Heartrock* von AKIHIRO (Zoro ♥ Sanji) ================================================================================ Kapitel 1: Der Widerspenstige. ------------------------------ DISCLAIMER: Die Figuren gehören nicht mir, ich verdiene damit kein Geld. Allerdings gehört die Storyidee MIR allein. Wer klaut, muss büßen! 1. Der Widerspenstige. „Ich soll was?“ Entsetzt starrte der blonde Mann seinen Manager an. „Jetzt hör mir doch zu“, sagte er nervös, und wischte sich den Schweiß von der Stirn, „Wenn du nicht mitmachst, kannst du deinen luxuriösen Lebensstil bald vergessen!“, sagte der Mann mit der überlangen Nase angespannt. Sein Schützling war einfach schwierig zu händeln. „Und die kannst du dann zuallererst abschreiben!“, fügte er hinzu und zeigte auf die Zigarettenschachtel auf dem niedrigen Glastisch. Verächtlich schnaubte der schlanke Mann, und flätzte sich weiter genüsslich auf dem weißen Kunstledersofa. „Halt den Ball flach. Nächsten Monat kommt meine neue Single auf den Markt. Das bringt doch sicher einiges rein...“, sagte er gelassen und nahm einen tiefen Zug von seinem Glimmstängel. „Sanji... hör doch mal zu! Ein Duett mit ihm aufzunehmen würde sicher Rekorde brechen!“ „Rekorde brechen, hm?“ Gedankenverloren schob er sich seine dunkle Sonnenbrille, die einen großen Teil seines schmalen Gesichts verdeckte, höher auf die perfekt geformte Nase. „Der kann doch überhaupt nicht singen.“, stellte er für sich fest. „Unsinn. Seine Platten verkaufen sich fast besser als deine.“ Durch seine Brille warf er ihm einen bitterbösen Blick zu. Wie konnte er ihn nur mit so einem Amateur vergleichen? „Usopp-san. Lass mich das nochmal durch meinen Kopf gehen, ja?“ „Überleg nicht zu lange.“ Der schwarzgelockte Mann verließ das üppige Zimmer mit den Glaswänden. Sanji setzte sich aufrecht hin. Auf dem Tisch vor ihm lag die neueste Ausgabe einer Musikzeitschrift. Auf dem Cover prangte das Bild eines braungebrannten, muskulösen Mannes. Seine kurzen Haare hatten eine grasgrüne Farbe, die man mit Gel modisch frisiert hatte. Ein recht hübscher Mann, mit diesem halb geöffnetem, weißen Hemd, das seine Brust zur Geltung kommen ließ, dieser dunkelgrünen, fast schwarzen Jeans und den feingliedrigen Silberketten um den starken Hals. Und dann noch dieser alles durchdringende Blick. „Blödmann!“ Sanji fegte das Heft unwirsch vom Tisch. Er war mittlerweile eine etablierte Größe im Musikgeschäft. Die Leute rissen sich darum, mit ihm arbeiten zu dürfen. Seine Stimme war überall zu hören. Egal, ob man den Fernseher oder das Radio einschaltete. Sein Metier waren eingängige Popsongs, bei denen die Leute lauter drehten und schief mitsangen. Sie sollten den Menschen Spaß bringen. Und jetzt sollte so ein dahergelaufener Typ kommen, und mit ihm singen wollen? Seiner Meinung nach passten ihre Stimmen überhaupt nicht zusammen. Seine klar und hell, und seine... eigentlich hatte er sie nie bewusst gehört. Meist hatte er sie überhört, oder umgeschaltetet. Der knurrte doch sicher wie ein Hund. Nein danke. Lieber würde er sich seine Zunge abschneiden, als mit so einem blöden Kerl singen. Und was sollten seine Fans denken? Der Blonde schüttelte den Kopf, so als könne er damit die Gedanken vertreiben. Wenn Usopp-san so weitermachte, könnte er sich bald einen neuen Künstler suchen, den er betreuen konnte. Er schnappte sich erneut seine Zigarettenschachtel. Nur noch drei Kippen. Fahrig nahm er eine heraus, und steckte sie sich zwischen seine Lippen. Jetzt brauchte er Nikotin. Wieder fiel sein Blick auf das Titelbild des Magazins. Wieso wurde ihm das überhaupt hergebracht? Wenn er und dieser Grünkopf zusammen singen würden, wäre das sicher eine kleine Sensation. Er, Sanji, auf dem Zenit seines Erfolges, würde den Anderen praktischerweise pushen. Sein Sprungbrett also. Und er hätte eine Weile finanziell seine Ruhe. Seine Lungen füllten sich mit dem blauen Dunst. Es beruhigte seine Nerven ungemein. Ein unangenehmes Klingeln riss ihn aus seinen Gedanken. Auf dem Glastisch vibrierte und klingelte sein Handy. Usopp-san? „Oi? Was gibt’s?“, fragte er gelangweilt. „Ach, ich wollte dich nur informieren, dass der Drache kommt. Wollte dich nur vorwarnen. Bye.“ Und schon wurde wieder aufgelegt. Sanji stöhnte laut. Die hatte ihm grade noch gefehlt. Der größte Fehler seines Lebens. Seine Ex-Frau. Sie war ein langbeiniges, rothaariges Supermodel, mit einem Händchen für Finanzen. Er war vor ein paar Jahren nur ein kleiner Caterer, mit einem Händchen für Frauen, und den Kopf in den Wolken. Durch ihre Verbindungen zur Branche war er das geworden, was er jetzt war. Ein erfolgreicher Musiker. Die hatte grade noch gefehlt. In wenigen Minuten würde sie aufgeregt, mit laut klackernden Schuhen, seine Wohnung betreten, ihn anschreien oder süßlich um Etwas bitten. Wahrscheinlich wieder Geld. Er hatte sie bereits vor einiger Zeit gehaltstechnisch überrundet. Kommt davon, wenn man sich wie die letzte Diva benahm. „Sanji-Schaaaatz!“ Sie wollte etwas, das hörte er schon daran, wie sie seinen Namen aussprach. Er atmete noch einmal tief den Rauch seiner Zigarette ein, bevor sie lautstark durch die geöffnete Wohnzimmertür stolzierte. Sie war groß und mehr als schlank. Der Busen war eindeutig zu ausladend für ihre Figur. Ihre kinnlangen, roten Haare waren streng gescheitelt und offenbar frisch geschnitten. Ganz hübsch, wenn man von ihrem absolut verdorbenen Charakter hinweg sah. „Und was willst du heute von mir?“, fragte der blonde Mann und setzte seine Sonnenbrille ab. Das weiße, eng anliegende Kleid der Frau blendete ihn. „Kann ich nicht mal einfach so vorbeikommen, um meinen Mann zu besuchen?“, säuselte sie und lächelte angestrengt. „EX-Mann, wenn ich bitten darf.“, bestand Sanji, und dachte nicht im Geringsten daran, ihr einen Sitzplatz anzubieten. Nachher würde sie sich noch wirklich setzen. „Pf. Die Scheidung ist noch nicht durch, mein Schatz.“, erwiderte sie unterkühlt. Sie hatte Recht. Geschiedene Leute waren sie erst in ein paar Monaten endgültig. Sein Glück. Denn solange die noch offiziell Mann und Frau waren, durfte er eifrig für sie bezahlen. Hätte ihn Usopp-san nicht damals überredet, einen Ehevertrag abzuschließen, würde er nach der Scheidung auf der Straße sitzen. Jetzt müsste er ihr nur einen geringen Obolus im Monat abgeben, wenn er sie von der Backe hatte. Sie war sein größter Fehler in der Karriere. Wie selbstverständlich nahm sie sich eine Zigarette aus seiner Schachtel. Als sie sie angesteckt hatte, und einen Zug genommen hatte, fragte sie halbherzig: „Ich darf doch?“ „Sag schon, was willst du hier? Je eher du's mir erzählst, desto früher kannst du wieder gehen.“, sagte er und fuhr sich durch die Haare. Sie blickte ihn scharf von der Seite an. „Ich bin einfach hier, um dich zu sehen. Um mit dir dir zu reden...“ Sie setzte sich dicht neben ihn auf die Couch. Heute hatte sie eindeutig zu viel Parfum aufgetragen. Es brannte ihm in den Augen. „Konntest du den Scheck nicht einlösen oder was willst du?“, er lehnte sich an. „Ach Schatz... für wen hälst du mich?“, sie strich ihm mit dem perfekt manikürten, roten Fingernagel den Oberschenkel herauf. Oh Gott. Nicht schon wieder diese Masche. „Nimmst du bitte deine Finger da weg? Das gehört dir nicht mehr.“ „Offiziell schon...“, sagte sie süffisant, und kam am Bund seiner Hose an. „Nami. Lass es.“ Er schnappte ihr Handgelenk, an dem ein goldenes Armband hing. „Sei doch nicht so grob, Baby...“, sie näherte sich bestimmend seinem Gesicht, im Begriff, ihn zu küssen. Er drehte nur entnervt seinen Kopf zur Seite. „Bist du dem nicht langsam müde?“, fragte er. „Komm schon... du hattest doch sicher schon eine ziemliche Durststrecke.“ Und wenn schon. Bevor er sich wieder auf sie einließ, würde er einen Spaziergang durch die Sahara machen. „Meine Güte, bist du armselig.“ Er löste seinen Griff von ihrem Handgelenk und stand auf. „Noch-Ehefrau hin oder her, wenn du mir weiter auf die Nerven gehst, lass ich dich rauswerfen.“ Es wäre nicht das erste Mal. Sie gab ein abwertendes Geräusch von sich. Nami schaute ihn noch einmal böse an. „So eine Frau wie mich findest du kein zweites Mal, glaub mir. Du solltest die Scheidung zurückziehen. Überleg's dir nicht zu lange.“ Dann drehte sie auf dem Absatz um, und ging ebenso schnell, wie sie hergekommen war. Mit einer Tatsache hatte sie aber Recht. So eine Frau wie sie gab es kein zweites Mal. Keine Andere war so niederträchtig und auf Geld versessen, sowie auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Zumindest hoffte Sanji, dass es keine Zweite wie sie gab. Die Vorstellung wäre ja nicht zum Aushalten. Wer hatte diese Furie überhaupt hier hereingelassen? Er sollte dringend sein Personal überprüfen, ehe sie noch nachts bei ihm einstieg und ihn ermordete. Obwohl, dann würde sie ja niemand mehr bezahlen. Und überlegen musste er schon lange nicht mehr. Er hoffte, bald nur noch ihren Namen auf seinen Kontoauszügen lesen zu müssen, und nicht mehr ihre Anwesenheit ertragen zu müssen. Die Begegnung von heute hatte seinen Entschluss nur mehr als gefestigt. Bloß weg von ihr, diesem gierigen Biest. Sanji stellte sich an eine der voll verglasten Wände. Vor ihm erstreckte sich die Skyline Tokyos, mit ihren hohen Gebäuden, dem blinkenden Tokyo Tower, und dem bunten Treiben in den Straßen, dass er nur erahnen konnte. Er kam aus der tiefsten Provinz, und jetzt lebte er in einer der teuersten Wohnungen der Stadt. Es war Hochsommer, und die heiße Sonne sank langsam aber stetig. Dann würden die Lichter der Stadt leuchten, und seine Wohnung erhellen. Und heute konnte er es noch nicht einmal genießen. Heute wurde er dazu gezwungen, nachzudenken. Nicht, dass er ein Dummkopf war, aber Entscheidungen fielen ihm schwer. Ein Duett mit einem aufstrebenden jungen Sänger. Moment mal, jung? Er selbst war doch grade mal Anfang zwanzig. Wenn er es genau überlegte, wusste er gar nicht über diesen geheimnisvollen, attraktiven Grünhaarigen. Sanji schnappte sein Handy vom Tisch. Die Nummer hatte er in der Schnellwahl. „Usopp-san? Besorg' mir doch mal ein paar Informationen über diesen Kerl.“ Am anderen Ende der Leitung herrschte kurzzeitig Verwirrung. „Ah, du meinst...!“ „Ja, genau den! Und zwar ein bisschen mehr als das, was ich auch selber im Internet finden würde, ja? Danke.“ Er klappte sein Handy zu. Besonders herzlich war er am Telefon wirklich nicht. Besonders nicht zu seinem Manager. Er setzte sich zurück aufs Sofa, und schaltete seinen Laptop an. All diese Sachen ließ er meist offensichtlich auf seinem Couchtisch liegen. Bei ihm hätte man sich wirklich die Taschen füllen können. In der Zeit, in der der Laptop komplett hochgefahren war, wollte er eine Zigarette rauchen. Klasse. Die Schachtel war leer, dank Nami. „Blöde Kuh.“, fluchte er leise. Nach endlosen Sekunden war das Gerät endlich betriebsbereit. Schnell ins Internet, auf eine Seite zum Videos ansehen. Mit flinken Fingern tippte er den Namen seines möglichen Duettpartners ein. Er öffnete ein angezeigtes Promotionvideo. Hm. Vor der Kamera machte dieser Kerl wirklich keine schlechte Figur. Er posierte mit seiner weißen, etwas eckigen elektrischen Gitarre, während er nebenbei sang. Na schön, es klang ganz annehmbar. Sanji öffnete ein anderes Video. Von einem Livekonzert von vor etwa einer Woche. Ganz offenbar kein Playback. Und in einer Topform, die er dem Muskelmann nie zugetraut hätte. Er lief die Bühne auf und ab, spielte einige Soli, reckte sich zum Publikum und... machte Fanservice mit seinem Bassisten? Mit offenem Mund betrachtete er die Szene, in der sich der Grünhaarige singend dem Publikum zuwendete, als sein Bassist, ein etwas schmächtigerer, schwarzhaariger junger Mann mit einem ausladendem Rückentattoo, ihn von hinten umarmte und andeute, ihm sein halbes Gesicht ablecken zu wollen. Ach du Schreck. So hatte er den Typen ganz bestimmt nicht eingeschätzt. Doch seine Neugier war geweckt. Er suchte immer weiter nach Liveaufnahmen, um nach ähnlichen Situationen zu suchen. Und wie er fündig wurde. Wüsste er es nicht besser, hätte er gedacht, die beiden schliefen miteinander. Diese ganze Performance wirkte so körperlich und echt. In Sanjis Kopf begann es zu arbeiten. Er wägte Pro und Contra ab. Es war Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Jetzt. Wieder langte er nach seinem Handy. Plötzlich war es ganz schwer in seiner Hand. Er klappte es auf. Kurz betrachtete er das Display, dann drückte er ein paar Sekunden auf eine Taste. „Was gibt’s denn jetzt? So schnell bin ich nun wirklich nicht!“, rechtfertigte sein Manager sich, „Quatsch, das meine ich nicht. Ich hab mich entschieden.“ Er konnte einen erstickten Schrei seines Managers ausmachen. Usopp schluckte. „Und, wie hast du dich entschieden?“ „Also...“ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* ...du wirst weiterlesen müssen, um es zu erfahren! :D *muhar~ Ich hoffe, es hat euch gefallen :) Kapitel 2: Der Grünschnabel. ---------------------------- 2. Der Grünschnabel. „Du meinst nicht wirklich den Sanji, oder?“ Der Grünhaarige hatte mitten in der Bewegung innegehalten. „Doch. Das Goldkelchen.“, sagte die schwarzhaarige Frau sachlich. „Ich glaub's nicht.“ Er setzte sich auf das breite Sofa hinter ihm. Damit hätte er wirklich nicht gerechnet. „Und was sagt er dazu?“ „Er hat noch nichts gesagt, ob er zustimmt oder es bleiben lässt.“ Zoro hatte grade erst das Tonstudio, dass sie als Proberaum nutzten, betreten, als ihm seine Managerin mitteilte, dass eine Zusammenarbeit mit dem berühmten Sänger geplant sei. „Und wieso grade ich?“, fragte er immer noch erstaunt. „Weil du momentan immer bekannter und beliebter bist. Sein Management möchte dir wohl unter die Arme greifen. Du verkaufst dich einfach gut.“ Während sie das sagte, legte sie ihm die aktuellsten Charts vor, abgedruckt in einer Musikzeitschrift. Seine neue Single war auf Platz zwei eingestiegen. „Aber unsere Musik unterscheidet sich doch so sehr...“ Er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie diese Kooperation klappen sollte. Die große Frau seufzte. „Meine Güte, wieso bist du so pessimistisch? Freu dich doch, dass du möglicherweise bald mit Sanji zusammenarbeiten darfst.“ „Hmpf. Und der Rest der Band?“ Die Blicke der beiden richteten sich auf den Mann der auf dem anderen Sofa im Raum saß. „Die wird leider nicht dabei sein.“ „Aha. So sieht's also aus. Plant ihr seine Solokarriere?“, fragte der Schwarzhaarige und fixierte sie mit seinen Augen. „Genau genommen ist er ein Solokünstler. Also ganz offiziell.“, meinte Robin mit einem etwas verächtlichem Unterton. Zoro seufzte. „Ace, wir werden immer eine Band bleiben, egal was kommt.“, versuchte er ihn zu beruhigen. Der Angesprochene sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Wenn du das meinst.“ „Ja, das meine ich.“ Robins Handy klingelte schrill. „Der Manager von Sanji-san.“ Ohne noch etwas hinzuzufügen verließ sie das Tonstudio um in Ruhe zu telefonieren. Mit Bestimmtheit setzte sich der andere neben Zoro und legte einen Arm um ihn. Er hatte es schon vor geraumer Zeit akzeptiert. Es war einfach so zwischen ihnen. Der Schwarzhaarige kuschelte sich wie gewohnt an ihn, Zoro strich ihm aus reiner Gewohnheit durch die Haare. „Wenn du wirklich mit ihm was aufnehmen kannst, öffnet dir das einige Türen...“, sagte Ace und griff nach Zoros Hand. „Ja, kann schon sein. Aber erst mal muss er überhaupt zustimmen. Es ist gut möglich, dass er ablehnt, also mache ich mir erst gar keine großen Hoffnungen.“ Ace nahm auch die andere Hand. „Sei nicht albern. Natürlich will er mit dir arbeiten. Du bist talentiert und siehst gut aus, was spricht dagegen?“, lächelte er und küsste aufmunternd seine Finger, an denen er ein paar breite, silberne Ringe trug. Zoro erwiderte sein Lächeln nur matt. „Oh man. So wie du möchte ich auch mal denken.“, meinte er. „Lieber nicht...“, grinste der Bassist. „Du wärst schockiert von dem, was du siehst.“, fügte er hinzu. Um das Gespräch zu beenden, drückte er einen flüchtigen Kuss auf die Lippen des Sängers. Sie waren nie ein Paar oder etwas Ähnliches. Das zwischen ihnen, die kleinen Berührungen, Küsse und Zärtlichkeiten, bedeuteten Zoro gar nichts. Diese Angewohnheit hatte er seit der Gründung der Band. Er, Ace und dessen jüngerer Bruder Luffy waren anfangs eine kleine, auf lokaler Ebene beliebte, Garagenband. Als sie vor ein paar Jahren an einem überregionalen Talentwettbewerb in Kyoto teilnahmen, wurden sie von Robin entdeckt und angesprochen. Sie selbst war grade dabei, Fuß in der Branche zu fassen, und suchte Künstler, die sie vertreten konnte. Zwar verloren sie damals den Wettbewerb, gewannen aber Robin. Sie stellte ihnen für Aufnahmen und Konzerte noch zwei Gitarristen zur Seite, und bald nahmen sie ihr erstes Minialbum auf. Zuerst mit mäßigem Erfolg, brachte ihnen eine bestimmte Single den Durchbruch. Nach endlosen Touren durch die Clubs des Landes füllten sie nun die ganz großen Hallen, und hatten sich eine treue und große Fanbase erarbeitet. Das alles war noch nicht mal ein ganzes Jahr her. Und jetzt konnten sich alle eine eigene große Wohnung in einem schicken Viertel der Stadt leisten, und noch ein neues, tolles Auto. Zoro war jedoch niemand, der großen Wert auf Statussymbole legte. Ihm genügte es schon, ein Dach über den Kopf zu haben, vier warme Wände um ihn herum, und zu wissen, dass der Kühlschrank niemals leer sein müsste. Die Tür des Tonstudios wurde geöffnet, und Luffy, Ace jüngerer Bruder und Drummer der Band, trat ein. „Du bist zu spät.“, sagte Zoro trocken. Währenddessen hatte sich der Bassist überstürzt seinem Instrument gewidmet. Luffy sah es nicht gern, wenn er so an dem Grünhaarigen klebte. Vor Robin oder anderen war es ihm egal. Die meisten mochten schließlich auch den Fanservice. „Naja, ich stand im Stau und so...“, druckste er herum. „Sieh mich mal an!“, sagte Zoro misstrauisch. Verwundert gehorchte der dünne, schwarzhaarige Mann. „Beim nächsten Mal solltest du dir vielleicht die Krümel aus dem Gesicht und vom Shirt wischen.“ Luffy fuhr sich hektisch mit den Händen im Gesicht und an der Kleidung entlang. „Ich stand so lange im Stau, dass ich eben Hunger bekommen habe...“, grinste er und setzte sich hinter sein Drumset. Er war ein absoluter Kindskopf. Total verfressen, aber ein Vollblut-Schlagzeuger. Sein Bruder und er ähnelten sich nur in ihrem Appetit und ihrer musikalischer Leistung. Doch der Jüngere hatte mit solchen Liebeleien rein gar nichts am Hut. Manchmal kam es Zoro so vor, als wäre er geistig wirklich noch ein Kind geblieben, so unschuldig und naiv wie er wirkte. Bestimmt ließ Ace deshalb immer von ihm ab, wenn er den Raum betrat. Er wollte ihn nicht >verderben<. Ace dagegen war... liebesbedürftig. Robin betrat den Raum. Ihre Miene war wie immer unergründlich. „Und?“ Sie seufzte. „Er stellt sich quer. Usopp-san will ihm aber bis heute Abend weitere Bedenkzeit geben.“ „Wusste ich's doch...“, sagte Zoro und lehnte sich zurück. Er hatte von Anfang an nicht damit gerechnet, dass Sanji mit ihm zusammenarbeiten würde. Schließlich war er ein seiner Schönheit bewusster, erfolgreicher Popularmusiker. Und er selbst? Ein Händchen für die richtige Kleidung hatte er noch nie. Ihm ging es da um Funktionalität und Bequemlichkeit. Mittlerweile hatte er Stylisten, die ihm Outfits für seine Fotoshootings zusammenstellten, und die ihm die Haare richteten. Wenn er allerdings in zivil auf die Straße ging, war er fast nicht mehr zu erkennen. Zoro mochte es eben eher schlicht. Der blonde Sänger hingegen sah immer perfekt aus. Sicherlich brauchte er keine Leute um sich, die ihm sagten, was er anziehen sollte und ihm seine Haare machten. Stilsicher, attraktiv und erfolgreich. Neben diesem Mann würde sich einfach jede Person wie ein Troll fühlen. Zum Glück musste er ihm nicht unter die Augen treten, um Musik zu machen. Entschlossen stand er vom Sofa auf. „Wollen wir noch ein bisschen arbeiten, Leute?“, fragte er gutgelaunt und ging zum Mikrofonständer. „Sollen wir nicht auf die anderen warten?“, meinte Ace. „Nein. Wer zum x-ten Mal zu spät zur Probe aufkreuzt, brauch gar nicht mehr herkommen.“ Es war schon der vierte Wechsel dieser Mitglieder. Warum sie alle irgendwann keine Lust mehr auf eine vielversprechende Karriere hatten, wusste keiner. Also müsste Ace heute wieder den Gitarristen spielen. Eigentlich war er erleichtert, dass ihm abgesagt wurde. Es wäre wohl auch zu sonderbar gewesen, wenn sie beide ein Duett oder etwas in der Art aufgenommen hätten. Er, der etwas grobschlächtige Rocker, mit dem feingliedrigen Popper. Wer dachte sich sowas aus? Aber auf der anderen Seite war es wirklich schade. Musikalisch gesehen wäre es eine interessante und wohl harmonische Sache gewesen. Zoro wollte es aus seinen Gedanken vertreiben, doch es ließ ihn nicht los. Er mochte die Musik des Blonden. Zwar besaß er keine seiner CDs oder DVDs, aber wenn sie gespielt wurde, lauschte er gern. Die ganze Probe über war er unkonzentriert. Er setzte einige Töne in den Sand, doch schien es glücklicherweise keinem besonders aufzufallen. Es war sowieso keine richtige Probe. Ace spielte die Guitarline so gut er konnte. Ärgerlich, schon wieder mussten sie neue Mitglieder suchen. „Kommt mal zum Schluss.“, meinte Robin. „Ihr schwitzt euch noch zu Tode.“ Tatsächlich waren ihre Hemden komplett durchnässt. Es war einfach ihre Leidenschaft, da nahm man das bisschen Schweiß in Kauf. „Wir treffen uns morgen um die gleiche Zeit, wie gewohnt.“ Auch wenn es den Dreien klar war, eine kleine Gedankenstütze konnte nicht schaden. „Boah... ich hab solchen Hunger...“, jammerte Luffy und trocknete sich das Gesicht mit einem Handtuch ab. „Du hast immer Hunger, Brüderchen.“, kicherte der Ältere, und nahm sich ebenfalls eines der Handtücher. Im Proberaum war es fast etwas zu klein, wenn noch zwei Gitarristen darin anwesend waren. Aber etwas Größeres war eben noch nicht drin. Zoro träumte noch immer vor sich hin. Das Geräusch von Robins Handy riss ihn erst wieder heraus. „Ja bitte? - Ah. - Er will was? - Kein Problem. - Danke.“ Wenn sie telefonierte hatten die anderen den Mund zu halten, dass hatten sie früh lernen müssen. „Wer...?“, setzte Ace an. „Usopp-san. Sanjis Manager.“ Sie starrten sie an. Die Spur eines Lächelns erschien auf ihrem schönen Gesicht. Der Grünhaarige spannte die Muskeln an. Dieses ausgedehnte Lächeln, der Anruf, was hieß das? Was sie dann sagte, versetzte ihm beinahe einen Schlag. „Zoro. Er hat sich entschieden. Für das Duett.“ Kapitel 3: Meet me at President's Suite. ---------------------------------------- 3. Meet me at President's Suite. Er konnte es fast selbst nicht glauben, dass er zugesagt hatte. Aber... meine Güte! Sein Gesang war wirklich nicht von schlechten Eltern, dass er gut aussah hatte er vorher schon eingestanden. Jetzt saß er da, irgendwie nervös, an einer seiner Notfallzigaretten, aus dem hintersten Winkel seiner Schublade, rauchend. Sanji hatte noch nie mit einem anderen Künstler zusammen gesungen. Warum das der Fall war, wusste er auch nicht. Usopp-san sollte ihm bis morgen Mittag alle möglichen informativen Dinge über diesen grünhaarigen Kerl beschaffen. Sanji wusste, dass sein Manager das schaffen würde. Er selbst war inzwischen immer wieder an sein Laptop gegangen, um nach weiteren Fotos und Videos zu suchen. Allerdings weigerte er sich, dessen Namen überhaupt zu denken. Wer hatte schon so einen seltsamen Namen? Klar, es könnte ein Künstlername sein, aber albern fand er ihn schon. Ob er wohl auch ein Rächer der Armen und Hilflosen war, der den bösen Buben seinen Anfangsbuchstaben in den Körper ritzt? Sanji lachte leise auf bei dem Gedanken. Also lieber nicht provozieren, bevor er es wirklich tut. Der Blonde kam sich dumm vor, mitten in der Nacht immer noch vor dem kleinen Computer zu sitzen, bei ausgeschaltetem Licht, mit Zigaretten und Wein. Fast wie ein Fangirlie. Oder nur ein einfacher Spinner. Und Wein mochte er so gar nicht. Er schmeckte bitter, und diese Sorte viel zu stark nach Alkohol. Und er stank. Also trank er ein halbes Glas und ließ den Rest unbeachtet stehen. Immer noch schaute er auf den Bildschirm, auf dem zum wiederholten Male eines der Videos lief. Dieses Lied mochte er besonders. Es schwankte zwischen Ballade und schneller Rocknummer, mit genau der richtigen Balance. Er musste sich wirklich eingestehen, dass er die Musik immer besser fand. Und auch seine raue, und doch samtweiche Stimme. Er träumte schon vor sich hin. Irgendwann, er mochte gar nicht auf die Uhr sehen, schaltete er den Laptop aus, leerte die Weinflasche im Ausguss der Spüle und stellte das Glas hinein. Doch auch als er im Bett lag und noch ein wenig in seinem Buch las, wurde er nicht müde. Er starrte im Dunkeln an die Decke. Heute fühlte sich seine Wohnung eindeutig zu groß für ihn an. Seit Bett kam ihm vor, als sei es für fünf anstatt zwei Personen gedacht. Sanji kramte in seiner Nachttischschublade. Er suchte nach dem kleinen, orangefarbenen Tablettenröhrchen. Als er sie herausgefischt hatte, nahm er zwei Schlaftabletten. Sie schmeckten furchtbar. Doch es dauerte nicht lange, bis er endlich in einen tiefen und traumlosen Schlaf glitt. Die Nachricht, dass er und der berühmte Sanji ein Duett singen würden, musste gefeiert werden. Robin lehnte das Angebot dankend ab, mit ihnen zu trinken. Für sie bedeutete diese Kooperation eine Menge Arbeit. Luffy und Ace überredeten ihn, in eine wirklich miese Bar mitzukommen. Sie war düster, verraucht und stank noch nach anderen Sachen. Aber hier kannte sie niemand. Hier konnten sie ausgelassen reden und trinken. Besonders trinken. Zusammen leerten sie zwei Flaschen Wodka, schrecklicher, billiger Fusel, und nebenbei ein paar Bier, zu warm und fast schal. Zumindest roch man dann den Gestank nicht mehr so intensiv. Gegen zwei Uhr waren alle drei mehr oder weniger betrunken, Zoro weniger, Luffy mehr. Sie ließen sich vom Barkeeper ein Taxi bestellen. Sie planten, zum Grünhaarigen zu fahren, um dort weiterzufeiern und irgendwann dort zu schlafen. Er hatte eben die größte Wohnung. Luffy war schon im Auto eingeschlafen, und musste von beiden hochgetragen werden. Zum Glück gab es einen Fahrstuhl in seinem Haus. „Leg ihn einfach auf die Couch, ja?“ Ace legte seinen schnarchenden Bruder auf das dunkelgrüne Sitzmöbel. Eine Decke war nicht nötig, die Wohnung war von der Hitze des Tages mehr als gewärmt. „Wo darf ich denn schlafen?“, fragte der Bassist, während beide in der Küche ein Glas Wasser tranken und eine Aspirin schluckten. „Wo du doch sonst auch immer schläfst, wenn du hier bist.“, verwirrt sah er ihn an. Er hatte doch noch nie gefragt. „Ich dachte nur. Weil er da ist.“, meinte Ace und wies mit dem Kopf Richtung Wohnzimmer. „Ist doch egal. Wir machen doch nichts Schlimmes.“ Der Schwarzhaarige nickte. „Bist du auch müde?“, fragte er. Als Zoro sich, bis auf die Unterwäsche entkleidet, ins Bett legte, drehte sich alles um ihn herum. „Dein Schlafzimmer dreht sich...“, sagte Ace neben ihm. Wenn er hier übernachtete, schliefen sie zusammen in einem Bett. „Ich weiß...“, lachte der Grünhaarige und schloss die Augen. Keine gute Idee, dadurch verstärkte sich nur das Gefühl, auf einem Karussell zu liegen. „Alles klar?“, fragte sein Freund und legte eine Hand auf seine Stirn. „Ja... geht so.“ Er drehte sich zu ihm auf die Seite. Sie lagen sie sich mit den Gesichtern gegenüber. „Gute Nacht.“, sagte der Sänger. „Hmhm... schlaf gut...“ Der Grünhaarige seufzte. „Na los, komm schon rüber.“ Ace fackelte nicht lange, und ließ sich von Zoro in die Arme nehmen. Er wusste, dass er sonst keine Ruhe geben würde. „Gute Nacht.“ „Hmhm...“ Der Sänger wusste am Morgen nicht mehr, ob er es geträumt hatte, oder ob Ace ihn wirklich noch geküsst hatte. Auch als er so nah bei ihm lag, seine Arme um ihn gelegt und den Duft seiner Haare intensiv wahrnehmend, es löste nichts in ihm aus. Für ihn war er nur ein langjähriger, sehr guter Freund. Da kuschelte man eben mal miteinander. Länger darüber nachdenken konnte er auch nicht, denn er spürte, wie ihn der Schlaf vollends übermannte. Am nächsten Morgen fühlte er sich wie ein lebender Toter. Die Schlafpillen ließen zwar seinen Körper vortäuschen zu schlafen, doch erholt fühlte er sich ganz und gar nicht. Beim Blick in den Spiegel erschrak er fast vor sich selbst. Blass mit dunklen Ringen unter den Augen und glanzlosem Haar, das auch noch wirr abstand. Und ohne Hemd oder Shirt am Leib sah er aus wie die Welthungerhilfe auf Beinen. Erst einmal ausgiebig duschen, die Haare waschen und pflegen und anschließend noch eine Creme ins Gesicht. Sogar einen Hauch Make-up trug er auf, mit dem er die geröteten Stellen in seinem Gesicht abdeckte. Schon sah er wieder menschlich aus. Jetzt war er wieder hübsch anzusehen. Doch seine Müdigkeit ließ sich nicht übertünchen. Bevor er an sein nervig klingelndes Handy ging – dabei fiel ihm wieder ein, dass er schon längst den Rufton hätte ändern wollen – gähnte er herzlich und streckte sich wiederholt. „Usopp-san, guten Morgen.“, sprach ergelangweilt. „Bist du schon ausgehfein?“, meinte er gehetzt. „Ja, schon. Wieso?“ „Du sollst in einer Stunde ins Ichikawa Hotel kommen.“ „Was? Da brauche ich aber über eine halbe Stunde für den Hinweg!“ „Dann telefonier nicht so lange und beweg dich!“ Usopp-san legte auf. Was war das denn für ein patziger Ton? Wenn er es bis dahin nicht vergessen haben sollte, würde er ihn nachher dafür einen Tritt gegen sein Schienbein verpassen. Sanji hatte keine Ahnung, warum er sich jetzt beim Anziehen fast überschlagen musste. Zudem musste er passende Kleidung für einen unbekannten Anlass anziehen. Blöder Usopp-san. Er entschied sich für eine schwarze Röhrenjeans, die seine schlanken Beine betonte, an die er eine silberne Hosenkette mit Kugelgliedern befestigte. Obenrum trug er ein weißes Hemd und eine einfache Silberkette an der ein schlichtes schwarzes Kreuz hing. Jetzt noch ein Spritzer Parfum, und seine Sonnenbrille aufgesetzt, und schon sprintete er zum Auto, einem schwarzen Volvo. Sein Schätzchen. Was hatte sein Manager nur mit ihm vor? Er ahnte Schlimmes... Die Straßen waren ausnahmsweise frei, er benötigte bloß knapp dreißig Minuten, um an sein Ziel zu gelangen. Er wurde samt Wagen wurde zum VIP-Parkplatz gelotst. Er schlüpfte wie gewohnt durch den Hintereingang herein. Als er vor das Hotel fuhr, drehten die Paparazzis durch. Wieso sie schon vor ihm wussten, dass er hier aufkreuzen würde, war ihm ein Rätsel. Der Eingang führte eine einfache Metalltreppe hinauf, bis in den ersten Stock. Er war schon des öfteren hier gewesen, und kannte daher den Weg. Eine unscheinbare Tür führte ihn in einen verwinkelten Gang am Ende des Flures im ersten Stock. Er rief Usopp-san an. „Wo genau treffen wir uns?“ „Endlich da? Im zweiten Stock, die Präsidentensuite.“ Dort fanden oft Interviews statt. Sie war fast so groß wie ein Tagungsraum, nur mit schöneren und teureren Möbeln. Langsam kroch die Müdigkeit zurück in seine Glieder. Nach dem kurzen Adrenalinschub durch die plötzliche Hektik, entspannte er sich wieder. Sanji nahm die Treppe, um sich etwas wach zu halten. Es klappte wenig. Er schleppte sich durch den Flur, mit dem warmen Licht, auf dessen Boden ein weinroter Teppich lag und an dessen Wände stilvolle, aber nicht identifizierbare Aquarelle hingen. Doch dafür hatte er grade keinen Blick. Er war darauf bedacht, einen Fuß vor den anderen zu setzten, und zur breiten weißen Tür mit den goldenen Verzierungen zu gelangen. Diese öffnete sich, und Usopp-san führte ihn hinein. „Danke.“ Der Raum war wirklich riesig. Es gab zwei Türen, eine links und eine rechts. Eine führte ins mehr als sehr gut ausgestattete Badezimmer, die andere ins protzige Schlafzimmer. In der Mitte des Zimmers stand ein großer, ovaler Glastisch, mit einem reich verzierten Tischbein. Es sah aus wie eine barbusige Meerjungfrau mit wallenden Locken. Wie unpassend für die sonst so schön gestaltete Suite. Um diesen Tisch herum standen zwei helle sandfarbene Ohrensessel, und ein gleichfarbiges Sofa. „Und weshalb bin ich jetzt hier?“, fragte Sanji und steuerte auf das Sofa zu. „Du triffst dich mit Roronoa. Du wolltest doch Informationen über ihn, nicht? So bekommst sie sozusagen aus erster Hand.“, grinste der Schwarzhaarige zufrieden. Sanji seufzte. Als ob er sowas nicht schon vermutet hätte. Usopp-san musste sich jetzt unglaublich toll vorkommen. „Und je früher ihr euch kennenlernt, desto besser.“ „Ja... bestimmt.“ Sanji schloss die Augen und legte den Kopf zurück. Das Sofa war wunderbar weich und gemütlich. „Jetzt wird nicht geschlafen. Er müsste jeden Moment kommen.“ Wo war nur sein devotes Manager-san hin? Das auch noch. Was sollte er nur von ihm denken, wenn er ihn sah? Vollkommen übermüdet und unfähig, sich zu konzentrieren. Zumindest sah er gut aus. Automatisch richtete er sein Haar. Immer den Stil wahren, genau. Es klopfte an der Tür. „Usopp-san.“, sagte eine angenehme Frauenstimme. „Das sind sie.“ Sanji stellte sich hin und zupfte seine Kleidung zurecht. Höflichkeit war oberstes Gebot, besonders im Beisein von Damen. Und dann öffnete sich die Tür. Sein Arm war offenbar über Nacht abgestorben. Als Zoro aufwachte, lag Ace noch immer oder schon wieder dicht an ihn gekuschelt, mit dem Kopf auf seinem tauben Arm. Vorsichtig zog er ihn unter dem Mann hervor, darauf achtend, dass er nicht wach wurde. Seinem Kopf ging es erstaunlicherweise sehr gut. Er hörte Luffy noch immer laut schnarchen. Ein Frühaufsteher war er sicherlich auch nicht, aber mit so einem toten Arm schlief es sich schlecht. Er verließ grade die Dusche, als sein Telefon klingelte. Es lag mit störendem Vibrationsalarm auf seinem Nachttisch. Nur mit einem Handtuch bekleidet stürzte er ins Schlafzimmer und ging ran. „Ja?“ „Hab ich dich geweckt?“ Es war Robin. „Nein, nein. Ich hab grade...“ „Gut. Ich erwarte dich um elf im Ichikawa Hotel. Schaffst du das oder soll ich jemanden schicken?“ „Nur ich allein?“ „Ja, ohne die Band.“ „Ich werde pünktlich sein.“ Dann klappte er das Handy wieder zu. Ace war durch das Klingeln aufgewacht, und lauschte dem, was Zoro sagte. „Alles in Ordnung?“ „Ja. Ich soll nur in anderthalb Stunden im Ichikawa sein.“ „Warum das denn?“ Zoro zuckte mit den Schultern. „Hab vergessen, sie zu fragen.“ Ace lachte. „Wie typisch für dich.“ „Ach ja, erst mal guten Morgen.“, sagte Zoro. „Wünsch ich dir auch.“ Ace streckte sich und gab dem Grünhaarigen einen Kuss auf die Wange. „Hast du noch ein bisschen Zeit für mich?“, fragte der Schwarzhaarige und nahm seine Hand. „Aber nur einen kleinen Augenblick.“ Er legte sich zu ihm ins Bett zurück, und nahm ihn wieder in die Arme. Mittlerweile hatte er wieder Gefühl in ihm. „Ichikawa... nobel, nobel...“, bemerkte Ace. „Mag sein.“ Er ahnte schon, was oder wer ihn dort erwarten würde. „Vielleicht ein Meeting mit Sanji.“ Ace schnaubte verächtlich. „Aha.“ „Mach dir nichts draus. Er tut auch nur, was ihm sein Usopp-san sagt.“ Der Mann in seinen Armen nickte. „Er will dich uns sicher wegnehmen.“, kicherte er und setzte sich ungeniert auf Zoros Schoß. „Ach Unsinn. Uns trennt doch keiner.“, sagte er und drückte aufmunternd seine Hand. „Na hoffentlich. Irgendwer muss mich doch ertragen.“, lächelte Ace. „Du hast doch deinen Bruder.“ „Ja, aber du bist doch etwas Anderes für mich als Luffy.“ Er lehnte sich nach vorne und gab ihm einen Kuss. Einen etwas zu langen Kuss. „Ace?“, er raubte ihm die Luft. Zoro spürte plötzlich einen Druck auf seinem Bett. Etwas bewegte sich auf sie zu. Er drückte seinen Bassisten mit sanfter Gewalt von sich. Der Grünhaarige wurde von zwei kleinen, schwarzen Knopfaugen angesehen. „Chopper! Haben wir dich geweckt?“, sagte er und streckte die Hand nach dem kleinen Hund aus. Er setzte ihn zwischen sich und Ace auf seinen Schoß. Sein kleiner hellbrauner Hund, der aussah wie eine Mischung Chihuahua, Dackel und Schäferhund. So ein niedliches Kerlchen. Auch wenn einige Leute ihn damit aufzogen, dass er aussah wie ein winziger Elch. „Ah... mein Rivale.“ Liebevoll streichelte Ace dem Hund über den Kopf, der sich gern von ihm anfassen ließ. Lag wohl an seinen weichen Händen. „Ich weiß, ich lass dich zuviel allein.“, meinte Zoro und kraulte Chopper hinter seinen abstehenden Öhrchen. Als hätte er ihn verstanden, biss er ihm zärtlich in den Finger. Er war nur ein wenig größer als ein ausgewachsener Kater. Zoro hatte ihn auf der Straße gefunden. Er war angefahren worden, und lag mehr tot als lebendig im Straßengraben. Der Sänger, damals noch ohne größere Karriere gab sein letztes Hemd um die Tierarztrechnungen bezahlen zu können. Chopper wurde glücklicherweise wieder vollständig gesund, trotz mehrerer Knochenbrüche und innerer Verletzungen. Zäher kleiner Kerl. Er hatte von seinem Herrchen sogar ein blaues Halsband bekommen, mit Hundemarke und einem kleinen, silbernen >C< daran. Der Hund war sein Augenstern. „Ace, könntest du heute für ihn aufpassen?“ „Klar. Kein Problem. Wir machen uns einen schönen Tag im Park, ja?“ Zustimmend bellte und wedelte das Tier mit dem Schwanz. „Ich werde mich dann mal fertig machen.“ Zoro beförderte Ace und Chopper von seinem Schoß aufs Bett, neben ihm. Nach kurzer Verzweiflung vor seinem Kleiderschrank („Was soll ich denn anziehen?“) und Beratung von Ace, war er irgendwann fertig und schnappte sich seine Autoschlüssel. „Du solltest ab und zu die Vitalzeichen von Luffy überprüfen.“, meinte Zoro und besah sich den schlafenden Drummer von Weitem. „Solange er noch schnarcht, ist alles im Grünen Bereich. Und jetzt los, sonst kommst du zu spät.“ Zoro tätschelte beiden den Kopf. „Pass auf dich auf.“ Der Schwarzhaarige zog ihn am kurzen weißen Ärmel seines Shirts zu sich und küsste ihn flüchtig. Dann verließ er die Wohnung und ging zu seinem Auto, einem neuen roten Toyota. Er brauchte eine knappe Dreiviertelstunde, und wurde zum VIP-Eingang gelotst. Das Licht der Kameras blendete ihn. Waren die wegen ihm hier? Sicher nicht. Zum VIP-Eingang fuhr er fast einmal um das Hotel herum, und wurde durch den Hintereingang geführt. Ein Angestellter zeigte ihm den Weg, die Treppe hinauf in den zweiten Stock bis zur kleinen Lobby am Anfang des Flurs. „Gut, du bist da.“ Robin empfing ihn dort. „Ha... hallo.“, er war etwas verwirrt über seinen Gang durch das Hotel. Und er wurde nervös. Sicher, Sanji war auch nur ein Mensch, aber ein berühmter, attraktiver und talentierter Mensch. „Übrigens ist er schon da.“ „WAS?“ Und er ließ ihn warten. „Keine Sorge. Komm erst mal an. Wir werden gleich zu ihm.“ Sein Puls beschleunigte sich bei diesen Worten und seine Hände begannen zu schwitzen. Unauffällig wischte er sie an der Hose ab. „Kann ich was Trinken?“ Seine Kehle war auf einen Schlag wie ausgetrocknet. „Sicher, bedien dich.“ Sie zeigte auf eine Flasche Wasser auf dem Tisch. Robin war manchmal ein echter Engel. Die Flasche hatte sie wahrscheinlich extra für ihn gekauft. Hastig nahm er einen Schluck. Bloß nicht vollkleckern jetzt. „Geht's etwas?“ Noch mit einem Schluck Wasser im Mund nickte er. Robin zeigte ihm an, ihr zu folgen. Sie schritt selbstbewusst den Flur entlang, und er folgte ihr, etwas eingeschüchtert vom teuren Dekor und der Ausstattung. Sie standen vor der Tür der größten Suite im Hotel. Robin klopfte an. „Usopp-san.“, sie sagte es, als wäre es ein Passwort. Seine Nervosität stieg. Und dann wurde die Tür von innen geöffnet. Kapitel 4: Meet ' n ' Eat. -------------------------- 4. Meet ' n ' Eat Eine große schlanke Frau mit akkurat geschnittenem Haar betrat die Suite. Eine richtig Hübsche sogar. Und hinter ihr kam sein zukünftiger Duettpartner herein. Er war etwas größer als sie, und sah in natura noch besser aus als auf dem Cover der Zeitschrift. Nur seine Kleidung war schlichter gewählt. Sanji begrüßte zuerst die Frau, die sich als Robin vorstellte, und die Managerin von Zoro war. „Schön, Sie kennenzulernen.“ Der Blonde verneigte sich höflich vor ihm. „Ich... freue mich auch.“ Unbeholfen neigte er seinen Oberkörper. Es sah beinahe so aus, als kippte er nach vorne. Wie nervös er war. Sanji wusste, dass der Grünhaarige etwas jünger als er war. „Was halten Sie davon, wenn wir uns einfach duzen würden?“, fragte der Blonde freundlich. „Gerne!“ Schon schien er sich etwas zu entspannen. So bedeutend war ihr Altersunterschied wohl nicht. Und warum sollten sie an steifen Höflichkeitsfloskeln festhalten? Die beiden Künstler setzten sich aufs Sofa, ihre Manager nahmen mit den Sesseln vorlieb. „Hast du schon einmal ein Duett gesungen?“ Sanji wusste ganz genau, dass Zoro noch keins gesungen hatte. Er hatte schließlich die ganze letzte Nacht damit verbracht, sämtliche Videos von ihm anzusehen. „Nein, leider noch nicht.“ Schüchtern sah er auf seine Knie. „Ich auch nicht. Also sei gnädig mit mir.“, lächelte Sanji. Usopp-san räusperte sich. „Also... Frau Robin“ „Nur Robin.“ „Ah... Robin und ich werden euch für etwa eine Stunde verlassen. Wir müssen noch die Verträge fertigstellen.“ Sanji und Zoro nickten. Unvorbereiteter Mensch. Oder heckte er schon wieder irgendwas aus? Die hübsche Frau und der Mann mit der überlangen Nase verließen die üppige Suite. Etwas unschlüssig saßen sie sich gegenüber. Zoro war nervlich fast am Ende, Sanji nur eher ratlos. Über was sprach man auch mit einem wildfremden Menschen? Beide waren zwar Musiker, aber deswegen unterhielt man sich schließlich nicht ständig über die Arbeit. Das hier war ja eigentlich auch Arbeit. Der Magen des Blonden knurrte laut. Wie peinlich. Jetzt erst wurde ihm bewusst, dass er noch gar nicht gefrühstückt hatte. „Tut mir leid. Ich bin etwas überstürzt hergekommen.“ Zoro lächelte. Wie hübsch. „Ich auch. Haben Sie... Hast du vielleicht Lust auf ein nachgeholtes Frühstück?“, fragte der Grünhaarige immer noch sehr zurückhaltend. „Ich sterbe vor Hunger... ganz ehrlich... Also ja.“ Demonstrativ legte Sanji sich eine Hand auf den Bauch. „Hier um die Ecke ist ein kleines Café. Etwas abgeschieden von der Straße.“ Sanji lächelte. Ein wenig naiv war er ja schon. Wenn sie nicht aufpassten, warfen sie sich den Fotografen zum Fraß vor. Allerdings hatte er wirklich Hunger. Und wenn er an die winzigen Portionen, aber astronomischen Preise hier drin dachte, war so ein kleines Diner genau das Richtige. „Gute Idee. Aber lass uns bloß den Geheimgang benutzen.“ „Klar...“ Also machten sie sich auf zum besagten Café. Auf dem Weg hinunter wechselten sie nur wenige Worte. „Bist du schon öfter hier durchgegangen?“, fragte Zoro, als sie endlich wieder ans Tageslicht kamen. „Naja, ein paar Mal schon.“ Er wusste nicht mehr, wie oft er da hoch und runter gelaufen war, aber Bescheidenheit war eine Tugend. Zoro hätte nie gedacht, dass Sanji wirklich mit ihm etwas essen gehen würde. Schließlich war Sanji ein richtiger Star. Und er? Im Gegensatz zu ihm ein Niemand. „Also... wo müssen wir lang?“ Der Blonde fand ihn wirklich nett. Es war ja irgendwie süß, dass dieser etwas grob wirkende Mann derart schüchtern war. „Ah, okay. Folgen Sie mir.“ „DU.“ „Dann folg du mir bitte...“ Sanji war ungeahnt nett. Das er ihn wirklich duzen durfte... unglaublich. Es war ein bisschen wie im Traum. „Stop! Bleib stehen!“ Unsanft wurde er aus seinen Gedanken gerissen. „Was..?“ „Sorry, aber hier um die Ecke stehen gleich die Paprazzis. Kannst du mich verstehen, wenn ich denen nicht unbedingt über den Weg laufen möchte?“ „Klar...“ Der blonde Mann hatte ziemliche Kraft. Er hatte Zoro am Arm gepackt und ihn zurück in die Gasse gezogen. “Kennst du einen anderen Weg dorthin?“ „Oh ja. Tausende.“ Zoro lächelte und setzte sich in Bewegung, diesmal in die andere Richtung. „Woher weißt du das?“, fragte Sanji neugierig. Er selbst war oft im Ichikawa, aber alles drumherum war ihm unbekannt. „Ich hab früher mal in dem Café gearbeitet.“, gab er zu. Wozu sollte er auch leugnen, dass er mal ganz kleine Brötchen gebacken hatte. „Als Kellner?“, fragte Sanji überrascht. „Ja...“ Sollte er doch Vorbehalte haben? „Ich hab mal als Koch bei einer Cateringfirma gearbeitet.“ Zoro blieb stehen. „Im Ernst?“ Das hatte er im Leben nicht vermutet. Sanji lächelte. „Hast du echt gedacht, ich hätte schon immer mit Musik mein Geld verdient?“ „Nein... aber was Anderes..“ Der Blonde grinste. „Und was?“ „Naja... Model oder so.“ Der Grünhaarige wandte den blick von ihm ab. Wie peinlich. Und das bei ihrem ersten Treffen. Nur er schaffte es, sich so glanzvoll zum Affen zu machen. „Das sehe ich jetzt mal als Kompliment.“ Zoro nickte zustimmend. Und Sanji lächelte einfach nur weiter. Offenbar nahm er es ihm nicht krumm, so eine dämliche Bemerkung gemacht zu haben. „Komm, lass uns gehen. Sonst breche ich noch zusammen.“ Er war absolut verblüfft, wie gut sie sich verstanden. Das würde sicher eine harmonische Zusammenarbeit werden. Das Café war etwas versteckt hinter großen Bürogebäuden. Es war schwer einzusehen, was umso besser war. Draußen standen ein paar filigrane, schwarze Metallstühle mit Bastbezug an runden Tischen mit hellgrauen Steinplatten. Doch so hübsch es war, drinnen waren sie einfach besser vor lästigen Blicken geschützt. Sanji hatte seine Sonnenbrille aufgesetzt und den Kopf gesenkt, um möglicherweise nicht gleich erkannt zu werden. Zoro begrüßte die Kellnerin freundlich, eine gewisse Vivi, die der Blonde allerdings nicht weiter beachtete. Offenbar waren sie alte Kollegen, denn nach einem kurzen Plausch („Du auch mal wieder hier?“) führte das hübsche Mädchen sie zu einem etwas abgelegenen Tisch im hinteren Bereich des Cafés. Dort saßen sie auf roten Kunstledersofas, eckig und nicht grade luxuriös. Aber vollkommen ausreichend. Und sollte er Zoro Glauben schenken, war das Essen hier hervorragend. „Jetzt bin ich allerdings gar nicht mehr so sicher, ob ich dir nicht zu viel verspreche... ich meine, du bist ja vom Fach.“, meinte Zoro, als sie in die Karte sahen. Der Blonde lachte auf. „Oh nein! Denk nicht, ich wäre Sternekoch gewesen. Ich hab bloß für einen Caterer gekocht.“, wiegelte er ab. „Gut. Hast du dich schon entschieden?“ „Hm... ich will einen Blaubeermuffin. Und einen Salat.“ Es war ärgerlich, dass er so sehr auf seine Ernährung achten musste. „Ich nehme ein großes Frühstück. Mit Rührei und dem Zeug.“ Sanji war bereits fasziniert von ihm. Er war so einfach gestrickt, und das meinte er nicht im Sinne von dumm sein. Das war absolut positiv gemeint. Dieser Zoro war mehr als gradlinig. Ihm war offenbar ziemlich egal, was andere Leute von ihm dachten. Sein genaues Gegenteil also. Er war immer so bedacht darauf, alle zufrieden zu stellen. Ob nun Usopp-san, die Produzenten, Presse, seine Fans... er musste sie glücklich machen. „Sanji?“ Er war in seinen Gedanken vertieft gewesen. „Ja?“ „Dein Essen.“ Zoro deutete freundlich auf den fast kuchengroßen Muffin und den üppigen Salat. Gut, das Gebäck dürfte er maximal zur Hälfte essen. Er biss herzhaft hinein. „Köstlich...“, sagte er nach einem kurzen Moment. Wirklich. Locker, leicht, blaubeerig. „Wann sollten wir überhaupt wieder zurück sein?“ Sanji zuckte mit den Schultern. „Mein braver Usopp-san wird mich schon anrufen, wenn es soweit ist.“ Er kannte bereits dessen vage Zeitplanungen zu gut. Und prompt, als hätte er es herausgefordert, klingelte sein Handy. Konnte er das jetzt schon sein? Verdammt. Seine Ex-Frau. Bald Ex-Frau, dachte er säuerlich. Lieber rangehen, ehe sie noch Telefonterror startete. Alles schon vorgekommen. „Ja.“ Er bemühte sich nicht einmal, freundlich zu klingen. „Sanji-Schatz, wo bist du? Ich stehe vor deiner Wohnung, aber deine Angestellte sagte mir, du bist weg?“ Warum ließ sie ihn nicht einfach in Ruhe? „Ja. Offensichtlich bin ich nicht da.“ Zoro sah ihn fragend an, während er sein Rührei zerüpflückte. „Und wo bist du grade?“, säuselte sie. Als ob er ihr das sagen würde. „Ich bin grade in einem wichtigen Meeting. Was willst du?“ „Dich einfach sehen...“ Er rollte mit den Augen. Reichte eine Abfuhr die Woche nicht? „Klar. Ich lege jetzt auf. Ruf mich einfach nicht an, ja? Von mir aus telefonieren wir heute Abend, wenn es etwas Wichtiges gibt, ja? Bye.“ Und schon ließ er Worten Taten folgen. „Darf ich fragen, wer das war?“, der Grünhaarige war etwas verwirrt. „Ach, niemand besonderes.“ Er lächelte ihn an. Schließlich musste er ihm nicht auf die Nase binden, dass er noch verheiratet war, mit einer Frau, die mit allen Mitteln versuchte, ihn sich wieder zurück zu erobern. Ein unmögliches Unterfangen. Und solange Zoro es nicht aus der Regenbogenpresse oder dem Internet wusste, brauchte er gar nichts zu sagen. Der Jüngere nickte bloß und aß weiter. Braver Junge. Von der neugierigen Sorte war er noch nie gewesen. Aber mit wem der Blonde so sprach hätte er gern erfahren. Doch wenn dieser es ihm nicht von selbst verriet, ging es ihn nichts an. Es faszinierte ihn nur noch mehr. Sanji war eine Berühmtheit zum >anfassen<. Er hatte erwartet, dass er ihn auslachen würde, wenn er das Café vorschlug, und er den Zimmerservice anrufen würde, vielleicht um Kaviar und Hummer zu bestellen, doch stattdessen saß dieser äußerst attraktive Mann jetzt hier vor ihm und riss ein kleines Stück seines Blaubeermuffins ab. Zoro besah sich die langen, schlanken und vor allem blassen Finger, die diese Bewegung mehr als vorsichtig ausführten. „Spielst du ein Instrument?“ Sanji sah ihn verwirrt an. „Nein, leider nicht...“ „Oh. Achso.“ „Wie kommst du darauf?“ Zoro wurde ein wenig rot im Gesicht. Es zu sagen, war ihm etwas unangenehm. „Wegen... deiner langen Hände und Finger.“, murmelte er. Unwillkürlich ballte Sanji seine Hände zusammen und schaute auf sie herab. Er lächelte. „Spielst du?“, entgegnete er. „Ein bisschen Bass und Gitarre.“ Einfache Sachen, die Ace ihm gezeigt hatte. „Ich glaube, ich wäre zu dumm zum Spielen.“, lachte Sanji und griff nach seinem Salat. „Unsinn. Jeder kann das. Sogar ich mit meinen Bauarbeiterhänden.“ Sanji prustete los. Was war da nur los? Er lachte sonst nie so viel. Was tat dieser Kerl nur? „Jetzt redest du Unsinn. Deine Hände sehen aus, als hätten sie schwere Arbeit verrichten müssen.“ „Stimmt. Außer du willst Kendo als das bezeichnen.“ „Kendo? Sag mal, gibt es auch etwas, dass du nicht kannst?“ „Kochen.“ Und wieder lachte er. Vielleicht konnten sie ja auch über die Arbeit hinaus noch in Kontakt bleiben, dachte der Blonde. Sie könnten unter Umständen so etwas wie Freunde werden. Das wäre wunderbar. Wieder erklang das störende Klingeln. Diesmal war es allerdings Usopp-san. „Ja?“ „Wo seid ihr?“ Er schien leicht panisch. „In einem kleinen Café. Gleich um die Ecke.“ „Hättest du nicht Bescheid geben können?“ Die Stimme am anderen Ende überschlug sich fast. „Tut mir leid. Sollen wir zurück?“ „Noch nicht. Schafft ihr es, in vierzig Minuten wieder da zu sein?“ Usopp-san beruhigte sich. „Klar. Bis dann.“ Sanji seufzte. „Nie hat man seine Ruhe.“ Er steckte sich eine übervolle Gabel mit Salat in den Mund. „Sollen wir ins Hotel kommen?“ Er schüttelte den Kopf, und schluckte den Bissen herunter. „Erst kurz vor eins. Also können wir in Ruhe aufessen.“ Der Blick des Blonden fiel auf die leeren Teller vor Zoro, auf denen vorher üppige Portionen an Rührei, Tintenfischwürstchen und Reis lagen. Seltsame Kombination. „Oh. Also kann ich noch gemächlich essen.“, lächelte er ihn an. „Ich kann auch nichts dafür. Ich hatte ziemlich großen Hunger...“, entschuldigte sich der Grünhaarige. „Du musst dich doch nicht vor mir rechtfertigen.“, beruhigte er den Jüngeren. „Willst du den haben? Obwohl... ich hab schon mal abgebissen...“ Sanji hielt ihm seinen Muffin entgegen, von dem noch mehr als die Hälfte dran war. Zoro lachte. „Danke.“ Er nahm sich das Gebäck aus der Hand. Wie kalt sie war. „Das kann ich noch meinen Enkeln erzählen. Ich habe den angeknabberten Blueberrymuffin vom berühmten Sanji gegessen.“ Bewundernd sah er das kleine Ding in seinen Händen an. „Spinner...“, kicherte der Blonde und warf eine der Servietten nach ihm. Beide hatten gar nicht gemerkt, wie ihnen Kaffee und Tee serviert worden war. Es war, als wären sie alte Freunde gewesen, die sich einfach eine Zeit lang nicht gesehen hatten. Zwischen ihnen herrschte nicht ein Mal unangenehmes Schweigen. Wenn Usopp-san erreichen wollte, dass die sich beschnuppern sollten und möglicherweise gut verstehen, dann war sein Plan aufgegangen. Ausgekochtes Schlitzohr. Und diese Robin hatte sowieso das perfekte Pokerface. Die Zeit verging wie im Fluge. „Wir müssen wohl so langsam los...“, meinte Sanji offen betrübt. „Oh. Schade.“ Zoro hob die Hand und rief Vivi zu ihnen an den Tisch. Er hätte nicht erwartet, dass es so zwischen ihnen ablaufen würde. Die junge Kellnerin legte ihnen die Rechnung vor. Zoro zückte grade seine Brieftasche, als Sanji ihr das Geld reichte. „Stimmt so.“, sagte er und lächelte. Sie sah sich sich die Scheine in ihren Händen an. „Aber...“ Sanji schüttelte den Kopf. „Für das Ambiente. Und auch mein Lob an den Künstler der diesen Muffin gezaubert hat.“ Vivi sah ihn entgeistert an, bis sie wieder Herrin über ihre Mimik wurde. „Jeff wird erfreut sein, dass zu hören. Ich wünsche noch einen wunderschönen Tag.“ Sie verbeugte sich und ging wieder zurück hinter den Tresen. Sanji war keineswegs verschwenderisch. Aber immerhin war das die ehemalige Arbeitsstätte von Zoro, und die Kellnerin war süß. Er musste innerlich auflachen bei diesem Gedanken. „Wir werden garantiert zu spät kommen.“, ahnte Zoro. „Und wenn schon. Mach dir da mal keine Sorgen.“, beruhigte Sanji ihn lächelnd, als sie zurück zum Ichikawa Hotel gingen. Usopp-san rief seinen Schützling tatsächlich aufgebracht an, weil sie bereits eine Viertelstunde auf sie warteten, doch zu dem Zeitpunkt befanden sie sich grade am VIP-Eingang. „Und ihr wollt Profis sein.“, äffte der Blonde seinen Manager nach. Zoro lachte laut auf. Und ihn riss es mit. Sie standen in dem nur schwach beleuchteten Treppenhaus und lachten wie zwei kleine Jungs über diese Albernheit. „Komm... sonst werden die noch richtig sauer...“ Immer noch lachend zog Zoro an Sanjis Ärmel, der sich am Geländer abstützte. Wann er zuletzt so befreit gelacht hatte, wusste er nicht mehr. Wie konnte ihm ein fast Fremder so gut tun? „Sag mal, soll ich dir ein bisschen Bass oder Gitarre spielen beibringen?“, fragte Zoro, als ihr Lachen etwas abgeklungen war. „Oh, das würdest du machen?“, fragte Sanji überrascht. „Klar. Wird sicher lustig.“ Und Lachen steht dir gut, dachte er. „Aber wann sollen wir das denn machen?