Walk on the Edge von Yamato_ (Erste deutschsprachige Taito in Romanlänge) ================================================================================ Kapitel 7: Hatsukoi ------------------- Disclaimer: Moshi Moshi. Hier ist Yamato’s anrufbeantwortendes Digimon. Yamato muß leider die nächsten 3000 Jahre im Knast verbringen, weil er die Rechte an Digimon Adventure nicht bezahlen kann und es trotzdem gewagt hat, Fanfics dazu zu schreiben. Autor:Yamato Spoiler: Wir sind jetzt in Folge 42. Die Digiritter sind in die Digiwelt zurückgekehrt und müssen sich nun den Dark Masters stellen. Ein paar kleine Spoiler für die Folgen 40-42. Warning: Das Kapitel ist ein wenig lime aber eigentlich harmlos genug, um bei dem PG-13 bzw. FSK-12 Rating zu bleiben. Dedication: Dieser Teil ist für einen versauten Koji und für alle anderen die schon seit 6 Kapiteln darauf warten, daß die Jungs sich endlich mal etwas näher kommen. Außerdem für Yalda, das Obersteinchen, für Stiffy, deren Namen die perfekte Übersetzung für Latte ist und für alle Kieselchen und Felsbröckchen im Club der Steine, die sich wünschen, daß unsere Jungs wenigstens einmal glücklich sein dürfen, bevor es an der Zeit für die große Katastrophe ist. Archive: Ähnlich wie für Amicus Draconis, hab’ ich jetzt auch für Walk on the Edge einen kleinen Schrein in meinem LJ angelegt. ( http://yamato--ishida.livejournal.com/72604.html ) Dort gibt es die Story mit Bildern, Hintergrundmaterial und kleinen Spoilern für noch nicht gepostete Folgen * * * 7. Hatsukoi Kowai ka? - Hast du Angst? Kowakunai to ieba, uso da! – Nein, hab‘ ich nicht... aber das ist eine Lüge. Jitsu wa, ore mo da – Ehrlich gesagt, ich auch! -Yamato und Taichi, kurz bevor Angemon und Angewomon die Liebespfeile abschießen Was ist der Unterschied zwischen Yamato und einer Taucherbrille? Na? Was ist? So schwierig kann das doch nicht sein! Die Antwort ist, es gibt keinen! Beide sorgen nämlich dafür, daß Taichi kein Blut im Brain hat. Was, der war nicht witzig? So ein Pech aber auch! Moment mal, da kenn’ ich ‘nen Besseren: Was wird größer, wenn Taichi mit Yamato Händchen hält? Ihre Digimon natürlich, was dachtest du denn, du Hentai? Soviel also zu Taichi’s tollem Versprechen keinem was zu erzählen. Nur gut, daß unsere lieben Mitstreiter jetzt genügend Gesprächsstoff für die langen einsamen Nächte haben, in denen sie Wache schieben und darauf warten müssen, daß irgendein fieses Didschi uns im Schlaf überfällt. Falls wir überhaupt noch mal zum Schlafen kommen, bevor wir in den ewigen Schlaf sinken werden. Wobei, die fiesen Didschis haben es überhaupt nicht nötig, uns im Schlaf zu überfallen. Die kriegen das auch sehr gut hin, wenn wir wach sind. Unseren Kampf gegen VenomVamdemon haben wir glimpflich überstanden, was man von der Zombiefresse nicht gerade behaupten kann. Aber seit wir wieder hier in der Digiwelt sind, läuft alles schief, was nur schieflaufen kann. Wir haben es jetzt mit vier eingebildeten Megaprohls zu tun, die sich Dark Masters nennen und sich einen Spaß draus machen, uns von einem Eck der Digiwelt ins nächste zu jagen. Das geht ohne weiteres, da diese selbsternannte Boygroup unsere arme Digiwelt ziemlich geschrottet hat. Viele Gebiete sind zerstört, oder ganz einfach verschwunden. Genau wie in dieser Geschichte, wo die Welt vom Nichts gefressen wird, oder so ähnlich. So wie‘s aussieht, sind die vier Herrschaftsgebiete der Take That World Apart Boyz, die einzigen, die noch von der Digiwelt existieren. Leadsänger ist dieser häßliche Clown Piemon, eine Mischung zwischen dem französischen Pierrot, und Stephen King’s It. Auch Pinocchimon sieht aus wie frisch aus der Mottenkiste, er ist eine quäkende Holzmarionette mit langen Fäden und langer Nase. Mugendramon ist eher einem Science Fiction Film entsprungen, dieser Cyber-High-Tech-Klotz ist eine mögliche Weiterentwicklung von Andromon, wie