Violence - diary of a lost soul - von -Sian- ((Ruki x Reita)) ================================================================================ Kapitel 8: Der goldene Zylinder - Teil: 2 ----------------------------------------- „He hehe... guter Witz! Ich hät's dir fast abgekauft“ witzelte ich mit schlotternden Knien und hoffte darauf, dass Reita das Ganze endlich als Scherz auflösen würde, doch er zuckte nur mit den Augenbrauen und seufzte: „Wenn du meinst...“ „Als würdest du mit deinen Ärmchen da Jemanden umbringen können... tz!“ kam es noch mal nachdrücklich von mir, als meine Hand angespannt auf seine Schulter klopfte – auch um mich irgendwie selbst zu beruhigen. Der neben mir Sitzende nickte nur seicht mit dem Kopf, bevor er sprach: „Tja, da wirst du wohl recht haben.“ Puh... scheinbar war das echt nur 'n scheiß Witz... Vor lauter Stress musste ich auch erst einmal aufs Klo und beschloss im stillen Örtchen, dass sich schnellstens etwas an meinem Zustand ändern musste. „Hier kriegt man auch Schnäpse, ja?“ fragte ich, als ich wieder an unserem Tisch ankam und noch reichlich nervös von dem Thema eben war und ergänzte leise nuschelnd: „Auf den Schreck brauch ich das jetzt...“ „Ja, den gibt's. Was möchtest du denn?“ hakte Reita nach, stand auf und wartete auf meine Antwort, doch ich moserte: „Ich kann auch alleine gehen! Meinen Teil der Rechnung zahle ich dir eh noch zurück.“ „Jetzt sag schon was du willst...“ knurrte er und so wusste ich mir nicht anders zu helfen, als ihm doch lieber direkt und klar zu antworten: „Shochu...?“ „Kommt sofort“ entgegnete der vor mir Stehende und machte sich auch gleich auf den Weg, als ich ihn doch noch mal aufhielt: „Ich kann wirklich auch selber gehen...!“ „Lass mal, nicht dass die dich wieder für minderjährig halten“ hörte ich noch, aber wahrscheinlich bekam Reita mich nicht mehr mit, als ich mich gerade wieder aufregen wollte: „Woher weißt du...?“ Der Typ ist und bleibt mir absolut suspekt und unheimlich...! Hoffentlich bringt der Vogel die Rechnung mit... oder merkt sich, wie viel er für mich mitgeblecht hat. Unten an der Bühne war bereits wieder ein Bandwechsel im Gange und so sah ich im Augenwinkel, wie der Kaffee-Typ im Eilschritt nach vorne sprintete und dem Drummer der Band, die bis eben noch gespielt hatte, das Geld persönlich in die Hände drückte, als jener nun mit einem Techniker sein Equipment abbaute. Anschließend lief Reita in seinem affigen Gang zurück zur Bar und wartete brav auf den Schnaps. Scheinbar ließ er aber mit seinem unermesslichen Geschick sein Geld fallen, womit er den Alkohol zu zahlen gedachte und bückte sich, um es aufzuheben. Trottel... Und der soll Leute umlegen? Pffhh... der kann sicher nicht mal 'ne Fliege erschlagen... Der kann ja nicht mal sein Geld bei sich behalten! Aber leider hat dieser Trottel einen Arsch, der durchaus zum anbeißen ist... Erst recht im sinnlich rötlichen Licht der Bar, welches seine ganze Gestalt ziemlich gut in Szene setzte. Ich fragte mich unweigerlich, wie es sein konnte, dass so ein Penner nur so... seltsam anziehend auf mich wirkt – zumindest, wenn ich betrunken bin... oder eben vom blöden Bier nicht mehr klar denken kann. Unerhörter Weise schlichen sich nun auch Bilder vor mein geistiges Auge, dass genau diesen Spinner da nackig vor mir herum springen ließ. Keine Ahnung, wie ich mich dazu nur hab hinreißen lassen können, solche Gedanken zu haben... Aus meiner Trance erwacht, bin ich jedenfalls erst, als mir Reita mitten im Bild stand und ich realisierte, dass mein Blick sich gerade auf die ungefähre Körpermitte des nun wieder vor mir Stehenden gerichtet hatte und ich nach meinem Kopfkino auch noch nahezu sabbernd darauf starrte. Wenn auch unabsichtlich... Ein Räuspern hatte mich letztlich wieder ins Hier und Jetzt zurück geholt und ich vernahm, wie er ein kleines Tablett mit sechs Schnapsgläschen auf dem Tisch platzierte: „Dann mal runter mit dem Zeug!