Fallen Angel of the Night - Pt. 01 von PinkyTwinkleLeo ================================================================================ Kapitel 18: Kapitel 18 ---------------------- Kapitel 18 Nathanael und Adam waren nun schon einige Zeit schweigend im Zimmer gewesen. Es war eine komische Situation. Nathanael fühlte sich befreit bei dem Gedanken, Roselin würde nie mehr etwas anrichten können, aber es bedrückte ihn auch. Er kannte Roselin als normales Mädchen, kannte sie aber auch als die Verrückte, die sie immer öfter wurde. Und so konnte er sich nicht entscheiden, wie er sich fühlen sollte. Auch Adam schien beklemmt zu sein, zumindest hatte auch er die ganze Zeit über nichts gesprochen, aber vielleicht war er noch zu erschöpft oder sein Körper fing bereits an, sich zu wandeln. Schließlich klopfte es an der Tür und mit einem geknickten Blick kam Nion herein und nickte Nathanael zu. Ihm wurde gesagt, dass die beiden noch einmal zu Rose wollten und er hoffte, dass sie noch jetzt vernünftig bleiben und den beiden einen schönen Abschied schenken würde, zumindest Nathanael. Dann verschwand Nion wieder ohne ein Wort gesagt zu haben und Nathanael sah zu seinem Liebsten. "Wir können nun zu Roselin. Bist du sicher, dass du das möchtest?" fragte er und strich über die Wange Adams. Adam hatte schweigend auf dem Bett gelegen und an die Decke gestarrt. Es war ein merkwürdiges Gefühl, müde zu sein, aber nicht schlafen zu können. Und er hatte das Gefühl, dass sich seine Gedärme ständig zusammenzogen und wieder entkampften. Es war ziemlich schmerzhaft, aber er zeigte nichts davon, da er Nathanael nicht beunruhigen wollte. Als Nion das Zimmer betrat, sah er dessen verletzten Gesichtsausdruck und wie erschöpft dieser nun wirkte. Er war wohl bei Roselin gewesen, doch den anderen Ausdruck in seinen Augen wagte Adam nicht zu deuten. Aber es erinnerte ihn irgendwie an die stille Zuneigung, die er für Nathanael empfand. Als dieser ihm nun die Frage stellte, nickte er und setzte sich unter Stöhnen ein wenig auf. "Ja, ich bin mir sicher. Ich möchte ihr vergeben Nathanael. Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte ich dich nie kennengelernt und du hättest mich nie zu einem Vampir gemacht." Leicht seufzte Nathanael. "Schreib ihr mal nicht zu viel Dank zu" sagte er leise. Adam durfte nicht vergessen, dass seine ganze Familie bei ihrem Wahn gestorben ist. Gut, Nathanael und Nion waren sicher nicht unbeteiligt, aber töten wollten sie niemanden und schon gar nicht so sinnlos niederschlachten, wie Roselin es getan hatte. Sanft strich er über seinen Kopf. "Geht es dir schlechter", fragte er nach und strich sanft über Adams Bauch. "Es ist normal, wenn dein Körper ein wenig schmerzt. Deine Organe werden nicht mehr versorgt und sterben langsam ab. Es wird aber nicht lange dauern" versprach er ihm. Dann zog er ihn sanft zu sich und hob ihn wieder auf die Arme. Er war sich nicht sicher, ob Roselin überhaupt wollte, dass Adam sie sah, aber das würden die beiden schon gleich heraus finden. Adam ließ sich von Nathanael wieder auf den Arm nehmen und umarmte ihn sanft. Leicht hauchte er zärtliche Küsse auf die Wangen des Älteren und streichelte über dessen Rücken. Er liebte Nathanael einfach und konnte sich bei weitem wirklich nicht vorstellen, keine Zeit mehr mit diesem zu verbringen. Langsam gingen sie nun in den Keller. Ein Teil des Hauses, der ihm selbst in seiner Zeit verwehrt geblieben war, als er hier gewohnt hatte. "Du Nathanael? Können wir nicht zu Emily ziehen?" fragte er mit einem schüchternen Blick. "Ich glaube, ich möchte nicht mehr in der Hütte wohnen, dass wäre mir irgendwie zu... strange." Das er sich jetzt ein richtiges zu Hause wünschte, wollte er nicht sagen. Adam hatte sich in der Blockhütte wohlgefühlt, dass stand natürlich außer Frage, aber hier hatte er sich doch noch etwas geborgener gefühlt. Sicherlich würde er sich nach Nathanael richten, doch es schien ihm nach wie vor eine nette Idee zu sein, aber schon drängte sich ihm etwas neues auf. "Oder ... du kamst doch nach deiner Verwandlung erst hierher nicht wahr? Lass uns doch auch in ein anderes Land ziehen." Nathanael sah zu Adam und war ein wenig skeptisch. Wieso wollte er denn hier her? Eigentlich hatte Nathanael nicht vor, zu Emily zurück zu kehren, aber wenn Adam sich in der Hütte nicht länger wohl fühlte, wie sollte er ihn dann dazu bringen, dort zu bleiben und das wahrscheinlich noch eine sehr lange Zeit. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, kam Adam bereits mit einer neuen Idee. "Ich kam mit Emily hier her, ja. Aber das hatte andere Gründe als meine Verwandlung" sagte er nur knapp und schon waren sie im Kellergewölbe angekommen. Er setzte Adam leicht ab und entdeckte das kleine Mädchen in der wohl dunkelsten Ecke des Gefängnisses. "Hey Roselin" sagte er leise und bemerkte eine kleine Bewegung. Der junge Mann schwieg zu diesen Worten. Er würde gern ein bisschen was von der fremden Welt kennenlernen, von der man sich so viel erzählte. Bei Tag war das ja nun nicht mehr ganz so einfach, aber bei Nacht war es niemals unmöglich, es nicht zu tun. Als er wieder auf den Boden gestellt wurde, blieb er ein bisschen hinter Nathanael, sodass Roselin, ihn nicht gleich erkennen konnte. Diese saß in einem Käfig ganz an das hinterste Eck verkrochen und blickte nun zu dem schwarzhaarigen Vampir auf. Als sie seine Stimme hörte, schoss sie in die Höhe. "Nathanael!" Sie war mit einer äußerst flinken Bewegung an den Stäben angelangt. "Was machst du hier? Wo ist Adam?" Bei ihrer Frage trat der Junge hinter dem Rücken von Nathanael hervor und blickte schüchtern zu der blonden Frau. Diese sah erst ihn an, dann sah sie geschockt zu Nathanael. "Es tut mir so Leid. Ich habe dich dazu gezwungen, etwas zu tun, was du nie tun wolltest. Es tut mir so Leid Nathanael!" Leicht schüttelte dieser den Kopf. "Es ist schon in Ordnung" sagte er leise und kam mit Adam näher. "Aber wir sind nicht hier, um dir irgendwas vor zu halten" klärte er sie auf und schob dann seinen Liebsten ein wenig vor. Immerhin wollte er mit ihr reden. Worte würde Nathanael keine finden, die ausdrücken konnte, wie er der Sache gegenüber stand. Alles was