Dragonsoul von DeaNox ================================================================================ Kapitel 2: Der magische Spiegel ------------------------------- „Die Drachen sind älter als wir, sie waren schon lange hier als die ersten Dämonen auf dieser Welt wandelten, und vielleicht sind sie sogar älter als die Götter selbst. Sie waren immer friedlich und wir koexistierten, denn wir betraten ihr Territorium nicht und dafür ließen sie uns in Ruhe. Doch dann wurde der Frieden gebrochen. Du musst wissen, Drachen horten ihre Schätz, und niemals solltest du einen Drachen bestehlen, wenn du an deinem Leben hängst. Doch einer der unseren tat es. Auch seine Tochter war unglücklich, und er versuchte ihr Leben mit Edelsteinen und Geschmeiden zu verschönern, auf das sie bei ihm bliebe. Er selbst hatte noch nie die dämonische Liebe erlebt, eine Liebe die so tief geht, das man es nicht ertragen kann von seiner Liebe getrennt zu sein, und so erkannte er die Symptome seiner Tochter nicht, die bereits einem anderen versprochen war. Ihre Stimmung wurde immer mutloser und lebloser, sie aß kaum noch und konnte sich an nichts mehr erfreuen. Als er ihr alles was er hatte gegeben hatte, und sie immer noch nicht lächeln konnte, da stahl er sich in den Hort eines Drachen um daraus etwas für seine Tochter zu entwenden. Ein junger Mann, der seit einigen Monaten auf dem Hof gearbeitet hatte, sollte ihn begleiten. Als sie am Hort ankamen, da sahen sie dass der Drache gerade nicht da war. Sich über sein Glück freuend verlor der Vater jede Vorsicht und rannte in die Höhle. Mit geübtem Blick suchte er die schönsten Stücke aus, darunter einen Spiegel, mit Saphiren besetzt. Fröhlich pfeifend verließ er die Höhle, und hörte dabei das Pfeifen der Flügel nicht, die den Wind durchschnitten. Der wutschnaubende Drache stand vor ihm und mit einem Schwung seiner Flügel stieß der den Vater durch den Luftzug an die Wände der Höhle, Steine bohrten sich in dessen Rücken. Er dachte schon sein letztes Stündlein hätte geschlagen, da warf sich der junge Mann in den Weg und fing mit seinem Schwert den Streich des Drachen ab. Er rief den Vater zu sich zu retten, zu fliehen, und der Vater tat es, wohlwissend dass der Junge sterben würde. Als er wieder auf seinem Hof ankam, da glaubte er gar nicht, dass er es wirklich geschafft hatte. Er konnte es noch immer nicht fassen. Er öffnete freudestrahlend die Tür, nur am dann in seiner Verzweiflung zu ertrinken. Denn auf dem Boden lag seine Tochter, tot, blutend an der Stelle an der einst ihr Herz gewesen war. Dem Vater fiel der Spiegel zu Boden, und er blieb neben dem toten Mädchen liegen. Doch in dem Glas spiegelt sich nicht seine tote Tochter, sondern der leblose Körper des jungen Mannes, der sein Leben gegeben hatte um ihn zu retten. Er war der derjenige gewesen, dem die Liebe des Mädchens gegolten hatte, die zweite Hälfte ihrer Seele. Erst jetzt verstand er was er getan hatte, doch er konnte es nicht rückgängig machen. Wenigstens den Frieden versuchte er zu retten, und so ging er erneut zum Hort des Drachen, nachdem er seine Tochter würdig begraben hatte, und wollte ihn bitten ihm zu verzeihen. Doch der Drache war fort, und mit ihm sein Hort. Und so war sich der Vater bewusst, dass er alles verloren hatte, seine Tochter, seine Zukunft, und das Vertrauen seiner Rasse, denn er hatte sie verraten, hatte den Frieden gebrochen, und sie alle zum Tode verurteilt…“ „Aber warum haben die Drachen uns dann nicht alle ausgelöscht?