Fallen Angel of the Night - Pt. 01 von PinkyTwinkleLeo ================================================================================ Kapitel 10: Kapitel 10 ---------------------- Kapitel 10 Nathanael setzte sich und gurtete sich selber an. Dann reichte er Adam eine Handvoll der grünen Kreutermischung. "Kauen und keine Widerrede" sagte er, startete den Motor und blickte Adam noch einmal warnend an. Er würde nicht mit ihm zu irgendeinem Arzt fahren oder in irgendein Krankenhaus, sondern zu einem ganz bestimmten Arzt, der sogar um seine Existenz wusste. Ein guter Freund, wenn auch Mensch, der aber vielen Vampiren, die etwas gegen das 'Jagen' hatten, mit Blutkonserven aushalf. Natürlich war das illegal, aber es würde wohl nie jemand dahinter kommen. Nun fuhr er aus der Garage und auf die Hauptstraße. Er achtete dabei immer wieder auf den Jungen neben sich. "Hast du die Karte dabei?" fragte Adam leise, als er die Kräuter in die Hand gelegt bekam. Skeptisch betrachtete er diese, wagte es jedoch nicht, auch nur ein wort dagegen zu sagen. Schweigend schob er sich die Kräuter in den Mund und kaute darauf herum. Am liebsten hätte er sie sofort wieder ausgespuckt, da sie absolut ätzend schmeckten, aber er würde es wohl tapfer ertragen müssen. Gut, dass Nathanael einen doch sanfteren Fahrstil an den Tag legte, als er ihn hatte. So taten seine Rippen weitaus weniger weh. "Wie weit ist es denn?" Fragend sah er zu Nathanael, ehe er sich seiner schlampigen Klamotten bewusst wurde. Gott, das war ja so peinlich. In Schlabberpulli und Jogginghose. "Nicht weit." Auf die Karte antwortete er gar nicht, da sie eh nicht gebraucht würde. Selbst wenn der Arzt Geld wollte, dann würde Nathanael dieses gerne bezahlen. Das war kein Problem. Schließlich bogen sie ab und fuhren eine Landstraße herauf, dann eine kleine Allee und schließlich fuhren sie auf ein hübsches Landhaus zu. Es war nicht riesig, aber sah auch nicht besonders günstig aus. Ja, so war das bei einem ewigen Leben. Man machte sich etwas aus reicheren Leuten, die waren einfach weniger zu schockieren, als die normale Population. Schließlich parkte Nathanael und sah zu Adam. "Geht es schon besser?" fragte er, stieg aus und öffnete die Beifahrertür. Die Schmerzen hatten wirklich ein wenig nachgelassen, aber ganz weg waren sie noch nicht. "Es ist leichter ja" antwortete er deshalb ehrlich. Als der Ältere die Tür geöffnet hatte, setzte er zuerst die Beine nach draußen, ehe er sich ganz drehte und langsam ausstieg. Okay, wenn er sich bewegte, tat es wirklich noch höllisch weh. "Das ist aber nicht mein Hausarzt" stellte er ein wenig verdutzt fest. Auf den Weg hierher hatte er nicht wirklich geachtet. Die Kräuter machten ihn irgendwie schläfrig. Er hielt sich an Nathanaels Arm fest, um nicht gleich umzufallen. Er war wirklich mit einem Schlag dermaßen müde, dass er kaum noch die Augen offen halten konnte. Als Adam so wackelig aus dem Auto stieg, zog Nathanael ihn ganz vorsichtig an sich. "Langsam" flüsterte er. "Nein, dein Hausarzt ist wohl nicht mehr da." Aber sie hatten das Glück und es brannte Licht. Ihre Ankunft war sogar schon bemerkt worden. Im ersten Moment zwar nicht besonders erfreut, dann wurde der Vampir jedoch erkannt und ein sanftes Lächeln umspielte die Lippen des jungen Mannes. "Guten Abend" grüßte er, als die beiden, Nathanael im Schlepptau mit Adam, an der Tür angekommen waren. "Kein guter Abend. Seine Rippen sind wohl verstaucht, vielleicht auch gebrochen." Schon verschwand das Lächeln des Arztes und er begleitete beide ins Haus. Adam wurde dort auf das erste Sofa gelegt und der Arzt holte einen Koffer. Nathanael kniete sich neben Adam und küsste ihn sanft. "Du kannst ruhig ein wenig schlafen" sagte er leise, da Adam sehr müde aussah. Adam sah erstaunt auf den jungen Arzt. Wow, er war wohl erneut bei einem Vampir gelandet, dachte der Junge verwirrt. Er kam sich auch ein bisschen high vor und ein dümmliches Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Und mit einem Mal hatte er ein weiches Sofa unter sich und hörte die sanfte Stimme seines Lovers. Somit kuschelte er sich noch etwas tiefer in die weichen Kissen, auf denen nun sein Kopf ruhte. Irgendwie hatte Adam das Gefühl, dass sein Kopf nicht mehr richtig funktionierte. "Was ist mit ihm passiert Nathanael? Er sieht ja schrecklich aus" bemerkte der Arzt, als er wieder zurückkam, mit seinem Koffer bewaffnet und einer jungen Frau, die ihm folgte. "Darf ich vorstellen, dass ist Pauline, sie wird mir heute etwas behilflich sein." Zufrieden stellte er fest, dass sein Liebster langsam abdriftete. "Er hat sich in der Schule geschlagen" erklärte er knapp, als der Arzt zurück kam und musterte Pauline. Ob das wohl die Liebschaft von dem Arzt war? Er war sich nicht sicher, aber warum sollte sie sonst um diese Zeit noch hier sein. "Sein Auge ist nicht so schlimm, seine Rippen schmerzen so sehr, er kann kaum mehr normal atmen, geschweige denn sich bewegen" damit zog er Adam den Pulli aus und deckte die blaugefärbten Seiten auf. Auch der Bauch schien ein wenig was abgekommen zu haben. Nun sah er zu dem Arzt. "Ich habe ihm einige Kräuter gegeben gegen die Schmerzen und damit er schläft. Wenn du etwas wissen willst, wecke ihn" meinte er und machte dann Platz, damit die beiden ans Werk gehen konnten. Oliver, so war der Name des Arztes, beugte sich nach der Erklärung von Nathanael über das schlafende Bündel auf dem Sofa. "Weißt du warum er sich geprügelt hat?" hakte er bei seinem vampirischen Freund nach. Er tastete vorsichtig die Rippen und den Bauch ab. Und als er diesen abtastete, verzog er die Stirn. "Hmm... hat er über Schmerzen im Unterleib geklagt? Gebrochen scheint mir nichts zu sein, aber sie sind übel geprellt. Du solltest ihn ein paar Tage zu Hause lassen." "Der Mitstreiter hatte ihn beleidigt" sagte er knapp und setzte sich auf den Sessel neben der Couch, schaute dem Arzt dabei genaustens auf die Finger. "Nein, nur sein Auge und seine Rippen, mehr hat er mir nicht gesagt" war dann noch seine ehrliche Antwort und er überschlug ein Bein, um sich selber ein wenig zu beruhigen. Auch wenn er das Gefühl hatte, dass diese Position ihn noch nervöser machte. Er wollte nicht, dass es Adam schlecht ging und nun musste er einige Tage zu Hause bleiben, also ging es ihm nicht gut. "Sag mir jetzt bitte nicht, dass du der Grund dafür warst Nate! Das hatten wir noch nie." Oliver reichte Pauline das Oberteil und diese zog es dem Jungen vorsichtig wieder an. Anschließend holte sie eine Decke und breitete sie über den Schlafenden aus. Anschließend verließ sie leise das große gemütliche Wohnzimmer, um den Herren etwas Ruhe und Geborgenheit zu geben. Oliver setzte sich Nathanael gegenüber hin. "Ich werde ihm ein paar Schmerzmittel mitgeben, falls es schlimmer werden würde. Es kann sein, dass sich etwas mehr verstaucht hat, die Muskeln werden das an seinem Bauch sein, was so verhärtet ist. Mit den Tagen wird es sich wieder lockern." Er sah den Arzt erstaunt an. "Ich bin nur ein indirekter Faktor" meinte er dann und schmunzelte ein wenig. Die Stimmung lockerte sich allmählich. "Also ist es nichts ernstes?" wollte er sich aber noch mal versichern. Er sah zu Adam, der nun, wohl auch wegen der Kräuter, sehr gut schlief. Dann wanderte sein Blick wieder zu Oliver, der ihm erneut ein Lächeln entlockte. "Wie lange soll er etwa zu Hause bleiben?" fragte er noch. Fragen über Fragen, aber was sollte er das auch nicht machen. Schließlich ging es um Adam. "Indirekt also?" Oliver