er vielleicht zu sagen hatte, war die Tatsache, dass er die meiste Zeit mit Roselin genossen hatte und es ihm beinahe Leid tat, ihr so viele Hoffnungen gemacht zu haben, es könnte mehr als nur eine Freundschaft entstehen, obgleich er von den Gefühlen von Nion wusste und eigentlich ahnte, dass Roselin nicht zu ihm passen würde. Aber das waren keine Worte, die zum Abschied gesprochen werden mussten, also würde es an Adam sein, alles zu sagen, was auch immer ihn noch belastete. Adam nahm all seinen Mut zusammen und ging ganz nah zu dem Verließ hin. Er beobachtete Roselin dabei die ganze Zeit, wie sie sich verhielt, was sie tat, um auch nur einen unterschwelligen Gedanken daran zu erahnen, ob sie böses mit ihm vorhatte. Doch schließlich stand er vor ihr und nichts dergleichen war zu beobachten. Ihr Blick war klar, die kristallblauen Augen auf ihn gerichtet. Sie beäugte ihn mindestens genauso misstrauisch, wie er sie. Adam musste sich aber auch eingestehen, dass sie ein hübsches Wesen war. So zierlich und fast schon zerbrechlich wirkend. Man konnte gar nicht erahnen, dass sie zu solche Gräueltaten fähig wäre, wenn er nicht selbst Zeuge einer geworden wäre. "Adam" sagte sie mit leiser Stimme. Es klang wie ein Glockenspiel. "Schön, dass es dir gut geht." Der Junge nickte bei ihren Worten. "Danke." Adam trat noch einen Schritt näher an Roselin heran, legte seine kalten Hände auf die ihrigen. Sie war noch ein bisschen kleiner als er selbst. "Ich wollte mich von dir verabschieden und dir sagen, dass ich dir dankbar bin. Zwar nicht dafür, dass du meine Familie getötet hast. Aber dank dir durfte ich wunderbare Menschen kennelernen und Nathanael hätte mich vermutlich sonst nie verwandelt." Er grinste leicht und auch Roselin lächelte traurig. "Das mit deiner Familie tut mir Leid Adam. Ich hab mich nur so oft nicht mehr unter Kontrolle. Seit diesem Vorfall hatte ich es immer weniger." Ihre Hand legte sich nun auch auf seine Wange, wie schon zuvor bei Nion. "Und das mit heute tut mir auch Leid. Ich hab dir die einmalige Chance genommen, ein normales Leben zu führen." Dann löste sie die Hand wieder. "Aber jetzt geht. Alle beide und werdet glücklich miteinander." Roselin wandte ihren Blick zu Nathanael. "Pass gut auf deinen Schatz hier auf. Er ist dir so viel näher, als ich es jemals hätte sein können. Ich wünsche euch alles Glück der Welt." Nathanael hielt sich leicht im Hintergrund. Er wollte Adam die Möglichkeit lassen und auch Roselin sollte ungestört sein. Als sie dann aber ihn ansprach, ging er näher heran und lächelte zu ihr. Als dann Adam etwas zurück wich, ging er an das Gitter und flüsterte kaum vernehmbar zu Roselin. "Ich werde auf Nion acht geben" versprach er ihr dann leise und lächelte ein wenig breiter, bis er schließlich grinste. Dann strich er ihr sanft über die Schulter. "Ich habe die Zeit mit dir sehr genossen, Roselin. Du bist eine Bereicherung für mein Leben" waren dann Abschiedsworte, die er finden konnte, auch wenn sie ihm schwer fielen. Nicht, weil sie gelogen waren, sondern fiel mehr, weil es so endgültig war. Roselin musste leicht springen, um die Wange von Nathanael erreichen zu können. Sie hauchte einen federleichten Kuss darauf. "Ich danke dir dafür Nathanael, aber jetzt geh und werde endlich glücklich!" Mit diesen Worten zog sie sich wieder von den Gittern zurück, in eine der dunklen Ecken. Adam war bereits wieder zum Ausgang gegangen. So war Roselin also, wenn sie bei klarem Verstand war? Es war schockierend zu sehen, dass man sie nun töten wollte, auch wenn sie wieder ganz die Alte zu sein schien. Aber sie hatte ja selbst gesagt, dass sich ihr Zustand schnell ändern konnte. Draußen wartete er, bis Nathanael wieder bei ihm war und nahm in an der Hand. Er wusste, dass er diese Frage eigentlich gar nicht stellen brauchte, da er die Antwort schon kannte, dennoch tat er es. "Du wirst da morgen Abend hingehen oder? Du wirst dabei sein, wenn sie ihr Leben auslöschen nicht wahr?" Sanft nahm er die kühle Hand Adams. Ein merkwürdiges Gefühl war es ja doch, immer hin war sie bisher immer so warm gewesen. "Ja, ich werde da sein" meinte er und streichelte dann sanft über seine Hand. "Kannst du selber gehen?" fragte er, da Adam nicht den Anschein machte, als würde er gerade Schmerzen haben und seine Beine gaben wenigstens nicht mehr so nach, wie ganz zu Anfang. Er fragte sich, ob die Wandlung, ob im Grunde das erneute Sterben seines Körpers bei Adam genau so heftig sein würde, wie es bei ihm selber war. Adam umschloss die sanften Finger fest. Doch er fühlte sich durchaus in der Lage, selbst gehen zu können. Auch wenn er noch immer etwas wacklig auf den Beinen war, Nathanael würde ihn schon auffangen. Die Schmerzen in seinem Innerne hatte auch bereits nachgelassen und wurden leichter. Doch was ihn nun bedrückte war diese Hinrichtung am kommenden Abend. "Sie ist nett nicht wahr?" fragte er schließlich leise. "Ich meine, wenn sie nicht gerade Dr. Jeckyl und Mr. Hyde in einem wäre, wäre sie doch ganz nett." Er fand es einfach nicht gerecht, dass Andere so einfach über ihr Leben urteilen konnten. Soetwas sollte man doch noch immer selbst bestmmen dürfen. "Ja, sie kann nett sein" sagte der Vampir und lächelte zu Adam. "Aber ich glaube alle anderen wären Schmusekater im Vergleich" meinte er schließlich noch. Dann führte er ihn wieder zum Zimmer. Dort angekommen zog er Adam gleich wieder zum Bett. "Hör zu. Roselin ist ein nettes Mädchen und sie bedeutet mir tatsächlich sehr viel, aber sie hat so vieles angestellt, so vieles angerichtet, wofür man nur sie alleine verantwortlich machen kann. Und ich rede nicht nur über die Vorfälle mit dir und deiner Familie, es gibt so viel mehr, wo sie über die Grenzen getreten ist und immer wieder wurde ihre Unzurechnungsfähigkeit ihr Glück. Aber was bringt es uns, wenn sie ganze Städte auslöscht und wir nur sagen, sie ist geisteskrank? Was meinst du, würde man mit einem Menschen machen? Ihn wegsperren, aber wie du siehst, kommt Roselin immer wieder frei und dann gibt es nur noch den einen Ausweg." Nathanael lächelte während er das sagte und strich Adam über die Wange. "Der Tod ist nichts Schreckliches und ich bin mir sicher, dass