Walk on the Edge von Yamato_ (Erste deutschsprachige Taito in Romanlänge) ================================================================================ Kapitel 5: Hikari to Kage ------------------------- Disclaimer: Moshi Moshi. Hier ist Yamato’s anrufbeantwortendes Digimon. Yamato muß leider die nächsten 3000 Jahre im Knast verbringen, weil er die Rechte an Digimon Adventure nicht bezahlen kann, und es trotzdem gewagt hat, Fanfics dazu zu schreiben. Autor:Yamato Spoiler: Bis zu den Folgen 35-37. So langsam strebt der Kampf gegen Vamdemon seinem Höhepunkt zu. Archive: Ähnlich wie für Amicus Draconis, hab’ ich jetzt auch für WOTE einen kleinen Schrein in meinem LJ angelegt. ( http://yamato--ishida.livejournal.com/72604.html ) Dort gibt es die Story mit Bildern, Hintergrundmaterial und kleinen Spoilern für noch nicht gepostete Folgen * * * 5. Hikari to Kage “Hikari sasu tokoro kage ga dekiru you ni“ “Ein Ort, der im Licht erstrahlt, muß auch im Schatten versinken.“ –Unbekanntes Wesen, das durch Hikari’s Stimme zu den Kindern spricht– “Shinde!“ Der eiskalte Yakuza Killer hebt seine eiskalte Killerkanone und richtet sie auf den Helden. Der Held steht dick da, lässig mit der Kippe in der Flosse, als ob ihn das alles gar nix anginge. Wahrscheinlich steht sein Kumpel schon auf dem Dach und hat den eiskalten Yakuza Killer im Visier. Oder er wird sich blitzschnell ducken, so daß die Kugel einfach über ihn hinwegpfeift. “Scheiße!“ Das war nicht der eiskalte Yakuza Killer, das war ich. Warum muß die blöde Glotze auch an der spannendsten Stelle den Geist aufgeben! Das ist so verdammt unfair! Da hat man den ganzen Tag Streß und kann sich abends nicht einmal entspannen. Total außer mir hopste ich auf dem Sessel herum, machte blöde Verrenkungen und drückte sämtliche Knöpfe der Fernbedienung. Nichts geschah. Genausogut hätte ich mich auf den Kopf stellen, mit den Ohren wackeln und dazu unseren Digitiersong singen können. Wenn Mann keine Glotze hat, dann bleibt nur noch der Kühlschrank! Kurz entschlossen marschierte ich rüber in die Küche und begann nach Eßbarem zu forschen. Zum Kochen hab‘ ich keinen Bock mehr und Fertiggerichte hab‘ ich keine eingekauft, ich hasse diese Würgdinger. Eigentlich hab‘ ich nicht mal Hunger, mir ist bloß langweilig. Und um was Sinnvolles zu tun, fehlt mir einfach die Konzentration. Ich hatte mich getäuscht, was meinen Erzeuger anging. Er war doch im Laufe des Tages hiergewesen und wieder fortgegangen, und hatte sogar einen Zettel und ein Fertiggericht für mich dagelassen. Ein richtiges Fertiggericht! Das tangiert mich, als ob in China ein Fahrrad umfällt! Soll ich das jetzt essen, oder bin ich dafür noch nicht verzweifelt genug? Ich beschloß, ins Bett zu gehen. “Worüber grübelst du nach?“ wollte mein Didschi von mir wissen, als es sich neben mir unter die Decke kuschelte. Ich bin ein verdammter Wolf, ich darf kuscheln, verdammt noch mal! Außerdem war sowieso keiner von den anderen da, der darüber blöde Sprüche hätte loslassen können. “Sorry, Gabumon, will jetzt nicht drüber reden, okay? War‘n stressiger Tag heute.“ Ich drehte mich zur Wand. Das fehlte gerade noch, daß ich Gabumon erklären durfte, was mit mir los war. Ich raff’s ja selbst nicht ab. Ich hätt‘ ihn nicht anrufen sollen... Seine blöde Stimme hat wieder alles durcheinander gebracht... Nein, ich will jetzt pennen und nicht grübeln. Schluß mit dem Blödsinn! Irgendwann muß ich aber wirklich eingepennt sein, denn das nächste, woran ich mich erinnern kann, ist mein Alter, der mich mit dem Fuß wach schüttelt, weil er mit den Händen viel zu beschäftigt ist, sich Reis in die Röhre zu schieben. Der Reis kam ihm aber schnell wieder hoch, als er bemerkte, daß das Plüschtier, das ich im Arm hielt anfing, sich zu bewegen. Entsetzt riß er die Glubscher auf. Wahrscheinlich wollte er jetzt schreien und Terror machen und die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie die Leute es immer in der Glotze tun. Oder sein Leben riskieren, um mich todesmutig von dem gräßlichen Viech zu befreien. Leider funktionierte das alles nicht so ganz, denn der Reis kam ihm dabei mächtig in die Quere. Und während Vater noch hustete und würgte und versuchte wieder Luft zu kriegen, haute ich ihm kräftig auf den Rücken und versuchte ihm in Kurzfassung klarzumachen, was ein Digimon ist. Das gräßliche Viech saß währenddessen mit aufgestellten Ohren im Bett und amüsierte sich prächtig über mein hilfloses Gestammel. “Hör zu!“ Vater hatte sich wieder eingekriegt und packte mich bei den Schultern. “Du kannst mir alles unterwegs erklären, jetzt müssen wir erstmal hier weg! Zieh‘ dich schnell an und komm‘!“ “Aber Gabumon kommt mit!“ sagte ich bestimmt. “Er ist mein Digimon Partner!