musste leicht schmunzeln. Der junge Arzt faltete die Hände zusammen. "Nein, etwas ernstes ist es wirklich nicht. Nur üble Prellungen, ziemlich übel. Wenn er sich gewehrt hat, will ich nicht wissen, wie sein Kontrahent aussah." Er atmete tief ein und sah schließlich auf den schlafenden Jungen auf seinem Sofa. "Hmm... du könntest ihn für eine Woche zu Hause lassen. Ich schreib ihn krank wenn du willst, dann hast du ne ärztliche Absicherung. Aber jetzt mal zu dir. Du siehst mir auch nicht gerade sehr frisch aus Nate? Müde und abgespannt und das ist wohl bei einem Vampir doch eher selten, nicht wahr?" Also manchmal mochte er den Arzt gar nicht und irgendwie war das hier eine der Situationen. Wie konnte ein Mensch, ein einfacher Mensch, so scharfsinnig sein. Ob das wohl mit seinem dauernden Kontakt zu den Nachtwesen zu tun hatte? "Ja, schreib ihn bitte krank. Dann hat auch die Schule eine Bestätigung" meinte er und versuchte dann nicht mehr ganz so mitgenommen auszusehen. "Ich bin nicht müde und abgespannt" war seine beste Verteidigung, die ihm gerade einfiel. Doch wenn er darüber nachdachte, war er im Moment wirklich ein wenig durcheinander. Seine ganze Tagesplanung, alles, was er bisher getan und gemacht hatte, warf er über den Haufen, um bei Adam zu sein. Kaum eine ruhige Minute hatte er mehr und er beschäftigte sich mit überflüssigen Dingen oder mit gar nichts, trank wenig und doch mehr und öfter als sonst. Vielleicht hatte Oliver doch recht. Er seufzte ein wenig und ließ sich in den Sessel sinken. Der Arzt nickte, bei der Bestätigung für die Schule. "Pauline wird sie für dich rausschreiben." Olivers Mundwinkel zuckten verräterisch bei den nächsten Worten des Vampirs. Natürlich sah er abgespannt und müde aus, sonst würde er es vermutlich nichteinmal erwähnen. "Natürlich nicht" antwortete er etwas bissig. "Liegt es an deinem neuen Spielzeug hier? Das er dich so sehr aus der Bahn wirft? Sonst lässt du doch auch niemanden so nah an dich ran. Aber was sage ich, seit der Junge bei dir ist, seitdem ich ihn das erste Mal gesehen habe, bist du ein anderer Mensch... verzeih Vampir. Er kehrt etwas in dir ans Tageslicht, dass Emily und ich schon lange verloren wähnten. Du taust wieder auf, kommst hinter deinem Versteck hervor. Er tut dir gut Nathanael, auch wenn du es nicht hören willst." Langsam wurden Nathanaels Augen schmaler und sogar eine Spur dunkler. Er mochte es nicht, wenn dieser Mensch sich heraus nahm, über seine Rasse, über Vampire zu reden, als würde er deren Lebensart kennen, sie verstehen. Und dementsprechend verstimmt war er nun, da der Arzt sich auch noch die Freiheiten nahm über ihn, Nathanael zu urteilen, als wäre er wie Emily jemand, der ihn kannte. Doch er mochte sich nicht einmal vorzustellen, den Menschen auch nur ansatzweise auf die selbe Ebene zu stellen, wie die Vampirdame. "Rede nicht von Dingen, die du nicht verstehst" murrte er nur leise. Und es war eine Drohung, die Oliver verstehen sollte, denn so gut kannte er den Vampir, um die Grenzen nicht zu reizen, zumindest hoffte Nathanael, dass der Mensch genug Verstand besaß, denn er war äußerst reizbar, wenn über ihn sprach, selbst Emily hat wohl das ein oder andere Mal schon mit Nathanael Probleme gehabt. Sein Blick wandte sich, noch immer verärgert zu Adam, der ruhig schlief. "Lass ihn heute Nacht bei dir." Damit stand er auf und ging. Ohne ein Dankeschön oder auch nur ein letztes Mal zu dem Arzt zu sehen. Er war sauer und wie er sich kannte, würde ein einziger unerwünschter Blick reichen und er würde platzen. Das war nur das letzte, was er tun wollte. Wieder seine Ruhe verlieren und wenn der Mensch recht hatte und er würde sein Versteck verlassen, dann würde das oft passieren, zu oft. Und um das zu vermeiden, musste er sich wohl doch ein wenig von der angenehmen Nähe des Jungen fernhalten. Oliver nickte nur. Da hatte er wohl etwas ausgesprochen, was der Vampir gar nicht hatte hören wollen. Dabei war die Idee bzw. der Anstoß zu diesem Gedanken nichteinmal von ihm gekommen, sondern Emily hatte ihn darauf gebracht, bei einem ihrer letzten Gespräche. Sie besuchte ihn in letzter Zeit wieder öfter, vor allem seit Roselin wieder entkommen war. Die Vampirdame machte sich große Sorgen um das Wohlergehen von Nathanael und vor allem von Adam, denn ihm galt schließlich die Rache der Blonden. Aber etwas tief in ihr schien Emily zu verraten, dass alles zu einem guten Ende geleitet werden würde. Und Oliver hoffte, dass er ihr wirklich glauben konnte, denn nichts sehnlicher wünschte er sich für diese Wesen. Und auch für den Jungen, den es durch ein so tragisches Schicksal zu Nathanael verschlagen hatte. Noch immer hatte er die Bilder vor Augen, wenn er diese schloss, als man ihn zu Emily in die Villa gerufen hatte. Es war finster gewesen, dunkelste Nacht, kein Stern war am Himmel zu sehen gewesen und auch der Mond hatte nicht gescheint. Stillschweigend hatte ihn die Weißhaarige damals in den ersten Stock mit den Gemächern geleitet und ihm dort die Tür zu einem der Gästezimmer geöffnet. Gedämpftes Kerzenlicht hatte diesen erhellt und in dem viel zu großen Bett lag ein kleiner Junge, dünn und schmal, völlig blass und schien wie tot zu sein. Man hatte ihn nicht unterrichtet, was passiert war, doch er ahnte es beinahe. Sofort hatte er ihn untersucht, konnte aber keine Bissmale feststellen. Denn wenn das der Fall gewesen wäre, hätte man Adam sofort verwandeln müssen, oder er wäre qualvoll gestorben. Doch wie es schien, war er nur in traumatischen Schlaf des Vergessens gefallen. Als er Emily später zu dem Vorfall befragt hatte, hatte man ihm nicht die ganze Gesichte erzählt, nur dass Roselin seine Familie geötet hatte und er entkommen war, aber nie mit wessen Hilfe. Oliver strich Adam nocheinmal über die Stirn, ehe er das Licht in seinem Wohnzimmer etwas dimmte und anschließend zu Pauline in die Küche ging. "Würdest du ihn bitte krank schreiben für die nächste Woche. Er sollte zu Hause bleiben." Die junge Frau nickte. Sie sprach aus einem der einfachsten Gründe nicht. Sie konnte jede Anwesenheit fühlen, doch fehlte ihr die Stimme. Sie war stumm, auf Grund eines Unfalls, der sie ihre Stimmbänder gekostet hatte. Und auf eine seltsame Weise, fühlte sich Oliver immer von solchen Menschen angezogen, die vom Schicksal hart getroffen waren. Noch immer war Nathanael wütend und so machte er einen ausgibigen Spaziergang, einfach durch die Gegend. Erst als es sich langsam unerträglich erhellte und er merkte, wie es ihm schwerer wurde, sich frei zu bewegen, machte er sich auf den Rückweg. Doch nicht einen Moment hatte sein Zorn aufgehört in seinen Adern zu pulsieren, aber der Vampir hatte erkannt, dass sich seine Wut weniger gegen Oliver richtete, den er zuerst dafür schuldig machen wollte, sondern gegen sich selber. Auch nur einen Moment daran gedacht zu haben, Adam zu verlassen, oder ihn weniger Liebe zu schenken, als er verdient hatte, als er ihm geben wollte. Das war irrsinnig, einfach nicht richtig und es ärgerte ihn schrecklich, dass er so etwas auch nur in Erwägung gezogen hatten. Doch daran wollte er dem Arzt Schuld geben, also war dieser doch ein wenig zur Verantwortung zu ziehen für die Aufgebrachtheit des Nachtwesens. Er erinnerte sich zu gut daran, wie der Arzt, überrascht und ein wenig überfordert an das Bett gekommen war, in dem der damals nach Leben ringende Adam lag. Nathanael hatte diesen Menschen nur tolleriert und zugesehen, wie dieser Adam behandelte, weil Emily ihm keine Wahl ließ. Sie