Heartrock* von AKIHIRO (Zoro ♥ Sanji) ================================================================================ Kapitel 18: A special melody. ----------------------------- 18. A special melody. Der freie Tag verging viel zu schnell. Vielleicht lag es daran, dass sie die meiste Zeit im Bett verbrachten und sich erst am Nachmittag aufraffen konnten, aufzustehen. Doch nur, um sich Essen zu bestellen, und es dann vor dem Fernseher zu verspeisen. „Was meinst du, wie lange unsere eigentliche Zusammenarbeit noch dauert?“, fragte der Grünhaarige, und schob sich einen großen Bissen in den Mund. „Nun ja... die Aufnahmen dauern vielleicht zwei Tage, oder auch kürzer. Wenn ich die Dinge wie PR-Termine, Interviews und Fotoshootings mitrechne, haben wir etwa noch einen bis zwei Monate.“ Der Jüngere nickte, und sah weiter auf den Fernseher vor sich. „Ich freue mich darauf, den Song aufzunehmen.“, sagte der Blonde. „Ja, ich auch...“, meinte Zoro, und stocherte in der Schüssel mit den Ramen umher. „Du klingst nicht wirklich fröhlich... Hast du was?“ „Nein, alles bestens.“ Der Jüngere sah ihn mit einem aufgesetzt wirkenden Lächeln an. „Hm. Du bist ein mieser Lügner“, sagte Sanji, als sich der Andere wieder seinem Essen widmete. Bestimmend nahm er seine Hand. „Lügner?“ „Du hast doch irgendwas. Das merke ich.“ „Einbildung...“ „Von wegen.“ Zoro seufzte. „Es ist wirklich nichts, okay?“, meinte er nachdrücklich. Sanji nickte, und zog seine Hand zurück. Wenn er nicht darüber reden wollte – von ihm aus. Er hatte nicht die Muße, ewig nachzuhaken. Zoro würde sich bloß stur stellen, und am Ende gar nicht mehr mit ihm sprechen. Und das wollte er auf jeden Fall vermeiden. Der Jüngere würde früher oder später schon mit der Sprache herausrücken. „Sanji?“ Der Angesprochene drehte sich zu Zoro um. Prompt landete ein Paar weicher Lippen auf Seinen. Jetzt konnte er nicht anders, als zu lächeln und aufzuhören, sich den Kopf zu zerbrechen. Was sollte schon mit ihm los sein? Es gab keinen Grund zur Beschwerde. Zoro, und auch er selbst, hatte im Moment doch alles, was man sich wünschen konnte. Einen mehr als gut bezahlten Job, eine große Wohnung, ein schickes Auto, und einen überdurchschnittlich gut aussehenden Partner. Sogar etwas zu Essen hatten sie im Moment. Doch als Zoro ihre Schüsseln auf dem Tisch abstellte, und Sanji näher an sich heranzog, wusste er, was im Leben des Anderen nicht ganz so war, wie er es sich wünschte. Der Blonde weigerte sich, nur den Namen desjenigen zu denken, der dem Grünhaarigen wohl fehlte. Wie konnte er jetzt, als Zoro grade dabei war, die Haut unter seinem Shirt zu ertasten, an einen anderen Mann denken? Er musste sich konzentrieren, auch wenn es ihm immer schwerer fiel, überhaupt etwas zu denken. Dieser Kerl, Zoros bester Freund. Warum schlich er sich auch grade jetzt wieder in seinen Kopf? Jetzt, wo der Muskulöse ihn grade auf das Sofa drückte, sein Shirt auf den Boden warf, und sich Sanjis Verschluss der Hose widmete. Er wusste, dass er keine Schuld hatte, dass sie sich jetzt verkracht hatten, und sie einfach nicht mehr miteinander sprachen. Aber er musste ihm doch nicht erzählen, wie er seine Freundschaft kitten sollte, oder? Zudem war ihm dieser Kerl auf eine gewisse Art und Weise ein Dorn im Auge. Verständlich. Er konnte vielleicht sagen, er würde Zoro nicht mehr lieben, aber wie sah in seinem Herzen aus? Nein, er würde seine Finger da rauslassen, ehe er wieder etwas Unüberlegtes sagte oder tat. Außerdem wurde seine Aufmerksamkeit nun vollends auf das gelenkt, was mit ihm geschah. Und spätestens dann, als er das bekannte und geliebte Gefühl von Schmerz und Wonne spürte, war sein Kopf wie von einem starken Luftstoß leergefegt. Zoro wurde durch einen sanften Druck auf seinen Lippen geweckt. Ohne seine Augen zu öffnen lächelte er, und wartete, ob Sanji weitermachen würde. „Hm?