Fallen Angel of the Night - Pt. 01 von PinkyTwinkleLeo ================================================================================ Kapitel 16: Kapitel 16 ---------------------- So, jetzt starten wir ins Finale von 'Fallen Angel of the Night'. Wir wünschen bei den letzten drei Kapiteln viel Spaß beim lesen und viel Erfolg. Und wir hoffen, dass es euch natürlich gefällt :3 - The PinkyTwinkleLeos Adam konnte nicht anders und musste diesen Blick erwiedern und lauschte der Erklärung von Nathanael. Adrienné war also auch ein Vampir. Doch das der Rat nur wegen dem Interesse an ihr hatte, fand der junge Mann schrecklich und auch nicht gerade fair ihr gegenüber. Sie war sicherlich auch so eine wundervolle Person, mit der man reden und sicherlich auch lachen konnte. Aber solche Jäger, wie die Frau es war, gab es nicht nur unter den Vampiren, auch Menschen gab es, die ihre eigene Rasse jagten. Also warum sollte man ausgerechnet sie dafür verpöhnen? Außerdem war die Menschheit Wesen wie ihnen sicherlich zu großem Dank verpflichtet, da sie sie vor schlimmen Wesen wie Roselin eines war, beschützte. Adam lächlete leise, als er Nathanael weiter zuhörte. "Das war mir bereits mehr als Antwort genug" lächelte er und schmiegte sich fester in die Umarmung. Erneut spürte er die Lippen des Vampirs auf seinen und konnte ihnen nur schwerlich wiederstehen. Was auch kein Wunder war, denn er liebte deren Geschmack einfach über alles. "Nein... keine Probleme" seufzte er wohlig. Müdigkeit war das passende Stichwort und er streckte sich ein wenig, um danach zu gähnen. Etwas erschrocken keuchte Adam auf, als er so umhergewirbelt wurde und schließlich wieder auf der Brust des Vampirs zum leigen kam. Wenn er die Gedanken des Anderen gehört hätte, hätte er sicherlich zugestimmt. Er lag wirklich gern auf Nathanael, an Nathanael gekuschelt überhaupt gern in seiner Gegenwart. Und wahrlich, er hätte wirklich gern jede freie Minute mit ihm verbracht. Doch wenn er jetzt in die Stadt zog brachte es unweigerlich Probleme mit sich, die keiner von ihnen beiden heraufbeschwören wollte. Doch darüber wollte er jetzt auch nicht nachdenken und so schloss er die Augen und bettete seinen Kopf auf die starke Brust des Vampirs. Mit einem leisen Seufzen lag Nathanael nun einfach da und genoss die Nähe, legte seine Arme enger um den schmalen Körper Adams und lächelte schließlich. "Doch noch müde?" fragte er leise, als Adam sein so herzhaftes Gähnen beendet hatte und strich durch seine Haare, nachdem er seinen Kopf an seine Brust gebettet hatte. Der Vampir wusste nicht so recht warum, aber er fühlte sich jedes Mal so unglaublich wohl, wenn sie sich einfach nahe waren. Ohne irgendwelche Erwartungen, ohne Wünsche und irgendwelche Leistungen. Ohne Geben und Nehmen, einfach nur sein, wie sie gerade waren. Das war ein schönes Gefühl. Aber er wusste durchaus, dass es im Grunde immer um das Geben und Nehmen, um die Erwartungen und Erfüllungen des Partners gehen würde, zumindest würde er sich immer nach Adam umdrehen, egal in welche Richtung er gehen würde, selbst, wenn Nathanael dafür alles aufgeben musste, so wäre er bereit dafür. Bei dem Gedanken seufzte er. Nein, ganz konnte er sich nicht allen Wünschen zuwenden. Adams Wunsch nach dem unsterblichen, nach dem ewigen Leben konnte und wollte er ihm einfach nicht erfüllen und da wollte er egoistisch bleiben und nichts hergeben. Sei es nun, weil er das Besondere in Adams Leben bleiben wollte, oder weil er ihm diese unsagbare Gier, die einen gerade zu Beginn des neuen Lebens überfiel, ersparen wollte. Eigentlich wusste der Vampir keine Einwände, warum er seinem Liebsten solch eine Erfüllung verwehrte, es gab wirklich nur egoistische Gründe. Aber selbst das war ihm recht. Sanft drückte er Adam näher zu sich. Eines Tages vielleicht, wenn der Junge mehr Erfahrungen im Leben gesammelt hatte, vielleicht zu schätzen lernte, was seine Sterblichkeit für Vorteile, für schöne Seiten hatte und bereit war, damit abzuschließen, dann würde vielleicht auch Nathanael bereit sein, Adam als einen der seinen zu empfangen. Noch einmal seufzte er und kraulte über den Rücken des Schwarzhaarigen. "Aber nicht wieder einschlafen", sagte er leise, liebevoll. Auch wenn in seinem Inneren ein altbekannter und verhasster Konflikt zwischen Liebe und Gewissen ausbrach, zusammen mit den Truppen Wunsch und Vernunft, Verlangen und Begierde. Er wusste nicht so recht, welche Seite den heutigen Tag für sich bestreiten würde, aber eigentlich wollte er das alles auch gar nicht mehr wahrhaben. Viel lieber lauschte er dem Herzen, dass so nahe seiner eigenen Brust schlug, fühlte den Atem auf seiner Brust, die sanften Finger, die seine Haut berührten, die Haare Adams, die so weich und beinahe samten waren. Nathanael konnte auch den Gedanken nicht bannen, dass er den Jungen gar nicht mehr hergeben und am liebsten daheim einsperren, ihn von der Öffentlichkeit fernhalten, von allem fernhalten wollte. Der Gedanke, dieser Wunsch... dieses Verlangen verfolgte ihn auf Schritt und Tritt. Leicht gequält drehte er den Kopf auf die Seite, zog die Arme aber wieder eng um seinen Liebsten, dass dieser auch ja liegen blieb. Es war doch zum Haare raufen. Da lebte man schon so lange Zeit und eine kleine Situation wie diese, eine kleine Liebschaft, eigentlich das höchste Gut auf Erden warf die gesamte, mühsam aufgebaute Mauer um einen herum um. Langsam wusste der Ältere nicht mehr, ob er noch normal tickte oder ob er schon total durchgeknallt war. Nicht nur ertappte er sich dabei, wie er Adam hinterher spionierte, nein... er führte sogar schon Selbstgespräche und sagte sich selber Dinge zu oder hielt sich von anderen ab. Sicher würde alles besser werden, wenn die schwere Last namens Roselin erst einmal beseitigt war und beide, Adam und er, wieder in aller Ruhe ihre Zeit miteinander verschwenden konnte. Wie zu Anfang, ganz zu Anfang, bevor sie einander lieben gelernt hatten. Wie viel Zeit hatte Adam da aufgebracht, nur um in Nathanael Nähe zu sein. Jede freie Minute bei Nacht hatte er gewacht und sich selber um den Schlaf gebracht, selbst wenn der Vampir gar nicht im Hause war. Er lächelte leicht bei dem Gedanken. Und nun? Eigentlich hatten sich all diese Momente zu Alltagssituationen gewandelt. Es war nicht mehr besonders, dass sie einander so empfingen, sich nahe waren. Der Sex war wohl noch die einzige Besonderheit in ihrem alltäglichen Trott und da würde der Vampir schon drauf achten, dass es auch etwas Besonderes blieb. Sanft strich er durch Adams Haare. Auch wenn es ihm schwer fiel, es war gewiss die beste Möglichkeit, Adam einfach zu Uni zu schicken und in der Hütte zu bleiben. Sie würden einander nur noch an Wochenenden oder freien Tagen sehen, in den Ferien oder dergleichen. Sie würden einander wieder als etwas Unersetzbares, etwas Besonderes sehen und ganz gewiss mehr füreinander aufbringen, als sie es jetzt noch taten. Da war sich Nathanael sicher. Nur wie er das Adam klar machen sollte, das wollte ihm partout nicht einfallen. "Adam", sagte er leise und strich über dessen Nacken. "Ich liebe dich", flüsterte er noch leiser und sah zu seinem Liebsten herunter. Er würde gerne wissen, ob Adam sich auch so gefangen fühlte, oder ob er zufrieden war, wie es gerade war. Ob er nicht gerne Anderes in ihrer Beziehung hätte. Aber eigentlich … nein, Nathanael konnte sich nicht vorstellen, dass Adams Horizont soweit reichte, dass er überhaupt andere Vorstellungen haben konnte von einer Beziehung, als wie er sie hatte. Obgleich der Junge ihn immer wieder mit neuen Dingen überraschte, so wollte er