Fallen Angel of the Night - Pt. 01 von PinkyTwinkleLeo ================================================================================ Kapitel 14: Kapitel 14 ---------------------- Kapitel 14 Der Tag des Festes kam schneller, als gedacht und Adam stand in hübschen Hosen und einem weißen Hemd vor dem Spiegel. "Denkst du wirklich, dass ich das tragen kann?" Er fühlte sich jetzt schon unwohl. Nathanael hatte sich breitschlagenlassen, wenigstens einmal kurz 'Hallo' zu sagen bei Emily, aber er wollte Adam so oder so fahren, also gab es da gar keine Umstände. Er blickte seinen Liebsten an. "Ja, ich bin mir sicher. Emily hat es dir doch geschickt. Sie ist eine Frau, sie weiß was gut aussieht" sagte er und drückte einen Kuss in Adams Nacken. "Außerdem, es ist egal, was du anziehst, du siehst immer einfach gut aus" sagte er dann flüsternd in sein Ohr, schmiegte sich liebevoll an dessen Rücken und blickte über seine Schulter in den Spiegel, wo sich ihre Blicke trafen. Er sah immer gut aus? Das waren ja Worte die er schon kannte. Aber Adam war noch immer verwirrt darüber, dass Emily seine Kleidergröße wusste. "Sollen wir los?" Er löste endlich seinen Blick vom Spiegel und ging hinüber zu Nathanael. Wenn sie nicht bald aufbrachen, würde er viel zu spät kommen und das wollte er nicht riskieren. Er wollte Emily nicht bloßstellen, wenn sie ihn schon als ihren Begleiter für diesen Abend anpries. Leicht nickte der Vampir. "Ja, lass uns los." Damit führte er Adam nach draußen. Ein anderes Auto stand vor der Tür, Emily wollte nicht, dass Nathanael mit dem roten, zerkratzten Porsche vorfuhr, hoher Besuch war da und deswegen war es einfach eines der Autos von Emily. Aber Nathanael war es eigentlich egal, mit welchem Wagen er fuhr, hauptsache schnell und leise. So kamen sie auch bald schon bei Emilys Residenz an und er parkte das Auto nicht unweit vom Eingang, immerhin wollte er nur kurz Emily begrüßen und Adam in ihren Händen wissen, ehe er wieder davon fuhr. Emily wartete bereits aufgeregt wie ein kleines Mädchen vor der Türe und lief sofort zum Wagen, als er vor dem Eingang stehen blieb. Sie riss die Türe auf und ließ Adam gerade mal so viel Zeit, sich abzuschnallen, ehe sie ihn aus dem Wagen zerrte und in ihre Arme schloss. "Nathanael!" begrüßte sie ihren Sohn freundlich, dennoch mit gewisser Distanz. "Adam, ich freue mich, dass du da bist. Du kannst mich doch nicht so lange warten lassen!" Adam erwiederte ihre Umarmung zögernd, freute sich jedoch über ihre Reaktion. "Es tut mir Leid, ich habe die Zeit vergessen." Erneut war es an Nathanael, etwas zu nicken. Er freute sich, Emily zu sehen und schenkte ihr auch ein Lächeln, dann küsste er Adam sanft auf die Wange. "Denk dran! Mach keinen Unsinn" flüstere er ihm liebevoll ins Ohr und blickte dann zu Emily. Er brauchte ihr sicher nicht sagen, dass sie auf ihn achten sollte, also schwieg er nur einen Moment und verabschiedete sich dann von den beiden. Er fuhr aber nicht nach Hause, nur ein wenig weiter weg, um dort im Auto ein wenig Musik zu hören und das Buch zu lesen, welches er sich mitgenommen hatte. So war er allzeit bereit zu Adam zu eilen, wenn er gebraucht wurde oder dieser nach Hause wollte. Dafür legte er auch das Handy auf den Beifahrersitz, damit er es immer im Blick hatte. Adam drehte sich sehnsüchtig zu Nathanael um und löste eine Hand von Emily, um sie nach dem Vampir auszustrecken. "Bitte..." flehte er leise. Doch er wusste selbst, dass Nathanael nicht bleiben konnte. Er fühlte sich sicher in Emilys Umarmung und auch wenn sie zierlich und klein war, sie würde ihn schützen können. "Ich verspreche dir, keinen Unsinn zu machen" seufzte er schließlich leise. Nachdem Nathanael verschwunden war, ging er zusammen mit Emily in das Haus. "Ich erwarte von dir nicht, dass du den ganzen Abend da bleibst. Du kannst jederzeit gehen. Nur, Nathanael darf ich im Moment nicht hierzu einladen, niemand will ihn sehen." Aber mich, dachte Adam sarkastisch. Sie befanden sich gerade auf dem Weg zur Bar, das Haus war bereits sehr stark gefüllt, als ein kleiner Tumult an der Eingangstür ausbrach. Emily drehte sich mit hochgezogener Augenbraue um. Sie schien überhaupt nicht begeistert zu sein. Leopold war zusammen mit Octavianus und Jien-Wu eingetreten. Sie hatten sich schon zuvor getroffen, nun zogen sie eine Menge Aufmerksamkeit auf sich. Es war selten, einen von ihnen zu sehen, aber alle drei auf einmal? Das war beinahe ein Wunder. Und so staunten auch alle diejenigen, die um diese Besonderheit wussten und ein Gemurmel machte sich breit. Da traf Leopolds Blick den von Emily, die gar nicht begeistert schien doch nur kurz erwiderte er ihre Begrüßung, denn dann galt seine Aufmerksamkeit dem Jungen neben ihr. Er roch so eindeutig nach Nathanael, als wenn dieser Verräter selber dort stünde. Langsamen Schrittes, als würde er schweben, glitt er auf die Gastgeberin zu, seinen Blick noch immer auf dem Jungen haftend, ehe er dann mit einem gespielt freundlichen Ton und den typischen, beinahe überschwänglichen Begrüßungsfloskeln der Gastgeberin dankte für die Einladung, auch Jien-Wu und Octavianus folgten dieser Geste. Dann wurde es auch langsam wieder lebendiger in den Hallen und die Leute sorgten sich wieder um sich selbst. "So, das ist also deine nette Begleitung für den Abend", sagte Leopold, als nur noch wenige Ohren lauschten. Sein Blick schien freundlich, dennoch strich er über den Jungen, als würde er ihn genaustens analysieren. Viel unangenehmer war dort wohl noch Octavianus' Blick, der beinahe eiskalt in das Herz Adams zu stechen versuchte, oder wenigstens durch dessen Kopf. Jien-Wu hatte beiden nur kurz Aufmerksamkeit geschenkt und stand unbeteiligt, aber mit einem höflichen Lächeln da. Als die drei auf Emily zukamen, schob sie Adam langsam hinter sich. Er sollte auf keinen Fall zwischen die Fronten gelangen, während er in ihrem Haus zu Gast war. Sie verneigte sich höflich vor den dreien, vor allem Octavianus begrüßte sie mehr als freundlich, denn