Be my Bad Boy von Minami (Mariku x Ryou, Bakura x Malik, uvm.) ================================================================================ Kapitel 37: Kapitel 33: Ein Sprung über den eigenen Schatten ------------------------------------------------------------ „Hach, endlich wieder Schule!“ Mit einem Lächeln drückte Ryou seinen Rucksack an sich. „Endlich wieder jeden Tag Mariku und natürlich auch dich und Bakura sehen!“ „Mh“, brummte Malik nur, das Gesicht eingefallen und müde wirkend. Er hatte die ganze Nacht nicht schlafen können und sich stundenlang wach im Bett herum gewälzt, so wie jede letzte Nacht der Ferien. „Du hast echt eine Schraube locker, weißt du das?“ „Ich weiß!“ Ryou kicherte, als Malik lauthals gähnte und klammerte sich dann an seinem Arm fest. „Bist du nicht aufgeregt? Dein erster Schultag, an dem du mit Bakura zusammen bist!“ „Ach was.“ Der Blonde zuckte träge mit den Schultern und hielt sich die Hand vor den Mund, da er nochmals gähnen musste. „Ich werd mich nicht anders benehmen als sonst und Bakura auch nicht, denk ich. Mir ist auch eh egal, was die anderen darüber denken, also warum sollte ich aufgeregt sein?“ Ryou sah ihn an und in seinem Gesichtsausdruck war Neid zu erkennen. „Oh, was gäbe ich nur dafür, mich nicht immer verrückt machen zu lassen von den Gedanken und Meinungen anderer.“ Er seufzte und zupfte resigniert an seinem Shirt herum. „Aber ich kann‘s nicht. Ich hab immer noch Angst, aufzufallen, egal, ob nun positiv oder negativ…“ „Naja, mit Mariku als Freund ist es schwer, nicht aufzufallen. Der Typ ist eine richtige Attentionwhore!“ Malik grinste. Ryou gab nur ein „Hmpf“ von sich und dann herrschte für einen Moment Schweigen.Ihm brannte ein Thema auf der Zunge, ein sehr dringendes Thema sogar, aber er hatte irgendwie Angst, es anzusprechen … Es war einfach so … privat und … intim, über so etwas redete er einfach nicht gerne. Aber er wusste auch, dass er es loswerden musste, da er innerlich sonst platzen würde vor Anspannung! „Du…“, fing er schließlich schüchtern an und starrte stur auf den Boden geradeaus und hatte nicht den Mut, Malik in die Augen zu sehen, „Kann ich dich was fragen? Es geht über Mariku und … naja … S-S … Sex und … und so…“ Überrascht hob sein bester Freund beide Augenbrauen. „Ja? Du kannst mit mir über alles reden, Ry, das weißt du, also sei nicht so schüchtern.“ Mit einem Schmunzeln schlug er Ryou auf den Rücken. Dieser lächelte dankbar. „Ich weiß, danke dafür, Malik … Es … Naja … Mariku und ich haben uns am Samstag – also vorgestern – das letzte Mal getroffen und … d-du weißt ja, wie … versaut er ist…“ Ryou lief an, ihm war das Thema sichtbar unangenehm. „Und … Ich weiß nicht, wir haben jedes Mal S-Sex, wenn wir uns sehen aber am Samstag … Nicht … Weißt du, Mariku macht immer den ersten Schritt, wenn‘s um Sex oder sogar Knutschen geht und so … Und da hatte er es eben nicht gemacht, er war ganz abweisend zu mir und deswegen weiß ich nicht, was ich jetzt davon halten soll…“ Erleichtert davon, dass er das, was ihn so beschäftigte, endlich jemanden anvertraut hatte, seufzte er und sah einen nachdenklich aussehenden Malik an. „Ich … Ich frag mich, ob das ein schlechtes … Zeichen ist? Hat er vielleicht genug von mir? Für so einen Kerl wie ihn ist es doch bestimmt langweilig, immer nur mit derselben Person zu schlafen und das für fast drei Monate…“ „Hmm.“ Malik schwieg einige Sekunden und dachte ausgiebig nach. „Naja, vielleicht lag es nicht an dir?“ Er kratzte sich am Kopf. „Bakura und ich sind am Samstag in die Stadt gegangen und da haben wir Mariku und Akefia gesehen.“ Ryou riss die braunen Augen auf. Mariku und Akefia … trafen sich? Hatte Bakura nicht gesagt, dass der Kontakt zwischen ihnen abgebrochen war nach ihrer Trennung…? „Wann … Wann habt ihr sie gesehen?“, fragte er mit leiser, belegter Stimme nach. „Weil am Samstag ist Mariku ja auch bei mir gewesen…“ „Puh.“ Der Ägypter runzelte die Stirn. „So gegen 13 Uhr?“ „Aha, okay, das passt.“ Ryou nickte langsam, auf einmal betrübt. Die vorherige Freude auf die Schule war wie verflogen. „Bei mir war er erst so um … 18 Uhr ungefähr.“ „Hm“, summte Malik, „Naja, vielleicht haben sich die Zwei bei ihrem Treffen gestritten und deswegen hatte er dann keinen Bock auf Sex?“ Ryou sah ihn skeptisch an. „Meinst du? Wenn Mariku Stress mit jemanden hatte, würd er nicht dann erst Recht mit mir schlafen, um seine … Aggressionen und Ähnliches loszuwerden?