Boundless friendship von Anyi (NaruSasu) ================================================================================ Kapitel 5: Ich ignoriere dich, dann vergesse ich dich! ------------------------------------------------------ Nichts ist wie früher. Auch der Kick nicht. Nicht mehr als ein müder Flash. Das Glück verlässt mich… Du kennst dein Schicksal. Weißt wie es enden wird und kannst trotzdem nicht aufhören. Die anfängliche Euphorie bleibt aus. Der Flash und die Schwerelosigkeit werden zur Nebensache. Die Sucht besitzt deinen Körper und herrscht über dein Handeln. Du steuerst in eine Richtung, in der dich nur eines erwartet. Der Tod! Ich ignoriere dich, dann vergesse ich dich! Die Mittagssonne erhellte mein Zimmer. Schien direkt auf mein Bett und mir somit ins Gesicht. In normalem, geistesgegenwärtigem Zustand hätte ich mich weggedreht oder hätte die Vorhänge zugezogen. Aber momentan empfand ich weder Abneigung gegen diesen hellen, heißen Sonnenschein, noch Zuneigung zu irgendeiner Tätigkeit. Ich war in einem erbärmlichen Zwischenstadium. Mein Körper sehnte sich nach dem berauschenden Glücksgefühl, das mit jedem weiteren Schuss mehr in den Hintergrund trat. Immer wieder fing er an seinem Verlangen Ausdruck zu verleihen. Noch war es ein leichtes, unruhiges Zittern meiner Finger, während mein restlicher Körper schwach und ausgelaugt auf dem Bett lag. Wie lange lag ich jetzt hier? Wie viel Zeit war vergangen? Eindeutig zu viel Zeit. Zu lange lag ich untätig rum und lauschte dem leisen Ticken der Uhr. Hin und wieder spürte ich das schwache Vibrieren meines Handys, das neben mir auf dem Bettlaken lag. Müde wandte ich mich dem leisen brummenden Geräusch zu. Starrte es aus tränenden Augen an und drehte meinen Kopf wieder weg, zur weißen Zimmerdecke. Wie im Flug rauschten die Minuten lautlos an mir vorbei. Unten knallte Itachi gerade laut die Haustür zu. Entweder er war gerade von einer aufregenden Nacht Heim gekommen, oder aber er hatte soeben unser Elternhaus verlassen. Ich wusste es nicht. Und es interessierte mich auch nicht. Für mich gab es kein reales Zeitempfinden mehr. Nicht mehr, seid ich wusste was Itachi getan hatte. Wie weit er gegangen war. Sein mitfühlendes Gerede vor wenigen Wochen war nichts weiter als eine leere Lüge gewesen. Ein vorgeheucheltes Verhalten um mein Vertrauen zu bekommen. Es war vor drei Wochen. Seid dem ging es kontinuierlich Berg ab. Mit mir und meinem Leben. Unter erheblicher Anstrengung rutschte ich aus meinem Bett. Schleppte mich zu meinem Schreibtisch und ließ mich genauso schwerfällig wieder auf den Stuhl fallen, wie ich aus meinem Bett aufgestanden war. Alles schmerzte, aber mein Verstand war einigermaßen klar. Auf dem Tisch lag das schwarze Tagebuch. Sam war immer da. In den letzten Wochen war er zum wichtigsten Objekt in meinem beschissenen Leben geworden. Es gab erschütternde Einträge, die selbst mir jedes Mal erneut die Tränen in die Augen trieben. Samstag, 30.09.2011 - 23:00 Uhr Sam! Warum ist in mir alles so still, so leer? Es fühlt sich tot an… Tödlich leer! Tödlich still! Ich will schreien. Laut und kräftig schreien um diese unangenehme, bedrückende Stille loszuwerden. Sie hat sich in meinem Körper festgesetzt und lässt mich nicht los. Ich will schreien. Gegen diese Stille anschreien! Aber ich bleibe stumm. Kein einziges Wort verlässt meine Lippen. Nicht einmal ein leises Flüstern oder Hauchen. Meine Lippen bleiben verschlossen. Selbst wenn ich es könnte, wenn ich wirklich schreien könnte, würde es niemand hören! Niemand ist da und hört mich. Nur du, Sam. Aber du kannst nicht helfen, richtig? Sie sind so blind. Alle sind sie blind. Sehen nichts, hören nichts, sagen nichts. Ich könnte wild und unkontrolliert um mich schlagen und ihnen direkt ins Gesicht schreien, und sie würden nichts bemerken. Ihre