zu ihrem Schöpfer pflegte sie noch immer eine tiefe Freundschaft. Als sie von Leopold angesprochen wurde, wandte sie ihm den Blick zu und sah ihn mit gleichgültigem Blick an. "Ja, dass ist Adam, er ist Nathanaels Diener. Ein überaus freundlicher junger Mann, der sich bereit erklärt hat, mich am heutigen Abend zu amüsieren." Der Blick Leopolds sprach mehr als tausend Worte, als er so über den jungen Mann glitt. Wahrer Abschaum sprach drauß und selbst die freundliche Stimme konnte nicht darüber hinwegtäuschen. Adam fühlte sich unwohl in der Gegenwart der drei Herrschaften, die ihn alle so sehr musterten. Und als Emily auch noch vor ihm stand wie eine Löwenmutter, die ihr Junges beschützte, machte es nicht gerade besser. "Was verschafft mir die Ehre eures Besuches?" Ihr Blick glitt über alle drei anwesenden Vampirfürsten. Als wäre er entsetzt, öffnete Leopold leicht den Mund. Erst nach einer überflüssigen Handbewegung sprach er dann auch. "Du feierst! Das ist doch ein Ereignis, wo man nicht fehlen darf" meinte er schließlich und seine Stimme klang so unnatürlich hoch, dass jeder deutlich heraus hören konnte, dass er keineswegs die Wahrheit sprach, noch ernst meinte, was er sagte. Doch bevor er weiter spötteln konnte, erhob Octavianus das Wort. "Wir drei", er deutete auf die beiden anderen, "hatten uns getroffen und einige Dinge beraten. Wie du sicher weißt, fehlt aber deine Stimme, um etwas zu entscheiden. Also kamen wir hier her, um den Abend zu genießen und dann am morgigen Tag mit dir darüber zu reden." Er klang wesentlich ruhiger, netter und er sprach ehrlich. Jien-Wu schlich vorsichtig und in einem gewissen Abstand zur Seite und betrachtete Adam genauer, von oben bis unten und schnupperte dann auch ein wenig in der Luft. Dann sah er zu Leopold und Octavianus. "Ist dies nicht der Junge, um den es hier geht, Emily?" wandte er sich jedoch an die Gastgeberin. "Den du uns so liebevoll als Diener vorgestellt hast", fing Leopold an und entblößte dabei mit einem Grinsen seine blitzenden Zähne, "ist also der Übeltäter" sprach er zu Ende und nur weil Octavianus eine Hand auf seine Schulter legte, ging Leopold keinen Schritt näher ran sondern wandte seinen Blick zu dem Anderen um. Dieser schüttelte nur den Kopf. "Dies ist nicht der Ort dafür", kam es von ihm, doch Jien-Wu zupfte unbemerkt an einem Ärmel von Adam, sah dann zu Emily. "Du belügst uns also schon" zischte Leopold leise, nicht mehr von der Anwesenheit der anderen beeindruckt. Er war wütend, so wusste Emily doch genau um die vielen Regeln, die gebrochen waren und nun wagte sie es auch noch, den Jungen hier vorzuführen. "Wo ist Nathanael?" wollte Octavianus wissen. Emily ließ ihr auflachen nocheinmal in ein angetäuschtes Niesen verwandeln, als Leopold diese Feier ansprach. Als ob sie sich je darum geschert hätten, wenn sie ein Fest gab. Sie erkannte die Lüge dahinter augenblicklich. "Es freut mich, dass ihr die Einladung diesesmal wahr genommen habt" sagte sie kühl und reserviert. Nein wie freundlich, plötzlich können sie auch mich wieder einmal brauchen. "Warum nicht gleich? Warum solange warten, ich möchte mein Fest genießen und so lange auf diese Entscheidungen zu warten würde meine Laune nur trüben." Sie zuckte zusammen, als man Adam genauer unter die Lupe nahm. "Ich weiß nicht wovon ihr redet, aber ich bin mir sicher, dass es sich um ein Missverständnis handelt!" sagte Emily gereizt, auf Jien-Wus und Leopolds Worte. Sie fauchte den japanischen Vampir an, als er sich fiel zu nah an Adam heranwagte. "Ich belüge hier niemanden! Adam ist ein guter Freund von mir! Nathanaels Diener und Liebhaber!" Das letzte Wort schleuderte sie den Dreien gegen den Kopf, als gäbe es nichts schlimmeres in ihrer Welt. "Nathanael ist zu Hause! Viele wollen ihn nicht mehr sehen, weil sie den gleichen, völlig veralteten Ansichten anhängen wie ihr auch! Warum gestattet ihr nicht etwas, dass es sowieso zu verteidigen gilt, wir müssen die alten Anschauungen überdenken und uns neu orientieren!" Leicht zuckte Jien-Wu zusammen, fauchte aber sogleich zurück und auch Leopold bleckte nocheinmal die Zähne um seine Meinung kund zu tun. Sein Liebhaber also, ging es durch Octavianus' Kopf und sogleich setzte er ein Grinsen auf, dass nur er aufsetzen konnte. Ein Verzerren seines Gesichtest das, nun, durchaus gruselig erschien, wenn man die richtige Umgebung dafür hatte. Doch Lien Wu gesellte sich wieder zu den beiden anderen und das Grinsen verschwand, auch das leichte Blitzen, das durch seine Augen geschossen war. Leopold hingegen hatte sich nun richtig anstacheln lassen und trat einen Schritt näher. "Vielleicht gestatten wir es nicht, weil wir die Traditionen wahren, Mädchen!" zischte er leise. "Unsere alten Anschauungen", zitierte er sie, "waren bisher doch sehr erfolgreich. Wir können in Frieden leben und es werden nicht unnötig viele Menschen getötet" zischte er leise, verengte dabei die Augen, doch noch vor seinem nächsten Schritt fiel ihm Octavianus ins Wort. "Wir wollen ja gerade darum mit dir reden. Einfach deine Meinung dazu wissen, aber gewiss nicht hier und nicht vor den hier Anwesenden." Sein Blick huschte an Emily vorbei. Auch Jien-Wu mischte sich wieder ins Geschehen. "Du solltest deine persönlichen Gefühle für Nathanael in unserer Diskussion außer Acht lassen. Es spielt keine Rolle, um wen es sich dabei handelt, es geht um das Prinzip" sagte er leise, fixierte aber noch immer das Bisschen von Adam, das er sehen konnte. "Hier geht es nicht nur um meine persönliche Bindung zu Nathanael! Er mag mein Sohn sein, aber hier in diesem Land bin ich für Recht und Ordnung in unserer Rasse zuständig!" Das Grinsen Octavianus' war ihr sicherlich nicht entgangen und sie wertete es als ein gutes Zeichen, dass er nicht so schwer zu überzeugen sein würde. "Mein Arbeitszimmer steht uns gerne zur Verfügung, ABER wenn ihr hier und jetzt über das Schicksal meines Sohnes entscheiden wollt, dann lasse ich ihn hier erscheinen!" Sie machte eine einladende Geste