Christmas lights von _Delacroix_ (クリスマスライト) ================================================================================ Christmas lights ---------------- Die einzige Lichtquelle in ihrem Büro war der flackernde Bildschirm ihres Computers, aber es machte Eugeal nichts aus. Sie war es gewohnt im Dunkeln zu arbeiten und sie brauchte kein Licht um die richtigen Tasten auf der Tastatur zu finden. Vor ihren müden Augen rauschten Bilder und Namen vorbei. Einer von ihnen musste es sein. Einer dieser Menschen trug einen Talisman im Herzen. Nur welcher von ihnen? Da waren Polizisten, Feuerwehrleute, Sanitäter, Schüler, Hausfrauen... Nur wer versprach den meisten Erfolg? Längst hatte sie den Überblick über ihre Technik verloren. Längst war sie sicher, dass es sich bei ihrer Auswahl um nichts anderes als ein Glücksspiel handelte und längst ahnte sie, dass die Geduld des Doktors am schwinden war. Viel zu oft schon hatten die Sailor Kriegerinnen ihr die Tour vermiest. Zu häufig schon hatte sie einen Antrag auf einen neuen Dämon stellen müssen. Das Tippen auf ihrer Tastatur wurde lauter, wütender. Sie brauchte einen Plan und dieses Mal musste er ganz einfach narrensicher sein. Sie konnte es sich nicht leisten noch mehr Forschungsgelder zum Fenster herauszuwerfen. Nicht wenn sie nicht wie Kaorinite enden wollte und diese Demütigung – das wusste sie – würde sie nicht überleben. Der Rechner gab ein mechanisches Piepen von sich und zeigte damit, dass er seine Berechnungen abgeschlossen hatte. Wenigstens etwas worauf sie sich nach wie vor verlassen konnte. Eugeals Blick heftete sich auf das Bild vor sich. Wäre es nach ihrer persönlichen Einschätzung gegangen, sie hätte die Talismane sicher nicht im Herzen eines so alten Mannes gesucht, aber ihr Computerprogramm war nahezu fehlerfrei und wenn es sich sicher war, dass dieser Mann das reinste Herz von allen hatte - Nun, dann würde sie ihm wohl mal einen kleinen Besuch abstatten.       ++++   Die Milchschaumkrone ihres Cappuccinos wackelte bedenklich in dem großen, blauen Becher hin und her als Minako Aino die Faust auf den kleinen grauen Plastiktisch knallte. „Das ist so unfair!“, ereiferte sie sich und brachte Rei dazu genervt die Augen zu verdrehen. „Ich esse viel weniger Süßkram als Bunny und trotzdem hat sie ein Weihnachtsdate während ich mit dir Cappucino trinken gehen muss! Was ist das für eine Welt in der hübsche Mädchen wie wir Weihnachten alleine feiern müssen?“, Rei spürte wie sich die Blicke der Bedienung und vor allem auch die der anderen Gäste – fast alles Pärchen - auf sie richteten. Einen peinlichen Moment lang fürchtete sie an Minakos Stelle rot werden zu müssen, doch dann bemerkte auch die Blondine, dass sie wohl ein klein wenig zu laut geworden war und änderte spontan ihre Gesichtsfarbe bis sie beinahe Ton in Ton mit ihrem rosafarbenen Wollschal war. „Es ist trotzdem gemein“, grummelte sie in den weichen Stoff hinein und hätte Rei sie nicht so gut gekannt, sie hätte vermutlich nur 'Hmpf-hmpf-hmpf' verstanden. „Du weißt das du nicht bleiben musst?“, fragte Rei, während sich ihre Finger um den Griff der Tasse schlangen und das Gefäß betont langsam zu ihrem Mund führten. Der Geruch nach Kaffee und Milch stieg ihr in die Nase und beruhigte ihre Nerven, so dass sie das nächste Knallen von Minakos Faust auf dem Tisch nur noch am Rande wahrnahm. „Wie kannst du so etwas nur sagen?