RaA - Rescue - Rache an Ash von MiyaToriaka (Originalversion nach Franzy S.' Manuskript) ================================================================================ Kapitel 5: Leere Augen (01./02.07.2007) --------------------------------------- Kapitel 5 - Leere Augen (01./02.07.2007) „Falls du sie befreien möchtest, würde ich mich an deiner Stelle beeilen, das heißt, falls du sie so wieder sehen möchtest, wie du sie kennst.“ Unweigerlich hallten die Worte von Jesses in Ashs Kopf weiter und quälten ihn noch mehr. Immer weiter fiel er in sein schwarzes Loch und hatte kein Gefühl mehr für Raum und Zeit. Alles schien ihm zu Ende, alles sinnlos, alles einfach nur irreal. Er wollte aufwachen! Aufhören zu träumen! Er wollte leben! – Aber es ging nicht… Team Rocket machte ihn zu sehr fertig, als dass er an irgendetwas anderes denken, geschweige denn an etwas anderes, wie zum Beispiel ein Wunder, glauben konnte. Misty… Verdammt! Wieso habe ich dich losgelassen? Wieso habe ich auf dich gehört? Warum verdammt habe ich dieses einzige eine Mal auf dich gehört?! Wieso nicht schon früher? … - Ja… Warum eigentlich nicht schon viel früher…? Pikachu beobachtete immer noch, wie Ash sich zusammen gekauert auf den Boden stützte und nicht versuchte zu weinen. Er bemerkte deutlich, wie er verbissen diese herunterschluckte und sich auf heftige Art und Weise versuchte, sich gegen Team Rockets gehässiges Gelächter und ihre Lügen zu sträuben. „Pika pi…“ Pikachu verstummte bei dem Versuch Ash wieder aufzumuntern nach den ersten zwei Worten. Er konnte es nicht fassen, was in jenem Moment geschah. Ashs Augen sahen so leer aus, so kalt – so hoffnungslos. Und sie wässerten. Immer mehr löste sich sein Selbstbewusstsein in dieser Leere auf und schien ihn von innen heraus aufzufressen und vollkommen in Besitz zu nehmen. „Pika pi, Pikachu!!“ Ash nicht!! Pikachu stürzte sich auf seinen Trainer, sprang ihm mit mehr als nur besorgten Blicken auf den Rücken und schrie ihn schon fast an. Jedoch konnte das alles nichts aufhalten. Die Tränen flossen bereits in Strömen aus seinen Augen, die zarten Wangen hinab und prallten auf dem frisch bewässerten Boden auf. Verschwanden darin. – Wie Misty in Team Rockets Fängen. Direkt vor seinen Augen. Einfach so. „Ich hab sie allein gelassen“, hörte Pikachu Ash bruchstückweise murmeln. Seine Stimme klang halb heißer, andererseits einfach nur schwer eingeschüchtert. „Ich hab sie ihrem Schicksal überlassen… Unserem Schicksal… Warum hab ich sie nur geopfert…? Wieso bin ich nur so ein Idiot?!“ „Pika pi, Pikachu pika, PIKA?!“ Ash, du darfst dich nicht aufgeben, hörst du?! Pikachu wollte nicht aufhören daran zu glauben, dass Ash wirklich aufgeben würde. Nein, das würde er niemals tun! Und warum, zum Tauboss noch mal, sollte er das wegen Team Rocket tun? Wegen diesen Versagern, die sie doch so oft besiegt hatten und die sie auch dieses Mal wieder… Nur wie…? „… Pika…“ Einen Augenblick. Pikachu blickte auf einmal auf, als hätte es einen Geistesblitz. Was hatte es da gerade gesagt? „PIKA!!!“ Hell funkelten seine braunen Augen auf, glitzerten und bekamen eine derartig starke Aura, dass man sich sicher sein konnte, dass Pikachu eine Lösung gefunden hatte, wie sie Team Rocket auch ohne Ashs Poké-Freunde überlisten und überfallen konnten. Keck sprang es von dem depressiven Ash, lief etwa zehn Meter vor ihn, richtete sich auf. „Pika pika!!!“ Ash zuckte zusammen. Pikachu merkte deutlich, dass er allmählich Ashs Aufmerksamkeit wieder bekam. „Pika PIKA!“, bemerkte es nun mehr als laut. Wieder bewegte Ash seinen Kopf ein Stückchen weiter Pikachu zu. Dieses Wortspiel wiederholte sich ein paar Mal bis Pikachu es geschafft hatte, Ash derartig aufzurichten, so dass er in dessen Richtung blickte. Daraufhin streckte Pikachu Ash wütend die Zunge raus und zog mit der kleinen Pfote sein rechtes Lid herunter, dass Ash ihn schon fast beleidigt anschaute. „Machst du dich etwa über mich lustig, weil ich mir Sorgen mache?!