Henkerslied von sissyphos (Die Wahrheit über H. Abernathy) ================================================================================ Prolog: Gefangen im Paradies ---------------------------- Gleißendes Licht dringt mir in die Augen. Um mich herum brechen die Bäume entzwei. Menschen schreien im Chor und mein Körper wird von dem Nachhallen des Donners erfasst. Zugedeckt ruhe ich auf dem Boden und beobachte meine Umgebung. Wir alle stehen in einem Meer aus Blumen. Jemand hat meerblaue Augen. Ein anderer feuerrote. Das Lodern in seinen Augen greift auf meine ganze Welt über, begräbt das unschuldige Blau und lässt den Wald mit einem Knall in Flammen aufgehen. Alles steht in Flammen. Meine Welt brennt. Als wäre sie Meilen weit entfernt, ertönt jetzt eine Stimme, die unser Unglück besingt. Sie lacht uns nicht aus. Sie spendet uns Trost. Dann halte ich eine Hand ganz fest. Ich sehe in ihre Augen. Solange, bis sie tot ist. Mir bleibt die Luft weg. Eine weitere Hand greift nach mir. Ich atme auf. Ein Gefühl der Erlösung durchzieht meinen gesamten Körper. Da ist Hoffnung am blutroten Horizont. Das helle Licht, das das sichere Ende bedeuten könnte, wird allmählich schwächer, bis ich sie erkennen kann: Mutationen, mit grünen und gelben Gesichtern, die direkt über mir thronen. Sie zerreißen meinen Körper. Stück für Stück. Ich schlage sie von mir. Immer wieder. Mit letzter Kraft bekämpfe ich sie. Es ist zwecklos. Sie kommen zurück. Immer wieder. Unermüdliche Kreaturen - selbst im Tod suchen sie mich heim. Mit einem Mal höre ich das Zischen einer Axt, die mit voller Wucht geschleudert wird und sich in den Kopf eines Mädchens bohrt. Dieses Geräusch schnürt mir die Luft ab. Und hier ist Rauch. Überall Rauch. Ich kann kaum noch atmen, so viel Rauch ist da. Blitzartig reiße ich meine Lider weit auf und merke, wie sich der Schleier von meinen Augen löst. Das Licht ist immer noch beißend hell. Aber nicht so hell, wie ich es mir gewünscht hätte. »Haymitch Abernathy, Sie befinden sich auf dem Weg nach Distrikt 12«, sagt eine dumpfe Stimme zu mir. Kurz darauf jagt man mir eine Spritze in den Oberarm. Der Schmerz sitzt tief. Ein Lächeln bildet sich auf meinen Lippen, die sich nur mit höchster Anstrengung bewegen möchten. Ich kehre in meine Heimat zurück. Endlich. Am liebsten würde ich Freudentränen über mein Glück vergießen. Doch bevor es dazu kommen kann, gleite ich auch schon zurück in meine unruhige Realität. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)