☾ Mikadzuki von Mimiteh ================================================================================ Kapitel 41: Neue Seiten ----------------------- Das Feuer warf zuckende Schatten auf Natsus schwarze Haare. Die RaionYôkai lehnte an einem Baumstamm und versuchte nachzudenken. Leicht fiel ihr das allerdings nicht. Sie wusste noch nicht so wirklich, was sie mit den Geschehnissen des Tages anfangen sollte. Fest stand jedenfalls, dass der kleine Funke Yôki in ihrem Leib wieder loderte, warum auch immer. Irgendetwas musste es mit Sesshômarus Schwert zu tun haben, aber sie konnte nicht nachvollziehen, was. Ohne den Kopf zu heben, schielte sie zum Feuer hinüber. Dort lag das junge Menschenmädchen, das ihr heute einige Kräuter hatte andrehen wollen, als sie Schmerzen hatte. Offenbar kannte es Sesshômaru gut, sonst wüsste der weder den Namen der Kleinen, noch hätte er sie jetzt mitgenommen. Sie war sich durchaus im Klaren darüber, dass er dem Mädchen damit – deren begeisterter Reaktion zu Folge – wohl einen großen Gefallen getan hatte, aber eigentlich andere Ziele verfolgte: Diese Rin sollte aufpassen, dass Natsu ihr Vorhaben nicht wiederholte. Nun, sie hatte sowieso nicht vor, den Funken in sich erneut zu löschen. Das hätte ihren eigenen Tod zur Folge, so gut kannte sie Sesshômaru inzwischen. Er wollte, dass das neue Leben sich entwickeln konnte, welchen Grund auch immer er dafür hatte. Die Löwendämonin wagte nicht, der naiven Stimme ihrer eigenen Gefühle genauer Gehör zu schenken. Stattdessen musterte sie weiter ihre kleine Wache. Das Mädchen mochte zwölf, dreizehn sein, zierlich und schmal, Natsu konnte sich bei allen Göttern nicht vorstellen, wie dieses Kind an Sesshômaru geraten war. Gleichzeitig wurde ihr schmerzlich bewusst, wie wenig sie eigentlich von ihm wusste. Nun waren sie sich so nahe gekommen, wie sich zwei Wesen überhaupt kommen konnten und er war immer noch ein einziges Geheimnis. Sie verzog missmutig das Gesicht und seufzte etwas. Bis vor ein paar Wochen war ihr Leben noch so einfach gewesen, aber seit dieser Inuyôkai in ihr Leben getreten war, ging alles drunter und drüber. Tief in ihrem Herzen störte sie das aber rein gar nicht. „Natsu-sama? Ist alles in Ordnung?“, riss sie da plötzlich die Stimme des Mädchens aus ihren Gedanken. Es war offenbar von ihrer Lautäußerung aufgewacht und blinzelte nun schläfrig zu ihr hinüber. „Ja, alles gut, Mädchen“, gab Natsu schlicht zurück, nicht damit rechnend, dass Rin nicht ohne Grund nachfragte. Im Widerschein des Feuers konnte Rin Natsus unglückliche Miene sehen und wollte nicht hinnehmen, dass jemand bedrückt war, wenn sie vielleicht etwas daran ändern konnte. Nur, was? Auf andere Gedanken bringen, ja, vielleicht ging das. „Hast du Jaken-sama und AhUhn schon kennengelernt, Natsu-sama?“, wollte sie daher wissen, frühlockte innerlich, als sie ein kurzes Schmunzeln über die Züge der Yôkai huschen sah. Dass das eher daran lag, dass Natsu sich über die Zusammensetzung von ‚du‘ und ‚-samai‘ amüsierte, konnte sie nicht ahnen. Natsu schüttelte etwas den Kopf. „Nein, habe ich nicht“, antwortete sie ruhig. „Schade. Weißt du, die beiden sind meine Freunde, Natsu-sama!“ Rin schob die Decke zurück, die Kaede ihr mitgegeben hatte und setzte sich auf. „Deine Freunde? Sind es auch Menschen?