“, schaute er ihn grimmig an und richtete sich auf die Knie, die Faust zeigend. „Das ist alles andere als komisch, Pikachu! Misty ist unsere Freundin! Wir dürfen sie nicht im Stich lassen, also hör auf so einen Müll von dir zu geben. Du bist doch sonst nicht so…“ Verwirrt schüttelte Ash ein wenig seinen schwarzen Haarschopf. Pikachu war noch nie so komisch, schon gar nicht in so hochernsten Situationen, die alles andere als ulkig oder zum Lachen waren. „Pi-kaaaa…“ „GNN!“ Ash knirschte die Zähne zusammen. Pikachu wollte doch nicht etwa…?! „… CHUUUUU!“ Und doch. Pikachu hatte Ash einen gewaltigen Donnerblitz verpasst, dass er nun vollkommen auf seinem Rücken zu Boden fiel. „Pikachu, pika pikachu, Pikachu pi!!“ Dass wir Misty helfen müssen, habe ICH schon lange verstanden und wenn du zu feige bist, sie da rauszuholen, dann mache ich das eben alleine! Ich bin schließlich ihr Freund! Daraufhin rannte Pikachu mit einem beleidigten und verärgerten Blick tief in den Vertania Wald hinein. Ash, der sich nach dieser Aktion sofort wieder gefangen hatte und dadurch komplett Team Rockets Gespräch in Gedanken unterschlagen hatte, sprang schnell wie der Blitz auf und folgte Pikachu sauer. „Na warte, Pikachu, wenn ich dich erwische! Das werde ich dir mein Leben lang nicht verzeihen! Wie kannst du nur denken, Misty sei mir egal? Wie kannst du nur behaupten, dass ich NICHT ihr Freund wäre?! Du weißt ganz genau, dass ich sie sehr gern habe und niemals allein lassen würde!! Pikachu!! Hörst du mir überhaupt zu?!“ Pikachu DACHTE nicht einmal daran, anzuhalten. Und WIE er ihm zuhörte, das konnte Ash sich gar nicht vorstellen. Innerlich grinste Pikachu genüsslich, wobei er nach außen hin immer noch die beleidigte Leberwurst spielte und sich nicht weich zu klopfen schienen ließ. Jetzt hatte er Ash genau da, wo er ihn haben wollte. Er folgte ihm wie ein braves Evoli. Während Ash Pikachu Kilometerweit durch den dichten Wald und das kratzige Gestrüpp über Stock und Stein, Büsche und Bäume folgte, bemerkte er allmählich, wie er wieder anfangen wollte zu weinen. Doch warum nur? Er war doch schon lange nicht mehr der 10-jährige kleine Junge, den Pikachu kennen gelernt hatte. Der immer gleich losheulte und naiv durch die Gegend zog, seinen Dickschädel hatte und sich nichts sagen ließ. Nein, eigentlich dachte er, er wäre inzwischen älter geworden und vielleicht auch ein wenig vernünftiger, aber… Er konnte einfach nicht. Ash musste sich für einen Moment fallen lassen. Die Äste und Zweige, die ihm durch die ganze Tour ins Gesicht gefegt waren, hinterließen allmählich ihre Spuren. Sanft und fast unspürbar vermischte sich das frische Blut in seinem Gesicht mit kleinen zarten Tränen. Er spürte, wie sie seine Wangen erneut entlang rannten, ihn kurzzeitig sanft streichelten, ihn irgendwo abwuschen und dann sich ihren Weg nach unten bahnten. „Misty…“ Mehr brachte er nicht über seine Lippen. Er bemerkte es nicht einmal selbst, dass er es hörbar aussprach. Dass seine Gedanken Realität wurden. Zitternd hob er seine rechte Hand, die linke stützte seinen auf den Knien verlagerten Körper am Boden. Vorsichtig berührte er sein Gesicht. – Das, das Misty am Tag zuvor berührt hatte. Das aller erste Mal. So nah. So warm. So – unbegreiflich, unbeschreibbar schön… Und diese Gedanken… Solche, die er nie zuvor hatte. „Was hast du mit mir gemacht… Was hast du nur mit mir gemacht, Misty…?