in die Räumlichkeiten im oberen Stock. "Euch geht es immer nur ums Prinzip" antwortete sie leise auf Jien-Wus Aussage, anschließend wandte sie sich noch Leopold zu. "Mädchen? Dieses Alter habe ich bereits vor Jahrtausenden hinter mir gelassen. Man muss auch mal Altes ruhen lassen und sich der Wirklichkeit stellen, nicht immer in alten Traditionen leben, denn das war schon für viele Völker der Untergang. Frieden wird auch dennoch gewahrt bleiben, auch wenn wir uns vielleicht offenbaren werden, es hat dennoch nichts schlechtes an sich. Als ich Adam in meiner Familie aufnahm, wusste ich, welches Risiko wir eingehen würden, aber er hat uns in all den Jahren nicht verraten! Aber Octavianus hat Recht, hier ist nicht der Platz, bitte, geht nach oben, ich werde gleich folgen." Sie wandte sich nun um nahm Adam in die Arme. Er musste all diese Grausamkeiten mitanhören, obwohl es nicht für seine Ohren bestimmt war und dabei ging es auch noch um ihn und Nathanael. "Du kannst uns begleiten, wenn du möchtest. Ich werde Nathanael holen lassen. Er soll sich auch verteidigen können. Mach dir keine Sorgen Adam, es wird alles gut." Nun wurde es Leopold doch zu viel. Er konnte Emily einfach nicht reden hören. Ihre überhebliche Art, als wäre sie die Schöpferin von allem und würde alles mit doch so offenen Augen sehen. Octavianus und Jien-Wu gingen voraus, wie Emily sie gebeten hatte, Leopold hingegen zögerte einen Moment und als Emily sich so sorgsam nach dem Jungen drehte, fauchte er und wollte auf sie springen, nur um sie ein wenig zu verletzen, wie er es sich dachte, doch mit einem Rumms landete er auf dem Boden, festgenagelt durch das Gewicht und die Kraft von Octavianus, der nun mit zusammengebissenen Zähnen laut und aggresiv fauchte, während die Gäste rundherum schockiert zurückwichen. Nun kochte auch Leopold und die beiden gerieten aneinander. Wie Schulknaben, die sich prügelten, kugelten sich die beiden über den Boden, ihre Arme zerkratzt von den langen Fingernägeln und immer wieder versuchten sie, einander zu beißen. Eher wie raufende Tiere sahen sie wohl aus, auch ihre Laute waren eindeutig unmenschlich. "Kindsköpfe!" schrie Jien-Wu auf einmal, entriss Emily dann den Jungen und hielt ihn fest an einem Arm. "Er ist es doch, den ihr wollt" fauchte er die beiden Streithähne und und schubste Adam dann zurück in den Schutz der wohl Einzigen, noch klar denkenden Person unter den Vieren, denn Jien-Wu stürtzte sich gleich mit ins Gefecht, eher um die beiden auseinander zu bringen, die sich gerade mehr als unpassend benahmen. Ein Vorbild sollten sie sein! Weisheit und Intelligenz ausstrahlen, nicht wie Burschen oder ungezügelte Tiere übereinander herfallen. Nun kugelten sich die drei über den Boden, sprangen sich immer wieder aufs neue an und schnappten und kratzten einander. Adam hätte Emily noch warnen wollen und zuckte erschrocken in ihrem Armen zusammen, als der fremde Vampir sie ansprang, doch der andere Vampir, wie ihm schien Octavianus, der Schöpfer von Emily, hielt ihn ab. Er war nichts weiter, als völlig verstört und verängstigt. Natürlich hätte er Nathanael jetzt gern an seiner Seite gehabt, aber was, wenn sie ihn gefangen nehmen würden oder auslöschen, weil er bei ihm war, dass wollte er nicht verantworten müssen. Nein, er sollte zu Hause auf ihn warten und er würde kein Wort über diesen Vorfall hier verlieren. Und mit einem Mal, während er sich noch Gedanken über seinen Liebsten machte, wurde er der nun schützenden Umarmung Emilys entrissen und wie ein Stück Fleisch auf dem Präsentierteller dargeboten. Der Griff des Japaners schmerzte höllisch und Adam schrie auf, sodass nun wirklich jegliche Aufmerksamkeit ihnen galt. So schnell konnte der Junge nun wirklich nicht denken, fand er sich bereits wieder in den sanften Armen von Emily wieder. Neben der weißhaarigen Frau war nun Nion aufgetaucht und die beiden wechselten schnelle Blicke, womit Nion auch schon wieder verschwand. "Nein..." flüsterte Adam, denn er wusste, dass der Brünette nach Nathanael suchen würde, um ihn hierher zu bringen. "Hört auf!" donnerte Emily die drei an. "Ihr erdreistet euch, in mein Haus zu kommen, meinen über alles geliebten Mitternachtsball zu stören und dann auch noch wie kleine Kinder zu raufen! Was seid ihr? Präsentiert sich etwa so die hohe Elite?! Auseinander sofort!" Und als ob ihre Worte Wunder wirken könnten, trennten sich die drei Vampire wirklich voneinander. Emily schlang ihren Arm wieder um Adam und fuhr weitaus ruhiger fort. "Wir werden nun alle hoch in mein Arbeitszimmer gehen und dort reden!" Dann wandte sie sich den aufgebrachten und zu tiefst schockierten Gästen zu. "Bitte, entschuldigt meine Freunde. Dies ist wahrlich kein erquickender Anblick. Lasst euch davon nicht trüben und feiert weiter. Feiert, bis der Morgen graut und habt euren Spaß." Und die sanfte Stimme schien wahrlich alle zu beruhigen, denn sofort spielte die Musik wieder auf und kleine Gespräche wurden aufgenommen, Paare begannen wieder zu tanzen. Emily führte Adam nun nach oben in den ersten Stock, in ihr Arbeitszimmer. Die drei anderen Vampire folgten ihnen. Als die Türen geschlossen und Adam sicher hinter dem Schreibtisch verstaut war, wandte sich Emily völlig angespannt zu Leopold, Octavianus und Jien-Wu um. Ihr Augen glühten rot vor Zorn. "Wie könnt ihr drei es wagen, mich so vor meinen Gästen bloßzustellen. Nicht nur, dass ihr mir solche Anschuldigungen vor aller Öffentlichkeit an den Kopf werft, nein raufen müsst ihr auch noch, wie kleine Schulknaben. Habt ihr völlig den Verstand verloren?!" Die drei sprangen auseinander und nur Octavianus schien einsichtig mit seinem Verhalten, denn Jien-Wu und Leopold sahen einander immernoch feindseelig an, bis ihr Blick sich dann trennte und beide zum Arbeitszimmer folgten. Schließlich nahm sich jeder dort einen Platz ein, wobei alle Blicke wohl oder übel auf Adam lagen, der mit im Raum war. "Warum ist er", Leopold betonte das 'er' wahrlich feindseelig, "anwesend?" Abfällig