ihm nicht zu viel zutrauen und so schwieg er und fragte lieber nicht. Sicher würde es nur wieder in einer mittelschweren Krise enden, weil Adam nicht richtig zuhörte oder Nathanael keine passenden Worte fand, seine Gedanken zu erklären. Während der langen, dennoch angenehmen Stille zwischen ihnen döste Adam wirklich wieder ein bisschen. "Nicht doch, würde ich nie tun" nuschelte er. Nichts in der Welt hätte Adam jetzt dazu gebracht, die Lage auf Nathanael aufzugeben. Es war einfach viel zu gemütlich und es machte ihm begreiflich, was er an ihm gefunden hatte. Ein ewiges Leben würde ihm vermutlich zwar verwehrt bleiben, dennoch würden sie eine Menge Zeit miteinander verbringen. Und der Schwarzhaarige wusste, dass er den Vampir nur bitten brauchte und dieser würde ihn sofort von der Uni nehmen. Vielleicht würde er ein bisschen studieren und dann wirklich zu Hause bleiben und nichts tun. Er hatte genügend Geld von seinen Eltern und Großeltern geerbt um gut leben zu können. Und wenn er das Haus, dass er besaß noch verkaufte, würde er noch etwas mehr haben. Außerdem besaß auch Nathanael eine Menge Geld, deswegen würden sie sich wirklich nicht Sorgen brauchen. Doch was wenn er sich irgendwann langweilte? Würde es dann auch so bleiben? Er war doch noch so jung. War er überhaupt schon in der Lage sich für immer zu binden? Er hatte nie eine andere, so unsagbar treue Liebe erfahren wie die von Nathanael. Und selbst diese war ihm nicht von Anfang an gegönnt gewesen und sie war es auch jetzt noch nicht. Roselin war nur eines der Übel, auch der Rat um Leopold war gegen sie und es würde bedeuten auch nach dem verschwinden von Roselin weiter für sie kämpfen zu müssen. Doch was wenn er sich plötzlich nach jemand anderem sehnte, wenn ihm ein Mensch über den Weg lief, mit dem er sein Leben verbringen wollte? Adam wusste doch gar nicht, wie es war von jemand anderem bedingungslos geliebt zu werden. Aber darüber sollte er sich wohl keine Sorgen machen, denn soetwas würde sicherlich nie der Fall werden. Er liebte Nathanael. Um sich seiner eigenen Gedanken auch sicher zu werden, presste er sich enger an den Vampir. Schließlich schmiegte er sich sanft an die Hand, die sich in seine Haare wühlte. Bei den Worten blieb ihm glatt für einen Moment das Herz stehen, nur um danach noch viel schneller weiterzuschlagen. Liebesbekundungen wie eben diese jetzt waren immer noch sehr seltene Momente in ihrer Beziehung. Er freute sich jedesmal so sehr darüber, wenn Nathanael es ihm sagte, denn es blieb einfach eine Besonderheit, denn wenn sie es einander ständig sagen würden, verlor es irgendwann an Bedeutung. Und solange er so auf diesen kleinen Satz reagierte, konnte Adam sich sicher sein, dass es auch bei ihm der Fall war, dass er Nathanael liebte. "Ich dich auch" kam die leise Erwiederung schließlich. Erneut schloss er genießend die Augen und ließ seine Beine ein bisschen an den Seiten von Nathanael nach unten gleiten, um es etwas gemütlicher zu haben. Nathanael streichelte über den warmen Körper und stoppte dann schließlich mit einer Hand an Adams Hintern. Er grinste leicht und kniff spielerisch hinein. Dann streichelte er über das Bein und ruhte schließlich wieder auf dem Rücken, den angeschmiegten Körper genießend, der eine angenehme Schwere auf ihn ausübte. Sanft streichelte er auch wieder durch das Haar, lächelte zufrieden vor sich her. "Darf ich dich küssen?" fragte er dann leise und liebevoll, doch eine Antwort war gar nicht von Nöten, denn Adam blickte ihn mit einem Lächeln an, das man gar nicht als Nein verstehen konnte und so legte er seine Lippen auf die des Jungen, schloss dabei genießend die Augen und vergrub seine Hand wieder tiefer in dem Haar, kraulte den Nacken und strich schließlich über die Wange. Es war gemütlich so zu liegen und irgendwie sehr erotisch, sich auf diese Weise zu küssen. Ganz unverbunden und ohne Hintergedanken und doch mit so viel Liebe, dass ein normaler Körper wohl nur darauf reagieren musste. Und auch wenn der Körper des Vampirs wohl nicht so normal war, wie man es als Mensch erwarten würde, so hatte er noch immer ein sehr feines Gefühl für angenehme Empfindungen und im Grunde war Nathanael sehr sensibel und empfindlich. Doch der Kuss währte nicht lange, denn kaum, dass sich ihre Lippen etwas verspielter trafen und schließlich auch ihre Zungen einander umwarben, knallte die Tür geräuschvoll auf und beinahe schockiert blickte der Vampir zum 'Eindringling'. Er war so fasziniert von dem Gefühl gewesen und so versunken in dem Kuss, dass er niemanden hatte kommen hören, oder gar ein Klopfen, falls die Person geklopft haben sollte. Adrienné stand nun mitten im Zimmer und schien einen Moment zu zögern, nur um dann doch mit großen Schritten auf sie zu zukommen. "Wir haben eine Spur" verkündete sie als wäre es die Botschaft der Rettung der Erde. Und sie strahlte auch. Nun, so kam es Nathanael vor, sie war eben in ihrem Element und da sollte man schon strahlen, wen man es ausleben konnte. Sanft strich er Adam über die Wange, doch diese liebevolle Geste konnte nicht lange anhalten, denn wieder kam die Vampirjägerin dazwischen. "Dafür ist später Zeit. Ich brauche euch beide" verlangte sie schließlich und zog damit gleich die volle Aufmerksamkeit des Vampirs auf sich. "Uns beide?" wiederholte dieser unglaubwürdig, als hätte er sich verhört. Das konnte sie ja wohl nicht ernst meinen. Die besten Vampire waren hier versammelt und sie verlangte nach dem 'Künstler' Nathanael und dem jungen Menschen Adam. Erschrocken zuckte der Schwarzhaarige zusammen, als ihm so ganz ohne Vorwarnung in den Hintern gekniffen wurde. Eigentlich hätte er seinen Freund ja strafend oder beleidigt ansehen können, doch das sparte er sich jetzt, da es sowieso nicht zutraf. Und zu allem Anderen nahm er die Hand ja schließlich auch gleich wieder weg. So schloss Adam seine Augen wieder und döste weiter, bis er die zaghafte Frage vernahm. Er hob seinen Kopf und blickte aus den grünen Augen in Nathanaels. Das Kinn dabei auf die auf der Brust gefalteten Hände legend. Er grinste leicht. "Das fragst du mich noch?" Der Kuss war herrlich, leidenschafltich, so voller Feuer. Adam hatte keine Möglichkeit, Nathanael jetzt auszuweichen, da dieser die Hand tief in seinen Haaren vergraben hatte, doch das wollte er im Moment auch nicht. Als sie dann so unsanft aus ihrem zwarten Treiben gerissen wurden, wäre der schwarzhaarige Junge beinahe an einem Herzinfarkt gestorben. Denn im Gegensatz zu den Vampir hätte er nichteinmal unter normalen Umständen Adrienné hören können. Als sie die Nachricht nun so voller Freude verkündete, zog sich in Adam unwillkürlich etwas zusammen. Roselin gefunden zu haben, würde für sie noch mehr Gefahr bedeuten, zumindest für ihn. Das ihm dann auch noch die sanfte Geste untersagt wurde, ließ Adam grummeln und hörte jedoch auch auf, als sie Nathanael aufforderte mitzukommen. Er durfte mit? Das waren ja mal ganz gute Neuigkeiten. Dann musste er wenigstens nicht allein durch. "Was denkst du denn? Ich bin bei weitem kein so großer Unmensch wie Leopold oder Jien-Wu, die deinen liebsten Adam da allein durchgehen lassen würden" antwortete die Vampirin energisch. Sie hasste es, mit diesen Wesen verglichen zu werden, auch wenn der Japaner ihr Schöpfer war. "Außerdem fühlt sich Adam in deiner Gegenwart sicherlich wohler. Und ihn allein als Lockvogel zu nutzen wäre lächerlich. Zusammen seid ihr effektiver. Du bist in Wahrheit ein schwacher Kämpfer Nathanael und gegen Roselin hättest du nur eine minimale Chance." Adrienné seufzte. "Ich habe ihre Spur 100 Meilen nördlich