“ Vater zuckte mit den Achseln und nickte. Er war nicht in der Stimmung zum Streiten. Zehn Minuten später rasten wir in unserem Van die Straße hinunter und ich war immer noch kein bißchen schlauer als vorher. Ich starrte aus dem Fenster und wunderte mich, daß es draußen noch so verdammt dunkel war. Wenn die Zeitanzeige von meinem Digivice stimmte, müßte die Sonne schon längst aufgegangen sein. “Sieh nach draußen.“ Vater hatte immer noch total die Panik. “Fällt dir denn gar nichts auf?“ “Es ist dunkel!“ Kein Peil, was der jetzt von mir hören wollte. “Es ist neblig!“ Hab‘ ich noch ‘nen Versuch? “Hör zu!“ Endlich fing er an, Klartext zu reden. “Dieser Nebel durchzieht unser gesamtes Viertel und umschließt es. Kein Signal dringt rein oder raus, kein Radio, kein Fernsehen, nichts. Die Telephone sind tot, der öffentliche Verkehr lahmgelegt. Viele Häuserblocks haben Stromausfall und man hört Gerüchte von merkwürdigen Gestalten, die sich überall herumtreiben. Ich hielt das zunächst für Schwachsinn, aber nachdem ich an so vielen aufgebrochenen Türen vorbeigekommen bin, glaube ich nicht mehr, daß wir in unseren Wohnungen sicher sind.“ Gabumon und ich sahen uns an und wußten sofort Bescheid. Das Draculadidschi machte Ernst. Vermutlich hatte es das achte Kind nicht gefunden und wollte nun gesamt Odaiba auslöschen, zuzutrauen wär‘s ihm! Und wir standen sicher ganz oben auf der Abschußliste! Kawada war ziemlich weit vor Schuß, also befanden Mutter und Takeru sich nicht in unmittelbarer Gefahr. Aber alle anderen Digiritter wohnten hier in Odaiba. Ob sie schon wußten, was hier abging?“ Ich hatte einen fragenden Blick auf Vater’s Handy geworfen, doch er schüttelte den Kopf. “Vergiß es! Ich hab’s schon mindestens zwanzig Mal versucht. Mail funktioniert auch nicht und die Computer spinnen. Die gesamte Elektronik im Sender spielt verrückt!“ Wir konnten nicht weiter, steckten mitten in einem Stau von hupenden Autos und schimpfenden Fahrern. Vater stellte den Motor ab, packte eine Plastiktüte und öffnete die Tür: “Los, komm!“ “Können wir den Van hier einfach so stehenlassen?“ fragte ich, aber er winkte nur ab. “Ist jetzt nicht wichtig!“ Wir wetzten weiter in die nächste Straße und befanden uns damit hinter dem Fernsehsender, wo er arbeitete. “Hör zu!“ Langsam könnte er sich auch mal ‘nen neuen Text einfallen lassen, ist schließlich Redakteur. “Ich muß zurück zum Sender, wir versuchen rauszukriegen, was los ist. Du versteckst dich hier!“ Er deutete auf eine dunkle Gasse zwischen den Gebäuden. Über uns waren diverse Notausgänge mit angebauten Treppen aus Metall. Die Treppen waren teilweise miteinander verbunden, oder nahe genug, daß man notfalls von einer auf die andre klettern konnte. Bei Gefahr gab es also mindestens vier Türen durch die wir uns verzischen konnten. Auch das Dach war ohne Probleme erreichbar. Das Beste aber war, daß sie das Geländer stellenweise mit Brettern beschichtet hatten. So konnte unten auf der Straße eine ganze Armee vorbeiziehen, ohne uns überhaupt zu bemerken. Das Ding war perfekt, um für ein Weilchen unterzutauchen. Hoffentlich nicht allzulange, denn es gibt nix Schlimmeres als dumm rumsitzen und warten. “Es könnte schon eine Weile dauern.“ Vater gab mir die Tüte. “Hier ist was zu Essen und ein paar Getränkedosen. Ihr müßt es euch aber teilen, denn mit einem Monster hab‘ ich nun wirklich nicht gerechnet.“ Er versuchte ein schwaches Lächeln. “Schon okay.“ Gabumon grinste. “Ich werd‘ gut auf Yamato aufpassen, machen Sie sich mal keine Sorgen.“ “Wir werden versuchen, Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen. Sobald wir mehr wissen, komme ich wieder hierher. Bitte sei vorsichtig, Yamato, und mach‘ keine Dummheiten!“ Er strich mir kurz übers Haar. Das hat er seit einer Ewigkeit nicht gemacht. Nicht mehr, seit ich ihm gesagt hab‘, daß ich es nicht mag, wenn man mich anfaßt. Das hat er respektiert. Seltsamerweise fühlte es sich sehr angenehm an. “Otoh-san!“ “Was ist denn, Junge?“ “Sei du auch vorsichtig!“ “Versprochen!“ Er lächelte, nickte mir nochmal zu und verschwand im Nebel. Nur das dumpfe Geräusch seiner Schritte hallte noch eine Weile nach. “Sollen wir nicht doch lieber mitgehen?“ wollte mein Didschi wissen. Ich schüttelte den Kopf. “Nein. Ich vertraue meinem Vater.“ * * * Dosen. Cola, Mineralwasser und einer von diesen komischen Energy Drinks, aus Süß-, Farb- und Geschmacksstoffen. Bei uns gibt‘s bestimmt hundert verschiedene davon.. Wenn sich das Gesöff irgendwann nicht mehr verkauft, kriegt es einfach ‘ne neue Verpackung oder ein anderes Image. So wie alles in dieser unserer Konsumgesellschaft. Auf vielen sind Bilder von irgendwelchen Stars, die in einem halben Jahr keiner mehr kennt oder so blödsinnige Sticker. Von irgendwelchen Animefiguren, die in einem halben Jahr auch keiner mehr kennt. Einer von meinen albernen Träumen war früher, selbst ein Star zu werden. Dann würde irgendwann mal irgendjemand eine Dose mit meinem Bild in der Hand halten. Idiotisch, nicht? Abgesehen von den Blechdingern fand ich in der Tüte eine Plastikbox. Blech und Plastik! Na, das paßt doch wie die Faust in Taichi’s Dummfresse! In der Box steckte außerdem noch Reis mit Meeresfrüchten, das Fertiggericht aus unserem Kühlschrank! Trotzdem lieb, daß Vater dran gedacht hat. “Wenn du hungrig bist, dann bedien‘ dich ruhig.