“ Er war irritiert, als er seine Zunge an seiner Nasenspitze spürte. „Sanji...?“ Der Grünhaarige blickte nach vorn, und ein Paar dunkler Knopfaugen strahlte ihm entgegen. „Guten Morgen Chopper...“, nuschelte er, und streichelte dem Tier über den Kopf. Dieser gab ein freudiges Kläffen von sich, als sein Herrchen sich endlich aufsetzte, und er auf dessen Schoß springen konnte. „Guten Morgen.“ Sanji stand im Türrahmen des Schlafzimmers, und lächelte ihn an. „Morgen...“ Der Blonde kam zu ihm ans Bett. Zoro bewunderte, wie elegant er sich bewegen konnte, ohne dass es gestellt wirkte. Es gehörte einfach zu ihm. „Ich habe ihn heute mal beauftragt, dich zu wecken.“, meinte der Ältere und streichelte Chopper. „Und er war fast noch zärtlicher als du...“ „Was? Er macht mir Konkurrenz?“ „Nicht ganz.“ Zoro legte seine Hand in Sanjis Nacken, und zog ihn zu sich. „Aber... er hat dir nicht über den Mund geleckt, oder?“ „Doch. Mit besonders viel Sabber...“ „Hmm... genau so, wie ich es mag...“, grinste Sanji, und legte seine Lippen auf die des Anderen. „Beeil dich mit dem Frühstück und Anziehen, ja?“, meinte der Blonde, als Chopper ihren Kuss beendete, indem er sich zwischen sie drängte. „Hab ich noch viel Zeit?“, fragte der Grünhaarige und nahm Sanjis Handgelenk. „Trödel einfach nicht.“, lächelte er, und entzog sich dem Griff. „Bekomme ich noch einen Kuss?“, fragte der Jüngere, und versuchte sich an einem Hundeblick. „Vielleicht dann, wenn du fertig bist.“ „Erpresser...“ Eine Stunde später, nachdem Zoro geduscht, verpflegt und angekleidet war, und seinen Kuss bekommen hatte, rief der Fahrer an. Schnell zogen sie ihre Schuhe an, und machten sich auf den Weg nach unten. Sanji hatte ein mulmiges Gefühl, wenn sie zusammen herauskamen aus Zoros Wohnung. Er konnte nur hoffen, dass niemand wusste, dass er schon seit einem Tag und einer Nacht hier war. Usopp-san hatte ihn beruhigen wollen, da alle Welt davon ausging, dass sie zusammenarbeiteten. Aber beinhaltete das auch beim Anderen zu wohnen? Obwohl er eher ein Dauergast war, schließlich zahlte er keine Miete. Wie es wohl wäre, mit Zoro eine eigene Wohnung zu haben? Das würde nie passieren. Nachdem sie sich kurz umgesehen hatten, eilten sie zu dem schwarzen, großen Wagen vor der Tür. Wie war das noch mal mit Diskretion? Die Scheiben des Wagens waren getönt. Von außen konnte niemand hineinsehen, doch die Insassen hatte freie Sicht nach draußen. Und doch sah Sanji sich die ganze Zeit um, fast so, als vermutete er an jeder Ecke eine Kamera. Wenn er allein gewesen wäre, hätten ihm Fotos nichts ausgemacht. Wahrscheinlich wäre er auch mit seinem eigenen Wagen zum Studio gefahren. Aber jetzt, zusammen mit Zoro? Die Gerüchte um sie wurden von Tag zu Tag aufdringlicher und privater. Und dass sie eine Affäre hatten, war da noch erfreulich zu lesen. Immer wieder sah der Jüngere zu Sanji. Dieser schien völlig in Gedanken versunken, und blickte aus dem Fenster. Gern hätte er gewusst, was den Blonden derart beschäftigte. Vielleicht die Arbeit? Eigentlich war Sanji kein nachdenklicher Typ, zumindest schätzte er ihn so ein. Das war keine Beleidigung – er sprach einfach öfter aus, wenn ihn etwas beschäftigte. Er dagegen schwieg die meiste Zeit, und grübelte allein über seine Probleme nach. Doch Sanji hatte ihn verändert. In der kurzen Zeit, in der sie zusammen waren, passierten so viele Dinge, positiv als auch negativ. Und dieser blonde Mann, von dem er damals dachte, er würde ihm nicht einmal die Hand geben, brachte ihn dazu, viel öfter aus sich herauszukommen. Er redete viel mehr, nicht nur mit Sanji. Robin hatte ihn darauf aufmerksam gemacht. Manchmal ertappte er sich schon dabei, wie er vor dem Spiegel oder Schrank stand, und überlegte, was dem Älteren wohl am Besten an ihm gefiel. Erst drehte es sich um