von hier gefunden. Sie dürfte dort in der Nähe sein. Ziemlich abgelegenes Land und viele Wälder in denen sie sich verstecken kann. Keine Menschen in der Nähe. Sie scheint wirkich auf eine Unachtsamkeit unsererseits zu warten, was den Schutz von Adam angeht. Und diese wollen wir ihr jetzt bieten." Aufmerksam lauschte Adam ihrer Erklärung. Es erschien ihm einleuchtend. Doch in wie fern sollte Nathanael da auch von nutzen sein. Diese Frage stellte er auch nun der Vampirin. "Nun", setzte diese fort. "Er wird sich mit der einen Streit liefern. Natürlich kein richtiger, nur dargestellt. Wenn ich Emilys und Nions Schilderungen trauen darf, ist sie nicht bei klarem Verstand und wird darauf reinfallen." Sie schnappte sich jetzt Adam am Kragen, der noch immer halb auf Nathanael lag und schleifte ihn mit sich. "Na komm schon Nate, worauf wartest du? Ne Extraeinladung?" Nathanael brummelte unmissverständlich unzufrieden, während Adrienné sich so in ihre Geschichte und ihr Vorhaben hinein steigerte, ohne auch nur eine Reaktion der beiden anderen anzunehmen. Schließlich benannte sie ihn noch als keinen starken Krieger und nun wahrlich genervt fauchte er sie an. "Was heißt hier schwacher Kämpfer!" In der Tat, Nathanael war nicht die Art Krieger, wie man sie sich vorstellen wollte, aber er hatte mehr Fähigkeiten, als Adrienné vielleicht zugeben wollte. Und schon gar nicht, ließ er sich als schwach bezeichnen. Schwach, wenn Adam an seiner Seite war, daran wollte er gar nicht zweifeln, aber ohne Rücksicht auf Verluste war er ein ebenso guter Kämpfer, wie wohl alle anderen Vampire auch, zumindest diejenigen, die gewaltbereit waren. Als Adrienné ihm dann auch noch Adam weg zerrte, sprang er auf und zog den Anderen wieder zu sich. Die Vampirjägerin hatte Adam zwar nicht sehr fest gehalten, doch schien sie ihn einen Moment bei sich halten zu wollen. Ob der Junge es mitbekommen hatte, wusste Nathanael nicht, doch wollte sie damit wohl auf die Schwäche von dem Vampir hindeuten, denn wenn sie gewollt hätte, so hätte er wohl ewig zerren können und nie gewonnen. Sanft nahm er Adam wieder zu sich. "Erlaube dir nicht zu viel" drohte er ihr leise, mit einer beinahe freundlichen Stimme, folgte ihr dann aber brav, hielt Adam weiter bei sich. Ein Streit wäre vielleicht wirksam, nur wusste Nathanael nicht, ob es wirksam genug war und Roselin wirklich auf Adam abzielen würde oder sich doch eher von dem Aufruhr rund herum abschrecken lassen würde. Nun, sie würden es sehen und mehr als nichts würde dann auch nicht passieren. Er behielt Adrienné im Auge und als sie so durch die Gänge strichen, entspannte er sich mehr und mehr. Sie war in der Tat nicht so böse und schon gar nicht so verrückt, wie die Herren aus dem Rat. Aber er war sich einfach nicht sicher, auch wenn er sie als anständig und sehr offen darstellte, in wie fern er ihr trauen konnte. Immerhin wusste er noch immer nicht, was sie vielleicht sonst noch so für Aufträge hatte und weder er, noch Adam waren im Moment in den vampirischen Kreisen gerne gesehen. Jemand mit viel Geld würde also alle möglichen Aufträge für sie bereitstellen. "Ich bitte dich Nathanael. Du warst schon immer eher der Freigeist, der eher mit Worten kämpft, als zu einem Schwert greift." Ohne größere Wiederworte, ließ sie Adam wieder los und ging einen Schritt zurück. Sie lachte leise und belustigt. "Mir nicht zu viel herausnehmen? Denkst du, ich würde gegen dich verlieren?" fragte sie nun amüsiert. Wohl kaum, denn ihre Stärke lag wohl weniger in der Kraft, die trotz allem in ihr wohnte, als eher in der Schnelligkeit und Wendigkeit, die sie besaß. Adrienné drehte sich um, ohne die beiden eines weiteren Blickes zu würdigen. Ihr Plan besah vor, dass sich Adam und Nathanael bis aufs Blut reizen sollten. Möglicherweise sich gegenseitig mit Trennung drohen. Roselin würde hoffentlich darauf anspringen. Sie bemerkte natürlich die Ruhe hinter sich, denn allen vorran war es Adam der äußerst still neben dem anderen Vampir herging. Was in seinem Kopf vorging, vermochte sie nicht zu sagen, doch sein Herzschlag war außergewöhnlich ruhig. Nur Nathanael war noch stiller als sonst. Kein Laut war von ihm zu vernehmen, nichteinmal seine Schritte konnte man hören. Was wohl bedeutete, dass er ihr mehr als nur leicht misstraute. Natürlich, sie war gefürchtet und auch wenn Emily ihr vielleicht vertraute und auch Jien-Wu, so hatte sie bereits von allen möglichen Vampiren Aufträge angenommen, wo sie Artgenossen allein aus deren Geld- und Machtgier heraus getötet hatte. Doch selbst wenn sie jemand mit der Ermordung von Nathanael und Adam beauftragen würde, konnte sie nicht annehmen. Sie hatte ihre Prinzipien und sie glaubte an das was die junge Vampirfürstin sagte. Ob Nathanael wirklich als Freigeist bezeichnet werden konnte, daran wollte er doch zweifeln, aber in der Tat war Gewalt nicht seine erste Lösung. Aber nur aus dem einfachen Grund, dass er sich generell zurückzog, wenn es ihm zu eng wurde oder er sich von vorne herein aus unangenehmen Angelegenheiten heraus hielt. Aber er schwieg weiter und blickte aus dem Fenster. Obgleich es noch nicht Nacht war, so schaffte die Sonne nicht einen einzigen ihrer Strahlen durch die dicke Wolkendecke zu stoßen, trotzdem war sich der Vampir nicht sicher, ob sie wahrlich bei dieser Tageszeit raus sollten. Es war schon früher Abend mittlerweile, das war richtig, aber … Er seufzte leicht. Wieso machte er sich schon wieder Gedanken. Er würde nun Adrienné einfach Folge leisten und das Beste für sich und Adam hoffen, alles dafür tun, damit Roselin endlich ihrer Strafe entgegen blicken konnte, auch wenn er ihr nicht den Tod wünschte, so hatte sie ihn doch verdient. Er sah zu Adam, der ebenfalls schweigend mitkam, strich dann sanft über seinen Kopf. Ihm fielen keine Worte ein, die er sagen konnte, schon gar nicht, als noch weitere Vampire dazu kamen. Jien-Wu war auch dabei, aber soweit Nathanael sehen konnte, blieb Leopold fern. Nur zur Erleichterung Nathanaels. Denn wie er sich das so vorstellte, würden er und Leopold nur mehr streiten, als er eigentlich mit Adam inszenieren sollte, also war es nur klug, wenn er diese Aktion nicht unterstützte. Sanft hielt er nun die Hand seines Liebsten. Sie würden gleich also tatsächlich alles daran setzen müssen, einander zu hassen und möglichst realistisch dabei zu sein, dass Roselin nichts bemerkte. Ein Streit alleine. Sicher hatte Adrienné recht und eine vorgetäuschte Trennung hätte mehr Wirkung. Erneut glitt sein Blick zu Adam, der weiterhin stillschweigend folgte. Er machte gar keine Anstalten, sich gegen das Vorhaben aufzulehnen, obgleich er doch als Köder herhalten musste. Ob das nun an Adriennés Präsenz lag oder daran, dass er, Nathanael, die ganze Sache begleiten konnte, vermochte er nicht zu sagen, aber trotzdem schlich sich ein leichtes Grinsen auf seine Lippen. Als sie die Treppen nach unten gingen fiel Adams Blick auf Emily, die paralell zu ihnen aus seinem der unteren Zimmer kam. Ihre Blicke trafen sich für einen kleinen Moment und er musste lächeln, so auch sie. Im Foyer des Hauses hatten sich bereits einige weitere Vampire eingefunden, die sie wohl begleiten würden. Nion war daruter und auch Octavianus. Die rothaarige Frau blieb nun stehen und drehte sich zu ihnen um. "Wir müssen euch trennen. Es darf nicht so aussehen, als ob ihr gemeinsam auf dieser Lichtung ankommt. Wenn du es mir gestattest Nathanael, werde ich mich Adams annehmen und ihn begleiten für den Fall, dass wir vorher schon überrascht werden sollten. Uns wird Nion begleiten. Du wirst dich mit Jien-Wu