Mirrors World - Dornenfluch von CharleyQueens (Winterwichteln 2012/13) ================================================================================ Kapitel 2: Der Fremde im Wald ----------------------------- Frauen… Wie oft war er eigentlich schon von ihnen verarscht worden? Da war dieses Mädchen, das sich als eingebildete Schönheitstusse rausstellte trotz ihrer winzigen Brüste und ihrer Angst vor Äpfeln. Er hatte sie schnell abgeschossen, nachdem sie sich im Bett als schlecht herausgestellt hatte. Und dann diese Streberin, die zwar einen Riesenbusen vorzuweisen hatte, ansonsten jedoch genauso schlecht im Bett war. Allzu großes Interesse an Frauen hatte er sowieso nicht. Für sie waren sie einzig und allein für eins da. Gefühle spielten bei so etwas keine Rolle, er suchte bloß den Spaß an der Sache. Sich binden war ihm viel zu anstrengend. Das einzige Problem waren seine Eltern. Der König und die Königin des Landes Elzhabaér. Er war ihr einziger Sohn und sollte seit mehreren Monaten, genauer gesagt seitdem er 19 geworden war, endlich eine Frau finden. "Wir sind auch nicht mehr die Jüngsten und bevor uns das Zeitliche segnet, wollen wir noch das Getrappel keiner Kinderschuhe hören und dich glücklich wissen!", pflegte seine Mutter immer zu sagen. "Aber, ich bin glücklich!", hatte er dann stets entgegnet. "Wieso muss ich mir eine Frau suchen?" „Und wie willst du dann für einen Erben sorgen?“, entgegnete sein Vater, König Oslar dann immer. „Du weißt, dafür brauchst du schon eine Frau!“ „Darum kümmere ich mich schon noch früh genug. Aber jetzt will ich einfach keine Frau. Was soll ich denn schon mit denen anfangen?“ Der Prinz verstand es nicht. Er hatte kein Interesse an Frauen, abgesehen von Bettgeschichten. Und trotzdem veranstalteten seine Eltern zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit einen Ball ihm zu Ehren zu dem sie die heiratsfähigsten Frauen aus allen fernen Ländern einluden. Manche hübsch, andere weniger. Meistens verschwand er schon nach kurzem mit einer und tauchte erst zum Ende des Balls wieder auf, ab und zu auch früher, wenn ihm der Spaß nicht reichte. So war es auch bei dem gestrigen Ball gewesen. Er war nach dem Sex mit einer jungen Gräfin abgehauen und war auf dem Weg zum Ballsaal einer fremden, jungen Frau begegnet. Sie hatte einen Schleier getragen und ihre unschuldige, scheue Art hatte das Raubtier in ihm geweckt. Es würde eine Freude werden, sie zu entjungfern, denn dass sie noch unberührt war, das sah man ihr schon von weitem an. Also hatte er den Gentleman heraushängen lassen, hatte sie becirct, umgarnt, so getan, als verfolge er keine bösen Absichten. Sie war auf ihn hereingefallen, hatte mit ihm getanzt, doch als die Uhr auf einmal Mitternacht schlug, lief sie ohne ein Wort davon. Er rannte ihr hinterher, denn wenn er einmal ein Ziel auserwählt hatte, gab er keine Ruhe, bis er es eingefangen hatte. Und außerdem, niemand rannte einfach so vor dem Prinzen davon. Auf der Treppe verlor sie ihren Glasschuh und sein Vater brachte ihn dazu, zu verkündigen, dass er die Frau, der der Glasschuh passte, zu seiner Gemahlin nehmen würde. Er selbst fand diese Anweisung lächerlich und sinnlos, doch hatte er sie befolgt. Und so war er im Hause der Freahsóre gelandet, einer alten Familie, die zwar reich war, jedoch keinen hohen Titel besaß. Die zwei Töchter, die ihm die alte Frau – heimlich