Inkognito von _Delacroix_ (Animexx-Adventskalender 2011, Tag 8) ================================================================================ Inkognito --------- Er war nicht täglich im Grand Canyon State unterwegs, oder zumindest nicht mehr. Die Zeiten an denen an jeder Ecke ein Gesetzloser darauf lauerte ein billiges Opfer zu finden, waren schon seit knapp einhundert Jahren vorbei und damit war auch sein Interesse an diesem Staat weitestgehend versiegt. Es gab interessantere Orte in der Welt der Sterblichen. Khartum zum Beispiel, wo schwarzafrikanische Rebellen für mehr Mitbestimmung im Staat kämpften und starben. Der Irak, Südossetien, der Gazastreifen oder auch Pakistan. Das waren Orte an denen er gerne seine Zeit verbrachte. Alleine oder mit seinen Söhnen genoss er in der Regel das Rattern der Maschinengewehre, das Knallen der Granaten und die Schreie der Sterbenden. Ja, Kriegsschauplätze zogen ihn an wie ein Stück Fleisch die Maden. Trotzdem war er jetzt wieder hier. In einem kleinen Kaff nahe Phoenix, Arizona, wo um fünf Uhr Nachmittags die Bürgersteige hochgeklappt worden und es vielleicht einmal im Jahr eine anständige Kneipenschlägerei gab. Der Motor seiner Harley-Davidson knatterte lauter als sonst, als er durch die menschenleeren Straßen fuhr, aber es interessierte ihn nicht. Sollten die Missgeburten hier doch versuchen sich über den Lärm zu beschweren. Das würde sicher lustig werden. Lustig für ihn und seinen Baseballschläger. Natürlich war der Baseballschläger kein Baseballschläger und die Harley war auch keine Harley, aber wenn Ares eines gelernt hatte, dann war es, dass man nicht in einem rot-goldenen Streitwagen mit feuerspeienden Pferden und einem Schwert in der Hand durch eine amerikanische Kleinstadt fahren konnte. Das sorgte nur für panische Hausfrauen, nervige Fernsehreportagen und plötzlich ohnmächtig werdende Ehemänner. Kurz um, Zeus hatte es ihm verboten als er das erste Mal auf diese glorreiche Idee gekommen war und den Nebel, der sonst seine Erscheinung verhüllte zur Seite geschoben hatte. So musste er sich halt damit zufriedengeben, auszusehen als wäre er der Anführer der einen oder anderen Motorradgang. Nicht das diese Erscheinung nicht auch ausreichte um Panik in den braven Vorstadtmenschen aufkeimen zu lassen und dafür zu sorgen, dass Frauen am frühen Abend die Vorhänge in der Küche zuzogen und Kinder heftig zurück ins Haus gezerrt worden, nur damit sie ihm nicht begegneten. Störte ihn alles nicht sonderlich. Er mochte Motorradgangs. Die waren unterhaltsam und hatten Talent darin wirklich gute Schlägereien zu beginnen, weshalb er durchaus den einen oder anderen Abend in ihrer Gegenwart verbrachte. Man konnte schließlich nicht ständig im Krieg sein und in den Schützengräben der Welt herumliegen, auch wenn es zugegebenermaßen fast immer einen Krieg gab wenn man gerade einen brauchte. Heute war er auch nicht im Krieg, oder zumindest nicht mehr, aber das hatte andere Gründe als den das ihm die Schlachten ausgegangen waren. Gründe die nicht einmal Aphrodite kannte und Aphrodite wusste – ganz nach Art der Frauen - wirklich eine Menge über ihn. Die Harley rollte an einem hässlichen Kaktus mit Weihnachtsmannmütze vorbei, der auch schon im letzten Jahr an dieser Stelle gestanden hatte und schoss schließlich ganz am Ende des Dorfes eine bunt beleuchtete Auffahrt hinauf. Der Rasen vor dem Haus war akkurat getrimmt, ganz wie er es gewohnt war und auch das Garagentor war cremefarben und geschlossen wie immer. Nicht das er es nötig gehabt hätte seinen Streitwagen unterzustellen. Das letzte Mal als irgendein Idiot ihn gestohlen hatte, hatte er eine Menge Spaß daran gehabt, dem Bastard jeden Knochen im Körper zu brechen um ihm dann zu erklären, dass er das Spielzeug des falschen