Anteilnahme wäre so falsch wie das Spielgeld bei Monopoly. Sie können nichts gegen mein fortschreitendes Verderben tun. Es ist sowieso zu spät, um zu reden. Es macht keinen Sinn mehr. Ich bin dabei von Innen heraus zu sterben… Das war mein letzter geschriebener Eintrag, vor ein paar Stunden. Nichts hatte sich seither an diesem Gefühl in mir geändert. Ich fing stattdessen an heftiger zu zittern. Mir war schrecklich kalt und kühler Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. Die Übelkeit kroch in meinen Magen. Ich glaubte meine Eingeweide zu spüren, wie sie sich alle nacheinander krampfartig zusammenzogen. Mit zitternder Hand fuhr ich mir über die gereizten Augen. Sie brannten wie Feuer. In meinen Ohren rauschte es, wie ein donnernder Wasserfall. Das Paradies war schön. Aber nur so lange, wie es die Wirkung der Droge einem vorgaukelte. Das Paradies war nichts weiter als eine weitere Lüge in meinem Leben. Ich zwang mich regelrecht den Drang erneut nach dem erlösenden Pulver zu greifen zu ignorieren und versuchte mich mit meinen geschriebenen Einträgen abzulenken. Ich blätterte ein paar Seiten zurück. Genau zu dem Tag, an dem ich herausfinden musste wie falsch und verlogen mein eigener Bruder doch war. Dabei hatte er nichts Verbotenes getan. Aber sein Verhalten versetzte mir eine weitere tiefe Narbe in meinem Herzen. Es war ein langer Eintrag. Hin und wieder wirkten die Worte zittrig und ungeschickt geschrieben. An einigen Stellen wellte sich das Papier. Ich hatte geweint. So wie das erneute Lesen dieser Worte wieder Tränen in meine überempfindlichen Augen trieb. Heiß und brennend stand die Flüssigkeit in beiden Augen. Mein Blick für Sekunden unklar und verschwommen. Die Buchstaben wurden unleserlich, als sich einzelne Tropfen lösten und auf die aufgeschlagene Seite fielen. Schnell versuchte ich die Tränen wegzuwischen und machte damit alles nur noch schlimmer. Ich hatte die Tinte verwischt. Der Anfang war nicht mehr klar zu lesen. Aber dieser war auch nicht sonderlich spektakulär gewesen. Dafür die darauf folgenden Worte. Ich las es mir erneut durch, während weiterhin neue Tränen über meine eingefallenen Wangen liefen. Sie versiegten nicht. Donnerstag, 08.09.2011 - 14:30 Uhr Hörst du auch diese Stimmen, Sam? Hörst du sie? Sie kommen vom Flur. Sind ganz nah. Sie sollten nicht hier sein. Ich sollte sie nicht hören, weil ich auch nicht hier sein dürfte. Niemand sollte hier sein! Ich muss leise sein, darf mich nicht verraten. Würde nur Fragen aufwerfen und anschließend keine Antworten finden. Sie denken, ich wäre nicht hier. Sie wissen nicht was sie anrichten. Sie glauben, ich sei unterwegs. Das hatte ich Naruto geschrieben, als er mich fragte, ob er mich besuchen kommen konnte. Sam, du hörst die Stimmen nicht, oder? Aber ich kann sie hören, jedes Wort was sie sagen kann ich verstehen. Du aber leider nicht. Oh Sam, ich erkenne diese Stimmen. Ich weiß zu wem sie gehören. Eine gehört meinem Bruder. Sie ist so tief und doch sehr angenehm. Für andere, für Naruto, ist sie wahrscheinlich richtig anziehend. Was auch erklären würde, weshalb er jetzt hier war, obwohl er doch denken musste ich sei nicht hier. Aber er will auch nicht zu mir. Das verrät mir seine Stimme. Ihm gehört die zweite. So hell und klar. Reizvoll und melodisch. Immer schwang diese lebensfrohe Euphorie und Begeisterung in ihr mit. Immer. Es gab selten Ausnahmen. Jedes Wort strahlte Elan und Entzückung aus. Diese Stimme gehört Naruto. Oh Sam, ich wünschte du könntest sie hören. Sie ist so schön. Vielleicht würde sie dir auch den Verstand rauben und du könntest mich dann besser verstehen. Ich wurde gequält. Jeden Tag durchlebe ich unendliche Qualen. Meine Seele leidet. Ich blute… Zerfließe im Selbstmitleid. Mein Herz hat seine Stimme auch erkannt. Es schlägt, schlägt und schlägt. Immer heftiger. Es pocht. Wild, heftig, fast schmerzhaft. Es pocht. Warum, Sam? Warum reagiert es so stark auf seine Stimme. Auf seine Worte, die es zerreißen. Sie zwingen es grade zum vernichtenden Stillstand. Es schmerzt. Was er sagt tut weh. Willst du wissen was er sagt? Willst du wissen worüber sie reden? Willst du hören, was ich höre? Ich werde es dir sagen. Sam, es schmerzt! „Schlaf mit mir, Itachi!