“ Mißmutig legte ich die Tüte wieder auf den Treppenabsatz vor mir und starrte weiter vor mich hin. “Etwas zu trinken könnt‘ ich vertragen.“ Gabumon fischte sich eine Dose aus der Tüte und kämpfte mit dem Verschluß. “Kriegst du sie auf?“ “Ja.“ Gabumon biß mit seinen Reißzähnen in die Dose und trank sie aus. Auch ‘ne Methode. Könnten sie wieder ‘nen neuen Werbespot mit dreh’n, wenn sie das Zeug nicht mehr loskriegen. “Du machst dir Sorgen um Taichi, stimmt’s?“ Ich sprang so heftig auf, daß ich gegen die Tüte stieß und die Dosen klirrend gegeneinander schlugen. Dann setzte ich mich wieder hin. War mir doch egal, wenn mein Didschi mich für total bescheuert hielt, das tat es sowieso! “Natürlich mach‘ ich mir Sorgen, ist doch klar! Die anderen sind alle mitten im Nebel und damit in Gefahr. Also, was soll das Ganze?“ “Das mein‘ ich doch nicht, Yamato,“ sagte mein Didschi sanft. “Das ist was anderes mit dir und Taichi. Ich kann es zwar nicht so richtig verstehen, aber ich dachte, du könntest es mir vielleicht erklären.“ “Da gibt’s nix zu erklären,“ sagte ich mit finsterer Miene. “Überhaupt gar nichts!“ Ich konnte schon beinahe hören, wie Gabumon zu einer neuen bescheuerten Frage ansetzte, aber dazu kam es nicht mehr, denn unter uns auf der Straße hörten wir Schritte. Genauer gesagt, Getrappel. Das hörte sich nicht an wie ein Haufen böser Didschis, die uns alle machen wollten, eher wie Kind mit Didschi auf der Flucht. Ich hätt‘ mich doch in den Arsch beißen können! Von allen Idioten, die zu dieser Stunde zufällig im Nebel rumirren könnten, muß es ausgerechnet der sein. Hab‘ ich nicht schon genug Probleme? Offensichtlich nicht. “Hey! TBB!“ “Yamato? Was in aller Welt machst du da oben?“ Jeder normale Mensch wär‘ jetzt einfach die Treppe hinaufgegangen. Waren doch nur ein paar Schritte. Nur dieser muß natürlich rumbonzen, Äffchen spielen und sich übers Geländer hochhangeln. Litt wahrscheinlich schon unter Entzugserscheinungen, weil es hier in der Innenstadt nicht genügend Bäume gab, auf denen er rumkraxeln konnte. “Was ist ein TBB?“ fragte eine leise Stimme. Sie gehörte zu dem Knirps, der neben Taichi und Agumon hertrappelte. Ein Mädchen, vielleicht sechs oder sieben, schwer einzuschätzen. Rote Kulleraugen und ein Lächeln so unwiderstehlich wie das von Ayanami Rei. Außerdem derselbe braune Wuschelkopf wie Taichi, wenn die Frisur auch nicht ganz so explodiert aussah. “Is ‘ne Abkürzung,“ erklärte Taichi wichtigtuerisch. “Weil der blöde Depp sich nicht merken kann, daß es ‘ne Fliegerbrille is'!“ Der blöde Depp hatte allerdings nicht den Nerv, sich mit Taucher- Flieger- oder anderen zweckentfremdeten Kopfbedeckungen herumzuärgern. Er wollte lieber erfahren, was Taichi und Anhang in der Zwischenzeit herausgefunden hatten. Also verzichtete ich ausnahmsweise darauf, ihm den Deppen weiter nachzutragen und erkundigte mich lieber nach den Geschehnissen der vergangenen Nacht. “Wir haben rausgefunden, wer der achte Digiritter ist.“ Taichi deutete auf den Knirps, der meinem Didschi im Fell rumwülte. Normalerweise mag Gabumon das überhaupt nicht, er flippt aus, wenn jemand sein Fell anfaßt. Gerade mal ich und mein Brüderchen dürfen da ran. Jetzt aber hat er die Augen geschlossen und scheint die Kraulsession richtig zu genießen. Vielleicht hat die Kleine ja irgendwelche geheimnisvollen Psycho Kräfte mit denen sie sein Gehirn manipulieren kann. Den irren Psycho Blick hat sie jedenfalls sehr überzeugend drauf. Ich muß an die Wuschelmähne denken, in der ich gern rumwülen würde und senke schnell meinen Blick, damit ich ihm nicht ins Gesicht sehen muß. Es ist gar nicht so einfach, ihn aus meinem Blickfeld zu verbannen, er steht ja direkt vor der Treppenstufe, auf der ich gerade hocke. Also starre ich auf meine Schuhe und hoffe verzweifelt darauf, daß er wieder mal blöd genug ist, um nichts zu merken. “Hey!“ Er schiebt seine Hand unter mein Kinn und versucht es anzuheben. Eine Moment lang bin ich echt versucht, die Hand wegzuschlagen, aber ich lass‘ es. Wahrscheinlich würd‘ er das sowieso nur als Aufforderung zum Spielen sehen. Im Augenblick hab‘ ich echt keinen Bock, mich mit ihm zu balgen, obwohl ich das sonst gern tue. Zum Glück gibt es da schon etwas anderes, das seine Aufmerksamkeit erregt, nämlich die Plastiktüte neben meinen Schuhen. “Is‘ da was zu Futtern drin?“ Daß Taichi alles Eßbare drei Meilen gegen den Wind riecht, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden. “Bedien‘ dich!“ Ich hole die Box aus der Tüte. “Aber du solltest den Digimon noch was übriglassen, damit sie wieder digitieren können. Und deine... Schwester hat vielleicht auch Hunger.