und Octavianus auf den Weg begeben." Sie sah kurz zu Emily, der der Schmerz direkt ins Gesicht geschrieben stand, dann wieder zu deren Sohn. "Wir haben einen Ort nördlich von hier ausgesucht. Eine Waldlichtung, in ungefähr 40 Kilometern Entfernung. Jegliche Zivilisation ist dort fremd und es liegt nahe an Roselins vermuteten Versteck." Adam hörte Aufmerksam zu und stimmte dem Vorschlag zu, Adrienné zu begleiten. "Bitte" sagte er an seinen Liebsten gewandt. "Mach dir keine Sorgen um mich, ich werde das schon schaffen und wenn das alles überstanden ist, steht uns nichts mehr im Weg." Er streckte sich ein Stück, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu geben. "Gib dein Bestes ja?" In seinen Augen lag eine unglaubliche Hoffnung und er glaubte wirklich an das, was sie vorhatten, dass war nicht zu übersehen. Nach diesem zärtlichen Abschied entzog er langsam Nathanael seine Hand und ging zu Adrienné und Nion. Ehe sie aus der großen Türe schritten, winkte er Nathanael und Emily nocheinmal zu und formte die Lippen zu einem 'Ich liebe dich'. Denn die Worte, die er später zu Nathanael sagen würde, wären sicherlich nicht harmlos. Emily wartete noch einen Moment, nachdem sie verschwunden waren, ehe sie ihren Sohn in die Arme schloss. "Versprich mir, dass du mir Adam gesund wiederbringst Nathanael. Pass auf dich auf und auf ihn. Versprich es mir!" Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen, doch konnte sie sich nicht länger gegen die Entscheidung der Anderen sträuben. Leicht seufzte der Vampir wieder. Ihm ging alles sichtlich zu schnell und er wollte Adam auch gar nicht gehen lassen, doch dieser entschied sich selber schon dafür und er konnte ihn wohl kaum aufhalten. Sanft erwiderte er den Kuss und sah dann beinahe leidig hinterher. Wieder war er sprachlos und so hob er nur seine Hand zum Abschied, als sich Adam noch einmal umdrehte. Nur einen Atemzug später hatte er Emily in seinen Armen. Sanft streichelte er über ihre Haare. "Keine Sorge. Uns wird nichts geschehen", sagte er leise und dann sah er zu seiner Begleitung. Alle nickten einverstanden und Nathanael löste sich von seiner Schöpferin. "Ich würde dir gerne alle gesund wieder bringen, Emily" sagte er noch leise, auch wenn beide wussten, dass dies nicht mehr möglich war. Und schon machte sich der kleine Trupp auf, um wie besprochen zu agieren. Er war gespannt, wie sich ihre kleine Streitszene entwickeln würde und er war sich sicher, dass sie einander wirklich hassen konnten in dem Moment. Das sie wahrlich streiten würden und wenn es tatsächliche Dinge waren, die sie dort austrugen. Adrienné hatte nach dem verlassen des Hauses Adam auf den Arm genommen und trug ihn nun durch die Wälder. Sie waren grundsätzlich ohne Auto schneller unterwegs, doch mit Adam waren sich auch so etwas in ihrer Geschwindigkeit gehemmt. Jetzt war es also so weit. Noch immer hoffte Nion, dass Roselin zur Vernunft kommen würde und sich endlich ihrem Schicksal ergab. Zumindest konnte sie auf diese Weise für immer bei ihm bleiben. Es wiederstrebte ihm so sehr, sie jetzt zu jagen und später sterben zu sehen. Er kannte das blonde Vampirmädchen seit dem Tag ihrer Erschaffung, hatte Jahr um Jahr mit ihr verbracht, als sie noch in seiner Villa gefangen gewesen war und in ihren lichten Moment war sie sogar äußerst liebevoll zu ihm gewesen. Doch diese Augenblicke hatte es nur äußerst selten gegeben. Roslin war einfach gelinde gesagt ein Monster, dass es liebte, zu töten. Schweigend lief er neben den anderen beiden her, hatte seine Umgebung genauestens im Blick. Und doch schweiften seine Gedanken immer wieder ab. Wie leicht es Nathanael doch getroffen hatte. Er hatte nur Adam retten brauchen und schon war ihm dieser so dankbar und liebte ihn sogar aus dem tiefsten seines Herzen. Aber ob sich der schwarzhaarige Mensch im Klaren darüber war, welcher Gefahr er sich gerade aussetze? Es konnte nämlich auch leicht passieren, dass Nathanael nichteinmal da war, wenn Roselin angriff. Doch seine Gedanken wurden wieder unterbrochen, als er den ersten Schritt auf die Lichtung setzte. Adrienné entließ Adam wieder aus ihrem Griff und gab ihm noch ein paar Insturktionen, wie er sich am Besten verhalten sollte. "Wir werden hier im Schatten der Bäume warten" sagte Nion zu ihm. Dann verschwand er auch schon wieder im Wald. "Wir sind ganz in der Nähe Adam, es kann dir gar nichts passieren!" hörte er Adrienné noch sagen. Wenn sie doch nur Recht hätte. Jeder war der Blonden an Geschwindigkeit unterlegen, mal abgesehen von der Rothaarigen vielleicht. Doch man konnte durch ihren verwirrten Zustand einfach nicht sagen, was sie als nächstes planen würde und darin bestand das eigentliche Risiko. Selbst wenn sie ihre Wut an Adam ausgelassen hätte, konnte man noch nicht sagen, ob damit auch ihre Wut im Allgemeinen gestillt war. Und da sie danach eine erneute Abfuhr von Nathanael erfahren würde, konnte es durchaus noch schlimmer werden. Es dauerte nicht lange, da erreichten auch sie die kleine Lichtung. Nathanael entdeckte zuerst Nion, der im Wald verschwand und Adrienné, die sich ebenfalls im Dunkel aufhielt. Sein Blick wanderte zu Adam, der so verlassen auf der Lichtung stand. Wie das Schaf vor der Drachenhöhle. Aber er durfte nun keinerlei Liebe ihm gegenüber ausstrahlen. Kälte und vielleicht ein wenig Unmut musste er nun ans Tageslicht bringen und er war sich beinahe sicher, dass Adam der bessere Schauspieler sein würde. Dennoch verteilten sich auch die restlichen Vampire ringsherum und Nathanael schritt langsam auf Adam zu. Als er auf der Lichtung stand, fühlte er sich selber ausgeliefert. Auch wenn sie gut bewacht waren, schien es so schutzlos zu sein, dass er, als Vampir und eigentliche Liebe Roselins, beinahe um sein Leben fürchtete. Doch war die Angst, Adam zu verlieren, noch immer größer und siegte schließlich über seine Gefühle. Diese Angst sollte er nutzen, um das ganze dramatisch vorzutragen und das Schauspiel so echt wie nur möglich wirken zu lassen. Schließlich standen sie einander kaum 2 Meter auseinander, da blieb er stehen, sah zu Adam und verschränkte die Arme, trat schließlich noch etwas näher. Sein Blick war ernst, beinahe böse, seine Lippen fest zusammengepresst. Beinahe, als sähe er Roselin vor sich. Und genau das versuchte er sich vorzustellen. Den Tag, an dem er Roselin eiskalt abservierte, an dem eigentlich all das Elend begonnen hatte. Er würde ihn noch einmal durchlaufen, mit Adam vor sich und hoffte, damit die Gefühle und Erinnerungen in Roselin so aufkeimen zu lassen, dass sie gar nicht mehr darüber nachdachte, was nun richtig und falsch war, sondern einfach hervor kam und nieder gestreckt oder wenigstens gefangen werden konnte. "Na, erwartest du hier jemanden" sagte er mit einem schroffen Ton, als wäre schon lange bekannt, dass Adam ihn mit einem Anderen betrog, einem heimlichen Liebhaber. Als jemand die Lichtung betrat, drehte sich Adam leicht erschrocken um, erkannte jedoch Nathanael, sodass auch sein Gesicht sofort etwas roter wurde, als ob man ihn bei etwas unerlaubten erwischt hätte. Doch nahm er eine distanzierte Haltung gegenüber dem Vampir ein und verschränkte die Arme vor der Brust, verlagerte das Gewicht auf ein Bein, sodass er trotzig wirkte. "Und wenn es so ist? Spionierst du mir etwa nach Nathanael?" fragte er mit kühler Stimme. "Vertraust du mir etwa so wenig? Obwohl, wenn ich daran denke, wie wenig Gefühl du mir in letzter Zeit entgegenbracht hast, kein Wunder, dass du mir dann misstraust, wenn ich die ganze Zeit weg bin." Er seufzte übertrieben theatralisch. "So Leid es mir