“ Einen winzigen Moment musste er sanft lächeln. Dieses Herzklopfen und diese warmen Gedanken waren neu, unerfahren… Sie sollten ihm Angst machen – jedoch verliehen sie ihm Kraft und auch ein Gefühl von Geborgenheit. Brauchte sie ihn denn? Hoffte die vielleicht nach all dem doch, dass er zu ihr eilen und ihr zu Hilfe kommen würde? Oder dachte sie womöglich, er solle beim Teufel bleiben und sich nicht mehr unter ihre so wunderschönen blau-grünen Augen trauen? „Es tut mir so Leid…“ Ganz langsam richtete Ash seinen Oberkörper auf, besah seine mit ein wenig Blut beträufelten Hände, die noch ganz warm waren und er doch allmählich spüren konnte, wie sie die Kälte erfuhren. Seine Wunden waren ihm egal. Er bemerkte sie ja nicht einmal. Vielmehr verwundete er sich selbst, seine Gedanken, die ihn daran erinnerten, was er Misty für Wunden zugezogen hatte. Wunden, die keiner sehen konnte. Wunden, die jedoch er und vor allem sie spüren konnten. Wunden, die nur da waren, weil er existierte. „Was ist das nur für ein Gefühl? Ich kenne es nicht… Wieso mache ich mir nur solche Sorgen um dich? Wo bist du? Geht es dir gut? Was haben sie mit dir gemacht?!“ Mit einem Mal kniff er die Augen zu, biss erneut die Zähne zusammen, streckte den Hals starr gen Himmel und schrie alles aus sich heraus. Er wollte nur schreien. Er konnte nur schreien. Er konnte nur flehen – um Hilfe. „MISTY!!!“ „Prrr!“ Ash zuckte zusammen und erschrak zutiefst, riss seine rot geschwollenen braunen Augen auf und starrte in den Himmel, den er gerade noch angefleht hatte, er möge ihm doch helfen. „… Was?“ Ashs Brustkorb bewegte sich schnell auf und ab. Das Wort wisperte er nur, starrte gebannt auf den riesengroßen Schatten, der sich vor der Nachmittagssonne frech ausbreitete und ihn nach und nach einhüllte. Was hatte das zu bedeuten? Sollte er weglaufen? Sollte er einfach sich seinem Schicksal überlassen – so wie Misty? Nein! Das durfte er nicht! Er musste Misty da rausholen. Niemals durfte er sich aufgeben, solange diese Bürde noch auf ihm lag und diese Aufgabe in Kauf nehmen und bewältigen musste. Zum ersten Mal gezielt sprang er angespannt auf und stellte sich dem Schatten entgegen. Ich werde nicht weglaufen. Nicht noch einmal! „Prrr!“, ertönte es erneut. „Pika pi!“ „… Was?“ Schon wieder. Ash glaubte, er würde nun endgültig verrückt werden. War das Pikachu? Das konnte doch nicht sein! Pikachu war doch eben noch vor ihm gewesen – außerdem war es klein und konnte erst recht nicht fliegen. Jedoch musste Ash weder sein Leben lassen, noch an seinem Verstand zweifeln. Als sich der Schatten aus der Sonne erhob und sich graziös auf der Erde nieder ließ, ließ Ash verdutzt die angespannten Schultern fallen und sah in die Augen eines sehr guten alten Freundes. „Pikachu!“, grinste Pikachu und klopfte beherzt auf den Rücken des beachtlich großen Vogelpokémons, auf welchem er Platz genommen hatte. „T-Tauboss…“ Ash wusste nicht, ob er nun heulen oder seinem guten alten Freund um den Hals fallen sollte. Er entschied sich für Letztes mit einem überaus erleichterten Lächeln auf dem Gesicht. Voller Tränen rannte er an den Hals des weichen Pokémons und vergrub seinen Kopf sanft und mit Wohlwollen in ihm. „Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung? Mann, ist das lange her!“ Glücklich schaute er in sein Gesicht und Tauboss breitete seine Schwingen mit einem freudigen Krächzen aus. „Das ist schön.“ „Pikachu pika, Pikachu pi, Pika pi“, berichtete Pikachu lächelnd und mit erfreulichem Quicken. Ash sah daraufhin zuerst Pikachu erstaunt und dann Tauboss an. „Du bist wirklich hier, um uns zu helfen?“ „Prrr!“, nickte Tauboss entschlossen und sah Ash an. „Dann hat Pikachu dir also alles erzählt? Weißt du denn, wie gefährlich das ist? Was ist mit deinen Freunden? Du kannst sie doch nicht einfach hier zurücklassen.“ Tauboss lächelte nur. Man sah ihm deutlich an, wie er Ash zureden wollte, dass er sich darüber absolut keine Sorgen zu machen bräuchte. Ash war sich trotzdem nicht sicher, ob das eine gute Idee war. Natürlich war er froh, dass seine Freunde ihn jederzeit und tatkräftig unterstützen wollten, aber er wollte nicht, dass dadurch andere in Gefahr kämen. „Tauboss, ich…“ „Pikachu, pika!