“, bemerkte Sanji. „Wieso? Wir werden uns doch vermutlich jetzt eine ganze Weile jeden Tag sehen.“, lächelte Zoro breit. „Dann ist es abgemacht.“ Es kribbelte in den Fingerspitzen des Blonden. „Aber dafür musst du mir Kochen beibringen. Zumindest die Grundlagen.“ „Alles was du willst.“ Sanji lachte wieder. „Na los, oder wir kommen nicht mehr dazu, irgendetwas in unserem Leben zu tun.“ Zoro nahm Sanji wieder am Ärmel und beide stiegen die Treppen empor zur Suite, in der sie bereits erwartet wurden. Kapitel 5: Delicious contract. ------------------------------ 5. Delicious contract. Usopp-san hatte sich bald wieder abgeregt, als beide die Suite betraten. Er war einfach viel zu angespannt. „Lest euch erst einmal alles durch.“, sagte der Mann mit den schwarzen Locken und deutete auf zwei kleine Stapel Papier auf dem Tisch. „Gibt's viel Kleingedrucktes?“, fragte Sanji tonlos. „Klar.“ Zoro nahm den Vertrag, der aus fünf dicht bedruckten Seiten Blättern bestand, in die Hand und hielt ihn sich sehr nah vor das Gesicht. „Was tust du da?“ „Ich hab meine Brille vergessen...“ Mit einer Brille konnte er sich den Grünhaarigen absolut nicht vorstellen. Er lächelte. Dann widmete er sich dem Schriftstück. Er überflog den langweiligen Teil, der festlegte, wer Vertragspartner war und kam gleich dazu, die Bedingungen zu lesen. Hm. Zuallererst durften sie nicht mit der Presse oder anderen Menschen aus den Medien reden. Am besten nicht einmal eventuell vorhandene Familienmitglieder einweihen. Sollte es schließlich aus irgendeinem Grund dazu kommen, dass sie die Arbeit nicht fertigstellten, gäbe das nur unschöne Gerüchte. Alles klar. Blabla... Unwichtiges Zeug und ihm bereits Bekanntes... Moment. Paragraf irgendwas beinhaltete, dass sie während der Zusammenarbeit keine Affären oder Beziehungen eingehen sollten. Und zwar miteinander. Sanji las den Absatz mehrmals. So etwas hatte er noch nie in einem Vertrag gelesen, oder gehört, dass solche Dinge vertraglich festgelegt worden waren. Durften die das überhaupt? „Usopp-san?“ Der Schwarzhaarige beugte sich zu ihm herüber. „Was. Ist. Das?“ Er zeigte auf den Teil, den ihn stutzig machte. „Einfach zu unserer eigenen Absicherung. Solche Liebeleien führen doch nur zu Problemen, die das Endergebnis beeinträchtigen könnten.“ Er sah seinen Manager ungläubig an. „Ihr seid komisch...“ Sanji linste zum Grünhaarigen. Offenbar war ihm das alles eher egal, denn ohne eine Miene zu verziehen las er Seite um Seite. Mist. Er war jetzt die hysterische Diva. Komm Sanji, beruhige dich. Es ist nur eine Klausel, kein persönlicher Angriff. Usopp-san wusste es zwar, war aber zu Stillschweigen verpflichtet. Sonst wusste das doch keiner, also. Einfach weiterlesen. Da stand noch etwas von Werbung... Interviews... allgemeinen Bedingungen... lapidarer Kram. Doch etwas fehlte. „Schreiben wir den Song selber?“, fragte Zoro. Fast, als hätte er Sanjis Gedanken erraten. „Genau das.“, bestätigte Robin. „Sehr gut. Und wie lange haben wir Zeit?“ Zoro blätterte in den Papieren, als ob er etwas übersehen hatte. „Nun... da ihr beide immer allein gearbeitet habt, geben wir euch drei Monate.“ „Zum Schreiben?“ „Für alles.“ Das schloss die Aufnahme mit ein. Drei Monate waren eine lange Zeit. Das würden sie ja wohl schaffen. Und laut Papieren begann die Arbeit ab dem Tag der Unterschrift. Vor ihnen lagen zwei schwarze, glänzende Kugelschreiber. Einmal verschörkelt den Namen auf Vertrag Nummer eins, dann auf das Exemplar von Zoro. Der war nicht so kleinlich. Seine Unterschrift sah eher zweckdienlich als verzierend aus. Aber es passte zu ihm. „Sehr schön.“ Kaum hatten sie die Schreiber abgesetzt, nahmen Robin und Usopp-san jeweils einen Vertrag an sich. Sie sahen auf die Uhr. Für das Lesen, das einzelne Durchgehen der Bedingungen und das Unterschreiben hatten sie nahezu zwei Stunden benötigt. Es war mittlerweile halb vier nachmittags. „Wollen wir gehen?“, fragte Zoro. „Wohin denn?“, Sanji war etwas verwirrt. „Naja, arbeiten.“ Er war wirklich voller Tatendrang. „Oh, okay.“ Besser sofort anfangen. „Usopp-san? Bist du einverstanden, wenn wir uns jetzt aus dem Staub machen?“ Sein Manager lächelte. „Wenn ihr dann arbeitet, na sicher.“ Auch Robin nickte zustimmend. Beide waren offenbar ein super Team. Die zwei Sänger verließen wieder durch den Geheimgang das Hotel. „Sag mal... wo haben die mein Auto geparkt?“ Sanji lachte. „Ach stimmt ja, du warst ja noch nie hier.“ Er fühlte sich gut in seiner kleinen Überlegenheit. „Komm mir einfach nach.“ Der Blonde ging auf das gegenüberliegende, ein wenig schäbige, Gebäude zu. Dort öffnete er eine dicke Metalltür, und ging hinein, hinter ihm Zoro. „Willst du mich grade entführen?“, lachte der Größere. „Vielleicht...“, grinste Sanji. Gar keine so schlechte Idee. „Wir fahren jetzt mit dem Fahrstuhl runter in den Keller. Dort ist eine Art Parkhaus, nur für besondere Gäste des Hauses.“ Zoro staunte, als der zierliche Mann ihn einweihte, nachdem sie einen Fahrstuhl bestiegen hatten, an dem ein >DEFEKT<-Schild hing. Wahrscheinlich zur Abschreckung. „Das ist ja hollywoodreif.“ „Viel schlimmer. Das ist tokioter Musikbiz.“ Unten angekommen warteten hünenhafte Securities, die sie zum Parkplatz eskortierten. Sanji amüsierte sich prächtig, als er Zoros verschreckten Blick sah, als diese in schwarz gekleideten Schränke neben ihm liefen. Das unterirdische Parkhaus umfasste um die einhundert Stellplätze. In der ersten Reihe standen der schwarze Volvo und der rote Toyota. „Deiner?“, fragte Sanji und zeigte auf das Auto neben seinem. „Ja. Nicht besonders schick, ich weiß...“ „Hallo? Hälst du mein Auto für einen überteuerten Luxusschlitten?“ Zoro sah auf. „Ach, das ist dein Volvo?“ Er ging auf den Wagen zu. „Genau. Mein Schätzchen sozusagen.“ Er war stolz auf sein Auto, ein Volvo C 30 um genau zu sein, das durfte er ruhig wissen. Es war sein erstes, selbstgekauftes und fabrikneues Auto gewesen. Und nicht grade ein Schnäppchen. Doch von seinem ersten erfolgreichen Album konnte er es sich gut leisten. Zoro begutachtete den schwarzen Volvo. So neu hatte er dieses Modell noch nie gesehen. Es wurde mehr als gut gepflegt, das konnte er sehen. Er hätte sich liebend gern auch diesen Wagen gekauft, aber dafür war sein Budget doch zu knapp bemessen. Es hatte >nur< für den roten Toyota Avensis gereicht. Und selbst den konnte sich ein einfacher Abgestellter kaum leisten. „Zu wem fahren wir denn eigentlich?“, warf Sanji ein, und riss damit Zoro aus seinen Träumen. „Ich glaube, in meinem Tonstudio würdest du Platzangst bekommen...“ Der Blonde sah ihn verwirrt an. „Red keinen Quatsch.“ Es nervte ein wenig, dass er so von ihm dachte. Okay, er hatte sicher Recht. Sanji hatte bei sich das Neuste vom Neusten an Technik, aber damit gab man nicht an. „Also...?“ „Wir fahren zu dir. Hab ich jetzt beschlossen.“, sagte Sanji bestimmend. „Also schön. Am besten du fährst mir einfach nach, oder?“ Zoro ließ endlich vom Wagen ab, als er ihn das fragte. „Genau.“ „Warte mal.“ Zoro zückte sein Handy. „Wir sollten die Nummern tauschen. Falls du sich verfährst.“ Etwas überrascht sah er den Grünhaarigen an. „Ich darf Fremden nicht meine Nummer geben...“, entgegnete er lächelnd. „Ach, wir kennen uns nun schon wie lange? Vier Stunden? Wir sind doch schon fast alte Freunde.“, sagte er und suchte seine Nummer heraus. Sanji nahm sein Telefon ebenfalls aus der Tasche. „Fertig?“ „Ja.“ „Also, meine Nummer ist die...“ Zoro vertippte sich ein paar Mal, höchstwahrscheinlich war dieses Ding nur da, damit ihn seine Managerin finden konnte. Oder die Freundin. Oder Mutti. Na gut, er nutzte sein Handy auch nicht wirklich für andere Sachen, außer zu telefonieren. „Fertig.“ Er hatte es geschafft. „Du bist dir schon im Klaren, dass ich jetzt prahlen kann, deine Nummer zu haben?“, sagte Zoro. „Oh ja, sicher.“ Sanji lachte. „Das ist fast so gut, als hätte man...“ „Sag bloß nichts Falsches!“, warnte er ihn. „Bitte keine Vergleiche mit anderen Musikern, die du später bereust.“ Er gab ihm einen leichten Seitenhieb. „Nichtsdestotrotz bist du ein Promi.“ „Oh... danke.“ Er verabscheute das Wort zutiefst. Egal, einfach darüber hinweg lächeln. „Komm. Sonst stehen wir uns noch die Beine in den Bauch.“, sagte Zoro und tätschelte unbeholfen Sanjis Arm. „J... ja.“ Aus der Tiefgarage führte nur ein Weg hinaus, den Zoro auch ohne die Anweisung des Blonden fand. Über eine Nebenstraße gelangte man nach einigen Metern auf die Hauptstraße, und dann war es nur eine knappe Viertelstunde bis zum Tonstudio / Proberaum des Grünhaarigen. Es befand sich in einem hohen, ehemaligen Bürogebäude, dessen gute Tage längst vorbei waren. Das Gebäude wurde von vielen Bands genutzt, die dort ihre Proberäume hatten. Ein Bandhaus also. Sie parkten direkt davor. Sanji hatte ein bisschen Angst, dass er später eine eingeschlagene Scheibe oder gar kein Auto mehr hätte. „Deinem Wagen passiert nichts.“, deutete er den Blick des blonden Mannes. „Wenn du das sagt...“ Er glaubte ihm einfach. „Aber bitte, erwarte nicht zu viel.“, sagte Zoro. „Keine Sorge. Ich rechne jetzt einfach mit einer Abstellkammer in dem ein Kassettenrekorder liegt.“ Der Grünhaarige lachte. „Das kommt auch ungefähr hin.“ Sie stiegen die Stufen bis zum zweiten Stock hoch. Das Treppenhaus sah etwas verlebt aus, mit grauer, abbröckelnder Farbe an den Wänden und der ein oder anderen eingeschlagenen Fensterscheibe. Oh Gott. „Nun... da sind wir.“ Zoro stand vor einer einfachen, schwarzen Tür, auf der mit roter Farbe die Nummer des Proberaums gemalt worden war, die Sanji aber nicht mehr entziffern konnte. Zoro schloss auf, und sie betraten den Raum. Es war wirklich klein, aber vollkommen ausreichend. In einem winzigen Vorraum hingen ein paar Kleiderhaken, und nachdem sie ihre Jacken abgelegt hatten, durchquerten sie mit zwei Schritten den Raum, und betraten das eigentliche Tonstudio. Es bestand aus einem aufwendigen Aufnahme- und Mischpult. In einer Ecke stand ein Schlagzeug, ziemlich neu und meerblau. An den Wänden hingen ein ein roter und ein schwarzer Bass, beide ESP, und ein Stück weiter eine weiße Fender-Gitarre und eine akustische Gibson. An beiden Seiten befanden sich zwei schwarze, nicht mehr ganz neue, Kunstledersofas; vor einem stand ein niedriger dunkler Tisch, wahrscheinlich aus Holz. Auf dem Boden war ein dunkelblauer Teppich ausgelegt. „Gemütlich...“, sagte Sanji und warf sich auf eine Couch mit dem Tisch davor. „So kann man es auch nennen...“ „Doch, wirklich. Allerdings hätte ich erwartet, dass alles schmutzig ist, und leere Bierflaschen sich in den Ecken türmen. Und wo sind die Poster mit den nackten Frauen?“ Zoro lachte. „Hab ich alles heimlich beseitigen lassen.“ Er setzte sich auf das andere Sofa. „Warum setzt du dich nicht gleich in den Flur?“, fragte Sanji. „Wie bitte?“ „Setz dich doch zu mir. Oder denkst du immer noch, dass ich beiße?“ Zoro lächelte breit. Doch er stand auf und setzte sich zum Blonden. Sie grinsten sich an. „Weißt du was?“, fragte ihn Sanji mit erwartungsvollem Blick. „Nein...?“ „Ich hätte jetzt unglaublich Lust auf Ramen.“, sagte der Blonde, und der Grünhaarige lachte. „Wollen wir uns welche bestellen? Jetzt, wo du's sagst, könnt ich auch was essen...“ Sanjis Augen glitzerten, er nickte. „Ich weiß genau, ich bin verfressen...“, gab er zu. „Unsinn. Du kennst meine Band nicht.“, sagte der Jüngere und nahm sein Handy. Nummern von Essenslieferanten hatte er mehr als genug gespeichert. „Gut. Ramen stehen so gut wie auf dem Tisch.“ „Wunderbar.“ Sanji rieb sich die Hände. Das er nicht alles essen würde, war ihm schon jetzt klar. „Und wie vertreiben wir uns jetzt die Zeit?“ Zoro überlegte. „Möchtest du was trinken?“ Er fühlte sich tatsächlich etwas ausgetrocknet. „Gerne. Hast du Wasser da?“ „Mehr als genug.“ Neben dem Sofa stand ein kleiner, weißer Kühlschrank, aus dem der Grünhaarige eine Flasche Wasser und eine Cola herausnahm. „Auf gute Zusammenarbeit.“ „Auf gute Zusammenarbeit.“ Sie stießen mit den Plastikflaschen an. Das Wasser tat wunderbar gut. Er hatte ja nur einen Schluck Tee im Diner getrunken. „Ertrink bloß nicht...“, lachte Zoro, als er sah, wie Sanji das Getränk herunterstürzte. „Tut mir leid...“, meinte der Blonde, und stellte die Flasche auf den Tisch. „Was denn? Das du Durst hast?“ „Hrm...“ Er benahm sich einfach nicht wie sonst, wie ein echter Profi. Und das vor einem Neuling. Es klopfte. „Oh, dass muss das Essen sein.“ Zoro sprang auf und ging zur Tür. „Jetzt schon?“ Tatsächlich kam der Andere mit einer weißen Plastiktüte wieder. „Naja, der Laden ist unten im Gebäude.“ Er stellte es auf den Tisch aus dunklem Holz ab, und setzte sich wieder. „Bitteschön.“ Zoro reichte Sanji die Schale. Der Blonde besah sich den Inhalt. Wirklich mehr als genug. „Danke.“ „Guten Appetit.“ „Gleichfalls.“ Sie trennten die Einwegholzstäbchen voneinander, und aßen still. Es tat gut, etwas Warmes im Bauch zu haben. Der Salat und der halbe Muffin hatten eben nicht lange gehalten. Aber er musste diszipliniert sein. Zoro dagegen schlemmte ganz ungehemmt. Er war offenbar einer der Menschen, die ihr eigenes Körpergewicht in Nahrung essen könnten, ohne danach etwas für die Figur zu tun. Sanji aß nicht einmal die Hälfte der Portion. Er schaute in seine Schüssel. „Willst du meinen Rest haben?“, fragte er Zoro, der einen Schluck aus seiner Colaflasche nahm. „Hast du vor, mir zu mästen?“ Sanji schüttelte den Kopf. Er war auch noch derjenige gewesen, der nach Essen verlangt hatte. Und jetzt ließ er so viel übrig. „Kein Problem. Das schaffe ich auch noch.“ Sanji stellte die Schale ab. „Oh warte! Ich schulde dir noch das Geld für die Ramen!“ Der Blonde wollte ablenken. Sich selbst ablenken. „Sanji...“ Zoro legte seine Hand auf die des Blonden. Sie war einfach nur warm, sehr warm. „Du hast unser Frühstück bezahlt. Lass mich wenigstens jetzt für dich mitbezahlen.“ „Aber...“ „Verletz bloß nicht meinen Stolz.“, lächelte Zoro. „Na gut.“ Die Hand lag noch immer auf seiner. Sie war groß, und wirkte etwas grob. Doch sie fühlte sich weich an. Eben wie die Hand eines Künstlers. Sanji zog seine Finger geschickt hervor, und griff nach der Wasserflasche. „Du hast übrigens kalte Hände.“, sagte Zoro nebenbei. „Ach... das ist normal.“ Er spürte den Blick des Grünhaarigen auf sich ruhen. „Hab ich was im Gesicht?“, fragte er nach einer Weile. In seiner Stimme klang ein nervöser Unterton mit. „Nein... tut mir leid. Ich hab dich angestarrt...“ Sanji lachte. „ich bin nicht anstarrenswert.“, sagte er. „Was? Also ich finde dich hübsch.“ Ihm klappte der Unterkiefer herunter. Nicht lange, nur eine Zehntelsekunde. Was. Was? WAS? „Idiot.“, etwas künstlich lachte der Blonde und und schlug dem Jüngeren gegen den Oberarm. Wahrscheinlich tat es seiner Hand mehr weh. „Ich hoffe, du hast Schmerzen.“, sagte Sanji leise. „Ja, ich spüre den gebrochenen Knochen.“ Er lachte. Sein Lachen klang toll. Es war klar und schallend. Und einfach mitreißend. Sanji musste verrückt geworden sein. Noch nie hatte er sich in der Gegenwart eines beinahe Unbekannten so wohl gefühlt. Sie wussten, das sie heute nicht mehr an einem Song arbeiten würden. Beide saßen nur zusammen auf dem Sofa, und redeten, tranken Wasser und Cola, und redeten noch mehr. Worüber genau, dass wussten sie später selber nicht mehr. Wie alte Freunde. Sanji seufzte, als er sein Handy klingeln hörte. Und war schon entnervt, als er den Namen auf dem Display las. „Was?“, raunzte er. „Wollten wir uns heute Abend nicht treffen?“, fragte Nami, offenbar schon etwas gestresst. „Nein. Maximal telefonieren, und nur dann, wenn es etwas Wichtiges gibt.“ „Wo bist du?“ „Verdammt! Lass mich doch einfach in Ruhe!“ Sanji klappte sein Telefon zu, und schaltete es aus. „Alte Hexe...“, flüsterte er. Zoro schlürfte seine Cola. „Sorry...“ „Nicht entschuldigen. Wenn du mit jemanden so redest, dann hat das sicher einen Grund. Und das ist deine Sache.“ Wieso war er nur so verständnisvoll? Sanji seufzte. Wie er seine Model-Ex-Frau kannte, würde sie jetzt noch eine ganze Weile vor seiner Wohnung herumlungern. War das nicht schon stalken? „Hättest du was dagegen, wenn ich noch etwas bleibe?“ „Nein. Bleib solange du willst.“ „Dankeschön.“ Mittlerweile ging es auf zehn Uhr abends zu. „Sag mal, habt ihr wegen mir heute die Probe sausen lassen?“, fragte Sanji, als sein Blick weder über die Instrumente schweifte. „Hast du etwa ein schlechtes Gewissen?“ „Ich denke schon.“ „Keine Sorge. Nur weil wir es einen Tag mal schleifen lassen, haben wir nicht alles vergessen.“, sagte Zoro ruhig. „Das meine ich nicht. Du hast den ganzen Tag deine Leute nicht gesehen.“ Zoro lachte. „Du machst dir doch nicht wirklich Sorgen, oder?“ „Lach nicht.“ Er gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. Was für weiche Haare. Sanji hatte an den Bassisten gedacht. Das, was er und Zoro auf der Bühne veranstalteten. Es wirkte einfach so vertraut und natürlich. Nein, darauf konnte er ihn nicht ansprechen. Das wäre zu privat. „Ich dachte nur. Ihr in der Band wirkt so... familiär.“ Super Umschreibung. „Ja, kann sein. Wir sind seit Ewigkeiten befreundet.“ Sanji seufzte. „Ich bewundere das.“ „Was?“ „Solche Freunde zu haben.“, gab er zu, und starrte auf eine Getränkeflasche. „Naja, als Solokünstler ist man ab und zu einsam.“ Sanji lächelte matt. Er war wirklich ein Trottel. „Vielleicht gründe ich mit dir ja meine Zweitband.“, grinste Zoro ihn an. „Oh, großartige Idee.“ Der Blonde fand sein Lachen wieder. „Dein Freund wird begeistert sein.“ „Mein... Freund?“, fragte Zoro verwirrt. Sanji blieb das Lachen im Hals stecken. Er hatte das doch nicht wirklich laut gesagt? „Also... ich meine, deine Freunde... du hast sicher nicht... sondern... ich meine...“ „Sanji?“ Er traute sich nicht, ihn direkt anzusehen. Wie peinlich das war. „Er, Ace, ist nicht mein Freund, sondern ein Freud.“ Er konnte den Tonfall des Grünhaarigen nicht deuten. War er wütend? „Das wollte ich gar nicht sagen.“, stammelte er. „Doch, wolltest du.“, lachte Zoro. „Du hast die Live-Aufnahmen gesehen, stimmt's?“ Sanji nickte nur blöd vor sich hin. „Das ist nur Show. Er ist ja gar nicht mein Typ.“, kicherte Zoro. Wieso musste er ihm das erklären? Es hätte ihm egal sein können, ob sich der Andere mit Männern einließ oder sonst wem. Er konnte wirklich wunderbar die Stimmung sprengen. „Hey, ist doch okay. Ich wäre sicher auch neugierig gewesen, hätte ich gesehen, wie du Fanservice mit Bandkollegen machst.“ „Wirklich?“, Sanji sah ihn schief an. „Was ist denn dein >Typoder so<. Sanji steckte das Papier in seine hintere Hosentasche und lächelte ihn an. „Bis morgen, Casanova.“ Dann verließ er den Raum. Im Treppenhaus war es eisig kalt. Und wie aus dem Nichts stürzte all die aufgestaute Nervosität auf ihn ein. Seine Knie zitterten, seine Handflächen schwitzen, und sein Herz raste wieder ungesund schnell. Etwas unbeholfen und langsam ging er die Treppen hinunter. Es war im Moment gar nicht so einfach, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Nicht in seinem Zustand. Irgendwann erreichte er sein Auto. Fahrig zog er den Autoschlüssel aus der Hosentasche und ließ ihn fallen. Er fluchte leise und hob ihm vom Boden auf. Zum Glück sah ihn hier keiner. Und noch größeres Glück war, dass sein Auto noch immer unbeschädigt war. In seinem Kopf rauschte das Blut. Er musste einige Male die kühle Nachtluft ein und ausatmen, bevor er sich bereit fühlte, den Weg nach Hause mit dem Auto zu bewältigen. Da er sich das ein oder andere Mal dennoch verfuhr, ließ es ihn beinahe eine Stunde für die Stecke brauchen. Nachdem sich die Tür vor ihm geschlossen hatte, schritt er gemächlich zurück ins Tonstudio. Auf dem Tisch lagen verstreut ein Stapel Papier, Stifte, und leere Flaschen. Diese räumte er in den Müllbeutel, der noch unbenutzt unter dem Sofa lag. So sähe es nicht aus, als hätte es hier ein Gelage gegeben. Mit Wasser, Cola und Ramen. Da die Schreibutensilien ihren festen Platz auf dem Tisch hatten, brauchte er sie nicht wegzuräumen. Er setzte sich einfach auf das Sofa und schloss die Augen. Er wollte nicht schlafen, er wollte nachdenken. Zoro ließ den Tag revuepassieren. Alles kam ihm vor wie ein Traum. Ein wunderbarer Traum. Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Er hatte wirklich den blonden, überaus talentierten Sänger Sanji getroffen. Nein, sie hatten sogar einen Vertrag abgeschlossen, dass sie sich ab jetzt drei Monate regelmäßig, möglichst sogar täglich, trafen. Er war eine umgängliche Person, und kein abgehobener Snob, wie er befürchtet hatte. Sie hatten sogar den gleichen Humor. Dieser Mann gefiel ihm einfach so gut. Er hatte alles. Gutes Aussehen, Talent, Humor und soweit er das beurteilen konnte, einen guten Charakter. Das er darüber hinaus auch noch ein mehr als überhöhtes Jahreseinkommen hatte, war wirklich nebensächlich. Zoro war immer noch überrascht, dass die so gut miteinander auskamen. Und je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, desto besser wurde es. Besonders die letzten Stunden. Auch er bekam Herzklopfen, wenn er daran dachte. Wie sich dieses Gespräch entwickelt hatte. Er hatte die ganze Zeit das Aussehen dieses Mannes neben ihm bewundert, dass war ihm offenbar nicht entgangen. Dieses weiche, fließende, blonde Haar, das leicht nach Shampoo und ihm roch. Die helle, zarte Haut. Dieser Körper. Groß und schlank, mit langen Beinen. Natürlich war er sein Typ; wäre er eine Frau gewesen. Doch er, dieser berühmte Sänger mit unverschämt gutem Äußeren, zog ihn in seinen Bann, und rief ihm ins Gedächtnis, das Geschlechterdenken nur Schall und Rauch war. Oh Gott, dieser Mann hätte ihm erzählen können, dass die Erde eine Scheibe ist und die Sonne um sie kreist, er hätte es ihm geglaubt. Zoro glaubte nicht an so etwas wie Liebe auf den ersten Blick, aber an Leidenschaft. Und die war bei ihm entfacht worden, seit er diese grazile Gestalt in der Suite sah. Als er dort stand, die Sonne im Rücken, er sah aus wie ein Engel, egal wie verklärt das auch klangen mochte. Das Haar schien golden, und diese schlichte, figurbetonte Kleidung verstärkte den Eindruck nur noch. Er wirkte einfach zerbrechlich, und er hätte ihn am Liebsten die ganze Zeit über in seinen Armen gehalten. Als sie dann noch zusammen etwas aßen, war es um ihn geschehen. Ihre Gespräche, die locker und ungezwungen waren, und seine ganze Art. Konnte ein Mensch wirklich perfekt sein? Ja, etwas anderes konnte Sanji nicht sein. Perfekt. Seine Lippen, so unglaublich weich, warm und anschmiegsam hatten ihn davon überzeugt, dass es so sein musste. Und dass dieser vollkommene Mensch sich von ihm küssen ließ, das war kein Traum. Denn noch immer hatte er das Gefühl, den Blonden spüren zu können. Fast so, als hätte er etwas bei ihm zurückgelassen. Zoro sog den Geruch ein, der in der Luft schwebte. Es war das Parfum des Blonden. Wie es hieß, wusste er nicht. Für ihn war es wahrscheinlich nur >Sanji No. 1<. Er war ihm verfallen. Diese Feststellung war beunruhigend, und doch ließ sie ihn schweben. Sein Kopf fiel ihm auf die Brust. Zoro war während seiner Schwärmereien eingenickt. Doch nur wenige Minuten. Also rappelte er sich auf, sah sich noch einmal um, dass ja kein Müll herumlag, schaltete das Licht aus, und verließ den Raum. Zur Sicherheit drehte er den Schlüssel ein weiteres Mal im Schloss. Auch wenn seine Gedanken woanders waren, er musste darauf achten, dass er abschloss. Ihr Equipment konnten sie sich wirklich nicht stehlen lassen. Es war wirklich eiskalt geworden, was ihn allerdings einen klaren Kopf bekommen ließ. Tief atmete er ein, und stieg in seinen Wagen. Zoro war froh, gleich zu Hause zu sein. Dort würde er duschen, vielleicht noch etwas fernsehen und dann schlafen gehen. Es klang zwar langweilig, aber danach sehnte er sich momentan am meisten. Wenn er ehrlich war, kam das dann doch alles eher an zweiter Stelle. Die ganze Fahrt über konnte er nur an diesen Mann denken. Vielleicht wartete er ja vor seiner Haustür, schließlich hatte er ja die Adresse. Er lachte leise. Es würde wirklich Zeit, dass er ins Bett kam. In seiner Wohnung war es fast totenstill. Er schaltete das Licht an, und zog seine Schuhe aus, bevor er ins Wohnzimmer kam. Sah alles noch aus wie vorher. Ace und Luffy hatten glücklicherweise kein Chaos angerichtet. Schnurstracks ging er ins Badezimmer, als er Chopper in seinem Körbchen schlafen sah. Er war so niedlich, wie er da zusammengerollt lag, und die Augenlider bewegte. Offenbar träumte er. Die Versuchung war groß, dem kleinen Pelztier die Ohren zu kraulen, doch wenigstens einer von ihnen sollte einen ruhigen Schlaf haben. Zoro wusste, dass er heute Nacht ziemlich schlecht schlafen würde. Das heiße Wasser tat unglaublich gut. Der heutige Tag war einfach zu heiß gewesen, und sie hatten noch nicht einmal Hochsommer. Doch auch die Sache im Proberaum hatte ihn schwitzen lassen. Natürlich konnte er locker wirken, wenn er wollte, aber sein Innerstes konnte er nicht belügen. Als er Sanji so schamlos angemacht hatte, kam ihm das zwar leicht über die Lippen, aber der Rest von ihm spielte verrückt. Was gewesen wäre, wenn der Blonde schreiend die Flucht ergriffen hätte, wusste er nicht. Er musste auch nicht darüber nachdenken, also schob er den Gedanken ganz weit beiseite. Sie hatten sich geküsst, und damit war die Sache wohl erledigt. Ohne sich die Mühe zu machen, sich vorher abzutrocknen, schlüpfte er in seinen weißen Bademantel. Er band die Kordel fest zusammen und schlurfte gähnend in die Küche. Auf dem Tisch lag ein Zettel, offenbar von Ace geschrieben. >Hallo! Was gibt’s Neues? Darf man gratulieren? Ruf mich doch einfach an, wenn du wieder zu Hause bist.< Zoro sah auf die Uhr. Es war halb drei morgens. Keine gute Idee, ihn jetzt anzurufen. Und erst einmal müsste er sich eine harmlose Version ausdenken. Der Blick des Grünhaarigen fiel noch einmal auf den Zettel. >PS: Dein Kühlschrank ist leer!< Offenbar von Luffy. Es sah aus, als hätte er mit dem Mund geschrieben. Zum Glück hatte er schon etwas gegessen. Noch einmal beim Lieferservice anrufen, um diese Uhrzeit? Gar nicht gut. Sein Handy vibrierte in der Tasche des Bademantels. Den Ton hatte er schon ausgeschaltet. „Hm?“ Auf dem Display erschien eine unbekannte Nummer. „Hallo?“ Seine Knie waren bedrohlich weich, als er in die Wohnung trat. Es war dunkel und beunruhigend still. Ohne das Licht anzuschalten ging er ins Badezimmer, und entkleidete sich. Er musste wieder klar im Kopf werden. Das Wasser war kalt, und er bekam eine Gänsehaut. Doch es tat gut. Es half ihm wirklich dabei, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Als er mit Zoro noch auf dem Sofa saß, sie sich umarmten, war alles in Ordnung. Doch sobald er den Flur betreten hatte, prasselte es auf ihn ein. Warum, das konnte Sanji sich nicht erklären. Er wusste nur, dass er das Gefühl hatte, irgendwas vergessen zu haben. Dort, im Proberaum. Als er wieder etwas schneller denken konnte, drehte er das Wasser wärmer. Es entspannte seine Muskeln, und wusch den Schweiß und den Schmutz des Tages von ihm. Eine Dusche war genau das, was ihm gefehlt hatte. Sorgsam trocknete er jeden Winkel seines schmächtigen Körpers ab, und lief unbekleidet zu seinem Kleiderschrank im Schlafzimmer. Moment. Wieso wollte er sich wieder anziehen? Es war doch geplant, dass er sich noch die Haare fönte, und dann ins Bett gehen wollte. Verdammt, er war so unglaublich wach. Er überlegte, ob er noch ausgehen sollte. Gar keine schlechte Idee. Ein schlichtes Outfit mit Bluejeans und lässigem, schwarzen Hemd umhüllte seinen Körper. Ihm fiel wieder ein, dass Nami ihn versucht hatte zu erreichen. Ob er wollte oder nicht, er müsste sein Handy anschalten. Allein schon wegen Usopp-san. Dann würde er eben ihre gesamten Anrufe löschen. Das kleine silberne Telefon lag im Badezimmer auf dem Boden. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, es vorher aus seiner Hosentasche zu nehmen. Sanji bückte sich nach dem kleinen Gerät. Daneben lag ein kleiner Zettel mit ausgefransten Rändern. Der Zettel mit Zoros Adresse. Der Blonde hob ihn mit auf. Während sein Handy wieder betriebsbereit war, und alle entgangen Anrufe und Nachrichten anzeigte, las er sich den Zettel durch. Der Grünhaarige wohnte gar nicht so weit weg. Bei freier Straße war es grade mal eine knappe halbe Stunde. Sanji sah auf die Uhr. Hoffentlich kam er noch in einen guten Club. Sicherlich, er hätte in jeden Club gehen können, doch den Promibonus mochte er nicht gerne ausspielen. Er war eben im Herzen noch immer der einfache Koch Sanji. Gedankenverloren schob er den Zettel in die Brusttasche seines Hemdes, und sah auf sein Handy. Zweiunddreißig Anrufe in Abwesenheit, sowie zwölf ungelesene Nachrichten. Alles von der rothaarigen Hexe. Nachdem er ein paar Tasten gedrückt hatte, war dieses Problem gelöst. Doch er wunderte sich, dass ihn Usopp-san nicht angerufen hatte. Sonst machte er sich doch ständig Sorgen, und rief andauernd an. Hatte er etwa Vertrauen in ihn? Sein Telefon steckte er in die Hosentasche. Ohne einen Blick in seine leere und einsame Wohnung zu werfen, verließ er sie auch wieder. Sie war einfach zu groß. Kein Wunder, dass er ungern hier war. Warum er sich überhaupt so eine große Wohnung gekauft hatte, wusste er noch zu gut. Hochzeit mit Nami. Der größte Fehler. Zum Glück stand er im Vertrag, und konnte sie nach Belieben aus seiner Wohnung entfernen lassen. Wieder saß er in seinem Volvo. Der Motor schnurrte leise, fast wie Musik. Ein wenig ziellos fuhr er umher. Die Straße bei Nacht war faszinierend, wenn man ein Auge dafür hatte. All die Lichter der Laternen und Schriftzüge, die einem ein freies Zimmer, leckeres Essen oder leichte Mädchen anpreisten. Und die Menschen, die um diese Uhrzeit noch auf den Straßen unterwegs waren. Man hätte stundenlang philosophieren können, wer, wieso und wohin unterwegs war. Doch all das war ihm heute einfach nur egal. Jetzt hätte er eigentlich nur einen lauschigen Club oder eine nette Bar gesucht, die ihm Zuflucht bot, und kalte Getränke für ihn hatte. Er hatte ein paar Clubs, in der er regelmäßig ging. Sie waren allerdings voller Schmarotzer und Nutznießer, die sich gern in seinem Ruhm aalen wollten. Nein, darauf hatte er absolut keine Lust. Nicht um halb drei morgens. Sanji fuhr so, wie ihn der Verkehr führte. Ein schwieriges Unterfangen, wenn um diese Uhrzeit nicht mehr ganz so viele Menschen unterwegs waren. Klar, normale Menschen mussten auch in wenigen Stunden wieder aufstehen und zur Arbeit gehen. Und er ? Er vertrödelte seine Zeit mit Autofahren durch die Stadt. Irgendwann wusste er nicht mehr, wohin er gefahren war. Ein Navigationsgerät hatte er auch nicht. Also drosselte er das Tempo, und versuchte, an den Gebäuden Hausnummern oder Straßenschilder zu lesen, um sich daran zu orientieren. Vielleicht war eines dabei, dass ihm zeigte, in welche Straße er gefahren war, und wie er wieder zu den Clubs kam, oder nach Hause. Dann hielt er an. Er wusste genau, dass er noch nie hier gewesen war. Und doch kam es ihm beinahe vertraut vor. Es zog ihn magisch an. Sanji parkte neben einem anderen Auto in der Auffahrt. Es war ein etwas schmuckloser Hochhausbau, jedoch mit weniger Mietparteien als in der Innenstadt. Die Haustür stand einen Spalt weit auf. Sanji sah sich um. Ziemlich unvorsichtig von den Bewohnern. Doch er ging hinein, nachdem er noch einmal nach der Hausnummer gesehen hatte. Er stieg langsam die Treppe hinauf, und zückte sein Handy. Er wählte die Nummer, die er noch nie angerufen hatte. Freizeichen. „Hallo?“ Diese Stimme überrumpelte ihn ein wenig. „Hallo... hier ist Sanji.“ Er räusperte sich kleinlaut. „Oh. Hy, was gibt’s?“, fragte Zoro freundlich. „Hab ich dich geweckt?“ „Nein. Ich war noch wach. Aber was...?“ „Alles klar.“ Sanji klappte das Telefon zu. Er sprintete wie ein Irrer die letzten Stufen rauf. Wie in Trance drückte er auf die Klingel. Er hörte das Läuten. Ein kurzer Moment verstrich. Dann hörte er Schritte, und sein Herz überschlug sich beinahe. Er sah durch den Spion, bemerkte Sanji, dessen Hände wieder zu schwitzen begannen. Die Tür öffnete sich. „Sanji?“ Der Blonde sah ihn lächelnd an. „Guten Morgen, Zoro.“ Verwirrt sah ihn der nur im Bademantel bekleidete, Jüngere an. „Komm... doch rein.“ Er hielt ihm die Tür auf, und Sanji betrat die Wohnung. Sie war warm und wohnlich, das merkte er schon im Flur. Zoro schloss die Tür hinter ihnen, und ging auf ihn zu. Sanji drehte sich zu ihm um. „Alles klar bei dir?“ Sanji nickte. „Aber... was tust du hier?“ Sanji schlang seine langen, schlanken Arme um Zoros Hals, und blickte ihm tief in die Augen. „Ich bin hier, um den Vertrag zu brechen.“ Ein kurzer Blick, und auch der Größere beugt sich nach vorne. Dieser Kuss schmeckte besonders süß. Er schmeckte nach mehr... Kapitel 7: Es schmeckt nach mehr... ----------------------------------- 7. Es schmeckt nach mehr... Zuerst pressten sie nur ihre Lippen fest aufeinander, ein wenig zu brachial, aber ihnen war es egal. Sanji öffnete leicht seinen Mund, und Zoros Zunge fand eilends den Weg hinein. Es war, als gehörte es so. Der Blonde kam zu ihm, und sie küssten sich. Viel heftiger als noch im Proberaum. Keiner der Beiden hatte vor, diesen Kuss so schnell zu beenden. Es war, als wären sie von Magneten zusammengehalten, die sie dazu trieben, sich in den Armen zu liegen. Sanji tat einen Schritt nach hinten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Doch Zoro presste den schlanken Blonden mühelos gegen die Wand im Flur. Ihre Zungen waren in einem wilden Spiel gefangen, während der Jüngere die Hände, die vorher noch Sanjis Gesicht festhielten, langsam ihren Weg zu dessen Hüften fanden. Sanjis Gehirn hatte offenbar schon erste Aussetzer. Er drückte dem Grünhaarigen sein Becken entgegen, und presste ihn noch fester an sich. „Du... raubst mir den Atem...“, keuchte der Jüngere und öffnete wie zufällig den obersten Knopf von Sanjis Hemd. Anstatt zu antworten, schloss er Zoros Mund mit seinem. Er wusste ganz genau, dass er keinerlei Drogen genommen hatte. Auch dass er neue Medikamente, Alkohol oder andere Substanzen zu sich genommen hatte, war ihm nicht bewusst. Er wusste nur, dass er, als er plötzlich vor Zoros Haustür stand, das Verlangen hatte, ihn zu sehen. Als er seine Stimme hörte, wollte er ihn küssen. Und als er ihn endlich küsste, wollte er ihn nur berühren und spüren. Die Haut des Anderen war heiß, seine Haare waren noch nicht trocken. Er hatte offenbar grade geduscht, und trug nur diesen dünnen Baumwollbademantel. Sanji vergrub seine Hände in den kurzen Haaren. Er war grob, doch Zoro beschwerte sich nicht, sondern ließ ihn gewähren. Der Grünhaarige löste sich aus dem Kuss, und hauchte in Sanjis Ohr: „Komm mit.“ Als hätte er jetzt Nein gesagt, wenn ihm der Grünhaarige dieses Angebot machte. Er nahm ihn an der Hand, und zog ihn mit sich. Sanji hätte sich in einem anderen Fall wahrscheinlich die Inneneinrichtung der einzelnen Zimmer angesehen, doch im Moment interessierte ihn nur, wie wohl das Schlafzimmer des Jüngeren aussah. Es war dunkel, die Jalousien waren heruntergelassen, und hüllten den Raum in ein blaues Licht. Alles war blau. Alles war schön. Der Blonde wurde mehr oder weniger sanft auf das Bett gedrückt. Sein Hemd lag bereits auf dem Boden. Zoros Hände schienen überall zu sein. Sie berührten seine Haare, seinen Hals, seine Brust, seine Hüften. Und der Mund des Jüngeren schien ihnen zu folgen. Seine Küsse auf die Lippen raubten ihm den Atem. Doch als er begann, seinen Hals zu küssen, um dann tiefer zu gehen, erst bis zur Brust, dann zu den Rippen, und zum Bauchnabel, keuchte er ungehemmt. Irgendetwas in seinem Kopf hatte sich ausgeschaltet. Das, was man Vernunft nannte, gab es in seinem Kopf nicht mehr. Dort gab es nur noch Lust. Der Grünhaarige öffnete die Knöpfe seiner Hose. Es kam ihm alles so unglaublich langsam vor, fast so, als bewegten sie sich in Zeitlupe. Er wollte das Tempo bestimmen. Sanji setzte sich so weit es ging, aufrecht hin, und zog den Muskulösen an sich. Er sah, wie der Andere den Mund öffnen wollte. Doch er legte ihm einen Finger auf die Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Keine Worte. Der Blonde setzte sich auf Zoros Schoß, und begann nun seinerseits, den Körper des Anderen zu erkunden. Der Jüngere lehnte sich zurück, und ließ ihn gewähren. Sanji öffnete den Bademantel. Wie einfach das war. Er musste bloß an der Kordel ziehen, und schon hatte er ihn nackt vor sich. Er war so unverschämt schön. Nicht nur sein Gesicht, auch sein Körper war perfekt. Es schien, als wäre jeder Muskel perfekt trainiert, und so fühlte es sich auch an, als Sanji gierig jeden Winkel der Haut berührte. Und dieser unglaublich betörende Geruch, den er ausstrahlte... Es war wie ein Aphrodisiakum, nur für ihn geschaffen. Tief atmete er den Geruch, nein, das Parfum ein. Seine Lippen bewegten sich wie von selbst halsabwärts. Zoros Brustwarzen stellten sich auf, als er sie mit den Fingern stimulierte. Ihm entfuhr ein leichtes Seufzen. Sanji wusste, dass er seine Sache gut machte, und machen würde. Der Jüngere war bereits offensichtlich erregt. Sanjis Hand berührte nahezu beiläufig die wachsende Erregung. Zoros Stöhnen wandelte sich zu einem erstickten Keuchen. Mit sicherer Hand umschloss der Blonde das stattliche Glied, was den Kurzhaarigen laut Aufstöhnen ließ. Und er hatte noch nicht einmal mit dem angefangen, was er vorhatte. Es gefiel ihm, dass der starke Mann so leicht erregbar war. Er senkte seinen Kopf, und fuhr mit der Zuge über die wachsende Erregung. Schon jetzt begann Zoro sich vor Lust zu winden. Dem Blonden zauberte es ein Lächeln ins Gesicht, dass nur kurz hielt. Mit den Lippen umschloss er das Ende des steil aufragenden Gliedes. „Hmm... Das... musst du nicht tun...“, keuchte der Grünhaarige und streckte seine Hand nach dem Älteren aus. Sanji hätte gelacht, wenn er gekonnt hätte. Natürlich musste er das nicht tun. Doch er wollte es. Er wollte diesen Mann unter ihm auf diese Weise beglücken. Sanji wusste genau, wie er ihn anzufassen hatte, um ihn in die richtige Stimmung zu bringen. Als er abwechselnd mit der Zunge über den Schaft fuhr, und bestimmend daran saugte, krallte Zoro seine Finger ins Laken. „Dein... Mund...“, keuchte er und legte den Kopf in den Nacken. Sein Mund? Sicher, der Jüngere kannte es nicht, von einem Mann derart befriedigt zu werden. Seine Hände waren härter, und sein Mund war heißer. Das war die pure Leidenschaft, die in seinem Körper brodelte, und nun auch sein Geschlecht anschwellen ließen. Sanji sah von unten hinauf in Zoros Gesicht. Sein Blick war verschleiert vor Lust, er sah ihn an, als wollte er ihn jeden Moment packen und hart nehmen. Es erregte den Blonden nur noch mehr. Noch einmal fuhr er langsam und ausgiebig mit der Zunge über den harten Penis, dann ließ er von ihm ab. Stattdessen umschlossen seine Finger die Erregung, und stimulierten sie weiterhin. Sanji spürte die kräftige Hand in seinem Nacken, die ihn zum muskulösen Mann zog. Gierig berührten sich ihre Zungen, verloren sich in einem Spiel aus Lust und Verlangen. Zoro stöhnte in den Kuss hinein. Sanji löste seine Hand, und griff nach der des Anderen. Ohne zu zögern führte er sie zwischen die schlanken Beine, um ihm zu signalisieren, dass auch er berührt werden wollte. Ein süffisantes Lächeln umspielte Zoros Mund. Seine große Hand glitt geschickt unter die Kleidung des Blonden, dessen Hand sich derweil wieder um Zoro kümmerte. Einhändig schob der Grünhaarige die Hose und Unterwäsche herunter, um Sanji leichter berühren zu können. Der Blonde bemerkte die kurz aufkommende Scheu, das Geschlecht eines anderen Mannes anzufassen, doch nach einem Augenblick, nicht länger als ein Wimpernschlag, legten sich seine Finger und Handfläche um das versteifte Glied des blonden Mannes. Ein zufriedenes Seufzen entfuhr Sanjis Lippen. Sie waren in einem Kuss gefangen, den keiner beenden wollte. Er war beinahe brutal, ein paar Mal schlugen ihre Zähne gegen die des Anderen. Wild erforschten ihre Zungen gegenseitig die weichen, heißen Lippen, die ebenso heiße Mundhöhle sowie die Zunge des anderen Mannes. Zoro stöhnte laut auf. „Wenn du so weitermachst, komme ich...“, hauchte er und blickte Sanji mit halbgeöffneten Augen an. Der Blonde lächelte. „Soll ich aufhören?“, fragte er und küsste das Kinn des Jüngeren. „Nein... aber ich...“, wieder keuchte er vor Lust auf, als der flinke Zeigefinger des Blonden über die Spitze seiner Erregung fühlte. „Willst du in mir kommen?“ Die Worte kamen ihm leicht über die Lippen. Es war das, was er sich wünschte. Er wollte ihn in sich spüren. Jetzt. Zoro nickte. Jetzt war das Spiel wieder in der Hand des Jüngeren. Der Blonde lag vor ihm, und ohne Rücksicht auf das Material riss er ihm endgültig die störende, restliche Kleidung vom Leib. Sanji spürte die bewundernden Blicke. Er wusste, dass er gut aussah. Schlank und geschmeidig und groß. Und doch, in der Gegenwart dieses Mannes, mit seinen unglaublichen Muskeln, die ihn wirken ließen, als wäre er ein Halbgott, ließen ihn an seiner Ausstrahlung zweifeln. „Du bist wunderschön..“, hauchte Zoro und küsste Sanjis Bauchnabel. Wenn ihm nicht schon heiß gewesen wäre, wäre er jetzt noch vor Scham rot angelaufen. Ermunternd fuhr er mit seinen Fingern durch das kurze Haar. Doch der Grünhaarige fuhr unbeirrt fort. Kurz und intensiv verwöhnte auch er Sanji mit dem Mund. Er lernte offenbar schnell, denn er setzte seine Zunge geschickt ein, und brachte den Blonden zum lauten Stöhnen. Alles um ihn herum verschwamm. Das allgegenwärtige Blau ließ ihn denken, sie seien unter Wasser. Zumindest in seinem Kopf war nur noch ein einziges, lautes Rauschen. Zoro winkelte seine Beine an, und küsste sie von der Wade abwärts. Schauer um Schauer lief ihm über den Rücken, seine Muskeln verkrampften und entspannten sich abwechselnd, auf angenehme Art und Weise. Die heißen, breiten Hände legten sich auf seine schmalen Hüften, streichelten an ihnen hoch und runter. Wie automatisiert streckte er ihm sein Becken entgegen. Ihre stark erigierten Geschlechter berührten sich, und entlockten ihnen ein wolllüstiges Stöhnen. Zoros Handfläche wanderte von den Hüftknochen in Sanjis Körpermitte. Nur einmal fuhr er über die Erektion des Älteren. Ihm gefiel, wie sich der schlanke Körper voller Verlangen unter ihm bewegte. Es ließ ihn nur selber noch erregter werden. Seine Finger bewegten sich über die empfindliche Stelle hinter Sanjis Geschlecht. Er zuckte kurz zusammen bei der unerwarteten Berührung. „Sag mir, wenn ich etwas falsch mache...“, sagte Zoro mit heiserer Stimme. Sanji nickte lediglich und strich ihm mit der Hand über den muskulösen Oberarm. Der Jüngere war unsicher, er wollte dem Blonden nicht wehtun. Vorsichtig führte er Stück für Stück seinen Zeigefinger bei ihm ein. Sanji keuchte kurz auf. Im ersten Moment war es unangenehm, doch das Gefühl verflog sehr schnell wieder. Als Zoro sah, wie der schlanke Mann sich entspannte, und ein Lächeln sein Gesicht zierte, wurde er bestimmter. Sein Mittelfinger fand den Weg in die enge Öffnung. Er stimulierte es, indem er seine Hand behutsam vor und zurückzog. Sanji wand sich unter der Berührung. Die andere Hand des Kurzhaarigen drückte sein Bein weiter zur Seite. Etwas zu schnell zog er seine Finger wieder aus dem schönen Mann heraus. Sanji zuckte kurz, und stöhnte. Er spürte die Spitze des harten Gliedes an seiner entspannten Öffnung. Zoro streckte die Hand aus, und streichelte über Sanjis Wange. Dieser lächelte, als die erhitzen Finger sich den Weg über seine Lippen in seinen Mund bahnten. Lustvoll umspielte er sie mit der Zunge, und verteilte genüsslich seinen Speichel darauf. Kurz danach zog er seine Finger heraus, und trug die Flüssigkeit auf seine Erektion auf. Natürlich war es nicht sonderlich romantisch, doch hier, zwischen ihnen beiden, spielte das keine Rolle. Es würde Sanji wehtun, doch es war ihm egal. An erster Stelle stand das Befriedigen ihrer aufwiegelnden Lust. Der Blonde schrie auf, als Zoro tiefer in ihn eindrang. Es war nur ein geringer Anteil Schmerz dabei, das Meiste war pures Lustempfinden. Der Schmerz war kurzweilig und ging schnell vorbei. Sanji presste ihm sein Becken entgegen, und entspannte sich zusehends. Langsam, und doch mit erregter Bestimmtheit drang Zoro endgültig in ihn ein. Wie von allein spreizte er seine Beine, um dem Jüngeren das Eindringen noch mehr zu erleichtern. Zoro stöhnte ebenfalls laut auf, und begann, sein Becken vor und zurück zu bewegen. „Aah...“, laut entfuhr es dem Blonden, und folgte dem noch langsamen Rhythmus. Der Muskulöse beugte sich über den schlanken Mann, und stützte seine Hände neben die Hüften Sanjis. Schnell fanden sie einen gemeinsamen Takt, in dem sie ihre Becken gegeneinander stießen. Immer lauter wurde ihr Stöhnen vor Lust. Überall an ihren Körper schien es zu kribbeln, zu prickeln. Der Blonde krallte seine Nägel in die Bettdecke unter ihm, und presste immer weiter seinen Unterkörper dem Jüngeren entgegen. Das laute, tiefe Stöhnen und Keuchen des Mannes raubte ihm den Verstand. Es klang so wunderbar, so richtig. Nur wegen ihm sollte er solche Geräusche von sich geben. Nur ihn sollte er ihn so berühren. Verdammt, er sollte mit niemand anderen mehr schlafen. Sie bewegten sich schneller. Das Stoßen wurde fester. Ein kurzer Schmerz flackerte auf, ließ ihn aufkeuchen. Sanji griff Zoro grob in den Nacken, und zog sein Gesicht zu ihm herunter. Sie schwitzen. Als sie sich fordernd küssten, beinahe, als wollte sie testen, wer von ihnen der Stärkere war, vermischte sich ihr Schweiß. Sanji fand es eigentlich ekelhaft, diese Körperflüssigkeit auf sich zu spüren. Doch jetzt, in diesem Moment, in dem sein Kopf nur noch an den Sex dachte, fand er es mehr als aufregend. „Ich... komme...“, die raue Stimme kam ihm heiß ans Ohr. Nein, es sollte nicht aufhören. Doch es würde aufhören. Zoros Hand ergriff Sanjis Erregung. Er stöhnte laut auf. Ihm wurde bewusst, dass auch er kurz davor war zu kommen. Ihr Stöhnen wurde lauter, kurzatmiger. Schneller, härter, stieß der Kurzhaarige ihn. Er war ein Gott. Zoro sah nicht nur aus wie einer, nein, er trieb es auch wie einer. Nichts passierte mehr in seinem Kopf. Er vernahm nur noch das heiße, heisere Stöhnen und Keuchen des Mannes über ihn. Sie trieben ihrem Höhepunkt entgegen. Fest... Hart... Tief... „Oh... Gott...“, entfuhr es dem Grünhaarigen, der sich im Blonden ergoss. Mit einem letzten, fast schrillen Aufschrei kam er in der heißen, starken Hand. Er spürte den warmen Samen in sich. Sie sahen sich in die Augen. Sanji konnte ein Funkeln in Zoros Augen ausmachen. Sie schwitzen, keuchten noch immer. Und er zitterte am ganzen Leib, eine Nachwirkung des Orgasmus. Die warme Hand strich ihm die blonden Haare aus der Stirn. Noch immer befand er sich in ihm. Er hätte es die ganze Nacht über so lassen können. Sanji strich über Zoros entspanntes Gesicht. Dieser wirkte mehr als zufrieden drein, als sich sein erhitzter Körper neben den schlanken Mann legte. „Uh...“ Der Blonde zog seine Beine an, als sich der Jüngere aus ihm zurückzog. Dicht aneinander gedrängt lagen sie da. Noch immer schlugen ihre Herzen schnell von der angenehmen, körperlichen Anstrengung. Sie brauchten nichts zu sagen. Dieser Moment sollte nicht durch Worte gestört werden. Sanjis Hand ruhte an der breiten Brust seines Gegenüber. Zoro fuhr verträumt mit den Fingern durch das schweißnasse blonde Haar. Der Ältere zog ihn wieder zu seinem Gesicht. Er küsste ihn zärtlich. Seine Lippen waren kühl und trocken gewesen, ohne dass er es bewusst wahrgenommen hatte. Sie wurden von Speichel benetzt. Es war ihm nicht einmal unangenehm, all diese Flüssigkeiten in und auf seiner Haut zu wissen. Sie waren von ihm. Sein Speichel, sein Schweiß und sein Samen. Zoro liebkoste Sanjis Halsbeuge. Es löste wieder eine Gänsehaut bei ihm aus. „Möchtest du duschen?“, hauchte der Jüngere seine Frage. „Gerne. Mit dir?“, lächelte Sanji und küsste ihn leicht auf den Mund. „Sehr gerne.“ Nackt und erschöpft gingen sie Hand in Hand ins Badezimmer. Der Blonde empfand keinerlei Scham, sich dem Mann so zeigen. Dieser bewunderte immer wieder den schlanken, sehnigen Körper. Sanji genoss es, dass ihn der Mann mit den perfekten Muskeln stumm in die Arme nahm, und ihm das blonde Haar küsste. Alles war vollkommen. Das heiße Wasser, dass ihm die Muskeln entspannen ließ, den noch heißeren Körper, der sich beinahe drängend an ihn presste, und die dazugehörigen Hände, die ihn überall zu berühren schienen. Das kühle Duschgel lief ihm den Rücken hinab. Zoro verrieb es vorsichtig an jedem Winkel seines Körper. Seine Hände waren so zart. Nie im Leben hätte er gedacht, dass sie sich so gut anfühlten. Sanji wusste, dass Zoro noch nicht genug hatte. Er wollte ihn wieder. Und auch der Blonde war nicht abgeneigt, als die starke Hand sich wieder um sein Glied legte. Sein Stöhnen bekam ein fremdes Echo, als er nach hinten griff, um auch Zoro mit der Hand zu massieren. Es war heiß um ihn herum. Da war das Wasser, überall an seiner grazilen Statur, und dann diese überraschend weiche Haut an seinem Rücken. Zoros andere Hand schmiegte sich an Sanjis Po an. Er stützte sich mit den Unterarmen gegen die weißen Fliesen, als der Jüngere seine Hüfte weiter nach hinten zog. Er spürte die bereits harte Erektion zwischen seinen langen Beinen. Durch das warme Wasser war er bereit, ohne große Vorbereitung den Kurzhaarigen in sich eindringen zu lassen. Zoro bewegte unaufhörlich seine Hand, und brachte Sanjis Körper zum Beben. Sie hätten es von ihm aus die ganze Nacht und den ganzen Tag miteinander treiben können. So lange, bis er vor lauter Lust und Leidenschaft überquoll, oder entkräftet zusammenbrach. Doch vorerst spielte es sich hier unter der Dusche ab. Wie sie sich gegenseitig zum Höhepunkt brachten. Sanji durch die starke Hand die sein Geschlecht stimulierte, Zoro dadurch, wie der Blonde ihm sein Hinterteil entgegendrückte, und seine Muskeln zusammenzog, um das harte Glied fester zu umschließen. Es war laut, als sie heftiger stöhnten, keuchten und schrien, doch es war egal. Und wenn ihnen die ganze verdammte Welt zuhören könnte, sollten sie doch. Sollten sie doch alle dadurch geil werden, wie sie es waren. So laut sie wollten ihre Lust zum Ausdruck bringen, und einfach ficken. Das hier war kein 'miteinander schlafen' oder 'Liebe machen'. Das hier war purer Sex. Hart. Laut. Feucht. Wieder erklangen ihre Schreie, wieder ergossen sie sich mit einem letzten Seufzer. Das Wasser spülte alles sofort weg. Als der Jüngere sich aus Sanji zurückgezogen hatte, drehte dieser sich zu ihm um, und schlang seine Arme um den starken Nacken des großen Mannes. Er war so wunderschön, wie ihm das kurze Haar in der Stirn klebte, und die Wassertropfen durch das markante Gesicht liefen. Seine Hand strich durch das blonde, nasse Haar. Zoro lächelte ihn liebevoll an. Der Schmächtige zog sich wieder näher ihn heran. Hier unter dem Wasser konnte er den verführerischen Duft des Mannes gar nicht wahrnehmen. Doch es spielte keine Rolle. Alles an ihm zog ihn in seinen Bann. Er musste ihn jetzt küssen. Seine Lippen waren so sanft, so zärtlich. Sanji kannte ihn kaum, und doch kam es ihm vor, als wüsste er alles über ihn. „Lass uns schlafen gehen, Darling.“, flüsterte er dem Blonden zu, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten. „Gute Idee.“ Schon etwas schläfrig trockneten sie sich gegenseitig ab, und gingen achließend mit verschränkten Fingern zurück ins Schlafzimmer. Es wurde mittlerweile wieder hell draußen. Das Blau im Zimmer wandelte sich zu einem dämmrigen Hellblau. Erschöpft legten sie sich ins Bett. Es war wunderbar weich und roch nach ihnen. Zoro zog Sanji dicht an sich heran, und küsste ihn zärtlich. „Schlaf schön.“ „Du auch.“ Der Blonde schlang seine Arme um den breiten Brustkorb, und legte seinen Kopf darauf. In diesen Armen konnte man nur schönste Träume haben. So fühlte sich wohl der Himmel an. Ein weiches Bett, nach heißem Sex und dem perfekten Liebhaber darin. Kapitel 8: The morning after. ----------------------------- 8. The morning after. Die letzte Nacht, oder besser früher Morgen, steckte ihm noch in den Knochen. Seine Muskeln waren verspannt. Ganz eindeutig hatte er in der letzten Zeit sein Training schleifen lassen. Und als aktiver Part hatte er noch den etwas größeren Kraftaufwand. Es war atemberaubend gewesen. Anders natürlich, aber besser. Sanjis Körper ließ ihn nicht los, er faszinierte ihn. Er war schlank, aber nicht dürr. Seine Haut war weich, glatt und rein. Diese noble Blässe und das goldene Haar ließen ihn wie einen Prinzen wirken. Kitsch war absolut nicht sein Ding, doch in der Gegenwart dieses langbeinigen Mannes fielen ihm tausend Dinge ein, die mehr als kitschig und geschwollen klangen. Er hatte ihm eindeutig den Kopf verdreht. Es war nicht so, dass es letzte Nacht eine reine Körperlichkeit zwischen ihnen war. Da war noch etwas anderes, ein viel tieferes Gefühl. Zoro streckte blind den Arm nach Sanji aus – und griff ins Leere. Erst jetzt öffnete er die Augen. „Sanji?“ Sein Herz rutschte ihm herunter in den Magen. Sofort nahm es das Schlimmste an. War er gegangen, ohne etwas zu sagen? Besorgt sah er sich um. Die verstreuten Kleidungsstücke des Blonden waren weg. Verdammt. Dieses besondere Gefühl hatte wohl doch nur er empfunden. Zoro fühlte sich elend. Er hatte ihn also allein gelassen. Der Grünhaarige weigerte sich, das Wort >verlassen< zu denken. Träge bewegte er sich aus dem Bett, nahm sich frische Unterwäsche aus dem Schrank und zog sie an. Wieso war er gegangen, ohne ein Wort zu sagen? Hätte er nicht wenigstens eine Nachricht hinterlassen können? Vielleicht lag ja ein Zettel irgendwo in der Wohnung. Zoro öffnete die Tür. „Guten Morgen.“ Erschrocken blickte er auf. Vor ihm auf dem Boden saß Sanji, nur mit seiner Hose bekleidet, und streichelte Chopper. „Morgen...“ , sagte er erleichtert und stürmte auf ihn zu, um ihn fest zu umarmen. Chopper bellte freudig auf. „Ja... dir auch einen guten Morgen.“ Er kraulte ihm die kleinen Ohren. Das es ganz bestimmt nicht mehr morgens war, dachte er sich schon. Zoro kuschelte seinen Kopf gegen Sanjis. Dieser lachte. „Willst du auch gestreichelt werden?“ Der Grünhaarige nickte. Lächelnd fuhr Sanji mit den Fingern hinter Zoros Ohr entlang. „Ich dachte schon, du wärst weg...