tut, für dich, aber es war völlig sinnlos hierherzukommen. Ich warte wirklich auf jemanden!" Leicht entblößte Nathanael seine Zähne. "Oh nein, ich denke, ich muss mich entschuldigen. Denn deine süße Verabredung wird hier nicht her kommen, befürchte ich. Der ist wohl etwas … dazwischen gekommen." Er grinste nur noch mehr und ging näher zu Adam hin. Doch dann verschwand sein Grinsen. Einen Moment lang blitzte das Bild in seinem Kopf auf, wo er Adam tatsächlich mit einer Affäre sah, mit einem anderen Jungen, wie sie einander liebevoll umfingen. Ein leises Knurren kam über seine Lippen und er war selber überraschte, ließ es sich allerdings nicht anmerken. Mit einer nun rauen Stimme und einem beinahe mörderischen Blick sah er Adam an. "Ich bin also schuld? Wer war denn 'zu müde' oder hatte 'zu wenig Zeit' um auch nur einen Moment mit mir zu verbringen. Es tut mir schrecklich Leid, dass ich das Sonnenlicht nicht vertrage, Adam", zischte er. "Du bist es doch, der mir aus dem Weg gegangen ist und nun diese Affäre angefangen hat!" Nathanael wurde immer lauter und steigerte sich tatsächlich in das ganze hinein. "Und was hat dir dein Liebster zu bieten, was ich dir nicht bieten kann? Herz, Wärme? Du hast dich doch für mich entschieden, Mensch", zischte er wieder leiser, bedrohlicher und war ohne es zu merken nahe an Adam heran getreten. Adam zuckte beim ersten Satz merklich zusammen und sah schockiert zu Nathanael. "Dazwischen?" fragte er leise, kaum hörbar, doch mit einem merklichen Schauer in der Stimme. "Was hast du ihm angetan!" schrie er laut. Er hörte alles andere nicht mehr, sondern als Nathanael dicht neben ihm stand, packte er ihm am Hemd und versuchte ihn durchzuschütteln, was er aber nicht konnte. "Du hast ihn umgebracht!" kam es heiser über seine Lippen. "Du bist ein Mörder! Ein elender Mörder!" Er stieß sich vom Vampir ab und taumelte ein Stück zurück. "Du elender Lügner! Du hast mir versprochen, nie jemandem etwas zu tun, den ich lieben würde, dass du mir alles geben würdest, was ich brauche!" Tränen traten in seine Augen, denn er ließ sich nun einfach von seinen Gefühlen treiben. "Und was, wenn ich diese Affäre gebraucht habe, etwas Menschlichkeit in meiner Nähe? Kannst du dir überhaupt im entferntesten vorstellen, wie es ist, nur von Vampiren umgeben zu sein?" Adam hob die Hand, denn darauf wollte er gar keine Antwort. "Weißt du was Nathanael! Ich ... ich kann nicht mehr. Ich kann nicht mehr bei dir sein! Du erdrückst mich mit deinen Gefühlen! Lieber sterbe ich, als noch einen weiteren Tag an deiner Seite zu sein!" Adams Reaktion und auch seine Worte trafen Nathanael so tief, dass er einen Moment alles um sich herum vergaß. Er stand einfach da. Die Worte, das Sehnen nach Menschlichkeit, nach Nähe und Wärme, all dies waren die Ängste, die der Vampir täglich mit sich trug, warum Adam ihn eines Tages verlassen könnte. Er hatte geahnt, dass sie einander genau auf solch eine Art angreifen würden, doch dass es ihn so hart treffen würde, war auch ihm verborgen gewesen. Nun stand er da und fand keine Worte mehr, sah zu dem weinenden Adam. Er wusste nicht so recht, was er tun sollte, um das Schauspiel abzurunden, um die Fassade nicht fallen zu lassen. Lieber wollte er vor Adam auf die Knie fallen, ihn trösten, seine Liebe beteuern, doch das ging nicht und so war er einfach nur steif vor dem anderen, er atmete nicht einmal mehr. Doch nach einem kurzen Moment der Stille, richtete er sich wieder mehr auf, stand wieder imposanter vor dem weinenden Adam, der scheinbar alles verloren hatte, was ihm lieb war. "Dann stirb." Es war fast nur ein Flüstern und doch laut genug, dass es nicht nur Adam hören konnte. Ihm war einfach die Stimme abgebrochen und so drehte er sich um und ging... immer weiter! Er konnte jetzt nicht stehen bleiben, durfte sich nicht umdrehen und bemühte sich Adrienné, Nion und allen anderen genug Vertrauen entgegen zu bringen, dass sie ein Auge auf Adam haben und sofort eingreifen würden. Auch wenn es unmöglich war, so hatte Nathanael gerade das Gefühl, zugrunde zu gehen, einfach zu sterben und gleich tot um zufallen. Er hoffte so inständig, dass es alles nur gefundene Worte für das Spiel waren und keine wahren Gefühle Adams, die er zur Sprache brachte. Es durfte einfach nicht so sein, dass er Adam nicht genug bot oder er bot ihm tatsächlich zu viel, verlangte zu viel. Er war verwirrt, auch, weil noch nichts hinter seinem Rücken geschah. Bei den noch kälteren, harten Worten von Nathanael wich ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht. Er presste die Hand vor den Mund und sah nur noch verschwommen, wie sich die Vampir von ihm entfernte. Dann gaben seine Beine plötzlich nach und er lag auf dem Gras der Lichtung. All seine Welt schien mit einem Mal zusammenzubrechen. Auch wenn das nur gespielt war, es war so authentisch. Es tat ihm so sehr weh, dass es ihm sogar die Luft zum atmen nahm. Wenn er an die letzte Nacht dachte, wie gut er geschlafen hatte, wie sehr er die Wärme zu Nathanael genossen hatte und jetzt das. Selbst wenn es nur gespielt war. Diese Worte könnten so viel mehr zerstört haben, als sie beabsichtigt hatten. Es würde mit Sicherheit nie mehr so sein wie vorher. "Bitte..." flehte Adam leise und streckte die Hand nach dem Vampir aus. "Es tut mir Leid!" Die leisen Worte Adams erreichten zwar noch sein Ohr, doch zu seinem Verstand wollten sie nicht durchdringen. Er drängte sich an Nion und Adrienné vorbei, die ihn eigentlich in Empfang nehmen wollten, gerade Nion, der so viel Mitgefühl und Verständnis in seinem Blick hatte, doch der Vampir wollte einfach nur weiter weg. Weit weg, bis er den Geruch Adams nicht mehr wahrnehmen und all dies hier verarbeiten konnte. Es ist alles ein Spiel, ein Spiel. Alles nur gespielt, versuchte er sich immer wieder in Gedanken klar zu machen, doch alle seine Ängste, alle seine Zweifel waren zur Sprache gebracht und er war sich nicht einmal sicher, ob es lange genug gewehrt hatte, damit Roselin aufmerksam geworden und unachtsam war. Als er schließlich noch ein Stück weiter abseits stand, gaben seine Beine einfach nach und er ließ sich auf den weichen, nassen Moos nieder, schloss seine Augen und blickte in den Himmel, der durch ein kleines Loch im Blätterwerk hindurch zu sehen war. Unerbittlich tröpfelten Regentropfen nun auf ihn und er seufzte. Die Schritte, die sich näherten, waren ihm nur zu bekannt und einen Moment später kniete Nion neben ihm, mit einem sorgenvollen Blick, der Nathanael gleich die Glieder schwerer werden ließ. "Mir geht es gut" beteuerte er und wandte den Blick ab, schloss die Augen einfach wieder und tat so, als hätte er Nion gar nicht bemerkt. Natürlich so sah er auch gerade aus, dachte sich Nion, als er neben ihn gesunken war. Doch seine Körpersprache sagte etwas völlig anderes. Nathanael war am Boden zerstört, dass konnte sogar ein Blinder erkennen. "Das tut es wirklich nicht. Dir geht es völlig dreckig Nathanael. Es war doch nur gespielt, du solltest es dir nicht so sehr zu Herzen nehmen. Adam geht es auch nicht wirklich besser als dir. Er liegt jetzt völlig alleine auf der Lichtung, gut Adrienné ist in der Nähe, um sicher zu gehen, dass ihm nichts passiert. Es war wirklich... authentisch." Nion wusste nicht, ob das wirklich die richtigen Worte waren, die Nathanael jetzt auch hören wollte, doch ihm fiel bei weitem nichts besseres ein, als das. Adam lag noch immer zusammengekauert auf dem kalten Waldboden, von Weinkrämpfen geschüttelt. So würde es sich also anfühlen, wenn er sich wirklich im Streit von Nathanael trennen würde. Es war wirklich