die Kleidung, jetzt um ihn als Ganzes. Und jetzt lernte er, wie gut es sich anfühlte, Zärtlichkeiten zu geben. Zwar war Sanji der erste Mann, den er liebte, aber sämtlichen Frauen hatte er nicht mal die Hälfte der Aufmerksamkeit geschenkt, wie es jetzt bei dem Schlanken der Fall war. Die Meisten waren sowieso lockere Affären, mit denen er sich nur einige Male traf. Aber Keine ließ er nah an sich heran. Kaum eine blieb bis zum Morgen. Das wollte er auch gar nicht, und sicher hatte er es die Frauen spüren lassen. Zoro hatte gedacht, ihm würden diese oberflächlichen Körperlichkeiten völlig ausreichen. Doch als er Sanji traf, wollte er mehr. Jetzt liebte er es, wenn er aufwachte, und den schönen, warmen Körper neben sich zu spüren. Er liebte es, sich an seinen schmalen Rücken zu schmiegen, die Arme um ihn zu legen, und den Duft seiner blonden Haare tief einzuatmen. Zoro liebte es, den ruhigen Atmen und das gleichmäßig schlagende Herz zu hören, ihm einfach zu lauschen. Wenn der Blonde dann langsam wach wurde, und ihn mit seinem verschlafenen, aber ehrlich glücklichen Gesicht ansah und ihm ein Lächeln schenkte, wollte er ihn mit Küssen übersäen. Für ihn war er mehr als perfekt. Und doch beschlichen ihn Zweifel. Er war zwar egoistisch genug, zu denken, er habe ihn verdient, aber für wie lange? Im Moment lebte Sanji praktisch bei ihm. Es war gut, denn so mussten sie keine telefonischen Rücksprachen halten, weder bei Terminen oder dem Schreiben. Aber was kam danach? Ihre Zusammenarbeit war so gut wie erledigt. Sie würden den Song aufnehmen, und sobald dieser fertig für die Produktion war, endete der Vertrag. Sicher, danach würden Pressetermine und Promotionsauftritte sie immer wieder zusammenführen, aber würde Sanji noch weiter bei ihm wohnen wollen? Würden sie auch nach dieser Kooperation ein Paar wie jetzt bleiben? Vielleicht klammerte er ihm zu viel. So, wie er sich jeden Morgen an ihn schmiegte. Zoro wollte ihn nicht einengen. Sanji sollte gehen, wann und wohin er wollte. Auch wenn das bedeuten würde, dass er wieder bei ihm auszog. Bei dem Gedanken, die Sachen des Blonden wären nicht mehr in seiner Wohnung zu finden, kam sie ihm schon jetzt leer vor. Dieser Gedanke gefiel ihm absolut nicht. „Meine Herren, wir sind da.“ Die Stimme des Fahrers riss sie aus ihren Überlegungen und Grübeleien. Zoro sah zu Sanji, der ihm ein Lächeln schenkte. Sie hatten während der Fahrt nicht ein Wort miteinander gewechselt, aber der Jüngere hatte, kurz nachdem sie losgefahren waren, die Hand des Anderen genommen. Er ließ sie jetzt nur ungern los, aber es musste sein. Die beiden stiegen aus. „Danke, Helmeppo. Bis später.“, bedankte sich Sanji bei dem hellblonden Fahrer, und schloss die Tür. Das Aufnahmestudio war ein hoher, moderner Bau. Die Fassade war schneeweiß und strahlte nahezu. Das Sonnenlicht brach sich in den großen Fensterscheiben. Sanji ging entschlossen voran, Zoro folgte ihm in einem höflichen Abstand. Der Eingangsbereich war Sonnenlicht durchflutet, zwei der Wände waren komplett aus Glas. Es ließ den Raum mit dem weißen, gefliesten Boden und den hellen Wänden noch greller wirken. An den Seiten cremefarbene Möbel, jeweils ein rundes Sofa, drei Sessel um einen niedrigen Glastisch. Warum war hier alles aus Glas? Es war viel zu zerbrechlich. Zoro machte seine Aufnahmen immer in einem anderen Studio, das längst nicht so glamourös war wie das hier. Und ganz sicher nicht so hell, als sollte man denken, man sei beim Zahnarzt. Am Empfang wartete Usopp-san auf sie. „Hallo. Schön, dass ihr pünktlich seid.“, sagte der Manager. „Natürlich. Du hast Helmeppo geschickt.