deutete er mit seinem Finger auf den Jungen und sah dann zu Emily. Jien-Wu musterte den Jungen noch immer mit Unglauben und Octavianus versuchte sich vorzustellen, wie man sich in diesen Knaben verlieben konnte und sich so sehr dafür einsetzte, ihn nicht mit in die Familie zu nehmen. Gut, er hatte seine Erfahrungen gemacht und vielleicht würde Nathanael noch zur Vernunft kommen. Der Schöpfer von Emily hoffte zumindest das Beste, aber langsam zweifelte er daran, dass Leopold von seinem Wunsch, viel mehr seinen Wünschen, und seinem Denken abkommen würde, selbst wenn Adam tot oder verwandelt und Nathanael bestraft war. Er konnte so oder so nicht verstehen, wofür die Strafe sein sollte? Leicht zuckte er mit den Schultern und sah dann zu Emily, die sich nun den dreien Stellen musste, selbst wenn sie nicht die Einzige war, mit anderen Ansichten, so war sie doch die Einzige in diesem Bunde, die diese Neuheiten vertreten konnte und mit Sicherheit auch würde. Jien-Wu war sehr traditionsbewusst und Leopold wollte einfach nicht umdenken. Er selbst, er war zu feige, sich den anderen zu stellen oder sich so für etwas einzusetzen, wie es Emily tat. Also folgte er dem kleinsten Übel und das war meistens der Weg der anderen beiden Männern. "Adam ist hier anwesend, weil ich ihn hier unter meinem Blick habe, weil ich die Verantwortung für ihn habe am heutigen Abend! Also sei still und verlier kein Wort mehr über ihn, ihr habt bereits genügend Schaden mit eurem einfälltigen Handeln angerichtet." Emily stand vor dem Schreibtisch. Sie wirkte so surreal den anderen Gegenüber. Klein und zierlich, fast unscheinbar, im Gegensatz zu den drei Männern. Doch stahlte sie fast eine stärkere Autorität aus, als eben diese. "Ihr habt mich in euren Bund aufgenommen, weil ihr euch nicht mehr in der Lage saht, allein mit all unseren Schützlingen klar zu kommen und ich stimmte dieser Bitte zu, mit der Bedingung, dass ich meine Meinung immer frei äußern könnte, dass meine Entscheidung genau so viel wiegt, wie eine von euch. Und jetzt ist es einmal an der Zeit, dass ich euch meine Meinung sage, dass ihr mir zuhören müsst!" Sie verschränkte die Arme und erwiederte jeden Blick einzeln. "Ich werde Adam weiterhin dulden, an der Seite meines Sohnes! Ich weiß, dass er gegen die Regeln verstoßen hat, aber jeder von uns hat menschliche Diener in seinem Gefolge, nicht nur ich, auch du Leopold. Du duldest sie jedoch wie Vieh. Ich hingegen sehe die Seele dahinter, das Wesen, dass sie besitzen und Nathanael rettete Adam vor einer Person, um die wir uns viel mehr Gedanken machen sollten!" Ablenken war sicherlich gut. "Roselin ist mittlerweilen völlig außer Kontrolle geraten und sie ist es, warum ich euch eigentlich sehen wollte. Es kann so nicht weiter gehen. Jien-Wu" Emily richtete das Wort offen an den japanisch abstammenden Vampir. "Denkst du, du wärst in der Lage, Roselin sicher zu verwahren?" Leopold schnaufte unzufrieden, ließ sich aber zurecht weisen. Sie hatte ja auch recht, das konnte man nicht verleugnen. Und auch die Ruhe, die nun von Octavianus neben ihm ausging und die immer anwesende Ruhe von Jien-Wu raubten auch ihm die Aufregung und so nickte er nur ein wenig. "Roselin ist in der Tat ein Problem" bestätigte er und auch Octavianus und Jien-Wu teilten diese Meinung. Immerhin waren sie sich da schon mal alle vier einig und müssten nicht lange reden. Jien-Wu blickte beinahe arrogant zu Emily. "Selbst ich wäre nicht in der Lage, Roselin lange zu verwahren. Wie oft ist sie schon entwischt? Ich will es gar nicht wissen. Nein, ich kann sie einige Zeit bei mir aufnehmen, das bestimmt, aber sobald sie wieder durchknallt, werden auch meine Wände sie nicht halten" sagte er leise, beinahe flüsternd, als wenn sie belauscht würden. Schließlich sahen Leopold und Octavianus beinahe schockiert zu dem Vampir. Wenn nicht einmal er sie bändigen konnte, dann war ihre zweite Überlegung wohl wirklich der letzte Ausweg, Ruhe in ihre Familie zu bringen. Octavianus wandte sich nun an Emily. "Ich weiß, sie ist ein direkter Nachkömmling von dir. Aber so leid es mir tut, ich sehe keine andere Wahl." Er sprach nicht aus, was er meinte, wo er sich doch sicher war, dass seine Emily ihn genau verstand. Aber Leopold, aufbrausend wie er war, eigentlich ein wahrer Kindskopf, wollte sprechen, was früher oder später eh zur Sprache kam. "Wir werden sie töten, Emily! Und du weißt warum, wenigstens einige Regeln wirst du doch wohl in deinem Kindskopf haben" sagte er. Ein klein wenig musste Octavianus schmunzeln. Wer war hier der Kindskopf, dachte er für sich und hielt eine Hand vor seinen Mund, um das Grinsen höflich zu verdecken und sich nicht gleich wieder mit dem heißblütigen Vampir auf den Boden zu wälzen. Sie lauschte den Erläuterungen der beiden älteren Vampire folgsam. Natürlich hatten sie recht, denn keine Wand, kein Verließ würde Roselin auf ewig bannen können. Doch Leopolds direkte Worte trafen sie doch sehr und sie musste sich kurz am Schreibtisch abstützen, da ihre Beine drohten nachzugeben. "Was bist du nur für ein Ungeheuer?" fauchte sie aufgebracht. "Wenn es eines deiner Kinder wäre... obwohl, wenn ich Recht bedenke, du hast keine Kinder. Du hast keine deiner Schöpfungen je nah an dich herangelassen, um Schmerz bei ihrer Auslöschung zu empfinden zu können. Mir ist durchaus klar, was Roselin erwartet und ich werde mich der Entscheidung fügen, wie es von mir verlangt wird." Nun stellte sie sich wieder aufrecht. "Doch dazu müssen wir sie ersteinmal fangen und wir haben jegliche Spur von ihr verloren." Adam lauschte dem Gespräch gebannt, da er von Emily geschützt, alles geauestens beobachten konnte. Die drei Männer hätten wirklich nicht unterschiedlicher sein können. Octavianus war wirklich ein ansehnlicher Mann, leicht angegrautes Haar, doch unglaublich hübsch und er strahlte Weisheit aus. Jien-Wu, kleiner als Octavianus war wohl eher der Ruhepol von ihnen dreien, jedoch wusste auch er seine Meinung zu vertreten. Und Leopold. Ja, bei