ein unschönes Gefühl, doch er konnte sich nicht erwehren, dass es ihn von innen heraus zerfraß. Es schmerzte höllisch, sein Herz tat so unglaublich weh und er wünschte sich, keines mehr zu besitzen, damit es ihm nicht mehr wehtun könnte. Eine Hand löste sich von seinem Bauch, den er noch immer festumschlungen hielt und krallte sich in das Gras unter ihm, als ober da Halt finden würde. Immer wieder seufzte er den Namen seines Liebsten, in der tiefen Hoffnung, er würde zurückkommen und ihn in den Arm schließen, mit der ruhigen Stimme in sein Ohr flüstern, dass alles wieder gut werden würde. Nathanael rappelte sich wieder auf und sah zu Nion hin. "Es war nicht nur authentisch... es war einfach … ein Albtraum" sagte er leise und seufzte, blickte kurz auf das Moos, dann wieder zu seinem Freund hin. "Es war im Grunde genau das, wovor ich mich fürchte, verstehst du?" Sein Blick schien verzweifelt und er wusste wirklich nicht, wohin mit seinen Gefühlen. Plötzlich aber sprang er auf und knurrte auf. Er spürte eindeutig Roselin in der Nähe, aber aus der anderen Richtung, als Adam. Sie näherte sich und kurz blickte er zu Nion. Nun verstand er wirklich, wieso Nion so sehr litt. Und er konnte nicht verstehen, wie er so freundlich und so ruhig bleiben konnte, wenn er gleich die Liebe seines Lebens verlieren würde. Schließlich trat Roselin mit Tränen in den Augen auf die kleinere Lichtung, wo Nathanael und Nion waren, eine Hand verdeckte ihren Mund, die andere streckte sie langsam nach dem trauernden Vampir aus. "Nathanael, es tut mir so Leid" sagte sie leise mit zittriger Stimme. Nion nickte abwesend, natürlich war es ein Albtraum, dass konnte er sich selbst vorstellen, auch wenn es ihn nicht wirklich betraf. Schweigend lauschte er jetzt der Erklärung von Nathanael. "Natürlich ist es genau das schlimmste, was ihr euch erdenken konntet." Auch er spürte die Anwesendheit eines fremden Wesens und wenn er sich nicht täuschte und wenn er Nathanaels Ausbruch richtig deutete, war es Roselin, die sich in ihrer Nähe befand. Er ließ den Kopf sinken, seufzte resigniert, denn schon trat die Blonde hinter den Bäumen hervor und kam auf sie zu. Wie sehr er doch den Wahnsinn in ihren Augen kannte. "Was tut dir Leid Roselin?" fragte er mit kühler Stimme. Kühler, als er sich es jemals hätte denken lassen können. Der Vampir war überrascht, wieso Nion das Wort ergriff. Und wieso seine Stimme so eiskalt war, dass selbst Roselin in diesem Moment zurück schreckte. Er aber sah wieder zu dem Mädchen, das in diesem Augenblick so klar bei Verstand schien und so … wie er sie kennen gelernt hatte und wie wohl auch Nion sein Herz an sie verschenkte. Doch nur einen Moment später, als die Worte Nions wohl ihren Verstand erreicht hatten, zuckte ihre Hand zurück und sie fauchte leise. "Ich hätte dich nie verraten, nie hintergangen, Elender" zischte sie bedrohlich und zeigte mit einem Finger auf Nathanael. "Aber du musstest dich für den menschlichen Jungen entscheiden. Hast mich fallen lassen, als wäre ich nichts" fauchte sie wieder, beruhigte sich aber schnell und hatte wieder die mitfühlende Miene, das leidende Gesicht. Sie wandte sich zu Nion. "Bitte... ich will nicht sterben" flehte sie leise und wahre Tränen liefen über ihre Wangen. "Ich werde auch artig sein" säuselte sie und ihre Stimme brach ab, ehe sie wieder eine völlig andere Stimmung bekam und an den beiden vorbei sprintete, schneller, als Nathanael überhaupt reagieren konnte und auf die große Lichtung zu stürmte. "Adrienné!" war das einzige, was der Vampir noch rufen konnte, denn hinterher laufen würde bei der Geschwindigkeit wenig hilfreich sein. "Das liegt nicht weiter in meiner Hand" war Nions Antwort auf ihre Aussage. "Es liegt schon lange nicht mehr in meiner Hand, darüber zu urteilen." Doch auch er rechnete nicht mit einem so schnellen Umschwung und reagierte noch einen Tick langsamer als Nathanael, setzte sich jedoch gleich in Bewegung, als ihm klar wurde, was die Blonde vorhatte. Adrienné hatte Adam weiter im Auge behalten, Nion und Nathanael sich völlig selbst überlassen, hörte aber den jüngeren Vampir laut ihren Namen rufen und drehte sich in seine Richtung, wobei sie einen leichten Luftzug spürte, der an ihr vorbeizog. Mit einem unwirklichen Knurren machte sie kehrt und folgte dem Schatten auf die Lichtung. Adam lag noch immer reglos auf der gleichen Stelle, an der er zusammengebrochen war. Selbst aus der noch weiten Entfernung konnte die Rothaarige das pure Entsetzen in seinen Augen erkennen, als er Roselin über sich erkannte. Doch Adam war nicht einmal in der Lage sich zu wehren, ehe sie bereits vor ihm niederkniete. "Roselin" fauchte Adrienné. "Wage es nicht, ihn auch nur anzurühren!" Als Nion los lief, folgte auch Nathanael. Als die beiden auf der Lichtung ankamen, war Roselin bereits bei Adam. Der Vampir sah nur noch, wie auch Adrienné hineilte, in einem wirklich erstaunlichen Tempo, doch die Drohung ihrerseits konnte von Roselin natürlich nur als gute Idee aufgefasst werden. Sie kniete neben dem Jungen und Nathanael konnte nicht einmal mehr schreien. Tief bohrte sie ihre Zähne in das Fleisch Adams, aber sie trank das Blut nicht einmal, sondern löste sich und fing an wie ein Berserker auf ihn ein zu kratzen, ihn zu schlagen, bis Adrienné endlich Herrin der Lage wurde und das wild gewordene Wesen umstürzte und auf dem Boden fest nagelte. "Steht nicht so herum!" schrie sie völlig außer sich, kämpfte dabei mit Roselin, die sich zu befreien versuchte. "Ihr könnte gerne helfen!" Es klang ein wenig Hohn mit in der Stimme, doch war die Lage zu ernst, als das es als Scherz aufgefasst werden konnte. Nion eilte sogleich herbei und zusammen konnten sie Roselin fixieren. Doch Nathanaels Blick galt nur dem stark blutenden Adam, der dort unverändert im Gras lag, scheinbar ohne jedes Leben. Nur langsam und ohne sein Zutun bewegten sich seine Füße voran und schließlich kniete er entsetzt neben dem stark zugerichteten Menschenjungen, mit dem er sich eben noch für diesen dummen Plan gestritten hatte. Nichts würde passieren, es waren genug da? Wo waren denn jetzt alle. Noch immer ratlos und ohne überhaupt die Realität zu verstehen beugte er sich über Adam. "Adam", sprach er leise und strich über die Blut überströmte Wange. Er wusste gar nicht, wo der Lebenssanft überall austrat. Es schien aus jeder Pore zu kommen. "Adam, sieh mich an", bat er ihn dann mit rauer, verzweifelter Stimme. Adams Augenlider flatterten eine Moment, ehe er seinen Blick auf Nathanael richten konnte. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Nathanael" brachte er heiser hervor. "Mir ist kalt!" Adrienné sah in den Wald und fauchte. "Ihr müsst ihn zu Emily bringen! Wenn ihm jemand helfen kann, dann sie!" Sie packte Roselin unsanft an den Haaren und zog sie hoch. Anschließend wandte sie den Blick auf Nion. "Wir bringen sie an einen sicheren Ort! Wo sie niemanden mehr verletzen kann oder gar schaden!" Zusammen mit dem Brünetten verließ sie nun die Lichtung. Octavianus trat aus dem Schatten der Bäume und hob den schwachen Adam hoch. Sein schmerzerfüllter Blick galt allein Nathanael. "Es wird alles wieder gut. Emily wird wissen, was zu tun ist Nathanael. Wir müssen ihn noch nicht verwandeln!" Nach diesen Worten machte er sich schleunigst auf den Weg zurück zur Villa. Jien-Wu kam an die Seite Nathanaels und fasste ihn am Arm. Mit einem Kopfnicken deutete er ihm an, den anderen zu folgen. Emily wartete unruhig vor der Villa, als sie einen heiseren Schrei ausstieß, nachdem Octavianus mit dem blutenen Adam den Wald vor ihrem Haus verließ. "Nein... Oh nein!" murmelte sie. Der Vampir blickte noch immer auf die Stelle, selbst als Octavianus Adam davon genommen hatte. Nun waren wirklich alle Ängste Nathanaels eingetroffen. Er war Schuld daran, wenn Adam sterben sollte, nur weil er mal wieder viel zu emotional geworden war, sich nicht hatte zusammennehmen können. Er würde nun fluchen, aber noch immer kniete er stocksteif da, bis er schließlich auf die Beine gezogen wurden. Instinktiv folgte er der kleinen Gruppe und suchte die Nähe zu Adam. Das sie so schnell zurück zu Villa waren, fiel ihm erst auf, als er Emily sah, die schockiert aufschrie. Hatte er ihr nicht versprochen, dass nichts geschehen würde? Adrienné hatte tatsächlich recht. Nathanael war ein schlechter Krieger. Er hatte sich ablenken lassen und nicht einmal etwas unternommen, als Roselin direkt vor ihm stand, noch völlig durcheinander. Leicht schüttelte er den Kopf. Nicht einmal Adrienné hatte etwas unternehmen können, es war einfach ein Unfall. Doch noch kein Ton hatte er bisher gesagt, sein Blick war wieder an seinen Liebsten geheftet, der immer blasser wurde und schon so leblos aussah, als Octavianus ihn in ein Bett legte. Nathanael war mitten in der Tür stehen geblieben. Er konnte nicht mal über die Schwelle treten. Selbst noch völlig schockiert sah er sich das Treiben um den Körper an. Emily folgte ihrem Schöpfer in das kleine Zimmer, in das sie Adam brachten. Sie war bereits jetzt am Ende ihrer Kräfte, doch solange Adam noch lebte, konnte sie nichts weiter tun. Oliver war vor einer guten Stunde aus seiner Landwohnung hierher aufgebrochen, da sie bereits eine solche Vermutung gehabt hatte. Doch es würde wohl noch eine Weile dauern, bis er da war. Solange würden sie sich wohl gedulden müssen. Ihr Schöpfer verließ das Zimmer und ging nach draußen. Selbst er sah elend aus. Emily wandte sich schließlich ihrem Sohn zu, der noch immer wie zur Salzsäule erstarrt in der Tür stand. "Nathanael" In ihrer Stimme lag etwas flehendes, etwas ... beunruhigendes. "Adam geht es schlecht. Roselin hat ihm sehr zugesetzt und ich weiß nicht, wie lange er noch überleben kann. Oliver hat Blutkonserven im Auto und er wird Adam sofort versorgen. Doch" , sie hielt einen Moment inne, "ich denke, solange wird er nicht mehr durchhalten. Wir müssen handeln Nathanael, oder wir verlieren den Kleinen." Als Emily ihn so sanft ansprach, lockerte sich sein Körper ein wenig, doch er bewegte sich nicht. Das Gerede von Adams Leben oder Tod ließ Nathanael dann nur den Kopf schütteln. Das Handeln, von dem Emily redete, wollte er auf keinen Fall, lieber würde er das nächste Krankenhaus überfallen. Er tat einen Schritt zurück und blickte unverändert auf Adam, der sich nicht einmal mehr vor Schmerzen winden konnte. Schließlich meldete sich aber sein Unterbewusstsein. Er warf sich selber vor, wie er nur so tatenlos zusehen konnte. Er hatte es soweit kommen lassen, sie hatten sich, wenn auch nicht wirklich, nicht im Guten getrennt und er wollte auf keinen Fall, dass er so das Ende des Jungen ansehen musste. Dass Adam so seinem Ende entgegentreten musste. Doch sein Körper weigerte sich auch nur näher zu treten. Der Geruch von dem Blut vernebelte ihm so die Gedanken, dass selbst sein Kopf nun leer war. Erst als er von hinten angerempelt wurde, stolperte er ins Zimmer und drehte sich kurz um. Octavianus hatte ihn 'liebevoll' ins kalte Wasser gestoßen, nun sah der Vampir zu Emily, dann wieder zu Adam. "Das geht nicht, Emily" kam es dann leise über Nathanael Lippen. Adam würde kämpfen und die Sache schon durchstehen, zumindest bis Oliver da war. Emily sah traurig zu Nathanael. Nein, Adam würde es niemals schaffen, dass stand fest. Selbst wenn Oliver den Turbo einschalten würde, um zu ihnen zu kommen, und davon ging die Vampirfrau aus, hatte der Junge schon viel zu viel Blut verloren. Adam würde es nie überleben, selbst bei Transfusionen. Sie strich Nathanael sanft über die Wange und küsste ihn sanft dorthin. "Es geht aber nicht anders Nathanael. Vertrau mir. Wenn du es nicht selbst tun willst, dann werd ichs machen." Emily legte ihre Arme um seine Taillie und legte ihren Kopf auf die Brust des Jüngeren. "Bitte Nathanael, lass ihn nicht sterben. Ich will das nicht, lass mich ihm helfen!" Zuerst legte Nathanael die Hände an Emilys Schultern und wollte sie wieder von sich drücken, doch dann streichelte er ihr durch das Haar. "Er stirbt nicht" sagte er mit einer verzweifelten Stimme, sah noch immer zu Adam herüber, der schon gar nicht mehr so aussah, als würde er am Leben sein, doch er konnte das schwache Herz, den fast verlorenen Puls hören. Sicher, rein realistisch betrachtet, hatte Adam keine Chance, aber das wollte Nathanael nicht wahr haben, doch auch Emilys Angebot würde er nicht annehmen können. "Emily", er löste seinen Blick gequält von Adam und sah verzweifelt in die hübschen Augen seiner Erschafferin. "Ich...", fing er an. "Er darf nicht …", nicht einen Satz konnte er in seinem Kopf zu ende formulieren, ohne dabei den Faden zu verlieren. Er löste sich von Emily, die selber fast noch verzweifelte erschien, als er selber. Dann kniete er neben dem Bett, wo Adam ruhig lag. Nur sein Atem war schwer und kratzig, seine Hand, die Nathanael sanft in die seine nahm, war eisig kalt und hatte gar keine Kraft mehr. "Adam... du darfst nicht sterben" sagte er mit etwas festerer Stimme. Adrienné stand schon eine Weile vor der Tür, gut versteckt und hatte dem ganzen gelauscht. Als sie Nathanaels Worte hörte, die er zu dem leblosen Jungen sprach, versetzte es ihr einen Stich in der Brust, gab ihr ein Gefühl, dass sie schon lange verloren geglaubt hatte. Sie atmete tief durch und trat schließlich nach einem leichten Klopfen an der Tür ein. "Sie ist bei Nion zu Hause, in ihrem Käfig. Leopold und Jien-Wu sind bei ihm im Haus, damit nichts schief geht. Sie wollen euch Beide dort sehen. Und Nathanael auch. Ich werde bei Adam bleiben." Die Rothaarige stand ein bisschen verloren in der Tür. "Ich schwöre, ich werde ihn nicht anrühren!" sagte sie bei einem Blick, den sie von den Dreien erntete. Natürlich spürte sie das schwindende Leben in Adam und sie würde ihn sehr wohl verwandeln, aber das konnte sie nur, wenn niemand mehr da war. Denn weder Emily noch Nathanael sollten den Kleinen verwandeln müssen. Es würde sie bis an ihr Lebensende verfolgen. Und schließlich war es auch mit ihre Schuld, dass es ihm so schlecht ging. "Jetzt geht schon" sagte sie mit Nachdruck. Emily und Octavianus machten sich auf den Weg, wobei sich die Weißhaarige nochmal umdrehte. "Komm Nathanael." Im ersten Moment stand Nathanael auf und wandte sich zum Gehen, doch dann blieb er vor dem Bett stehen und sah Adrienné finster an. Er wusste selber, dass sie ebenso wenig Schuld an dem Ganzen war, wie jeder andere hier, doch er wollte nicht die ganze Schuld auf seinen Schultern lasten haben und so fauchte er nur leise. "Ich lasse Adam nicht noch einmal in deiner Obhut" zischte er leise und machte nicht den Eindruck, als wäre er auf eine Diskussion aus. Auch Emily, die ihn zum Mitgehen bat konnte nichts daran ändern. Er würde ihm nicht noch einmal von der Seite weichen und wenn das seinen Tod bedeuten sollte, dann würde Nathanael damit leben müssen, wie schon mit all den anderen Dingen, die seine Seele belasteten. Leicht schüttelte er den Kopf und sah zu Emily, dann wieder zu Adrienné. Sein anfänglich abwehrendes Fauchen wurde zu einem unterschwelligen Knurren. Er würde keinen Moment mehr ertragen, wo er Adam alleine ließ. "Geht!" befahl er nun herrisch allen Anwesenden. Wenn sie ihn alle weiterhin