Violence - diary of a lost soul - von -Sian- ((Ruki x Reita)) ================================================================================ Kapitel 7: Der goldene Zylinder - Teil: 1 ----------------------------------------- Hach, manchmal ist das Leben viel zu schön, um wahr zu sein! Und nein, ich hab nicht wieder zu viele Schmerzmittel genommen oder versehentlich abgelaufene Medikamente... Eigentlich freue ich mich nur darüber, dass ich schon ein paar Tage nicht mehr belästigt wurde. Das macht das Leben gleich viel erfüllter und die nächsten Termine sind allesamt Kunden der angenehmeren Art. Ist das nicht schön? Meine neuen Bratpfannen sind mittlerweile auch angekommen und ich hatte mir vorhin ein schmackhaftes Hähnchen-Schnitzel gebraten, mit Reis und Gemüse. Ich musste gestern unbedingt den Tipp ausprobieren, den ich im Fernsehen mal mitbekommen hatte, nämlich ohne Öl und nur in Sprudelwasser mit Sojasoße braten, um Fett zu sparen. Es hat wunderbar funktioniert und somit kann ich zukünftig das Risiko verringern, noch einmal meine Küche fast in Brand zu stecken, wegen dem blöden Öl... Koron's neues Spielzeug ist inzwischen auch endlich mal eingetrudelt und eigentlich könnte ich mich gleich schon wieder daran machen, für ihn Weihnachtsgeschenke zu bestellen. Was tut man nicht alles für seinen pelzigen Liebling? Wer kann da auch schon widerstehen, wenn einen diese großen runden Knopfaugen angucken...? Auch jetzt schauen mich Koron's dunkle Äuglein bittend an und so fiel mein Blick auch gleich auf die Uhr, welche mir verriet, dass es Zeit wäre ihn zu füttern. Mein Magen macht sich nun aber ebenfalls bemerkbar, weshalb ich eben kurz verschwinden und auf die Jagd nach was Essbarem gehen werde. Mal schauen, vielleicht zum China-Mann oder mal Thailändisch.... oder... meine heißgeliebten Sandwichs! Bis gleich! . . . Bitte, auch wenn Bücher eher selten zu Brutalitäten neigen, schlag mich einfach, bevor ich mich zu früh über einen schönen Tag freue... Nachdem ich mein Lieblings-Café nun ein paar Tage schmerzlich gemieden hatte – du weißt ja warum, beziehungsweise wegen wem – trat ich nun doch den Weg zu meinen Sandwich-Dealer an und wollte mir eigentlich nur ein paar zum Mitnehmen einpacken lassen. Man bat auf Grund der Masse an Leuten, die dort gerade ihr Mittagessen bestellten, das ich mich doch einen Moment setzen und warten solle; ich würde als Entschädigung einen Becher Kaffee gratis dazu bekommen. Nun dafür warte ich doch gern! Nur leider... hatte dies einen entscheidenden Nachteil. Rate mal, wer keine zwei Minuten später das Lokal betrat und sich unweit neben der Eingangstür lässig auf eine Eckbank hinfläzte. Wie ein Neandertaler! Trotz meiner verdammt guten Tarnung als vermummter Hobby-Gangster mit Mütze und langen schwarzen Mantel über einer doppelten Schicht wärmender Klamotten, hielt ich es für angemessen meine große dunkle Sonnenbrille aus der Tasche zu ziehen und diese aufzusetzen. Zusätzlich schnappte ich mir die Speisekarte der Eis-Spezialitäten und versuchte mich möglichst unauffällig dahinter zu verbergen und mich auf die bunten Bildchen zu konzentrieren. Nach einem Augenblick des Versteckens wagte ich einen misstrauischen Blick über den Rand der Karte und sah den Kaffee-Spender dämlich grinsend winken. Moah...! Wütend knallte ich die Karte auf den Tisch, nahm meine Sonnenbrille ab und ging zu dem Deppen hinüber, um ihn an zu fauchen: „Sag mal, was hast du eigentlich für ein Problem, man?“ „Ich hab kein Problem, aber du scheinbar schon“ sprach er gelassen und so moserte ich weiter gedämpft zischend, damit ich mich nicht vor dem ganzen Laden zum Horst machen würde: „Ich? Wer stalkt mich denn bitte ständig!?“ „Keine Ahnung, ich jedenfalls warte hier auf jemanden“ entgegnete Reita mir und nahm sich ebenfalls die Eis-Karte zur Hand. „Du willst doch nicht ernsthaft bei der Kälte Eis essen?“ fragte ich ein wenig schockiert und so schaute dieser Reita, oder wie immer er sich nannte, auf und sagte: „Und wenn schon, was ginge dich das an?“ Mir platzte unweigerlich der Kragen: „Gib doch einfach zu, dass du mir auflauerst!“ „Tu ich nicht, ich bin rein privat hier“ kam es fast schon gelangweilt von dem blonden Blödmann, welcher seine Karte anhob und darin las, bis kurz darauf eine Angestellte zu uns an den Tisch kam, mir meine Sandwichs aushändigte und gleich auch die nächste Bestellung aufnehmen wollte: „Haben sie schon gewählt?“ „Äääähm ja, ich nehme dann zwei Kaffee uuuund dann noch einen Pinocchio-Eisbecher, bitte“ antwortete er ihr und legte die Karte weg. Pinocchio-Eisbecher?? Also, wenn der Typ noch alle Latten am Zaun hat, dann fress ich'n Besen! „Ich will deinen Kaffee nicht...!“ zischte ich mit verschränkten Armen und er zuckte desinteressiert mit den Schultern: „Schön, der Kaffee war auch nicht für dich.“ Ungläubig blinzelte ich mit den Augen und hakte vorsichtshalber noch mal nach: „Echt nich?“ „Nee, echt nich“ wiederholte er sich und so fühlte ich mich doch ein klein wenig peinlich berührt: „Oh...“ „Sonst noch was?“ fragte mein Gegenüber und irgendwie hatte mich das ganze aus der Bahn geworfen, weshalb ich verwirrt stammelte: „Ehh.. ich... hab... noch was vergessen.... zu bestellen... ja... Ich muss dann mal wieder...!