hatte ihn die ganze Prozedur unter im Auge, wo sie doch wusste, wie besitzergreifend und auch gefährlich er, Nathanael, werden konnte. Auch er selber wusste es nur zu gut, aber er hatte eine Möglichkeit gefunden, seinen Zorn und seine Triebe zu unterdrücken, sie einfach zu ignorieren. Sei es das Lächeln von Adam, nachdem er sich erholt hatte, oder wenn er nun morgens auf Nathanael traf oder, wie er es gerade getan hatte, indem er einfach der Situation aus dem Weg ging. Beides half Wunder und konnten den Vampir davon abhalten ähnlich wie Roselin es getan hatte, zu einem Vieh zu werden, einem Tier, dass keine Scham mehr kannte zu töten, nur aus Spaß. Schließlich stand er vor dem Haus und ließ sich selber hinein. Ob der Arzt nun die Tür absichtlich offen gelassen hatte, damit der Vampir zurück kommen konnte, oder ob er so nachlässig war, wollte er ihm nicht unterstellen, er nahm es hin und ging nun zu Adam, der zugedeckt noch immer auf dem Sofa lag. Sich selber ließ er in den Sessel sinken und schloss einen Moment die Augen. Er würde sicher etwas Ruhe brauchen, aber nicht, solange Adam nicht gesund und vor allem in Sicherheit war. Er konnte beinahe spüren, wie die Gefahr um sich und um Adam herum immer greifbarer wurde, wie Nebel zog es sich dichter zusammen und es gefiel ihm nicht, denn solch ein Gefühl hatte er bisher noch nie. Mit einem Brief würde er Emily und Hilfe bitten... oder um Rat. Sie würde wissen ihn zu beruhigen und wenn sie einfach nur verlangte, dass Adam und Nathanael zu ihrem Haus zurückkehren, bis sich alle Sinne und Gefühle in Nathanael beruhigt hatten. Doch nun war das einzige, was er neben dieser Beklemmung fühlte, nur die sanfte Lähmung seiner Glieder, als er etwas tiefer rutschte und in einen dämmrigen Schlaf driftete. Oliver hatte die Rückkehr des Vampirs bemerkt. Und als die Sonne nun vollends aufging, ging Pauline aus der Küche ins Wohnzimmer und schloss die Vorhänge, damit kein Licht mehr hindurchscheinen konnte. Auch über Nathanael breitete sie eine Decke aus, auch wenn es wohl sinnlos war. Sie lebte noch nicht lange genug in dem Haus, um zu wissen, wie es die Sitten geboten, die unsterblichen Gäste zu behandeln, doch sie wusste, dass die Verbindung zwischen dem Vampir und dem Jungen auf dem Sofa wohl etwas besonderes sein musste. Sie strich dem schlafenden Jungen über die Stirn und hielt inne. Er war ziemlich warm. Ob er wohl Fieber hatte? Eilig lief sie zu Oliver zurück und teilte diesem mit, was sie gerade festgestellt hatte. Auch der Arzt konnte ihre vermutete Prognose nur bestätigen, der Junge hatte wirklich Fieber. Vermutlich war ihm einfach nur alles zu viel geworden. Er holte ein paar Tabletten und legte sie zusammen mit einem Glas Wasser auf den Glastisch. Das Nathanael so ruhig in dem Sessel zu schlafen schien, machte ihm Angst. Er würde Hilfe brauchen, so ungern er diese auch immer annahm. Oliver würde wohl Emily schreiben müssen, wenn er kein weiteres Massaker riskieren wollte. Nathanael war so tief versunken, dass er die Anwesenheit der Frau nur wage mitbekam und selbst als Oliver und sie zusammen wieder kamen, konnte er sich kaum darauf konzentrieren. Immer wieder kehrte die Leere in seinen Kopf zurück, bis es ihm eindeutig zu warm wurde. Er öffnete sehr schwer die Augen und betrachtete die Decke an sich. Nun, jetzt wusste er wenigstens den Grund für diese, aus seiner Lage, unnatürliche Wärme und schloss die Augen wieder, legte seinen Kopf zurück an die Kopflehne und driftete wieder vollkommen ab. Erst einen Moment später konnte er sich genug zusammenreißen, um sich aufzusetzen und die beiden Menschen anzusehen, die um Adam wuselten. "Was ist los?" fragte er mit einer so ruhigen Stimme, dass er selber überrascht war. Er klang verschlafen und am liebsten wollte er gleich wieder in die Dunkelheit zurück, die ihn so liebevoll umfangen hatte, kaum dass er sich auf den Sessel niedergelassen und die Augen geschlossen hatte. Er wusste nicht, woher die plötzliche Kraftlosigkeit kam, er hatte wahrlich genug getrunken und kein Sonnenlicht kam durch die dicken Vorhänge, noch gab es sonstige Einflüsse, die ihn erschöpfen könnten, trotzdem war er müde, auserordentlich müde. Er sah zu Oliver, da er vermutete von der Frau keine Antwort zu bekommen. Als man ihm ständig über die Stirn fuhr, wurde Adam langsam wach und schlug die Augen auf. Er blickte in zwei völlig fremde Gesichter. Pansich versuchte er sich aufzurichten, was ihm jedoch nicht gelang. "Nathanael!" In seiner Stimme schwang reinste Angst. "Nathanael! Wo steckst du?" Tränen traten in seine Augen. Er konnte seinen Liebsten nicht sehen, spürte jedoch das er ganz nah bei ihm sein musste. Er fühlte sich schlecht und elend. Sein ganzer Körper tat ihm weh und er war so unendlich müde. "Er hat Fieber" hörte er den fremden Mann sagen. Doch zu wem er sprach war Adam nicht klar. "Hohes Fieber, wie mir scheint." Pauline sah den Vampir unverwandt an und löste sich von Olivers Seite, als Adam nach Nathanael verlangte. Sie hielt ihm die Hand entgegen und lächelte ihn freundlich an. Mit den Lippen formte sie die Worte "Kommen Sie, er braucht Sie jetzt." Ein wenig überrascht blickte der Vampir zu Adam, der so verzweifelt und verschreckt schien und entdeckte dann die warme Hand, die nach ihm ausgestreckt wurde. Als er diese ergriff, konnte er im ersten Moment nicht dem Drang widerstehen, die junge Frau an sich zu ziehen, als er mit einem Ruck aufstand. Erst als sie an seiner Brust gelandet war und er selber leicht aufkeuchte, ließ er sie los und schien etwas beschämt zu sein. Verwirrt über sich selber, kniete er sich neben Adam und strich diesem sanft über die Wange. "Ich bin doch hier, hab keine Angst" flüsterte er und sah in die beinahe abwesenden Augen des Jungen. Hohes Fieber also, er seufzte ein wenig. Zum Glück musste das in der heutigen Zeit nicht mehr tödlich enden, dachte er sich. Während er so in Adams Augen sah und seine Lieder sich immer wieder schließen wollten, kam ihm ein beinahe erschreckender Gedanke. Was war, wenn Adams Krankheit, dessen Unwohlsein ihn, Nathanael, so sehr in Mitleidenschaft zog? Oder nun ja, seine Psyche eben, die ihm vorgab, leiden zu müssen. Das wäre nicht gut, gar nicht gut, denn der Vampir war nun wirklich kein Wesen, dass an Krankheiten oder sonstigen Leiden kämpfen musste. "Nathanael" keuchte Adam leise, als dieser neben ihm erschien. Er sah den Vampir nur verschwommen, spürte jedoch dessen kühle Hand an seiner Haut, was ihn sofort wieder beruhigte und ruhiger machte. "Du solltest bei ihm bleiben" sagte Oliver. "Er wird ruhiger, sobald du bei ihm bist." Der junge Arzt zog gerade etwas Novalgin in einer Spritze auf, um es Adam zu geben. "Ich gebe ihm ein Mittel gegen das Fieber und die Schmerzen." Er setzte die Spritze an der Vene an und gab es langsam in diese. Wenn sie Glück hatten würde es innerhalb von 15 Minuten wirken. "Emily wird euch beide heute Abend abholen lassen. Deine mentale Schwäche führe ich mal auf die enge Bindung zwischen dir und Adam und du bist nicht in der Lage, euch zu verteidigen. Roselin ist frei Nathanael!" Seine Worte klangen etwas vorwurfsvoll, was sie nicht hätten sein sollen. Oliver richtete sich wieder auf und packte seine Sachen ein und Pauline nahm er an der Hand, da diese noch immer etwas verstört im Zimmer stand. "Wir lassen euch allein, wenn etwas ist, melde dich!" Sanft strich Nathanael durch die leicht verschwitzten Stähnen von Adams Haaren, sah dann aber mit einem unfreundlichen Knurren zu Oliver. Mentale