hatte er sie Hexe genannt – vorgestellt hatten, waren zwar eindeutig nicht das Mädchen von Gestern gewesen, jedoch hatte er es auch nur auf den Spaß abgesehen. Er hatte einzig und alleine vor, die Erste mitzunehmen, sich mit ihr zu vergnügen und sie dann des Betrugs zu beschuldigen. Also hatte er die Älteste von ihnen genommen, als sie den Glasschuh angezogen hatte. Doch als die Tauben ihm von dem Blut erzählten, konnte er nicht einfach so tun, als hätte er es ignoriert. Er brachte die Tochter zurück und verlangte nach der Nächsten. Und auch diese versuchte ihn zu betrügen. Nein, ein Prinz wurde nicht betrogen. Und so hatte er den Glasschuh zerschlagen und sie vom Pferd geschmissen. So groß war sein Verlangen nach dieser Fremden nun auch nicht, dass er sich dafür verarschen ließ. Er bremste sein Pferd, als er sich der Zugbrücke näherte. Als ein Wächter ihn bemerkte, ließ dieser die Brücke herunter und der Prinz überquerte diese. Im Burghof angekommen liefen einige Stallburschen auf ihn zu und nahmen ihm das Pferd ab, als er abgestiegen war. Er ging schnurstracks Richtung Thronsaal, wo er seine Eltern aufzufinden hoffte. „Vater! Mutter! Ich bin wieder zurück!“ Lächelnd und mit ausgebreiteten Armen betrat der junge Prinz den Raum. Seine Eltern, die sich mit dem Berater unterhalten hatten, blickten auf und als sie ihn entdeckten, schickten sie den alten Mann, der der königlichen Familie seit Jahren diente, weg. Er durchquerte den Raum mit schnellen Schritten und als er vor ihnen stand, verbeugte er sich tief. „Und doch bist Du alleine!“, bemerkte seine Mutter. „Wo ist deine Gemahlin?“ „Ich dachte, ich hätte sie gefunden“, erzählte der junge Prinz. „Doch hat sie mich betrogen. Und als ich den Betrug bemerkte, hat sie den Glasschuh zerbrochen, sodass ich nicht weiter nach ihr suchen konnte.“ Es missfiel ihm, seine Mutter anzulügen, doch sah er keinen anderen Ausweg. „Denkst Du, ich würde nicht bemerken, dass du deine eigene Mutter anlügst?“ Nun erhob sein Vater das Wort. Er war ein alter Mann, der einst in der glorreichen Schlacht an den Thorus-Klippen gekämpft hatte, als sein eigener Bruder sich gegen ihn gestellt hatte. Und selbst jetzt strahlte er noch Führungsqualität und Macht aus. Doch das Alter nagte an ihm und auch, wenn er es nach außen hin nicht zeigte, so war er doch schwächer als sonst und nicht mehr der Alte. Er bevorzugte die Ruhe und würde schon bald zurücktreten, um seinem einzigen Sohn den Platz als König zu hinterlassen. Doch dafür brauchte er eine Frau. Dringend. „Zufälligerweise habe ich meinen Berater losgeschickt, um dich zu beobachten. Er hat mir alles erzählt. Ich war noch nie so enttäuscht von dir, mein Sohn. Und eigentlich bliebe mir jetzt nichts anderes übrig als dich zu verbannen!“ Seine laute, wütende Stimme hallte von den Wänden zurück und der Prinz zuckte kaum merklich zusammen. Selbst seine Mutter blickt erschrocken auf ihren Mann bei diesen Worten und legte beschwichtigend eine Hand auf seinen Unterarm. „Schatz, das meinst du nicht ernst!“ „Schweig!“, befahl er ihr. „Er lässt mir keine andere Wahl. Ich habe mich entschlossen, dir noch eine letzte Chance zu geben. Sag mir, hast du jemals die Legende von der Schlafenden Schönheit gehört?