sie, als das Mädchen wie ich sie kenne, eine Erleichterung darin sieht, endlich erlöst zu werden, von ihrem Wahn." Adam drückte sich während dieser Worte fest an Nathanael. Natürlich hatte er Recht mit dem was er sagte, dennoch empfand er es als schlimm, denn er sah sich jetzt als ausschlaggebenden Punkt für ihre Hinrichtung bzw. Erlösung, wie immer man es sehen mochte. Er wollte es einfach nicht sein, doch verhindern, dass ihn diese Gedanken plagten, konnte er auch nicht. "Nathanael, ich will dort nicht hingehen. Ich will mir das nicht ansehen müssen" sagte er schließlich leise. Sanft strich Nathanael wieder über Adams Kopf und kraulte durch seine Haare. "Du musst auch nicht hin gehen" sagte er schließlich. "Bleib einfach hier" schlug er vor. Immerhin sollte Adam sich auch ein wenig ausruhen und wenn er das nicht sehen mochte, dann wäre es wohl auch keine gute Idee, ihn dort mit hin zu zerren. "Es wird nicht lange dauern" sagte er leise und man konnte sehr gut heraus hören, dass er selber am liebsten nicht hin gehen würde. Aber er fand, dass er es auf eine gewisse Art Roselin schuldig war, sie einfach bis zum letzten Tag zu begleiten und vor allem Nion, der bestimmt da sein würde, wollte er Halt bieten. "Danke" nuschelte der Junge an die nackte Brust des Vampirs. "Ich würde so einen Anblick einfach nicht ertragen. Das grenzt ja wirklich an mittelalterliche Methoden." Er löste sich wieder von Nathanael und kroch in das weiche Bett zurück. Er schloss seine Augen und wartete darauf, dass sein Liebster nun endlich zu ihm kam und ihn ein bisschen verwöhnte. Mit einer hochgezogenen Augenbraue betrachtete dieser Adam. "Sie wird ja nicht nieder gemetzelt. Im Grunde wird es so aussehen, als wenn sie einfach einschläft und nie mehr aufwacht" meinte er nur. Das wäre zumindest die liebevollste Methode, natürlich konnte aber auch irgendeine andere Methode angewandt werden, aber das konnte er sich nicht vorstellen, dafür hatte Roselin zu viele liebende Personen um sich, als das so etwas angerichtet würde. Schließlich schlüpfte Nathanael mit Adam unter die Decke und kuschelte sich etwas an den noch schwächelnden Körper. Sanft strich seine Hand über die Haut des Jungen. "Du musst dir die Schuld nicht zuschreiben" sagte er leise, als Adam so still wurde. "Es wäre so oder so soweit gekommen" Irgendwie war Adam Nathanael für diese Worte dankbar, dennoch konnten sie den Knoten in seiner Brust nicht lösen und er schmiegte sich einfach an den Körper seines Liebsten. Der Abend kam schneller als Adam vermutet hätte. Es war, als ob die Zeit jetzt allgemeiner etwas schneller vergehen würde, doch das wunderte ihn nicht. Sie hatten die ganze Zeit über reglos nebeneinander gelegen. Der Junge vermisste sehr den Herzschlag seiner selbst hören zu können, aber daran würde er sich wohl mit Sicherheit auch gewöhnen. Gegen den späten Nachmittag wurde es immer lebhafter im Haus und schließlich klopfte man an ihre Zimemrtür. Es war Emily. Sie strahlte wieder ihre gewohnte Ruhe aus. "Nathanael, es ist soweit." Doch ihre Stimme verriet die tiefe Trauer und ihren großen Unmut. "Nion möchte nicht allein sein, doch ich bin bei weitem nicht in der Lage, ihm beizustehen." Adam richtete sich ein stück auf, als sich sein Liebster nun schweigend von ihm trennte und mit Emily den Raum verließ. Adam brauchte keine Worte, er verstand auch so, denn im Grunde war es eine Familienangelegenheit und den Neuen wollte man wohl nicht nicht dabei haben, was er auch niemals gewollt hätte. So nahm sich der Junge jetzt die bereitgelegten Kleider und schlüpfte hinein. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass draußen keine Sonne mehr zu sehen war, öffnete er die Vorhänge ganz. Das Land, das das Haus umgab, lag ruhig und still da, nur etwas entfernter konnte man eine Art Schrein sehen. Nathanael wurde noch in eine Art festliche Trauerkleidung gesteckt, dann ging er mit Emily zusammen zu dem Schrein, den Adam aus dem Fenster heraus sehen konnte. Zuerst hatte er Emily an seinem Arm hängen, doch konnte er bereits die flehenden, nach Hilfe suchenden Blicke von Nion spüren, als sie die Treppen empor stiegen. Kaum, dass sie angekommen waren, sah Nathanael wie Roselin auf diesem Tisch lag, als wäre sie eine Opfergabe und Nion, der sogleich zu ihm kam, als würde er ihn einfach nur begrüßen wollen. Sanft, beinahe noch sanfter als bei Adam, nahm er die Hand seines Freundes und drückte sie voller Verständnis. Beide drehten sich dann zu Roselin und sahen zu ihr. Sie hingegen sah so voller innerer Ruhe und Frieden aus, dass man beinahe nicht mehr traurig sein konnte. Emily stieg neben Nathanael die Treppen empor. Hingegen ihrer sonstigen Angewohnheiten trug selbst sie ein schwarzes Kleid, dass ihren Körper sanft umschmeichelte. Nocheinmal löste sie sich von Nathanael und ging hinüber zu ihrer Tochter. Diese erwiederte ihren Blick lächelnd, sagte jedoch kein einziges Wort. Denn beide wussten, dass es vergeudete gewesen Luft wäre, wenn sie jetzt noch etwas sagen würden. Man konnte es in ihren Blicken sehen, wie sehr sie einander doch geliebt hatten. Emily beugte sich zu Roselin hinab und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Jetzt in diesem Moment hatte sie die unsagbare Schwere ihrer Gedanken nicht unter Kontrolle. Am liebsten hätte sie Roselin von diesem Tisch heruntergezogen, in ihre Arme geschlossen und gehofft, dass alles wieder gut werden würde. Doch dem würde nie so sein. Nichts würde je wieder gut werden, solange die Blonde am Leben war. Mit einer letzten sanften Geste wandte sie sich nun ab und kehrte zu den beiden Männern zurück, wobei sie sich wieder nah an ihren Sohn drückte. Sie konnte einfach nicht hinsehen, als Leopold nun auf die kleine Anhöhe kam. Schon von weitem konnte man die Spritze in seiner Hand sehen. Langsam war sich Nathanael nicht sicher, ob er hier war, um Roselin die letzte Ehre zu erweisen, oder ob er als nur zur Unterstützung seiner beiden geliebten Personen hier war. Schließlich klammerte sich Nion immer verzweifelter an seine Hand, dass es schon fast weh tat und auch Emily war wieder näher an ihn gerückt und nahm sanft seine noch freie Hand. Dann sah er auch schon, wie