Schwäche? Er könnte sie nicht beschützen? Was wusste dieser Mensch schon, als könnte er verstehen, was er dort spricht. "Roselin ist für dich wohl eine größere Gefahr, Mensch" betonte er gereizt, dass dies kein Thema war, das er von Olivers Lippen hören wollte, auch wenn es ihn ein wenig beruhigte, dass Emily sich ihrer annehmen würde. Dann sah er jedoch wieder sanft zu Adam und streichelte diesen liebevoll weiter, legte seinen Kopf auf dem Sofapolster ab und schloss die Augen erneut. Das tat gut, dachte er sich und schlummerte ein wenig. Adam drehte sich zur Seite und sah mit fiebrigen Augen zu Nathanael. Wie er da so lag mit geschlossenen Augen und ruhigem Gesicht. Erst jetzt bemerkte er, wie müde der Vampir aussah, dass war ihm noch gar nicht aufgefallen. Ob das alles an der Anstrengung um ihn lag? Vermutlich und die Nähe zu ihm war ja für Nathanael auch nicht gerade leicht, wo er sich so zusammenreißen musste. Das erste Mal kamen dem Jungen nun wirkliche Zweifel ob das alles so gut war, was sie machten. Nathanael würde über kurz oder lang durchdrehen und vielleicht würde er etwas ganz schreckliches tun. Gepeinigt schloss Adam die Augen. Nein, an sowas durfte er gar nicht denken, dass würde der Vampir nie tun. Dafür bedeuteten sie einander viel zu viel. Er legte seine Hand nach hinten und griff nach der von Nathanael, die er nun in seine einschloss. Er sollte einfach nur bei ihm sein, dass war alles. Adam brauchte jetzt die Nähe des Vampirs bei sich und bestimmt würde es ihm dann bald besser gehen. Auch wenn er schon wieder weit weg war, irgendwo im Nirgendwo, so öffnete Nathanael doch die Augen, als er Adams viel zu warme Hand in der seinen spürte und schloss seine Augen, nachdem er kurz in Adams Gesicht geblickt hatte, gleich wieder. Er wollte sich nur ein wenig entspannen, dann würde es ihm bald wesentlich besser gehen und dann ginge es auch Adam schnell besser, weil er sich dann wesentlich besser um den Jungen kümmern konnte. Auch wollte er nicht bei jeder Kleinigkeit aus der Haut fahren, also war es wohl nur gut, wenn er nun ein wenig mit seinem Liebsten zusammen ruhte und beide sich erholten. Adam von seiner Krankheit und Nathanael von dem Stress, welchen er sich größtenteils selber machte. Erst die leisen, eigentlich gar nicht hörbaren Schritte ließen den Vampir hellwach in die Richtung blicken. Sofort war all seine Ruhe verschwunden und er blickte unfreundlich zu dem "Eindringling", bis er erkannte, dass es nur zwei Vampire aus den Gefilden von Emily waren. Sicher waren sie gekommen, um Adam und ihn abzuholen, zumindest sah Oliver recht entspannt aus, der sich auch wieder im Zimmer befand. So lichtete sich auch Nathanaels Anspannung und er stand langsam auf. Adam war nach einer Weile wieder eingeschlafen und wurde erst wieder wach, als man ihn vom Sofa hochhob und nach draußen trug. Es störte ihn nicht sonderlich, dass er schon wieder seine Schlafstätte änderte. Das war er ja mittlerweilen gewohnt. Das Fieber war leicht gesunken, doch noch immer fühlte er sich schwach und müde. Oliver ging zu Nathanael und reichte ihm einen kleinen Beutel und einen Brief. "Emily hat Adam für zwei Wochen von der Schule befreien lassen. Sie gab sich als seine Tante oder sonst was aus. In dem Umschlag befindet sich das Attest. Auch ich hab ihn in der Schule krank gemeldet. In der Tüte befinden sich ein paar Tabletten gegen das Fieber und sobald es wieder schlimmer wird, gibst du ihm eine davon. Pass auf, dass er sich schont, und genügend trinkt. Essen ist im Moment zweitrangig, hauptsache er trinkt mindestens zwei Liter am Tag. Und wenn sein Fieber wieder über 40°C steigen sollte, rufst du mich an oder fährst ihn umgehend in ein Krankenhaus ja?" Er sah den Vampir mit durchdringendem Blick an. "Kümmer dich um ihn." Peinlich genau achtete Nathanael darauf, dass die beiden mit Adam gut umgingen, bis er von Oliver abgelenkt wurde. Er nahm die Tüte in auch den Brief. Er nickte nur, schließlich wollte er sich nicht schon wieder aufregen und es gab keinen Grund dazu, Oliver meint es nur gut. Dennoch schnaufte er leise, als er sich abwandte und den beiden anderen Vampiren folgte. Er hatte gar nicht gemerkt, dass es schon wieder dunkel geworden war, wie lange hatte er denn dort herum gelegen, dachte er verwundert, als er nach oben starrte und die Sterne sehen konnte. Das war nun wirklich merkwürdig, aber es ging ihm trotzdem nicht viel besser, doch machte er sich nichts daraus, sondern sorgte sich lieber um Adam, dem er nun wieder enger folgte und sanft dessen Hand nahm, als er in das Auto gesetzt wurde und er neben ihm saß. Zärtlich streichelte er über den Handrücken und zog den Kranken dann an seine Brust, damit er nicht gegen die harte Fensterscheibe lehnen musste. Erst als sie die Einfahrt zur Villa von Emily nach oben fuhren, öffnete Adam das erste Mal die Augen. Das es bereits finster war, registrierte er gar nicht. Nur die kühle Brust, an der er lehnte und den abwesenden Blick von Nathanael, der aus dem Fenster blickte. Ihm war noch immer so unsagbar heiß. Und das Nathanael neben ihm saß, musste bedeuten, dass jemand anderes fahren musste und erst jetzt wurde sich Adam der anderen beiden Vampire gewahr, die im vorderen Raum des Wagens saßen. Ein leises unwirklich klingedes Knurren entwich der Kehle ihres Fahrers, als auch Adam Emily erkennen konnte, die bereits vor der Villa auf sie zu warten schien. Als der Wagen zum Stillstand kam, stiegen die beiden anderen sofort aus und Adam hörte leise den ersten sagen "Madam! Sie sollten sich nicht hier draußen aufhalten!" Doch die Vampirdame ignorierte ihre Leibwächter und eilte auf nackten Füßen die Treppenstufen herunter und öffnete die Tür. Ihr ernster Blick galt sofort ihrem Sohn, der sogar ein paar Sorgenfalten auf ihr schönes Gesicht zeichnete. Anschließend strich sie Adam über die Stirn. "Bringt den Jungen in meine Gemächer!" ordnete sie an. Man nahm Adam vorsichtig aus den Wagen und anschließend in das wunderschöne Gebäude. Nathanael hielt sie noch für einen Moment zurück. "Du weißt, was dein schlechter Zustand bedeutet oder? Du und Adam... Eure Verbindung ist bereits so stark, dass du all die Schwächen von Adams menschlichen Körpers spürst. Wenn er stirbt Nathanael, wirst auch du sterben!" Trauer und Kummer trat in ihre Augen. Denn genau aus diesem Grund waren Verbindungen zwischen Menschen und Vampiren verboten. Denn starb der menschliche Teil dieser Verbindung, starb auch der Vampir. Nathanael war in Gedanken versunken. Er versuchte sich an all die verschiedenen Vampirgeschichten zu erinnern, an die Prädikten von Emily, an alles, was er je zum Thema Vampir und Mensch gelernt hatte, aber er konnte sich nicht erinnern und so leerte sich sein Kopf einfach wieder und er schloss die Augen einen Moment. Erst als Adam sich ein wenig räkelte, öffnete er sie wieder, sah aber nicht zu dem Jungen, sondern stellte erstaunt fest, dass sie die Auffahrt entlang fuhren und schließlich zum Stehen kamen. Nur ungern ließ er Adam von sich nehmen, doch Emily ließ ihm, wie nur sie es wohl konnte, keine Wahl. Als Emily ihn dann diese Frage stellte, brauchte er nicht zu antworten, denn wie er sie kannte, gab sie ihre Antwort gleich darauf und so geschah es auch. Irritiert sah er sie an. Er hatte sie selten so besorgt gesehen, doch verstand er nicht so ganz, was das zu bedeuten hatte. "Welche Verbindung?" fragte er also, beinahe naiv aber mit einer gewissen Neugierde. Er erinnerte sich nicht, ob er je von einer Verbindung