“, sagt er leise. „Wieso?“ „Nun, du warst nicht im Bett, und deine Klamotten... AUA!“ Sanji hatte ihm Kopfnuss gegeben. „Für wen hältst du mich eigentlich, Roronoa Zoro?“ „Für meinen persönlichen Lustsklaven.“, lachte er und küsste ihn auf die Wange. „Oh, vielen Dank.“ Er drehte seinen Kopf zum Jüngeren herum. „Küss mich.“ „Zu Befehl.“ Sanji legte seinen Mund auf Zoros. Leicht öffnete er seine Lippen, und ließ die Zunge des Kurzhaarigen eindringen. Der kleine Hund auf seinem Schoß sah ihnen interessiert zu. Wahrscheinlich hielt er das für ein Spiel. „Sag mal, was riecht hier so gut?“, fragte Zoro, und gab Sanji noch einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze. „Frühstück. Steht in der Küche.“ Die Augen des Jüngeren glitzerten. „Du... hast mir Frühstück gemacht?“ Sanji nickte. „Alles für dich.“ „Oh, ich glaube, du liebst mich.“ Eilig küsste er den Blonden noch einmal auf die Wange und bewegte sich zur Küche. Entgeistert sah er ihm hinterher. Sein Gesicht glühte, und zwar nicht nur wegen des Kusses. Mit dem kleinen, flauschigen Hund auf dem Arm folgte er ihm. „Gut so?“, fragte der Blonde, als er sich auf den Stuhl gegenüber von Zoro setzte. Chopper sprang zurück auf den Boden. „Oh, es ist wunderbar.“ Sanji lächelte. Er war früh aufgestanden, um Reis zu kochen, Omelettes zu braten, und eine einfache Misosuppe zu kochen. „Seit wann bist du denn wach?“, fragte Zoro und schob sich einen Löffel Reis in den Mund. „Ach, nicht lang...“ Er zuckte mit den Schultern. „Lügner.“ Sanji lächelte entschuldigend. „Ich dachte eben, dass du hungrig bist...“ „Aber dafür solltest du nicht deinen Schlaf opfern.“ Der Jüngere streckte seinen Arm über den Tisch, und nahm die Hand des Blonden. „Nicht wegen mir.“ Seine Finger streichelten über die weiche, glatte Haut. Sanji verschränkte ihre Hände. „Iss einfach.“ Irgendetwas war zwischen ihnen. Etwas Unausgesprochenes. Sie wussten dennoch, was es war. Waren sie so eine Art Paar? „Sanji.“ Der Blonde sah von ihren Händen auf, schaute ihm ins Gesicht. „Wenn du so weitermachst, muss ich dich heiraten.“ Vollkommen ernst blickte ihn der Kurzhaarige an. Der Angesprochene war sprachlos. Vielleicht sollte er sich erst einmal scheiden lassen, bevor er wieder unter die Haube kam. Seine Mundwinkel begannen zu zucken. Sie kicherten, und fingen dann lauthals an zu lachen. Klein-Chopper bellte fröhlich mit, so als würde er sich mit ihnen freuen. „Warum hast du nichts von ihm erzählt?“, fragte Sanji nach ihren kurzen Lachanfall, und streichelte dem kleinen Tier den Rücken. „Das Thema kam irgendwie nicht darauf...“, gab Zoro zu. Der Blonde hatte beinahe einen Herzinfarkt bekommen, nachdem er das Schlafzimmer verlassen hatte, und ihm die kleine braune Fellkugel vor seine Füße gehüpft war. Er war zwar eher der Katzentyp, aber dieser Hund war einfach zu niedlich. Chopper wollte ihn nicht anspringen oder gar das Gesicht ablecken. Ganz nach seinem Geschmack. Sanji gähnte ausgiebig. „Du bist müde, oder?“ „Nur ein wenig...“, meinte er widerwillig. „Möchtest du dich hinlegen?“ Zoro stand auf und räumte das Geschirr in die Spülmaschine. „Aber nur ein bisschen...“ Er drückte sich vom Tisch hoch. „Dann ab ins Bett.“ Der Jüngere schritt auf Sanji zu, und hob ihn leichtfertig auf seine Arme. Sie lachten, als er ihn ins Schlafzimmer trug. Sanft legte er seinen Prinzen aufs Bett. Noch immer lächelten sie sich an. Ihre Gesichter näherten sich, und beide genossen den Geruch des Anderen. Der Kuss wärmte. In Sanjis Brust und Bauchgegend breitete sich ein Gefühl aus, dass seine Haut prickeln ließ. Zoros Hand legte sich auf seine Wange. „Schlaf gut.“ „Bleibst du bei mir? Ich meine... bis ich eingeschlafen bin?“ Zoro nickte. „So lange du willst.“ Sanji schloss, noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen, die Augen. Ihre Finger waren weiterhin verschlungen mit denen des Anderen. Der Grünhaarige wusste nicht, was er da fühlte, als er den Blonden ansah. Es war eine Mischung aus anregendem Kribbeln und wohliger Wärme. Was es sein könnte, ahnte er schon. Doch dass das alles so schnell von statten ging, beunruhigte ihn dennoch. Doch diese Unruhe war wie ein winziges Aufflackern. Dieses andere Gefühl war dermaßen allgegenwärtig, das die Dinge um ihn herum in den Hintergrund gedrückt wurden. Nicht zu überhören war jedoch seine Türklingel. Sanji schlief weiter, ohne einen Ton von sich zu geben. Offenbar störte ihn dieses Geräusch gar nicht. Vorsichtig stand Zoro vom Bett auf, und stahl sich aus dem Raum. Er drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage. „Hallo?“ „Hey... du lebst ja doch noch.“ Ace. Es dauerte ein paar Sekunden, bevor er den Türöffner betätigte. Noch nie hatte er gezögert, wenn der Schwarzhaarige vor der Tür gestanden hatte. Kurz darauf hörte er schon die Schritte auf der Steintreppe. Er öffnete die Tür. „Gar kein Anruf gestern? Hatte mir schon Sorgen gemacht.“, sagte Ace und legte die Arme um Zoro, kaum das er die Wohnung betreten hatte. „Ja... ist spät geworden. Da wollte ich dich nicht wecken..“ Der Andere war im Begriff, ihn zu küssen. Er drehte ihm die Wange entgegen. Heute fühlte es sich so falsch an, von ihm berührt zu werden. „Alles klar?“ „Ich glaube, ich bekomme eine Erkältung, Da möchte ich dich nicht anstecken.“ Demonstrativ hustete er in seine Hand. „Okay...?“ Ace ließ von ihm ab. Chopper tappte ihm entgegen. Er begrüßte und kraulte ihn ausführlich. „Und? Wie lief es gestern?“ Hervorragend. Ich bin wahrscheinlich verknallt in ihn, nach nur einem Tag. Und ach ja, wir hatten letzte Nacht grandiosen Sex. „Gut.“, sagte er nur. „Mensch... lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen...“, bohrte Ace weiter. Zoro ließ sich aufs Sofa fallen. „Übrigens... tolles Outfit.“, grinste der Mann mit den Sommersprossen und deutete auf die Unterhose des Kurzhaarigen. „Bin grade erst aufgestanden...“ Verlegen kratzte er sich am Kopf. „Also... es lief gut. Ich weiß nur nicht, wieviel ich dir darüber erzählen darf.“, wechselte er das Thema. Mit Chopper auf dem Arm setzte Ace sich zu ihm. „Wieso?“ „Ich hab einen Vertrag unterschrieben, dass ich mich zur Verschwiegenheit verpflichte.“ Der Bassist nickte. „Ein Vertrag also. Dann denke ich mir den Rest.“ Zoro war froh, dass er nicht noch mehr Fragen stellte. Er verstand ihn. „Aber du darfst doch erzählen, wie das Goldkelchen so ist, oder?“ Okay, er nahm alles wieder zurück. „Was willst du hören? Das er ein aufgeblasener, auf Äußerlichkeiten fixierter Egomane ist?“ Ace sah ihn groß an. „Ich kann dir versichern, dass Sanji ein wirklich toller Mensch ist.“ Der Schwarzhaarige beäugte ihn argwöhnisch. „Ihr duzt euch also schon?“ „Er hat es mir angeboten.“ Zoro fühlte sich provoziert vom Blick des Anderen. Woher diese Abneigung gegen Sanji, oder die Zusammenarbeit? Natürlich konnte er ihm nicht alles erzählen. Auch wenn er sein bester Freund war. Schließlich gab es den Vertrag, und seine Intimitäten mit dem Blonden wollte er ihm auch nicht auf die Nase binden. Das ginge wohl zu weit. „Also ist er ein netter Kerl?“ „Sagte ich ja.“ Ace' Gesicht entspannte sich. „Dann stell ihn mir mal bei Gelegenheit vor.“ Soll ich ihn wecken? Er liegt grade noch halbnackt in meinem Bett. „Ich versuch's.“ Der Schwarzhaarige fand sein Lächeln wieder. „Weißt du, ich hab dich schon vermisst gestern Abend.“ Seine Hand wurde von den Fingern des Bassisten umschlungen. „Ace...“ „Ich hab dich einen ganzen Tag nicht mehr gesehen..“, wisperte er und setzte sich wie selbstverständlich auf Zoros Schoß. „Ace.“ Er hörte nicht auf ihn, sondern legte seine Arme um den Hals des Sängers. Sicher, Zoro war kein Fan von Ace' Liebkosungen. Doch bisher hatte er es kaum wahrgenommen. Es war ihm egal gewesen, wenn sich ihre Lippen zu einem Kuss vereinten, oder sie Händchen hielten. Aber in diesem Moment war es einfach unerträglich. „ACE!“ Etwas unsanft drückte er ihn von sich. „Was ist mit dir?“, fragte er aufgebracht. „Ich... tut mir leid.“ Er nuschelte etwas von Ansteckungsgefahr. „Du solltest jetzt gehen, denke ich.“ Ace fixierte ihn mit einem stechenden Blick. „Ich versteh schon.“ Zoro schluckte. Ahnte er wirklich etwas? „Du hast jemanden kennengelernt.“ Ace stand auf. Das Herz des Kurzhaarigen sackte hinunter. Hatte er sich verraten? „Aber glaub mir, früher oder später wird sie dir das Herz brechen.“ Und ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, stapfte er aus der Wohnung. Er hatte seine Gefühle verletzt, als er ihn abgewiesen hatte. Doch Zoro war auch erleichtert, das Ace ihn nicht durchschaut hatte. Nicht ganz zumindest. Er atmete erleichtert auf. Jetzt wollte er einfach nur Sanji sehen. Seinen Sanji. Erst als er direkt vor der Tür war, sah er, dass sie einen Spalt offen stand. Er sah hinein. Der Blonde saß aufrecht im Bett und blickte ihn mit einem unergründlichen Ausdruck an. Zoro setzte sich mit ein wenig Abstand zu ihm. Der schlanke Mann hob die Hand. Er schloss die Augen, als erwartete er, das er einen Schlag ins Gesicht bekommen würde. Doch die zarte, warme Hand strich ihm zärtlich über die Wange. „Ace war da.“, sagte Zoro überflüssigerweise. „Ich weiß. Seit er in die Wohnung gepoltert kam, hab ich euch belauscht. Tut mir leid.“ Schuldbewusst sah der Grünhaarige zur Seite. Er fühlte sich unwohl, von Sanji so angeschaut zu werden. Es kam ihm vor, als konnte dieser sehen, wo Ace ihn angefasst hatte. „Sieh mich an.“ Zögerlich hob er den Kopf. Er sah ein liebevolles Lächeln im Gesicht des Älteren. Dann küsste er ihn sanft auf den Mund. Eigentlich hatte er erwartet, dass Sanji laut werden würde. Auch wenn er nur gehört hatte, was sie gesagt hatten, es reichte doch aus, um Ace' Antipathie deutlich herauszuhören. „Ich habe den Verdacht, du stehst auf mich.“ Zoro sah ihn überrascht an. „Ja... das tue ich.“, sagte er voller Überzeugung. Alles Andere wäre auch eine Lüge. „Dann muss ich dir was gestehen. Ich stehe auch auf dich.“ Zoro lächelte. Sanjis Hand vergrub sich in das kurze Haar, und zog ihn zu sich. War das grade so etwas wie eine Liebeserklärung? Sein Kuss wurde fordernder, sein Griff fester. Es nahm ihm fast den Atem, doch er wollte den Kuss nicht auflösen. Er hätte sich auch von Sanji beißen lassen, er hätte es genossen. Der Blonde beendete den Kuss. „Er ist in dich verliebt.“ Zoro sah ihn fragend an. „Wer?“ Sanji öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, und schloss ihn wieder. Er stupste mit dem Zeigefinger fest gegen die Stirn des Jüngeren. „Ace, du Idiot.“ Der Grünhaarige lachte. „Unsinn. Wir sind nur Freunde.“ Sanji hob eine Augenbraue. „Okay. Aber er will definitiv mehr.“ Allein sein letzter Satz hatte so viel über seine Gefühle preisgegeben. Zoro runzelte die Stirn. Unmöglich, das Ace was von ihm wollte. Sie kannten sich doch schon ewig. „Guck nicht so drein.“ Sanji rieb mit seinem Handballen über seine krausgezogene Stirn. „Das gibt Falten.“ Der Kurzhaarige sah ihn schief an. „Lächeln.“ Er kniff ihm in die Wangen. „Sanji... was hast du? Bist du betrunken?“ Er musste einfach über ihn schmunzeln. „Ich habe einen ganzen Tag nicht mehr geraucht. Wahrscheinlich habe ich Entzugserscheinungen.“ Er lehnte seinen Kopf gegen den des Anderen. „Du musst nicht rauchen...“ Er fuhr ihm durch die blonden Haare. „Doch. In bin ein Sklave meiner Sucht.“ Sanji seufzte. „Du Armer.“ Zoro streichelte weiterhin seinen Kopf. Als wäre es nie anders gewesen, schoss ihm durch den Kopf. Sie gingen so vertraut miteinander um, als würden sie sich seit Jahren kennen, nicht grade mal etwas über einen Tag. „Sag mal, wird es irgendwann eine Wiederholung von letzter Nacht geben?“, fragte Zoro unvermittelt. „Hast du jetzt Lust?“ „So meinte ich das nicht! Also, ob es nur für eine Nacht war, oder...“ Bevor er weitersprechen konnte, legten sich Sanjis weiche Lippen auf Seine. „Wenn es nur eine einmalige Aktion gewesen wäre, meinst du, ich wäre dann noch hier in deinem Bett?“ Zoro lächelte. „Ich hätte dich auch gar nicht erst gehen lassen.“ „Danach habe ich gar kein Bedürfnis.“, lächelte Sanji. „Außerdem hast du einen Vertrag unterschrieben, dass du mich die nächsten drei Monate mehrmals die Woche siehst.“ Er gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss. „Ja, aber um einen Song zu schreiben...“ „Das schaffen wir nebenbei...“, hauchte er, und küsste ihn wieder. Zoro grinste. „Weißt du, ein bisschen Lust hätte ich schon...“ Sie lächelten sich an, und der Jüngere begab sich zu Sanji unter die Bettdecke. Eng umschlungen lagen sie wieder da. „Hmm... jetzt eine Zigarette...“, sagte Sanji, und hielt seine Hand so, als befände sich zwischen seinen Fingern ein Glimmstängel. „Wie klischeehaft.“, meinte Zoro und nahm die Hand. „Ich bin eben so.“ Ein Kuss wurde auf seiner Stirn platziert. „Wenn du möchtest, hole ich dir welche.“ Sanji drehte sich halb um zum Anderen. „Was?“ „Zigaretten. Für dich.“ Sanji sah ihn an. „Du brauchst wegen mir nicht...“ „Doch. Du hast heute ein imposantes“, Sanji lachte, „ein monumentales Frühstück gemacht, da muss ich mich doch irgendwie erkenntlich zeigen. Außerdem wollte ich noch etwas zum Abendessen im Convini kaufen.“, fügte er hinzu, als er sah, dass Sanji Protest einlegen wollte. „Du wärst ein Schatz, wenn du das machen würdest.“ Der Blonde küsste ihm aufs Kinn. „Alles was du willst.“ Zoro löste sich schwerfällig aus der Umarmung. Auch Sanji gab ihn ihn nur widerwillig frei. „Und etwas Anderes brauchst du nicht?“, fragte der Jüngere, als er sich angezogen hatte. Er schüttelte den Kopf. „Gut, Dann bis in etwa einer halben Stunde.“ „Bis dann.“ Er gab ihm einen flüchtigen Kuss und ging. Der Convini war gleich um die Ecke, dreißig Minuten waren mehr als großzügig bemessen. Sanji lehnte sich zurück in die Kissen. Sein Zeitgefühl hatte er vollends verloren. Ob es nun Mittag, Abend oder sonst wie spät war, konnte er absolut nicht bestimmen. Wozu auch? Wenn er mit diesem Mann zusammen war, drehte sich die Uhr anders. Er vergaß alles um sich herum. Besonders sein Handy. Im Moment wusste er nicht einmal, wo er es gelassen hatte. Früher oder später würde es sich schon bemerkbar machen. Höchstwahrscheinlich Usopp-san, oder die Hexe. Ein unbekanntes Läuten erklang. Das war nicht die Türklingel, und Zoros Handy konnte es auch nicht sein. Oder hatte er hier auch einen Festnetzanschluss? Sollte er dann rangehen oder es einfach klingeln lassen? Sanji stand auf, und bewegte sich in die Richtung,aus der das Geräusch kam. An der Wand des Wohnzimmers stand das schwarze, schnurlose Telefon auf einem einfachen kleinen Tisch aus hellem Holz. Er zögerte. Sollte er den Hörer abnehmen und -PIEP. Der Anrufbeantworter hatte sich eingeschaltet. Hätte er sich aber auch denken können, dass Zoro solch ein Teil besitzt. „Hallo, ich bin's.“ Ace. „Tut mir leid wegen heute. Ich wollte nicht so... egal. Wollen wir uns treffen? Also außerhalb der Arbeit meine ich. Dann könnten wir reden und so... Du kannst mir ja von deiner Bekanntschaft erzählen. Also, ruf an...“ Sanji hob den Hörer hoch, legte ihn sich ans Ohr. „Zoro?“ „Sorry, der ist zurzeit ausgebucht. Jetzt und auch die ganze nächste Zeit. Schönen Tag noch.“ Und er legte einfach auf. Kapitel 9: He is mine. ---------------------- 9. He is mine. Mit zitternden Händen starrte er das schwarze Ding vor sich an. Was war grade in ihn gefahren? Langsam ging er rückwärts vom Tisch weg. Er stieß gegen die Lehne des Sofas. Offenbar war er vollkommen verrückt geworden. Er setzte sich auf den Boden, Chopper kam schwanzwedelnd auf ihn zu. „Ich glaube, dein Herrchen schmeißt mich gleich raus, Kleiner.“ Der kleine Hund drückte seinen Kopf gegen Sanjis Handfläche. Er verzweifelte. Und zweifelte ebenso an seinem Verstand. Letzte Nacht schien er Einiges davon verloren zu haben. Flüchtig sah auf die Uhr. Zoro könnte jeden Augenblick zurückkommen. Wenn er ihm von seiner dummen Kurzschlusshandlung erzählen würde, landete mit größter Wahrscheinlichkeit die Schachtel Zigaretten mit voller Wucht in seinem Gesicht. Reflexartig griff er dorthin. Er hörte Schritte auf der Treppe. Sie kamen eilends näher, sein Puls stieg. Immer lauter, lauter, jetzt waren sie direkt vor der Haustür, dann – leiser, leiser, nichts, mehr. Wohl nur ein anderer Bewohner dieses Hauses. Sanji atmete kurz auf, doch dann hörte er den Schlüssel klappern. Er war da. Der Blonde stand vom Boden auf, und setzte sich aufs Sofa. Vielleicht würde er ihn übersehen. Kurz hatte er mit dem Gedanken gespielt, die Nachricht auf dem AB zu löschen. Das, oder das gesamte Gerät aus dem Fenster zu werfen. Doch dadurch würde er alles nur noch schlimmer machen. „Sanji?“ Zoro betrat die Wohnung. Jetzt war sowieso alles zu spät. „Hallo...“, gab er kleinlaut vom Sofa wieder. „Alles klar?“ „Ja, alles klar.“, seine Stimme war eine halbe Oktave zu hoch. Der Grünhaarige stellte die Einkäufe in der Küche ab. „Das sind hoffentlich die Richtigen.“ Zoro hielt ihm die Schachtel entgegen, nachdem er wieder zu ihm ins Wohnzimmer kam. „Ja. Danke nochmal.“ Hastig nahm er die Zigaretten aus seiner Hand, küsste ihn flüchtig auf die Wange, und eilte auf den Balkon. Nervös stand er da, und zog am Glimmstängel. Jetzt hielt er ihn entweder für einen Süchtigen, der dringend seine Drogen benötigt hatte, oder einfach nur für verrückt. Zoro folgte ihm zum Glück nicht hierher. Hier draußen, an der frischen Abendluft, versuchte er einen klaren Kopf zu bekommen. Er musste sich die richtigen Worte bereitlegen, um es ihm zu beichten. Anlügen, das konnte er ihn nicht. Und verschweigen schon gar nicht. Früher oder später würde er es sowieso erfahren. Seine Zigarette war viel zu schnell aufgeraucht. Zögerlich ging er in die Wohnung zurück. Der Jüngere wartete in der Küche auf ihn, er hörte Geschirr klappern. Er würde es ihm jetzt einfach sagen. „Ich...“ Sanji hielt inne. Auf dem Küchentisch standen, liebevoll angerichtet, frisches Sushi. Außerdem war das Licht heruntergedreht und brennende Kerzen standen überall im Raum. „Das ist...“ Er wusste nicht, was er sagen sollte. Überrascht setzte er sich zu seinem Gedeck. „Nur eine kleine Aufmerksamkeit.“, meinte Zoro verlegen. „Ich bin sprachlos.“, sagte der Blonde. „Ist doch nichts Besonderes...“, tat er es ab. „Aber das hier...“ Sanji schlug die Hände vor das Gesicht. Zoro war so lieb zu ihm. Und er hatte einfach nur Mist gebaut. Wie sollte er es ihm denn jetzt sagen? Der Jüngere würde ihn doch erschlagen! „Sanji?“ Er erschrak, als die Stimme des Anderen so nah an seinem Ohr war. Zoro kniete neben ihm. „Ich denke, ich muss dir etwas beichten.“, sagte er und sah auf seine Hände. „Was denn?“ Eine Hand ruhte auf Sanjis Knie. „Ich... also... Ace hat angerufen. Er hat eine Nachricht hinterlassen. Und er meinte, er will sich mit dir treffen, und dann... bin ich ans Telefon gegangen.“ „Und?“ „Ich hab ihm gesagt, dass du mir gehörst!“ Sein Gesicht wurde heiß, er lief rot an. „Es tut mir leid, ich...“ Zoro begann zu kichern. Sanji sah ihn irritiert an. „Wieso...?“ Doch bevor er die Frage beendete, lachte der Grünhaarige auf. Jetzt verstand er gar nichts mehr. „Ace... hat mich vorhin beim Einkaufen angerufen. Er war total sauer, weil so eine aufgebrachte Frau in meiner Wohnung sei.“ Sanji blickte ihn noch immer entgeistert an. Das sollte lustig sein? „Ich weiß... Besonders witzig ist das nicht. Aber Ace wird sich schon wieder zusammenreißen. Glaub mir.“ Zoro fuhr mit der Hand durchs blonde Haar. Offenbar glaubte er nicht, dass der Schwarzhaarige wirklich in ihn verliebt war. Verdammt... „Außerdem... fühle ich mich geschmeichelt.“ Sanji legte wieder die Hände vor das Gesicht. Wie peinlich. „Ich weiß, das du mich magst...“ „Ja.“, bestätigte er nur noch. „Nimm deine Hände weg.“ Er ließ sie langsam sinken. „Natürlich war das absolut dumm von dir. Ein bisschen ärgere ich mich schon. Aber egal. Ja, es ist egal.“ Sanjis Mundwinkel verzogen sich nach unten. „Lächeln.“ Diesmal kniff Zoro ihm in die Wangen. Er konnte nicht anders, als wieder zu grinsen. „Tut mir leid, dass ich so ein Idiot bin.“, sagte er und legte die Arme um Zoros Nacken. „Entschuldigung angenommen, kleiner Idiot.“ Seinen Dank dafür zeigte er mit einem langen, leidenschaftlichen Kuss. „Also, essen wir?“ „Liebend gern.“ Er wusste ganz genau, dass das alles noch ein bitteres Nachspiel haben würde. Doch im Moment zählten nur Zoros Liebenswürdigkeit und Kappa Maki. An einem anderen Ort herrschte keine so romantische Stimmung. Besser gesagt, am Ende der Leitung. Entgeistert starrte Ace auf einen unbestimmten Punkt im Zimmer, den Hörer noch immer am Ohr. Grade hatte er bei Zoro zu Hause angerufen. Erst nahm er nicht ab, und der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Eigentlich hinterließ er nie eine Nachricht, aber auf dem Handy wollte er ihn nicht anrufen. Als er seinen Text stammelte, unterbrach ihn im letzten Satz diese Stimme. Er wunderte sich, denn das war definitiv nicht die Person, die er hatte erreichen wollen. Wer war das? Eine helle, ekelhaft angenehme Stimme, laut und entschlossen. Und dann noch diese Worte. >Sorry, der ist zurzeit ausgebucht. Jetzt und auch die ganze nächste Zeit.< War das etwa seine Bekanntschaft? Mist. Wie von selbst flogen seine Finger über die Tasten seines Handys. Er musste mit Zoro sprechen. Freizeichen. „Hallo?“ „Ah, hallo. Ich bin's.“ „Ace. Wie geht’s?“ Der Schwarzhaarige konnte den Tonfall des Anderen nicht deuten. „Ich wollte mich noch einmal entschuldigen...“ „Ich bin nicht sauer oder was du denkst. Du hast ja nichts gemacht.“ Er atmete erleichtert auf bei diesen Worten. „Danke. Ich...“ „Ace, tut mir leid, ich kann jetzt nicht reden.“ Er konnte ja nicht ahnen, dass er grade die Arme voller Lebensmittel hatte. „Wer war die Frau in deiner Wohnung?“, platzte es ihm heraus. Ace hörte etwas zu Boden fallen. „Frau?“ „Naja, sie ist ans Telefon gegangen, und hat mir...“ „Was?“ „Sie war wohl ziemlich aufgebracht...“, nuschelte er. Was er eigentlich sagen wollte, verkniff er sich. Zoro lachte. „Vielleicht stell ich euch mal einander vor. So, ich muss jetzt auflegen. Bis dann.“ „Bis dann.“ Und Zoro legte auf. Ace ließ das Telefon sinken. Was war nur los? War das jetzt normal, so mit seinem besten und ältesten Freund zu reden? Vielleicht war das für Zoro normal. Nein, so hatte er ihn noch nie behandelt. Gut, wenn er darüber nachdachte, hatte der Sänger auch nie so etwas wie eine feste Freundin gehabt. Zumindest nicht nur eine auf einmal. Es waren meist lockere Beziehungen, mit denen man ab und zu essen oder ins Kino ging, und mit denen die Verabredungen immer im Bett endeten. Zoro musste sich nicht mal anstrengen, Frauen kennenzulernen. Er brauchte bloß auf die Straße gehen, schon lief ihm eine ganze Schar Frauen nach. Das wurde alles nur noch extremer, seit er berühmt geworden war. Er, und die Band. Sicher, auch sie hätten das ein oder andere Angebot bekommen. Doch Luffy war offenbar noch nicht interessiert, und er selbst? Als ob er jemals eine andere Person außer ihn geliebt hätte. Er und Zoro gingen seit der Vorschule in eine Klasse. Sie verstanden sich von Anfang gut, und wurden bald unzertrennlich. Als auch Luffy eingeschult wurde, waren sie ein eingeschworenes Team. Es war nur eine Frage der Zeit, dass sie eine Band gründeten. Wenn man jung war, wollte man eben eine Rockband haben. Obwohl keiner von ihnen musikalische Fähigkeiten besaß, kratzten sie das Geld für Instrumente zusammen, und brachten sich die Grundkenntnisse selbst bei. Zoro konnte irgendwann fast wie ein Profi Bass und Gitarre spielen. Sein Talent ließ er jedoch nie durchblicken. Ace verstand es nicht. Er bewunderte ihn nur noch mehr dafür. Zoros Hände wirkten damals oft so grobmotorisch und ungeschickt, dass er es kaum glaubte, was für Töne er den Instrumenten entlockte. Nur wegen ihm spielte er selbst voller Begeisterung seinen Bass. Er wollte so gut sein wie er. Er wollte ihn beeindrucken. Und je älter sie wurden, und je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, begann dieses Gefühl zu wachsen. Erst nahm er es kaum spürbar, er nahm es nicht für voll. Doch von Probe zu Probe wurde es stärker. Immer wenn er ihn ansah, wurde er nervös. Seine Hände schwitzten, er stammelte nur noch und vergaß Noten zu spielen. Ace war kein Vollidiot. Er wusste irgendwann nur zu gut, dass er verliebt war. In seinen besten Freund. Und der stand garantiert nicht auf Männer. Der Schwarzhaarige war weder zart, noch weiblich genug, um ihn wenigstens etwas anzusprechen. Nein, er war groß, schlank und dennoch muskulös. Nicht im Entferntesten wie eine Frau. Ace meinte, er hätte nie eine Chance, sein Liebhaber zu werden. Er würde sich damit zufrieden geben, sein bester Freund zu sein, der ihm wann immer er wollte, nah sein durfte. Das es wehtun würde, wusste er von Anfang an. Seine unerwiderte Liebe zeigte er bald auf seine eigene Art. Irgendwann fing er einfach an, seine Hand zu halten, oder ihn zu umarmen. Die Küsse kamen erst später hinzu, als sich Zoro nicht beschwerte. Auf den Konzerten, die sie seit einiger Zeit spielten, durfte er seine Schmusereien offen zeigen. Fan-Service war eben gefragt. Doch alles war vergebens. Ace steckte sein Handy zurück in die Tasche seiner Jeans. Ein ungutes Zusammenspiel aus Wut, Verzweiflung und Traurigkeit brodelte in ihm. „Scheiße!“ Voller Wucht schlug er gegen die Wand. Auch noch an der betonierten Stelle. Dumme Idee für einen Bassisten. Egal, er war sowieso abgeschrieben. Er fluchte weiter, als der Schmerz wild in seiner Hand zu pochen begann. „Alles klar?“, fragte Luffy, der kauend aus der Küche kam. Natürlich hatte er alles mitangehört. „Ja, alles super.“, knurrte er durch die Zähne hindurch. Wieder so ein Nachteil, keine eigene Wohnung zu haben. Man musste seine Emotionen im Zaum halten. Sein Bruder sah ihn besorgt an. Er könnte es ihm nicht sagen. Ace war sich nicht sicher, ob er verstand, was ihn belastete. Luffy kam ihm etwas zu naiv dafür vor. „Ist es wegen Zoro?“ Der Ältere blickte ihn mit großen Augen an. „Er... hat wohl eine Freundin...“, meinte er abwertend. Der Andere seufzte. „War doch nur eine Frage der Zeit, oder?“ Wie ein Schlag in den Magen traf ihn der Satz. Er hatte Recht, natürlich. Zoro konnte ja nicht ewig nur lockere Bettgeschichten haben. „Aber...“ Was aber? Er wusste gar nicht, was er sagen wollte, doch die Stille war unerträglich. Luffy wusste alles, er war schließlich kein Kind mehr, dass musste er sich eingestehen. „Ace. Sieh es ein, Zoro sieht dich bloß als einen Freund. Seinen besten Freund.“ Verdammt, davon wurde es auch nicht besser. Er konnte es tausende Male in seinem Kopf wiederholen, dass er sein allerbester Freund war. Eigentlich wünschte er sich doch etwas ganz anderes. Etwas Tieferes. „Mir doch egal.“, zischte er. Luffy lachte künstlich auf. „Natürlich. Ich sehe ja, wie absolut gleichgültig es dir ist.“ „Halt einfach die Klappe!“ So hatte er seinen Bruder noch nie angeherrscht. Noch nie hatte er das getan. Luffy war ihm heilig. Doch in dieser einen Sekunde hatte er das Bedürfnis verspürt, ihm einen heftigen Kinnhaken zu verpassen. „Tut mir leid.“ „Schon vergessen.“ Langsam schlurfte Ace zum Sofa, ließ sich in den dunklen, weichen Stoff fallen. Er hatte das Gefühl, als bekäme er nicht mehr genügend Luft. „Du kannst ruhig weinen...“ „Ich weine doch gar nicht!“ Doch noch bevor er den Satz beendet hatte, liefen ihm die Tränen die Wangen herunter. „Luffy... kannst du mich allein lassen?“, er unterdrückte ein Schluchzen. „Sicher. Ich bin nicht weit weg.“ Ace sah ihm nach, wie er sich eine dünne Jacke anzog, und die Wohnung verließ. In jedem anderen Raum in der Wohnung hätte er sein viel zu lautes, erbärmliches Schluchzen gehört. Warum? Es gab so viele dieser Fragen zu klären. Doch die Wichtigste war: Warum hatte er nie seine Gefühle gebeichtet? War es wirklich nur die Angst, abgewiesen werden zu können? Es gab so viele Faktoren, die diese Entscheidung beeinflusst hatten. Zoro hätte ein furchtbar verzerrtes Bild von ihm gehabt. Er gab sich doch oft so unnahbar und überzogen männlich, als wüsste er nicht einmal, wie man Homosexualität schreibt. Jetzt hatte er es doch schwarz auf weiß. Dieser wunderbare Mann hatte eine Freundin, mit unerträglich schöner Stimme, selbst wenn sie solche Dinge sagte. Das musste er eben akzeptieren. Einfach lächelnd weiter den besten Freund spielen, der sich freut, dass er endlich die Richtige (für den Moment) gefunden hatte. Ace' Schluchzen klang erst spät in der Nacht ab. Er war müde, und fühlte sich einfach nur entkräftet. Wie er in sein Bett gelangte, wusste er nicht mehr. Doch es war egal. Alles war egal. Sein Entschluss stand fest. Er hielt sich von Zoro fern, bis er vielleicht aufgehört hatte, ihn zu lieben. Und wenn er dafür aus der Band aussteigen musste. Der Sänger würde einen anderen, besseren Bassisten als ihn finden. Jeder war besser als er. Er, wie er wie ein Schwächling auf seinem Bett lag, noch vollkommen bekleidet, und mit geröteten Augen. Er musste aufhören, Zoro zu lieben. Nach einer gefühlten Ewigkeit war der Tag gekommen, vor dem er sich am meisten fürchtete. ________________________________________ Entschuldigt bitte dieses kurze Kapitel ._. Es ist nicht besonders inspiriert, finde ich >__> Ich bin derzeit bis zu den Haarwurzeln in der Prüfungsvorbereitung (ihr dürft mir gerne alle morgen ab um 9 die Daumen drücken *-*), allerdings wollte ich euch nicht so lange auf dem Trockenen sitzen lassen ^^ Ich versprechere Besserung im 10. Kapitel :D Euer König Akihiro ♔. Kapitel 10: It's hard to say we're stupid. ------------------------------------------ 10. It's hard to say we're stupid. „Zoro? Hallo?“ Wieder keine Reaktion. „Bist du tot?“ Der Angesprochene rührte sich nicht. „Hallo!?“ Unsaft drückte Sanjis ihm auf die Schläfe. „Heey...“, gab er nur von sich. „Oh gut. Ich dachte, du wärst zwischenzeitlich verstorben.“, meinte er schnippisch. „Niemals.“ Der Blonde seufzte. So ging das jetzt schon eine ganze Woche. Den größten Teil des Tages verbrachten sie zusammen, Sanji war fast schon wie ein Mitbewohner geworden. Obwohl, eher wie der feste Freund, mit dem man zusammen lebte. Alles hätte wunderbar sein können, wäre da nicht die Arbeit, die sie beide zur größten Unzufriedenheit erledigten. Sie hatten noch nicht ein Wort geschrieben. Ständig rief zudem Usopp-san oder Robin an, um sich nach dem neuesten Stand zu erkundigen. Als ob sie ein Duett mal eben so schnell herunterschreiben konnten! Keiner der beiden hatte Erfahrung gesammelt mit der Zusammenarbeit anderer Künstler. Besonders Zoro nicht. Sanji hatte ein oder zwei Mal mit berühmten Gitarristen zusammengearbeitet, allerdings stand da alles schon fest, von Text bis Noten. Das Schreiben von Songs lag ihm nicht, auch wenn er das ungern zugab. Er brauchte Ewigkeiten, selbst etwas zu verfassen. Dank seiner umfassenden Recherche im Internet wusste er, dass Zoro bisher alle Songs seiner Band selbst geschrieben hatte. Wie ein Streber, dachte Sanji lächelnd, als er zum Grünhaarigen hinübersah. Der Andere hielt einen Bleistift zwischen zwei Fingern, und tippte damit ungeduldig auf den Tisch vor ihnen. Als ob er dadurch besser denken könnte... „Lass uns eine Pause machen.“, sagte Sanji entschlossen, und legte die Hand auf die Schulter des Mannes neben ihm. Er wollte sie beide ablenken. „Wir hatten doch vor zehn Minuten schon Pause...“, bemerkte er. „Das war nur eine Raucherpause. Für mich.“, grinste der Blonde, und strich über Zoros Kopf. „Dann musst du mir einen Gefallen tun.“ „Alles was du willst.“, sagte Sanji ohne zu zögern. „Gib mir einen Kuss.“, herausfordernd sah ihn der Grünhaarige an. „Nichts lieber als das...“ Sanji beugte sich zu ihm vor. Starke, große Hände legten sich um seinen schmalen Oberkörper, zogen ihn zu diesem warmen, muskulösen Körper. Er konnte ein breites Lächeln nicht unterdrücken. Seine langen Beine legten sich auf Zoros Schoß, und er umschlang den starken Nacken des Anderen. Er hatte in den letzten Tagen wieder angefangen zu trainieren, und Sanji war erstaunt, mit welcher Leichtigkeit der Kurzhaarige die großen Hanteln anhob. Fast so, als wären sie aus Schaumstoff. In einem unbeobachteten Moment hatte er selbst versucht, solch eine Gerätschaft aufzuheben, und hatte wohl beinahe einen Bandscheibenvorfall erlitten. Das Zoro so ungeahnt stark war, ließ ihn hingegen nur schwach werden. Die heißen Lippen des Muskulösen trafen seine. Sie hatten in den letzten Tagen fleißig das Küssen geübt, und waren nun perfekt aufeinander abgestimmt. Der Andere wusste, wie er seinen Kopf halten musste, oder wie er seine Zunge bewegen musste, um das Maximum aus der Liebkosung herauszuholen. Es war ihre persönliche Lieblingsdisziplin. Genauer gesagt, zweitliebste. Da gab es etwas, was beide noch mehr liebten als diese Küsse. Ein leises Stöhnen kam über Zoros Lippen, als der Blonde ihm wie beiläufig mit der Hand über den Schritt fuhr. Schon ein einziger Kuss brachte den schmächtigen Mann auf Hochtouren, brachte ihn dazu, mehr zu verlangen. Mit geschickten Fingern öffnete er den Bund der Hose, und fuhr unter den derben Jeansstoff. Jetzt entfuhr dem Jüngeren ein zufriedenes Seufzen, während er Sanjis Hals küsste. Er bekam jedes Mal eine Gänsehaut, wenn er das tat. War da grade ein Geräusch? Fast wie... Jemand klopfte energisch an der Tür. Erschrocken ließen sie auf der Stelle voneinander ab. Zoro sah an sich herunter, und versuchte so schnell wie möglich, den Reißverschluss und den Knopf seiner Hose zu schließen. „Ich geh schon.“, keuchte Sanji und richtete sich notdürftig das Haar. Wer würde denn jetzt plötzlich vorm Proberaum stehen, um sie zu belästigen? Mit wenigen Schritten war er am Ziel. Er öffnete die Tür einen Spalt, und sah die beiden Personen vor sich. „Hallo.“ Usopp-san und Robin standen dort. Wie unhöflich, sie hatten sich nicht einmal angekündigt, und das, obwohl sie doch alle fünf Minuten anriefen. Was solls. „Kommt rein.“ Sanji ließ die eintreten. Die hatten wirklich ein furchtbares Timing. Wenn er nur daran dachte, wie es weitergegangen wäre, wenn sie nicht geklopft hätten... Er ermahnte sich selbst zur Konzentration. Vor den Beiden mussten sie sowieso den Schein wahren. Nur Arbeitskollegen, natürlich. Obwohl es im Grunde wirklich nichts anderes war. Zoro und er arbeiteten lediglich zusammen, und gingen eben ab und zu miteinander ins Bett. „Sanji? Willst du da stehenbleiben?“ Er sah sich um. Tatsächlich stand er noch immer im kleinen Flur, den Knauf in der Hand und in Gedanken versunken. Wie peinlich. Schnell schloss er die Tür hinter sich und bewegte sich zu den Anderen. Ihre Manager hatten schon Platz auf dem Sofa gegenüber genommen. „Und was verschafft uns den hohen Besuch?“, fragte Sanji, der sich wieder zu seinem Kollegen setzte. „Eigentlich wollten wir uns nur versichern, dass ihr auch eifrig arbeitet.“ Sanji lachte auf. „Was sollten wir auch sonst tun?“ Zoro lächelte nur matt. Er saß mit verschränkten Beinen neben ihm. Der Grünhaarige war definitiv leicht zu erregen. Sie saßen sich gegenüber, ohne etwas zu sagen. Alle sahen abwechselnd zu den Personen um sich herum. Irgendwas stimmte hier doch nicht. „Nun... Sanji, ich bin eigentlich hergekommen, um dir etwas Wichtiges mitzuteilen.“, sagte Usopp-san nach einer Weile. Sein Ton gefiel ihm ganz und gar nicht. „Und was wäre das?“ Unsicher sah der Mann mit der langen Nase in die Runde. „Ich weiß nicht, ob das alle erfahren sollen?“ Sanjis Blick huschte schnell zu Zoro hin und wieder zurück. „Ich denke, es ist hier ein wenig zu klein, um ungestört zu reden? Sag es einfach.“ Sein Manager seufzte. „Ich hab schlechte Nachrichten. Deine Single... der Erscheinungstermin muss verschoben werden. Bei der Pressung der CDs gab es Probleme, und daher kann es sich noch um Monate handeln, bis sie auf den Markt kommt!“, Usopp-san sprach schnell, um es hinter sich zu haben. Er hielt schützend seine Arme vor das Gesicht. Er kannte Sanjis Wutausbrüche nur zu gut, und wusste, dass dieser gerne mal etwas warf. Doch jetzt geschah nichts. Vorsichtig sah er zum Blonden herüber. Er saß einfach nur da, eine Sorgenfalte zwischen den Brauen. Doch ohne laut zu schreien oder zu versuchen, ihm die Nase zu brechen. „Sanji...?“, fragte Zoro leise. Der Angesprochene sah ihn an. „Schon gut. Dann müssen wir uns eben gedulden. Kein Problem.“ Mit einem charmanten Lächeln tat er es ab, und lehnte sich zurück ins Sofa. Usopp-san fragte sich, ob das vor ihm noch immer der gleiche Sanji war, wie der vor ein paar Tagen. Kein Gezeter, kein Drama? Es war wie eine 180-Grad-Wende. Sanji blieb äußerlich ruhig. Er ließ sich nichts anmerken. Vor Zoro wollte er wirklich nicht die Oberzicke markieren, die ihrem Manager am Liebsten ins Gesicht treten wollte. Vor dem Grünhaarigen konnte, nein, musste er sich wie ein Profi verhalten. Einfach lächeln, oder zumindest nicht laut werden. Wie gerne hätte er jetzt laut geschrien. Er hasste Verzögerungen. Außerdem sollte ihn diese Single wieder ein größeres Plus auf dem Konto garantieren. Unterhaltsforderungen wie die seiner Noch-Frau sollten verboten werden. Sie würde ihn in den Ruin treiben, sollten sie noch länger verheiratet bleiben. Nun hieß es aushalten, bis ihr Duett veröffentlicht wird. Tolle Sache. Robin meldete sich zu Wort. „Nun, das war soweit alles von uns. Ein kleiner Kontrollgang.“ Und eine Hiobsbotschaft. „Wenn ihr im Moment noch irgendwelche Fragen an uns habt?“ Sie schüttelten den Kopf. Es lag Sanji allerdings auf der Zunge, sich danach zu erkundigen, was passieren würde, wenn sie wiederholt gegen den Vertrag verstießen. Im Grunde stand im Vertrag drin, dass sie keine Affäre beginnen durften. Wäre eine ernsthafte Liebschaft von seiner Seite her denn in Ordnung? Ihre Manager standen auf. „Ich bringe euch noch zur Tür.“, sagte Zoro, und folgte den Beiden. Usopp-san verließ vor Robin den Raum. Die große Frau drehte sich zum Grünhaarigen um. „Eine Sache wäre da noch...“, sagte sie in gedämpften Ton. „Ja?“ Robin flüsterte doch nie. „Hat sich Ace bei dir gemeldet? Ich erreiche ihn seit knapp einer Woche nicht mehr.“ Sein Herz rutschte eine Etage tiefer. „Nein. Er ist wohl krank.“ Log er frei heraus. „Okay. Sag ihm, er soll mich so bald wie möglich anrufen, ja?“ Zoro nickte, und ließ die Tür leise ins Schloss fallen, als sie ging. Wahrscheinlich war er auf einen Schlag blass geworden. Seit einer Woche hatte Ace Robin nicht angerufen, und sie erreichte ihn nicht. Das war kein gutes Zeichen. Ganz und gar nicht. Es fiel ihm nicht schwer, zu erraten, was vor etwa sieben Tagen passiert war. Der Anruf, und Sanjis Antwort. Wieso hatte er es ihm auch nicht mal übel genommen? Er hätte darauf bestehen müssen, dass der Blonde ihn zurückrief, und... Ja, und dann? Dann hätte er ihm gesagt, dass er mit einem Mann etwas hatte. Das er, der sonst nichts von Monogamie oder fester Bindung gehalten hatte, nur noch diesen schmächtigen Kerl treffen wollte. Was war er nur für ein beschissener bester Freund? Vielleicht hatte sich Ace am Ende noch etwas angetan. Er hielt ihn für stärker. Nein, ein Mann wie Ace würde keine Dummheiten machen, wenn er traurig war. Vielleicht würde der ein oder andere Einrichtungsgegenstand bei ihnen zu Bruch gehen. Aber schlimmere, dümmere Sachen traute er ihm nicht zu. Oder schätzte er ihn sowieso falsch ein? Mit wackligen Knien ging er zurück zu Sanji. Keine Single. Es war nicht so, dass er besonders geldgierig war, oder den absoluten Luxus anstrebte, aber es war nun mal seine Arbeit. Er als Sänger hatte schöne Musik zu machen, die den Leuten gefiel, und lebte vom Verkauf der CDs. Natürlich sprang davon nicht soviel ab wie beispielsweise Merchendise oder Kartenverkäufe, aber dennoch würde dieser Teil fehlen. Er konnte nur hoffen, dass der Großteil seiner Fangemeinde wenigstens legal die Single herunterladen würde. Von irgendetwas musste er sich auch Essen kaufen. Sicher würde er nicht deswegen verarmen, doch es ärgerte ihn maßlos. Wieso er? Wieso musste ihm das passieren? Verdammt. Sollte er einen der Verantwortlichen in seine Finger bekommen, würde er ihn selbst in eine CD-Presse stecken. Er brauchte jetzt eine Zigarette, dringend. Unwirsch nahm er die Schachtel vom Tisch, und steckte sich einen der Glimmstängel zwischen die Lippen, Er wusste, dass er hier drin nicht rauchen durfte, doch im Moment hatte er seinen Kopf woanders. Zoro nahm diesen diesen unguten Geruch wahr, Zigarettenqualm. Er hatte sich die Tage über nicht daran gestört, es gehörte eben zu dem hübschen blonden Mann. Doch jetzt ließ es ihn nur noch wütender werden. Sanji war aus seiner Sicht einfach nur Schuld daran, dass Ace vielleicht von einer Brücke gesprungen war, oder sich die Pulsadern... er wollte nicht weiter daran denken. Dies fiel ihm momentan schwer. Einen klaren, logischen Gedanken fassen? Nicht jetzt. Mit grimmigem Gesicht schritt er zurück in den Proberaum. „Kannst du nicht draußen rauchen?“, Zoro erschrak selbst über seinen barschen Ton. „Jetzt nicht. Verflucht, es ist bloß eine Kippe!“, gab der Blonde sofort genervt zurück und verdrehte sie Augen. Verbiete mir ja nicht meine Drogen, dachte er insgeheim. „Dafür stinkt es dann den ganzen Tag hier danach.“, der Muskulöse schritt auf ihn zu, und nahm ihm die Zigarette aus den schlanken Fingern. „Was...?“ Er drückte sie vollkommen schmerzfrei zwischen den Fingerkuppen aus. In einem anderen Moment wäre das wirklich beeindruckend. Doch jetzt war Sanji einfach nur sauer. Seine Schachtel war sowieso fast leer. „Sag mal, spinnst du?“, schrie er ihn an, saß aber noch immer auf dem Sofa. „Lass mich einfach in Ruhe, klar?“, herrschte er ihn an. Sanji stockte. Wer war plötzlich dieser laute, grobe Affe neben ihm? Das war garantiert nicht sein Zoro. Das musste sein böser Zwilling sein. „Ich denke, wir sollten arbeiten.“, meinte Sanji mit zitternder Stimme. „Jetzt sei doch nicht so fürchterlich professionell. Als ob wir jetzt etwas schreiben könnten.“ Zoro ließ sich aufs Sofa fallen. Natürlich hatte er Recht damit. Sie waren beide so emotional geladen, dass sie kein schönes Duett schreiben könnten. Außer es sollte sich wie Deathmetal anhören. „Pass doch auf.“ Sanji war einfach nur entsetzt über das Verhalten des Anderen. „Warum hast du auf einmal solch eine Laune?“, fragte er und legte seine Hand behutsam auf Zoros Schulter. „Ace ist seit einer Woche nicht zu erreichen. Weder Robin noch ich wissen, wo er steckt.“ Sanji biss sich auf die Lippe. „Ja, genau deswegen.“ Deutete er die Mimik des Blonden. „Hör mal, ich.... es tut mir leid!“, sagte er und griff nach Zoros Hand. Er zog sie weg, ohne eine Miene zu verziehen. Autsch. „Davon ruft er auch nicht wieder an. Was, wenn er sich etwas angetan hat? Was, wenn du Recht hattest, und du ihm solch eine miese Abfuhr erteilt hast?“ Seine Stimme war so unerträglich laut. Er hatte Recht. Und auch Unrecht. „Ich? Ganz ehrlich, denk doch mal nach! Hast du nicht gesagt, er hat dich auch angerufen, und dir davon erzählt? Wieso bist du dann nicht gleich zu ihm und hast ihn den Arm genommen?“ Das war ein Schlag unter die Gürtellinie, dass wusste er nur zu gut. „Wenn du erst gar nicht so einen Mist abgezogen hättest, wäre es gar nicht so weit gekommen!“, entgegnete er. Was für ein schwaches Argument. „Kannst du eigentlich auch mal die Schuld bei dir suchen? Nur ich soll die Verantwortung haben, ja? Ich habe also die Verantwortung für deine Freunde?“ Zoro funkelte ihn böse an. Wie konnte dieser Mann nur so wütend auf ihn werden? Ja, er hatte einen Fehler begangen, aber musste er ihn deswegen anschreien? „Halt einfach den Mund, ja?“ Er schrie den Satz weder, noch erhob er die Stimme. Zoro sagte ihn mit vollem Ernst und nahezu ruhig. Das war zu viel. Tränen legten einen Film auf seine Augen, ließen ihn nur noch verschwommen sehen. Sanji hatte sich vorgenommen, nie solch eine Schwäche vor dem Jüngeren zu zeigen. Doch jetzt ging all seine Professionalität und Entschlossenheit den Bach runter. „Ich gehe jetzt. Mach doch was du willst. Geh, such dir einen Anderen. Für Alles! Für die Arbeit, fürs Bett – ist mir scheißegal! Mach's gut!“ Während seinem Wutanfall stand er auf, und ging mit noch immer getrübter Sicht aus dem Proberaum hinaus in den Flur. Zoro rief ihm nach, er solle doch warten, doch er hörte ihn nicht. Sanji ließ ebenso seine Jacke im Flur hängen, und warf lautstark die Tür zu. Den Autoschlüssel trug er glücklicherweise in seiner Hosentasche bei sich. Was wäre es für eine Blamage gewesen, wenn er nach seinem Geschrei noch einmal an der Tür klopfen müsste, um sich den Schlüssel zu holen. Die Hand ließ das Geländer nicht eine Sekunde los, bevor er unten ankam. So wichtig schien er ihm nicht zu sein, wenn er ihn nicht einmal am Gehen hinderte. Konnte ihm nur Recht sein. Sollte Zoro doch jetzt einfach zu Ace fahren, und sich mit ihm versöhnen. Sollte er sich doch mit ihm einlassen, jetzt, da er doch endlich mal verstanden haben musste, dass der Schwarzhaarige eine Schwäche für ihn hatte. Dieser dumme, kindische Hohlkopf! Sanji trat gegen die metallene Radzierblende seines Volvos. Sofort erreichte der Schmerz seinen Zeh. Um seine Wut an seinem Auto auszulassen, trug er definitiv die falschen Schuhe. Fluchend schloss er seinen Wagen auf, dass aufgrund seiner eingeschränkten Sicht einiges an Zeit benötigte. Andere Leute hätten ihn sicher für einen Autoknacker gehalten. Als er endlich im weichen Polster Platz nahm, stellte er die Zündung an, und drehte die Lautstärke seines Radios auf die höchste Stufe. Natürlich war es dumm. Erst einmal war er noch immer vor Zoros Proberaum. Andererseits wäre dieser Lärm nicht grade förderlich für einen Musiker. Egal, sollte er doch taub werden. Wenn Beethoven gehörlos Musik machen konnte, schaffte er das auch mit links. Sein Kopf lehnte am Lenkrad. Nach einiger Zeit drehte er den Pegel herunter, auf eine normale Lautstärke. Auch seine Tränen versiegten bald. Ohne sich groß umzusehen, startete er endgültig den Motor, fuhr ein Stück rückwärts um zu wenden, und verließ den Parkplatz des großen Gebäudes. Es war früher Abend, und die Sonne neigte sich dem Horizont zu. In seinem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander. Er fühlte sich gedemütigt von Zoro, dass er ihm so unverfroren die Schuld daran gab, dass der Bassist sich vielleicht etwas angetan hätte. Er hatte das sicher nicht gewollt. Außerdem, was sollte dieser Ace für eine Dramaqueen sein, sollte er sich wegen seiner etwas ungeschickten Abfuhr gleich vor einen Zug schmeißen. Das waren doch alles Idioten um ihn herum! So konnte man überhaupt nicht arbeiten! Noch immer voller Zorn fuhr er auf seinen Parkplatz vor der Wohnung. Es hatte die ganze letzte Woche bei Zoro übernachtet. Nur einmal war er hier gewesen, um heimlich seine Kosmetika zu holen. Das er sie benutzte, musste er dem Anderen ja nicht unbedingt auf die Nase binden. Er sollte nur Freude am Ergebnis haben. Doch nicht jetzt. Er konnte ihm gestohlen bleiben, er hätte auch Ace heiraten können. Vollkommen nebensächlich. Das er Morgen wieder ganz anders darüber denken würde, wusste er genau. Dann könnte er ihn ja mal anrufen. Aber nur kurz. Schon jetzt fühlte er sich schlecht und schlapp. Wie ein Häufchen Elend betrat er seine übergroße, leere Wohnung. Zielsicher ging er im Dunkeln an den Schrank, nahm eine Flasche Wein heraus, und ging ins Schlafzimmer. Er wusste, aus eigener Kraft könnte er nicht schlafen. Also legte er sich eine der Schlaftabletten aus seinem Nachttisch auf die Zunge, und spülte sie mit einem kleinen Schluck Wein herunter. Er wusste, dass ihn diese Mischung umbringen könnte, schluckte er zu viele der kleinen, weißen Pillen. Doch eine davon, und einmal am Wein genippt, ließ ihn nur tief und fest schlafen. Er stellte die Flasche neben dem Bett ab. Trotz seiner aufkommenden Müdigkeit spürte er eine neuen Schwall Tränen in sich aufsteigen. Sollte er doch weinen, bis er ausgetrocknet war. Diese ganze Szene allein war derart divenhaft, dass er fast wieder lachen musste. Er war eine Diva. Und einfach nur allein. Glücklicherweise ließ ihn der durch Medikamente erzwungene Schlaf nicht träumen. Andernfalls hätte er wohl die ganze Nacht über Albträume gehabt. Kapitel 11: Poison ------------------ 11. Poison Auf einmal wurde es ganz still um ihn herum. Er hörte nichts mehr außer seinem eigenen, unregelmäßigen Atem. Der große Mann keuchte angestrengt. Weiter konnte er nicht mehr laufen. Mit weichen Knien begab er sich wieder die Treppen hinauf. Sanji war weg. Und er war ihm nicht rechtzeitig hinterher gelaufen, obwohl er doch minutenlang unten in seinem Auto saß. Zoro konnte sich jetzt nicht wieder aufs Sofa setzen, als sei nichts gewesen. Von einer Minute auf die andere war zwischen ihnen ein Streit entflammt, bei dem laute und unüberlegte Worte gefallen waren, und den Blonden zum Weinen gebracht hatte. Es war ihm nicht egal, obwohl er es überspielte. Als dieser schöne Mann dort vor ihm saß, und sich die ersten Tränen in seinen Augen bildeten, konnte er noch darüber hinwegsehen. Doch als er dann, unter ersticktem Schluchzen, diese Dinge gesagt hatte, fühlte er sich schlecht. Er wollte ihn nicht verletzen. Schon gar nicht jetzt, wo sie grade dabei waren, so etwas wie eine Beziehung aufzubauen. Zumindest wollte Zoro das. Es gefiel ihm so gut, mit Sanji zusammen zu sein, einfach in seiner Nähe zu sein, dass es Verschwendung gewesen wäre, ihn wie seine vorherigen Bettgeschichten zu behandeln. Sein Körper fühlte sich an, als sei er plötzlich aus Blei. Er stand mitten in diesem Zimmer, ohne Regung. Nur seine breite Brust hob und senkte sich stetig. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Als der Mann, den er offenbar liebte, aus dem Raum stürmte, rief er ihm nach, doch Sanji dachte nicht einmal daran, sich noch einmal umzudrehen. Er konnte ihn nur zu gut verstehen. Also blieb er stehen, hörte, wie er die Stufen mal langsamer, mal schneller hinabstieg. Irgendwann vernahm er die laute Musik von unten. Durch das kleine Fenster sah er, dass Sanjis Auto noch immer auf dem Parkplatz stand. Er starrte nur auf den Wagen, als beobachtete er den schwarzen, glänzenden Lack. Oder er versuchte, durch das Dach sehen zu wollen. Und seine Beine blieben an der gleichen Stelle. Erst als er den Motor hörte, und das Auto nach hinten setzte, realisierte er, was er zu tun hatte. Ihm hinterher, so schnell wie möglich. Zoro konnte ihn jetzt nicht gehen lassen. Vielleicht würde der blonde Mann noch einen Unfall verursachen, so aufgewühlt wie er jetzt war. Die Wände des Treppenhauses rauschten nahezu an ihm vorbei. Doch er wusste, dass er zu spät kam. Der schwarze Volvo war schon längst weg, und doch konnte er nicht aufhören zu laufen. Erst als er fast bei der Stadtautobahn angelangt war, hielt er an. Dort konnte er ihm schlecht folgen. Und ihm jetzt hinterher zu fahren war unmöglich. Sanji hatte zwar seine Adresse, aber bei dem Anderen war er noch nie. Wollte er ihn nicht bei sich haben? Oder rechnete er damit, dass solche Situationen wie diese kommen würden, und er hatte ein sicheres Versteck? Also stand er allein da, mit seinem Wunsch nach etwas Festem. Das Adrenalin strömte noch immer in seinem Körper, ließ seine Muskeln zucken. Besonders die in den Händen. Er musste sich beherrschen, oder er würde den Proberaum verwüsten. Raus. Einfach nur raus. Ohne darauf zu achten, ob Ordnung herrschte, verließ er den Proberaum und ging in den kleinen Vorraum, um seine Jacke zu holen. An den Haken hing noch eine zweite. Sanjis. Gut, er würde nicht erfrieren ohne sie, schließlich saß er in seinem Auto. Dennoch war es abermals wie ein Schlag in die Magengrube. Mit zitternden Fingern nahm er die schwarze Kunstlederjacke und legte sie über seinen Arm. Ihm selbst war im Moment weder heiß noch kalt. Er fühlte sich einfach nur leer. Zum wiederholten Male ging er die Stufen herunter, diesmal sehr viel langsamer. Es kam ihm vor, als würden es immer mehr werden, je näher er dem Ende kam. Offenbar ging er wirklich im Zeitlupentempo. Wie lange er letztlich für den Weg bis zu seinem Auto benötigte, wusste er nicht. Vielleicht fünf Minuten? Eine halbe Stunde? Egal. Die Wärme im Wagen war angenehm. Sie umhüllte ihn tröstend. Wenn er nicht zu stolz dafür gewesen wäre, wäre er wohl in Tränen ausgebrochen. Den Weg bis nach Hause nahm er kaum wahr. Er konnte nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, ob er überhaupt vorschriftsmäßig gefahren war. Das Taubheitsgefühl wurde immer stärker. Langsam und unkoordiniert schloss er seinen Toyota ab, öffnete die Haustür, ging die Treppe hinauf und kam letztendlich in seiner Wohnung an. Chopper kam freudig auf ihn zugelaufen. Er ließ sich gern von Zoro streicheln und bellte ihn glücklich an. Der Grünhaarige seufzte, als sich sein Hund offenbar nach Sanji umsah. Das kleine Tier lief um ihn herum, und schnupperte überall im Flur, als hätte sich der Blonde dort einfach nur versteckt. „Sanji ist leider nicht hier.“, meinte er als ob er sich selbst überzeugen musste. Zoro konnte nur hoffen, dass er die Entschuldigung annehmen würde. Die Nummer des Blonden hatte er schon auf der Kurzwahltaste. Er ordnete die Worte in seinem Kopf. Entschuldigen, und ihn nach seiner Adresse fragen. Eigentlich ganz simpel, wäre da nicht der verletzte Stolz von ihnen. Am anderen Ende der Leitung war nichts zu hören. Das Handy war ausgeschaltet. Nicht auch noch das. Voller Wucht warf er sein Telefon in die Ecke. Es gab ein Knirschen und Klappern, als sich das Metallgehäuse und das Akku in verschiedene Richtungen ablösten. Chopper winselte und verkroch sich in seinem Körbchen. Der Jüngere wusste selbst, wie dumm das war. Dennoch zog er gar nicht erst die Möglichkeit in Betracht, Sanji könnte ihn zurückrufen, weil er im Moment schlief. So schlimm war der Schaden an dem Gerät nicht. Er würde es wieder alleine zusammenbauen können. Er war absolut ekelhaft zu ihm gewesen. Natürlich hatte Sanji da keine Lust, mit ihm zu reden. „Tut mir leid mein Kleiner.“, sagte er und streichelte Chopper über den Kopf. Zoro sah auf die Uhr. Es war fast sechs. Er musste abwägen, was er tun sollte. Einfach hier bleiben und im Selbstmitleid zu zerfließen konnte er nicht. Das Festnetz. Nach ein paar Tastendrücken hatte er die gewünschte Nummer auf dem Display. Zögerlich drückte er auf >Anruf<. Hoffentlich nahm er dieses Mal ab. Er hörte das Freizeichen. Ein Mal. Zwei Mal. Drei Mal. Vier Mal. Es war vergebens. Er würde ja doch nicht „Hallo?