Gottes berührt hatte. Ares schob sich die Sonnenbrille auf der Nase zurecht und stapfte den Weg zur Vordertür hinauf, an der ein riesiger Adventskranz mit blutroter Schleife prangte. Zwanzig Schritte musste er machen um von der Garage bis zur Tür zu kommen, die sich erst dann öffnen würde, wenn er direkt davor stand und das obwohl sie ihn mit Sicherheit durch das offene Küchenfenster gehört hatte. Dieses Spiel hatte sie schon mit ihm gespielt, als er sie das erste Mal hier besucht hatte und es war so etwas wie ein Ritual für ihn geworden. Eines an das er sich mit der Zeit gewöhnt hatte. So sehr, dass es ihn ernsthaft überraschte als die Tür bei Schritt Zwölf plötzlich ein Knarren von sich gab und vorsichtig aufschwang. „Bist du Santa Claus?“, fragte ein kleines, braunhaariges Mädchen und hängte sich an die Tür, die daraufhin unter ihrem Gewicht noch lauter zu ächzen begann. Ihr Pullover war grün, was sie ein bisschen wie ein Busch aussehen ließ. „Sehe ich so aus?“, fragte Ares mit dem gleichen skeptischen Unterton den auch die Kleine verwendete zurück und trat einen Schritt näher. Selbst unter dem Vordach und in der Abenddämmerung musste sie erkennen können, dass er weder einen roten Mantel, noch einen langen, weißen Bart trug. Wäre ja auch noch schöner! Wenn er etwas mit Santa Claus gemeinsam haben musste, dann doch wohl bitte die Rute mit der er ungezogene, kleine Gören vermöbeln konnte. „Nein, aber du bist ja auch inkonio“, antwortete die Kleine und zog die Tür näher an sich heran, so als überlegte sie noch ob sie ihn wirklich hereinlassen wollte. Ares kramte in seinem Kopf. „Du meinst inkognito“, entgegnete er dem Kind und gruselte sich, weil er in diesem Moment verdammt nach seiner Schwester Athene klang. Sie hätte in dieser Situation genau das gleiche gesagt und dann so hochnäsig über ihren Schild hinweg geguckt, dass man ihr einfach nur noch das hübsche Näschen einschlagen wollte. Igitt! Zeit zu intervenieren, bevor das Kind ihn noch für eine männliche Version von Miss Superschlau hielt. „Und? Siehst du irgendein Rentier an mir?“, erkundigte er sich und versuchte dabei in seiner Motorradkluft so gruselig und unrentierhaft wie möglich auszusehen. „Nein“, wiederholte das Kind, „Aber die sind ja auch inkogneto.“ Ares biss sich auf die Zunge. Wie dumm von ihm. Natürlich waren die Rentiere auch inkognito. Sie hatten sich als riesige, feuerspeiende Pferde getarnt, die so taten als wären sie ein Motorrad. Klar und überhaupt war hier alles inkognito. Die Pferde, der Wagen und er selbstverständlich auch. Eigentlich war er nämlich Iris, die Göttin des Regenbogens und er wollte dem Kind seine Haferkekse verkaufen, die immer dafür sorgten, dass man anfing die Welt in bunten Farben zu sehen. Sein Mund verzog sich zu einem höhnischen Grinsen. „Klar Zwerg und jetzt geh mir aus dem Weg“, forderte er. Wenn die Kleine glauben wollte, dass Aithon und Phlogios eigentlich Rudolf und Dancer waren, bitte schön. Sollte sie eben. Er hatte schon dümmere Kinder gezeugt. Sogar Männliche. „Nein“, kam es schon wieder von dem Mädchen, das die Tür inzwischen so weit an sich herangezogen hatte wie es irgendwie möglich war ohne sie zu schließen. Mut hatte der Zwerg, das musste er ihm lassen. Immerhin widersprach die Göre einem Gott. Schon wieder! „Warum nicht?“, knurrte er und kam sich dabei reichlich dämlich vor. Er – der Kriegsgott in Person - stand vor einem Haus im Nirgendwo und diskutierte mit einem kleinen Mädchen darüber ob er es wohl betreten durfte. Lächerlich! „Mama hat gesagt, ich darf keine Fremden ins Haus lassen“, erklärte die Kleine mit hoch erhobenem Kopf und machte tatsächlich Anstalten ihm die Tür vor der Nase zuzumachen. „Warte!