Dragonsoul von DeaNox ================================================================================ Kapitel 26: Fragen über Fragen ------------------------------ Kapitel 26: Fragen über Fragen Hinter mir schlug ein Blitz ein. Der strömende Regen behindert meine Sicht. Doch was in der Höhle vor sich ging, dass kam mir so klar und scharf vor, als gäbe es keine Entfernung und keinen störenden Regen. Ich sah Ouru, und den jungen Triton ineinander verschlungen. Meine Haut fühlte sich plötzlich zu eng an und mich durchfuhr ein Gefühl von Ärger, welches ich mir nicht erklären konnte. Ich spürte Ourus Blick auf mir und kam näher. Erst jetzt wurden mit die Verbände bewusst, die seinen ganzen Körper bedeckten.“Aracan...” hörte ich Triton ehrfürchtig die uralte Anrede benutzen. Doch meine Aufmerksamkeit galt dem goldäugigen Dämon. Er schlug die Hände an den Kopf, so als würde er ihn daran hindern wollen zu zerbersten. Ein Schrei voller Schmerz entrang sich ihm und meine unsinnige Wut verflog. Langsam kam ich näher, ich hatte das Gefühl, er ängstigte sich vor mir. Ich wollte nicht, dass er Angst vor mit hatte, dass er Schmerzen hatte. Als ich bei ihm war, sprach ich leise seinen Namen und berührte ihn leicht, um ihn zu beruhigen. Doch in diesem Moment verlor er das Bewusstsein, und alles was ich noch tun konnte, war ihn zu fangen und zu verhindern, dass sein Kopf auf dem Boden aufschlug und Triton fragend anzublicken. Schnell erzähle er mir wie er Ouru gefunden hatte und danach schickte ich ihn Wasser zu holen. So sachte wie es mir möglich war trug ich ihn näher zum Feuer und bettet seinen Kopf auf meinen Schoß. Nun war es an mir ihn zu pflegen. Es schien, seit wir uns trafen, wechselten wir uns ständig ab. Der Anflug meines Lächelns stahl sich auf mein Gesicht. Die Ironie des Lebens war wirklich unübertrefflich. Doch dann begann sich Ouru zu regen. Erst flackerten seine Augenlider und dann öffnete er quälend langsam die Augen. „Na, bist du wieder wach?“  fragte ich ihn. Ich legte ihm die Hand auf die Stirn. Sie fühlte sich heiß an. „Wie ich mir gedacht habe. Du hast Fieber…“ unterrichtete ich ihn und nahm dann ein feuchtes Tuch um es ihm aufzulegen. “Was macht du denn auch für Sachen! Ich habe mir Sorgen gemacht…“  tadelte ich ihn sanft, doch ich konnte den Gedanken nicht loswerden, dass ich Schuld an dieser Situation war. Ich spürte seinen fragenden, ungetrübten Blick auf mir. „Was ist passiert, geht es ihm gut?“ hörte ich Triton plötzlich aufgeregt rufen. Ich konnte ihm die Freude über Ourus Erwachen anhören. Die Worte mit denen er mich ansprach waren weit ruhiger und respektvoller. Aber auch reserviert. Das machte mich traurig, vergrößerte es die Kluft zwischen uns doch noch mehr. „Aracan, wer ist das? Er kann sich nicht an seinen Namen erinnern, aber ihr scheint zu wissen, wie er heißt.“ Ach das war es gewesen. Ich hatte mich schon über das Verhalten von Ouru gewundert. Der Sturz schien doch härter gewesen sein als ich erwartet hatte. Gemessen antwortete ich ihm: „Ja, ich kenne ihn. Sein Name ist Ouru. Ich bin froh, dass du ihn gefunden hast. Aber sag den anderen Rekruten nichts davon, dass würde nur zu Unruhe führen.“  befahl ich ihm. Ich wollte nicht, dass die anderen von ihm erfuhren. Er war, logisch gesehen,  ein Sicherheitsrisiko, doch ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er diesen Ort verraten würde. Der irrationale Wunsch ihn von den anderen fern zu halten, überraschte mich. Ich hörte ein unterdrücktes Seufzen, und dreht mich schnell wieder zu Ouru: „Alles in Ordnung?“ fragte ich ihn besorgt. Auch Triton war sofort zur Stellen und rief aufgeregt: „Ist alles okay mit dir?“ Er nickte nur und ich bemerkte wie er sich versucht zu entspannen. Der Blick den er mir zuwarf  war unergründlich. Dann wandte er sich ab, doch ich konnte die Tränen riechen. Ich vermied es ihn darauf anzusprechen, vor allem da er es so offensichtlich zu verbergen suchte. Ich kannte den Grund für seine Tränen nicht, doch ich wollte ihm unbedingt Trost spenden, und legte sacht meine Hand auf seine Schulter. „Hast du noch Schmerzen?