Liebe auf Umwegen - oder so. von Ryuuko (Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. [Sasuke x Naruto]) ================================================================================ Kapitel 6: *nerv* ----------------- I'm, bäääää~ck! Erstmal tut es mir Leid, euch so lange warten gelassen zu haben! Aber mein Laptop ist vor einem monat kaputtgegangen und bei der Anschaffung hat es zahlreiche Probleme gegeben, sodass ich jetzt erst zwei Wochen nach dem ursprünglichen Termin einen neuen PC habe... Aber ich kann wieder schreiben! *___* -abdance- Als Entschädigung gibt es auch ein extra langes Kapitel! (Und ich kann euch sagen, 17 Seiten DIN A4 abzutippen ist fast noch schlimmer, als 17 Seiten DIN A4 handschriftlich zu verfassen...) Vorweg muss ich aber noch eines sagen: Wer den Song „Careless whisper“ von Wham! Nicht kennt, sollte ihn sich mal anhören, um zu wissen, worum es geht... xD Und nun viel Spaß beim Lesen! Eure Ryuuko Beleidigt saß Naruto mit verschränkten Armen da und weigerte sich, noch irgendetwas zu sagen. So, wie Sasuke sich darauf verstand, jemandem die Worte im Mund herum zu drehen, konnte er ja nur das Falsche für seine derzeitige Lage von sich geben – einfach zum Kotzen, diese Eigenschaft! Der, auf den sich der Missmut des Blonden bezog, schien sich dagegen köstlich zu amüsieren, was er gar nicht erst zu verbergen versuchte. Sein süffisantes Lächeln war Naruto ein ominöser Dorn im Auge. Jetzt wusste er wieder exakt, weshalb er diesen arroganten Kotzbrocken noch nie leiden konnte – mal abgesehen davon, dass Sakura mehr auf diesen abfuhr als auf Naruto selber. Es war ein erdrückender Schlag auf sein Ego, gegen so einen wie den einstecken zu müssen. „Grins nicht so blöd!“, meckerte er. Er fühlte sich vom Verhalten des anderen provoziert, allem voran deswegen, weil es sich offensichtlich um Spott handelte und kein verlegenes Anlächeln, das er noch grenzwertig hätte ertragen können. Sasuke tat unschuldig. „Warum sollte ich?“ Er ging in seiner Rolle voll auf und hatte seinen Spaß daran, Naruto zu piesacken, insbesondere, da dieser sich jede einzelne Silbe aus seinem Mund zu Herzen nahm und damit leicht reizen ließ. Ein auf den Uchiha perfekt zugeschnittenes Opfer, könnte man meinen. Dieses kniff die Augen halb zusammen und beäugte sein Gegenüber missbilligend. „Du siehst bescheuert aus, wenn du einen auf Grinsekatze machst.“, meinte er und rümpfte die Nase, was seine Aussprache noch zusätzlich unterstrich. Zwar galt seine Aussage dem, in erster Linie das gehässige Grinsen nicht weiter ertragen zu müssen, unbewusst manifestierte sich aber auch die Überzeugung in seinem Unterbewusstsein, dass Sasuke solche penetranten Gesichtszüge nicht standen und seine Mimik surreal wirken ließen – schließlich war ihm der Schwarzhaarige bisher nur mit starrer, desinteressierter Miene bekannt gewesen. Auf diese Aussage hin verschwand das Grinsen aus Sasukes Gesicht augenblicklich, als hätte er sich schnell eine Maske aufgezogen. Sein Blick wechselte zu dem altbekannten, objektiven Starren und auch der restliche Teil seiner Mimik schien wie auf Kommando erkaltet. „Ach, das findest du also.“, kam es sarkastisch von ihm. Er faltete seine Hände und platzierte sie vor seinem Gesicht, sodass dieses zur Hälfte verdeckt war. Es verlieh ihm einen Furcht einflößenden Eindruck, welcher Naruto noch weniger gefiel; er überlegte ernsthaft, welche Miene ihm nun eigentlich lieber war, da beide ihm einen Schauer der Angst über den Rücken laufen ließen. Des weiteren fiel ihm überhaupt nicht auf, dass sie, anstatt mit einer geregelten Konversation, beide damit beschäftigt waren, die Gestiken und Gesichtsausdrücke des jeweils anderen zu analysieren und auf ihre eigene Art zu interpretieren – und dort eine ungesunde Portion Paranoia mit einzupflanzen, sodass es fast schon lächerlich war. „Jetzt starr mich nicht so an!