“ „Sechs?“ wollte ich nun vorsichtig fragend von ihm wissen und er verschränkte seine Arme direkt vor mir: „Drei für dich, drei für mich.“ „Hmkay...“ kam es nicht ganz so begeistert von mir, da ich eigentlich nur... ein Glas erwartet hätte... Aber gleich Drei...? Endlich saß Reita wieder neben mir und überreichte mir einen der Schnäpse, wir stießen an und kippten das Zeug in einem Zug hinter. Zwar hatte ich nicht den Eindruck, dass meine heutige Begleitung den Stoff in regelmäßigen Abständen und in Massen vernichtet, aber irgendwie schien er es besser wegzustecken als ich. Stöhnend ließ sich der neben mir Sitzende an die Rücklehne des Sofas kippen und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. „Du ruinierst damit deine Frisur...“ brummte ich und erntete dafür einen wenig sagenden Blick von Reita, welchem ich ziemlich schnell wieder auswich. Irgendwie ist der Typ gerade komisch... Was hat der denn auf einmal? Ich grübelte, ob und was ich sagen sollte, um die abflauende Stimmung vor dem Sinkflug zu bewahren und probierte es mit: „Ach ja... danke fürs Leben retten...“ „Hm?“ kam es sichtlich verwirrt von meinem Nebenmann und so erklärte ich: „Die Sache vorhin, mit dem Sandwich... und so...“ „Ach daaas... gerne doch. Hab ich jetzt 'n Stein bei dir im Brett?“ hakte Reita mit seichtem Grinsen nach und so fühlte ich mich schon wieder ertappt, als ich wegsah und grummelte: „Das lass ich mir lieber noch mal durch den Kopf gehen...!“ „Tu das, aber bitte nicht so wie du es mit dem Sandwich gemacht hast“ scherzte der Blödmann und so boxte ich ihn leicht in die Seite, was ihn auflachen ließ. War klar, dass der den... Vorfall... und meine Dankesrede wieder ins Lächerliche ziehen muss... Warum auch immer der Typ eben kurzzeitig schlechte Laune hatte, nun schien sie wieder weg zu sein und darum beschloss ich ihn noch etwas mehr auszufragen: „Du... wer war eigentlich die Tussi, die dich da so abgeknutscht hat?“ „Im Café? Meine Cousine... Sie hat zwei Jahre in Frankreich gelebt und sich wohl diese Küsschen hier und da bei denen angewöhnt...“ ließ er mich wissen, doch ich bohrte weiter nach: „Und seid wann füttert man so seine Cousine? Das wirkte alles sehr... wie... Pärchenkram...“ „Und wenn ich sie mitten im Lokal auf dem Tisch gevögelt hätte, das wäre doch wohl meine Sache oder?“ hörte ich es mit ruhiger Stimme von Reita und auch wenn dies eine ziemlich merkwürdige Antwort war, so lächelte er und wollte dem Thema offenbar irgendwie die Schärfe nehmen. Allerdings finde ich solche Bemerkungen alles andere als witzig und murmelte daher nur: „Ähm ja... natürlich... mach was du willst...“ Fick deine Cousine... oder die Kellnerinnen... oder dich selbst... Wen interessiert's...? Mich jedenfalls nicht! „Kann ich dich mal was fragen, Ruki?“ sprach mich Reita einen Moment später wieder an und ich geriet ins Stocken: „Ehh.. ja... was denn...?“ „Darf ich wissen, was du so machst, außer deine Stalker zu daten?“ kam es recht leise von dem neben mir Sitzenden und ich konnte es mir natürlich nicht nehmen lassen zu motzen: „Also erstens, von meiner Seite her ist das hier kein Date, mein Freund! Und zweitens, warum willst du von mir wissen, was ich sonst so mache? Ist es für Stalker nicht das höchste der Gefühle, wenn sie eigenhändig wieder was über ihre Opfer rausbekommen, ohne sie persönlich ausquetschen zu müssen?“ „Wenn du mich fragen würdest, wäre das höchste der Gefühle für einen Stalker mit seinem Opfer im Bett zu landen. Und, es ist doch ein Date! Ob du willst oder nicht.“ Grrrhhh! „Warum streitest du eigentlich immer mit mir?“ fauchte ich den Kerl an und er knurrte zurück: „Du fängst doch an!“ „Tu ich gar nicht!