“ So war es bisher nämlich immer gewesen. Wenn Mariku zu ihm kam und sich vorher mit seiner Schwester oder sonst wem gestritten hatte, dann würde er Ryou ohne viele Worte direkt ins Bett ziehen und ihn grob nehmen. Das geschah zwar nicht allzu oft, aber manchmal schon. „Was soll das heißen?“ Sein Freund sah ihn alarmiert an und blieb stehen. „Ryou, lässt Mariku seine Wut an dir aus?“ „Ach was!“ Der Weißhaarige schüttelte heftig den Kopf und hob abwehrend beide Hände. „Das tut er nicht, Malik, mach dir keine Sorgen. Ich hab mich nur falsch ausgedrückt. Er … wird nicht gemein zu mir, er … schläft nur mit mir, um seine Wut zu vergessen. Verstehst du?“ Malik grunzte und sah ihn immer noch skeptisch an. Ryou lächelte und hoffte, dass sein Lächeln nicht allzu falsch wirkte… Das tat es anscheinend nicht, da Malik ihm nun doch zu glauben schien. „Okay, okay. Aber … Falls so etwas in der Art mal passiert oder passiert ist, dann würdest du mir Bescheid sagen, oder? Nicht wahr, Ryou?“ „Natürlich.“ Ryou gab ihm ein Küsschen auf die Wange. Malik lächelte und damit war das Thema beendet. Aber nur zwischen ihnen, denn in Ryous Kopf war es das noch lange nicht. Er war nun sogar noch nachdenklicher als vorher! Mariku hatte Akefia getroffen, bevor sie sich gesehen hatten … Hatte dieses Treffen mit seinem Exfreund wirklich etwas mit seiner abwesenden Art zu tun gehabt und mit seiner mangelnden Lust an Sex? ‚Vielleicht‘, schoss ihm plötzlich ein schrecklicher Gedanke in den Kopf und ließ Ryous Kehle sofort staubtrocken werden, ‚Vielleicht hatte er keine Lust auf Sex … weil er mit Akefia welchen gehabt hatte, bevor er bei mir war?!‘ Dieser Gedanke war so … grausam, so verletzend und Ryou versuchte mit aller Kraft, ihn aus seinem Kopf zu bekommen, aber es ging nicht. Er war wie ein alter Kaugummi, der unter der Schuhsohle klebte und partout nicht abzubekommen war. Verdammt … Lief da wieder etwas zwischen Mariku und seinem Exfreund Akefia? Es schien alles darauf hinzulaufen, nicht wahr? Man musste nur eins und eins zusammen zählen und so gut, wie Ryou in der Mathematik war, war dies kein Problem für ihn. Es fing alles an mit dem Treffen im Piercingstudio. Mariku und Akefia, eng umschlungen. Akefias Hand auf Marikus Arsch. Dann ging es weiter. Am letzten Schultag, Akefia hatte Bakura abgeholt und gewusst, dass Mariku im Urlaub, in Ägypten war, obwohl er dieses Wissen gar nicht haben durfte, da sie laut Mariku kaum noch Kontakt miteinander hatten. Dann hatten sich Akefia und Mariku scheinbar in der Stadt getroffen, Mariku hatte danach keine Lust auf Sex gehabt. Es war alles klar. Kristallklar. Eins und eins macht zwei. Ryou, Mariku und Akefia waren drei und demnach einer zu viel. Einer musste also gehen. Nur wer…? Wer war die dritte Person? Ryou betete inständig, dass es nicht er war, obwohl er tief im Inneren schon wusste. xxx   „Mann, ich bin echt nervös…“ Sichtlich aufgebracht sprang Ryou von einem Bein aufs andere, die Lippen fest zusammengepresst. „Chill“, befahl Mariku ihm, legte eine Hand auf seine Schulter, um ihm vom nervigen Springen abzuhalten und zog ihn mit den Rücken an seine Brust. „Eben, Riku hat Recht“, mischte sich nun auch Bakura ein und warf Malik einen missbilligenden Blick zu, als dieser seine Hand, die zum Hintern des Ägypters gewandert war, wegschlug. „Es ist nur ein Chemietest, du wirst wahrscheinlich eh wieder eine Eins haben.“ „Meine Note ist mir ja auch völlig egal!“ Ryou blies die Wangen auf und kuschelte sich dann näher an Mariku. Er hatte inzwischen entschlossen, die Tage mit Mariku, die ihm noch bleiben würden, zu genießen. Er würde ihn nicht abweisen, sich ihm kalt gegenüber benehmen, nein, im Gegenteil. Ryou war sich sicher, dass jeder Moment mit seinem Freund der letzte sein könnte und deswegen kostete er diese Momente noch einmal voll aus. „Warum dann das Theater?“, fragte Bakura verwirrt nach und hob eine Augenbraue. „Na, wegen Marikus Note, Dummkopf!“ „Wegen meiner?“ Mariku blinzelte verwirrt. „Warum wegen meiner?“ „Menno, seid ihr denn alle schwer vom Begriff?“ Seufzend fuhr sich Ryou durchs Haar und schüttelte den Kopf. „Du hast doch jetzt das erste Mal vor Chemie gelernt, Mariku, richtig gelernt! Und ich bin eben gespannt, ob deine Arbeit Früchte ernten wird.“ Mariku blinzelte nochmal. „Was für Früchte?“ Malik brach in Gelächter aus. „Ra, du bist manchmal so schön doof, Mariku!“, meinte er lachend und wich dann geschickt dessen Schlag aus. „Hey, nicht gewalttätig werden, mein Lieber.“ „Eben!