“ Zoro fuhr bei dem Klang der Stimme zusammen. Der Mann hörte sich furchtbar an. „Hallo?“, fragte dieser energischer. Er sollte wohl mit etwas Unverfänglichem beginnen. „Hey. Ich bin's.“ „Ich weiß.“ Als ob er eine ganze Woche geweint hätte, so war es. „Also... ich freu mich, dass du ans Telefon gegangen bist, Ace.“ Der Bassist gab ein nicht zuzuordnendes Geräusch von sich. „Was willst du?“ Er war noch immer sauer, wie vorauszusehen war. „Könnten wir uns sehen?“ „Wann?“, fragte er nach einer kurzen Pause. „Darf ich jetzt vorbeikommen?“ Wieder herrschte einen Moment Stille. „Wenn dein Arsch nicht in einer halben Stunde vor meiner Tür steht, mach ich nicht auf.“ Zoro schaffte es in einer knappen Viertelstunde. Wenn er schon Sanji nicht erreichen konnte, um sich mit ihm zu versöhnen, musste er versuchen, seinen alten Freund wieder zurückzugewinnen. „Ah. Du bist pünktlich.“ Reserviert ließ er den großen Mann eintreten. „Ich hab was mitgebracht.“ Mit einem matten Lächeln zeigte er ihm die Flasche Whisky. Ace sah ihn erst irritiert an. Dann aber zeichnete sich ein freches Grinsen auf seinem Gesicht ab, und kurz darauf begann er gleichzeitig zu lachen und zu schluchzen. Ohne Wiederworte ließ er den Mann sich an seine Brust werfen, und ihn in sein Hemd weinen. „Du blöder Affe...“ „Ich weiß...“ Eine ganze Weile standen sie einfach so da. Zoro mit der Flasche in der einen Hand, die andere auf Ace' Schulter, der weinend und lachend an ihm lehnte. Er hatte ihm verziehen. Es war fast zu einfach. Und doch wusste er genau, dass der Schwarzhaarige ihm nicht mehr böse war, obwohl er so gelitten hatte. Er gab es nicht zu, doch jeden Abend und die halbe Nacht lag er schluchzend im Bett, immer versucht, Luffy nichts hören zu lassen. Ihn jetzt wieder lachen zu sehen und zu hören, machte auch ihn glücklich. Sie waren doch schon seit Ewigkeiten befreundet. Ein eingeschworenes Dreiergespann. „Wo ist Luffy denn hin?“, fragte Zoro und nahm einen großen Schluck vom Whisky. „Ob du's glaubst oder nicht, er hat ein Date.“ Zoro hustete prompt. „Wie... Date?“ „Eine Verabredung zum Essen. Mit einem Mädchen.“, sagte Ace beinahe ehrfurchtsvoll. „Kennt man sie?“ Die Neugier des Grünhaarigen war entfacht. Der Schwarzhaarige trank aus seinem Glas und schüttelte den Kopf. „Er wollte mir nicht verraten, mit wem.“ Zoro grinste. So hätte er den Drummer nie eingeschätzt. Obwohl auch er regelmäßig Angebote von Fans bekam, hatte er doch nie Interesse daran gezeigt. Er spielte den Ahnungslosen, der grade einmal dazu in der Lage war, Mann und Frau zu unterscheiden. Doch er freute sich für ihn. Ein nettes Mädchen an seiner Seite würde ihm sicher gut tun. Schon waren seine Gedanken wieder bei Sanji. Er wusste, dass auch ihm die Gesellschaft des Blonden gut tat. Wie gerne hätte er ihn jetzt gesehen, und ihn in die Arme geschlossen. Zoro wäre für in den Staub gekrochen, damit er ihm endlich verzieh. Doch er wusste nicht einmal, wo er ihn jetzt finden konnte. „Zoro?“ Erschrocken sah er Ace an. Offenbar war er vollkommen neben sich gewesen. „Alles klar bei dir?“ Besorgt sah er ihn an. Leugnen war zwecklos. „Ich... wir hatten Streit.“ Eine Sekunde lang wollte er ihn fragen, mit wem. Doch schon in der nächsten war es glasklar. „Mit der Lady aus deiner Wohnung?“ Er musste schon wieder darauf anspielen. „Ja.“ Er verschwieg es ihm lieber, dass diese Lady ein Sir war. Ace legte einen Arm um Zoros breite Schultern. Es war distanzierter als der altbekannte Körperkontakt zwischen ihnen. Allerdings war die Versöhnung auch nicht lange her. „Ich hab S, sie angeschrien, als Robin mir erzählte, dass du seit einer Woche nicht zu erreichen bist.“ Fast wäre ihm der Name seines Angebeteten entfleucht. „Du bist ein Idiot.“, sagte Ace ernst. „Auch wenn sie Mist gebaut hat, wieso hast du sie...? Frauen schreit man doch nicht an, Baka!“ Mit der flachen Hand bekam er einen Schlag auf den Hinterkopf. „Weiß ich... eigentlich. Zumindest habe ich sie wirklich verletzt. Und sie ist weg, und geht nicht mehr an ihr Telefon.“ Ace' Augenbrauen zogen sich zusammen. „Ich würde danach auch meine Ruhe haben wollen.“ Er sprach eben aus frischer Erfahrung. „Und deswegen... bin ich bei dir.“ Der Schwarzhaarige sah ihn verwirrt an. „Also... diesen Zusammenhang verstehe ich nicht...“ „Ich dachte mir, wenn ich mich jetzt nicht mit ihr aussöhnen kann, dann muss ich es zumindest bei dir versuchen.“ Die Mundwinkel des Anderen zuckten. Zoro konnte nicht sagen, ob er gleich anfangen würde zu lachen, zu weinen oder zu schreien. Dann lief ihm eine stille Träne die Wange hinunter, die er sich hastig aus dem Gesicht wischte. „Du bist echt ein Trottel, weißt du das? Verdammt, als könnte ich bei dir nachtragend sein.“ Er gab ihm einen leichten Fausthieb auf dem muskulösen Oberarm. Zoro lächelt erleichtert. „Lass uns darauf anstoßen.“, meinte er und füllte ihre Gläser bis zum Rand mit der goldgelben Flüssigkeit. „Auf uns.“ „Auf uns.“ Sie tranken die kleinen, breiten Gläser in einem Schluck aus. Es brannte zwar wie Feuer in ihren Kehlen, aber das besiegelte nur das neue Band. Das, und den Rest der Flasche, sowie eine unbestimmte Zahl an Bieren. „Hoppla!“, lallte der Grünhaarige, als er auf dem Weg zum Bierkasten gegen die leeren Flaschen trat, und diese lautstark klirrten. „Du bist wohl betrunken!“, lachte Ace, der kaum noch aufrecht auf dem Sofa sitzen konnte. „Ich? Quatsch.“ Entschlossen öffnete er die Bierflasche mit den Zähnen, und begab sich zurück zu seinem Freund. „Das ist mein Letztes.“, sagte Zoro entschlossen. Ace kicherte. „Das hast du vor zwei Stunden auch schon gesagt...“ „Ja, aber das hier ist wirklich das letzte Bier.“ Um seine Aussage zu unterstreichen, zeigte er auf sie. „Dann musst du mir was abgeben!“, kreischte der Bassist und griff nach ihr. „Vergiss es!“ Zoro setzte die Flasche an seinen Mund, um sie allein auszutrinken. „Du Schuft!“ Ace stürzte sich auf den Muskulösen. Er entriss ihm die Flasche aus grünem Glas, und trank nun selber aus ihr. „Hey!“, protestierte Zoro, und packte nun wiederum das Bier, und es den Lippen des anderen zu entreißen. Lachend ließ der Schwarzhaarige die Flasche los. „Als hätte ich je eine Chance gegen dich...“, grinste er. Sie hatten beide eine Hand an der kalten Bierflasche. Wie in Trance strichen die Finger des Bassisten über die des Anderen. Zoro selbst war in selig betrunkenen Zustand. Er fühlte sich wohl, spürte eine innere Wärme. Fast so wie die, wenn er bei Sanji war, nur viel, viel schwächer. Sanji. Er war ein so allgegenwärtig in seinen Gedanken, wie ein Geist, der in seinem Kopf spukte. „Zoro?“ Die Stimme war ganz nah, er spürte den warmen, nach Alkohol riechenden Atem. „Hm?“ „Bist du auch müde?“, fragte Ace. „Ja.“ Von einem Moment auf den nächsten war die energiegeladene Stimmung in Müdigkeit umgeschlagen. Alkohol war furchtbar, das merkte er jedes Mal aufs Neue. Es stand außer Frage, dass sie wie gewohnt zusammen in einem Bett schliefen. Unachtsam ließ Zoro seine Kleidung bis auf die Boxershorts im Zimmer verteilt fallen, und legte sich ins Bett. Ace war noch in der Küche, er wollte ihnen einen Schlummertrunk holen, also einen kleinen Becher Sake. Der Schwarzhaarige kam, ebenfalls nur in Unterwäsche, zurück ins Schlafzimmer, und reichte Zoro das kleine graue Gefäß. „Gute Nacht.“, sagte Ace, als er wieder im Bett lag, und mit dem Grünhaarigen anstieß. „Gute Nacht.“ Er schmeckte nichts mehr. Das hätte genauso gut Wasser sein können, er hätte es nicht bemerkt. Zufrieden lehnten sie sich in ihre Kissen. „Ich bin froh, dass du hergekommen bist...“, sagte Ace, dessen Sprachschwierigkeiten größer geworden waren. „Ich auch. Du bist mein bester Freund...“, stammelte Zoro, und tätschelte unbeholfen den schwarzen Schopf des Anderen. „Ja... bester Freund...“, wisperte dieser kaum hörbar. Zoro fielen die Augen zu. Er dachte an Sanji, wie schon die ganze Zeit. Dieser kam nun in seinen Träumen vor. Er träumte von ihrer ersten gemeinsamen Nacht. Wie der Blonde zu ihm kam, ihn stürmisch geküsst hatte, und ihn aufgefordert hatte, mit ihm zu schlafen. Und wie gerne er darauf einging. Es war, als spürte er die weiche Haut des Mannes an seiner eigenen, nahm die Körpertemperatur von ihm wahr. Wie aus dem Nichts legten sich die zarten Lippen des Älteren auf seine. Dieser Traum kam ihm so real vor. Also legte er die Arme um den Körper neben sich. Sanji fühlte sich anders an. Irgendwie, als hätte er ein breiteres Kreuz, und auch seine Haut und sein Geruch war nicht wie gewohnt. Doch er vermisste ihn so sehr, und hatte Sehnsucht nach ihm. Er wollte ihn spüren. Sanjis Küsse waren härter als die, die er sonst von ihm bekam. Seine Zunge drang fordernd in seinen Mund ein, und er ließ ihn gewähren. Auch der Blonde wollte keine Zeit verlieren. Seine Hand, heißer und grober als sonst, griff entschloss in seine Unterhose, und ließ ihn aufstöhnen. Es war stockfinster im Zimmer, er konnte nicht einmal die Schemen seines Gegenüber erkennen. Doch er fühlte ihn, das war genug. Die Hand bewegte sich rhythmisch auf und ab, brachte ihn schon bald dazu,noch lauter zu Stöhnen. Als sie abließ, wusste er, was folgen würde. Der Mund, der sich so anders anfühlte, verwöhnte ihn. In seinem Kopf funktionierte gar nichts mehr. Er fühlte lediglich die Hitze, und hörte seine eigenes Seufzen vor Lust. Nach einigen Augenblicken stoppte er, und legte sich wieder zu ihm. Er keuchte kurz auf, als Zoro ihn ungewöhnlich unsanft auf den Bauch drehte, um ihn ihn einzudringen. Normalerweise sahen sie sich lieber dabei an, doch jetzt war es so dunkel, dass die nichts hätten erkennen können. Ein Aufschrei wurde durch den Biss in eines der Kissen gedämpft, als der Jüngere ohne große Vorbereitung hart in ihn eindrang. Auch das fühlte sich so anders an als sonst. Es war enger, als es es gewohnt war. Seine Hand fuhr den verschwitzen Rücken des Mannes entlang, bis zu dessen Gesicht. Gierig nahm er seine Finger in den Mund, und leckte an ihnen, anders als sonst. Es ging alles viel schneller als sonst. Selbst bei ihrem ersten Mal, das recht heftig ausgefallen war, ging es liebevoller zu als jetzt. Das hier war reine Triebbefriedigung. Unter lautem Stöhnen ergoss er sich, und rief laut Sanjis Namen, der kurz darauf ebenfalls kam, allerdings in Zoros Hand. Alles um ihn herum drehte sich, er nahm gar nichts mehr wahr. Er ließ sich zurück auf die Matratze fallen, heftig atmend, und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Neben ihm hörte er ein leises Wimmern. Offenbar war er heute doch zu hart zu ihm gewesen. Wortlos nahm er ihn in den Arm, küsste das ebenfalls schweißnasse Haar, und streichelte seinen Arm. „Ich liebe dich, Sanji.“, wisperte er und schlief ein. Ace lag stocksteif in seiner Umarmung und konnte bis in die frühen Morgenstunden nicht aufhören, zu weinen. Vor Schmerz. Und zwar nicht nur dem physischer Art. Kapitel 12: Hurt. ----------------- 12. Hurt. Sein Kopf schien über Nacht versteinert worden sein, denn er war unfähig, ihn anzuheben. Die Sonne schien erbarmungslos durch das Fenster in sein Gesicht. Nur zögerlich öffnete er die Augen. Zoro knurrte, und drehte sich vom Licht weg. Er fühlte sich furchtbar. Sein Schädel schmerzte, als bearbeitete ihn ein Hammer; sein ganzer Körper fühlte sich versteift an. Wie jeden Morgen, oder besser gesagt, seit denen der vergangenen Woche, tastete er nach dem wohlbekannten Körper. Doch neben ihm lag niemand. Zoro sah sich um. Das hier war definitiv nicht sein Schlafzimmer. Es war nicht der in blau getauchte Raum, mit Sanji in seinem Bett. Nur langsam kam ihm ins Gedächtnis, was gestern Abend passiert war. Er war zu Ace gefahren. Sie hatten sich ausgesöhnt, und dies mit einer Menge Alkohol begossen. Daher also die Kopfschmerzen. Und dann? Dann wurde es dunkel, sehr dunkel. Alles Mögliche prasselte auf ihn ein, wie ein Regenschauer aus Erinnerungsfetzen. Er war nackt. Seine Kleidung lag wild verstreut auf dem Boden. Das Laken war zerwühlt, und - er erschrak. Eindeutige Flecken waren auf dem dunklen Stoff, schrien ihn geradezu an. Einige waren hell, er konnte sich schon denken, von welcher Natur sie waren. Und dann diese dunklen Flecken. Blut. Und mit großer Wahrscheinlichkeit nicht sein eigenes. Zoros Herz rutschte tiefer als je zuvor. Es war, als fiele es aus seinem Körper. Er begann zu schwitzen, und fühlte sich leer. Die nackte Panik stieg in ihm auf. Mit zitternden Knien stieg er aus dem Bett, und hob seine Kleidung auf. In einem Knäuel legte er sie auf die Bettdecke, und zog sich seine Unterhose an. Aus der Küche vernahm er ein Klappern. Ace stand dort und kochte sich Kaffee. Der Schwarzhaarige drehte sich zögerlich zu ihm herum, und sah ihn mit einem unergründlichen Blick an. Ob er nun im nächsten Moment in Tränen ausbrechen, schreien, oder aus der Küche rennen würde, konnte er nicht bestimmen. Seine Unterlippe zitterte. Zoro fixierte ihn weiterhin mit seinem Blick. „Was haben wir gestern Nacht getan?“, fragte er tonlos. Er wusste die Antwort nur zu gut. Seine Nacktheit, die Flecken, und dass Ace ganz offenbar verkrampft vor ihm stand sagte mehr als tausend Worte. Sie hatten miteinander geschlafen. Es wurde nur noch bestätigt, als Ace sich von ihm abwandte, um seinen Tränen freien Lauf zu lassen. Jemand musste ihm in den Magen getreten haben. Ihm wurde von einem Moment auf den nächsten so unsagbar schlecht, dass er es nur mit letzter Mühe rechtzeitig ins Bad schaffte, um sich in die Toilette zu übergeben. Wie konnte das nur passiert sein? Das er so betrunken war, war keine Ausrede. Auch nicht, dass Ace ihn offenbar geküsst hatte. Konnte er ihn wirklich verwechselt haben? Er war das Letzte. Nein, das Allerletzte, Abschaum. Mit schwitzenden Fingern betätigte er die Spülung, und zog sich am Waschbecken hoch. Sein Spiegelbild ließ ihn zusammenzucken. Er war kalkweiß und hatte dunkle Augenringe. Kein Anzeichen mehr, dass er sonst einen gesunden Teint hatte. Zoro versuchte mit einem Schluck Wasser den widerlichen Geschmack aus seinem Mund spülen. Er fühlte sich furchtbar. Schwankend ging er zurück ins Schlafzimmer. Wie in Trance zog er sich an, und vermied es, auf das Bett zu sehen, und der Wahrheit ins Auge zu blicken. Ace hatte mittlerweile aufgehört zu weinen und saß mit seinem unberührten Kaffee auf dem Sofa. Er schaute nicht zu ihm, als er sich mit einigem Abstand neben ihn stellte. „Ich... es...“, begann er mit fast schon krächzender Stimme. „Sag einfach gar nichts.“, unterbrach Zoro sein Gestammel. „Du weißt genau, wie sehr ich es bereue...“ Der Bassist nickte. „Wieso hast du mich >Sanji< genannt?“, fragte dieser plötzlich mit dünner Stimme. Er hatte was getan? Jemand zog ihm den Boden unter den Füßen weg. Das konnte doch alles nicht wahr sein. „Er war es, oder? Am Telefon.“ Zoro brachte keinen Ton hervor. Er konnte nur mit dem Kopf nicken. „Ihr seid... ein Paar?“ Der Grünhaarige konnte hören, wie der Mann vor ihm jedes einzelne Wort herauswürgte. Und das Schlimmste war, dass er ihm keine klare Antwort geben konnte. Sanji wohnte zwar schon fast bei ihm, und sie schliefen oft miteinander, aber waren sie deswegen ein Paar? „Ja... irgendwie.“, sagte er mit schwacher Stimme. „Du liebst ihn.“ Das war keine Frage. Er stellte fest, und hatte Recht. Doch wie konnte er sich jetzt noch selber glauben? Er hatte ihn eiskalt betrogen. Mit seinem besten Freund. Ace lachte. „Lieben... und was war das letzte Nacht?“ „Das war nichts. Es war... eine Verirrung.“ Machte er sich jetzt wirklich noch Hoffnungen? Der Schwarzhaarige sah ihn mit großen Augen an. „Aber...“ „Nein Ace. Sag einfach nichts. Letzte Nacht, das... war einfach falsch. Ich kann dazu nichts anderes sagen, als dass es mir leid tut.“ Der Andere schluckte. Er hatte sich tatsächlich noch etwas davon erhofft. „Weißt du, wir sollten uns eine Weile nicht sehen. Das wäre jetzt wohl die beste Lösung.“ Der Bassist nickte. „Ja, bestimmt.“ Er meinte es nicht so. Aber etwas anderes würde ihnen jetzt wohl nicht einfallen. „Es tut mir leid...“ Ace starrte auf seine Tasse. „Geh jetzt einfach, okay?“ Wieder war er den Tränen nahe. Ohne Verabschiedung verließ er die Wohnung. Was hätte er auch sagen können, ohne Ace noch weiter zu verletzen? Zoro und er wussten genau, dass sie einen Fehler gemacht hatten. Und jetzt wollten sie ihn totschweigen. Wunderbar. Der Muskulöse stand vor seinem Wagen. Mittlerweile war er wohl wieder nüchtern, also würde fahren wieder in Ordnung sein. Er wollte nur noch nach Hause. Sich dort vielleicht alleine betrinken, und den ganzen Tag im Bett liegen bleiben. Das was er in den letzten Stunden getan hatte, war das Schlimmste, was ein einzelner Mensch tun konnte. Den Mann, den er liebte, erst für etwas anschreien, was gar sich als gar nicht so schlimm herausstellte, und ihn dann noch zu hintergehen. Er hätte sich selbst eine verpassen können, oder am Besten gleich gegen den nächsten Laternenpfahl fahren sollen. Doch egoistisch wie er war, hing er an seiner Gesundheit und seinem Leben. In seinem Magen bildete sich ein Kloß, massiv wie ein Fels, und mindestens so schwer. Er vergrößerte sich, als er in seine Wohnung kam. Aller erinnerte an Sanji. Chopper schlief in seinem Körbchen und sah zufrieden aus. Es tat ihm leid, so wenig Zeit mit dem kleinen Tier verbringen zu können, und er deshalb jemanden anstellen musste, der mit ihm Gassi ging und ihn fütterte. Liebevoll streichelte er das Köpfchen des Hundes. Fast machte es den Eindruck, dass er lächelte. In der Ecke lagen noch die Einzelteile seines Handys. Träge hob er sie vom Boden auf und steckte den Akku in das Gerät, und setzte die Metallabdeckung darauf. Außer ein paar Kratzern und einem kleinen Riss im Display war es in Ordnung, und ließ sich wie gewohnt einschalten. Braves Gerät. Er wartete einen Augenblick. Keine Anrufe in Abwesenheit, keine Nachrichten. Zoro wollte das Telefon beinahe wieder achtlos auf den Boden sinken lassen, als es energisch zu klingeln und zu vibrieren begann. „Hallo?“ Er sah nicht einmal vorher nach, wer ihn grade anrief. „Hey.“ Zoro erkannte die dünne Stimme sofort wieder. Er keuchte kurz auf. „Also... nicht das du denkst, ich komme angekrochen.“, meinte Sanji und räusperte sich. Obwohl es der Blonde nicht sehen konnte, schüttelte er den Kopf. „Willst du herkommen? Zum Reden, versteht sich.“ „Ja, sofort!“ Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer. „Ich gebe dir meine Adresse. Musst du dir noch etwas zu Schreiben holen?“ Sanji diktierte ihm seine Anschrift. Zoro war noch nie in diesem Viertel gewesen. Es war gehobener als alles, was er an Wohngebieten kannte. Zoro zögerte nicht lange. Er wusch sich schnell und zog sich saubere Kleidung an, und machte sich auf den Weg. Sein Toyota Avensis wirkte einfach nur schäbig neben den Häusern, und den Autos, die davor in den Einfahrten standen. Keiner der Wagen war älter als zwei Jahre, wenn überhaupt. Auch er selbst fühlte sich deplatziert, als er am Tor klingelte, und ihm jemand öffnete. Langsam rollte er mit dem Auto die Auffahrt hoch. Er hatte seinen Augen nicht getraut, als er zum wiederholten Male die Notiz auf seinem Zettel mit der Hausnummer verglich, vor der er grade stand. Ein Protzbau. Und dennoch stilvoll. Fast wie ein kleines Anwesen, oder sogar Schloss. In schwarz gekleidete Sicherheitsleute standen vor Sanjis Eingangstür. Jetzt war er mehr als eingeschüchtert. Mit zitternden Knien und viel zu schnell schlagendem Herzen ging er an dem riesigen Kerl vorbei, der ihm durch seine Sonnenbrille einen bitterbösen Blick zuwarf. Ihm war so, als wüsste dieser Typ genau, was er und Sanji miteinander zu schaffen hatten, und dass es mehr als das Schreiben eines Songs beinhaltete. Er klingelte einmal. Nach kurzer Pause wurde die Tür geöffnet. Von einem Hausmädchen. Wo war er hier nur gelandet? Das zierliche Mädchen ließ ihn eintreten, und sagte, dass Sanji im Wohnzimmer auf ihn wartete. Fragend sah er sie an. „Wohnzimmer..?“ Sie lächelte schüchtern. „Einfach geradeaus, durch die große Tür.“ Dann verneigte sie sich höflich und ging. Das war alles noch schlimmer als in verrückten Shojo-Mangas... Der Flur, oder besser die Empfangshalle, bestand zum größten Teil aus hellem Marmor. Der Boden war komplett damit gelegt worden, und an den Wänden hingen einzelne Ornamente. Auf Zehenspitzen durchschritt er den Raum, und öffnete die massive weiße Tür mit den goldenen Verzierungen überall darauf. Dahinter war das Wohnzimmer. Alles war in weiß gehalten. Auf dem Boden lag ein dicker, weicher Teppich. Die Möbel waren wahrscheinlich aus dem feinsten weißen und cremefarbenen Stoffen. Und auf dem großen, langen Sofa saß Sanji. Sein Auftritt ließ ihn kurz den Atem stocken. Der Blonde saß da, entspannt zurückgelehnt, nur bekleidet mit einem dünnen, seidenen, champagnerfarbenen Bademantel, der an einen einfachen Kimono erinnerte. Er fixierte ihn mit seinen azurblauen Augen. Fast hätte Zoro sich zu einem Hofknicks hinreißen lassen. „Komm her.“, sagte Sanji mit seiner weichen Stimme, und zeigte neben sich aufs Sofa. Glücklicherweise hatte ihm das Hausmädchen gesagt, dass er doch bitte seine Schuhe ausziehen sollte. Trotz des Prunks galten hier noch immer die alten Benimmregeln. Das konnte er sich bei dem Teppich nur allzu gut denken. Sanji ließ ihn nicht aus dem Blick, als Zoro sich zu ihm setzte. „Warum setzt du dich nicht gleich auf den Boden?“ „Was?“ Erst jetzt fiel ihm auf, was für einen Abstand er zu ihm gelassen hatte. Wortlos rückte er näher. „Hast du mir was zu sagen?“, fragte Sanji. Hatte er etwa davon erfahren? Das konnte doch nicht sein. Ihm stand der Angstschweiß auf der Stirn. „Zoro.“ Er sah ihn an. Er erwartete einen Schlag ins Gesicht, oder dass er ihm die Augen auskratzen würde. Stattdessen lehnte der Blonde seinen Kopf an seine Schulter. „Wir sind beide Idioten.“, seufzte der Ältere „Nein. Nur ich.“ Sanji lachte. „Niemals. Und jetzt gib mir gefälligst Recht“, lachte er leise an seinem Ohr. „Wenn du willst...“ Er fühlte sich so unendlich schuldig. Was hatte er ihm nur angetan? Und jetzt das. Sanji hatte ihm offenbar verziehen. Wie würde er nur reagieren, wenn er ihm sagte, was er gestern Nacht getan hatte? „Hast du was getrunken?“ „Bitte?“ Diese Frage überraschte ihn. Roch er etwa noch so schlimm? „Du riechst etwas nach Alkohol...“, sagte er, immer noch mit einem Lächeln. „Ja... gestern Abend hab ich getrunken.“, gab er zu. „Zoro, sieh mich an.“ Er tat wie ihm geheißen, und blickte in das makellose Gesicht des Anderen. „Betrink dich nicht, nur weil wir uns streiten. Und wenn, dann bitte mit mir.“ Seine Stimme klang immer wie Musik. Sie hatte einen angenehmen Ton, und war nie monoton. „Sanji, ich...“ Ein Finger legte sich auf seine Lippen. „Küss mich bloß.“ Zoro wusste, dass es falsch war, was er tat. Er hätte sich gar nicht erst zu ihm setzen dürfen. Ihn nicht ansehen, oder berühren. Auch nicht küssen. Und erst Recht nicht ins Schlafzimmer folgen dürfen. Doch jetzt saß er vor ihm. Den dünnen Kimono nur noch auf einer Schulter, eines seiner langen, schlanken Beine entblößt. Er trug nichts darunter. Sanji wusste genau, wie sehr es den Jüngeren anmachte, ihn so zu sehen. Der Blonde saß auf der Bettkante, und Zoro kniete sich vor ihn. Mit den Händen fuhr er die perfekten Beine entlang, und streifte den fließenden Stoff von ihnen. Jetzt lag der Kimono wirklich nur noch an seiner schmalen Schulter. Es war nicht das erste Mal, dass sie miteinander schliefen, aber dieser ganze Situation war neu. Sanji hatte sich bisher nie so verführerisch dargeboten, und dann auch noch bei ihm zu Hause. Sein Schlafzimmer war groß, in hellen Farben gehalten, die er jedoch nicht bestimmen konnte, da die Fester mit Gardinen verhangen und das Licht gedämpft war. Zoro küsste die Beine des anderen. Er begann am Knie, um sich dann den Oberschenkel hinauf zu bewegen. Die Haut war glatt und zart. Sanji war bereits erregt. Als Zoro sein Glied erst mit dem Händen umfasste, seufzte er kurz auf, und sah dem Jüngeren in die Augen. In Sanjis Augen brannte Leidenschaft. Er stieß einen tieferen Seufzer aus, als Zoro ihn mit dem Mund verwöhnte. Genießerisch legte er den Kopf in den Nacken, und legte eine Hand auf den grünen Kopf. Er sollte ja nicht damit aufhören. Zoro selbst war bereits Feuer und Flamme. Er fühlte sich schon erregt, als er den Blonden auf dem hatte Sofa sitzen sehen, nur mit diesen knappen Kleidungsstück. Sanjis Glied fühlte sich heiß in seiner Mundhöhle an, als er mit der Zunge immer wieder an ihm auf und ab glitt. Auf dem Gesicht des Älteren zeichnete sich ein lüsternes Lächeln ab. Als Zoro zu ihm hinaufschaute, sah er, wie er sich über die rosigen Lippen leckte. Die starken Hände des Anderen streiften ihm das Stück Stoff endgültig vom schlanken Körper. Sie berührten gierig jede Stelle des nackten Körpers, um diesen dann wieder zum vibrieren zu bringen, wenn sein Mund den Weg zu dem erhärteten Glied fand. Sanjis Hand krallte sich in die kurzen grünen Haare des Mannes vor ihm. Er würde ihn nicht eher auf sein Bett lassen, ehe er befriedigt war. Gerne erfüllte Zoro ihm diesen Wunsch. In diesem Moment war alles egal. Nur sie beide und ihre Lust zählten. Der Grünhaarige spürte eine Berührung an seinem Oberschenkel. Sanjis nackter Fuß bewegte sich langsam vorwärts, bis er in seinem Schritt angekommen war. Vorsichtig bewegte er seine Zehen und den Fußballen, um Zoro zu stimulieren. Er gab ein ersticktes Keuchen von sich. Mit zitternden Fingern öffnete er seine Hose, um seiner Erregung genügend Platz zu geben, die sich drängend an den Stoff seiner Jeans drückte. Sanjis Keuchen wurde lauter, abgehackter. Gleich würde er sich in seinem Mund ergießen. Er würde es aushalten. Der Blonde hätte ihn schlagen können, in diesem Augenblick reagierte er auf jede von Sanjis Berührungen so heftig, dass es ihm beinahe schon kam. Der Geschmack war ungewohnt. Nicht besonders anziehend, doch er wischte sich die Flüssigkeit von den Lippen, und wurde vom Blonden endlich auf das Bett gezogen. Trotz des Geschmacks in seinem Mund ließ sich Sanji von ihm küssen. Ihre Zungen fielen in das altbekannte, lustvolle Spiel. „So schmecke ich also...“, raunte der Ältere und griff Zoro mit der Hand ungeniert in die Hose. Ihm entfuhr ein leises Keuchen, auch dann, als Sanji seinen Hals küsste, und sanft an seinem Ohrläppchen knabberte. „Beiß ruhig fester zu...“, lächelte der Grünhaarige. Sanji kicherte, und doch biss er ihm einmal fest ins Ohr. Schmerz machte ihn nicht an. Aber alles an Sanji. Der Blonde zog seine Hand zurück. „Zieh dich aus“, hauchte er in Zoros Ohr. Nichts lieber als das. Er ließ seine Jeans über seine Beine gleiten, und zog sich das enge Shirt über den Kopf, Sanji lächelte ihn an, begutachtete die definierten Muskeln am Körper des Jüngeren. Er war sein Adonis. Zuletzt fiel seine Unterhose auf den Boden. Er streifte sie von den Knöcheln, und bewegte sich wieder zum Blonden ins Bett. Sanji gab ihm einen fordernden Kuss, und noch fordernder war seine Hand, die sich bestimmend um Zoros Erektion schloss. Er hatte kalte Hände gehabt, als er in sein Haus kam, und jetzt waren sie erhitzt. Sein ganzer schlanker Körper schien zu glühen vor Leidenschaft, die ihn so entfesselte. Lange, sehnige Arme legten sich um seinen Nacken. Zoros Hände wanderten den zarten Körper auf und ab, fanden immer wieder eine Stelle, an der Sanji empfindlich war, und eine Gänsehaut bekam. Der Blonde schlang seine Schenkel um die trainierten Beine des Jüngeren. „Darf ich?“, fragte er etwas atemlos nach dem Kuss. Sanji nickte bloß. Er wollte ihn in sich spüren. Er bereitete den Blonden nicht besonders vor. Mit der Spitze seines erigierten Gliedes drückte er sich immer wieder an die Öffnung des Anderen, bis er sich endlich entspannte. Es dauerte länger als sonst, doch sie hatten alle Zeit der Welt. Als er in ihn eindrang, gab Sanji einen seufzenden Schrei von sich. Er legte den Kopf in den Nacken, und genoss das Liebesspiel. Zoro beherrschte es so gut, ihn hart genug zu nehmen, und doch rücksichtsvoll genug zu sein, ohne dass es weh tat, oder er sich danach wie ein billiges Flittchen fühlte. Auch wenn heute alles anders war. Nicht nur der Ort, gewöhnlich das Schlafzimmer des Jüngeren, oder dessen Proberaum. Berauschend wie immer, und doch ganz anders als er es gewohnt war. Seine Stöße wurden fester, er war kurz vorm Kommen. Seine heiße Hand hatte noch immer sein Glied umschlossen, dass nur kurze Zeit später, nachdem er in ihm war, wieder steif geworden war. Das Stöhnen und Keuchen wurde lauter, Schweiß floss ihre Körper entlang. Dann ein letzter Aufschrei von beiden. Sanji ergoss sich ein zweites Mal, jetzt in Zoros Hand, und er in dem Älteren. Einen Moment lagen sie so beieinander, Zoro noch immer in ihm. Schwer atmend lagen sie da, hatten wahrscheinlich grade teure Bettwäsche mit Schweiß und Samenflüssigkeit versaut. Zur Hölle damit. Sanji lächelte zufrieden, so wie der Mann neben ihm. Dieser Moment hatte etwas Perfektes an sich, so wie jedes Mal, wenn sie sich geliebt hatten. Der Blonde fuhr ihm mit den zarten Fingern durch das schweißnasse Haar. „Duschen?“, fragte er kurz, zwischen zwei tiefen Atemzügen. „Gerne.“ Unter dem heißen Strahl der Dusche taten sie es ein zweites, und lauteres Mal für heute. „Hast du Hunger?“, fragte Sanji, der wieder nur den hellen Satinkimono trug. „Nicht besonders. Bleib doch einfach bei mir.“,sagte Zoro. Sanji lächelte, und legte seine langen Beine auf den Schoß des Jüngeren. Seine Finger streichelten über die glatte Haut. „Sag mal, hast du irgendwas? Du wirkst etwas abwesend.“ Er hatte es nicht verstecken können. Der Sex war wunderbar, und ließ ihn noch immer schweben, doch die Schuld nagte erbarmungslos an ihm. So einfach ließ es sich nicht vergessen. „Nein, alles okay.“, log er. Sanji sah ihn skeptisch an. Der Jüngere war anders als sonst, das hatte er nicht erst bemerkt, als sie miteinander schliefen. Zoro war mit den Gedanken woanders. Und dieses >Wo< interessierte ihn. War ihm ihr Streit etwa dermaßen an die Nieren gegangen, dass er jetzt vor ihm saß wie ein Trauerkloß? „Zoro. Lüg mich nicht an.“ Blieb ihm eine andere Wahl? Nein. Wenn er ihm nicht die Wahrheit sagen würde? Sanji würde es ja doch erfahren. Außerdem war er nicht dumm. Der Jüngere sah ihn an. Sein Blick wirkte gequält. Er hätte jetzt nicht mit ihm schlafen dürfen. Doch er konnte nicht >Nein< dazu sagen. Dieser Mann hatte ihn in der Hand. Er liebte ihn. Und dennoch war er dazu im Stande gewesen, ihn so zu hintergehen Wieder hörte er Sanji seinen Namen sagen. Er schluckte schwer. „Ich...“, begann er. Sollte er einfach alles brühwarm erzählen? Seine Stimme zitterte schon bei dem einen kleinen Wort. Der Blonde sah ihn mit einem besorgten Blick an. Ganz tief in ihm, in Form eines dumpfen Gefühls, ahnte er Schlimmes. Hatte Zoro irgendwas getan? War er im betrunkenen Zustand etwa randalieren gewesen, oder hatte sich mit den Falschen angelegt? Sein Herz schlug schneller, in jeder Minute, die der Grünhaarige schwieg, und nach den richtigen Worten rang. „Sanji. Zuallererst will ich sagen, dass es mir furchtbar leid tut.“ Also hatte er doch etwas angestellt. Hatte er deshalb nicht zugeben wollen, dass er etwas getrunken hatte? Sanji nahm seine Hand. Es war, als zuckte Zoro bei dieser Berührung zusammen. Das alles waren keine guten Zeichen. „Gestern Abend konnte ich dich nicht erreichen.“ Er hatte sein Handy ausgeschaltet, um nicht unter Tränen mit ihm reden zu müssen. „Ich bin zu Ace gefahren, um mich mit ihm auszusprechen.“ Wenigstens das hatte er also geradebiegen können. „Dann haben wir getrunken.“ Er verzog das Gesicht bei diesen Worten. Nein, sag es nicht. „Wir haben zusammen in einem Bett geschlafen. Und dann, mitten in der Nacht, da haben wir uns geküsst...“ Sag es nicht. Sprich nicht weiter...! „...und eines führte zum Anderen. Scheiße, ich dachte, ich hätte dich vor mir...“ Zoro legte seine Hände aus Scham vor das Gesicht. Sanji hatte seine Hand schon vorher von der des Anderen genommen, und nun bewegte er auch seine Beine von dessen Schoß. Mit zitternden Armen hielt er sich den Kimono zu. Zoro war wohl kurz davor, in Schluchzen auszubrechen. Hätte er auch nur eine Träne vergossen, hätte er sie ihm zurück in den Tränenkanal geprügelt. Sanji zitterte nun am ganzen Körper. In ihm brodelte es, doch er zeigte es nicht. Nein, er würde sich nicht die Blöße geben. Der Jüngere sah vorsichtig auf, die Augenbrauen voller Sorge zusammengezogen. Er erschrak. Sanji lächelte, fast schon gelassen, und lehnte locker an der Rückenstütze des Sofas. Er sah zu ihm, und konnte die Frage auf Zoros Lippen schon erahnen. Ist es aus zwischen uns? „Wir waren doch nie ein Paar.“, sagte er nüchtern. Sanji sah, wie dem Jüngeren beinahe die Gesichtszüge entglitten. Noch immer bewahrte er sich sein Lächeln. Die Branche war oberflächlich und herzlos, dass war das erste, was er gelernt hatte. Und mit dieser Erkenntnis erlernte er dieses falsche Lächeln. Man hätte ihm sagen können, jemand aus seiner Familie sei gestorben, er hätte das Lächeln bewahren können. So wie jetzt. Er schüttelte nur einmal kurz den Kopf, fast so, als wäre es egal, was Zoro ihm grade offenbart hatte. Doch dann räusperte er sich kurz, und sagte nur einen Satz, mit einer für ihn selbst überraschend starken Stimme: „Ich denke, es wäre besser, wenn du jetzt gehst.“ Und als der Grünhaarige sich wie in steifen Bewegungen zur Wohnzimmertür bewegte, wisperte Sanji ihm noch kaum hörbar hinterher: „Am besten für immer...“ Kapitel 13: Liar? ----------------- 13. Liar? Er hörte, wie die große, schwere Haustür ins Schloss fiel, die knirschenden, schleppenden Schritte in der Auffahrt, das Brummen des Motors. Dann konnte er einfach nicht mehr an sich halten. Sanji schrie laut los, er war außer sich. Die Zeitschriften, die Zigarettenschachtel und der leere Aschenbecher aus Steingut fegte er mit einer Handbewegung vom Tisch. Der Lärm war ihm egal. Er trat in den Haufen aus Papier. In seiner Rage warf er mit allem, was ihm in die Finger kam. Er verteilte die Sofakissen im Zimmer. Alles Dinge, die keinen Schaden anrichteten. Bis auf diese Glasvase. Mit voller Wucht schmiss er sie auf den Boden. Sie zersprang mit einem ohrenbetäubenden Klirren in tausend kleine, feine Teile. Das Wasser bahnte sich seinen Weg auf dem gefliesten Boden, hinein in den teuren Teppich. Es war ihm egal. Sogar, dass sich einige Splitter in die nackte Haut seiner Füße und Beine gebohrt hatten, oder ihm oberflächliche Schnittwunden zugeführt hatten. Es war doch alles egal. Dieses Bild entsprach der Wirklichkeit. Er stand vor den Scherben seiner... Ja, was hatten sie gehabt? Nichts. Nach einer Woche schon von Liebe zu sprechen war ihm zu früh gewesen, und jetzt hatte sich alles in Wohlgefallen aufgelöst. Alles war vorbei. Es tat so unendlich weh. Besonders wenn er daran dachte, mit wem er ihn hintergangen hatte. Sicher, jede andere Person wäre ebenfalls furchtbar gewesen, aber ausgerechnet dieser Ace, von dem Zoro doch wusste, dass er in ihn verliebt war. Wunderbar. Und dann kam er zu ihm, und hatte nichts gesagt. Nein, lieber nutze er noch die Gelegenheit aus, um ihn zu vögeln. Dieser verdammte Bastard. Er hasste ihn. Nie wieder wollte er ihn sehen. Sollte er doch vom nächsten Bus überrollt werden! Er spürte einen Stich im Herzen bei diesem Gedanken. Sanji konnte seine Gefühle nicht leugnen. Nach dieser einen, intensiven Woche hatte er schon so etwas wie Liebe empfunden. Dieses wärmende Gefühl in der Magengegend, dass ihn alles rosa sehen ließ. Und jetzt? Nun sah er vor lauter Tränen gar nichts mehr. Doch in ihm ließ sich all das nicht so einfach begraben. Es war die richtige Entscheidung gewesen, Zoro wegzuschicken. Ansonsten hätte er seinen Wutausbruch miterlebt, und wie er Dinge durch sein Haus warf. Und die hätten dann garantiert den Jüngeren getroffen. Sanji besah sich die Wunden an seinen Beinen. Nichts besonderes eigentlich. Er hatte sich sogar damals als Koch schlimmer verletzt. Einmal, als es übermäßig hektisch in der Küche zuging, fiel eines der Tranchiermesser aus der Halterung an der Wand, und aus Reflex griff er danach. Der Schnitt musste genäht werden, und noch heute hatte eine feine, silberne Narbe auf der Handinnenfläche. Präzise zog er jeden einzelnen Splitter aus seiner Haut. Es waren nicht mal zwanzig gewesen. Die kleinen Schnitte reinigte er ausgiebig mit Desinfektionsmittel. Es überraschte ihn selbst, wie er in einer solchen Situation eine ruhige Hand behalten konnte, und sich nicht mit einer großen Scherbe ganz dramatisch die Handgelenke zerschnitt. Nein, so ein Egoist war er nicht. Sanji setzte sich, nachdem er die Scherben entsorgt, und sich eine Flasche teuren Rotwein geholt hatte, auf sein Sofa. Er brauchte ein Ventil, um nicht gleich in seinen Volvo zu springen, und Zoro den Hals umzudrehen. Sanji war niemand, der lange weinte, und in Selbstmitleid zerfloss. Er war der Typ, der zu der Person, die ihm wehgetan hatte, nach Hause fuhr, und ihnen einen kräftigen Tritt verpasste. So leicht konnte und durfte er sich durch seine eigene Traurigkeit nicht unterkriegen lassen. Sanji musste etwas anderes tun. Er trank einen großen Schluck aus der Flasche. Es war eine Schande, so mit einem guten Tropfen umzugehen. Egal, er wollte einfach nur betrunken werden. Berauscht war er kreativer. Auch wenn der Alkohol nach dem ersten Schluck noch nicht ansetzte, nahm er sich Stift und Papier, dass immer griffbereit auf der Ablage unter dem Glastisch war. Dieser war ja jetzt komplett abgeräumt, also hatte er genug Platz, um energisch auf die erste Seite zu schreiben. Nach wenigen Minuten schmerzte ihm die Hand. Er beschaute sein Werk. Sanji hatte den Stift, einen fast leeren Kugelschreiber, völlig verkrampft gehalten, und mit der Spitze durchgedrückt. Allerdings musste er feststellen, dass er nichts anderes als Schimpfwörter auf das Blatt geschrieben hatte. Und die reichten von noch ganz netten Umschreibungen bis hin zu Wörtern, bei denen er sich fragte, ob er bei dessen Erwähnung in der Öffentlichkeit schon ins Gefängnis kam. Achtlos warf er das Blatt vom Tisch. All die wüsten Beschimpfungen hätte er ihm gern von Angesicht zu Angesicht mitgeteilt. Doch nicht jetzt. Nachdem er sich den Frust von der Seele geschrieben hatte, besann er sich. Wenn er schon voll mit diesen Gefühlen war, die von Melancholie bis Raserei reichten, würde er diese doch sicher gut verwenden können. Auch wenn ihre Liebschaft zu Ende sein sollte, sie mussten doch den Song schreiben und aufnehmen. Sanji würde all seine Professionalität zusammennehmen, sie mit einer kräftigen Priese Arroganz würzen, und Zoro einen Text vorlegen, bei dem er in Tränen ausbrach vor Ehrfurcht. Trotz all seiner Wut konzentrierte er sich darauf, Worte ohne Aggression zu finden, was gar nicht so leicht war. Ein Duett sollte es werden. Aber worüber sollten zwei Männer singen? Als Paar auftreten. Schon allein die Idee daran wäre lächerlich gewesen. Worüber also als betont heterosexuelle Männer singen? Frauen. Das war doch schon mal etwas. Doch was genau? Schöne Frauen. Sanji schreib eifrig diese Worte auf. Weiter. Warum sollten sie also über schöne Frauen singen? Nur weil es zum guten Ton gehörte? Nein. Vielleicht kein Lobeslied auf alle Frauen. Der Blonde kritzelte >auf eine Frau beschränken< auf seinen Schmierzettel. Gut soweit. Sanji nahm einen großen Schluck vom >Kreativ-Elixier<. Langsam spürte er den Alkohol in sich. Das konnte seiner Stimmung nur zuträglich sein. Plötzlich musste er an Zoro denken, auch wenn er sich geschworen hatte, es nicht zu tun. Er fragte sich, wieviel der Jüngere wohl getrunken haben musste, dass er Ace mit ihm >verwechselte<. Und das er dann noch in der Lage war, Sex zu haben. Fast schon erstaunlich. Er kam sich albern vor bei diesem Gedanken. Wie konnte er denn jetzt, in seinem Zustand, an Zoro denken? Besonders bei so etwas. Sanji trank, die Flasche war bereits nur noch bis zur Hälfte gefüllt. Offenbar verdunstete der Wein hier. In seinem Kopf sah er noch immer der Jüngeren. Furchtbar. Wenn er so weitermachte, würde er sich selbst ohrfeigen müssen. Er musste sich doch auf den Song konzentrieren. „Los, Sanji! Dichte einen Love Song!“, sagte er zu sich, die Flasche fest umklammert. Den ganzen Tag hatte er noch nichts gegessen. Auch wann er das letzte Mal feste Nahrung zu sich genommen hatte, wusste er nicht mehr. Kein Wunder also, dass der Wein so schnell anschlug. Bestimmt musste er deswegen an den Blödmann denken, mit seinen blöden breiten Schultern und den dämlichen festen Muskeln. Und erst recht dieser Hintern... Sanji lachte, und stellte die Flasche ab. Sie war leer. Er fühlte sich erbärmlich. War er etwa schon so abgestumpft, dass er sich benutzen ließ, ausgerechnet von einem Grünschnabel, und dann noch so an ihm hängen? Sein Lachen erstarb, und wandelte sich in ein Schluchzen. Obwohl er kaum etwas sehen konnte, schrieb er auf seinem Zettel weiter, voller Elan. Tränen tropften aufs Papier, ließen es an diesen Stellen weich werden. Nach einer Stunde, oder mehr oder weniger, waren all seine Gedanken auf dem Blatt niedergeschrieben. Mit einem fast zufriedenen Lächeln sah er es sich an. Dann legte er sorgfältig den nun leeren Schreiber nieder, und flätzte sich auf die Couch. Er hatte sein Tagewerk vollbracht. Und mit leichter Übelkeit entschwand er kurz darauf in einen schweren, traumerfüllten Schlaf. Zum wiederholten Male an diesem Tag erbrach er sich. Doch dieses Mal in seinen eigenen vier Wänden. Ob das nun besser war, wusste er auch nicht. Zumindest konnte er sich hier den Mund ausgiebig ausspülen. Nicht nur mit Wasser. Er holte sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, und trank sie in wenigen Minuten leer. Er war schließlich allein, da konnte er über niemanden herfallen. Beinahe musste er lachen. Über seine eigene Dummheit, und Unfähigkeit. Er war dumm, weil den größten Mist fabriziert hatte, den er nur tun konnte. Und unfähig, sich einfach damit abzufinden, dass alles vorbei war, was je zwischen ihm und Sanji gewesen war. Nur noch der Vertrag und die Arbeit würden sie jetzt miteinander verbinden. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn sie so etwas wie eine Beziehung hatten, hatte Sanji nun Schluss gemacht. Diese Worte waren wie Gift in seinen Adern. Es brannte sich in jede Faser seines Körpers. Zoro verlor sein Zeitgefühl, und auch das Gespür dafür, wann er genug getrunken hatte. Auf seinem Wohnzimmertisch standen vier leere Flaschen, und die fünfte ruhte schon an seinen Lippen. Er war niedergeschlagen und angewidert, von seinem eigenen Verhalten. Zoro starrte auf die Bierflasche, die er auf den Tisch stellte. Erbärmlich war noch geschmeichelt, sollte man ihn beschreiben. Er konnte hier nicht herumsitzen und in Selbstmitleid zerfließen. Doch was tun? Dann fiel es ihm wie Schuppen aus den Haaren. Er sprang auf, und holte sich einen Schreibblock und einen Bleistift. Die Arbeit, die sie verband. Wenn er etwas geschrieben hätte, dann musste er Sanji kontaktieren. Er würde ihn vielleicht anhören, wenn er ihn anflehte, ihm zu verzeihen. Das der Blonde dies nie tun würde, wusste er genau, doch er müsste es wenigstens versuchen. Doch wie sollte ein rein männliches Duett sein? Worüber sang man, wenn man keine Liebesballade machen wollte? „Streng dein besoffenes Gehirn an...“, sagte er laut, und rieb sich über seine Stirn. Er musste Sanji mit seinem Text begeistern, das war klar. Er würde all sein Herzblut in diese verdammten Zeilen stecken, er würde das auch alles mit seinem eigenen Blut schreiben, wenn der Blonde es verlangt hätte. Wenn er ihm nur dann verzeihen würde. Zoro würde sich von ihm alles gefallen lassen, ob nun körperliche oder seelische Schmerzen, Verachtung, alles. Nur eines wollte er nicht von ihm erfahren. Ignoranz. Er wollte nicht, dass Sanji sich wünschte, er wäre nie in sein Leben getreten. Er wollte bei ihm sein. Als hielte er einen Holzstumpf, umklammerte er den Bleistift, und schrieb auf das Blatt Papier. Er zerriss es durch den enormen Druck, doch er konnte immerhin noch entziffern, was er geschrieben hatte. Also machte er unerbittlich weiter, und traktierte den Block. So lange, bis er alle seine Ideen festgehalten hatte. Zoro schaute auf die mittlerweile sechs leeren Bierflaschen. Sie waren ihm eine gute Inspirationsquelle gewesen. Er lehnte sich zurück. Zoro wusste, dass er morgen früh furchtbare Kopfschmerzen haben würde, doch der Alkohol und das Schreiben hatten ihn davon abgehalten, an Sanji zu denken. Er war so eiskalt zu ihm gewesen, als er ihn hinausgeworfen hatte. War es ihm etwa alles egal gewesen? Diese Frage stellte er sich erst jetzt, und sie bohrte sich in seinen Schädel. Das konnte nicht sein. Wäre es dem Blonden gleichgültig gewesen, dann würde er jetzt mit ihm zusammen auf dem Sofa sitzen, wahrscheinlich wieder hier bei ihm, sie würden sich betrinken, und später die ganze Nacht über Sex haben. Und was für welchen. Trotz seines Zustands, kurz vor einer Depression zu stehen, dachte er an Sanji. Nackt. Wahrscheinlich stimmte irgendwas mit ihm nicht, wenn er in einer solch traurigen Situation an das Eine denken konnte. Was für ein schrecklicher Mensch er doch war... Sein Atem wurde regelmäßiger und ruhiger. Es fiel ihm immer schwerer, einen klaren Gedanken zu fassen. Der Schlaf übermannte ihn. Und er hatte absolut nichts dagegen einzuwenden. Sein seliger Schlaf hielt nur wenige Stunden. Sanji war kein Langschläfer, auch nicht unter Alkoholeinfluss. Und besonders dann nicht, wenn er die Nacht auf seinem Sofa verbracht hatte. Seine Gelenke fühlten sich steif an, und jeder Muskel war verspannt. Oh Gott. Wurde er etwa alt? Sein Spiegelbild an diesem Morgen sprach deutlich dafür. Er hatte einen ungesunden Teint, und sein Haar, ohne jeglichen Glanz, stand wirr ab. Schön war anders. Nach einer heißen Dusche würde hoffentlich alles anders aussehen. Besonders sein Gesicht und seine Haare. Er fühlte sich erst wieder wohl, als er sich eingecremt hatte, die Haare noch einmal extra geglättet und frisiert hatte, und er wieder saubere, gepflegte Kleidung trug. Den Satinkimono hatte er so schnell wie möglich außerhalb seines Sichtbereichs gebracht. Er wollte nicht daran erinnert werden, wie er sich gestern dem grünhaarigen Volltrottel dargeboten hatte. Das kratzte doch schon sehr an seinem Ego. Endlich wieder in menschlicher Gestalt bewegte er sich zu seinem Arbeitsplatz von gestern. Die Papiere lagen verstreut auf dem Tisch und dem Boden. Ein besonders dicht beschriebenes Blatt Papier erkannte er gut wieder. Seine Hasstirade war darauf geschrieben. Er hob sie auf, überflog sie kurz, und legte sie dann zu den anderen Blättern. Etwas unschlüssig las er sich die Zeilen wiederholt durch. Der Text war wirklich gut. Und jetzt? Sanji hatte seinen Teil der Arbeit etwas erfüllt, und was war mit Zoro? Er hoffte, dass dieser auch etwas zu Stande gebracht hatte. Aber auch dann hatte er kein großes Bedürfnis, ihm zu begegnen. Er griff nach seinem Handy. Eigentlich wollte er Usopp-san anrufen. Doch er wusste, wie er seine Bitte auffassen würde. Er hätte ihn gern gefragt, ob sie nicht in getrennten Tonstudios aufnehmen könnten. Aber sein Manager hätte ihn schallend ausgelacht. >Was denkst du, was das für Kosten wären?< Und noch schlimmer wäre es, wenn er ihn danach fragen würde, aus welchem Grund sie nicht wie vorher zusammenarbeiten wollten? Dann hätte er sich eine unglaubliche Lüge ausdenken müssen, um nicht zugeben zu müssen, dass sie mit Freuden den Vertrag gebrochen hatten. Und einen Lügner wie Usopp-san zu täuschen, war ein unmögliches Vorhaben. Sanji seufzte. Irgendwann müsste er sich bei dem Blödmann melden, um mit ihm die Arbeit über die Bühne zu bringen. Irgendwann eben. Jetzt würde er erst einmal ausgiebig frühstücken, und- an sein lärmendes Telefon gehen. „Morgen, Usopp-san.“, sagte er in gespielt fröhlichem Ton. Konnte der Kerl Gedanken lesen? „Guten Morgen. Wie läuft es?“ „Danke, mir geht’s auch gut.“ Er brauchte ein Opfer, an dem er seine schlechte Laune auslassen konnte. „Also?“ Sein Manager war definitiv der Falsche dafür. „Es läuft hervorragend“, meinte Sanji knapp. „Das heißt?“ „Der Text steht wohl so weit... denke ich...“ Usopp-san seufzte. „Also ist noch nichts fertig?“ „So ähnlich.“ Ein stummer Schrei der Verzweiflung am anderen Ende der Leitung. „Was habt ihr die ganze Woche über gemacht? Meine Güte, andere Künstler haben einen Song in wenigen Stunden fertig geschrieben...“ „Wir hatten ein paar künstlerische Differenzen.“ ,log Sanji drauflos. „Deshalb hat sich das alles etwas in die Länge gezogen.“ „Künstlerische... okay. Und wann dürfen wir mit einem Ergebnis rechnen?“ „Bald.“ Wieder gab der andere Mann einen Seufzer von sich. „Na schön. Schließlich haben wir euch drei Monate gegeben. Dann werde ich Robin-san mitteilen, dass ihr beiden den gesamten ersten Monat zum Schreiben benötigt.“ „Vielleicht auch weniger!“, warf Sanji ein. Er glaubte seinen Worten nicht einmal selbst. „Schon klar, Sanji. Ruf mich an, wenn was vorliegt.“ „Du bist der Erste, der es erfährt.“ „Haha. Aber glaub ja nicht, dass ich nicht ab und zu nach dem Rechten sehe.“ „Sicher, Mama.“ „Bis dann.“ Und schon klappte er sein Handy zu und schob es in die Hosentasche. Also blieben ihnen noch drei Wochen, den Song fertigzustellen. Das sollte doch ausreichend Zeit sein. Hoffte er. Nervös kaute er an seiner Unterlippe. Sein Appetit war ihm gründlich vergangen. Stattdessen schob er sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Sanji hielt sich immer für zuverlässig. Ob nun damals noch als Koch, oder jetzt als Musiker. Doch mit diesem Zoro an der Seite fühlte er sich daran gehindert. Er wollte es nicht laut aussprechen, doch der Gedanke drängte sich in den Vordergrund. Bremste er ihn aus? Möglicherweise nicht karrieretechnisch, aber seine Kreativität hatte sich erst gezeigt, nachdem sie auseinander waren. Verflucht. Okay, zumindest stand der Text. Der Jüngere und er mussten ihn bloß noch ein letztes Mal bearbeiten, den >Feinschliff< ansetzen, schon wäre er fertig. Das bedeutete jedoch, er würde ihn anrufen müssen. Nicht irgendwann, sondern so schnell wie möglich. Jetzt? Einem Tag nach ihrem Ende. Mit zitternden Händen holte er sein Handy hervor. Am Liebsten hätte er es gegen eine Wand geworfen, als er es aufklappte, und ihm der Displayhintergrund in den Blick fiel. Er hatte in Foto gemacht, als Zoro geschlafen hatte, und dies als Hintergrund gespeichert. Super Idee. Doch jetzt müsste er den Kerl auch noch anrufen. Warum hatte er den Idioten auch schon auf der Schnellwahltaste? Sanji hörte das Freizeichen. Schnell zündete er sich die nächste Zigarette an. Vielleicht hatte er Glück, und Zoro würde nicht ans Telefon gehen. „Hallo?“ Seine aufgelöste Stimme ließ sein Herz schneller schlagen. Offenbar war der Jüngere grade erst aufgewacht. „Hallo.“ Fast hätte er sich zu einem >Wie geht’s?< hinreißen lassen. „Ich rufe nur an, um dir mitzuteilen, dass ich den Song geschrieben habe.“ Sanji hörte ein Rascheln, wahrscheinlich von Papier. „Ich hab auch was geschrieben.“ Zoros Stimme klang brüchig. „Oh. Du und ich sollten uns treffen. Um alles durchzugehen.“ >Du und ich<, und kein >wir<. „Und wann?“ Der Blonde sah auf seine schmale Armbanduhr. „Schaffst du es in einer Dreiviertelstunde in deinem Proberaum zu sein?“ Das >ja< oder eventuelle Wiederworte wartete er gar nicht erst ab. Mit einem „Bis dann“ beendete er das Telefonat. Scheiße. Sie würden sich gleich wiedersehen. Er musste sich dringend etwas anderes anziehen. Etwas, dass den Anderen auf die Knie zwang. Zoro sollte sich ruhig grämen, ihn hintergangen zu haben. Sanji machte sich in seiner engsten, schwarzen Jeans, einem weißen, nicht mal zur Hälfte zugeknöpftem Hemd (er wollte >Dekolleté< zeigen), und schwarzen, italienischen und fast schon aufdringlich glänzenden Schuhen auf den Weg. Dem Jüngeren würde die Luft wegbleiben. Sanji wusste, dass Zoro pünktlich sein würde. Daher verspätete er sich absichtlich um zehn Minuten. Er fuhr auf das Gelände des ehemaligen Bürogebäudes. Der Toyota stand schief in einer Parktasche, offensichtlich hatte er sich keine Mühe gemacht, ordentlich einzuparken. Ihm flatterte das Herz, als er die staubigen Treppenstufen erklomm. Sanji stand vor der Tür. Vorsichtig drückte er sie auf. Zoro hatte nicht abgeschlossen. Das holte er nun nach. Die Zwischentür war geschlossen. Ein letztes Mal richtete Sanji Frisur und Kleidung, dann betrat er den Proberaum. Nun hielt er den Atem an. Vor ihm saß Zoro, blass, und wirkte irgendwie kränklich. Er trug die gleichen, hastig zusammengesuchten Klamotten wie immer. Er sah vom Tisch auf. Der Hauch eines Lächelns war auf seinem Gesicht auszumachen. „Du siehst toll aus.“ So nah klang seine Stimme noch schlimmer. „Und du siehst echt beschissen aus.“ „Danke.“ Er hatte vorgehabt, mit einem Hüftschwung den Raum zu betreten, und sich galant zu ihm zu setzen. Stattdessen schlich er nun betreten zum Sofa. Zögerlich setzte er sich neben Zoro. Sanji räusperte sich. „Also. Das ist mein Entwurf.“, sagte er und legte die Zettel vor ihm auf dem niedrigen Tisch. „Das ist meiner.“ Zoro schob ihm ein Papier zu. Beide nahmen die Kladde des jeweils anderen und lasen. Zoro hatte Talent zu schreiben, das merkte er. Doch das war nicht der Grund, weshalb ihm der Kiefer von Zeile zu Zeile weiter aufklappte. Natürlich benutzte der Jüngere andere Worte als er, und auch sein Satzbau unterschied sich von seinem. Und doch, es war unbestreitbar das gleiche Thema, dass Zoro und er gewählt hatten. Im Groben ging es darum, dass zwei Männer, also sie beide, unglücklich verliebt waren, wie sie beide, und nun diesen Schmerz besangen. Alles war schwammig und nur angedeutet, und der geneigte Hörer konnte sich nun aussuchen, ob sie sich gegenseitig meinten, oder von einer Frau sagen. Soviel zu seiner Idee, über das weibliche Geschlecht zu singen. Ihnen war klar, was sie damit sagen wollten, und wen sie meinten. „Ich befürchte, du hast geistigen Diebstahl begangen.“, meinte Sanji mit einem matten Lächeln, als er das Papier auf den Tisch sinken ließ. Zoro schaute schon fast schüchtern zu Blonden. „Und was ist mit dir? Ich fürchte, es steht Aussage gegen Aussage.