“ Ash sah sein aufgewecktes Pokémon nur halb treu an. Er war mit seinen Gedanken bereits wieder ganz woanders. „Pika pi, Pikachu pika, pika.“ Nun hab dich nicht so, Ash, los, steig auf! „Aber ich…“ „Prrr.“ Ohne großes Wenn und Aber schnappte sich Tauboss Ashs Weste und schleuderte ihn auf diese Art und Weise auf seinen Rücken. „WAAH!“ Flach landete Ash auf Tauboss’ Rücken. Ein Glück, dass dieser ohnehin wie ein Federbett bekleidet war, sonst hätte er sich wahrscheinlich nicht nur den Rücken verrenkt. „Aua! … - Was habt ihr vor? Ihr könnt doch nicht…“ „Pika!“, funkelte Pikachu seinen besten Freund an. Ash schluckte. So eigensinnig hatte er Pikachu wirklich nur erlebt, wenn ihm etwas mehr als nur wichtig war. „Pikachu…“ „Pikachu pika, pikachu pi pika pi.“ Mach dir keine Sorgen, Ash. Wir schaffen das schon. Tauboss und ich haben alles im Griff, du wirst schon sehen! Wieder streckte er ihm kurz gespielt die Zunge raus, nur dieses Mal wusste Ash, dass er es auch nur so meinte. „Ach, Pikachu…!“ Ash nahm sein kleines Mauspokémon glücklich in den Arm. „Du bist einfach der Beste!! Es tut mir so leid, dass ich vorhin…“ „Pikachu pikaaa…“ Fang jetzt aber bitte nicht schon wieder an mit flennen, beglupschte Pikachu ihn eindringlich und doch lachte er vergnügt als Ash ihn nach so langer Zeit endlich einmal wieder durch schmuste. „Nein!“, lachte Ash deutlich reger. „Bestimmt nicht.“ Dann sah er zu Tauboss, der sich bereits in die Lüfte erhob. „Und dir danke ich natürlich auch, alter Freund. Ihr seid echt der Wahnsinn!“ „Prrr!“ Während Tauboss das Lob nur allzu gerne vernahm, ließ er laute Vogelschreie von sich, die durch den gesamten Vertania Wald schallten. „Hm?“ Gebannt schauten Pikachu und Ash nach unten und beobachteten wie der Wald zu leben begann. Unter ihnen wurde es plötzlich schwarz. Die Bäume wurden komplett von etwas verdeckt, was rasend schnell auf sie zukam. Erschrocken zuckten die beiden zusammen. Tauboss jedoch musste sich ein fettes Grinsen verkneifen. Von allen Richtungen erschallten plötzlich allerhand Vogelpokémongeräusche, die von Groß und Klein ausgingen. „Das – das sind…“ Ash schaute um sich. Der Himmel war bedeckt mit zig Exemplaren von Taubsis, Taubogas, Habitaks und Ibitaks. „Tauboss, was hat das zu bedeuten? – Sind die alle meinetwegen hier?“ Tauboss nickte gezielt und ruhig. Sein Blick sagte eindeutig, dass seine Freunde ihm beistehen würden, in allem, was er täte, genau so, wie Pikachu und er es gerade bei ihm täten. „Du meinst, sie kommen mit in die Vertania City Arena?“ Wieder bekam er ein bestätigendes Nicken von seinem Freund, der bereits mit seinen vielen Kumpels über Vertania City einflogen. „Vielen Dank…“, murmelte Ash, dessen Stimme nun viel lauter wurde, als er sich an alle wandte, die um ihn waren. „Ich danke euch allen vielmals!“ „Prrr.“ Du hast damals ihnen geholfen, ihren Frieden zu finden. Jetzt helfen sie dir. „Ich pack’s nicht…“ Ash war fassungslos. Er konnte es noch gar nicht fassen, wie viel Unterstützung er bekommen hatte und das, obwohl er heute schon so viele falsche Dinge gesagt und getan hatte. Mit diesem Gedankenzug waren seine Gedanken plötzlich weit weg von dem Gezeter und Geschrei links, rechts, unter und über ihm. Nicht weit hinter Vertania City entdeckte er ein riesengroßes Kuppelähnliches Gebäude, das fast einen halben Kilometer Länge so wie Breite betrug und quasi das gesamte Naturbild ins Nichts tauchte. Misty… Bitte warte auf mich. Ich möchte alles dafür geben, alles dafür tun, dass es dir gut geht und dass wir wieder zusammen sein können! Ich möchte, dass du eine Gelegenheit findest, mir zu verzeihen… „Los, Tauboss! Da unten sitzt der Übeltäter!