“, meint Naruto. Er klingt sicher und selbstbewusst. Ungefähr so wie damals bei mir. Seine Stimme enthält nicht die Verliebtheit, die ich von ihm erwartet hätte. Wieso, Sam? Wieso? Braucht er es so dringend? Will er einen Vergleich. Will er wissen, worin der Unterschied zwischen mir und meinem Bruder liegt? Ist es der Reiz? Ein Kick, weil es mein Bruder ist? Wieso kann ich ihn nicht verstehen? Itachi schweigt und fängt dann plötzlich an zu Kichern. Ich hasse dieses Geräusch. Ich hasse es, weil er es früher auch immer getan hatte, wenn ich etwas Unreifes und Unüberlegtes gesagt hatte. Er nahm nichts ernst. Nie hörte er zu und versuchte zu verstehen was andere wirklich von ihm wollten. Naruto schnaubte verächtlich. Ich weiß warum. Er konnte es genauso wenig leiden wie ich. Er mochte es nicht, wenn man ihn auslachte. Hatte er noch nie. Er hasste es, wenn man ihn nicht ernst nahm, ihn verspottete und verhöhnte. „Was stellst du dich so an Itachi? Sasuke hatte damals auch keine Probleme damit.“ Das war gelogen! Sam, bitte glaube ihm das nicht. Naruto verdreht die Tatsachen. Es war nicht meine Idee und ich habe es nicht so bedenkenlos getan, wie er es gerade darstellte. Er ist unsicher und gekränkt, weil Itachi nicht sofort auf seinen Vorschlag eingegangen ist. Da ist dieser Unterton in seiner Stimme. Kaum hörbar. Aber ich kenne ihn lange genug um mitzubekommen wann Naruto um Selbstbeherrschung kämpft. Er spielte ein Spiel. Und mit Itachis nächster Antwort würde er gewinnen oder verlieren. „Ehrlich? Mein Brüderchen hat sich einfach so darauf eingelassen?“, auch wenn er versuchte seine Stimme auf desinteressierter Ignoranz zu halten, schaffte er es nicht gänzlich den amüsierten Ton zu verstecken. Naruto antworte prompt. Spielte gezielt seinen letzten Trumpf aus. „Klar doch! Sasuke ist eben nicht so ein Spießer wie alle immer denken. Gegen eine Menge Spaß hatte selbst Sasuke nichts mehr einzuwenden.“ Er war unglaublich. Warum machte er das? Er benutzte mich, oder Sam? Er benutzte mich, um an meinen Bruder ranzukommen! Er hatte gewonnen! Von Itachi folgte nur noch ein kurzes nachdenklich ausgesprochenes „Gut“ und anschließend war es still. Eine Tür viel zu. Laut, unverkennbar Itachis Zimmertür. Stöhnen… Sein Stöhnen oder das von Itachi. Ich hab keine Ahnung. Ich kann nicht mehr unterscheiden welches Stöhnen zu wem gehört. Mit einem Mal hört es sich so fremd an. Nicht mehr so wie es bei mir immer war. Nicht besser, aber auch nicht schlechter. Es war einfach nur ein Stöhnen. Wie ich mich jetzt fühle? Leer… Verlassen und verraten! Nur von wem oder was? Verlassen von meinem besten Freund, der nicht wusste was ich für ihn empfand? Verraten von meinem Bruder, der es mit meinem Freund trieb, und nicht wissen konnte was ich fühlte? Sam… Ich will die Augen schließen und vergessen. Wenn ich die Augen zu mache, verlässt mich mein Unglück. Ich weiß jetzt was schief gelaufen ist. Ich weiß, wo der Fehler liegt. Er war es! Er ist schuld. Nur er ist daran schuld, dass es so gekommen ist. Es war seine Idee! Seine bescheuerte Idee! Er wollte Sex. Er wollte Spaß. Er hat nicht nachgedacht! Überredet hat er mich. Lange hatte Naruto auf mich eingeredet. Mir in ausschweifender Erklärung die Vorteile aufgezählt. Irgendwann hatte ich dann keine andere Wahl mehr. Ich gab nach und ließ mich auf ihn ein. Weißt du was das Schlimmste ist? Ich kann es nicht bereuen… Ich kann den Sex, den wir