“ Mit heißem Kopf nahm ich Abstand von Reita's Tisch und lief irgendwie verpeilt zur Theke zurück, um mir meinen versprochenen Gratis-Kaffee abzuholen, der hoffentlich meinen plötzlich so trockenen Mund wieder etwas befeuchten würde.. Doch die Schlange war immer noch nicht kürzer geworden, darum bat man mich noch einmal platz zu nehmen und zu warten, bis jemand zu mir kommt, um meine Bestellung aufnehmen zu können. Kaum hatte mein Hintern das Sitzpolster berührt, trat eine verdammt hübsche Frau ins Lokal, begrüßte meinen... ähm... diesen Kaffee-Kerl mit Küsschen links und rechts auf die Wangen und setzte sich zu ihm an den Tisch. Einen Augenblick später wurden den Beiden die heißen Getränke und das Eis gebracht. Auch wenn man mir nun auch jemanden vorbei schickte, der meine weitere Bestellung aufnahm, so entschloss ich mich spontan dazu hier zu essen und orderte meinen Gratis-Kaffee doch nicht wie geplant zum Mitnehmen, sondern bestellte einen Cappuccino. Denn aus irgendeinem Grund wollte ich wissen, wer diese Frau ist und was sie mit diesem Deppen zu schaffen hat. Sie schienen sich jedenfalls angeregt zu unterhalten und auch richtig Spaß zusammen zu haben. Er fütterte sie sogar mit dem Eis und warf ihr diese komischen Blicke zu... Können die sich nicht zu Hause so anglotzen und gegenseitig füttern? Hat der Typ sich jetzt etwa jemand anderen gekrallt, weil er mich nicht rumgekriegt hat, mit seinem 'unwiderstehlichen' Charme? „Ihr Cappuccino“ sprach mich die Mitarbeiterin des Cafés an und riss mich aus meinen Gedanken. Ich ertappte mich dabei, wie mir bewusst wurde, dass mich diese Situation weiter vorne im Laden mehr als nur nervte, nur konnte ich nicht wirklich einschätzen, was genau mir eigentlich so auf den Geist ging. Ganz sicher der Kerl! Mit seiner dämlichen Art! Und dem noch dämlicheren Grinsen! Als würde die Schnepfe nicht selber Essen können...! Oder wie der sich von ihr immer wieder füttern lässt...! Gott, und wie die ihm im Gesicht rum wischt, nur weil er da Eis am Mundwinkel hat.... Grimmig knurrend packte ich eines meiner belegten Brote aus und futterte es angesäuert, während mein Augenmerk weiterhin auf die Szenerie am Tisch neben der Eingangstür gerichtet war. Eigentlich hätte ich schon längst hier verduften können und müsste mir dieses bescheuerte Geturtel nicht antun, doch frag mich nicht, welches Pferd mich getreten hatte, dass ich blieb und raus finden wollte, was da noch zwischen den Beiden ablaufen würde. Als ich nach und nach mein Essen verputzte und meinen Cappu schlürfte, beobachtete ich die Beiden aus sicherer Entfernung und war froh, dass meine Kiefer etwas Essbares zu malmen hatten, statt angespannt aufeinander zu beißen und mit den Zähnen zu knirschen. Ich kann es dir immer noch nicht erklären, wieso ich nicht einfach gegangen bin, als man mir mein Getränk brachte... Gerade als ich mitbekam, wie sich die Frau erhob und sich ebenfalls mit Küsschen links rechts verabschiedete, stopfte ich mir im Affekt das restliche Sandwich in den Rachen und hatte arge Schwierigkeiten vernünftig kauen zu können. Mit einem Mal lag auch der Blick vom blonden Blödmann wieder auf mir und dieser erhob sich, begab sich in meine Richtung und ich versuchte hektisch so schnell es ging irgendwie den riesigen Bissen in meinem Mund hinunter zu würgen. Selbstverständlich verschluckte ich mich dabei, da ich plötzlich auch keine Luft mehr bekam und als wäre das nicht schon peinlich genug, sprang ich in meiner Not auch noch wie ein aufgescheuchtes Huhn herum und krächzte hilflos. Reita schien sich dadurch offenbar veranlasst, mir das Leben retten zu wollen und griff mit den Armen von hinten um meinen Bauch, drückte ruckartig zu, sodass mein halb gekautes Essen fast schon gezielt auf den Servietten vom Tisch landete. Endlich bekam ich wieder Luft und blieb völlig fertig über den Tisch gebeugt stehen, räusperte mich und ließ hastig die Servietten samt unappetitlichem Inhalt in der Tüte verschwinden, als der Kaffee-Kerl noch eine Bemerkung los lassen musste: „Ich denke, du solltest den Mund einfach mal nicht so voll nehmen, dann passiert dir sowas auch nicht.“ Damit verschwand er irgendwo hinter mir in den Toiletten-Räumen und ich musste mich erst mal setzen, zur Ruhe kommen und verarbeiten, was hier eben passiert war. Wen interessiert's, was er denkt...? Penner...blöder! Oh Fuck... Eines ist sicher, Matsumoto... Du bist eindeutig der größere Depp...! Einigermaßen erholt, spülte ich mit etwas Cappuccino nach und streckte überlastet alle Viere von mir. Kaum hatte ich nicht mehr die Aufmerksamkeit des halben Etablissements auf meiner Person und zudem meine Atmung einigermaßen wieder im Griff, war Reita auch schon wieder da und streichelte mir im Vorbeigehen über meinen vollgefressenen Kullerbauch. „Pfoten weg!“ fauchte ich erschrocken und rappelte mich wieder auf, vernahm wie der Typ sich grinsend und wieder mal ungefragt mir gegenüber an meinen Tisch setzte und feststellte: „Dir scheint es ja wieder besser zu gehen.“ „Geht so...“ nuschelte ich und wich seinem Blick aus... und vor allem diesem dümmlichen Grinsen! „Sag mal... warum rastest du eigentlich immer gleich so aus, wenn wir uns treffen?“ fragte mich der Spinner doch tatsächlich und so blieb mir fast die Kinnlade offen stehen, bis ich antworten konnte: „Das fragst du noch? Du gehst mir doch ständig auf den Sack! Dauernd verfolgst du mich und liegst hier auf der Lauer! Warum zum Geier stresst du mich so?