“ Sanji schüttelte den Kopf. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit gewesen, dass sie unabhängig voneinander einen thematisch gleichen Text schreiben würden? Schwindend gering. Aber nicht unmöglich. „Du verfluchter, dämlicher, absolut verabscheuenswerter Halbaffe. Was fällt dir ein?“ Sanji schlug dem Jüngeren mit der flachen Hand ins Gesicht. Er sah ihn unverändert an. „Das musste sein, weißt du?“ Zoro nickte. „Ich hätte noch mehr verdient.“ Sanji lachte kurz auf. „Jetzt werd' bloß nicht zum Masochisten... Volltrottel.“ „Ich weiß.“ Er war noch immer wütend und enttäuscht von ihm. Dennoch. War es ein Zeichen, dass sie beide den gleichen Text schrieben? Schicksal? Daran glaubte Sanji nicht. Zufall? E wusste es nicht. Als ob es da groß etwas zu erklären gab. Zoro bereute seine Schandtaten zutiefst, die er dem Blonden angetan hatte. Er war eben doch ein guter Mensch, oder? Und er selbst? Sanji fühlte sich grade wie eine melancholische Drama Queen, die ohne ihren >Lover< keinen ganzen Tag aushielt. „Das alles ist noch beschissener und kitschiger als in so einer dämlichen Daily Soap...“, sagte Sanji. „Hast du grade vor mir geflucht?“ Überrascht sah er Zoro an. Tatsächlich hatte er sich eigentlich immer vor ihm gezügelt. Doch da jetzt sowieso alles anders zwischen ihnen war, konnte er auch auf seine Zurückhaltung pfeifen. „Damit eins klar ist: Du bist noch immer ein Arschloch.“, sagte Sanji und boxte Zoro auf den muskulösen Oberarm. „Das werde ich ewig sein.“ „Schön.“ „Sanji, ich weiß, dass keine Entschuldigung den Mist entschuldigen kann, den ich gemacht habe...“ Er griff nach der Hand des Anderen, der die Augenbrauen zusammenzog. „Rede doch nicht so furchtbar gestelzt...“ „Ich weiß nicht, was ich tun soll, um dir zu beweisen, dass ich mich selbst für das hasse, was ich getan habe.“ Sanjis Mund verzog sich zu einer strengen Linie. „Rede weiter.“ „Das, was ich dir angetan habe...“ „Mit deinem besten Freund in der Kiste zu landen...“ „...ist unentschuldbar, das weiß ich selbst. Und doch, ich würde alles tun, damit du mir nur irgendwie verzeihst.“ Zoros Stimme brach ab. „Ich hoffe, du bist dir bewusst, wie unglaublich abgeschmackt das alles klingt?“ Der Jüngere nickte. „Wunderbar. Dann sieh mich jetzt an.“, sagte Sanji scharf. Zögerlich hob Zoro den Kopf, und blickte in das Paar funkelnder blauer Augen. „Wenn du dir auch nur einmal einen weiteren, ähnlichen Fehltritt erlaubst, werde ich dich öffentlich vierteilen. Höchstpersönlich.“ Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. Offenbar waren seine Drohungen noch immer überzeugend wie eh und je. „Wir müssen diesen Song fertigstellen. Schließlich haben wir einen Vertrag unterschrieben. Also lass uns wie zwei erwachsene Menschen miteinander umgehen.“ Kaum hatte er den Satz beendet, schlang Zoro seine Arme um seinen schlanken Körper. „Du bist ein totales Weichei, weißt du das?“, fragte Sanji und legte ihm eine Hand auf den Kopf, der energisch an seiner Schulter nickte. „Glaub ja nicht, diese ganze Sache ist vergessen.“ Zoro blickte in sein Gesicht. „Nein...“, sagte er bloß. „Fang ja nicht an zu weinen, klar?“ Sanji tätschelte ihm die Wange. „Du großer starker Kerl...“ Alles war so unglaublich lächerlich. Wie konnte er ihm jetzt schon wieder auf diese Art begegnen? Fakt war, dass Zoro ihn betrogen hatte. Mit Ace. Und dass er, bevor er es ihm gebeichtet hatte, erst noch einmal mit ihm geschlafen hatte. Doch Fakt war auch, dass er in ihn verliebt war. Warum war alles nur so ekelhaft kitschig? „Zoro, hör zu.“ Der Jüngere sah ihn aufmerksam an. „Da wir ja beide so unfassbar dumm sind, uns noch immer zu mögen. Hast du Interesse daran, es noch mal zu probieren? Ich meine, vorher war es ja eine lockere Was-auch-immer.“ Zoro fuhr ihm mit der Hand durch das blonde Haar. „Wenn du akzeptierst, dass ich ein dämlicher Trottel bin, der für immer Buße tun wird?“ „Letzteres setze ich voraus, Baka.“ Sie lächelten sich an. „Ich hasse dich...“, sagte Sanji, und beugte sich zu ihm vor. „Ich weiß...“ So leicht käme ihm Zoro nicht davon. Er würde sich noch erproben müssen, bevor der Ältere sich wie vor diesem Theater auf ihn einlassen konnte. Ihre Lippen berührten sich, und es kribbelte angenehm. Zumindest das fühlte sich noch so gut an wie immer. Doch dieser Moment währte nicht lange. Ein lautes Klopfen erstickte jegliche Romantik im Keim. „Erwartest du jemanden?“, fragte Sanji. „Nein. Robin hat sich auch nicht angemeldet.“ Tat sie schließlich nie. Zoro stand auf und ging zur Tür. Das Klopfen wurde immer heftiger und lauter. Er schloss auf, und bevor er sehen konnte, wer sie mit einem Besuch beehrte, wurde die Tür von außen aufgedrückt. Eine rothaarige Frau mit endlos langen Beinen und eng anliegender Kleidung stürmte in den Flur. „Ist er hier?“, keifte sie Zoro an. „Wer?“ Sie rollte mit den Augen, als ob es dem Grünhaarigen klar sein müsste, von wem sie sprach. Die Frau verschränkte die Arme vor der Brust. „Verzeihung Lady, wen suchen Sie?“, fragte Zoro höflich, aber komplett verwirrt. „Sanji, wen sonst?“ Der Mann sah sie irritiert an. „Darf ich fragen, wer Sie eigentlich sind? Sie rümpfte die Nase. Offenbar war sie von dem kleinen Vorraum nicht besonders angetan, und von ihm ebenfalls nicht. Die Frau hob die Augenbrauen und blickte den Anderen an. „Ich bin Nami. Sanjis Ehefrau.“ Zoro war, als hätte er einen heftigen Tritt in den Magen bekommen. Ihm wurde sofort schlecht. Wo war er hier nur hineingeraten? Kapitel 14: Missing you...? --------------------------- 14. Missing you...? Sanji erkannte diese aufgebrachte Stimme sofort. Doch anstatt wie immer nur genervt mit den Augen zu rollen, und eine schnippische Bemerkung fallen zu lassen, durchfuhr ihn ein Gefühl von Angst. Es war nicht nur ihre Stimme, die er klar identifizieren konnte, nein, auch ihren genauen Wortlaut hatte er gehört. Und sie hatte das böse Wort gesagt: Ehefrau. Was sollte Zoro jetzt von ihm denken? Ihm rutschte das Herz eine Etage tiefer. Warum musste alles nur so kompliziert sein? Der Blonde sprang wie von der Tarantel gestochen vom Sofa auf, und riss die Zwischentür auf. Vor ihm stand Nami, die Augenbrauen vor lauter Verachtung gegenüber des anderen Mannes nach oben gezogen. Und daneben Zoro, der kein Wort mehr hervorbrachte, und wich seinem Blick sofort aus. „Was willst du hier?“, zischte Sanji zu der Frau und ballte die Hand zur Faust. „Ich wollte mal sehen, wo du dich andauernd herumtreibst. Du bist kaum noch zu Hause.“, sagte sie, und versuchte zuckersüß zu klingen. Aus dem Augenwinkel sah Sanji, wie der Grünhaarige das Gesicht verzog. Wie musste das nur alles in seinen Ohren klingen? „Bist du mir hierher gefolgt?“ Sie sagte nichts darauf. „Sag mal, bist du zum Stalker geworden, oder was?“ Diese Frau hatte sie doch nicht mehr alle. „Hab ich nicht ein Recht zu erfahren, wo du bist? Ich meine, als deine Frau...“ „Sanji? Ist das wirklich deine... Frau?“ Zoro meldete sich leise zu Wort, weiterhin ohne ihn anzusehen. „Sie... ja. Aber...“ Der Jüngere hob eine Hand, um ihn zu unterbrechen. „Schon gut. Ich geh jetzt einfach. Will ja nicht stören, oder so... Wir telefonieren dann...“ Ohne sich noch einmal zu Sanji umzudrehen, verbeugte er sich kurz zur Verabschiedung und verließ dann den Proberaum. Es passte nicht zu ihm, wie leise er die Tür ins Schloss fielen ließ. „Zoro, warte!“ Sanji wollte ihm hinterher. Doch eine Hand, mit viel zu langen Fingernägeln, die sich in seinen Arm bohrten, hielt ihn fest. Er funkelte sie böse an. „Sag mal, was ist in dich gefahren?“ Nami lachte auf. „Oh, selbst jetzt redest du so fürchterlich geschwollen. Komm, wir setzen uns, um zu reden.“, sagte sie und zeigte auf das Sofa. „Den Teufel werd' ich tun.“ Sanji rümpfte die Nase. „Dann eben nicht.“ Sie war sichtlich angespannt. Niemand widersprach ihr. „Nenne mir nur einen Grund, warum ich hierbleiben sollte, um dir zuzuhören?“ „Unsere Scheidung.“ Verdammt. Damit hatte sie ihn in der Hand. Jedes Mal, wenn sie zu einem Termin vor dem Gericht nicht erschien, zog es sich wieder hin. Es war alles eiskalte Berechnung, und keine >Staus< oder >kurzfristigen, aber wichtigen Termine<, wie sie jedes Mal aufs Neue log. „Also gut. Was willst du.“ Auf ihrem Gesicht erschien ein Lächeln. Keines der hübschen Sorte, sondern eines, dass Überlegenheit ausstrahlen sollte. Es gefiel ihm ganz und gar nicht. „Wer war dieser Kerl?“ „Ein Musiker.“, sagte er knapp. „Etwas präziser, bitte. Denk dran.“ „Er ist ein Sänger, mit dem ich zusammenarbeite.“ „Ach, das nennt man also arbeiten?“ Sanji funkelte sie argwöhnisch an. „Willst du mir irgendwas mitteilen?“ Sie lächelte. „Ach, nur das Übliche. Ich will dich zurück. Zieh die Scheidung einfach zurück.“ „Was? Wie fern der Realität lebst du eigentlich?“ Er konnte es kaum fassen, was sie da sagte. „Jetzt sei doch ehrlich. Das würde dir doch nur finanzielle Vorteile bringen!“ „Wie denn? Indem du mein Geld mit vollen Händen für Klamotten und Schmuck ausgibst? Das wäre doch nur für dich positiv!“, sagte er zornig. „Jetzt stell dich nicht so an! Ich verdiene doch schließlich selber!“, entgegnete Nami. Sanji verschränkte die Arme. „Aber offenbar nicht genug. Wer liegt mir denn ständig in den Ohren, sie brauche mehr Geld?“ „Das ist doch alles nur ein Vorwand. Um dir nahe zu sein...“, sagte sie und sah ihn mit einem Unschuldsblick an. „Ich glaube, du verstehst gar nicht, worum es geht, oder? So jemand verdorbenen wie dich möchte ich einfach nicht zurück.“ Ihr Blick verhärtete sich schlagartig. „Und warum hast du mich überhaupt geheiratet?“ „Du weißt genau, dass du mich praktisch darum angebettelt hast, oder?“ Nami gab einen verächtlichen Laut von sich. „Unsinn. Und selbst wenn, es schien dir ja zu gefallen, wenn wir beide...“ Sie näherte sich ihm, und fuhr mit den Fingern durch sein Haar. Sanji kniff die Augen zusammen. „Vielleicht hab ich es anfangs wirklich gut gefunden. Womöglich sogar aufrichtig geliebt. Bis du deinen wahren Charakter gezeigt hast. Und warum diskutieren wir überhaupt noch darüber? Für mich bist du abgeschrieben!“, sagte er barsch. Ihr Mundwinkel zuckte. Es sollte wohl ein Lächeln sein. „Ach? Mein Charakter? Bist du sicher, dass es nicht eher an meinem Geschlecht lag?“ Sanji verzog gequält die Augenbrauen. „Du weißt genau, dass es nicht deswegen war.“ „Sicher. Du kannst von Glück reden, dass ich noch nichts darüber an die Öffentlichkeit getragen habe.“ „Glück? Wohl eher von einem guten Ehevertrag.“ Eine Klausel im Selbigen verbot es beiden, pikante Details über und aus ihrer Beziehung den Medien mitzuteilen Ein Hoch auf Usopp-san. „Du weißt genau, dass ich dich nie betrogen habe.“ „Natürlich.“ „Wir sind getrennt, klar? Was ich jetzt mit wem tue, ist allein meine Sache.“ Sanji blickte stur auf den Boden. „Geh jetzt, klar?“, fügte er hinzu. Nami gab ein ein weiteres Mal einen abwertenden Laut von sich, und schob sich grob an Sanji vorbei. Solch ein Abgang passte gar nicht zu ihr. Fast wie ein Stier hatte sie geschnauft. Er kochte fast vor Wut. Diese arrogante Ziege. Wie konnte eine einzelne Person derart furchtbar sein? Sanji trat einmal fest gegen die Tür. So ein Riesendreck. Kaum hatten sich er und Zoro wieder vertragen, schon kam diese Hexe auf ihrem Besen angeflogen und versprühte ihr Gift. Warum hatte er ihm auch nicht vorher gesagt, dass er noch verheiratet war? Er war zu feige gewesen, es ihm einfach frei heraus zu sagen. Wie hätte das auch geklungen? Verheiratet. Er schüttelte den Kopf. Wie konnte er nur eine solche Dummheit begehen? Damals war er noch grün hinter den Ohren. Er arbeitete voller Elan bei der Cateringfirma, und hatte Aussichten darauf, endlich in einem gehobenen Restaurant arbeiten zu können. Sanji traf Nami auf einer Party ihrer Modelagentur, selbstredend ihr zu Ehren. Er und ein paar andere Köche bereiteten die Speisen vor den Augen der Gäste zu. Den ganzen Abend umschwärmte ihn die Rothaarige, und machte ihm offensichtliche Avancen. Als seine Arbeit auf der Party erledigt war, ging er auf das Angebot des hübschen Models ein. Zusammen tranken sie einige Drinks, und unterhielten sich angeregt. Unter anderem plauderte Sanji aus, dass er gerne sang und etwas Klavier spielen konnte. Nami erzählte daraufhin von ihren Verbindungen zur Musikszene. Sie kannte den ein oder anderen berühmten und reichen Produzenten und Plattenboss. So war die Falle zugeschnappt. Er war ihr treu ergeben, denn sie hatte ihn in der Hand. Sanji tat alles für sie, auch, weil er sie liebte. Das sie zusätzlich half, dass er professionell Musik machen konnte, war lediglich ein netter Bonus. Wobei der Fokus klar auf seinen Gesang ausgelegt war, denn sein Klavierspiel überzeugte nicht wirklich. Irgendwann kam Usopp-san auf ihn zu, ein erstklassiger Manager, und eine große Hilfe. Erst durch ihn und seine Beziehungen gelang ihm der Durchbruch. Und kurz vor diesem hatte er eingewilligt, Nami zu heiraten. Wie konnte er auch ahnen, dass sie erst danach ihr wahres Gesicht zeigte? War sie vorher aufmerksam und liebevoll, behandelte sie ihn jetzt beinahe wie Luft, und zeigte ganz offen, was ihre wahre und einzige Leidenschaft war: das Geld. Doch je erfolgreicher er wurde, desto weniger Aufträge und Buchungen erhielt sie, auch wenn ihre Ehe immer geheim gehalten wurde (ein Schachzug von Usopp-san). Nach nicht mal einem Jahr war es vorbei. Trotz größter Anstrengungen Sanjis, die Ehe zu retten, reichte doch er die Scheidung ein. Er wollte nur noch weg von dieser schrecklichen Frau. Sie akzeptierte bis heute nichts, dass es vorbei war. Nami war seine erste und letzte Freundin. Und zwar nicht nur, weil sie einen verdorbenen Charakter hatte. Frauen sprachen ihn nicht mehr an. Davon erzählte er nur seinem Manager, zu dem er ein inniges Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte. Er wusste, dass dieser Stillschweigen darüber bewahren würde. Denn ein Outing kam ganz und gar nicht in Frage. Zwar spielte er er mit seinem Image, und besonders mit seinem etwas androgyn wirkenden Körper, aber öffentlich dazu stehen, wen er liebte, das ging nicht. Selbst wenn sich aus der Sache mit Zoro etwas Ernstes entwickeln würde, so müssten sie es geheim halten. Wenn daraus überhaupt wieder etwas werden würde. Nein, so einfach gab er nicht auf. Er würde sich den Jüngeren zurückerobern, selbst wenn dieser ein schlechtes Bild von ihm haben sollte. Gleich morgen früh würde er zu ihm fahren, und mit ihm über alles reden. Wenn er sich dann meldete. Sanji wusste, dass er den ersten Schritt genauso gut gehen konnte, aber was, wenn Zoro nichts mehr von ihm wissen wollte? Er würde abwarten, um ihn nicht zu belästigen. Dieser Tag war einfach zu viel zu für ihn gewesen. Erst eine Versöhnung, und jetzt? Sie hatten nicht einmal gestritten, und doch wusste Sanji, wie sich Zoro fühlen musste. Gekränkt, verraten. Eine Ehe, auch wenn sie nur noch schwebend auf dem Papier bestand, war nun mal etwas offizielles. Auch wenn er nicht ahnen konnte, dass die Presse ebenfalls keine Ahnung von dieser Heirat hatte. Was auch sehr gut war. Einem geschiedenen Musiker Anfang zwanzig liefen eben nicht so viele Fans nach. Sanji seufzte, nachdem er etwas für Ordnung in dem Proberaum geschafft hatte. Zum Glück hatte Zoro den Schlüssel für den Raum in der Eile hier liegenlassen. Wenn hier sonst jemand hereinspaziert wäre, hätte er sich gut die Taschen füllen können. Und er selbst wäre wahrscheinlich mehr als einen Kopf kürzer. Sanji würde jetzt nach Hause fahren, und nahm sich fest vor, ein heißes Bad zu nehmen, sich eine Flasche Wein zu genehmigen, und versuchen, einmal wieder ohne Tabletten zu schlafen. Doch schon jetzt wusste er genau, dass er letzteres nicht schaffen würde. Richtig verheiratet also. Es hatte ihn wie einen Schlag in die Magengrube getroffen, als diese Frau in den Raum gestürmt kam. Wieso hatte er nie etwas von ihr erzählt? War er etwa sowas wie seine, er mochte das Wort nicht einmal in seine Gedanken lassen, >AffäreNami< gelesen, erst recht nicht in Verbindung mit dem Wort Ehefrau. Sie würden ein langes Gespräch darüber führen müssen, das ahnte er. Doch wann? Er konnte ihn jetzt nicht anrufen. Was, wenn seine Frau noch bei ihm war? Lieber kein Salz in offene Wunden streuen. Nein, Sanji würde sich sicher bei ihm melden. Genau. Der Blonde würde entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt war, ihm alles mitzuteilen. Er selbst würde erst einmal eine lange, heiße Dusche nehmen,das ein oder andere Bier trinken, und ausschlafen. Morgen würde die Welt ganz anders aussehen. Vielleicht würde Sanji morgen anrufen, und möglicherweise würden sie bald darüber lachen. Schallend laut und ausgelassen. Zwei Tage herrschte Funkstille. Jeder erwartete vom jeweils anderen, dass er sich meldete. Erst hatte Sanji sich Sorgen gemacht, weil Zoro ihn nicht anrief. Dann war es ihm egal. Und nun war einfach nur genervt, wenn er nur an ihn dachte. Wieso sollte er anrufen? Nein, das sah er gar nicht ein. Immer wieder nahm er sein Handy in die Hand, legte es dann aber wieder zur Seite, weil er sich alberne Gründe ausdachte, ihn nicht einfach anzurufen. Und wären beide nicht solche Sturköpfe gewesen, hätte sich vielleicht alles schon aufgeklärt. Doch auch Zoro saß in seiner Wohnung, erst enttäuscht, dann gleichgültig, nun über allen Dingen stehend. Wieso sollte er anrufen? Unsinn, Sanji war doch verheiratet, nicht er. Also wozu den ersten Schritt wagen? Das sie einfach nur feige waren, hätte keiner zugegeben. Es klopfte einmal sehr laut an der Wohnzimmertür, bevor sie schwungvoll aufgerissen wurde. Eigentlich legte nur Nami solche Auftritte hin, also machte sich der Blonde nicht die Mühe, aufzusehen. „Sanji?“ Jetzt hob der Blonde doch seinen Kopf vom Sofa. „Ah, Usopp-san.“ Sonst begrüßte er ihn noch mit einem netten Spruch, oder einem freundlichen >Was gibt es Neues?<, aber heute lag er einfach nur vor ihm auf dem cremefarbenen Kunstledersofa. Sein blondes Haar war ungekämmt, und er wirkte noch dünner und blasser als sonst. Selbst seine Kleidung sah aus, als wäre er grade aus dem Bett aufgestanden. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte sein Freund und Manager, als er näher trat. „Klar. Alles wunderbar.“, sagte Sanji lustlos und drehte seinen Kopf in Richtung Rückenlehne. So hatte der Schwarzhaarige den Anderen noch nie erlebt. Stets traf er Sanji frisch geduscht und gestriegelt an, mit auf einander abgestimmter, geschmackvoller Kleidung. Doch jetzt? Vor ihm auf dem sündhaft teuren Sofa lag ein Häufchen Elend, dass ihn nicht ansah. Wahrscheinlich hatte er dunkle Augenringe, und er hatte sich sicher nicht die Mühe gemacht, diese abzudecken. Wer sah ihn auch in seiner Höhle? Das Wohnzimmer war abgedunkelt, und die Anlage spielte die Musik so leise, dass Usopp-san nur ab und zu einen Fetzen der Bassline heraushörte. „Du bist krank, oder?“ Eigentlich war es keine Frage, sondern eine Feststellung. Im gesunden Zustand würde sich der Sänger niemals so gehen lassen. Einmal trat er sogar mit Fieber in einer ausverkauften Halle auf, und legte eine mehr als zufriedenstellende Show ab. Nein, das war nicht der Sanji, den er kannte. „Darf ich fragen, was mit dem Song ist?“, hakte er vorsichtig nach. „Darfst du.“ „Und? Wie läuft's?“ Sanji kicherte. Er war verrückt geworden, ja,das musste es sein. „Ich denke, die Arbeiten sind eingestellt... vorerst...“, sagte Sanji. Anfangs lachte er noch leise, doch sein Tonfall klang immer bitterer. Der langnasige Mann wusste, das Nachfragen zwecklos war. Eine klare Antwort würde er von diesem Gespenst Sanjis nicht bekommen „Gut. Ich gehe wieder.“ Der blonde Mann winkte ihm mit der langen Hand, an dem sich breite Ringe befanden. „Und Sanji? Iss etwas.“ Die großen Türen klappten wieder zu. Was für ein kurzer Besuch bei ihm. Doch er hatte ja Recht. In diesen zwei Tagen hatte er zwar literweise Wein und Wasser getrunken, auch jetzt schien er nicht ganz nüchtern, aber nur ein paar Salatblätter zu sich genommen, die er auch nur widerwillig in seinen Mund schob. Es war eher eine Art >Alibi-Essen<. Falls jemand gefragt hätte, ob er auch etwas zu sich genommen hatte. Klar. Circa drei Kalorien durch Salat, und ungefähr zehntausend durch teuren Rotwein. Das es ihm ohne den grünhaarigen Mann schlecht ging, konnte er doch nicht zugeben. Besonders nicht jetzt, in seinem noch halb betrunkenen Zustand. Seine Zunge wäre viel zu locker gewesen, und er hätte alles ausgeplaudert. Aber Usopp-san war schon wieder von dannen, und er brauchte sich darum keine Sorgen machen. Sanji schloss einfach wieder die Augen, und schlief in seiner ungemütlichen Position auf seinem Sofa. Auch andernorts klopfte man an eine Haustür. Doch Zoro musste sich schon selbst zur Tür bewegen wenn sie geöffnet werden sollte. „Robin. Hallo.“, sagte er und ließ sie eintreten. „Hallo. Du siehst furchtbar aus.“, bemerkte sie und begutachtete den Mann vor sich. Er hob die Augenbrauen. „Ich freue mich auch, dich zu sehen...“ Er stapfte zurück ins Wohnzimmer. Glücklicherweise hatte er den größten Teil seiner Bierflaschenarmada aus dem Zimmer geräumt. Was würde Robin nur von ihm denken? Auch wenn es ihm im Moment mehr als egal war. „Bist du betrunken?“, fragte Robin, als sie ihm folgte. Zoro schüttelte den Kopf. „Nicht viel.“ Er ließ sich auf das Sofa fallen. In seinem Schädel drehte es sich. Der Alkohol und dann diese stickige Luft im Raum bekamen ihm nicht. Die schwarzhaarige Frau stand noch immer neben ihm. Sie machte keinerlei Anstalten, sich zu setzen. „Wegen dem Song brauche ich wohl nicht zu fragen?“ „Nö.“ Ihm wurde immer schwindeliger, obwohl er nur ruhig dasaß. Sie sah ihn mit einer Mischung aus Sorge und einem Hauch Ekel an. Glaubte er zumindest, denn ihre Miene war die meiste Zeit nicht zu deuten. Auf jeden Fall musste er wirklich schlecht aussehen. Die Haare standen wirr ab, er war unrasiert, und seine Kleidung war noch schlampiger als sonst. Robin seufzte. „Schlimmer als ich gedacht habe.“ „Als was?“ Sie überging seine Frage. „Sag mir, was du meinst...“, seine Stimme schwankte, er lallte beinahe. „Schlaf dich erst mal aus. Ich gehe wieder.“ Zoro blickte sie schief an. „Ich ruf dich an.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging. Was das schon wider sollte, wusste er nicht. Einfach nur >Hallo< und >TschüssEin Fahrer wird dich halb acht abholen. Trink bitte trotzdem nicht mehr so viel.< Sanji lachte auf. Sein Manager hatte ihn durchschaut. Bis heute Abend musste er versuchen, möglichst klar zu werden. Sein Kopf schmerzte, als er sich aufsetzte. Er hatte sich den ganzen Tag nicht vom Sofa bewegt, höchstens um das Notwendigste, also Toilettengänge und neuen Wein holen, zu erledigen. Vorsichtig stellte er sich auf die Beine, und schwankte dabei. Der Wein hatte ganze Arbeit geleistet, der Rausch steckte ihm noch immer im Körper. Mit weichen Knien und verlangsamter Reaktionsfähigkeit schlurfte er ins Badezimmer. Einen Blick in den Spiegel wagte er gar nicht erst, er wusste auch so, dass er fürchterlich aussehen musste. Erst, als seine Haut durch das heiße Wasser blassrot geworden, und sein Haar völlig vom Shampoo befreit war, fühlte er sich einigermaßen vorzeigbar. Es kam ihm einen Moment sogar fast so vor, als wäre er nüchtern. Nach seiner üblichen Prozedur blieb ihm noch ein wenig Zeit. Zu viel Zeit. Und etwas Wein konnte er auch nicht mehr trinken. Als er sich zurück auf das Sofa setzte, fiel sein Blick auf den Stapel ungeordneten Papiers, auf dem Tisch vor ihm. Obenauf lag der Songtext. Er hatte ihn seitdem nicht mehr beachtet. Und grade jetzt wollte er auch nicht damit anfangen. Schließlich konnte er nicht derart emotional geladen zu einem geschäftlichen Termin kommen, zu dem sein Chef wahrscheinlich noch im Hawaiihemd aufkreuzte, Sterne-Restaurant hin oder her. Er selbst hatte sich ein schlichtes weißes Hemd mit gestärktem Kragen angezogen, eine einfache, schwarze Krawatte umgebunden, und trug dazu eine feine, schwarze Hose. Er hätte auch anschließend gleich noch auf eine Beerdigung gehen können, wenn er später noch sein schwarzes Jackett anziehen würde. Wie seine Verabredung aussehen sollte, und welchen Zweck sie verfolgte, wusste er absolut nicht. Worüber wollte Franky mit ihm reden, dass er es ihm nicht auch einfach in einem Telefonat mitteilen konnte? Doch er hatte schon vor einiger Zeit aufgehört, verstehen zu wollen, was der Mann mit seinen Aktionen bezwecken wollte. Dass so jemand chaotisches wie er es überhaupt schaffte, eine solch hohe Position behalten zu können, ohne dass es ihm über den Kopf wuchs, war ihm eindeutig ein Rätsel. Konnte ihm ja auch egal sein. Er musste sich bloß so lange wach halten, bis der Fahrer an seiner Tür klingelte, dann konnte er ihn mit Fragen löchern. Auch wenn er wenig Lust dazu hatte, heute noch ein Gespräch mit irgendwem zu führen. Seine restliche Zeit schlug er damit tot, Zigarette um Zigarette zu rauchen, und sinnlos im Internet herumzuklicken. Wie eine Erlösung war dann das Vernehmen der lauten Klingel. Es war angenehm, sich in den weichen Rücksitz zu fläzen, und einfach die Fahrt zu genießen, soweit das möglich war. Eigentlich fuhr Sanji lieber selbst, aber so ein kleines bisschen Luxus tat ihm im Moment einfach nur gut.Lieber, netter Usopp-san. Nach einer halben Stunde - der Fahrer war mehr als pünktlich - kamen sie an. Der Blonde gab ihm Trinkgeld, und bedankte sich, bevor er aus dem Wagen stieg. Vor dem Restaurant wartete wie angekündigt sein Manager, gekleidet in einem geschmackvollen, dunklen Anzug, dessen genaue Farbe er nicht bestimmen konnte. Usopp-san atmete erleichtert auf, als Sanji vor ihm stand. Wahrscheinlich hatte er schon befürchtet, dass er gar nicht erst auftauchte. „Guten Abend“, begrüßte ihn der Schwarzhaarige. „Oh, wie förmlich. Guten Abend.“ Sanji machte die Andeutung eines Hofknickses. Er folgte seinem Manager ins Restaurant. Dieser sagte ein paar Worte zu dem jungen Fräulein an der Rezeption, die sie beide mit einem Lächeln begrüßte. Sanji erwiderte es - aus reiner Höflichkeit. „Ist er schon da?“ Fragte der Blonde, als sich Usopp-san kurz umsah. „Ja. Im Moment scheint er wohl grade auf der Toilette zu sein.“ Der Mann mit der langen Nase führte ihn an einen Tisch, gedeckt für zwei. „Sitzt du nicht mit uns am Tisch?“ Der Blonde ließ sich elegant auf einen der dunklen Holzstühle nieder. Was für ein weiches Polster, dachte er beiläufig. „Nein. Wir... ich werde am Nebentisch Platz nehmen.“ Sanji hob verwundert eine Augenbraue. Was sollte das werden? Zwei getrennte Tische, und auch auf Usopp-sans Tisch waren zwei Gedecke. Hatte Franky nun vollkommen den Verstand verloren? Sein Manager sah auf seine Armbanduhr, und sah sich noch einmal kurz um. Was führte dieser Kerl nur im Schilde? Er kam sich schon vor, als wäre er in einem schlechten Agentenfilm gelandet. Hoffentlich explodierte nicht gleich irgendwas, dachte er innerlich grinsend. Doch so schnell dieses Grinsen aufgetaucht war, desto schneller war es verschwunden. Stattdessen bekam er einen Kloß im Hals, der ihm fast die Luft nahm, und offenbar bildete sich grade ein Felsmassiv in seinem Magen. Der da aus Richtung des Eingangs kam, und nicht der Toiletten, war ganz und gar nicht Franky. Diese Person hatte absolut keine unpassende Tolle auf dem Kopf. Nein, eher ein Stück Rasen, hübsch gekämmt und zurecht gezupft. Zoro. An seiner Seite ging Robin, sie hatte sich bei dem Grünhaarigen eingehakt, fast wie seine Freundin. Dieser Gedanke behagte ihm ganz und gar nicht. Und, was alles noch schlimmer machte, er kam direkt auf ihn zu! Sanjis Blick huschte zu Usopp-san herüber, der ihn fast schon siegessicher anlächelte. „Franky wird heute Abend nicht erscheinen, hab ich Recht?“ Fragte der Blonde mit zusammengebissenen Zähnen. Sein Manager nickte bloß. Verdammt. Und um jetzt plötzlich auf die Toilette zu laufen, war es zu spät. Sie kamen immer näher, und er konnte nur versuchen, den Blick abzuwenden, und sich den teuren, dunkelroten Teppich anzusehen. Das durfte doch nicht wahr sein. Er hatte sich von Anfang an gefragt, wieso Robin zu ihm in die Wohnung gekommen war, und ihn aufgefordert hatte, sich endlich zu erheben, und nicht so unproduktiv auf dem Sofa zu liegen. Sie hatte ihn praktisch wie Vieh unter die Dusche getrieben, ihn zum Glück aber selbstständig waschen lassen. Doch nicht alleine anziehen. Die schwarzhaarige Frau hatte ihm einen Anzug mitgebracht, und ihm erklärt, er müsse in zwei Stunden gut aussehen, weil einer seiner Chefs sich mit ihm treffen wolle. Wer und warum, das traute er sich kaum zu fragen. Zoro kannte ihre etwas ruppige, aber nette Art, die sie immer dann zeigte, wenn es um etwas Wichtiges ging. Und das hier musste wohl Alarmstufe Dunkelrot sein. Robin entspannte sich erst, als Zoro den Anzug, ein fast schwarzes Dunkelgrün, und ein weißes Hemd angezogen, und sie ihm die Haare gemacht hatte. „Wo gehen wir überhaupt hin?“ Fragte er, als sie zu dem Wagen vor seiner Wohnung gingen. Das war definitiv nicht der Robins, und seiner in tausend Jahren nicht. Ein schwarze, glänzende Limousine. Einfach nur protzig. Und doch wurde ihnen beiden die Tür geöffnet, und zögerlich stieg Zoro nach Robin ein. Erst jetzt fiel ihm ihr lachsrosa Abendkleid auf. Vorher hatte er nur Angst, hinterrücks von ihr geköpft zu werden, sollte er nicht spurten. „In ein feines Restaurant. Deshalb der Anzug.“ Immer noch verwirrt blickte Zoro sie an. Er in einem Anzug, was für eine Horrorvorstellung. Zumindest für ihn. Er empfand solche Kleidung als einengend, und kam sich deplatziert vor. Doch alle anderen waren begeistert. Es betonte seine körperlichen Vorzüge unglaublich gut, und einfach jeder sah ihm hinterher. Den Rest der Fahrt sagte er einfach gar nichts mehr. Er würde sowieso keine zufrieden stellende Antwort von ihr bekommen, da konnte er genauso gut mit seiner Hand sprechen. Das Restaurant war nobler als gedacht. Er traute sich kaum, über den Teppich, der von dem kurzen Stück von der Straße bis zur Eingangstür führte, zu gehen. Robin schritt routiniert vor ihm, begrüßte die Rezeptionistin, und ließ sich von ihr ihren Tisch zeigen. Unsicher sah sich Zoro im Lokal um. Alle waren schick angezogen, und sahen aus, als hätten sie mal eben eine schwarze Kreditkarte im Anschlag. Hier war er doch nun wirklich fehl am Platze. Er versuchte sich an die Benimmregeln zu erinnern, die er vor einiger Zeit von Robin eingebläut bekommen hatte, für solche und ähnliche Anlässe. Grade wollte er sich daran erinnern, wie er ein Weinglas richtig zu halten hatte, da traf ihn nahezu der Schlag. Der blonde Schlag, um genau zu sein. Fast sofort wollte er stehen bleiben, und keinen Schritt weiter in Sanjis Richtung machen. Warum war er hier? Er ahnte doch schon, dass die Frau an seinem Arm etwas ausheckte. Sie zog ihn unbeirrt weiter an seinem Arm. Und gerade hier wollte er nicht wie ein Blödmann aufführen. Das hatte sie doch ganz genau gewusst. So ein Biest! Doch es gab keine Möglichkeit zur Flucht. Robin hatte ihn in einem schraubstockartigen Griff gefangen, und ging immer weiter auf Sanji zu. Vielleicht hatte er ihn ja nicht gesehen? Er sah auf den Boden, nicht zu ihm. Hatte er Glück? Genau vor Sanjis Tisch hielt Robin an. Sanji hielt kurz den Atem an, dann setzte er eines seiner falschen Lächeln auf, und sah zu Zoro hinauf. Er sah wirklich gut aus, das konnte er einfach nicht leugnen. Warum trug er nicht öfter so einen Anzug? Das würde seinen Fans sicher gefallen. Ein hübscher, adretter, junger Mann. Er fühlte sich einfach nur furchtbar. Etwas unbeholfen setzte, nein wurde Zoro von Robin auf den Stuhl gesetzt, oder eben unsanft auf das Polster gedrückt. „Hallo“, brachte der Grünhaarige kleinlaut hervor, und starrte auf den Salzstreuer vor ihm, als würde er dort etwas Spannendes erkennen. „Hey“, sagte auch Sanji leise. Mussten die beiden am Nebentisch wirklich solche Argusaugen auf sie werfen? Das hielt doch niemand aus! Besonders die beiden nicht, die doch ihre Fassade aufrecht erhalten mussten. Oder.. war selbst da schon Hopfen und Malz verloren? Wenn die beiden sie schon in dieses Restaurant führten, ganz eindeutig in der Absicht, dass sie wieder miteinander sprachen, war ihnen doch schon alles klar, oder? Fragen konnte er Usopp-san nun wirklich nicht. Also kaute er auf seiner Lippe herum, und sah zu Zoro, der sich mittlerweile dem Pfeffer gewidmet hatte. Was sollte er aber sagen? Irgendwie war er doch noch sauer auf ihn, auf der anderen Seite freute er sich so sehr, den Blödi endlich wieder zu sehen. Verliebt war er doch trotz allem noch in ihn. In diesen groben, jetzt so unsicher wirkenden Kerl. In ihm tobte wahrlich ein Kampf zwischen Herz und Verstand, und das in seinem immer noch nicht ganz nüchternen Zustand. Die Welt, nein, Usopp-san und Robin waren doch wirklich unfair! Zoro sah zu ihm auf. Dieser Blick, den er hatte, gefiel ihm ganz und gar nicht. Es war, als blitzte etwas in ihnen auf. Der Jüngere sah zu Sanji, dann zu den beiden Managern am Nebentisch. „Dürfte ich mich entschuldigen? Ich müsste mal >wohin<“, sagte Zoro mit einem mehr als falschen Lächeln auf den Lippen. Die beiden sahen sich kurz an, nickten dann. „Natürlich.“ Super. Zoro war ja ein Meister, sich aus der Affäre zu ziehen. Dieser Idiot. Sanji verschränkte die Arme und stütze sich auf den Tisch. Dass das absolut nicht der Etikette entsprach, war ihm einfach nur egal. Dieser Kerl, der... Ihm grade ein Zeichen gab? Zoro stand ein paar Tische entfernt, und zeigte mit dem Daumen Richtung Toiletten. Wollte er, dass Sanji ihm folgte? Schnell sah er Usopp-san und Robin. Die beiden unterhielten sich grade angeregt. „Hallo?“ Die beiden sahen zu ihm. „Dürfte ich auch für einen Moment austreten? Ich meine, der ganze Wein...“, kicherte er unsicher. Er war bei soetwas ein grauenhafter Lügner. Sein Manager runzelte die Stirn. Natürlich hatte er nicht vergessen, dass auch Zoro auf der Toilette war. „Wenn ihr euch nicht an die Gurgel geht, sicher.“ Mit einem Lächeln und Kopfschütteln stand Sanji vom Tisch auf, und machte sich eilig auf den Weg, den der Jüngere ihm gezeigt hatte. Er lief Slalom zwischen all den Leuten, und war froh, dass wohl niemand hier seiner Zielgruppe entsprach, und ihn ansprach. Ein letztes Mal sah er sich um, ehe er die Herrentoilette betrat. Da stand er. Zoro in diesem mehr als vorteilhaften Anzug, die Hände in den Hosentaschen vergraben, und blickte fast schon schüchtern zu ihm auf. Ihm fehlten die Worte, wie er ihn da stehen sah. Sanji räusperte sich, und ging dann auf ihn zu. Dass jeden Moment ein Gast hier hereinplatzen könnte, war ihm bewusst, aber gleichgültig. Sie standen schließlich nur hier, und wollten – ja, was wollten sie hier. „Und?“ Kam es tonlos vom Blonden. Zoros Augenbrauen zogen sich zusammen. „Da drin kann ich nicht mit dir reden. Das ist alles so...“ „Überwacht.“ „Richtig.“ Zoro sah auf, in seine Augen. Er wirkte angespannt. Der Jüngere sah sich um. War er hier wirklich in einem Spionagefilm? „Also, wollen wir weg von hier?“ Es dauerte ein paar Sekunden, bevor die Worte sein Gehirn erreichten, und er sie verarbeitet hatte. „Wohin willst du denn? Unsere Aufpasser werden uns sicher nicht einfach gehen lassen.“ Entgegnete Sanji. „Das weiß ich. Wir gehen durchs Fenster.“ Er war verrückt. Genau. Bestimmt hatte er einen festen Schlag auf den Kopf bekommen, oder sich eindeutig ein paar Gehirnzellen zu viel weggesoffen. „Du spinnst doch.“ Sanji sah auf das Milchglasfenster im Raum. Es war ziemlich hoch, fast zwei Meter, und über einen Meter breit. Außerdem war alles im Erdgeschoss, also... Moment, was? „Oder willst du zu den Beiden zurück, und wir schweigen uns an?“ Zoro war überzeugt von seinem Plan. „Nein...“, meinte Sanji leise. „Also, kommst du mit?“ Der Grünhaarige machte sich schon daran, das Fenster zu öffnen. Ein angenehmer Hauch Abendluft wehte durch den Raum. Es kribbelte schon bei der Vorstellung, von hier zu entfliehen, in seinen Beinen. Sanji sah hinter sich, so, als erscheine dort gleich Usopp-san. Er zögerte, wog Pro und Contra ab, wie immer. Ach, scheiß drauf. Der Blonde sah dem Jüngeren in die Augen. „Ich komme mit.“ Ein Lächeln erschien auf Zoros vorher so betrübtem Gesicht. Das Fenster war ganz offen, und bereitete den Weg durch ein kleines Blumenbeet, über eine gepflegte Rasenfläche, direkt zur Straße. Zoro stieg auf den Fensterrahmen. Der Blonde streckte wie von selbst seine Hand aus, die der andere lächelnd annahm, und ihn näher heran zog. Sie sprangen zusammen von dem Fenstervorsprung. Es ging nicht tief herunter, dennoch musste Sanji erst einmal sein Gleichgewicht finden, ehe er aufrecht stand. Und sobald er das wieder konnte, ohne hin und her zu schwanken, zog Zoro ihn mit sich. Seine Hand hielt er noch immer fest. „Und wohin wollen wir?“,rief Sanji, als er zum Taxistand lief. „Lass dich überraschen“, antwortete er ihm, und schenkte ihm wieder ein Lächeln, das ihm fast die Knie weich werden ließ. Verdammt, und wenn er mit ihm durch ganz Japan rennen wollte? Womöglich, nein, bestimmt folgte er ihm. Und so stiegen sie in das nächste Taxi. Sanji hörte noch nicht einmal Zoros Anweisung an den Fahrer zu, sondern fühlte sich einfach nur wie im Rausch. Wo auch immer er ihn hinführen würde... ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Boah... jetzt nervt AKIHIRO schon wieder~ XD Ich wollte noch einmal ganz herzlich bei meiner Beta-Readerin(Schreibt man das so?) bedanken Und irgendwie... schreib ich wohl viel zu kurze Kapitel >__> *auf andere FanFictions schau* Naja~ Habt Spaß mit dem Schund, den ich fabriziere Kapitel 16: Blueberry Night --------------------------- 16. Blueberry Night Im Taxi war es unglaublich warm und stickig. Er fuhr ungern mit diesen Dingern, allein schon weil ihm die Fahrer mehr als scheinheilig vorkamen. Vielleicht stieg man grade in den Wagen ein, den ein grade erst freigelassener Sträfling fuhr? Wie gerne er doch selber der Fahrer war. Doch heute Abend, während dieser Fahrt, kam ihm alles nicht so schlimm vor. Zoro an seiner Seite beruhigte ihn, auch wenn er es nicht zugeben würde. Er war sein Beschützer, sollte tatsächlich das Worst-Case-Scenario des irren Taxifahrers eintreffen. Seitdem sie so spektakulär, ein Sprung aus dem Toilettenfenster war spektakulär, aus dem Restaurant geflohen waren, hatte der Jüngere seine Hand nicht losgelassen. Und auch Sanji machte keine Anstalten, diese Berührung zu beenden. Warum auch? Sie spendete ihm eben Sicherheit. Mehr nicht. Der Blonde sah durch das schmutzige Fenster hinaus, beobachtete die viel zu schnell vorbeirasenden, bunten Lichter. Etwas unwohl war ihm schon, keine Orientierung zu haben, und dass, obwohl er schon so lange in der Stadt lebte. Er war zu abgelenkt, um sich darauf zu konzentrieren, wo sie waren. „Hier können Sie uns rauslassen.“ Die ersten Worte, seit sie eingestiegen waren. Wo waren die denn jetzt gelandet? Der Fahrer hielt an einer wirklich düsteren Ecke. Zoro reichte ihm das Geld, und stieg mit Sanji zusammen aus. Verdammt. War nicht etwa der Taxifahrer der Irre, sondern der grünhaarige Kerl? Sanji sah sich um. Eine viel zu dunkle Gasse, in der sie sich befanden. Er sah schon die ersten Taschendiebe und Schlitzer um die Ecke kommen... „Weißt du jetzt, wo wir sind?“ Fragend sah der Blonde ihn an. „Nein. Bei Jack the Ripper?“, erwiderte er schnippisch. Zoro schüttelte den Kopf. „Komm, noch ein Stück.“ Waren sie nicht schon an den ominösen Straßen vorbei? Wohin wollte Zoro ihn nur mitschleppen? Zudem hatte er ganz selbstverständlich seine Hand genommen, und zog ihn nun mit sich. Was dachte er sich überhaupt? Er entführte ihn aus dem Restaurant, und schon war wieder alles wie vorher? Ganz sicher nicht. Sie hatten noch so Einiges zu bereden. Und das wusste Zoro doch auch. Oder? Plötzlich blieb der Jüngere stehen. „Was...?“ Sanji sah wieder auf. Den Weg, den sie gegangen waren, hatte er gar nicht registriert. Und jetzt standen sie vor einem kleinen Diner. Dem Diner. Zoro zeigte ihm ein mattes Lächeln, und öffnete ihm die Tür. Zögerlich trat er ein. Seit wann hatte er das denn geplant? „Ah, hallo!“ Vivi begrüßte die beiden, als sie eintraten. Zoro nickte ihr nur kurz zu, und sie gab auch ihm ein Nicken zurück. Hatten sie eine Art Geheimsprache entwickelt? Der Grünhaarige machte ein paar Schritte an Sanji vorbei, und führte ihn zielstrebig zu dem Platz, an dem sie das erste Mal her gesessen hatten. Der Blonde seufzte. Was dachte sich dieser Trottel dabei? Und wie damals setzte sich Sanji auf die weiche, rote Kunstledercouch. Zoro setzte sich ihm gegenüber hin, konnte ihm kaum in die Augen sehen. Sanji schüttelte nur den Kopf, und stütze seine Arme auf den Tisch. „Also, mein Entführer, was begehrst du?“ Der Jüngere sah ihn von unten an. Das ausgesprochene Bedauern in seinem Blick lag, ignorierte er. Erst jetzt fiel ihm auf, wie schlecht Zoro aussah. Dieser Anzug war ein echter Blender, der seinen Körper betonte. Doch sein blasses Gesicht konnte er damit nicht verdecken. Und dass dieser Mann wirklich diese Hautfarbe haben würde, wunderte ihn nicht nur, sondern besorgte ihn. Es war eine Sache, wenn er wie ein Gespenst durch die Gegend lief, aber eine ganz andere, wenn es Zoro tat. Sanji zog die Augenbrauen zusammen. Konnte er nicht auch etwas sagen? Vivi trat an ihren Tisch. „Was darf ich euch bringen?“ Sanji sah zu Zoro, der wiederum ihn anblickte. Doch er sagte nichts. Wirklich Hunger hatte der Blonde nicht, eher wollte er es sich mit einer Flasche Wein gemütlich machen, und vielleicht noch etwas Trübsal blasen. Nervös huschte Vivis Blick zwischen ihnen hin und her. Sanji lehnte sich zurück. „Also, wenn der Herr nichts bestellen will...“ Zoro sah ihn verwirrt an. „Ich hätte gerne einen Blaubeermuffin, wenn das möglich ist.“, sagte er und schenkte ihr ein zuckersüßes Lächeln. „Oh, a-aber natürlich.“ Sie verbeugte sich, sah noch einmal zu Zoro, der aber weiterhin nicht den Eindruck machte, eine Bestellung aufgeben zu wollen. Stattdessen setzte er sich auf, und faltete die Hände auf dem Tisch. „Sagst du heute auch noch mal was?“, fragte Sanji, und beugte sich zu ihm vor. „Hm. Irgendwie hab ich mir das alles anders vorgestellt.“, murmelte der Jüngere. „Inwiefern?“ Wie gern würde er jetzt eine Zigarette haben, an der er sich festhalten konnte. „Ich dachte, ich würde das alles souveräner machen. Und jetzt nicht vor dir sitzen wie der letzte Vollidiot, der keinen Ton rausbekommt.“ Der Blonde besah sich den Mann ihm gegenüber. „Etwas hast du ja gesagt. Aber sag mal, die Idee, aus dem Toilettenfester zu türmen, hast du die selber gehabt oder in irgendeinem Film gesehen?“ Zoro sah zu ihm auf, und blickte in ein sanft lächelndes Gesicht. „Nun... die kam mir ganz spontan. Gerade dann, als ich kopfüber von der Decke an Drähten hing, und die Juwelen des Kaisers stehlen wollte.“ „Idiot...“, gluckste Sanji. Schnell kam Vivi an ihren Tisch, und stellte den übergroßen Muffin ab. Wahrscheinlich hatte sie gewartet, ob sich diese schlechte Stimmung legen würde. „Willst du vielleicht jetzt etwas?“, hakte sie freundlich nach. „Nein danke, Vivi.“ Sie lächelte, verneigte sich eilig, und bewegte sich schnell von ihrem Tisch weg. An ihrer Stelle hätte Sanji wohl auch befürchtet, in Mitleidenschaft zu geraten. Wieder schwiegen sie sich an. Ein kleiner Lacher, das war's? Sanji hielt das Gebäck in den Händen, sah es sich von unten bis oben an. „Zoro? Nimmst du die andere Hälfte? Allein schaff ich den wirklich nicht.“ Erst etwas irritiert, sah Zoro den Blonden an. Er lächelte. „Wenn du schon ein Deja-vu heraufbeschwören willst, kann ich dir ja helfen.“ Erleichtert atmete der Jüngere aus. „Ich wollte...“, begann er etwas stockend. „Zoro, jetzt mal den ganzen Kitsch beiseite. Wir müssen wohl oder übel reden, verstehst du? Wir haben schließlich den Vertrag unterschrieben, und müssen einen Song fertigstellen.“ Der Andere fixierte ihn mit seinem Blick. „Geht es dir wirklich nur um den Vertrag?“ Sanji sah ihn unverwandt an. Sollte er ihm ehrlich diese Frage beantworten? Damit würde er doch ins offene Messer laufen, besser gesagt in seine offenen Arme. „Scheiße. Nein, natürlich nicht. Du Idiot.“, knurrte der Blonde, und riss ein Stück seines Gebäcks ab, und schob es sich in den Mund. Er vernahm ein Seufzen. Gut, er hatte ihn damit glücklich gemacht. Aber das war eben die Wahrheit. Er konnte nicht sagen, dass ihm die Arbeit wichtiger sei. Sanji war noch immer in diesen dämlichen Affen ihm gegenüber verliebt. Ja, verliebt. Liebe. Der Muffin in seinem Mund schien immer süßer zu werden. Er schluckte den Bissen herunter, ehe er ihn Zoro entgegen hielt. „Nimm jetzt.“ Ohne ein weiteres Wort nahm ihm der Grünhaarige das duftende Stück aus der Hand. „Warum hast du dich einfach aus der Affäre gezogen?“ „Hm?“ „Als meine Ex in den Proberaum kam, das meine ich.“ Wenn Zoro schon nicht die Zähne auseinander bekam, musste er anfangen. Er, der verantwortungsbewusste Erwachsene. Der Blick des Anderen verdunkelte sich. „Das kannst du dir nicht denken? Ich meine, da kommt eine wildfremde Frau in den Raum gestürmt, und teilt mir mit, dass sie deine Frau ist!“ „Hörst du mir eigentlich auch mal zu? Sie ist meine Ex-Frau! Die Scheidung ist fast durch!“, verteidigte sich der Blonde. „Ja, aber nur fast! Also, was soll das? Warum hast du was mit mir angefangen?“ Zoro musste stark an sich halten, um nicht das ganze Café zu unterhalten. Auch wenn heute Abend nur er, Sanji, Vivi und Jeff im Laden waren. Dem Blonden klappte beinahe die Kinnlade herunter. „Ich habe was mit dir angefangen? Mein Lieber, nach meiner Definition gehören immer Zwei dazu, etwas >anzufangen<. Aber es ist interessant zu wissen, was du mir zutraust.“ „Sanji, ich kenne dich doch noch gar nicht lange. Wie soll ich wissen, was ich dir zutrauen kann?“ Der Blonde fühlte einen Stich ins Herz. Hatte er das gerade wirklich so gesagt? Er kannte ihn noch nicht lange. Gut, er hatte Recht, aber würde er tatsächlich annehmen, er könnte Ehebruch begehen? Das tat weh, verdammt. „Gut. Wir kennen uns jetzt knapp zwei Wochen. Und? Denk doch mal nach, was wir schon zusammen getan haben.“ Zoro blickte etwas verschämt zur Seite. „Du meinst, dass wir miteinander ins Bett gehen?“ „Ja, unter anderem. Du Idiot lässt mich ja praktisch bei dir wohnen! Tust du das mit allen dahergelaufenen Kerlen? Oder doch eher Frauen?“ „Natürlich nicht. Du bist die erste Person überhaupt, der ich das einräume...“ Hätte Sanji sich nicht schon über den Tisch gebeugt, hätte er den Jüngeren gar nicht verstanden. Dachte dieser Blödmann auch mal nach? „Und hast du gedacht, ich tue es mit jedem einigermaßen attraktiven Kerl?“ Zoro schüttelte den Kopf. „Siehst du. Baka.“ Sanji gab ihm einen leichten Tritt gegen das Schienbein. „Aber warum hast du mir nichts gesagt, verdammt! Das Alles wäre uns so sicher erspart geblieben.“ Zoro hatte Recht, das konnte selbst der Blonde nicht leugnen. „Ganz ehrlich? Ich hab keinen Schimmer. Ich dachte, wenn du es eben nicht weißt, ist es okay. Schließlich ist die offizielle Scheidung nur noch eine Frage der Zeit. Wer rechnet denn damit, dass diese Furie mich bis zu dir verfolgt?“ Zoro straffte die Schultern. Die ganze Zeit hatte er dagesessen wie ein Häufchen Elend. „Man kann nirgendwo nachlesen, dass du verheiratest bist.“ Er konnte gar nicht anders, als den Grünhaarigen anzugrinsen. „Hast du tatsächlich über mich im Internet recherchiert?“ Dass er das Gleiche getan hatte, verschwieg er lieber. „Naja, schon. Ein bisschen. Eben das, was man so öffentlich nachlesen kann...“ „Haarfarbe, Geburtstag und Blutgruppe?“, lachte Sanji. „Ja...“ Ihm war es sichtlich peinlich, denn immer wieder fuhr seine Hand nervös in den Nacken. Natürlich tat er das bloß, weil das Hemd ihn störte. „Tut mir leid, dass ich dich vorverurteilt hab. Und dass ich mich nicht gemeldet hab.“, sagte Zoro mit fester Stimme, als das Lachen des Blonden abklang. „Schon gut. Ich hätte genauso gut anrufen können.“ Der Grünhaarige nickte schwach. „Hast du mich vermisst?“ Sanjis Blick ruhte auf Zoro. „Ich... ja. Verdammt, ja, ich hab dich wirklich vermisst.“, sagte er voller Ernst, und sah ihm in seine blauen Augen. „Ich dich auch, Baka.“ Er lächelte ihn an. Genau das hatte ihm gefehlt. Dieses feine, aber ehrliche Lächeln, das seine jadegrünen Augen zum Strahlen brachte. Diesen ganzen, blöden Kerl hatte er vermisst. „Vielleicht sollten wir noch mal von vorne beginnen?“, fragte Sanji. „Und wie weit zurück auf Anfang?“ „Guten Tag. Mein Name ist Sanji. Schön, Sie kennen zu lernen.“ Der Blonde streckte ihm die Hand entgegen. Der Jüngere grinste ihn an. „Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.“ Er nahm seine Hand, und drückte sie sanft. „Hey, so höflich warst du nicht mal bei unserer ersten Begegnung!“ „Ich kann ja versuchen, meine Fehler wieder gutzumachen.“ Was ihm da gerade über die Lippen gekommen war, realisierte er erst danach. „Das war daneben, sorry...“ Sanji schüttelte den Kopf. „Das hatte ich dir doch schon verziehen, vergessen? Lass uns das Thema nicht noch mal aufwärmen.“ Noch immer hielt Zoro seine Hand. Doch nun nicht mehr wie bei einer Begrüßung. Seine Finger streichelten über seinen Handrücken. Natürlich konnte Zoro nicht die Zeit umkehren, und diesen Fehler, diese eine bestimmte Nacht, aus der Welt schaffen. Ihnen war klar, was sie meinten. Und doch, dieses Kapitel wollten sie abschließen, endgültig. „Was ist nun mit dem Muffin? Iss ihn gefälligst.“, sagte Sanji, und zeigte auf das Gebäckstück. „Sollen wir ihn lieber einpacken lassen?“ Der Blonde nickte bloß stumm, mit einem Lächeln auf den Lippen. Tatsächlich verließen die das Diner mit dem in Folie gewickelten Muffin, den Zoro in einer Plastiktüte trug. Auf öffentliches Händchen halten verzichteten sie. Sollte man sie nicht schon beim Eintreten gesehen haben, dann unter Umständen jetzt. Und die Klatschspalten wollten sie sicher nicht füllen. Sie waren versöhnt. Und alles war so einfach gewesen. Sie hatten sich gesehen, und sofort loderte wieder diese Flamme in ihnen, dass sie verrückt nach dem anderen waren. Wieso waren sie so dumm gewesen, und hatten nicht einfach das Telefon in die Hand genommen, die Nummer des anderen Mannes gewählt, und sich getroffen? Ihr verdammter Stolz. Der ihnen beinahe alles kaputt gemacht hätte. Dafür waren sie Usopp-san und Robin etwas schuldig, Besonders, weil sie sich einfach aus dem Staub gemacht hatten, und sie allein gelassen hatten. Moment. Keiner der Beiden hatte einen panischen >Wo-zur-Hölle-seid-ihr-Anruf< bekommen. Kannten sie sie wirklich so gut, dass sie ihnen eine gemeinsame Flucht zutrauten? So langsam wurden ihm die beiden Manager unheimlich. Nicht, dass sie noch Gedanken lesen konnten... Eben diese wurden erst unterbrochen, als ein Taxi vor ihnen hielt, und Zoro den Blonden aufforderte, einzusteigen. Schon das zweite Mal in einer Nacht in ein unbekanntes Auto zu steigen, passte absolut nicht zu ihm. Doch sein Beschützer war bei ihm. Und dieses Mal kannte er den Zielort. Zoros Wohnung. Während der kurzen Fahrt gab es zwischen ihnen immer wieder verstohlene Blicke, die den Anderen praktisch auszuziehen schienen. Es waren doch bloß zwei Tage gewesen, in denen sie sich nicht gesehen oder gesprochen hatten. Und doch war es eine halbe Ewigkeit. Wie sonst sollte er sich erklären können, dass sie beide einfach nur fertig aussahen, und damit war nicht einmal der matte Teint oder ungeordnetes Haar gemeint. Nun schienen beide wie aufgeblüht. Jetzt, wo sie endlich wieder zusammen waren, ging es ihnen besser. Ja, sie strahlten. Wie zwei Sonnen, die sich auf ihren Umlaufbahnen kreuzten. Doch sie entschieden, hier zu bleiben. Egal, wie lange. Bis sie die Wohnung betraten, sagte keiner ein Wort. Es gab nur diese verzehrenden Blicke nach dem Anderen. Sanji steuerte auf das Wohnzimmer zu, Zoro folgte ihm. „Willst du etwas trinken?“ „Wasser“, antwortete er knapp, und der Jüngere verschwand in die Küche. Es knisterte fast hörbar zwischen ihnen. Sanji setzte sich aufs Sofa. Zoros kleiner Hund Chopper war nirgends auszumachen. Vielleicht war es auch besser so, nur für den Moment. Der Grünhaarige kam mit einer Flasche Wasser zurück zum Blonden, setzte sich dicht neben ihn. „Hilfst du mir aus meinem Jackett?“, fragte er leise. Ohne zu antworten, streifte Zoro dem Blonden das Kleidungsstück von den Schultern. Natürlich konnte er das genauso gut allein. Doch das war nicht Sinn und Zweck der Sache. Ihre Blicke trafen sich immer wieder, fast spürte man die sprühenden Funken auf der Haut. Das schwarze Jackett ließ Sanji unbeachtet auf der Lehne liegen. Er legte seine schlanken Arme um Zoros breiten Oberkörper. Es war, als würde sein Blut heißer werden, und schneller durch seine Adern fließen. Es fühlte sich so gut an, seine Wärme zu spüren. Starke Arme umschlangen seinen schlanken Körper, zogen ihn an die männliche Statur des Jüngeren. Ihre Gesichter näherten sich auf wenige Zentimeter. Sanji roch den süßlichen Atem des anderen, der wiederum seinen tief einatmete. „Bevor ich dich küsse, sollst du eins wissen“, sagte Zoro mit seiner tiefen, rauen Stimme. Sanji konnte nur Nicken. „Ich liebe dich.“ Sein Herz schien einen Moment auszusetzen. Anders war es nicht zu erklären. Auch sein Atem stockte kurz. Doch nicht vor Schreck, oder gar Angst. Es war Glück, das in ihn strömte und das Blut in seine Wangen fließen ließ. „Ich liebe dich auch.