Koushirou’s schlauer Laptop uns verraten hat. Aber ganz bestimmt nicht von unsrem! Und Seadramon war ja schon immer mein absolutes Lieblingsdidschi. Jou’s übrigens auch, da können wir uns die Hand schütteln. Das Vieh ist jetzt im Megalevel, und immer noch genauso blöd und häßlich, wie wir’s in Erinnerung haben. Mit MetalSeadramon kriegten wir es jetzt zu tun, denn wir befanden uns in seinem Herrschaftsgebiet, dem Meer. Besser gesagt über dem Meer, auf dem Rücken eines lieben alten Freundes, der uns in der letzten Sekunde den Arsch gerettet hatte, als MetalSeadramon uns schon zu Fischfutter verarbeiten wollte. Wir befanden uns genau da, wo wir uns schon mal vor knapp dreißig Folgen befunden hatten, nämlich auf Whamon’s Rücken und sahen der Sonne zu, die langsam im Meer versank. “Dieser Platz weckt Erinnerungen!“ Mimi hatte ihren Hut abgenommen und ließ sich den Fahrtwind durch die Haare brausen. Jou starrte sie an, als wär‘ sie so ’ne Art himmlische Erscheinung. Als sie zu ihm hinübersah, versteckte er seine knallrote Birne schnell hinter Koushirou’s Laptop. “Ich versuche gerade herauszufinden, wie wir MetalSeadramon besiegen können.“ Offensichtlich war Koushirou naiv genug, das plötzliche Auftauchen von Jou’s Rübe, für Interesse an seiner Arbeit zu halten. “Ich gehe die Attacken unserer Megalevel Digimon durch und überprüfe, wie wirksam sie im Kampf gegen Seadramon sein könnten.“ “Das... äh, ist schön.“ Jou linste über den Rand des Bildschirms zu Mimi hinüber. Bei ihrem letzten Abenteuer scheinen die beiden sich ein bißchen nähergekommen zu sein. Als einzige sind sie einer Falle von Seadramon entkommen und haben uns andere rausgehauen. Ein komisches Hummerdidschi namens Anomalocarimon hatte uns in einer Strandhütte eingeschlossen und mit Sandduschen bewußtlos gemacht. Zum Glück konnten Zudomon und Lilymon uns da wieder rausholen. Was da genau passiert ist, weiß ich nicht. Jou wollt‘s mir erzählen, hatte aber noch keine Gelegenheit mich unter vier Augen zu sprechen. Vielleicht später, wenn die anderen schlafen. “Du solltest es für heute gut sein lassen, Koushirou-kun, du verdirbst dir noch die Augen bei diesem schlechten Licht.“ Sora war hinter Koushirou getreten, an der einen Hand mein Brüderchen, an der anderen das Psychokind. Den ganzen Nachmittag hatte sie sich den Mund fusselig geredet und ihnen Märchen erzählt. Die Lieblingsstory der beiden war die geheimnisvolle Legende von Prinzessin Hikari und Prinz Takeru, die vor tausend Jahren die Digiwelt retteten und dafür von einem bösen Dämon verflucht wurden. Frei nach Wizahmon’s Zauberbuch. Taichi stand mit seinem Fernrohr auf Whamon’s Kopf und spielte Ausguck. Nicht daß es etwas zu sehen gab, aber offensichtlich kam er sich dabei ziemlich toll vor. Ich steckte meine Mundharmonika in den Gürtel zurück und schlenderte zu ihm hinüber. Ja, ich hab’ das Teil wieder, denn bevor es uns diesmal in die Digiwelt verschlagen hat, hatten wir doch tatsächlich Gelegenheit uns ein bißchen auszurüsten. Leider hat außer Zimperliese niemand etwas Vernünftiges mitgenommen. Er hat die Medizintasche vom Sommercamp mit Pflastern, Klopapier und Zahnbürsten vollgestopft. Koushirou hat diverse CD-Roms und Disketten, Hikari ihre Malstifte samt Block und Mimi allerlei Döschen und Fläschchen eingepackt, über deren Verwendungszweck ich mich jetzt nicht auslassen will. Ich frag‘ mich, wieso keiner auf den Gedanken gekommen, was zu essen mitzunehmen. Okay, hätt‘ ich auch selbst draufkommen können. “Guck mal da vorn, siehst du das auch?“ Taichi gibt mir sein Fernglas, und wedelt mit der Hand in eine unbestimmte Richtung. Er steht jetzt schräg hinter mir, und als er mir erklärt, wo ich hinsehen soll, streckt er seinen Kopf über meine Schulter. Seine Haare sind weich, und kitzeln mich am Hals und an der Wange, ganz genauso wie ich sie in Erinnerung habe. Ich kann nichts erkennen, aber das macht auch nix. Ich hätt’ stundenlang so dastehen können. “Ich will auch sehen!