“ „Ich will dich nicht stressen... ich will dich doch nur-...“ begann er und so unterbrach ich ihn: „Ja ja... nur kennen lernen...“ Reita nickte und flüsterte mit fast schon ruhiger und sanfter Stimme: „Ja.“ „Also erstens, versteh ich absolut nicht wieso du das willst und zweitens, ist dir eigentlich klar, dass ich nur ein Wort sagen muss und du liegst morgen tot am Hafen?“ verdeutlichte ich meinen Standpunkt noch einmal und so lehnte sich der Typ zurück, bevor er eben so gedämpft sprach: „Nein, das ist mir nicht bewusst, aber wenn du das wirklich vor hättest, dann würde ich schon seit 'ner Weile tot im Hafen liegen... stimmt's?“ „Mhmm... vielleicht...“ nuschelte ich irgendwie ertappt und fummelte an dem Salzstreuer vom Tisch herum. Was spielt der Kerl hier schon wieder für Spielchen? Glaubt er wirklich, ich hätte nicht den Mut dazu, Hishinuma auf ihn anzusetzen? „Warum liege ich eigentlich nicht irgendwo tot in der Gasse?“ hakte ich verunsichert nach und Reita schien ebenso irritiert: „Keine Ahnung, warum solltest du?“ „Weil ich wegen dir vielleicht Verfolgungsangst hatte und jederzeit damit gerechnet hab, dass mir einer 'nen Dolch in die Rippen sticht?“ brummte ich zurück und mein Gegenüber schmunzelte: „Also wenn es dich beruhigt, soetwas habe ich bestimmt nicht mit dir vor.“ „Nicht wirklich... Es beruhigt mich irgendwie gar nicht...“ murmelte ich leise und der Kaffee-Kerl beugte sich über den Tisch zu mir: „Ich glaube... du bist wirklich was ganz Besonderes.“ „Wie kommst du denn bitte auf den Schwachsinn? Ich bin genauso normal wie Alle hier...“ zischte ich bissig und dennoch lächelte der Typ nur: „Wieso glaub ich dir das nur nicht?“ „Ist dein Problem, nicht meins...!“ knurrte ich und wich diesem Blick aus, den er mir dabei schenkte. 'Normal' ist eh relativ... „Hast du heute Abend schon was vor?“ wollte Reita von mir wissen und ich entgegnete dem ohne groß darüber nachzudenken: „Nö, hab heute frei.“ Scheiße, Matsumoto! Wieso bindest du dem ausgerechnet das auf die Nase? „Hast du eventuell Lust in eine Musiker-Kneipe zu gehen?“ kam es nun wieder von ihm und so hakte ich vorsichtig nach: „Etwa mit dir?“ Wieder nickte er und ergänzte dann: „Schon, ja.“ „Ich weiß nicht...“ zögerte ich und verschränkte wieder die Arme. Schließlich würde ich mich damit mutwillig in Gefahr begeben und Hishinuma hat mir ausdrücklich davon abgeraten, mich mit Leuten zu treffen, die ich nicht kenne und er auch nicht. Dennoch... meine Neugierde schien zu siegen, nachdem ich mich nun schon seid fünf Jahren immer brav an die Spielregeln gehalten hatte. „Komm schon, das macht Spaß!“ wollte er mich offenbar weiter übrreden. „Denkst du, dass ich sonst nie Spaß habe?“ grummelte ich, noch wenig überzeugt, doch Reita versuchte mich weiter umzustimmen: „Mit mir kann man immer Spaß haben und irgendwie siehst du so aus, als könntest du mal wieder einen lustigen Abend vertragen.“ Der gibt wohl nie auf.... „Also gut, ich bin dabei... Aber nur, um dir zu beweisen, dass ich keinen 'Spaß' nötig habe, jedenfalls nicht so dringend, wie du eine Stalker-Therapie!“ ließ ich mein Gegenüber wissen und dieser lächelte zufrieden: „Ok, dann heute Abend um 19 Uhr?“ Ich nickte, irgendwie widerwillig und schlürfte den Rest meines kostenlosen Cappuccinos, während er mich fragte: „Sagst du mir noch deinen Namen und wo ich dich abholen soll?“ Meine Alarmglocken schrillten und so antwortete ich ihm nach kurzem Überlegen: „Ruki... nenn' mich einfach nur Ruki... Und hol mich bei Eddie's Imbiss ab... da weißt du ja sicherlich noch, wo der ist.“ Ertappt grinsend wich nun auch Reita meinem Blick aus und nickte, bevor er sich erhob, auf die Tischplatte klopfte und meinen Ecke verließ. Tief durchatmend lehnte ich mich auf meinem Platz zurück und dachte darüber nach, welchen Mist ich eben wieder verzapft hatte. Wieso um alles in der Welt, hab ich mich auf den Scheiß gerade eingelassen? Moah... manchmal bin ich echt noch dümmer, als ich es für möglich halten würde... Meine Hand fuhr über mein Gesicht und meine Fingerspitzen erfühlten die leichten Bartstoppeln am Kinn. Einen Moment später erwischte ich mich dabei, wie ich darüber nachdachte, ob ich mich extra für diesen Lackaffen rasieren würde. Oder extra noch mal unter die Dusche springen würde... Oder mich um das Aussehen meiner Haare oder die Klamotten-Auswahl kümmern würde. Niemals!! Nicht für diesen Spinner! Reicht ja wohl, wenn ich mich erbarme, ihm unentgeltlich meine kostbare Zeit zu widmen... Soll er doch schließlich froh sein, wenn ich heute Abend überhaupt erscheine! So! Entschlossen unentschlossen stand ich auf, warf meine Tüte samt Kaffeebecher in den Müll und verließ ebenfalls das Café. Draußen schaute ich mich als erstes nach hervorstechenden blonden Haaren um und fragte mich anschließend selbst, weshalb ich das schon fast automatisch tat, wenn ich irgendwo rein oder raus kam. