Liebe auf Umwegen - oder so. von Ryuuko (Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. [Sasuke x Naruto]) ================================================================================ Kapitel 2: o_o -------------- „Ich hasse dich...“, jammerte Naruto seinen Freund Kiba an. „Du kannst dir ja gar nicht vorstellen, wie demütigend das ist...!“ Er ließ seinen blonden Strubbelkopf hängen. „Selber Schuld.“, bekam er nur zur Antwort. Der Braunhaarige verschränkte die kräftigen Arme vor seiner Brust. „Du hast die Wette verloren, also hör gefälligst auf mich vollzuheulen, du Loser!“ Die Wette war der Grund, weshalb Kiba und er sich diesen Nachmittag in die Bibliothek begeben hatten und verzweifelt versuchten, an einen PC zu kommen, da diese permanent von anderen Studenten belagert wurden. Er hätte seine Freizeit viel lieber draußen auf dem Campus verbracht und das schöne Frühlingswetter genossen, anstatt in diesen stickigen Räumen zu verrotten. Seinetwegen hätte es auch etwas anderes sein können, das seine Zeit in Anspruch nimmt, ganz gleich was; Hauptsache war, dass er aus dieser misslichen Lage hätte entfliehen können. Doch es war ohnehin zu spät, also brachte es auch nichts, über das „wenn“ zu philosophieren. Diese irrsinnige Wette. Hätte er sich doch nur niemals auf sie eingelassen! Dem konnte ja nichts gutes entspringen. Denn aus einem hoch anspruchsvollen Gespräch der beiden – Naruto wusste nicht mehr, wer es als erstes vorgeschlagen hatte – die Idee entstanden, ihren Sensei, Hatake Kakashi, mit einer seiner Kolleginnen zu verkuppeln. Der Hintergedanke war, dass dieser ein weibliches Wesen an seiner Seite finden sollte, um endlich damit aufzuhören, während der Kurse seine... doch recht speziellen Büchlein zu lesen und somit den Unterricht zu behindern. Woher hätte Naruto denn auch wissen sollen, dass Mitarashi-sensei eine Box mit Dango – zu Valentinstag, unter Hatake-senseis Namen versandt, versteht sich – gleich als ultimative Liebeserklärung für's Leben sieht? Wie dem auch sei, seit diesem Vorfall machte sie diesem ununterbrochen schöne Augen. Der, dem diese Ehre gebührte, las zwar weiterhin unentwegt seine unseriöse Lektüre, doch das machte Kiba inzwischen nichts mehr aus. Schließlich hatte er die Wette mehr oder weniger gewonnen und Naruto war gezwungen dazu, seinen Teil der Wette einzulösen – nämlich, sich auf einer Dating-Website anzumelden, genauer einer für Personen, die gleichgeschlechtlich orientiert waren und die große Liebe suchten. Als sei dies noch nicht genug, musste Naruto sich mit einer Person von dieser Plattform verabreden und dieses Date auf wirklich durchziehen. Der blonde junge Mann seufzte genervt. „Womit habe ich das bloß verdient?“, fragte er sich nuschelnd und eine Welle von Selbstmitleid ergriff ihn. „Hör auf zu labern.“ Kiba war vom Verhalten seines Gegenübers allmählich genervt. „Du gehst einfach hin, verbringst ein, zwei schöne Stunden mit ihm und fertig. Dann siehst du ihn nie wieder. Toukyou dürfte dazu ja groß genug sein, um das zu garantieren.“ So schlimm konnte das doch nicht sein! Das war ein schwacher Trost. Schließlich war es ja nicht Kiba der sich verstellen und mit einem Typen treffen musste, der vermutlich ohnehin nur auf das eine hinaus wollte! Allein bei dem Gedanken daran packte Naruto das Grauen. Er konnte es sich ganz genau ausmalen, wie... Ein Stoß in die Rippen riss Naruto aus seinem Tagalbtraum. „Wir sollten los.“, ermahnte sein Freund ihn. „Die Vorlesung Hagane-senseis beginnt in zehn Minuten.“ Jener nickte und schaltete den PC aus, ehe er seine Tasche ergriff und sich erhob. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Hörsaal. In dem Gang tönten aufgeregt plappernde Stimmen, die ihr Echo an die meterhohen, meist kahlen Wände warfen, und der dumpfe Klang von Schuhsohlen auf dem glatten Steinboden. Doch inmitten dieser Geräuschkulisse hob sich eine deutliche, hohe Stimme ab: „Oi! Naruto! Kiba!