“ Mein Brüderchen drängelte sich zwischen uns, und versuchte nach dem Fernrohr zu greifen. Ich hielt es extra hoch, damit er nicht ran kam. “Gib‘ her,“ schimpfte er, und fing an, auf und ab zu hüpfen. “Taichi-san, Onii-chan ist schon wieder gemein zu mir!“ “Jetzt laß ihm halt das dumme Teil!“ versuchte Taichi zu schlichten. “Da gibt’s eh nix!“ Er beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr: “Ich wollt‘ nur, daß du wieder zu mir her kommst, hast dich heut den ganzen Tag nicht um mich gekümmert.“ Wie hätt’ ich das auch bitteschön anstellen sollen? Seit wir letzte Nacht hier angekommen sind, hatten wir nicht einen Moment Ruhe. Erst jetzt die letzten paar Stunden auf Whamon’s Rücken. Und was soll ich da groß machen, wenn wir alle so zusammengepfercht herumhocken? “Sorry, aber das ist etwas schwierig...“ Wie sollte ich es ihm auch erklären?. “Hört auf zu tuscheln, das ist gemein!“ schimpfte mein Brüderchen. Der ganze Streß hatte ihn ziemlich quengelig gemacht, außerdem war er wahrscheinlich hungrig. “Wer flüstert, lügt!“ “Jetzt beruhig‘ dich wieder, Takeru-kun,“ mischte sich Sora ein. “Du bist doch ein großer Junge und verstehst doch, daß man manchmal über private Dinge reden muß. Dein Bruder und Taichi denken sich ganz bestimmt einen tollen Plan aus, wie wir die Dark Masters besiegen können.“ “Sora hat wie immer recht!“ Taichi begann zu kichern. “Willst du ihm nicht noch eine Geschichte erzählen, Sora?“ “Na meinetwegen,“ seufzte sie. “Kakuii! Erzähl‘ mir die mit dem Raumschiff, Onee-san!“ Er folgte Sora zurück zu den anderen. Häh? Seit wann nennt Takeru Sora “ältere Schwester?“ “Macht er schon länger,“ sagte Taichi. “Hikari nennt sie auch so, seit Sora sich immer so lieb um sie kümmert.“ Eigentlich war es überhaupt nichts Ungewöhnliches einen älteren Freund oder Freundin, als Bruder oder Schwester zu bezeichnen. Das ist bei uns ziemlich weit verbreitet. Gerade wenn man jemanden sehr gern hat und ihn als Vorbild ansieht. Es ist nichts, worüber man sich wundern bräuchte. Trotzdem versetzte mir das einen Stich, ich konnte nicht sagen, wieso! Die Sonne war jetzt nahezu komplett im Meer verschwunden. Unsere Didschis hatten sich bereits schlafen gelegt, sie waren erschöpft vom vielen Kämpfen. Auch wir waren ziemlich am Ende. Jou war im Sitzen eingenickt, während Mimi sich unter ihrem Hut zusammengerollt hatte. Einmal noch richtete sie sich auf und hielt Koushirou die Nase zu, damit er mit der Schnarcherei aufhörte. Sora legte sich neben Piyomon und nahm sie in den Arm. Das Didschi gluckste vergnügt im Schlaf. Ich streckte mich auf Whamon’s Kopf aus, und zog meine Mundharmonika wieder hervor. Die anderen hören sie gern beim Einschlafen. Neben mir flackte Taichi und wuschelte in meinen Haaren herum. Das lenkte mich ein bißchen ab, wahrscheinlich hab‘ ich auch ein paarmal den falschen Ton getroffen. Als ich merkte, wie ich langsam richtig müde wurde, ließ ich die Harmonika sinken und den Kopf dazu. Zeit, ein bißchen zu schlafen. “Hey! Mein Platz!“ Ein eigensinniger Takeru zerrte an meinem Pulli und versuchte, mich von Taichi wegzuziehen. Erst jetzt wurde mir klar, daß ich im Halbschlaf meinen Kopf auf Taichi’s Brust gelegt hatte. “Verzieh‘ dich!“ Wütend funkelte ich meinen Bruder an. Es war mir unglaublich peinlich, daß er mich in so einer Situation erwischt hatte. Es ist was anderes, wenn er bei mir oder bei Taichi im Arm schläft, er ist schließlich noch klein. Aber ich bin eigentlich viel zu groß dafür. Ich bin doch kein Schwächling, der andere Leute zum Kuscheln braucht. “Leg‘ dich doch einfach auf die andere Seite, Takeru-kun!“ Taichi strahlte ihn an. “Ich hab‘ zwei Arme, einen für dich und einen für Yamato!“ “Danke, ich verzichte!