“ Der Prinz schüttelte den Kopf. „Es heißt, sie schläft in einem Schloss versteckt hinter einer Dornenhecke. Finde diese Prinzessin und nimm sie zur Frau. Ich gebe dir dafür einen Mondenlauf Zeit. Wenn du bis dahin nicht zurückkehrst, werde ich dich enterben. Erhebe dich nun und mach dich auf den Weg!“ „Vater, habt ihr nicht noch weitere Informationen für mich?“ Der Prinz sah ihn verzweifelt an. „Sie könnte überall sein.“ „Du findest schon einen Weg!“, war alles, was der König sagte. „Und nun geh. Bevor ich es vergesse, sei dir noch gesagt, dass es dir untersagt ist, einen Knappen mitzunehmen oder auf deinem Pferd zu reiten. Gehe nun unverzüglich los und kehre erst wieder, wenn du sie gefunden hast!“ Er wollte etwas darauf erwidern, doch sein Vater hatte sich seiner Frau wieder zugewandt und unterhielt sich leise mit ihr. Nervös erhob sich der Prinz und schlich aus dem Saal. Was für eine Unverschämtheit! Er war ein Prinz, niemand ging so mit ihm um. Wie sollte er denn nur dieses Schloss finden? Die Erde war groß. Zu groß um sie in einem Mondenlauf zu durchsuchen. Wütend eilte er den Gang entlang und rannte dabei fast den Berater um, der vorhin bei seinen Eltern gewesen war. „Es tut mir Leid, mein Prinz!“, entschuldigte sich der alte Mann und zwirbelte nervös seinen weißen, langen Bart. „Ich ahnte nichts von der Strafe, die Euch Euer Vater auferlegen würde. So lasst mich Euch helfen. Im Düsterwald wohnt eine Hexe, welche den Weg zu dem Dornenschloss kennt. Doch seid vorsichtig, denn ihr müsst ihr ein Opfer machen. Das ist alles, was ich euch sagen kann!“ Und dann war er davongehumpelt, sein linkes Bein dabei nach sich ziehend. Da er sonst keinen anderen Anhaltspunkt hatte, hatte sich der Prinz entschlossen, in den Düsterwald zu gehen. Ein vorbeifahrender Kutscher hatte ihn mitgenommen und ihn wenige Meter vor dem Wald, in den freiwillig niemand einen Fuß setzte, abgesetzt. Tagsüber sah der Wald vollkommen normal aus, nur nachts änderte er sein Aussehen. Dann erwachten die finsteren Wesen des Waldes, die nach frischem Blut dürsteten. Tagsüber war es meist kein Problem diesen Wald zu durchqueren, jedoch war der Wald groß und wenn man nicht schnell war, kehrte die Nacht ein, noch ehe man durch den Wald war. Tagsüber sah und wirkte alles vollkommen normal. Der Prinz hatte kein allzu großes Problem damit, den Wald zu durchqueren, außerdem musste er nachts im Wald sein, um das Haus der Hexe zu finden. Schwarze Hexenhäuser waren nur des Nachts auffindbar, tagsüber versteckten sie ihr Haus zwischen den Blättern der Bäume. So blieb ihm also keine andere Möglichkeit, als bis zur Nacht zu warten. Entschlossen folgte der Prinz dem Pfad, der immer tiefer in den Wald führte, als er plötzlich hörte, wie etwas zu Boden fiel. Mutig zückte er sein Schwert und näherte sich der Stelle, von der das Geräusch gekommen war. Möglicherweise war es ein Tier oder ähnliches. Doch mitten auf dem Weg lag ein Mensch. Ein Junge, in seinem Alter. Ein ziemlich merkwürdig gekleideter Junge. Er trug ein rotes Oberteil, eine dunkelgraue Hose und Schuhe, die er nie zuvor gesehen hatte. Seine blonden Haare verdeckten sein Gesicht und er wimmerte leise vor sich hin. Irritiert blickte der junge Prinz zu den Baumkronen hinauf. War er etwa da hochgeklettert und dann runtergefallen? Normalerweise würde er jetzt einfach weitergehen und ihn seinem Schicksal überlassen, doch wenn er es sich genau überlegte, so würde er gegen einen Knappen nichts einzuwenden haben. Außerdem, der Prinz hätte ihm somit