Wahnsinnig&Durchgeknallt von Yashe ================================================================================ Kapitel 9: Krankenhäuser und Phobien ------------------------------------ Umso näher sie dem Krankenhaus kamen, desto nervöser wurde Yashe. Nachdem das Adrenalin vom Kampf abgeklungen war, hatte sich ein gewisser Schock in ihr breit gemacht, immerhin war es das erste Mal, dass sie ein Leben beendet hatte. Der allerdings war wieder verflogen, als sie sich erinnert hatte, was Sues im Prinzip waren, Dinge ohne Existenzrecht, zumindest, wenn es an die Öffentlichkeit ging. Solange Sues unter sich blieben, war für die Violetthaarige alles in Ordnung. Während Yashe Laxus von den Geschehnissen erzählt hatte, hatte sie ihren Arm völlig ignoriert – beziehungsweise es versucht. Am Ende war es ihr aber immer weniger gelungen und so hatte sie notgedrungen nach einem Krankenhaus gefragt. Dass Laxus mitkam, hatte sie nicht erwartet und es machte die gesamte Situation noch peinlicher. „Sag nicht, dir ist immer noch kalt, Kätzchen“, spottete Laxus nach einer Weile. Yashe sah auf ihre Hände und merkte ohne wirkliches Erstaunen, dass sie zitterten. „Nenn mich nicht so“, fauchte sie gereizt, „und mir ist nicht kalt, die Prügelei vorhin war eine gute Aufwärmübung.“ Danach hüllte sie sich wieder in Schweigen. Es war nicht so, dass sie sich nicht gerne mit Laxus unterhielt, aber sie war grade so nervös, dass das Gespräch irgendwann in einen handfesten Streit ausgeartet wäre. Und das wollte sie nicht. Nervösität hatte weniger mit dem Grad des Bruches zu tun, als vielmehr mit... „Glaubst du, die verpassen mir 'ne Spritze?“, platzte es aus Yashe heraus, als sie kurz vor einer Panik stand und dem Druck einfach nicht mehr standhalten konnte. Laxus sah sie einen Moment bedeppert an, ehe er lauthals loslachte. Vor lauter Lachen musste er sogar stehen bleiben und da Yashe den Weg noch immer nicht kannte, galt das auch für sie. „Du hast Angst vor Spritzen?“, spottete Laxus, als er sich einigermaßen... Nun, eigentlich fing er sich kaum und brachte es nur zwischen zwei Lachkrämpfen grade so heraus. Yashe nickte nur. Sie sprang durch Fensterscheiben, ohne auch nur darüber nachzudenken – gut vielleicht sprang sie auch durch Fensterscheiben, eben weil sie nicht darüber nachdachte – aber sobald sie jemanden mit Spritze sah oder nur an ein solches Instrument dachte, packte Yashe das nackte Grauen. Es war keine irrationale Angst, wie es bei vielen Spritzen-Phobikern der Fall war, nein, bei Yashe war diese Furcht erst nach einem bestimmten Ereignis entstanden, an dass sie sich zu ihrem Bedauern noch mehr als gut erinnerte: Und zwar hatte vor einigen Jahren mal ein Arzt bei einer Routine-Untersuchung Blut abnehmen müssen. Obwohl Yashe ihm sagte, dass ihr Blut normalerweise immer im rechten Ellbogen abgenommen wurde, stach er die Nadel in den Linken. Natürlich verfehlte er die kaum sichtbare Ader, ritzte sie aber an. Das Resultat war, dass die gesamte Innenseite des Ellbogens von einem blauen Fleck verziert wurde, welcher jedesmal, wenn Yashe den Arm beugte oder streckte, höllisch wehtat. Aber damit nicht genug: Da der Arzt so zu wenig Blut bekommen hatte, musste jetzt auch noch der andere Arm dran glauben. Dort war die Ader wunderbar zu sehen, eigentlich hätte ein Arzt sie gar nicht verfehlen können. Dieses Exemplar schaffte es natürlich trotzdem. Der daraus resultierende Fleck war noch größer und verhielt sich ansonsten genauso, wie der erste.* Laxus lachte noch immer und Yashe machte sich langsam Sorgen, ob er wohl grade am Ersticken war. Aber letztendlich beruhigte Laxus sich dann doch. „Wieso sollten die dir eine Spritze geben, wenn dein Arm gebrochen ist?