“ „Mein Sohn, die Drachen sind wenige, doch in ihrer Macht unantastbar. Keinem war an einem Krieg gelegen und so beschlossen die Dämonen den Verräter den Drachen zu überlassen, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, als Symbol ihres guten Willens. Doch nicht alle stimmten mit diesem Vorgehen überein, einige meinten dass es Zeit wäre sich gegen die zahlmäßig unterlegenen Drachen zu wehren… Und auf einem Treffen, welches den Frieden sichern sollte, wurde das erste Drachenblut vergossen. Dort wo das Blut den Boden berührte brach er auf, und Flammen schossen aus dem Boden, verbrannten die Gebiete darum und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Das Gebiet ist heute noch als die Ödlande von Dragmoor bekannt, kein Tier und keine Pflanze kann dort leben, selbst die Luft scheint jegliches Leben zu verachten und ist für jeden der sie atmet giftig. Der ewige Krieg begann und der magische Spiegel der die andere Hälfte einer Seele zu zeigen vermochte ging verloren…“ Traurig endete sie ihre Geschichte. Sie hatte ihrem Sohn viel Stoff zum Nachdenken gegeben. „Aber… warum versucht jetzt niemand Frieden zu schließen? Es ist nun schon so lange her… warum nicht?“ Mutter seufzte. „Das ist nicht so einfach, mein Schatz. Den Verlust, dass deine Großeltern von Drachen getötet wurden, nur weil sie das Territorium des Drachen betreten hatten, hat dein Vater, der König, nie verwunden. Er wird niemals im Stande sein Frieden zu schließen solange er seinen Hass nicht aufgibt. Doch er denkt, wenn er seinen Hass aufgibt, verleugnet er damit das Vermächtnis seiner Eltern. Vielleicht kannst du es eines Tages schaffen unserer Welt Frieden zu bringen. Immer hin bist du etwas ganz Erstaunliches.“ Sie schaute kurz auf seine Flügel. „Ich hoffe eines Tages wirst du es schaffen, nein, ich glaube ganz fest daran, dass du es schaffen wirst.“ Noch einmal umarmte sie ihn. Während sie erzählt hatte, war es draußen stockdunkel geworden. Sie entzündete eine Kerze und machte sich auf den Weg in ihrer Kammer. „Gute Nacht mein Sohn. Mögen die Götter über dich wachen.“ Sie ließ ihn zurück, mit jede Menge Dinge über die er nachgrübeln konnte. Er sollte den Frieden wiederherstellen? Nur wie sollte ihm das gelingen? Langsam erhob er sich von seinem Bett und trat mit langsamen unsicheren Schritten zu dem mit goldenen Schnörkeln verzierten Wandspiegel in seinem Raum. Seine langen lilafarbenen Haare fielen ihm bis auf die Brust und seine langen goldenen Hörner ragten stolz nach oben. Er blickte sich selbst ins Gesicht, betrachtete seine goldenen Augen und versuchte zu sehen, was Yasil gesehen hatte. Was hatte ihn dazu bewogen, gerade ihm dieses großartige Geschenk zu machen, ihn zu retten? Ouru wusste es nicht, aber ihm war es ungemein wichtig, dass Yasil ihn mochte, das er ihm gefiel. Er fuhr sich durch die verhedderten Haare. Sie waren ebenso wellig wie die seiner Mutter. Er hatte sie langwachsen lassen, weil es seiner Mutter gefallen hatte, sie hatten ihn nie wirklich interessiert. Doch nun wollte er sie gekämmt sehen, wollte das sie glänzten und seinen Körper umschmeichelten, wollte dass sie einen natürlichen Schmuck darstellten, damit sie Yasil gefielen. Dieser Gedanke stimmte ihn traurig, wusste er doch nicht, wo sich Yasil nun aufhielt. Zu gern hätte er ihn gesehen, sich vergewissert das es ihm gut ging. Doch nach ihm fragen konnte er nicht ohne Yasils Leben zu gefährden, und sich selbst auf die Suche machen kam in seiner Verfassung nicht in Frage. Er blickte sich um. Nilam hatte den Raum betreten und beobachtete ihn misstrauisch, so als erwartete er jede Sekunde dass er das Bewusstsein verlor. Doch der junge Dämon fühlte sich nicht schwach, jedenfalls nicht so schwach, wie er hätte sein sollen, nachdem er dem Tod nur so knapp entronnen war. „Mein Herr, sollte ihr nicht lieber wieder ins Bett gehen?