sein Leben gerettet und dieser merkwürdig gekleidete Fremde würde ihm damit etwas schuldig sein. Er steckte sein Schwert wieder zurück und näherte sich dem Jungen vorsichtig. Just in diesem Moment öffnete er seine Augen – und zwei grüne Pupillen blickten ihm fragend und irritiert entgegen. Was für schöne Augen er hatte, dachte der Prinz. Grüne Augen waren selten, ihm selbst waren noch nie Menschen mit solchen Augen begegnet. Es hieß, dass Grünäugige etwas Besonderes waren und zu Höherem auserwählt. Erik blickte auf den fremden jungen Mann, der ihm mit einem schelmischen Lächeln die Hand reichte. Suchend sah er sich um. War er nicht gerade eben noch im Stadtpark gewesen? Er erinnerte sich daran, wie diese komische alte Frau ihm ein Amulett in die Hand gedrückt hatte und er panisch davon gelaufen war. Dann war er über irgendetwas gestolpert und zu Boden gefallen. Und plötzlich hörte er das Heulen eines Wolfes und als er die Augen aufmachte, stand ein junger, merkwürdig gekleideter Typ vor ihm. Er sah aus wie jemand, der frisch einem LARP entsprungen war. Er trug ein Kettenhemd und dazu Handschuhe aus der gleichen Herstellungsweise. Auch wenn es nicht so aussah, so wusste Erik doch, dass diese zwei einzelne Kleidungsstücke waren und nicht, wie angenommen, zusammengehörten. Die runde, eiserne Kappe hatte der Fremde nach hinten gelegt so wie eine Kapuze. Passend dazu trug er eine braune Panzerhose und Eisenstiefel. Ein Kuppel, welcher um dessen Lenden gegürtet war, hielt das Schwert fest. Erik bemerkte, dass dieses nicht ganz in der Scheide steckte und er fragte sich, ob der Fremde es gezückt hatte, weil er ihn zuerst für eine Gefahr oder ähnliches hielt. Lächerlich, fuhr ihm durch den Kopf. Was konnte er schon anrichten? „Nun, wie lange willst du denn noch dort unten verbringen?“, fragte der Mann. „Normalerweise bin ich nicht so freundlich und kümmere mich um einen Fremden!“ Erik griff nach der Hand und ließ sich aufhelfen. „Und wie komme ich dann zu der Ehre?“, wollte er wissen und strich sich sein blondes Haar aus dem Gesicht. „Ich brauche jemanden, der mich begleitet!“, erklärte der junge Mann. „Mein Name ist übrigens Christopher und ich bin der Prinz dieses Landes!“ „Klar!“ Erik grinste. „Und ich bin ein Graf. Graf Erik von und Zu Verarschen-kann-ich-mich-selber!“ „Denkst du, ich würde scherzen?“ Christopher hob eine Augenbraue. „Wie kannst du es wagen, einen Prinzen zu beleidigen?“ „Als ob es hier noch Prinzen geben würde!“ Erik verdrehte die Augen und drehte sich dann um. „Danke, dass Eure Majestät mir geholfen hat, nun muss ich allerdings weitergehen!“ Was für ein Spinner, dachte er bei sich. Er ging weiter in den Wald hinein und ließ den Spinner zurück. Wie lange er nun durch den Wald lief, war ihm nicht klar, doch plötzlich brach die Nacht herein. Es wurde binnen weniger Sekunden dunkel und irgendetwas an dem Wald änderte sich. Die Bäume, die vorhin noch wie ganz normale Bäume ausgesehen haben, veränderten plötzlich ihr Aussehen. Sie bekamen schauerliche Fratzen und im Wind wirkten ihre Äste und Zweige wie knöcherne Arme, die nach ihm griffen. Leuchtend rote Augen funkelten ihm entgegen und Erik stolperte über eine Wurzel. Fluchend rieb er sich seinen Hintern und rappelte sich wieder auf. „Das Ganze bildest du dir bloß ein, Erik!“, sprach er zu sich selbst. „Das sind bloß Wahnvorstellungen. Die Äste sehen so gruselig aus, weil du nicht weißt, wo du bist!