☾ Mikadzuki von Mimiteh ================================================================================ Kapitel 32: Fortschritte ------------------------ Kagome musste fast ein wenig grinsen, als sie bemerkte, dass selbst Sesshômaru ein wenig tiefer durchatmete, kaum, dass sie die Falle hinter sich, die schwere, verrauchte Luft überstanden, hatten. Erleichtert ließ die junge Miko sich ins Gras fallen, ungeachtet dessen, dass sie Sesshômaru damit dazu brachte, in der Bewegung innehalten zu müssen, denn er hatte eigentlich direkt weitergehen wollen. Aber momentan hatte sie eine gewisse Narrenfreiheit. „Natsu. Wir rasten“, bestimmte er also, durch nichts zu erkennen gebend, dass das nicht seine Idee gewesen war. Unsanft ließ InuYasha seine Last fallen, ehe er sich neben Kagome setzte. Der noch immer halbohnmächtige Pantherdämon kommentierte das mit einem Aufstöhnen, bekam offenbar noch immer nicht ganz mit, was um ihn herum geschah und warum ihm das Atmen so schwer fiel. Seine Kehle sah wund und vollkommen verätzt aus. „Huh, ihr habt ihn also gefunden“, sagte da plötzlich eine Stimme und die Gruppe fuhr zusammen. Selbst Sesshômaru hatte nicht gemerkt, wie sich die dunkelhaarige Gestalt genähert hatte. „Kuraiko“, ließ sich Sesshômaru vernehmen, ohne die Pantherdämonin überhaupt anzusehen. Die ließ sich davon nicht stören. Stattdessen beachtete sie den Inuyôkai genauso wenig wie Natsu oder InuYasha und blickte die junge Miko an, die anhand der Kleidung leicht zu erkennen war. „Du willst also die Sekai no Tia hüten? Du bist jung. Kennst du Dämonen überhaupt gut genug, um einschätzen zu können, was es bedeutet, sich ihnen zu verpflichten?“ Kagome strich sich die Haare hinter die Ohren. „Ich denke, ich kenne genug Dämonen um das einschätzen zu können. Ich habe sowohl schon mit Dämonenjägern, als auch mit starken Dämonen wie Sesshômaru auf einer Seite im Kampf gestanden“, gab sie zurück, bemüht sich nicht anmerken zu lassen, dass es ihr nach wie vor nicht gefiel, dass Dämonen es offenbar nicht einmal für nötig hielten, ein Gespräch mit einem Gruß zu beginnen. Wer brauchte denn hier wen? Sie konnte auch gut ohne dieses Artefakt leben. Aber gut, vielleicht zog Kuraiko auch nicht gerade den größten Vorteil aus einer eventuellen Übergabe. Besagte Dämonin nahm die Antwort zur Kenntnis. Der Ton dieser jungen Miko war gelassen gewesen, offenbar hatte die tatsächlich keine Schwierigkeiten damit, sich mit einem Dämon – noch dazu einem fremden – zu unterhalten, während vier weitere um sie herum waren – nein, halt, der eine war nur ein Hanyô. War das etwa der, den der Schmied als Sesshômarus Bruder bezeichnet hatte? Nun, sie kannte die Gerüchte, dass Sesshômarus Vater weit weniger menschenfeindlich gewesen war, als die meisten anderen Dämonen, aber ob er so weit gegangen war? Nun, sie hatte noch nie viel von diesem Hund gehalten. Was sie allerdings auch von Sesshômaru behaupten konnte und von allen anderen Hunden im Kollektiv. Wie Hund und Katz‘ eben. Sie zog die feine Kette aus ihrem Kimono, sodass der tränenförmige Anhänger im Sonnenlicht aufblitzte. „Ich werde die Tia in einer meiner Fallen verstecken. Kannst du sie bändigen, wirst du wieder hinaus finden. Meinetwegen kann Sesshômaru mitgehen, wie es scheint, wirst du damit in seinen Diensten stehen. Aber ich glaube nicht, dass er dir von großer Hilfe sein wird“ Das klang fast zynisch. Obwohl er noch immer in eine andere Richtung sah, kniff der Inuyôkai etwas die Augen zusammen, rührte sich aber ansonsten nicht. Na prima. Er sollte jetzt also mit Kagome allein durch eine dieser Fallen laufen. Zu Kuraikos Belustigung, wie es schien. Als ob er nichts Besseres zu tun hatte. Vermutlich war das die Quittung dafür, dass er ihr Wasserlabyrinth zum Einsturz gebracht hatte. „InuYasha!“, sagte er aber nur. „Was?