Dragonsoul von DeaNox ================================================================================ Kapitel 7: Wasser und Feuer --------------------------- Kapitel 7: Wasser und Feuer Als meine Lippen die seinen berührten, schien mich ein Stromstoß zu durchfahren. Noch nie hatte ich so etwas gefühlt. Das Gefühl seiner weichen Lippen schien in mir eine Wärme auszulösen, die mit nichts vergleichbar war. Ich konnte es nicht verstehen. Durch Ourus Körper schien ein Blitz zu fahren und ich merkte, wie der das Wasser zu schlucken begann. Ich löste mich von ihm, mich immer noch fragend, was dieses Gefühl gewesen war, und sah Ourus aufgerissene Augen. Ich konnte den Ausdruck darin nicht deuten. Furcht? Überraschung? Keines dieser Worte schien dem Blick in den goldfarbenen Augen gerecht zu werden. Er atmete schwer. Ich beugte mich über ihm um mich zu vergewissern, dass er in Ordnung war. „Oh gut, du bist wach.“ Entfleuchte es meinem Mund noch bevor ich darüber nachdenken konnte Ich merkte wie sich ein Lächeln auf meine Lippen gestohlen hatte. Ich sah ihn leicht erröten und beobachtete den Versuch sich aufzusetzen, doch ich wusste, es war noch zu früh. Ich half ihm dabei sich in eine sitzende Position zu bewegen und etwas Wasser zu trinken. Danach nahm ich ihn sacht bei den Schultern und bugsierte ihn zurück auf das Lager. Doch er schnellte wieder hoch: „Yasil wie geht es deiner Wunde?“ rief er laut. Der Goldäugige starrte auf meinen Flügel, sah dass die Haut an den Stellen, an denen der Speer gewesen war verbrannt wurde. Yakut hatte dafür gesorgt, dass ich nicht noch mehr Blut verlor. Er hatte Recht, es war kostbar und ich durfte es nicht so einfach vergießen. „Es ist nichts“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Ich spürte, dass er mir nicht glaubt, doch nach kurzem Zögern legte er sich wieder hin und schloss die Augen. Ich drehte mich zum Tisch um das Tuch zu benetzen, mit dem ich Ourus Stirn gekühlt hatte. „Ich.. dich…“ hörte ich ihn noch leise schlaftrunken murmeln, und drehte mich um. „Was…?“ fragte ich.  Doch Ouru war schon in einen tiefen heilenden Schlummer gefallen. Die Worte die Ouru gesprochen hatte beschäftigten mich noch eine lange Weile, während ich immer wieder das kühle Tuch auf seiner Stirn wechselte. Was hatte er zu sagen versucht? Es wollte mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich betrachtete meinen lädierten Flügel. Yakut hatte die Wunde zwar verschlossen, doch sie heilen lag nicht in seiner Macht. Es lag ganz allein an mir. Ich  zupfte eines der Kräuter ab, welche dank meines Blutes gewachsen waren und zerrieb die Pflanze zwischen den Fingerspitzen und strich sie anschließend auf die Verletzungen. Es war, als saugte mein Körper die Heilstoffe in sich auf. Sofort fühlte ich mich besser. Ein Blick auf Ouru verriet mir, das auch dieser in Ordnung, und außer Lebensgefahr war. Es war an der Zeit ein Gespräch mit ihm zu führen, wenn er aufwachte. Er würde sowieso fragen, nach dem, was er gesehen hatte. Und vor allem musste ich ihn dazu bringen mir zu verraten, wieso er hier war, und vor allem, wie er hierher gefunden hatte. Dieser Ort war gut versteckt und schwer gesichert, es sollte nicht möglich sein, dass ein Fremder hierher fand. Er würde mir vertrauen müssen. Doch Vetrauen musste man sich verdienen, wie konnte ich also das seine erringen? Einige