Aus dem Leben eines Gestaltwandlers von BlackVelvet-Mieze (Streben nach Vollkommenheit) ================================================================================ Prolog: Die Sage der Gestaltwandler ----------------------------------- Hallo, mein Name ist Ryan Marlan und ich fahre gerade zurück nach Hause. Sehr spannend, oder? Was soll ich sagen? Ich bin irgendwie anders. Um ehrlich zu sein bin ich ein halber Gestaltwandler. Was das ist? Ich erzähl´s euch: Die Geschichte der Gestaltwandler ist eine sehr alte Sage. Sie entstand vor tausenden von Jahren und wurde seitdem von Generation zu Generation weitererzählt. Sie lautet wie folgt: Es gab eine Zeit, in der es nur Tiere und Menschen gab und eines Tages fand ein junger Knecht in einem Hund seinen besten Freund. Soweit klingt es plausibel, oder? Der Junge hielt nicht viel von menschlicher Freundschaft und wünschte sich manchmal, genauso wie sein Hund, unbekümmert und frei zu sein. Er wünschte sich nichts sehnlicher als das. Und dieser Wunsch sollte ihm erfüllt werden. In der Nacht stellte sich der Hund auf seine Hinterbeine, weckte seinen Herrn und verschlang ihn mit Haut und Haar. Soviel zur Freundschaft. Der Junge erwachte im Körper des Hundes und wünschte sich nun sein menschliches Dasein zurück. Entweder das eine, oder das andere. Er sollte sich mal entscheiden. Aber er war nun verflucht. Sein Wunsch hatte sich erfüllt. Er war ein Mensch, gefangen im Körper eines Tieres - Ein Gestaltwandler. Mit der Zeit gewöhnte sich der Junge an sein neues Leben und beherrschte die Fähigkeiten eines Hundes. Sein Wissen wuchs mit seiner Zeit als Tier. Irgendwann kam er dahinter, wie man die menschliche Gestalt wiedererlangen konnte. Gestaltwandler sind mächtige Wesen. Sie können sich in ein bestimmtes Tier verwandeln und daraus ihren Vorteil ziehen. Und dann gibt es noch die sogenannten Halfer. Das Wort 'Halfer' bedeutet nichts Weiteres als: Halber Gestaltwandler. Also, mit anderen Worten: Du bist nicht so gut wie wir. Die menschliche Rasse besteht natürlich immer noch. Die können schließlich nicht alle von Tieren gefressen werden. Doch sie respektieren das Dasein der Gestaltwandler nicht. Deshalb führen diese Rassen bis heute gegeneinander Krieg. Viele Menschen und Gestaltwandler starben bei den unzähligen Schlachten. So, jetzt kennt ihr die Sage. Und naja, mein Wandeltier ist ein Tiger. Aber kein gewöhnlicher, nein: Ich verwandle mich in einen schneeweißen Tiger. Schon etwas Besonderes, oder? Und wenn ihr jetzt denkt, ich sei von einem solchen Tiger gefressen worden; um Gottes Willen nein! Soweit ich weiß, stamme ich von den katzenartigen Gestaltwandlern ab. Es gibt unzählige Familien der Wandler, zu viele um sie alle aufzuzählen und in fast jeder dieser Familien gibt es auch Halfer. Und dazu, wie ihr ja wisst, gehöre nun mal ich. Es gibt Gewis - das ist unser Spitzname für die ganzen Gestaltwandler – die respektieren unser Dasein, denn wir können ja auch nichts dafür, dass wir nur halb so gut sind wie die anderen. Aber dann gibt es auch noch welche, die unsere Existenz nicht ausstehen können. Mit den Menschen haben die meisten von uns jedoch wenig zu tun. Lediglich manche Halfer oder seltener Gewis arbeiten mit vielen Menschen zusammen – natürlich wissen die nicht, dass wir welche sind. Einige Menschen meinen, wir seien die Verschmutzung ihrer Rasse. Kaum zu glauben, oder? Aber ich sage euch, die denken wirklich so. „Hallo, ich bin Ryan und ich bin eine Verschmutzung der menschlichen Rasse.“ Das hört sich doch toll an, oder? Ach so! Ich hab euch noch gar nicht gesagt, wo wir sind. Wir befinden uns gerade auf einer kleinen Landstraße, ein paar Kilometer vor unserem Ziel. Wir Halfer wohnen zusammen mit den Gewis aus dieser Gegend in einem Haus, vielmehr einer Villa, welche inmitten eines Waldes steht. Wenn ich euch jetzt auch noch sagen würde, wo dieser Wald ist, wärt ihr morgen tot. Glaubt es mir einfach; manche von uns verstehen keinen Spaß dabei. Und woher komme ich gerade? Das kann ich euch auch beantworten. Ich war arbeiten. Bin nämlich in einer Firma für Grafik und Design zuständig. So, wir sind nur noch knapp einen Kilometer von dem Haus entfernt. Also habt Geduld, es dauert nicht mehr lange. Wisst ihr eigentlich in welchem Auto wir fahren? Nein? Ist ein schmucker Twingo; Farbe Schwarz, cool was? Ich hasse diese Straße eigentlich, aber ich muss ja hier lang fahren. Tag für Tag. Torben Pirmin, mein - sollte ich sagen Aufpasser?- Ja, mein Aufpasser, der Bär... Er sagt immer, wenn ich fahre müssen sich die Waldtiere in Acht nehmen. Nur weil ich letztens einen Hasen überfahren habe. Ich muss zu meiner Verteidigung jedoch sagen, dass ich den Hasen weder gesehen, noch gehört habe... bis ich dieses komische Geräusch vernahm. Ziemlich dramatisch, die Geschichte... Dieses Mal scheint ja kein Häschen unterwegs zu sein. Aber Vögel. Die schwirren den ganzen Tag über meinem Kopf hinweg und denken, sie seien was Besseres. Ich kann ja nicht fliegen, bin deswegen auch nicht so gut wie sie. Das klingt logisch. Aber hallo? Ich bin eine Raubkatze. Und Katzen klettern nur auf Bäume, sie fliegen nicht! Wir sind kurz vor unserem Ziel. Ich kann es gar nicht abwarten Torben zu erzählen, dass ich diesmal kein Tier überfahren habe. Plötzlich höre ich ein fürchterlich lautes Kreischen. Das ist es... das Geräusch. Ich kenne es zu gut... „Scheiße.“ Was ist es dieses Mal? Ein Hase? Reh, vielleicht? Ich lass mich mal überraschen. Ich halte den Wagen an und steige aus. Die Straße sieht aus, als sei ein rotes Federkissen geplatzt. Und was liegt da? Oh, nein! Ein Vogel! Wenn man vom Teufel spricht, jetzt echt mal! Es ist... ein roter? Ja, genau. Ein roter, großer Vogel. Ein Feuervogel. Und warum ist er nicht weggeflogen? Kann er es vielleicht nicht? Dann haben wir ja was gemeinsam. Oh, oh... was jetzt? Mitnehmen, nicht mitnehmen? Aufsammeln, liegen lassen? Ach, ich nehme ihn mit, was soll´s. Vielleicht lebt er ja noch. Was man von dem Hasen damals nicht behaupten konnte... Also, ich pack das Federvieh ins Auto. Der Große wird schon wissen, was zu tun ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)