“ schlug sein Diener vor. Ouru überlegte kurz, dann besann er sich und kam dem Vorschlag nach. Der junge Blauhaarige wusch ihn mit einem weichen Schwamm, kämmt seine Haare und wechselte seine Verbände, als Ouru ein Gedanke kam. Der Spiegel. Mit ihm wäre es möglich Yasil zu finden. Doch der Spiegel war verschollen, das hatte seine Mutter selbst erzählt. Doch das hieß nicht, dass er unauffindbar war. Nilam bemerkte das verschlagene Glitzern in den Augen seines Herrn. „Herr, woran denkt ihr gerade?“ ausweichend antwortete er „An Mutters Geschichte, kennst du sie, Nilam? Die Geschichte der Dämonen und der Drachen?“ „Ja, Herr, ich kenne die Geschichte gut. Warum fragt ihr?“ „Sie erzählte von dem magischen Spiegel… ich frage mich… wäre es nicht von Vorteil wenn er uns zur Verfügung stünde?“ „Ja Herr, das wäre sicherlich von Vorteil, doch wo sollte man ihn suchen? Er ist nun schon seit tausenden von Jahren verloren… meint ihr, dass ihr ihn finden könnt?“ „Ich meine das nicht nur, ich bin mir sicher. Wenn ich den Frieden bringen soll, wie meine Mutter von mir glaubt, dann werde ich diesen Spiegel brauchen… sobald es mir besser geht werden wir uns auf die Suche nach dem Spiegel begeben…wirst du mich begleiten?“ Nilam verbeugte sich ehrfürchtig vor seinem Herrn „Natürlich mein Prinz, ich folge euch überall hin.“ Und damit war ihr Plan besiegelt. Nachdem Ouru sich erholt hatte verbrachte er den größten Teil seiner Zeit in der Bibliothek. Er wälzte Bücher über alte Legenden, Märchen und Geschichten. Verzweifelt suchte er nach einem Hinweis über den saphirenen Spiegel. Über den plötzlichen Sinneswandel ihres Sohnes besorgt, begab sich Königin Avellana in die Bibliothek und mit ihm zu sprechen. Sie fand in dem dunklen Gewölbe, von einem Dutzend brennender Kerzen umgeben, tiefgebeugt über ein paar wirklich alten vergilbten Schriften blätternd. „Wir müssen reden.“ Der Junge blickte verwirrt auf „Worüber denn?“ „Mein Schatz, ich mache mir Sorgen um dich. Du sitzt den ganzen Tag in der Bibliothek, isst kaum, schläfst kaum, und kaum jemand bekommt dich zu Gesicht. Was erhoffst du hier zu finden“ „Mutter, ich habe an deine Geschichte gedacht, an den magischen Spiegel. Ich hoffe Hinweise auf seinen Verbleib zu finden.“ Die Königin war erstaunt. „Aber wie willst du ihn finden? Und warum? Er ist schon so lange verschollen, warum glaubst du das du ihn finden könntest?“ Mit einem Lächeln antwortet ihr der Goldäugige. „Ganz einfach. So wie du davon überzeugt bist das ich dieser Welt den Frieden wiederbringen kann, so überzeugt bin ich davon, dass ich dazu den Spiegel benötige. Wenn wir den Spiegel hätten, dann könnten viele Paare schneller zusammen finden, ihnen würde viel Leid erspart bleiben. Und wir könnten ihn den Drachen als Zeichen unserer Friedensbemühungen übergeben. Das würde sie sicherlich dazu bewegen sich unser Angebot noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Ich FÜHLE einfach dass wir den Spiegel brauchen werden. Versteh mich doch…“ Er schaute sie mit einem um Verständnis heischenden Blick an. Erst war seine Mutter geplättet, doch dann lächelte sie. „Ich habe verstanden. Vollkommen. Ich bin auch sicher dass wir den Spiegel brauchen werden, du hast mich überzeugt. Aber eines musst du mir versprechen, mein Sohn.“ „Ja?“ „Du sollst der erste sein, der in den Spiegel blickt. Du sollst deine zweite Hälfte finden, damit du durch sie gestärkt die schwierige Aufgabe in Angriff nehmen kannst dieses Land gesunden zu lassen. Du wirst deine zweite Hälfte brauchen, davon bin ICH überzeugt.“ Es war gefährlich leicht dieses Versprechen abzulegen. „Natürlich Mutter. Ich werde den Spiegel benutzen, das verspreche ich dir.