Dragonsoul von DeaNox ================================================================================ Kapitel 22: Hüterin der vergessenen Geschichte ---------------------------------------------- Kapitel 22: Hüterin der vergessenen Geschichten Lange nun schon hatten sie auf die Rückkehr des ersten Offiziers der Garde gewartet, doch nie war er gekommen. Nie hatte er berichten können, was ihrem Sohn widerfahren war. Kyranos saß im Thronsaal auf dem unbequemen Stuhl den er hütete und starrte zerknirscht zum Fenster hinaus auf die langsam untergehende Sonne. Warum meldete sich sein Sohn nicht? Wütend ballte er die Hand zur Faust, seine Nägel gruben sich tief in das Fleisch. Warum nur musste er seiner Mutter so viel Leid zufügen? Sie hatte noch nicht einen Bissen gegessen, seit dem die Garde ohne ihn zurückgekehrt war. Plötzlich wurden die Türen aufgestürmt und ein junger Gardist betrat aufgeregt den Raum, in seinen Händen einen Vogel, der Farbe auf seiner Brust nach, erschossen. Was war so besonders daran? Der Soldat begann zu sprechen: „Mein König, verzeiht meinen fehlenden Salut, aber ich bin nicht in der Lage die Hände von diesem Vogel zu entfernen.“ Kyranos sah, dass der Vogel noch lebte, er zappelte leicht im festen Griff des Dämons. Was hatte das zu bedeuten? Der Soldat kam näher und überreicht dem König mit einer tiefen Verbeugung den Vogel. Erst verstand er nicht, was der Junge meinte, doch dann sah er sich die Farbe genauer an, die sich auf der Brust des Vogels befand und er schnappte nach Luft. „Benachrichtigt sofort die Königin.“ Und er nahm den Vogel entgegen, der Soldat salutierte und ging dem Befehl nach. Der König hingegen betrachtete den Vogel verwundert und musste dann unweigerlich lachen. So eine Idee konnte auch nur seinem Sohn kommen. Nicht viel später war auch Königin Avellana anwesend. „Mein Liebster, was ist? Warum hast du mich rufen lassen?“ Der König grinste breit und präsentierte ihr den Vogel und das Zeichen, was er auf der Brust trug. „Ouru…“ Tränen der Freude standen in ihren Augen, wie sie den Namen ihres Sohnes aussprach. Mit leichten Händen nahm sie den Vogel entgegen und betrachtete ihn genauer. Dann stutze sie. „Kyranos, was ist das da an seinem Bein?“ Auch der König schaute verwirrt. Er hatte sich den Vogel bisher noch nicht so genau angesehen. Am Bein des Tieres war ein Zettel gebunden. Schnell machte er ihn ab und entrollte ihn. „Er ist von unserem Sohn.“ Er wirkte leicht erstaunt. „Ich wäre nie auf die Idee gekommen, irgendeinem Vogel eine Botschaft mitzugeben, wenn nicht einmal sicher ist, ob er überhaupt bis hierher kommt. Der Kleine hat Ideen…“ Er schüttelte gespielt den Kopf, war er doch genauso froh wie Avellana, Nachricht von Ouru erhalten zu haben. Schnell laß er vor. „Hier steht: ‚An die Herren von Asura. Mein Weg steht fest, ich habe den Klang vernommen. Ich kann nicht zurück, noch nicht. Aber ich brauche Informationen. Was wisst ihr über die wahre Überlieferung des Eistöterkönigs? Es ist wichtig! Schickt Raku, er wird mich finden.‘ “ Unterschrieben war es mit seinem Siegelsymbol. Es war ohne Zweifel Ourus Nachricht. Avellana hatte die Hände vor das Gesicht gelegt. Unkontrollierte Tränen rollten ihr über die Wangen. „Er hat die Ketten gehört…, ich habe so oft gebetet, dass er es eines Tages tut…“ Ihre Stimme brach und als wäre ein Damm in ihr gebrochen weinte sie weiter, Tränen, die aus einer Quelle tiefer Freude gespeist wurden. Kyranos ging zu ihr und nahm sie zärtlich in den Arm. Er hatte es schon vor langer Zeit gewusst. Er hielt Avellana in den Armen, bis deren Tränen versiegt waren, die Sonne war schon am Horizont verschwunden und der Thronsaal, sonst von Kerzen erhellt, lag im Dunkeln. Langsam stand Kyranos auf und half seiner Königin beim Aufstehen. Lange kuschelte sie sich in seine Arme, einfach nur froh, dass ihre Ängste und Befürchtungen nicht der Wahrheit entsprochen hatten. Kyranos war weniger optimistisch, denn der Vogel gab ihm zu denken. Er hatte sich, nach erfolglosen Fluchtversuchen, in einer weit entfernten Ecke des Thronsaals auf einem Kerzenständer niedergelassen und schien zu dösen. Der König betrachtete das Gefieder genauer. Es war eine einmalige Art von Vogel, die einzige bekannte Art, welche die Hälfte des Jahres in den Gebieten der Drachen, und die andere Hälfte in den Gebieten der Dämonen verbrachte. Und es war gerade die Zeit der Wanderung. Hieß das, dass sich Ouru im Gebiet der Drachen befand? Kyranos wurde kalt bei diesem Gedanken. Er hoffte es wäre nicht so, doch er hatte eine dunkle Ahnung, dass seine Hoffnung vergebens war.   