“ Allmählich begann er sich ernsthaft Sorgen zu machen. Er musste doch irgendwo sein. Und irgendwie hierhergekommen sein. Wo auch immer Hierher war. „Möglicherweise ist das Ganze auch nur ein verrückter Traum!“, überlegte Erik. „Und in Wirklichkeit liegst du im Park bewusstlos. Bestimmt hat dich schon jemand gefunden und ins Krankenhaus gebracht oder so!“ Und wenn er im Koma lag? Er wollte sich nicht vorstellen, was es hieß niemals mehr … Seine Gedanken wurden gestört, als er plötzlich das Heulen eines Wolfes vernahm. Ein Heulen, das bedrohlich nah klang. Aber es gab doch gar keine freilebenden Wölfe mehr. Und selbst wenn, Wölfe hatten vor einem Menschen viel mehr Angst wie vor ihm. Erik setzte sich die Kapuze seines roten Pullovers auf und schlang die Arme um seine Brust, denn mit dem Heulen des Wolfes war auch ein eiskalter Wind aufgetreten, der ihm durch Mark und Bein fuhr. Vor ihm erschienen die schwarzen Umrisse des großen Raubtieres. Es war viel größer als die Wölfe, die Erik im Zoo gesehen hatte. Und irgendwie auch viel animalischer, wie es da im Mondschein stand. Blut rann ihm aus dem Mund und sein graues Fell war zerzaust und voll mit Blutflecken. Erik ahnte, dass dieses Blut nicht das des Wolfes war. Riesige, spitze Reißzähne entblößte das Tier, als es sein spitzes Maul öffnete und wieder den Mond anheulte. Es machte einige Schritte vorwärts und fixierte Erik mit seinen gelben Augen. Der Junge trat einen Schritt nach hinten und in diesem Moment begann der Wolf auf ihn zuzulaufen. „Weg da!“ Gerade noch rechtzeitig duckte sich Erik, als neben ihm eine Gestalt vorbeieilte und sein Schwert in das offene Maul des Wolfes stieß. Sofort sackte das Tier leblos zu Boden und rührte sich nicht mehr. Fluchend zog der Fremde sein Schwert aus dem Kadaver heraus und wischte die Klinge an seiner Hose sauber. „D-danke!“, murmelte Erik und trat näher. Nun erkannte er, dass es kein Fremder war, der ihm geholfen hatte, sondern der verrückte Möchtegern-Prinz Christopher. „Rot!“ Wütend sprang Christopher auf und deutete mit der Schwertspitze auf Eriks Kehle. Dieser trat erschrocken zurück. „Wie kann man nur so doof sein und in einem Düsterwald etwas Rotes tragen? Jedes Kind weiß doch, das die Farbe Rot einen Blutwolf schon Meilenweit anlocken kann.“ „Was hat bitteschön die Farbe eines Kleidungsstückes mit einem Wolfsangriff zu tun?“, hakte Erik nach. Bei den Worten ‚Rot‘ und ‚Wolf‘ klingelte etwas in ihm, doch er konnte sich nicht erinnern, an was. Doch dann erinnerte sich Erik daran und er begann lauthals loszulachen. „Sag mir bloß nicht, du redest von Rotkäppchen!“ Eine andere Erklärung für die Verbindung dieser beiden Worte fiel ihm nicht ein. Er war also in einem Traum mit einem verrückten Prinzen in einer verrückten Märchenwelt gelandet. Na toll! „Blutwölfe greifen niemals einzeln an!“, war alles, was Christopher erwiderte. „Wenn einer von ihnen ein Opfer gefunden hat, ruft er seine Artgenossen herbei und während sie näher kommen, verletzt er das Opfer so sehr, dass es sich nicht mehr wehren kann, jedoch noch immer bei vollem Bewusstsein ist, sodass es seinen eigenen Tod miterleben muss.“ Und um seine Worte zu bestätigen, tauchten dort, wo der Wolf vor wenigen Sekunden noch gestanden und gejault hatte, drei weitere Wölfe auf. „Gegen einen Wolf zu kämpfen, ist schon ein Ding der Unmöglichkeit!