Fallen Angel of the Night - Pt. 01 von PinkyTwinkleLeo ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 06 --------------------- Kapitel 6 Es war bereits kurz nach Mittag, als Adam das nächste Mal erwachte. Er streckte sich genüsslich, als er sich des Gewichts auf seiner Seite bewusst wurde. Langsam drehte er den Kopf und sah Nathanael, der ebenfalls schlafend wirkte und halb auf ihm drauf lag. Ein leichtes Lächlen trat auf die Lippen des Jungen. So entspannt hatte er den Vampir noch nie erlebt. Und wecken wollte er ihn auch nicht. Noch mit geschlossenen Augen bildete sich ein sanftes Lächeln auf Nathanaels Lippen. "Gut geschlafen?" fragte er leise, als er sich sicher war, dass Adam wach wurde, löste sich etwas von ihm und sah den anderen an, streichelte nun wieder sanft den Arm des anderen. Es war so schön gewesen und außerdem war er es gewohnt, tags über herum zu dösen, dass er die Zeit ganz vergessen hatte. Es wäre zu schön, wenn es immer so sein könnte, aber Nathanael wusste, dass es gleich nach dem Wochenende ganz anders kommen und er den Tag und die Nacht wieder alleine verbringen würde oder mit einem schlafenden Adam an seiner Seite. Dieser nickte. "Ja, ich fühle mich ziemlich erholt." Er streichelte über das schwarze Haar des Vampirs. So gut hatte er schon lange nicht mehr geschlafen an einem Wochende. Meistens war er dann die ganze Zeit über wach, um soviel Zeit wie möglich mit Nathanael zu verbringen. Schließlich hatte er vor ihrer Liason die Nähe des Anderen schon sehr geschätzt. "Bist du auch etwas erholt?" Leicht schmunzelte der Vampir. "Ich bin immer erholt" sagte er dann und küsste den anderen sanft. "Aber wir sollten langsam aufstehen, dein Kreislauf sollte in Schwung kommen" sagte er und streichelte den anderen weiter. Dann setzte er sich auf und streichelte weiter über die Brust des anderen, sah ihn liebevoll an, ehe er dann ganz aufstand und zum Stuhl blickte. Wie er erwartet hatte, lagen dort fein säuberlich gefaltet einige Kleider für ihn und Adam. Gemütlich waren sie, aber elegant und sehr ansehnlich. Er zog sich an und reichte die übrigen Kleider zu Adam. "Möchtest du noch etwas essen?" fragte er fürsorglich. Die Kleider fühlten sich gut an zwischen seinen Fingern. Es schien ein edler Stoff zu sein, soetwas hatte Adam noch nie getragen. Schnell streifte er sich die Hose über, ehe er zu Nathanael blickte. Er schüttelte den Kopf. "Ich hatte ne Menge zum Frühstück. Das reicht bis zum Abend. Außerdem werd ich sonst noch dick und fett." Er streckte seinen schlanken Bauch ein wenig nach draußen, sodass er etwas dicklicher wirkte. "Sonst werd ich ja noch unansehnlich und du musst dich wegen mir schämen" bemerkte er lächelnd. Leicht schüttelte der Vampir den Kopf. "Von wegen dick und fett." Er piekste sanft in den vorgestreckten Bauch. "Du solltest eher etwas mehr auf die Rippen bekommen" sagte er dann und küsste ihn zärtlich. "Ich würde mich nicht für dich schämen, solange ich dich nicht über die Straße rollen muss" lachte er nur und zog Adam dann das Hemd über den Kopf, rückte es zurecht und zog den anderen direkt an der Hand zur Türe. "Willst du in den Garten?" schlug er vor. Er würde ihn zumindest ein Stück begleiten und dann? Nun ja, würden sie sehen wie es weiter ging. Empört sah er zu Nathanael. "Ich mach grad mal in der Schule Sport und wenn ich jetzt auch noch zunehmen würde, was meinst du, würde das aussehen?" Er schüttelte den Kopf. "Ich bin gut so, wie ich bin." Genießend ließ er sich von diesem das Hemd anziehen und sah dann in die blauen Augen. In den Garten. Seine Augen begannen zu leuchten. "Ja" kam es begeistert von seinen Lippen. Aber dann wurde er sich wieder der Sonne bewusst. "Und du? Du kannst mich doch nicht begleiten." Alleine wollte er da auch nicht hin. Nathanael schmunzelte. Er hatte sich schon gedacht, dass Adam nicht damit zufrieden sein würde, wenn er ihn nur ein Stück begleitete. "Nein, ich nicht. Aber hier gibt es genug Bedienstete in deinem Alter, mit denen du sicher ein paar Antworten finden kannst, im Garten." Er versuchte so an die Neugierde von Adam zu appellieren und ihn dazu zu bewegen, ein wenig an der frischen Luft zu sein. Schließlich war das äußerst wichtig. "Ich werde in der Zeit im Saal auf dich warten" sagte er zur Beruhigung, dass er nicht einfach weglaufen wollte. "Aber ..." Adam wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er wollte eigentlich mit keinem der Diener dort nach draußen gehen, sondern mit Nathanael. Aber es blieb ihm ja nichts anderes übrig, wenn er den Garten sehen wollte. "Und du wirst sicher auf mich warten? Und nicht einfach weg sein, wenn ich wiederkomme?" Irgendwie hatte er das Gefühl in einem Traum gefangen zu sein, doch das war es nicht. Sein Hintern, die Schmerzen bewießen ihm das Gegenteil. "Ich bin auch sicherlich nicht lange weg." Er streckte sich ein bisschen, um Nathanael einen Kuss auf den Nacken hauchen zu können. Erneut grinste der Vampir. Er war sehr fröhlich die Tage, auch wenn es ihn selber ein wenig verwunderte. "Ich werde nicht weg sein" meinte er nur und streichelte Adam sanft über die Haare. "Sicher, dass du schon herum laufen möchtest?" fragte er dann besorgt und legte seine Hand an Adams Taillie. "Du läufst noch ein wenig steif" flüsterte er Adam ins Ohr und küsste ihn dann sanft auf die Wange, bis sie schließlich die Treppen herunter gingen und durch den großen Saal, wo gestern noch getanzt und gefeiert wurde, bis zu einem Torbogen, wo es in den Garten ging. Der ganze Saal, alle diese großen Fenster waren abgedunkelt und es wurde gerade mal so viel Licht zugelassen, dass man noch die Hand vor Augen sehen konnte, doch Nathanael und fast alle anderen, die hier herum strichen, bewegten sich sicher durch die Dämmerung. "Geht schon" murmelte er gegen dessen Brust. Adam konnte sich wahrlich schlimmeres vorstellen, als das. Doch troztdem wurde er etwas rot um die Nase, dass Nathanael es bemerkt hatte. Viel zu schnell hatten sie den Torbogen erreicht und Adam drehte sich sehnsüchtig blickend zu seinem Herrn um. "Wehe du bist weg, wenn ich wiederkomme!" In seiner Stimme schwang leichter Ärger mit, doch irgendwie war er nur eifersüchtig darüber, dass irgendjemand in der Zwischenzeit kommen könnte und ihm Nathanael wegnehmen würde. Sanft schob er den Jungen von sich in Richtung der Tür. "Ich bleibe hier im Saal" sagte er nur. "Schau du dich in Ruhe dort um und verlauf dich nicht" damit stubste er ihn noch ein Stück und ging schließlich zu einem der Sofas, die hier netterweise bereit standen und machte es sich darauf bequem, achtete nicht mehr auf Adam, in der Annahme, dass dieser dann wohl leichter gehen konnte. Er befürchtete, Adam würde anhänglicher werden, als der Vampir es zu Anfang gedacht hatte. Er würde es nicht ertragen, wenn Adam nicht einmal mehr