Geheimnisse mussten wohl erzählt werden um sie bewahren zu können… Doch etwas konnte ich einfach nicht aus dem Kopf bekommen. Ich verstand seine Beweggründe nicht. Mir war von Anfang an klar gewesen, dass er gelogen hatte. Ich hatte gewusst, dass er fliegen konnte. Doch er hatte diese Lüge aufgegeben um mich zu retten, hatte sich sogar vor mich gestellt, damit die Flammen, die mich sicher verbrannt hätten, auch wenn das gewiss nicht Yakuts Absicht gewesen war, nicht trafen. Ich seufzte, jetzt, da er Yakut gesehen hatte, war das Gespräch unvermeidbar geworden. Dabei hatte ich doch gehofft ihn im Dunklen lassen zu können. Doch einige Dinge mussten vorher erledigt werden. Ich versetzte mich in Trance. Zuerst musste ich die Aktionen meiner Prüflinge nachvollziehen. Ich hatte sie nicht vergessen, wohl aber zu lange nicht nach ihnen gesehen. Ich folgte dem Klang ihrer Herzen und vor meinem inneren Auge konnte ich sie sehen, wie eine der Gruppen gerade einen Hinterhalt für eine andere Gruppe vorbereitete, ohne zu wissen, dass eine dritte Gruppe bereits ihre Vorbereitungen abgeschlossen hatte um beide Gruppen hinters Licht zu führen. Es wäre amüsant gewesen ihnen zuzuschauen, wie sie so verbissen kämpften, doch noch immer nicht das wahre  Ziel dieser Prüfung herausgefunden hatten. Gleichzeitig machte es mich traurig, zeigte es doch, dass keiner dieser Soldaten eines höheren Postens würdig war. Ich richtete seine Aufmerksamkeit auf die vierte Gruppe. Diese hatten bereits ein verstecktes Lager aufgeschlagen und entdeckt, dass ihnen gewisse Informationen fehlten um die Mission zu beenden. Ich konnte hören, wie sie einen Plan ausarbeiteten und verschiedene Punkte diskutierten. Einer ihrer Gruppe blieb stumm. Dieser war derjenige, dem ich die größten Chancen auf einen Erfolg zurechnete, war er doch in der Lage erst mit klarem Kopf alle Fakten zu sortieren und dann seine Logik nutzend eine Entscheidung zu treffen, die den wenigsten Aufwand bei maximalem Nutzen erzielte. Und bisher war er damit auch immer erfolgreich gewesen. Ich lauschte noch eine Weile, aber der stumme Krieger hatte noch keine Entscheidung getroffen. Es war auch noch zu früh. Ich hoffte sehr, dass wenigstens er den Zweck dieser Prüfung herausfinden würde, denn sonst würden sie alle die Ausbildung ein zweites Mal durchlaufen müssen. Ich wandte meine Aufmerksamkeit ab und hin zu den neuen Rekruten. Sie waren noch alle da, und niemanden war etwas passiert, bis auf den, der besorgt seine angekockelten Haare musterte. Yakut hatte sich anscheinend zurückgehalten. Es war Zeit ihn aufzusuchen. Doch noch bevor ich meine Energie auf ihn ausrichten konnte, hörte ich einen markerschütternden Schrei, und stürmte aus dem Zelt, der Stimme nach. Auf einer Wiese unweit des Zeltes fand ich die Quelle des Geräusches. Yakut lag am Boden, die Hände gegen die Ohren gepresst, und schrie vor Schmerzen. Und auch die Erde schrie wie unter Schmerzen auf. Seine Muskeln zuckten unter der Kleidung, die mit jeder Sekunde weiter aufriss, die Flügel hatte er eng an den Körper gepresst. Er stand bereits in Flammen und in der Nähe befindliche Bäume und Sträucher gingen plötzlich in Flammen auf. Ich befürchtete das Schlimmste, musste es aufhalten, auch wenn es mich selbst verletzten würde. Ich ging näher, und schlug dem roten Drachen mit der flachen Hand so fest ich konnte ins