zwischen Mensch und Vampir unterrichtet worden war. Nathanael wusste bisher nur, dass es so nicht üblich war und für Vampire als gefährlich galt. Doch wusste er bisher nicht, dass die Sterblichkeit die Gefahr darstellen sollte. Er seufzte ein wenig. "Mir geht es doch gut, besser als ihm" versicherte er Emily und lächelte. "Und er stirbt auch nicht" sagte er dann noch und versuchte dann, sich an ihr vorbei zu schieben. Emily rollte mit den Augen. "Nathanael! Du liebst Adam, er ist bereit, sein Leben für dich zu geben! Er liebt dich auch, ihr hattet Sex! Diese Verbindung meine ich. Diese überirdisch schöne und unbegreifbare Verbindung, die es nicht nur zwischen euren Körpern sondern auch euren Seelen gibt!" Sie ballte die kleinen zierlichen Hände zu Fäusten. "Ich will nicht sagen, dass ich wünschte, dass du Adam nie kennengelernt hättest, doch nun geschieht etwas, was ich zu verhindern versuchte, seit ich dich erschaffen habe. Ich muss für etwas kämpfen, dass in unserer Welt verpöhnt und ungeduldet ist." Die weißhaarige Schönheit nahm ihren Sohn am Arm und führte in langsam in Richtung Haus. Ja, nun würde sie sich vor ihren Mitregenten verantworten müssen, denn eine solche Verbindung, wie sie zwischen Adam und Nathanael bestand, war eigentlich nicht rechtens. Sie nickte. "Nein, Adam wird nicht sterben. Nicht diesesmal, aber was, wenn er einmal einen schrecklichen Unfall hat oder einfach nur zwischen die Fronten gerät Nathanael? Du wirst mit ihm sterben." Sie seufzte tief. Sie konnte sich nicht an eine solche Verbindung erinnern, dass es sie je gegeben hätte. Doch sie waren überliefert. In den jungen Jahren Octavianus hatte er eine junge Vampirin gekannt, die mit ihrem Liebsten in den Tod gegangen war. "Ich möchte nur nicht, dass soetwas geschieht. Wenn man Adam zu einem der unseren machen würde, wäre das alles kein Problem." Sie wusste, dass Nathanael protestieren würde, doch unterband sie jenen sofort. "Ich sagte 'wenn' und ich weiß, dass du es nicht wünscht oder auch nur duldest. Und als deine Schöpferin muss ich diese Entscheidung wohl akzeptieren." Sie sah den Dunkelhaarigen an. "Aber bist du wirklich bereit dazu, mit ihm zu gehen?" Alles was Emily sagte entsprach der Wahrheit, aber wusste Nathanael nicht, was er dazu sagen sollte. Er liebte ihn wohl auf eine Art und Weise, die Adam gar nicht bewusst sein konnte und doch wusste Nathanael, dass Adam eben diese Gefühle nicht minder erwiderte und wenn Adam für ihn sterben wollte, dann hätte Nathanael auch kein Problem damit, sein Leben für das von Adam zu beenden. "Wenn er stirb, Emily" sagte er leise und er wusste schon jetzt, wie hart diese Worte klingen mussten, "dann will ich gar nicht mehr in diesem Leben wandeln" meinte er und sah sie ernst an. "Ich habe etwas gefunden, jemanden gefunden, der dieses elendig lange Leben zu etwas wertvollem macht und um keinen Preis, und sei es mein Ableben, werde ich ihn wieder von der Seite weichen" betonte er noch einmal und seine Augen schienen dabei in Flammen zu stehen. Jedes Wort meinte er genau so ernst, wie seine Stimme geklungen hatte, auch wenn es mittlerweile für seine Ohren absurd klang, so über den Tod zu sprechen. Doch Emily hatte auch in dem Punkt recht, dass keiner über das Schicksal verfügen konnte. Jeden Tag konnte etwas geschehen, dass Adams Leben unerwartet beendete, jedoch auch das seinige, nur das bei ihm, Nathanael, um einiges mehr zusammentreffen müsste. Er seufzte ein wenig und sah Emily beinahe traurig an. "Ich wünsche mir nichts mehr, als in Ewigkeit mit ihm zusammen zu sein. Aber der Gedanke, ihn in die Dunkelheit zu ziehen, ihn als einen der unseren anzunehmen, es scheint mir noch schmerzhafter, als die begrenzte Zeit, die wir noch haben" sagte er und seufzte gleich noch einmal. Kurz wurde ihm dabei schwindelig und er bemerkte, was Emily meinte. Er hatte das Gefühl von Schwäche lange nicht mehr gehabt und nun fühlte er sich nicht einmal mehr übermenschlich. Mit dunklen, verschleierten Augen sah er seine Schöpferin an. "Es tut mir leid, die ganzen Umstände, die ganzen Sorgen, die ich dir bereite" gestand er dann leise. Die junge Frau lauschte den Worten ihres Schützlings und wusste, dass jedes eben dieser der Wahrheit entsprach, dass er wirklich bereit dazu war, das Leben für Adam zu geben, so wie es dieser wohl für Nathanael tun würde. Die Worte des Schwarzhaarigen hatten keinerlei Härte in Emilys Ohren und auch der Sinn dieser war überdeutlich. Liebevoll nahm sie die Hand ihres Sohnes in die ihre und wäre es ihr noch vergönnt gewesen, weinen zu können, würde sie das tun. Ihre zierlichen Arme umfingen Nathanael sanft, wobei sie nichteinmal bis zu seinen Schultern reichte. "Ich weiß was du meinst. Ich weiß genau, was du fühlst und wie schwer dir das alles fällt Nathanael." Ihre Hand legte sich an seine Wange und sie sah ihm tief in die Augen. "Glaube mir mein Junge, ich werde für euch kämpfen mit allem was in meiner Macht steht. Jegliche Kraft werde ich dafür nutzen, damit man dir auch weiterhin den Umgang mit Adam gewähren wird. Doch du musst dich darauf einstellen, dass es langwierig werden wird und ich kann es dir nicht versprechen, dass Leopold und die anderen Beiden mir zustimmen werden." Das deren Ansichten veraltet waren, wusste man ja schon. "Du wirst auf ewig mit Adam zusammen sein Nathanael. Jetzt ist wahrlich noch nicht die richtige Zeit, um ihn auf die Schattenseite zu ziehen, doch eines Tages, vermutlich nochnichteinmal in ferner Zukunft, wird es diesen Punkt geben, an dem er zu den unseren gehören wird. Und ich werde ihm zur Seite stehen, so wie ich dir zur Seite stand. Ihn alles lehren, was ich weiß und was er wissen muss. Und Adam hat einen entscheidenden Vorteil, denn ich dir leider nicht bieten konnte. Er hat dich Nathanael." Sie strich lächelnd über die kühle Wange. "Geh zu ihm, bleib bei ihm, solange du es willst. Ich werde mich um alles andere kümmern. Hier seid ihr sicher." Als sie seinen letzten Satz hörte, entkam ihr ein glockenhelles Lachen. "Ich fühlte mich schon lange nicht mehr so lebendig Nathanael. Ich bin dir nicht böse, sicherlich nicht." Erneut seufzte Nathanael. Es freute ihn, dass Emily sich so für ihn einsetzte, für ihn und Adam und es war gut, dass jemand wie sie auch etwas zu sagen hatte und zwischen all den engstirnigen, veralteten Anderen im Rat saß, aber eine einzige Stimme hatte selten viel Gewicht. Er musste leicht schmunzeln, als sie ihn in den Arm nahm, es war immer amüsant, wenn sie das tat, denn im Stehen war sie wirklich zu klein für solche Gesten, zumindest kam er sich dann immer wie der Ältere von beiden vor, der von einem Mädchen getröstet wird, nur stimmte die Ausstrahlung nicht dazu und diese war es auch, die ihn enorm beruhigte. Er sah sie danach dankend an. "Ich werde mich gut um Adam kümmern" versprach er ihr leise und lächelte dann. "Ich auch nicht, Emily. Aber es ist ein schönes Gefühl" sagte er dann, erhellt von ihrer Fröhlichkeit und ging dann auch, wie er es versprochen hatte, zu Adam. Er konnte ihn spüren, sehr genau sogar und den Schmerz und die Hitze, die durch Adams Körper wallte, schien für ihn fast greifbar. Da fiel ihm die Tüte wieder ein, die er in seine Manteltasche gestopft hatte und diese zog er auch als erstes heraus, als er den Raum betrat. Sofort wichen die zwei Vampire, die sich bisher um Adam gekümmert hatten, zurück und verließen den Raum, als Nathanael von der Tür weggetreten war und zu dem Jungen ans Bett ging. Er nahm eine Pille und strich Adam sanft über die Wange. "Hey" flüsterte er leise und nahm das Glas Wasser. "Bist du wach" fragte er ruhig. Emily seufzte kellertief, als Nathanael verschwunden war. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis sie Briefe ihrer werten drei Ratsmitglieder erhalten würde. Leopold und Lien-Wu waren sicherlich nicht so leicht zu überzeugen. Octavianus, mit Abstand der Älteste unter ihnen, würde Emily vielleicht noch eher Gehör schenken, doch auch dessen konnte sie sich nicht gewiss sein. Zumindest hatte er das mehrmals erlebt, was sie gerade im Stande war zu tun. Sie gewährte in gewissem Sinne einem Verräter ihrer eigenen Rasse Unterschlupf in ihrem Haus und was das schlimme war, sie tat es gern. Denn wer konnte schon sein eigenes Kind verraten und ans Messer liefern. Vermutlich war keine Mutter dazu im Stande. Adam war wieder eingeschlafen und als Nathanael ihn mit solch sanfter Stimme ansprach, schlug er erneut verschlafen die Augen auf und sah diesen an. Ein gequält wirkendes Lächeln trat auf seine Lippen und er sah Nathanael liebevoll an. Die Geste wirkte schwach, dennoch hob er seine Hand und hielt sie dem Vampir entgegen. "Wo warst du so lange?" fragte er mit belegter Stimme und erschrak selbst davor. Sie klang so unwirklich. Ihm musste es wirklich schlecht gehen. Ihm war schon wieder ganz heiß und kalt zugleich und er fühlte sich wieder schlechter, als vorher. "Was hast du da in der Hand?" fragte er dennoch neugierig. Nathanael lächelte ein wenig. "Ein Glas Wasser" sagte er und ging nicht auf die erste Frage ein, küsste Adam aber sanft auf die Wange. Dann half er ihm ein wenig, sich aufzurichten. "Trink und bitte, nimm diese Tablette" bat er ihn und hielt ihm auf die Pille hin, die er bis eben noch zögernd zurückgehalten hatte. Er wusste nicht, ob das gut oder schlecht war, aber es würde die Schmerzen nehmen, das Fieber senken und Adam beim Schlafen helfen, also konnte es nur helfen. Auch wollte er sich danach zu ihm legen, immerhin war er kalt und kühlen war doch gut in solchen Situationen. "Geht es dir schon besser?" fragte er vorsichtig nach, auch wenn er keine Antwort verlangte, so würde es ihn doch interessieren, wie Adam sich fühlte. Nur weil es nach außen hin gar nicht gut wirkte, musste es ihm ja nicht richtig schlecht gehen. Emily eilte in die Küche und befahl einigen ihrer Diener, Wasser vorzubereiten. Sie hoffte, dass ein paar Wadenwickel dem Jungen vielleicht noch etwas mehr Linderung schaffen würden, als die Tabletten, die Oliver Nathanael hoffentlich mitgegeben hatten. Manchmal halfen Hausmittelchen wirklich mehr, als diese neumoderne Medizin. Sie hatten auch so die Jahrhunderte übers Land gebracht und hatten irgendwie überlebt. Mit einer Schüssel und Tüchern bewaffnet machte sich die Frau wieder auf den Weg zurück in ihre Gemächer und öffnete nach einem zaghaften Klopfen die Tür, um mit einem liebenswerten Lächeln auf den Lippen einzutreten. Sie hielt die Schüssel in die Höhe. "Ich denke, es ist Zeit für Wadenwickel!" verkündete sie fröhlich. Adam sah müde auf das Glas Wasser und die Tablette. Eigentlich wollte er gar nichts einnehmen, doch er würde wohl nicht gegen Nathanael ankommen. Also gab er sich geschlagen und ließ sich von diesem helfen. Er nahm die Tablette aus der Hand des Vampirs und legte sie auf die Zunge, ehe er das Glas nahm und einen Schluck nahm, um das kleine Biest hinunter zu würgen. Anschließend gab er das Glas wieder in die Hände des Vampirs und sank erschöpft zurück in seine Kissen. Ob es ihm besser ging? Adam hatte, wenn er ehrlich war, keine Ahnung, ob es ihm besser oder schlechter ging. Der ganze letzte Tag war wie ein Film an ihm vorbeigezogen und er erinnerte sich nur Bruchstückhaft daran. "Ja... ich denke schon" antwortete er leise auf die Frage und schloss wieder die Augen, als er schon die Stimme von Emily vernahm, die Wadenwickel verkündetete. Allein schon bei dem Gedanken daran, schauerte er. Auch wenn Nathanael gewollt hätte, dass Adam das ganze Glas leerte, so konnte er ihn wohl kaum dazu zwingen und so stellte er es nur wieder beiseite und strich sanft über Adams Stirn, ehe Emily eintrat. Er drehte sich zu ihr um und sah ein wenig fragend zu ihr, sah dann aber wieder zur Adam. "Das wird dir sicher helfen" sagte er nur, da sein Liebster ganz und gar nicht begeistert aussah. Nathanael schlug dann die Decke über Adams Beinen zur Seite und half Emily bei den Wickeln. Die waren wirklich kalt, denn selbst Nathanaels Hände spürten das. Sicher war es zu kalt, aber Adams Waden würden schnell die Wickel wärmen, so heiß wie der Kleine war. Adam war auch wirklich nicht begeistert von dem, was die beiden Vampire mit ihm vorhatten. Doch er sagte nichts dagegen. Erstens aus dem einfachen Grund, weil er wusste, dass die Wickel meistens halfen und zweitens, weil er keinem zu nahe treten wollte, wenn er jetzt sauer werden würde. So ließ er die Prozedur stumm über sich ergehen, wandte den Blick dann kurz zu Emily, die gerade ein trockenes Tuch über das nasse kalte wickelte. Ihr Gesicht wirkte äußerst ruhig, doch in ihren Augen lag eine tiefe Sorge, die Adam im Moment nicht nachvollziehen konnte. Aber er konnte sich schon fast denken, dass es mit ihm zusammenhängen würde. Anschließend sah er zu Nathanael, der noch immer abgespannt und müde wirkte. "Bleibst du bei mir?" fragte er leise. Auch Emily richtete ihren Blick bei dieser Frage auf Nathanael. Es wäre sicherlich das Beste, wenn er bei Adam bleiben würde. Sie nahm die Decke und legte sie wieder über die Beine des Jungen. "Schlaf noch etwas Adam, es wird dir gut tun." Emily streichelte zärtlich über die Hand des Jüngeren. "Nathanael wird sicherlich bei dir bleiben." Gerade hatte Nathanael den Wickel fertig, da blickte er zu Adam, der ihn fragte, ob er bleiben würde. Aber diese Frage war im Grunde verschenkte Luft, natürlich würde er bleiben! Genau das wurde auch seine Antwort. "Natürlich bleibe ich" beruhigte er Adam und sah dann zu Emily, die eben noch zu ihm gesehen hatte. Er war sich nicht sicher, ob sie etwas von ihm wollte, doch um ihr eindeutig zu signalisieren, dass er nun gewiss nicht mehr von Adams Seite weichen würde, fing er an sich die Schuhe auszuziehen, die er noch immer trug und würde sich dann zu Adam ins Bett legen, um ihn wenigstens ein bisschen Nähe zu schenken. Wer weiß, vielleicht war sein kühler Körper genau das, was der Junge gerade brauchte, er hoffte nur, die Medikamente würden schnell anschlagen. Als Nathanael neben ihm lag, kuschelte sich Adam automatisch an den kühlen Körper und lehnte seinen Kopf an die kühle Brust des Vampirs. Das würde ihm zumindest zusätzlich noch Linderung schaffen. Seine freie Hand tastete nach der seines Liebsten und schloss sie tief in seine ein. Es beruhigte ihn, dass er da war und nicht weggehen würde. Emily streichelte nocheinmal sanft über die Seite von Adam, ehe sie sich an Nathanael wandte. "Ich bin in meinem Arbeitszimmer. Es liegt gleich nebenan, wenn etwas ist, ruft einfach nach mir ja?" Sie liebte die Rolle der Mutter, gut vielleicht auch Urururururururururururururgroßmutter, die sie eigentlich bei Adam innegehabt hätte. Aber in der Schule hatte man es stillschweigend akzeptiert, dass der Schwarzhaarige die nächsten beiden Wochen nicht kommen würde, weil er krank war. Das Attest würde sie in den nächsten Tagen dorthin schicken. Mit einem liebevollen Lächeln löste sie sich nun von dem Bett und verschwand. Adam dachte sich, womit er eigentlich diese ganze Liebe von zwei unvergesslichen