“ Das fehlt ja grade noch, daß ich mich mit meinem Brüderchen herumzoffe, wer nun bei Taichi im Arm schlafen darf. Das können meinetwegen Sora und Koushirou übernehmen, schließlich sind sie diejenigen, die früher immer in Taichi’s Armen geschlafen haben. Nur daß Sora jetzt lieber bei Mimi schläft, weil sie beste Freundinnen sind und über irgendwelche komischen Mädchengeheimnisse reden müssen. Man darf nämlich keine Geheimnisse vor der besten Freundin haben, das ist ein ganz wichtiges Gesetz. Deshalb muß man ihr auch unbedingt sofort erzählen, wenn der beste Freund einem erzählt hat, daß er jetzt mit jemandem geht. Bin ich froh, daß ich keine besten Freunde hab‘! Obwohl, mit Jou hätt‘ ich vielleicht drüber geredet. Aber das hat sich jetzt auch erübrigt, nachdem Mimi mir zuvorgekommen ist. Sie mußte ja unbedingt, damit angeben, daß sie Sora’s beste Freundin ist und alle ihre Geheimnisse kennt. Und die ihrer Freunde gleich mit. Ich schlenderte Whamon’s Kopf hinunter und suchte mir woanders ‘nen Schlafplatz. Manchmal kann Takeru schon ziemlich nerven mit seiner Taichi-Schwärmerei. Immerhin bin ich sein großer Bruder, nicht Taichi. Früher wollte er bei mir schlafen, damit ich besser auf ihn aufpassen kann. Aber jetzt... Nein, eigentlich läuft er Taichi schon hinterher, seit er damals auf ihn aufgepaßt hat, während ich in Digitamamon’s Restaurant festsaß. Oder auch schon seit dem Sommercamp. Ich weiß noch genau, wie wir damals unseren ersten Abend in der Digiwelt verbracht haben und ich mein erstes richtiges Gespräch mit Taichi hatte. Ich hab‘ ihm erzählt, daß unsere Eltern geschieden sind und daß Takeru und ich nicht zusammen wohnen. Und daß Takeru ihn lieber mag als mich, weil er so’n umgänglicher Typ ist, während ich alle nur anschnauze. Tja und dann bin ich weggelaufen. Genau wie jetzt! Ich hab‘ mich wirklich kein bißchen verändert! “Hey Yamato, wach auf!“ Taichi schüttelte mich. Verschlafen öffnete ich die Augen und blinzelte ihn an. Es mußte mitten in der Nacht sein, meiner inneren Uhr nach zu urteilen, war der Morgen nicht mehr weit entfernt. “Is was?“ Ich versuchte, betont cool zu klingen. “Weißt du, wo wir sind? Wir sind mitten in einer Bucht und dort ist eine Insel!“ Er deutete in die Dunkelheit. “Wollen wir sie erforschen? Dort gibt es auch Bananenstauden, wir könnten für die andern was zu essen mitbringen!“ “Ich weiß nicht recht. Meinst du nicht, daß es zu gefährlich ist, wenn wir beide da nachts allein rumschleichen? Wir wissen schließlich nicht, was auf der Insel wohnt und die anderen würden sich große Sorgen machen, wenn sie plötzlich aufwachen und wir nicht mehr da sind.“ “Sei kein Hasenfuß,“ grinste Taichi. “Whamon hätte niemals hier angehalten, wenn es für uns gefährlich wäre. Ich glaube eher, daß diese Bucht so eine Art Versteck ist. Und wenn wir Agumon und Gabumon sagen, daß sie den anderen Bescheid geben sollen, falls sie aufwachen, dann machen die sich auch keine Sorgen.“ “Du willst die Digimon also nicht mitnehmen?“ Er drehte das Gesicht weg. “Nö, eigentlich nicht!“ “Du bist total bescheuert, weißt du das?“ “Ja klar, was denn sonst?“ Wir warfen unsere Klamotten auf einen Haufen und rutschten hinunter ins Wasser. Es war ziemlich warm, wir waren in einer Tropenzone oder sowas. Schließlich hatte Taichi von Bananen gesprochen. Bis zur Insel dauerte es nur ein paar Minuten. Hätt‘s gedauert, wenn’s nicht wir gewesen wären. Kaum waren wir einigermaßen außer Hörweite ließen wir‘s gut sein mit Stillsein und tobten lieber wieder rum. Wir machten Wettschwimmen, scheuchten uns gegenseitig durchs Wasser und versuchten den anderen unterzutauchen. Eigentlich war es das, was wir immer getan hatten, aber diesmal war‘s irgendwie anders. Ich meine, ich hab‘ schon lange gewußt, daß es mit ihm nicht dasselbe ist wie mit den anderen, aber diesmal... Ich weiß nicht, ob es daran liegt, daß wir jetzt miteinander gehen. Oder daran, daß ich ihn mag. Oder beides. Vielleicht liegt es auch einfach