“ Gab es einen zu frühen Zeitpunkt für diese Worte? Nein. Zoro wusste, das, was er da fühlte, war Liebe. Liebe in all ihren Facetten. Und auch Sanji hatte das Gefühl in sich wachsen gespürt, und endlich konnte er es ihm sagen. Sie liebten sich. Es war überwältigend, diese einfachen Worte zu hören. In Sanjis Kopf begann es sich zu drehen, als er die heißen Lippen Zoros auf seinen spürte. Wie hatte ihm das gefehlt. Sie pressten sich fest aneinander, als ob sie diesen Kuss nie beenden wollten. Nur um Luft zu holen, trennten sie sich kurz voneinander, nur um dann wieder in dieser Zärtlichkeit zu versinken. Wie gut es schmeckte, wie wohlig es roch, und wie unglaublich schön es sich anfühlte. Ihre Lippen trafen sich nun nicht mehr mit offener Romantik, wie es nach einer Liebeserklärung der Fall war. Sanji und auch Zoro waren bereit, die Romantik in eine Schublade zu packen, und ihrer Lust freien Lauf zu lassen. Jeder Kuss schmeckte nach mehr, besonders dieser. Zoros Zunge fuhr an Sanjis Hals herunter, und kostete den süß-salzigen Geschmack von der Haut des Anderen. Ihm kam alles so intensiv vor. Als hätte er vorher einen Filter im Kopf gehabt, der jetzt verschwunden war, und ihn alles pur erleben ließ. Behände öffnete er die Knöpfe an Sanis Hemd. Er wusste, wie gern er sich dem Jüngeren hingab, und wenn dieser ihn verwöhnte, als sei er ein Prinz. Obwohl er es für ihn war, Kitsch hin oder her. Immer mehr seiner weichen Alabasterhaut kam unter dem weißen Hemd zum Vorschein. Seine Hände strichen über sie, erforschten jede Stelle, als sei das hier etwas vollkommen Neues. Das leichte Hemd glitt ihm über die schmalen Schultern, und lag nun auf der Sitzfläche des Sofas. Sanji lehnte sich zurück, als Zoro das eigene Jackett ablegte, und sich ihm widmete. Seine Hände schienen ihn überall auf einmal berühren zu wollen, so wie seine Zunge, die eine feuchte Spur auf seiner Haut hinterließ. Er küsste seinen Hals, herunter zu seinen Schlüsselbeinen und zu seinen Brustwarzen. Sanft aber bestimmend stimulierte er sie mit den Lippen und Zähnen. Sofort richteten sie sich steil auf, und wurden empfindlicher bei jeder Berührung. Leise stöhnte Sanji dabei auf. Eine Hand lag auf Zoros breiter Schulter, die andere fuhr ihm durch das kurze Haar. Wieder ein Aufstöhnen, als der Jüngere mit der Zunge in seinen Bauchnabel stieß, und seine Haut von diesem Punkt aus überall anfing zu prickeln. Sanji räkelte sich unter Zoros Berührungen, er hielt nur kurz inne, als er ihm die Hose öffnete, unter der sich schon deutlich seine Erregung abzeichnete. Schnell befreite er die langen Beine vom lästigen Stoff der Hose und der der Unterwäsche. Mit vor Lust verschleiertem Blick sahen sie einander an, ehe Zoro den Kopf senkte, und das steile Glied mit dem Lippen umschloss. Sanji stöhnte auf, und sein Griff ins kurze Haar des anderen wurde fester, fordernder. Der Mund des Jüngeren fühlte sich so heiß an, und seine Zunge glitt unentwegt den Schaft auf und ab. Die großen Hände wanderten den schlanken Körper Sanjis herauf, und seine Fingerspitzen fuhren mal sanfter, mal härter über die erhärteten Brustwarzen. Als das Stöhnen des Blonden lauter wurde, ließ der Jüngere von ihm ab. Sanji sah ihn mit einer Mischung aus Enttäuschung, Lust und einer Spur Wut an, die ihn lächeln ließen. Er näherte sich dem makellosen Gesicht des Anderen, küsste ihn flüchtig auf die Lippen, und raunte ihm ins Ohr. „Ich will dich. Jetzt.“ So als hätten diese Worte einen Schalter in Sanjis Kopf umgelegt, begann er damit, auch Zoro seiner Kleidung zu entledigen. Wie er diesen Körper liebte. So muskulös, und doch sehnig. Er hatte das perfekte Maß zwischen Muskeln und Anmut. Seine Finger fuhren über die heiße, gebräunte Haut. Er wollte mehr von ihr sehen. Sanji öffnete ihm die dunkle Hose, zog den Stoff eilig von seinen Beinen. Er kam nicht mehr dazu, dem Jüngeren die Unterwäsche auszuziehen, denn Zoro drückte den Blonden zurück aufs Sofa, und raubte ihm fast den Atem mit seinen gierigen Küssen. Er schob sich den Stoff von den Beinen, und ließ dann wieder seine Hände über Sanjis Haut fahren. Sein Kopf befand sich schnell wieder zwischen Sanjis Beinen, und ließ ihn laut aufstöhnen, als sein Mund sich dem erregten Glied widmete. Sein Körper schien nicht mehr ihm zu gehören, er wand sich wie von allein unter den Berührungen des Jüngeren. Er drückte den Rücken durch, schob ihm sein Becken näher. Zoro sollte ja nicht aufhören, er würde noch vor Lust vergehen. Dennoch entfernte er seine Lippen von der Stelle, und zog nun Sanji zu sich heran. Er war etwas grob zu ihm, doch gerade war kein Platz für Romantik. Er wollte es. Jetzt. Und auch Sanji wollte ihn spüren, endlich. Dass er grade auf dem Wohnzimmerteppich lag, war ihm egal. Es war nur wichtig, dass Zoro über ihm lehnte, ihn mit seinen Augen förmlich verschlang, und seine Hände auf seiner Haut brannten, als wären sie kochend heiß. Der Jüngere zog Sanji zu sich, mit den Händen an den schmalen Hüften des Anderen. Noch nie hatte er ihn so behandelt, und doch gefiel es ihm. Zoros Hand packte seine Kniekehle, drückte ihm sein Bein gegen die Brust. Noch einmal sah er ihm tief in die Augen. Sie funkelten wie grüne Juwelen, wild und voller Verlangen nach ihm. Er konnte ihn nur selig anlächeln, und ihm seine Hand auf die Wange legen. Sein Zeichen, ihm zu zeigen, dass er doch endlich beginnen sollte. Zoro verstand nur zu gut. Der muskulöse Mann presste sein Becken gegen das des Blonden, er spürte das harte Glied an seinem eigenen. Allein das er ihn spürte, ließ sein Gehirn weich werden. Zoros Hände glitten über Sanjis Körper, der sich unter ihm wand, noch ehe er richtig angefangen hatte. Es bereitete ihm Vergnügen, den Blonden hinzuhalten, und immer wieder aufkeuchen zu lassen. Allein schon, wie sich sein Körper jedes Mal aufbäumte, wenn sich ihre Erregungen berührten, entfesselte ihn. Sanji wusste, dass Zoro ihn nicht besonders vorbereiten würde. Nein, heute drückte er immer wieder die Spitze seines Gliedes gegen seinen Eingang, solange sich dieser entspannte. Ein kräftiger Stoß, und der Jüngere drang in ihn ein. Beiden entfuhr ein lustvolles Stöhnen, als sich ihre Körper vereinigten. Wie hatte er das alles vermisst. Das Gefühl, den harten Penis in sich zu haben, wie er in sein Innerstes drückte, als wollte er seine Organe treffen. Immer wieder traf er seinen Lustpunkt, und ließ von ihm ab. Sanjis Augenlider flackerten, seine Stimme wurde rau. Er hielt sich an den starken Armen fest. Eine Hand hielt Sanjis Bein angewinkelt, die andere fuhr unentwegt über seine Haut, die zu glühen schien. Zoro hielt eine Sekunde inne, sah Sanji wieder ins Gesicht. Sein Blick war lustverhangen. Was hatte er vor? Doch schon als er sich in einer schnellen Bewegung aus ihm zog, wusste er Bescheid. Um es ihm zu erleichtern, drehte sich Sanji auf den Bauch. Kokett streckte er ihm seinen Hintern entgegen, auf den sich große, heiße Hände legten, die ihn gerne berührten. Doch nicht lange. Er fuhr da fort, wo er aufgehört hatte, und versank unter einem lauten Stöhnen wieder im Blonden. Seine tiefe, heisere Stimme machte ihn einfach verrückt. Schon mit seiner Stimme konnte er ihn gefügig machen. Der Teppich rieb an seinen Unterarmen, als Zoro sein Becken rhythmisch gegen seinen Hintern stieß. Doch auch wenn er morgen aufgeschürfte Arme hätte, es war so belanglos. Sanjis Keuchen wurde lauter, in dieser Stellung spürte er die Stöße nur noch tiefer in sich. Eine Hand legte sich um sein Glied. Sie war groß, heiß und etwas zu hart zu ihm. Doch es tat ihm nicht weh, nein, es ließ ihn nur lauter werden, als er es je gewesen war. So hatten sie es noch nie miteinander getrieben. Weder so hart, noch so wild. War das die Liebe, die allem noch den Kick gab? Sie trieb sie auf Hochtouren, durchzuckte ihre Körper, ließ sie alles um sie herum vergessen und ungehemmt sein. Sanji krallte sich in die Kunstfasern unter sich. Die Hand um seine Erregung war feucht, und glitt immer schneller auf und ab. Er konnte es nicht zurückhalten. Unkontrolliert laut schrie der Blonde auf, und ergoss sich in Zoros Hand. Es tropfte auf den Boden. Oh Gott, es war so egal. Noch einen Moment, ein paar letzte, feste Stöße, und er spürte die warme Flüssigkeit in sich. Eine endlose Sekunde blieben sie verharren. Er in ihm, die Brust mit dem hart schlagenden Herzen gegen Sanjis Rücken gelehnt. Er zuckte kurz zusammen, als sich Zoro aus ihm zurückzog. Seine Arme hatten ihn noch immer umschlungen, hielten ihn in der Position. Er spürte die heißen, trockenen Lippen auf seinem Rücken, und eine Gänsehaut bildete sich an seinem Körper. Langsam ließ sich der Jüngere, mit Sanji im Arm, zur Seite sinken. Es war heiß hier drin, und die Scheiben waren beschlagen. Beide atmeten schwer, und ihre Herzen schlugen noch immer laut. Und doch waren sie beide zufrieden. Sanji drehte sich zu Zoro um. Sein Geliebter. Ja, das war er. Keine flüchtige Affäre, nein, das war Liebe. Der Blonde lächelte, und wischte dem Jüngeren die schweißnassen Strähnen aus der Stirn. „Weißt du was? Das hier hat mir besonders gefehlt...“, hauchte der Grünhaarige. „Der Sex?“ Sanji sah ihn fragend an. „Nein, das hier.“ Er legte ihm eine Hand in den feuchten Nacken, und zog ihn zu sich heran. Zoro legte seine Lippen auf die Sanjis. Beide waren erschöpft, hatten nur wenig Sauerstoff im Kopf. Und obwohl ihnen dieser Kuss wieder die Möglichkeit nahm, tief durchzuatmen, schmeckte er zuckersüß und lange nach. Kapitel 17: How to write a song. -------------------------------- 17. How to write a song. Die Nacht auf dem harten Boden zu schlafen, war eine sehr, sehr dumme Idee. Das wurde Sanji spätestens dann klar, als er seinen absolut versteiften Nacken spürte. Seine Wärmequelle war nicht mehr vorhanden, stattdessen hatte sich ein kleines, haariges Etwas an ihn gedrückt, und schnarchte leise. Chopper, Zoros niedlicher, kleiner Hund. Sanji blinzelte. Er strich dem Tier vorsichtig über den Kopf, um es nicht zu wecken. Wäre es hier unten bequemer, wäre er sicher noch eine Weile so liegengeblieben. Aber auf dem Boden gab es nur das kleine Sofakissen, das er sich mitten in der Nacht vom Sofa genommen hatte, und eine dünne Tagesdecke, in die er eingewickelt war. Die konnte ihm nur Zoro irgendwann gegeben haben. Sanji schmunzelte. Er war wirklich so nett zu ihm. Der Blonde richtete sich langsam auf, um Chopper nicht aus seinen Träumen zu reißen, und sich keine Zerrung zu holen. Spätestens jetzt wurde ihm auch wieder zurück ins Gedächtnis gerufen, dass es letzte Nacht nicht nur bei einer >Versöhnung< geblieben war. Nur langsam rappelte sich der Blonde vollends auf, seine Knie fühlten sich an, als seien sie aus Gummi. Er war wohl zu alt, um auf dem Boden zu schlafen, dachte er bei sich. Sanji stieg über den schlafenden Hund zu seinen Füßen, und steuerte auf das Badezimmer zu. Bevor er Zoro unter die Augen treten würde, müsste er sich erst einmal herrichten. Jetzt war er froh, dass er schon einen Teil seines Hausstandes mit in die Wohnung des Grünhaarigen gebrachte hatte. Nach einer ausgiebigen Dusche föhnte und glättete er sich die Haare, und trug einen Hauch Make-up auf. Sogar Kleidung hatte er bereits hergeschafft. Und so kam er nicht in die Situation, sich Sachen seines Liebhabers zu leihen. Wohl spätestens dann wäre er sich vorgekommen wie in einer absurden Fanfiction. "Guten Morgen." Zoro sah auf, und lächelte ihn an. "Guten Morgen." Sanji kam auf ihn zu, und beugte sich zu ihm vor. Der Jüngere legte seine Arme um den schlanken Körper, und zog ihn zu sich. Der Blonde setzte sich auf seinen Schoß, und gab ihm einen innigen Kuss. "Was liest du da?", fragte Sanji, als sie sich von einander lösten, und sein Blick auf das Magazin fiel, dass aufgeschlagen vor Zoro lag. "Das hier." Er klappte das Heft zusammen, um Sanji den Titel zu zeigen. "Eine Klatschzeitung?" Zoro nickte. "Für 1.628 Yen? Wieso kaufst du so teuren Mist?" "Ich hab es nicht gekauft. Es wurde gebracht." "Bitte? Wer tut sowas?" Zoro zeigte ihm ein leuchtend pinkfarbenes Post-it. "Hat daran geklebt." Der Blonde besah sich den kleinen Notizzettel. >Siehe Seite 3. Grüße, U. und R.< "Oh, sie unterschreiben ja schon wie ein Pärchen.", meinte der Ältere trocken. "Schau." Zoro blätterte zur besagten Seite. "Was- Oh." Auf der dritten Seite des Klatschblattes, verteilt über die ganze Größe, sah er die Fotos. Sanji konnte nicht leugnen, dass er sich gern auf Bildern ansah, und gerne welche von sich machen ließ. Doch nur bei professionellen Fotoshootings. Und nicht wie jetzt, auf schlecht geschossenen Bildern der Paparazzi. "Mist." Sanji nahm sich das Magazin vom Tisch, sah sich die Aufnahmen eingehend an. >Neues musikalisches Traumpaar?<, stand in großen, viel zu bunten Lettern über den Fotos. Sie waren von gestern Abend. Eines zeigte sie im Restaurant, wie sie sich mit ihren etwas verbissenen Gesichtern gegenüber saßen. Die Aufnahmen waren ziemlich körnig, also konnte man nicht mal richtig erkennen, ob sie beide nun lächelten oder angriffslustig die Zähne fletschten. Gut, das Bild war nicht der Rede wert. Eher das darunter. Es zeigte, wie sie beide Hand in Hand ins Diner spazierten, und wie sie einige Zeit später selbiges verließen. Dieses Mal mit der Plastiktüte mit dem Muffin darin in der Hand. Sanjis Herz rutschte ein Stockwerk tiefer. Auch wenn diese Bilder ebenfalls grobkörnig ausfielen, wahrscheinlich waren sie übermäßig stark gezoomt worden, konnte jeder halbwegs intelligente Mensch mehr als erahnen, dass sie Händchen hielten. Die Bildunterschrift wollte er gar nicht lesen, doch sie sprang ihm fast ins Gesicht. >Enharmonische Verwechslung*?< Oh, da wollte wohl jemand besonders witzig sein, mit dieser Anspielung, die absolut daneben war. Wollte dieser Verfasser andeuten, Zoro sei verwirrt, und hielt Sanji für eine Frau? Er würde heute telefonieren müssen. Oder Usopp-san. Doch weitere Fotos waren nicht abgedruckt. Wenn sie allerdings gewartet hatten, bis sie aus dem Diner kamen, war man ihnen sicher gefolgt. Aber kein Bild zeigte ihren Heimweg, oder gar, wie sie beide zu Zoro nach oben gingen. Ob Usopp-san oder Robin etwas veranlasst hatten? Oder gab es bei diesen Schmarotzern doch noch so etwas wie Privatsphäre? Sanji legte das Heft auf den Tisch, und griff nach Zoros Hand. "Ich bin empört...", sagte der Blonde. "Ja, ich weiß was du meinst." "Wir haben es nicht mal auf die Titelseite geschafft?" "Sanji...", seufzte der Grünhaarige. Der Blonde setzte sich lächelnd auf den Stuhl gegenüber von Zoro. "Tut mir leid. Aber lieber nehme ich es mit Humor, als dass ich daran verzweifle." Der Jüngere nickte. "Das sind meine allerersten Paparazzibilder.", meinte er, und widmete sich wieder dem Frühstück. Das Magazin schob er achtlos vom Tisch. "Wirklich? Dann meinen Glückwunsch. Auch, dass du mit so einem äußerst attraktiven Mann abgebildet wurdest." Ihr Lachen wurde durch das Läuten des Telefons unterbrochen. Das Festnetz. So gut wie niemand rief dort an. Schließlich war nie gewiss, ob und wann Zoro zu Hause war. "Guten Morgen, Robin." "Guten Morgen. Ich hoffe, du hattest eine erholsame Nacht?", fragte sie in ihrem gewohnt freundlichen Tonfall. "Ja, hatte ich." Aus Reflex legte er seine Hand in den Nacken. Er lächelte nervös. "Gut. Usopp-san und ich erwarten euch in zwei Tagen im Ichikawa Hotel. Schafft ihr es bis dahin, den Song fertig zu schreiben? Viel länger können wir euch nämlich nicht geben." Zoro schluckte. "Ja natürlich. Wir werden da sein." "Mit dem fertigen Text." "Mit dem Text", bestätigte der Sänger. "Bis dann. Ich wünsche euch beiden noch einen schönen Tag." Und Robin legte auf. Zoro ging zurück in die Küche, und setzte sich auf seinen Platz. Sanji sah ihn fragend an. "Ich glaube, Robin und Usopp-san... wissen Bescheid. Über uns.", sagte er bloß. Einen Moment lang sah der Blonde sein Gegenüber unbewegt an. Dann spielte ein Lächeln um seine Lippen. "War doch abzusehen." – "Was?" "Ich meine, so wie wir immer umeinander herumgeschlichen sind, uns angesehen haben. Und dann die Aktion gestern Abend, und die netten Fotos. Einen Verdacht hatten sie sicher, und jetzt haben sie nur den Beweis bekommen." Zoro legte die Hände vors Gesicht und stöhnte. "Oh Gott..." Sanji lachte. Warum machte er sich deswegen Gedanken? Jetzt mussten sie vor den beiden eben nicht mehr ihre Maskerade aufrecht erhalten. Es war doch eigentlich eine Erleichterung. Oder? "Und warum hat sie jetzt angerufen? Sicher nicht, um dir zu sagen, dass sie von uns weiß, oder?" Zoro schüttelte den Kopf. "Wir müssen den Text fertig stellen. In zwei Tagen." Sanji nickte. "Wird ja auch langsam mal Zeit, dass wir etwas Produktives tun." – "Richtig." "Auch wenn mir unser bisheriger Zeitvertreib sehr viel Spaß macht...", lächelte Der Blonde. Der Andere sah auf. "Darauf werden wir wohl in den beiden Tagen verzichten müssen, wenn wir unsere Arbeit erledigen wollen..." "Tyrann." "Stets zu Diensten." "Musst du noch etwas holen?" "Hm? Was sollte das sein?" Fragend blickte ihn der Blonde an. "Den Entwurf zum Song... möglicherweise?", meinte Zoro, als sie sich zusammen auf das Sofa im Wohnzimmer setzten. Sanji tippte sich an die Schläfe. "Alles da drin." "Okay... hast du Durst?" Der Ältere hob die Augenbraue. "Zoro...?", fragte er, und zeigte auf die Wasserflaschen vor ihnen auf dem Tisch. Der Grünhaarige legte eine Hand in den Nacken. "Hast du denn vielleicht Hunger? Soll ich etwas aus dem Convini holen?" Sanji sah ihn mit ratloser Mine an. "Geht's dir nicht gut?" "Alles bestens...", sagte er und spielte mit der Brille in seinen Händen. Seit Robins Anruf heute Morgen strahlte er eine Nervosität aus, die Sanji nicht von ihm kannte, und ihn wahnsinnig machte. Viel zu früh hatte Zoro sich aufgesetzt, und hektisch den Küchentisch abgeräumt. Ein Blinder hätte sehen können, dass der Mann völlig durch den Wind war. Nur weil ihre Manager von ihrer Beziehung wussten? Gut, eigentlich gäbe es laut Vertrag eine Strafe, aber sicher wäre damit auch die Kooperation beendet. Und damit ging eine Menge Geld verloren. Diese beiden Biester. Deswegen hatten sie sie in das Restaurant gebracht. Und da sie es ahnten, oder es sogar schon genau wussten, hatten sie eine gemeinsame Flucht oder was auch immer mit einkalkuliert. Diese Teufel! Aber deswegen musste Zoro sich doch nicht so seltsam benehmen. "Hey, keine Panik...", sagte der Blonde, und nahm Zoros Hände, aus denen die Brille mittlerweile auf den Boden gefallen war. "Ja, schon..." "Usopp-san und Robin sind die letzten Personen die daran interessiert daran wären, dass unsere Beziehung zueinander publik wird.", beruhigt er ihn. "Hm? Darüber mache ich mir auch gar keine Gedanken." "Nicht? Sondern?" "Der Text. Ich weiß doch, dass du einen ganz anderen Stil als ich hast. Du hast die besten Songwriter um dich, und die talentiertesten Musiker reißen sich darum, mit dir zusammenarbeiten zu dürfen. Und dann komme ich, und will dich mit einem meiner Texte beeindrucken. Alleine wärst du sicher besser dran. Ich steh dir doch bloß im Weg." Zoro seufzte, und legte eine Hand vors Gesicht. Sanji konnte sich nicht erinnern, dass der Grünhaarige je so viel auf einmal gesprochen hatte. Nicht mal in ihren endlosen Gesprächen. Da war es doch eher der Blonde, der etwas sagte. Zoro sollte öfter Monologe führen und sie als Dialoge tarnen. "Meinst du nicht, dass es dafür etwas zu spät ist? Ich meine, der Vertrag ist unterschrieben und unsere Anstandsdamen warten auf ein Resultat." "Aber..." "Und jetzt hör mir mal zu, Roronoa Zoro. Natürlich ist es praktisch, wenn einem jemand die Songs schreibt, und man selbst nur sagen muss, worüber er handelt. Aber das hier, einen Text eigenhändig zu verfassen, und vor allem dich dabei zu haben, ist einfach großartig. Das ist dann von uns, ohne einen überkandidelten und überbezahlten Songwriter dazwischen." "Sanji..." "Also, sei unbesorgt. Wir sind zwar so gut wie von Grund auf verschieden, aber das hat uns doch bisher auch nicht gestört, oder?" Der Grünhaarige seufzte erneut, und lächelte den Blonden an. "Du wolltest nicht vorher Motivationstrainer werden?" "Unsinn. In den meisten Fällen bin ich Motivation genug.", meinte er lächelnd. "Und jetzt gib mir einen Kuss, damit wir uns an die Arbeit machen können." Nach einigen Augenblicken lösten sie sich voneinander, und wandten sich dem Tisch zu, auf dem einige Blätter bereit lagen. Zoro hob seine Brille vom Boden, und setzte sie sich auf. Sanji hatte ihn noch nie damit gesehen, und sie stand ihm wirklich ausgezeichnet. Dieser recht breite, schwarze Rahmen mit der Rechtecksform, die sein Gesicht, und besonders seine unglaublich grünen Augen betonte. Die trug er sicher nur, um ihn aus dem Konzept zu bringen. Obwohl er das immer tat. Sanji nahm sich ein Papier und schrieb seinen Text auf. Es fiel ihm leicht, sich solche Dinge zu merken, besonders wenn er sie selbst verfasst hatte. Er hatte sich nie ernsthaft mit dem Schreiben eines Songs befasst, da er einerseits den Luxus hatte und genoss, seine Texte fertig vorgelegt zu bekommen, andererseits fand er seine geistigen Ergüsse eher schwach bis maximal mittelmäßig bis hin zu einfach plump. Aber Zoro schrieb sehr gut. Und jetzt, wo er ihn näher kannte, wunderte es ihn. Der Jüngere gab am Tag vielleicht drei vollständige, lange Sätze von sich, manchmal bedeutend weniger. Es war nicht so, als würde es ihn stören, er kannte und liebte ihn nicht anders, aber dass grade er alle Songs seiner Band selber schrieb, verblüffte ihn. Sprach er deswegen so wenig? Hatte er seine Worte für die Texte verbraucht? Sanji schmunzelte bei dem Gedanken. Zoro sah angestrengt auf das Blatt vor sich. Es war das, was er vor einigen Tagen verfasst hatte, als er voller Emotionen war. Er hatte schon befürchtet, jetzt würde er den Text einfach nur schlecht finden, da er ihn in einem unzurechnungsfähigen Zustand geschrieben hatte. Doch der Fall trat zum Glück nicht ein. "Was hältst du eigentlich davon?", fragte Sanji, und zeigte auf seinen Text. "Ich finde ihn sehr gut." "Nicht zu schnulzig?" "Red keinen Unsinn." "Hmm..." Sanji sah auf das Blatt. Er hatte zwei Strophen geschrieben. Die ersten seines Lebens. "Und was ich geschrieben habe?", fragte der Jüngere. "Viel besser als Meines." "Idiot." Zoro legte seine Hand in Sanjis Nacken, und strich ihm durch das Haar. "Hey, wie war das vorhin? Finger weg." Während er das sagte, nahm er die Hand des Anderen und drückte einen Kuss auf die Handinnenfläche. "Zwei Tage...", seufzte der Grünhaarige. "Meinst du, wir halten das aus?", grinste Sanji. "Im Moment zweifle ich an meiner Standhaftigkeit..." Der Blonde lachte auf. "Es gibt nur eine Möglichkeit. Wir müssen so schnell wie möglich den Text fertig schreiben. Wenn das erledigt ist...", meinte er, und fuhr mit dem Finger über Zoros Brust entlang. "Finger weg..." Zoro schnappte nach Sanjis Hand, doch der Blonde zog sie schnell genug weg. "Jetzt müssen wir aber wirklich mal arbeiten." "Sanji, es wird dunkel draußen..." "Dunkel?" Sanji sah auf. Tatsächlich dämmerte es, und der Himmel färbte sich blutrot. Fast schon romantisch, wenn er von den Rückenschmerzen absah, die er dank seiner unbequemen Sitzposition in den letzten Stunden bekommen hatte. Zoro und er waren über den niedrigen Tisch gebeugt, und besprachen Einzelheiten, strichen einzelne Wörter, verschoben oder entfernten einige Sätze und schrieben zusammen den Refrain. "Sind wir wirklich... fertig?", fragte Zoro und lehnte sich zurück. "Ja, sind wir. Oh Gott, ich sterbe..." Sanji seufzte, schloss die Augen und lehnte sich an die breite Schulter des Anderen. "Das wäre ein denkbar schlechter Zeitpunkt", meinte der Jüngere, und legte einen Arm um Sanji. Fertig. Wenn Robin und Usopp-san nicht noch allzu viel zu bemängeln hatten, konnte es richtig losgehen. Jetzt würde der wahre Stress beginnen. Die Aufnahmen, Promotionsauftritte, Videodreh, Interviews, Fotoshootings. Zumindest morgen hätten sie frei. "Weißt du was? Jetzt, wo unsere Arbeit erledigt ist, könnten wir ja..." Zoro fuhr mit den Fingern unter Sanjis Hemdkragen. "Denkst du etwa an das Gleiche wie ich?", fragte er und drehte sich zu ihm um. "Ich hoffe es doch...", raunte er und näherte sich dem Blonden. "Dann lass uns schlafen gehen." "Ich dachte schon, du würdest es nie sagen... Lange kann ich meine Augen nicht mehr auflassen." Die Mühe, getrennt am Hotel anzukommen, machten sie sich nicht. Allerdings bestellte Sanji einen Fahrer, denn mit seinem oder Zoros Wagen konnten sie dort nicht erscheinen. Es wäre bloß ein gefundenes Fressen für die Klatschreporter. Und denen hatten sie mit ihrem gemeinsam verbrachten Abend schon genug Stoff geliefert. Auch gestern Morgen bekamen sie eine dieser Zeitungen zugestellt, wieder mit Bildern von sich darin. Sie wurden am gleichen Abend aufgenommen, nur aus einer anderen Perspektive. Verdammt, wer bezahlte nur für so schlechte Bilder von ihnen? Gut, das wären sicher alle Gossipmagazine Japans, aber war es wirklich derart interessant, zu sehen, wie sie beide in ein Diner gehen? Er wusste genau, worum es ging. Auf diesen Bildern sah man es deutlicher, wie sie die Hand des Anderen hielten. Genaugenommen zog Zoro ihn ja mit sich, das zählte doch gar nicht. "Wir sind da, Sanji." Die angenehme Stimme des Jüngeren drang an sein Ohr. Die gesamte Fahrt über hatte der Blonde aus dem Fenster gesehen, und über die Berichte gegrübelt. Warum war er auch so unvorsichtig gewesen? Natürlich, wenn er es könnte, würde er jedem Menschen auf der Welt sagen, dass er und Zoro ein Paar waren. Aber das war nicht möglich. Nicht, weil er nicht wusste, wie er es publik machen konnte, sondern weil er es nicht durfte. Er bezweifelte, dass all die Leute um ihn herum tolerant genug waren, sich damit abzufinden, wie er eben war, und wen er liebte. Sein Management mit Usopp-san, der dort am Meisten zu sagen hatte, würde es vielleicht. Sein Chef Franky... der würde ihm am Ende noch Beziehungs-Tipps geben, damit Sanji ja glücklich würde, egal ob mit einem Mann oder einer Frau. Und seine Fans, die am Wichtigsten waren? Ein Teil würde sich sicher von ihm und seiner Musik abwenden, auch wenn er die gleiche Person bliebe. Und die anderen... würden ihm weiter treu bleiben, und von nun an noch gruseligere Fanfictions über ihn schreiben. Oh Gott. "Sanji, bist du noch hier?" Er schreckte auf. Vollkommen in Gedanken versunken stand er vor dem Auto, aus dem er sich langsam bewegt hatte, und sah nun Zoro an. "Was?" Der Grünhaarige lächelte. "Wo bist du mit deinen Gedanken?" – "Nur bei dir.", grinste der Blonde, und folgte dem Anderen in das Hotel. Wie immer nutzen sie den Geheimgang durch das spärliche beleuchtete, staubige Treppenhaus. Aber er wollte sich gar nicht beschweren. Das war tausendmal besser, als den Vordereingang zu nutzen. In Nullkommanichts wäre dort alles voller Fotografen. "Zoro, du bist zu weit gelaufen..." Er hatte eine Sekunde nicht aufgepasst, und der Jüngere hatte ein Stockwerk zu viel genommen. "Du bist der mit dem Orientierungssinn...", sagte der Andere, und fuhr sich mit der Hand in den Nacken. "Schon gut. Folg mir einfach." – "Nichts lieber als das." Die Präsidentensuite kam ihm protzig wie immer vor, mit der üppigen Dekoration und den ausladenden Möbelstücken. Am Tisch saßen bereits Robin und Usopp-san, beide mit erleichtertem Gesichtsausdruck. Obwohl er das für die schwarzhaarige Lady nicht einschätzen konnte, denn sie schien immer ausgeglichen. Nach einer kurzen Begrüßung setzten sich die beiden Sänger nebeneinander auf das Sofa. "Bitte Sanji... sag mir, dass ihr den Text fertig habt..." "Ja, er ist fertig. Bitteschön." Aus einer Mappe zog er zwei Kopien des Textes, jeweils eine für die beiden Manager. Gespannt sah besah er sich die Miene des schwarz gelockten Mannes. Aufmerksam las er Zeile um Zeile des Textes, mit dem Titel "Last Dance". Refrain (Zoro / Sanji) Nur dieses eine, letzte Mal - gewähre mir diesen Tanz einen letzten Tanz. Nur dieses eine, letzte Mal - gewähre mir diesen Tanz einen letzten Tanz. Strophe 1 (Sanji) Haben wir uns je zuvor gesehen? Nie habe ich dich bemerkt, schönes Geschöpf. Heute Abend traf ich dich zum ersten Mal, wir reden so, als kennen wir uns ein Leben lang. Deine Anmut, deine Grazie, so wundervoll, dass du den Mondschein erblassen lässt. Wo kommst du her? Wo willst du hin? Wohin auch immer der Wind dich führt, heute Nacht sei mein. Refrain (Sanji) Nur dieses eine, letzte Mal - gewähre mir diesen Tanz einen letzten Tanz. Nur dieses eine, letzte Mal - gewähre mir diesen Tanz einen letzten Tanz. Strophe 2 (Zoro) Ich sah dich schon so oft hier, doch nie sprachen wir ein Wort zusammen. Aus der Ferne habe ich dich beobachtet, du warst unnahbar wie der Mond am Himmel. Wir stehen uns gegenüber, ich kann den Blick nicht von dir abwenden. Wo kommst du her? Wo willst du hin? Wohin auch immer der Wind dich führt, heute Nacht sei mein. Refrain (Zoro / Sanji) Nur dieses eine, letzte Mal - gewähre mir diesen Tanz einen letzten Tanz. Nur dieses eine, letzte Mal - gewähre mir diesen Tanz einen letzten Tanz. Einen Tanz, der mich alles vergessen lässt, nur uns zwei gehört diese Nacht. Strophe 3 (Sanji / Zoro) Dreh dich nicht weg, schau zu mir. Geh nicht weg, komm her zu mir. Schau nicht den anderen an, bleib nur in meinen Armen hier. Der Wind trug dich weg, ließ mich allein. Gibt es nichts, dass dich bei mir hält? Die Sonne zeigt sich am Horizont, der helle Tag bricht herein. Nichts blieb mir, nur unser letzter Tanz. Du bist mir entschwunden, ziehst davon mit jemand anderen. Nichts blieb, nicht einmal unser letzter Tanz. ** "Eine Ballade?", fragte Robin, nachdem sie das Blatt Papier wieder auf den Tisch gelegt hatte. Zoro nickte. "Sehr schön. Ich bin sicher, und Usopp-san wird mir wohl zustimmen, dass wir keine Zeit mehr verlieren sollten, und ihr gleich Montag mit den Aufnahmen beginnt." Also wieder eine Schonfrist von zwei Tagen. "Habt ihr es jetzt eilig?", fragte der Blonde. "Nun... schau doch mal hier." Der Schwarzhaarige hielt Sanji eines dieser furchtbar bunten Hefte unter die Nase. Die dämliche Überschrift las er gar nicht erst, sondern nur den kurzen Text darunter. "Oh... Es steht schon in der Zeitung, dass wir ein Duett aufnehmen?", fragten beide fast gleichzeitig. Zoro hatte sich zum Lesen über Sanjis Schulter gebeugt, und las die Meldung mit angestrengter Miene. "Ja. Wir mussten uns eine Ausrede einfallen lassen, um die Bilder zu erklären. Welche, muss ich ja nicht näher erläutern", sagte Robin ruhig, und nippte an ihrem Kaffee. "Und das haben die geschluckt?", hakte Zoro nach. "Mit ein wenig Überredung seitens Robin haben sie..." Die Blicke wandten sich auf die Schwarzhaarige, die wieder nur ihr verschwörerisches Lächeln zeigte. Mit ihr würde er sich im Leben nicht anlegen, dachte der Blonde bei sich. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Bevor hier die Erklärungen der kleinen Sternchen folgen, noch ein Aufruf: Nehmt am Fanart-Wettbewerb zu HEARTROCK* Teil!! Ja, es gibt etwas zu gewinnen~ Hier der Link dazu: http://animexx.onlinewelten.com/wettbewerbe/wettbewerb.php?id=39604 *= Fallen unterschiedliche Töne auf ein und dieselbe Höhe, nennt man es ENHARMONISCHE VERWECHSLUNG. Das heißt, am Beispiel des Basses, auf der E-Seite(das ist die erste von oben), im 1, Bund, liegen die Töne F, E#(sprich: E is) und Gbb(sprich: G eses). Es sind zwar drei Töne, aber sie klingen gleich. Klar soweit? Und jetzt geht raus in die Welt, und belästigt eure Umwelt mit dem neu erworbenen Fachwissen der Musik~ (Ich bin zwar nicht sicher, ob je ein Klatschreporter so eine Bemerkung verfassen würde, aber was weiß denn ich? Ich bin nur König~) ** = Ja, der Text ist auf Deutsch. Warum? Erst einmal hatte ich keine große Lust, ihn ins Englische zu übertragen, nur damit er cool klingt. Zweitens wäre er für die beiden auf Japanisch, außer eben die beiden Worte „Last Dance“. Und da meine Kenntnisse in Japanisch eher... nun, sagen wir mal... kaum vorhanden sind, habe ich ihn in good old german gelassen. Außerdem verstehen ihn dann auch alle Leser. Ich nehme eben noch Rücksicht auf Menschen, die Englisch nicht fließend rückwärts sprechen. Meine Güte, bin ich großherzig v___v PS. Ja, der Text ist von mir. Zoro und Sanji haben es einfach nicht geschafft, mir bis zur Deadline einen vernünftigen Text vorzulegen, deswegen musste ich selbst ran. Ich bin kein großer Texter und Dichter, und Reime finde ich sowieso blöd. Vielleicht findet ihr ihn aber nicht allzu schlecht. Danke. König AKIHIRO ♔. Kapitel 18: A special melody. ----------------------------- 18. A special melody. Der freie Tag verging viel zu schnell. Vielleicht lag es daran, dass sie die meiste Zeit im Bett verbrachten und sich erst am Nachmittag aufraffen konnten, aufzustehen. Doch nur, um sich Essen zu bestellen, und es dann vor dem Fernseher zu verspeisen. „Was meinst du, wie lange unsere eigentliche Zusammenarbeit noch dauert?“, fragte der Grünhaarige, und schob sich einen großen Bissen in den Mund. „Nun ja... die Aufnahmen dauern vielleicht zwei Tage, oder auch kürzer. Wenn ich die Dinge wie PR-Termine, Interviews und Fotoshootings mitrechne, haben wir etwa noch einen bis zwei Monate.“ Der Jüngere nickte, und sah weiter auf den Fernseher vor sich. „Ich freue mich darauf, den Song aufzunehmen.“, sagte der Blonde. „Ja, ich auch...“, meinte Zoro, und stocherte in der Schüssel mit den Ramen umher. „Du klingst nicht wirklich fröhlich... Hast du was?“ „Nein, alles bestens.“ Der Jüngere sah ihn mit einem aufgesetzt wirkenden Lächeln an. „Hm. Du bist ein mieser Lügner“, sagte Sanji, als sich der Andere wieder seinem Essen widmete. Bestimmend nahm er seine Hand. „Lügner?“ „Du hast doch irgendwas. Das merke ich.“ „Einbildung...“ „Von wegen.“ Zoro seufzte. „Es ist wirklich nichts, okay?“, meinte er nachdrücklich. Sanji nickte, und zog seine Hand zurück. Wenn er nicht darüber reden wollte – von ihm aus. Er hatte nicht die Muße, ewig nachzuhaken. Zoro würde sich bloß stur stellen, und am Ende gar nicht mehr mit ihm sprechen. Und das wollte er auf jeden Fall vermeiden. Der Jüngere würde früher oder später schon mit der Sprache herausrücken. „Sanji?“ Der Angesprochene drehte sich zu Zoro um. Prompt landete ein Paar weicher Lippen auf Seinen. Jetzt konnte er nicht anders, als zu lächeln und aufzuhören, sich den Kopf zu zerbrechen. Was sollte schon mit ihm los sein? Es gab keinen Grund zur Beschwerde. Zoro, und auch er selbst, hatte im Moment doch alles, was man sich wünschen konnte. Einen mehr als gut bezahlten Job, eine große Wohnung, ein schickes Auto, und einen überdurchschnittlich gut aussehenden Partner. Sogar etwas zu Essen hatten sie im Moment. Doch als Zoro ihre Schüsseln auf dem Tisch abstellte, und Sanji näher an sich heranzog, wusste er, was im Leben des Anderen nicht ganz so war, wie er es sich wünschte. Der Blonde weigerte sich, nur den Namen desjenigen zu denken, der dem Grünhaarigen wohl fehlte. Wie konnte er jetzt, als Zoro grade dabei war, die Haut unter seinem Shirt zu ertasten, an einen anderen Mann denken? Er musste sich konzentrieren, auch wenn es ihm immer schwerer fiel, überhaupt etwas zu denken. Dieser Kerl, Zoros bester Freund. Warum schlich er sich auch grade jetzt wieder in seinen Kopf? Jetzt, wo der Muskulöse ihn grade auf das Sofa drückte, sein Shirt auf den Boden warf, und sich Sanjis Verschluss der Hose widmete. Er wusste, dass er keine Schuld hatte, dass sie sich jetzt verkracht hatten, und sie einfach nicht mehr miteinander sprachen. Aber er musste ihm doch nicht erzählen, wie er seine Freundschaft kitten sollte, oder? Zudem war ihm dieser Kerl auf eine gewisse Art und Weise ein Dorn im Auge. Verständlich. Er konnte vielleicht sagen, er würde Zoro nicht mehr lieben, aber wie sah in seinem Herzen aus? Nein, er würde seine Finger da rauslassen, ehe er wieder etwas Unüberlegtes sagte oder tat. Außerdem wurde seine Aufmerksamkeit nun vollends auf das gelenkt, was mit ihm geschah. Und spätestens dann, als er das bekannte und geliebte Gefühl von Schmerz und Wonne spürte, war sein Kopf wie von einem starken Luftstoß leergefegt. Zoro wurde durch einen sanften Druck auf seinen Lippen geweckt. Ohne seine Augen zu öffnen lächelte er, und wartete, ob Sanji weitermachen würde. „Hm?“ Er war irritiert, als er seine Zunge an seiner Nasenspitze spürte. „Sanji...?“ Der Grünhaarige blickte nach vorn, und ein Paar dunkler Knopfaugen strahlte ihm entgegen. „Guten Morgen Chopper...“, nuschelte er, und streichelte dem Tier über den Kopf. Dieser gab ein freudiges Kläffen von sich, als sein Herrchen sich endlich aufsetzte, und er auf dessen Schoß springen konnte. „Guten Morgen.“ Sanji stand im Türrahmen des Schlafzimmers, und lächelte ihn an. „Morgen...“ Der Blonde kam zu ihm ans Bett. Zoro bewunderte, wie elegant er sich bewegen konnte, ohne dass es gestellt wirkte. Es gehörte einfach zu ihm. „Ich habe ihn heute mal beauftragt, dich zu wecken.“, meinte der Ältere und streichelte Chopper. „Und er war fast noch zärtlicher als du...“ „Was? Er macht mir Konkurrenz?“ „Nicht ganz.“ Zoro legte seine Hand in Sanjis Nacken, und zog ihn zu sich. „Aber... er hat dir nicht über den Mund geleckt, oder?“ „Doch. Mit besonders viel Sabber...“ „Hmm... genau so, wie ich es mag...“, grinste Sanji, und legte seine Lippen auf die des Anderen. „Beeil dich mit dem Frühstück und Anziehen, ja?“, meinte der Blonde, als Chopper ihren Kuss beendete, indem er sich zwischen sie drängte. „Hab ich noch viel Zeit?“, fragte der Grünhaarige und nahm Sanjis Handgelenk. „Trödel einfach nicht.“, lächelte er, und entzog sich dem Griff. „Bekomme ich noch einen Kuss?“, fragte der Jüngere, und versuchte sich an einem Hundeblick. „Vielleicht dann, wenn du fertig bist.“ „Erpresser...“ Eine Stunde später, nachdem Zoro geduscht, verpflegt und angekleidet war, und seinen Kuss bekommen hatte, rief der Fahrer an. Schnell zogen sie ihre Schuhe an, und machten sich auf den Weg nach unten. Sanji hatte ein mulmiges Gefühl, wenn sie zusammen herauskamen aus Zoros Wohnung. Er konnte nur hoffen, dass niemand wusste, dass er schon seit einem Tag und einer Nacht hier war. Usopp-san hatte ihn beruhigen wollen, da alle Welt davon ausging, dass sie zusammenarbeiteten. Aber beinhaltete das auch beim Anderen zu wohnen? Obwohl er eher ein Dauergast war, schließlich zahlte er keine Miete. Wie es wohl wäre, mit Zoro eine eigene Wohnung zu haben? Das würde nie passieren. Nachdem sie sich kurz umgesehen hatten, eilten sie zu dem schwarzen, großen Wagen vor der Tür. Wie war das noch mal mit Diskretion? Die Scheiben des Wagens waren getönt. Von außen konnte niemand hineinsehen, doch die Insassen hatte freie Sicht nach draußen. Und doch sah Sanji sich die ganze Zeit um, fast so, als vermutete er an jeder Ecke eine Kamera. Wenn er allein gewesen wäre, hätten ihm Fotos nichts ausgemacht. Wahrscheinlich wäre er auch mit seinem eigenen Wagen zum Studio gefahren. Aber jetzt, zusammen mit Zoro? Die Gerüchte um sie wurden von Tag zu Tag aufdringlicher und privater. Und dass sie eine Affäre hatten, war da noch erfreulich zu lesen. Immer wieder sah der Jüngere zu Sanji. Dieser schien völlig in Gedanken versunken, und blickte aus dem Fenster. Gern hätte er gewusst, was den Blonden derart beschäftigte. Vielleicht die Arbeit? Eigentlich war Sanji kein nachdenklicher Typ, zumindest schätzte er ihn so ein. Das war keine Beleidigung – er sprach einfach öfter aus, wenn ihn etwas beschäftigte. Er dagegen schwieg die meiste Zeit, und grübelte allein über seine Probleme nach. Doch Sanji hatte ihn verändert. In der kurzen Zeit, in der sie zusammen waren, passierten so viele Dinge, positiv als auch negativ. Und dieser blonde Mann, von dem er damals dachte, er würde ihm nicht einmal die Hand geben, brachte ihn dazu, viel öfter aus sich herauszukommen. Er redete viel mehr, nicht nur mit Sanji. Robin hatte ihn darauf aufmerksam gemacht. Manchmal ertappte er sich schon dabei, wie er vor dem Spiegel oder Schrank stand, und überlegte, was dem Älteren wohl am Besten an ihm gefiel. Erst drehte es sich um die Kleidung, jetzt um ihn als Ganzes. Und jetzt lernte er, wie gut es sich anfühlte, Zärtlichkeiten zu geben. Zwar war Sanji der erste Mann, den er liebte, aber sämtlichen Frauen hatte er nicht mal die Hälfte der Aufmerksamkeit geschenkt, wie es jetzt bei dem Schlanken der Fall war. Die Meisten waren sowieso lockere Affären, mit denen er sich nur einige Male traf. Aber Keine ließ er nah an sich heran. Kaum eine blieb bis zum Morgen. Das wollte er auch gar nicht, und sicher hatte er es die Frauen spüren lassen. Zoro hatte gedacht, ihm würden diese oberflächlichen Körperlichkeiten völlig ausreichen. Doch als er Sanji traf, wollte er mehr. Jetzt liebte er es, wenn er aufwachte, und den schönen, warmen Körper neben sich zu spüren. Er liebte es, sich an seinen schmalen Rücken zu schmiegen, die Arme um ihn zu legen, und den Duft seiner blonden Haare tief einzuatmen. Zoro liebte es, den ruhigen Atmen und das gleichmäßig schlagende Herz zu hören, ihm einfach zu lauschen. Wenn der Blonde dann langsam wach wurde, und ihn mit seinem verschlafenen, aber ehrlich glücklichen Gesicht ansah und ihm ein Lächeln schenkte, wollte er ihn mit Küssen übersäen. Für ihn war er mehr als perfekt. Und doch beschlichen ihn Zweifel. Er war zwar egoistisch genug, zu denken, er habe ihn verdient, aber für wie lange? Im Moment lebte Sanji praktisch bei ihm. Es war gut, denn so mussten sie keine telefonischen Rücksprachen halten, weder bei Terminen oder dem Schreiben. Aber was kam danach? Ihre Zusammenarbeit war so gut wie erledigt. Sie würden den Song aufnehmen, und sobald dieser fertig für die Produktion war, endete der Vertrag. Sicher, danach würden Pressetermine und Promotionsauftritte sie immer wieder zusammenführen, aber würde Sanji noch weiter bei ihm wohnen wollen? Würden sie auch nach dieser Kooperation ein Paar wie jetzt bleiben? Vielleicht klammerte er ihm zu viel. So, wie er sich jeden Morgen an ihn schmiegte. Zoro wollte ihn nicht einengen. Sanji sollte gehen, wann und wohin er wollte. Auch wenn das bedeuten würde, dass er wieder bei ihm auszog. Bei dem Gedanken, die Sachen des Blonden wären nicht mehr in seiner Wohnung zu finden, kam sie ihm schon jetzt leer vor. Dieser Gedanke gefiel ihm absolut nicht. „Meine Herren, wir sind da.“ Die Stimme des Fahrers riss sie aus ihren Überlegungen und Grübeleien. Zoro sah zu Sanji, der ihm ein Lächeln schenkte. Sie hatten während der Fahrt nicht ein Wort miteinander gewechselt, aber der Jüngere hatte, kurz nachdem sie losgefahren waren, die Hand des Anderen genommen. Er ließ sie jetzt nur ungern los, aber es musste sein. Die beiden stiegen aus. „Danke, Helmeppo. Bis später.“, bedankte sich Sanji bei dem hellblonden Fahrer, und schloss die Tür. Das Aufnahmestudio war ein hoher, moderner Bau. Die Fassade war schneeweiß und strahlte nahezu. Das Sonnenlicht brach sich in den großen Fensterscheiben. Sanji ging entschlossen voran, Zoro folgte ihm in einem höflichen Abstand. Der Eingangsbereich war Sonnenlicht durchflutet, zwei der Wände waren komplett aus Glas. Es ließ den Raum mit dem weißen, gefliesten Boden und den hellen Wänden noch greller wirken. An den Seiten cremefarbene Möbel, jeweils ein rundes Sofa, drei Sessel um einen niedrigen Glastisch. Warum war hier alles aus Glas? Es war viel zu zerbrechlich. Zoro machte seine Aufnahmen immer in einem anderen Studio, das längst nicht so glamourös war wie das hier. Und ganz sicher nicht so hell, als sollte man denken, man sei beim Zahnarzt. Am Empfang wartete Usopp-san auf sie. „Hallo. Schön, dass ihr pünktlich seid.“, sagte der Manager. „Natürlich. Du hast Helmeppo geschickt.“ Zoro nickte dem Schwarzhaarigen zu. Er mochte Usopp-san. Zumindest war es so, dass er ihn nicht besonders unsympathisch fand. Manchmal tat er ihm sogar leid, denn Sanji war oft etwas zickig und auch ausfallend ihm gegenüber. Aber er wusste sicher, auf was er sich da eingelassen hatte, und musste damit zurechtkommen. Noch kannte er ihn einfach nicht gut genug, und konnte ihn nicht einschätzen. Daher beschränkte sich ihre Begrüßung auf ein Nicken. Mit seinem gewohnten, selbstbewussten und leicht federnden Gang schritt Sanji ihnen voran. Sein Manager folgte ihm fast auf dem Fuße, Zoro ließ wieder einen kleinen Abstand zwischen ihnen. Es wäre zu verlockend, einfach den Arm auszustrecken, und die Hand des Blonden zu greifen. Sie war oft eiskalt, und die lange, grazile Form passte wie vorherbestimmt in seine großen Hände. Er liebte es, sie zu halten, bis sie wieder warm waren, und ihn dann ganz zu wärmen. Wieder drifteten seine Gedanken ab, und erst als er fast mit Sanji zusammenstieß, sah er auf. Sie betraten einen Aufnahmeraum. Schon auf den ersten Blick sah er die enorme Ausstattung der technischen Anlagen. Das, was sie benutzten, um ihre Proben aufzunehmen, war lachhaft dagegen. Als ob sie mit einem Kassettenrekorder arbeiteten. Auch in den Studios, in denen sie vorher ihre CDs aufgenommen hatten, war es im Gegensatz hierzu lächerlich. Und trotz der beeindruckenden Technik, war noch genügend Platz für zwei Sofas an der Seite, drei Drehstühlen vor dem Mischpult und zwei Sesseln. Robin wartete bereits in einem von ihnen. Sie lächelte wie immer freundlich und begrüßte sie. „Setzt euch doch.“ Sanji nahm auf einem Ende des weichen Sofas Platz, Zoro am anderen. „Ihr dürft euch ruhig näher zueinander setzen“, sagte Usopp-san, und ließ sich neben Robin auf dem freien Sessel nieder. „Ähm...“ Der Grünhaarige sah schnell von dem Manager zum Blonden. „Ja, wir wissen es.“, bestätigte die Schwarzhaarige. Sanjis Ohren färbten sich hellrot. „Und was ist mit den Konsequenzen?“ Der Jüngere schaute zum Anderen. Robin lächelte. „Usopp-san und ich haben entschieden, euch eine Chance zu geben. Außerdem scheint ihr ja jetzt eure Probleme aus der Welt geschafft zu haben.“ Die beiden Sänger nickten stumm, und warfen sich einen fast schon verschwörerischen Blick zu. „Wenn das so ist...“, sagte Zoro grinsend und rückte näher zu Sanji. Er legte den Arm über die Lehne, und ließ seine Hand auf der Schulter des Schmächtigen ruhen. Robin nahm es ohne die Miene zu verziehen zur Kenntnis, Usopp-san sah mit einem etwas verlegenen Blick von ihnen weg. Irgendwann wurde die Tür geöffnet, und Zoro ließ von dem Blonden ab. Dass er mittlerweile den Arm um dessen Schultern gelegt hatte, war ihm erst jetzt wieder bewusst. Ein Mann betrat den Raum, bei dessen Anblick der Grünhaarige unweigerlich zusammenzuckte. Er war unglaublich groß, vielleicht zwei Meter, wenn nicht sogar noch größer, und unfassbar dünn. Er wirkte wie ein lebendes Skelett. Allerdings wurde das Bild durch seine Frisur gestört, denn der Kerl hatte einen ausladenden, schwarzen Afro auf dem Kopf. Und außer ihm schien niemanden sein seltsames Äußeres zu stören. Denn Robin lächelte bloß, Sanji winkte ihm kurz zu, und Usopp-san stand auf, und begrüßte ihn mit den Worten: „Hey Brook, auch den Weg hierher gefunden?“ Der große Mann lachte laut und fast schon hysterisch auf, dass sich Zoros Nackenhaare aufstellten. „Tut mir leid, ich wurde nur grade aufgehalten von Franky-san“, sagte er. Zumindest seine Stimme war nicht ganz so erschreckend wie sein Aussehen. „Franky ist hier?“, fragte Sanji, und lehnte sich zurück. „Ja. Er hatte noch einiges zu erledigen wegen der Über... AU!“ Brooks Satz wurde durch einen Stoß in seine Rippen unterbrochen, den ihm Usopp-san mit seinem Ellenbogen verpasste. Über...? Was auch immer das wieder sein sollte. Aber Franky, der Boss von Sanjis Plattenfirma mit dem Namen >sun:floWer<, war bekannt für seine exzentrischen Aktionen. Aber was sollte man auch von jemandem denken, der berühmt war für eine stets frisierte Tolle auf dem Kopf, Hawaiihemden zu jeder Tages- sowie Jahreszeit, und einer Abneigung gegen Hosen? Auf Letztere verzichtete er allerdings nicht, wenn er auf die Straße ging. „Also, habt ihr schon die Noten für mich?“, fragte der dünne Mann, und nahm auf einem der Drehstühle Platz. Erst jetzt sah Zoro den Gitarrenkoffer, den er bei sich trug. Er war viel zu abgelenkt von seiner Statur, als dass er den breiten Koffer hätte bemerken können. „Nein, noch haben wir bloß eine grobe Melodie. Aber wie ich dich kenne, wirst du uns helfen können“, sagte der Blonde und lächelte freundlich. „Natürlich kann ich das. Dann lass mal was hören, Sanji“, meinte Brook, und holte nebenbei seine Gitarre hervor. Sie war pechschwarz, auf Hochglanz poliert, und hatte Reglerknöpfe in Totenkopf-Form. Der Ältere summte ihm die Melodie vor, die beiden für das Lied am geeignetsten erschien, und der Afro-Mann lauschte aufmerksam, und spielte stumm mit seinen langen, dünnen Fingern auf den Saiten. „Hmhm, alles klar...“, sagte er, und schloss sein Instrument an einen Verstärker neben dem Mischpult. Spätestens jetzt wusste Zoro, welche Aufgabe dieser Mann hatte. Er spielte die Songs ein, die hier aufgenommen wurden. Leute wie er waren da, wenn Solokünstler aufnahmen, oder die Gitarristen einer Band, aus welchen Gründen auch immer, versagten, und nicht selber spielen konnten. Auch wenn er selber spielen konnte, Zoro wollte ganz sicher nicht für die CD spielen. Es hätte einfach nicht gepasst, redete er sich ein. Und außerdem spielte er nur im Notfall selber, oder wenn es ihn auf der Bühne einfach dazu trieb. Dazu hatte er seine wechselnden Gitarristen, oder auch Ace, der auch nur heimlich, aber sehr gut spielte. „Also...“, sagte Brook, und begann zu spielen. Seine Finger glitten über die einzelnen Saiten, als wollte er sie streicheln, und nicht, um sie zu spielen. Es war die Melodie, die sie sich ausgedacht hatten, keine Frage. Es klang wunderbar. Aber... „Da fehlt etwas.“ Brook hörte auf zu spielen, und alle Augen richteten sich auf Zoro und Sanji, die beide zur selben Zeit das Wort ergriffen hatten. „Fehlen?“, wiederholte der Gitarrenspieler verwundert. „Hmhm... Ich kann es nicht genau bestimmen, aber etwas stimmt nicht ganz“, sagte Zoro. Die Melodie war die richtige, aber etwas, dass er nicht in Worte fassen konnte, fehlte. Und das störte ihn ganz gewaltig. „Ihr solltet lieber herausfinden, was es ist“, sagte Usopp-san ernst. „Wir haben nicht ewig Zeit.“ Die Sänger nickten. „Könnten wir sonst erst einmal den Gesang aufnehmen? Wenn zumindest die Melodie stimmt“, schlug Robin vor. Noch länger wollte auch die geduldige Mangerin es nicht herauszögern. Sie sangen. Und die Zeit, die sie mit dem Schreiben des Textes vertrödelt hatten, schien sich doch gelohnt zu haben. Ihre Stimmen passten perfekt zueinander, als wären sie für einander gemacht. Oder zumindest sehr lange angehört und abgeglichen worden. Sie konnten ja nicht ahnen, dass ihr Duett eigentlich nur eine fixe Idee im Kopf von Franky war. Aber mal wieder hatte der den richtigen Riecher gehabt. Nachdem sie ihn ein weiteres Mal wiederholt hatten, waren sie fertig. Zufrieden lächelten sie sich an. Fast schon wollten sie die Hand des Anderes nehmen, aber unter den wachsamen Augen ihrer Manager ließen sie es bleiben. Brook musste nicht eingeweiht werden. Dieser saß die ganze Zeit daneben, und hörte sich an, was er für die beiden zur Orientierung eingespielt hatte. Für ihn klang es bereits perfekt, und das noch nicht mal, weil er sich selbst loben wollte. Er vermutete, dass sich die beiden einfach noch nicht lange genug mit der Melodie beschäftigt hatten, und früher oder später akzeptierten, dass seine Arbeit perfekt war. Bevor sie das Studio verließen, nahm Usopp-san seinen Schützling zur Seite. „Wir können vielleicht noch 24 Stunden warten, bevor alles fertig gemischt wird, und die restlichen Instrumente aufgenommen werden. Bis dahin sollte euch wirklich eingefallen sein, was der Guitarline fehlt“, meinte der Schwarzhaarige eindringlich. Sanji nickte. „Natürlich. Bis dahin wissen wir's.“ „Ich will es hoffen.“ Der Blonde wandte sich zum Gehen. „Und Sanji? In der Öffentlichkeit solltet ihr lieber nicht Händchen halten.“ Der Sänger seufzte, und nickte erneut. „Wird nie wieder vorkommen.“ Dann verließ er den Raum, vor dem Zoro auf ihn wartete. „Was wollte er?“ „Uns drohen. Bis morgen müssen wir das Problem mit der Gitarre gelöst haben.“ Der Grünhaarige nahm es zur Kenntnis. „Es ist ein bisschen so, als würde das richtige Gefühl fehlen“, meinte der Jüngere. Sein Liebhaber sah ihn fragend an. „Ja ich weiß genau, Brook ist ein wirklich erstklassiger Musiker, das will ich gar nicht anzweifeln, doch eine gewisse Stimmung fehlt dabei.“ Sanji ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. Es fehlte ein bestimmtes Gefühl. Erst dachte er, es wäre wirklich albern, aber Zoro hatte Recht. Brook war ein Außenstehender, und dieses Mal fehlte der Draht zu dem Song. Sanji hatte fast immer mit ihm zusammengearbeitet, und sein Spiel passte zu ihm. Denn die Texte und Melodien waren nicht von ihm. Ohne ihn, seine Stimme, waren es nur leere Worte, und erst er brachte sie zum leben. Doch jetzt steckte sein Herzblut und gewissermaßen seine Tränen in dem Lied. Und Brook war der Falsche für die Gitarre, die in dem Song so hervorstach. Wieder sprachen sie auf der Fahrt kein Wort miteinander, sondern hielten nur die Hand des Anderen. Beide überlegten unentwegt, wie sie das Problem lösen sollten. „Zoro... wieso spielst du nicht selber?“, fragte der Blonde, kaum dass sie wieder in der Wohnung ankamen. Der Grünhaarige hielt kurz inne, und schüttelte dann den Kopf. „Ich bin nicht gut genug.“ Sanji lachte auf. „Ich hab dich spielen sehen und gehört auf der Bühne... du bist unglaublich gut“, sagte er, und kam auf den Größeren zu. „Nein wirklich, das würde nicht passen. Ich kann nicht gleichzeitig singen, und die Gitarre spielen.“ Der Blonde legte seine Hände auf die Oberarme des Anderen, sah ihn eindringlich an. „Und wieso nicht? Das wäre doch perfekt. Der Text und die Melodie sind ein Teil von dir. Außerdem spielst du doch auch oft zu deinen eigenen Songs.“ „Das ist aber eine ganz andere Sache. Wenn, dann müssten wir beide ein Instrument spielen“, sagte der Grünhaarige ernst. Sanji verzog das Gesicht. „Oh ja. Ich am Klavier, damit niemand den Song ertragen kann.“ Er schüttelte den Kopf bei der abstrusen Vorstellung, sich an die Tasten zu setzen. „Siehst du? Und wenn du es nicht machst, dann mache ich es auch nicht“, tat Zoro es ab. „Das ist doch was ganz Anderes! Du spielst ausgezeichnet Gitarre, ich spiele furchtbar Klavier. Schon immer. Und ich werde es auch nicht in wenigen Stunden auf wundersame Art und Weise lernen.“ „Also müssen wir jemand Anderen suchen.“ „Hast du überhaupt verstanden, was ich meine?!“ Zoro nickte. „Uns fällt schon jemand ein.“ „Bist du grade nicht ein bisschen zu locker?“, fragte Sanji fast schon schnippisch. „Was soll ich machen? Nervös durch die Wohnung laufen und mir den Kopf zerbrechen?“ „Auf jeden Fall einmal nachdenken...“, knurrte der Blonde. „Willst du sagen, ich bemühe mich nicht?“ „Zumindest nicht genug...“ Zoro warf dem Älteren einen wütenden Blick zu. „Na schön. Dann werde ich einfach auf dem Weg zum Convini und zurück mehr nachdenken.“ „Du willst doch jetzt nicht ernsthaft einkaufen?“ Zoro ging an Sanji vorbei, und holte sein Portemonnaie aus einer Schublade im Flur. „Doch, will ich. Brauchst du etwas?