Dragonsoul von DeaNox ================================================================================ Kapitel 13: über Himmel und Hölle --------------------------------- Kapitel 13: über Himmel und Hölle Ich war immer noch wie in Trance, als wir die Höhle verlassen hatten. Yasil hatte mir solch ein großes Geheimnis anvertraut. Das bedeutete doch sicher, dass er mir zumindest ein wenig vertraute. Ich wusste, ich musste es ihm sagen, denn ich war nicht der Einzige, der in den Spiegel schauen würde. Doch obwohl ich ihn so liebte, hatte ich Angst ob seiner Reaktion, wenn er von der wahren Natur meiner Gefühle erfuhr. In meinem Kopf spielten sich viele Möglichkeiten ab, so viele Antworten und Reaktionen die er zeigen konnte, und ich fürchtete eine mehr als die andere. Ich erwartete nicht, dass er mich auch lieben würde, aber ich hatte Angst, dass er mich fortschicken würde, hatte er erst gehört was ich zu sagen hatte. Ich liebte ihn einfach, das war alles, solange ich in seiner Nähe bleiben durfte war das genug. Mehr wollte ich nicht, ihn betrachten, in seiner Nähe schwelgen, für ihn da sein. Ich erwartete nichts von ihm dafür, solange er mich bei sich blieben ließe. Ich blickte auf und der Hass den ich vorhin empfunden hatte kehrte zurück. Dort war Yakut. Auch wenn das, was ich gesehen hatte, die Brandflecken, die auf Yakuts Tränen zurückzuführen waren, ihn in einem anderen Licht hatten erscheinen lassen, so war er doch noch immer derjenige der meine vom Schicksal auserwählte Person verletzt hatte. Auch wenn Yasil seine Schuld bestritt, so war er doch nicht von der Schuld freigesprochen. Und als ich Yasil sah, wie er sanft die Schulter des Rothaarigen berührte, war es, als würde etwas in meinem Inneren explodieren. „Du! Warum hast du zugelassen, dass sich Yasil verletzt?“ Der rote Drache schaute mich verdutzt an. „Du bist es nicht wert von ihm ‚Bruder‘ genannt zu werden!“ Es schien als hätte ich ihn verletzt. Gut so, auch er sollte den Schmerz fühlen. Doch plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck, ich konnte nicht verstehen warum, und so war ich nicht im Stande zu reagieren, als er näher kam, mir auf die Schulter klopfte und sich zu meinem Ohr herunterbeugte. Er flüsterte: „Du hast Recht. Aber ich schwöre bei meinem neuen Namen, der Tag wird kommen an dem ich mich ihm würdig erweise.“ Das hatte ich nicht erwartet. Plötzlich verbeugte er sich wie ein Gentleman. „Yakut D. Veneris macht euch seine Aufwartung.“ Sprach er. Das war also der neue Name den er erhalten hatte? Was er wohl bedeutete? Zu Yasil gewandt sprach er: „Yasil, mein Bruder, es ist schön dich endlich kennen lernen zu dürfen.“ Ich schaute zu Yasil. Eben hatte er noch mürrisch, ja sogar wütend ausgesehen, aber die Verblüffung die auf seinem Gesicht zu lesen war, war einfach köstlich. Ich konnte mir ein leichtes Kichern nicht verkneifen. Doch bald schon wurde sein Gesicht ernst und er fragte Yakut, wie es seinem Flügel ginge. Selbst ich sah, dass die Wunde ziemlich schlimm sein musste, so wie er den Flügel auf dem Boden schleifen ließ. Yasil betrachtete die Wunde stumm und griff dann unvermittelt nach Yakuts Arm. Ich hatte noch nicht begriffen was los war, da zerrte Yasil den zeternden Yakut auch schon hinter sich her. Sie waren schon weit gelaufen, und sie waren schnell. Ich versuchte sie einzuholen und reif: „Hey, wo geht ihr hin? Was soll ich denn jetzt machen?