“ Pikachus Augen funkelten. Er hatte seinen Ash wieder. Endlich war sein alter Kumpel wieder auf seinen eigenen Beinen. Die Tatsache zu wissen, dass er nicht mehr alleine einen Kampf bestreiten musste, sondern dass er Unterstützung und Mut in anderen wieder gefunden hatte, machte ihn erneut unbesiegbar und mutig. Es würde nicht mehr lange dauern und Ash und Pikachu würden dem Abschaum gegenüberstehen, der Misty all das angetan hat und der dafür verantwortlich war, dass die Beziehung zwischen Ash und Misty einen derartigen Riss bekommen hatte, den es galt, zu heilen. „Hm?“ Ash wollte Tauboss gerade zum Landen leiten, als er knapp unter diesen blickte. „Tauboss, pass auf!!“ Schnell und unüberlegt auf diese Reaktion riss er kurz an dessen Federkleid, damit er vor Schreck nach rechts lenken würde. Tat Tauboss nach einem kurzen schrillen Schrei auch, nur hatte Ash nicht damit gerechnet, dass er dabei auch sein Gleichgewicht verlieren würde. „Wir stürzen ab!!“, kreischte er erstarrt und griff Pikachu, dass er ihn hätte schützen können, hätten sie aufprallen sollen. Jedoch war Tauboss in letzter Sekunde noch fähig seine Schwingen entgegen der Erdanziehungskraft zu wenden und doch noch auf seinen Füßen zu landen. Erleichtert und fast schon ein wenig erschöpft seufzten Ash und Pikachu. Tauboss fing sich wieder schneller und sah sich gezielt um, auch als Pikachu ihn für diese Heldentat kräftig zu loben begann. „Verdammt, irgendwer hat uns beschossen!“ Sah aus wie eine Flammenwurfattacke und ein Sternschauer…, grübelte Ash weiter. „Jemand wollte uns abstürzen lassen! Wir sind also nicht unentdeckt geblieben…“ Zwar hatte Ash größtenteils Recht, denn drei Schatten huschten an den beiden Pokémon und dessen Trainer vorbei zur Arenapforte – und verschwanden darin. „Pikachu…“ „War das eben – Team Rocket?“ „Pikachu pi!!!“ Pikachu dachte – wie auch sein Trainer so oft – nicht nach und verfolgte die drei sofort mit einem mehr als nur erbosten Blick. „PRRR!“, schrie ihm Tauboss entsetzt nach, doch Pikachu hörte nicht zu. „Pikachu, warte! Das könnte eine Falle sein…“ „PIKKKAAAAAAAA!!!“ „PIKACHU!!“ Voller Sorge bog Ash ebenfalls um die Ecke, um seinem kleinen Freund zu Hilfe zu eilen – und stand plötzlich selbst vor den Pokémon, die sie auch vom Himmel geholt hatten. Ash erstarrte. Das konnte nicht sein… Das DURFTE einfach nicht sein! „G-Glurak… Starmie…!“ Ash erkannte sie genau wieder. Sein Glurak und Mistys Starmie. Eine der Pokémon, die beiden sehr viel bedeuteten. Aber woher war er sich so sicher, dass es Mistys war? Glurak würde er aus tausenden wieder erkennen – aber Mistys…? „Pi-ka…!“ Schwer rappelte sich das kleine Pokémon auf, das von Gluraks Feuertanz-Attacke schwer getroffen wurde. Endlich kam Ash wieder zur Besinnung und rannte auf ihn zu, hob ihn sachte auf und hoffte inständig, dass alles mit ihm in Ordnung sei. Pikachu ließ sich nichts anmerken und hüpfte sofort wieder aus Ashs Armen, stellte sich den beiden großen Pokémon mit einem zornigen Blick, wollte schon zur ersten Attacke ausholen, als Ash ihn erneut packte. „Nein, nicht!“ „Pika pika!!“ „Sie sind unsere Freunde! Erkennst du sie nicht?“ Ernst schaute Pikachu Ash an, wehrte sich mit Händen und Füßen aus seinen Armen zu kommen und versuchte ihm deutlich zu machen, was hier gespielt wurde. „Pikachu, pika, Pikachu pi!!“ Das sind nicht unsere Freunde, das sind Marionetten!! „Marionetten?“, starrte Ash ihn nichts verstehend an. „Pikachu pi pikachu.“ Sie werden von irgendwem kontrolliert. – Sieh sie dir doch an! Ash blickte sein Glurak innig und konzentriert an, das schon viel näher gekommen war, die Zähne fletschte und erneut Funken aus seinem Maul atmete. Nein… Erneut den Tränen nahe stellte sich Ash vor Glurak mit ausgebreiteten Armen vor seinen kleinen Freund, der ihn jetzt mehr als geschockt anstarrte. „Glurak, erkennst du mich nicht mehr? Ich bin es, Ash! Dein Trainer – dein Freund…“ „ROAR!“, grölte das Pokémon laut, dass die Erde bebte und er bereits zum Feueratem ausholte, als er plötzlich einen mächtigen Hieb in den Bauch bekam. „Nein, Glurak!“ Das kann nicht sein… Das ist nicht wahr! Glurak würde nie… „Pika – CHUUUU!