“ Er nickt eifrig, während er interessiert den Inhalt der Box untersucht. “Mhm! Sieht lecker aus! Hast du gar keine Stäbchen da?“ Ich sehe in der Tüte nach, aber es sind keine drin. “Wird dich nicht umbringen, das Zeug mit den Fingern zu essen. Würd‘ aber an deiner Stelle vorher die Handschuhe ausziehen. Stoffasern machen sich nicht so gut im Essen!" “Wohl kaum.“ Er streift die häßlichen weißen Dinger ab, und streckt die Hand aus, um in die Box zu langen. Dann überlegt er es sich wieder anders. “Nein, erst aufteilen.“ Er dreht die Plastiktüte um, so daß die saubere Seite außen ist und legt sie als Unterlage auf den Boden. “Das ist für die Digimon.“ Er häuft etwas von dem Reis auf die Tüte. Der Knirps kommt sofort angetrappelt und fängt an, zwei gleich große Portionen daraus zu machen. Das scheint eine schwierige Tätigkeit zu sein, angestrengt zieht sie die Stirn in Falten. Immer wieder tut sie ein bißchen von einer Portion zur anderen und umgekehrt, bis sie endlich zufrieden ist und die Didschis futtern dürfen. “Itadakimasu!“ Als die Digimon sich über das Essen hermachen, seh‘ ich sie zum ersten Mal lächeln. Nur ein ganz kleines Lächeln ist es, aber jetzt sieht sie überhaupt nicht mehr aus wie ein Psycho Kind. Eher ein bißchen wie Takeru. Währenddessen ist ihr großer Bruder mit dem restlichen Reis in der Box beschäftigt. Der will schließlich auch noch aufgeteilt und gemampft werden. Daß Taucherbrillenbrain zuerst an andere denkt, wenn‘s ums Essen geht, ist schon ungewöhnlich. Vielleicht ist er wirklich erwachsener geworden, zumindest ein bißchen. “Hier!“ Stolz streckt er mir die Box entgegen. “Du darfst aussuchen!“ “Ich hab‘ wirklich keinen Hunger, Taichi.“ Aber mein Protest scheint ihn nicht im mindesten zu beeindrucken. “Jetzt hab‘ ich es so schön aufgeteilt, jetzt ißt du auch deine Portion! Mund auf!“ Er nimmt einen Shrimp aus der Box, und versucht ihn mir in den Mund zu schieben. Seine Hand ist ganz weich an meinen Lippen, seine Finger drücken gegen meine Zähne. Ich versuche den Shrimp zu nehmen, ohne dabei seine Finger in meinen Mund zu lassen, aber er zieht die Hand schon zurück. “Das kitzelt!“ “Häh?“ Ich fürchte, daß ich in diesem Moment nicht besonders intelligent geschaut habe. Eher dumm geglotzt. Er grinst verlegen und guckt schnell zur Seite. “Na, wenn du atmest. Das kribbelt auf der Hand!“ Ich gucke auch zur Seite. Genauer gesagt, auf die Rillen in der Treppe. Die bilden so eine Art Muster. Ist interessant, ganz ehrlich. Vielleicht sogar beruhigend. Nein, nicht beruhigend. Den Haufen Mini-Tentomon, der in meinem Bauch Saltos schlägt, interessiert es kein Stück . Es ist wirklich genau, wie Jou gesagt hat, als wir damals bei den Ätzdidschis abhängen mußten. Es kribbelt, und krabbelt und ich krieg‘ keinen Ton raus. Weil in meinen Hals ein großer fetter Reiskuchen steckt und die Tentos dabei fröhlich vor sich hin digitieren. Nur die Sonne, die läßt auf sich warten. Eigentlich ist es ein ziemlich ätzendes Gefühl. Aber als die Hand wiederkommt, ist es auf einmal wieder schön. Ich mach‘ einfach die Augen zu, dann muß ich mir nämlich nicht den Hals verrenken, um irgendwohin zu starren. Die Hand ist jetzt voller Reis und diesmal mach‘ ich den Mund ganz weit auf, damit nichts daneben geht. Der Reis schmeckt immer noch fad, aber die Finger schmecken so gut. Ich mag es, sie zu spüren, an meinem Gaumen, innen an meiner Backe, einfach überall. Eigentlich würd‘ ich viel lieber die Finger aufessen, als den Reis, aber ich glaub‘ da hätte wohl jemand entschieden was dagegen. Meine Zunge sucht die ganze Hand ab, ob nicht noch irgendwo ein Reiskorn klebt. Ich lass‘ erst los, als ich ganz sicher bin, daß keins mehr da ist. Mein Mund bleibt offen, bis die Hand mit neuem Reis wiederkommt. Es hätt‘ echt noch ewig so weitergehen können. Als ich die Augen wieder aufmache, ist es ein ungewohntes Bild. Meine Portion ist weg, die von den Didschis sind weg und die vom Psycho Kind auch. Nur die von Taichi liegt noch unberührt in der Box. Daß ich den Tag nochmal erlebe, an dem sich ausgerechnet unser Oberfresser in Geduld übt. Verrückte Welt! Als ich merke, daß ich rot werde, schau‘ ich lieber wieder weg. Auf meine Schuhe. Oder die Rillen in der Metalltreppe. Ach, was weiß ich! Die Krabbel-Tentos sind längst aufs Ultrabonzlevel digitiert und donnern als Atlahkabuteris in meinem Bauch herum. Klar denken kann ich auch nicht mehr. Mein Brain fühlt sich an, als hätt‘ ihm eine Taucherbrille die Blutzufuhr abgeschnitten. Vielleicht ist auch das ganze Blut einfach nur in die andere Richtung geflossen, wer weiß? Als ich Taichi die erste Ladung Reis in den Mund schiebe, beißt er mir in die Hand. Nicht richtig fest, es ist eher ein Knabbern. Aber doch so, daß ich Abdrücke von seinen Zähnen habe. Er hört nicht auf, an meinen Fingern zu saugen, selbst als gar kein Reis mehr dran ist Sein Atem kribbelt auf meiner Handfläche. Seine warmen Lippen ziehen an meiner Haut. Seine kleine rosa Zunge fährt zwischen meinen Fingern hindurch. “Mach’s nochmal!