“ Ich sah Yasil die Lippen bewegen, doch sie waren schon zu weit weg, dann hörte ich die Stimme, getragen vom Wind, die sanft sagt: „Geh wieder schlafen!“ Mein Protest verklang ungehört. Ich begab mich zurück zum Zelt. Ich wusste, irgendwann würden sie wieder kommen, doch ich hatte es nicht eilig. Ich schlenderte am Wald entlang, zupfte hier und da ein paar Kräuter und genoss die frische Luft. Der Wind wurde stärker und ich bemerkte wie ein Rumpeln durch die Erde ging. Ob es hier vulkanische Aktivitäten gab? Ich sah mich um. Weit entfernt sah ich eine Feuersäule gen Himmel steigen, welche augenblicklich wieder erlosch. Gleichzeitig vernahm ich einen Schrei und kalter Schweiß benetzte meine Haut. Es war Yasils Stimme gewesen. Ich rannte los, in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Und in diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher als Fliegen zu können. Ich streckte die Flügel, machte mich auf den Schmerz gefasst. Doch er blieb aus. Verwundert schaute ich auf die Stelle, die verletzt gewesen war. Sie war geheilt. Das war also dieses warme Gefühl gewesen. Yasil hatte die Wunde geheilt, und das, obwohl seine Verletzungen mehr schmerzen mussten als die meinen. Ich flog los, auf das Zelt zu, in der Hoffnung die beiden dort zu finden. Als ich vor dem Zelt landete rannte Yakut in mich hinein. Etwas war anders. Schnell hatte ich begriffen was. „Deine Wunden…“ sagte ich verwundert. „..sie sind alle geheilt..“ Ich verstand sofort. Ich schob mich an ihm vorbei und in das Zelt hinein. Ich konnte den Aufschrei nur mit Mühe zurückhalten. Yasil lag auf der Erde, leblos, verwundet und ich befürchtete schon das schlimmste. Ich packte den Drachen mit den roten Augen bei seiner Kleidung und schrie ihn an: „Was hast du ihm angetan, du Versager von einem Bruder?!“ Die Verzweiflung in seiner Stimme war echt als er sprach, ich hörte Verzweiflung darin: „Er hat meine Wunden geheilt, und das, obwohl seine wesentlich schlimmer waren als meine. Er hat sich überanstrengt. Hilf mir ihn am Leben zu erhalten!“  „Was soll ich tun?“ fragte ich, es war egal, ich würde ALLES tun um ihn zu retten, und wenn es mich mein Leben kosten sollte, für Yasil würde ich es mit Freuden opfern. Er schickte mich Wasser zu holen und ich beeilte mich. Ich wusste, es war frisches Wasser dass Yasil brauchte. Die Quelle war nicht mehr weit. Den Krug, den ich in der Eile vom Tisch genommen hatte tauchte ich tief ein und so schnell mich meine Schwingen trugen kehrte ich zurück. Ich stellte den Krug zu Boden und blickte zu Yasil. Den Aufschrei diesmal konnte  ich nicht zurückhalten. Yasil war von Erde bedeckt und Ranken begannen sich um seine Glieder zu winden, auf der Erde begann das Moos zu sprießen. Ich begann Erde von ihm zu streifen und Ranken abzureißen, doch ich wurde kraftvoll bei den Handgelenken gepackt und weggezerrt. „Was tust du da? Willst du das er stirbt?“ schrie ich Yakut an. . „Was tust DU?“ schrie er zurück. Er verteilte gerade wieder die Erde mit dem Schwanz auf Yasil. „Die Erde wird in die Wunden geraten!“ Langsam wurde ich panisch. „Das soll sie auch!“ antwortete er. „Sie werden sich entzünden!“ Ich meine Stimme war nur noch ein Schreien, Tränen liefen meine Wangen hinab. „Du bringst ihn um!“ Meine Stimme war nur noch ein Wimmern. Ich weinte, denn wenn er jetzt sterben würde, was würde ich tun? Ich konnte nichts tun um ihn zu helfen. Ich hatte das Gefühl den Verstand zu verlieren. Es war die Hölle. Ich fühlte mich so machtlos und die Angst schien mich von innen her aufzufressen. Sicherlich wäre ich daran zerbrochen, hätte mich Yakut nicht weggestoßen und im mir nächsten Moment eine schallende Ohrfeige erteilt. „ Er ist ein Drache! Und nicht irgendeiner! Er ist der Herr von Terranfor! Er BRAUCHT die Erde zur Heilung.