Plagende Erinnerung von King_of_Sharks (*~YuKa~*) ================================================================================ Kapitel 2: Wo soll das hinführen? --------------------------------- Mittwoch, 10 März 2004 Es war kurz nach fünf Uhr morgens, als Kais Wecker anfing zu piepsen. Er wälzte sich nach links und tastete nach dem Wecker. Doch anstatt ihn zu fassen zu bekommen und ihn auszumachen, stieß er mit der Hand so ungeschickt dagegen, sodass er vom Nachttisch flog und mit einem hässlichen Aufprallgeräusch auf dem Boden landete. „So ein Mist! Erst träum' ich so 'n Scheiß und dann auch noch das…das kann ja ein toller Tag werden“, dachte Kai missmutig und zog ein Gesicht, bei dem sogar ein Bär das Weite gesucht hätte. Kai stand schließlich auf und stellte mit einem Anflug von Erleichterung fest, dass der Wecker keinen Kratzer davongetragen hatte. Er stellte ihn an seinen Platz zurück und ging ins Bad. Zu dieser Zeit war zum Glück noch alles still, da die übrigen drei Teammitglieder nicht gerade Frühaufsteher waren. So hatte er das Bad für sich alleine und stellte sich erstmal unter die Dusche. Nachdem Kai sich soweit fertig gemacht hatte, verließ er auch schon das Haus. Aber nicht zum trainieren wie gewöhnlich, sondern um darüber nachzudenken, was er Yuriy denn genau fragen wollte. „Dranzer gehorcht mir sowieso nicht, bis ich das geklärt habe. Also warum sollte ich es dann überhaupt versuchen, ihn zu trainieren… außerdem geht mir dieser seltsame Traum von letzter Nacht nicht mehr aus dem Kopf…“ In dem Traum war er einen langen dunklen Korridor entlanggelaufen, an dessen Seitenwänden sich immer mal wieder eine Tür befand. Er hatte mehrmals versucht, einige von ihnen zu öffnen, jedoch hatten sie sich kein Stückchen bewegt und irgendwann hatte er es aufgegeben. So lief er nun immer weiter und weiter, es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Er hörte auch hin und wieder Geräusche und Stimme hinter einigen Türen. Doch als er hingehen und lauschen wollte, verstummten sie urplötzlich. Hinter einer hellgrau gefärbten Tür hörte er eine Frau schreien. Dies versetzte ihm einen ungeheuren Schreck, da ihm die Stimme seltsam vertraut vorkam. Es zog ihn regelrecht zu dieser Tür hin. Als er sein Ohr an die Tür legte, verstummten diese Stimmen seltsamerweise nicht. Nein, die Tür ging sogar ein Stückchen auf, sodass er erschrocken einen Schritt nach hinten wich. „Tu das nicht! Du wirst es noch bereuen Susumu!“, ertönte die Stimme der Frau wider. Susumu…das war doch der Name seines Vaters. Was hatte das mit seinem Vater zu tun? Er verstand nun überhaupt nichts mehr. Nun blickte er schließlich in den Raum hinein, soweit es der Spalt zuließ. Denn die Tür ließ sich, aus welchem Grund auch immer, keinen Millimeter weiter aufdrücken. Ihm stockte der Atem. Überall war Blut, so viel Blut...Es ließ den Boden fast wie ein blutrotes Meer erscheinen. In diesem Blutmeer erblickte er für einen Augenblick zwei Flügelschwingen. Das dazugehörende Wesen konnte er jedoch nicht erkennen, dazu war es zu schnell wieder verschwunden. Als er den Blick, Schlimmes ahnend, hob, war er doch sehr überrascht. Es war nichts als die reine Dunkelheit zu erkennen und als er wieder auf den Boden schaute, war auch das Blut verschwunden. Er fühlte sich so leer, denn er wusste nicht mehr als vorher. Jetzt war nur noch verwirrter. Wer war die Frau, die geschrieen hatte? Was hatte sein Vater damit zu tun? Wessen Blut war das und was war dieses Wesen mit den Schwingen gewesen? „Kai! Kai!“, rief plötzlich eine Stimme nach ihm. „Wo bist du, Kai? Bist du hier? Kai! Kai!