Leopold auf die Anhöhe kam. Er wusste gar nicht, wieso dieser Kerl die Strafe durchführen musste, aber wahrscheinlich war er der einzige, der wenig genug Herz besaß, um es wirklich zu tun. Silber … es war wohl eine der schnellsten Methoden, da war er sich sicher, aber auch würden Roselin Krämpfe schütteln, bis sie endlich die Erlösung fand. Nathanael konnte sich gar nicht ausmalen, wie schrecklich es sein musste und sicher wäre er nicht der einzige, der den Todeskampf nicht lange ansehen konnte. Doch noch war es nicht so weit und trotzdem drehte sich Nion bereits weg. Adam sah nun zu, wie sich dort immer wieder mehr Vampire versammelten. Am deutlichsten konnte er Nathanael, Emily und Nion erkennen. Zum Glück wurde Roselin von Leopold verdeckt, der sich nun langsam bereit machte, seine Aufgabe zu vollenden. Ehe es jedoch soweit kommen konnte, schloss Adam die Vorhänge und kehre wieder zurück zum Bett. Langsam ließ er sich auf die Matraze sinken. Er legte seine gefalteten Hände in den Schoß und starrte an die gegenüberliegende Wand. Hoffentlich würde es nicht mehr allzu lange dauern, denn sonst würde er nur noch auf dumme Gedanken kommen. Er wollte nur so schnell wie möglich von hier weg. Damit hatte er auch die Gedanken an einen möglichen Einzug hier verworfen. Er konnte niemals in einem Haus leben, in dem eine junge Vampirin ums Leben gekommen war, die sich noch bei ihm so nett entschuldigt hatte. Roselin lag ruhig auf dem Tisch, während Leopold die Spritze nocheinmal in seinen Händen begutachtete. Sie hatte ihn noch nie wirklich gemocht, denn er war ein arrogantes Arschloch und sich für alles zu gut. Sie war davon überzeugt, dass er es mit Freuden machte, ihrem Leben ein Ende zu bereiten. Und das Silber, dass sich im inneren der Spritze befand würde es schnell enden lassen. Vielleicht nicht ganz so schnell, als wenn sie sich eine Kugel in den Kopf gejagt hätte. Aber so war es doch auch ganz okay. Es würde nicht lange dauern und sie wäre erlöst, von allem, was sie an diese gottverdammte Welt fesselte. Der blonde Vampirfürst setzte die Kanüle nun an ihren Arm und bohrte sie in die Vene. Roselin biss die Zähne fest zusammen, denn es tat ziemlich weh. Nocheinmal atmete sie tief durch, ehe sie bemerkte, dass das Silber nun langsam in ihre Adern geleitet wurde. Sie versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben, doch die Krämpfe ließen sich kaum vermeiden. Doch langsam schwanden ihr die Sinne. Emily konnte lange nicht hinsehen, doch schließlich rang sie sich dazu durch. Leopold hatte gerade die Nadel in ihre Vene gedrückt und verabreichte Roselin das Silber. Sie bemerkte, wie sich langsam das Hemd von Nathanael an ihrer Wange feucht wurde. Entsetzt blickte sie auf den weißen Stoff und bemerkte die rote Färbung, völlig entsetzt fasste sie sich an die Wangen und spürte das erste Mal seit über 2000 Jahren Tränen in ihrem Gesicht. Sie atmete stockend aus und sah schließlich wieder zu Roselin. Diese hatte ihren leeren Blick ihnen zugedreht und sah genau auf sie. Emily legte ihren Kopf schief und betrachtete für einen kleinen Moment ihre tote Tochter. Sie bekam es gar nicht wirklich mit, ehe ihre Beine nachgaben und sie schluchzend zu Boden sank. Nathanael wusste gar nicht so recht, wie er sich fühlen sollte. Nion neben ihm, der den Eindruck machte, als würde er mit Roselins Tod ebenfalls von ihnen gehen und Emily, die am Ende ihrer Nerven war und sogar anfing zu weinen. Er hingegen fühlte für den Moment gar nichts, er hörte nicht mal was. Nur seine Augen waren noch scharf und er blickte ohne einmal weg zu sehen in das Gesicht von Roselin, wie sie den Kopf ein wenig bewegte unter den Schmerzen und das Gesicht verzog, dann diese unendliche Ruhe auf ihren Zügen. Er konnte gar nicht glauben, dass es schon vorbei sein sollte, doch als Emily auf den Boden rutschte, oder viel mehr fiel und auch Nion langsam seinen Arm losließ und die eingedrückten Stellen, wo seine Nägel sich in Nathanaels Fleisch gebohrt hatten, langsam brannten, da kehrte auch sein Gehör zurück und vor allem sein Gehirn. Er konnte wieder denken. Es war vorbei! Mit leichtem Scham bemerkte er eine Freude in sich, eine Erleichterung, doch auf der anderen Seite würde er zu gerne auch auf den Boden gleiten und weinen. Sein Körper und vor allem sein Kopf waren so überfordert mit den vielen Eindrücken, dass er einfach da stand und anfing zu weinen. So wie Emily es herzzerreißend tat und auch Nion still an Nathanael gedrückt weinte. Wie das Bild wohl aussehen musste, schlich sich ein Gedanke in die Stille seines Kopfes. Auch Leopold schien überwältigt von dem Anblick zu sein, denn er stand einfach da und starrte, totengleich wie Roselin zu der kleinen Gruppe herüber. Langsam löste sich Nathanael aus seiner Starre und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, erkannte dann erst die rötliche Färbung und sah zu Emily. Sanft aber mit einer Bestimmtheit schob er Nion von sich und kniete sich neben seine Schöpferin und in vielerlei Hinsicht auch seine Mutter. Sanft strich er über ihre weichen Haare und nahm sich dann vom Boden auf in seine Arme. "Emily" sagte er leise und mit einer Trauer in der Stimme, die ihm beinahe selber das Herz zerriss. "Sieh doch... sie ist ganz ruhig. Selbst ein Lächeln liegt auf ihren Lippen" versuchte er Emily davon zu überzeugen, dass eine lange und tiefe Trauer gar nicht nötig war. "Sie hat zufrieden mit dem Leben abgeschlossen." Er nahm sie sanfter in ihre Arme und lächelte ein wenig. "Adam braucht jetzt deine Stärke und deine Fürsorge" flüsterte er weiter und bemerkte, dass es wohl Nion war, der sich langsam von seinen Worten beruhigen ließ, denn dieser setzte sich nun zu den beiden und weinte nicht mehr unerbittlich. Es war merkwürdig wie menschlich sich der Vampir vorkam in solch einer Situation, obgleich diese Empfindungen, die sie nun wohl hatten, weit über die menschliche Vorstellungskraft gingen. "Wir sollten nicht um sie trauern. Das macht ihr den Weg nur schwerer von uns zu gehen" sagte Nion mit einer leisen, rauen Stimme. Doch er war ruhig und streichelte über Emilys Rücken. "Ich bleibe bei dir, Emily" versprach er ihr dann leise und musste dabei sogar kurz