sich mit auf den Boden. Beide Köpfe lagen nun auf dem Kopfkissen seines Schlafsacks und er deckte sie vollends zu, legte einen Arm um sie. „Mach dir keine Sorgen über das, was war, sondern denk an das, was kommen wird. Und vergesse niemals: Wir bleiben zusammen, egal, was passiert. Versprichst du mir das?“ Auch wenn Misty gerade mehr verwirrt war, als je zuvor, so nickte sie schüchtern. „Ich – verspreche es dir, Ash…“ Daraufhin streifte er ihr noch einmal leicht den Pony aus dem Gesicht. „Schlaf gut.“ Dann schloss er langsam die Augen, dicht gekuschelt an sie. „Du auch…“ Sie tat es ihm gleich, nachdem sie ihn noch wenige Momente beobachtet hatte. Aber… „Bist du noch wach?“ „…“ Ein Seufzen war zu hören. „Ja…“ „Tut mir Leid, dass ich dir solche Probleme mache.“ „Tust du doch gar nicht.“ Ash lächelte, aber es war zu dunkel, als dass Misty das hatte erkennen können. „Warum machst du das alles für mich? Früher da…“ „Das ist Vergangenheit. Ist es verboten, sich zu verändern?“ „Nein, natürlich nicht. Aber so plötzlich – da kann man schon ein mulmiges Gefühl kriegen…“ „Da hast du Recht.“ „Ich hab Recht... – Wow, ich hab Recht?“ Misty legte sich auf den Rücken und beugte den Kopf in Ashs Richtung. Nun drehte er sich auch auf den Rücken, ließ somit von ihr ab. „Ich kann mir gut vorstellen, dass du dich gerade etwas verraten fühlst. Du denkst wahrscheinlich, ich bin nur so ‚anhänglich’, weil Pikachu nicht mehr da ist und du auch nicht die ganze Zeit Togepi mit dir rumschleppen musst – aber das ist nur die halbe Wahrheit, Misty.“ „Verraten fühle ich mich nicht direkt – aber wie in einem Traum…“ „Weil wir nebeneinander liegen? Ich dachte immer, gute Freunde vertrauen sich…“ „Doch, doch, natürlich vertraue ich dir! – Aber ich kann es mir nicht vorstellen.“ „Was?“ „Unter einer Bettdecke zusammen zu liegen, ohne dass man…“ Misty hält inne. Sie möchte nicht weiter sprechen. „Ohne, dass man was?“ Ash drehte sich seitlich zu Misty, stützte seinen Kopf auf seine linke Hand, deren Ellbogen auf dem Boden ruhte. „Du weißt schon!“, meinte Misty peinlich berührt etwas gereizt. „Nein, weiß ich nicht!“ „Und ich dachte, du wärst älter geworden…“ „He, was soll das denn jetzt wieder?“ Verärgert sah er weiter auf. „Wie soll ich schlauer werden, wenn du mir nie was erklärst?“ „Ich glaube nicht, dass wir zusammen sind“, ließ es Misty nun doch raus. Beide liefen rot an. Zum Glück konnte der jeweils andere das durch die Dunkelheit nicht sehen. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“ „Na, wenn uns jetzt so jemand sehen würde – derjenige würde doch denken, wir wären zusammen.“ „Nur, weil wir nebeneinander liegen?“ „Nein…“ Misty schüttelte den Kopf. „Nicht NUR deswegen…“ Ash versuchte Mistys Blick zu sehen. Vorsichtig legte er seine Hand auf ihre Wange und wendete somit ihren Kopf ihm zu. „Weshalb dann?“, fragte er im Flüsterton, dabei war sein Kopf vielleicht zehn Zentimeter von dem ihren entfernt. Misty machte plötzlich etwas, das sie sich außerhalb der Dunkelheit nie trauen würde. Sie legte ihre Hand an die seine, die auf ihrer Wange ruhte. Ash ließ das kurz stutzen, aber innerlich erfreute ihn das ersichtlich. „Wir kuscheln – doch immerhin gerade irgendwie… Und vorhin im Wasser waren wir die ganze Zeit beieinander… sogar als du mich gerettet hast, hast du mich in den Arm genommen und getröstet… Ich glaube nicht, dass das ‚gewöhnliche, nur gute Freunde’ tun würden, meinst du nicht?“ Ash sah Misty ehrlich in die Augen. Er musste zugeben, dass diese Worte ihn zum Nachdenken brachten. Aber er und Misty – zusammen? Durfte er das denn? Durfte man seine allerbeste Freundin plötzlich mehr als nur ‚gern’ haben – sogar mögen? „Aber es ist egal…“ Misty lächelte plötzlich unglaublich glücklich und rutschte ganz nah an Ash heran. Dieser war darauf nicht gefasst und wartete erst mal ab, was als nächstes geschehen würde. „Es ist mir egal, weil ich dir für all das sehr dankbar bin und ich möchte – dass du das weißt. Und ich bin dir – wirklich mehr als dankbar, dass ich deine Freundin sein darf und bei dir sein. Das ist alles, was für mich zählt.“ „Ach, Misty…“ Ash legte seine Stirn gegen die ihre und lächelte glücklich. „Ich muss dich korrigieren. Du bist nicht meine Freundin…“ Misty riss die Augen auf und starrte ihn geschockt an. „… sondern meine allerbeste“, fügte Ash noch hinzu und gab ihr einen klitzekleinen, fast unspürbaren Kuss auf die Stirn. Misty blieb fast das Herz stehen. Sie konnte es nicht glauben, was da eben passierte. Sie schloss einfach die Augen, schlang ihre Arme um Ashs Körper und drückte sich erneut fest an ihn. Bald würde die Sonne aufgehen und die aufregende Nacht würde in einen noch aufregenderen Tag übergehen, wie Ash und Misty bald feststellen sollten… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)