“ Zoro nickte dem Schwarzhaarigen zu. Er mochte Usopp-san. Zumindest war es so, dass er ihn nicht besonders unsympathisch fand. Manchmal tat er ihm sogar leid, denn Sanji war oft etwas zickig und auch ausfallend ihm gegenüber. Aber er wusste sicher, auf was er sich da eingelassen hatte, und musste damit zurechtkommen. Noch kannte er ihn einfach nicht gut genug, und konnte ihn nicht einschätzen. Daher beschränkte sich ihre Begrüßung auf ein Nicken. Mit seinem gewohnten, selbstbewussten und leicht federnden Gang schritt Sanji ihnen voran. Sein Manager folgte ihm fast auf dem Fuße, Zoro ließ wieder einen kleinen Abstand zwischen ihnen. Es wäre zu verlockend, einfach den Arm auszustrecken, und die Hand des Blonden zu greifen. Sie war oft eiskalt, und die lange, grazile Form passte wie vorherbestimmt in seine großen Hände. Er liebte es, sie zu halten, bis sie wieder warm waren, und ihn dann ganz zu wärmen. Wieder drifteten seine Gedanken ab, und erst als er fast mit Sanji zusammenstieß, sah er auf. Sie betraten einen Aufnahmeraum. Schon auf den ersten Blick sah er die enorme Ausstattung der technischen Anlagen. Das, was sie benutzten, um ihre Proben aufzunehmen, war lachhaft dagegen. Als ob sie mit einem Kassettenrekorder arbeiteten. Auch in den Studios, in denen sie vorher ihre CDs aufgenommen hatten, war es im Gegensatz hierzu lächerlich. Und trotz der beeindruckenden Technik, war noch genügend Platz für zwei Sofas an der Seite, drei Drehstühlen vor dem Mischpult und zwei Sesseln. Robin wartete bereits in einem von ihnen. Sie lächelte wie immer freundlich und begrüßte sie. „Setzt euch doch.“ Sanji nahm auf einem Ende des weichen Sofas Platz, Zoro am anderen. „Ihr dürft euch ruhig näher zueinander setzen“, sagte Usopp-san, und ließ sich neben Robin auf dem freien Sessel nieder. „Ähm...“ Der Grünhaarige sah schnell von dem Manager zum Blonden. „Ja, wir wissen es.“, bestätigte die Schwarzhaarige. Sanjis Ohren färbten sich hellrot. „Und was ist mit den Konsequenzen?“ Der Jüngere schaute zum Anderen. Robin lächelte. „Usopp-san und ich haben entschieden, euch eine Chance zu geben. Außerdem scheint ihr ja jetzt eure Probleme aus der Welt geschafft zu haben.“ Die beiden Sänger nickten stumm, und warfen sich einen fast schon verschwörerischen Blick zu. „Wenn das so ist...“, sagte Zoro grinsend und rückte näher zu Sanji. Er legte den Arm über die Lehne, und ließ seine Hand auf der Schulter des Schmächtigen ruhen. Robin nahm es ohne die Miene zu verziehen zur Kenntnis, Usopp-san sah mit einem etwas verlegenen Blick von ihnen weg. Irgendwann wurde die Tür geöffnet, und Zoro ließ von dem Blonden ab. Dass er mittlerweile den Arm um dessen Schultern gelegt hatte, war ihm erst jetzt wieder bewusst. Ein Mann betrat den Raum, bei dessen Anblick der Grünhaarige unweigerlich zusammenzuckte. Er war unglaublich groß, vielleicht zwei Meter, wenn nicht sogar noch größer, und unfassbar dünn. Er wirkte wie ein lebendes Skelett. Allerdings wurde das Bild durch seine Frisur gestört, denn der Kerl hatte einen ausladenden, schwarzen Afro auf dem Kopf. Und außer ihm schien niemanden sein seltsames Äußeres zu stören. Denn Robin lächelte bloß, Sanji winkte ihm kurz zu, und Usopp-san stand auf, und begrüßte ihn mit den Worten: „Hey Brook, auch den Weg hierher gefunden?“ Der große Mann lachte laut und fast schon hysterisch auf, dass sich Zoros Nackenhaare aufstellten. „Tut mir leid, ich wurde nur grade aufgehalten von Franky-san“, sagte er. Zumindest seine Stimme war nicht ganz so erschreckend wie sein Aussehen. „Franky ist hier?“, fragte Sanji, und lehnte sich zurück. „Ja. Er hatte noch einiges zu erledigen wegen der Über... AU!“ Brooks Satz wurde durch einen Stoß in seine Rippen unterbrochen, den ihm Usopp-san mit seinem Ellenbogen verpasste. Über...? Was auch immer das wieder sein sollte. Aber Franky, der Boss von Sanjis Plattenfirma mit dem Namen >sun:floWer<, war bekannt für seine exzentrischen Aktionen. Aber was sollte man auch von jemandem denken, der berühmt war für eine stets frisierte Tolle auf dem Kopf, Hawaiihemden zu jeder Tages- sowie Jahreszeit, und einer Abneigung gegen Hosen? Auf Letztere verzichtete er allerdings nicht, wenn er auf die Straße ging. „Also, habt ihr schon die Noten für mich?