“ verteidigte ich mich und Reita schien seine Meinung nicht ändern zu wollen: „Na und ob du das tust! Gerade jetzt tust du es schon wieder.“ „Lächerlich...“ zischte ich, kippte den nächsten Schnaps hinter und vernahm wie auch mein Nebenmann sein zweites Glas vernichtete. „Du kannst 'ne ganz schön giftige Kröte sein, weißt du das eigentlich?“ kam es zähneknirschend von der Seite und ich 'giftete' zurück: „Niemand zwingt dich, deine wertvolle Zeit mit mir zu vertrödeln!“ „Das tu ich gewiss nicht, im Gegenteil“ entgegnete er mir und ließ mich damit dumm aus der Wäsche gucken, eh er mich aufklärte: „Ich liebe Herausforderungen.“ Gibt’s eigentlich noch mehr von diesen Spastmatikern, wie den da? Oder ist das glücklicherweise ein Einzelexemplar? „Dann lass uns mal den Letzten wegzischen“ schlug Reita vor und griff nach seinem dritten Gläschen, hielt es zum Anstoßen auffordernd vor meine Nase und wartete offenbar darauf, dass ich es ihm gleichtun würde. Augen rollend ging ich der Bitte nach und prostete ihm mit meinem letzten Schnäpschen in der Hand zu, schluckte das Zeug schnellstens hinter, eh es anfangen würde im Hals zu brennen. Mit etwas mehr Kraft und leichtem Ekel vom Geschmack, knallte ich das recht stabile kleine Glas auf den Tisch und atmete geräuschvoll dabei aus, bevor ich mich nach hinten lehnte und den Kopf weg kippen ließ, um meine Gedanken zusammen zu sammeln. „Na... hast du's gemütlich?“ sprach mich Reita ein Weilchen später an und so blickte ich ein wenig abwesend in seine Richtung, registrierte die kaum bedeckte verlockende Schulter, den vielversprechenden nackten Oberarm... und den sehnigen sexy Unterarm... auf dem gerade mein Kopf ruhte! „Fuck, nimm deine Griffel von mir!“ zischte ich entsetzt und sprang im selben Moment auf. Zu schnell... Verdammt! Alles dreht sich. „Nun bleib mal geschmeidig. Du(!) warst ja schließlich Derjenige, der sich an mich(!) angelehnt hat!“ hörte ich den Typ sagen, doch damit würde er mir nicht davon kommen! Mein Puls stieg und so warf ich ihm auch gleich vor: „Du hast das geplant!“ „Ja natürlich, Ruki... ich kann Hellsehen und wusste vorher, dass du das tun würdest...“ murrte Reita und verschränkte nun seine Arme vor sich, eh er sprach: „Jetzt setzt dich endlich wieder hin, die Leute hinter uns wollen vielleicht auch noch mehr sehen, als deine Umrisse...“ Ich reagierte selbstverständlich nicht, doch wurde ich von ihm schnell am Arm gepackt und auf die Sitzbank zurück gezogen, daher meckerte ich auch gleich: „Is ja schon gut, ich sitze ja schon...“ Meine Begleitung richtete anschließend seine Aufmerksamkeit eine ganze Weile wieder nach vorn und sah ab und zu in meine Richtung, doch ich verkniff es mir, ihm mehr als einen Blick aus dem Augenwinkel zu widmen. Einige Minuten ging dieses Spielchen so weiter, bis Reita genervt seufzend aufstand und erneut zur Bühne vor ging. Der tut das scheinbar tatsächlich bei jeder Band und legt Geld in den Hut... Er ließ mich scheinbar auch nicht aus den Augen, als er zurück in unsere Ecke kam und wieder neben mir Platz nahm. „Ist bald vorbei... das ist die letzte Band für heute...“ knurrte es neben mir und dann war wieder Funkstille. Es gefiel mir aber irgendwie nicht, dass es nun so ruhig zwischen uns war... Lieber hätte ich mich weiter mit ihm gestritten, als jetzt diese 'Stille' zu ertragen – auch wenn es hier durch die Leute und die Musik eigentlich alles andere als leise war. Meine Blicke glitten immer öfter zu meinem schweigsamen Kaffee-Kerl hinüber und ich war richtig dankbar, als er sich wieder nach vorn auf den Tisch lehnte und ich in aller Ruh seine Kehrseite betrachten konnte. Zumindest das, was man im wenigen Licht erkennen konnte. Es gefiel mir zunehmend, was ich sah. Ich wollte das anfassen, was ich sah. Ich wollte ihn anfassen... Und ich musste genau diese Gedanken so schnell und so erfolgreich wie möglich unterdrücken! „So, das war's... bist erlöst“ riss mich Reita's Stimme einmal mehr aus der Träumerei und ich sah mich verpeilt um. Das Licht war inzwischen schon wieder etwas heller und die Bühne wurde frei geräumt. „Ehh... ja... Wie spät ist es eigentlich...?