“ „Du bleibst sitzen“ Wenn man das diesem Halbblut nicht ausdrücklich sagte, brachte der es fertig und folgte ihnen. Dieses Chaos wollte der Daiyôkai sich dann doch ersparen. „Keh!“, erwiderte InuYasha bloß, blieb allerdings tatsächlich an Ort und Stelle, als Kagome sich erhob, sicher, dass dies Sesshômarus letzte Worte für eine ganze Weile gewesen waren. Kuraiko war zu derselben Einschätzung gelangt, drehte sich etwas weg. „Natsu, weise ihm den Weg zu Shunrans Falle. Aber bleib' draußen!“ Damit schien sie sich im Nichts aufzulösen und ließ die Gruppe etwas verblüfft zurück. Außerhalb des äußersten Bannkreises war es inzwischen Abend geworden. Tián stromerte vermutlich irgendwo durch die Gegend und Shiori hatte sich aufgemacht, eine Runde um das Lager zu drehen, damit sie in der engen Schlucht nicht überrascht wurden. Tief sog sie dabei die klare Luft ein. Sie hatte die Nacht schon immer geliebt, das musste wohl an ihrem väterlichen Erbe liegen. Ein trauriges Lächeln umspielte ihre Züge. Sie hatte keine Erinnerungen an ihren Vater, wie der zu Lebzeiten gewesen war, kannte nur die Erzählungen ihrer Mutter – und seit neustem Kirins. Schon sein Name war so viel sanfter gewesen, als der ihres Großvaters. Taigokumaru…Shiori kniff die Lippen zusammen. Sie war bereit gewesen, trotz ihrer kindlichen Unbedarftheit, sich diesem Kerl zu opfern, um die anderen, vor allem aber ihre Mutter zu schützen. Dabei war ihr Herr Großvater doch an allem Schuld. An allem. Am Tod ihres Vaters, dem Kummer ihrer Mutter, dem Leid der Menschen im Dorf, die sie deswegen noch weniger angenommen hatten, als sie es andernfalls mit einer Halbdämonin getan hätten. Und dann hatte er trotzdem er seinen Willen bekommen hatte, dennoch seinen Teil des Paktes nicht eingehalten. Nach allem, was sie inzwischen aufgeschnappt hatte, war ihr Vater wirklich eine sehr große Ausnahme unter den Fledermäusen gewesen. Seufzend ließ sie den Blick schweifen. Dabei fiel ihr eine Gestalt auf, die an einer Klippe, nicht weit entfernt saß und in Richtung Küste starrte. Sie brauchte keinen zweiten Blick um Tián zu erkennen. Für einen Moment war sie drauf und dran, sich wieder umzudrehen. Wenn er da so ruhig sitzt, ist hier bestimmt niemand unerwünschtes unterwegs…, versuchte sie sich einzureden, doch so ganz gelang ihr das nicht. Sie konnte den Blick nicht so leicht abwenden. Während des großen Kampfes hatte er sie zweimal vor großer Gefahr bewahrt, wenn ihr nicht das Leben gerettet. Seine Schuld war gesühnt. Ob er nach Hause will? Über’s Meer? Wenn dem so war, wollte sie sich wenigstens noch verabschieden. Langsam kam sie näher. Erst aus der Nähe erkannte sie etwas, was sich verändert hatte. Tián trug seinen Umhang nicht mehr, stattdessen schmiegten sich lederne Schwingen an seinen Rücken, sodass es beinahe gleich aussah. Ein Bild schoss Shiori durch den Kopf, die Geistgestalt ihres Vaters, kurz nachdem er in den Kampf gegen Taigokumaru eingegriffen hatte. Auch er hatte seine Flügel so aufgefaltet, dass sie auf den ersten Blick wie ein Umhang erschienen. Sie hielt den Atem an. Ist er… etwa auch ein Komori? Oder zu mindestens ein naher Verwandter vom Festland? Für einen Moment war sie so unaufmerksam, dass sie auf ein dünnes Ästchen trat, dass auf dem Boden lag. Tián drehte den Kopf, ohne sonderlich zu erschrecken. „Shiori…“, murmelte er bloß vor sich hin und etwas lag in seiner Stimme, das Shiori nicht deuten konnte. Seine Haltung war reserviert, doch seine so dunklen Augen zeigten Wärme. „Ich… ich wollte nicht stören…“, wisperte sie heiser, schlug für einen Moment die Augen nieder. Rasch wollte sie sich umdrehen, da hob Tián die Hand und hielt sie, ohne aufzustehen, am Handgelenk zurück. „Du störst nicht, Shiori… ich überlege bloß, was ich nun tun soll. In meiner Heimat wartet man sicher schon auf mich, eigentlich wollte mein Großonkel nur einen kleinen Abstecher hierher machen und hat mich aus Spaß mitgenommen. Ich… ich bin geblieben, bis ich meine Schuld eingelöst hatte um dir zu danken, und um nicht mein ganzes Leben lang das Gefühl zu haben, ich hätte dich nur ausgenutzt.