“, fragte der dünne Mann, und nahm auf einem der Drehstühle Platz. Erst jetzt sah Zoro den Gitarrenkoffer, den er bei sich trug. Er war viel zu abgelenkt von seiner Statur, als dass er den breiten Koffer hätte bemerken können. „Nein, noch haben wir bloß eine grobe Melodie. Aber wie ich dich kenne, wirst du uns helfen können“, sagte der Blonde und lächelte freundlich. „Natürlich kann ich das. Dann lass mal was hören, Sanji“, meinte Brook, und holte nebenbei seine Gitarre hervor. Sie war pechschwarz, auf Hochglanz poliert, und hatte Reglerknöpfe in Totenkopf-Form. Der Ältere summte ihm die Melodie vor, die beiden für das Lied am geeignetsten erschien, und der Afro-Mann lauschte aufmerksam, und spielte stumm mit seinen langen, dünnen Fingern auf den Saiten. „Hmhm, alles klar...“, sagte er, und schloss sein Instrument an einen Verstärker neben dem Mischpult. Spätestens jetzt wusste Zoro, welche Aufgabe dieser Mann hatte. Er spielte die Songs ein, die hier aufgenommen wurden. Leute wie er waren da, wenn Solokünstler aufnahmen, oder die Gitarristen einer Band, aus welchen Gründen auch immer, versagten, und nicht selber spielen konnten. Auch wenn er selber spielen konnte, Zoro wollte ganz sicher nicht für die CD spielen. Es hätte einfach nicht gepasst, redete er sich ein. Und außerdem spielte er nur im Notfall selber, oder wenn es ihn auf der Bühne einfach dazu trieb. Dazu hatte er seine wechselnden Gitarristen, oder auch Ace, der auch nur heimlich, aber sehr gut spielte. „Also...“, sagte Brook, und begann zu spielen. Seine Finger glitten über die einzelnen Saiten, als wollte er sie streicheln, und nicht, um sie zu spielen. Es war die Melodie, die sie sich ausgedacht hatten, keine Frage. Es klang wunderbar. Aber... „Da fehlt etwas.“ Brook hörte auf zu spielen, und alle Augen richteten sich auf Zoro und Sanji, die beide zur selben Zeit das Wort ergriffen hatten. „Fehlen?“, wiederholte der Gitarrenspieler verwundert. „Hmhm... Ich kann es nicht genau bestimmen, aber etwas stimmt nicht ganz“, sagte Zoro. Die Melodie war die richtige, aber etwas, dass er nicht in Worte fassen konnte, fehlte. Und das störte ihn ganz gewaltig. „Ihr solltet lieber herausfinden, was es ist“, sagte Usopp-san ernst. „Wir haben nicht ewig Zeit.“ Die Sänger nickten. „Könnten wir sonst erst einmal den Gesang aufnehmen? Wenn zumindest die Melodie stimmt“, schlug Robin vor. Noch länger wollte auch die geduldige Mangerin es nicht herauszögern. Sie sangen. Und die Zeit, die sie mit dem Schreiben des Textes vertrödelt hatten, schien sich doch gelohnt zu haben. Ihre Stimmen passten perfekt zueinander, als wären sie für einander gemacht. Oder zumindest sehr lange angehört und abgeglichen worden. Sie konnten ja nicht ahnen, dass ihr Duett eigentlich nur eine fixe Idee im Kopf von Franky war. Aber mal wieder hatte der den richtigen Riecher gehabt. Nachdem sie ihn ein weiteres Mal wiederholt hatten, waren sie fertig. Zufrieden lächelten sie sich an. Fast schon wollten sie die Hand des Anderes nehmen, aber unter den wachsamen Augen ihrer Manager ließen sie es bleiben. Brook musste nicht eingeweiht werden. Dieser saß die ganze Zeit daneben, und hörte sich an, was er für die beiden zur Orientierung eingespielt hatte. Für ihn klang es bereits perfekt, und das noch nicht mal, weil er sich selbst loben wollte. Er vermutete, dass sich die beiden einfach noch nicht lange genug mit der Melodie beschäftigt hatten, und früher oder später akzeptierten, dass seine Arbeit perfekt war. Bevor sie das Studio verließen, nahm Usopp-san seinen Schützling zur Seite. „Wir können vielleicht noch 24 Stunden warten, bevor alles fertig gemischt wird, und die restlichen Instrumente aufgenommen werden. Bis dahin sollte euch wirklich eingefallen sein, was der Guitarline fehlt“, meinte der Schwarzhaarige eindringlich. Sanji nickte. „Natürlich. Bis dahin wissen wir's.