“ Nun klang es eher nach einem kläglichen Jammern. Irgendwie fühlte Naruto sich von der Intensität und der Ausstrahlung der fast schon schwarzen Augen unter Druck gesetzt, als wollten sie ihm unterschwellig irgendwelche verborgenen Erwartungen übermitteln, die er zu erfüllen hatte. Wie erwähnt, Paranoia. „Was ist eigentlich dein Problem?“, hakte Sasuke skeptisch nach und klang doch ein wenig verdrießlich. Dabei ließ er seinen Blick absichtlich auf Narutos Augen ruhen, die dem Anschein nach schnell das Weite suchen wollten, als sie dies bemerkten. „Du bist mein Problem!“, gab er ohne lange nachzudenken zur Antwort und war sich zunächst nicht wirklich bewusst, dass er so einen barschen Ton angeschlagen hatte, wie es ihm einen Augenblick später aufgefallen war. Zu spät, wie sich herausstellte – er befürchtete, den Eindruck gemacht zu haben, wie ein eingeschüchtertes Mauerblümchen zu klingen, das versuchte zu verleugnen, dass es unglücklich in den Schulschwarm verliebt war. Er biss sich auf die Zunge und betete, dass Sasuke diese Worte nicht auch noch auf diese dämliche Goldwaage legen würde. Der Angeredete verfinsterte seine Miene schlagartig und beugte sich und bisschen vor, sodass er über dem Tisch hing. „Findest du nicht, dass du eigentlich lange genug Zeit dazu gehabt hattest, um dich daran zu gewöhnen?“ Gelassen lehnte er sich zurück gegen die Stuhllehne und musterte seinen Gesprächspartner geringschätzig. Warum in aller Welt trifft man sich mit jemandem, den man von vorne rein gar nicht erst mag?, ging es ihm bedenklich durch den Kopf. Hatte sein Bruder ihn in der Anonymität des Internets womöglich so verstellt wiedergegeben? Wenn dem so sein sollte, dann war Narutos Reaktion eigentlich kein Wunder, wenn auch ein bisschen überzogen. Sasuke wusste zwar nicht, was Naruto und Itachi im Chat so untereinander geschrieben hatten, wagte es aber einfach mal, auf das Spielchen einzugehen und etwas zu riskieren, indem er seinem Gegenüber etwas vorflunkerte – egal, welches Licht es letzten Endes auf sein Haupt werfen würde. Was hatte er schon zu verlieren? Sollte Naruto auf die Idee kommen, an der Uni herum zu erzählen, dass Sasuke schwul sei, könnte er es schlichtweg abstreiten; immerhin war er wesentlich vertrauenswürdiger als dieser nichtsnutzige Chaot, den man dann höchstwahrscheinlich als eines der vielen Neider abstempeln würde. Er war also abgesichert. „Als du noch nicht wusstest, wer hinter der Person, die mit dir schreibt, steckt, hast du noch wesentlich netter geklungen.“ Sein Tonfall war neutral wie üblich, auch wenn bei genauerem Hinhören ein Anflug von Tadel mit schwang. Der Angesprochene rümpfte abermals die Nase und in seinen Gesichtszügen breite sich eine gehörige Portion Zweifel aus. Weil ich es wegen der Wette ja auch musste..., kam es ihm voller Unmut in den Sinn und fast hätte er den Gedanken auch laut ausgesprochen, ersetzte seine Antwort im letzten Moment jedoch noch durch eine etwas umgänglichere Formulierung. „Und du wesentlich sympathischer.“ Auch diese klang nicht minder enttäuscht. Unbewusst hatte Naruto sich ein weiteres Mal im Ton vergriffen, was ihn zunehmend in das Klischeebild einer bestimmten Gruppe von Menschen in der homosexuellen Szene rückte. Die, der – wie Sasuke schon vermutet hatte - „unten Lieger“. Und eben dies passte ihm so gar nicht. Sasuke ließ seinen Blick auf dem Sprechenden ruhen, der zerknirscht dasaß und seiner verräterischen Körpersprache nach zu urteilen nur darauf wartete, endlich gehen zu dürfen und die ganze Sache hier zu vergessen. Plötzlich ergriff den Schwarzhaarigen ein wenig Mitleid, zumindest so viel, wie