lächeln. Als wäre er sonst nicht da gewesen oder hätte sich irgendwann einmal von ihr gelöst, aber das war hier gar nicht der Rede wert, denn nun würde er wirklich für immer bei Emily bleiben, zumindest solange, wie sie ihn duldete. Nathanael löste sich langsam wieder von Emily und sah ihr in das traurige Gesicht. "Ich gehe nun zurück zu Adam. Ich fühle mich nicht wohl, wenn ich ihn alleine weiß" gestand er dann und küsste sie zärtlich, dann umfasste Nion sie und schmiegte sich an sie. Der Jüngste der drei Vampire stand auf und blickte zu Leopold, der nun davon ging, als wäre gar nichts geschehen. Er wollte zurück zu Adam und er war sich beinahe sicher, dass seine eigene Trauer ihn länger begleiten würde, als die von Emily oder von Nion. Er war einfach nicht fähig, alles zu teilen und hinaus zu lassen, wie es seinem Herzen gut tun würde, doch vielleicht würde er bei Adam etwas Ruhe und Trost finden können, wenn dieser nicht selber mit den Nerven am Ende war. Natürlich regierte im Moment der Gedanke an Adam Emilys Gedanken, doch sie konnte sich einfach nicht von Roselins Anblick lösen. In ihr herrschte plötzlich eine solche Ruhe, die man schon lange nicht mehr bei ihr gesehen hatte. Nachdem sich Nathanael von ihr gelöst hatte und Nion sie in seine Arme schloss, schmiegte sie sich auch in diese. Es war beruhigend zu wissen, dass er trotz allem bei ihr bleiben würde. Sie war ihm sehr dankbar für seine Worte, denn sie waren das tröstenste was sie je zu hören bekommen hatte. Eine lange Zeit hatte sie bereits mit Nion hinter sich und eine ebenso lange Zeit lag noch mindestens vor ihnen. Sie würden sie zusammen bestreiten, da war sich Emily sicher. "Danke Nion" sagte sie leise. Anschließend, nachdem Nathanael verschwunden war, erhob sie sich vom Boden, wischte mit der Hand die Tränen aus ihren Augen und ging langsam auf den Tisch zu, auf welchem Roselin noch immer lag. Es war wirklich so, als würde sie schlafen, doch sie würde nie wieder ihre Augen öffnen. Langsam löste sie die Fesseln, welche um ihre Handgelenke geschlungen waren und auch die an ihren Fußgelenken. Es war einfach ein unschöner Anblick, sie so gefesselt dort liegen zu sehen. "Wir werden sie begraben Nion. Hier auf dem Grundstück" antwortete sie, während sie ihm den Blick zuwandte. Noch immer starrte Adam auf die Tür und wartete darauf, dass irgendjemand kam und ihm sagte, dass alles vorrüber war. Als schließlich auch Nathanael durch die Tür kam, sah dieser völlig erschöpft aus und die Flecken auf seinem Hemd waren sehr verräterisch. Blut. Aber was hatte das zu bedeuten. Langsam erhob sich der Achtzehnjährige, was er nun auch für immer bleiben würde, und ging auf seinen Liebsten zu. Liebevoll schloss er seine Arme um Nathanael und begleitete ihn zum Bett. Stetig verließen seine Lippen beruhigende Worte, um ihm wenigstens etwas Trost zu spenden. Er strich ihm eine der Strähnen aus dem Gesicht, welche sich immer wieder frech den Weg dorthin suchte. "Ruh dich ein wenig aus Nathanael. Ich bleib auch bei dir." Er küsste ihn sanft auf die Wange. "Und wenn du dich wieder einigermaßen fit fühlst, dann werden wir von hier verschwinden, uns eine eigene Zukunft aufbauen." Tatsächlich erschöpft ließ sich Nathanael nur zu gern in das Bett gleiten und schmiegte sich sogleich an Adam, der gerade eine angenehme Kühle ausstrahlte. Sanft, als Adam nicht von alleine in seine Arme kam, legte er diese eben um ihn und zog ihn zu sich. "Shh" sagte er und legte seinen Finger auf Adams Lippen. Er wollte gerade einfach nur ein wenig Ruhe, und seinen Liebsten bei sich. Mehr nicht. Keine Worte oder dergleichen. Das war alles überflüssig. Liebevoll fing er an die kühle Haut zu streicheln. Es war erstaunlich, wie schnell Adams Körper seine Wärme verloren hatte, aber vielleicht war er einfach mehr als bereit gewesen oder aber dadurch, dass Adams Körper an sich bereits das Leben verloren hatte. Nathanael wusste es nicht, doch wollte er gerade nicht über den Tod nachdenken. Es war wohl ein Schock für jedes beinahe unsterbliche Wesen daran erinnert zu werden, dass es doch sterben kann. Und wenn es dann noch eine geliebte Person traf, war das ganze nur ein noch größerer Schock. Der schwarzhaarige Junge schmiegte sich in die sanfte, aber dennoch leicht schraubstockartige Umarmung. Dennoch konnte Adam nur zu gut verstehen, wie sich Nathanael jetzt gerade fühlen musste. Ihm war es schließlich vor Jahren nicht anders ergangen. Als er endlich realisiert hatte, was geschehen war, hatte er sich zum ersten Mal in seinem Leben richtig zurückgezogen. Er war still geworden. Man hatte ihn für eine Weile von der Schule befreit und als er dann dort nach dem Tod seiner Familie wieder aufgetaucht war, wollte irgendwie niemand mehr mit ihm befreundet sein. Später hatte er dann erfahren, dass sich das überaus trottelige Gerücht hielt, er wäre an allem Schuld und hätte sie umgebracht. Einzig die Lehrer zeigten ein bisschen Mitgefühl und verstanden es, wenn er sich von da an nicht mehr so oft gemeldet hatte. Somit war er zum Sonderling abgestempelt worden. Mittlerweilen hatte er es gar nicht mehr schlimm gefunden und jetzt konnte es allen eh egal sein. Er würde morgen mal in der Schule anrufen und sagen, er habe zu einer Reise weggemusst und sie sollten das Zeugnis bitte an Emily schicken. Langsam begann auch Adam über die durchtrainierte Brust von Nathanael und küsste sanft über die freie Hand. Schließlich blieb sein Blick wieder auf den roten Flecken hängen, sie sich so unwirklich vom weißen Hemd abhoben. Sie wirkten so unwillkürlich und als ob sie gar nicht dort sein wollten. Ob das Tränen waren? Vermutlich, dachte sich Adam. "Ich liebe dich ..." hauchte er liebevoll in die Ohren von Nathanael. Er wusste einfach nicht, was er sonst hätte sagen sollen, denn alles schien ihm so unbedeutend. Nur diese Worte wurden einfach allem gerrecht. Leise brummelte Nathanael, als er sich etwas aufrichtete und Adam ansah. "Ich liebe dich auch" sagte er leise und küsste sanft die Lippen, die zwar nicht mehr voller Wärme, aber voller Liebe waren und löste sich dann wieder von ihm. "Ich denke, wir sollten nicht lange hier bleiben" gestand er dann. Er würde sich besser