hatten, nicht bereuen. Ich kann auch nicht bereuen, dass ich mich in ihn verliebt habe. Aber ich bereue, dass die Freundschaft kaputt geht. Ich bereue, dass ich ihm nicht ehrlich sagen kann was ich fühle, was mich belastet. Ich bereue, dass ich den Schmerz verdränge, dass ich ihn abschalte und dafür den falschen Weg einschlage. Sei nicht böse auf mich, Sam. Verachte mich nicht. Verabscheue mich nicht. Ich bin doch nur schwach. Zu schwach um widerstehen zu können. Ich bin schwach! Aber ich werde dir versprechen, dass ich aufhören werde. Ich werde mich bessern. Ganz bestimmt. Aber jetzt schließe ich die Augen … Mittlerweile war es früher Nachmittag. Die Schmerzen wurden allmählich unerträglich. Wenn ich so darüber nachdenken würde, könnte ich sagen, dass ich meinen seelischen Kummer durch viel schlimmeren körperlichen Entzugsschmerz verdränge. Aber da steckt so viel Ironie drin, dass es schon fast zum Lachen wäre, wenn mir nicht zum Heulen wäre. Ich konnte nicht mal mehr klar entscheiden, warum ich zu der Nadel griff die auf meinem Schreibtisch lag. Die unerfüllte Liebe zu Naruto war wahrscheinlich nur der Auslöser, aber noch lange nicht der Grund für mein fehlerhaftes Handeln. Mein Verstand riet mir zu der Droge, die mich von meinem Leid befreien sollte und würde. Das tat sie wirklich, nur wirkte sie längst nicht mehr so schön wie zu Beginn. Jetzt erst verstand ich Gaaras trauriges Lächeln. Doch jetzt war es zu spät. Seufzend legte ich Löffel und Feuerzeug zurück in die Schublade. Auch der klägliche Rest des braunen Pulvers folgte. Blieb in der Dunkelheit verborgen vor neugierigen Blicken. Es dauerte nicht weniger als eine Viertelstunde. Lächerliche 15 lange Minuten saß ich auf meinem Stuhl, den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen abwartend geschlossen, bis der Schmerz, das Zittern, die Unruhe und die Angst verschwand. Das Rauschen in meinen Ohren verstummt und das Brennen in meinen Augen erloschen. Nur 15 Minuten!* Eine Ewigkeit! Durch Müdigkeit geplagt erhob ich mich von meinem Stuhl und schmiss das Tagebuch in hohem Bogen unbeachtet auf mein Bett. Dort ließ ich es einfach liegen, um mir selbst erstmal frische Kleidung anzuziehen. Erst als ich meine schwarze Hose zuknöpfte und den Gürtel enger zog, fiel mir wieder mein Handy ein. Fließend beugte ich mich hinab und hob es vom Boden auf. Als ich vorhin vom Bett gerutscht war, ist es mir wahrscheinlich gefolgt, nur das die liebe Schwerkraft nicht ganz auf seiner Seite war und es anschließend dem Boden einen kurzen Besuch abstattete. »Treffen uns im Park! Gehen dann zu Karin…« Jedesmal wenn Gaara mir eine Nachricht schrieb, waren seine Angaben mehr als ungenau. Er zwang mich regelrecht ihm zu antworten. Mittlerweile glaubte ich, dass er selbst nicht mal mitbekam was er da manchmal für sinnloses Zeug schrieb. »Noch im Park oder schon bei Karin?« Schrieb ich ihm, ebenfalls in knappen Worten, zurück. Seine Antwort kam schnell und sie ließ mich kurz vorahnungsvoll und schwer ein und wieder ausatmen. Sie waren schon bei Karin und ich hatte die Chance verpasst mit den anderen gemeinsam dort hin zu gehen. Nun musste ich mich wohl allein auf den Weg machen. Im Grunde auch nicht wirklich schlimm. Dieses Mädchen war an sich auch ganz in Ordnung. Auf jeden Fall war sie erträglicher als Ino oder Sakura, die ich schon über mehrere Wochen nicht mehr gesehen hatte. Aber auch Naruto ging ich weitestgehend aus dem Weg. »Bin bald da. Hast du was da? Für mich?« Dieses Mal dauerte seine Antwort länger, aber sie war positiv. Mit einem müden Lächeln auf den Lippen zog ich mir meine Jacke über und verließ mein Zimmer. Schloss von außen sorgfältig ab und steckte den Schlüssel sicher in meine Hosentasche. Die Stufen der Treppe knatschten leise unter meinen Fußsohlen. Lauter, als ich es sonst empfunden hatte. Lauter, als ich es gewollt hatte. „Sasuke? Wieso bist du nicht in der Uni?