“ „Ich will es hoffen.“ Der Blonde wandte sich zum Gehen. „Und Sanji? In der Öffentlichkeit solltet ihr lieber nicht Händchen halten.“ Der Sänger seufzte, und nickte erneut. „Wird nie wieder vorkommen.“ Dann verließ er den Raum, vor dem Zoro auf ihn wartete. „Was wollte er?“ „Uns drohen. Bis morgen müssen wir das Problem mit der Gitarre gelöst haben.“ Der Grünhaarige nahm es zur Kenntnis. „Es ist ein bisschen so, als würde das richtige Gefühl fehlen“, meinte der Jüngere. Sein Liebhaber sah ihn fragend an. „Ja ich weiß genau, Brook ist ein wirklich erstklassiger Musiker, das will ich gar nicht anzweifeln, doch eine gewisse Stimmung fehlt dabei.“ Sanji ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. Es fehlte ein bestimmtes Gefühl. Erst dachte er, es wäre wirklich albern, aber Zoro hatte Recht. Brook war ein Außenstehender, und dieses Mal fehlte der Draht zu dem Song. Sanji hatte fast immer mit ihm zusammengearbeitet, und sein Spiel passte zu ihm. Denn die Texte und Melodien waren nicht von ihm. Ohne ihn, seine Stimme, waren es nur leere Worte, und erst er brachte sie zum leben. Doch jetzt steckte sein Herzblut und gewissermaßen seine Tränen in dem Lied. Und Brook war der Falsche für die Gitarre, die in dem Song so hervorstach. Wieder sprachen sie auf der Fahrt kein Wort miteinander, sondern hielten nur die Hand des Anderen. Beide überlegten unentwegt, wie sie das Problem lösen sollten. „Zoro... wieso spielst du nicht selber?“, fragte der Blonde, kaum dass sie wieder in der Wohnung ankamen. Der Grünhaarige hielt kurz inne, und schüttelte dann den Kopf. „Ich bin nicht gut genug.“ Sanji lachte auf. „Ich hab dich spielen sehen und gehört auf der Bühne... du bist unglaublich gut“, sagte er, und kam auf den Größeren zu. „Nein wirklich, das würde nicht passen. Ich kann nicht gleichzeitig singen, und die Gitarre spielen.“ Der Blonde legte seine Hände auf die Oberarme des Anderen, sah ihn eindringlich an. „Und wieso nicht? Das wäre doch perfekt. Der Text und die Melodie sind ein Teil von dir. Außerdem spielst du doch auch oft zu deinen eigenen Songs.“ „Das ist aber eine ganz andere Sache. Wenn, dann müssten wir beide ein Instrument spielen“, sagte der Grünhaarige ernst. Sanji verzog das Gesicht. „Oh ja. Ich am Klavier, damit niemand den Song ertragen kann.“ Er schüttelte den Kopf bei der abstrusen Vorstellung, sich an die Tasten zu setzen. „Siehst du? Und wenn du es nicht machst, dann mache ich es auch nicht“, tat Zoro es ab. „Das ist doch was ganz Anderes! Du spielst ausgezeichnet Gitarre, ich spiele furchtbar Klavier. Schon immer. Und ich werde es auch nicht in wenigen Stunden auf wundersame Art und Weise lernen.“ „Also müssen wir jemand Anderen suchen.“ „Hast du überhaupt verstanden, was ich meine?!“ Zoro nickte. „Uns fällt schon jemand ein.“ „Bist du grade nicht ein bisschen zu locker?“, fragte Sanji fast schon schnippisch. „Was soll ich machen? Nervös durch die Wohnung laufen und mir den Kopf zerbrechen?“ „Auf jeden Fall einmal nachdenken...“, knurrte der Blonde. „Willst du sagen, ich bemühe mich nicht?“ „Zumindest nicht genug...“ Zoro warf dem Älteren einen wütenden Blick zu. „Na schön. Dann werde ich einfach auf dem Weg zum Convini und zurück mehr nachdenken.“ „Du willst doch jetzt nicht ernsthaft einkaufen?“ Zoro ging an Sanji vorbei, und holte sein Portemonnaie aus einer Schublade im Flur. „Doch, will ich. Brauchst du etwas?“ Der Blonde folgte ihm. „Nein. Aber das ist egal, bleib -“ Ehe er den Satz beenden konnte, schlüpfte Zoro in seine Stiefel, kam auf ihn zu, und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Bis gleich.