“ Die Stille, die nun eintrat, tat meinen Ohren weh. Die Tränen waren versiegt, und langsam versuchte ich zu begreifen, was er gesagt hatte. Unfähig mich zu rühren sah ich wie er das Wasser über Yasils Körper verteilte. Ich verstand nicht, war nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Leichter Wind, von Yakuts Flügeln verursacht, ließ die Haare auf Yasils Stirn leicht anheben. Auch dort waren Schuppen. Hatte er deswegen nicht gewollt, dass ich ihn dort anfasse? Mein starrer Blick konnte sich nicht von dem Geschehen vor mir lösen. Ich schreckte auf, als ich sah, wie sich Yakut nach unten beugte. Als seine Lippen, die meines Engel berührten, hielt ich es nicht mehr aus. Yasils Name entfleuchte meinen Lippen, dann nahm ich meine Kraft zusammen und floh. Weg, von dieser Szene, weg von Yakut, und weg von der Eifersucht die mich gepackt hatte. Ich floh, bis ich wieder bei der Quelle war. Erschöpft sank ich nieder. Meine eigenen Gefühle widerten mich an. Ich hatte mir gesagt, dass es genug sei, nur bei hm zu sein, genug, ich zu lieben. Doch diese Gefühl von Eifersucht gerade… ich kam mir so schmutzig vor. Was sollte ich tun? Wieder traten Tränen in meine Augen, doch diesmal wurden sie aus einer anderen Quelle gespeist, denn es war Wut, Wut und Hass auf mich selbst, dem diese Tränen entsprangen. Ich blickte zum Himmel. Mutter hatte immer gesagt, wenn Drachen sterben, dann fährt ihre Seele zum Himmel, da sie die Wesen sind die der Himmel geschaffen hatte. Im Himmel, so hatte sie gesagt, würden Engel leben, Wesen mit großen federnen Schwingen, Töchter und Söhne unserer Götter. Dämonen, so hatte sie gesagt, waren Wesen die die Erde bevölkerten, und sie kehrten zu ihr zurück wenn sie starben, an einen Ort, an dem die Seelen der Dämonen lebten, an einen Ort, den sie Hölle genannt hatte. Ich blickte hinauf zum Himmel, und hoffte, dass die Seelen der Drachen dort residierten, und so sandte ich ein Gebet zu den Drachenseelen hinauf, ich betete, dass sie Yasil wieder gesund machen würden. Denn das war der einzige Wunsch den ich hegte. Zu beten hatte mich beruhigt, und langsam war ich wieder in der Lage klar zu denken. Ich hob den Arm um mir die Tränen abzuwischen, doch etwas Hartes traf meine Stirn. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich den Wasserkrug mitgenommen hatte. Ich füllte ihn erneut und kehrte zum Zelt zurück. Es wurde Zeit, dass ich einige Antworten bekam. Ich betrat das Zelt, stellte den Krug neben Yakut und begab mich in den hinteren Teil, dort, wo ein Teil meiner Sachen lag. Ich lehnte mich lässig an einen der Pfeiler des Zeltes und verschränkte die Arme. „Du bist mir eine Erklärung schuldig!“ sagte ich zu Yakut. Ich hörte ein Seufzen. Ich sah wie er Yasil betrachtete, welcher ruhig schlief, die Wangen hatten schon wieder etwas Farbe, die Ranken an seiner Seite waren noch mehr geworden und eine Decke aus frischem Gras hatte sich über ihm ausgebreitet.  „Was bedeutet das ‚Er ist der Herr von Terranfor‘?“ fragte ich weiter. Ich sah wie der rote Drache sie bewegte. Ich wusste um seine Schnelligkeit, aber ich war schneller. Die Schwertspitze kam nur wenige Millimeter vor seinem Hals zum Stehen. „Das kann ich dir nicht sagen.