Der Vampir in unserem Keller von Akio21 ================================================================================ Kapitel 24: Gefangen -------------------- Mit Kiba in meinen Armen stand ich vor der Höhle. Mir gegenüber stand das junge, sehr hübsche Mädchen, das mir die Flasche mit dem verhängnisvollen Inhalt gegeben hatte, als die Vampire uns töten wollten. Ja, Vampire wollten mich töten, Menschen wollten mich töten, tolles Leben. „Es tut mir leid für dich, aber das passt nicht zu dir“, sagte das Mädchen sanft und ihre braunen Rehaugen blickten mich traurig an. „Was passt nicht zu mir?“ fragte ich aggressiv. Wollte sie uns etwa davon jagen. Sie erschrak auf einmal so sehr, das sie die großen Augen noch weiter aufriss und vor mir auf die Knie fiel, den Kopf gesenkt, so dass das lange braune Haar vor ihr Gesicht fiel. „Was soll das?“ fragte ich unsicher. „Verzeiht Majestät, ich wollte nicht respektlos sein, ganz sicher nicht. Niemals würde euch einer eurer treu ergebenen Untertanen davon jagen. Ein ungeheuerlicher Gedanke." Was war denn jetzt los? War sie nicht mehr normal? Egal, ich wollte wissen, was sie damit gemeint hatte, aber bevor ich meine Frage aussprechen konnte, antwortete sie schon. „Bitte verzeiht, das ich euch gedutzt habe. Fürwahr, das ist unverzeihlich. Aber es sollte keine Kritik sein. Ich meinte, es passt nicht zu euch, so negativ zu denken." „So negativ zu denken? Kannst du etwa Gedanken lesen?“ Das Mädchen nickte heftig. „Ah, okay“, ich wusste nicht, ob mir das gefiel oder nicht. „Dann weißt du, was passiert ist." Wieder nickte sie. Und dann sagte sie zu meinem Erstaunen: „Bitte verzeiht euren Eltern." „Was sagst du da?“ fragte ich fassungslos. „Es ist nicht gut für euch, wenn euer Herz dunkel ist vor Enttäuschung, denn trotz allem haben sie euch doch gezeugt, geboren und groß gezogen. Ihr habt ihnen vertraut und sie geliebt. Darum verzeiht ihnen bitte. Sonst werdet ihr immer an die beiden voller Bitterkeit denken, und das ist nicht gut für euch." Da hatte sie wohl recht. „Und was soll ich sonst tun?“ „Verzeiht ihnen, dann seid ihr frei. Euer Weg und der eurer Eltern haben sich leider getrennt. Darum löst euch emotional von ihnen, dann werdet ihr nicht mehr unter ihrem Verhalten leiden, so wie auch eure Eltern sich von euch gelöst haben." „Ja, ist gut. Verstehe. Glaube ich jedenfalls. Nein, eigentlich nicht. Ich bin immer noch ich. Ich bin Naruto Uzumaki, ob ich jetzt ein Mensch bin oder ein Vampir ist egal." Sie nickte wieder. „Es ist gut, das ihr wisst wer ihr seid. Eure Eltern wissen es nicht. Es tut mir leid. Auch ich dachte, es wäre anders." „Hör auf, dich ständig zu entschuldigen“, sagte ich genervt. „Jawohl, bitte verzeiht, es tut mir sehr leid." Ich seufzte. „Viel wichtiger äh ...“ „Star, eure Majestät." „Star, sei so nett, und nenn mich nicht, nenn mich einfach Naruto." Sie sah auf. „Aber das ist nicht angemessen eure Majestät. Bitte verlangt so etwas nicht von mir. Ich möchte nicht angeben, aber ich wurde gut erzogen." Ich schloss die Augen und zwang mich zur Ruhe. Dann sah ich sie wieder an. „Kannst du Kiba helfen?“ fragte ich. Star erhob sich. „Nein, leider nicht." Ich verlor alle Hoffnung. Was hatte mein Vater ihm angetan? „Nur ihr, Sir, könnt ihm helfen." „Was ich?“ „Ich bitte euch, folgt mir in die Höhle. Verzeiht, das diese Behausung so unangemessen ist." „Ja ja. Schon gut. Sag mir lieber wie ich Kiba wecken kann“, sagte ich, während ich ihr folgte. Tief in die Höhle hinein. Mir war die Behausung im Augenblick eigentlich mehr als nur egal. Wir kamen in eine Höhle in der Matratzen auf dem Boden lagen. Sie waren schmutzig und sahen sehr ge- und verbraucht aus. „Igitt." „Verzeihung." „Soll ich Kiba etwa da drauf legen?“ Ich war entsetzt. Waren hier Bettnässer am Werk gewesen? „David und die anderen haben die Matratzen vom Sperrmüll geholt. Es war ein Spaß, sie brauchten sie ja nicht zum Schlafen." „David brauchte keinen Schlaf?