“, fragte Natsu zurück, die in diesem Gespräch eine Möglichkeit sah, sich etwas abzulenken. Es brachte ja auch nichts, wenn ihre Gedanken trostlos auf der Stelle schwirrten. Rin lachte auf einmal. „Aber nein! AhUhn ist ein ganz lieber Drache. Er trägt immer Maulkörbe, damit er niemanden abschießt, aber eigentlich frisst er nur Gras. Und er liebt es, gekrault zu werden!“, stellte sie richtig. Natsu runzelte etwas die Stirn. Sprach dieses Kind etwa von Sesshômarus Drachen? Hörte sich beinahe so an. „Sprichst du von dem Reitdrachen?“ Rin nickte heftig. „Natürlich!“, stellte sie klar, als wäre das so gar nicht unwahrscheinlich. Die Haare, die ihr dabei ins Gesicht gerutscht waren, strich sie mit einer raschen Bewegung zurück. „Dann kenne ich ihn doch, das heißt, ich habe ihn gesehen. Aber deinen Jaken habe ich nie gesehen. Wer ist das denn?“ Rin erhob sich und ließ die Decke liegen, um sich näher zu Natsu zu gesellen. „Jaken ist lustig. Sesshômaru-sama sagt, er sei ein Krötendämon und er begleitet Sesshômaru-sama schon ganz, ganz lange. Immer sagt er Dinge, die er eigentlich nicht sagen will und plappert drauf los und gibt erst auf, wenn Sesshômaru-sama auf ihn drauf tritt. Und er hat einen Stab, größer als er, mit zwei Köpfen dran, von denen einer Feuer spucken kann. Deswegen soll Jaken-sama auch immer auf mich aufpassen, wenn Sesshômaru-sama unterwegs ist. Aber Jaken-sama mag keine Blumenketten und er verliert immer beim Fangen-spielen, weil er so kurze Beine hat. Und egal wie oft ich ihm erkläre wie es geht, Fische fangen wird er nie lernen. Und…“ „Stopp, Rin, nicht so schnell!“, hielt Natsu sie auf und musste sich ein Lächeln verkneifen. Nun, was das Plappern anbetraf, stand dieses Menschenmädchen diesem Jaken sicher in nichts nach. Aber die Kleine hatte eine geradezu erholsame, frische Unbekümmertheit. „Entschuldige…“, kicherte sie eben und Natsu schmunzelte. „Möchtest du mir die ganze Geschichte vielleicht der Reihe nach erzählen?“, fragte sie. Rin strahlte begeistert und rückte unwillkürlich ein bisschen näher. Natsu ließ es zu. Hier, mehrere Meter vom Feuer entfernt, musste die Kleine frieren. Und so ließ sie Rin erzählen. ~*~ „So, Hachi, geh‘ mal runter, da hinten ist ein Dorf“, forderte Miroku und auch wenn es nach einer Bitte klang, wusste Hachiemon doch, dass es ein Befehl war. Sofort setzte er zur Landung an, kam in einer Schonung, kaum zweihundert Meter vom Dorf entfernt auf. Miroku rutschte sofort von seinem breiten, gelben Rücken und Riku und Renjiro – schon reichlich schlaftrunken – taten es ihm nach kurzem Zögern nach. „Was gibt es hier?“, wollte Riku wissen. Miroku ordnete sein Gewand und sah sich zu den beiden um. „Wir werden um ein Nachtlager bitten“, sagte er knapp. Der Jüngere runzelte die Stirn. „Als ob uns das jetzt noch jemand zusagen würde. Es ist stockduster und Geld haben wir auch keines“ Miroku wandte sich bereits wieder ab. „Wisst ihr, ich bin lange genug durch die Gegend gezogen um zu wissen, wie ich an ein Nachtlager komme. Von euch verlage ich nur, dass ihr im richtigen Moment den Mund haltet. – Hachi, wir sehen uns morgen nach Sonnenaufgang am anderen Ende des Dorfes wieder!“ Der letzte Satz klang scharf. Hachi, der sich längst zurückverwandelt hatte, beeilte sich, zu nicken und schlug sich dann in die Büsche. Einen Teufel würde er tun, morgen nicht an Ort und Stelle zu sein. Im Zweifelsfall konnte Miroku da sehr gewalttätig werden. Miroku setzte sich derweil in Bewegung, rasch gefolgt von den beiden jungen Männern, die sichtlich rätselten, was seine Worte zu bedeuten hatten. Miroku selbst dachte nicht einmal daran, sie ihnen näher zu erklären. Er hatte keine Lust auf ellenlange Diskussionen. Mit großen Schritten hielt er auf den Dorfrand zu. Es dauerte auch nicht lange, bis sie bemerkt wurden. Sofort setzte Miroku eine besorgte Miene auf und ging den beiden Bauern entgegen, die auf ihn zuhielten. „Bringt mich zu Eurem Dorfvorsteher!