er zu solch einer Emotion fähig war. Anscheinend hatte Naruto sich wirklich viel von dem Treffen erhofft – und ist ausgerechnet auf eine der Personen getroffen, die er am meisten hasste, wenn nicht sogar den Spitzenreiter dieser zweifelhaften Ehrung. Bei der herben Enttäuschung war es nicht verwunderlich, dass jener auf seinem Stuhl hockte und da hing wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Bei dem Anblick war sogar das sprichwörtliche Häufchen Elend besser dran. Entgegen der Überzeugung Sasukes war Naruto erfüllt von Trotz und bemühte sich, jenem so von sich selbst überzeugt wie nur irgend möglich entgegenzutreten, was ihm hingegen nach dessen Ansicht nicht sonderlich gelang. Nichtsdestotrotz wollte er sich keineswegs unterkriegen lassen und glaubte, Sasukes Machenschaften endlich durchschaut zu haben; demnach war dieser wohl davon überzeugt, sich gleich bei beiden Geschlechtern einen Ruf als Herzensbrecher leisten zu können – jedenfalls ließen sein Verhalten und seine Ausstrahlung darauf schließen. Unwillkürlich ballte Naruto seine Hände zu Fäusten und seine Entschlossenheit nahm noch mehr zu. Nicht mit ihm! Vielleicht mochte er das Interesse an Männern nicht mit Sasuke teilen – schließlich gehörte sein eigenes Herz einzig und allein seiner Sakura-chan! - trotz dessen nahm er sich vor, diesem arroganten Schnösel eine Lektion zu erteilen, die er so schnell nicht wieder aus seinem Gedächtnis verbannen würde. Sakura mochte zwar dem Charme dieses Lackaffen verfallen, aber doch nicht Naruto – immerhin trug er den Namen Uzumaki und ein solcher war eine hart zu knackende Nuss! Sowohl der eine als auch der andere versank in seinen Gedankengängen und hatte bereits so seine Vermutung und die dazugehörige These darüber aufgestellt, was der jeweils andere für Erwartungen in dieses Treffen gesteckt haben mochte. Dabei merkten sie nicht, wie sie sich ununterbrochen gegenseitig in die Augen schauten, in der Hoffnung, aus einer einzigen möglichen Regung aus diesen ein Anzeichen herauslesen zu können, das ihre These bestätigte. Für sie war es pures analytisches Beobachten, das von beiden nicht als solches erkannt wurde – auch nicht von der Bedienung, von der sie aus sicherer Entfernung schon die ganze Zeit über beobachtet worden waren. Karui, so war ihr Name, hatte das Gespräch fast von Anfang an mitverfolgt. Ihre Zeitschrift war in der Zwischenzeit nebensächlich geworden, wo so ein Gespräch zwischen zwei Typen mit eindeutiger Thematik doch wesentlich interessanter war. Die ganze Zeit hatte sie schon ihr Kichern unterdrücken müssen, um nicht aufzufallen und möglichst viel vom Wortwechsel der beiden auf zu schnappen. Von dem, was sie mitbekommen hatte, probierte sie, sich ein mehr oder weniger deutliches Bild von der Beziehung der beiden zu machen und so kam ihr die Idee, dort etwas aus zu helfen, wo Amor doch so eine Mühen hatte. Mit einer dezenten Bewegung rutschte sie mit dem Hocker, auf dem sie saß, hinter dem Tresen an den PC neben der Kassen, so leise wie möglich, um den romantischen Blickaustausch der beiden einzigen Gäste nicht zu stören. Von dem PC aus wurde die Playlist abgespielt, die in gemächlicher Lautstärke aus den Boxen an der Decke tönte. Ein wenig höherer Lautstärkepegel, ein nettes Liedchen – und das kuschelige Ambiente dürfte perfekt sein. Bei dem Gedanken an ihren Plan musste Karui schelmisch grinsen und rieb sich voller Vorfreude die Hände. Was für ein Genius doch in ihr versteckt schlummerte! Sie ergriff die Maus und scrollte durch den Musikordner. Größtenteils Stücke, die eine Mischung aus Pop und Fahrstuhlmusik waren. Es dauerte eine Weile, bis ihr Augenmerk auf einen englischen Titel inmitten der Liste fiel. Das ist es! Sie zog ihn in die Playlist, sodass er als nächster Song abgespielt werden würde. Ein genialer, wenn auch simpler Plan, und eine gute Tat noch dazu. Eine weibliche, kühle Stimme riss sie aus ihren Tagträumen. „Hier.