“ fragte ich, nur um irgendwas gesagt zu haben, worauf er reagieren könnte und dies tat er auch: „Ich vermute mal etwa gegen Mitternacht.“ Räuspernd wühlte ich in meiner Tasche nach meinem Handy, wo ja theoretisch auch eine Zeit angezeigt wird. Doch ich erschrak, als ich mein Telefon in der Hand hatte. „Oh Scheiße, ein Anruf von meinem Boss... Ich ruf eben zurück“ ließ ich den neben mir Sitzenden wissen und dieser nickte nur wieder kurz. Es klingelte eine halbe Ewigkeit, bis Hishinuma endlich ran ging: „Fuck ey, wer stört jetzt?“ „Ehh.. ich bin's.. Ruki...?“ krächzte ich in das Gerät und hielt mir das andere Ohr zu, damit mich der Krach nicht störte, den die anderen Gäste beim Verlassen des Etablissements machten. Mein Chef war allerdings offenbar nicht so gut drauf: „Sag mal.. hast du eine Ahnung wie spät es ist?“ „Ehh.. nein.... gerade nich...so... genau..." nuschelte ich abgehackt, als mir bewusst wurde, dass es ein Fehler, war mitten in der Nacht zurück zu rufen. „Es ist fast Mitternacht!“ schimpfte Hishinuma und ich tat völlig überrascht: „Oh... tut mir leid... ich hab wohl irgendwie die Zeit vergessen...“ Mist, Mist, Mist!! Nachdem ich nun nur ein leises Stöhnen und ein Seufzen hörte, fragte ich angespannt: „Was gibt's denn? Du hattest mich angerufen.“ „Ja... vor 3 Stunden...!!“ brummte mein Boss und schnaufte erneut ins Telefon. Langsam wurde es mir immer peinlicher und ich ich bekam nur noch ein: „Oh...“ heraus, als mir klar wurde, wobei ich höchstwahrscheinlich gestört hatte. „Tu mir einen Gefallen und kauf dir von deinem nächsten Gehalt eine funktionierende Uhr und nicht nur irgendwelchen Krempel, Ramsch und Plunder...“ vernahm ich es auf der anderen Seite der Leitung, bevor ich eine mir sehr bekannte weibliche Stimme im Hintergrund vernahm: „Schnuffel... egal wer das ist, leg auf! Wir sind beschäftigt...“ Nun konnte ich auch ein Räuspern von Hishinuma ausmachen, eh er ohne große Umschweife zum Grund seines Anrufs kam: „Ähm ja, ich wollte dir nur mitteilen, dass du kurzfristig morgen Abend einen Termin hast. Ich kann dir leider nicht viel mehr sagen, außer das Herr Kato ein Partner meines Vaters ist, nicht sonderlich auf Smaltalk steht und auch sonst ein knallharter Geschäftsmann ist. Also... sei vorsichtig.“ „Masato, leg auf!“ kam die Ansage Sayuri's sehr deutlich durch mein Handy und der Gemeinte verabschiedete sich auch prompt: „Öh ja, ich muss jetzt Schluss machen. Hab noch was Dringendes zu erledigen.“ „Ehhh ja... hehe he...“ stammelte ich, einem Schweißausbruch nahe und legte schnellst möglich auf, eh mir noch ein leiser Fluch über die Lippen entglitt: „Scheiße...“ Ich Volltrottel... „Ärger mit dem Boss?“ wollte Reita von mir wissen und ich murmelte: „Nich direkt...“ „Jetz sag schon was los is, oder muss man dir alles aus der Nase ziehen?“ fragte der neben mir Sitzende und so rückte ich lieber gleich mit der Sprache raus: „Hast du deinen Chef schon mal beim Sex erwischt?“ „Ja und?“ kam es ungerührt von dem Gefragten und damit hatte ich ebenfalls nicht gerechnet: „Wie jetz 'ja und'?“ Ich sah verblüfft zu ihm und wusste nicht so recht was ich antworten sollte, doch Reita ergänzte seine Aussage sogleich: „Da wo ich herkomme passiert das laufend, also mach dich locker.“ „Ist dir das nicht peinlich?“ hakte ich mit großen Augen nach und er fragte: „Nö, wieso sollte es?“ „Weiß nich...“ nuschelte ich und er sprach daraufhin: „Ok, ich geb zu, beim ersten Mal war ich nicht drauf vorbereitet und ich war auch erst Zwölf, als das passiert ist, aber man gewöhnt sich dran.