“ Bakura blies die Wangen auf, was ihn so wie ein übergewichtiges Eichhörnchen aussehen ließ. „Nur ich darf mein Blondchen hauen und das auch nur im Bett, weil Malik so darauf steht.“ Schnurrend wackelte er mit den Augenbrauen. „Geht das schon wieder los.“ Seufzend verschränkte Malik die Arme vor der Brust und lehnte sich dann gegen die Wand. „Viel Spaß beim Zuhören von einem seiner weiteren Sexmärchen.“ Er verdrehte die Augen. „Malik steht totaaal auf Bondage und so einen Kram!“ Breit grinsend zog Bakura an eine seiner blonden Haarsträhnen, wofür er eine Ohrfeige von Malik kassierte, doch das ließ sein Grinsen nicht verschwinden. „Er liebt es, geknebelt zu werden! Und auf verbundene Augen steht er auf. Oh und natürlich ans Bett gefesselt und von hinten genommen zu werden.“ Er gluckste leise. „Du bist so ein Kind.“ Mit dem Anflug eines Lächelns verdrehte Malik abermals die Augen. „Es macht dir echt Spaß, solche Lügengeschichten zu erfinden, mh? Und es sind wirklich Lügen, Ryou, keine Sorge.“ Er tätschelte seinem besten Freund den Kopf, als er dessen knallrotes Gesicht bemerkt hatte. „Vielleicht bist du ja derjenige, der die Lügen erzählt“, meine Mariku schmunzelnd und zwinkerte Malik zu. „Ich mein, seh dich an. Deine Outfits und dein generelles Auftreten schreit einfach nach Fetischsex.“ Er wackelte mit den Augenbrauen. „Ach, fick dich doch.“ Seufzend fuhr sich Malik durchs Haar. „Es hat keinen Sinn mit dir darüber zu argumentieren. Du glaubst doch eh das, was du glauben willst.“ „Mmh, gut erkannt, Süßer“, schnurrte Mariku und lachte dann leise. Doch als im nächsten Moment eine nur allzu bekannte, wütende Stimme durch den Gang hallte, verstummte sein Lachen sofort. „Macht Platz, verdammt! Mann, was war ich froh, eure Visagen für zwei Wochen nicht ertragen zu müssen!“ Kobayashi war da. „Oh happy happy joy joy.“ Genervt rollte Bakura mit den Augen. „Gut gelaunt wie immer, unser Lieblingslehrer.“ „Es ist Kobayashi, was erwartest du von ihm?“ Malik zuckte mit den Schultern und drückte sich von der Wand ab, als ihr Chemielehrer an ihnen vorbei rauschte und den Chemiesaal aufschloss. Ryou wollte gerade etwas erwidern, doch da spürte er den stechenden, beißenden Blick des Lehrers auf sich, und ihm blieben die Worte im Hals stecken. Mit einem panischen Keuchen sprang er aus Marikus Armen und legte eine Hand auf sein wie wild pochendes Herz. Verdammt … Nein … Er hatte ganz vergessen – oder viel mehr verdrängt – was er zu Kobayashi gesagt hatte. Dass er gesagt hatte, zwischen ihm und Mariku wäre Schluss. Oh nein … Ryou bekam es mit der Angst zu tun. Wie würde der Lehrer jetzt darauf reagieren? Würde er Mariku durchfallen lassen, weil Ryou sein ‚Versprechen‘, mit Mariku Schluss zu machen, nicht gehalten hatte? „Hey, alles in Ordnung?“ Eine Hand legte sich auf seine zierliche Schulter und erschrocken sprang der Weißhaarige einen Meter in die Höhe. Mariku hob eine Augenbraue. „Ryou?“ „So-Sorry…“ Er lächelte schwach und fuhr sich durchs Haar. „Ich bin nur immer noch nervös wegen deiner Note…“ „Hm“, machte Mariku. Er schien ihm nicht zu glauben, aber es schien ihn auch nicht weiter zu interessieren, da er im nächsten Moment mit den Schultern zuckte und dann in den Chemiesaal ging. Ryou folgte ihm und setzte sich auf seinen Stammplatz neben Malik. Er wollte neben seinen Freund sitzen, aber Kobayashi hatte ihn das vor einiger Zeit verboten und so saß er eben neben Malik. Nicht, dass ihn das stören würde. „Malik, mein Engel, ich liebe dich!“, ertönte Bakuras Stimme am anderen Ende des Klassenraums aus von seinem Platz neben Mariku, „Diese Entfernung zwischen uns, sie … sie tötet mich, reißt mich in Stücke! Ich verzehre mich so nach dir, mein geliebter Engel!“ Die anderen Schüler im Saal lachten, während Malik amüsiert die Augen verdrehte und ihm dann den Mittelfinger zeigte. Bakura öffnete den Mund, doch noch bevor er etwas sagen konnte, donnerte Kobayashis wütende Stimme durch den ganzen Saal: „Wer nicht sofort die Klappe hält bekommt Nachsitzen!“ Das half. Mit einem Mal war die ganze Klasse mucksmäuschenstill. „Gut.“ Kobayashi grinste zufrieden und fuhr sich durchs fettige Haar. „Ich hab euren Test korrigiert. Ergebnis war wie immer schlechter Durchschnitt, aber ich reg mich nicht weiter darüber auf, es ist eure verdammte Schuld, wenn ihr keinen Bock auf Lernen habt und stattdessen lieber durch die Gegend vögelt, raucht und euch betrinkt.“ Kalt sah er sich im Klassenzimmer um und holte dann einen kleinen Zettel aus seiner Mappe. „Kommen wir zum Notenspiegel.