Personen verdient hatte. Man schenkte ihm mehr Aufmerksamkeit und Zuneigung, als er je erhalten hatte bisher. Doch es machte ihn irgendwie total stolz und kribbelig, dass sich Emily und Nathanael so sehr um ihn kümmerten. Mit einem leisen Seufzen entspannte er sich mehr, kaum dass Emily den Raum verlassen hatte. Er fühlte sich wohler, wenn er mit Adam alleine war, nicht, dass ihre Anwesenheit unangenehm war, aber wenn er sich so seinen Gefühlen hingab, war es ihm doch ein wenig peinlich. Er wusste es nicht genau, aber er wollte ungerne vor ihr Blöße zeigen, die ja doch bestand, wenn er sich so sehr entspannte und seinen Gefühlen hingab. Sanft streichelte er Adams Handrücken und kuschelte seine Nase an dessen Haar, schloss die Augen und genoß die enorme Wärme, die Adam an ihn übertrug. Er selber fühlte sich bald schon wie im Fieber und so ließ er sich dieses Mal entspannt und bewusst in die Leere gleiten, die seinen Körper und seinen Geist entspannte. Adam genoss die Nähe von Nathanael enorm und schlief wenige Minuten später wieder ein. Die Wickel sowie die Tablette zeigten Wirkung und ließen ihn in einen traumlosen Schlaf gleiten, aus dem erst ein paar Stunden später erwachte. Nathanael schien auch zu schlafen, er lag halb über Adam, doch das Gewicht des Anderen störte ihn nicht wirklich, es gab ihm eher etwas Sicherheit, hier in dem fremden Haus unter den ganzen Vampiren. Verschlafen rieb er sich die Augen, als Adam eine Bewegung im Augenwinkel warnahm. Ach, er musste wohl verrückt sein. Das lag sicherlich am Fieber. Er schloss erneut die Augen und atmete ruhig und tief den Duft Nathanaels ein, der von diesem ausging. Erst als der Junge unter ihm etwas reger wurde, ließ auch Nathanael seine Gedanken wiederkehren und sah zu Adam, rollte sich ein wenig von ihm herunter, um über die feuchte Stirn zu streicheln und seine Hand einen Moment dort liegen zu lassen. Erst dann küsste er ihn sanft auf die Wange, sprach aber kein Wort. Gerade als er sich wieder in die Kissen sinken lassen wollte, schreckte etwas in ihm auf, dass ihn auffahren ließ und sofort drehte er sich in Richtung Tür, sah jedoch nichts und so beruhigte er sich langsam wieder, legte sich zurück in das Bett. Nun war es ihm aber nicht mehr so wohl und mit halb geöffneten Augen, legte er seinen Arm wieder über Adams Brust, war nun mit allen Sinnen bereit, alles wahrzunehmen, was sich noch so bewegte. Doch viel bemerkte er nicht, nichts, was ihm gefährlich vorkam und so entspannte er sich langsam wieder, war jedoch nicht mehr fähig, sich ganz fallen zu lassen. Das war ein beklemmendes, komisches Gefühl, dass in seiner Brust und seinen ganzen Gliedern kreiste. Adam erschrak fürchterlich, als Nathanael plötzlich so schnell in die Höhe schoss und in Richtung der Türe blickte. Liebend gern hätte er sich noch etwas mehr von den Zärtlichkeiten hinreißen lassen, die Nathanael für ihn übrig hatte. Und so nahm er auch sofort diesen wieder in Beschlag, als er sich neben ihn sinken ließ und einen Arm um ihn legte. Automatisch krümmelte sich Adam zu einem kleinen Knäuel zusammen und drückte sich an seinen Beschützer. Das flaue Gefühl in seinem Magen wurde immer stärker und er versuchte es irgendwie zu ingnorieren, was ihm aber nicht gelingen wollte. Es war nichts. Nur eine schwache Bewegung im Augenwinkel, die er wahrgenommen hatte und der Vampir war auch wieder einigermaßen ruhig. Es konnte also nicht schlimm sein. Eine Hand Adams krallte sich nun in das weiße Hemd des Älteren und suchte dort etwas Halt. Unter der Decke streifte er sich nun die Wickel von den Beinen, da diese mittlerweilen auch nicht mehr kühl, sondern nur unangenehm warm waren. Sanft nahm er seinen Schützling in die Arme, als dieser sich so an ihn schmiegte und leicht an seinem Hemd festkrallte. "Heh" beschwerte er sich dann aber leise, als ein warmfeuchter Wickel auf seinem Bein landete, richtete sich dann ein wenig auf, um die beiden Tuchknäuel vom Bett zu schieben. Beinahe erschrocken blickte er auf. Er hatte doch was gesehen! Langsam glaubte er schon, verrückt zu sein, denn wieder war nichts da. Er legte sich also zurück zu Adam, den er gleich wieder an sich zog und sanft über den Rücken streichelte. "Schlaf noch ein wenig" flüsterte er liebevoll und schloss selber die Augen. "Was?" fragte Adam verschlafen, als er den empörten Wortlaut von Nathanael hörte. Erst jetzt bemerkte der Jüngere, dass er die feuchten Wickel an seinen Liebsten geschoben hatte. Seine Hand löste sich aus dem Hemd, als Nathanael sich über ihn beugte und die Handtücher auf den Boden warf. Erneut zuckte auch er zusammen, als Nathanael so zusammenfuhr. Es machte ihn sichtlich nervös, dass der Vampir beunruhigt war. Sofort, als die sanften Arme ihn umfingen, schloss er wieder die Augen. "Ich schlaf irgendwie die ganze Zeit über" bemerkte er leise. "Aber ich bin so müde." Er presste sich wieder an den Älteren und schloss genießend die Augen. Mit einem Mal sträubten sich jedoch all seine Nackenhärchen und ein kalter Schauer lief seinen Rücken nach unten, als ob ihn jemand beobachten würde. "Es ist gut, wenn du schläfst. Dein Körper braucht das jetzt" sagte er leise und streichelte ihn wieder, bis auch er das endgültige Gefühl hatte, nicht mit ihm alleine zu sein. Zwischen all den unwohlen Gefühlen, machte sich eine Art der Abneigung breit, die nur einem Wesen zugeordnet werden konnte und dieses Gefühl ließ ihn Adam noch ein wenig enger an sich ziehen, während seine Augen und all seine Sinne scharf auf diesen Raum achten und alles, was sich hier bewegte. Roselin! Kam es endlich in seinen Kopf und mit einem Mal glaubte er ihre Gestalt vor sich zu sehen, dass er direkt mit einem kehligen Knurren aus dem Bett sprang. Doch er schaffte es gerade mal bis zu dem Fenster, dass nun offen stand. Zurück blieb ein krankes Lachen, dass nur Roselin gehören konnte. "Ich hole ihn mir" lachte sie, doch Nathanael wusste, dass er sie nicht erreichen konnte. Wenn Roselin in etwas ungeschlagen war, dann in ihrem krankhaften Verhalten und ihrer Schnelligkeit. Sofort, kaum dass er sich Adam wieder bewusst wurde, schloss er das Fenster, eilte er zurück ans Bett und strich sanft über Adams Wange. Ihm fielen keine Worte ein und er hoffte, Adam hätte das ganze nicht so wahr genommen, wie er selber, sondern hielt alles für einen Fiebertraum. Doch darin sollte sich Nathanael täuschen. Sofort, als er das Bett verlassen hatte, waren Adams Sinne aufs äußerste geschärft und diese Stimme konnte nur einem Wesen auf dieser Welt gehören. Mit einem Mal hatte er unglaubliche Angst und zitterte am Körper, was auch nicht leichter wurde, als die Fenster endlich wieder geschlossen waren. Er hörte das laute Rumpeln aus dem Stockwerk unter und den Räumen neben sich. Viele Wesen mussten sich mit einem Mal in Bewegung setzten. Doch eigentlich hatte er Vampire immer für leise gehalten, doch im Moment bewießen sie das Gegenteil. Als Nathanael wieder neben ihm im Bett saß, blickte Adam mit tränennassen Augen auf. "Sie ist hier!" flüsterte er leise und panisch. "Shh" versuchte er Adam zu beruhigen und strich ihm sanft über die Lippen. "Hab keine Angst" flüsterte er und hauchte Adam einen sanften Kuss auf die heißen Lippen. Genauso sanft nahm er ihn nun in seine Arme und hob ihn dann aus dem Bett. Er überlegte erst, ihn selber laufen zu lassen, denn er spürte nahezu, dass er aus diesem Raum raus musste, egal warum, er gab diesem Gefühl nach, doch wollte er Adam schonen, also nahm er ihn dann ganz auf die Arme und