“ Dann drehte er sich um, und verließ die Wohnung. Die klassische Flucht nach vorn. Auch wenn er nur kurz weg sein würde, und natürlich wiederkam, es würde helfen. Sanji und auch er selbst hatten sich grundlos aufgeregt, da war es einfach besser, sich kurz aus dem Weg zu gehen, damit sie sich beide abkühlten. Zudem war sein Kühlschrank leer, und mit etwas im Magen würde es sich gleich viel besser nachdenken lassen. Und Sanji wäre weniger reizbar. Er sollte wirklich mehr essen. Zoros Gedanken schweiften ab von ihrem aktuellen Problem, und kreisten wieder um sein Lieblingsthema: Sanji. Was ihn zu seinem eigenen Konflikt brachte. Was kam nach dieser Zusammenarbeit? Würden sie einfach so weitermachen? Sanji und er in seiner Wohnung? Oder würden sie zusammenziehen? Sicher nicht, dann könnten sie gleich eine Heiratsannonce in die Zeitung setzen, damit jeder bemerkte, was da zwischen ihnen lief. Dabei wäre es sicher perfekt. Auch wenn sie schon jetzt einen Haushalt teilten, auf gewisse Art und Weise, es war doch immer >seine Wohnung<, nicht >ihre Wohnung<. Sanji war sein Mitbewohner, den er nie wieder gehen lassen wollte, wenn er ehrlich zu sich war. Er war derart in Gedanken versunken, dass er erst einmal am Convini vorbeiging, und die Straße entlangging, ohne darauf zu achten, wo er war. Würde er nicht schon eine ganze Weile hier wohnen, hätte er sich sicher hoffnungslos verlaufen. Orientierungslosigkeit war seine Schwäche. Aber Schwächen machten ja attraktiv, sagte er sich immer, um sich herauszureden. Und so schlenderte er zwei Straßen weiter, bevor ihm sein Fehler auffiel, und er möglichst unauffällig auf dem Absatz kehrt machte. Sanji wunderte sich selbst, wie schnell ihn Zoro manchmal auf die Palme bringen konnte. So heiß und innig er ihn liebte, ja mit seiner gesamten Leidenschaft, so oft wollte er ihm in den Hintern treten. Oft fingen sie an, über Kleinigkeiten zu diskutieren, was jedoch nie besonders ernst war. Diese Zankereien schienen ihre sonst so harmonische Beziehung zu beleben. Ihre Streits endeten meist so schnell, wie sie begonnen hatten. Doch jetzt war die Lage ernst. Jetzt stritten sie weder über Nichtigkeiten, noch sonstigen Kleinkram. Es ging um die Arbeit, und einen wichtigen Punkt dabei. Also war es gut, dass Zoro für einen Moment gegangen war. Sanji setzte sich wieder aufs Sofa und Chopper sprang hoch zu ihm. Er streichelte den kleinen Hund, der sich sichtlich über die Zuwendung freute. Der Blick des Blonden fiel auf ein silbernes Gerät auf dem Tisch. Zoros Handy. Offenbar hatte er es schon zu den Aufnahmen nicht mitgenommen. Es sah ramponiert aus. Überall Kratzer auf der Hülle, und ein Sprung im Displayglas. Der Jüngere meinte, es sei ihm aus der Hand gefallen, aber Sanji ahnte schon, dass es geworfen worden war, mit voller Absicht. Denn an der Wand hatte er eine winzige Delle entdeckt, in der die Ecke des Handys perfekt passte. Wann er das getan hatte, konnte er sich denken. Nicht den exakten Zeitpunkt, aber die Zeitspanne, in der es passiert war. Schließlich hatten sie ihren ersten Krach hinter sich. Und vor diesem war das kleine Telefon noch unversehrt gewesen. Gleich am Anfang ihrer Beziehung, oder sogar davor, als es noch keinen Namen hatte, aber beide doch wussten, was sie wollten. Der Blonde wollte seine Gedanken wieder auf die Arbeit lenken, doch es fiel ihm schwer. Immer wieder schlich sich plötzlich ein Name in seinen Kopf. Drei Buchstaben, die ihn geradezu anschrieen. Ace. Wieder und wieder. Warum jetzt? Warum nervte Zoros Bandkollege ihn in seinen Gedanken? Dann wusste er es. Er sah von Chopper, der sich neben ihm zusammengerollt hatte, zum Telefon auf dem Tisch. Natürlich. Als ob ihn jemand beobachten könnte, nahm er das Handy und klappte es auf. Er hatte ein ähnliches Modell