“, rief sie immer lauter. Er wollte antworten, doch seine Kehle war wie zugeschnürt. Die Dunkelheit schien ihn zu verschlingen und von der Stimme wegzuziehen. Je mehr er versuchte der Stimme nachzugehen, desto leerer fühlte sich sein Kopf an und er hatte das Gefühl, etwas sehr Wichtiges vergessen zu haben. Dann fühlte er, wie etwas Warmes, Weiches auf seiner Wange landete. Er nahm es in die Hand, doch da war nichts festes mehr, nur noch ein Tropfen warmes Wasser. Er schaute nach oben, von wo aus das Ding gekommen war. Als er sah, was dieses Ding gewesen war, waren die beängstigen Erlebnisse von vorhin auf einmal wie weggeblasen. Es schneite warmen weichen Pulverschnee, der ihn wie eine Schutzhülle zu umgeben schien. Die Stimme, welche eben nach ihm gerufen hatte, ertönte nun wieder. Jedoch verstand er nicht ein einziges Wort, das sie sagte. Dennoch waren sie voller Wärme und sie gaben ihm halt. Es schien alles immer ferner zu rücken und schließlich war er wieder aufgewacht. „Was sollte das alles?“, fragte sich Kai zu Recht, denn so etwas Komisches hatte er noch nie geträumt. Er war inzwischen im Park angekommen und setzte sich auf eine Bank an einem kleinen Teich und starrte in das klare Wasser, in dem sich Scharen von kleinen Fischen tummelten. Nun hatte er ein schönes Plätzchen zum Nachdenken gefunden, an dem ihn niemand stören würde, schon gar nicht zu dieser Zeit. Hoffentlich… Bei Yuriy: Um sechs Uhr klingelte der Wecker in Yuriys Zimmer und dieser stand sofort auf, machte den Wecker genervt aus und ging ins Bad. Nachdem er ausgehreif war, ging er in die Küche, aß eine Banane und zog dann seine Jacke an. Dann ging er nach draußen und schaute sich den noch dunklen Himmel an. „Wunderschön“, bemerkte er. Es war noch dunkel und die Sonne würde erst in zwei Stunden aufgehen. Yuriy liebte diese Zeit, denn da wies der Himmel leichte Ansetzte von Rot und anderen Farbabstufungen auf, jedoch waren die Farben noch ganz schwach und wirkten daher nicht überladen. „Ich würde nur zu gern wissen, wo Kai immer so früh morgens schon hingeht…“, dachte Yuriy und ertappte sich beim Schmunzeln. „Du bringst mich doch immer wieder aus dem Gleichgewicht“ stellte er fest. Er stand noch eine Weile so da und betrachtete den Himmel. Nach einer Weile hatte er davon genug und entschloss sich, spazieren zu gehen. „Mal sehen, vielleicht finde ich dich ja!“, grinste Yuriy und machte sich auf den Weg. Bei Bryan und Sergej: Es war inzwischen halb acht und Bryan quälte sich nun endlich aus dem Bett. Yuriy hatte es offenbar nicht für nötig gehalten, seinen Teamkameraden Frühstück zu machen. Kai hatte natürlich auch nichts gemacht, warum sollte er auch? „Warum ist er überhaupt zu uns gezogen? Er könnte doch genauso gut bei seinem reichen Daddy in einer der Villen der Hiwatari Familie wohnen“, dachte Bryan verächtlich. „Na ja, wenigstens kann er kochen…“ Das war eine große Bereicherung für diesen Männerhaushalt. Denn Sergej hatte es nicht mal für nötig gehalten, es überhaupt zu probieren etwas zu kochen, da er noch nie mehr als ein Sandwich zustande bekommen hatte. Yuriys Gerichte schmeckten alle, egal was er auch kochte, nach Pappmache. Warum genau, das hatten sie immer noch nicht herausgefunden und genauso genommen wollten sie das auch nicht. Wenn Bryan kochte stand danach entweder die halbe Küche in Flammen, oder es sah aus, als wäre ein Kindergarten zum Backen vorbeigekommen und man hätte nachträglich noch einen Böller hineingeschmissen. Insofern war es doch ganz gut gewesen, Kai bei sich wohnen zu lassen. Seine Gerichte schmeckten gut und er machte fast keine Sauerei, egal was er auch kochte. „Na gut…er kann kochen, aber 'nen scheiß Charakter hat er trotzdem! Wie kann man sich nur in so etwas verlieben? Aber Yuriy sagt ja, unser zickiger Eisblock sei früher ganz anders gewesen…das ändert aber nichts an der heutigen Situation!“, dachte er schnaubend. Er war einmal wieder so in Rage geraten, dass er völlig vergessen hatte, dass Yuriy heute um acht Uhr mit dem Training anfangen wollte. Gehetzt sah er auf die Uhr. „Scheiße! Schon Viertel vor acht!