“ “Was?“ “Was du da grad‘ eben gemacht hast!“ Diesmal beißt er fester, ich kann einen leisen Aufschrei nicht unterdrücken. “Doch nicht so doll!“ “Gomäng!“ Er nuschelt, weil er immer noch nicht losgelassen hat. “Tut deine Hand weh?“ fragte das kleine Mädchen. Erschrocken zog ich meine Hand zurück, erst eine Schrecksekunde später war mir klar, daß sie mich überhaupt nicht meinte. Sie redete mit Agumon, und war gerade dabei, ihr Taschentuch um seine aufgeschürfte Pfote zu binden. “Es ist schon viel besser“ Agumon grinste. “Arigatou, Hikari.“ Hikari. Jetzt wußte ich also wie sie hieß, unser achter Digiritter. “Sie war auch dabei, als wir damals zum erstenmal Digimon gesehen haben. Eigentlich hätten wir längst darauf kommen müssen, daß sie das achte Kind ist,“ erzählte Taichi, als er hastig das restliche Essen hinunterschlang. “Vamdemon hat alle Leute in Odaiba entführt und sucht nach ihr, unsre Eltern sind auch unter den Gefangenen. Wo die anderen Digiritter sind, weiß ich nicht, ich hoff‘ bloß, sie sind irgendwie entkommen.“ Also doch. Der Pyramidenkopf steckt hinter dem ganzen Trouble! Ich erzählte Taichi, was mein Vater rausgekriegt hatte und es paßte alles wunderbar zusammen. Mit dem Nebel hatte Vamdemon Odaiba abgeriegelt und Hilfe von außen unmöglich gemacht. Jetzt hatte er alle Zeit der Welt, um die Leute abzuschleppen und einzeln durchzuchecken. “Verdammt!“ Mit einem Fußtritt beförderte Taichi Gabumon’s leere Dose in die unendlichen Weiten des Weltalls, oder genauer gesagt, hinunter auf die Straße. “Ich hasse es so rumzusitzen. Wir müssen doch irgendwas tun können!“ “Ist das alles meine Schuld?“ Hikari schaute ihn aus großen Augen an. “Nein, wie kommst du darauf?“ Taichi ging zu seiner Schwester hinüber und nahm sie auf den Schoß. “Du kannst doch gar nichts dafür, es ist alles Vamdemon’s Schuld. Er ist ein mieser Schurke und wir müssen ihm so schnell wie möglich das Handwerk legen!“ “Aber die Leute, die nimmt er doch wegen mir gefangen!“ Eisern beharrte der Knirps auf ihrer Meinung. “Und wenn Mama und Papa nun was passiert?“ “Yamato?“ “Hm?“ “Kann ich dich was fragen?“ Kann es sein, daß mir diese Situation irgendwie bekannt vorkommt? So in Wüste vor Nanomon’s Pyramide, oder nach Fliege aus DigiTamamon‘s Restaurant? Was wird denn diesmal dazwischen kommen? Kommt nur eine kreischende Sora um die Ecke gewetzt oder fällt uns gleich der Himmel auf den Kopf? Es würde auch genügen, wenn in dem Moment in dem Taichi den Mund aufmacht, irgendwo ein Fahrrad umfällt. Vielleicht nicht unbedingt in China, aber... “K... klar!“ Meine Stimme zitterte. Hallo Reiskuchen, lang nicht mehr geseh‘n! “Ich wollte dich nur bitten, daß du ein bißchen auf Hikari-chan aufpaßt.“ Was bin ich doch nur für ein Esel! In dem Moment hätte ich echt heulen können, vor lauter Wut über meine eigene Dummheit. Wie hab‘ ich nur denken können, daß es etwas damit zu tun hat! Es ist lächerlich, in so was Harmloses wie eine gegenseitige Futter Session gleich soviel rein zu interpretieren. “Hikari, ich werd‘ Mama und Papa helfen!“ Er beugte sich zu seiner Schwester hinunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Irgendwas mit tapferem Mädchen und großem Bruder. Sie nickte und schluckte heftig, wahrscheinlich versuchte sie verzweifelt, nicht zu loszuweinen. Er stand auf, und nahm sein Digivice vom Gürtel. “Wir haben jetzt sieben Uhr dreißig. Wenn ich in zwei Stunden nicht zurück bin, solltet ihr von hier verschwinden!“ “Taichi, aber....“ Er achtete nicht im geringsten auf meinen Einwand. “Wenn ich wieder da bin, dann muß ich dich noch was anderes fragen. Also bis dann und paß gut auf Hikari auf!“ Er rutschte das Treppengeländer hinunter. Aufgeregt trampelte Agumon hinterher. Weg waren sie. ‘Wenn ich wieder da bin, dann muß ich dich noch was anderes fragen.‘ Kann ich doch drauf verzichten, du verdammter Idiot! Wenn du wieder da bist, hast du das längst vergessen! So wie du immer alles vergißt, wenn du dich ins nächste Abenteuer stürzt. Taichi, du unerschrockener Held, Taichi, du cooler Anführer, Mr. “da muß man nur mal kurz draufhauen, dann geht das schon!" Für dich ist das alles nur ein blödes Spielchen und ich hab‘ sowas von keinen Bock mehr auf deine Spielchen, steck sie dir doch sonstwohin! Jedesmal wenn ich denke, ich bin drüber weg, mußt du wieder alles durcheinander bringen! Und dann, wenn du ein Chaos angerichtet hast, verschwindest du wieder. Einfach so! Als ob’s dich alles gar nix anginge! Nein, hinterherlaufen tu ich dir bestimmt nicht, du blöder Wichser! Von mir aus brauchst du überhaupt nicht wiederzukommen! “Hör auf so grimmig zu schauen,“ schimpfte Gabumon, “du machst der Kleinen ja Angst!