und kannte sich aus. Schnell sah er im Telefonbuch des Geräts nach. Dank alphabetischer Ordnung war der Name an erster Stelle. Er schickte sich die Kontaktdaten auf sein eigenes Handy. Würde er von Zoros Handy anrufen, würde Ace vielleicht nicht abnehmen. Außerdem hatte er sich geschworen, die Finger von dem Mobiltelefon des Anderen zu lassen. Gut, das hier war eine Ausnahme. Sanji ging ins Schlafzimmer, und schloss die Tür hinter sich. Sollte Zoro hereinkommen, würde er ihn früh genug hören, und einfach sagen, er hatte schlafen wollen. Die Nummer auf dem Display sprang ihm nahezu entgegen. Ace. Der Blonde räusperte sich, und wählte. Das Freizeichen erklang. „Ja?“ Die Stimme klang fast schon freundlich. „Hi Ace.“ Der Schwarzhaarige stutzte. „Wer ist da?“ „Ich bin's. Sanji.“ Tuut. Tuut. Tuut. Ace hatte aufgelegt, was ihn nicht sehr verwunderte. Aber so einfach würde er sich nicht abspeisen lassen. Er unterdrückte seine Nummer, und wartete einen Augenblick. Viel Zeit würde ihm sicher nicht bleiben, der Convini war nicht einmal zehn Minuten entfernt. Er konnte nur hoffen, dass sich Zoro verlief, oder einfach langsam ging. Wieder wählte er, wieder ertönte das Freizeichen. „Ja?“ Und der Andere nahm tatsächlich das Gespräch an. „Hallo? Bitte, leg nicht wieder auf, es ist wichtig!“ „Wieso sollte mich irgendetwas von dir interessieren?“ „Es geht um Zoro.“ Am anderen Ende herrschte kurz Stille. „Na und?“ „Ihr seid Freunde“, sagte Sanji bestimmt. „Und wenn schon. Wir hatten Streit.“ „Freunde vertragen sich.“ „Hast du mich nur angerufen, um mich zu nerven? Woher hast du überhaupt die Nummer?“, fragte Ace wütend. „Nein, habe ich nicht. Ehrlich gesagt habe ich eine Bitte.“ Er ignorierte die letzte Frage einfach. „Warum sollte ich die erfüllen?“ „Gegenfrage: Magst du Zoro noch?“ „Das geht dich nichts an!“ „Also ja.“ Der Sommersprossige gab ein abwertendes Geräusch von sich. „Ace, ich weiß, wie gut du Gitarre spielst. Und für den Song benötigen wir jemanden, der die Guitarline einspielt. Und du passt einfach in die Produktion.“ „Hat er das gesagt?“, fragte der Schwarzhaarige fast schon hoffnungsvoll. „Ja, hat er.“, log Sanji frei heraus. „Schick mir den Text.“ „Mach ich. Also sagst du zu?“ „Mal sehen.“ Und dann legte er wieder auf. Nicht zu früh. Denn er hörte schon den Schlüssel an der Wohnungstür klicken. In Windeseile schrieb er Ace noch eine E-Mail mit dem gespeicherten Text, und der Mitteilung, er solle sich bis morgen entschieden haben, dann kam er aus dem Schlafzimmer, um Zoro wieder zu begrüßen. Er hatte ihn vermisst, auch wenn er weder sehr lange noch besonders weit weg gewesen war. Mit einem Lächeln nahm er ihm die weißen Plastiktüten ab, und trug sie in die Küche. „Tut mir leid, dass ich es nicht ernst genug nehme“, sagte Zoro, und verstaute die Einkäufe im Kühlschrank. „Schon gut. Ich hab dich bedrängt“, meinte Sanji, und beendete damit das Thema. Es passte so gar nicht zum Jüngeren, dass er sich entschuldigte. Sonst war ihnen immer klar, wann sie das Kriegsbeil begraben hatten, ohne dass einer von ihnen etwas sagen musste. War irgendetwas anders als sonst? Der Blonde hielt kurz inne, als er eine Packung Nudeln in den Hängeschrank vor sich packte. Er drehte sich um zu Zoro, der überlegte, wie er die Lebensmittel in dem zu kleinen Kühlfach unterbringen sollte. Der Blonde kam auf ihn zu, und legte seine Arme um den muskulösen Oberkörper, und lehnte seine Stirn an den Rücken. „Sanji?“ „Sag nichts.“ Der Grünhaarige drehte sich in der Umarmung des Schmächtigen zu diesem um. Zog ihn an sich, und küsste den blonden Schopf. Jetzt war alles gut. Sie lagen sich in den Armen, spürten die Wärme des Anderen. Alles war wie immer. Aber was war dieses flaue, undefinierte Gefühl in seinem Magen, das ihn nicht losließ? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)