“, schallte Itachis Stimme aus der Küche zu mir herüber. Ich schwieg eisern und zog mir einfach meine Schuhe im Flur an, ohne den Blick meines Bruders zu erwidern, als dieser aus der Küche trat und sich halb an das Geländer der Treppe lehnte und meine Bewegungen beobachtete. „Wo willst du jetzt hin, Sasuke?“, versuchte er erneut mit ruhigem Ton eine Information aus mir herauszubekommen. Als ich mich erhob und die Tür öffnete nahm er erneut einen tiefen Atemzug und wollte zum Sprechen anfangen, als ich ihn einmal kurz tief in die Augen sah. Nur für einen Bruchteil einer Sekunde hielt unser Blickkontakt, dann zeigte ich ihm wenig beeindruckt meinen Mittelfinger und schlug die Tür laut hinter mir zu, nachdem ich ins Freie getreten war. Freitag, 23.09.2011 - 13:00 Uhr Na Sam, Ich glaube, niemand kann mich richtig verstehen. Am aller wenigsten ich selbst. Keine Ahnung warum ich das tue. Keine Ahnung warum ich das mache. Ich weiß nicht einmal mehr richtig warum ich so bin. Die Treffen mit Gaara und den anderen sind immer etwas Besonderes. Auf merkwürdige Weise fühlt man sich dort nicht missverstanden. Jeder scheint zu wissen, wie es dem jeweils anderem geht. Ausnahmslos, ohne das vorher ein aufklärendes Gespräch stattgefunden hatte. Richtig ernsthaft geredet wird relativ selten. Eigentlich nie, weil es keine wichtigen Gesprächsthemen gibt, wenn wir alle zusammen sind. Jeder befindet sich in seiner eigenen kleinen heilen Welt. Mischst du dich da ein, machst du sie kaputt. Die wichtigste Regel überhaupt… Ist das noch normal? Immerhin sind wir alle gleich… Auch Naruto und Ich waren mal so… Wir hatten doch auch mal dieses Gleichwertigkeitsgefühl. Warum ist das jetzt weg? Warum versteht mich Gaara besser als mein ehemals bester Freund? Hab ich mich verändert? Hat sich Naruto verändert? Haben wir uns verändert? JA! Alles hat sich verändert… Auch wenn ich es mir wünsche, die Zeit bleibt nicht stehen. Die Welt dreht sich weiter… Ich verliere unbemerkt mit jeder Drehung eine weitere Sekunde meines Lebens… Ich beantworte seine Nachrichten nicht mehr, weil ich sie nicht mehr lese. Aus Angst! Nur wegen dieser beschissenen, alles beherrschenden ANGST… Ich möchte nicht wissen was er denkt. Möchte nicht wissen war er fühlt. Möchte nicht wissen was er von mir hält. Es kann nicht gut sein. Ich bin nicht fair. Zu niemanden mehr, weil das Leben auch nicht fair zu mir ist. Ich kann es nicht mehr ändern. Seine Anrufe gehen ins Leere… Wenn ich mit Gaara und den anderen zusammen bin, dann ist das schön, befreit und ich fühle mich nicht mehr einsam. Bin plötzlich nicht mehr allein unter Menschen. Wir wollen doch alle nur das Eine. Wir wollen Beachtung und Aufmerksamkeit. Wir wollen gesehen werden. Wollen, dass man uns hört und irgendwo ganz tief in unserem Herzen wollen wir, dass man uns hilft. Ich bin nicht einfach irgendwer. Ich bin JEMAND, wenn sich unsere Gruppe trifft. Nur, wenn ich gehe oder die Wirkung der Droge verblasst, kann mich selbst Gaaras Anwesenheit nicht mehr vor meinen Selbstvorwürfen, den selbstquälerischen Gedanken und den Traurigkeitsanfällen schützen. Ich habe das Alles wirklich nie gewollt! Habe nicht gewollt, dass ich mich selbst verliere. Und nun? Was mach ich jetzt? Weiter… So, wie es jetzt ist, wird es nicht bleiben… ES WIRD SCHLIMMER! Wenn ich heute so über diese Worte nachdachte, musste ich feststellen, dass ich mit diesem letzten Satz recht behalten hatte. Es wurde schlimmer. Von Tag zu Tag, von Minute zu Minute. Der Weg zu Karin war nicht sonderlich beschwerlich. Sie wohnte etwas abseits vom Stadtzentrum, mit Bus und Bahn jedoch eigentlich schnell zu erreichen. Ich entscheid mich allerdings lieber für den längeren Fußweg. Karin war die Tochter von reichen, angesehenen