alleine irgendwo hin gehen konnte oder Nathanael nie mehr alleine war. Nein, das würde er wirklich nicht ausstehen können. Adam sah seinem Meister noch einen kleinen Moment hinterher, ehe er durch den dunklen Vorhang in das helle Sonnenlicht trat. Genießend schloss er die Augen und ging die letzten Stufen zum Rasen hinab. Es roch so herrlich nach Herbst und die Sonne kitzelte seine Nase. Irgendwie hatte sich Adam schon lange nicht mehr so frei gefühlt, wie im Moment. Er ging etwas in Richtung eines großen Springbrunnens. Er war dankbar, dass er etwas Zeit für sich hatte, doch noch viel mehr genoss er die Zweisamkeit zwischen ihm und Nathanael, doch er wusste, dass das nicht immer so sein konnte und das war etwas, woran er sich ersteinmal gewöhnen musste. Mit einem Seufzen legte sich Nathanael auf das Sofa und schloss einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, hätte er sich beinahe zu Tode erschreckt, wenn er das gekonnt hätte. Er blickte direkt in die Augen von Emily und diese sah ihn keineswegs freundlich, aber auch nicht wirklich böse an. "Guten Tag, Emily" grüßte er also freundlich und richtete sich auf, nachdem Emily sich ebenfalls aufgerichtet hatte. Sie setzte sich nun neben ihn und mit einem fragenden Blick sah er die hübsche Frau neben sich an. "Was möchtest du von mir?" fragte er freundlich und drehte sich etwas mehr zu ihr. Sie aber grinste nur ein Grinsen, dass er zuvor nie auf ihrem Gesicht gesehen hatte und das machte ihn nervös. Ihre Lippen hatten sich nicht zu dem üblichen, freundlichen Lächeln geformt, sondern zu einem verschmitzten Grinsen und ihre Augen leuchteten seltsam, beinahe als wolle sie über ihn herfallen. Er hob seine Augenbrauen und wartete auf eine Antwort seiner Frage, die er wohl nicht bekommen würde. Also seufzte er nur wieder und blickte weg. "Was ist denn? Bitte schweig mich nicht an" flehte er also leise, so schwer es ihm fiel und konnte ihr nicht wieder in die Augen sehen. Es machte ihn mittlerweile mehr als nervös, dass sie ihn so schweigend ansah und das Funkeln in ihren Augen zunahm. Irgendwas wollte sie wissen, oder bestätigt haben, aber Nathanael konnte nicht ahnen, worauf sie hinaus spielen wollte. Er hoffte, Adam würde bald zurück kommen und er könnte sich dann mit diesem auf die Heimreise begeben. Das verschmitzte Grinsen auf ihrem Gesicht wurde noch etwas breiter, als sich Nathanael sich von ihr abwandte. Erst jetzt bemerkte sie, wie sanft ihr 'Sohn' geworden war und das machte sie durchaus neugierig. Selbst in den letzten drei Jahren des Zusammenlebens von Adam und ihm war er nicht so sanft gewesen und sie hatte ihn erst vor kurzem gesehen, da war er auch noch kühl und reserviert gewesen und jetzt brachte sogar ein Blick von ihr ihn schon aus der Fassung. Früher hatten sie Tage schweigend nebeneinander verbracht und jetzt hielt er es keine fünf Minuten aus. "Nathanael" kam es sanft von ihr. "Du verheimlichst mir etwas. Etwas das deine Mutter" Und dieses Wort betonte sie bewusst. "...interessiert. Adam ist nicht da und du hast eine 180 Gradwende durchzogen." Sie nahm das Gesicht des Vampirs in ihre zarten Hände und führte es kurz vor ihre, sodass er ihr in die roten Augen sehen musste. "Wo ist mein Sohn und was hast du mit ihm angestellt?" Als er dann leise die amüsierten und zugleich fordernden Worte Emilys hörte, blickte er wieder zu ihr und versuchte Fassung zu bewahren. Er war sich nicht sicher, was er vor ihr verheimlichte, wo er doch selber das Gefühl hatte, etwas vor sich selber geheim zu halten. "Ich... ich weiß nicht was du meinst" sagte er dann und einen Moment später, waren sie sich so schreckliche nahe, dass Nathanael nicht anders konnte, als in ihre Augen zu sehen. Nicht einmal mehr zwinkern traute er sich zu. "Ich sitze direkt vor dir" war seine Antwort auf ihre scherzende Frage und er versuchte ein wenig Abstand zu gewinnen. Dann seufzte er leicht und drückte sich sanft von ihr weg, um einen Moment später wieder zur Seite und anschließend zurück zu ihr zu blicken. "Momentan habe ich das Gefühl mich selbst zu verlieren" gestand er dann offen seine Sorge, die sich in seinem Kopf eingenistet hatte. Seit er und Adam sich die Gefühle gestanden und zusammen waren, plagte ihn diese Sorge, nicht mehr er selbst zu sein. Sie beließ es bei dem Abstand, denn wenn Nathanael etwa wieder ihre Nähe brauchte, würde er schon von sich aus kommen. Am Anfang, kurz nach seiner Verwandlung war er wie ein kleiner Junge gewesen und kaum von ihrer Seite gewichen. Doch das hatte sich schnell wieder geändert. "Du hast Angst davor, Adam zu beißen nicht wahr?" Die Frage kam fast schon automatisch von ihren Lippen. Wie sehr hatte sie dieses Gespräch gefürchtet, seitdem Adam in ihr beider Leben getreten war. Vor drei Jahren, als er plötzlich mit dem blutverschmierten Kind in seinen Armen vor ihrer Tür gestanden hatte, kurz vor Sonnenaufgang. Die Tage nach dem Massaker von Roselin, in der sie um das Leben des verletzten Jungen gebangt hatte, sich ständig mit den Vorwürfen quälend, schuld an diesem Vorfall zu sein. "Du bist stark Nathanael. Im Moment erinnerst du mich zwar an den jungen Mann, der du warst, als ich dich verwandelte, doch du bist noch immer du selbst. Du wirst nichts tun, was Adam missfallen könnte." Erneut sah er sie an, als würde sie Dinge aussprechen, die er selber nicht einmal gedacht hatte. Dieses Gefühl konnte durchaus die Angst davor sein, Adam etwas an zu tun, aber so weit hatte er bisher gar nicht gedacht. Er blickte auf den Schoss von Emily, als er über ihre Worte nachdachte und blickte dann wieder in ihr Gesicht. "Ich glaube es war ein Fehler" gestand er dann offener als zuvor. "Ich hätte ihn nicht am Leben lassen dürfen. Sollte er einmal auf die Idee kommen weg zu laufen oder mich zu verlassen, er würde sterben. Egal wie man es dreht oder wendet, es ist nur eine Frage der Zeit" meinte er dann und die Trauer trat offen wie sein Geständnis in seine Augen. Nur einen Moment später lehnte seine Stirn an Emilys Schulter. "Wahrscheinlich bin ich wirklich der junge Mann, der ich war und noch wahrscheinlicher werde ich dieser wohl auch immer bleiben" murmelte er dann ein wenig amüsiert, ehe er sich dann ganz an die Frau kuschelte. Was für andere wohl intim aussehen konnte, war für diejenigen, die über ihr Verhältnis bescheid wussten, mehr wie ein familiäres Beisammensein, dennoch fühlte er sich an ihrer Seite wohler, als er sich eingestehen wollte. Aber trotz ihrer Kälte schien sie eine Wärme auszustrahlen, die es ihm einfach angenehm machte, sich an sie zu schmiegen. "Ich will nicht mehr ohne Adam leben" flüsterte er leise, mehr zu sich als zu Emily und doch tat es gut, es ausgesprochen zu haben. Emily hätte ihm für diese Worte am liebsten eine schallende Ohrfeige verpasst. Aber sie wusste, dass das nichts