If i die young von Chibi-Neko-Chan (Mit dir zusammen ans Ende der Welt) ================================================================================ Prolog: Wo viel Gefühl ist, ist auch viel Leid ---------------------------------------------- „Wo viel Gefühl ist, ist auch viel Leid.“ -Leonardo da Vinci Diagnose: Krebs. Das schlimmste, was man sich vorstellen kann. Das einzige, bei dem ich Angst habe zu sterben. Das erste, was mir damals durch den Kopf ging war: „Wieso ich?“ Es ist nicht so, dass ich es jemand anderem wünsche, im Gegenteil. Diese Krankheit sollte es nicht mehr geben. Wieso Krebs? Wie lange noch? Ist es heilbar? Muss ich mich nun verabschieden? Werde ich es überleben? Die ersten Fragen, die einem bei solch einer Diagnose durch den Kopf gehen. Weiter geht es damit, wie man nun weiter leben solle, ob es sich noch lohnen würde. Wie würde die Familie sich fühlen? Wie die Freunde? Man geht alles in seinem Kopf durch, bis man bei seiner eigenen Beerdigung ankommt. Werden viele da sein? Wer wird alles auftauchen? Die Streber von nebenan? Die Rüpel, die einem das Leben zur Hölle machen? Der schlimmste Feind und der beste Freund? Die Verwandten von ganz weit weg? Vielleicht auch keiner? Ich wusste bis dato noch nicht, dass es nur eine Person geben würde, die auf meiner Beerdigung erscheinen würde. Eine Person, die mich wirklich lieben und nie aufgeben würde. Eine Person, die ich für immer lieben und nicht mehr aufgeben würde. „Timmy~!“, ruft meine Mutter gerade und ich seufze genervt auf. Ich hasse es, wenn sie mich so nennt. Ich lege mein Buch beiseite und sehe auf. „Ja Mum?“, frage ich und stütze meinen Kopf gelangweilt auf meine Hand. „Du hast Post!“, sagt sie voller Freude und hält mir einen Brief entgegen. Ach was, noch ein Gutes-Sterben-Briefchen? Davon kann ich ja auch noch einige gebrauchen. Waren bisher ja schließlich erst fünfzig in einer Woche. Und die meisten von den Personen kenne ich gar nicht, oder habe ich erst einmal gesehen. Aber kaum ist man dem Tode geweiht, kommen sie alle aus ihren Bunkern gekrochen. Und Mum freut sich darüber. Ich nehme den Brief an und lege ihn auf die Kommode. „Willst du ihn gar nicht öffnen?“, fragt sie auch schon, aber ich schüttelte den Kopf. Sehe ich denn so aus? Sie zuckt nur gekränkt mit den Schultern. „Dabei ist er doch von Tante Sybille.“ Ach so? Von Sybille? Die Sybille? Kenne ich gar nicht! Also ist es mir auch egal. Und das Geld, was sie mir schicken, kann ich auch nicht gebrauchen, wenn ich krank im Bett liege. „Was machst du?“, fragt Mum wieder lächelnd. Ich deute nur stumm auf das Buch. „Hast du jetzt auch noch deine Stimme verloren?“, fragt sie nach und stemmt ihre Hände in die Hüften. Ich nerve sie. Als sie merkt, dass ich darauf nicht reagiere, lässt sie es bleiben. „Möchtest du einen Tee?“, fragt sie nach, doch ich schüttele den Kopf. Ich habe seit Wochen nichts anderes mehr getrunken. Doch, Wasser. Aber das wird auch langsam fad. Meine Mutter verschwindet wieder. Ich glaube, sie wäre froh, wenn ich sterben würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)