“ Zwölf..? Ich sag ja, der Typ ist sonderbar... „Mhm...“ brummte ich mit heißen Wangen und vernahm ein sanftes angedeutetes Boxen vom merkwürdigen Kaffee-Kerl an meinem Oberarm: „Hey, was hast du denn? So verklemmt hätte ich dich nich eingeschätzt.“ „Ich bin nicht verklemmt!!“ zischte ich sofort zurück und natürlich war er da anderer Meinung: „Na und ob!“ „Du kennst mich doch gar nicht, also wie kommst du dazu sowas zu behaupten?“ fauchte ich angesäuert und Reita schmunzelte: „Du plusterst dich wegen solcher nichtigen Dinge auf, also ich finde das schon ziemlich spießig.“ „Spießig? Ich?“ fiepte ich empört und wollte gerade wieder aufspringen, als mich ein Arm und eine zusätzliche Hand an Ort und Stelle fest hielten. „Ja, du“ raunte er, grinste dämlich und ich knurrte leicht aggressiv: „Weißt du... irgendwann... da zimmer ich dir mal Eine rein, aber so richtig!“ „Ich glaube nicht, dass du das schaffst, außerdem wäre das unfair“ ließ mich Reita überzeugt wissen und ich zischte verwirrt: „Wieso denn unfair?“ „Na, weil ich nicht zurück schlagen werde?“ hörte ich ihn sagen und ich konterte irritiert davon: „Wieso nich, hast du Angst?“ Eigentlich dachte ich, dass nun nicht mehr viel kommen könnte, was meinen Blutdruck in astronomische Höhen schießen lassen würde, doch dieser Blödmann meinte doch tatsächlich: „Nein, aber bei dir reicht in die Ecke schubsen.“ Ich wandte mich umgehend aus seinem Griff und motzte schon recht laut: „Sach ma, geht’s dir eigentlich noch gut?!“ „Blendet!“ antwortete der Gemeinte und zog mich mit einem geübten Handgriff und einem kräftigen Ruck wieder zu sich aufs Sofa, bevor er mir ins Ohr säuselte: „Wo ich doch deine hinreißende Gesellschaft genießen darf.“ „Was hast du eigentlich für 'n Problem, dass du mich erst beleidigst und nun schon wieder bei mir einkratzt?“ kam es fassungslos von mir und Reita grinste noch dämlicher, als er mir antwortete: „Erstens: ich hab keine Probleme, zweitens: wann und wodurch fühlst du dich von mir beleidigt und drittens: wer sagt, dass ich mich bei dir einkratzen will?“ Ganz ruhig, Matsumoto... Nicht aufregen... Der is'es nich wert! Nachdem ich ein paar mal tief ein- und ausgeatmet hatte, sagte ich besonnen und gefasst: „Weißt du, manchmal gibt's so Leute, denen würde ich gerne mal 'ne geballte Ladung Finger ins Gesicht drücken, wenn sie mich so saublöd angrinsen...“ „Uhhh, wenn du so brutal bist, dass macht mich richtig wild...!“ entgegnete der Spinner mir und ließ meinen Puls noch einmal kurz aufflackern, eh dieser einen Endspurt hinlegen würde, als Reita verkündete: „So, wir Beide haben jetz wohl doch 'n Problem.“ „Ach ja? Welches denn...?“ fragte ich, obwohl ich nicht sicher war, ob ich es wirklich wissen wollen würde, doch der neben mir Sitzende teilte mir mit: „Ich bin zu betrunken, um dich nach Hause zu karren.“ Gerade wollte ich abermals aufspringen und mich aufregen, doch dieses mal hielt der Penner mich nicht nur fest, sondern mir auch noch den Mund zu, als er weiter erklärte: „Also, wir haben jetzt zwei... nein, drei Möglichkeiten. Entweder... wir bleiben noch ein paar Stunden hier, bis ich einigermaßen wieder fahr-tauglich bin, oooder wir rufen ein Taxi für dich... oder wir Beide gehen zu mir. Ich wohne hier gleich um die Ecke. Na, was meinst du?“ Aber klar! Und dann zeigst du mir deine Briefmarkensammlung! Nee nee mein Freund, ich bin vielleicht ein wenig blond und ein bisschen blind, aber ganz sicher nicht blöd! Kaum hatte Reita seine Hand von meinem Mund genommen, meckerte ich drauf los: „Das könnte dir so passen wa? Das sind ganz billige Tricks, mit denen du mich hier rumkriegen willst und da fall ich ganz bestimmt nich drauf rein! Kannst froh sein, dass ich nicht die Bullen anrufe!