dessen Kaltherzigkeit fehlten sogar Adam die Worte. Arrogant und eingebildet, das war es wohl, was es am besten traf. Bei Emilys letzten Worten zeichnete sich deutlich das belustige Grinsen auf Jien-Wus Lippen und auch Leopold schmunzelte. Beide blickten scheinbar an Emily vorbei. "Nein, nicht jede Spur" sagte Octavianus mit einem ernsten Gesichtsausdruck und deutete zu Adam. "Es ist nicht fair, aber er ist ein gutes Lockmittel, Emily." "Nein!" sagte sie leise und drohend. "Nein, Adam wird diesem Schauspiel nicht beigeführt! Ihr werdet sie ohne seine Hilfe bekommen müssen!" Gerade als Octavianus ausgesprochen hatte, knallte die Tür auf. Zuerst flog Nion rücklings hinein und knallte auf den Boden, dann folgte ein sichtlich erzürnter Nathanael. Erschrocken, da Emily mit all ihren Sinnen auf die drei anwesenden Vampire fixiert war, zuckte sie zusammen. Und sie war noch entsetzter, als Nion durch den Raum flog. Die Tür, die beinahe aus den Angeln gefallen war, knallte gleich wieder ins Schloss. Er ging einige Schritte und blieb neben Emily stehen. Ein tiefes Knurren, als käme es tief aus seinem Inneren, erfüllte den nun stillen Raum. "Wer ist hier ein Lockmittel" fauchte er für menschliche Ohren wohl kaum verständlich und sofort sprang Leopold auf die Bedrohung an und die beiden rankten gleich wieder miteinander, dieses mal war Jien-Wu klug genug sich nicht einzumischen, aber Octavianus hatte Nathanael mit ein paar scheinbar geübten Griffen außer gefecht gesetzt und hielt ihn nun mit festen Händen an sich gedrückt. Leopold knurrte zwar noch leise, ließ sich aber auch wieder zur Ruhe gebieten. "Nathanael" kam es leise von Octavianus, der wohl auch ein wenig Einfluss auf den traumverliebten Vampir hatte, "Wenn wir Roselin ... beseitigen wollen, dann müssen wir sie irgendwie locken. Wir könnten dich hinstellen, aber bis sie sich dann blicken ließe, wäre Adam wohl eines natürlichen Todes gestorben" sagte er ruhig und leise und er glaubte sogar an seine Worte. Da Nathanael eh wehrlos war, beruhigte er sich langsam und sein Körper entspannte sich sichtlich. Langsam lockerte sich der Griff. Entschuldigend, wie ein gescholtener Hund, blickte Nathanael zu Emily und auch zu Octavianus, blickte dann aber mit einem sichtlich aggresiven Blick zu Leopold. Er konnte ihn auf den Tod nicht leiden. Dann ging er allerdings in die Ecke, wo er scheinabr des öfteren untergebracht war, blickte dann zu Adam und es schien, als würde ihm Schamesröte ins Gesicht steigen. Er hatte nicht erwartet seinen Liebsten hier vorzufinden. Emilys Augen weiteten sich ungläubig. Nathanael an ihrer Seite zu wissen, beruhigte sie doch etwas. Adam verkroch sich wieder tiefer in dem Sessl, als sie von ihm sprachen und Nathanael machte ihm Angst in diesem Zustand. Er war so wütend, wie er es schon lange nicht mehr gewesen war. Emily betrachtete das folgende Schauspiel mit gemischten Gefühlen. "Nein, ich werde Adams Wohlergehen nicht einer Wahnsinnigen opfern." Als sie Nathanales Blick traf wurde er ganz sanft. "Lass ihn los Octavianus." Sie hielt die Hand für den jungen Vampir auf und als ihr Schöpfer den Griff gelockert hatte, ging dieser in eine Ecke. "Nocheinmal! Ich werde es nicht dulden, dass ihr Adam für diesen Plan missbraucht! Sicherlich er wäre das beste Lockmittel, dass uns zur Verfügung steht, aber wenn er sterben sollte, könnte ich es nie mit meinem Gewissen vereinbaren. Ich will Nathanael nicht ohne ihn wissen und die beiden stehen weiterhin unter meinem Schutz!" Die Aufmerksamkeit von Leopold galt nun mehr dem noch immer erregten, wenn auch ruhigen Nathanael in der Ecke, der zumindest nach einer Zurechtweisung wusste, wie er sich zu benehmen hatte. Auch wenn ihm die kleinen Funken, die scheinbar zwischen dem Vampir und dem Jungen flogen, gar nicht leiden konnte, so hielt er sich zurück und folgte den Worten von Emily. Doch bevor er etwas sagen konnte, geschweige denn überhaupt etwas tun, mischte sich Jien-Wu wieder ein. "Er ist nicht dein Kind, Emily. Und früher oder später wird er eh sterben, zudem", er grinste ein wenig, "bei meinen Durchführungen ist bisher doch noch kein Unschuldiger ums Leben gekommen, oder?" Selbstsicher grinste er, doch wurde er gleich von Octavianus vom Ross gezogen. "Viele Unschuldige sterben, wenn du etwas planst, Jien-Wu" zischte er leise, auch wenn er sich eigentlich heraus halten wollte. Es stimmte schon, die Lockvögel überlebten die Spiele, bisher zumindest alle, aber alle die drum herum dafür herhalten mussten, die waren diesem Vampir egal. Ein bisschen Schwund bestand immer, war wohl sein liebster Spruch dabei. Doch nun war auch Leopold wieder am Wort. "Schlag du einen Plan vor, Emily. Einen, der auch ausführbar ist und zwar schnell und effektiv", sagte er schließlich und es könnten die wohl klügsten Worte für diesen Abend sein. Einen Plan? Na super, soweit hatte sie noch nicht gedacht, aber vielleicht könnte ihr nun Nahthanaels beinahe törichte Tat zu Gute kommen. "Ein Brief" sagte sie schließlich still. "Man könnte, nein ich könnte einen Brief an Roselin verfassen, an das letzte bisschen normalen Verstand apellieren, das noch in ihr wohnt. Denn ich kann einfach nicht glauben, dass es gar nichts Gutes mehr in ihr geben kann." Adam lauschte weiterhin den Vorschlägen, während sein Blick unverwandt auf Nathanael gerichtet war. Der Abstand zwischen ihnen schien ihm beinahe zu groß, um überwunden werden zu können und auch in seinem Gesicht spiegelte sich eindeutig die Pein, die er empfand gerade jetzt von dem Vampir getrennt zu sein. "Nathanael" flüsterte er kaum hörbar, doch hatte er sofort alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Adam zitterte am ganzen Leib, hatte die Hände schützend um seinen Körper geschlungen. Emily betrachtete ihn mit einem mitleidigen Blick. Das war wahrlich ein Gespräch, dass er nie hätte mitbekommen sollen. Langsam stand der Junge nun auf, seinen Blick stur auf Nathanael gerichtet und eilte schnell zu diesem, schmiegte sich an den starken