fühlen, wenn er nicht hier bleiben musste. Zudem hatte Nion versprochen bei Emily zu bleiben und so war jemand an ihrer Seite, dem Nathanael tief vertraute, auch wenn sein Vertrauen schon nicht mehr gefestigt sein sollte. Aber einige Dinge waren einfach unveränderbar und darunter musste sein Vertrauen an Nion nicht leiden. Und so lächelte er leicht zu Adam. "Lust auf eine kleine Weltreise?" schlug er vor und schmunzelte leicht. Warum nicht? Warum nicht einfach mal die ganze Welt sehen und sich dann dort niederlassen, wo es einem am besten gefallen hat. Dieser Gedanke fasste langsam Fuß in Nathanaels Kopf und am liebsten würde er sofort aufbrechen, aber er wusste nicht, wie viel er Adam schon zumuten konnte und durfte und wie weit er selber war, ihn alleine durch zu bekommen, ihm alles Wichtige zu lernen und so wurde der Gedanke wieder zu einer Idee in seinem Hinterkopf. Aber er würde sich jederzeit davon überzeugen lassen, so viel stand fest. Adam kuschelte sich bei der Liebeserklärung noch etwas fester an Nathanael. Es freute ihn, dass dieser trotz aller Schmerzen noch diese Worte für ihn übrig hatte. Auch bei dem Vorschlag, nicht mehr allzulange zu bleiben, nickte er, denn diesen Entschluss hatte er schließlich schon etwas länger gefasst und wollte ihn auch in die Tat umsetzen. Er grinste bei dem Vorschlag auf die lange Reise. "Nichts lieber als das" gab der Schwarzhaarige zur Antwort und küsste Nathanael stürmisch. "Mit dir würde ich überall hingehen. Jetzt hast du mich für immer an der Backe kleben, ob du es willst oder nicht." Er grinste frech. Jedoch beschäftigte auch ihn die Frage, ob er denn schon bereit zu einem solch gewaltigen Unterfangen war. In das Haus zu Emily zu ziehen war eine Sache, gleich durch die ganze Welt zu jetten, eine andere. Er war noch immer zu wacklig, zu schwach, um soetwas zu machen. "Aber lass es uns langsam angehen ja?" "Oh, ich werde dich mit Freuden an meiner Backe kleben haben" antwortete Nathanael mit einem sanften Lächeln und zog seinen Liebsten noch enger an sich, dass er ihm eigentlich die Luft zum Atmen nehmen musste, küsste ihn aber zugleich entschuldigend und strich mit zarten Fingern über seine Haut. Dann löste er sich wieder von ihm und lächelte ein wenig. "Ja, wir gehen es so langsam an, dass du es kaum bemerken wirst, wie schnell man die Welt bereisen kann" sagte er mit einem Schmunzeln. Dann aber seufzte er ein wenig. Sanft strich er durch seine Haare. Am liebsten würde er einfach irgendwo in einem tiefen kleinen Keller, wo es kühl und dunkel war, hocken, Adam an seiner Seite, der ihm Nähe und Zuneigung schenkte und dann einfach nur die Tage leben, die Zeit genießen, bis man ihn vielleicht mal brauchte. Aber dafür war Adam wohl ein zu lebendiger Kerl, der einfach alles sehen und entdecken musste und er wollte ihm das auch gerne geben. Wie lange er selber das aber aushielt, ohne erschöpft umzufallen und keinen Schritt mehr machen zu wollen, das war eine Frage, die sich ihm gerade stellte. Es war wohl wirklich vernünftig, die Sache ruhig und langsam anzugehen und vielleicht in mehreren Ländern und Städten für einige Zeit zu bleiben und nicht dauerhaft auf Reisen zu sein. Zudem konnte man so ein wenig von der Gesellschaft fremder Kulturen lernen oder sie zumindest kennenlernen und das war wirklich besser, als davon in Büchern zu lesen. Ansonsten wären Vampire ja auch blutrünstige, gottesverdammte Wesen, die den ganzen Tag oder vielmehr die ganze Nacht nur Menschen töteten. Mit einem Lächeln auf den Lippen drückte er sich etwas an Adam, der schon wieder nach seinem Geschmack viel zu weit entfernt lag. "Möchtest du so lange hier bleiben, bis es dir besser geht? Oder ist es dir recht, wenn wir schon eine kleine Reise irgendwohin antreten und ein wenig Abstand haben" fragte er leise, kaum hörbar und schmiegte sein Gesicht dabei in Adams Halsbeuge. "Es geht mir gut" antwortete Adam mit fester Stimme, auch wenn er sich sicher war, dass er noch immer äußerst blass um die Nase war. Aber das würde sich wohl auch nie mehr ändern. An die Gesichtsfarbe musste er sich ersteinmal gewöhnen. "Ich würde gerne aufbrechen, sobald es die Umstände ermöglichen Nathanael. Hier haben wir nichts mehr zu erwarten." Und er wollte endlich wieder ungestört mit seinem Liebsten sein. Jede Sekunde genießen, die sie alleine waren und vielleicht, wenn mal wieder etwas Ruhe in ihr Leben eingekehrt war, Sex. Denn das war was, was Adam wirklich über alles fehlte. Die Zweisamkeit, ihre neu entdeckte Abenteuerlust. Und er war gespannt wie ein Flitzebogen, wie es nun sein würde, wenn sie beide Vampire wären. Würde es rauer werden? Hemmungsloser? Wilder? Wobei, wild waren sie beim letzten Mal auch schon gewesen. Und hemmungslos wohl auch. Doch noch immer hatte eine gewissen Sanftheit ihr Sexleben bestimmt. "Was hältst du von Venedig? Es soll schön sein zu dieser Jahreszeit?" Er strich über die glatte Wange und küsste sanft die Lippen seines Liebsten. "Die Stadt der Flüsse. Romantik pur. Casanovas Heimat und Schauplatz seiner ganzen Liebschaften." "Hmm" brummelte er nachdenklich, dann schmunzelte er. "Venedig klingt gut. Nur überspringen wir dann ja einige Ländereien, die es sicher anzusehen lohnt" sagte er noch immer lächelnd, dann küsste er Adam sanft. "Aber fangen wir erst mal dort an. Auch wenn ich mit Casanova nichts am Hut habe" bemerkte er noch und löste sich dann ein wenig von seinem Liebsten. Es war nur noch die Frage, wann sie aufbrechen sollten und wieder überkam ihm der Drang, es sofort zu tun. Aber er hatte gelernt, nicht so impulsiv zu sein, also würde er sich wieder in Geduld üben und ein wenig Ruhe über sich herrschen lassen. Im Allgemeinen hatte Adam vieles in und an ihm geändert. Wenn er so darüber nachdachte, war er vollkommen anders, vollkommen neu geworden. Wie eine ganz neue Person. Er war nicht mehr in sich gekehrt, er grinste und schmunzelte ständig, er lachte sogar andauernd! Eigentlich genau das, was ihm am meisten auf den Geist ging, hatte Adam aus ihm gemacht. Einen glücklichen Mann. Doch genau dafür liebte er ihn so sehr und so grinste er wieder, er konnte sich einfach nicht dagegen wehren. Nathanael hoffte aber inständig, dass