“ Die Angesprochenen drehten sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Mit schnellen Schritten kam eine junge Frau auf die beiden zu stolziert. Narutos Gesicht erhellte sich augenblicklich und er vergaß sämtliche Strapazen in der Bibliothek, die ihm bis vor einem Moment noch so zugesetzt hatten. „Sakura-chan!“, rief er sogleich hocherfreut. Es war kein Geheimnis, dass der Blondschopf von der Rosablonden ziemlich angetan war. Und mindestens genauso offensichtlich war, dass diese die Sympathie höchstens auf freundschaftlicher Ebene teilte und jeglichen Flirtversuch seinerseits gekonnt überspielte. „Hi, Sakura“, antwortete Kiba nur; mehr konnte er auch nicht von sich geben, da im selben Augenblick Naruto weiter faselte. „Was hast du in der Mittagspause gemacht, Sakura-chan?“, wollte dieser wissen. Sakura kramte nebenbei in ihrer Tasche, die viel zu groß für ihren zierlichen Körperbau schien, von dem man sich jedoch nicht täuschen lassen sollte; ein Gesicht wie ein Engel und eine Rechte wie Klitschko, wie Naruto bereits erfahren musste. „Ich war mit Hinata, Shino, Chouji, Shikamaru und Ino auf dem Campus, wo wir gepicknickt haben. Wir hatten die ganze Zeit auf euch gewartet. Wo habt ihr euch denn bei dem schönen Wetter verkrochen?“ Narutos Laune verschlechterte sich schlagartig, als Sakura ansprach, womit Kiba und er denn ihre Mittagspause verbracht hätten. Gerade, wo er es verdrängt hatte! Sein Lächeln wirkte zunehmend gezwungen, Kiba hingegen musste grinsen und sich zusammenreißen, um bei dem Gedanken an Narutos dämlichen Gesichtsausdruck, als er vor dem PC in der Bibliothek gesessen hatte, nicht laut loszulachen. „Wir-“, begann Kiba, ehe er von Naruto abrupt unterbrochen wurde. „Wir mussten noch ein paar Sachen für ein Referat im Internet herausschreiben und ausdrucken!“ Naruto schrie die Antwort regelrecht dazwischen. Sakura hob skeptisch eine Augenbraue, beschloss dann aber, nicht weiter nachzufragen. „Hier, das soll ich dir von Hinata geben. Sie bedankt sich herzlich.“ Mit diesen Worten drückte sie Naruto einen Ordner in die Hand, den Hinata kürzlich von ihm ausgeliehen hatte. Die Skepsis im Gesichtsausdruck der Studentin wich einem schalkhaften Grinsen. „Übrigens hat sich heute ziemlich oft nach dir gefragt.“ In Sakuras smaragdfarbene Augen schlich sie ein Funkeln, dass fast schon etwas gehässig wirkte. Naruto war damit beschäftigt, den Ordner in seine überfüllte Tasche zu stopfen. Er hatte die Worte zwar gehört, allerdings folgte keine großartige Reaktion darauf, da er scheinbar nicht ganz wusste, worauf Sakura hinaus wollte. So war er: Blind für die Dinge, die offensichtlich waren. Nachdem er den Ordner irgendwie in eine Lücke zwischen all den losen Blättern und Schreibblöcken hineingezwängt hatte, kam von ihm schließlich: „Was meinst du, Sakura-chan?“ Mühevoll versuchte er noch, seine Tasche zu schließen, wobei hier und da einige Ecken seiner Hefte umknickten. Als nach einer gefühlten halben Ewigkeit immer noch keine Antwort kam, hob Naruto seinen Kopf erneut und schaute die junge Frau fragend an. „Sakura-chan?“ Diese stand wie angewurzelt da und starrte auf einen Punkt hinter Naruto; genauer dorthin, wo sich ihr Angebeteter befand: Uchiha Sasuke. Es fehlte lediglich noch, dass sie in typischer Fangirl-Manier anfing zu kreischen oder zu sabbern, wobei letzteres nicht ganz ausgeschlossen war. „Ich gehe schon mal vor...“, murmelte Kiba gelangweilt und schlich sich davon. Er hatte keine Lust, gleich wie Narutos Gezeter ab zu bekommen, was für ein Kotzbrocken Sasuke doch sei. Inzwischen hatte ihm Naruto jeden einzelnen Grund in sämtlichen Variationen in sein Hirn eingebrannt, wodurch er sie in atemberaubender Geschwindigkeit auswendig aufsagen konnte, wobei er nicht mal in jedem Punkt mit Naruto übereinstimmte. Wie dem auch sei, zu seinem Glück blieb sein Verschwinden unbeachtet. „Sakura-chan!