“, entfuhr es ihm bevor er richtig darüber nachgedacht hatte. Was würde Athene-Superschlau jetzt tun? „Ich ähm, ich bin doch gar kein Fremder“, behauptete er kurzentschlossen. Für einen Moment überlegte er, ob er sie wohl an das letzte Jahr erinnern konnte, aber er glaubte, dass die Kleine schon geschlafen hatte als er erschienen war. Da würde sie ihm sicher nicht glauben, wenn er sagte, dass er ihre Mutter kannte. „Nein?“, kam es erneut von ihr, fast als könnte sie gar nichts anderes sagen. Sicher spielte sie nur mit der Tür um ihn dadurch zu provozieren. Aber wenn er genau hinhörte, glaubte er auch Unsicherheit in ihrer Stimme zu hören. Er musste sie nur austricksen und dafür sorgen, dass sie ihn hereinließ. „Klar Zwerg“, bestätigte er und bemühte sich um ein weiteres, höhnisches Grinsen. „Ich bin doch der Weihnachtsmann in Verkleidung. Das hast du selbst gesagt. Folglich kennst du mich. Also kann ich kein Fremder sein.“ Beweisführung abgeschlossen. Das war ja einfacher zu gewinnen als ein Mordprozess. Ha, Athene-Superschlau konnte sich wirklich eine Scheibe von ihm und seinen brillanten Ideen abschneiden. Als ob er, der Gott des Krieges, sich von einem kleinen Mädchen aufhalten las- Die Tür fiel mit einem Knall und einem „Schwindler!“ direkt vor seiner Nase ins Schloss zurück. Oh diese Rotzgöre! Die Flammen in seinen Augen loderten heller und Ares hatte wirklich Mühe die Tür nicht einfach einzuschlagen, als sie sich auch schon ein weiteres Mal öffnete. „Clarisse, du kannst ihm doch nicht einfach die Tür ins Gesicht schlagen. Wirklich, was soll ich nur mit dir machen? Erst fütterst du den kleinen Michael mit Sand und jetzt das! Du kannst wirklich froh sein, wenn Santa dir heute Nacht überhaupt etwas bringt“, schimpfte die große, brünette Frau, die ihrer Tochter so verdammt ähnlich sah, dass er sich für einen Augenblick fragte, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war wiederzukommen. Eigentlich besuchte er seine Kinder nicht, bevor sie ein Alter erreichten, in dem man etwas mit ihnen anfangen konnte und einige seiner Mädchen – Nun, die hatte er noch nie besucht. Ares wusste mit ihnen nicht umzugehen. Mädchen interessierten sich für Make-Up, Kleidung, diese komischen, blonden Puppen, die Aphrodite nach ihrem Vorbild hatte anfertigen lassen und nicht unbedingt für Krieg und Waffen... Leider. In den letzten Jahren war das nie ein Problem gewesen.Wenn er hier angekommen war, hatte das Mädchen geschlafen und er hatte sie höchstens kurz gesehen, wenn er mit der Tasse Tee in der Hand in ihr dunkles Zimmer gespäht hatte um zu beobachten wie ihre Mutter ihr die Decke noch einmal bis zum Kinn hochzog. Da hatte sie immer wie ein kleiner Engel gewirkt und nicht wie ein Teufelsbraten, der ihm die Tür vor der Nase zumachen würde.Vielleicht wurde es wirklich langsam Zeit mit der Tradition zu brechen und nicht mehr zu erscheinen. Schade. Er hatte sich an diese Abende gewöhnt. Im Haus war es immer angenehm warm, roch nach Backwerk und der Tee der ihm serviert wurde, war blutrot und schmeckte nach Vanille. Ares mochte Vanille. Aphrodites Haare rochen danach und manchmal schmeckte auch Ambrosia als hätte er direkt in eine Schote gebissen. Ja, Vanille gehörte eindeutig zu den angenehmeren Erfindungen der Neuzeit. Genau wie der Panzer, Maschinengewehre und der Raketenwerfer natürlich. Und Vanilletee? Der schlug diese Erfindungen noch um Längen. Es war dieser Tee, der ihn veranlasste jedes Jahr wiederzukommen, in ein Haus und zu einer Frau, die zwar interessant war, es aber nie mit Aphrodite würde aufnehmen können. Wie konnte man das auch von einer Sterblichen verlangen? Trotzdem, ihr Tee war göttlich. So göttlich, dass Hebe es einfach nicht schaffte ihn in dieser Form zu reproduzieren. Hundert Mal hatte seine Schwester es versucht und hundert Mal hatte er ihr den goldenen