“ Was für eine dumme Frage. Natürlich hatte er Schmerzen. Man musste sich nur einmal die Wunden ansehen die seinen Körper bedeckten. Seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht genau sehen, doch ich bemerkte wie er errötet. Peinlich berührt schaute ich weg, doch die Fragen die mir schon die ganze Zeit im Kopf herum schwirrten brachen sich Bahn und ich konnte nicht an mir halten und flüsterte ihm ins Ohr, so leise, dass er es gerade hören konnte. So leise, dass es Triton unmöglich sein musste es zu verstehen: „Ich verstehe dich einfach nicht…“ Er zuckte leicht zusammen. „Warum nur?“ fuhr ich fort:  „Warum kann ich deine Worte einfach nicht vergessen?“   Er hatte sich zu mir umgedreht und schaute mich erstaunt an. „Warum versuche ich mir immer einzureden, dass du mich angelogen hast, obwohl mir dein Herzschlag das Gegenteil beweist?“ Sein Herzschlag beschleunigte sich und die Verwunderung schien sich auf meinem Gesicht zu spiegeln. „Du bist mir ein Rätsel, dem Schlagen deines Herzen zu zuhören ist als ob ich eine Sinfonie aus verschiedenen Tönen vernehmen würde, alles reine Laute, kein einziger von einer Lüge verunreinigt.“ sprach ich, mehr zu mir selbst. „Deine Aktionen sind so unvorhersehbar. Warum bist du in deinem Zustand geflogen? Ich finde keine Erklärung. Was geht in deinem Kopf vor? Hilf mir, es zu verstehen…“ Ich konnte es nicht leugnen, ich war von seiner Ehrlichkeit fasziniert. Doch wie sollte er es mir erklären? Wie konnte er mir die Antworten geben, nach denen ich mich so sehr sehnte, wenn er sich nicht mal an seinen eigenen Namen erinnern konnte? „Erinnerst du dich an mich?“ fragte ich ihn, fasst bittend. Er musste sich einfach erinnern, ich brauchte diese Antworten unbedingt, ohne sie war es mir nicht möglich ihn zu verlassen. Er schwieg, doch antwortete dann leise.  „Ja.“ Seine Stimme klang traurig. „Ja, jetzt kann ich mich wieder erinnern…Und wie könnte ich dich jemals vergessen?“ Hätte er sich lieber nicht erinnert? Ich wartete auf eine Antwort. „Ich… ich weiß nicht wie ich dir das erklären soll…“ Er schaute wieder weg. „Wie soll ich dir das erklären… es… „ Er holte tief Luft, als fiele es ihm schwer die Worte zu formulieren. „Bevor ich dich traf, da existierte ich einfach nur. Aber jetzt LEBE ich… bevor ich dich traf, da war es mir egal ob ich am Leben war oder nicht, doch jetzt WILL ich leben.“ Sich bemerkte wieder, dass ich mir vorher nie wirklich Gedanken über das Leben der Dämonen gemacht hatte. „Bevor ich dich traf war mein Leben verwirrt, ein Bejahen und Verneinen, eine Vermischung von Traum und Realität, ohne Sinn, ohne Grund… doch als ich dich traf... Ich weiß nicht einmal warum ich dort war, aber ich danke den Göttern jeden Tag dafür. „  Ich hatte mich damals auch gefragt, warum ich dort gewesen war. Es war eine unwiderstehliche Kraft gewesen, die mich an diesen Ort geführt hatte. Er fuhr fort: „Als ich dich traf, da bekam mein Leben einen Sinn, meine graue Welt bekam Farben, die Gegensätze fügten sich ineinander, und ich wusste, warum ich lebe. Nämlich für dich…“ Sein ehrlicher Blick traf mich wie der Blitz. Hoffnung stand darin, ein Blick der um Verständnis bat, doch sein Herzschlag offenbarte mir seine bangen Gedanken. Doch ich konnte nicht, antworten, wusste nicht was ich sagen sollte. Von einer solchen Tiefe seiner Gefühle hatte ich nicht einmal ahnen können. „Bitte…“ flehte er mich an. Ich hörte wie seine Stimme brach: „Bitte, schick mich nicht weg. Lass mich einfach bei dir bleiben.