“ Er verschwieg allerdings dass er das auf andere Weise tun würde als sie dachte. Jeden Abend dachte er an Yasil, bangte wann er ihn wiedersehen könnte, und lauschte dabei auf das Lied von Yasils Seele, das tief in ihm erklang. Er hatte Glück gehabt, das seine Mutter die Symptome nicht bemerkt hatte, die sie ihm selbst genannt hatte, die Appetitlosigkeit, die Zerstreutheit, oder das sie sie einfach seiner Suche zugeschrieben hatte. Er fragt sich wann bei ihm die Lebenslust zu verschwinden beginnen würde, doch obwohl er Yasil schrecklich vermisst, fühlte er sich nie einsam, ihm war als wäre ein Teil von Yasils Seele unwiderruflich mit der seinen verbunden, und bei ihm geblieben, selbst als Yasil ihre Seelen wieder voneinander trennte. Immer noch konnte Ouru den köstlichen Geschmack des Drachen nicht vergessen, konnte seinen verführerischen Duft in der Luft schmecken, wenn er an ihn dachte. Oft saß er abends stundenlang im Bett, nur in seiner Seele lauschend. Nilam beobachtete ihn des Öfteren misstrauisch, spürte er doch, dass der Prinz ihm etwas vormachte, ihm etwas verheimlichte. Doch er sagte kein Wort, bemerkte er doch die eiserne Entschlossenheit, die seinen Herrn gepackt hatte. Jeden Tag saß er mit ihm in dem unterirdischen Gewölbe und half ihm beim Durchsehen der alten Folianten so gut er konnte. Er konnte noch nicht richtig lesen, und so verlegt er sich darauf es sich selbst beizubringen, während er sich um das leibliche Wohl seines Meisters kümmerte und über seine Träume wachte. Wiederholt hört er ihm von einem grünen Engel murmeln, während er schlief, doch er verlor kein Wort darüber. Er war seinem Herrn zu ewiger Dankbarkeit verpflichtet. Und während neben dem Bett seines Herrn saß, träumte er von der Zeit, in der sein Name noch Shi-han gewesen war. Vor nicht allzu langer Zeit, da hatte er auf der Straße gelebt, ein Waise ohne zu Hause, gezwungen zum Stehlen um nicht zu verhungern. Eines Tages war er gefasst worden, der fettbäuchige Händler den er um einen Apfel bestohlen hatte, hatte ihn an seinen langen blauen Haaren zu fassen bekommen, ihn zurückgezerrt und gewürgt. . Er hatte sich verzweifelt gewehrt, doch er war noch ein Kind gewesen, und hatte der Kraft eines Erwachsenen Dämons nichts entgegen zusetzen gehabt. Eine Flucht war undenkbar gewesen. Plötzlich hatte es einen Tumult gegeben. Die Leute hatten begonnen zu tuscheln und der Händler hatte ihn in den Staub vor seinen Füßen fallen gelassen. Dort hatte er nun gelegen, um Luft ringend und ängstlich nach oben blickend. Die Sonne hatte direkt vor ihm gestanden und ihn geblendet, so dass er nur die Silhouetten zweier Reiter erkennen konnte, die erhaben und majestätisch wirkten. Der Kleinere der beiden begann zu sprechen, und da bemerkte der Junge, das der Sprecher noch sehr jung war, und in Anbetracht der Reaktionen und ehrfürchtigen Verbeugungen der Umstehenden musste dies der Prinz sein. Der junge Dieb erhob sich soweit um in einer tiefen knienden Verbeugung zu verweilen und um den Worten des Prinzen zu lauschen. „Was hat dieser Junge verbrochen?“ Der Händler mit der dreckigen Schürze antwortete ihm. „Mein Prinz, er hat versucht mich zu bestehlen, einen meiner schönsten Äpfel…“ Und er zeigte auf das corpus delicti, welches sich noch in unmittelbarer Reichweite befand. „Ich fordere eine gerechte Strafe.“ Der Junge hatte um sein Leben gebangt, oder zumindest um eine seiner Hände. Der Händler war nicht zimperlich und sicherlich hatte ihm eine solche Strafe vorgeschwebt als er sie vorschlug. Der Prinz hatte kurz überlegt und dann das Wort an den Blauhaarigen gerichtet. „Warum hast du gestohlen?“ Mit zittriger Stimme hatte der Junge geantwortet. „Mein Herr, ich habe kein zu Hause und keine Familie, mein Magen ist leer und ich besitze kein Geld. Hätte ich nicht gestohlen, so wäre ich verhungert.