dieses Gefühl der Erfülltheit niemals verloren gehen würde und er und Adam für ihre restliche Zeit Seite an Seite bleiben würden. Und wenn sie dafür mehr als eine Welt erkunden mussten, dann wäre selbst das ihm die Sache wert. "Wir könnten die Hütte verkaufen" stellte er fest. "Dann hätten wir mehr Geld zum ausgeben" beendete er seinen Gedanken. "Und was, wenn wir mal zurückkommen? Wo sollen wir dann leben?" fragte Adam. Es behagte ihm gar nicht, das Haus zu verkaufen. Es war schließlich ihr gemeinsames zu Hause. Dort hatte er ein neues Leben begonnen, dass sich jetzt für immer leben ließ. Als Nathanael ihn erneut angrinste, konnte Adam nicht wiederstehen und er küsste diese verführerischen Lippen, die sich ihm so darboten. Ja, auch er liebte den älteren Vampir aus tiefsten Herzen und er war sich sicher, mal abgesehen von ein paar Jahrzehnten vielleicht, die er doch alleine verbringen wollte, wenn er konnte, würde er für immer bei Nathanael bleiben. Wobei Adam sich sicher war, dass er nichteinmal ein Jahr ohne den Vampir aushalten würde. Dafür war seine Sehnsucht nach ihm einfach viel zu groß. Mit etwas Schwung rollte Adam sich jetzt auf Nathanael und pinnte dessen Hände über seinem Kopf zusammen. "Weißt du, ich hab dich in letzter Zeit wirklich schrecklich vermisst." Es war zwar eigentlich nur eine Woche gewesen und der letzte Sex war auch berauschend gewesen, doch es sehnte ihn nach dem starken Körper seines ehemaligen Meisters. "Möchtest du mit mir schlafen? Ein letztes Mal hier, in diesem Haus, ehe wir unser eigenes Leben beginnen?" Ein leicht verruchtes Grinsen schlich sich auf Adams Züge. Das war wohl eine gute Frage, aber wenn sie zurück kommen, könnten sie auch ein neues Haus kaufen oder eine Wohnung nehmen. Was das anging, so war Nathanael alles andere als geizig. Aber es war schon merkwürdig eigentlich, immerhin hatten sie dort einige Zeit zusammen verbracht und waren sich dort auch näher gekommen, aber wer würde es die Zeit über in Schuss halten? Das war eigentlich eine größere Sorge. Plötzlich wurde er auf die Matratze gedrückt und seine Hände waren festgepinnt. Mit einem Grinsen blickte er zu Adam auf. "Meinst du, dein Körper wäre schon bereit dafür?" fragte er, denn er erschein ihm noch ein bisschen schwach. Aber Adam würde sich schon selber einschätzen können und ein wenig Sex war nie verkehrt. Er wusste nur noch nicht, ob heute der geeignete Tag dafür war. Eigentlich sollten sie trauern und den Tag lang schweigen, wenigstens ein paar gute Gedanken übrig haben, aber irgendwie lockte ihn das Angebot mehr. Und er würde deswegen ja nicht weniger an Roselin denken oder ihr weniger Respekt erweisen, also grinste er wieder und stämmte sich ein wenig gegen den Widerstand an seinen Händen. Es war das erste Mal, dass Adam wirklich gegen Nathanael halten konnte und sich nicht sofort unter ihm wiederfand. Ein kleines aber dennoch fieses Grinsen schlich sich auf seine Züge. Sollte er etwa die neugewonnene Macht ausnutzen? Reizvoll war es sicherlich und so beugte er sich etwas zu Nathanael nach unten, um ihn in einen leidenschaftlichen Kuss zu verwickeln. Daran, dass sie eigentlich trauern sollten, konnte er gar nicht denken, denn es war mit Sicherheit schrecklich, was alles geschehen war, dennoch war er sich sicher, dass Roselin es niemals gerne gesehen hätte, wenn man ihr auch nur eine Träne nachweinte. Sie wollte, dass sie glücklich waren und das versuchte Adam jetzt gerade. Seine Finger lösten sich langsam nun von Nathanaels Händen und fuhren seinen Körper hinab. Jeden Zentimeter der freigelegten Haut überhäufte er mit federleichten Küssen und biss auch ab und an zärtlich hinein. Kaum dass seine Hände wieder frei waren, legten sie sich gleich fest um die schmale Taille über Adams Hüften. Es war eigentlich interessant, wie Adam die Führung übernahm und scheinbar auch behielt, oder zumindest behalten wollte und allmählich weckte es auch Nathanaels Lust, mit dem anderen ein wenig zu spielen. Doch gerade berauschte ihn das kleine Liebesspiel zu sehr, als das er es verhindern konnte und so genoss er einfach nur ein wenig verwöhnt zu werden, seufzte bei jedem Kuss wohlig auf und streichelte sanft über seinen Liebsten, wo auch immer er ihn erreichen konnte, ohne sich allzu sehr zu bewegen oder Adams Tun zu hindern. "Wer wird denn da so bissig sein!" murrte er jedoch, als er immer wieder leicht gezwickt wurde. Mit einem leichten Grinsen richtete er sich auf und zog Adam noch einmal an sich, um ihn wieder leidenschaftlich zu küssen und sich an ihn zu schmiegen, als wäre er der letzte Halt, der ihn vor etwas Bösem bewahrte. Als sich der ältere Vampir so an ihn klammerte, löste Adam den Kuss und schmiegte ihn vorsichtig an sich. Er küsste vorsichtig die Wangen von Nathanael. "Was ist los mit dir?" Liebevoll strich er ihm über die Haare. Es beunruhigte den Jüngeren, dass der Vampir sich so gehen ließ. Hatte etwa Roselins Exikution ihn doch so sehr mitgenommen, dass er sich einfach nur nach Wärme und Geborgenheit sehnte. "Hey" flüsterte er leise gegen dessen Ohr. "Ich bin doch bei dir ja? Für immer." Er zwang Nathanael ihn anzusehen und hauchte erneut einen Kuss auf dessen Stirn. Es wäre vermutlich wohl doch besser, wenn sie so schnell wie möglich aufbrechen würden, schoss es Adam jetzt durch den Kopf. Je länger er Nathanael wohl an diesen Ort fesselte, umso schwerer würde ihm der Abschied letztendlich fallen. Nathanael hatte gar nicht erwartet, dass er einen so unsicheren oder hilfebedürftigen Eindruck machte, dass er Adam ganz durcheinander brachte und so lächelte er nur ein wenig, schloss dann genüsslich die Augen, als Adam ihn so sanft auf die Stirn küsste. "Ja, du hast auch gar keine Wahl" stellte er dann mit einem beinahe diabolischen Unterton fest und küsste Adam dann sanft an der Halsbeuge, küsste sich den Hals aufwärts und knabberte schließlich an seinem Ohrläppchen, auch wenn er sich dafür ein wenig strecken musste. Doch seine Umklammerung lockerte er nicht ein wenig, streichelte aber mit einer Hand etwas an der Stelle, wo sie eh schon lag, löst sich und die Umarmung dann aber ein wenig und sah Adam liebevoll an. "Jetzt hör auf dir Sorgen um mich zu