“, fuhr ihre Freundin sie an und es war der Kaffee in ihrem Mund, der sie davon abhielt eine Antwort zu geben, die Minako sicher nicht gefallen hätte. „Du weißt genau, dass ich meine Zeit sehr gerne mit dir verbringe, aber das hier“, Minako machte eine ausladende Geste mit den Händen und es war wohl ihr Glück, dass gerade kein anderer Gast in ihrer Nähe stand, „ist eindeutig ein Pärchending. Du weißt schon. Heute geht man von Schaufenster zu Schaufenster und sieht sich die bunten Lichter an und ich kann schon wieder nicht mitmachen weil ich nun Mal kein Pärchen bin!“ Erneut knallte etwas auf den Tisch, doch dieses Mal handelte es sich nicht um die Faust der Blondine. Es war ihr Gesicht, das Bekanntschaft mit der grauen Oberfläche machte. Insgeheim beglückwünschte Rei sich, dass sie ihnen kein Stück des Winterzauberkuchens bestellt hatte, der sich verführerisch in einer Vitrine am Eingang drehte, äußerlich aber zeigte sie keine Reaktion auf das alberne Verhalten ihrer Freundin. Sie wusste, dass die anderen Gäste sie anstarrten und sie wusste auch, dass das zu nicht ganz kleinen Teilen die Schuld ihrer Begleitung war. Betont langsam ließ sie ihre Tasse zurück auf den Tisch gleiten und atmete tief durch. „Zahlen, bitte.“ „Schau dir all die Farben an!“, rief Minako gerade sicher das vierte Mal in Folge und drückte ihre Nase gegen das Schaufenster eines Schuhladens. Ob sich der Ausruf auf die Winterstiefel bezog, die in allen Formen und Farben glänzten oder auf die Lichterketten, die beinahe jeden zweiten Atemzug in einer anderen Farbe strahlten, vermochte Rei nicht zu sagen. Es war ihr auch egal. Seit sie das 'Fruits Parlor Crown' verlassen hatten, war sie damit beschäftigt gewesen, ihre Hände in die Taschen ihres roten Mantels zu pressen und die Arme möglichst dicht am Körper zu halten. Vielleicht war es verrückt von ihr, doch der Abend kam ihr kälter vor als gewöhnlich und jedes Mal, wenn sie Minako in ihrem karierten Rock ansah, wurde ihr gleich noch einmal kühler. Wie schaffte es das Mädchen nur so überhaupt gar nicht zu frieren, während es sich das Näschen an irgendwelchen Glasscheiben plattdrückte, die sich auf der Haut anfühlten wie blankes Eis? Alleine der Gedanke daran ließ Rei frösteln und sich zurück in das Café wünschen, in dem sie sich einfach noch einen schönen heißen Cappuccino hätte bestellen können. Aber nein, sie hatte ihrer Freundin ja unbedingt einen Gefallen tun wollen und jetzt war sie hier zwischen irgendwelchen Geschäften und ignorierte die ganzen Paare, die fröhlich an ihnen vorbeispazierten und ihnen gelegentlich einen seltsamen Blick schenkten. „Aww“, kam es aus Minakos Richtung und Rei konzentrierte sich wieder auf ihre Freundin. Die Lichterkette des Ladens hatte von kaltem Blau zu einem warmen Orange gewechselt und für einen Moment sah die Welt aus als hätte sie Jemand in pures Gold getaucht. Das triste Grau der Straße, die weiße Fassade des Hauses, die Stiefel mit dem schwarzen Lammfell am Schaft und das Haar ihrer Freundin. Alles strahlte in einer warmen Schönheit, die Rei in dieser Form noch nie gesehen hatte. Minako lachte und Rei hielt unwillkürlich den Atem an, während das Mädchen auf dem Absatz herumfuhr, sich mit der rechten Hand die Haare aus dem Gesicht strich und schließlich mit der Linken ihren Arm umklammerte. „Ist das nicht toll?