“, verlangte er, absichtlich ohne Begrüßung, seine Stimme klang in jahrelanger Übung gehetzt. Riku und Renjiro wechselten in seinem Rücken einen kritischen Blick, hielten aber den Mund. Die beiden Dorfbewohner reagierten rasch. „Natürlich, Hoshi-sama. Folgt uns bitte!“, antworteten sie und liefen los. Miroku folgte. Gleich darauf hielten sie vor einem Gebäude, das er schon aus der Luft gesehen hatte. Kein Wunder, natürlich wohnte der Dorfvorsteher im größten und besten Haus des Dorfes. Einer der Bauern hatte den Chef der Siedlung inzwischen herausgeholt. Miroku verbeute sich rasch. „Was führt Euch her, Hoshi-sama?“, fragte der Dorfvorsteher, der sichtlich schon mit einem Bein auf seiner Schlafstatt war. Miroku lächelte halb verzagt, halb gewinnend. „Eine Ahnung nur, werter Dorfvorsteher. Mir ist, als würde eine düstere Atmosphäre über dem Dorf hängen. Habt Ihr in letzter Zeit Dämonen in der Nähe gesichtet?“ Augenblicklich war der Anführer der Dorfleute wieder hellwach. „Wie? Einen Dämon? Nein, seit Monaten nicht mehr. Aber… könnte es gefährlich sein, was sich hier herumtreibt?“, wie erwartet zitterte die Stimme des Dorfvorstehers etwas. „Das kann ich nicht sagen, werter Herr. Aber es wäre nicht schwer, den Ursprung dieser dunklen Aura zu verjagen. Es bedarf nur eines kleinen Rituals“ „Das Dorf ist arm, wir leben von der Hand in den Mund. Wie könnten wir Euch entlohnen?“ Miroku riskierte einen kurzen Seitenblick auf das Haus des Dorfvorstehers. So ganz glaubte er diese Aussage nicht, aber er sollte nicht kleinlich sein. Schließlich war er selbst nicht ganz ehrlich. „Uns reicht ein Nachtlager und ein gutes Essen“, sagte er beruhigend und musste ein Schmunzeln unterdrücken, als er sah, wie sich die Miene seines Gegenübers aufhellte. Die Masche funktionierte doch immer wieder. „Dann tut, was nötig ist“, sagte der Dorfvorsteher und blickte hoffnungsvoll zu Miroku und seiner Begleitung. „Aber natürlich“, versichterte der Mönch glaubhaft und grinste innerlich. „Kommt, ihr beiden. Wir haben Dämonen zu exorzieren“, forderte er Riku und Renjiro dann auf, ohne auf deren skeptische Blicke zu achten. ~*~ Etwas skeptisch sah Shippô an sich herunter. Man hatte ihn in einen mattblauen Kimono gesteckt, nach dem Bad, und so wirklich wohl fühlte er sich damit nicht. Er hatte noch nie einen Kimono getragen, immer nur Haori und Hakama. „Ist etwas nicht zu Eurer Zufriedenheit?“, fragte der junge Diener, der ihm die Kleidung gebracht hatte. Rasch schüttelte Shippô den Kopf, besah ihn sich genauer. Der junge Kitsune hatte etwas hellere Haare als er selbst und war kaum älter. „Warum siezt du mich?“, wollte Shippô wissen. Der Diener zuckte zusammen. „Ihr seid Gast der Fürstenfamilie! Es ist meine Pflicht, äußerste Höflichkeit zu wahren!“, beteuerte er rasch. Shippô verzog das Gesicht, nahm es aber hin. So war es nunmal bei Hofe, sofern er das einzuschätzen vermochte. „Darf ich Euch nun zum Audienzsaal begleiten?