so ansahen, würde er nie einen klaren Kopf bekommen und gerade jetzt schien ein wenig seiner Vernunft zurück zu kehren. Er musste denken, in Ruhe und alleine. Er brauchte nun einfach einen Augenblick Zeit für sich und so lange würde Adam schon noch auf eine Entscheidung warten können. Adrienné machte ohne größere Einwände kehrt und ging zurück zur Tür, wo sie den Arm schwesterlich um Emliy legte. "Lass uns gehen" sagte sie sehr still und mit einer ungeheuren Ruhe in ihrer Stimme. Sie war es jetzt auch, von der der Ruhepol ausging und nicht mehr die sonst so gefasste Emily, die dieser Tag wohl mehr aus der Bahn geworfen hatte, als sonst je einer in ihrem langen Leben. Emily zitterte am ganzen Leib und wusste nicht wohin mit sich, doch als sie die Hand von Adrienné um sich fühlte, löste auch sie ihren Blick. Sie würde ihrem Sohn im Moment alles gewähren, was dieser sich wünschte und dazu gehörte auch die Tatsache, dass sie ihn allein bei Adam lassen musste. Er brauchte seine Ruhe. Sie beide brauchten sie. Und so verschwand die Weißhaarige mit Adrienné und ließ Nathanael mit Adam allein. Der schwarzhaarige Junge hatte seine Augen wieder ein wenig geöffnet. Sein Blick war verschwommen und am liebsten hätte er nur noch geschlaffen. "...thanael..." brachte er mit krächzender Stimme hervor. Er hätte liebend gern die Hand gehoben, doch irgendwie wollte sie ihm nicht gehorchen. Unruhig beobachtete Nathanael, wie die anderen gingen. Als sie dann endlich aus dem Zimmer waren und die Tür hinter ihnen zu viel, seufzte er leise. Doch das leise, kratzige Wort von Adam, ließ ihn wieder erschrocken herum fahren. Er war wach! Sofort kniete er sich wieder neben das Bett, nahm die Hand des Jungen und strich mit der anderen über seine Wange. "Ich bin hier" sagte er leise und mit einer überraschenden Ruhe und Liebe in seiner Stimme. Jede Aufregung war aus ihm verschwunden und nur noch das warme Gefühl seiner Zuneigung war geblieben, die Hoffnung, Adam würde es überstehen. All dies war noch übrig von seinem Gefühlschaos und so küsste er den anderen sanft auf die blutige Stirn. Er würde jetzt sagen, dass er nicht zu sprechen brauchte, doch er wollte die Stimme hören, wollte wissen, ob er wach war oder nicht, wollte sicher gehen, dass es Adam gut ging. "Oliver, der Arzt, er ist bald hier" sprach er leise und liebevoll, streichelte über seine Hand. Seine Augen huschten über Adams Gesicht. Er sah so … er sah so anders aus. "Ich liebe dich Adam" flüsterte er leise, ohne überhaupt eine Antwort von Adam abgewartet zu haben. Nur schwer konnte dieser Nathanels Worte einordnen, doch irgendwann erreichten sie sein Hirn und er konnte sie verarbeiten. Ein Arzt? Was war denn passiert? Er konnte sich nur noch an diesen fürchterlichen Streit erinnern, dann wurde mit einem Mal alles schwarz um ihn. Und dieser Streit, all die Worte, die er zu Nathanael gesagt hatte, taten ihm so schrecklich Leid. Egal, wem er jemals begegnen würde, seine Liebe gehörte doch auf ewig dem Vampir. Erneut traten Tränen in seine Augen, doch er hatte nichteinmal mehr die Kraft, sie wegzublinzeln und so ronnen sie ungehindert über seine Wangen. "Es tut mir so Leid!" flüsterte er leise, brachte es mühsam hervor. Er wollte Nathanael so viel erklären, doch er hatte nicht die Kraft dazu. "Es tut mir so Leid." Mehr Kraft hatte er nicht, als alles andere in Worte zu fassen. Sanft strich der Vampir die Tränen von Adams Wange. "Shh... du brauchst dich nicht zu entschuldigen" sagte er leise und ließ seine Hand auf Adams Wange liegen. "Ich liebe dich Adam. Nun noch mehr, als je zuvor. Ich liebe dich, hörst du" wiederholte er noch einmal und seufzte leise, lehnte seine Stirn an Adams Kopf. "Ich liebe dich, ich liebe dich Adam, mehr als alles andere" flüsterte er immer wieder in sein Ohr und er konnte nicht anders, als erneut die Trauer über sich hereinbrechen zu lassen. Wieso war es soweit gekommen. Hätte er damals nicht einfach wegsehen können? All diese Schmerzen, die der Junge schon seinetwegen hatte erleiden müssen. Niemals konnte er das wieder gut machen und selbst, wenn Adam nun sterben würde, wer würde garantieren, dass er danach glücklich sein würde, dass er jetzt glücklich war. Sanft strich er durch das klebrig, blutige Haar. "Es wird alles gut, Adam" flüsterte er noch einmal, da er sich noch immer nicht beruhigt hatte. "Hab keine Angst" kam es tonlos über seine Lippen, doch er war sich fast sicher, dass sein Herz zu Adams sprechen würde, dass er alleine durch seine Anwesenheit etwas Ruhe ausstrahlte, aber das konnte er sich auch nur einbilden. "Bitte..." keuchte Adam, als er plötzlich keine Luft mehr in seine Lungen bekam und versuchte panisch zu atmen, wobei sich seine Hände verzweifelt verkrampften. Sein angstvoller Blick traf auf die Augen von Nathanael. Jetzt würde es also enden. Das wars dann also. Und dabei hatte er dem Vampir noch nichteinmal alles sagen können, was er auf dem Herzen hatte, kein letztes 'Ich liebe dich', kein 'Bleib bei mir', nichts. Er würde jetzt einfach sterben, weil Nathanael ihn nicht verwandeln konnte. Und irgendwie war Adam ihm sogar im Moment dankbar dafür. Er hatte eine so schöne Zeit gehabt, in den letzten drei Jahren. Langsam drangen all die Erinnerungen wieder in ihn ein. Wie er hier, in diesem Haus aufgewacht war, Nathanael zum ersten Mal erblickt hatte und sich gefragt hatte, wer dieser sonderbare Mann an seiner Seite wohl war. Die vielen Nächte, die er halb dösend vor dem Kamin verbracht hatte, nur um bei dem Vampir zu sein. Die stille Zweisamkeit, die er immer genossen hatte und dann, als sie es endlich über sich gebracht hatten, sich gegenseitig, ihre Liebe zu gestehen. Das waren all die schönsten Momente, an die er sich erinnern konnte, die er mit Nathanael verbracht hatte. Aber auch viele Gedanken an seine Familie kehrten wieder. Seine Mutter und sein Vater, wie sie stolz ihren jüngsten Sohn zum ersten Mal in die Schule brachten, wie sein älterer Bruder ihm das Skateboarden beigebracht hatte, seine Schwester ihm ihre erste selbstgebackenen Torte vorsetzte, die grauenhaft schmeckte, die vielen Weihnachten und Geburtstage, die sie miteinander verbracht hatten. Mit einem Lächeln sah er zu Nathanael. "Danke" haucht er, ehe alle Kraft aus seinem Körper wich und er die Augen schloss. Als Adam auf einmal die Luft fehlte und er sich krampfartig krümmte, die Hände, die über das Bett kratzten, sich fest krallten an allem, was sie greifen konnten, sah Nathanael hilflos, wie Adams Augen langsam an Leuchten verloren. Mehr noch, als sie es eben getan hatten. Der Blick, der leer durch den Raum huschte, bevor sich die Lider langsam schlossen und der verkrampfte Körper nachgab. "Adam" hörte er sich selber schreien und voller Verzweiflung rüttelte er leicht an dem nun vollkommen leblosen Körper. "Adam, nein" keuchte er kraftlos. Danke? Wofür hatte er schon zu danken. Nathanael war doch der Grund, warum sein Leben langsam aus seinen Körper wich. "Adam!", rief er immer wieder, doch langsam sah sein Verstand ein, dass das Rufen alleine den Jungen nicht zurück holen würde. Langsam verschwamm alles vor Nathanaels Augen. Er konnte seinen Liebsten gar nicht mehr klar erkennen und als er sich über seine Augen wischte, um wieder besser sehen zu können, stellte er überrascht fest, dass sein Gesicht feucht war. Wie lange hatte er schon geweint, ohne es selber gemerkt zu haben? Für einen Moment vergaß er den Todeskampf und besah sich überrascht seinen Unterarm, der in der Tat voller Tränen war, die alle für Adam fielen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)