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass noch mehr als genug Zeit zum Überlegen sein würde, bis es 19 Uhr wäre und ich mich entschieden haben muss, ob ich da wirklich auftauche. Aber wenn ich doch hingehe, dann komme ich mindestens zehn Minuten zu spät! So und jetzt muss ich mich erst einmal in der heißen Badewanne aufwärmen, auch wenn ich eigentlich nicht vor hatte, wegen dem Kaffee-Spender allzu viel Aufwand zu betreiben, aber so ein entspannendes Bad kann ja nicht schaden. Die Frage ist nur, ob ich Koron zu der alten Dame bringen soll... Ach was, ich bleib sicher eh nicht lange da...! Falls(!) ich doch hingehe. Ich meld mich nachher noch mal... . . . Ok... Es ist mitten in der Nacht, irgendwann zwischen zwei und drei Uhr morgens. Koron war schon durch die geschlossene Wohnungstür zu hören, als ich nach Hause kam, aber er schien bisher nur ein wenig nach seinem Herrchen gewinselt und nicht allzu laut gebellt zu haben. Ich war dann gleich noch mal kurz mit ihm draußen und hab ihn anschließend mit Leckerlis milde gestimmt. Nun liegt er mit leckeren Bestechungsmitteln randvoll gefüllt und besitzergreifend auf meinem Schoß, statt in seinem Körbchen und scheint mich nur ungern weiter schreiben lassen zu wollen. Dabei muss ich unbedingt etwas los werden, dass ich niemandem sagen kann... Nicht einmal Sayuri... Wie du siehst, bin ich nun doch mit Reita in diese Kneipe gegangen und auch ziemlich lange dort geblieben. Aber mal der Reihe nach... Als erstes, hab ich mich, wie geplant, zehn Minuten später auf den Weg gemacht, aber womit ich allerdings nicht gerechnet hatte war, dass der Depp noch mal fünf Minuten später eintrudelte und sich mit dem abendlichen Verkehr herausredete. Womöglich stimmte seine Entschuldigung ja auch, denn manchmal beginnen meine Termine auch schon relativ früh am Abend und da ist gegen 19 Uhr doch noch einiges los auf den Straßen. Der Typ jedenfalls fuhr mit einem schwarzen Mustang vor und blieb damit vor mir auf dem Parkplatz stehen, wo Edgar seinen Imbiss vor einer viertel Stunde geschlossen hatte. „Proleten-Karre“ betitelte ich seinen fahrbaren Untersatz zur Begrüßung und blieb mit verschränkten Armen ungerührt stehen. Reita griff hinüber und öffnete die Beifahrertür von innen, stieß sie auf und sagte: „Schön, dass du gekommen bist.“ „Du bist zu spät“ merkte ich kühl an und so entschuldigte er sich: „Sorry, der Feierabend-Verkehr... Steigst du trotzdem ein?“ Ich antwortete ihm nicht, sondern spannte ihn noch ein wenig auf die Folter, eh ich mich rührte und mich nun doch in sein Auto setzte. Kaum saß ich in dem Gefährt, fuhr er auch schon los und sein Fahrstil war irgendwie sehr viel beunruhigender, als die von Hishinuma's Chauffeuren. „Du kannst deine Tasche ruhig auf die Rückbank legen oder in den Fußraum stellen, ich raub dich schon nicht aus“ kam es witzelnd von ihm und so tat ich natürlich erst recht nichts dergleichen, sondern klammerte mich weiterhin daran fest, als ich murmelte: „Ich hab meine Dolche lieber griffbereit, falls ich angefallen werde...!“ „Dolche? Ruki... ich sagte dir doch, ich hab nicht vor, dir irgendwas zu tun. Entspann dich doch bitte mal“ redete er auf mich ein und auch wenn ich mein bestes gab, so ganz wollte die Anspannung nicht von mir fallen. Immerhin sitze ich hier ja gerade im Auto meines Stalkers – Gott weiß wieso ich das getan habe – und könnte jederzeit auf Nimmerwiedersehen verschleppt werden! „Deine sexy Sorgenfalten sind irgendwie süß“ sprach mich Reita nach geraumer Zeit des Schweigens an und so fuhr ich erschrocken hoch: „Sexy Sorgenfalten?“ „Sehr sexy Sorgenfalten“ bestätigte der neben mir am Steuer Sitzende und lächelte mir aufmunternd zu. Macht der mich etwa an? „Machst du mich etwa ernsthaft an??“ entwich es mir überrascht und er entgegnete dem: „Empfindest du sowas als Anmache?“ „Ja! Nein...! Du verwirrst mich...“ kam es von mir und abermals schmunzelte Reita: „Du bist definitiv sehr speziell.“ „Ich bin nicht speziell! Ich bin völlig normal!“ verteidigte ich mich vehement und zog unbewusst eine Schnute. Was mir im Übrigen immer passiert, wenn ich Gefahr laufe mich beleidigt zu fühlen. „Schmollmops!“ vernahm ich es belustigt vom neben mir Sitzenden und so murrte ich: „Pff... wenn ich wirklich mal schmolle, willst du mich nicht erleben!“ Wieder lachte er nur und bog in eine Straße ein, mit kleinem, aber relativ vollem Parkplatz und stellte dort sein Auto ab. „Du stehst schief in der Parklücke!“ ließ ich ihn wissen und der Angesprochene zuckte nur mit den Schultern: „Dann ist es eben so.“ Der ist bestimmt so eine verwöhnte reiche Göre, von gutverdienenden Vätern, welche es sich, mehr oder weniger heimlich, des nächtens bei mir besorgen lassen... „Dann gehen wir mal rein“ wandte sich Reita an mich und so schlug ich vor: „Geh du zu erst rein, ich warte noch einen Moment und komme dann nach.“ „Willst du nicht mit mir gesehen werden oder willst du vorher noch mal über deine Dolche polieren?“ hakte er amüsiert nach und ich brummte: „So in etwa... Jetzt geh!“ „Wie du meinst“ hörte ich es noch von ihm, dann lief er an den beiden Türstehern vorbei. Ich qualmte draußen noch eine Stress-Zigarette und hoffte inständig, dass Rauchen in dem Schuppen nicht verboten ist. Kaum trat ich meine Kippe aus und ging auf den Eingang zu, stellten sich mir die beiden breitschultrigen Schränke in den Weg. „Bist du denn schon volljährig, Kleiner?“ sprach mich der Eine an und schon war ich wieder ziemlich genervt: „Nennen sie mich nicht Kleiner!“ Die Beiden sahen sich an und offenbar schien sie meine Erscheinung zu erheitern, als der Andere fragte: „Gut, dann eben: bist du denn schon volljährig, Süßer?