nur an diesen großen braunen Glubschaugen. Ich hätt’ die dumme Grübelei besser lassen sollen, denn ich kann wieder mal nicht schnell genug reagieren und schwupps – bin ich auch schon wieder unter Wasser. Ein taucherbebrilltes Etwas hat mich an Bein gepackt und nach unten gezerrt. Das lass’ ich mir nicht bieten, auch wenn wir hundertmal miteinander gehen! Autsch! Meinen alten Schwitzkastentrick hat er durchschaut, diesmal gelingt es ihm doch tatsächlich, mich rechtzeitig zu beißen, bevor mein Ellenbogen ihn in die Mangel nehmen kann. Er taucht mich weiter unter und als Beigabe zum Salzwasser krieg ich gleich noch ein bisserl Sand mit in die Fresse. Der Boden ist nur noch knapp unter uns – wir haben den Strand erreicht. “Ich bin ein Krokodil!“ Auf den Händen krabbelt er durch das seichte Wasser “Ich fress’ alles, was mir in die Quere kommt!“ “Mich kannst du nicht fressen! Ich bin ein Killerwal!“ “Dann bist du aber ein gestrandeter Killerwal!“ Er dreht sich wieder um und kommt auf mich zugekrabbelt, wobei er versucht, möglichst bedrohlich auszusehen. Ich finde, es sieht eher lächerlich aus. “Das Wasser hier ist nämlich viel zu seicht für Killerwale!“ Stimmt, inzwischen ist es zum Schwimmen zu seicht geworden, sogar für einen Menschen. Ein Wal hätte jetzt ein echtes Problem. Ich nicht! Ich dreh’ mich auf den Rücken und lass’ mich von den Wellen hin- und herwerfen. Über mir ein postkartenkitschiger Südseesternenhimmel. Warum kann die Digiwelt nicht immer so friedlich sein? Weil ein selbsternanntes Krokodil sich schon wieder auf mich stürzt und Ernst macht mit dem Fressen. Der Kerl ist echt schlimmer, als sämtliche Prohldidschis zusammen! Schon wieder autsch! “Laß meinen Hals in Ruh, du Volltrottel, den brauch’ ich noch! Ich will schließlich noch ein bißchen leben!“ “Ich bin der schreckliche Krokodilvampir! Ich brauche Bluuuut!“ “Du bist ein fetter Freßsack, also geh’ von mir runter!“ Ich mache irgendsoeinen halbherzigen Versuch, mich unter ihm rauszuwinden, schließlich soll er ja nicht auf die dumme Idee kommen, daß ich es mögen könnte, ihn so nah dazuhaben. Es ist ein bißchen wie auf der Schneeinsel, als er mich im Arm hatte, aber da waren wir müde und wollten schlafen. Jetzt dagegen sind wir hellwach und toben, sein Körper so warm und so weich an meinem, so herrlich lebendig. Nicht einen Moment kann er stillhalten. “Vampire gehen nicht, du Depp, sie fliegen!“ Er breitet die Arme aus und wedelt damit herum, und als seine Patschhände auf dem Wasser aufklatschen, machen sie das Geräusch eines Vogels, der versucht, sich aus dem Meer zu erheben. Trotz aller Balgerei - sind wir uns schon mal so nahe gewesen? Jetzt, wo er sich nicht mehr mit den Armen abstützt, liegt er mit seinem ganzen Gewicht auf mir und drückt mich in den Sand. Ich muß aufpassen, daß mein Kopf nicht unter Wasser gerät. Seine Haare wischeln über mein Gesicht, ich kann den Himmel nicht mehr sehen, vor lauter Haaren. “Ich hab’ gesagt, du sollst von mir runtergeh’n!“ “Wieso? Du gibst ’ne prima Matratze ab!“ Mit beiden Händen fasse ich in seine Wuschelmähne, streife mit einem Ruck die Taucherbrille ab und werfe sie mit alle Kraft hinauf auf den Strand. “Weil du die vielleicht wiederhaben willst, bevor ein echtes Krokodil kommt und sie auffrißt!“ “Das kriegst du zurück, verlaß dich drauf!“ Er grinst, rollt sich von mir runter, will aufstehen und sofort loswetzen. Darauf hab’ ich aber nur gewartet! Mit dem Fuß zieh’ ich ihm die Beine weg und Taucherbrillenbrain ohne Taucherbrille klatscht Gesicht voran ins Wasser. “Wichtige Meldung an die Zentrale, der schreckliche Krokodilvampir wurde soeben abgeschossen. Nun müssen wir ihn nur noch köpfen und pfählen und außerdem hat er eine Latte!“ “Selber Latte!“ Er hustet und prustet und spuckt Wasser. “Zahnstocher!