Körper, der ihm soviel Schutz bieten konnte. Das war ja beinahe typisch, dachte sich der Vampir. Erst wurde sein Briefplan vereitelt, nun wollte sie selber einen aufsetzen. Doch das leise Flüstern seines Namens ließ ihn aufhorchen und er sah zu Adam, der so verängstigt schien, als könnte er jeden Moment vor Angst sterben. Schließlich, unter allen Blicken und bei vollkommender Stille, schlich sich sein Liebster in seine Ecke und warf sich sogleich kraftlos und doch total verspannt an seinen Körper. Es dauerte einen Moment, ehe Nathanael die Arme um seinen Liebsten legte, somal sein Blick sich gleich wieder an die anderen drei Anwesenden heftete, kaum dass er Adam bei sich in Sicherheit wusste, wo er ihn sanft an sich drückte. "Shh" sagte er leise und sank mit dem Jungen in die Knie, um ihn dann auf den Boden abzusetzen, streichelte über seinen Kopf. "Ist gut, hab keine Angst", sagte er leise und blickte dann wieder zu den anderen auf, die ihnen kaum mehr Aufmerksamkeit schenkten. "Einen Brief?" wiederholte Leopold ungläubig. "Das ist nicht dein Ernst. Wohin willst du ihn denn schicken? An den Weihnachtsmann?!" Empört erhöhte sich seine Stimme wieder und er zog beide Augenbrauen hoch. Doch Octavianus wagte es wieder, ihm ins Wort zu fallen. "Die Idee ist gar nicht so dumm. Aber ich weiß nicht, ob du der richtige Absender wärest, Emily" betonte er nur und auch Jien-Wu nickte. "Sie hat sich dir schon lange entzogen, Emily. Sonst wäre sie nicht, wie sie ist" sagte der japanische Vampir. Emilys Blick war strafend, als Jien-Wu ihr diesen versteckten Vorwurf machte. "Du gibst also mir die Schuld daran, dass ihr Geist so krank geworden ist?" fragte sie vorsichtig und mit hochgezogenen Augenbrauen nach, während sie im Augenwinkel noch immer Adam und Nathanael im Blick hatte. "Ja einen Brief Leopold und es muss nicht ich sein, der ihn schreibt. Hier können wir meinetwegen Adam ins Spiel bringen. Sie springt auf seinen Geruch sofort an, wenn er den Brief schreiben würde, käme sie sicherlich. Und wo wir ihn platzieren? Einen öffentlichen Platz, bei Nacht. Egal wie weit Roselin auch entfernt sein mag, sie wird kommen und das in kürzester Zeit." Adam lag wimmernd in den starken Armen von Nathanael und krallte sich in das Hemd des Vampirs. Es war ihm wirklich zu viel geworden, dieser Streit, all die harten und unglücklich gewählten Worte. "Ich will hier weg" flüsterte Adam gegen die Brust des Vampirs. Ein wenig nachdenklich sah Leopold die mädchenhafte Frau an. Er schien darüber nachzudenken, dann schüttelte er den Kopf. "Es ist einfacher, wenn wir Adam einfach an einen öffnetlichen Platz legen" meinte er und hob nun auch beide Augenbrauen. Doch Octavianus fiel ihm, was ihn langsam wirklich nervte, erneut ins Wort, obgleich er dieses Mal schon angesetzt hatte, weiter zu sprechen. "Diese Variante haben wir bereits ausgeschlossen, Leopold" sagte er jedoch nur und erntete ein gereiztes Knurren von Leopold, der nun fortfuhr mit seiner Rede. "Nathanael kann ja in der Nähe bleiben. So wie er Nion durch die Gegend schmeißt, wird er wohl kaum zulassen, dass seinem Liebsten", er rollte die Augen, "etwas zustoßen würde" endete er dann. Nathanael stand wieder auf, zog Adam dabei mit auf die Beine und schließlich trug er ihn dann, wie ein verängstigtes Kind. Kurz sah er zu Emily, dann verließ er ungefragt den Raum. Es half doch nichts, wenn er oder Adam dabei waren, wenn der Junge daran zerbrach. Nion, der bisher einfach schweigend auf dem Boden gekauert hatte, folgte ihnen heraus und klopfte sich die Kleider sauber. "Sei still" zischte Emily. "Das ist keine Option! Adam bleibt hier in der Villa, in meiner Obhut, während ihr auf Roselin Jagd macht. Wenn ihr damit nicht einverstanden seit, sehe ich keinen Grund, warum wir uns weiter unterhalten sollten." Sie beobachtete Nathanael und Adam, auch Nion, der den beiden folgte. Emily fühlte sich so einsam in diesem Moment. Sie zerstörte ihren Sohn, dessen große Liebe und Nion nahm sie diese ebenfalls, wenn sie Roselin töteten. All das hatten sie sich gewünscht, Ruhe und Frieden. "Also, was sagt ihr dazu?" Als die Türen wieder geschlossen waren, wandte sie sich an die drei älteren Vampire. "Wir können das mit dem Brief doch probieren. Mehr als nicht funktionieren kann es auch nicht" mischte sich Octavianus dann ein und erntete verwunderte Blicke von Jien-Wu und Leopold. Dieser schnaufte leise. "Halt dich da raus!" zischte Leopold ihn an und zwang den anderen somit, aufzustehen und sich zu verteidigen. "Ich gehöre zu diesem Rat, wie jeder andere hier auch, ebenso Emily! Leopold. Spiel dich nicht auf, als wärest du der Einzige, der für unsere Familie sorgen kann" zischte er zurück, doch erneut ging Jien-Wu dazwischen. "Wir machen das mit dem Brief", stimmte er zu und sah zu Emily. "Du bringst den Jungen dazu, einen Brief zu schreiben, von mir aus legen wir auch einfach nur ein Hemd auf den Platz, das er getragen hat. Anschließend werden wir sehen, was wir mit Roselin machen. Und nun lasst uns einfach den Abend genießen, oder das, was noch davon übrig ist." "Bitte! Da habt ihrs! Lasst es uns wenigstens versuchen!" flehte Emily. Sie war Octavianus dankbar für seine Zustimmung und auch Jien-Wu, denn mit ihnen war es bereits immer leichter gewesen, Verhandlungen zu fühlen. Sie nickte bei den Forderungen des Japaners. "Ich werde Adam diesen Brief schreiben lassen. Aber lasst uns Zeit, er ist völlig überfordert mit dieser Situation." Sie legte die Hände zusammen und sah aus traurigen Augen zu den Dreien. "Heißt das dann auch, dass ihr der Beziehung von Nathanael und Adam zustimmt? Das ihr euch für diese Neuerung aussprecht und ihnen euren Segen gebt, so wie ich es bereits vor Jahren getan habe?" Leopold sah Emily beinahe streng an, auch wenn er einfach nur genervt war. Wieso wurde er eigentlich immer überstimmt? "Die Beziehung der beiden ist im Moment Nebensache! Wir müssen uns erst um das größte Übel kümmern. Gut, um das größere" berichtigte er sich selbst. "Danach