brachte, er würde sich nur wieder vor ihr verschließen und das wollte sie nicht. "Es war kein Fehler, dass du Adam am Leben ließt Nathanael und das Schicksal kann niemand beeinflussen, nichteinmal du. Es war euch vorherbestimmt, dass sich eure Wege kreuzen." Als er sich so unvermittelt an sie lehnte, strich sie ihm sanft über das schwarze Haar, in ihrem Blick lag Mitgefühl und Liebe, wie sie vermutlich nur von einer Mutter für ihre Kinder empfunden werden konnte. "Und das es so ist, ist auch gut so. Du bist gut so, wie du bist Nathanael." Ihre Arme umfingen ihn sanft, gaben all die Liebe für ihn weiter. Erneut hob sie mit einer Hand das hübsche Gesicht an und sah ihm in die Augen. "Er wird dich nie verlassen Nathanael." Und sie war sich ihrer Worte sicher. Egal, wie das Schicksal für die Beiden entscheiden mochte, ihren Weg würden sie gemeinsam bestreiten. Liebevoll bettete sie seinen Kopf wieder an ihre Schulter und streichelte weiter durch das lange schwarze Haar. Leicht seufzte Nathanael wieder. Erneut fühlte er sich wie ein kleines Kind, obgleich er schon mehr als erwachsen war und ein Mann noch dazu, aber manchmal, das gestand er sich sogar selber ein, brauchte man einfach ein wenig Zuwendung. Und Emily war eine Frau, die genug Liebe für jeden übrig hatte, der diese brauchte. Genußvoll schloss er die Augen und kuschelte sich an Emilys Halsbeuge, als diese ihn sanft durch das Haar streichelte. Er entspannte sich sichtlich und verlor auch seine Sorgen für einen Moment. Wenn Emily ihm versprach, Adam würde ihn nie verlassen, dann glaubte er ihr. Auch wenn sie keine sichere Zukunft versprechen konnte, so waren bisher doch viele ihrer Worte wahr geworden und es gab selten einen Grund an ihr zu zweifeln. "Hab dank" flüsterte er leise, beinahe wie im Schlaf. Emily lächelte liebevoll. Nathanael war der Sohn, den sie sich immer gewünscht hatte. Es waren Jahrhunderte vergangen, ja beinahe zwei Jahrtausende, in denen sie auf der Suche nach jemanden gewesen war, der ihr Herz erneut mit Liebe füllen konnte. Sie hatte in jeder Epoche viele neue Liebschaften gehabt, doch das Glück eines eigenen Kindes war ihr lange verwährt, einem Kind aus Fleisch und Blut blieb ihr sogar auf ewig verwährt. Doch Nathanael war jemand gewesen, die sie hatte formen können. Der schüchterne junge Mann, die sie eines Nachts auf der Straße getroffen hatte und der so voller Verzweiflung gewesen war. Allein sein Anblick hatte ihr das Herz erwärmt und nie hatte er sie für etwas verantwortlich gemacht, dass ihm dann im weiteren Verlauf seines Lebens zugestoßen war. "Immer wieder gern" flüsterte sie zurück. Langsam löste sich Nathanael aus der angenehmen Haltung, um sich wieder gerade hin zu setzen und auf den dunklen Boden zu sehen, ehe er seinen Blick erneut erhob und Emily ansah. Er wusste nicht so recht, wieso er sich bei ihr so gut fühlte. Ob es daran lag, dass sie mit einer verbunden waren auf eine besondere Weise oder ob es einfach mit ihrer Fürsorge zu tun hatte, Nathanael konnte es nicht beantworten. Doch ohne ihre Nähe, die er gerade gebrochen hatte, kamen sofort die Sorgen und Gedanken an Adam zurück und er blickte zu den Türen, wo Adam verschwunden war. Er wollte gerne glauben, dass sie einen gemeinsamen Weg vor sich hatten, doch ein Mensch und ein Vampir, im Grunde war es tatsächlich wie der Wolf und ein Schaf. Eine Verbindung, die im Grunde merkwürdig, eigentlich unnatürlich und unmöglich war. Doch wollte Nathanael das Lämmchen ungerne in den Wolf verwandeln, der jede Nacht kopflos nach dem Blut anderer Schafe schmachtete. Sicher, irgendwann, wenn er sich nicht von Adam trennen wollte, müsste er ihn in die Dunkelheit ziehen, aber er wollte diesen Moment am liebsten gar nicht erleben. Als sich Nathanael wieder aufsetzte, löste sie ihre Hand aus seinem Haar, entließ ihn wieder in die Freiheit. Die Zweifel, die ihn quälten, spürte sie nur allzudeutlich. Mit der Zeit war ihr Körper einfach viel zu empfänglich für jedes noch so kleine Gefühl geworden, dass sie umgab. Sein sehnsüchtiger Blick sprach Bände und irgendwie konnte sie in dieser Beziehung auch Roselin verstehen, die so sehr von Eifersucht geplagt war. Ein Menschenkind hatte ihr das entrissen, was ihr so wichtig gewesen war, doch diese Verbindung zwischen ihr und Nathanal hätte nie geschlossen werden dürfen. Sie seufzte schwer. Noch länger konnte sie ihm wohl nicht verschweigen, dass die blonde Vampirdame entkommen war. "Nathanael, ich wurde heute morgen von Nion aufgesucht. Du und Adam, ihr habt noch geschlafen. Roselin ist ihm entkommen." Ihr Blick richtete sich auf die dunklen Vorhänge. "Ehe du dir jetzt gleich Sorgen um den Jungen machst, sie ist verschwunden, wie es scheint, hat sie die Stadt, die Umgebung bereits verlassen und es wird auf höchster Ebene nach ihr gesucht." Sich keine Sorgen machen? Alleine schon der Name Roselins ließ Sorgen in ihm aufkeimen und es beruhigte ihn keineswegs, dass sie verschwunden war und scheinbar nicht mehr in der Stadt. Weder gab es dafür Beweise, noch änderte das irgendwas daran, dass dieses blutheiße Mädel auf freiem Fuß war. Auf höchster Ebene gesucht musste auch nichts heißen, er war sich sicher, dass Roselin in ihrem Wahn einige Familien zerreißen und unschuldige Menschen töten würde und das bereitete ihm sogar mehr Sorge, als die Gefahr um Adam. Denn dieser war bei ihm und Nathanael würde keine Nacht, keinen Tag ruhig bleiben, solange Roselin wieder von Unvernunft besessen war. Es gab auch Zeiten, wo sie eine ganz normale Frau war, eine Vampirdame mit sehr viel Anstand und einfach zu handhaben, aber leider war es anders gekommen. Er wusste so oder so nicht, was Nion sich dabei gedacht hatte. Er blickte zu Emily und stand auf. "Was meinst du, wie lange dauert es dieses Mal auf 'höchster Ebene' bis sie endlich gefunden wird?" Denn Roselin war nicht das erste Mal verschwunden. Nathanael seufzte ein wenig und ging zu den Türen die zum Garten führten, um einen Blick nach draußen zu riskieren. Emily seufzte. "Ich kann es dir nicht sagen. Vielleicht zwei, drei Tage. Aber jetzt, in ihrem Wahn und ihrer Eifersucht, wer weiß, zu was sie darin fähig ist. Nion hat sich selbst auf die Suche nach ihr begeben." Ihr Blick wurde traurig und wehmütig. "Ich hätte sie nie verwandeln sollen. Das war ein sehr großer Fehler. Ihr Kummer und ihre Sorge waren damals schon so groß, aber ich wünschte mir nichts sehnlicher, als das du eine Gefährtin hast, jemanden mit dem du die Zeit verbringen kannst." Erneut das tiefe Seufzen und der flehende Blick aus den zarten Kinderaugen. "Ich hätte dich fragen sollen, ehe ich diese Entscheidung getroffen habe. Aber wer konnte schon ahnen, wie es einmal mit ihr verlaufen würde." Nathanael drehte sich zu Emily und schenkte ihr ein Lächeln. "Es war kein Fehler, Emily. Es war