“ Der Blonde folgte ihm. „Nein. Aber das ist egal, bleib -“ Ehe er den Satz beenden konnte, schlüpfte Zoro in seine Stiefel, kam auf ihn zu, und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Bis gleich.“ Dann drehte er sich um, und verließ die Wohnung. Die klassische Flucht nach vorn. Auch wenn er nur kurz weg sein würde, und natürlich wiederkam, es würde helfen. Sanji und auch er selbst hatten sich grundlos aufgeregt, da war es einfach besser, sich kurz aus dem Weg zu gehen, damit sie sich beide abkühlten. Zudem war sein Kühlschrank leer, und mit etwas im Magen würde es sich gleich viel besser nachdenken lassen. Und Sanji wäre weniger reizbar. Er sollte wirklich mehr essen. Zoros Gedanken schweiften ab von ihrem aktuellen Problem, und kreisten wieder um sein Lieblingsthema: Sanji. Was ihn zu seinem eigenen Konflikt brachte. Was kam nach dieser Zusammenarbeit? Würden sie einfach so weitermachen? Sanji und er in seiner Wohnung? Oder würden sie zusammenziehen? Sicher nicht, dann könnten sie gleich eine Heiratsannonce in die Zeitung setzen, damit jeder bemerkte, was da zwischen ihnen lief. Dabei wäre es sicher perfekt. Auch wenn sie schon jetzt einen Haushalt teilten, auf gewisse Art und Weise, es war doch immer >seine Wohnung<, nicht >ihre Wohnung<. Sanji war sein Mitbewohner, den er nie wieder gehen lassen wollte, wenn er ehrlich zu sich war. Er war derart in Gedanken versunken, dass er erst einmal am Convini vorbeiging, und die Straße entlangging, ohne darauf zu achten, wo er war. Würde er nicht schon eine ganze Weile hier wohnen, hätte er sich sicher hoffnungslos verlaufen. Orientierungslosigkeit war seine Schwäche. Aber Schwächen machten ja attraktiv, sagte er sich immer, um sich herauszureden. Und so schlenderte er zwei Straßen weiter, bevor ihm sein Fehler auffiel, und er möglichst unauffällig auf dem Absatz kehrt machte. Sanji wunderte sich selbst, wie schnell ihn Zoro manchmal auf die Palme bringen konnte. So heiß und innig er ihn liebte, ja mit seiner gesamten Leidenschaft, so oft wollte er ihm in den Hintern treten. Oft fingen sie an, über Kleinigkeiten zu diskutieren, was jedoch nie besonders ernst war. Diese Zankereien schienen ihre sonst so harmonische Beziehung zu beleben. Ihre Streits endeten meist so schnell, wie sie begonnen hatten. Doch jetzt war die Lage ernst. Jetzt stritten sie weder über Nichtigkeiten, noch sonstigen Kleinkram. Es ging um die Arbeit, und einen wichtigen Punkt dabei. Also war es gut, dass Zoro für einen Moment gegangen war. Sanji setzte sich wieder aufs Sofa und Chopper sprang hoch zu ihm. Er streichelte den kleinen Hund, der sich sichtlich über die Zuwendung freute. Der Blick des Blonden fiel auf ein silbernes Gerät auf dem Tisch. Zoros Handy. Offenbar hatte er es schon zu den Aufnahmen nicht mitgenommen. Es sah ramponiert aus. Überall Kratzer auf der Hülle, und ein Sprung im Displayglas. Der Jüngere meinte, es sei ihm aus der Hand gefallen, aber Sanji ahnte schon, dass es geworfen worden war, mit voller Absicht. Denn an der Wand hatte er eine winzige Delle entdeckt, in der die Ecke des Handys perfekt passte. Wann er das getan hatte, konnte er sich denken. Nicht den exakten Zeitpunkt, aber die Zeitspanne, in der es passiert war. Schließlich hatten sie ihren ersten Krach hinter sich. Und vor diesem war das kleine Telefon noch unversehrt gewesen. Gleich am Anfang ihrer Beziehung, oder sogar davor, als es noch keinen Namen hatte, aber beide doch wussten, was sie wollten. Der Blonde wollte seine Gedanken wieder auf die Arbeit lenken, doch es fiel ihm schwer. Immer wieder schlich sich plötzlich ein Name in seinen Kopf. Drei Buchstaben, die ihn geradezu anschrieen. Ace. Wieder und wieder. Warum jetzt? Warum nervte Zoros Bandkollege ihn in seinen Gedanken? Dann wusste er es. Er sah von Chopper, der sich neben ihm zusammengerollt hatte, zum Telefon auf dem Tisch. Natürlich. Als ob ihn jemand beobachten könnte, nahm er das Handy und klappte es auf. Er hatte ein ähnliches Modell und kannte sich aus. Schnell sah er im Telefonbuch des Geräts nach. Dank alphabetischer Ordnung war der Name an erster Stelle. Er schickte sich die Kontaktdaten auf sein eigenes Handy. Würde er von Zoros Handy anrufen, würde Ace vielleicht nicht abnehmen. Außerdem hatte er sich geschworen, die Finger von dem Mobiltelefon des Anderen zu lassen. Gut, das hier war eine Ausnahme. Sanji ging ins Schlafzimmer, und schloss die Tür hinter sich. Sollte Zoro hereinkommen, würde er ihn früh genug hören, und einfach sagen, er hatte schlafen wollen. Die Nummer auf dem Display sprang ihm nahezu entgegen. Ace. Der Blonde räusperte sich, und wählte. Das Freizeichen erklang. „Ja?“ Die Stimme klang fast schon freundlich. „Hi Ace.“ Der Schwarzhaarige stutzte. „Wer ist da?“ „Ich bin's. Sanji.“ Tuut. Tuut. Tuut. Ace hatte aufgelegt, was ihn nicht sehr verwunderte. Aber so einfach würde er sich nicht abspeisen lassen. Er unterdrückte seine Nummer, und wartete einen Augenblick. Viel Zeit würde ihm sicher nicht bleiben, der Convini war nicht einmal zehn Minuten entfernt. Er konnte nur hoffen, dass sich Zoro verlief, oder einfach langsam ging. Wieder wählte er, wieder ertönte das Freizeichen. „Ja?“ Und der Andere nahm tatsächlich das Gespräch an. „Hallo? Bitte, leg nicht wieder auf, es ist wichtig!“ „Wieso sollte mich irgendetwas von dir interessieren?“ „Es geht um Zoro.“ Am anderen Ende herrschte kurz Stille. „Na und?“ „Ihr seid Freunde“, sagte Sanji bestimmt. „Und wenn schon. Wir hatten Streit.“ „Freunde vertragen sich.“ „Hast du mich nur angerufen, um mich zu nerven? Woher hast du überhaupt die Nummer?“, fragte Ace wütend. „Nein, habe ich nicht. Ehrlich gesagt habe ich eine Bitte.“ Er ignorierte die letzte Frage einfach. „Warum sollte ich die erfüllen?“ „Gegenfrage: Magst du Zoro noch?“ „Das geht dich nichts an!“ „Also ja.“ Der Sommersprossige gab ein abwertendes Geräusch von sich. „Ace, ich weiß, wie gut du Gitarre spielst. Und für den Song benötigen wir jemanden, der die Guitarline einspielt. Und du passt einfach in die Produktion.“ „Hat er das gesagt?“, fragte der Schwarzhaarige fast schon hoffnungsvoll. „Ja, hat er.“, log Sanji frei heraus. „Schick mir den Text.“ „Mach ich. Also sagst du zu?“ „Mal sehen.“ Und dann legte er wieder auf. Nicht zu früh. Denn er hörte schon den Schlüssel an der Wohnungstür klicken. In Windeseile schrieb er Ace noch eine E-Mail mit dem gespeicherten Text, und der Mitteilung, er solle sich bis morgen entschieden haben, dann kam er aus dem Schlafzimmer, um Zoro wieder zu begrüßen. Er hatte ihn vermisst, auch wenn er weder sehr lange noch besonders weit weg gewesen war. Mit einem Lächeln nahm er ihm die weißen Plastiktüten ab, und trug sie in die Küche. „Tut mir leid, dass ich es nicht ernst genug nehme“, sagte Zoro, und verstaute die Einkäufe im Kühlschrank. „Schon gut. Ich hab dich bedrängt“, meinte Sanji, und beendete damit das Thema. Es passte so gar nicht zum Jüngeren, dass er sich entschuldigte. Sonst war ihnen immer klar, wann sie das Kriegsbeil begraben hatten, ohne dass einer von ihnen etwas sagen musste. War irgendetwas anders als sonst? Der Blonde hielt kurz inne, als er eine Packung Nudeln in den Hängeschrank vor sich packte. Er drehte sich um zu Zoro, der überlegte, wie er die Lebensmittel in dem zu kleinen Kühlfach unterbringen sollte. Der Blonde kam auf ihn zu, und legte seine Arme um den muskulösen Oberkörper, und lehnte seine Stirn an den Rücken. „Sanji?“ „Sag nichts.“ Der Grünhaarige drehte sich in der Umarmung des Schmächtigen zu diesem um. Zog ihn an sich, und küsste den blonden Schopf. Jetzt war alles gut. Sie lagen sich in den Armen, spürten die Wärme des Anderen. Alles war wie immer. Aber was war dieses flaue, undefinierte Gefühl in seinem Magen, das ihn nicht losließ? Kapitel 19: I mean no, but yes, but... what? -------------------------------------------- 19. I mean no, but yes, but...what? Er hatte das Gefühl, sich seit Tagen schon in einer Art Delirium zu befinden, bloß dass er wach war, sich mehr oder weniger normal verständigte, und sich bewegte. Doch er hatte seine Wohnung seitdem nicht verlassen, und saß die meiste Zeit auf dem Sofa. Erst als sein jüngerer Bruder ein Machtwort sprach, versuchte er auch noch etwas anderes zu tun, außer fernzusehen und herumzuliegen. Ace nahm sich seine Gitarre, die er wie alles andere um sich herum in der letzten Zeit sträflich vernachlässigt hatte. Luffy war alt genug, sich selbst zu beschäftigen, und konnte auch dafür sorgen, dass der Kühlschrank gefüllt war. Allerdings nicht sehr lange, denn noch besser war er dazu in der Lage, das Kühlgerät zu leeren. Er spürte, dass es ihm gut tat, wieder Musik zu machen. Seine Finger und Hände wurden endlich wieder warm, und er spürte, dass er doch noch Muskeln in den Armen und Händen hatte, die mehr schafften, als die Fernbedienung zu benutzen. Fast hätte er sagen können, dass es ihm wieder gut ging. Doch es wäre nur die halbe Wahrheit gewesen. Denn ihm fehlte etwas, nein jemand, um glücklich zu sein. Ace wollte Zoro sehen. Er wusste, dass er keine Chance hatte, ihm näher zu kommen. Vielleicht war es auch schon zu spät, um normal befreundet zu sein. Aber was sollte er tun? Mit diesem Mann war er schon so viele Jahre befreundet, und war zudem in ihn verliebt, wie konnte er es da einfach schaffen, ihn von einem Tag auf den nächsten zu vergessen? Für den Anfang versuchte er es mit einer Menge Alkohol. Auch wenn er sonst nur zum Feiern etwas trank, in der letzten Zeit erwischte er sich ständig mit einer Flasche in der Hand. Ob nun Bier, Sake oder Wein. Irgendwann hatte sowieso alles den gleichen Geschmack, denn seine Zunge fühlte sich taub an. Sprach er noch regelmäßig mit Luffy oder Robin? Er wusste es nicht. Offenbar war er so etwas wie >krank geschrieben<, denn er erschien zu keinem Termin mit ihrer Managerin, ohne Konsequenzen. Wie lange würde er diesen Zustand noch aushalten? In ihm war etwas zerstört worden, und jetzt klaffte dort eine große Wunde. Sie brannte fürchterlich, bei jedem Atemzug den er tat, und jedem Gedanken, den er zuließ. Doch es ließ ihn eines wissen: Er war nicht tot. Irgendeine höhere Macht hatte nicht vor, ihn einfach tot umfallen zu lassen, oder friedlich auf der Couch in seinem betrunkenen Zustand einschlafen zu lassen. Wie ungerecht. Und all dem selbst ein Ende setzen? Oh nein. Ace fand Selbstmord schon immer eine egoistische Art, sich aus dem Leben zu stehlen. Mal ganz abgesehen davon, dass er sich nie für eine Möglichkeit hätte entscheiden können, wie er es anstellen sollte (Medikamentencocktail? Sich die Pulsadern aufschneiden? Vor einen Zug springen? Oder doch von einer Brücke? Und so weiter...) - Wer hätte dann auf Luffy aufgepasst? Er war zwar mittlerweile volljährig, und zumindest laut Geburtsjahr dazu fähig, alles tun zu dürfen, aber wer würde ihn beschützen, ihn vor Dummheiten bewahren? Zwar beging er von diesen selber mehr als genug, aber Luffy würde nur aus Versehen die Wohnung anzünden, weil er die Mikrowelle falsch bediente. Und wo wäre dann seine Vorbildfunktion geblieben? Seit sie klein waren, hatte Ace seinen Bruder praktisch alleine aufgezogen. Zwar lebten sie bei Pflegeeltern, denn ihre leiblichen Eltern waren verschwunden oder verstorben, aber er fühlte sich für alles, besonders Luffy, verantwortlich. Er war wie Mutter und Vater für ihn, und das, wo er doch bloß sein Bruder sein wollte. Allein deshalb musste er weiter für ihn da sein. Selbst wenn er jetzt anscheinend eine Freundin hatte, mit der er regelmäßig ausging, solange er noch mit ihm zusammenlebte, würde er für ihn sorgen. Sich einfach umbringen. Es war so absurd in seinem Kopf, dass er selbst seinem Leben ein Ende setzen sollte. Nein, er wollte entweder auf der Bühne sterben, bei einem Gitarrensolo, eben ein dramatischer Abgang, oder wenn er alt war, einfach einschlafen, und das möglichst mit einem Lächeln auf den Lippen. Rockstars brachten sich nicht um. Bloß die, die Drogen nahmen, und das dann oft nicht ganz absichtlich. Und so beschäftigte er sich mit seiner Gitarre, denn er spürte, wie ihm die Ablenkung gut tat. Er würde sicher noch einige Zeit brauchen, um Zoro wieder unter die Augen zu treten, ohne dass er gleich in Tränen ausbrechen würde, aber er blieb optimistisch. Das Ende einer Liebe war nicht das Ende der Welt. Grade griff er nach seinem Wasserglas, denn Luffy hatte jeglichen Alkohol aus dem Haus verbannt, als sein Handy klingelte. Eine unbekannte Nummer. Kurz überlegte er, ob er überhaupt abnehmen sollte, aber wer wusste schon, wer dran war? „Ja?“ Er meldete sich nicht mit seinem Namen. Der Anrufer würde schon wissen, zu wem er wollte. Jemand begrüßte ihn mit seinem Namen. Die Stimme hatte er doch schon mal gehört? Er fragte nach. „Ich bin's. Sanji.“ Noch ehe er weiter nachdenken konnte, legte er auf. Ace zitterte vor Wut. Was wollte dieser Lackaffe von ihm? Was fiel ihm ein, jemals bei ihm anzurufen? Er ballte die Hand um sein Telefon, welches verdächtig knackte. Der Schwarzhaarige kam sich dumm vor. Vielleicht hatte er zu schnell aufgelegt? Gut, er wollte diesen Kerl zwar nie wieder in seinem Leben sehen müssen, aber das konnte er vergessen. Selbst wenn er wollte, der Fratze dieses Blondis würde er in Zeitschriften und dem Fernsehen immer wieder begegnen. Doch zurückrufen würde er auch nicht. Das ließ sein Stolz einfach nicht zu. Er legte das Telefon zur Seite, und widmete sich seinem Instrument. Doch so schnell ließ es ihn nicht los. Was fiel Sanji ein, ihn anzurufen? Hatte er keinerlei Schamgrenze? Oder so etwas wie Anstand? Seine Hand ließ von den Saiten ab, und näherte sich seinem Telefon. Sollte er zurückrufen? Doch dann klingelte es wieder. Dieses Mal keine Nummer. Würde Sanji es noch einmal probieren? Er räusperte sich, und klappte sein Handy auf. Sofort bat ihn Sanji darum, nicht wieder aufzulegen. Eigentlich wollte er es auch gar nicht, aber dennoch musste er ihn überzeugen. Und dann sagte er diesen Namen. Zoro. Kurz rauschte es in seinen Ohren, in seinem gesamten Kopf. War ihm etwas passiert? Nein, er durfte sich nicht so einfach ködern lassen. „Na und?“ Sicher klang er nicht einmal halb so gleichgültig, wie er wollte. „Ihr seid Freunde.“ Natürlich war das ein Argument. Aber für ihn war Zoro schon fast immer etwas mehr als nur ein Freund gewesen, zählte das dann? Doch er konnte nicht lange über einer Antwort grübeln. „Wir hatten Streit.“ „Freunde vertragen sich.“ Was war das bloß für ein zäher Bastard! Er hatte Recht. Irgendwie. Aber er würde es ihn nicht wissen lassen. Also fragte er ihn, ob er ihn nerven wollte. Sicher wollte er das. Und erst jetzt fiel ihm ein, dass er dem Blonden ganz sicher nicht seine Nummer gegeben hatte. „Woher hast du überhaupt meine Nummer?“ Doch er ignorierte seine letzte Frage. „Ehrlich gesagt habe ich eine Bitte.“ Wie auch immer die aussehen sollte, das konnte ihm doch völlig egal sein, oder? Aber er hatte etwas von Zoro erwähnt... „Warum sollte ich die erfüllen?“ „Gegenfrage: Magst du Zoro noch?“ Am liebsten wäre er durch sein Handy gesprungen, und hätte dem Mistkerl eine verpasst. Wie dreist dieser Typ war! Und genau wegen seiner aggressiven Antwort überführte er ihn. „Also ja.“ Als hätte er nein sagen können. Selbst wenn er ihn nicht mehr lieben würde, wobei er sich auch gar nicht mehr so sicher war, ob er es tat, war er doch immer noch sein bester Freund. Ace murmelte etwas Unverständliches ins Telefon. „Ace, ich weiß, wie gut du Gitarre spielst. Und für den Song benötigen wir jemanden, der die Guitarline einspielt. Und du passt einfach in die Produktion.“ So ein mieser Kerl. Also wollte er einfach bloß etwas. Was denn auch sonst. „Hat er das gesagt?“ Er hätte sich lieber auf die Zunge beißen sollen, als sich noch weiter nach Zoro zu erkundigen. Aber laut Sanji hatte er es gesagt. Warum rief dann der Jüngere nicht an? Warum musste er mit dem blonden Idioten reden? Verdammt. Er hatte ihn doch schon in der Tasche gehabt, als er nur den Namen des Anderen erwähnt hatte. Aber er musste die Fassade wahren. „Mal sehen.“ War seine Antwort, ehe er das Telefon zuklappte, und sich eine Hand vor das Gesicht legte. Was war er nur für ein erbärmlicher Trottel? Konnte jetzt schon jeder bei ihm anrufen und etwas verlangen, nur wenn er das Zauberwort sagte? Hatte Sanji überhaupt >Bitte< gesagt? Er schüttelte den Kopf. Als ob er darauf geachtet hätte. Und selbst wenn, jetzt war es egal. Aber sollte er da tatsächlich mitmachen? Gut, Zoro hielt ihn für begabt. Das hatte er ihm schon das ein oder andere Mal gesagt. Nicht direkt natürlich, aber eben auf seine Art. Nur wegen ihm hatte er überhaupt angefangen, Musik zu machen. Sollte er jetzt weiter dranbleiben? Immerhin waren sie eine Band, und hatten lediglich eine Pause eingelegt, weil Zoro mit dem Duett beschäftigt war. Damit, und mit dem langbeinigen Blonden. Wieder meldete sich sein Telefon. Eine Benachrichtigung, dass er eine E-Mail bekommen hatte. Von Sanji. Es war der Songtext. Aber wichtiger: Woher hatte er diese Adresse denn schon wieder? Er machte sich sofort daran, den Text zu lesen. Eine Ballade. Im Anhang der Mail hatte er die Noten der bisherigen Guitarline geschickt bekommen. Ace spielte es sich vor. Klang doch ganz gut. Das würden sie sicher auch ohne ihn schaffen. Sanji konnte doch sicher die besten Musiker anheuern, die würden ihre Sache schon gut machen. Auch wenn Zoro sich vielleicht wünschte, er sollte mitspielen, wie konnte er sich in seiner Gegenwart auf das Spielen konzentrieren? Und dann noch die beiden zusammen zu sehen. Wie sie glücklich waren. Wie sie einander ansahen, sich anlächelten, oder sich in unbeobachteten Momenten berührten. Das konnte er einfach noch nicht. „Mir ist schlecht...“ „Kein Wunder bei der Menge, die du gegessen hast“, lachte Zoro. „Amüsiert dich das Elend anderer?“ Sanji deutete an, ihm gegen sein Bein zu treten. „Niemals... Allerdings hätte ich nie gedacht, dass du dermaßen viel essen kannst...“ „Sei bloß still... Ich müsste sicher drei Stunden um den Block laufen, um alles abzutrainieren“, jammerte Sanji, und legte sich eine Hand auf den Bauch. Wie hatte er sich nur von Zoro überreden lassen, diese Unmenge an Nudeln zu machen, und davon auch noch so viel zu essen? „Weißt du, mir fiele schon was anderes ein, um Kalorien zu verbrennen...“, sagte der Grünhaarige, und beugte sich über den Blonden, der sich auf dem Sofa der Länge nach hingelegt hatte. Sanji grinste. „Denkst du nur an das Eine?“ „Hey... ich rede von Treppensteigen“, grinste der Andere. „Ah, verstehe... Schade. Ich dachte, du würdest jetzt mit mir schlafen wollen...“ Sanji meinte ein Glitzern in Zoros Augen ausmachen zu können. Er kam ihm näher, und küsste seinen Hals. „Möchtest du denn?“, raunte er, und biss ihm ins Ohrläppchen. „Hmm...“, gab dieser nur von sich. Zoro sah auf. Sanji lächelte ihn an. „Das ist nicht das Gesicht, was du machst, wenn du es willst...“, bemerkte der Jüngere. „Richtig. Wir müssen uns auf etwas anderes konzentrieren.“ Zoro seufzte. „Was sollen wir denn tun? Ich kenne keine anderen fähigen Gitarristen.“ Sanji sah ihn ernst an. „Wirklich nicht?“ Der Grünhaarige hob eine Augenbraue. „Keine, die bereit wären, mit uns zusammenzuarbeiten.“ Er nahm die langen, schlanken Beine nach oben, setzte sich aufs Sofa, und legte die Beine auf seinen Schoß. „Es ist nicht so, dass ich es jetzt nicht mit dir tun wollte... Aber ich würde mir so untätig vorkommen“, sagte Sanji, und strich Zoro über den Oberarm. Dabei untätig sein? Er schmunzelte innerlich. „Es geht doch jetzt nicht nur darum, dass wir nicht miteinander schlafen“, stellte er fest. Sanji sah ihn ernst an, und richtete sich auf. „Nein, nicht nur das.“ Zoro strich vom Knöchel bis zum Knie des Blonden hinauf. Er nickte. „Es geht um die Arbeit.“ Wieder nickte der Jüngere. Es geht um alles, wollte er sagen. Zwischen ihnen herrschte eine unbekannte Stimmung, die kaum zu beschreiben war. Etwas stand zwischen ihnen, und keiner konnte es benennen. Gedankenverloren strich Zoro das Bein auf und ab, Sanji schwieg. Auch als seine Hand sich den Weg über das Knie bahnte und seinen Oberschenkel hinaufstrich. Sollte er sich doch wieder seinen Berührungen hingeben? Sie hatten im Moment anderes zu regeln. Aber was sollte er tun? Er hatte Ace bereits benachrichtigt, und mehr konnte er nicht tun. Er war der Einzige, der ihm einfiel, der wohl genug Emotionen in die Sache bringen konnte. Vielleicht würden es auch zu viele Gefühle sein? Verdammt. War es nicht doch eine selten dumme Idee gewesen, ihn zu fragen? Aber jetzt kannte er den Songtext und auch die Noten für die Gitarre. Entweder würde er zusagen, oder ablehnen. Es lag in seiner Hand. Und ansonsten würde eben Brook für sie spielen. Zweifellos war er ein herausragender Musiker. Dann würde der Song eben nicht ganz so werden, wie er sollte. Möglicherweise bekamen sie irgendwann noch einmal sie Chance, zusammen Musik zu machen. In der Hoffnung, dass es nicht wieder derart viele Probleme gäbe, würde Sanji liebend gerne einer weiteren Zusammenarbeit zustimmen. Doch im Augenblick schien Zoro der Sinn nach einer anderen Kooperation zu sein. Sanji spürte die große Hand zwischen seinen Schenkeln, die fordernd über seinen Schritt streichelte. Er schluckte, und schloss die Augen. Sofort wurde ihm flau im Magen, und er hätte sich sofort auf den Grünhaarigen gestürzt. Aber er musste doch stark bleiben. Wenigstens dieses eine Mal. Aber wie? Zoro war vom Sofa gerutscht, und sein Kopf befand sich zwischen seinen schlanken Beinen. Den Blick, den er ihm zuwarf, ließ ihn erschauern. Wie konnte ihn dieser Mann nur so in der Hand haben? Mit den Zähnen öffnete er den Reißverschluss seiner eng anliegenden Jeans, und ihm entfuhr ein leises Stöhnen, als Zoros Gesicht sein Geschlecht streifte. Das tat er doch absichtlich. Seine Finger bohrten sich in das Sofapolster, als ihm die Hose von den Beinen gezogen wurde, und der Jüngere sanfte Küsse auf die Innenseiten seiner Oberschenkel verteilte. Er konnte den Blick nicht von ihm abwenden. Der Grünhaarige sah ihn an wie ein Raubtier seine Beute. Wie konnte er ihm nur entkommen? Mit seinen Händen fuhr er die langen Beine hinauf, bis an den Bund seiner Unterhose. Wieder näherte er sich mit dem Gesicht, und biss nun in den Stoff, um diesen nach unten zu ziehen. Schon jetzt war Sanji sichtbar erregt, und Zoro lächelte siegessicher. Die großen Hände öffneten seine Schenkel, und wieder küsste er sich seinen Weg hoch zur Körpermitte des Blonden. Sein Gesicht war gerötet, denn auf eine gewisse Weise war es ihm noch immer peinlich, wenn Zoro ihn nackt sah. Und dann kniete er auch noch vor ihm. Er wollte es nicht zugeben, aber grade das machte ihn unglaublich an. Die heißen Lippen umschlossen seine Erregung, und er stöhnte auf. Wollte er das überhaupt? Mit jeder Sekunde, die Zoro ihn weiter berührte, ließ sein Widerstand nach. Er genoss es, die Hitze seines Mundes zu spüren, und wie seine starke Zunge sein Glied bearbeitete. Sanji schob sein Becken vor, um ihm zu zeigen, dass er es wollte. Nein, er wollte nicht. Doch... Nein... innerlich tobte noch immer ein Kampf. Den seine Gelüste gewannen. Wie hätte er ihm jetzt noch Einhalt gebieten sollen? Er konnte ihm doch nicht jetzt sagen, dass er aufhören sollte. Er keuchte auf, als Zoro sein Becken umfasste und ihn, etwas grob, näher an sich heran zog. Diese starken Hände, die ihn verrückt machten. Sie waren rau, und doch so sanft. Besonders jetzt, als die eine sich unter sein Shirt schob, und zielstrebig seine Brustwarze erfühlte. Er fuhr über sie, schon jetzt war sie hart geworden. Zoro liebkoste sie, nur um dann in sie kneifen, und das dumpfe Stöhnen des Blonden zu hören. Die andere Hand legte sich um das Ende seines Penis, was ihn nur noch mehr erregte. Er legte eine Hand vors Gesicht, damit Zoro nicht sah, wie er es verzog. Sanji wusste genau, wie sehr der Andere es mochte, ihn dabei zu beobachten, doch ihm war es unangenehm. Mittlerweile schienen die Hände des Jüngeren überall zu sein. Er spürte, wie seine Brustwarze lustvoll traktiert wurde, und sich die andere Hand von seinem Glied löste, um sich ihren Weg über die Dammgegend, bis zu seiner Öffnung zu suchen. Immer noch war es ein seltsames Gefühl, wenn er ihn dort berührte. Im ersten Moment war es immer etwas unangenehm, dann kitzelte es ihn sogar ein bisschen, bis sein Finger in ihn eindrang, und er lustvoll den dumpfen Schmerz verspürte. Aber heute durfte es nicht so weit kommen. Auch wenn er grade kurz davor stand, zu kommen. Sein Stöhnen wurde lauter und unrhythmisch, und sein Unterleib begann unkontrolliert zu zucken. Er warnte den Grünhaarigen vor, und bevor er sich mit gutturalen Laut ergoss. Er spürte die Zunge, die ihm unentwegt über die Spitze fuhr, um ihn wieder zu erregen. Und auch die heißen Finger in seinem Innern taten ihr Übriges. Doch er musste stark sein. „Nein, Zoro... wir... Ah!“ Fast schon brutal stieß er den zweiten Finger in ihn. Doch seine Hände drückten sich auf seine Schultern, und von ihm weg. Zoro wollte sich davon nicht stören lassen, aber er sah dem Blonden ins Gesicht. Er seufzte. „Na schön...“, sagte er, und ließ von dem schwer atmenden Sänger ab. Er benötigte ein paar tiefe Luftzüge, um einigermaßen klar zu werden, und zog sich seine Kleidung nach oben. „Ich sagte doch nein...“, murmelte er, als er seine Knöpfe an der Jeans schloss. „Hmhm“, meinte der Jüngere bloß. Sanji stand entschlossen auf. „Wo willst du hin?“, fragte Zoro, vielleicht etwas zu schroff. „Eine rauchen. Möglicherweise auch zwei oder drei...“, antwortete der Blonde schnippisch, und nahm sich seine Zigarettenschachtel und das Feuerzeug, um auf den Balkon zu verschwinden. Zoro, der noch immer auf dem Boden vor der Couch saß, legte eine Hand in den Nacken. Er fühlte sich etwas versteift an. Aber um eine Massage würde er den Älteren jetzt sicher nicht bitten können. Natürlich hätte er jetzt gerne weitergemacht, aber nicht um des Sexes wegen. Sicher, ab und zu wurde es etwas grober zwischen ihnen, besonders wenn sie fast überquollen vor Verlangen, aber es ging um die Nähe, das Vertrauen. Abgesehen davon, dass Sanji wohl der einzige Mann auf der Welt war, mit dem er schlafen wollte, er genoss die Momente der Zweisamkeit. Sicher hatten sie in der letzten Zeit davon eine Menge gehabt, aber er wusste, dass sich das bald ändern würde. Sobald der Song aufgenommen war und auf den Markt kam, würden sie eine ganze Weile keine ruhige Minute mehr haben. Da konnten sie froh sein, wenn sie sich kurz berühren konnten, und er ging dabei noch nicht mal von einem Kuss aus. Es war seine größte Angst, dass Sanji eines Tages einfach aus seinem Leben verschwinden würde. Dass er nur ein Lächeln und ein >war schön mit dir< hinterließ, und dann einfach seine Wohnung und sein Leben verließ. Gut, vielleicht würde der Blonde nicht einen derartigen Abgang machen, aber er konnte sich nicht sicher sein, dass er bei ihm blieb. Es war schon ein Wunder, dass er jetzt bei ihm war. Sanji konnte jeden haben, den er wollte. Und dessen war er sich bewusst. Zwar wirkte er oft so, als könnte ihn kein Wässerchen trüben, aber Zoro kannte ihn gut genug. Sanji wusste, wie er Menschen gegenübertreten musste, um sie um den Finger zu wickeln. Was er sagen musste, wie er sich bewegen musste, dass man ihm verfiel. Zumindest war es bei ihm so gewesen. Und das, wo er nie viel für Männer übrig gehabt hatte. Er fuhr sich unwirsch durch die kurzen grünen Haare. Zoro seufzte. Unter Schmerzen stand er auf, und hielt einen Augenblick inne. Erst dann bewegte er sich mit langsamen Schritten Richtung Badezimmer. Denn auch ihn hatte Sanjis Stöhnen nicht grade kalt gelassen. Fast schon energisch schob er sich eine Zigarette zwischen die hübsch geformten Lippen, und steckte sie an. Nach einem ärgerlichen ersten und tiefen Zug ging es ihm besser. Seit er mit Zoro zusammen war, rauchte er weniger. Lag es daran, dass er lieber bei dem Grünhaarigen war, als draußen zu stehen und an dem in Papier gewickelten Tabak zu nuckeln? Sicher. Das, und weil Zoro eben nicht rauchte, und er selten einfach bei ihm stand, und ihm Gesellschaft leistete. Es wäre ihm wohl lieber gewesen, wenn er das Rauchen aufgab, aber dieses Laster wollte er sich bewahren. Sanji zog sich einen der Holzstühle heran, und ließ sich darauf nieder. Er streckte die Beine aus, und platzierte seine Füße auf dem Rand des Balkons. Die Sonne schien ihm warm ins Gesicht. Was sollte es Schöneres geben? Er war froh, einen Moment lang der Konfrontation aus dem Weg gehen zu können. Doch er wusste, sobald er wieder zurück ins Wohnzimmer ging, würde er sich dem stellen müssen. Sollte er ihm mitteilen, dass er Ace ein Angebot unterbreitet hatte? Was, wenn er davon wenig begeistert sein würde? Oder schlimmer: Wenn er begeistert wäre? Fast fiel ihm die Zigarette aus den schlanken Fingern. Hatte er auch einmal daran gedacht? Immerhin war Ace sein bester Freund, wohl schon seit dem Kindergarten. Wer weiß, vielleicht noch früher. Und auch wenn er die Gefühle des Schwarzhaarigen nicht erwiderte, und lediglich freundschaftliche Gefühle für ihn hegte, was passierte, wenn sie sich wiedertrafen? Nervös nahm er einen Zug. Würden sie sich vertragen? Womöglich. Das wäre eigentlich das Beste für sie beide. Denn so wie er Ace in dem kurzen Telefonat erlebt hatte, schien er mitgenommen, dass sein Freund und er keinen Kontakt mehr hatten. Er verstand ihn in dem Punkt. Jeden Tag hatten sie sich gesehen, ob nun auf der Arbeit im Proberaum oder Auftritten, als auch privat. Und von einem Tag auf den anderen sollte es vorbei sein? Nein, da wäre sicher auch er mitgenommen gewesen. Wenn er jetzt davon ausging, dass sie sich vertrugen, was dann? Hoffentlich fiel keinem ein, dass sie dies mit Alkohol begießen sollten. Eine kurze Sekunde lang, ja, einen Wimpernschlag vielleicht, stellte er sich vor, wie sie sich betranken, und übereinander herfielen. Verschwitzt und erregt rieben sie sich am Körper des Anderen. Ein tiefer Zug an der Zigarette, der selbst ihn fast zum Husten brachte, löste dieses Bild schnell wieder auf. Zoro würde das nicht tun. Er würde sich weder mit ihm betrinken, noch würde er mit ihm schlafen. Kein zweites Mal. Kurz spürte er ein Stechen in seiner Brust. Er hatte dem Jüngeren verziehen, doch vergessen konnte er es nicht. Er wusste, dass Zoro noch mehr darunter litt als er selbst, aber es war nicht aus der Welt zu schaffen. Sie konnten es nur besprechen, und damit abschließen. Hatten sie auch. Nicht nur einmal. Seine Zigarette brannte von allein ein Stück herunter, ohne dass er dem Ganzen Beachtung schenkte. Es war eine wirklich selten dumme Idee gewesen, Ace zu fragen. Die Asche fiel auf den Boden. Aber wenn er Glück hatte, würde der Musiker gar nicht zusagen. Sicher hatte er keine Lust, die ganze Zeit ihn mit Zoro zusammen zu sehen, was er auch nur zu gut verstand. Er an seiner Stelle würde das Angebot auch ausschlagen. Sanji wollte einen Zug nehmen, doch er hatte nur noch einen heruntergebrannten Stummel in den Fingern. Wütend drückte er ihn im Aschenbecher aus, und steckte sich die Nächste an. Zoro würde ihn schon nicht vermissen. Nach einer kalten Dusche ging es ihm besser. Nicht nur körperlich, sondern auch mental. Nur mit seiner Hose bekleidet setzte er sich aufs Sofa, und trank aus der Wasserflasche, die auf dem niedrigen Tisch vor ihm stand. Er sah Sanji, wie er sich eine neue Zigarette anzündete und energisch an ihr zog. Ihn störte es nicht, wenn er nach dem Rauch des Tabaks roch. Das gehörte eben zu dem Blonden. Obwohl seine Haare noch tropften ließ er seinen Kopf auf die Sofalehne sinken, und starrte einen Augenblick an die Decke. Chopper sprang zu ihm auf das Möbelstück, und rollte sich neben ihm zusammen. Das kleine Tier schien zu spüren, wann seine Gegenwart erlaubt war. Offenbar wusste er, wann sein Herrchen und der hübsche Blonde allein sein wollten. Ohne hinzusehen streichelte er Chopper hinter den Ohren, der seinen kleinen Körper gegen sein Bein drückte und zufrieden mit dem Schwanz wedelte. Er sollte ihn wirklich nicht mehr so oft allein lassen, dachte er sich. Das war eben der große Nachteil von seinem Job. Doch ohne den hätte er nie im Leben Sanji kennengelernt. Und ohne Sanji hätte er wohl immer noch nicht gemerkt, was Ace für ihn empfand. Ohne den Langbeinigen wäre ihm einiges erspart geblieben, aber noch viel mehr hätte ihm gefehlt. Er war die erste Person, mit der er eine Liebesbeziehung führte. Nicht eine von diesen Zweckbeziehungen wie früher, in denen es ihm nur darum ging, sich Befriedigung zu beschaffen, und den Frauen ein attraktiver Begleiter für einen Abend zu sein. Auch wenn die selbst nie abgeneigt waren, wenn er seine eigentlichen Pläne verwirklichen wollte. Aber nie traf er sich mit ihnen mehr als zwei Mal. Es war die magische Grenze, denn ab einem dritten Treffen hätten sie sich wohl Hoffnungen gemacht. Zoro war froh, das alles nicht mehr nötig zu haben. Mit Sanji an seiner Seite war er mehr als zufrieden und glücklich. Kurz linste er zu dem Mann, der gedankenverloren auf seinem Balkon rauchte, und selbst den Blick schweifen ließ. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er ihn so beobachtete. Es verschwand jedoch schnell wieder, als seine Gedanken erneut um den morgigen Tag schweiften. Das Duett würde aufgenommen werden, ob nun mit Brook oder einem Gitarrenspieler, und würde bald darauf in die Produktion gehen. Dann hätte Sanji keinen Grund mehr, noch länger bei ihm zu wohnen. Zudem hatte er bei sich ungefähr drei-, wenn nicht sogar viermal so viel Platz wie hier. Zwar wirkte der Sänger schon wie ein Mitbewohner, und nicht wie langfristiger Besuch, aber was hielt ihn denn noch hier? Sicher, sie waren ein Paar, aber welches Paar lebte direkt am Anfang der Beziehung zusammen? Zoro fuhr sich durch das Haar. Warum sagte er ihm nicht einfach, was er wollte? Wieso nahm er sich Sanji nicht einfach zur Seite, und sagte ihm direkt, dass er wollte, dass sie zusammenlebten. Nicht nur für die Zeit einer gemeinsamen Produktion, sondern unbeschränkt. Er wollte ihm die freie Wahl lassen. Doch wie sollte Sanji wählen, wenn er nicht einmal wusste, dass er sich entscheiden musste? Seine Gedanken wurden durch ein lautes Klingeln unterbrochen. Das Telefon. Chopper lag mittlerweile auf seinem Schoß, so dass er es nicht rechtzeitig schaffte, ihn von seinen Beinen zu nehmen, und den Hörer abzunehmen. Der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Er zuckte förmlich zusammen, als er die Stimme des Mannes hörte, der ihm eine Nachricht hinterließ. „Hallo? Hier ist Ace. Sanji, ich hab schlechte Nachrichten für dich. Ich nehme dein Angebot an. Ruf mich zurück.“ Kapitel 20: Video killed the music stars. ----------------------------------------- 20. Video killed the music stars. Ungläubig sah er zu dem kleinen elektronischen Gerät, dessen rotes Lämpchen eifrig blinkte. Hatte er sich da grade verhört, oder hatte Ace eine mehr als ominöse Nachricht für Sanji hinterlassen? Auf seinem AB. „Hat jemand angerufen?“ Sanji zupfte sich die Kleidung zurecht, und betrat das Wohnzimmer. Er sah zu ihm, zeigte bloß auf das Telefon, als ob der Blonde nicht wüsste, dass es das war, was geklingelt hatte. „Ace“, meinte er tonlos. „Oh.“ Warum konnte ihn dieser Idiot nicht auf seinem Handy zurückrufen? Er wollte es Zoro doch schonend eröffnen, dass er seinen besten Freund gefragt hatte, bei ihrem Song mitzumachen. Der Blonde biss sich auf die Unterlippe. „Und... was sagt er?“ Jetzt brauchte er auch nicht mehr versuchen, es zu verheimlichen. „Ace meinte, er habe schlechte Neuigkeiten für dich. Er sagt zu.“ Der Ältere nickte und kaute weiter auf seiner Lippe. „Toll.“ „Sanji, wo sagt er zu?“ „Für uns... Gitarre zu spielen.“ „Lass die Scherze.“ „Es ist mein voller Ernst“, sagte er, und schritt langsam auf ihn zu. War Zoro sauer? Er konnte ihm kaum ins Gesicht sehen, auch wenn er seinen Blick auf sich spürte. Sein Tonfall war eher unsicher, nicht gereizt. „Was hast du dir dabei gedacht?“ Oh Gott. So einen Satz erwartete er eher von einer betrogenen Ehefrau, als von einem jungen Mann. „Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Vielleicht dachte ich, es wäre eine gute Idee. Immerhin kann er verdammt gut spielen, und wenn man es genau nimmt, ist er genau das, was dem Song fehlt.“ Der Grünhaarige sah den Anderen immer noch verwirrt an. „Was fehlt ihm denn?“ „Die Emotion. Die Texte haben wir geschrieben, als wir völlig am Boden waren. Was könnte da passender sein, als jemand, der praktisch involviert ist?“ Jetzt, wo er seine Gedanken laut aussprach, merkte er, was für ein Trampel er war. „Involviert...“, wiederholte Zoro kopfschüttelnd. Sanji wich seinem Blick aus. Er selbst wusste nicht einmal, was für einen Ausdruck er grade im Gesicht hatte. War er sauer auf den Blonden? Dafür sah er keinen konkreten Grund. Obwohl, irgendwie schon. Denn Ace mit ins Boot zu holen, der durch ihre Beziehung gelitten hatte, zeugte nicht grade von Sensibilität. Andererseits hatte der Schwarzhaarige zugesagt. Und trotz der kurzen Aufnahme konnte er eine gewisse Schadenfreude heraushören. Zoro seufzte. „Hast du dir das überhaupt gut überlegt?“, fragte er. „Eigentlich nicht. Aber ich meine, es ist nur für diesen einen Song. Ich habe ihn ja nicht gebeten, hier einzuziehen.“ „Aber dann wird er Teil des Songs.“ „Ist er das nicht schon längst?“ Der Jüngere stutzte und sah den Blonden eingehend an. Er hatte Recht. Ohne ein Wort zu sagen, setzte Sanji sich zu Zoro. „Ich weiß, ich hätte ihn nicht fragen sollen ohne dein Einverständnis. Aber meinst du nicht, Ace ist alt genug, um das selbst zu entscheiden?“ Der Grünhaarige schien einen Moment völlig in Gedanken versunken. Nur langsam nickte er. Natürlich war Ace alt genug. Aber war er auch reif genug? Er hätte verstanden, wenn der Ältere Sanji eine Abfuhr erteilt hätte. Wahrscheinlich hätte er an seiner Stelle so gehandelt. „Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, ihn zu fragen?“ Sanji zuckte mit den Schultern. „Er kann gut spielen. Außerdem seid ihr immer noch Freunde.“ „Ich will es hoffen.“ Der Ältere gab ein abwertendes Geräusch von sich. „Wie wäre es, wenn du ihn endlich mal anrufst? Ihr seid in einer Band, wie soll das denn in Zukunft mit euch laufen, wenn ihr nicht miteinander redet?“ Unmerklich zuckte der Grünhaarige zusammen. Verdammt, hatte er das etwa vergessen? Wenn die Kooperation beendet war, würden sie sich jeden Tag im Proberaum treffen. Sollten sie sich etwa nur über Luffy oder Robin unterhalten? Wie Kleinkinder. „Hör zu. Ruf ihn jetzt an, okay?“ Ein Paar tiefblauer Augen ruhte auf ihm. „Einverstanden.“ Zoro drehte sich zu Sanji um. Er lächelte ihn an. „Keine Sorge, ich lass dich auch allein.“ Der Blonde stand auf. „Gehst du?“ „Nur unter die Dusche.“ Sanji nahm sich frische Kleidung, und ging ins Badezimmer. Vorher hatte er ihm Zoro noch sein Handy in die Hand gelegt. Er würde nicht daneben stehen und lauschen, oder kontrollieren, dass er überhaupt anrufen würde. In diesem Fall musste er ihm einfach vertrauen. Und nun saß er da. Zoro starrte das Display seines Telefons, der kleine Riss schien ihn fast anzuspringen. Er müsste sich wohl irgendwann ein Neues besorgen. Doch jetzt schaute er immer wieder auf die angezeigte Nummer von Ace. Er müsste bloß noch auf das kleine Symbol drücken. Sein Daumen schwebte über der Taste. Es war, als sollte er entscheiden, ob eine Bombe abgefeuert werden, und nicht einfach bloß einen Anruf getätigt werden sollte. Viel zu leicht ließ sich die Taste bedienen. Es wählte. Zögerlich hielt er sich das kleine Gerät ans Ohr. Das obligatorische Freizeichen erklang. Es klingelte. „Hallo?“ Sein Ton war gezwungen. „Ace? Ich bin's, Zoro.“ „Ich weiß.“ Natürlich wusste er das, seine Nummer wurde schließlich angezeigt. „Also... ich rufe wegen dem Song an. Ich hab deine Nachricht auf dem AB gehört und... so...“ Als würde er seinem Gesprächspartner gegenüber sitzen, schob er eine Hand in den Nacken. Spätestens mit dieser Geste verriet er sich, wenn er nervös war. „Oh... willst du mir absagen?“ Die Enttäuschung in seiner Stimme war überdeutlich. „Nein! Ich meine, ich find's toll, dass zu dabei bist.“ Und das war nicht gelogen. „Wirklich? Ähm... Ist keine Ursache, das mache ich gern.“ Zoro meinte kurz gehört zu haben, dass der Schwarzhaarige fluchte. „Ja... und wo wird die Aufnahme gemacht?“ „Im Gebäude von 'sun:Flower Records'.“ „Hmhm.“ Ace schien zu nicken. „Soll ich auch da sein?“, fragte Zoro. „Nein, ich schaff das schon.“ „Achso. Nun, ich dachte, wir könnten uns noch einmal treffen, um uns auszusprechen?“ Der Jüngere musste sich beherrschen, um nicht verzweifelt zu klingen. „Ich denke, wir sollten nur telefonieren.“ Es herrschte betretene Stille. Mit so einer Ansage hatte Zoro nicht gerechnet. „Aber was ist mit der Band?“ „Zoro? Lass uns ein anderes Mal darüber sprechen, ja? Im Moment ist es ungünstig für mich.“ „Na klar.“ „Also, bis dann.“ „Bis dann.“ Und schon legte Ace auf. Dieses Gespräch war vollkommen nutzlos gewesen. Er legte sein Handy auf den Tisch. Viel lieber hätte er es wieder einmal gegen die Wand geschleudert. Er war keinen Schritt weitergekommen. Ace war verständlicherweise noch immer verletzt. Aber er spielte die Gitarre in ihrem Song. Und was kam danach? Würde er überhaupt noch in der Band bleiben? Zoro fuhr sich unwirsch durch die Haare. Er stand auf, und ging zum Badezimmer, und klopfte an. „Komm rein.“ Noch bevor Sanji den Satz beendet hatte, war der Jüngere in den Raum getreten. Der Blonde hatte sich ein Handtuch um die Hüfte gewickelt, und war dabei, die Temperatur des Badewassers einzustellen. Zoro setzte sich auf den Rand der Wanne, und ließ den Blick auf den Boden sinken. „Ace geht morgen zu den Aufnahmen. Allerdings hat er kein Interesse daran, mich zu sehen.“ Er spürte eine Hand auf seinem Kopf, die ihm durchs Haar strich. „Du musst ihn verstehen. Ich denke, er braucht einfach Zeit, weißt du?“ Zoro schüttelte den Kopf. „Es ist vorbei mit unserer Freundschaft. Ich hab's gründlich versaut.“ Sanji setzte sich zu ihm auf den Wannenrand, und legte eine Hand auf Zoros Oberschenkel. „Zoro. Ja, du hast in den letzten Tagen wohl wirklich den blödesten Scheiß gemacht, den du je in deinem Leben getan hast.“ „Danke für die aufmunternden Worte...“ Sanji wedelte mit der Hand, und zeigte ihm an, nichts zu sagen. „Aber Ace mag dich. Sehr sogar. Wenn das nicht mehr so wäre, meinst du, er hätte zugesagt? Nein. Glaubst du, er hätte grade das Gespräch angenommen? Sicher nicht. Und das ist der Grund, weshalb er dich noch nicht sehen will. Er kann es einfach noch nicht, ohne in Tränen auszubrechen.“ Aufmerksam hatte der Grünhaarige ihm zugehört, und ins Gesicht geschaut. „Das heißt also, ich soll ihn einfach in Ruhe lassen, und warten, bis er sich beruhigt?“ Sanji nickte. „Na wunderbar.“ „Hast du einen besseren Vorschlag?“, fragte der Blonde etwas beleidigt. Zoro zeigte ein leichtes Lächeln. „Ich? Niemals... ich bin kein anerkannter Therapeut wie du.“ „Therapeut? Pass auf, was du sagst...“ Sanji fletschte gespielt die Zähne. „Sonst was?“ „Sonst das!“ Sanji packte Zoro bei den Schultern, und drückte ihn nach hinten. Mit einem lauten Platschen landeten beide in der Badewanne, da Zoro sich an Sanjis schlanken Armen festgehalten hatte. „Baka...“, lachte der Grünhaarige, und zog den Blonden zu sich. „Immer wieder gern...“ Sanji legte seine Lippen auf Zoros. In den nächsten Augenblicken dachte keiner der beiden mehr an Ace oder den Song. Fast zwei volle Tage hatten sie Zeit, um zu faulenzen. Oder, um es mit Zoros Worten zu sagen, sie 'bereiteten sich mental und körperlich auf das Kommende vor'. Die Vorbereitung bestand darin, dass sie bis mittags im Bett lagen, und mehr oder weniger ausschliefen. Gerne wären sie abends in die Clubs gegangen, aber im Moment lauerte hinter jeder Ecke ein Fotograf, der danach trachtete, ein Bild von ihnen zu bekommen. Sanji vertröstete ihn, dass sie es nachholen würden, wenn etwas Gras über die Sache gewachsen war. Er würde seine Beziehungen spielen lassen, damit sie beim Feiern ihre Ruhe haben konnten. Er kannte genug Leute, die ihm noch einen Gefallen schuldeten. Dann erst rief Usopp-san seinen Schützling. „Hast du mich sehr vermisst?“, fragte der Blonde, der zusammen mit Zoro und Chopper auf dem Sofa fläzte. „Ich bin den Tränen nahe“, meinte der Schwarzhaarige trocken. „Du und Zoro-san kommt morgen früh zu folgender Adresse.“ Sanji ließ sich von seinem Manager die Anschrift durchgeben. „Wird schon das Video gedreht?“, fragte der Sänger. „Richtig. Angesetzt sind drei Tage. Aber mit dir als alten Hasen schaffen wir das doch sicher in zwei.“ „Was? Könntest du bitte lauter sprechen? Ich höre nicht mehr so gut...“ Usopp-san lachte kurz auf. „Kommt pünktlich, ja?“ „Immer doch.“ „Und lasst euch nicht von den Paparazzi erwischen.“ Sanji seufzte, und verabschiedete sich von dem Langnasigen. Er hatte ihm gar nicht erzählt, wie es mit Ace gelaufen war. Aber hätte es besondere Vorkommnisse gegeben, hätte er sich wahrscheinlich schon bei ihm beschwert. Der Blonde wandte sich wieder Zoro zu, der Chopper hinter den Ohren kraulte. „Ich denke, wir werden morgen vor vollendete Tatsachen gestellt.“ „Wie meinst du das?“ „Morgen wird das Video gedreht, und das ist das erste Mal, dass ich kein vorher kein Konzept bekomme“, stellte Sanji fest. „Für mich auch. Aber ich denke, wir können Robin und Usopp-san vertrauen.“ „Sicher. Und wenn es uns nicht gefällt, lass ich einfach die Diva raushängen.“ „Wie todesmutig...“ Der Wecker klingelte viel zu früh. Draußen war noch nicht mal die Sonne aufgegangen, und sie mussten schon aufstehen. „Das ist der Grund, warum ich keiner normalen, bürgerlichen Tätigkeit nachgehe...“, murmelte Sanji, als er Zoro die Bettdecke vom Körper zog. „Kannst du dir denn vorstellen, im Büro zu arbeiten?“, fragte der Jüngere, und tat es dem Blonden gleich. „Ich im Büro? Ich kann nicht mal einen Kopierer bedienen...“ Er schlang die Arme um seinen Oberkörper, und verzog das Gesicht. „Aber dir würde ein Anzug stehen...“ Zoro rückte näher an ihn heran, und küsste seine Stirn. „Das ist noch lange kein Grund, richtig zu arbeiten...“ „Du genießt dein Lotterleben viel zu sehr...“, sagte der Jüngere, und setzte sich auf. „Nur mit dir...“, nuschelte Sanji, und legte seinen Kopf auf Zoros nackte Beine. Dieser lächelte ihn verschlafen an, und strich ihm eine verirrte Strähne aus dem Auge. „Willst du Kaffee?“ Sanji nickte. „Den Stärksten, den ich bekommen kann.“ „Bekommst du. Wenn du jetzt aufstehst.“ „Warum bist du bloß so verdammt diszipliniert?“, murrte Sanji, und richtete sich schwerfällig auf. „Einer muss dir ja in den Hintern treten...“ Zoro küsste den Blonden kurz und innig, ehe er sich genüsslich streckte und aufstand. Sanji saß noch immer im Bett und wollte ihn nicht gehen lassen, aber Zoro achtete nicht auf ihn, und ging schnurstracks in die Küche. Er hätte sich auch Schöneres vorstellen können, als vor fünf Uhr aufzustehen, aber das war nun mal seine Arbeit. Zoro füllte Wasser und Pulver in die Kaffeemaschine, und betätigte den Schalter. Wenn er erst einmal eine Tasse Kaffee getrunken hätte, würde es ihm auch leichter fallen, die Augen offen zu lassen. Er setzte sich an den Küchentisch, nachdem er das Frühstück vorbereitet hatte. Nach endlosen Diskussionen hatte er Sanji überreden können, wenigstens etwas Obst am Morgen zu sich zu nehmen. Zwar kam er sich schon vor wie eine besorgte Mutter, aber als sein fester Partner war es seine Pflicht, sich um seine Gesundheit zu kümmern. Es kam ihm noch immer unwirklich vor, jemand Berühmtes wie Sanji seinen 'festen Partner' zu nennen. Zwar war auch er kein Niemand mehr, aber im Vergleich zu ihm war er unbekannt. Und doch lebte er mit diesem Prominenten in einer, seiner Wohnung zusammen. Sie teilten sich Tisch und Bett, wie ein ganz normales Paar. Bloß mit dem Unterschied, dass sie darauf achteten, nicht in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Natürlich wäre er gern mit ihm auf die Straße gegangen, ins Kino oder in ein Restaurant. Wären sie nur zwei Männer, würde es vielleicht gar nicht besonders auffallen. Aber sie waren nun mal Sanji und Zoro, erfolgreiche Musiker und im ganzen Land bekannt. Beim Blonden wurde schon daran gearbeitet, ihn außerhalb Japans berühmter zu machen. Bald würde wohl sein letztes Album auf den europäischen Markt gebracht. Und je nachdem, wie erfolgreich es werden würde, plante man eine Tour in den größeren Städten Europas. Aber noch war es weit weg. Im Moment befand sich Sanji unter Zoros Dusche in dessen Wohnung in Tokio. Der Grünhaarige stützte seinen Kopf auf die verschränkten Hände, wieder einmal in Gedanken versunken. Zwei oder drei Tage. Wieder meldete sich sein flaues Gefühl im Magen. Sollte er Sanji nicht endlich fragen, was er vorhatte? Ob er bei ihm bleiben würde, oder doch vorhatte wieder auszuziehen? Das Einzige, was er ihm hier bieten konnte, war er selbst. Weder Luxus noch großen Komfort konnte er ihm bieten. Wenn jedoch die Rechnung ihrer Produzenten und Manager aufginge, könnte sich Zoro bald eine bedeutend größere Wohnung leisten. Aber wollte er das auch? Ihm ging es nicht darum, unzählige Quadratmeter zu besitzen, er wollte den vorhandenen Platz nur mit Sanji teilen. Wenn der Blonde das dann auch wollte. Barfuß, nur mit einem großen weißen Frotteehandtuch um die schmalen Hüften gewickelt, betrat Sanji die Küche. „Muss ich das alles essen?“, fragte er, und zeigte lächelnd auf einen übermäßig gefüllten Teller mit Obst. „Zumindest die Hälfte“, legte Zoro fest. Sanji setzte sich auf seinen Platz, und begutachtete die geschnittenen Früchte. „Fütterst du mich?“, grinste er den Grünhaarigen an. „Willst du Zeit schinden?“ „Vielleicht...“, sagte er, und schlug die Beine übereinander. Zoro beugte sich vor, und nahm eine Traube vom Teller. Sanji öffnete den Mund. Langsam bewegte er seine Hand nach vorne, und auch der Blonde näherte sich. Grade wollte er mit seinen Lippen die Traube den Fingern des Grünhaarigen entreißen, da schob sich Zoro selbst die kleine Frucht in den Mund. „Schmeckt hervorragend. Du solltest auch mal kosten.“ Sanji streckte ihm die Zunge aus. „Iss du ohne mich. Ich geh unter die Dusche.“ Zoro stand auf, und schob sich den letzten Bissen von seinem Omelette in den Mund. Es war das einzige Gericht, welches er kochen konnte. Der Blonde griff sich seine Hand, und zog ihn zu sich. Erst als er ihn in einen minutenlangen Kuss verwickelt hatte, war er zufrieden. „Besser als das Obst, eindeutig.“ Mit der Hand fuhr er durch das grüne Haar, und schlurfte ins Badezimmer. Sanji wandte sich seinem Früchtepotpourri zu. Seit wann aß er Frühstück? Er tat wohl Alles für Zoro. Würde sich daran etwas ändern, wenn die Zusammenarbeit beendet war? Sie würden den Videodreh zusammen verbringen, und dann? Es würden bald die Promo-Auftritte folgen, dass ihnen kaum Luft zum Atmen bleiben würde. Und würde er dann noch immer in Zoros Wohnung sein? Er war praktisch sein Mitbewohner, der keine Miete zahlte. Sicher bezahlte er die Lebensmittel, aber reichte das? Sanji kam sich vor wie ein Schmarotzer. Es war schon fast selbstverständlich, dass er hier war. Von Anfang an hatte er sich hier willkommen und wohlgefühlt. Aber auch wenn Zoro ihn liebte, würde seine Gastfreundschaft bestehen? Vielleicht ging er ja davon aus, dass er nach der Kooperation seine Sachen nehmen würde, und in seine Wohnung zurückkehrte? Das musste er ihn fragen. Wohl nicht jetzt, aber heute Abend. Oder morgen. Die Sorge, ob seine Anwesenheit noch weiter erwünscht sein würde, schlug ihm auf den Magen. Zwar aß er zwei kleine Apfelstücke, doch den Rest verfrachtete er samt Teller in den Kühlschrank. Vorsichtshalber stellte er noch eine Milchpackung und ein Glas mit eingelegtem Gemüse davor. Er würde es einfach später essen, wenn Zoro grade nicht hinsah. Keinen Augenblick zu früh setzte sich Sanji wieder auf seinen Platz. Zoro trug nur eine Jeans, und trocknete sich grade das kurze, grüne Haar mit einem Handtuch ab. Der Blonde lächelte ihn an. „Hast du alles gegessen?“, fragte Zoro, und blieb vor ihm stehen. „Natürlich“, log er frei heraus. Der Jüngere beugte sich zu ihm nach unten, und gab ihm einen Kuss. „Es steht wieder im Kühlschrank.“ „Durchschaut.“ Er hatte zwar jetzt keine Zeit mehr, Sanji eine Standpauke zu halten, aber er schüttelte den Kopf und zeigte ihm einen besorgten Blick. Natürlich wusste Zoro, dass er auf seine Figur achten musste, aber es ging ihm doch manchmal zu weit. Der Blonde nahm seine Hände, und ließ sich von ihm auf die Beine ziehen. „Iss wenigstens heute Abend was mit mir“, sagte Zoro, und küsste die Wange des Älteren. „Also gut. Versprochen.“ Ehe sie noch weitere Zärtlichkeiten austauschen konnten, klingelte Sanjis Telefon. Usopp-san hatte wieder einen Fahrer bestellt, und dieser fragte sie, wann er mit dem Wagen vor der Tür stehen sollte. Es war eben nicht allzu schlecht, berühmt zu sein. Zwar kam er sich in dem Wagen mit getönten Scheiben vor wie ein Schwerverbrecher, der ins nächste Gefängnis überführt wurde, aber besser, als sich mit seinem eigenen Auto durch den Verkehr zu kämpfen. Ihnen blieb eine Stunde Zeit, um sich herzurichten, ehe man sie zu der Adresse brachte. Sanji kannte den Ort, er hatte schon ein paar Videos dort gedreht. Es war in den Filmstudios, ein Weg quer durch die Stadt. Er war gespannt auf den Dreh, nicht nur weil man sie im Ungewissen ließ, sondern weil an diesem Ort alles möglich war. Allerdings hoffte er, dass das Video nicht allzu aufwendig werden würde. Es würde zu sehr vom Song ablenken. Doch sie mussten sich überraschen lassen, was sich Management und Produktion für sie ausgedacht hatten. Die ganze Fahrt über hatte Zoro seine Hand gehalten. Erst, als sie auf den reservierten Parkplatz auf dem Gelände standen, ließ er ihn widerwillig los. Sie lächelten sich aufmunternd zu, ehe sich beide Sonnenbrillen aufsetzten, und ausstiegen. Der Tag war unglaublich heiß, und die Sonne ließ die Luft flimmern. Ein perfekter Tag, ein Video zu einer Ballade zu drehen. Ein junger Mann kam auf sie zu, geschickt von Usopp-san, der beide zu einer der großen Hallen führte. Es war so groß, dass darin ein Passagierflugzeug Platz haben könnte, doch im Moment war etwas völlig anderes darin aufgebaut. In der Halle selbst war eine Art Ballsaal gebaut worden, an dem noch hier und da ein paar Leute hantierten, Nägel einschlugen und mit Pinsel und Farbe nachbesserten. Und überall liefen Männer und Frauen in Abendgarderobe herum. Zwar waren sie relativ schlicht gekleidet, aber auf jeden Fall schick und elegant. Die Scheinwerfer blendeten sie, nachdem beide die Brillen abgenommen hatten. Ihre Manager kamen auf sie zu, und begrüßten ihre Schützlinge. „Und? Wie findet ihr es?