“, meinte Christopher seufzend und zückte dennoch sein Schwert. „Wenn ich das hier nicht überstehe, sagst du meinen Eltern, dass es mir echt Leid tut, wie viel Sorgen sie wegen mir haben?“ Er grinste ihm zu. Erik zitterte am ganzen Leibe. Er musste doch irgendetwas tun, fragte sich nur was. Das Einzige, was er neben dem Lernen gut konnte, war Rennen. Wie ein Feigling davonrennen. „Denkst du nicht, es ist besser, wenn wir abhauen?“, fragte er also den jungen Mann. „Dann kannst du deine Eltern selbst um Entschuldigung bitten!“ „Ehrlich gesagt, ist mir total egal, was sie von mir denken“, antwortete Christopher grinsend. „Sie haben sowieso schon eine schlechte Meinung von mir. Aber irgendetwas musst du ihnen ja sagen, wenn ich hierbei draufgehe!“ „Dir sind deine Eltern also komplett egal, aber mir, einem Fremden, rettest du sein Leben und riskierst, selbst dabei zu sterben?“ Erik hob verwundert eine Augenbraue. „Mhm, ja!“, meinte Christopher gelangweilt. „Außerdem, wenn ich das hier überleben sollte, bist du mir etwas schuldig. Und wenn ich ehrlich bin, könnte ich gerade wirklich gut einen Diener gebrauchen!“ Erik beobachtete den jungen Prinzen nachdenklich. „Okay, dann hau ab!“, entgegnete er. „Du hast mir vorhin schon mein Leben gerettet, ich werde dich also begleiten, wo auch immer du hingehen willst. Alles ist mir lieber, als deine zerfetzte Leiche vor mir zu sehen und es deinen Eltern zu sagen. Also, kommst du?“ Sein Gegenüber grinste. „Gut, wenn du das sagst!“ Die Wölfe hatten den beiden lauernd zugesehen, doch nun setzten sie zum Angriff an. Der Größte von ihnen an der Spitze setzte zum Sprung an und Erik und Christopher rannten los. Sie schlugen den Weg ins Unterholz ein und hofften, dass die Wölfe dort nicht so leicht durchbrachen. Dornen und Äste zerkratzen vor allem Eriks Kleidung, und manchmal wirkte es so, als würden die Bäume mit ihren Zweigen nach ihnen greifen und sie festhalten. Immer dann, wenn dies geschah, zückte Christopher sein Schwert und zerschlug die Äste. Doch die Wölfe hinter ihnen kamen mit Leichtigkeit durch das Dickicht, so als würde der Wald ihnen dabei helfen, sie zu schnappen, auseinanderzunehmen und aufzufressen. Erik, der wenige Nasenlängen schneller wie Christopher war, bremste ab, als er vor sich eine Reihe eng zusammengewachsener Bäume sah. Auch Christopher hielt an und fluchte laut, als er die Baumreihe vor sich sah. Hinter ihnen näherten sich die Raubtiere. „Kommt es mir nur so vor oder stellt sich der Wald gegen uns?“, sprach Erik das aus, was er schon die ganze Zeit vermutet hatte. „Natürlich tut er das!“, entgegnete der Prinz neben ihm. „Das ist ein Düsterwald, die stellen sich immer gegen uns Menschen.“ „Aha.“ Erik nickte knapp. „Und wie sollen wir dem entkommen?“ „Auch wenn ich es nur ungern zugebe, aber ich habe keine Ahnung!“, erklärte Christopher seufzend. „Yutsu Mi Cha La Wi ro Dsurae No Hiranui Hiraku Yutsu Mi Cha La Tsusgli ro Dsurae No Hiranui Hiraku “ Merkwürdig klingende Worte drangen an Eriks Ohr. Er sah sich um und plötzlich trat aus dem Wald heraus eine umhangtragende Gestalt, dem Klang ihrer Stimme nach musste sie weiblich sein. Mit einem Eichenstab deutete sie auf die Tiere, die plötzlich umkehrten und davoneilten. Erik spürte wie ihm schwarz vor Augen wurde und er sackte zu Boden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)