“ Er nahm sich ein Stück Kreide und schrieb dann auf, wie oft welche Noten erreicht worden waren. Ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her rutschend sah Ryou ihm zu.   0x Sehr gut 2x Gut 7x Befriedigend 12x Ausreichend 9x Mangelhaft 2x Ungenügend Durchschnitt: 4,1   „Ohh…“ Ryou verzog das Gesicht. Das war wirklich kein gutes Ergebnis, die schlechten Noten überwogen deutlich. Ob Mariku wohl nun wirklich sein Ziel geschafft hatte und einer der sieben Glücklichen war, die ein Befriedigend bekommen haben? „Wow, keine Eins…“, summte Malik neben ihm und hob beide Augenbrauen. „Das heißt, auch du hast diesmal keine. Krass, wann passiert das denn mal?“ „Ach was, macht ja auch nichts.“ Lächelnd zuckte Ryou mit den Schultern. Ihm war wirklich egal, dass er dieses Mal kein Sehr gut erzielen konnte. Viel wichtiger war ihm Marikus Ergebnis. Sie hatten schließlich so ausgiebig zusammen gelernt, da musste etwas Besseres als Fünf oder Sechs heraus kommen. „Also, ich fang an zu verteilen, ihr Versager.“ Kobayashi grinste fies in die Klasse, nahm den Stapel der Tests und fing an, sie zu verteilen. Nach und nach bekamen die Schüler ihre Ergebnisse und fast jeder verzog das Gesicht, als er seine Note sah. „Ishtar-san.“ Fast angewidert rümpfte ihr Lehrer die Nase, als er Malik seinen Test aushändigte. „Ich weiß schon, dass es nichts Gutes sein kann…“ Mit einem leichten Grinsen drehte der Ägypter sein Blatt um. „Fünf.“ Er lachte. „Fuck ja, alles andere hätte mich auch verwundert.“ „Och…“ Ryou presste die Lippen zusammen und tätschelte seinem Freund die Schulter. Malik war nie wirklich gut in Chemie gewesen, aber bis jetzt hatte es fast immer für eine Vier – und im Ausnahmefall sogar für eine Drei minus – gereicht. Aber ihm schien seine schlechte Note nicht viel auszumachen, deswegen machte sich Ryou keine Gedanken darüber und fieberte weiterhin Marikus Ergebnis nach. „Yeah!“ Bakuras lachende Stimme war zu hören. „Ey, Malik, was hast du?!“ „Fünf!“, rief der Angesprochene ihm mit einem Schmunzeln zu und hielt fünf Finger in die Luft. „Du?“ „Sechs!“ Glucksend hielt der Albino seinen Test in der Luft, auf dem eine dicke fette Sechs mit roten Buchstaben gemalt war. „Ich hab nur einen Punkt! Von…“ Er sah kurz aufs Papier. „Von 70, geil!“ Auch Malik lachte. „Echt geil. Ich seh schon, du bist ein guter Umgang für mich, du ziehst mich auf dein Niveau runter.“ Er schmunzelte. „Hier unten, bei meinem Niveau, ist es eh viel gemütlicher und toller.“ Bakura wackelte mit den Augenbrauen. „Hier, bei den Niveaulosen, sind andere Sachen viel wichtiger als zu wissen, was ein Molekül ist und wie man‘s aufzeichnet.“ Ryou, der den Zweien mit einem kleinen Lächeln gelauscht hatte, zuckte plötzlich zusammen, als er jemanden seinen Namen murmeln hörte und für einen kurzen Moment Finger über seinen Handrücken strichen. Fast panisch drehte er den Kopf zur Seite und blickte geradewegs in Kobayashis Gesicht. Ryou musste schlucken. Irgendwie bekam er es jetzt mit der Angst zu tun. Die Angst hatte nichts mit dem Testergebnis zu tun, sondern damit, wie Kobayashi sich ihm gegenüber jetzt benehmen und ob er seine Drohung wahr machen würde. „Ryou“, wiederholte der Mann seinen Namen und gab ihm dann seinen Test, „Ich will nach dem Unterricht mit dir reden. Alleine.“ Seine Stimme, fest und entschlossen, duldete keine Widerworte, das wusste Ryou, deswegen schluckte er den Kloß in seinem Hals herunter und nickte nur gehorsam. Kobayashi lächelte ihn an und dann war er weg, die restlichen Tests aushändigen. Mit klopfendem Herzen sah Ryou auf seinen Test: Zwei Plus. Grob überflog er die Antworten, die er hingeschrieben hatte. Ihm wurde sofort klar, dass sein Test keine Zwei war, sondern mindestens eine Eins minus. Aber er wusste auch, wieso er die Note nicht bekommen hatte… Er hatte nicht mit Mariku Schluss gemacht. Kobayashi machte seine Drohungen also wahr und setzte ihn mit dem ungerechten Ergebnis unter Druck. Mit bleichem Gesicht drehte er den Kopf zur Seite, da bemerkte er, dass Mariku bereits seinen Test in der Hand hielt. Sofort sprang er auf und eilte zu seinem Freund. „Und, was hast du?!“, wollte er aufgeregt von Mariku wissen. „Was wohl.