“, fragte der Schwarzhaarige, und konnte seine Begeisterung kaum verbergen. „Nun es ist... ja...“, sagte Zoro und schaute sich um. „Gefällt mir. Und wann werden wir ins Bilde gesetzt?“, fragte der Blonde. „Ich denke, der Herr Regisseur kann euch darüber am besten informieren.“ Robin lächelte freundlich, als sie einen dünnen Mann zu ihnen herüberwinkte. Er hatte leicht gewelltes Haar, dessen Farbton zwischen grau und hellblau lag. Sein Auftreten wirkte selbstbewusst, fast ein bisschen arrogant, als er zu ihnen kam, und sich nicht die Mühe machte, seine herzförmige Sonnenbrille abzusetzen. „Hallo. Ich bin Jacko und der Regisseur.“ „Ich habe schon von Ihnen gehört“, sagte Sanji, und reichte dem Mann die Hand. „Ich hoffe doch nur Gutes?“, hakte er nach. Seine Begrüßung ignorierte er geflissentlich. Zoro nickte ihm bloß zu, die Hände in den Hosentaschen. Warum sollte er höflich zu ihm sein? „Und worum geht’s?“, fragte der Grünhaarige fast schon missmutig. „Oh, ich denke, ihr werdet begeistert sein. Ich habe mich sehr an dem Text orientiert und versucht, ihn soweit es möglich ist genau umzusetzen.“ Jacko schien begeistert von seiner Idee, denn mit ausladenden Handbewegungen zeigte er aufs Set. Zoro und Sanji dagegen wussten einen Moment lang nicht, was sie sagen sollten. Er wollte sich an den Text halten? Der Mann schien ihre fragenden Mienen zu verstehen. „Ich muss euch doch nicht erklären, worüber ihr geschrieben habt?“ Beiden war nicht bewusst, ihm schon das 'du' angeboten zu haben. Und doch sahen sie ihn weiterhin gespannt an. „Ich habe eine grandiose Frau gefunden, die mitspielt. Ihr werdet beide mit ihr tanzen, und über sie singen. Und dann wird sie mit einem anderen Mann aus dem Bild gehen. Die große Rivalität zwischen euch lasse ich dagegen eher im Hintergrund.“ Sein Grinsen wurde immer breiter, als er die Handlung den Künstlern mitteilte. „Tolle Idee“, sagte Sanji nach einer Weile, und wirkte kurz angebunden. „Ja, super“, pflichtete Zoro ihm bei. „Also dann lasst euch zurechtmachen. Je schneller wir hier fertig sind, desto besser.“ Jacko klatschte in die Hände, und machte auf dem Absatz kehrt. Er tänzelte zurück zu den Statisten, und machte dabei wieder übertriebene Handbewegungen, um ihnen Anweisungen zu geben. Die beiden Sänger sahen sich kurz an, und dann zu Robin und Usopp-san. „Originalgetreu, aha“, lächelte der Blonde. „Ich kann ihm schlecht erzählen, dass ihr über einander singt, oder?“ Zoro und Sanji grinste beide bei der Vorstellung, wie sie sich schmachtend die Seele aus dem Leib sangen, und dabei die Hand des Anderen hielten. „Natürlich nicht. Also dann, auf ins Gefecht.“ Zwei junge Frauen begleiteten sie zu Maske und Garderobe. Alle anderen männlichen Darsteller trugen schwarze Anzüge, die weiblichen schwarze Kleider. Sie beide, als die Stars und Hauptakteure, trugen weiße Smokings. In Einzelkabinen zogen sie sich um, und kaum, dass sie hinter dem Vorhang nach draußen traten, huschten Garderobenmitarbeiter um sie herum, und zupften an den feinen Stoffen. Sie warfen sich, so unauffällig es ging, bewundernde Blicke zu. Sanji sah in dem Smoking einfach aus wie ein Prinz, fand Zoro. Es betonte seine schlanke Statur, und durch sein blondes Haar schien er zu strahlen. Wie gerne hätte er ihn jetzt geküsst. Dem Älteren ging es nicht anders. Er hatte Zoro noch nie so etwas Elegantes tragen sehen, weder auf Fotos, und schon gar nicht privat. Natürlich sah er immer gut aus, aber jetzt, in diesem weißen Stoff, der seine muskulöse aber schlanke Statur zur Geltung brachte, war er vollkommen. Er war wie ein Märchenprinz. Es fehlte nur noch das weiße Pferd. Und doch war ihm der Gedanke ein wenig unbehaglich, denn er wollte nicht gerne die dazugehörige Prinzessin sein. Aber in modernen Märchen würde er ihn sicher auch als Prinz ehelichen. Kurz musste er seinen Kopf schütteln, als könnte er damit seine wirren Gedanken vertreiben. Er war eben einfach ein hoffnungsloser Romantiker und begeistert von klischeehaften Märchenvorstellungen. Sie saßen nebeneinander, als man sie schminkte. Zoro verzog das Gesicht, als ihm mit einem Pinsel Puder aufgetragen wurde. Das gehörte definitiv nicht zu seinen Lieblingsbehandlungen an einem Drehort. Es war zwar für ihn normal, dass Sanji einen Hauch Make-up trug, auch wenn er nie zugeben würde, dass er es wusste, aber zu ihm selbst passte es einfach nicht. Der Grünhaarige war froh, als man ihnen die Umhänge von den Schultern nahm, die ihre Kleidung vor Puderkrümeln und Haarspray schützte. Sanji kam ihm nun nur noch schöner vor. Wieder schenkten sie sich ein Lächeln, und wurden dann wieder weitergedrängt. Dieses Mal zum Regisseur. „Ihr seht so klasse aus. Ich weiß genau, der Clip wird perfekt.“ Die beiden nickten halbherzig. „Aber ich möchte euch erst einmal die weibliche Hauptdarstellerin vorstellen. Alvida, Liebes, kommst du bitte her?“ Sanji hoffte, sich verhört zu haben, als Jacko den Namen sagte. Doch seine Ohren waren noch völlig in Ordnung. Auf hohen Absätzen und in einem ausladenden roten Kleid kam eine große, schlanke Frau zu ihnen. Die schwarzen Haare waren hochgesteckt, nur zwei Strähnen hingen ihr vor den Ohren. Ihre Haut war ebenmäßig und hell, die roten Lippen stachen grell heraus. Sie hatte etwas von Schneewittchen. In der Version für Erwachsene. „Es freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte sie lächelnd zu Zoro gewandt. Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, und er nahm sie in seine. „Sehr erfreut.“ Sanji linste zu ihm herüber. Der Blick des Grünhaarigen war mehr als anerkennend. Natürlich sah sie schön aus. Sicher konnte sie Leute um den Finger wickeln. Aber sie war der Teufel. „Sanji-kun, ich freue mich ja so, dich zu sehen.“ Sie legte ihre langen, schlanken Arme um ihn, und hauchte ihm Küsse auf die linke und rechte Wange. „Alvida... Wie geht es dir? Wir haben uns ja schon so lange nicht mehr gesehen.“ Der Blonde setzte ein falsches Lächeln auf. „Richtig. Das letzte Mal war wann? Ach, ich kann mich kaum erinnern.“ Er schon. Als er noch mit Nami zusammenwohnte. Beide schienen sich einen tödlichen Blick zuzuwerfen. Dann wandte die Schwarzhaarige sich an Zoro. „Ich bin so froh, Sie einmal zu treffen, Zoro-san. Ich liebe ihre Musik wirklich sehr.“ Während sie das sagte, legte sie ihre Hand auf den Arm des Grünhaarigen. Dieser lächelte nur etwas unbeholfen, und nickte. „Vielen Dank, Alvida-san.“ „Ach, nennen Sie mich nur Alvida. Alle meine Freunde tun das.“ Wieder tätschelte sie seinen Arm, als wolle sie ihn gleich packen und mit sich ziehen. Sanji fiel es trotz all seiner Professionalität schwer, sein Lächeln zu bewahren. „Also Zoro-san, Sanji-kun, wir sehen uns.“ Ein weiteres Mal zeigte sie ihre gebleichten Zähne, und wandte sich dann von den Männern ab. Sogleich wurde sie von einem Mädchen aus der Maske betreut, das ihr Make-up auffrischte. „Ihr kennt euch?“, fragte Jacko, und sprach damit auch Zoro aus der Seele. „Nur sehr flüchtig. Kaum der Rede wert“, wiegelte er ab. „Was für ein Zufall... Nun, wie auch immer, ich lasse euch gleich einen Ablaufplan bringen, und dann geht es sofort los.“ Jacko schickte einen seiner 'Lakaien', wie er den Mitarbeiter freundlich nannte, um den Sängern den Plan zu bringen. Doch zuvor setzten sie sich etwas abseits des Geschehens hin, und wurden mit kalten Getränken versorgt. Es lief hier ab wie in einem gut organisierten Bienenstock. Nur mit zwei Königen anstatt einer Königin. „Darf ich fragen, woher du sie kennst?“, fragte Zoro, und nahm einen Schluck von der Cola. Sanji seufzte. „Sie ist eine Freundin vom Drachen. Alvida war mit verantwortlich, dass ich geheiratet habe. Immerhin hat sie mich Nami vorgestellt. Sie weiß auch, dass ich so gut wie geschieden bin.“ „Hmhm“, meinte der Jüngere bloß. „Du findest sie hübsch, oder?“ „Du kannst mir glauben oder nicht, ich finde, sie ist einfach viel zu künstlich für meinen Geschmack.“ Sanji kicherte verhalten „Sie steht dafür aber auf dich.“ Zoro rollte mit den Augen. „Ich hatte kurzzeitig Angst, sie würde mir den Arm abreißen...“, seufzte er. „Dann muss ich dich jetzt wohl im Auge behalten?“ „Sanji...“ Kurz sah sich der Grünhaarige um. Alle schienen beschäftigt, oder liefen umher. Er beugte sich schnell vor, und küsste den Blonden flüchtig auf die Lippen. „Wenn jemand fragt, ich hab dir was zugeflüstert“, meinte Zoro. „Und was wäre das?“ „Schweinkram natürlich.“ Ihre Pause dauerte nicht allzu lange. Sie mussten sich den Ablaufplan durchlesen, und möglichst alles auswendig lernen. Der Plot war einfach genug. Zoro und Sanji waren auf diesem Ball. Dort sehen sie Alvida. Beide tanzen mit ihr, und sofort sind sie Feuer und Flamme. Sie versuchen sie für sich zu gewinnen, doch am Ende entscheidet sie sich für einen anderen Mann, und verschwindet mit ihm vom Ball. Sanji und auch Zoro waren erleichtert, dass man ihren Text so auffasste. Es war eben nicht möglich, dass sie offen zugeben konnten, dass der Text von ihrer Beziehung handelte. Auch wenn Sanji ihm schon ausgemalt hatte, dass einige ihrer Fans, wohl überwiegend die weiblichen, in den Worten das verstehen würden, was sie wollten. Sie würden nicht einmal wissen, wie Recht sie haben würden, dass sie für sich sangen, und nicht über eine Frau. Er konnte schon fast die absurden Fanfictions über sie beide erahnen. Aber das sollte jetzt nicht seine Sorge sein. Jetzt hieß es, ganz Profi zu sein und Alvida so anzuhimmeln, als würde er sie auch nur ansatzweise mögen. Und das, ohne den Grünhaarigen dabei anzusehen, um nicht durchzudrehen. Wenn sie sich hier verliebt zeigen würden, wäre es noch am gleichen Abend im Internet zu lesen. Und auf diese Publicity konnten sie verzichten. Jacko winkte sie zu sich heran. Er schien tatsächlich mehr als motiviert, und war bereit, alles zu tun, damit der Clip perfekt werden würde. Schnell wuselten zwei Damen von der Garderobe um sie herum, um ein letztes Mal ihre Kleidung zu richten. Sanji sah, wie unangenehm es Zoro war, als eine der beiden an seinem Jackett zupfte. Natürlich gefiel es ihm auch nicht besonders, aber das hier war nun mal ein notwendiges Übel. „Bevor ihr gleich auf eure Positionen geht, muss ich mich wohl bei euch bedanken“, sagte der Regisseur zu den beiden Sängern gewandt. „Bedanken? Wofür?“, fragte der Blonde. „Euer Gitarrist wertet das Video optisch noch einmal auf. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viele gutaussehende Darsteller um mich gehabt zu haben.“ Der dünne Mann lachte auf. Zoro und Sanji sahen warfen sich einen flüchtigen Blick zu. Ihr Gitarrist? Sie sahen ihn erst, als sie direkt in das Set, den künstlichen Ballsaal, traten. Auf einem schwarzen Hocker saß der Mann mit den Sommersprossen. Ace, in seinen Händen eine Akustik-Gitarre aus dunklem Holz. Er sah nicht auf, auch als sie kurz vor ihm standen. Einen kurzen Moment lang herrschte eine bedrückende Stille über den Dreien. Eine Stimmung, wie gemacht für eine Ballade. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Guten Tag :D Ich bin's, Autor dieser Fanfic, AKIHIRO~ Schon Kapitel 20? O__O Mir kommt es wirklich vor, als hätte ich gestern erst mit dem Schreiben angefangen ^^ Hach ja *-* Aber, dass ich schon wo weit bin, heißt auch, dass ich so gut wie fertig bin. Ja, Kapitel 21 wird das letzte für HEARTROCK* sein v__v Ihr könnt jetzt traurig sein oder euch freuen, wie auch immer XD Ich danke an dieser Stelle allen 51 Abonnenten sowie allen, die immer schön Kommentare schreiben ^^ Ja, ich mag Kommentare, und bin auch für konstruktive Kritik offen :> Also, bleibt mir treu ^.~ Fanart-Wettbewerb zu Heartrock! Es gibt Karotaler zu gewinnen ^.~ http://animexx.onlinewelten.com/wettbewerbe/wettbewerb.php?id=39604 [Schaut einfach in die Beschreibung ^^] Kapitel 21: Sayonara - Für wie lange? ------------------------------------- 21. Sayonara – Für wie lange? Obwohl er fast die ganze Zeit neben ihnen saß, wechselten sie kein Wort miteinander. Selbst Blicke waren selten, als würde einer von ihnen tot umfallen, würden sie sich ansehen. Ace schien sie völlig zu ignorieren. Er blieb auf seinem hochbeinigen Hocker, die Gitarre umgeschnallt, abgestützt auf einem Oberschenkel, die Augen wie auf das Griffbrett geklebt. Doch auch Zoro wollte nicht auf ihn zugehen. Er wolle sich nicht aufdrängen, hatte er Sanji zugezischt, ehe sie auf ihre Positionen gingen. Ausrede. Der Schwarzhaarige spielte einfach in ihrem Video mit. Als würde er in einem anderen Raum sein, zwischen ihnen eine meterdicke Mauer. Wie ein einsamer Gitarrenspieler, der seine traurige Melodie spielt, ganz gleich, ob und wer ihn erhört. Im Hintergrund spielte laut das Playback, aber Ace war bemüht, es so zu machen, als würde er tatsächlich live spielen. Die Aufnahme, die ertönte, war unbeschreiblich schön. So verletzend und egoistisch die Idee war Ace mit einzuspannen, umso eindrucksvoller war ihr Song. Sanji meinte sogar gesehen zu haben, dass einige der Damen am Set gerührt zu einem Taschentuch griffen, und sich die geschminkten Augenwinkel wischten. Es war ein voller Erfolg, schon jetzt. Und dennoch fühlte er sich elend. Wie auch Zoro. Er und Sanji spielten einfach ihre Rollen, bewegten die Lippen zum Playback, warfen Alvida sehnsüchtige Blicke zu. Sie waren Profis, und durften sich einfach nicht anmerken lassen, was wirklich in ihnen vor ging. „Pause! In zwanzig Minuten geht’s weiter!“, rief ihr engagierter Regisseur. Ace stand sofort auf, und verließ das große Set. Wohin er verschwand, wusste keiner der beiden. Wohl einfach weg von ihnen, dem glücklichen Paar. „Willst du nicht mit ihm reden?“, fragte Sanji und nahm einen Schluck Wasser aus seiner Flasche. „Hm...schon...“, sagte Zoro mit einem abwesenden Blick. „Dann geh zu ihm. Er wird sicher nicht weglaufen...“ Zumindest vom Set würde er nicht völlig verschwinden wollen. „Später.“ Sanji schwieg. Mehr würde er wohl nicht tun können, außer zu versuchen, Zoro in eine Richtung zu drängen. Es hätte ihm ja genauso gut egal sein können. Streng genommen war Ace sein ehemaliger Konkurrent. Aber so einfach war die Sache nun einmal nicht. Ace war nicht nur jemand, der um Zoros Liebe gebuhlt hatte, er war auch dessen Bandkollege und sein bester Freund. Warum waren solche Dinge einfach immer kompliziert? Wer hatte bestimmt, dass Liebesdinge nie einfach waren, sondern einem immer wieder Steine in den Weg gelegt wurden? Der Blonde seufzte leise, als Jacko aufgeregt auf sie zugestürmt kam, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. „Ihr seid einfach...unglaublich!“, presste er hervor. „Diese Intensität, mit der ihr spielt...ich kaufe es euch ab! Es ist fast so, als würdet ihr gar nicht spielen!“ Zoro warf dem Mann einen finsteren Blick zu. In seinen Gedanken drehte er ihm grade den Hals um. Egal ob er es wusste oder nicht, er ging ihm auf die Nerven. Der Ältere setzte ein Lächeln auf, und winkte ab. „Ach was...so gut sind wir nicht... Sollten wir nicht weitermachen? Je eher alles im Kasten ist, desto besser...“ „So eine vorbildliche Arbeitsmoral! Sehr gute Idee, Sanji-kun!“ Jacko drehte auf dem Absatz um, und rief die Pause für beendet aus. Ob der immer so war? Oder lag es nur an diesem großen Auftrag? Sanji und Zoro gingen zurück auf ihre Positionen, beide sollten am Rand der tanzenden Menge stehen und singen. Welcher normale Mensch tat so etwas? Sie bemerkten fast nicht, wie der Schwarzhaarige zurück auf seinen Hocker stieg, und sich sein Instrument wieder umschnallte. Seine Miene schien die ganze Zeit völlig unverändert, als würde ihm all das hier ziemlich egal sein. Er musste ein großartiger Schauspieler sein. Die Zeit verging wie im Fluge. Schneller als erwartet war der Drehtag beendet, ohne dass es eine Annäherung zwischen Zoro und Ace gab. Als würden sie den anderen nicht wahrnehmen. Zumindest wenn die Kamera lief. In ihren spärlichen Pausen verließ der Gitarrist schleunigst das Gebäude und kam erst im letzten Moment zurück, um dann völlig routiniert zu spielen. Alles, was sich Jacko wünschte, wurde an einem Tag abgedreht. Was für eine Leistung. Anschließend wurden noch ein paar Fotos von ihnen geschossen, in den Anzügen, die sie im Video trugen. Doch nur sie beide. Ace wurde nur abgefilmt, doch mit großer Wahrscheinlichkeit würde er später kaum im Video zu sehen sein. Er war Nebendarsteller, und der Fokus lag auf Zoro und Sanji. Die Sänger zogen sich in der Garderobe wieder um, geschützt vor Blicken und Zuhörern. „Zoro, wenn du jetzt nicht zu ihm gehst, ist er weg“, sagte Sanji, und knöpfte sich sein Hemd zu. „Was soll ich denn machen? Ich kann ihn schlecht zwingen, mir zuzuhören!“, zischte der Grünhaarige und zog sich sein Shirt über. „Wer redet von zwingen? Und seit wann bist du so vorsichtig?“ „Was meinst du?“ „Klar hast du Mist gebaut, aber Ace ist nicht aus Zucker. Er ist ein erwachsener Mann, mit dem du reden solltest.“ „Aber...“ „Kein Aber! Sei nicht so ein Mädchen, Zoro!“ Sanji strafte ihn mit einem wütenden Blick. Wo war der selbstbewusste Typ, den er kennengelernt hatte? „Lass uns erst mal nach Hause fahren“, brummte der Jüngere und zog sich seine Jacke über. „Aber...“ „Kein Aber.“ Das war schon besser, nur war er bei ihm an der falschen Adresse. Auf dem Weg zum Wagen sprachen sie kein Wort miteinander. Wenn das mal kein erfolgreicher Tag war. „Zoro-san!“ Und dann noch diese Frau. Widerwillig drehte sich der Angesprochene zur Frau mit den schwarzen Haaren um, bemüht sie nicht allzu wütend anzusehen. „Ich geh schon mal vor“, schnaufe Sanji abwertend und setzte sich in den schwarzen Wagen. Er beobachtete die beiden durch die getönten Scheiben. Zoro schien wirklich kurz vor einem Ausraster zu sein, und dennoch versuchte er sich an einem Lächeln. Das Resultat war, dass es aussah, als fletschte er die Zähne wie ein wildes Raubtier. Hatte auch seinen Reiz, nur nicht in Gegenwart dieser Frau, fand Sanji. Sie schien ihn in ein Gespräch zu verwickeln, doch Zoro nickte oder schüttelte jedes Mal bloß den Kopf zur Antwort. Doch dann sah Sanji interessiert auf. Was zur Hölle tat Zoro da? Alvida zückte ein schwarzes Smartphone, und tippte mit den schlanken Fingern auf dem Touchscreen herum. Und das, während der Sänger ihr offensichtlich etwas diktierte. Tat er etwa das, was er dachte...? Zoro wollte ihn also unbedingt loswerden? Der Blonde verschränkte die Arme vor der Brust, und ließ sich in den Sitz sacken. Noch ehe er dem Fahrer sagen konnte, er könne schon losfahren, stieg Zoro ein, mit deutlich besserer Laune. „Du findest sie nicht attraktiv, hm? Was hast du ihr grade diktiert? Deine Nummer?“, fragte Sanji zähneknirschend. Es war ihm egal, ob er wie eine eifersüchtige Ehefrau klang. Wütend war er auf jeden Fall. Zoro grinste. „Keine Ahnung wem die Nummer gehört. Meine war's jedenfalls nicht.“ Sanji sah ihn irritiert an. „Was hast du...?“ „Ich hab ihr die erste Nummer genannt, die mir einfiel. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sie unter der Nummer einen Ramen-Lieferanten erreichen.“ Nun musste auch der Blonde grinsen. „Das war aber nicht nett...“, lachte er. „Hättest du es lieber gehabt, ich hätte ihr wirklich meine Nummer gegeben? „Hast du Todessehnsucht?“ Die Hand des Anderen haltend wurden sie zurück zu Zoros Wohnung chauffiert. „Hast du Hunger?“ Zoro reckte den Kopf, um zu Sanji zu sehen. „Schon…ja…“, murmelte er. „Hm…mal sehen…“ Der Blonde öffnete den Kühlschrank und erblickte gähnende Leere. In den letzten Tagen hatten sie sich ständig Essen liefern lassen, und kaum die Wohnung verlassen. Ein wenig faul kam er sich ja schon vor. „Ich geh einkaufen. Soll ich dir was Bestimmtes mitbringen?“, fragte Sanji und schlüpfte in seine Stiefel. „Soll ich nicht mitkommen?“ Sanji schüttelte den Kopf. „Ich schaff das schon“, meinte er lächelnd, und setzte sich Sonnenbrille und Kapuze auf. Sicher war sicher. „Bis gleich.“ „Ja…“ Dann fiel die Tür mit einem leisen Klicken ins Schloss. Zoro legte die Beine aufs Sofa und seufzte leise. Er war einfach nur müde. Sanji würde ihnen gleich noch etwas kochen, und nach dem Essen würde er den Blonden ins Bett zerren. So erschöpft würde er dann doch nicht sein. Es klingelte an der Tür. Verwirrt richtete er sich auf. Sanji hatte doch einen Schlüssel, wieso klingelte er? Eine spitze Bemerkung auf den Lippen, erhob sich der Grünhaarige und ging zur Tür. Als er die Tür öffnete, und grade etwas sagen wollte, blieben ihm die Worte im Halse stecken. „Ace“, sagte er tonlos. Der Schwarzhaarige sah ihn an. „Können wir reden?“ Zoro nickte, und machte einen Schritt zurück, um Ace zu zeigen, dass er eintreten solle. Mit gesenktem Kopf trat der Gitarrist ein, folgte dem Grünhaarigen, der ihm anzeigte, sich auf Sofa zu setzen. Es war, als würde nichts mehr ein Geräusch machen. Kein Ton war mehr zu hören, nicht einmal das Ticken der Uhr nahm Zoro wahr. Ace setzte sich wortlos aufs Sofa, weit vorne an die Kante, als würde er jeden Moment wieder aufspringen wollen. Mit gewissem Abstand setzte sich Zoro zu ihm, den Blick auf den Boden gerichtet. Sollte er etwas sagen? Doch Ace nahm ihm die Entscheidung ab. „Zoro. Ich bin hier, um dir was Wichtiges zu sagen…“ Er sah auf, und suchte den Blick des Grünhaarigen, der nur vorsichtig zu ihm linste. „So, wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. Das weißt du, ich und auch Luffy.“ Der Sänger nickte nur, noch immer nicht in der Lage, dem anderen ins Gesicht zu schauen. „Also…ich sage es frei heraus: Ich verlasse die Band.“ Einen Moment lang schien Zoro die Information nicht verstehen zu können. Was sagte Ace da? Er sah ihn fragend an, wie ein Kind, dem man verbot den Herd anzufassen, aber nicht wusste, wieso es das nicht tun sollte. „Aber...“, presste der Grünhaarige nur hervor. Ace sah ihn weiter an. „Ich habe es mir gut überlegt. Im Moment könnte ich es nicht ertragen, dich jeden Tag zu sehen. Ich denke du verstehst, wieso.“ Natürlich wusste er wieso. Und natürlich hatte er diese Option schon in Betracht gezogen, aber jetzt, wo es Ace laut aussprach, traf es ihn wie aus heiterem Himmel. „Und keine Sorge, ich habe bereits einen kompetenten Ersatz gefunden.“ Langsam schien Zoro aus seiner Trance zu erwachen. „Einen Ersatz? Niemand kann dich ersetzen“, sagte er ernst. Ace lächelte schmerzlich und schüttelte den Kopf. „In einer Band bin ich sehr wohl austauschbar. Und zudem spielt Brook schon einige Jahre länger und besser als ich. Ich hab ihn bei den Aufnahmen kennengelernt, ein netter Typ.“ Zoro sah ihn mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und einer Spur Wut an. „Meinst du, die einfachste Lösung ist hier auch die beste?“, stellte der Sänger die Frage so ruhig wie möglich. Ace ließ ein leises Seufzen hören. „Zoro, sei doch mal vernünftig. Weder du noch ich sind daran interessiert, wie die Trauerklöße jeden Tag zusammen im Proberaum zu sein. Oder ein Album aufzunehmen. Glaub mir, es ist das Beste.“ Er musste vernünftig sein. Erwachsen denken. Und doch wollte er seinen besten Freund nicht einfach so gehen lassen. „Also gehst du einfach weg?“ Es klang ein wenig trotzig. „Ich bin nicht tot, Zoro. Ich werde einfach eine Weile allein sein wollen. Weg von...all dem.“ „Und wer passt auf Luffy auf?“ Der Schwarzhaarige lächelte. „Er muss lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Ich habe mich lange genug um ihn gekümmert. Und allein ist er auch nicht. Immerhin hat er eine Freundin.“ Zoro nickte. Luffy wirkte zwar oft wie ein Kind, aber genaugenommen war er erwachsen, und konnte, zumindest sollte er für sich selbst sorgen können. Und dass er eine Freundin hatte, sprach doch für ihn. „Und du hast es dir gut überlegt?“ „Zoro. Als ob mir diese Entscheidung leicht gefallen wäre...Ist sie nicht. Aber ich will nicht wie der letzte Idiot weiter in deiner Nähe sein.“ Was sollte er dem entgegensetzen? „Das, was geschehen ist, kann nicht wieder rückgängig gemacht werden. Aber du und ich können versuchen, wieder Freunde zu werden. Fast wie früher.“ Deutlich hörte er, wie sich ein Kloß in Ace' Hals bildete. Einige Sekunden verstrichen, ehe Zoro etwas sagen konnte. „Ich bin froh, dass wenigstens einer von uns klar denken kann“, meinte er und ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen, welches Ace erwiderte. „Also...ich sollte gehen.“, murmelte der Schwarzhaarige, und richtete sich langsam vom Sitzmöbel auf. „Zoro.“ Der Angesprochene stellte sich ebenfalls hin. „Hm?“ „Machs gut. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, dann unter besseren Umständen, ja?“ Zoro sah, wie der Sommersprossige mit den Tränen kämpfte. Und doch konnte er ihn nicht in den Arm nehmen. Er wusste, dass Ace dann nicht an sich halten könnte, und schluchzen würde wie ein Schlosshund. In seinen Augen konnte er noch den Funken Stolz ausmachen, der ihm verbot, näher zu kommen. Und Ace lächelte. „Danke“, sprach er kaum hörbar, die Stimme versagte ihm. Dann ging er an Zoro vorbei, der fast regungslos dastand, und verließ die Wohnung. Er hörte wieder das leise Klacken des Türschlosses. Langsam ließ er sich auf dem Sofa nieder, versucht die auf ihn einprasselnden Gedanken zu ordnen. Es kam ihm im Moment alles so unwirklich vor. War das grade passiert? Hatte Ace vor seiner Tür gestanden, war zu ihm in die Wohnung gekommen, um ihm mitzuteilen, dass er die Band verließ? Alles war so schnell gegangen, dass sein Kopf eine Weile brauchte, um alles verarbeiten zu können. Sogar Chopper, der neben ihn gesprungen war, und sich nun zusammenrollte, um zu schlafen, schien weit weg. Sein Hirn war noch immer mit der Verarbeitung des eben Erlebten beschäftigt. Ace war weg. Raus aus der Band, raus aus seinem Leben. Nicht für immer, hatte er gesagt. Aber für wie lange? Ein paar Wochen? Einige Monate? Jahre? Bei dem Gedanken schien sich sein Magen umdrehen zu wollen. Er ächzte leise, und lehnte sich zurück, den Blick starr auf die Wand gerichtet. Sollte es wirklich so passieren, dass sein bester Freund einfach aus seinem Leben verschwand? Waren sie überhaupt noch beste Freunde? Zweifel wurden in ihm laut. Wie konnten sie jetzt noch so enge Freunde sein oder auch werden, wie es früher einmal war? Wahrscheinlich würden all die Dinge, die in den letzten Wochen passiert waren, immer auf gewisse Weise zwischen ihnen stehen. Völlig in Gedanken versunken hörte er nicht, wie die Tür aufgeschlossen wurde. „Also...Instantnudeln? Sojamilch? Gemüse?“ Etwas ratlos schlenderte Sanji durch den Conbini. Er hatte auf dem Weg hierher völlig vergessen, was er einkaufen wollte. Mehr als verständlich, wenn er bedachte, was passiert war, kaum dass er Zoros Wohnung verlassen hatte: Grade lief er die Treppen nach unten, und wollte die Haustür öffnen, stieß er prompt mit jemandem zusammen, und kam einen Augenblick ins Wanken. Das passierte eben, wenn man mit derart dunklen Gläsern durch ein schlecht beleuchtetes Treppenhaus lief. „Verzeihung!“, rief der Blonde sofort und verneigte sich eilends. „Nichts passiert.“ Die Stimme kam ihm doch bekannt vor? Sanji sah auf. „Oh.“ Vor ihm stand Ace, der grade dabei war, sein Shirt zu Recht zu zupfen. Auch er sah auf, schien aber weniger überrascht als Sanji es war. Er hatte einen Blick, den Sanji nicht deuten konnte. „Zoro ist da, oder?“, fragte der Schwarzhaarige sachlich. Der Blonde nickte nur. „Willst du mit ihm reden?“ „Ja. Es wird langsam Zeit.“ Sanji nahm die Sonnenbrille von der Nase, und sah den Sommersprossigen eingehend an. „Ace?“ „Hm?“ Der Sänger verbeugte sich tief vor ihm. „Es tut mir leid. Alles. Was ich damals gesagt habe, und wie sich alles entwickelt hat. Es hätte nicht so kommen sollen oder dürfen. Und ich hätte dich nicht fragen sollen, ob du beim Song mitmachst. Verzeih mir.“ Einen Moment starrte Sanji stumm auf den Betonboden. „Ich mache dir keinen Vorwurf.“ Langsam erhob sich der Andere wieder. „Sicher, ich würde lügen, wenn ich sage es wäre mir egal, dass du mit ihm zusammen bist, und was alles passiert ist. Aber das sind Dinge, die einfach nicht mehr zu ändern sind. Und es war meine eigene Entscheidung, ob ich bei euch mitspiele oder nicht. Nur das mit dem Video war eine dumme Idee gewesen...“ Er seufzte leise. Ganz freiwillig schien das mit dem Dreh wohl nicht gewesen zu sein. Ace schob sich an dem Blonden vorbei, der ihn etwas perplex ansah. Und was sollte er jetzt auch sagen? „Und außerdem...“ Sanji drehte sich um zum Gitarristen, der bereits auf der Treppe stand. „...merke ich, dass er mit dir glücklich ist. Also pass gut auf ihn auf.“ Mit diesen Worten wandte er den Blick ab, und stieg nach oben. Was war das grade gewesen? So eine Szene, an so einem Ort? Eine Entschuldigung zwischen Tür und Angel? Kurz war Sanji wie orientierungslos, als hätte er vergessen, in welche Richtung es zum Conbini ging. Tatsächlich benötigte er ein paar Sekunden, ehe er seine Brille aufsetzte, und den Weg nach draußen antrat. Die ganze Zeit über konnte er nicht vergessen, dass Ace jetzt bei Zoro war, und mit ihm sprach. Müsste er nicht in höchster Alarmbereitschaft sein? Es verhindern wollen, dass sein Geliebter und dessen Verehrer zusammen waren, ganz allein? Ach nein, Chopper war ja da. Aber tatsächlich störte es ihn nicht. Irgendetwas sagte ihm, dass er Ace vertrauen konnte. Dass er dem Grünhaarigen traute, stand außer Frage. Egal was gewesen war. Irgendwann war ihm der Großteil der Dinge eingefallen, die er kaufen wollte. Dass er die Hälfte vergessen hatte, war ihm bewusst, aber es störte ihn nicht einmal. Er war noch immer etwas neben der Spur, und war grade noch dazu fähig, dem Kassierer das Geld in die Hand zu drücken. Es war viel zu viel, und der junge Mann sah ihn ungläubig an, achtete aber akribisch darauf, dem Mann mit der großen, schwarzen Sonnenbrille ja das Wechselgeld genau herauszugeben. Sah er denn so furchteinflößend aus? Sanji verstaute die bezahlten Waren in der weißen Plastiktüte, und verließ den Conbini. Draußen war es noch immer fast unerträglich heiß, und das obwohl die Sonne schon halb untergegangen war. Er nahm die Kapuze vom Kopf, und richtete ein paar verirrte Strähnen. Der Blonde hoffte, dass Ace bereits wieder gegangen war. Denn er hatte keine Lust, in ihr Gespräch zu platzen. Wie sollte das auch aussehen? Vielleicht heulte Ace im Moment, und Sanji käme in die Wohnung mit den Worten „Ich bin’s nur, lasst euch nicht stören“? Auch wenn ihm die Vorstellung ganz und gar nicht behagte, der Schwarzhaarige könnte sich Zoro an die Brust werfen und schluchzen. Ob er nicht doch lieber einfach reinplatzen sollte? Nur um sicher zu gehen… Doch bevor er sich weiter darüber den Kopf zerbrechen konnte, klingelte sein Handy. Etwas umständlich zog er es sich aus der Bauchtasche seines kurzärmligen Pullovers. „Hey Usopp-san, hast du Sehnsucht nach mir?“ „Sicher Sanji, ich komme deswegen kaum in den Schlaf.“ „Also, was gibt’s?“ „Sanji, weißt du eigentlich noch, dass du eine eigene Wohnung hast? So mit Anschrift und allem?“ Sein Manager schien etwas gereizt. „Nun ja…schon… Wieso?“ „Du solltest vielleicht auch mal ab und zu nachsehen, und deine Post holen.“ Der Blonde blieb stehen. „Ist was passiert?“ „Verdammt, dein Briefkasten quillt langsam aber sicher über!“ „Achso… Und ich dachte schon, es wäre etwas Wichtiges…“ „Sanji. Du hast Post vom Gericht bekommen.“ Um ein Haar wäre ihm vor Schreck die Plastiktüte aus der Hand gerutscht. „Worum geht es?“, fragte er ernst. „Ich bin weder dein Sekretär, noch verstoße ich gegen das Postgeheimnis.“ „Na schön. Ich komm vorbei und hol sie mir!“ Sofort überlegte er, wie er am schnellsten zu sich nach Hause kam. Genug Geld für ein Taxi hatte er dabei. „Nicht nötig. Ich lasse sie dir bringen“, seufzte Usopp. „Was? Oh, vielen Dank.“ „Ja, ja, schon in Ordnung. Pass du nur auf, dass dich niemand dauernd da sieht.“ „Hmpf…“ „Ja, ich dich auch. Also, bis dann.“ „Mach's gut.“ Und schon klappte er das kleine silberne Mobiltelefon zusammen und steckte es sich in die Tasche zurück. Jetzt war auch die Möglichkeit, seine Rückkehr zu verzögern dahin. Dachte sein Manager, er würde es nicht schaffen, zu sich nach Hause zu fahren und seine Post zu holen? Gut, er hatte es eben in der letzten Zeit schleifen lassen. Aber er konnte wohl kaum seine Adresse ändern, ohne dass die Presse davon Wind bekam. Auch wenn es eine schöne Vorstellung wäre, mit Zoro in einer Wohnung zusammen zu leben. Auch wenn sie das genaugenommen schon eine Weile taten, es war eigentlich so, dass Sanji sich bei Zoro eingenistet hatte. Und wer wusste schon genau, vielleicht hatte der Grünhaarige irgendwann die Nase voll ihm, und würde ihn vor die Tür setzen? Ihre Beziehung, wie auch immer man es nennen wollte, bestand noch nicht sehr lange. Und wie lange kannten sie sich? War es überstürzt gewesen, dass der Blonde einfach so bei Zoro untergekommen war? Vorher hatte er die Ausrede, dass es für die Arbeit einfacher war. Aber jetzt war diese beendet. Heute nach dem Shooting war es vorbei gewesen mit der Zeit, in der sie zusammen an einem Song arbeiten mussten. Sicher würden einige Pressetermine folgen, aber die waren kaum der Rede wert. Sanji musste es einfach aussprechen. Wie sollte Zoro merken, was ihn beschäftigte, wenn er es für sich behielt? Wunderbar. Als ob der Jüngere nicht schon die Nase voll von klärenden Gesprächen haben würde. Sanji nahm auf einer Bank Platz, die in der Nähe von Zoros Wohnhaus stand. Sie war ihm sonst nie aufgefallen, aber in der Regel trieb er sich auch nicht draußen herum. Er hasste dieses Versteckspiel, aber womöglich war es einfach besser so, wenn man sich noch nicht die Mäuler über sie zerriss. Angeblich waren Japaner doch so tolerant, und ihnen war die Sexualität ihres Idols egal, aber bei ihnen schien man großzügig eine Ausnahme zu machen. Seit den Fotos von ihrem Abend im Diner wurde weiterhin spekuliert, ob da etwas lief oder doch nicht. Sanji hoffte bloß, dass die bald das Interesse an ihnen verlieren würde. Gab es keine spannenderen Themen als sie beide? Er dachte lieber gar nicht daran, wenn erst einmal die Single auf den Markt kam. Etwas anderes kam plötzlich in seinen Fokus. Ein schwarzer Wagen, so wie er gerne von Mitarbeitern ihrer Plattenfirma gefahren wurde, hielt am Straßenrand. Die Tür ging auf, und ein schlanker, junger Mann stieg aus. Einer, der ihm sehr bekannt vorkam. „Corby?“, rief Sanji ihm entgegen. Der Junge mit den rosafarbenen Haaren drehte sich um. „Ah, dich hab ich gesucht!“, lächelte er erleichtert. „Was? Mich?“ Aber die Frage erübrigte sich, als er sah, wie Corby vom Rücksitz einen braunen Pappkarton holte, und mit diesem auf ihn zukam. „Sag mir nicht, Usopp missbraucht dich jetzt auch noch als deinen Lieferjungen?“ Peinlich berührt lachte er. „Naja, ich bin eben sein Assistent, das ist schon in Ordnung.“ „Du bist sein Sklave. Lass dir ja nicht von ihm auf der Nase rumtanzen“, meinte Sanji, und nahm ihm den Karton ab. „Dankeschön.“ „Ach, keine Ursache“, wiegelte Corby. „Warte mal...“ Der Sänger stellte seine Briefe auf der Bank ab, und zog seine Geldbörse hervor. Er fischte einige Geldscheine heraus, und steckte sie dem Jungen in die Tasche seines Shirts. „Aber...das geht doch nicht!“ „Nichts da. Es ist ein Geschenk, und es ist ziemlich unhöflich, eines abzulehnen.“ Die rote Gesichtsfarbe passte hervorragend zu dem Rosa seiner Haare. Er war es einfach nicht gewohnt, Trinkgelder zu bekommen. Und dann auch noch so ein großzügiges. „Dankeschön...“, murmelte der Kleinere und verneigte sich kurz vor dem Blonden. „Schon in Ordnung.“ „Sanji-kun, ich muss jetzt leider wieder los“, meinte Corby mit einem hektischen Blick auf seine Armbanduhr. „Ich will dich nicht aufhalten. Hetzt dich Usopp-san wieder?“ Corby lächelte nur verlegen. Natürlich würde er seinen Chef nicht in die Pfanne hauen. Sanji wusste ganz genau, dass sein Manager es auf gewisse Art und Weise genoss, einen persönlichen Lakaien, oder politisch korrekter Assistenten zu haben. War offenbar ziemlich praktisch. Corby verabschiedete sich, und machte sich wieder auf den Weg. Sanji nahm seine Post an sich, und bewegte sich langsam auf das Gebäude zu. Vielleicht war Ace ja auch schon in der Zeit, als er unschlüssig im Conbini gestanden hatte, wieder gegangen. Er hoffte es. Denn es dämmerte bereits, und Sanji hatte sicher keine Lust, solange mit seinem Karton im Arm hier draußen zu warten, bis Zoro ihn als vermisst meldete. Er vermied es, die Umschläge anzusehen. Ganz oben auf lag der Brief vom Gericht. Schon jetzt zog sich sein Magen zusammen bei dem Gedanken, was für ein Brief das sein konnte. Dass es um seine Scheidung ging, konnte er sich denken. Er wüsste keinen anderen Grund, wieso er sonst derartige Post bekommen sollte. Oder wurde er verklagt? Nein, dann hätte sich Usopp-san wohl schon völlig panisch bei ihm gemeldet. Es konnte nur um die Hexe gehen. Mit dem Gefühl, tonnenschwere Gewichte an den Beinen zu haben, stieg er die Treppen hoch. Er ging langsam, und brauchte eine gefühlte Ewigkeit in den richtigen Stock. Vorsichtig schloss er auf, und trat in die Wohnung. Er hörte weder Ace' noch Zoros Stimme. Nur der Fernseher, in dem die Nachrichten liefen. Offenbar war der Schwarzhaarige doch schon weg. Was hatte er auch erwartet? Dass die beiden noch stundenlang bei Kaffee und Kuchen schwatzten? „Bin wieder da...“ Zoro antwortete nicht, sondern saß auf dem Sofa und zeigte keine Regung. Sanji stahl sich an ihm vorbei in die Küche, darauf achtend, dass der Jüngere nicht zu ihm sah und ihn ansprach. Lieber stellte er sich an den Herd, und kochte ihnen etwas Schönes. Ace hätte sicher keine erfreulichen Nachrichten für ihn gehabt, also würde er ihm sein Leibgericht zubereiten. Oder zumindest das Essen, für das er die größte Begeisterung zeigte. Er hörte Schritte. Natürlich würde Zoro zu ihm kommen. „Ace war da.“ Seine Stimme klang belegt. „Oh. Tatsächlich?“, fragte Sanji, als hörte er es zum ersten Mal. Zoro sah ihn an, und hörte es heraus, dass er log, ließ es aber unkommentiert. „Ja. Wir haben geredet.“ Der Blonde ließ von der Lauchzwiebel, die er grade klein schneiden wollte, ab, und sah den anderen aufmerksam an. „Er verlässt die Band.“ Sanji nickte bloß. Er hatte schon so etwas geahnt, als er dem Gitarristen im Hausflur begegnet war. Wie hätte so auch eine normale Zusammenarbeit weitergehen sollen? Das hier war keine Soap, in der sich alle lieb hatten und immer zusammenblieben, auch wenn es für den einen Qualen bedeutete. Auch wenn alles einen gewissen Hauch von einer Seifenoper hatte. „Und...du kommst damit klar?“, fragte Sanji. „Ich denke schon. Er ist ja nicht tot.“ Tolle Antwort. „Nein, das ist er nicht. Aber er ist erst einmal weg, oder?“ Sanji konnte sich nicht vorstellen, dass Ace noch länger hierbleiben wollte. „Er meint, er würde weggehen wollen. Wohin hat er nicht gesagt.“ Zoro stütze sich mit den Unterarmen auf der Küchenzeile ab. „Tatsächlich glaube ich auch, dass es im Moment keine andere Lösung gibt.“ Er seufzte leise. Ganz so locker, wie er tat, sah er es wohl doch nicht. Aber der Grünhaarige würde es sich nie anmerken lassen, wie es ihn beschäftigte. Lieber verfiel er in dumpfes Brüten, und kämpfte allein mit seinen Problemen. „Ich komm klar.“ Obwohl Sanji ihn nicht laut danach gefragt hatte, gab er ihm eine Antwort. Wortlos nickte er, und nahm Zoros Hand. Er lächelte ihn an. Zoro bemühte sich, es zu erwidern. Immerhin war er nicht allein so wie Ace, so hart es auch klang. „Was ist das eigentlich für ein Karton, den du mitgebracht hast?“, fragte Zoro, als sie beide am Tisch saßen und Misosuppe löffelten. „Meine Post von zu Hause. Usopp hat sie mir bringen lassen.“ „Ah...Fanpost...“ „Wenn's mal nur das wäre...“, murmelte Sanji. „Hm? Was meinst du?“ Er schüttelte den Kopf. „Ist nicht so wichtig. Glaub mir.“ Er versuchte sich an einem Lächeln. Wenn er noch weiter an den Brief denken musste, würde ihm bloß schlecht werden, und er konnte das restliche Essen vergessen. Also versuchte er einfach, sich weiter an der Suppe in der Schüssel zu interessieren. Zoro sah ihn aufmerksam an. Irgendetwas hatte Sanji doch, das sah selbst ein Blinder. Ob er irgendwelche Hassbriefe bekommen hatte? Selbst wenn, der Blonde würde einfach darüber lachen. Er war wirklich nicht der Typ, der sich deswegen den Kopf zerbrach. Aber so angestrengt, wie er grade die Alge auf seinem Löffel ansah, beschäftigte es ihn. Dennoch würde er ihn nicht drängen, es ihm zu sagen. Nicht nur weil er nicht der Typ war, der besonders gute Ratschläge geben konnte, sondern weil Sanji sich viel zu schnell in die Ecke gedrängt fühlen würde. Und die Konsequenz davon wäre, dass der Blonde den Rest des Tages und auch den morgigen einfach schweigen würde. Und da hatte er ganz und gar keine Lust drauf. Dennoch sprach keiner von ihnen ein Wort während des Essens. Sie sahen sich auch kaum an, sondern aßen einfach Bissen für Bissen, als wäre sie bloß zwei Fremde, die zufällig an einem Tisch saßen. So hatte er es sich nicht vorgestellt. Wie sollte er Sanji in Ruhe fragen können, ob er nicht bei ihm bleiben wollte, wenn eine derartig unterkühlte Stimmung herrschte? Da würde der Blonde sicher mit Freuden ja sagen, und sofort seine Sachen packen. „Lass mich den Abwasch machen“, sagte Zoro, als beide vor leeren Tellern saßen. „Okay.“ Tatsächlich hatte der Grünhaarige mit Widerspruch gerechnet, denn sonst erledigten sie diese doch sehr lästige Aufgabe zusammen. Irgendetwas bedrückte Sanji. Oder lag es an ihm? Wenn er ihn nicht mehr ertrug, konnte er es ihm ruhig sagen, denn er würde schon nicht in Tränen ausbrechen. Sanji stand auf, begab sich zur Tür. Doch ehe er die Küche verließ, kam er auf Zoro zu, der bereits das Geschirr in die Spüle stellte. „Hm?“ Wortlos legte Sanji seine Arme um den Anderen, und schmiegte sich an ihn. Zoros Hände legten sich auf Sanji Rücken und auf seinen Hinterkopf. Sie standen eine Weile einfach nur da, den jeweils Anderen fest umarmend. Der Jüngere küsste den blonden Schopf, und Sanji sah ihm in die Augen, ein mattes Lächeln auf den Lippen. „Leg dich hin. Du siehst müde aus“, meinte Zoro sanft und strich über die Wange des Älteren. Dieser nickte nur, und gab ihm einen kurzen, zärtlichen Kuss. „Komm schnell nach...“, wisperte er, und ging dann aus dem Raum, Richtung Schlafzimmer. Kurz sah er ihm noch nach, seinen Duft noch immer intensiv wahrnehmend. Seufzend wandte er sich wieder dem Berg von Geschirr zu, und krempelte sich die Ärmel seines Hemdes hoch. Um sich Platz zu schaffen, stellte er den Karton mit Sanjis Post auf den Esstisch. Auch wenn er nicht neugierig war, fiel sein Blick auf den oben liegenden Brief. Den Brief vom Gericht. Ob das der Grund war, wieso Sanji sich so verhielt? Er war noch ungeöffnet. Oder ahnte Sanji schon, was es war? Verdammt, jetzt war er doch neugierig. Aber nein, er würde ihn nicht fragen. Schnell beschäftigte er sich mit den benutzten Schüsseln und Töpfen, und stellte das Wasser etwas zu heiß ein. Zoro war so in Gedanken, dass er es kaum spürte. Seine Hände glühten rot, aber er nahm es nicht wahr. Tatsächlich dachte er die ganze Zeit weiter an diesen Brief. Aber wenn Sanji es ihm nicht sagen wollte, musste er es akzeptieren, oder? Sie waren kein Ehepaar, und hatten sich zu nichts verpflichtet. Zwar hatten sie sich einmal gesagt, dass sie den Anderen lieben, aber machte sie das zu einem Paar? Keiner von ihnen hatte das bisher angesprochen. Zoro konnte nur hoffen, dass der Blonde ihm einfach vertraute. Auch in dem Fall, dass er Probleme hatte, welcher Art sie auch sein mochten. Oder konnte es sein, dass der Brief etwa...? Aber er es war nur eine vage Vermutung. Zoro musste eben einfach abwarten, bis Sanji es von selbst ansprach. Etwas später hatte er endlich den Abwasch erledigt, und das Geschirr abgetrocknet in die Schränke zurückgestellt. Auf dem Weg ins Schlafzimmer zog er sich Hemd und Hose aus, und ließ sie vor dem Bett liegen. Vorsichtig kam er zu Sanji unter die Decke. Sicher schlief der Blonde schon. Also rückte er dicht an ihn heran, und legte die Arme um den schlanken Körper. „Deine Hände sind so schön warm...“, murmelte der Ältere, und nahm sich Zoros Hand. Sanjis Finger waren eiskalt. Stumm küsste er Sanjis Nacken, dem eine Gänsehaut überlief. Der Jüngere zog sie Decke höher, legte sie dicht an den Körper des Anderen. So eng aneinander geschmiegt schliefen sie irgendwann ein. Dass sie bis dahin noch einige Stunden wach dalagen, ahnten sie, sprachen aber nicht darüber. Das hier reichte beiden. Die Nähe des Anderen spürend, wenn Worte zu viel wären. Zoro wachte allein im Bett auf. Er hatte sich in die Decke eingerollt, und hatte das Kopfkissen irgendwie auf den Boden befördert. Er drehte sich zur anderen Seite. Leer. War Sanji vor ihm aufgestanden? Ziemlich ungewohnt. Schläfrig erhob er sich, und schlurfte schnurstracks Richtung Küche. „Sanji!“ Er erschrak, als er den Blonden da sitzen sah. Das Licht war nicht angeschaltet, und nur die ersten Sonnenstrahlen erhellten den Raum. Fast bewegungslos schien er dazusitzen. Der Ältere sah auf und lächelte matt. „Morgen.“ „Wieso sitzt du hier? So allein im Dunkeln?“, fragte Zoro und setzte sich Sanji gegenüber an den Tisch. „Hm...“, machte er bloß und blickte auf seine Hände. Er hielt den Brief zwischen seinen schlanken Fingern. „Warum öffnest du ihn nicht?“ „Ich weiß es selbst nicht so genau. Angst?“ Zoro sah ihn eingehend an. „Wovor?“, hakte er nach. „Was weiß ich denn? Ich hab doch keine Ahnung, was da drin ist!“ Bei diesen Worten zerknüllte er beinahe den Brief. Eigentlich wollte er nicht laut werden, aber irgendwie war seine Stimmung grade im Keller. „Schon okay.“ „Hrm...“ Plötzlich schnappte sich der Jüngere den weißen Umschlag, sodass Sanji der Protest gleich im Hals stecken blieb. „Gib ihn mir wieder her!“ Sanji klang wie ein trotziges Kind. „Ich öffne ihn einfach für dich, okay?“ „Nichts ist okay!“ Der Blonde sprang auf, und ging auf den Grünhaarigen zu. Dieser war bereits vom Tisch aufgestanden, und ging langsam rückwärts aus der Küche. „Willst du nicht, dass ich deine Post lese?“, fragte er frech. „Sicher will ich das nicht! Es geht nur mich etwas an!“ Ungeachtet seiner Worte drehte ihm der Größere den Rücken zu, und begann, die Lasche aufzureißen. „Zoro! Gib ihn her! Ich mach es selbst!“ „Unsinn. Du starrst ihn nur wieder stundenlang an.“ „Ich warne dich!“ Sanji knurrte leise. Und wieder riss er das Papier auf. Doch ehe er ihn ganz öffnen und das Schriftstück herausnehmen konnte, stürzte sich der Blonde auf Zoro, und warf sich mit ihm nach vorn. Nur knapp landete der Grünhaarige mit dem Älteren zusammen auf dem Sofa. Chopper zuckte zusammen und bellte kurz erschrocken auf. „Baka...“, sagte Zoro leise zum Blonden. „Klappe. Nun mach schon. Was ist das für ein Wisch?“, fragte Sanji etwas resigniert, als er die Arme um Zoro geschlungen, und den Kopf auf seine Brust gelegt hatte. Rasch zerriss er den Umschlag und nahm den leicht ramponierten Brief heraus. Er überflog schnell den Text, und verzog keine Miene. „Und? Was ist es?“ Sanji traute sich kaum zu fragen. „Lies selbst.“ Dem Blonden gefiel der ernste Ton des Anderen gar nicht. Fast schon zitternd setzte er sich auf, und nahm die zwei Blätter in die Hand. Er überflog es zuerst. Dann stockte er, und starrte auf die schwarz gedruckten Worte. Dann las er ein zweites Mal. „Ist es das, was ich denke...?“ Er ließ das Papier sinken, sah in Zoro grinsendes Gesicht. „Du bist frei.“ Sanji brauchte eine Sekunde länger, um zu verstehen, was ihm dieser Brief sagte. Doch es war keine Einbildung. Er war endlich wieder ein freier Mann. Die Scheidung war offiziell durch. Es war, als fiele ihm eine tonnenschwere Last vom Herzen. Auch wenn ihm Nami mehr als egal war, sie hatte dennoch ständig zwischen ihnen gestanden. Doch jetzt war sie weg. Sie war tatsächlich seine Ex-Frau, der er zwar monatlich einen kleinen Obolus überweisen musste, aber nur für begrenzte Zeit. „Komm her.“ Zoro schlang seine Arme um den schlanken Körper des Anderen. Dieser hatte kein Wort mehr herausbekommen, und seine Mundwinkel schienen sich nicht mehr nach unten bewegen zu können. Auch Sanji legte seine Arme um Zoro, drückte sich fest an ihn. „Ich liebe dich, Zoro.“ Der Jüngere setzte sich, mit Sanji auf den Schoß, auf. Er sah ihm tief in die Augen. „Ich liebe dich auch“, erwiderte er, und strich dem Blonden durchs Haar. „Jetzt gehörst du ganz mir.“ Ein weiches Lächeln umspielte Sanjis Lippen. „Das hab ich vorher auch schon.“ Er nahm die Hände des Muskulösen, streichelte über sie. Gab es einen besseren Zeitpunkt, um...? „Sanji?“ „Hm?“ „Willst du weiter bei mir wohnen? Ich meine, jetzt, wo die Arbeit erledigt ist, willst du ja vielleicht wieder zurück, und-“ Weiter kam er nicht, ihn zu fragen. Sanji hatte das Gesicht des Anderen in seine Hände genommen, und ihm seine Lippen auf den Mund gedrückt, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Beantwortet das deine Frage?“, lächelte der Blonde. „Das tut es...aber ich würde sie gerne noch einmal hören. Nur um sicher zu gehen, weißt du?“ Sanji ließ ein leises Lachen von sich hören, und küsste Zoro abermals. Inniger, stürmischer. Es erinnerte ihn auf gewisse Art und Weise an ihren ersten Kuss. Vor ein paar Wochen, in einem etwas stickigen Proberaum. Alles um sie herum hatte sich zwar verändert, aber sie waren zusammen. War das nicht das Einzige, das zählte? ~OWARI~ Usopp-sans Goodbye-Special~ Usopp-san: Guten Tag, werte Leser. Hiermit ist diese Geschichte mit dem Titel HEARTROCK* beendet. Der Untertitel „Die Leiden des jungen Usopp-san“ wurde leider abgelehnt, allerdings aus mir völlig unbekannten Gründen! Sanji: Vielleicht weil es doch eher um mich geht? Zoro: *räusper* Sanji: Und meinen unglaublich sexy Loverboy~ Usopp-san: Firlefanzerei! Ich hatte alle Hände voll zu tun mit und wegen euch! Nur damit ihr zusammen ein Liedchen trällern könnt, musste ich mich ganz allein auf den Weg machen, durch reißende Flüsse schwimmen, mich durch einen dichten Dschungel kämpfen, mit monströsen Bestien kämpfen und sogar ein paar blaue Flecke verschmerzen, nur um dann bei Zoros Plattenfirma anzukommen, und seinen Boss zu kontaktieren! Sanji: Hättest du nicht einfach ein Telefon nehmen können? Usopp-san: Nein, niemals! Solche Dinge bespricht man nicht am Telefon! Diese unpersönliche, moderne Kommunikation! Außerdem hätte er so gar nicht meinen unglaublichen Charme und Esprit gespürt, der ihn um den Finger gewickelt hat! Sanji: Wolltest du nur eine Zusammenarbeit erfragen, oder ihn abschleppen? Usopp-san: Nicht jeder ist wie du, Sanji! Sanji: Was willst du damit sagen? Usopp-san: Ich stehe nicht auf Männer, so wie du eben... Sanji: Du hättest auch viel zu viel Angst vor denen!*lach* Usopp-san: So ein Unsinn!! Zoro: Ihr habt echt Probleme...*seufz* Chopper: *schnüffel, schnüffel* Hm? Keiner da? Hallo, ich bin Chopper! Warum ich plötzlich sprechen kann? Ich konnte schon immer reden! Aber mein gesamter Text in dieser Story wurde einfach gestrichen, und durch die Anweisung „Sei süß und knuddelig“ ersetzt! Dabei bin ich ein grandioser Schauspieler und Sprecher! Und...- Usopp-san: Moment... Hey! Ich dachte, das hier wäre MEIN Spezial? Sanji: Hast du kein Durchsetzungsvermögen? Usopp-san: Sei jetzt still, oder ich lass dich feuern! Sanji: Versuchs doch! Zoro: Ich hab das Gefühl, das stimmt nicht ganz. Was ist das denn für ein Plot, in dem sich Sanji und Usopp-san die ganze Zeit zanken? Robin: Für einen Plot hat leider das Geld gefehlt. Der reichte sowieso grade mal bin zum 7. Kapitel. Zoro: Oh, das erklärt so Einiges... Robin: Nicht wahr? Deswegen sollte Usopp-san eigentlich noch ein paar Worte sagen... Zoro: Ist etwas schief gegangen, oder? Robin: Hmhm *zustimmend nick* Zoro: Aber... du und Usopp-san... da läuft doch was, oder?*grins* Robin: Schau mal Zoro, ein Vogel! Zoro: Was? … Usopp-san: Haha! Das werdet ihr nie erfahren! Niemals werdet ihr wissen, ob ich und Robin und ein Paar sind! Ace: Seid ihr? Usopp-san: Nein. … Hey, Moment, halt Stopp! Ich war über den plötzlichen Auftritt von ihm überrascht!! Sanji: Armer Irrer... Nami: Sanji-Schatz~ Sanji: Oh, und ich muss auch noch meine Bahn schaffen~ Franky: Hey Leute, alles fresh? Ich bin hier, und rette die Schlussworte! Macht’s gut, schreibt gefälligst Kommentare und schreit „Wooaaah AKIHIROOOOO~ Du bist unser Heee~eeeld!“ : Wenn man's nicht selber macht... Danke, dass ihr HEARTROCK* gelesen habt, und Danke Jedem_jeder, Abonnenten_Abonnentin und jedem, der den ein oder anderen Kommentar verfasst hat, oder mich mental unterstützt hat, diese Geschichte (weiter) zu schreiben. Meinen ganz besonderen Dank gilt an dieser Stelle: ♥, meiner Muse und Melorine [eben einfach nur „Moahr!“ - Ich liebe dich ♥], sowie: , inbrünstige Anspornerin und treue Kommentatorin, , ebenso liebe Anspornerin und eifrige Kommentatorin, und dir, dass du diese Geschichte bis zum Ende gelesen hast. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ ANKÜNDIGUNG Ein letztes Mal bitte ich um deine Aufmerksamkeit, werter Leser, werte Leserin :) Ich, , melde mich noch einmal! Denn die Arbeit an dieser Story hat mir einen Riesenspaß gemacht, und so ganz möchte ich mich nicht von Zoro und Sanji als Sänger verabschieden. Im Klartext: Ich plane eine Fortsetzung von HEARTROCK*! Ein Erscheinungsdatum steht noch nicht fest, aber mein Ideenzettel ist bereits prall gefüllt ^^ Es gibt wieder Drama, Romantik, Lemon und neue Charaktere :) Jetzt ist aber EURE Meinung gefragt! Ich will im Vorfeld natürlich wissen, ob ihr auch Interesse an einem neuen Teil hättet ^^ Schreibt mir einfach einen Kommentar/ eine ENS/ einen Gästebucheintrag/! Ich bitte um rege Beteiligung ^^ Danke für eure Aufmerksamkeit :D Und schaut auch mal beim Doujinshi zu dieser Fanfiction rein – einfach in der Beschreibung oder auf meinem Steckbrief nachsehen! ;) Und nehmt doch am Fanart-Wettbewerb teil! Karotaler gibt’s zu gewinnen ^.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)