“, fragte sie mit einer Begeisterung in der Stimme, die sie sonst nur für süße Jungs aufzuheben schien und Rei spürte wie ihr unwillkürlich ein wenig wärmer wurde. Minakos Begeisterung war heute wirklich ansteckend und außerdem strahlten ihre Augen vor Freude mit den bunten Lichtern um die Wette. „Es freut mich, dass euch die Schaufenster so gut gefallen“, ließ sie eine tiefe Stimme zusammenfahren, doch noch bevor sie überhaupt verstanden hatte, wer sie da so einfach angesprochen hatte, quietschte Minako vor Freude und plötzlich floss wieder Blut durch ihren rechten Arm. Ihre Freundin hatte losgelassen um sich auf einen kleinen, alten Mann mit Rauschebart und rotem Mantel zu stürzen, der sie fröhlich anstrahlte. „Santa!“, entfuhr es Minako begeistert. „Oh Rei, schau nur es ist Santa! Komm, du musst ein Photo von uns machen. Wir dürfen doch ein Photo mit Ihnen machen, nicht wahr?“ Rei zuckte hilflos mit den Schultern und kramte ihre kleine Kamera aus ihrer Manteltasche hervor. Wenn Minako ein Photo mit einem als Santa Clause verkleideten Ladenbesitzer wollte, sollte sie halt ihr Photo bekommen. War ja eigentlich nichts dabei.             ++++   Eugeal war frustriert. Irgendjemand musste an der Technik ihres Autos herumgespielt haben und sie hatte es erst gemerkt als sie - wie immer mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit - aus einer U-Bahn-Station auf die Straße geschossen war und ihr eingebautes Computersystem ihr gesagt hatte, dass es bis zu ihrem Ziel noch ganze 5594,924 km waren! Das konnte gar nicht richtig sein! Das lag überhaupt nicht mehr in Japan und wie sollte sie bitte mit dem Auto nach außerhalb von Japan kommen? Das war ein Auto, es konnte nicht schwimmen und fliegen konnte es auch nicht! Und selbst wenn es das gekonnt hätte, sie wäre damit doch nie bis an den Nordpol gefahren! Wenn sie Mimett in die Finger kriegen würde, würde sie ihr etwas erzählen. Diese unfähige, kleine Hexe glaubte wohl, sie könne durch kleine Sabotagen an ihren Posten kommen. Sah der niederträchtigen Schlange ähnlich, aber nicht mit ihr. Sie würde ihr Ziel finden und wenn es sein musste, dann eben auch ohne die Hilfe ihrer Software. Konnte so schwer ja nicht sein, immerhin hatte es Kaorinite auch immer irgendwie hinbekommen. Die Reifen des Wagens quietschten als Eugeal das Steuer schlagartig nach rechts riss um in eine weitere große Straße abzubiegen. Es war eine helle Nacht doch so richtig wusste die Hexe nicht woran das lag. Vielleicht machten sich ihre neuen Scheinwerfer bezahlt, vielleicht waren es aber auch die ganzen bunten Lichter, die die Menschen an ihre Häuser gehängt hatten. Blau, Grün, Gelb, Rot, Violett. Jedes Haus schien in einer anderen Farbe zu leuchten und tauchte ihren Wagen kurz in ein ganz eigenes, unheimliches Licht. Eugeals Blick wanderte zum Mittelspiegel, beobachtete kurz ein Pärchen, das ihrem Auto nachstarrte als wäre es eine Erscheinung, dann waren die Beiden auch schon weg und etwas anderes erregte ihre Aufmerksamkeit. Dort, vor einem besonders grün leuchtenden Geschäft! Das war doch – Eugeal stieg auf die Bremse und riss ein weiteres Mal das Lenkrad herum. Bingo!             ++++   Bremsen quietschten als ein Kombi mit einem schwarzen Stern auf der Seite mitten auf der Straße zum stehen kam. Weißer Rauch stieg auf und hüllte den Wagen fast vollständig ein. Eine Tür knallte. „Von wegen Nordpol“, schimpfte eine wohlbekannte Stimme und für einen kurzen Augenblick war alles was Rei erkannte, die schlanke Silhouette Eugeals. „Ich wusste doch, dass kein normaler Mensch am Nordpol leben kann.