Es dauerte nicht lange und Avellana rappelte sich auf. Es war Zeit zu handeln. Wie eine Einheit marschierten sie zu den Gewölben in denen die alten Historiken aufbewahrt wurden. Sie waren nur spärlich von Kerzenlicht erhellt und überall dominierte der Staub. Viele dieser Schriften waren eingerissen, befleckt oder fast zu Staub zerfallen. Doch es war ihre Aufgabe, sie alle nach dem eistötenden König abzusuchen. Wenn ihr Kind sie so sehr darum bat, dann gab es nichts, was sie nicht erreichen konnten. Doch sie mussten diese Information selbst beschaffen, heimlich. Keiner der Bediensteten durfte es wissen, das hatte der Wortlaut klar gemacht. Ouru hatte schon immer gewusst, wenn in einem Text geheime Botschaften versteckt waren. Und er war auch immer sehr talentiert darin gewesen selbst welche in seinen Texten zu verstecken. Bevor Avellana zur Königin wurde, war sie die berühmteste Historikerin der Dämonen gewesen, bekannt als die Hüterin der vergessenen Geschichten. Nach der Hochzeit hatte sie ihre Studien der Geschichte größtenteils aufgegeben, denn sie wollte ihrem Geliebten Kyranos helfen. Doch nun war es an der Zeit ihre Fähigkeiten wieder zum Einsatz zu bringen. Sie hatte ihrem Sohn nie erzählt, wie versiert sie in der Geschichte der Dämonen war, doch er schien es geahnt zu haben. Mit Kyranos Hilfe durchforstete sie die unterirdischen Gewölbe, bis sie schlussendlich auf eine alte Aufzeichnung stießen, welche sich um den eistötenden König rankte. Doch es war nur die altbekannte Variante. Sie mussten noch tiefer graben. Es dauerte noch Stunden, die sie in den stickigen Gewölben verbachten, und sie wollten schon aufgeben, als sie im hintersten Winkel eines der Regale auf eine alte Schrift stieß. Und tatsächlich, hier war der eistötende König erwähnt, doch hätten sie seinen Namen nicht gewusst, wären es ihnen nie aufgefallen. Denn hier wurde er als Blutkönig bezeichnet. Das war Avellana neu, doch es war schon schwer genug die alte, verblassende Schrift zu entziffern, vielleicht hatte sie es ja auch einfach nur falsch übersetzt. Sie zeigte Kyranos die Aufzeichnungen. Denn hier war von einem Pakt die Rede, und sie wollte wissen, ob er etwas davon wüsste. Doch der schüttelte nur den Kopf und die blauen Haarsträhnen, die sich so von dem Rest seiner nachtschwarzen Haare abhoben, flogen ihm von einem Auge zum anderen. Doch Avellana bezweifelte nicht die Authentizität des Schriftstückes. Das war es, was sie gesucht hatten, sie war sich sicher. Sie rollte die alte, schon langsam zerfallende Schriftrolle zusammen und schaute sich um. Ein roter Zipfel hatte ihre Aufmerksamkeit erregt. Er war zwischen Wand und Regal gefallen und klemmte fest. So behutsam wie möglich erlöste sie das kostbare Stück aus seinem Gefängnis. Das blutrote Schriftstück war sorgsam und sehr eng eingerollt worden und mit einem Siegel versehen. Sie staunte nicht schlecht, als sie es als Riwaldas Zeichen anerkannte. Behutsam brach sie das vergoldete Wachsstück und entrollte das seltsame Gebilde. Dies war eine Rariarität, das wusste sie sofort. Auf dem roten Schriftstück waren Buchstaben und Symbole in einem dunklen braun. „Was ist das?“ fragte Kyranos. Avellana war blass geworden. Sie wusste was das war. „Das ist ein Blutpakt…“ flüsterte sie ehrfürchtig. Noch nie hatte sie einen Blutpakt gesehen. Sie begann zu erklären: „Viele nehmen an, ein Blutpakt besitzt seinen Namen, weil er mit Blut unterschrieben ist. Doch das stimmt nur bedingt. Was glaubst du was das hier ist?“ Und sie reichte ihm den roten Pakt. Kyranos fuhr leicht mit den Fingern darüber. „Es fühlt sich seltsam an.“ Gab er zu. „Weich wie Seide, glatt wie Kristall aber mit einer Struktur von gesprungenes Glas. Was ist das?“ Verwirrt betrachtete er seine Frau. Diese antwortete: „Ein Blutpakt heißt so, nicht weil er mit Blut geschrieben ist, sondern weil er AUF Blut geschrieben ist. Was du da in der Hand hältst ist kristallisiertes Drachenblut…“ Kyranos öffnete den Mund, wollte eine Frage stellen, schloss ihn dann aber wieder. Er wartete. „Und nicht nur das. Die braune Schrift, auf dem Vertrag… auch das ist Blut… das bedeutet das sogar zwei Drachen für diesen Vertrag geblutet haben. Und das dieser Vertrag noch existiert bedeutet außerdem dass der Drache, aus dessen Blut der Vertrag besteht, noch am Leben ist… und auch, dass wir den schlummernden Vertrag gerade wieder erweckt haben“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)