“ Erneut bekam Ash einen Schrecken, als Pikachu diesmal über ihn drüber sprang und Starmie zurecht wies, der gerade dabei war, Ash mit einer Blubberattacke zu attackieren. „Tauboss, Pikachu, lasst das! Hört auf!! Wieso tut ihr das?!“ Wieso hören sie nicht auf mich? Was ist passiert? Wieso kann sich Glurak nicht erinnern? … Mit einem Mal erinnerte Ash sich an Pikachus Worte. Kontrolliert? Unbeherrscht? Nicht die, die er kenne, obwohl sie es waren? Völlig fassungslos musste Ash mit ansehen, wie Pikachu gegen eines der Lieblingspokémon von Misty hart und erbost kämpfte, während Tauboss bei einem Kampf mit seinem ach so geliebten Glurak sämtliche Federn lassen und erbittert um dessen Freiheit kämpfen musste. „Nein, wieso tut ihr das? Glurak – Starmie… Wacht auf!!“ Gerade wollte Ash in seiner Ratlosigkeit sich mitten ins Getümmel stürzen, als plötzlich einige der Habitaks, Taubsis und Taubogas ihrem Boss zur Hilfe eilten und Tauboss unterstützten, das wohl plötzlich deutlich stärkere Drachenpokémon in die Knie zu zwingen. Zwei der Ibitaks jedoch kamen auf Pikachu zu und hefteten sich an seine Fersen, um das außer Kontrolle geratene Starmie zu besiegen. „Nein, nicht…“ Immer und immer wieder. „Hört bitte auf!“, wiederholte Ash diese Worte und er musste sich mehr als zwingen, nicht zu weinen. Jedoch war seine Gutmütigkeit seinem Willen wieder überlegen und so ließ er doch ein paar Tränen zu. Er konnte, wollte es nicht sehen, dass seine Freunde sich bekriegten. Er DURFTE es nicht zulassen. „Verdammt noch mal, HÖRT AUF!!!“ Mit diesen Worten boxte er sich durch die Vogelpokémon hin zu seinem Freund und hing sich an dessen orange-braunen Hals. Sofort ließ Tauboss die Attacken einstellen. Auf keinen Fall wollte er, dass Ash etwas zustieße. Er wollte ihm zuhören. Erneut fing Glurak an zu toben, zu brüllen und sich zu wehren. Wütend versuchte er Ash abzuschütteln, jedoch klammerte dieser sich nur immer mehr an ihn. Wie ein kleines Kind bettelte, flehte er, dass sein Freund zur Besinnung kommen würde. „Glurak, bitte! Das hat doch alles keinen Sinn… Ich bitte dich, erinnere dich… Du warst doch nicht immer so. Das bist nicht du, der da schreit. Das ist dein Inneres, das zurück will, zurück zu uns, zu seinen Freunden!“ Ganz kurz wurde Glurak ein wenig ruhiger, schrie zwar noch, aber begann ganz langsam Ash in die Augen zu sehen. Sie waren traurig – traurig und nass… rot… angeschwollen. Wieso kam ihm das nur so bekannt vor? Woher nur kannte er diesen Blick? Und warum verlieh er ihm einen derartigen Schmerz?! „Du weißt, wer ich bin, stimmt’s? Du weißt es ganz genau…“ Langsam versuchte Ash zu lächeln, schenkte ihm alle Herzlichkeit, die er hatte. Dieselbe als Glurak ihm sein Vertrauen schenkte und in sein Team eintrat, als sie eins wurden, unbesiegbar unzertrennlich. „Ich bitte dich, komm zurück zu mir… Ich weiß, dass du es bist, also gib auf!“ „Glurak! Gluuurak!!“ Immer noch war Glurak von der Hypnose in Besitz genommen, aber er zeigte, dass er verstand. „GLURAK!“ „KYAAA!“ Hart schlug Ash mit dem Rücken auf den Boden. Seine Kräfte hatten ihn bei der letzten ruckartigen Bewegung doch verlassen. Seinen Willen aber – den konnte weder Glurak brechen noch irgendeine Hypnose. Und so ging es Glurak auch, er wusste, dass er stark war und sein Wille unbezwingbar, unberührbar, FREI. In seiner Wildheit und bei dem Versuch seine Freiheit wieder zu erlangen wurde Gluraks Körper erneut in Ashs Richtung gelenkt, um ihm den Rest zu geben. Er war noch nicht stark genug, um sich selbst aufzuhalten. Noch einmal bekam er Flammen in den Mund und hätte diese auch bestimmt eingesetzt. Ash lag am Boden und konnte sich nicht rühren. Obwohl Glurak einer seiner besten Freunde war und er ihn besser kannte, als jeder andere, hatte er Angst. Still betete er, dass er zur Besinnung kam, bevor es für alle zu spät war. „Gib nicht auf… - Glurak!!