sorgen wir uns dann um Nathanael und Adam." Und auch die anderen beiden gaben ihm Recht. Emily nickte. Ja, das war wohl das klügste. "Genießt bitte weiter den Abend." Sie machte eine Geste auf die Tür zu. "Ich werde später noch zu euch stoßen, aber jetzt bitte entschuldigt mich, ich werde noch nach Nathanael und Adam sehen." Sie drängte sich an den drei Männern vorbei und verließ den Raum. Die drei Ratsherren verließen nach Emily den Raum und mischten sich unter die anderen, wie gewünscht. Nion ging schweigend neben den beiden her, er nahm Nathanael vorsichtig am Arm und führte sie in eines der oberen Wohnzimmer. "Hier könnt ihr fürs erste ungestört sein." Er wandte sich ab und sah nocheinmal kurz zu seinem vampirischen Freund. "Es tut mir Leid, dass ich nicht früher bei dir sein konnte. Ich wusste nicht, wo ich suchen sollte." Nathanael blickte zu Nion, doch er konnte ihm gar nicht böse sein, immerhin konnte dieser nichts beeinflussen oder gar ändern. "Vielen Dank, Nion" sagte er also einfach nur, als sein Freund den Raum verließ. Nion nickte freundlich und schloss anschließend die Türe hinter sich. Dann sah er zu Adam und streichelte ihn sanft. "Geht es dir schon besser?", fragte er leise. Adam klammerte noch immer fest an Nathanaels Hemd und versuchte sich zu beruhigen. Warum hatte er nicht einfach absagen können, dass hätte ihnen so viel Leid und Kummer ersparen können. "Ja, ich denke es geht langsam wieder" flüsterte er leise. Er hatte richtig Angst vor Leopold. In Gedanken dachte Adam, dass dieser wohl ihr größter Wiedersacher war. Emily hatte sie so sehr aus tiefstem Herzen verteidigt, dass er eine so tiefe Liebe zu ihr empfand, dass er sie gar nicht in Worte fassen könnte. "Wie geht es dir?" fragte er leise und hob seinen Blick, um den Vampir ansehen zu können. Noch immer streichelte er beruhigend und sanft über Adams Rücken. Das war wirklich nicht fair gewesen. Weder von den zwei Vampiren, die der Meinung waren heute alles klären zu müssen, noch von Emily, die aber sicher nur das Beste für Adam gewollt hatte. Immerhin hätte sonst was passieren können, wenn er alleine gewesen wäre. Leise seufzte Nathanael. "Mir geht es gut" sagte er leise und küsste Adam sanft auf die Stirn. Ein wenig gereizt war er. Er konnte Leopold einfach nicht leiden! Und ihn dann auch noch so reden zu hören, leise knurrte er in sich hinein, zog Adam dabei enger an sich. "Möchtest du dich ein wenig hinlegen?" fragte er dann sanft, aber hörbar verstimmt. Adam schüttelte bei der Frage den Kopf. Er wollte eigentlich nur eines und das war nach Hause. Doch jetzt schon zu gehen, würde in seinen Augen wie ein Zeichen von Schwäche wirken, also verwarf er den Gedanken auch wieder. Und müde war er eigentlich auch überhaupt nicht. "Nein, schon okay. Vielleicht noch fünf Minuten, dann können wir zurück auf das Fest." Adam richtete sich etwas in Nathanaels Armen auf und sah ihm fest in die Augen. "Und diesesmal lässt du mich nicht allein. Ich werde nicht zulassen, dass sie uns trennen. Und wenn doch, werde ich sie ..." Ja, was würde er dann tun? Sie zu töten wäre törricht, wenn nicht sogar unmöglich. Ihnen Leid zuzufügen, war schier unmöglich. "Ach, ist auch egal. Ich will doch nur bei dir bleiben." Es klopfte leise an der Tür und Emily trat ein. In ihrem Gesicht spiegelten sich so viele Emotionen wieder, dass Adam es nichteinmal im Ansatz wagte, sie zu deuten. "Wie geht es euch?" fragte sie leise. Leicht nickte Nathanael. "Wie du möchtest" sagte er leise und dann klopfte es auch schon, ehe er auf Adams kleine Drohung eingehen konnte. Er blickte zu Emily und versuchte sich ein wenig zu entspannen oder gar zu lächeln. "Es geht. Ich denke aber es ist besser, wenn wir bald nach Hause fahren" sagte er dann und blickte sie ernst an. Er fand es wirklich besser, zumal er weder Leopold noch einmal über den Weg laufen wollte, noch Emily die Chance geben, Adam heute noch einen Brief aufsetzen zu lassen. Da war er dann wohl doch mehr Vaterfigur als Liebhaber oder taten Geliebte das auch? Aber er wollte wirklich nicht, dass sein Liebster heute noch mehr Stress haben musste, wo er doch schon jetzt mit den Nerven am Ende schien. Lieber ein schön warmes Bad zu Hause, Essen im Bett und ein wenig Reden und Kuscheln. Das könnte wohl eher helfen, Adam wieder ein wenig zur Ruhe zu bringen und ihn zu entspannen, als das sie heute noch alles klärten, was zu klären war. Emily nickte bei Nathanaels Antwort. Sie würde Adam sicherlich alle Zeit der Welt geben, um diesen gottverdammten Brief zu schreiben, doch sie war sich fast sicher, dass weder Jien-Wu, noch Leopold gewillt waren, zu lange darauf zu warten. Octavianus würde sich ihren Entscheidungen fügen, wie auch schon am heutigen Abend. "Natürlich, ich werde euch noch nach draußen begleiten" sagte sie leise. "Bitte entschuldigt ihr Verhalten. Ich habe wirklich nicht mit ihrem Erscheinen gerechnet. Bis jetzt sind sie nie gekommen." "Ist schon okay. Ich kenne den Weg" sagte er nur und man konnte raus hören, dass er einfach sauer auf alles war, obgleich er gerade Emily die Schuld zu geben schien. "Geh du lieber zu deinen Gästen. Sie sind gewiss schon sehr unruhig und die Stimmung sollte nicht darunter leiden, was heute geschehen ist" sagte er nur und löste Adam dann sanft aus der Umarmung, um ihn sanft mit sich zu ziehen. "Danke für alles" sagte er nur knapp, als er an Emily vorbei schritt und den Jungen mit sich nahm, nicht unerbittlich, aber doch mit einer Bestimmtheit, die es fast unmöglich machte, sich ihm zu entziehen. Er wollte nicht wütend sein, schon gar nicht auf Emily, aber er konnte sich auch nicht dagegen wehren und so brodelte es in ihm einfach, er stand wirklich kurz vorm Platzen. Er fragte sich immer wieder, wie die drei Herren es wagen konnten, ihn außen vor zu lassen. Immerhin ging es auch um ihn, wenn es um Adam ging und selbst wenn sie es nicht tollerierten, war das eine Tatsache, die man nicht leugnen konnte. Bei Octavianus hätte es Emily gegeben, die