“ Der Blonde seufzte und ließ seinen Kopf gegen den Holztisch knallen. Unsicher nahm Ryou ihm den Zettel aus der Hand und sah sich mit klopfendem Herzen das Ergebnis an. Sechs. Ungenügend. Null Punkte. „Sechs…“, las Ryou ungläubig vor und sah sich Marikus Test genauer an. Das … Das konnte doch nicht sein?! Mariku hatte zwar nicht alle Fragen ausgefüllt, aber mehr als die Hälfte hatte er geschafft und das, was er hingeschrieben hatte, konnte doch nicht alles falsch sein?! Wie konnte er sogar noch weniger Punkte – nämlich gar keinen! – als Bakura haben, welcher gar nicht gelernt hatte, während er mit seinem Freund stundenlang geübt hatte. Das konnte doch wirklich nicht sein, irgendetwas war da faul. Und je mehr von Marikus Antworten sich Ryou durchgelesen hatte, desto klarer wurde ihm, wie diese Note zu standen gekommen war. Kobayashi hatte ihn falsch bewertet. Er hatte ihm richtige Antworten falsch angestrichen. „Das ist keine Sechs…“, wisperte Ryou geschockt, die rehbraunen Augen auf dem Test ruhend. „Nie im Leben. Das, das und das…“ Er zeigte auf ein paar Aufgaben. „Die Antworten sind richtig. Und das auch. Das kann keine Sechs das, das ist … ja, mindestens eine Vier, Mariku, mindestens.“ Bei diesen Worten hob Mariku langsam den Kopf. Sein Gesicht war wie eine Maske und es war schwer für Ryou, irgendeine Emotion aus ihr lesen zu können aber er war sich sicher, dass er Enttäuschung aus den amethystfarbenen Augen lesen konnte. Enttäuschung. Wut. Und dieses Glitzern in den Augen. War das … Schmerz? Als Ryou das bemerkte, als er sah, wie verletzt Mariku war, brannten alle Sicherungen bei ihm durch. Niemand, wirklich niemand, durfte seinem Freund wehtun! Besonders nicht auf so eine niveaulose Art und Weise! Nein, das konnte und wollte Ryou nicht durchgehen lassen! Und deswegen tat er etwas, was er im Nachhinein nie von sich erwartet hätte und womit er nicht nur sich, sondern genau genommen alle überrascht hatte! Besonders Mariku und Kobayashi-sensei. Die Lippen so zu einer dünnen Linien zusammen gepresst und Marikus Test fest in den Händen haltend marschierte Ryou zum Lehrerpult und zu Kobayashi. Er konnte Marikus Blick und den seiner Klassenkameraden in seinem Hinterkopf bohren spüren. „Ja, Watanabe-san?“ Neugierig sah Kobayashi zu ihm, leicht verunsichert, da er seinen Lieblingsschüler noch nie so entschlossen gesehen hatte. „Das.“ Ryou knallte Marikus Test auf das Pult. „Was soll das?“ Kobayashi warf einen kurzen Blick aufs Papier. „Eine Sechs, Watanabe-san. Ikrush hat sie verdient.“ „Nein, eben nicht!“, brüllte Ryou ihn an und ballte die Hände zu Fäusten. Die Klasse, welche eben noch lauthals ihre Noten ausgetauscht und sich beschwert hatte, wurde still. Alle starrte nun zu den beiden nach vorne. „Ryou?“, flüsterte Malik verwirrt, nicht sicher, ob das, was er gerade sah, wirklich passierte oder ob er träumte. Auch Bakura sah völlig perplex zwischen ihnen hin und her, den Mund weit geöffnet. Mariku war aufgestanden und sah aufmerksam zu seinem Freund und dem verhassten Lehrer. Auch er hatte absolut keine Ahnung, was da gerade vor sich ging. „Sie haben Mariku unfair behandelt! Sie haben ihm eine Sechs gegeben, obwohl er die gar nicht verdient hat! Sie haben ihm alle richtigen Antworten als falsch angestrichen und ihm null Punkte gegeben, dabei hat er mindestens 30!“, fuhr Ryou mit aufgebrachter Stimme fort, die Wangen gerötet vor Wut. Kobayashis Gesicht wurde langsam zornig und seine Augen verengten sich wütend zu Schlitzen. „Es ist immer noch meine Sache, wie ich meine Schüler bewerte, Watanabe-san“, zischte er leise. „Aber falls es Sie wirklich so interessiert … Ich kenne Ikrush schon lange und bis jetzt hat der Nichtsnutz immer nur Scheiße in seinen Tests geschrieben und jetzt?! Er hat Fragen richtig beantwortet und das … das konnte einfach nicht mit rechten Dingen zugehen, ich bin mir sicher, dass er geschummelt hat!“ Wütend schlug er auf den Tisch und warf Mariku einen hasserfüllten Blick zu. „Gib‘s doch zu, du Niete! Du hast geschummelt, du musst geschummelt haben!!!“ „Das hat er nicht!“, antwortete Ryou für seinen Freund, die Lippen zusammengepresst. „Er hat mit mir zusammen gelernt, es gibt sogar Zeugen, falls Sie mir nicht glauben! Fragen Sie doch meine Schwester oder Marikus Familie!“ Seine Nägel bohrten sich in seine Handfläche. „Sie … Sie sind so widerlich! Sie sollten sich freuen, dass Mariku endlich begriffen hat, dass er etwas tun und lernen muss, wenn er den Abschluss schaffen will! Aber was machen Sie?! Sie machen ihn fertig und unterstellen ihm Sachen, die nicht wahr sind und für die Sie sicherlich nicht mal Beweise haben!