“ Der sternförmige Lauf eines Gewehrs richtete sich auf Santa Clause und in dem unförmigen Nebel erschien das grinsende Gesicht der rothaarigen Hexe. „Aber ich habe dich auch so gefunden“, erklärte sie mit deutlichem Stolz in ihrer Stimme, „und jetzt gibst du mir dein reines Herz! Feuer!“ Noch bevor Rei etwas unternehmen konnte, hatte die Hexe auch schon den Abzug gedrückt. Der Weihnachtsmann bäumte sich auf und schrie. Sein Körper leuchtete und für den Bruchteil einer Sekunde hing der dicke Mann förmlich in der Luft. Dann fiel er wie ein nasser Sack zu Boden und über ihm schwebte strahlend sein reines Herz. Eugeal kicherte bösartig und Rei wusste, sie mussten dem Mann helfen! Sofort! Sie suchte Augenkontakt zu Minako und fand was sie erwartet hatte. Wilde Entschlossenheit stand in den Augen der Blondine geschrieben als sie den Arm mit dem magischen Stift in die Luft reckte. „Macht der Venusnebel, mach auf!“, hörte Rei sie ihre magischen Worte sprechen und sie beeilte sich ihre eigenen ebenfalls über die Lippen zu bekommen. Große Macht durchströmte ihren Körper, erfüllte sie mit Wärme und Stärke und kaum einen Wimpernschlag später hatte sich ihre Kleidung komplett verändert. Obwohl sie nun einen Minirock trug, war ihr nicht mehr kalt. Es war fast als hätte die Verwandlung auch ihr Temperaturempfinden verändert aber Rei blieb nicht die Zeit sich genauer mit dem Phänomen zu befassen, denn neben ihr ging Sailor Venus bereits in Angriffsposition. „Santa Clause bringt der ganzen Welt Geschenke und Freude und du nimmst ihm sein Herz! Das werden wir nicht zulassen! Wir sind Sailor Krieger und wir stehen für Liebe und Gerechtigkeit. Ich bin Sailor Venus“, begann sie und ließ Rei wie so oft den Spruch zu Ende bringen. „Und ich bin Sailor Mars und im Namen des Mondes werden wir dich bestrafen.“ Doch die Hexe ließ sich nicht einschüchtern. Zu oft hatten sie sich in den letzten Wochen so gegenüber gestanden und zu oft hatte sie diesen Spruch aus dem Mund der Sailor Kriegerinnen schon gehört. Rei wusste was geschehen würde, kaum das Eugeals: „Daimon erscheine!“ über ihre rot geschminkten Lippen gekommen war. Der Kofferraum des Wagens sprang auf, eine rechteckige Kiste erschien, öffnete sich rauchend und da war er... Der Daimon! „Kiru!“, rief ein hässliches, grünes Ding, das Rei ein wenig an einen mutierten Tannenbaum erinnerte. Seine Haut war braun und an einem grünen Nadelkleid hingen die buntesten Lichter, die Rei seit langem gesehen hatte. Die Haare des Daimon schienen ganz und gar aus goldenem Lametta zu bestehen und an seinen Ohren hingen zwei dicke, rote Christbaumkugeln. Das Monster drehte sich einmal um sich selbst und plötzlich schoss eine bunte Lichterkette durch die Luft. Rei wollte zur Seite springen, doch sie war nicht schnell genug. Das dünne Kabel erwischte ihren Hals, wickelte sich um ihn herum wie eine Schlange und drückte zu. Rei schnappte nach Luft, versuchte das dünne Ding ab zu bekommen, doch sie hatte keine Chance. Ihr Atem wurde knapp. Es schwindelte ihr und in ihren Ohren begann es unangenehm zu rauschen. „Uranus, flieg!