“, fragte der Diener weiter. Shippô nickte, allein schon um der beklemmenden Situation allein mit dem duckmäuserischen Diener zu entgehen. Man musste wohl bei Hofe aufgewachsen sein, um damit klar zu kommen. So aber folgte er dem kaum älteren Kitsune aus dem Trakt der Gemächer, zu einer großen Schiebetür. Der Diener klopfte, wartete auf das Signal, eintreten zu dürfen, dann schob er die Tür auf und verbeugte sich tief. Shippô ging an ihm vorbei, blickte sich um – und erstarrte unwillkürlich. Ganz offensichtlich war tatsächlich die komplette Fürstenfamilie versammelt. Fürst Gin, die Fürstin, Tadashi, Kanaye, Akeno, zwei weitere Kinder – und Kyoko. Sie hatte die Haare frisiert bekommen, violette Blüten hingen darin, und sie trug einen ordentlichen, lavendelfarbenen Kimono. Unwillkürlich versuchte Shippô eine ungelenke Verbeugung, was Kyoko zum Kichern brachte und Fürst Gin dazu verleitete, ihn freundlich anzulächeln. „Komm nur her, kleiner Mann. Wir beißen sicher nicht“, forderte er gelassen. Shippô tat, wie ihm geheißen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass auch Fürst Gin dunkelsilberne Haare hatte, ebenso wie Kyoko. Auf eine Geste Kyokos hin, setzte er sich neben sie, noch immer war ihm etwas flau in dieser Gesellschaft. „Du bist also Kyokos Schulfreund. Und es waren deine alten Freunde, auf die ihr zufällig getroffen seit?“, fragte der Fürst da. Shippô nickte. „Ja. Wir sind ihnen über den Weg gelaufen, ohne etwas zu ahnen. Ich wusste nicht, dass sie in dieser Gegend waren. Im Gegensatz zu uns wussten sie, wo wir uns befanden, aber sie konnte uns nicht sofort zurückbringen, weil sie einen wichtigen Auftrag hatten“ „Hat dieser Auftrag mit dem zu tun gehabt, was Kyoko da gefunden hat? Mit der Haru Tsume?“ „Erst ja. Aber dann kam noch etwas dazu. Sessô- Fürst Sesshômaru wollte es so. Dann ging es um die Sekai no Tia“ Gerade noch rechtzeitig erinnerte sich Shippô daran, wie er InuYashas Halbbruder besser betiteln sollte. Gin hatte seinen Beinahe-Ausrutscher durchaus bemerkt und schmunzelte etwas. Azarni hob ihren Fächer vors Gesicht um ihr Lächeln höfisch zu verbergen. „Und wie kam Fürst Sesshômaru ausgerechnet auf deine alten Freunde?“ Shippô sah fragend zu Kyoko. Hatte sie noch nicht erzählt, wer InuYasha war? Unauffällig schüttelte sie den Kopf. Hatte sie also nicht. Also versuchte Shippô zu erklären: „Wie es scheint, braucht es eine Miko, um die Sekai no Tia zu beherrschen. Da kam er wohl auf seinen Halbbruder, InuYasha. InuYashas… Gefährtin Kagome ist eine Miko“ Nur zögerlich nutzte Shippô die offizielle Betitelung, denn das ‚InuYashas Freundin‘, das man laut Kagome in der Neuzeit gesagt hätte, galt hier wohl kaum. Fürst Gin schien ehrlich überrascht. „Sieh an, Taro-sans Sprößling hat also mehr als nur überlebt“, murmelte er vor sich hin. „Weißt du, ich denke, ich würde diesen InuYasha gerne kennenlernen – und die Miko mit der Sekai no Tia natürlich auch. Gleich nach der Lagebesprechung im Schloss des Hundefürsten. Möchtest du solange hier bleiben oder soll dich morgen ein Bote wieder zu Akademie bringen?“, sagte er dann laut. Shippô überlegte einen Moment. Er war noch viel zu durcheinander, um sich jetzt schon wieder darauf zu konzentrieren, seine Maske in der Fuchsschule zu wahren. So würde er sicher nur Fehler machen. So unwohl er sich bei Hofe fühlte… „Ich würde gerne hier bleiben“ „Gut. – Paiji! Sorge dafür, dass unser Gast ein Gastgemach erhält“, rief Gin dem Diener zu, der noch immer an der Schiebetür kniete und offenbar nur darauf gewartet hatte. „So. Dann ruht euch erst einmal aus, ihr beiden Vagabunden. Morgen kannst du deinem Gast ja das Schloss zeigen, nicht wahr, Kyoko?