“, erkundigte er sich, noch immer mit einer gewissen Belustigung in der Stimme. „Seh ich wie 'n Arzt aus?“, fauchte Yashe und fuhr ohne auf eine Antwort zu warten fort: „Natürlich nicht. Woher soll ich also wissen, was im kranken Hirn eines Arztes vorgeht?“ Seit dem Spritzenvorfall hatte keine besonders gute Meinung von Ärzten, außerdem war sie schon immer ein wenig paranoid. Dadurch sah sie in jedem Arzt einen verrückten Wissenschaftler. Laxus musterte die Kleinere einen Moment. So wie sie reagiert hatte, litt sie unter einer extremen Paranoia, zumindest wenn es um Ärzte ging. Mit so etwas hätte er nicht gerechnet, allerdings war es mehr ein skurriler Witz als alles andere. Da vielen ihm zwei Sachen ein: „Kann ich mal kurz deinen Arm sehen?“ Yashe schüttelte hektisch den Kopf, die Augen schreckgeweitet. Aber Laxus war niemand, der sich an sowas störte und so griff er kurzerhand nach Yashes verletztem Arm. Dabei ging er wohl ein wenig zu grob vor, denn sie zog scharf die Luft ein – etwas, an dem Laxus sich ebenfalls nicht störte. Stattdessen tastete er – ausnahmsweise behutsam – die Schwellung ab. „Hast du den Arm eigentlich abgetastet, um zu sehen, ob der überhauptgebrochen ist?“ Yashe fixierte einen Pflasterstein, statt zu antworten. Laxus seufzte, als er seine Erwartung erfüllt sah und ließ den Arm wieder los. Sofort zog Yashe ihn wieder dicht an ihrem Körper. „Der ist allerhöchstens geprellt.“ Ruckartig hob Yashe den Kopf. „Wenn du mich verarschst, tu ich dir schlimmer weh, als du es erwarten könntest“, fauchte sie, aber Laxus versicherte, dass es die Wahrheit war, sie könne gerne Mirajane fragen. Yashe sah ihn einen Moment skeptisch und bohrend an, aber Laxus blieb ruhig. Er wusste, Mirajane würde es bestätigen, denn er sagte die Wahrheit. Yashe drehte sich ruckartig nach links und erklärte, dass sie das sofort tun würde. „Die Gilde liegt in der anderen Richtung“, informierte Laxus sie trocken, woraufhin die Violetthaarige mit hochrotem Kopf kehrt machte. Wenigstens behauptet sie nicht, sie hätte es gewusst und wollte mich nur testen. „Ach, Laxus? Kannst du mir einen Gefallen tun? Schmeiß die Leiche in irgendeinen Busch. Sonst funzt meine Story nicht mehr richtig“, erklärte Yashe. „Mach das doch selber“, ranzte Laxus. Sie hob den linken Arm. „Würde ich ja gerne, aber mein Arm...“ „Ist nur geprellt!“, unterbrach Laxus sie gereizt. „Ich meinte eigentlich, dass er höllisch wehtut“, fauchte Yashe zurück. Tatsächlich war ihr Blick ein wenig glasig, als hätte sie wirklich heftige Schmerzen und sie presste den verletzten Arm eng an ihren Körper. Ansonsten sah man es ihr aber wirklich kaum an und Laxus musste sich unwillkürlich fragen, wieso sie ihre Schmerzen so gut verstecken konnte. „In Ordnung, Kätzchen. Aber dafür schuldest du mir was.“ Yashe verdrehte die Augen, als er sie erneut als Kätzchen betitelte, zuckte aber dann die Schultern. Anscheinend hatte sie damit gerechnet. Dann aber drehte sie sich um, hob noch kurz die Hand zum Gruß und ging zur Gilde. Irgendwie, überlegte Yashe, während sie zur Gilde ging, schulde ich dem Kerl dauernd was. Erst einen vernünftigen Kampf, dann die Schuld wegen meiner Niederlage und jetzt noch den Gefallen. Wieso leg ich es die ganze Zeit so darauf an? Eigentlich wusste Yashe es genau. Meistens waren es Notwendigkeiten, trotzdem war es ihr zuwider. Sie stand nicht gerne in der Schuld von anderen und trug – wenn sie doch mal in eine solche Zwickmühle geriet – die Schuld so schnell es nur ging ab. Yashe seufzte, hielt aber nicht an, stattdessen ging sie weiter. Da die Gilde von dem Platz, an dem sie sich von Laxus getrennt hatte – nach der Richtungskorrektur – praktisch geradeaus lag, kam Yashe ohne jedes verirren dort an. Kaum hatte Yashe das Gildengebäude betreten, stürzte Mirajane auf sie zu. „Wo ist Yoshi? Was ist passiert?