“ Er will sich auf mich stürzen, aber ich bin schneller, werfe mich zur Seite und packe ihn bei den Handgelenken. Atemlos rollen wir durch den Sand, die Arme und Beine ineinander verkeilt, als ob wir für wenige Augenblicke nur ein einziges Wesen wären. Dann sind diese Augenblicke auch schon wieder vorüber und wir liegen nebeneinander im Sand und schnappen nach Luft. Ich kann nicht anders, ich muß ihn berühren. Ich muß ihn anfassen, diesen weichen braunen Körper, muß wissen, ob er wirklich da ist, hier neben mir, ob es nicht nur eine verrückte Art von Halluzination ist. Ich will ihm wieder nah sein, so nahe wie zuvor, aber ich kann mich nicht einfach auf ihn stürzen, und mich weiterbalgen, es ist nicht dasselbe, es ist einfach nicht dasselbe. Nicht in diesem Moment. Plötzlich kann ich ihn wieder an mir spüren, er muß einen ähnlichen Gedanken gehabt haben wie ich, oder bilde ich mir das nur ein? Er hat einen Arm um mich gelegt, genau wie damals auf der Schneeinsel, und genau wie damals drückt seine Brust gegen meinen Rücken.. Aber jetzt, wo wir keine Klamotten anhaben, fühlt es sich ganz anders an. “Mir ist kalt!“ sagt er beinah entschuldigend, obwohl es wirklich sehr warm ist und er von der Balgerei ebenso schwitzen muß, wie ich. Seine Brust ist naß und voll Sand, seine Haare kleben an meinem Hals. Sie hängen überall herum, jetzt wo die Taucherbrille sie nicht mehr hält. Aber ich glaube, das ist ihm egal. Ich will die Haare wieder anfassen..... Vielleicht will ich das wirklich, aber meine Hände wollen woanders hin, genau wie seine auch, wollen berühren, streicheln, tasten, unbekanntes Gebiet erforschen. Sie haben ein Eigenleben, diese Hände, scheinen ganz genau zu wissen, wo sie richtig zudrücken dürfen und wo sie ganz behutsam sein müssen. Ich hab’ mich zu ihm hingedreht, aber ich seh’ ihn nicht an dabei, hab’ meine Augen fest geschlossen und höre wie mein Atem beschleunigt, er kommt jetzt schneller und stoßweise, ein Keuchen, als ob ich zu lange gerannt wäre. Hitze breitet sich in meinem Bauch aus, ich sinke wieder zurück, fühle den feuchten Sand an meinem Rücken. Meine Augen sind immer noch geschlossen, aber ich weiß, daß er sich über mich gebeugt hat, denn ich höre ihn atmen, wenn auch nur leise, das Pochen meines Herzens scheint alles andere zu übertönen. Ein Zittern läuft durch meinen Körper, die Hitze wallt hoch und ich bäume mich plötzlich auf, seiner Berührung entgegen Verdammt, hör’ jetzt bloß nicht auf! Seine andere Hand liegt auf meiner Brust, meine Hände krallen sich um sie, nur um etwas zum Festhalten zu haben, damit ich nicht den Halt verliere... unsere Finger... umfassen einander, umschlingen einander... Eine große Welle rollt über den Strand und erwischt meine Füße. Die kühle Gischt ist angenehm auf meiner heißen Haut. Bin ich jetzt ein anderer als zuvor? Bin ich erwachsener geworden? Ich hätt’ echt noch stundenlang so daliegen können. Ich bin erschöpft, so erschöpft, als ob ich den ganzen Tag rumgetobt hätte, meine Glieder sind so schwer und mein Bauch ist so klebrig, als ob jemand eine Tube Uhu drüber ausgeschüttet hätte. Mein Kopf ist angenehm leer, keine Grübeleien, keine düsteren Gedanken. Ich könnte einschlafen... Kann ich aber nicht, denn jemand anderer hat entschieden was dagegen. Zwei-dreimal stupst er mich mit der Nase an und als ich nicht reagiere, fängt er an, mich unsanft zu schütteln. “Hey! Ich will auch!“ “Ist ja gut!“ Ich strecke mich noch einmal genüßlich, dann rapple ich mich aus dem Sand hoch. Seine frechen braunen Augen seh’n mich erwartungsvoll an und einen Moment lang, hab’ ich plötzlich Angst, etwas falsch zu machen. Aber das sag’ ich natürlich nicht, wär’ auch zu peinlich! “Mach’ schneller und dann später wieder langsamer! Und tu die andere Hand hierhin! Aber bloß nicht zu fest!