Becher vor die Füße geworfen. Es war halt einfach nicht dasselbe und es strapazierte zunehmend seine Nerven, dass sie es nach wie vor versuchte. Im Inneren des Hauses war es wie erwartet warm. Der Geruch nach Schokoladenkeksen hing in der Luft und auf dem Tisch vor seinem Lieblingssessel bemerkte er bereits einen vollen Teller mit den braunen Dingern. Renntierform, wie passend. In einer Ecke des Zimmers glitzerte ein komplett in rot gehaltener Weihnachtsbaum. Das Lametta ließ den Baum wirken als würde er bluten. Gefiel ihm gut. Besser als das blaue vom letzten Jahr, das irgendwie uninteressant gewesen war obwohl es ihn an seinen Onkel Poseidon erinnert hatte. Schade das man den nicht einfach an einen Baum binden konnte. Am Kamin hingen zwei Strümpfe, natürlich noch leer. Der Weihnachtsmann würde nicht erscheinen solange das Mädchen noch im Haus herumturnte und nach ihm suchte. Im Fenster leuchteten künstliche Lichter in den verschiedensten Farben und ein ziemlich dämliches Plüschrentier gaffte ihn von der Couch aus mit großen Augen an. Außerdem schien irgendjemand mit Kunstschnee hantiert zu haben, denn überall glänzte die weiße Masse im künstlichen Licht der Deckenlampe. Und selbst die war von der Dekorationswut der Frauen nicht verschont geblieben. Strohsterne hingen an dünnen Fäden von dort herab und mussten von ihm zur Seite geschoben werden, bevor er sich in den Sessel fallen lassen konnte. „Ich setze Tee auf“, erklärte Mrs. La Rue knapp und verschwand in einem angrenzenden Raum, in dem – das wusste er – die Küche lag. Viele Häuser hatten heutzutage Wohnküchen. Offene Konstruktionen, die es erlaubten in einem Raum zu kochen und gleichzeitig ein Footballspiel zu gucken, aber hier war es seltsamerweise anders. Warum? Keine Ahnung. Wen interessierte es schon? Er war nicht der Dumme, der in dem Haus kochen musste. Ares lehnte sich zurück und hatte gerade begonnen sich zu entspannen, als ein Zwicken in seinem Nacken ihn zwang sich noch einmal im Zimmer umzusehen. Da stand sie. Das kleine, freche Ding, mit verschränkten Armen und einem Schmollmund, den man beim besten Willen nicht übersehen konnte. 'Du bist doof', schienen ihre Augen zu verraten und irgendwie fand er das amüsant. In der Regel neigte er mehr dazu junge Männer zu verärgern. Kleine Kinder waren mal neu und witzig, schließlich konnten die sich nicht mal wehren. „Was?“, fragte er also misstrauisch und musste nicht einmal eine Sekunde warten um ein leises „Ich mag dich nicht“, von ihr zu hören. Das war ja wirklich reizend. Seine Tochter mochte ihn nicht. Prima! Beruhte auf Gegenseitigkeit. Trotzdem kam er nicht umhin ein „Wieso?“ über seine Lippen gleiten zu lassen. Natürlich gab es viele Gründe ihn nicht zu mögen. Er war der Kriegsgott, gemein, brutal, hinterhältig, unfreundlich und erstaunlich gutaussehend obendrein. Klar das er Neider hatte. Ein kleines Mädchen gehörte bislang allerdings nicht dazu. Vorsichtig kam das Kind näher, bis es direkt vor ihm stand. Sie musterte ihn von oben bis unten und stellte sich sogar auf die Zehenspitzen um größer und vielleicht auch gefährlicher auszusehen. „Du hast mir kein Geschenk mitgebracht“, maulte sie dann und schob ein weiteres Mal die Unterlippe nach vorne. Fast als hätte er eine Todsünde begangen. Ares Mundwinkel zuckten. Dieser Zwerg war anscheinend wirklich mutig. Gefiel ihm. Schade das sie nur ein Mädchen war. „Du hast Michael mit Sand gefüttert“, erinnerte er sich an die Vorhalte, die die Kleine gerade noch von ihrer Mutter gehört hatte und tatsächlich ließ sie wie auf Befehl den Kopf sinken und blickte zu Boden, fast als würde ihr das mit dem Sand inzwischen wahnsinnig leid tun. Ihre Worte straften sie Lügen, denn ihr „Michael ist doof“, verriet recht eindeutig, dass es ihr ganz und gar nicht so leid tat, dass sie ihm das Maul gestopft hatte. „Er hat mich an den Haaren gezogen“, redete das Kind weiter, als würde er wirklich eine Erklärung verlangen. War ihm doch egal was die Made angestellt hatte. Hauptsache sie hatte ordentlich dafür gebüßt. „War es viel Sand?