einfach Pech. Wenn Roselin ihre ersehnte Liebe bei mir gefunden hätte, wäre sie sicher eine wunderbare Frau" meinte er zu und ging zurück zu Emily, setzte sich wieder zu ihr. Adam war noch immer nicht zu sehen, doch der Garten war auch groß genug um schon einen ganzen Tag darin zu verbringen. "Aber du hättest mich wirklich fragen können" bestätigte er dann ihren Vorwurf mit einem sanften Lachen und sah sie danach an, als wäre sie es, die seine Nähe braucht und nicht umgekehrt. Er wusste nicht, ob Emily mit allen ihren 'Kindern' so offen und ehrlich umging, aber er fühlte sich als etwas Besonderes. Mochte es eingebildet und überheblich sein, was er dachte und wie er fühlte ging schließlich niemanden etwas an und er sprach nicht darüber, also war es nicht verwerflich. "Du solltest dir keine Schuld an Roselin geben. Sie war gewiss immer schon nicht ganz richtig im Kopf und ob du sie nun verwandelt hättest oder nicht, wer weiß ob sie nicht auch ohne diesen Einfluss verrückt geworden wäre." Besser konnte man Roselin einfach nicht beschreiben und er hoffte dadurch ein wenig Last von Emilys Schultern nehmen zu können. Dieser junge Vampir schaffte es doch immer wieder, etwas Liebe in ihr Leben zu hauchen. Seine sanften Wörter, die er zu ihr sprach. Ob es vielleicht auch anders hätte verlaufen sollen. "Hach" seufzte sie. "Wie schwer doch ständig unsere Gedanken sind nicht wahr? Dabei gibt es so viele schöne Dinge in unserem Leben." Themenwechsel grinste Emily innerlich. "Adam zum Beispiel. Dafür müssen wir beide einfach dankbar sein. Ohne ihn wärst du noch völlig verbittert geendet." Sie grinste wieder schelmisch. "Und das du so viel Leidenschaft in dir trägst, hätte ich auch nicht gedacht." Ein wenig grummelte Nathanael, als sie auf Adam ansprach und dann auch noch auf seine Leidenschaft. Ein wenig unwohl war ihm das Thema schon, wenn er mit Emily darüber sprach, immer hin, nun ja, es war halt doch ein Mutter Sohn Verhältnis, da konnte man sagen was man wollte. "Warum sollte ich denn nicht. Mann bleibt eben Mann und Vampire sind doch Meister der Verführung, da sollte in jedem ein wenig Leidenschaft brodeln" versuchte er eine Ausrede dafür zu finden, woher der Wechsel seiner Launen stammte. Dann aber schmunzelte er ein wenig. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Emily die ganzen hübschen Männer und Frauen hier im Haus wirklich nur als Bedienstete hatte, sondern den ein oder anderen gewiss auch, um ihr Bett zu wärmen. "Adam" seufzte er leise, aber durchaus zufrieden. Sicher war es das, was man die Liebe des Lebens nannte, denn ein Vampir verliebte sich nicht einfach so. Sie legte die Finger auf ihre Lippen und unterdrückte ein Lachen, was ihr nicht ganz gelang. "Natürlich du hast ihn verführt." Sie räusperte sich, um ein glucksen zu unterdrücken. Das was Nion ihr berichtet hatte, ließ das ganze aber wieder unglaublich schwer werden. "Er ist in der Dusche über dich hergefallen" prustete sie los. "Und du ... du lässt ihn einfach abblitzen, weil du nicht weißt, wie du damit umgehen sollst." Manchmal war sie einfach tierisch kindisch, aber was erwartete man auch von ihr, wenn sie mit gerade mal 15 Jahren verwandelt wurde. Ihr Körper war noch immer der eines Kindes. Sie sah ihn mit gespielt ernstem Blick an. "Du bist so ein unglaublicher Sadist!" Empört sah er sie an, als sie anfing ihn auzulachen. Sogar der Mund stand ihm ein wenig offen, das war doch die Höhe! Sie lachte ihn einfach aus, frech und mit einem unschuldigen Gesicht. Doch als sie den Grund für ihre amüsierte Stimmung preisgab, sammelte sich all das vorhandene Blut scheinbar in Nathanaels Wangen, die heiß wurden und gewiss rot anliefen. Nion konnte auch wahrlich nichts für dich behalten! "Ich bin kein Sadist" versuchte er sich halbherzig zu verteidigen. "Was hättest du denn gemacht, wenn dir so etwas unerwartet widerfährt" beschwerte er sich schließlich und kniff sie leicht in die Seite. "Hör schon auf zu lachen!" jammerte er dann und wenn er es sich erlaubt hätte, würde er sogar anfangen zu heulen vor Scham. Dann war es halt so, dass er die Situation nicht einschätzen konnte und das Adam ihn einfach eine Spur zu schnell gehandelt hatte, dass seine eigene Leidenschaft ihn überraschte. Na und? Das war kein Grund ihn auszulachen und auch noch als Sadisten zu beschimpfen. Beleidigt drehte er seinen Kopf ab und ignorierte Emily. Da sollte noch einmal jemand sagen, sie war eine weise, erwachsene Frau, von wegen! Nathanaels Gesichtsausdruck ließ Emily nocheinmal prusten, ehe sie versuchte, sich zu beruhigen. Und die leichte, dezente, kaum vorhandene Rötung auf seinen Wangen war einfach zu niedlich und glich einem wahren Schuldgeständnis, dass sie doch etwas empört ausatmete. Warum musste Nion immer recht haben bei sowas. Sonst hielt er sich doch auch sehr zurück und dann erzählte er ihr auch noch die Wahrheit. Was sie gemacht hätte? Warum stellte ihr eine solch unnötige Frage. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. "Unerwartet? Ich denke Adams Gefühle waren doch schon länger klar für dich oder?" Als er sie leicht in die Seite kniff, schlug sie ihm auf die Hand, wie bei einem unartigen Kind. "Na, wir wollen hier mal nicht frech werden junger Mann. Ich hab ja eh schon aufgehört." Als sich Nathanael dann auch noch beleidigt von ihr wegdrehte, sah sie ihm schmollend nach, ehe sie wieder zu ihm kroch und die Arme um seine Taillie legte. Mit Unschuldsmiene sah sie Nathanael an. "Es tut mir Leid Liebling, ich wollte dich nicht beleidigen." Er schnaufte leise und drückte gegen ihre Stirn. "Du Kind!" schimpfte er sie also, als Zeichen dass er ihren Blick und die Entschuldigung nicht als genügend ansah. Und das war es wirklich nicht. Immerhin nun ja, das Geschehen war sehr intim gewesen und dass Emily es auch noch so amüsant fand, verletzt ihn wirklich tiefer, als wenn sie ihn einfach ausschimpfte oder beleidigte. Dann aber gab er sich geschlagen und drehte sich zu ihr. "Verzeih" meinte er leise und sah sie mit einem zarten Lächeln an. "Wir beide werden wohl nie damit aufhören" gestand er dann. Wenn er Emily so betrachtete, in ihrem kindlichen und doch so attraktiven und irgendwie erwachsen wirkenden Körper, mit den Augen, die von so viel Weisheit zeugten und doch naiv schauten. Nathanael wusste gar nicht mehr, wie er sich damals zu ihr hingezogen fühlen konnte und er wusste auch nicht so recht, was er selbst dieser Tage noch so attraktiv an ihr fand. Aber sie war ein hübsches Mädchen und sei es einfach die Ausstrahlung. Doch nach diesem kurzen Streitgespräch überlegte er ernsthaft, ob Emily je in ihrem Leben Sex hatte oder welchen haben wollte. Immerhin, im Grunde war ihr Körper so unschuldig, auch wenn es zu ihren Lebzeiten sicher normal gewesen war in diesem Alter ein Kind zu bekommen. Er wusste es