“ Ach ja richtig. Vor mir auf der Treppe hockte ein Psychokind mit Jammermiene, das sollte ich wohl jetzt trösten. Hab‘ ich schon mal erwähnt, daß ich vom Trösten keine Ahnung hab‘? “Hör zu!“ Meine Güte, ich kling‘ ja schon beinah‘ wie mein Vater. “Ich kann mir vorstellen, daß das alles nicht einfach für ein kleines Mädchen, - sag‘ mal, wie alt bist du eigentlich?“ “Acht!“ Sie streckte mir ihre rechte Hand, und drei Finger der linken entgegen. “An Tanabata bin ich acht geworden!“ Sie war genauso alt wie mein Brüderchen, das überraschte mich. Ich hätte sie auf jeden Fall jünger eingeschätzt. Sie war klein für ihr Alter und wirkte sehr kindlich. Nur wenn sie den Mund aufmachte, kriegte man das Gefühl es mit so einer Art Elfenwesen aus einem Adventure Spiel zu tun zu haben. Sie redete einfach nicht wie ein Kind ihres Alters. Gut, ich hab‘ nur Takeru zum Vergleich, aber da war schon ein himmelweiter Unterschied. “An Tanabata,“ wiederholte sie ernst und fügte hinzu. “Ich bin Krebs! Was bist du denn?“ “Skorpion. Das sind die, die sich immer mit den Löwen zoffen!“ Diese Bemerkung konnt‘ ich mir einfach nicht verkneifen. “Onii-chan ist Löwe,“ sagte sie, “aber vorhin habt ihr euch gar nicht gestritten. Er sagt, früher habt ihr euch viel mehr gestritten und auch geschlägert.“ Sie sah mich vorwurfsvoll an. “Warum hast du ihn nicht angerufen?“ “Angerufen?“ Irgendwie war mir das alles zu hoch. Daß Taichi ihr von mir erzählt hat, hab‘ ich inzwischen geschnallt. Aber wieso anrufen? “Er hat darauf gewartet, daß du anrufst. Als er vorgestern hier war und gleich wieder weg mußte. Das Telephon hat geklingelt und er hat gedacht, du bist es. Aber du warst es nicht, es war Mama.“ Ich wußte immer noch nicht so recht, was sie eigentlich meinte, aber vermutlich war es zu der Zeit gewesen, als Taichi wieder in die reale Welt geschleudert worden war, während wir anderen planlos in der Wüste rumirrten. Sie ging wieder zu Gabumon und kraulte ihn hinterm Ohr. “Das ist dein Digimon Partner, gell? So wie mit Onii-chan und Agumon.“ “Ja, das ist er! Ich bin auch ein Digiritter, genau wie du.“ Endlich ein unverfängliches Thema dachte ich erleichtert, aber ich hatte mich zu früh gefreut. Mit düsterer Miene sah sie mich an. “Ich will überhaupt keiner sein!“ “Wollten wir zuerst auch nicht, aber inzwischen haben wir uns dran gewöhnt,“ erklärte ich. “Es kommen auch wieder bessere Zeiten. Zumindest hoff‘ ich das!“ “Chigau!“ Sie schüttelte heftig den Kopf und verbarg das Gesicht in den Händen. Winzige Patschhändchen waren das. “Ich darf nie wieder ein Digiritter sein, sonst passiert ein ganz schreckliches Unglück, das weiß ich genau! Ein ganz schlimmes Unglück!“ Muß ich das jetzt checken? Von was in aller Welt redete die Frau nur? Mein Didschi schaute genauso dumm aus der Wäsche wie ich, ihm war’s anscheinend auch zu hoch. Entweder sie wußte was, was wir nicht wußten, oder sie hatte einfach einen kleinen Haschmich. “Wizahmon hab‘ ich schon ins Unglück gestürzt,“ jammerte das Psycho Kind weiter, “ich bin an allem schuld!“ “Ist Wizahmon dein Digimon Partner?“ fragte ich vorsichtig. “So janai!“ Sie schüttelte langsam den Kopf. “Tailmon ist mein Digimon Partner.“ Tailmon? Ach, du lieber Himmel, die Kleine hat ein Schwanzmonster! Wer denkt sich bloß diese kranken Didschi Namen aus? “Vamdemon hat Tailmon gefangengenommen,“ redete sie weiter, “genauso wie unsere Eltern und all die anderen Leute. Onii-chan ist losgegangen, um ihnen allen zu helfen. Er wird es doch schaffen, oder? Es wird ihm doch hoffentlich nichts passieren! Oder?“ Ehrlich gesagt, war ich mir da nicht so sicher und das sagte ich ihr auch. Einen Augenblick später hatte ich ein heulendes Psycho Kind und ein schimpfendes Gabumon am Hals. “Hör endlich auf, ihr Angst zu machen!“ meckerte er, “kannst du sie nicht einfach in den Arm nehmen, und ihr sagen, daß alles in Ordnung kommt?“ Zu Punkt eins, ich bin nicht gut mit dem in den Arm nehmen, ich find‘ die ganze Schmuserei sowas von bescheuert. Und ein Mädchen hab‘ ich überhaupt noch nie im Arm gehabt, ich wüßt‘ gar nicht, wo man da überhaupt hinlangen soll. Das einzige Mädchen, dem ich bisher körperlich nähergekommen bin, ist Sora, mit ihr kann man sich nämlich herumbalgen wie mit einem Jungen. Aber das hier ist doch was völlig anderes! Zu Punkt zwei, ich bin auch nicht gut mit dem sagen, daß alles in Ordnung kommt. Ich hasse diese Schöntuerei, ich hasse sie absolut! Dieses ganze Gerede, dieses ewige ‘Alles wird gut‘. Das ist nur dazu da, um sich und anderen etwas vorzumachen, weil man die Wahrheit nicht hören will. Aber das waren natürlich Dinge, die Hikari nicht wissen konnte. Und ob sie es checken würde, wußte ich auch nicht. Ich konnte zwar versuchen, es ihr zu erklären, aber... “Tut mir leid, daß ich dir Angst gemacht hab‘!“ sagte ich zu ihr, “das wollt‘ ich nicht.