“ Auf Yashes Gesicht zeichnete sich kurz Hilflosigkeit ab, allerdings hatte sie ihre Mimik so gut unter Kontrolle, dass man ihr die Sorge um Mira nicht ansah. Mira hatte den meisten Kontakt zu Yoshi gehabt – dass das genaugenommen Yashes Schuld war, verdrängte diese gepflegt – folglich hatte die Schattenaura auch bei Mirajane den größten Schaden angerichtet. Selbst Yashe als MSTler konnte nicht sagen, wann und ob der Einfluss der Sue endgültig nachlassen würde. „Yoshi und ich, wir... wir wurden überfallen. Ich hab gekämpft, aber... Ich konnte sie nicht beschützen. Die Typen haben sie mitgenommen und ich glaube, sie haben Yoshi... sie haben Yoshi wahrscheinlich“, Yashe ließ ihre Stimme brechen und schwieg. Hätte sie weitergesprochen, hätte sie nie die notwendige Konzentration aufgebracht, um die Farce aufrechtzuerhalten. Und Mira auf die Nase binden, dass es nie einen Überfall gegeben hatte und Yashe für Yoshis Tod mehr als nur in der Lüge verantwortlich war, brachte die Violetthaarige moralisch nicht. Wenn auch in erster Linie eigenmoralisch, würde sie sich damit doch ins Aus schießen. Dank der Lüge jedoch nahmt Mira Yashe tröstend in den Arm. „Das war nicht deine Schuld“, meinte die Weißhaarige aufmunternd. Yashe nickte mit gesenktem Blick. Die Worte beruhigten sie tatsächlich, denn Yashe interpretierte es ein wenig anders, als es eigentlich gemeint war. Sie sah es so, dass Mira es ihr nicht übelnahm, dass ihr Charakter in Gefahr gewesen war. Als Mira Yashe losließ, hob diese den Arm. Der war ein bisschen geschwollen und schien zu schmerzen, zumindest machte die Violetthaarige diesen Eindruck auf Mira. „Ich hab mir während dem Kampf ziemlich fies an diesem Arm verletzt“, erklärte sie auch sogleich, „und ich würde gerne vermeiden, ohne triftigen Grund ein Krankenhaus zu betreten...“ Mira verstand und tastete behutsam die Schwellung ab. Dabei bemerkte sie, dass Yashe das Ganze mehr als unangenehm war, deshalb lächelte Mira sie beruhigend an. „Ist nichts wirklich schlimmes, nur eine mittelstarke Prellung“, erklärte Mira, als sie sich hundertprozentig sicher war. Trotzdem entspannte die Dragon Slayerin sich erst wirklich, als Mira die Hand wegnahm. Erst jetzt seufzte Yashe erleichtert auf. Und lief sofort rot an, als Mira eine traurige Miene aufsetzte, musste diese doch davon ausgehen, dass Yashe die Berührung als ziemlich störend empfunden hatte. „Mein Arm ist zur Zeit ein bisschen Berührungs-empfindlich“, erklärte sie schwach. Einen Moment war Mira versucht, sich zu beschweren, ließ es aber. Früher hätte sie sich sicher darüber aufgeregt, aber seit Lisanna tot war, war ihre große Schwester sanfter geworden. So verband sie lieber Yashes Arm und wies sie an, den Arm zu schonen und nach Möglichkeit Missionen mit Kampfwahrscheinlichkeit zu meiden. Bei der Nachricht verzog Yashe das Gesicht, als hätte man ihr gesagt, das sie zukünft jede einzelne Mission Gray mitnehmen zu müssen. „Übrigens, der Master wollte noch mit dir reden“, fügte Mira an, während sie wieder hinter der Theke Stellung bezog. *Basiert leider auf einem realen Erlebnis meinerseits, eins zu eins wiedergegeben. Und nein, ich will kein Mitleid deswegen, es liegt schon mehrere Jahre zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)