nicht und es fing an, ihn brennend zu interessieren. Aber er traute sich nicht noch einmal zu fragen, wo sie ihm doch schon eben keine Antwort gegeben hatte. Er blickte wieder zur Seite. "Ich wusste schon länger ob Adams Gefühle" meinte er. "Aber mit war nicht bewusst, wie intensiv sie wirklich waren!" gestand er dann und sah sie eindringlich an. "Zudem kam es mir merkwürdig vor, ich meine, wir sind beide Kerle?" äußerte er erneut seine Sorgen. Sie grinste wieder. "Ja, ich bin ein Kind" gestand sie. "Seit knapp 2000 Jahren gefangen im gleichen Körper." Sie strich ihm sanft über die Hand, als er sich bei ihr entschuldigte. "Es sei dir verziehen. Aber du weißt, manchmal bricht einfach die kindliche Ader bei mir durch." Sie sah die Fragen förmlich über sein Gesicht blitzen. Ja, damals im Paris des 18ten Jahrhunderts. Die Stadt der Liebe und sie hatte daran schon immer gefallen gefunden. Diese Nacht, als sie Nathanael gefunden hatte, war wirklich schicksalhaft gewesen. Verregnet, trüb und geboren zur Depression. Ihn schließlich im Vergügungsviertel der Stadt zu finden, war klar gewesen, denn bereits tagelang hatte sie seine Spur verfolgt und sich ihm dort zum ersten Mal zu erkennen gegeben. Doch die Zuneigung war dann anderer Natur gewesen, als der fleischlichen. Nathanael sehnte sich nach einer Frau, einer Mutterfigur und so hatte sie sich zuerst zurückgezogen, da es ihr etwas merkwürdig vorkam. Doch irgendwann hatte sie sich einen Ruck gegeben und ihn doch verwandelt. Dieses verletzte Gesicht würde sie nie mehr vergessen. Sie lauschte wieder auf, als Nathanael wieder sprach. Es kam ihm merkwürdig vor? "Nun ja" gestand sich Emily ein. "Ich hätte auch nicht gedacht, dass du dich zu Männern hingezogen fühlen würdest. Zumindest nicht zu Anfangs, aber als du mich und Roselin abgelehnt hattest, dieser Verdacht bestand schon lange in mir. Und als du Adam zu mir gebracht hast, war es eigentlich klar. Aber das es doch noch drei Jahre dauern würde, hätte ich nicht gedacht." Schmollend sah er zu ihr. Erst versank sie scheinbar in Erinnerungen, dann sagte sie auch noch, dass sie schon lange über seine Neigung Bescheid wusste? Warum hatte sie dann nichts gesagt. Doch nun war nicht die Zeit für Streitigkeiten und so nickte er nur. "Du hast sicher recht" lächelte er also und blickte erneut zur Tür, auf der Suche nach Adam, der sich noch immer nicht zurück begeben hatte. Dann sah er wieder zu Emily. Es brannte auf seiner Zunge, sie zu fragen und doch wusste er, dass er entweder keine Antwort oder erneut eine Ignoranz von ihr erhalten würde. Also wandte er den Blick wieder ab und konnte gerade noch sehen, wie die Diener alle nach einander mit Essen die Treppen hochsausten. "Schon wieder so ein Festmahl?" fragte er amüsiert. Emily war wirklich fürsorglich. Aber er war sich nicht sicher, wer das denn alles essen sollte. Zwar waren einige Bedienstete hier, aber bei weitem nicht genug, für diese großzügigen Essensvorräte. Sie sah den fragenden Ausdruck auf seinem Gesicht. "Was quält dich so sehr Nathanael? Ich bemerke doch, dass dir eine Frage auf der Zunge brennt." Sie bemerkte sein amüsiertes Gesicht. "Nun ja, die menschlichen Gäste brauchen wohl auch etwas zu Essen nicht wahr?" Es war wohl doch eines der Geheimnisse, dass sich auf ihren Festen auch genügend Menschenkinder herumtreiben. Doch wie es schien, war es gut versteckt dieses Geheimnis. "Sie werden in weniger als einer Stunde aufbrechen. Und du solltest mit Adam auch langsam zurückfahren. Er sehnt sich nach der wohligen Wärme der Blockhütte. Nach seinem zu Hause." Sie tätschelte ihrem Sohn die Wange. "Gewiss" war seine Antwort und er sah dann zu ihr, mit einem Ausdruck, der sehr wohl verriet, wie sehr er sich selber nach seiner Heimat sehnte und zugleich ein Teil auch hier bleiben wollte. Deswegen kam er ungern hier. Es fiel ihm immer wieder schwer sich von hier zu lösen, wo er sich so geborgen und wohl fühlte, nur um dann wieder in seiner Hütte zu verschwinden und im Stall die Tage zu verbringen. Doch dieses Mal würde es ihm leichter fallen, zusammen mit Adam, der ihm Nähe und Wärme schenken würde, zumindest wenn dieser daheim war. "Die Frage ist nicht von Belang" beruhigte er Emily aber noch einmal, ehe er aufstand und erneut zu dem Torbogen ging, der nach draußen führte. Er fragte sich, ob er nach Adam schicken lassen sollte, oder ob dieser seine Sehnsucht bemerken und von selber zurückkehren würde. "Nicht von Belang ja?" bemerkte sie sarkastisch. "Warum verraten mir deine Augen dann das Gegenteil Nathanael?" Sie blieb auf dem Sofa sitzen, während ihr Sohn sich erhob und zum Ausgang ging. Adam hatte sich total wohl im Garten gefühlt, doch weiter als bis zu diesem Brunnen war er nicht gekommen. Verträumt hatte er mit der Hand im Wasser gespielt, in welchem sogar ein paar Fische schwammen, kleine Versionen von Koikarpfen, wie es ihm vorkam, doch wenn er sich das Haus aus dieser Entfernung ansah, musste er sich eingestehen, dass Emily wohl genügend Geld besaß, um sich solche Fische leisten zu können. Nocheinmal ließ er die letzten beiden Tage Revué passieren lassen und gestand sich ein, dass wohl mehr geschehen war, als er sich erträumt hätte. Das Zusammentreffen mit Roselin setzte ihm doch mehr zu, als er gedacht hätte. Schon vor Monaten hatte er mit der Tatsache abgeschlossen, nie zu erfahren, was mit seiner Familie passiert war, da Nathanael es so gut vor ihm versteckte und ihn davon fern hielt und die unerträgliche Wahrheit dann ins Gesicht geschleudert zu bekommen war wirklich unschön. Und dann dieses Fest am gestrigen Abend und das Zusammentreffen mit Emily. Und dann die Nacht mit Nathanael, ihn an seiner Seite zu wissen, war unglaublich. Dann hatten sich auch noch ihre Körper vereint, sich endlich dem Verlangen hingegeben, dass sie beide schon so lange erfüllt zu haben schien. Adam seufzte wohlig bei diesem Gedanken. Doch in seinem Herz zog es die ganze Zeit über, in der er von Nathanael getrennt war. Bereits als er nach draußen gegangen war. Es war, als ob der schwarzhaarige Vampir nach ihm zu schreien schien, denn seine Stimme war es, die er ständig in seinem Kopf hörte, die immer wieder flüsternd seinen Namen wiederholte. Als er es nicht mehr aushielt, stand er einfach auf und ging zurück. Es war noch nicht viel Zeit vergangen, zumindest kam es ihm so vor und bereits als er auf die Treppe zuging, konnte er eine leichte Bewegung hinter dem Vorhang wahrnehmen. Schneller als er es je für möglich gehalten hatte, stürmte er die Treppen nach oben, schob den Vorhang zur Seite und trat nach drinnen. Der kontrastreiche Wechsel von hellem Sonnenschein zu fast vollkommener Finsternis, ließ ihn kurz erblinden. Ehe er sich wieder an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatte. "Nathanael?" fragte er leise in die