“ Eine blonde Frau, ein wenig älter als Karui und mit ihrer blassen Haut, der Haarfarbe und nicht zuletzt ihrer Oberweite optisch der genaue Gegenteil ihrer Person. „Danke, Samui.“, antwortete das rothaarige Mädchen mit der braun gebrannten Haut verträumt und nahm den Latte Macchiato, nach dem sie einige Zeit zuvor gefragt hatte, dankbar entgegen. Samui sah sofort, dass Karui dabei war, etwas auszuhecken. Höchstwahrscheinlich etwas, dass höhere Gewalt erforderte und letzten Endes in einem absehbaren Desaster enden würde. Bewusst sprach sie leise, ohne aber nicht zumindest ein bisschen überheblich zu klingen. „Was hast du dir schon wieder in den Kopf gesetzt?“ Diese strahlte wie ein Honigkuchenpferd und wies diskret auf den Tisch mit den beiden Gästen hin. Ohne etwas näher zu erläutern, verstand die Fragende sofort und schüttelte daraufhin nur resigniert den Kopf. Für diese Kindergartenspielchen war sie einfach zu alt und wünschte sich, Karui würde sich endlich mal ihrem Alter entsprechend benehmen, genau wie Omoi, der hinten in der Küche wartete. „Du solltest aufhören, mit deinen primitiven Plänen in das Handwerk Amors zu pfuschen. Er wird ja wohl besser als du wissen, was er zu tun hat und was gut für die beiden da hinten ist.“, meinte die Blonde verständnislos und verschwand im Hinterraum zu dem dritten des Trios. „Pff...“ Karui zog eine Grimasse und äffte Samui in ihrer Oberlehrermanier nach. „Du solltest aufhören, mit deinen primitiven Plänen in das Handwerk Amors zu pfuschen!“ Sie wusste, dass ihr Vorhaben Früchte tragen würde, irgendwie, weshalb der Vorwurf ihrer Laune keinen Abbruch tat. Sie griff nach ihrem Kaffee und gerade als sie an ihm nippen wollte, kam ihr eine Idee, wie sie ihren Plan idiotensicher machen konnte. Nicht ohne Hintergedanken griente sie sich ins Fäustchen und platzierte zwei Trinkhalme im Becher, streite ein paar Zuckerherzen auf die geschlagene Milch – warum auch immer sie so ein kitschiges Zeug vorrätig hatten – und gönnte dem Getränk auch noch einen ordentlichen Schuss Sherry, um den Geschmack etwas abzurunden. Vermeintlich. Denn wie oft hatte der gute, alte Alkohol denn schon Menschen zusammengeführt? Unzählige, und das seit schier ewigen Zeiten. Karui war sich sicher, dass das kleine Special such hier seine Wirkung nicht verfehlen würde. Es durfte sie nicht verfehlen! Inzwischen schwiegen die beiden vermeintlichen Turteltauben sich weiterhin unnachgiebig an. Immer wieder schielte der eine zum andere, ließ seinen Blick jedoch genau so schnell wieder abgleiten um zu vermeiden, dass ihre Augen sich unvermittelt trafen. Für sie war es schlicht das einfache Abschätzen der Gedankengänge und möglichen Absichten des anderen, für Karui allerdings sah es komplett anderes aus. Auf sie wirkte es wie ein scheuer Austausch verliebter Blicke; eine ganz böse Verwechslung. „Und was machen wir jetzt?“, wollte Naruto auf einmal wissen und guckte Sasuke geradewegs an, um sein Unbehagen zu überspielen. Dieser schien in seinem Nachdenken versunken gewesen zu sein und hob scheinbar überrascht seinen Kopf. Er war beschäftigt damit gewesen, zu überlegen, wie er Naruto möglichst schonend beibringen könnte, dass er sich bei ihm keine falschen Hoffnungen machen sollte. Dabei wollte er jedenfalls noch versuchen, die von seinem Bruder aufgebaute Fassade aufrecht zu erhalten, um sich nicht selbst zu verraten. Es brauchte einen Augenblick, bis er sich fing und in die Realität zurückfand. Sasuke zuckte mit den Schultern. „Schlag du etwas vor.