“ erklang es von irgendwo und auf einmal war da wieder Sauerstoff. Rei sank gen Boden und hustete heftig. Vermutlich wäre sie auf dem Asphalt gelandet, wären da nicht Venus Arme gewesen, die sich plötzlich um sie schlangen. Woher sie kamen? Rei wusste es nicht. Die Lippen der blonden Kriegerin bewegten sich, aber was sie sagte, verstand Rei nicht. Alles was bei ihr ankam, war die wohlbekannte Kampfansage von Sailor Uranus und das: „Und ebenso Sailor Neptun“, aus dem Mund ihrer Gefährtin. Obwohl Rei sie nicht sehen konnte, wusste sie was jetzt geschehen würde. Die beiden seltsamen Kriegerinnen gingen immer gleich vor. Zunächst stellten sie sich Eugeal in den Weg, um an das Herz zu kommen und dann nachdem sie es geprüft hatten – Mühsam rappelte Rei sich hoch, hörte gerade noch, wie Neptun ein „Wieder nichts“ murmelte und dann, als sie endlich einen Blick auf die Szenerie zu werfen im Stande war, da sah sie die Beiden gerade noch über die Leitplanke auf die Straße springen. Typisch. Erneut knallte eine Autotür. Ein Motor röhrte. Die Räder des Kombis drehten durch und ein hässlicher Weihnachtsbaum ließ ein verwirrtes „Kiru?“ ertönen als er verstand, dass die Hexe ihn genauso zurückließ wie Sailor Uranus und Neptun es mit ihnen getan hatten. „Feuerherzen, fliegt!“, nutzte Venus die Gelegenheit um den Daimon anzugreifen und bekam als Dank dafür eine ganze Ladung spitzer Tannennadeln entgegengeschleudert, denen sie nur mit viel Glück und einem nicht sehr eleganten Hechtsprung ausweichen konnte. Rei zwang sich, sich auf den Daimon zu konzentrieren und nicht auf das Heck des davon brausenden Kombis. Eugeal würde sie so oder so nicht einholen. Das stand fest. Bunte Lichter klapperten als das Monster erneut in Angriffsstellung ging doch dieses Mal war Rei auf ihn vorbereitet und seine gefährlichen Lichterketten gingen ins Leere. „Feuerringe fliegt!“, befahl Rei, hörte wie durch Watte wie Venus ihre Angriffsformel wiederholte und dann ging plötzlich alles ganz schnell: Feuer schlang sich um orangefarbene Herzen, erleuchtete die Geschäfte einen Moment lang in warmem Rot und schlug schließlich mit voller Kraft in den braun-grünen Körper des Daimon ein. „Kiru!“, schrie das Monster schmerzerfüllt, bäumte sich noch einmal auf und war so plötzlich verschwunden, wie es gekommen war. Nur ein alter, vertrockneter Tannenbaum blieb zurück und ließ traurig seine nackten Äste hängen. „Weißt du was ich an der Sache seltsam finde?“, fragte Minako und nippte an ihrer heißen Schokolade, während Rei sich wie eine Ertrinkende an ihren Cappuccino klammerte. Sie war froh endlich wieder in einem warmen Café zu sitzen und sie fand, dass sie sich das nach dem Kampf gegen den Daimon auch mehr als verdient hatten. Dennoch ließ sie sich zu einem halbherzigen „Was?“ herab, das ihre Freundin prompt dazu brachte, sich quer über den grauen Plastiktisch zu lehnen um ihr näher zu kommen. „Santa“, raunte sie und leckte sich betont langsam die Schokolade von den pinken Lippen. „Santa?“ echote Rei ein wenig ungläubig, während sie sich bemühte, sich das Bild des kleinen, dicken Mannes vor Augen zu führen, den Eugeal angegriffen hatte. Der Geruch nach Kaffee und Milch stieg ihr in die Nase und endlich schienen ihre kalten Finger wieder auftauen zu wollen. Wäre es nicht so albern gewesen, sie hätte sicherlich wohlig geschnurrt. So aber gab sie nur ein skeptisches: „Was soll mit ihm sein?