er als Vergleich aufführen könnte, bei Jien-Wu sein komisches Freak-Karusell, nur bei Leopold hatte es bisher keine 'Zeichen der Schwäche' gegeben, die man ihm unter die Nase reiben könnte, um die Beziehung irgendwie zu rechtfertigen, oder warum Roselin nicht einfach so abgemurkst, wie er es sicher nennen würde, werden konnte. Leicht biss er die Zähne zusammen und atmete dann verstärkt ein und aus, um wenigstens seinen Körper zur Ruhe zu bringen. Emily sah traurig zu Nathanael, als sie ihm und Adam die Türe öffnete und wartete bis die beiden den Raum verlassen hatten. Sie wusste, dass jedes Wort, dass sie jetzt sprach, vergeudete Luft war, also schwieg sie. Doch der Blick von Adam, der ebenso undendlich traurig wirkte, wie der ihrige, gab ihr etwas Kraft zurück. Sie konnte verstehen, wie sich manche Vampire wieder nach der Sterblickeit sehnten. Mit jedem Tag, den sie lebte, verstand sie es mehr und mehr. Die Sterblickeit gab einem ein Stück Lebensqualität zurück. So konnte man seinen Problemen entfliehen, brauchte sich ihnen nicht stellen. Doch sie wurde seit über 2000 Jahren, Tag für Tag mit ihren Entscheidungen aufs Neue konfrontiert und das war etwas, was auf Dauer sehr frustrierend war. "Adam, melde dich einfach, wenn du dich bereit für den Brief hältst" fügte sie in tonloser Stimme hinzu. Der junge Schwarzhaarige konnte die Vampirin nicht so leiden sehen und er löste sich nun aus der weisenden Umarmung von Nathanael, um wieder zu ihr zurückzukehren. "Mach dir keine Sorgen wegen mir... wegen uns, wir schaffen das schon!" Emily lächelte, doch es erreichte ihre Augen kein Stück. "Davon bin ich überzeugt Adam. Doch jetzt geht nach Hause." Ein wenig losgerissen fühlte sich Nathanael, als er dort stehen blieb und Adam zurück ging. Er blickte zu den beiden und seufzte leise. Es war nicht richtig, aber er konnte es nicht ändern. Vielleicht könnte er sich später bei Emily bedanken und zugleich entschuldigen, aber jetzt wollte er nur noch hier weg und zwar schnell! Er steigerte sich selbst immer mehr in seine Wut und er war sich sicher, dass er und Leopold sich nun gegenseitig auseinander reißen würden, wenn sie sich trafen. Wie der Teufel, wenn man von ihm sprach, nahm er mit einer Gänsehaut eben diese Präsensenz hinter sich wahr und drehte sich langsam. Mit einem Fauchen, eher einem Knurren blickten sich die beiden an, doch Leopold drängte sich an dem wesentlich jüngeren Vampir mit erhabenem Blick vorbei und betrachtete Emily mit Adam. "Morgen wollen wir Roselin anlocken" stellte er fest und das schien nicht verhandelbar. "Einige Späher sind der Meinung, sie in der Nähe gesehen zu haben. Es wäre also perfekt nächste Nacht." Er drehte sich zu Nathanael um. "Also solltest du und ... der Mensch die Nacht hier verbringen. Feiert doch ein wenig mit uns und genießt die Nacht." Leopold lachte überheblich und noch bevor Nathanael seine Kontrolle verlor machte er sich aus dem Staub. Nun wirklich angespannt sah Nathanael zu Emily und zu Adam. "Ich misch mich unters Volk. Lass ihn nicht aus den Augen" presste er hervor und schon folgte er Leopold. Aber nur einige Meter, dann blieb er stehen und kehrte wieder zurück. Er fasste Emily sanft an Arm und drückte ihr einen Kuss auf. Liebevoll aber familiär, wie Bruder und Schwester oder der Sohn die Mutter. "Danke" sagte er leise und hob dann Adams Kinn an, um auch diesen zu küssen, dieses Mal aber mit sehr viel mehr Gefühl. Als er sich von seinen Lippen trennte, blickte er ihn einen Moment schweigend an. "Komm bitte mit mir" sagte er leise. "Ich möchte dich nicht alleine lassen" flüsterte er dann und strich sanft über Adams warme Wange. Überrumpelt sah Emily zu Leopold, der keinen Einwand ihrerseits zuließ. Hätte sie sich nicht noch soweit unter Kontrolle gehabt, wäre ihr Mund wohl vor Empörung offen gestanden. Und dann auch noch Nathanael, der sie völlig überstürzt nun verließ und wieder zurückkehrte. In seiner Umarmung fühlte sie sich etwas aufgehobener. Sie war zutiefst dankbar, dass er es ihr nicht übel nahm. Und wie er Adam schließlich küsste, so sanft und weich. Das war der wahre Nathanael, wie nur wenige ihn kannten. "Geht nach Hause. Ihr müsst nicht hierblieben. Leopold hat kein Recht darüber zu entscheiden, was ihr tut und was nicht. Es steht euch frei zu gehen." Die Nachricht mit Roselin beunruhigte sie nicht weiter, denn es waren genügend Wachleute plaziert worden, über die Stadt verteilt, sodass man sie mit Sicherheit auch in der Nähe der verborgenen Holzhütte wahrnehmen würde. Adam erwiederte den Kuss von Nathanael zärtlich und legte seine Hand an dessen Kühle Wange, lehnte seine Stirn gegen die des Vampirs und sah ihn aus traurigen Augen an. "Ich dich doch auch nicht." Er sah anschließend zu Emily, ohne den Kontakt zu seiem Liebsten abzubrechen. "Wir werden bleiben. Ich möchte zwar nicht wieder auf das Fest, aber... vielleicht etwas in den Garten." Er blickte wieder zu Nathanael. "Mit dir zusammen." Nathanael löste sich ein wenig von Adam, hielt aber sanft dessen Hand fest, die noch immer so nervös erschien, durch die Feuchtigkeit und die Kühle in den Fingerspitzen. "Ich weiß, Emily" sagte er leise. "Aber es ist wohl auch das Beste, wenn wir nicht alleine durch die Dunkelheit streifen" sagte er leise. Denn auch wenn Leopold so weit wohl nicht gedacht hatte, dann wäre es hier schwieriger für Roselin etwas zu tun, als wenn sie alleine bei ihnen zu Hause wären. Dann sah er zu Adam und strich sanft über den Kopf. "Ich gehe gerne mit dir in den Garten" sagte er leise, auch wenn er danach leicht seufzte. Er musste etwas trinken, er fühlte sich zum verrecken Elend und auch wenn das wohl eher daran lag, dass schon wieder so viel geschehen war, so war es dennoch eine gute Idee, den Körper ein wenig zu entlasten oder zu verwöhnen. Wie man es wohl sehen wollte. Er sah noch einmal zu Emily. "Wir sind dann also im Garten" sagte er leise und versuchte noch einmal Adam mit sich zu nehmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)