machen. Du kannst mich nicht erst heiß machen und dann meine Sorgentante sein" ärgerte er ihn und piekste sanft in seine Seite, nur um dann erneut Adams Lippen mit den seinen zu verschließen und nur einen Moment später einen kleinen Kampf mit dessen Zunge auszutragen. Als er den letzten Satz von Nathanael hörte, blitzte etwas in seinen Augen auf. Ein ihm bis dahin unbekannter Drang, den anderen einfach zu küssen, ihn leidenschaftlich zu lieben und sich ihm völlig hinzugeben. Sein Empfinden als Vampir war so völlig anders als das, was er als Mensch getan hatte. Das war alles so viel intensiver, so heißer! Er ließ sich von Nathanael in dieses Duell verwickeln, während er sich langsam auf dessen Schoß niederließ und mit einem letzten Ruck nun das Hemd völlig von der Brust des Vampirs entfernte. "Du hast Recht, das wäre wirklich völlig unfair von mir, dich so zu trizen" gab er zustimmend und mit einem hungrigen Knurren, welches seiner Kehle entwich, zu. Mit sanften Fingern fuhr er Adams Haut entlang und strich dann bis zu dessen Lippen. "Werd mir nicht zu wild, sonst muss ich dich fesseln" drohte er und seine makellos weißen Eckzähne blitzten bei seinem schelmischen Grinsen auf. Dann zog er Adam noch einmal an sich, um ihn zu küssen und mit einem leichten Schwung dann doch wieder unter sich zu bringen. Wenn der andere schon jetzt so berauscht von den Gefühlen war, da war sich der ältere Vampir gar nicht mehr so sicher, ob er sich so bedingungslos hingeben wollte. Also war es wohl besser ein wenig um die Zügel zu kämpfen und die Führung wieder zu übernehmen. Außerdem konnte er seinen Liebsten so viel besser verwöhnen, womit er auch gleich anfing. Zärtlich legte er seine kühlen Lippen auf die ebenso kühle Haut unter sich und saugte sich liebevoll an seinem Hals fest, grinste dann ein wenig. "Dein Hals ist noch so verführerisch wie eh und je" sagte er schmunzelnd. Es hatte also in der Tat nichts mit dem darin heiß strömenden Blut zu tun, sondern es war einfach so ein verführerischer Teil von Adam, stellte er fest und küsste den anderen wieder auf diese geliebten Lippen und schmiegte sich eng an ihn, dass dieser gar nicht auf die Idee kommen konnte, sich seiner Nähe zu entziehen oder noch einmal um die Führung zu kämpfen, zumindest nicht um die obere Position. "Willst du mir Angst machen?" feixte Adam. Mit Fesseln konnte er ihm sicherlich keine Angst machen. Schließlich konnte jetzt nicht mehr wirklich viel passiern. Kein unvorhergesehenes Blutbad mehr angerichtet werden. Es dauerte nicht lange und er fand sich unter Nathanael wieder. Doch so leicht wollte er sich nicht geschlagen geben, was bei den zarten Liebkosungen allerding nicht gerade leicht war. Er wollte auch mal Top sein in ihrer Beziehung. Doch so leicht würde sich Nathanael diesen Posten wohl nicht streitig machen lassen und er würde dafür kämpfen müssen. Insgeheim aber wusste Adam, dass er nicht gewinnen konnte. Er keuchte leise auf, als Nathanael an seinem Hals saugte. Eigentlich hatte sich der Jüngere immer vorgestellt, wie es sich wohl anfühlen würde, die Lippen des Vampirs auf seinem Hals zu spüren. Und als Nathanael ihn nun in die Mangel nahm, warf er all seine Kampfgelüste über Bord. Leise keuchte er in den Kuss hinein und schlang seine Arme um den Hals des Vampirs. Nein, Angst wollte er ihm sicher nicht machen, nur ein wenig klar stellen, wo Adam sich seine Grenzen ziehen durfte. Er grinste ein wenig, nachdem er den Kuss wieder gelöst hatte. "Wenn wir dann mal zusammen sind, haben wir auch nichts anderes mehr im Kopf, hm?" meinte er nur und küsste seinen Liebsten wieder, zog die Decke über sie. Er konnte sich gut vorstellen, wie sie beide die Welt bereisen würden, hier und dort eine Weile blieben und einfach das Leben genossen, es sich richtig gut gehen ließen. Jeden Tag, jede Nacht würde er an Adams Seite haben, ohne irgendwelche Angst haben zu müssen ihn zu verlieren, ohne um sein Leben fürchten zu müssen, egal warum. Sie würden fortan alles irgendwie zusammen bestreiten, wenn auch nicht immer Seite an Seite und es freute ihn sehr, diesen Gedanken endlich leben und nicht mehr denken zu dürfen. Zärtlich streichelte er Adam, verwöhnte seinen ganzen Körper mit so viel Liebe, wie wohl noch nie zuvor und schließlich küsste er ihn wieder, schloss die Augen und versank in seinen Gefühlen für seinen Liebsten, ließ sich endlich wieder vom Leben treiben. Adam ließ sich ganz in Nathanaels Arme fallen. Er grinste bei dessen Bemerkung und nur mit Mühe konnte er ein Lachen unterdrücken. Es lief seltsamerweise immer so, wenn sie zusammen waren. Er schlang einen Arm um Nathanaels Nacken und vergrub seine Hand in dessen Haaren. "Ich denke, es wird nicht ständig so sein, aber ... des öfteren." Als sich nun auch die Decke über ihrer beiden Körper breitete, waren sie endlich wieder für sich. Als der nächste Tag anbrach, lagen sie noch immer zusammen im Bett. Nathanael leicht über Adam, der noch immer völlig verliebt mit dessen Haaren spielte und kleine Kreise auf den Rücken des Vampirs zeichnete. Mit diesem Sonnenaufgang, so wusste Adam, hatte seine ewige Reise, auf der Suche nach Zugehörigkeit und Geborgenheit endlich ein Ende. Seinen Hafen, seinen Halt hatte er in Nathanael gefunden. Auch wenn er sich sicherlich einmal für eine kurze Zeit von ihm trennen würde, um seine eigenen Erfahrungen zu sammeln, so wusste der Schwarzhaarige doch, er würde immer wieder zu ihm zurückkehren können und es auch tun. Ohne Wiederworte und auch ohne lang darüber nachdenken zu müssen. Er kicherte ein wenig und zog Nathanael fester in seine Arme, ehe er einen leidenschaftlichen Kuss auf dessen Lippen hauchte. Der Blick, den er anschließend in den Augen des Älteren versenkte, brauchte eigentlich keine Worte mehr. Dennoch konnte Adam es sich nicht verkneifen. "Ich liebe dich Nathanael. Für immer." - The End - So, nun ist es vollbracht. 'Fallen Angel of the Night' hat ein Ende gefunden. Es waren lange Nächte, Monate des Schreibens und des Korrigierens. Aber wir hoffen an dieser Stelle auch, dass es euch so viel Spaß gemacht hat, es zu lesen, wie es uns Spaß gemacht hat, es zu schreiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)