schmunzelte ein wenig. "Du hast abgenommen" stellte er fest. Gut er trug Adam nicht sonderlich oft, aber schien er ihm doch leichter, als sonst. Trotzdem trug er Adam, in seine Decke gewickelt, aus dem Raum. Auf dem Gang polterten einige Bedienstete wie gescheucht herum und liefen auf und ab, verschlossen so ziemlich alle Fenster, die für die frische Luft geöffnet worden waren. Es schien also nicht nur von Adam und ihm bemerkt worden zu sein, dass unerwünschte Gäste ihren Weg hierher gefunden hatten. Adam würde er nun zu Emily ins Arbeitszimmer schleppen, auch wenn er fast befürchtete, dort Roselin vorzufinden. Sie war ihm schon immer einen Schritt voraus gewesen. Adam klammerte sich ängstlich an Nathanael, als ihn dieser sanft aus dem Bett hochhob und aus dem Zimmer brachte. Sofort ließ die Anspannung in ihm und seinem Körper nach und er beruhigte sich etwas. Doch wohin würden sie jetzt gehen. Der Vampir steuerte zielstrebig auf eine Tür zu, die einen kurzen Moment, ehe sie eintreten konnten, von Emily aufgerissen wurde. Sie schien äußerst wütend zu sein, denn in ihren Augen sprühte wahrlich der Zorn. "Bring ihn rein!" fauchte sie Nathanael an. "Und denk gar nicht daran, die Villa zu verlassen, um sie zu jagen! Das werde ich persönlich übernehmen!" Sie hasste es, wenn man sich erdreistete und ungebeten ihr Haus betrat. Emily trat aus dem Zimmer und gab den Weg für die beiden frei. Adam konnte ihr noch über die Schulter Nathanaels nachblicken und sah, dass am Ende des Ganges Nion zu ihr stieß, der wie ein gescholtener Hund neben der viel kleineren Person herging. Nathanael war überrascht so viel Zorn bei Emily zu spüren und vor allem, dass sie wohl tatsächlich Roselin jagen wollte. Dennoch legte er Adam erst einmal auf der Couch ab, das wohl einzige hier, wo man überhaupt liegen konnte, wenn sie auch sehr klein war. Sanft strich er über Adams Wange. "Du brauchst dir wirklich keine Sorgen machen" flüsterte er noch einmal leise und küsste ihn sanft. Anschließend kniete er sich dann vor die Couch, um sich zumindest ein wenig an den anderen zu kuscheln. Ihm war es eigentlich egal, in was für einer Haltung, in was für einer Position er ausharrte, denn er war äußert merkwürdige Stellungen auf lange Zeit gewohnt und so würde es ihn nicht einmal stören, wenn er ein Knoten wäre, solange er ein wenig mit Adam kuscheln konnte. Adam schappte sich sofort Nathanaels Hand und hielt sie fest in seiner eigenen. Er liebte den Vampir so abgöttisch und das Auftauchen von Roselin zeigte ihm, wie verwundbar sie gerade waren. Und vor allem, wenn sie zusammen waren. Nathanael schien genauso zu leiden, wie er selbst, auch wenn ihm augenscheinlich selbst nichts fehlte. "Ich mach mir keine Sorgen. Du bist schließlich bei mir." Adam richtete sich ein kleines Stück auf und küsste den Vampir lange und ausgiebig. Er sehnte sich so sehr nach seinen sanften Berührungen, dass es ihn beinahe schon schmerzte. "Wie sind wir hierhergekommen?" Irgendwie konnte er sich an nichts erinnern. Nathanael genoß den Kuss sehr, schob Adam aber doch sanft von sich, als sich ihre Lippen trennten. "Bitte, schlaf noch ein wenig" bat er ihn leise und küsste ihn noch einmal sanft, ehe er dann aufstand und zum Fenster ging. Es ließ ihm keine Ruhe, wieso war Roselin hier gewesen? Hatte sie sie etwa verfolgt, aber so viel wollte er ihr dann doch nicht zuschreiben. Aber eigentlich wäre das genau ihre Art. Sie spielte gerne, bevor sie ernsthaft angriff und das gefiel Nathanael noch weniger, als der Gedanke, es wäre bloß Zufall gewesen. Er drehte sich zu Adam zurück und lächelte ein wenig. "Du bist ja immer noch wach" mahnte er ihn liebevoll. "Ich bin aber nicht müde" Doch sein Körper strafte ihn tausend Lügen, als er ihn herzhaft gähnen ließ. Als sich der Vampir wieder von ihm entfernte, bemächtigte sich eine eisige Kälte seines Körpers, dass er sich aufzusetzen versuchte, was Adam allerdings misslang. Er beobachtete Nathanael dafür aufmerksam. Die Spannung war noch immer nicht aus dessen Schultern und seinem Körper gewichen. Und auch das Lachen von Roselin ließ ihn gar nicht mehr los. War sie nicht verschwunden gewesen? Er erschrack ein wenig, als er plötzlich den Blick des Vampirs auf sich spürte. "Ich kann nicht schlafen" sagte er kleinlaut. "Du bist so weit weg." Mit einem Schmunzeln kam er zu Adam zurück. "Du musst aber schlafen, wirklich" sagte er leise und küsste ihn noch einmal sanft, holte sich dann den Stuhl heran, um sich neben die Couch zu setzen, strich aber sanft mit einer Hand durch Adams Haare. "Ich gehe ja nicht weg" meinte er nur um den anderen zu beruhigen und lächelte wieder. Manchmal merkte man doch, dass Adam im Grunde noch ein Kind war und das erleichterte Nathanael sogar so sehr, dass er beinahe vergaß, warum sie hier waren. Sofort kehrte seine Anspannung zurück, die aber nicht das Lächeln von seinen Lippen nehmen konnte. "Aber ich will nicht allein sein Nathanael! Ich hab Angst, dass du das nächste Mal wenn ich aufwache weg bist" gestand er leise. Die Worte hatten zwar eine beruhigende Wirkung, doch so sicher war sich der Junge noch immer nicht, ob er ihm trauen sollte, aber dann fielen ihm Emilys Worte wieder ein und wie wütend sie gewesen war. Nein, Nathanael würde wirklich nicht verschwinden, wenn er nicht den Ärger seiner Mutter auf sich ziehen wollte. "Warum lächelst du so?" fragte er kleinlaut. Es hatte sicherlich etwas mit ihm zu tun. Dann richtete er den Blick auf den Vampir. "Du wirkst so müde" stellte er fest. "Warum bist du so müde Nathanael?" Er machte sich richtig Sorgen um den Älteren. Auch wenn man vielleicht meinen konnte, dass soetwas immer an ihm vorbeizog, oder er es gar nicht bemerkte, stimmte es nicht. Er bemerkte es vielleicht immer erst sehr spät, aber es fiel ihm auf. "Ich verschwinde wirklich nicht einfach so. Wie könnte ich dich jetzt alleine lassen?" versuchte er noch einmal, den Jungen zu beruhigen. Doch Adam ließ sich einfach nicht davon abbringen. Also gab er sich geschlagen. "Ich lächele, weil ich glücklich bin, denn du bist hier und ich bin bei dir und das ist Grund genug, um zu lächeln" erklärte er und lächelte dabei noch mehr. Danach jedoch verschwand etwas von seinem Lächeln und es wirkte viel mehr nur noch aufgesetzt. Ja, warum war er so müde. Er konnte Adam wohl kaum die Wahrheit erzählen, er würde überbesorgt sein und wohl nicht mehr aus dem Haus gehen. "Im Moment geht einfach alles drunter und drüber. Das geht auch an mir nicht spurlos vorbei" sagte er also und rutschte noch einmal vom Stuhl, um den anderen zärtlich zu küssen. "Nun durchlöchere mich nicht wieder mit Fragen, sondern döse wenigstens ein wenig. Du sollst dich bessern und nicht gleich wieder deinen besseren Zustand verschlechtern" sagte er leise und hielt Adams Hand fest in seiner. Dieser sah mit fiebrigen Augen zu Nathanael. "..." Er wollte etwas sagen, doch alles schien keinen Sinn zu ergeben. Irgendetwas wurde von ihm geheimgehalten, doch er würde wohl von keinem die Wahrheit erfahren. Gut von einer Person vielleicht schon, aber auch nur, wenn er allein mit ihr war. So fasste er nur noch fester um Nathanaels Hand und hinderte diesen sogar daran, auf den Sessel zurückzukehren. "Dann werde ich noch etwas schlafen ja?" Er küsste sanft die Hand und schloss seine Augen. Komischerweise schlief er kurz darauf wirklich wieder wie ein Murmeltier und nichts konnte ihn mehr aufwecken. Nichteinmal, als Emily mit Nion zurückkehrte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)