“ Ash kniff die Augen zusammen, als er plötzlich einen mehr als bekannten Blick spürte und eine noch mehr als nur bekannte Stimme hörte. „Pi-kaaaa – CHUUUUUUUUUU!“ Was danach zu hören war, war ein lauter Knall und was zu hören war, war lautes Husten, das von allen Beteiligten kam, die den Rauch der Explosion eingeatmet hatten. „Pikachu!“ Noch einmal keuchte Ash auf, hielt sich einen Arm vors Gesicht, um etwas durch den Rauch sehen zu können. „Pikachu! Bist du OK?“ „Chu…“, konnte er ein leises Piepsen vernehmen und ging ihm nach. „Pikachu…“ Nachdem der Rauch sich gelegt hatte, erblickte Ash seinen kleinen gelben, wohl auch etwas müden Freund dicht neben Glurak liegen, der verdutzt um sich schaute. „Pikachu…“, wisperte er noch einmal und legte eine Hand auf seinen Bauch. „Alles in Ordnung?“ Pikachu lächelte tapfer und gab Ash das Victory-Zeichen zurück. Ash musste erleichtert auflächeln und kurz schluchzen. „Du warst großartig…“ „Chu…“ „Glurak…!“ Glurak sah die beiden etwas komisch an. Seine Augen strahlten in leicht dunklem Grün und schimmerten in der Abendsonne wie kleine Sterne. Ash konnte es nicht fassen. „Glurak?“, fragte er vorsichtig, als er ihn beschaute. Die grelle hellblaue Aura um es herum und die blutroten Augen waren verschwunden. „Glurak, ich bin’s – Ash… Erinnerst du dich?“ Glurak glotzte Ash mehr als verblüfft an, als wollte er verstimmt sagen, dass er natürlich ganz genau wisse, wer er sei und er solle diesen Schwachsinn lassen, er sei ja nicht doof! Ash strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Erneut schmiss er sich an Gluraks Hals, nur – diesmal wurde er mit Verwunderung an dessen Brust gedrückt und sein Pokémon umschloss seinen Körper sanft. „Du bist wieder du selbst!! Was bin ich froh!“ „Glu…“ Glurak hatte zwar keine Erinnerung an das, was passiert war, aber er wusste nur eines. Er war verdammt froh, Ash wieder zu sehen. Auch Mistys Starmie schüttelte sich etwas und kam auf Ash, Pikachu und Glurak zu. Verwundert sah Ash ihn an – dann jedoch etwas entschuldigend. „Ach, Starmie…“ Langsam stand er auf, ging auf das Wasserpokémon zu, kniete sich herab und schaute beschämt zu ihm auf. „Ich muss dich um etwas bitten. Es tut mir so wahnsinnig leid, dass du meinetwegen in solchen Schwierigkeiten warst! – Hör mir zu… Misty und die anderen sind in großer Gefahr und nur wir können sie retten. Ich bitte dich… Hilf mir…“ Starmie schaute Ash etwas komisch an, als dieser sich vor ihm verbeugte und ihn derartig anflehte. Ratlos sah er zu Pikachu und Glurak. „Pikachu pika, pikachu, pika pi.“ Du kannst Ash vertrauen. Er ist ein guter Mensch. „Glurak.“ Bisher hat er nie einen von uns im Stich gelassen. Sicher kannte Starmie Ash von früher. Und genau so wusste er, dass er weiß Gott kein böser Mensch war. Vielmehr schockte ihn die Nachricht, dass Misty und die anderen gefangen waren und sie sie unbedingt befreien mussten. Jedoch fing er sich tapfer schnell wieder und stimmte ohne großes Wenn und Aber zu. Er wollte alles Mögliche tun, um Ash und vor allem seiner Misty zu helfen, ebenso natürlich all seinen Poké-Freunden! Ash starrte verblüfft auf. Mistys Pokémon schien ihm wirklich zu vertrauen. Sanft lächelte er schüchtern. „Ich danke dir…“ dann blickte er zu Tauboss und seinen Kumpels. „Euch allen. Vielen, vielen Dank!“ Und noch einmal streifte er sich über die Augen. Plötzlich ertönten aus der Eingangshalle der Arena dumpfe kleine Schritte. Sie wurden immer schneller und lauter. Es schien jedoch nichts Bösartiges zu sein, denn Glurak, Tauboss und Pikachu rührten sich keinen Millimeter, sondern starrten wie Ash gebannt zur Eingangshalle. Mit einem lauten Rums wurde die Pforte aufgerissen und Ash ahnte kurze Zeit ein neues Spektakel, stellte sich so schnell er konnte auf. – Allerdings fielen ihm und seinen Pokémon die Kinnladen runter, als sie erblickten, wer das war. „Schiggy, Schiggy!!!“ „Prui, prui!!!“ „PI PI PI!!!