Dunkelheit. Nathanael blickte zu Emily, die ihm berechtiger Weise keinen Glauben schenkte, ehe er schnelle Schritte auf sich zukommen hörte und zur Sicherheit ein paar Schritte beiseite ging. Kaum einen Moment später stürmte Adam herein. Ein leichtes Schmunzeln schlich sich auf Nathanaels Lippen. "Ich bin hier" meinte er nur und zog Adam an der Hand sanft zu sich. Sicher war es schwer etwas in der Dunkelheit zu sehen, wenn man gerade von draußen herein trat und so schmiegte er den anderen sanft an sich und drückte seine Lippen auf Adams. Er seufzte dann ein wenig und zog den noch leicht erblindeten Jungen mit sich zu Emily. "Vielleicht frage ich dich ein anderes Mal" sagte er zu ihr und führte Adam dann zielstrebig zu ihrem Zimmer, wo er dann auch fix die Sachen einpackte. Die wenigen, die sie überhaupt mitgenommen hatte und nahm den Schlüssel zu seinem alten Auto, dass er hier schon immer stehen hatte. Er sah zu Adam und lächelte ein wenig. "Gehts schon besser?" fragte er, als der andere nicht mehr ganz so desorientiert schien. Es würde sich kaum vermeiden lassen, noch bis zum Einbruch der Dunkelheit zu warten, aber er wollte schon einmal in Aufbruchstimmung kommen, damit es später einfach war, loszufahren. Adam seufzte seelig, als sich ihre Lippen berührten. Zu sehr fühlte er sich zu Nathanael hingezogen, als dass er es einfach ingorieren konnte. Er konnte sich nur schwerlich an die Lichtverhältnisse gewöhnen, doch er kannte er zumindest die schmale Shilouette von Emily, ehe er von seinem Meister in ihr Zimmer gezogen wurde. Dieser packte alles ein, während Adam sich auf das Bett sinken ließ und den Blick auf den schwarzhaarigen Vampir richtete. "Der Garten ist wirklich wunderschön. Die Fische im Springbrunnen sind so winzig und klein. Und es blühen so viele verschiedenen Blumen dort unten. Hast ... hast du ihn je bei Tageslicht gesehen?" Adam konnte sich einfach nicht vorstellen, wie es sein musste, nie mehr die Sonne sehen zu können. Die Sachen waren soweit verstaut und Nathanael sah zu Adam. Er setzte sich zu diesem und strich sanft über dessen Bein. "Nein, leider sah ich den Garten noch nie bei Tageslicht. Dieses Gut kaufte Emily erst später. Zwar bin ich hier mehr oder weniger die meiste Zeit gewesen, aber nicht von Anfang an." Er lächelte leicht und küsste den anderen liebevoll auf die Wange und tupfte seine Lippen dann langsam zu dessen Hals, wo er einen Moment verweilte und den anderen dann wieder ansah. "Aber der Garten ist auch bei Nacht atemberaubend. Jede Tageszeit hat seine Vorteile. Viele Glühwürmchen haben sich hier eingenistet und die Sterne hier leuchten sehr hell" sagte er leise, als wollte er, dass es niemand hörte, küsste dann erneut den Hals des anderen. Er konnte nicht anders, als sich davon angezogen zu fühlen. "Mhh" murrte er genüßlich und verharrte erneut einen Augenblick. Du machst mich zu einer Schmusekatze, dachte er für sich und löste sich dann grinsend von Adam. "Bei Einbruch der Nacht fahren wir wieder zurück nach Hause" sagte er ihm. Emily betrachtete Nathanael noch weiter, als schließlich Adam durch den Vorhang trat und sie von der Sonne geblendet, etwas die Augen schloss. Es war ja nicht so, dass sie es nicht dort draußen aushalten würde, aber wenn man sich einmal an die vollkommene Schönheit der Nacht gewohnt hatte, war es äußerst schwierig, sich wieder an den Tag zu gewöhnen. Die liebevolle Art, wie Nathanael Adam schließlich in seine Arme zog und küsste, erfreute ihr stillstehendes Herz mit Freude. Sie war zwar eine der vier Herren über die Vampire, das jüngste Mitglied in dieser Regentschaft, aber auch ihr Wort zählte. Doch die Überzeugungen der drei Männer, Leopold, Octavianus und Jien-Wu, waren alt und sehr eingerostet. Wenn es auf eine offene Dissuksion rauslaufen würde, zwischen ihnen, war Emily durchaus bewusst, dass sie hart zu arbeiten hatte. Doch allein schon für das Wohlergehen ihrer Rasse und einer neuen Ära würde sie kämpfen. Mit einem leichten Seufzen erhob sie sich schließlich von dem Sofa, wobei nur leise der Stoff ihres Kleides raschelte. Leise und beinahe ungesehen bewegte sie sich durch die Gänge in ihr Arbeitszimmer. Nathanael hatte wohlmöglich Recht damit, dass jede Zeit seine Vorteile hatte. Aber es brachte auch Nachteile mit sich. Er fürchtete sich meist vor der Nacht. Vor allem am Anfang nach dem Umzug in die Blockhütte war es schlimm für ihn gewesen. Doch irgendwie kam ihm auch die Villa bekannt vor. "Kann es sein..." Er schüttelte den Kopf. "Nein, ich war noch nie hier, das ist völlig absurd." Als Nathanael die Heimfahrt erwähnte, sah er leicht müde zu ihm. "Geht es auch so schnell, wie die Herfahrt?" Adam sehnte sich wirklich nach dem heimligen Feuer im Kamin und Nathanael, wie er wie jeden Abend in seinem Sessel saß und die Post las. Die feuchten Lippen auf seinem Hals ließen ihm Schauer über den Rücken laufen, machten ihn ganz wuschig. Liebevoll drückte er den Vampir von sich. "Nicht jetzt, sonst kann ich nie mehr laufen." Als Nathanael so von Adam geschoben wurde, konnte er nicht anders, als Adam einen Moment verwundert, dann mit einem sanften Grinsen anzusehen. "Weil ich dich küsse, kannst du nie mehr laufen?" ärgerte er ihn liebevoll und nickte dann aber. "Die Heimfahrt geht vielleicht sogar schneller" verprach er ihm und küsste ihn wieder. Er konnte nicht anders. Seine Lippen verzehrten sich nach der Wärme und Adam roch und schmeckte so gut, dass er sich nie mehr von ihm lösen wollte. Doch er schaffte es sich selber ein wenig zur Ordnung zu rufen. Er sah Adam ernst an. "Du warst schon mal hier, mit mir" sagte er dann und strich ihm sanft über die Wange. "Nach dem Ereignis mit Roselin habe ich dich her gebracht. Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen und Emily hat dir dann helfen können" sagte er. Immerhin war Adam schon bewusst was geschehen war, dann brauchte Nathanael auch um das drumherum kein Geheimnis mehr zu machen. Adam schüttelte lachend den Kopf, als Nathanael ihn neckte. Irgendwie war er plötzlich so anders, als die letzten drei Jahre, so sanft und liebevoll. Und das er der Grund dafür war, machte Adam sehr sehr stolz. Auch ihm viel es äußerst schwer, sich von diesen sanften, wenn auch kühlen Lippen zu lösen, ihnen zu wiederstehen. Wie würde es erst zu Hause laufen, wenn sie wieder auf engstem Raum zusammengesperrt waren? Adam nickte, als der Andere es ihm erklärte, warum ihm das alles so bekannt vorkam. Erst Tage später setzte seine Erinnerung wieder damit ein, als er die Augen in der Blockhütte geöffnet hatte. Liebevoll legte er seine Hand auf Nathanaels Wange und sah ihm tief in die Augen. "Ich verspreche dir, ich werde für immer bei dir sein!" Nathanael lächelte erneut. Am liebsten hätte er Adam für diese Worte gestraft, aber viel zu gut tat es sie von seinen Lippen