“ Antwortere er leicht unterwürfig. Ich war sicher, dass das nicht sein wahres Empfinden war. „Warum nicht?“ Ich wusste selbst, dass meine Stimme kalt klang, doch es war mir egal. „Weil das ein Geheimnis ist, was nur Yasil dir erklären kann, und es auch besser wäre, wenn er es dir sagt. Das heißt, wenn er dazu bereit ist…“ Ich überlegt, und zog das Schwert ein klein wenig zurück. Ich würde Yasil fragen. Das war auch besser als es von seinem Bruder zu hören.  „Dann erklär mir warum die ihn mit Erde begraben und Wasser begossen hast. Und was sollte der Kuss?“ es beschämt mich, dass ich nicht in der Lage war meine Emotionen zu kontrollieren, man konnte hören, dass mich der Kuss verstört hatte. „Das kann ich dir erklären.“ Sprach Yakut und ritzte mit einer Klaue leicht in seinen Arm. Die wenigen Tropfen Blut die herausquollen und zu Boden fielen, fingen sofort an zu brennen. „Der Körper eines jeden Drachen ist den Elementen mehr oder weniger zugeordnet. Wie du siehst, besteht mein Körper zum größten Teil aus Feuer. Meine Seele, meine Essenz ist mit dem Feuer verbunden. Deswegen konnte auch nur Feuer die Wunden schließen, die ich mir zugezogen hatte. „ Das hörte sich einleuchtend an. „Yasil ist mit der Erde verbunden. Er formte sie neu um einen unterliegenden Lavastrom auf mich zu richten und meine Wunden damit zu heilen. Doch er war schon verletzt und dieser Kraftakt überanstrengte ihn. Er brach zusammen und nur die Verbindung aller Elemente, die Erde mit der ich ihn begrub, das Wasser mit dem ich ihn tränkte, die Luft mit der ich ihn umwirbelte und dem Feuer meines Atems konnten ihn wieder zu den Lebenden zurückbringen. Wäre ich nicht gewesen, wäre er gestorben…“ Auch das ergab durchaus Sinn… ich konnte es nicht bestreiten, aber ich war nicht sicher, ob das wirklich der Wahrheit entsprach. Doch seine Stimme schwankte nicht, er blinzelte nicht mit den Augen, und dass sein Körper Feuer war, hatte er bewiesen. „Ja…“ gab ich zu „aber wärest du nicht gewesen, wäre er auch nie in diese Lage gekommen.“ Ich war immer noch wütend auf Yakut, aber ich war nicht mehr in der Lage ihn zu hassen. „Aber…“ begann ich nun etwas sanfter „du hast dich deines Bruders als wert erwiesen…“ Ich legte das Schwert beiseite und tränkte ein Tuch mit dem Wasser um es Yasil aufzulegen. Ich wachte an seiner Seite, wachte bis es Abend wurde. Yakut hatte sich in eine Ecke des Zeltes gesetzt und saß mit verschränkten Armen dort, Yasil die ganze Zeit beobachtend. Irgendwann hörte ich seinen gleichmäßigen Atem. Ich schaute mich zu ihm um. Er war eingeschlafen. Ich nahm mir eines der Fälle, welches Yasil für mich bereit gelegt hatte, damit ich darauf schlafen konnte, und legte es neben das erdene Bett, welches sich um Yasils Körper gebildet hatte. So legte ich mich neben ihr und lauschte seinen sanften Atemzügen. Ich erwachte von einer leisen Stimme: „Ru…“ hörte ich nur, die Stimme klang heiser. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich eingeschlafen war. Ich öffnete die Augen, es viel mir schwer. Ich sah Yasils aufgerissene Augen, seine Hand die ausgestreckt gen Himmel zeigte und war nur froh, dass er erwacht war. Langsam ließ zurück auf sein Lager fallen und bald schon hörte ich wieder regelmäßige Atemzüge. Ich war beruhigt, er war wach gewesen, es schien ihm besser zu gehen, und nun schlief er wieder. Und ich war an seiner Seite. Das konnte nur der Himmel sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)