“ Der Angesprochene hatte den Prinzen nicht sehen können, doch wohl seine Blicke auf sich spüren, und wartete nun voller Angst auf das Urteil. „Du wirst mit mir kommen!“ Vor Überraschung hätte der Blauhaarige beinahe laut aufgeschrien. „Du wirst mein Diener sein. Du wirst nie wieder stehlen müssen. Und dein Name sei von heute an Nilam Nihilum. Wirst du mich begleiten?“ Und mit Tränen der Dankbarkeit in den Augen hatte er bejaht, seinen neuen Namen und seine neue Aufgabe angenommen und war dem Prinzen seither keine Sekunde von der Seite gewichen, bis auf den Tag an dem er von der Klippe gestürzt war. Schwere Vorwürfe hatten ihn seither geplagt, vor allem weil sein Herr nie auch nur ein Wort über den Vorfall verloren hatte. Er hatte sich geschworen dass er seinen Herrn nie wieder enttäuschen würde, ihm nie wieder von der Seite weichen und ihn auf ewig beschützen würde. Er spürte einfach dass ihm etwas auf der Seele lastete, ahnte aber nicht, was es sein könnte. Doch es musste etwas von größter Wichtigkeit sein, das sagte ihm die Entschlossenheit in den Augen seines Meisters. Die Jahre zogen ins Land, Ouru‘s Bestreben den Spiegel zu finden wurden immer verbissener, je mehr die Hoffnung schwand, dass er je gefunden würde. Seine Haare reichten ihm mittlerweile bis zu den Hüften. Wenn er gerade nicht mit Unterricht der verschiedensten Art beschäftigt war, durchforstete er die Bibliotheken des Königreiches nach Informationen über den Spiegel. Jedem noch so kleinem Hinweis ging er nach, erforschter alte Ruinen und Tempelstätten, Höhlen und unterirdische Katakomben, doch den Spiegel fand er nicht. Doch die Konflikte im Land mehrten sich, und Ouru, Prinz und Kommandeur der Garde, musste seine Zeit für die Konfliktbewältigung einsetzen, anstatt für die Suche nach seinem ganz persönlichen heiligen Gral. Nilam begleitete ihn auf seinen Reisen. Als sein Leibwächter war er für all seine persönlichen Belange zuständig, insbesondere für dessen Sicherheit. Er machte sich Sorgen, das sein Meister unbesonnen handeln konnte, denn von einem rein logischen Bestreben war sein Verhalten nicht geprägt. Es war irrational und wenn er so weiter machte würde es ihn zerstören. Das musste der Blauhaarige verhindern. Sie waren zu einem kleinen Dorf geritten, in dem gemischte Paare mit ihren Kindern lebten. Das kam selten vor, deswegen hatten sich diese Wesen einen eigenen Platz zum Leben geschaffen. Sie waren nur in den Grenzlanden toleriert wo keine Miliz für die Sicherheit sorgt, deswegen kam es hier oft zu Überfällen, denn keiner von den stolzen Reinrassigen wollte ihnen helfen, geschweige denn mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Diese Leute führten ein ärmliches Leben, doch sie führten es glücklich. Als Ouru das sah, begriff er endgültig, dass Rasse und Herkunft irrelevant waren, denn das definierte nicht, was man ist. Und er fasste den Entschluss, dass wenn er Frieden bringen wollte, er auch den Konflikt zwischen allen Rassen, den Reinrassigen wie den Mischlingen, und nicht nur zwischen den Dämonen und Drachen beilegen musste. Es war an der Zeit dass sich etwas änderte. Er stieg vom Pferd und ging langsam auf ein kleines weinendes Mädchen zu, was vor den schwelenden Überresten eines Hauses kniete. Als er ihr sacht die Hand auf die Schulter legte, passierten zwei Dinge gleichzeitig. Das Mädchen schreckte weg und sah ihn erschrocken an und ein erschrecktes Raunen ging durch die Reihen der Soldaten. Niemals hätten sie ihren Prinzen und Befehlshaber bei einer Interaktion mit einem Mischling erwartet. Die Kleine schaute ihn erstaunt an. Sie hatte strohiges kurzes, gelocktes Haar mit der Farbe von Lavendel. Ihre langen Hörner wiesen sie eindeutig als Angehörige der Dämonenrasse aus, doch ihre geschlitzten Pupillen und überlangen schlaksigen Gliedmaßen deuteten an, dass sich auch Naga in ihrer Ahnenreihe befanden. Ihr Blick war voller Angst, doch Ouru nahm sie einfach in den Arm, worauf ein erschreckter, ja fast angewiderter Aufschrei aus den Reihen der Garde, und ein herzzerreißendes Schluchzen aus dem Munde des kleinen Mädchens zu hören war. Sie begann zu weinen bis ihre grünen Tränen versiegt waren. Dann fragte sie schüchtern: „Onkel, bist du ein Freund?