Leuten. Immer beschwerte sie sich über die Ignoranz und Gleichgültigkeit, die ihre Eltern ihr gegenüber an den Tag legten. Sie sei einfach nicht perfekt genug, wie sie mir einmal in einer schwachen Phase erklärte. Dass wir uns heute bei ihr trafen, bedeutete eigentlich nur, dass ihre Eltern wohl auf einer wichtigen Geschäftsreise waren. Ihr Haus war groß und es hatte einen gepflegten Garten mit kurzgeschorenem englischem Rasen. Als ich vor der aufwendig verzierten Eingangstür stand, zögerte ich nur einen kurzen Moment, bevor ich dann fest entschlossen die Klingel betätigte. Es war ruhig und nur leise, beruhigende Musik drang an meine Ohren, als Karin mir lächelnd die Tür öffnete. Zur Begrüßung zog sie mich kurz in ihre Arme und drückte mir ihre Lippen auf meine rechte Wange. Nachdem ich dieses Ritual über mich ergehen lassen habe schob sie mich ins Innere ihres Hauses und anschließend ins Wohnzimmer, wo sich die anderen ebenfalls aufhielten. Gaara lag auf dem Boden und starrte an die Decke, während die anderen verstreut im Raum irgendwelchen langweiligen Tätigkeiten nachgingen. Ich setzte mich im Schneidersitz neben Gaara. „Was hast du so lange getrieben“, fragte er mich, ohne seinen Blick von der Decke abzuwenden. Nachdenklich runzelte sich seine Stirn und sein Kopf wanderte abwechselnd von rechts nach links. Verwundert folgte ich seinem Blick. Doch ich sah nichts weiter als stinknormale Raufasertapete. „Also?“, hakte er nach, als ich immer noch nicht auf seine Frage geantwortet hatte. „Hab gewartet“, meinte ich einfach und erhaschte anschließend einen Blick auf seine matt glänzenden Augen. „Worauf?“, erwiderte Gaara geistesabwesend. „Weiß ich auch nicht mehr“, gab ich offen zu und registrierte das kurze Kopfschütteln. Anschließend erhob er sich und winkte mir zu, dass ich ihm folgen sollte. Ohne Gegenwehr lief ich ihm nach, bis in den Garten, wo wir uns auf eine saubere, weiß gestrichene Bank setzten. „Ich weiß dieses Mal ehrlich nicht, wie rein das Zeug ist“, gestand mir Gaara, während er mir neues Pulver zusteckte. Ich nickte aber einfach nur und Gaara ließ mich allein. Die frische Luft und die Ruhe genießend schloss ich meine Augen. „Sasuke?“, flüsterte mir plötzlich einer der Jungs ins Ohr, die ich vorhin an dem großen Esstisch in Karins Wohnzimmer gesehen hatte. Seine Stimme hatte dort schon so deutlich herausgestochen, dass ich sie jetzt mit Leichtigkeit erkannte. Träge öffnete ich meine Augen und sah mich nach dem Jungen um. „Du bist doch Sasuke, oder?“, wisperte er mir erneut ins Ohr. Ziemlich leise, als hätte er Angst irgendwer könnte uns belauschen. „Hm“, bestätigte ich grummelnd und augenblicklich breitete sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht aus. Seine strahlend weißen Zähne blitzten mir entgegen, während er noch ein Stück näher an mich ran rutschte. Ich hatte überhaupt nicht mitbekommen, wann er sich zu mir auf die Bank gesetzt hatte. Seine Augen hatte er vor unterdrückter Begeisterung weit aufgerissen. Es lag ein verdächtig glänzender Schleier auf ihnen. „Du musst mir versprechen, dass du es für dich behältst“, hauchte er noch immer sehr leise. Außerdem blickte er sich kurz nochmal versichernd um, ob auch wirklich niemand in der Nähe war. Seine Augen warteten bittend auf mein Einverständnis. Obwohl ich mir noch nicht wirklich zusammenreimen konnte, was dies alles zu bedeuten hatte, nickte ich ihm kurz zu. „Du darfst den anderen nichts davon erzählen! Sie würden sonst neidisch sein. Keiner kann das. Nur ich!“, erklärte er vorsichtig aber sichtlich begeistert. Sein Name war Lee. Er war noch nicht sehr oft bei einem Treffen dabei. Gaara hatte ihn eines Tages einfach mit angeschleppt. So wie mich, vor einigen Wochen. Noch ein Stück näher kam er meinem Ohr, nachdem er sich wieder prüfend die Umgebung angesehen hatte. Dann flüsterte er ganz leise, so das wirklich nur ich ihn verstanden hätte, wenn jemand anderes in unserer Nähe gewesen wäre. „Ich kann fliegen!