“ „Und was willst du denen erzählen? Das zwei Freunde zusammen einen Trinken waren und du im Suff immer wirres Zeug quatschst?“ wollte er noch immer so blöd grinsend von mir wissen und mir entfielen deshalb irgendwie sämtliche Worte: „Das... überleg ich mir noch, was ich denen sagen werde...“ Ausgebremst verschränkte ich die Arme vor mir und wollte mir einen passenden Spruch einfallen lassen, den ich ihm dafür rein würgen könnte. Doch verflüchtigten sich alle Ansätze dazu, als ich den einen Arm spürte, welcher um meinem Rücken lag und dessen Hand sich an meinen Kopf legte, kurz durch mein Haar fuhr und Reita anschließend seinen Kopf mit sanften Druck an den meinen schmuste. Mein Hirn war sofort überlastet und dieser ätzende Brand loderte wieder um mich herum, mein Herz raste und mein Körper versteifte sich. Fuck, was mach ich 'n jetz? Einerseits will ich unbedingt weg von dem Irren und andererseits kann ich mich nicht wirklich bewegen und... irgendwie... will ich das vielleicht auch nicht... „Was soll der Scheiß...?“ zischte ich nun gedämpft und Reita rührte sich kaum, als er mir antwortete: „Was denn? Es ist doch gar nichts passiert.“ „Lass mich einfach los, Ok...?“ brummte ich leise und auch jetzt ließ sich der Kerl nicht aus der Ruhe bringen: „Ich halte dich doch gar nicht mehr fest.“ Das tat er wirklich nicht und ich brauchte auch erst mal einen Moment, eh ich das realisiert hatte und noch einen weiteren Augenblick, bis ich mich ohne jegliche Gegenwehr in Zeitlupe aus der Umarmung löste und mich mit denn Ellbogen auf die Oberschenkel stützte. Dass Reita sich im Augenblick nicht weiter bewegte oder irgendwas sagte, half mir sehr dabei nachdenken zu können, was das eben für ein seltsamer Moment war. Dann, plötzlich, konnte ich erneut seine Hand über meinen Rücken streichelnd ausmachen und hörte ihn fragen: „Und wofür hast du dich nun entschieden?“ „Ehh... ich weiß nicht... ich würde glaube ich gerne einfach... ein wenig frische Luft schnappen wollen... denke ich...“ stotterte ich etwas durch den Wind und schaute mich grob im Etablissement um, als würde ich hier irgendwo die Lösung für alles finden. „Hör mal... fühl dich nicht überredet oder gedrängt... Es wäre mir aber eine Ehre, wenn ich dich noch auf einen Absacker oder so bei mir einladen dürfte“ hörte ich ihn sagen und geriet ins Grübeln. Mein Kopf brüllte regelrecht Nein, aber mein Bauchgefühl war dummerweise eher neugierig. Nachdem ich nach einigen Minuten Bedenkzeit noch immer keine wirkliche Antwort gab, schlug Reita vor: „Pass auf, ich hol uns noch zwei drei Schlucki's für Unterwegs und wir gehen dann zu mir, wenn du dann noch mit hochkommen willst, dann sehr gerne und wenn nicht, dann lass ich dir ein Taxi kommen, Deal?“ Er hielt mir die Hand hin, ich ließ es mir noch einmal kurz durch den Kopf gehen und schlug dann ein. Das wir nun das Lokal verlassen würden, hatte natürlich den Nachteil, dass mein Kaffee-Kerl seine bisher überzeugendsten Argumente, seine ansehnlichen Arme, wieder verpacken würde und ich zumindest deswegen nicht mehr die Nerven verlieren müsste. Während ich mich im langsamen Gehen Richtung Ausgang begab, den Alkohol in meinem Blut ganz gut zu spüren bekam und meine Begleitung die Schnäpschen besorgte, dachte ich darüber nach, was ich dann letztlich tun würde. Ich könnte ihm gnadenlos eine Abfuhr erteilen und vielleicht hätte ich dann endlich wieder Ruhe vor meinem persönlichen Stalker, aber... irgendwie... so ganz tief in mir drin musste ich zugeben, dass mir das nicht so sehr gefallen würde, wie ich es mal geglaubt hatte. Andererseits... er und ich... was hätte das schon für eine Zukunft? Niemand will mit 'nem Stricher befreundet sein... Oder besser noch... einem Mafiosi, der ich ja irgendwie nebenher geworden bin, auch wenn ich nur 'n kleines Lichtlein bin... Ist besser, wenn Reita nie etwas erfährt... Dann bleibt uns Beiden eine Enttäuschung erspart. „Hey... bist du fertig?