Dragonsoul von DeaNox ================================================================================ Kapitel 17: Krieg (oder auch nicht) ----------------------------------- Kapitel 17: Krieg (oder auch nicht) Ich erwachte in molliger Wärme. Ich erinnerte mich an die Lektion über die Sterne, die Schönheit der Erde und an Yasil. Ich war eingeschlafen. In seinen Armen. Urplötzlich wachte ich auf und setzte mich auf. Ich hörte das Zwitschern einiger Vögel, Licht fiel in das Zelt, doch niemand war hier. Langsam stand ich auf. Es war mir peinlich schon wieder vor Yasil geweint zu haben. Er musste mich für schwach halten, so oft wie ich bei ihm schon in Tränen ausgebrochen war. Doch ich konnte nichts tun. In seiner Gegenwart war mir, als würde ich wieder zum Kind, und alle Emotionen die ich zurückgehalten hatte würden einfach aus mir herausbrechen. Ich sah eine Schale mit Wasser auf dem Tisch stehen. Schnell wusch ich mir das Gesicht. Ich war mir sicher, dass meine Augen ganz rot und geschwollen waren. Das kühle Wasser tat gut. Ich schöpfte es mit den Händen und ließ es mir über Gesicht und Haare laufen. Über die Schale gebeugt, ließ ich es zurücktropfen. Das Geräusch beruhigte meine Nerven. Einige Momente lang stand ich so da und dachte nach. Ich wusste, ich musste Yasil von dem Spiegel erzählen. Aber dann würde er auch erfahren, was ich wirklich für ihn empfand, und ich fürchtete mich davor, von ihm weggeschickt zu werden, von ihm ignoriert oder sogar gehasst zu werden. Ich fürchtete mich vor seiner Ablehnung. Sicher würde es ihm seltsam vorkommen, würde ihm ein Mann, und auch noch ein Dämon seine Liebe gestehen. Aber das genau war es, was ich empfand. Es liebte ihn nicht weil er mein Seelenpartner war. Ich hatte ihn schon geliebt, noch bevor ich die Ketten gehört hatte. Er war mein Seelenpartner weil ich ihn liebte. Es war ein Schicksal was ich selbst bestimmt hatte. Diese Gedanken gaben mir Kraft. Ich dachte an sein Verhalten gestern zurück und hoffte, dass es bedeutete, dass er mich wenigstens ein bisschen mochte. Ich erwartete gar nicht, dass er mich auch liebte… solange ich nur bleiben dürfte, wäre es genug. Ganz in Gedanken versunken hatte ich die Stimmen nicht gehört, welche von draußen hereindrangen. Es waren die von Yakut und Yasil. Ich lugt nach draußen. Sie kamen in Richtung des Zelts gelaufen. „….nd du hast ihn zum Kitar ernannt?“ Ich sah wie Yasil nickte und die Hand schwenkte. Aus dem Boden wuchsen Wurzel, welche einen Tisch, Stühle und ein Dach bildeten. Verwundert kam ich näher. Sie setzten sich. Ich sah Yakut ein Blatt zusammenrollen. Mit einem Schippen seiner Finger entzündete er es, dann legte er es an die Lippen und sog den Rauch ein. Ich sah wie Yasil missbilligend das Gesicht verzog. Ein weiterer Schwenker seiner Hand ließ den Wurzeltische Becher hervorbringen und einen Moment später waren sie mit Wasser gefüllt. Ich traute meinen Augen nicht.  Ich hatte zwar schon gesehen, wie Yasil die Erde bewegt hatte. Aber das hier war etwas ganz anderes. Die Wurzelmöbel und –becher, all das war reichhaltig verziert. Sie sahen aus wie von erfahrensten Handwerkern gefertigt. Weiter betrachtend ging ich näher ran. „Setzt dich doch.“ Sagte Yasil. Ich kam der Aufforderung nach, immer noch die Dinge betrachtend, welche Yasil geschaffen hatte. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich wie Yakut einen toten Hasen in die Luft warf, einen Feuerstoß hinterher sandte und das fertig geröstete Kaninchen wieder auffing und zu Essen begann. Yasil hatte den Becher angesetzt und trank, doch ich sah sein angewidertes Gesicht. Mochte er kein Fleisch? „Ich verstehe es nicht…“ murmelte ich vor mich hin. Die Blicke der beiden wandten sich mir zu. „Was verstehst du nicht?“ fragte Yakut mit vollem Mund, oder zumindest war es das was ich glaubte, dass er zu sagen versuchte. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich so laut gesprochen hatte. „Na, ich meine den Krieg. Ich habe gesehen wie mächtig ihr seid. Warum also führen die Dämonen Krieg gegen die Drachen? Sie sind doch hoffnungslos unterlegen!“ Die beiden schauten mich verwundert an, dann einander. „Krieg?“ fragten sie wie aus einem Mund. Dann schauten sie mich wieder an. Unisono ertönte: „Wie kommst du darauf?“ Jetzt war ich verwirrt, aber er hatte Recht, wie kam ich drauf. Ich dachte nach und erzählte: „Meine Mutter erzählte mir, dass die Drachen und Dämonen schon seit Ewigkeiten im Krieg legen, weil ein Dämon damals einen magischen Spiegel aus dem Hort eines Drachen gestohlen hatte, der in der Lage war die andere Hälfte der Seele zu zeigen, die hineinblickt. Sie sagte es wäre ein goldener Spiegel um dessen Rahmen sich die Gestalt eines Drachen mit saphirenen Augen windet. Und dass auf einem Friedenstreffen, auf dem der Spiegel zurückgegeben werden sollte, das erste Drachenblut vergossen wurde. Wir nennen das Gebiet Dragmoor. Und dass der Spiegel verloren ging. Und das seit dieser Zeit die Drachen uns Dämonen als ihre Erzfeinde betrachten und Dämonen töten, wann immer sie die Gelegenheit haben.“ „Du bist also doch ein Dämon!“ rief Yakut aufgeregt, doch Yasil brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Das erzählt man sich also bei euch?“ Ich nickte. Yasils Gesicht wirkte leicht ärgerlich, aber auch nachdenklich. „Jetzt verstehe ich.“ Murmelte er vor sich hin. Er blickte mir tief in die Augen. „Lass mich dich etwas korrigieren.“ Ich nicke ergeben. Und ich hörte gespannt zu wie Yasil die Geschichte erzählte. „Vor langer, langer Zeit, da gab es den Spiegel von Tsaiht, der Spiegel von dem du gesprochen hast. Wir alle spürten, dass er ein sehr mächtiger Gegenstand war, und keiner dachte auch nur daran, den Spiegel zu benutzen. Es war ein Tempel in dem er zu sehen war. Es war unsere Verbindung zu Tsaiht, und ein Ort hoher Spiritualität. Die Drachen damals verlangten, dass der dämonische Dieb den Spiegel zurückgab. Und wie du gesagt hattest, waren einige nicht mit dieser Entscheidung einverstanden. Dragmoor war damals schon ein trockener Ort gewesen, eine Steppe, ab und an wuchsen Büsche und Bäume. Es war dort sehr heiß, man trug lange schwarze Mäntel um sich vor fliegendem Sand und der flammenden Hitze zu schützen. Es waren neun Dämonen die an den Verhandlungstisch kamen um den Frieden zu sichern. Doch einer von ihnen war ein Verräter an der Krone. Zu dieser Zeit herrschte König Riwalda, der Blutkönig, der in euren Historiken vielleicht schon vergessen ist.