“ Ein sanftes Lächeln breitete sich auf Ourus Gesicht aus „Ja.“ „Aber du bist ein Dämon oder?“ Die Erinnerung ließ den Prinzen wehmütig lächeln. „Und ist das wichtig?“ Das kleine Mädchen überlegt kurz, schüttelte dann heftig den Kopf und umarmte den Goldäugigen voller Inbrunst. „Onkel, kannst du mir helfen? Ich weiß nicht wo meine Eltern sind.“ Ouru hatte sein sanftestes Lächeln aufgesetzt. „Keine Sorge. Ich helfe dir.“ Ouru wies seine Männer an die Feuer zu löschen und nach Überlebenden zu suchen, und die Verletzten zu versorgen. Ein Murren ging durch ihre Reihen. „Männer, diese Leute hier sind keine Aussätzigen! Sie sind nicht krank und nicht verrückt, sie leben hier zusammen, und zwar weil sie einander lieben. Wie viele der reinrassigen Dämonen können das von sich behaupten? Und hier sind sie, verletzt und obdachlos, ohne jegliche Hilfe, und das nur, weil einige von uns über sie urteilen ohne sie zu kennen. Die königliche Garde steht für Gerechtigkeit, und Gerechtigkeit beginnt mit der Fürsorge für andere, mögen es nun Dämonen sein oder nicht. Zeigt das ihr zu Recht der Garde angehört!“ Diese leidenschaftliche Rede schien seine Kameraden wach zu rütteln, und mit neu erwachtem Eifer machten sie sich daran, die Feuer zu löschen, Verwundete zu versorgen und die Trümmer wegzuräumen um Verschüttete zu bergen. Bald darauf waren auch die letzten schwelenden Überreste verloschen und die Überlebenden trafen zusammen, dankten den Rettern und suchten ihre Anverwandten. Bald hatten sich alle gefunden, auch die Eltern des kleinen Mädchens waren unter den Überlebenden. Überglücklich schlossen sie ihre Tochter in die Arme. Die Mutter war eine Dämonin, der Vater dem Anschein nach war halb Naga und halb Naias, eine Art der Wassernymphen, was wohl auch der Grund war, weshalb er an Land zu leben vermochte. Sie dankten der Garde sehr für die Rettung, und sprachen dann zu Ouru. „Prinz der Dämonen, bitte lasst uns euch die Ehre erweisen und folgt uns zu unserem Schrein, wo wir den Göttern danken wollen für diese glückliche Fügung des Schicksals.“ Ouru war erst skeptisch und Nilam versuchte ihn aufzuhalten, weil ihm nicht erlaubt war mitzukommen, und er so seinem Herrn nicht zur Seite stehen konnte, doch das Wort des Prinzen war absolut. Und der entschied dem ungleichen Paar zu folgen. Die Tochter sollte bei den anderen Überlebenden bleiben. Sie gingen einen schmalen bewachsenen Waldweg entlang, den Ouru niemals gefunden hätte, hätte er keine Führer gehabt. Bald kamen sie an eine Höhle, deren Eingang mit verschiedenen Runen beschriftet war. Innen war es finster, denn die Räumlichkeit wurde nur leidlich von fluoreszierenden Pilzen erhellt. Am Ende der Höhle war ein kleiner Schrein. Kleine Opfergaben waren davor verehrt wurden. Und genau in der Mitte war ein goldener Spiegel um den sich ein Drache rankte, mit Saphiren besetzt. Das Paar ging auf die Knie und betete, doch Ouru konnte nicht an sich halten, und er ging auf den Spiegel zu. Er sah nur sich. Er wollte die Hoffnung schon wieder fahren lassen, als das Bild verschwamm, und er das Gesicht sah, das er schon seit Jahren voller Sehnsucht hatte sehen wollen. Denn im Spiegel sah er Yasil… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)