“ Nichts lag ihm ferner als Interesse vorzutäuschen und Naurto das Gefühl zu geben, dass sich aus ihrem sogenannten Date etwas Ernsteres entwickeln könnte, dementsprechend lag es in seiner Absicht, möglichst gleichgültig zu klingen. Schon wieder diese Masche!, stellte Naruto verärgert fest. Glaubt der ernsthaft, dass der mich damit abschleppen kann?! Seine Störrischkeit vervielfachte sich, ebenso seine Verdrossenheit. Er versteckte seine Hände unter dem Tisch und krallte sie wütend ins Sitzpolster seines Stuhles, ließ sich aber nichts anmerken. „Erzähl mir doch etwas über dich.“, schlug er stattdessen kleinlaut und mit gespielter Neugier vor, wobei er Mühe hatte, seine eigentliche Meinung für sich zu behalten und nicht damit herauszuplatzen. Keine Sorge, bald hast du es hinter dir..., sprach er sich selber Mut zu, die kritische Situation durchzustehen. In diesem Moment, just, als Sasuke etwas erwidern wollte, drangen die eindringlichen Saxophontöne an ihre Ohren; die Musik erschien deutlich lauter als üblich, als würde der Hintergrund verfolgt werden, dass sie unter allen Umständen registriert werden sollte – was zweifelsohne auch gelang. Was zum Teufel...? Irritiert guckte jener durch das Café, bis sein Augenmerk auf die Bedienung traf, die sich rasch abwandte, um keinen Verdacht auf sich zu lenken. Karui schaute schnell weg – sie hatte sehen wollen, wie ihre beiden Versuchskaninchen reagieren – und unterdrückte ihr belustigtes Lächeln, während sie so tat, als würde sie in der Spiegelung des Monitors ihr Haar zurechtmachen. Trotz des Ablenkungsmanövers wurde Sasuke eben aufgrund dieser Handlung stutzig und konnte sich zusammenreimen, dass das Mädchen hinter der Theke hinter dem Anschlag auf ihre Gehörgänge steckte. So paranoid es auch klingen mochte, so begann er tatsächlich, an eine Verschwörung seines Schicksals gegen ihn zu glauben. Genervt ließ er seine Augen abschweifen und wandte sich wieder Naruto zu, als hätte er nichts bemerkt. Dennoch dachte er sich seinen Teil. Dieser war vollkommen verwirrt und schien nicht mal die Quelle der Musik ausmachen zu können. Verunsichert lugte er zu Sasuke, der anscheinend bestätigend einen Blick mit der rothaarigen Bedienung an der Kasse austauschte. Das konnte doch nur ein Albtraum sein! Seine Wangen nahmen einen leichten Rotschimmer an und ihm war der Moment unglaublich peinlich, obgleich er ihn nicht selber verschuldet hatte. Wie zum Beweis seines Verdachts stand Karui auf und brachte den beiden mit einem verstohlenen Lächeln den aufgehübschten Latte Macchiato an den Sitzplatz. Wortlos stellte sie ihn auf die Mitte des Tisches und zwinkerte den beiden ratlosen Männern verschwörerisch zu, ehe sie sich wieder zurückzog, um die beiden abermals aus der Ferne weiter beobachten zu können. Was soll das denn jetzt schon wieder?!, ging es beiden zeitgleich durch den Kopf, wobei sie das Heißgetränk auf dem Tisch gleichermaßen kritisch in Augenschein nahmen. Weiber sind doch echt zu nichts gut..., schloss Sasuke seinen Gedanken missbilligend ab, obwohl ihn doch die Antwort auf die Frage interessierte, was die Außenstehende dazu gebracht hatte, so zu handeln. Frauen waren und blieben wohl auf ewig ein unerklärliches Mysterium. Ein bisschen angewidert schob er den Becher zu Naruto, welcher fragend dreinschaute. „Nimm du. Ich mag diesen Süßkram nicht.