“ Ich erinnerte mich an ein altes, fast zerfallenes Dokument in dem ich diesen Namen gelesen hatte. Wenn ich mich Recht erinnert war dies auf einer Zeit von vor fast Zwei Millionen Jahren zurückdatiert. Es war nur erhalten gewesen, da es in Drachenhaut eingeritzt gewesen war. Oder zumindest hatte ich angenommen, dass es sich dabei um Drachenhaut handelte, denn noch nie war mir ein ähnlich blutrotes Stück unter die Augen gekommen. „Es waren auch neun Drachen anwesend, genau die Anzahl an Personen die ausgemacht war.“ Sein Blick wurde hart, traurig, ich sah dass er etwas zu sagen hatte, doch ich sah ihn die Wort herunterschlucken. „Die…Vertreterin der Drachen setzte sich an den aufgestellten Tisch. Auch der Vertreter der Dämonen setzte sich und legte den in ein graues Tuch gewickelten Spiegel auf dem Tisch. Als die Drachenfrau den Vertrag aus der Tasche holte schlug der Verräter zu. Ein…anderer Drache, wollte ihn aufhalten, war aber nur noch in der Lage die Attacke mit seinem Körper abzuwehren. Er hat die Drachenfrau geliebt. Doch sein Opfer war zu groß. Das vergossene Drachenblut … verseuchte die Erde, entzog ihr das Leben. Die acht anderen Drachen konnten ihren Kammeraden nicht sterben lassen, der Verlust wäre zu groß gewesen. Also hatten sie nur eine Wahl. Sie banden die Seele des sterbenden Drachens an den Spiegel. Die Dämonen waren bereits voller Angst geflohen, der Verräter gerichtet. Nur der Anführer der Dämonen, der Blutkönig blieb um zu sehen, wohin ihn das Vertrauen in die falschen Leute geführt hatte. Und er sah die Erde sterben, und er sah, wie acht Drachen ihre Magie verbanden um den Tod der Erde zu beenden. Er sah mit seinen Augen wie sich die Erde mit Eis überzog, sich in einen Winterschlaf versetzte. Und er sah entsetzt zu. Und er fragte die Drachen, was nun passieren würde. Das Eis würde den Tod so vieler Dämonen bedeuten, die es nicht verdient hatten, für die Vergehen eines Einzelnen zu leiden. Und die acht Drachen trafen eine Entscheidung. Sie schlossen einen Blutpakt mit dem Blutkönig, der besagt, dass es den Dämonen erlaubt sei, den Spiegel von Tsaiht für eine Weile zu behalten, denn er war mächtig genug das Eis in einer gewissen Umgebung fernzuhalten. Dort wo der Spiegel war, blühte das Leben. Und mit der eigeschlossenen Seele kam auch dessen Fähigkeit die andere Hälfte einer Seele zu zeigen. Der Vertrag besagte, dass wenn der Nachfolger des im Spiegel eingeschlossenen Drachen erscheinen würde, dieser Spiegel an ihn zu übergeben sei. Dafür würden die Dämonen den Frieden waren, sowohl mit den Drachen, als auch mit allen anderen Rassen. Das besagte der Pakt. Aber… der Pakt wurde gebrochen. Der Spiegel wurde nicht zurückgegeben, er ging verloren. Und die Dämonen führten Krieg. Wir Drachen führen keine Kriege, nicht gegen eine Rasse, so viel schwächer ist als wir, die wir in der Vergangenheit zu beschützen suchten…“ Er endete traurig. Ich hatte gemerkt, dass er einige Dinge der Geschichte … unterschlagen zu haben schien, so kam es mir zumindest vor. Aber ich war doch überrascht. Ich hatte immer angenommen die Drachen würden einen Groll gegen Dämonen hegen… Und Vater hatte immer gesagt, dass seine Eltern von Drachen getötet wurden waren. „Aber, was ist dann mit den Dämonen die von Drachen getötet wurden? Was ist es, wenn nicht Krieg?“ wandte ich ein. Sie antworteten wie aus einem Mund: „Selbstverteidigung.“ Meine Gesichtszüge entgleisten. „Huh?“ „Es ist ganz einfach.