“, fluchte er und rannte ins Bad. Sergej, der in der Küche saß, sah sich dieses Schauspiel belustigt an, denn so lief es fast jeden Morgen. Bryan stellte sich den Wecker auf sieben Uhr und drückte so oft darauf, dass er sich, im günstigsten Fall, um halb acht langsam mal daran machte zu versuchen aufzustehen. Dann rannte er total gehetzt ins Bad, stopfte sich noch schnell ein unbelegtes Brötchen in den Mund und rannte schließlich aus der Wohnung, ohne eine Jacke angezogen zu haben. „Ach Bryan, was soll man nur mit dir machen“, fragte Sergej und schüttelte den Kopf. Dann zog er seinen Mantel an, nahm noch Bryans Jacke mit und ging dann nach draußen. Yuriy ließ wirklich nicht gerne auf sich warten. Doch als er am vereinbartem Platz, dem Übungsgelände der BBA, ankam, sah er außer Bryan, der zitternd in der Kälte herumstand, niemanden. Er ging zu Bryan hin, drückte ihm die Jacke in die Hand und sah in ein dankbares, leicht verwirrtes Gesicht. „D-dank-ke…!“, brachte Bryan bibbernd hervor und zog sich schnell die Jacke über. „Wo ist Yuriy?“, wollte Sergej nun wissen. „Was weiß ich? Vielleicht hat er es einfach vergessen?“ „Er vergisst nie etwas, schon gar nicht, wenn es ums Trainieren geht!“, warf Sergej ein. „Stimmt…aber was sollen wir jetzt machen?“ Sergej überlegte kurz und antwortete dann: „Wir warten noch 'ne halbe Stunde und gehen dann was essen“ „Gute Idee“, stimmte Bryan ihm zu. So warteten die beiden Blader eine halbe Stunde lang, weitere zehn Minuten. Nach insgesamt fünfundvierzig Minuten entschlossen sich, endlich nach Hause zu gehen. Dort angekommen machte sich Sergej erstmal einen heißen Kakao und Bryan wollte natürlich auch einen. Nun hatten sie auch endlich mal Zeit zum Reden. Spencer war aufgefallen, dass Bryan in letzter Zeit etwas betrübt wirkte. „Was hat er nur? Er ist doch mit Anna zusammen, das hat er sich doch so lange gewünscht. Warum also dieses Trübsal blasen? Er hat doch eigentlich alles, was man sich wünschen kann“, überlegte er. Sie setzten sich auf die Couch im Wohnzimmer und nach ein paar schweigsamen Minuten fing Sergej schließlich an: „Ist alles in Ordnung bei dir und Anna?“ „Ja“, gab Bryan monoton von sich. „Ah, ja“, sagte Sergej ruhig. Jetzt musste er nur noch ein kleines Weilchen warten, bis Bryan ihm sein Herz ausschüttete. Er kannte ihn nun schon lange genug, um zu wissen, welche Knöpfe er bei Bryan drücken musste, um eine anständige Antwort aus ihm herauszukitzeln. Und tatsächlich fing Bryan nun an, an seiner Tasse herumzuspielen und sah Spencer an. „Er sieht wirklich nicht gut aus, es muss was Wichtiges sein, das er mir zu sagen hat“, kam es Spencer in den Sinn. „Du, Sergej …?“, fing Bryan nun an. „Was würdest du tun, wenn du dir nicht sicher bist, ob deine Freundin dich wirklich liebt? Ich meine, es ist nicht so, dass ich ein Problem hatte, aber…“ „Hab ich’s doch gewusst, es ist irgendwas mit Anna! Aber ich spiel vorerst mal mit…“, entschied er. „Also ich würde sie fragen, warum sie mit mir zusammen ist“, gab Sergej knapp und bestimmt von sich. „…Okay, dann werd' ich das mal probi-“ Er stockte, da ihm aufgefallen war, was er da gerade gesagt hatte. „Scheiße! Er hat es jetzt ganz bestimmt gemerkt! Lass dir bloß nichts anmerken, Bryan. Lass dir bloß nichts anmerken, dass etwas nicht in Ordnung ist!“ Bryan versuchte Haltung zu bewahren und Sergej eine vernünftige Antwort auf sein Verhalten zu geben: „Also es ist nicht, dass…es ist nur so…weißt du…ich ähm“, stammelte er nur vor sich hin und er merkte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Sergej war auf alles vorbereitet gewesen, nur nicht darauf, dass Bryan anfangen könnte zu weinen. Bryan gab nun ein unterdrücktes Schluchzen von sich und es rann ihm die erste Träne über die Wange. Sergej wusste nicht, was er tun sollte. Er entschloss sich kurzer Hand, ihn einfach in den Arm zu nehmen. Gesagt, getan. Er drückte Bryan vorsichtig an sich. Dieser war so überrascht, dass sein Schluchzen für einen Moment unterbrochen wurde. „Warum macht er das? Ich führe mich gerade wie ein vierzehnjähriges Schulmädchen auf, die wegen Liebeskummer zu ihrem besten Freund rennt und sich von dem trösten lässt…aber irgendwie tut es doch gut“, dachte er und ließ er seinen Tränen freien Lauf. Wer weiß, wo das hinführt... TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)