“ Augen rollend zückte ich meine Geldbörse und kramte nach einem Beweisstück, welches mich entsprechend als volljährig auswies. Hat mein Boss extra für mich anfertigen lassen, mit falschem Namen und Adresse, damit ich keine Probleme an Hotelrezeptionen oder ähnlichem habe. Nur gemächlich traten diese übergroßen Trottel beiseite und ließen mich endlich durch. Unglaublich! Hishinuma's Bodyguards dürften sich niemals so abwertend verhalten! Das Etablissement war zwar groß, aber recht übersichtlich. Es gab ganz vorne eine große Bühne, auf der auch gerade eine mir völlig unbekannte Band spielte. Links befand sich eine in rot und weiß beleuchtete Bar und auf der rechten Seite waren mehrere rundliche Sofa-Ecken in blauem Licht, mit runden Tischen und diese gab es auch mit passenden Stühlen in der Mitte des großen Raumes. Direkt neben der Bühne waren auf der einen Seite WC's und auf der anderen vermutlich die Angestelltenräume. Sonst erkannte man nicht allzu viel, denn nur Bar und vor allem Bühne waren gut beleuchtet. Als ich mich so umblickte, erspähte ich auch den altbekannten blonden Schopf in der Menge, welcher nun blau angestrahlt wurde und Reita mich nun zu sich winkte. Seufzend lief ich zu ihm hinüber und wurde auch so gleich von ihm angesprochen: „Da bist du ja, hab schon gedacht, du hast es dir inzwischen anders überlegt und bist abgehauen.“ „Ich hab kurzzeitig darüber nachgedacht, ja... aber...“ begann ich, auch wenn ich nicht wirklich daran gedachte hatte die Kurve zu kratzen und geriet dann ins Stocken, bei meiner Erklärung. „Aber?“ hakte der Typ nach und da es mir ein wenig peinlich war, von den Türstehern für minderjährig gehalten worden zu sein, flunkerte ich eben weiter: „Aber... ich dachte mir, wenn ich ein mal hier bin, dann kann ich auch ein oder zwei Stündchen bleiben!“ Was der mich schon wieder so nervtötend ausfragen muss... „Möchtest du was trinken und wenn ja, was?“ sprach er mich erneut an, nachdem ich platz nahm und tief einatmete, bevor ich antworten konnte: „Ehh.... Bier?“ Mir stand zwar nicht der Sinn nach Bier, sondern eher nach einem bunten süffigen Cocktail, aber seinem persönlichen Stalker muss man ja auch nicht gleich unter die Nase reiben, womit man ganz gut geködert werden kann. „Gut, dann Bier“ bestätigte Reita und trottete zur Bar hinüber. Warum läuft'n der so komisch? Eben dies wollte ich auch von meiner Begleitung wissen, als er mit zwei großen Biergläsern zurück an unseren Tisch kam: „Sag mal, hast du Rasierklingen unter den Armen und Liebeskugeln im Arsch?“ „Ähm... nein, wieso?“ kam es perplex von dem Angesprochenen und so erklärte ich: „Dann hast du wohl einen Gehfehler...“ „Was soll'n das jetzt heißen? Ich lauf immer so, so laufen Männer nun mal!“ rechtfertigte sich Reita und so scherzte ich: „Ich glaube, dass nur übermäßig bemuskelte Männer so laufen müssen, weil sie auch gar keine andere Wahl haben, bei den Muskelbergen.“ „Hey, ich hab auch Muskeln!“ wollte mir der nun wieder neben mir Sitzende weiß machen, öffnete seine Jacke und demonstrierte mir seinen nackten Oberarm. Leider muss ich zugeben, dass mich diese mäßig bemuskelten, aber dafür etwas sehnigen Arme irgendwie... anmachten. Der Typ... hat tatsächlich Oberarme wie mein 'scharfer Vietnamese' Nguyen... Nur hat er nicht ganz so breite Schultern. Wie in Trance fuhren meine Fingerspitzen hauchzart über die hervorstehende Sehne am Unterarm. „Gefällt dir das?“ riss mich der Kerl aus meinen Gedanken und darum ließ ich sofort von ihm ab, drehte mich weg und beschäftigte mich mit meinem Bierglas, als ich knurrte: „Hättest du wohl gern! Außerdem... diese mickrigen Streichholz-Ärmchen nennst du doch wohl hoffentlich nicht gut gebaut oder?“ „Also, mich stört nichts an meinem Körper, ich fühle mich sau-wohl darin“ ließ er mich selbstsicher wissen und für den Bruchteil einer Sekunde fragte ich mich, ob er wirklich im Ganzen so gut aussieht, wie er von sich glaubt. Den Gedanken schnell wieder abschüttelnd, nippte ich an meinem Bier und verzog das Gesicht vom ernüchternd bitteren Geschmack. „Schmeckt's dir nicht?“ fragte mich Reita gleich darauf und ich winkte ab: „Doch, doch... alles bestens!“ „Du hättest kein Bier nehmen müssen“ hörte ich ihn sagen und so grummelte ich: „Ich sagte doch, es ist Ok!“ Nervtier! Beschwichtigend hob der neben mir Sitzenden die Hände und griff ebenfalls zu seinem Gerstenbräu, trank ziemlich viel auf einmal und stellte sein Glas ab, als er erleichtert seufzte: „Ahhh, das tat gut!“ Ich rollte wenig beeindruckt mit den Augen und widmete mich der Band weiter unten auf der Bühne. „Klimpern die da vorne jetzt den ganzen Abend so rum?“ wandte ich mich an Reita und er wies mit einem Kopfnicken zu den Musikern, ich nickte ebenfalls bestätigend und so erklärte er: „Nein, die sind sozusagen hauseigen, für das eigentliche Unterhaltungsprogramm kommen ab 20 Uhr andere Gruppen und Solokünstler zum Zug. Je nach dem wie Viele sich dafür angemeldet haben. Aber die haben Alle insgesamt bis Mitternacht Zeit ihre Shows zum besten zu geben und je nach dem für wie gut die Leute deren Musik befinden, umso mehr verdienen sie, denn das Geld für ihren Auftritt kommt direkt von den Gästen hier. Siehst du da vorne, der Goldene Zylinder am Bühnenrand? Da werfen die Leute ihr Geld rein, wenn ihnen gefällt, was ihnen geboten wird. Das Lokal heißt übrigens auch goldener Zylinder und ist ziemlich einzigartig mit diesem System.