“ Begann Yasil. „Drachen haben die oberste Pflicht ihr Leben zu beschützen, sowie das Leben aller anderen Drachen. Wenn also Dämonen, die sich als unsere Feinde betrachten und uns angreifen, wenn sie uns sehen, sich uns nähern, dann sind wir vorsichtig. Viele unerfahrene junge Drachen haben daher mehr getötet als nötig. Deswegen werden sie hier ausgebildet. Um ihnen Sicherheit zu geben, um sie davon abzuhalten um sich zu schlagen, damit sie soweit einen klaren Kopf behalten um zu verhandeln, Leben zu erhalten und zu fliehen um ihr Leben zu schützen anstatt wild drauf los zu schlagen. Daher wurde im Blutpakt festgelegt, dass die Drachen in den Gegenden leben würden, die damals vom Eis überzogen wurden, denn sie konnten das überleben, während die Dämonen in wärmere Gebiete zogen und sich um den Spiegel sammelten. Die Drachen haben die Dämonen nie als ihre Feinde betrachtet…“ er beendete seine Geschichte mit diesem traurigen Lächeln, was ich nun schon so oft gesehen hatte, doch schien die Traurigkeit in seiner Stimme nun gewachsen zu sein. Ich fragte mich, was passiert war. Yakut begann: „Genau. Wir hassen die Dämonen nicht. Eigentlich tun sie uns sogar leid, schließlich sind sie…“ Ich hörte das Ende des Satzes nicht mehr. Yasils Flügel hatte Yakut wuchtig im Gesicht getroffen und er war zu Boden gefallen. Yasils Gesicht drückte Wut aus, Trauer und irgendwie auch Schuld. Noch bevor ich etwas sagen konnte, flog Yasil davon. Yakut starrte ihm eine Weile hinterher. „Ich glaube, jetzt habe ich ihn verärgert…“ sprach er schuldbewusst. Langsam setzte er sich auf. Verträumt starrte er in den Himmel, obwohl Yasil schon lang außer Sichtweite war. Er seufzte. Langsam konnte ich den Geschehnissen nicht mehr folgen. Ich hatte mich gewundert, wieso Yasil in der Lage war die Geschichte so detailliert wieder zu geben …als wäre er dabei gewesen. Ich schüttelte den Kopf, das konnte doch gar nicht sein. Ich trat zu Yakut. „Hey. Du solltest dich bei ihm entschuldigen.“ Er blickte mich verwirrt an. „Na, du hast ihn doch verärgert, oder? Ich weiß zwar nicht mit was, aber wenn man streitet, dann sollte man sich entschuldigen, so dass man sich wieder vertragen kann…“ Er lacht leicht.  Und schaute dann zu mir. „Sag mal, ist es dir noch nicht in den Sinn gekommen, dass er sauer wurde, weil ich dabei war dich zu beleidigen? Oder dass das bei Drachen anders läuft? Bestimmt weißt du gar nicht, was du damit anfangen sollst, was gerade erzählt wurde. Bist du nicht neugierig? Stört es dich nicht?“ Jetzt war es an mir verwirrt zu schauen. Er hatte mich beleidigen wollen? „Warum sollte es mich stören? Als ob ich etwas daran ändern könnte, wenn ich es nicht verstehe und keiner von euch die Güte hat mich aufzuklären. Das Einzige, das mich wunderte ist, ob Yasil dabei war, als der Blutpakt geschmiedet wurde. Schließlich konnte er es so detailliert erzählen… aber so alt ist er sicher nicht oder?“ Jetzt wurde auch Yakuts Lächeln traurig, und ich konnte zum ersten Mal die Verwandtschaft der beiden sehen. „Du hast Recht, zu der Zeit war er noch nicht am Leben…“ Eine Weile saßen wir so da, und ich überlegte, wo er wohl hingegangen sein mochte. Ein Windstoß fuhr mir durch die Haare und er brachte die Stimme von Yakut mit sich, die ich ohne den Wind, wahrscheinlich nicht gehört hätte, und ich fragte mich, was die geflüsterten Worte wohl zu bedeuten hatten: „…aber die Erde erinnert sich daran…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)