“ Für einen Moment vergas ich vor Verwunderung zu atmen. Aber bevor ich etwas sagen konnte, redete Lee weiter. „Also nicht wirklich fliegen. Es ist mehr so ein Schweben. Ganz leicht bin ich und schwebe über der Erde. Es sind nur ein paar Zentimeter, aber ich brauch den Boden nicht mehr berühren um mich fortzubewegen. Ich bin unabhängig. Das ist unglaublich, richtig fantastisch“, rief er zum Ende hin euphorisch und achtete nicht mal mehr auf Zurückhaltung. Er warf seine Arme in die Luft und lachte. Ich sah ihn dabei einfach nur an. Ich glaube, eine Sekunde lang verspürte ich ein wenig Neid auf diesen Jungen, der augenscheinlich ein sehr schönes Erlebnis hatte. „Kraft der Jugend“, nickte er mir aufmunternd und freudig zu. Verrückt, war das einzige an das ich in diesem Moment dachte. „Mach doch mal vor“, bat ich ihn direkt. War ja auch nur verständlich, wenn er mir hier sowas erzählte. Aber Lee schüttelte verneinend seinen Kopf. „Das darf ich nicht. Vergiss nicht, die anderen werden es nicht akzeptieren, sie würden mich vor Neid zurück auf den Boden ziehen. Und dann wäre alles vorbei. Vielleicht kann ich das dann nie wieder.“ Als er die letzten Worte aussprach mischte sich ein trauriger Unterton in seine Stimme. Sein Kopf senkte sich und er sah bedrückt auf seine Füße. „Hm, dann lässt du es eben“, meinte ich dann und schon war seine gute Laune wieder da. Er strahlte übers ganze Gesicht und sprang voller Tatendrang auf. „Kraft der Jugend“, rief er noch und lief dann zurück zum Haus. Ich folgte ihm. Gedämpftes Licht empfing mich. Ebenso wie irgendeine Entspannungsmusik von Karins Mutter. Rauch von zahlreichen Joints lag in der Luft. Die Atmosphäre im Wohnzimmer war allgemein schläfrig. Nur Gaara saß noch aufrecht auf der großen Couch und streichelte verträumt eines der weißen Kissen. Kurzerhand entscheid ich mich dazu ihm ein wenig Gesellschaft zu leisten und ging zu ihm rüber. Stieg über die am Boden liegenden Personen, bedacht darauf sie in ihren Träumen nicht zu stören. „Was machst du da?“, fragte ich ihn und deutete mit einem Nicken auf das Kissen. „Das ist Shukaku mein Kaninchen“, meinte er ernst und streichelte unbeirrt weiter das Kissen. Ich machte mir nicht die Mühe Gaara aufzuklären, weil ich der Ansicht war, dass er das später ohnehin wieder vergessen würde. Wir schwiegen und saßen einfach nur beieinander. Selbst als sich Karin unerwartet neben mich setzte und sich an meinen Körper schmiegte regten wir beide uns nicht. „Sasuke“, nuschelte sie und setzte sich dabei halb auf mich drauf. Ihre Hände spürte ich an meinem Bauch und ihre Lippen an meinem Hals. „Hm, was soll das Karin?“, fragte ich sie, unternahm jedoch auch nichts, um sie von mir runter zu bekommen. Statt Karin antwortete mir Gaara. „Shukaku sagt, sie ist auf einem besonders guten Trip. Du sollst es auch probieren“, meinte er und reichte mir irgendein bunt bedrucktes Stück Papier. Ich hab nicht wirklich darüber nachgedacht und als es sich aufgelöst hatte, war es zu spät, um daran etwas zu ändern. Was danach passierte war skurril. Und wirklich daran erinnern kann ich mich auch nicht mehr. … … Ich seufzte wohlig auf, als ich massierende Hände in meinem Schritt spürte. Es war heiß, stickig und heiß. Der Rauch umhüllte uns und vernebelte meine Sicht. Die Lippen an meinem Hals fühlten sich so gut an. Vertraut und schön. Genießend lehnte ich mich zurück und genoss die zarten Liebkosungen an meiner Haut. „Naruto“, stöhnte ich leise und spürte wie mir das T-Shirt über den Kopf gezogen wurde. Kühle, verschwitzte Hände fuhren über meine Brust und neckten meine aufgerichteten Brustwarzen. Liebevoll zogen sie Kreise und eine feuchte Zunge schlängelte sich über