“ „Hast du da schon mal was rein geworfen?“ fragte ich vorsichtig und Reita antwortete mir auch gleich: „Ja, immer.“ „Immer?“ hakte ich ungläubig nach und blickte zu ihm, als er abermals nickte: „Ja, ich gebe immer jedem Künstler etwas Geld, denn ich finde es gehört 'ne Menge Mut dazu, sich da vorne überhaupt erst hinzustellen und fremde Leute etwas über sich wissen zu lassen, auch wenn es nur in Form von Liedern ist. Ob es einem besonders gut gefällt oder mal weniger, hängt ja vom persönlichen Geschmack ab.“ Solche weisen Worte hätte ich dem gar nicht zu getraut... Grübelnd schweifte mein Augenmerk von Reita's Gesicht weg hin zum Tisch vor mir, auf dem noch immer mein kaum angerührtes Bier stand. Ich überlegte nicht lange und setzte das Glas an, trank soviel auf einmal wie ich konnte und wischte mir mit dem Ärmel über den Mund. Mit einem Mal spürte ich eine Hand, welche mir über den Rücken strich und mein Körper sich sofort verspannte. „Alles Ok, oder hast du dich mal wieder etwas übernommen?“ kam es fast schon besorgt von dem neben mir Sitzenden und so ruckelte ich unwillig: „Ich doch nicht..!“ „Entspann dich doch endlich...“ sprach er mit gedämpfter Stimme und begann meine Schultern zu massieren, was mich gleich noch mehr verklemmen ließ und ich ein Stück weg rutschte, als ich fauchte: „Musst du mich eigentlich schon wieder an tatschen?“ „Ist ja gut, ich wage es nicht mehr...“ vernahm ich es resigniert neben mir und sah im Augenwinkel, wie sich auch der andere Bierkrug weiter leerte. Keine Ahnung, warum ich so abweisend reagiert habe, wo ich doch sonst im Job alles mit mir machen lassen muss... Trotzdem, der ist doch selber schuld! Was kann der auch seine Griffel nicht einfach bei sich behalten?! Blödmann...! „Gleich geht’s los“ merkte Reita nüchtern an und verschränkte die Arme, eh er mich noch auf etwas hin wies: „Übrigens, schließen die ab 20 Uhr die Türen, hier ist es schon ziemlich voll und die Belüftung ist nicht optimal, ergo wird es vermutlich schnell ziemlich warm hier drin.“ „So schnell wird mir nicht warm, ich bin schon immer eine Frostbeule gewesen“ erklärte ich ihm und er zuckte mit den Schultern: „Wie du meinst.“ Mit den Worten begann mein Kaffee- und nun auch Bier-Spender sein Halstuch zu lösen und seine Jacke auszuziehen. Er hatte nun noch ein weißes Hemd mit schwarzen Tribals an und auch jenes knöpfte er auf, bis ein schwarzes Tanktop darunter zum Vorschein kam. Leider muss ich auch hier zugeben, dass es mir schwer fiel wegzuschauen und nicht doch wenigstens ein bisschen hin zu gucken, während er sich da entblätterte. Als er fertig war, lehnte er sich mit verschränkten Armen an das Sofa und sein Knie lässig an die runde Tischplatte. Dann wurde auch die Beleuchtung der Bar etwas getrimmt und die Gänge und Stufen mit winzigen LEDs sichtbarer gemacht, eh die erste Gruppe auf die Bühne trat, sich vorstellte und auch ohne lange zu schwätzen los legte. Ich lehnte mich demonstrativ nach vorn auf den Tisch, damit ich nicht wieder in Versuchung geraten würde, den Kerl direkt neben mir näher zu begutachten, so mal der wahrscheinlich als erster mitkriegt, wenn ich mich zu ihm drehen würde. Trink einfach weiter dein Bier, dann hast du diese komischen Gedanken bald weg gesoffen! Reita's Finger trippelten im Takt der gar nicht mal so schlechten Musik mit und als ich eben jene Finger so in geringer Beleuchtung im Augenwinkel beobachtete, bemerkte ich auch erst mal wie lang die eigentlich sind. Überdimensional lang! Dagegen sind meine nur kurze Wurstfinger... Fuck, Matsomoto! Konzentriere dich auf die Musik! Und trink verdammt noch mal mehr! Nach einer Weile schaffte ich es sogar, nicht mehr über irgendwelche Körperteile von dem Nervtier rechts neben mir nachzudenken und verfolgte interessiert das Geschehen auf der Bühne, als die aktuelle Band ihren letzten Song ankündigte. Plötzlich hörte ich es neben mir rascheln und kramen, Reita zückte offenbar seine Moneten und war im Begriff sich nun auch noch seines Hemdes zu entledigen. Dazu stand er auf und drehte sich mit dem Rücken zu mir, ließ den weißen Stoff über seine Arme nach unten auf die Sitzpolster gleiten und bewegte sich anschließend vor zur Bühne. Wieder einmal gehorchten meine Augen meinem Willen nicht und schauten der sich wegbewegenden Silhouette hinter. Er lief zwar irgendwie noch genauso affig, aber... irgendwas war anders... Unten angekommen, warf er sein Geld in den goldenen Zylinder und trat den Rückweg zu unserem Tisch an. Verschämt zwang ich mich woanders hin zu gucken, als er fast wieder bei mir war und zu allem Überfluss eierte die dunkle Gestalt auch noch unnötig lange vor meiner Nase herum, eh er sich endlich wieder neben mir aufs Sofa fallen ließ. Ich roch dabei einen angenehmen Duft und spürte wie Reita nun eines seiner Beine auf das andere legte und dabei kaum merklich mit seinem Knie meinen Oberschenkel streifte. Mir war mit einem Schlag so fürchterlich heiß! Als wäre Feuer um mich herum ausgebrochen und so schnappte ich mir das Bier, trank noch mal ziemlich viel auf einmal und hoffte, dass diese Hitzewallung nun