zu hören. Versprich nichts, was du nicht halten kannst, dachte er dennoch, küsste ihn aber liebevoll. "Für immer ist aber eine sehr lange Zeit" flüsterte er gegen die Lippen Adams, ehe er sich von ihm löste und mit gemischten Gefühlen ansah. Er war froh darüber, Adam dieses Versprechen geben zu hören, zugleich beängstigte ihn das ein wenig. Was war, wenn sie beide es überstürzt hatten. Denn selbst nach drei Jahren Gedenkzeit überkamen Nathanael immer wieder Sorgen und Gedanken, die einfach nicht zusammen passten. Sie beide passten einfach nicht zusammen. Aber Nathanael wusste genauso gut, dass er Adam nie ins Dunkel ziehen konnte, er war einfach nicht dafür gemacht, wo es ihm doch sogar schwer fiel überhaupt Blut zu saugen, wie sollte er da einen von ihm geliebten Menschen verwandeln und dann auch noch auf das Leben der Nacht vorbereiten. "Ich liebe dich" kam es dennoch fast tonlos von seinen Lippen und er küsste Adam erneut. Wenn sie sich wohl nerven würden und der Alltag ihre momentan unerschütterliche Zuneigung zerstören würde. Eigentlich sollte Nathanael Tagebuch führen. "Ich weiß" hauchte er nach dem zärtlichen Kuss, lehnte seine Stirn gegen die des Vampirs. Die unglaublich rasche Abfolge von Emotionen auf Nathanaels Gesicht verwirrte ihn nun doch. War es nicht das, was er sich am meisten wünschte? Das sie für immer zusammenblieben? Selbst wenn Nathanael ihn nicht verwandelte, mit was Adam eigentlich fest rechnete, so würde er doch bei ihm bleiben wollen. Schließlich liebte er ihn. Manche würden es vermutlich als irgendeinen shizophrenen Komplex bezeichnen, bei dem sich die Opfer in ihre Retter verliebten, aber Adam war sich äußerst sicher, dass dem nicht so war. Er liebte Nathanael aus tiefster Überzeugung heraus, aus der Tiefe seines Herzens. Die tonlose Stimme versetzte Adam einen tiefen Stich im Herzen und dennoch erwiederte er den Kuss leidenschaftlich. Er würde dem Vampir schon zeigen, wie ernst ihm das war und wenn er sich deswegen in Enthaltsamkeit üben musste. Bei dem Kuss spürte der Vampir, wie sein Körper erneut reagierte und löste sich von dem Jüngeren. "Möchtest du noch etwas essen oder trinken, bevor wir abfahren. Oder sonst irgendwas?" fragte er liebevoll und stand auf. Er konnte nicht jederzeit seinen Gelüsten nachgeben und über Adam herfallen, wann immer es ihm passte. Er sollte sich besser im Griff haben, schimpfte er mit sich selbst, konnte aber nicht anders, als beim Anblick von Adam wieder sanft zu lächeln. "Ich freue mich auf die Heimat" gestand er leise und setzte sich wieder zu ihm, um ihn sanft an der Hand zu nehmen. Dann sah er ihn mit beinahe bittenden Augen an, die zugleich überzeugt als auch unsicher schauten. "Ich würde gerne die Nacht bei dir verbringen" sagte er leise und hoffte, Adam wäre damit einverstanden, wenn er die meiste Zeit über bei ihm war. Adams Wangen glühten erneut, als er die Frage vernahm. "Nein, ich ... danke, ich möchte nichts, außer in deiner Nähe sein." So von Nathanael getrennt zu sein, war schon schier unerträglich, obwohl es nur weniger als ein Meter war. Adam nickte. "Ja, ich mich auch, sehr sogar." Und schon saß der Vampir wieder neben ihm, sah ihm tief in die Augen, nahm seine Hand liebevoll in seine. Der Blick den Nathanael ihm schenkte, rührte etwas tief in Adams Herz. "Alles was du willst" kam es leise von dessen Lippen. "Naja, fast alles. Keinen Sex mehr heute ja?" Er schmiegte seinen Kopf an die Halsbeuge. "Einfach nur kuscheln." Als Adam diese Bitte äußerte konnte Nathanael gar nicht anders, als amüsiert aufzulachen. Obgleich ihm bewusst war, dass sich Adam nun sicher so fühlte, wie er zuvor mit Emily. Er strich ihm entschuldigend über den Kopf. "Heute keinen Sex mehr, in Ordnung." Ein Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Das war noch wesentlich süßer, als Adam eh schon war. Aber er war froh, dass der Junge so offen äußerte, was er wollte und was nicht, so konnte Nathanael seine Grenzen wesentlich besser kennen lernen. Sanft streichelte er über den Arm des anderen. "Du musst aber nächste Woche wieder zur Schule" stellte er fest und wollte dabei gleich andeuten, dass Adam nicht denken sollte, er dürfte nun immer daheim bleiben, nur weil irgendwas geschah. Schließlich würde Roselin sich tagsüber nicht herum treiben und die meisten anderen Vampire waren sanft und ruhig, besonders wo nun fast alle wissen musste, unter welchem Schutz Adam und Nathanael standen. Adam war etwas pikiert über das Lachen des Vampirs. Doch erst jetzt wurde er sich bewusst, wie verführerisch seine Stimme klang. So wohltönend, tief, einfach beruhigend. Er schmiegte sich noch enger an den Körper des Anderen, als dieser die Schule wieder erwähnte. Verdammt aber auch, dass stand ja auch noch an. "Ja, ich weiß doch" antwortete er ruhig. "Kommst du zum Elternsprechtag? Meine Lehrer wissen zwar, das meine Eltern nicht mehr leben, aber es macht sie nervös, dass nie ein Vormund dort erscheint. Es ist auch erst Abends." Auch ihn machte es nervös, immer danach gefragt zu werden, wann nun mal jemand dort auftauchen würde. "Vor allem meine Mathelehrer will dich sehen!" gab er kleinlaut von sich. Ach ja, der Elternabend. Der Vampir hatte bereits wieder vergessen, dass es ja auch noch anstand. Er seufzte geschlagen. "Ist wohl besser." Aber er fragte sich, als was er sich vorstellen sollte. Einfach nur als Erziehungsberechtigter? Aber vielleicht würde man ihn gar nicht fragen, wie sie verwandt waren. "Dein Mathelehrer also?" Er schmunzelte ein wenig. "Gibt es denn Dinge, die ich erfahren könnte, die du lieber selber sagen solltest?" fragte er mit einem Schmunzeln. Er war sich eigentlich sicher, dass Adam in der Schule nicht sonderlich auffiel, aber vielleicht irrte er auch total und Adam war ein Flegel in der Schule und hatte schon wer weiß wie viele Mahnungen, von denen er nichts wusste. Adam versteifte sich bei den Worten. "Er kann mich nicht leiden. Er weiß, dass ich es nicht verstehe und nimmt mich trotzdem dauernd dran. Ich kassier lauter vieren und fünfen. Aber was soll ich machen." Er zuckte hilflos mit den Schultern. Das es in Mathe mit seinen Noten nicht zum Besten stand, wusste Nathanael ja schon. "Ansonsten eigentlich nichts. Aber meine Deutschlehrerin ist total die nette Person. Sie meinte, ich solle Germanistik studieren, da es mir sehr leicht fällt, mit Worten umzugehen. Und Romantik hat mir schon immer gefallen. Die leichte Düsternis." "Hmh" gab Nathanael nur von sich. Da war er doch mal gespannt, wie der Mathelehrer sich so anstellen würde. "Soso, du bist also ein Romantiker?" Nathanael schmunzelte ein wenig. Das war etwas, womit er sich selber auskannte, doch hatte er Adam noch nie so erlebt, als das er sich hätte ausmalen können, dass er sich mit der Romantik und dieser Epoche auskannte. "Die Romantik ist