Gesicht. Doch Yakut reagierte nicht. Er warf sich herum und die schweißverklebten Haare, die sonst seine Stirn bedeckten, vielen zu Seite. Ich erstarrte. Die Zeremonie war also schon vollzogen worden. Das machte das Ganze noch schlimmer. Ich musste ihn retten. Diesmal schlug ich mit geballter Faust zu. Es half nicht. Ranken wanden sich aus der Tiefe und banden Yakuts Arme und Beine. Noch einmal schlug ich zu. Diesmal spitze Blut aus seiner Nase, und wo auch immer es auftraf, brannte es, und hörte auch nicht auf zu brennen. Meine Kleidung hatte schon längst Feuer gefangen, aber das war egal. Die Lider des Feuerdrachen zitterten heftig, und ich hatte keine andere Wahl als noch einmal zum Schlag anzusetzen, er durfte einfach nicht dem Wahnsinn anheimfallen, denn genau das war es, was ihm drohte. Meine Knochen schmerzten als sie auf ihn trafen. Das Feuer hatte sich schon tief hineingefressen. Ich hörte das Krachen als sein Flügel brach. Ich schrie Yakuts Namen, laut und deutlich, mit aller Autorität die ich aufbringen konnte, und lies meine Stimme vom Wind und von der Erde in den Körper des Bruder leiten lassen. Plötzlich zerriss dieser die Ranken die ihn am Boden gehalten hatten, und er legte seine Arme stürmisch um mich. Doch ich hatte sein Gesicht gesehen. Seine Augen waren offen, doch glasig, als wäre es noch nicht ganz hier. Irgendwie musste ich ihn wieder zur Besinnung bringen. Ich versuchte ihn zu beruhigen und streichelte seinen Rücken. Er hatte begonnen mir durch die langen Haare zu fahren. Die Flammen hatten sich schon etwas beruhigt. „Yasil?“ flüsterte er leise, unsicher, ja hilflos geängstigt. „Ja, ich bin es.“ Antwortete ich sanft, das Streicheln dabei nicht unterbrechend. Yakuts Hand hatte sich indes in meine grünen Haare gegraben, so, als wären sie alles, was ihn noch an der Realität festhalten ließ. Er seufzte leise und erleichtert, dann schaute er sich um. „Das ist meine Schuld, oder?“ Ich antwortete nicht, denn das war nicht nötig. Ein Blick auf die verkohlten Bäume und Büche, sowie die immer noch brennenden Blutflecken genügte. Yakut schloss die Augen und konzentrierte sich. Die Flammen erloschen und die Dunkelheit kehrte zurück. Nur vom Licht der Sterne und des Mondes erhellt saßen wir eine Weile so da. „Willst du mir sagen, was passiert ist?“ fragte ich. Plötzlich ausbrechender Wahnsinn war bei so Drachen selten, vor allem wenn sie die Zeremonie schon hinter sich hatten. Ob er hierhergekommen war um mir das zu erzählen? Ich sah ihn lächeln, doch den Grund dafür wollte er mir nicht verraten. Es schien, als versuchte er sich zu erinnern. Doch dann schüttelte er nur leicht den Kopf. Lange Zeit saßen wir so da, Yakut an mich geklammert, als wäre ich der Strohhalm, der ihm vor dem Ertrinken bewahrte. Ich  den Rücken meines Bruders weiter beruhigend streichelnd. Wir saßen immer noch so, als die Sonne begann am Himmel zu steigen und der Morgenstern zu schwinden begann. Als ich merkte, dass er nun wesentlich ruhiger war, stand ich sacht auf. „Ich muss jetzt nach Ouru sehen…“ sprach ich. „Ouru? Ach, so heißt der Junge? Was ist er?“ fragte er mich. Ein trauriges Lächeln war alles was mir dazu einfiel.  „Einzigartig.“ Antwortete ich dann schlicht. Im Gehen rief ich Yakut zu: „Vielleicht solltest du zu ihr gehen, wenn du die Zeit hast…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)