meinen Bauch hinab. Immer wieder keuchte ich laut auf. Verkrallte meine eigenen Hände in dem Haar, das ich mir einbildete schon so oft unter meinen Fingern gespürt zu haben. „Haa hmm, mehr“, seufzte ich erregt und glaubte das typische Kichern meines besten Freundes zu hören. Ich sah aus halb geöffneten Augen auf und war mir fast sicher sein Grinsen zu sehen. Seine blauen Augen, die mich lustvoll und feurig ansahen. Spürte im nächsten Moment die Hitze und die verführerischen Bewegungen seines Beckens auf mir. Es war anders. Ein merkwürdiges Gefühl, jedoch nicht gänzlich unbekannt. Stöhnend warf ich meinen Kopf in den Nacken und gab mich dem wilder werdenden, erlösenden Treiben hin… Der leichte Druck des zierlichen Körpers verschwand und legte sich gleich darauf neben mich. Lange Zeit, über die Folgen, die Konsequenzen oder die eintretenden Gespräche nachzudenken hatte ich jedoch nicht mehr. Totale Erschöpfung zwang mich zum Schließen meiner Augen. Ich schlief ein, zusammen mit der fremden Körperwärme neben mir. … … „Wach auf! Verdammt nochmal Sasuke, wach endlich auf!“ Ein schmerzhaftes Rütteln an meiner Schulter begleitete diese panischen Worte. Seine Stimme klang aufgebracht und gehetzt. Langsam wurde ich mir auch wieder der fremden Wärme bewusst, die diese nackte Haut neben mir abstrahlte. Benommen blinzelte ich gegen das grelle Licht der Deckenlampe. „Was?“, nuschelte ich verstimmt und drehte meinen Kopf demonstrativ weg von der Person, die mich eben geweckt hatte. „Lass den Scheiß und steh lieber auf! Du hast schon genug Mist gebaut!“, fuhr er mich unfreundlich an. So langsam erkannte ich auch die dunkle Stimme Gaaras. „Tze. Halt die Klappe und lass mich schlafen“, mühte ich mir eine halbwegs verständliche Antwort ab. Gaara knurrte drohend und zwang mich dadurch erneut meine müden Augen zu öffnen. Als erstes fiel mir Karins rotes Haar auf, dann ihr nackter Rücken und anschließend meine eigene fehlende Körperbekleidung. „Oh scheiße“, flüsterte ich betroffen und rückte schnell weit von ihr weg. Und jetzt wo die Illusion der Realität wich, fühlte ich mich dreckig und benutzt. Schmutzig, ausgenutzt und weggeschmissen, wie ein falsch beschriebenes Blatt Papier, das einfach im Mülleimer entsorgt wurde. Hilfesuchend sah ich Gaara mit weit aufgerissenen Augen ins Gesicht. „Hab ich sie geküsst?“, stammelte ich fragend und leicht durch den Wind. Doch Gaara schüttelte nur kurz mit dem Kopf. „Nach allem was ich mitbekommen habe, hast du das nicht. Aber ich war auch nicht die ganze Zeit dabei. Ihr habt im Wohnzimmer angefangen und seid dann irgendwann im Schlafzimmer gelandet. Also wer auch immer dieser Naruto ist, er macht dich jedenfalls verdammt geil und Karin kam das wohl ganz gelegen“, erklärte mir Gaara. Mir stieg heißes Blut in die Wangen, als Gaara den Namen Narutos erwähnte. Unwissend hatte ich wohl dafür gesorgt, dass er meine Schwäche nun kannte. Ich seufzte schwer und ließ mich erstmal zurück in die Kissen fallen. „An deiner Stelle würde ich aufstehen, mich anziehen und von hier verschwinden. Und das alles am besten noch bevor Karin wach wird. Sie kann ziemlich anhänglich werden. Also steh auf!“, riet mir Gaara eindringlich. Ich konnte noch so sehr versuchen seinen Worten zu folgen, es wollte mir einfach nicht gelingen. So kraftlos hab ich mich schon ewig nicht mehr gefühlt. „Na super, auch das noch“, grummelte Gaara und zog mich mit einem kräftigen Ruck aus dem Bett. Dass er an dieser Situation nicht ganz unschuldig war, wusste er wahrscheinlich nicht mehr. Schlapp lag ein Arm über Gaaras Schulter, während er mich unter Keuchen und Stöhnen nach Hause schleppte. Meine Füße trugen mich selbst keinen Zentimeter vorwärts. Kalter Schweiß lief mir über die Stirn und mein gesamter Körper zitterte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)