“ Er hat keinerlei Probleme, mich mit Anweisungen zuzutexten. Ihm scheinen diese Dinge wohl nicht ganz neu zu sein, aber ich hake nicht nach, geht mich auch überhaupt nix an, was früher war. Er hat sich zurückgelehnt, aber nicht hingelegt, stemmt sich mit den Ellenbogen hoch. Seine Hände krallen sich links und rechts neben ihm in den Sand, dazwischen bebt sein Körper, die Bauchmuskeln zittern unter der braunen Haut. Seine Augen sind halbgeschlossen, die Lippen leicht geöffnet und als er den Kopf in den Nacken wirft, kann ich die kleine rosa Zunge sehen, die unruhig zwischen den Zähnen auf- und abfährt und sich schließlich gegen den Gaumen preßt, wie um einen Schrei zu unterdrücken. Im nächsten Moment saugt er die Luft ein und sein Atem wird ruhiger, fast gleichmäßig, beinahe so, als ob nichts gewesen wäre. Er öffnet die Augen, strahlt mich an und verzieht das Gesicht zu einem breiten Grinsen. “Cooool!“ Ich grinse zurück und strecke die Hände nach ihm aus, als wär’ ich ein Zombie in einem Horrorfilm. Er kreischt auch brav wie das dazugehörige Opfer, springt auf und hüpft ein Stück weg von mir. “Faß mich bloß nicht an damit, ich sag’s dir! Ich hau’ dir eine rein!“ “Versuch’s nur,“ drohe ich händewedelnd zurück, “dann verpass’ ich dir ’ne Frisur, daß du nie wieder ’ne Taucherbrille brauchst!“ “Igitt bist du widerlich!“ Er schaut sich suchend um “Wo hast du die vorhin überhaupt hingepfeffert? Ich meine, die Tau... äh Fliegerbrille? Verdammt, du bringst mich ganz durcheinander!“ “Na, das hoff’ ich doch!“ Er läuft den Strand hinauf und sucht angestrengt den Boden ab. Ich bleib’ noch sitzen und beobachte ihn, mir ist jetzt nicht nach Toben zumute. Ehrlich gesagt, fühl’ ich mich immer noch ein bißchen bedröselt. Die Hitze in meinem Bauch ist zu einer wohligen Wärme abgeklungen, die sich über meinen ganzen Körper ausbreitet. Ich denke an seine Berührungen und... “Hab’ sie!“ Mit der Brille in der Hand stürmt er an mir vorbei ins Wasser. “Wo willst du hin?“ ruf’ ich ihm hinterher “Mich waschen! Das Zeug klebt wie die Sau! Komm mit, du hast es auch nötig!“ “Gib’ mir noch ’ne Minute, bin gleich da!“ ..und tauche in die Erinnerung ein, ich kann immer noch nicht so ganz fassen, was geschehen ist und wie es überhaupt zu so was kommen konnte. Das war wirklich Wahnsinn, ich kann gar keine Worte dafür finden! Und ein ganz andres Gefühl, als wenn man selber... Er bleibt steh’n und schaut mich verwirrt an. “Was ist los mit dir, bist du schlecht drauf?“ “So’n Quatsch! Ich hab doch gesagt, ich bin gleich da!“ Mir ist jetzt nicht nach rumtoben und rumbalgen. Meine Welt ist nicht mehr das, was sie mal war, ich kann nicht so einfach zu unseren Balgereien zurückkehren. Ich kann nicht so tun, als wär nix gewesen. Ist vielleicht merkwürdig, daß ein paar Minuten soviel Unterschied machen können. Aber ich könnte nicht mehr zurück, selbst wenn ich es wollte. Nur gut, daß ich es gar nicht will! Um keinen Preis der Welt! Ob ich mit ihm drüber reden soll? Aber wie? Ich hab’ keine Ahnung, was sollte ich auch sagen? Ich höre ihn im Wasser herumtoben. Er brüllt irgendwas von Angriff, und in die Luft sprengen, wahrscheinlich spielt er irgendein geistreiches Spiel mit sich selbst. Scheint allerdings nicht grad berauschend zu sein, denn ein paar Minuten später kommt er wieder angetrabt, und beschwert sich, daß ihm langweilig sei. “Ohne dich macht es überhaupt keinen Spaß!“ Als ich keine Antwort gebe, zupft er an meinen Haaren. “Du bist doch nicht irgendwie sauer, oder?“ Ich halte seine Hand fest und lächle ihn an. “Nein, natürlich nicht! Ich hab’ nur grad kein’ Bock auf Rumtoben!“ “Das check ich nicht!“ Offensichtlich verwirrt verzieht er das Gesicht. Wenn ich glücklich bin, muß ich immer rumtoben, da kann ich nicht stillsitzen!“ “Bist du das denn?“ “Was?“ “Glücklich.“ “Hab’ ich doch gesagt, Mann, du checkst’s wieder mal nicht!“ Ich will nicht wissen, wer hier was nicht checkt, aber es geht mir zu gut, um mich rumzuzoffen. Er will mich jetzt ein bißchen ärgern, das hab’ ich sofort durchschaut. Aber selbst wenn ich Bock drauf hätte, langsam wird’s Zeit zurückzugeh’n. Ganz sicher ist es bald Morgen und ich brauch’ einfach noch ’ne Mütze Schlaf. “Hey, wir kriegen Besuch!