“ „Ry … Ryou hat Recht“, mischte sich nun auch eine schüchterne Stimme ein und sofort richteten sich alle Blicke auf Yuugi. „Sie dürfen Mariku nicht einfach so eine Sechs geben, ohne Beweise … Und außerdem … Sie ... Sie machen ihn wirklich fertig, das ist nicht fair von Ihnen, das hat Mariku nicht verdient, das hat keiner von uns verdient!“ Seine sonst so blassen Wangen waren gerötet und Yuugi zitterte leicht, ein Zeichen dafür, wie große seine Angst vor dem Chemielehrer doch war und das er damit nicht der einzige war. „Eben!“, brüllte Bakura laut. „Mariku baut zwar manchmal Scheiße, okay, aber das tu ich auch! Aber mich haben Sie nie so zur Sau gemacht wie ihn, das ist einfach nur unfair, was Sie da machen, verdammte Scheiße!“ Langsam aber sicher wurde die Klasse lauter, immer mehr Stimmen kamen dazu, die den anderen zustimmten. Mariku stand einfach nur schweigend da und lauschte. Er hatte keine Ahnung, was er machen oder sagen wollte. Er war überwältigt, ihm fehlten die Worte. „Fresse, oder ihr bekommt alle eine Sechs!“, spie Kobayashi in die Menge und schlug mit den Fäusten brutal gegen das Pult. „Fresse, Fresse, Fresse!“ „Nein…“ Ryou schüttelte den Kopf. „Wir haben lange genug den Mund gehalten, ich habe lange genug den Mund gehalten.“ Der Weißhaarige zitterte auf einmal. Nein, er würde sich nicht länger bedrohen lassen, das würde er nicht mehr mitmachen. Er würde mit der Wahrheit rausrücken und zwar mit der ganzen! „Was…“ Geschockt riss Kobayashi die Augen auf und mit einem Mal wich die ganze Farbe aus seinem Gesicht. „Was soll das heißen, Watanabe-san…?“ Seine Stimme zitterte leicht. Er hatte Angst. Genau wie Ryou, doch dieser wusste, dass er diesmal nicht klein beigeben würde. Nein, nicht mehr. „Ich werde zum Direktor gehen und ihm sagen, was sie Mariku angetan haben und … m-mir…“ Er schloss für einen Moment die Augen und versuchte, sich wieder zu beruhigen. Um ihn herum hatte ein lautes Gemurmel angefangen, alle fragten sich, was Ryou nur damit meinte. „Ich…“ Langsam öffnete er die Augen und sah direkt in Kobayashis. Jetzt oder nie. Jetzt konnte er endlich den Ballast, den er nun so lange mit sich herum trug, loswerden. „Ich werde den Direktor sagen, dass sie mich unsittlich berührt haben und dass das, was sie mit mir getan haben, an sexuellen Missbrauch grenzt.“ Totenstille hatte sich im Klassenraum ausgebreitet. Kobayashi war geschockt, der Angstschweiß lief ihm in Strömen übers Gesicht. „Was?!“, donnerte plötzlich Marikus wutentbrannte Stimme durch die Klasse. „Sexueller Missbrauch?!“ Ryou öffnete den Mund und wollte seinem Freund sagen, dass er ihm gleich in aller Ruhe alles erklären würde, doch das einzige, was seinen Mund verließ, war ein ängstlicher Schrei. Denn Mariku war nach vorne, zu ihm und Kobayashi gerannt, und hatten ihrem Lehrer einen mit der geballten Faust verpasst. Blut lief Kobayashi aus der Nase und er taumelte wegen der Wucht des Schlages einige Schritte zurück. „ICH BRING DICH UM!“, brüllte Mariku. Ein wildes, verrücktes Glitzern war in seinen Augen erschienen und er holte erneut mit der Faust aus. Doch Kobayashi, der langsam wieder zu Sinnen gekommen war, war schneller. Noch bevor Marikus Faust ihn ein zweites Mal treffen konnte hatte er sich herunter gebeugt und seinen Kopf mit aller Kraft in Marikus Magen gerammt. Ryou schrie, als direkt vor seinen Augen ein brutaler und vor allem blutiger Kampf entstand. „Hilfe!“ Panisch sah er sich um. „Tut doch was, bringt sie auseinander!“ Doch keiner tat etwas. Seinen Klassenkameraden wurde schnell klar, dass es nur unnötige Verletzte geben würde, wenn sich jetzt einer zwischen sie schieben würde, also sprang Yami stattdessen auf und eilte zum Direktor mit der Hoffnung, dass dieser ihnen helfen konnte bevor die ganze Sache noch mehr eskalierte. „Fuck!“ Mariku brüllte vor Schmerz, als Kobayashis Fuß ihm mit aller Wucht im Gesicht traf. Fluchend packte sich der Ägypter an den Mund. Zwischen seinen Fingern quoll das Blut hervor und färbte seine ganze Hand und den Kragen seines einst weißen Shirts rot. Langsam und behutsam hielt sich Mariku die Hand vor die Augen und sah in seine Handfläche. Dort lag etwas Kleines, etwas Weißes. Ein Zahn. „Du … Du hast mir einen Zahn ausgebrochen du Hurensohn!“, brüllte Mariku aus vollen Leib und sprang Kobayashi an. Er drückte ihn mit den Rücken zu Boden und bohrte seine Springerstiefel dann gewaltsam in seinen Schritt. Kobayashi schrie. Tränen liefen seine blutige Wange entlang. In diesen Moment kam – endlich! – der Schuldirektor, Ren Harukaze, herein gestürmt. „Takeshi! Mariku Ikrush! Hört sofort auf!