vorbei sein würde und der 'Brand' gelöscht. Vielleicht bin ich einfach nur nicht an Bier gewöhnt und deshalb dreht mein Körper jetzt so am Rad. Ich sollte womöglich doch auf Cocktails umsteigen, oder Wein... das kennen mein Magen und meine Leber wenigstens schon. Auch nach Minuten wollte mir einfach nicht kühler werden, weshalb ich nun doch notgedrungener Maßen meinen Schal abnahm und die Druckknöpfe meines Mantels öffnete, sowie ein kleines bisschen vom Reißverschluss am oberen Bereich. Ich war so sehr mit mir und der plötzlichen und offenbar nicht enden wollenden Hitze beschäftigt, dass ich kaum etwas von der nächsten Band mitbekam, welche offenbar eh nur sehr schmalzig unterwegs war. Und genau deshalb – und weil ich von mir ablenken wollte – moserte ich: „Immer diese Schnulzen... da pennt man ja gleich ein...“ Auch wenn Schlafen jetzt das Letzte wäre, was ich könnte... Jedenfalls nicht so lange ich hier innerlich verglühe... Hoffentlich werde ich nicht krank oder so. Fuck, mir ist scheiße heiß! Ohne lange zu zögern setzte ich noch einmal den Bierkrug an und trank diesen in meiner aufkommenden Verzweiflung aus. „Du hast ja einen ganz schönen Durst mitgebracht... Ruki“ sprach mich Reita an und fragte anschließend auch gleich: „Möchtest du was Anderes? Die haben hier auch Sekt, Sake, verschiedene Soft-Drinks und Cocktails, Malz- und Schwarzbier, Schnäpse, Alkoholfreies, Weine-...“ „Wein!“ unterbrach ich seine Aufzählung und wiederholte nun noch ein mal in leiserem Ton: „Wein, bitte...“ „Roten oder Weißen?“ wollte er von mir wissen und ich antwortete schnell: „Mir wurscht...“ „Wurscht-Wein, Ok, kommt sofort!“ bestätigte Reita und stand auf, machte einen Abstecher zur Bühne und ging anschließend zur Bar. Ich nahm einen tiefen Atemzug und lehnte mich irgendwie ziemlich gestresst zurück, während ich den Kragen meines Mantels auseinander zu ziehen versuchte und daran herum zupfte, um wenigstens etwas Luft darunter zu kriegen. Doch viel tat sich da leider nicht, aber wenigstens schien es nun langsam etwas besser zu werden und die Flammen um mich herum sich etwas verkleinert zu haben. Bier scheint echt nicht mein Getränk zu sein... Einen Augenblick später kam Reita wieder und setzte sich neben mich. Ich richtete mich sofort gerader auf, als ich ihn mitbekam hielt meinen Kragen zu, bevor ich feststellte, dass der Typ mit leeren Händen zurück kam. „Wo ist der Wein?“ fragte ich den wieder neben mir Sitzenden und dieser sprach lächelnd: „Keine Panik, der wird uns gleich gebracht, ich hab nur einen Geschmackstest gemacht.“ „Na toll, und deinem Urteil soll ich vertrauen?“ meckerte ich leise, doch der Gemeinte schien es dennoch verstanden zu haben: „Wirst du wohl müssen, aber keine Angst, ich weiß was gute Weine sind. Hab einen lieblichen Rotwein aus Spanien bestellt, wenn's recht ist.“ „Und was trinkst du?“ kam es verwundert von mir und Reita entgegnete mir mit rauer Stimme: „Ich konnte einem guten Roten noch nie widerstehen.“ Nervös wich ich seinem Blick abermals aus und brummte: „Darf man hier eigentlich rauchen...?“ Mit einem bejahenden Laut antwortete er mir und schob den Aschenbecher auf dem Tisch näher zu mir. „Ach ja, hehe.. he... den hab ich wohl übersehen... Hab meine Linsen nicht drin...“ redete ich mich hoffentlich geschickt raus, auch wenn ich meine Kontaktlinsen sehr wohl eingesetzt hatte und wühlte hibbelig in meiner Tasche nach den Kippen. Hastig entzündete ich mir eine Zigarette und bot meinem Nebenmann kollegial, wie ich bin, ebenfalls eine an: „Auch?“ „Gern, danke“ brachte Reita dem entgegen und schon griffen seine langen Finger nach einem Glimmstängel. Und sie berührten wie zufällig meine Hand... Mit in Falten gelegter Stirn hielt ich ihm das Feuerzeug hin, sodass er sich nur noch nach vorne beugen musste und dies tat er auch. Ich konnte sein Gesicht im Licht der schwachen Flamme besser erkennen und starrte vor allem auf die Lippen, welche die Kippe hielten. Der Atem aus seiner Nase blies die zarte Flamme gekonnt aus, als seine Zigarette ebenfalls glimmte. Eiligst steckte ich das Feuerzeug weg und realisierte, dass mal wieder weit größere Flammen um mich herum loderten. Fuck, wo bleibt der verdammte Wein?? „Da kommt er“ hörte ich Reita sagen, als hätte er meine Gedanken gelesen und ich reagierte daher nur verpeilt: „Hö... wer?“ Der Angesprochene schmunzelte und sagte: „Na unser Wein.“ Ein Angestellter brachte uns die Flasche tatsächlich zum Tisch und schenkte auch gleich das erste Glas ein. Kaum hatte sich der Mann herum gedreht, schnappte ich mir das Glas und trank den Inhalt auf Ex. „Halt, der Wein muss.... ...atmen...“ vernahm ich es neben mir, doch war das süffige Getränk schon längst auf dem Weg in meinen Magen. Jetzt wird alles gut! Der Wein wird die Hitze sicher gleich vertreiben und bei mir spielt nicht mehr alles verrückt. Abwartend und mehr oder weniger entspannt, versuchte ich mich wieder auf die Band vorne zu konzentrieren und hörte wenig später wieder Reita's Stimme: „Ich find die übrigens gar nicht so schlecht.“ „Wen?“ fragte ich nach und er erklärte: „Na die 'Schnulzen', die du hier so verunglimpfst, außerdem sind das fast nur traurige Stücke. Das regt zum Nachdenken an...“ „Wenn du das sagst...