“, von sich, das in ihren Ohren deutlich weniger kindisch klang. Minakos Augen funkelten wie sie es immer taten, wenn sie etwas wusste und alle Anderen nicht und einen Moment lang war Rei versucht etwas sehr Unfreundliches zu sagen, einfach nur, damit der Ausdruck von Minakos Gesicht verschwand. Dann aber öffnete Minako den Mund und die Lust verging so schnell wieder, wie sie gekommen war. „Er war so plötzlich weg, wir konnten nicht einmal schauen, ob es ihm richtig gut geht“, klagte sie und Rei blieb nur ihr recht zu geben. Es war wirklich seltsam gewesen. Die meisten Opfer standen nicht noch während des Kampfes auf und verschwanden spurlos, aber bei Santa war es genauso gewesen. Als der Daimon endlich besiegt gewesen war, war von dem Mann nicht einmal mehr ein Haar zu sehen gewesen und so blieb ihnen nur die Gewissheit, das er sein Herz von Uranus und Neptun zurückbekommen hatte und das es bisher allen gut ging, die ihr Herz zurückerhalten hatten. Das und ein unscharfes Photo auf ihrem kleinen, blauen Photoapparat. Reis Hand glitt in die Tasche ihres Mantels, den sie halbherzig über die Stuhllehne gelegt hatte. Einen Moment lang musste sie suchen, dann zog sie ihre Kamera hervor und drückte mehr aus einer Eingebung heraus ein paar Knöpfe. Minako lehnte sich weiter über den Tisch und hing mit den Spitzen ihrer blonden Haare schon fast in Reis Cappuccino während sie versuchte ebenfalls einen Blick auf den Display der Kamera zu werfen. Ein weiterer Knopfdruck und es war da: Das Photo. Minako fröhlich winkend vor dem dunkelgrün strahlenden Osa-P. Einen Moment lang starrte Rei das Bild einfach nur an, dann sah sie auf und begegnete dem ratlosen Blick ihrer Freundin. „Verstehst du das?“, hauchte sie, aber Minako schüttelte nur den Kopf. Scheinbar war Santa nicht nur vom Kampfschauplatz sondern auch von ihrem Photo verschwunden. Merkwürdig, sehr sehr merkwürdig. Besonders wenn man bedachte, dass der Mann nicht der echte - Ein Schauer lief ihr über den Rücken und wenn sie sich Minako so ansah, war sie sich fast sicher, dass es ihrer Freundin gerade kein bisschen anders ging. Konnte es sein, dass dieser kleine, dicke Mann wirklich – Nein, das war unmöglich. Er konnte unmöglich der echte Santa Clause gewesen sein.             ++++   „Das kann doch nicht war sein“, schimpfte Eugeal, als sie ihren Schreibtischstuhl zurückzog und sich unglücklich auf ihn fallen ließ. Wieso hatte sie nur schon wieder versagt? Es hatte doch alles so gut geklungen. Ein Mann, der allen Kindern Geschenke brachte. Konnte ein Herz denn wirklich noch reiner sein? Ihre Berechnungen waren perfekt gewesen und doch – Doch hatte es wieder nicht geklappt. Wieder war kein Talisman im Herzen ihres Opfers gewesen und wieder waren die Sailor Kriegerinnen aufgetaucht um ihr das unter die Nase zu reiben! Vier Stück! Vier Feinde auf einmal! Wie sollte man denn gewinnen, wenn vier Kriegerinnen auf einmal gegen einen antraten? Und die Daimonen des Doktors? Lächerlich! Ständig hatten sie irgendwelche Marotten, entwickelten eine eigene Meinung oder starben einfach weg wenn sie gerade wichtig wurden! Was war das denn für eine Basis? Aber sollte sie sich beschweren? Über Doktor Tomoe? Wohl besser nicht. Seufzend drehte sie sich mit dem Stuhl zu ihrem Schreibtisch um, suchte mit den Fingern nach dem Schalter ihres Bildschirms und stockte. Was war das denn? Mitten auf ihrem Schreibtisch zwischen den letzten zu digitalisierenden Akten lag ein großes, sorgsam zusammengebundenes Bündel Zweige. Seltsam. Gehörten bestimmt Telulu.       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)