“ Und dann kamen die Worte irgendwie ganz von alleine. Ich weiß nicht, ob es die richtigen waren, aber ich glaub‘, sie hat sie verstanden. “Ich weiß nicht, ob Taichi das schafft,“ sagte ich zu ihr, “ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Ich würd’s wirklich gern glauben, aber ich hab‘ auch Angst. Und ich mach‘ mir Sorgen, genauso wie du. Ich würd‘ dir auch gern erzählen, daß alles gut wird, aber ich hasse es, wenn man Kinder so anschwindelt. Ich will gar nicht erst damit anfangen. Mir wollten meine Eltern auch immer erzählen, daß alles gut wird und es hat nicht gestimmt.“ Sie klappte den Mund zu und hörte so plötzlich auf zu weinen, daß mir kaum Zeit blieb, zu reagieren. Ehe ich mich versah, kam sie schon auf meinen Schoß geklettert und hielt sich mit ihren dünnen Ärmchen an mir fest, um nicht herunterzufallen. So hockten wir eine Weile einfach nur da und starrten hinaus in den Nebel. “Ni-chan darf nichts passieren,“ schniefte sie, “das geht doch nicht. Ich hab‘ ihn doch lieb!“ “Ja,“ murmelte ich leise in ihre Haare, “ich auch. Ich auch!“ * * * Die zwei Stunden waren um. Mein Digivice zeigte neun Uhr dreißig. Und keine Spur von Taichi. “Yamato! Yamato, Hikari-chan, steckt ihr hier irgendwo?“ Sora’s Stimme! Wenn sie unser Versteck kannte, mußte sie Nachricht von Taichi haben. Ohne lange Überlegungen wetzten wir die Treppe hinunter in den Hinterhof und hinaus auf die Straße. Vor uns landete Birdramon und hielt ein winziges elfenähnliches Digimon fest, das ohnmächtig zu sein schien. “Palmon ist weiterdigitiert und wurde verletzt“ sagte Sora hastig, als sie von Birdramon’s Fuß hüpfte , “erklär‘ ich dir alles später, wenn wir Zeit haben.“ Warum die Frau ihrem Didschi immer am Fuß hängt, anstatt sich einfach auf seinen Rücken zu setzen, versteh‘ ich heut‘ noch nicht! “Taichi hat mich geschickt, um euch zu holen, Vamdemon hat das ganze Stadtviertel in seiner Gewalt. Wir müssen...“ “Ihr müßt gar nichts. Außer sterben,“ erklang eine eisige Stimme vom Dach. Ein häßliches Phantomon hatte sich dort breitgemacht und wedelte mit seiner Sense. Einen Moment später kam ein riesiges Dino-Viech um die Ecke gestapft und ein surrender Insektenverschnitt stürzte sich aus der Luft auf unsere Didschis hinunter. “Ich muß den achten Digiritter gar nicht finden“, sagte das Sensendidschi böse. “Wenn ich euch töte, wird Vamdemon-sama mit mir zufrieden sein.“ Scheiße gelaufen! Der Wanderzirkus muß Sora und Birdramon heimlich gefolgt sein, als sie zum Versteck geflogen sind. Hoffentlich hatte das Psycho Kind Grips genug, sich in Sicherheit zu bringen, was sollte ich Taichi sagen, wenn ihr etwas zustieße? Ich würde wohl keine Gelegenheit haben, Taichi überhaupt noch etwas zu sagen, denn etwas Enges ziemlich Unangenehmes wickelte sich um meinen Hals. Während sich die Didschis prügelten, hatte Phantomon seine Kette nach mir geschleudert und jetzt konnte ich zusehen, wie ich wieder Luft kriegte. Das Ding saß ziemlich fest und Phantomon versuchte, es zuzuziehen. Noch konnte ich dagegen halten, aber allzulange würde meine Kraft wohl nicht mehr ausreichen. “Yamato!“ brüllte Sora. Nur mit einem Stock bewaffnet, jagte sie auf Phantomon zu. Die Sense zerschnitt den Stock in zwei Teile und Sora wurde weggeschleudert wie eine Puppe. Wenn ich erst auf der Bahre liege, muß Taichi wenigstens einsehen, daß er sich benommen hat wie der letzte Trottel. Aber dann ist es zu spät! Recht geschieht’s ihm! Gleich würde ich über meinem Körper schweben, einen langen dunklen Tunnel entlangdüsen und Erinnerungen von meinem ganzen beschissenen Leben würden an mir vorbeiziehen. Und da war auch schon das weiße Licht. Das weiße Licht war tatsächlich da, nur daß es nicht von der Ewigkeit kam, sondern von Sora’s Wappen. Sora’s Wappen der Liebe leuchtete. Für mich. “Yameteeeh!“ schrie Hikari, und rannte aus ihrem Versteck. “Ich bin der achte Digiritter! Macht mit mir, was ihr wollt, aber hört auf, meinen Freunden weh zu tun! Bitte hört damit auf!“ Das Sensendidschi ließ die Kette los und streckte seine dürren Knochenarme nach der Kleinen aus. Ich wollte losbrüllen, ihr zurufen, daß sie verschwinden solle, so schnell wie möglich abhauen, aber da spielte mein Hals nicht mit, ich kriegte keinen einzigen Ton raus. Aufstehen konnte ich auch nicht, das Gewicht der Kette war zu schwer. Verdammt noch mal, ich konnte überhaupt nichts tun! “Braves Kind,“ spöttelte Phantomon. Schadenfroh grinsend schwebte es durch die Luft und zerrte Hikari hinter sich her. Seine Handlanger ließen von unseren Didschis ab und folgten ihm. “Yamato!“ Garurumon hatte sich hochgerappelt und half mir, endlich die verdammte Kette loszuwerden. Mein Hals schmerzte immer noch höllisch, aber wenigstens konnte ich wieder reden. Ich taumelte zu Sora hinüber, die grad wieder zu sich kam und sich den blutenden Kopf hielt. Neben ihr stand ein riesiges Garudamon und wirkte ziemlich hilflos. “Sora, wach doch auf!