“ Ich konnte ein trauriges Seufzen nicht verhindern. Wie sollte ich darauf reagieren? Statt Antworten hatte ich nur noch mehr Fragen erhalten. Und Ourus Herzschlag trommelte in meinen Ohren. Ich drehte mich zur Seite und blickte in das hypnotische Flackern des Feuers. Was war dieses Gefühl, dass sich in  meinem Brustkorb ausbreitete? Was sollte ich ihm sagen? Doch plötzlich war die Wärme die von seinem Körper ausgegangen war verschwunden. Ich blickte erschrocken hoch. Noch bevor ich einen Muskel rühren konnte, hatte sich Ouru bis zum Eingang der Höhle geschleppt. Wie er sich in diesem Zustand hatte bewegen können war mir schleierhaft. Es erinnerte mich wieder daran, was mir Yakut während des Spazierganges gesagt hatte: „Hüte dich vor diesem Kleinen, er führt ein Schwert schnell genug um damit einem Drachen gefährlich werden zu können.“ Ich hatte seine Warnung nicht ernst nehmen wollen. Doch die lähmende Lethargie verflog sofort, als mir klar wurde, was er vor hatte. Ich sprang auf und rannte los. Ich spürte wie Triton mir folgte.   Ich hatte Ouru fast erreicht, ich musste nur noch die Hand ausstrecken, doch da brach der Boden unter ihm weg. Und ich sah wie er fiel. Schneller als ich denken konnte hatte ich mich nach vorne geworden und den Arm nach vorn schnellen lassen. Ich konnte die Erleichterung nicht verstehen, als ich seinen Arm gerade noch so zu fassen bekam. Ein schmerzhafter Ruck ging durch meinen Körper, als sich ich seinen Sturz abfing, doch in diesem Moment war es mir egal. Denn da war es wieder, dieser flatternde Herzschlag, Ourus Herzschlag, der eine Verbindung mit meinem herstellte, so als wäre es natürlich. Und der mein Herz so schnell wie seines schlagen ließ.   Mit der anderen Hand krallte ich mich in den bröckelnden Felsboden. Er war glitschig, und mit jeder Sekunde rutschte ich weiter nach vorne. Lange würde ich uns beide nicht so halten können. „Was tust du da?!“ schrie ich schien verärgert an.“Wieso läufst du weg?!“ Ich hatte immer noch nicht alle meine Fragen beantwortet bekommen. Ich roch das Salz seiner Tränen doch der Blick den er mir zuwarf konnte ich nicht deuten. „Lass mich los!“ Schrie er mich an. Ich verstand es nicht, aber ich wusste er würde sterben, wenn ich ihn loslassen würde. „Nein!“ lehnte ich ab. Es verwunderte mich, wie sehr ich daran interessiert war, sei Leben zu retten. „Lass los!“ schrie ich lauter: „Sonst wirst du mit mir in die Tiefe gerissen!“ Er sorgte sich um mich? Deswegen wählte er lieber den Tod? Wie unsinnig. Ich ließ meiner Kraft seit langem wieder seinen Lauf. Und es war keine Schwierigkeit ihn nach oben zu ziehen. Er flog an mir vorbei, es war wie in Zeitlupe. Ich sah sein erstauntes, ungläubiges Gesicht und war erleichtert, dass es ihm den Umständen entsprechend  gut zu gehen schien. Ich schleuderte ihn an die Stelle, wo Triton stand. Ich wusste er würde rechtzeitig reagieren können. Dann brach der schon bröckelige Fels unter mir und ich fiel in die Tiefe. Im Fallen hörte ich das das Ächzen, als Triton ihn auffing. Und, schon durch die Entfernung kaum zu verstehen, hörte ich Ourus panische Schreie: „Schnell, wir müssen ihm helfen!“ Es klang, als würde er gleich hinter mir her stürzen, um mir zu helfen. Ich hoffte Triton würde ihn aufhalten.  Ich schloss die Augen und wartete auf den Aufprall. Doch dann hörte ich einen Schrei, er war so voller Schmerz und Leid und er drang bis in die tiefsten Winkel meiner Seele. Ich hatte  noch nie einen Schrei gehört, welcher so leidvoll geklungen hatte. Und ich war sicher als würde ich meine Namen in mir wiederhallen hören. Ich wusste nicht woher dieses Wissen kam, doch ich war mir sicher, es war Ourus Stimme die ich gehört hatte. Es war, als würde sie mich wach rütteln und die Kraft, die ich normalerweise sorgsam unter Verschluss bewahrte, begann einige ihrer Fesseln zu sprengen. In diesem Moment schlug ich auf den Boden auf, welcher wie ein Kissen unter mir nach gab und meinen Sturz auffing. Die Kraft meines Sturzes nahm die Erde auf sich, und trug ihn weiter. Mit Wucht rollte die Energie durch die Erde und ein Beben, zu mächtig, als dass es hier von natürlichem Ursprung sein könnte, erschütterte die gesamte Umgebung.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)