“, rief Pikachu mit aufgerissenem Lächeln und unglaublich glücklichen Augen, als es das kleine Pokémon sah. Flink wie ihn seine Beine trugen, rannte er Togepi entgegen und schloss es derartig stark in die Arme, dass er sich auf den Rücken fallen ließ und es kräftig durch schmuste. „Schiggy, Schiggy, Schiggyyyy!!!“, rief das Schildkrötenpokémon und rannte mit Tränen in den Augen Ash in die Arme. „B-Bist du das wirklich? – KYA!!“ Noch im selben Moment wurde Ash rücklings zu Boden geschleudert und wurde von Schiggy mit der herzlichsten aller Knuddel-Attacken umgarnt. „Schiggy, du bist es ja wirklich! Mann, bin ich froh!“ Glücklich schloss er es ebenfalls in seine Arme. „Wie bist du Team Rocket entwischt? Ist alles OK bei dir?“ „Schiggy?“ Schiggy sah Ash fraglich an. Von wo entkommen? Er erinnere sich nur noch daran, wie er und Togepi nach einem lauten Knall in dieser Eingangshalle aufwachten und von draußen vertraute Stimmen hörten, denen sie dann auch folgten. Ash war erstaunt. Die Explosion musste Togepi und Schiggy gegen eine Wand der engen Gänge geschleudert und somit zur Besinnung gebracht haben. Togepi war, weil es nicht trainiert wurde, ohnehin auf einem niedrigen Level und Schiggy hatte ebenso einen Dickschädel wie Glurak und dessen Trainer, also hatte er wohl von ganz allein seinen Willen wieder unter Kontrolle bekommen. Nichts desto trotz mussten sie jetzt in die Arena. Ash wusste ganz genau, dass Misty und die anderen dort irgendwo waren und wenn seine Pokémon schon derartig missbraucht und misshandelt wurden, mochte er erst gar nicht wissen, was Misty widerfahren war. Da sie keinen wirklich Plan hatten, guter Rat teuer und die Zeit knapp war, beschloss Ash Tauboss und seine Crew als Wachposten vor der Arena zu platzieren und Glurak, Pikachu, Schiggy und Togepi mit in die Arena zu nehmen. Er musste das Kleine leider dieser Gefahr aussetzen. Vielleicht war es wichtig, dass Misty baldmöglichst erfuhr, dass es ihrem kleinen Schatz gut ginge. Ja, diesen Hintergedanken fand Ash mehr als einleuchtend. Selbstverständlich willigten die Pokémon ein. Zum Glück hatten Ash und Misty kurz vor Aufbruch nach Alabastia noch einige medizinische Dinge eingekauft, so dass Ash die Wunden, die sich seine Pokémon vor wenigen Minuten zugezogen hatten, etwas verarzten konnte. „Passt bitte gut auf euch auf, so lange wir weg sind. Sollte irgendetwas sein, du weißt, wie du das erfährst, nicht wahr, Tauboss?“ Dieser bejahte ernst und schon ging’s los. Vorsichtig betraten Ash und seine Freunde die Arena. Jedoch ging sie nicht schnurstracks gerade aus, sondern führte sofort eine dunkle steinerne Treppe am Ende des Flurs hinab. Ash schluckte, ging aber durch seine Gedanken getrieben mutig voran. Gut, dass Glurak bei ihnen war, so hatten sie doch etwas Licht. Team Rocket hatte bestimmt noch andere Pokémon von Misty und ihm hier versteckt und positioniert. Plötzlich standen sie vor einer riesengroßen Eisentür, die aus einer ebenso gewaltigen Betonwand hervorstach. Glurak ließ sich nicht lange bitten und stieß sie einfach auf. Den Raum, den sie daraufhin betraten, war groß, dunkel, eisig und leer. Nur eine einzige Fackel brannte und man hörte lediglich Wassertropfen mal hier, mal da. Bis Pikachu plötzlich einen schrillen Schrei ausstieß und einen Satz nach hinten machte. „Pikachu, was hast du denn?“ „Pi-ka!!!“ Pikachu deutete auf die hinterste Betonwand des Raumes und zitterte am ganzen Leib. Als Ash sich ihr ebenfalls zuwendete, wurde er noch bleicher und erstarrter als Pikachu, riss die Augen auf und schrie gebannt: „MISTY!!!“ Da hing wirklich SIE. Angekettet, entkräftet, leblos – sie wirkte einfach wie tot! Sie würde doch nicht…! Dieser Giovanni hatte sie doch wohl nicht etwa… Verdammt! Das konnte nicht sein! Das war nicht wahr!! „Misty, NEIN!!!“ Erstarrt sackte Ash zu Boden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)