“ Harukaze war ein kleinerer, älterer Mann mit weißen Haaren, aber seine Persönlichkeit, sein ganzes Auftreten, strahlte so eine Autorität aus, dass Mariku und Kobayashi sofort in ihren Bewegungen inne hielten. „Atemu-san hat mir erklärt, was passiert ist.“ Für einen kurzen Moment ruhte sein strenger Blick auf Mariku, dann wanderten seine harten, aber gerechten, Augen zu Kobayashi. „Takeshi Kobayashi, ich werde Sie sofort und unwiderruflich von der Schule und vom Dienst suspendieren. Außerdem werde ich Ihre Delikte aufsammeln und Sie dann anzeigen. Ich werde dafür sorgen, dass Sie nie wieder an einer Schule unterrichten dürfen.“ Kobayashi öffnete den Mund und für einen Moment schien es, als wollte er etwas sagen und alles abstreiten, doch dann presste er die Lippen zusammen. Sein Blick ruhte kurz auf Ryou und dann nickte er schweigend. „Jetzt zu Ihnen, Ikrush-san.“ Harukaze wandte sich an Mariku. Ryou verzog das Gesicht, als er seinen Freund betrachtete. Sein weißes Shirt war übersät mit großen Blutstropfen. Auch seine Lippen und sein Kinn waren voller Blut. Es sah fast so aus, als wäre er ein kleines Kind, das zum ersten Mal den Schminkkasten seiner Mutter gefunden und versuchte hatte, sich roten Lippenstift aufzutragen und dabei schrecklich gescheitert war. ‚Oder wie der Joker aus Batman‘, schoss es Ryou plötzlich durch den Kopf, als er in Marikus wilde, brutale Augen sah. ‚Ja, der Joker passt besser.‘ „Sie werden die restliche Woche der Schule verwiesen werden, Ikrush-san“, teilte der Schuldirektor ihn mit. „Ich finde es lobenswert, dass Sie sich so für ihren Klassenkameraden eingesetzt haben, aber die Art und Weise, wie es getan haben kann ich nicht gutheißen. Gehen Sie jetzt bitte zu Fräulein Kujaku und lassen Sie ihre Wunden pflegen, bevor Sie nach Hause gehen.“ Mariku nickte. „Okay“, erwiderte er und sah zu Ryou. Als sich ihre Blicke trafen verzogen sich Marikus geschwollene Lippen zu einem breiten Grinsen und Ryou konnte so sehen, dass ihm der obere, rechte Eckzahn fehlte. Ryou lächelte. xxx „Fuck, Au! Das tut weh, verdammt!“ Mai, die Schulkrankenschwester, seufzte leise und nahm ihre Hände von Marikus Kiefer, nachdem sie diesen gründlich abgetastet hatte. „Du kannst froh sein, dass dein Kiefer nicht gebrochen ist und dir nur ein Zahn fehlt.“ Sie sah ihn streng an. „Jaja, ich weiß.“ Mariku verdrehte die Augen und packte sich dann fluchend ins Gesicht. „Shit, das tut beim Reden weh!“ „Dann halt doch einfach den Mund.“ Mai hob eine Augenbraue. „Sie hat Recht, rede lieber nicht so viel, Schatz“, stimmte Ryou, der neben Mariku im Krankenzimmer saß, ihr zu. Mariku brummte und schwieg die restliche Untersuchung über. „Hm, okay“, summte die blonde Krankenschwester, als sie fertig war. „Ich kann so nichts Größeres feststellen. Neben das mit deinem Kiefer hast du ein paar blaue Flecken, nichts Wildes. Du kannst dich also wirklich glücklich schätzen.“ Sie nahm einen kleinen Block und kritzelte etwas dort drauf. „Ich werd dir Schmerzmittel wegen deinem Kiefer verschreiben. Nimm die Medizin bitte jeden Morgen und Abend ein und schone deinen Kiefer ein wenig, okay? Das heißt nicht viel reden und-“ „Keine Blowjobs mehr geben?“, wollte Mariku wissen und zog einen Schmollmund, als Ryou knallrot anlief und dem Größeren einen kleinen Klaps aufs Knie gab. Mai verdrehte die Augen. „Zu viele Informationen, mein Lieber, viel zu viele.“ Mariku lachte nur, jaulte im nächsten Moment aber auf wegen den Schmerzen, die das Lachen verursacht hatten. „Der Zahn, der dir rausgeschlagen wurde, war natürlich kein Milchzahn mehr, er wird also nicht nachwachsen.“ Mai presste nachdenklich die Lippen zusammen. „Es gibt also zwei Möglichkeiten. Entweder du lässt die Lücke oder du gehst zum Zahnarzt und lässt dir eine Prothese einsetzen.“ „Also Kura hat gesagt, die Lücke sieht geil aus.“ Mariku grinste breit. „Ich würd dir schon eine Prothese empfehlen“, meinte Ryou kleinlaut und drückte sanft Marikus Hand. „Mit der Lücke siehst du … Naja … Weiß nicht … Wie ein Obdachloser oder so aus…“ Mariku gluckste bei diesen Worten. „Naja, ich frag mal Isis, ob wir genug Geld dafür haben und alles.“ Er zuckte leicht mit den Schultern. „Mach das.“ Mai nickte und stand dann auf. „Wie gesagt, schone deinen Kiefer etwas und nimm zweimal am Tag die Medizin ein, okay?“ „Alles klar.“ Mariku nickte und nahm den Zettel entgegen. „Okay, dann mach dich jetzt auf den Weg nach Hause. Gute Besserung.