“ Ihm war es egal, was sein Gegenüber von dieser Geste halten mochte, aber seine Aussage entsprach der Wahrheit; er mochte keine Süßigkeiten, geschweige denn Gerichte oder Getränke, die unnötigerweise gesüßt worden waren. Unterschwellig wurde wieder Narutos Misstrauen geweckt, auch wenn er sich nach außen hin dankerfüllend zeigte und somit gute Miene zum bösen Spiel machte. Unsicher stocherte er mit einem der Strohhalme in dem Milchschaum herum und versuchte dabei, die Zuckerherzen zu ertränkten; sie lösten Unbehagen in ihm aus, insbesondere in Verbindung mit Sasukes erwartungsvollem Blick, der mal wieder auf ihm ruhte. Kam es ihm nur so vor, oder hatte jemand hier die Heizung aufgedreht? Tatsächlich war Sasukes Aufmerksamkeit in Narutos Richtung gelenkt, lag entgegen des Anscheins aber beim Inhalt des Bechers, den die Bedienung vorbeigebracht hatte. Bei deren Auftreten war es ihr durchaus zuzutrauen, dem Getränk etwas beigemischt zu haben, um den vermeintlichen Fortschritt des Rendezvous zu beschleunigen – eine böse Vorahnung beschlich den Uchiha und sein Blick wanderte hoch zu seinem Gegenüber, das gerade an dem Kaffeegetränk nippte. Erwartungsvoll beobachtete er ihn und wartete darauf, dass etwas Unvorhergesehenes geschah. Wobei ohnehin absehbar war, das etwas dergleichen früher oder später passieren würde. Eigentlich trank Naruto nur, um sich seine Nervosität und sein Misstrauen nicht anmerken zu lassen und Sasuke in der Sicherheit zu wiegen, der Köder geschluckt zu haben; lediglich um im passenden Moment mit multipler Wucht zurückzuschlagen und so sich und seinen etwaigen Nachfolgern ein für alle mal Ruhe zu verschaffen. Da mussten schon mal Opfer gebracht werden, das war es ihm wert. Insgeheim freute er sich schon auf das entsetzte Gesicht, das Sasuke machen würde. Auch, wenn er noch nicht genau wusste, was er selber eigentlich in Planung hatte, um ihm besagte Lektion zu erteilen. „Was guckst du so?“, fragte er nach. Das unnachgiebige Starrten seiten Sasukes war ihm nicht so ganz geheuer und verstärkte seine Vorurteile nur. Neugierig auf die Erklärung legte er seinen Kopf schief und schärfte seinen Blick mit der Aussicht, somit Lügen identifizieren zu können. Im Gegensatz zu seiner Absicht verursachte das Schieflegen des Hauptes aber, dass es so aussah, als wolle er Sasuke mit niedlicher Miene anschmachten. „Darf ich denn nicht?“, entgegnete Angesprochener mit einem Tonfall zwischen schuldbewusst und giftig, für den Laien, der vor ihm saß, also undefinierbar und absolut missverständlich. Sein angebliches Kokettieren war nicht viel mehr als der klägliche Versuch, seinen Sarkasmus zu unterdrücken. „So meinte ich das nicht...“, gab Naruto eingeschüchtert zurück. Um nicht auf die Flirt-Offensive einzugehen, ließ er den Trinkhalm ruhen und nahm dieses Mal gleich mehrere große Schlucke auf einmal. Selbst, wenn er es nicht zugab, machte ihn die bloße Anwesenheit Sasukes nervös. Schließlich wusste er nicht, was dieser von ihm dachte – und zukünftig von ihm denken würde oder was für Vorstellungen er hatte. Doch um genau zu seinen, waren es ebendiese Spekulationen, die ihn so aus der Fassung brachten. Immerhin hatte er einen leibhaftigen Kerl vor sich, der auf Männer stand... Konnte es eigentlich noch schlimmer kommen für ihn? Der Teufel wusste, was Sasuke noch für ihn selbst vorgesehen hatte. Böse Dinge. Und der die Position anspielenden Bemerkung von vorhin nach auch ziemlich schmerzhafte. Naruto ertränkte die Gedanken vergeblich mit einem weiteren großen Schluck, wobei er zunehmend röter anlief und ihm immer wärmer wurde, nicht zuletzt wegen des „Specials“. Dies entging auch Sasuke nicht und seine Befürchtung schien sich dementsprechend zu bestätigen. So eine Röte im Gesicht – und auch an einer sonstigen Stelle des menschlichen Körpers – war definitiv nicht gesund und in jeglicher Hinsicht ein Grund zur Besorgnis. Sei nun dahingestellt, ob es eine Gefahr für das leibliche Wohl des Betroffenen oder eher der eigenen Person darstellte. „Alles in Ordnung mit dir?“, erkundigte er sich nach dem Zustand Narutos, auch wenn er dies mehr aus eigenem Interesse tat. Es lag keineswegs in seinem Sinne, ihn nachher nach Hause tragen zu müssen; vielmehr wäre er ja auch dazu gezwungen, den anderen mit zu sich zu nehmen, da er dessen Adresse ja nicht kannte. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie alles auszuarten drohte. Langsam hob Naruto seinen Kopf, traute sich dabei aber nicht, in die schwarzen Augen zu schauen. Zögerlich nickte er. „Es ist nur total warm hier, findest du nicht?“ Er platzierte ein ungezwungenes Lächeln auf seinem Gesicht, um das Flair ein wenig aufzulockern. Nebenbei fächerte er sich mit seiner Hand Luft zu. Na großartig... Typisch Weiber – müssen immer alles noch viel schlimmer machen, als es ohnehin schon ist... „Sollen wir lieber gehen?“, fragte Sasuke mehr oder weniger mitfühlend; in erster Linie ging es ihm darum, selber dieser unangenehmen Situation entfliehen zu können und nicht den Eindruck zu erwecken, sie sei womöglich geplant. Der angesprochene Blondschopf versuchte, sich zu fangen, schluckte schwer und bejahte anschließend mit einer weiteren Kopfbewegung. Seine Lippen presste er zusammen; jegliches falsche Wort könnte ein indirektes Todesurteil für ihn bedeuten. Wenn er sich schon als Schwuler ausgeben musste, dann wollte er gefälligst nicht als Tucke dastehen! Die alleinige Vorstellung ließ ihn vor Schrecken erschaudern. Mit einem kurzen Nicken stimmte Sasuke selber zu und stand auf. Naruto tat es ihm gleich und sprintete regelrecht panikartig zur Tür, wo er dort der Höflichkeit wegen jedoch noch auf seine Begleitung – oder wie man Sasuke in dieser Hinsicht auch nennen konnte – wartete. Im Vorbeigehen warf Sasuke dem Mädchen hinter dem Tresen einen destruktiven Blick zu, der ihr durch Mark und Bein ging und sie zusammenzucken ließ. Er sagte alles und machte gesprochene Worte überflüssig. Er machte der Empfängerin unmissverständlich klar, dass – was auch immer ihm jetzt bevorstehen sollte – es nur ihre Schuld war und er nicht zögern würde, Rache an ihr auszuüben. Wehleidig seufzend griff Karui erneut zu ihrer Zeitschrift. Ihr Genius hatte sich als mehr größenwahnsinnig denn genial herausgestellt. Beschämt guckte sie weg und ein schlechtes Gewissen ergriff sie, auch wenn sie doch eigentlich das erreichen sollte, was sie ursprünglich vorgehabt hatte. Erleichtert atmete Naruto draußen tief durch und genoss die frische Luft, die scheinbar einen direkten Kontrast zu der Schwüle im Inneren der Cafés war. Auf Dauer war es ihm einfach zu stickig geworden, allerdings lag dies wohl mehr an der Atmosphäre und seinem Gegenüber und nicht an akuten Sauerstoffmangels, wie er es sich einredete. Wenigstens konnte jenes allem Anschein nach weit genug denken, den Blonden aus dem Gefahrenherd hinaus zu bugsieren, ehe dessen Kreislauf kollabierte. Eine logische Folge, wenn die Hälfte des im Körper vorhandenen Blutes sich im Kopf sammelt. „Geht's wieder?“ Auf die Frage hin nickte Naruto stumm. Seinem Gefühl nach hatte er seine Zunge verschluckt. Er wusste nicht, weshalb er so reagierte, besser gesagt sein Körper, denn seine Sinne waren immerhin klar. Nun gut, vielleicht war es seine blühende Fantasie, die ihm die verschiedensten erschreckenden Szenen und Bilder vor Augen vorführte... Jedenfalls war es ihm nicht mehr möglich, Sasuke anzugucken, ohne in seinem Kopfkino ein Opfer dessen perversen Handlungen zu werden. Nun rumorte auch der scheinbar harmlose Kaffee schwer in Narutos Magen. Wenn der mir jetzt hier umkippt, bringe ich ihn um!, dachte Sasuke voller Grimm und griff Naruto stützend unter die Schulter. Er hatte nicht im Geringsten Lust, sein unfreiwilliges Anhängsel auch noch bis zu sich nach Hause schleppen zu müssen; das Date an sich bot zu genüge eine unerwartete Anstrengung, allem voran das Verstellen seiner Persönlichkeit. Nervig, aber als kleiner Hoffnungsschimmer blieb der Glaube, sein Bruder