“ „Doch. Aber wenn er schlief hing er sich da oben an die Decke." Sie zeigte auf eine Stange an der Decke. „Wie bitte, er schlief auf der Stange da?“ „Nein, er hielt sich mit den Füssen daran fest und schlief kopfunter. So war es ihm und auch den anderen am liebsten." Wahrscheinlich war er deswegen so seltsam drauf gewesen, dachte ich. Blutstau im Hirn konnte so manchen Schaden verursachen. „Es ist nicht ungewöhnlich für einen Vampir, mit dem Kopf nach unten zu schlafen“, sagte Star. „Hör auf meine Gedanken zu lesen, und wehe wenn du dich jetzt entschuldigst." Sie machte den Mund auf, schloss ihn dann wieder, und dann sagte sie „Jawohl." „Sorry Kiba, aber ich hab wohl keine andere Wahl“, sagte ich und legte Kiba auf eine der mit verschiedensten Flecken übersäten Matratzen. Vielleicht hörte er mich ja. Ich drehte mich zu Star um. Und jetzt? Dachte ich. Keine Reaktion. Sie sah mich nur fragend an. Sehr gut. „Und jetzt?“ fragte ich laut. „Bitte setzt euch neben ihn, ich werde euch leiten." Ich setzte mich neben Kiba auf die widerliche Matratze. Metallfedern bohrten sich in mein Hinterteil. Wie alt die wohl waren. „Legt eure linke Hand auf seine Stirn uns schließt die Augen." Genau das machte ich auch. „Fokussiert euch jetzt auf seinen Geist, auf seinen Traum. Ihr müsst ein Teil seines Traums werden." Ich hatte keine Ahnung, wie sie das meinte, aber ich tat was sie sagte. Ohne zu wissen wie, befand ich mich in irgendeiner alten Stadt. Es gab Pferdekutschen, ich sah Laternen, die mit Feuer brannten, ja es war schon ziemlich – hm – altmodisch hier. War das vielleicht eine Art Themenpark? „Naruto“, hörte ich eine Stimme leise rufen. „Naruto bist du das?“ War das Kiba? „Kiba? Ja, ich bin es. Wo bist du?“ „Ich bin hier. Komm schnell, Naruto. Beeil dich." „Wieso? Komm du zu mir“, antwortete ich und ging in die Richtung aus der die Stimme kam. Ich konnte ihn nicht spüren. Seltsam. Ging es ihm auch so. „Spürst du mich?“ „Nein, wie auch. Du bist ja noch gar nicht geboren. Ich bitte dich, beeil dich." Seine Stimme klang höher, leicht panisch. Ich fing an zu rennen. „Red weiter“, forderte ich ihn auf und rannte an Leuten vorbei mit seltsamer Kleidung. Die Männer trugen allesamt Anzüge, und die Frauen lange Kleider und Hüte. Ich fühlte mich mit meinem Tshirt und den Jeans absolut fehl am Platz. Aber sie beachteten mich überhaupt nicht. Auch als ich nach Kiba rief, drehte sich niemand nach mir um. Na ja, das war ja auch nicht mein Traum, dachte ich, also warum sollte ich hier eine Rolle spielen? „Kibaaa!“ „Naruto, schneller!“ Ich hatte keine Ahnung was los war, aber jedes mal wenn ich näher kam, entfernte er sich, langsam fühlte ich mich verarscht. Na warte. Da dies ein Traum ist, brauch ich auf Augenzeugen keine Rücksicht zu nehmen. Und ich hatte mittlerweile meinen Körper fast vollkommen unter Kontrolle. Ich lauschte, ein weiteres panisches Naruto, warum klang er nur so ängstlich?, und ich rannte los. Ein paar Sekunden später stand ich direkt vor ihm oder besser gesagt, ich hätte direkt vor ihm gestanden, wäre er nicht weitergefahren oder auch besser gesagt, weiter gefahren worden. Hä? Kibas Gesicht sah mir angst verzerrt entgegen, entspannte sich aber dann, als er mich erkannte. Er saß in einer Art Käfig, der auf Rädern stand und von einem Esel gezogen wurde. Bei ihm waren noch drei Leute, zwei junge Frauen, und ein alter Mann. Eine der Frauen hatte fast nur noch ein Bein, das andere hing in Fetzen und war kaum mehr als solches zu erkennen. Trotzdem gab sie kein Laut von sich. Ihre Augen waren seltsam verschleiert und stumpf. Bei der anderen wusste ich nicht mal, ob sie überhaupt noch lebte. Sie war übelst zugerichtet und voller Blut. Mein Blick fiel auf ihre blutverschmierten Hände, und ich wusste sofort, ihr waren die Fingernägel ausgerissen worden. Hexen? Ich sah