“ gab ich mich geschlagen und füllte mein Glas nach. Der Wein ging mehr als nur schnell zur Neige und natürlich konnte der Kerl es sich nicht sparen mal nachzuhaken: „Meine Wahl scheint dir ja zuzusagen.“ „Glückstreffer...“ murmelte ich unnachgiebig und Reita brummte: „Du kannst mir ruhig auch mal was glauben...“ Ich reagierte nicht weiter darauf und blickte wieder zur Bühne, eh ich im Augenwinkel vernahm, wie sich der Typ zu mir nach vorn und mit den Armen auf den Tisch stützte. Dadurch roch ich ihn nun wieder intensiver und konnte verstohlene Blicke aus dem Augenwinkel auf ihn werfen. Diese unbedeckten Arme machten definitiv Lust auf mehr... Scheiße, Matsumoto! Reiß dich doch endlich zusammen, man! „Ich hab noch nie jemanden wie dich getroffen“ wandte sich Reita erneut an mich und so schaute ich verwundert zu ihm. Er konnte mich auch erst dann richtig sehen, als er den Arm vor seinem Gesicht von sich weg und der Länge lang auf den Tisch legte... und er mir nun direkt in die Augen sah. Eine gefühlte Ewigkeit schaute er mich einfach nur an und ich Trottel konnte einfach nicht wegsehen, bis er wieder zu reden begann: „Du... hast Jemanden, der für dich Leute aus dem Weg schaffen würde... Und du hast diese geheimnisvolle Aura an dir... die fesselt mich einfach total.“ Meine Augen wichen den seinen aus, aber dieses mal nur wenige Zentimeter, denn sie blieben wieder an dem Arm auf dem Tisch hängen. Der rechts neben mir Sitzende nahm nun das Glas in die Hand und trank es ebenfalls in einem Zug aus. Sein Kehlkopf bewegte sich beim Schlucken... Ich wollte das noch mal sehen... Und so schenkte ich ihm Wein nach. „Danke“ vernahm ich die leise Stimme an meiner Seite und schaute daraufhin wieder einmal weg. Reita lehnte sich zurück ins Sofa und ich spürte wie die nächste heiße Welle durch meinen Körper rauschte. Verflucht, wann hört das endlich auf? Ich trink nie wieder Bier...! Als zumindest mal kein nacktes Fleisch mehr in meinem Sichtbereich war, dachte ich darüber nach, was er mir eben gesagt hatte und dennoch wusste ich nicht so recht, ob und was ich dazu sagen soll, oder ob ich einfach nicht drauf eingehe. Ich entschied mich für Letzteres. Statt auf die Musik und den Bandwechsel auf der Bühne mitzuverfolgen, grübelte ich über die letzten Augenblicke nach und fragte mich, ob ich nicht vielleicht doch schon mächtig einen an der Waffel haben würde. Gedanken verloren lehnte ich mich nun auch zurück und merkte erst, als mich zwei Hände an den Schultern festhielten, dass das ein Fehler war. Denn sofort war das lodernde Feuer um mich herum wieder entfacht und Reita flüsterte dann auch noch in mein Ohr: „Mach deinen Mantel auf und zieh das Ding endlich aus, hier ist es verdammt warm drin und ich will nicht, dass du umkippst.“ Ich war natürlich sofort völlig verkrampft, auch wenn es für mich eigentlich ein Leichtes sein sollte, mich zusammen zu reißen. Doch hier und jetzt funktionierte das nicht – nichts funktionierte, wie ich es wollte! „Mach den Reißverschluss auf...“ bat er abermals und noch immer war ich nicht in der Lage mich zu bewegen. Erst als die fremde Hand nach dem Verschluss griff, krallten sich meine Finger daran fest, doch Reita schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen und bewegte die Hand langsam nach unten. Mein Mantel öffnete sich und nun zupften beide Hände den dicken Stoff von meinen Schultern. „Das kann ich auch alleine...!“ zischte ich und bekam das Grinsen neben mir mit: „Hab ich gesehen, wie gut du das kannst.“ „Flossen weg!“ verdeutlichte ich noch ein mal und befreite meine Arme eigenhändig aus den Ärmeln, bevor ich noch einen Kampfschluck vom süßen Wein nahm. Irgendwie fühlte ich mich im selben Moment zwar befreiter, aber gleichzeitig auch beobachtet. Ich musste mir schnellstmöglich etwas einfallen lassen, um von mir abzulenken und brachte das erstbeste Thema auf den Tisch, das mir gerade einfiel: „Was machst du eigentlich so, wenn du nicht gerade Leute stalkst oder ihnen die Kleidung vom Leib reißt?“ „Ich leg sie um“ kam es recht trocken von Reita, bevor er einen weiteren Schluck aus dem Glas nahm und nach schenkte. _______________________________________________________________________________________________ Ja ja ich weiß, es hat gedauert bis dieses Kapitel endlich mal gekommen ist, aber dafür meine ich mal genug Action drin zu haben und einen kleinen fiesen Cliffi! Sry, aber der passte da so gut rein, auch wenn der Tagebucheintrag noch nicht wirklich fertig war, dafür aber ich xD Und außerdem war das Kapi hier mal wieder etwas länger, was vllt. auch den ein oder anderen Leser freuen wird – hoffe ich mal ö.ö Tja, wie wird nun Ruki auf Reita's letzten Satz reagieren? Meint er den überhaupt ernst, oder scherzt er nur mal wieder, weil Ruki ja eh schon Schiss hat? Und was passiert in der ganzen Zeit bis Ruki mitten in der Nacht wieder zu Hause ist und sein Erlebtes aufschreibt? Restl. Revis beantworte ich noch im Laufe des Abends. Nächstes mal geht es jedenfalls an der Stelle weiter und auch wenns wahrscheinlich wieder etwas länger dauern wird, aber pausiert oder abgebrochen wird hier nix! Nur so just 4 Info. Freu mich über Feedback und Fehler sind zum Liebhaben da :D Frohe Ostern und denkt immer dran: wer Ostern mit den Eiern spielt, der hat zu Weihnachten die Bescherung! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)