“ wurde ich angesprochen und so nickte ich nur, folgte ihm nach draußen und bekam auch gleich zwei kleine Fläschchen süßen Schnaps zugeschoben. „Danke... Was bin ich dir für den Abend eigentlich schuldig?“ hakte ich vorsichtig nach und der neben mir Laufende winkte lässig ab: „Lass mal stecken. Ich bin froh, dass du überhaupt mitgekommen und so lange dageblieben bist. Hätte ich echt nich erwartet.“ Ich auch nicht... Wenn es eine Möglichkeit geben würde, wo man an einem bestimmten Augenblick stoppen und einen Blick in die Zukunft werfen könnte, dann würde ich dies jetzt wohl in Anspruch nehmen. Ich kann es nicht erklären, aber ich fühlte mich eigenartiger Weise ungewohnt wohl, jetzt neben Reita so die nächtliche Straße entlang zu laufen, dabei gar nicht viel sagen zu müssen und ich es nun einfach nur genießen konnte, was wir hier taten. Es war entspannend... beruhigend... Als soll es so sein. „Du kommst nicht mit hoch, oder...?“ fragte mich Reita, als wir vor einem Hochhaus stehen blieben und ich auf einmal Angst bekam, vor dem was dann passieren könnte und ich ihm zu verstehen gab, dass er wohl recht behalten würde. Er senkte den Kopf und gab ein leises Geräusch von sich, dass er meine Entscheidung zur Kenntnis genommen hatte. „Aber den letzten Schnaps zusammen gönnst du mir noch, oder?“ fragte er mich mit sanfter leiser Stimme und sein Lächeln wirkte diesmal irgendwie enttäuscht, fast ein wenig verletzt und darum nickte ich, zwang mich ebenfalls zu einem Lächeln und zückte meine beiden Schnäpschen aus der Manteltasche. Den Ersten tranken wir sofort, dann wühlte ich in meiner Tasche nach dem Handy und warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon verdammt spät. Es kam mir gar nicht so lange vor, seit die Bands mit spielen fertig waren und bis wir nun hier vor dem Haus stehen geblieben sind. „Ich ruf dir ein Taxi...“ flüsterte Reita und kramte sein Telefon aus der Hosentasche, drehte sich weg von mir und ging auch einen Schritt in die andere Richtung. Während er sich unterhielt, fischte ich einen Geldschein aus dem Portemonnaie und schob ihm den unauffällig von hinten in die Jackentasche, auch wenn ich nicht wusste, ob der Schein meine Hälfte der Rechnung decken würde – aber ich hoffte, es würde reichen. Kaum war er fertig, drehte er sich wieder zu mir und zückte das zweite Fläschchen: „Na dann, auf einen schönen Abend.“ Ich nickte, stieß mit ihm an und kippte das süße Gesöff hinter. „Darf ich... dich wieder sehen?“ Beinahe hätte ich mich beim Trinken verschluckt, doch hab ich es diesmal verhindern können, mich zu blamieren und hustete nur kurz, als ich das Fläschchen vom Mund absetzte und mein Gegenüber überrascht ansah. Er schaute mich an, als meinte er alles vollkommen ernst und wartete scheinbar auf eine Antwort. Im gleichen Moment begann es wieder einmal zu regnen und mein Hirn lief auf Hochtouren, bevor ich antworten konnte: „Ich weiß nicht... mal sehen...?“ Man sah förmlich die Hoffnung in Reita's Augen schwinden... Wieso nur interessiert mich das, ob der Typ sich Hoffnungen macht? Wieso meint der eigentlich, dass es Hoffnung gäbe? Wieso denk ich überhaupt drüber nach...? „Dein Taxi ist da“ wies mich Reita auf das sich nähernde Auto hin und blickte ausweichend neben sich auf den Boden. Ich warf nur im Augenwinkel einen Blick auf die Scheinwerfer und bemerkte wie rundherum alles immer nasser und nasser wurde. Nur langsam wanderte mein Augenmerk an der Person vor mir hinauf und ihm schien der Regen herzlich wenig auszumachen. „Wenn du hier weiter so rumstehst, ist deine Frisur gleich völlig im Arsch“ merkte ich an und versuchte zu lächeln, seine Lippen zuckten ebenfalls mit einem winzigen Schmunzeln und sprachen dann: „Das is mir sowas von egal...