“ “Kannst du aufstehen?“ wollte ich wissen. Sie nickte, verzog aber das Gesicht, als sie versuchte, sich aufzurichten “Hikari-chan?“ “Die haben sie,“ murmelte ich düster, “sie ist mit ihnen mitgegangen, um uns zu retten. Ich konnte es nicht verhindern!“ “Oh nein! Wir müssen sie befreien, wir müssen...“ Sie schrie leise auf, und hielt sich den Kopf. “Mach‘ mal lieber langsam, okay?“ Vorsichtig schob ich den Arm unter sie, um sie zu stützen und drehte mich dann zu Garurumon um: “Lauf zurück, und hol‘ die Servietten und die Getränkedose, die wir noch haben!“ “Mach‘ ich!“ Mit gewaltigen Wolfssätzen jagte Garurumon zum Versteck zurück. “Ich bin dir was schuldig,“ murmelte ich und brachte es kaum fertig, ihr in die Augen zu sehen. Wenn ich das jetzt nicht rausgebracht hätte, dann vermutlich niemals. “War ziemlich leichtsinnig, was du gemacht hast!“ “Ich muß dich doch beschützen,“ flüsterte sie, bevor sie wieder ohnmächtig wurde, “hab’s doch versprochen! Was soll ich ihm sagen, wenn... “ Ihm? Wem? Warum? Ein Scheißgefühl war das, ehrlich! Warum bin ich nur immer so fies zu ihr gewesen? Ich wollte, daß sie verschwindet und sie wollte mich beschützen. Ich hab‘ meine albernen Launen an ihr ausgelassen, und sie hat mir das Leben gerettet. Warum hab‘ ich Taichi immer für gedankenlos gehalten, wenn ich selbst überhaupt nicht besser bin? Nicht Taichi ist der letzte Trottel, das bin ich schon selbst! Viel Zeit mir furchtbar leid zu tun, hatte ich nicht, denn Garurumon kam mit unserer Tüte im Maul zurück. Sora wachte auf, als ich ihr das Gesicht abwischte und diesmal ging es ihr etwas besser. Außer ein paar Schrammen und Beulen schien ihr nichts passiert zu sein und die Verletzung am Kopf war zum Glück nicht so schlimm wie sie aussah. Es war nur eine Platzwunde und nachdem wir das Blut abgewischt hatten, wirkte sie ziemlich harmlos. Trotzdem konnten wir nicht sicher wissen, daß Sora keine Gehirnerschütterung oder ähnliches davongetragen hatte. Aber das Schlimmste stand uns noch bevor. Wir mußten Taichi sagen, daß sich seine Schwester in Vamdemon’s Gewalt befand. Tsuzuku... * * * Author’s Note: Dieser Teil sollte eigentlich “Kiseki wo Shinjite“ heißen, und von Liebespfeilen handeln. Doch es gab ein winziges Problem dabei. Yama saß an seinem PC und schrieb und schrieb, und war irgendwann auf Seite 20 und immer noch keine Spur von Liebespfeilen. Da alle “Walk on the Edge“ Teile zwischen 10 und 20 Seiten liegen, wollte ich nicht plötzlich einen 40 Seiten Teil machen, und hab‘ ihn deshalb zweigeteilt. Also “Hikari to Kage“ für die Folgen 34, 35, 36 und “Kiseki wo Shinjite“ für die Folgen 37, 38, 39. Wenn alles klappt, komme ich damit genau auf dreizehn Teile. Ist doch die perfekte Länge für einen Anime, oder nicht? :-) Von den Charakteren her paßt es sogar einigermaßen. In Teil 1 ging es hauptsächlich um Taichi, in Teil 2 um die Clique Taichi-Sora-Koushirou, in Teil 3 um Jou, in Teil 4 um Takeru, und in Teil 5 um Hikari. Um Yama geht es natürlich in allen Teilen, er muß immer im Mittelpunkt stehen, dieser Angeber. Um Mimi ging es bisher am allerwenigsten, aber in einer Story über Yama, die sich im Großen und Ganzen an den Verlauf der Serie hält, ist es nicht so ganz einfach, sie reinzubringen. Das Problem ist leider, daß Mimi von allen Digirittern diejenige ist, zu der Yama den wenigsten Kontakt hat. Es gibt keine einzige richtige Yama-Mimi Folge in der ganzen Serie, und die beiden haben nur ganz wenige Szenen zusammen. Aber das soll mich nicht daran hindern, Mimi noch ein bisserl einzubauen, und vielleicht noch die eine oder andere Szene mit ihr zu erfinden, oder schon bestehende Szenen zu vergrößern. Vamdemon’s Attacke ist übrigens wirklich Dead Scream. Da können wir aber echt froh sein, daß sie uns das nicht mit “Pluto flieg und sieg“ übersetzt haben. Wenigstens wissen wir jetzt, daß Digimon nicht von Pokemon klaut, sondern von Sailor Moon. *muharharhar* Zum Schluß noch ein dickes Sorry, daß Yama und Taichi nun immer nicht zusammen sind. Ich weiß ja, daß die lieben Taito Fans langsam ungeduldig werden und ich glaube ja nicht, daß es sonst noch irgendwelche Taito Stories gibt, in denen die armen Jungs erst fünf oder sechs Teile umeinander rumschleichen müssen, bevor sie sich endlich in die Arme schließen dürfen. Aber nur die Ruhe. Wir haben ja noch ein paar WOTE Kapitel vor uns. Die gute Nachricht: Da ich die Story ja geteilt habe, bin ich schon mitten im nächsten Teil, das heißt ihr müßt nicht so lange warten, bis es weitergeht. Die allerbeste Nachricht: Die Liebespfeile rücken näher und näher :-) Die weniger gute Nachricht: Da gibt es einen gewissen Herrn namens Jureimon, der auch noch was zu melden hat. Also nix mit Romantik und eitel Sonnenschein. Ore hitori de daijoubu sa Yamato Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)