“ fragte er mit einem boshaften Grinsen als die Kleine mit ihrer Beschreibung fertig war. Eine Frage, die sie scheinbar wirklich verwirrte, denn das Mädchen hielt für einen Moment inne und guckte ihn an als wäre er verrückt geworden. Dann nickte sie, zögernd als wüsste sie nicht welche Antwort er von ihr erwartete. „Viel Sand“, wiederholte sie leise, „und ein dicker Regenwurm.“ Nun hatte sie es geschafft. Ares lachte. Viel Sand und ein dicker Regenwurm. Das war wahrlich die perfekte Strafe für einen Sandkastenrowdy, der es wagte seine Tochter anzufassen. Köstlich! Und er meinte nicht den Regenwurm. Während er noch lachte, stemmte das Kind die Hände in die Hüften. „He!“, rief sie offensichtlich schwer gekränkt, „Ich habe lange nach so einem Dicken gebuddelt.“ Ares lachte weiter. Ein Mädchen, das ewig nach einem fetten Regenwurm buddelte, nur um diesen dann einem unverschämten Jungen in den Mund zu stopfen. Ja, das war ganz nach seinem Geschmack. Viel mehr als die komischen, pinken Puppen, mit denen seine Mädchen sonst so spielten. „Magst du Puppen?“, rutschte es ihm heraus und die Kleine verzog das Gesicht als müsste sie gleich brechen. „Puppen sind doof“, versicherte sie im Brustton der Überzeugung. „aber ihre Köpfe gehen schnell kaputt.“ Woher sie das wusste, wollte der Kriegsgott gar nicht wissen. In seiner Phantasie riss die Kleine eh schon pinken Barbies die Köpfe ab, während andere, kleinere Mädchen heulend daneben standen. Und er fand es toll. Wirklich toll! Vielleicht war das Mädchen ja doch zu mehr zu gebrauchen als er bislang erwartet hatte. Zumindest war sie unterhaltsam. Also wollte er mal nicht so sein. Betont langsam hob er seine Hand, versuchte sich auf etwas Ungefährliches zu konzentrieren und schnipste mit den Fingern, was sowohl zur Folge hatte, dass Clarisse ihn neugierig ansah als auch, dass ein Gegenstand krachend von der Decke stürzte. Clarisse quietschte und machte einen Satz zurück, bevor sie vorsichtig wieder näher kam, um sich anzusehen, was da in ihr Wohnzimmer gefallen war. Es war nur ein Holzschwert, nicht einmal bemalt, aber das Leuchten, das in ihre Augen trat als sie die Hand danach ausstreckte und es schließlich triumphierend in die Luft hielt, ließ ihn schmunzeln. Ja, das Mädchen gefiel ihm. Sie würde einmal eine gute Kriegerin abgeben da war er sich inzwischen sicher. Indes ließ Clarisse langsam das Holzschwert wieder sinken und lief aufgeregt auf ihn zu. „Und du bist es doch“, behauptete sie, während sie sich krampfhaft bemühte zu ihm auf den Sessel zu klettern. Etwas, was ihr nur gelang, weil er sich spontan entschied ihr einen kleinen, magischen Schubser zu versetzen, der verhinderte, das sie wieder auf den Boden plumpste. „Was soll ich sein?“ fragte er nun und überlegte, was er mit dem Kind auf seinem Schoss anfangen sollte. Die Jungen mit denen er sich sonst beschäftigte, taten so etwas nicht. Es war einfach nicht cool auf seinem Vater herumzuturnen, selbst wenn er der Kriegsgott persönlich war. Clarisse indes versuchte neugierig an seiner Sonnenbrille vorbei in seine flammenden Augen zu gucken und rammte ihm ganz nebenbei das Knie in den Magen während sie im Brustton der Überzeugung „Santa, natürlich“, rief. Ares, dem das glücklicherweise nicht wirklich etwas ausmachte, legte den Kopf in den Nacken und seufzte schwer, heute würde er zwei Tassen Vanilletee brauchen. Schon um seine gerade aufkeimenden Kopfschmerzen zu kurieren.   Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)