“ Ich musste schnellstens wegsehen und unterdrückte ein weiteres Lächeln, kaute stattdessen auf den Lippen herum und überlegte, was ich als nächstes tun würde. Doch Reita nahm mir die Entscheidung einen Moment später ab: „Du solltest einsteigen... Ich glaube, du wirst nicht gern nass.“ Erst nach dieser Bemerkung fiel mir auf, dass mir der Regen bis eben tatsächlich völlig nebensächlich erschien und so geriet mein Hirn wieder ins Rattern, eh ich stammelte: „Ehh ja, ich... bin dann mal weg...!“ Hektisch stieg ich ins Taxi und sah noch, wie der Kaffee-Kerl die Hand hob und mich dann der Fahrer aus den Gedanken riss: „Wohin soll's denn gehen, junger Mann?“ „Ähm... ach ja...“ murmelte ich verpeilt, denn ich war's nicht gewohnt, jemandem zu sagen wo ich wohne. Die Chauffeure von Hishinuma wissen immer wohin ich will und ich würde dem Taxifahrer sicher auch nicht meine Adresse mitteilen, sondern mich wieder bei Eddy's Imbissbude absetzen lassen. Und den Tag einfach abhaken... Wird wohl das Beste sein... Auf der Heimfahrt ließ ich mir den Tag noch mal durch den Kopf gehen. Die Sache im Café... und mein Beinahe-Ableben, weil mir ein Sandwich quer im Hals stecken blieb... Dann im Goldenen Zylinder... der affige Gang... die Worte... die Arme... Und dann...wir... auf der Straße... im Regen... Arrrrgh man, Matsumoto...! Du verblödeter Idiot... Du solltest dir darüber keine Gedanken machen, verdammt! Scheiße... „Wir sind da“ wurde ich mal wieder aus meinen Gedanken gerissen, als das Fahrzeug schon eine Weile zu stehen schien und der Mann am Steuer sein Geld wollte. Ich bezahlte ihn und stieg aus dem Wagen, starrte diesem noch hinter her, als würde mit ihm auch der ganze vergangene Tag in der Ferne verschwinden. Tja, und nun sitze ich hier und schreibe dir von dem Chaos im Kopf, das mich einfach nicht los lässt. Trotzdem versuch ich es jetzt doch mal, die Beziehung mit meinem Bett wieder etwas mehr zu vertiefen und noch etwas Schlaf zu finden. Ich melde mich dann hoffentlich bald wieder, wenn diese durch Bier verursachte geistige Verwirrung nachgelassen hat und berichte dann auch von meinem Termin morgen... oder viel mehr heute Abend. Es ist ja schon wieder fast fünf Uhr morgens, aber müde bin ich irgendwie nicht so wirklich. Nun gut, Koron gehört auch ins Bett! Der schnarcht nämlich schon geraume Zeit auf meinem Schoß. Bis dann, Ruki. ______________________________________________________________________________________________ Tut mir leid, dass ich euch diesmal über 2 Wochen warten lassen habe, aber es ist grad schwierig und ich will auch nicht alles nur auf den Umzug schieben, aber Schreiben ohne Muse dazu, ist einfach wie... Kaffee ohne Koffein, Pommes ohne Ketchup, Regen ohne Gewitter oder Reita ohne Ruki... Es ist einfach nicht das Wahre und es kommt selten was halbwegs Brauchbares bei rum, also ist leider etwas Zeit verstrichen... Doch dank eines Lesers gestern Abend hab ich mal wieder etwas Muse gefunden und et voilà... da ist das neue Kapitel! Eigentlich wollte ich noch weiter schreiben, aber das hätte dann noch ne Weile mehr in Anspruch genommen und ich wollte euch nicht mehr warten lassen, außerdem wär's wieder eine blöde Stelle gewesen weiter zu schreiben, da Ruki sonst wieder 2 Einträge verfasst hätte. Naja egal, im nächsten Kapitel, dürfen wir dann ein bisschen Angst um Ruki haben, denn der Termin, den er am nächsten Tag hat, wird absolut kein Zuckerschlecken und dem Kleinen geht’s ziemlich mies – schon vorher, aber hinterher noch mehr. Zwar wird es noch recht mild sein, aber es wird eine kleine Einstimmung darauf sein, warum die Geschichte diesen Namen trägt. Also noch mal großes Sorry fürs Warten, die offenen Kommi's hol ich nach und mit Fehlerchen will ich nix zu tun haben! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)