“ Sie lächelte und ging zur Tür. Doch bevor sie herausging und die Zwei allein ließ, zögerte sie nochmal kurz. „Übrigens…“ Ihre vollen, roten Lippen zierten ein Schmunzeln. „Ich find‘s gut, wie du Kobayashi, die – sorry für den Ausdruck – elendige Drecksau fertig gemacht hat, er hat‘s verdient.“ Damit verließ sie das Zimmer. Mariku lachte. „Die – FUCK! Tut das weh! – Alte ist echt cool drauf.“ „Ja…“ Ryou kicherte leise und schmiegte sich an seinen Freund. „Das ist sie…“ Der Ägypter grinste und hob Ryou dann an, um ihn auf seinen Schoß zu setzen. „Also.“ Mit einem Mal war sein Gesicht ernst. „Was meintest du jetzt mit sexuellem Missbrauch?“ Ryou zögerte kurz. Er wollte die Erlebnisse eigentlich verdrängen, entschied sich aber dann doch dafür, Mariku endlich davon zu erzählen. Er war schließlich sein Freund, er hatte das Recht, zu erfahren, was passiert war. Und so erzählte Ryou. Von den Blicken, den Berührungen, den Drohungen, den Küssen. Er konnte die pure, nackte Wut in Marikus Augen lodern sehen, doch außer, dass sich seine Finger manchmal unbewusst in Ryous Hüfte bohrten, ließ er ihr sonst keinen Lauf. „Aber jetzt ist ja alles vorbei“, wisperte Ryou schließlich, als er mit seiner Erzählung fertig war. „Jetzt ist alles vorbei…“ Mit einem schwachen Lächeln beugte er sich vor und drückte seine Lippen sanft auf Marikus. „Ja…“, erwiderte dieser. „Ich muss zwar sagen, dass ich etwas angepisst bin, dass du mir nichts gesagt hast, aber so bist du eben.“ Er seufzte laut und fuhr sich durchs Haar. „Außerdem … Du hast ja alles wieder wettgemacht, indem du alleine zu Kobayashi gegangen bist und ihn zur Rede gestellt hast.“ Ryou errötete. Er konnte immer noch nicht glauben, dass er das wirklich getan hatte… „Ich bin stolz auf dich.“ Mariku umfasste sein Gesicht und beugte sich so nahe, dass er seine Stirn gegen Ryous lehnen konnte. Er blickte ihm direkt in die rehbraunen Augen und Ryou wusste, dass Mariku jedes Wort, das er jetzt sagen würde, todernst meinte. „Verdammt stolz. Ich hätte nie gedacht, dass du so etwas für mich tun würdest, dass du deine Ängste einfach zurückstellst, nur um mir zu helfen. Ich bin … Wow, einfach sprachlos. So etwas hat noch nie jemand für mich gemacht, Ryou, noch nie und ich … Fuck … Danke…“ Ryou lächelte gerührt. Er wusste, dass Mariku nicht gut mit Worten war und deswegen gerade Probleme hatte, die richtigen zu finden, aber dennoch war das, was ihm der Ägypter gerade gesagt hatte, einfach nur wunderschön. „Das ist doch selbstverständlich.“ Ryou schloss die Augen, die Stimme kaum lauter als ein Hauchen. „Ich liebe dich, Mariku. Ich liebe dich wirklich. Ich weiß, ich nerv dich manchmal mit meiner Art, meiner Aufdringlichkeit und besonders, weil ich die drei Worte, die du so sehr hasst, immer wieder wiederhole, aber ich kann nicht anders … Ich muss sie einfach sagen, weil ich dir damit sagen will, wie unglaublich viel du mir bedeutest. Ich glaub nämlich manchmal, dass du dir dessen gar nicht bewusst bist.“ Er lächelte und für eine ganze Zeit lang herrschte Stille. Er hatte Mariku mit seinen Worten – seinem Geständnis? – wahrscheinlich etwas überfordert, aber er musste es einfach loswerden. Er liebte ihn so sehr, egal, was er tat. Egal, ob er ihn nun wirklich betrog oder nicht. Egal, ob er ihn in ein paar Wochen verlassen würde, weil ihm alles zu viel geworden war. Das war Ryou alles egal. Denn er liebte Mariku, vom ganzen Herzen, und das war alles was zählte. Und in den Moment, in dem sich Marikus Lippen so sanft auf seine pressten, fühlte sich Ryou auch geliebt.   -------------------------------------------------------   Dieses  Kapitel ist meiner Beta und guten Freundin, , gewidmet   Hat diesmal etwas länger mit dem Update gedauert, sorry >< Und ja… Ryou ist endlich über seinen Schatten gesprungen und hat gezeigt, dass er Eier in der Hose hat und ein Kerl ist! Gut so! >D Außerdem mag ich die Vorstellung von einem Mariku, dem ein Zahn fehlt, mega gut *___* Weiß nicht warum, aber ich mags einfach, hehe :D Außerdem danke für 200 Kommis O///O Hätte nie mit so vielen gerechnet und freu mich über jeden einzelnen, also danke   Im nächsten Kapitel von Be My Bad Boy: 3 Monate. Inzwischen sind Mariku und Ryou drei Monate zusammen und eigentlich sollte dies ein Tag zum Feiern sein. Und feiern, das tun die zwei auch, doch dann läuft auf einmal alles schief und es wird stattdessen zum schlimmsten Tag in Ryous Leben…   Bis dann Hosted by Animexx e.V. 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