nicht düster" sagte er leise und sein Ohr, welches er dann leicht anknabberte. "Sie wird nur sehr gerne missverstanden, im Grunde ist alles mit sehr viel Liebe und Freude beschrieben" sagte er und schmunzelte ein wenig. "Das man um die Menschen in den Geschichten trauert oder mit ihnen leidet ist ja nicht die Wirkungsabsicht" belehrte er den anderen. Nathanael hatte schon mitbekommen, dass heutzutage scheinbar alle Dramen und Romanzen so dargestellt wurden, als wenn der Autor darauf abzielte, die Ausweglosigkeit und die Schwere seiner Zeit zu verarbeiten, obgleich doch so viel Liebe in jedem einzelnen Werk steckte. "Aber lass uns nicht philosophieren. Soll ich dir mal meine hübsche Lady zeigen" schlug er vor. Das er dabei über sein Auto sprach, verschwieg er absichtlich. Lady? Gerade war Adam noch dazu aufgelegt gewesen wahrlich mit Nathanael über Philosophie zu diskutieren, doch das jetzt? Er versteifte sich wohl merklich in den Armen des Vampirs und löste sich etwas von ihm. "Deine Lady? Gibt es bei dir vielleicht Dinge, von denen ich wissen sollte? Kinder, Frauen, Exfreunde?" Er klang verbitterter, als er es eigentlich hatte klingen lassen wollen. Doch das war ihm jetzt auch schon egal. Erneut schmunzelte der Vampir ein wenig. "Nein, nichts dergleichen. Lady ist ein hübscher Porsche. Ein Geschenk von Emily, nachdem ich von hier weg bin. Zwar etwas protzig und nicht ganz mein Stil, aber ein schnelles Auto. Lady daher, weil Nion es lustig fand, dick und fett Lady auf die Haube zu kratzen." Nathanael hatte geahnt, dass Adam so reagieren konnte und auch wenn es ihn einerseits amüsierte, verletzte es ihn auf der anderen Seite. Was dachte Adam denn von ihm? Das er ein Harem führte, oder wie? Immerhin hatte er ihm die Liebe gestanden, hatte sogar mit ihm geschlafen, obgleich ihm sehr schwer fiel, nicht das heiße Blut aus dessen Adern zu saugen. Und nun vertraute er ihm nicht einmal in solch einer Hinsicht. Aber er hatte es ja provizieren müssen, also war er doch selber Schuld. "Komm mit, ich zeig dir das Auto. Schließlich müssen wir damit heil zu Hause ankommen und ich bin weiß Gott wie lange nicht mehr gefahren." Er lachte ein wenig. Selbst Gott wusste wohl nicht mehr, wann Nathanael das letzte Mal hinter einem Steuer gesessen hatte "Er hat es zerkrazt!" entfuhr es Adams Lippen, als Nathanel ihm das erzählte. Warum musste er auch immer das schlimmste denken, wenn er auf soetwas angesprochen wurde. Aber er mochte Autos. Zumindest wusste er, was ein Porsche war und einen solchen zu zerkratzen war ja wohl eine Todsünde. "Hast du ihn wenigstens ordentlich dafür leiden lassen?" fragte er säuerlich. "Herrgott, einen Porsche zerkrazt man nicht einfach so!" Adam stand auf und folgte Nathanael. Ein Geschenk von seiner Mutter also. Sie musste ihn wirklich sehr lieben, wenn sie ihm schon solche Geschenke machte. "Tut mir Leid, dass ich so reagiert habe." Er schämte sich wirklich sehr dafür. Er war doch kein kleines Schulmädchen, dass ihrem liebsten eine Szene machte. Nathanael sah ihn an, als wäre Adam von allen guten Geistern verlassen. "Es ist bloß ein Auto. Wir fanden es beide recht amüsant, wo ich doch keinerlei Liebschaften hatte, sollte das Auto eben der Ersatz dafür sein." Nathanael lachte ein wenig in Erinnerung an den Abend, wo er die Kratzer gesehen hatte. Es war wirklich lustig gewesen, aber das Adam so wichtig war, dass ein Auto nicht zerkratzt würde, überraschte ihn ein wenig. Sanft streichelte er ihm über den Kopf. "Ich wollte doch, dass du so reagierst. Was meinst du sonst, warum ich dir nicht gleich gesagt habe, dir mein Auto zu zeigen?" erklärte er, damit Adam sich keine Vorwürfe machte. Manchmal war Nathanael selbst wohl noch ein Kind. "Ja, ein verdammt teures Auto" bemerkte Adam. Er hatte nicht so viel Geld, dass er sich vostellen konnte, dass man es einfach so für etwas ausgeben konnte, das einem Spaß machte. Und als der Andere ihm dann auch noch so liebevoll über den Kopf streichelte und erklärte, er hätte ihn nur provoziert, machte das ganze auch nicht besser. "Aber ich meine, es könnte doch sein, dass du jemanden hattest, in einer anderen Zeit." Wie sich das anhörte. In einer anderen Zeit, aber es stimmte. Nathanael war eigentlich uralt, steinalt, total der Grufti, wenn Adam so darüber nachdachte. Aber ein Grufti mit einem verdammt gut erhaltenen Körper. Amüsiert sah dieser Adam an. "In einer anderen Zeit? Wie alt denkst du denn, bin ich?" er lachte ein wenig. Gut, er war vielleicht aus Adams Sicht wirklich aus einer anderen Zeit, aber so alt war er eigentlich gar nicht. "Sicher, ich hatte einige Frauen um mich herum, aber keine war mir wirklich wichtig, die meisten kannte ich, nun ja, aus Lusthäusern." Er sah Adam abwartend an. Er war eigentlich gespannt, wie dieser darauf reagierte. "Aber eine fester Beziehung oder gar eine Ehe führte ich nie. Abgesehen von der Verbindung mit Roselin, die ist aber nicht auf meinen Wunsch hin gebunden worden" erklärte er auf dem Weg zu den Garagen. "Ich weiß nicht. Dich kann man ja so schlecht schätzen. Vier- oder fünfhundert Jahre alt?" Er versuchte sein Glück einmal. Wie weit konnte er schon daneben liegen? Eigentlich kilometer, meilen und himmelweit. Er lauschte ihm weiter. So erfuhr er wenigstens etwas aus des Anderen vergangenheit. "Lusthäuser? Du warst da wirklich in so nem Ding drin?" Er konnte es sich nicht vorstellen, aber heute wiederten ihn die Puffs ja eigentlich schon total an. Mit den Neonleuchtreklamen und den billigen Aufmachungen. So alte Westernsaloons mit ihren Mädchen, wie er sie aus Filmen kannte, das hatte Stil. Oder Can-Can-Tänzerinnen alá Moulin Rouge. Aber billige Flittchen, in noch billigeren Aufmachungen. Nicht ganz sein Fall. "Nur Frauen?" hakte er nach. "Bin ich denn dein erster ... Mann?" Vier- oder fünfhundert Hundert Jahre? Okay, gar nicht so schlecht, dachte er. Aber es waren gerade mal 200 und ein bisschen. Aber das verschwieg er einfach mal, es spielte ab einer gewissen Zeit auch einfach keine Rolle mehr. Dann aber lächelte er den anderen an. "Ja, ich war in so einem Ding. In mehreren sogar." Nathanael lachte ein wenig. "Und nein, es waren nicht nur Frauen. In den meisten Lusthäusern boten sich beide Geschlechter an. Es war für einen Mann meistens durchaus vorteilhaft, lieber das eigene Geschlecht zu nutzen, Männer können nicht schwanger werden, bei einer Liebesdame konnte man sich nicht so gut fallen lassen und einfach mal vergessen." Warum genau er das so detailliert erzählte, war ihm auch nicht ganz klar aber es schien Adam ja zu interessieren. "Du bist nicht mein erster Mann" sagte er also noch als Fazit, blieb aber kurz stehen und streichelte sanft Adams Wange. "Aber meine erste Liebe", gestand er ihm offen und küsste ihn sanft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)