würde ihn nach bestandener Aufgabe endlich in Ruhe lassen. Das Bisschen musste er noch durch. Dass Sasuke ihn anfasste, verschlimmerte Narutos Zustand sogar. Er senkte den Kopf, damit seine vor Schrecken aufgerissenen Augen und die tomatengleichen Wangen nicht noch mehr auffielen und ein falsches Bild vermittelten. Was grabbelt der mich an?! Misstrauisch schielte Naruto zu seiner Stütze, guckte jedoch schnell wieder weg, damit ihre Blicke sich nicht noch womöglich trafen. Diese dämliche Tussi muss dem etwas hineingekippt haben..., vermutete Sasuke und unbewusst begann er tatsächlich ein wenig, sich Sorgen zu machen, diesmal nicht nur aus Egoismus. Er kannte Naruto zwar nicht sonderlich gut, doch war sogar jemand wie er zu Mitleid gegenüber einer anderen Person fähig – auch, wenn sein Tonfall es nicht vermuten ließ. „Reiß dich gefälligst zusammen!“, knurrte er und seine Fassade begann erstmals zu bröckeln. Naruto ging es inzwischen so schlecht, dass auch er nicht mehr an seine Rolle dachte. „Halt die Klappe...!“, gab er zu Sasukes Erstaunen bissig zurück und ächzte. Alles drehte sich plötzlich – er vertrug Alkohol äußerst schlecht, zumal er mehr als die Hälfte des Getränks auf einmal hinunter gekippt hatte – und sein Magen – Milch vertrug er übrigens auch nicht – zog sich immer wieder schmerzhaft zusammen. Von Leid geplagt ächzte er abermals und ließ seinen Kopf mutlos hängen. Den Kompagnon überraschte die selbstbewusste Antwort des Jüngeren und ein Gefühl der Schuld beschlich ihn. Auch wenn er sich bemühte, es zu verdrängen, so war es sich bewusst, am Zustand dessen nicht ganz unschuldig zu sein – vor allem der seelischen Verfassung, wie er dachte. Er musste etwas tun. Ohne Vorwarnung packte er Naruto und hob ihn auf seinen Rücken, um ihn Huckepack zu tragen. Dieser, vollkommen verblüfft, war zu schwach, um sich zu wehren, protestierte dafür mit seiner kraftvollen Stimme umso lautstärker. „Was machst du da?!“, zeterte er aufgebracht und begann zu zappeln, auch wenn es ihm selber Übelkeit herbeiführte. „Lass mich los! Du Perverser!“ Den letzten Ausdruck überhörte Sasuke bewusst und hielt Narutos Beine fest. „Stellt dich nicht so an, schließlich kannst du kaum laufen, Baka!“ Auf einmal war sein gesamter Groll an den Tag gerufen und er war nicht gewillt, Widerrede zu dulden. Alles, was galt: Es endlich hinter sich bringen und mit der Sache abschließen. Komme was wolle. Seine Geduld war ein für alle mal am Ende. Auf den drohenden Ton hin beschloss Naruto, lieber zu schweigen und sich zu ergeben. Er hielt ruhig, auch wenn er immer noch trotzig dreinschaute und schmollte. Widerwillig klammerte er sich an Sasuke, dieser sah im Wesentlichten auch nicht zufriedener aus. Wortlos ging er in die Richtung, aus der er vorhin gekommen war, zur U-Bahn, auch wenn er noch kein wirkliches Ziel vor Augen hat. Das Schaukeln auf dem Rücken des Älteren beruhigte Narutos hitziges Gemüt allmählich und machte ihn müde. Anfangs zögernd legte er seinen Kopf auf dessen Schultern, als keine nennenswerte Reaktion kam, entspannte er sich. „Gewöhn dich bloß nicht daran.“ Lediglich diese Bemerkung bot einen kleinen Wermutstropfen, der ihn trotz dessen nicht großartig störte. Schweigend ging Sasuke seines Weges. Seine Laune war in den Minusbereich gerutscht, was man an seiner eisigen Miene auch eindeutig ablesen konnte. Sie war kälter und härter als sonst. Ihn beschäftigte eigentlich nichts mehr als die Antwort auf eine einzige Frage, die in seinem Kopf herum geisterte und auf die er selbstständig wohl keine Antwort finden würde. Sie hätte in einer Situation wie seiner nicht ironischer sein können. „Und was jetzt?“ So, meine lieben Leserlein. Was denn nun? xD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)