“ Die Fuchsprinzessin nickte sofort. Sie war offensichtlich begeistert davon, dass Shippô blieb. ~*~ Sesshômaru war wütend. Ausgerechnet jetzt. Nicht das Jaken nicht sowieso nervte wo er ging und stand, aber musste diese Kröte ihn ausgerechnet jetzt aufspüren? Nun, vermutlich war es ja eher Ah-Uhn gewesen, aber das war jetzt unwichtig. Fest stand, dass ihn die Zeit jetzt noch mehr bedrängte. Jetzt hingen ihm also auch noch sein kriecherischer Diener und die Dämonenfürsten im Nacken. Als ob die Sache mit Natsu nicht schon schwerwiegend genug war. Er musste jetzt wenigstens eins klären. Also kehrte er zu der Lichtung zurück, auf der er Rin und Natsu zurück gelassen hatte. Als er ankam, sah er sich kurz um. Rin lag nicht mehr am Lagerfeuer. Er kniff die Augen zusammen, ehe er das Mädchen bei Natsu erkannte. Rin lag an der Seite der RaionYôkai und war offenbar eingeschlafen. Unwillkürlich musste Sesshômaru schmunzeln, sein Ärger verflog, er setzte aber rasch wieder eine unbewegte Miene auf, als Natsu ihn bemerkte und den Blick hob. Ihre silbriggrünen Augen glänzten im Feuerschein. „Komm!“, forderte er kühl. Natsu blinzelte etwas überrascht, sah dann aber zu Rin und erhob sich vorsichtig, offensichtlich um das Mädchen nicht aufzuwecken. Dann ging sie zum Feuer und hob die Decke auf, um sie über Rin zu breiten, noch ehe sie zu ihm kam. Wortlos nickte Sesshômaru und drehte sich um. Einen großen Bogen um den Abschnitt des Waldrandes schlagend, wo er Jaken zurückgelassen hatte, schritt er einen Weile durchs Gehölz, ehe er sich umdrehte und stehen blieb. Sein Blick ruhte auf der Löwendämonin. „Warum?“ Natsu senkte etwas den Kopf, als sie ebenfalls stehen blieb. Ihre Stärke schien gänzlich verschwunden. „Gomen nasai, Sesshômaru-sama, ich hätte niema-“ „Ich will wissen, warum du es getan hast“, unterbrach er sie harsch. Eine Hand legte er unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Natsus Blick flackerte. „Ich… ich glaubte, es gäbe nur Probleme, wenn ich es behielte. Der giftige Oni kam gerade Recht, ich… ich…“ „Du hast nicht nachgedacht“, schnitt er ihr abermals das Wort ab und ließ ihr Kinn los. Ganz kurz strich sein Daumen dabei über ihre Wange. Eine unscheinbare, unwillkürliche Geste, kaum der Rede wert und doch erkannte er das kurze Schimmern in Natsus Augen. Sie genoss seine Nähe, so wie er insgeheim die ihre genoss. „N-nein…“, gab sie derweil stockend zu und wandte wieder den Blick ab. „Eine Lösung findet sich nicht dadurch, dass man das Problem umgeht“, stellte er knapp klar. Einen Moment war Stille zwischen ihnen, dann flüsterte Natsu: „Wie… wie habt Ihr es wiedererweckt?“ Sesshômaru legte eine Hand auf Tenseiga. Natsus Augen folgten seiner Bewegung, sie riss die Augen auf. „Wie bei Rin, nicht wahr?“, fragte sie leise. „Wie bei Rin“, bestätigte Sesshômaru ruhig. „Sie… sie ist doch ein Mensch, oder? Und dennoch begleitet sie euch – wieder, wie mir scheint.“ Einen Moment war Sesshômaru überrascht über Natsus Nachfrage ob Rins Artzugehörigkeit. Dann aber verstand er. Sie war sich nicht sicher, ob Rin nicht vielleicht ein Hanyô in Menschengestalt war, so wie InuYasha, als Natsu ihn kennenlernte. Er als Hundedämon konnte den feinen Unterschied zwischen Mensch und menschgewordenem Hanyô wittern, einer katzenartigen Dämonin war das nicht gegeben. Dennoch antwortete er nur knapp: „Sie ist meine Ziehtochter.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)