“ Taichi deutete auf zwei dinosaurierförmige Gestalten im Wasser, die sich platschend dem Strand näherten. “Schiff ahoi!“ Zwei triefende Didschis entstiegen den Fluten und mir fiel nur noch die Klappe runter. Gabumon! Gabumon war geschwommen. Er, der immer ein Riesengezeter veranstaltet, wenn nur ein Tropfen Wasser sein kostbares Fell berührt, war doch tatsächlich aus freien Stücken geschwommen! Zum letzten Mal hat er das gemacht, als Seadramon mich zerquetschen wollte. Respekt! Er sah kein bißchen genervt oder frustriert aus, nur etwas verlegen “Ist gar nicht so schlimm, das Wasser hier,“ kommentierte er beinah verschämt und wurde ein bißchen rot in seinem Didschigesicht. “Manchmal muß man einfach mal was Neues ausprobieren!“ Wie recht du hast, denk’ ich im Stillen, aber ich sage nix dazu. “Die andern fragen sich, was mit euch is’,“ quäkte Agumon. “Wir ham gesagt, wir geh’n euch holen!“ “Wir kommen schon.“ Ich stand auf, und watete ins Wasser. Nicht daß die sich noch wunderten, wo wir so lange gesteckt, und was wir gemacht hatten. “Wenn ihr bei Whamon ankommt, kannst du dann die andern ein bißchen ablenken?“ fragte mein Didschi leise. “Ich meine, sie müssen ja nicht unbedingt mitkriegen, daß ich geschwommen bin. Das wär mir peinlich.“ “Geht in Ordnung!“ Ich weiß zwar nicht, was er für ein Problem hat, aber wenn er sich dann besser fühlt. Wir haben Whamon schon fast erreicht, als Taichi zu kichern beginnt. Er prustet und gluckst wie ein quiekiges Ferkel und jedes Mal, wenn er versucht, den Mund aufzumachen und zu erklären, was mit ihm ist, geht es wieder von vorne los. “Du bist irr,“ sag’ ich kopfschüttelnd. “Bin ich gar nicht!“ “Was ist eigentlich los mit dir?“ “Nix!“ Noch ’ne Kichersalve. “Aber wir ham die Bananen vergessen!“ Tsuzuku... * * * Author’s Note: Bin stolz auf mich, hab’s doch tatsächlich geschafft die Story letzte Nacht fertigzukriegen. Ich wollte die beiden einfach noch mal so richtig glücklich sein lassen, bevor es zum großen Krach kommt Ich hoffe jetzt einfach mal, daß mir niemand die Bude einrennnt “Hilfe, du bist pervers!“ und daß alle meine Leser diese kleine Episode unbeschadet überstanden haben. Wie schon gesagt, sie ist ziemlich harmlos. Eigentlich viel harmloser als das, was im nächsten Kapitel auf die beiden zukommt. Also wäre es wohl ziemlich heuchlerisch dieser romantischen Liebeszene am Strand ein höheres Rating zu geben und wenn sich Taichi und Yamato dann die Köpfe einschlagen, ist die Geschichte wieder für Teenager. Muß “Walk on the Edge“ noch zum Geburtstag gratulieren. Die Story ist jetzt ziemlich genau ein Jahr alt. Oktober 2000 hab ich Teil 1 gepostet. Nicht zu fassen, wie schnell die Zeit vergeht. Und die Zeiten ändern sich auch: Damals gab’s noch keine Taito Stories im deutschen Sprachraum. Nicht auf Animexx und nicht im EMF. Nur bei Yaoi Germany dümpelte Ryoko’s Fruit Punch so alleine vor sich hin. Zeit für ein bißchen Gesellschaft! Die zweite Taito auf Yaoi Germany und die erste auf Animexx war W... na jetzt ist Yama besser still, sonst hält Taichi ihn noch für einen Angeber. Tatsache ist, daß im November/Dezember 2000 dann der große Boom losging und bald eroberte Taito die Digiwelt (na, wir wollen mal nicht übertreiben) Aber inzwischen gibt es eine riesige Fangemeinde und so viele wunderschöne Stories, daß Yama hundert Jahre alt werden muß, um sie alle durchzukriegen. Apropos hundert: Mit diesem Teil ist “Walk on the Edge“ über hundert Seiten lang geworden und noch immer ist kein Ende abzusehen. Ore hitori de daijoubu sa (aber mir geht’s besser, wenn Taichi bei mir ist) Yamato, der so richtig happy ist, weil er endlich Zeit genug hat, Ferien in Taito Town zu machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)