“, rief Naruto schon ein wenig besorgt, als er nach wie vor keine Antwort bekam. Er fasste Sakura an den Schultern. Deren Blick folgte im Gegenzug allerdings nur jedem einzelnen von Sasukes Schritten in deren Richtung. Mit einem Mal riss sie sich los rief dem Objekt ihrer Begierde – und ihrer feuchten Träume – hinterher. „Sasuke-kuuuun!“ Das Suffix zog sie bewusst besonders lang, um in ihrer Masche besonders niedlich zu klingen. Sasuke reagierte nicht. Nicht, weil er die Stimme überhört hatte. Wie denn auch, bei dem Grad an Nervtötung. Er hatte einfach keine Lust, sich von ihr anquatschen zu lassen. Prinzipiell hasste er es, sinnlos bequatscht zu werden, doch das hier war etwas anderes. Hier lag es nicht am Prinzip, hier lag es an der Person, für die er herzlich wenige Sympathien hegte. Ohne Rücksicht auf Naruto rannte Sakura los und stellte sich direkt vor Sasuke. Ihren vorigen Gesprächspartner ließ sie dabei einfach bedenkenlos mitten im Gang stehen. „Sasuke-kun! Wo bist du heute Mittag gewesen?“ Sie ließ ihren gesamten Charme spielen oder zumindest das, was man bei ihr als solchen bezeichnen könnte. Sasuke, der einen guten Kopf größer war als sie, schaute nahezu verächtlich auf sie herab. „Ich wüsste nicht, was dich das angehen sollte.“, sagte er mit monotoner Stimme. Obgleich das für jeden anderen wie ein Schlag ins Gesicht wäre, lächelte Sakura unbeirrt ihr strahlendstes Lächeln weiter und ließ sich nicht abschütteln. Sasuke seufzte innerlich genervt. Wie er solche Penetranz hasste! Besonders wenn es sich um solche dahergelaufenen Weiber handelte, die es unbedingt für nötig hielten, um seine Gunst zu buhlen. Er wollte gerade ohne eine Antwort einfach weitergehen, als sich eine weitere Person in seine Bahn drängte. „Sakura-chaaaaaan! Warum gehst du einfach?!“, jammerte Naruto gekränkt. Sakura knirschte mit den Zähnen. Sie hatte es satt, dass er ständig dazwischenfunkte. „Halt die Klappe, ich rede gerade mit Sasuke-kun!“, knurrte sie und verpasste ihm einen auf den Kopf einen Schlag mit der Wucht einer Abrissbirne. Sasuke murrte genervt. „Noch so ein Clown...“ Er machte einen Schritt zur Seite, um an den beiden vorbeizugehen, doch Sakura stellte sich ein weiteres Mal in seinen Weg. Fast schon verzweifelt versuchte sie, Sasuke in ein Gespräch zu verwickeln. Dieser schaute gereizt auf seine Armbanduhr – noch zwei Minuten, dann begann die Vorlesung. Ungeduldig wartete er, dass sie etwas von sich gab, damit er sie endlich abwimmeln konnte. Sakura überlegte fieberhaft, womit sie ihn weiter aufhalten konnte, als der Satz förmlich aus ihr heraussprudelte: „Hättest du Lust, auf ein Goukon* mitzukommen?“ Der Angesprochene hatte keine Geduld mehr. Ihm war es egal, was Sakura sich denken möge, doch wenn man es ihr nicht direkt vor den Kopf haute, wurde man sie nicht los. „Ich habe heute bereits ein Date“, meinte er nur und ging an ihr vorbei. Er wollte nicht noch erläutern müssen, worum es sich bei dem „Date“ genau handelte; er wollte sie lediglich loswerden. Mit Erfolg. Sakura stand verdattert da und schaute benommen vor sich. „Sasuke-kun... hat ein... Date...?“, nuschelte sie fast schon apathisch vor sich hin. Ihre Gedanken kreisten nur um diesen ein Satz, welcher immer wieder in ihrem Kopf echote. „Vergiss den, Sakura-chan.“, wollte Naruto sie aufheitern und legte seinen Arm um ihre Schulter. Er sah seine Chance, bei seinem Schwarm zu punkten. „Ich komme gerne mit!“ Mit naiver Unschuld lächelte er sie an, wurde von Sakura aber sogleich weggeschubst. „Es wird kein Goukon geben!“, brüllte sie aufgebracht und marschierte mit stampfenden Schritten davon. Naruto schluckte. Wer auch immer Sasukes Date war: Die Person erwartete wohl eine Menge Ärger. *Goukon: Gruppendate, beliebt unter Jugendlichen. Meist werden Schüler von anderen Schulen getroffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)