in die Richtung, in die der Esel lief. Auf den Marktplatz zu, dort war schon ein Scheiterhaufen. Als ob ich es nicht geahnt hätte. Und Kiba sollte auch dort enden. „Oh Mann Kiba. Da hast du echt einen Scheißtraum erwischt." „Das ist kein Traum, Naruto." „Klar ist das ein Traum." Ich stolperte über einen der Wackersteine mit denen die Straße gepflastert war und fiel hin. Extrem peinlich für den Vampirkönig. Armer Kiba, er dachte, es sei Realität, kein Wunder, dass er Angst hatte. Ich stand auf. „Naruto, das ist kein Traum, es ist eine Erinnerung." Ich brachte vor Schreck keinen Ton über die Lippen. In Gedanken rief ich nach Star, hoffentlich missachtete sie den Befehl, schließlich wollte sie mich leiten. Keine Antwort. Ganz toll. Ich rannte zu dem Holzkäfig und packte die Tür. Und riss sie aus den Angeln. Der Wagen kam zum Stehen, die Leute rannten herbei, um mich kümmerte sich niemand, aber sie sahen, das die Tür auf dem Boden lag. Kiba saß nach wie vor ganz hinten. „Warum kommst du nicht raus?“ Kiba zeigte mit einem Kopfnicken auf einen Mann in einer seltsamen Robe. Er hatte einen Geruch an sich, der mir vertraut vorkam. Weihrauch? Außer diesem Mann war auch jemand mit einer Bibel dabei und einer mit Holzpflöcken, aber Kiba hatte anscheinend nur vor dem Robenmann Angst. Ich konnte es riechen. Warum? Ich sah ihn näher an, konnte aber kaum was erkennen, wegen der Kapuze. Es war einfach ein weißer Kapuzenumhang mit lilanen Bändern bestickt. Und Zeichen. Zeichen, die mir bekannt vorkamen. Zeichen, die wir zu Hause mal an der Wand hängen hatten. Mein Vater, dessen Hobby Malerei war, hatte sie gemalt, und seine Bilder aufgehängt. Mittlerweile waren sie schon seit Jahren in seinem Arbeitszimmer. Ich hatte damals vor Angst geweint, also hatte er sie abgenommen und in einem separaten Zimmer aufgehängt. Ein Zimmer, das ich darum nie betrat. Ich brauchte nur noch eins und eins zusammen zu zählen. Der Kerl da war ein echter Vampirkiller. Er hob die Hand um die Kapuze runter zu nehmen. Ich erstarrte förmlich zur Salzsäule vor lauter Schreck. An seinem Finger prangte ein hässlicher Ring, den ich nur zu genau kannte. Ein Ring aus Metall mit einer Schlange in einer liegenden acht, dem Symbol für Unendlichkeit. „Der Ring...“, stammelte ich. „Er ist ein Zeichen dafür, dass er ein Mitglied der Organisation ist“, erklärte Kiba. „Und außerdem ein sehr mächtiges Bannsymbol. Es ist nicht nur die Schlange." „Nicht nur? Was noch?“ keuchte ich. „Er wurde mit einer bestimmten Zeremonie behandelt. Man kann ihn aufklappen. Darunter ist die eigentliche Macht." „Was auch immer das heißen mag, beeil dich und wach auf“, rief ich. „Naruto, das ist kein Traum. Ich bin in einer Erinnerung gefangen, in dieser Stadt in Rothenburg, habe ich damals gelebt, kurz bevor ich ein Vampir wurde." „Du wurdest – auf den Scheiterhaufen gebracht?“ Kiba schüttelte den Kopf. „Nein, damals konnte ich rechtzeitig fliehen." Verflucht. Mittlerweile war die Tür notdürftig wieder angebracht worden. Ich fragte mich wozu. Ein alter Mann, zwei die mehr tot als lebendig waren, und ein Vampir der von einem Vampirkiller in Schach gehalten wurde. Ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte. Auf keinen Fall wollte ich diesen Mann anfassen, mit ihm in Berührung kommen. Warum das so war, konnte ich selbst nicht sagen. Blieb nur der Scheiterhaufen. Ich rannte dorthin, und zerstörte ihn. Die Reaktion der schaulustigen Leute war unterschiedlich, einige sprachen von Teufelswerk und hatten Angst, rannten zum Teil sogar weg. Andere waren mehr verärgert, weil sie die armen Leute dort im Wagen am Scheiterhaufen brennen sehen wollten. Allerdings achtete keiner auf mich. Keiner, außer dem Kapuzenmann. ------------------------------------------------------- erinnert euch der Ring an einen Ring aus einer anderen Geschichte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)