“ Er seufzte etwas. „Aber damit habe ich mir wohl in jeglicher Hinsicht ins eigene Fleisch geschnitten“ Shiori sah ihn erstaunt an. „Ich verstehe nicht so ganz, was du meinst…“ „Das kannst du auch nicht. Ich… ich habe, seit ich hier bin, eine Lüge an die Nächste geknüpft, um meine Scharade aufrecht zu erhalten. Auch dir gegenüber. Hätte jemand Falsches auch nur ein Wort zu viel gehört, wäre meine Familie, mein ganzes Volk zum Tode verdammt – so dachte ich wenigstens.“ „Ich habe mir schon gedacht, dass da mehr hinter steckt, außer dass du meine Sprache kannst“, erwiderte Shiori zögernd und setzte sich neben dem jungen Dämon ins Gras. „Es ist auch meine Sprache. Ich bin hier geboren. Am südlichsten Ende Japans. Als wir übersiedelten, war ich in einem Alter, das du in etwa mit einem siebenjährigen Menschenkind vergleichen kannst. Und plötzlich waren wir auf der Flucht“ Shiori bekam nicht mit, das sich seine freie Hand um das Aikuchi krampfte, das er zeitweise Kagome geliehen hatte. „Auf der Flucht? Aber… nein, lass. Ich will dich nicht zwingen“ Tián schüttelte leicht den Kopf, seine Finger klammerten sich so fest um das Messerheft, dass die Fingerknöchel weiß hervor traten. Würde er nach seinem Auftrag handeln, wäre dies genau die Situation, auf die er gewartet hatte. Er könnte es beenden und gehen, als sei nichts geschehen. Aber… „Du zwingst mich zu gar nichts. Ich… ich möchte nur einmal ehrlich zu dir sein. Vielleicht kann ich dir damit besser danken, als mit dem kleinen Rundflug. Der hat dich ja offenbar eher erschreckt“ Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, dass seine Augen aber nicht erreichte. Er haderte mit sich. „Naja, ich habe ja auch nicht damit gerechnet. Außerdem bin ich noch nie auf diese Weise geflogen. Ein, zweimal auf Kirara, aber sonst nie“, rechtfertigte Shiori sich leise und wagte noch immer nicht, Tián richtig anzusehen. „Du wusstest gar nicht, dass ich fliegen kann, oder?“, fragte er ruhig. Das weißhaarige Hanyômädchen schüttelte den Kopf. „Und du hast auch nicht erkannt, dass ich auch eine Art Komori bin, stimmts?“ Wieder verneinte Shiori. Tián musste unwillkürlich schmunzeln. Kaum zu glauben, wessen Blutes sie war. Man merkte schon, dass der große Peiniger nicht gerade den Großvater gespielt hatte. „Du kennst dein väterliches Erbe kaum… nun, Komori-Yôkai unterscheiden sich auch in vieler Hinsicht von anderen Yôkai-Rassen. Allein schon dadurch, dass unsere menschenähnliche Form und unsere wahre Form sich sehr ähnlich sind“, stellte er gelassen fest und nur darin, dass er ebenfalls ihren Blick mied, glich sich ihr Verhalten. Jetzt erst ließ er ihr Handgelenk los und als seine langen, schmalen Finger über ihren Arm strichen, blieb ein leichtes Kribbeln zurück. Shiori war sichtlich drauf und dran, zu verfluchen, dass auch Tián – wie sie jetzt wusste – zu einer nachtaktiven Dämonenart gehörte. So sah er sicherlich trotz der Dunkelheit, dass sie rot wurde. Tián tat jedoch, als habe er das gar nicht gesehen. In ihm spielten noch immer die Gegensätze verrückt. Aber er wollte das Gespräch nicht abbrechen lassen. Vielleicht war dies hier seine einzige Möglichkeit, sich klar zu werden, was ihm wichtiger war. Führte er seinen Auftrag nicht aus, setzte er viel aufs Spiel. Aber er sprach weiter: „Nun, als kleines Kind nannte man mich Tanjiro. Erst nach der Flucht gab man mir meinen jetzigen Namen, da er aus der Sprache des Festlandes stammte“ Der junge Yôkai wandte den Blick auf den Sternenhimmel, ehe er wieder Shiori ansah – und diesmal trafen sich zufällig ihre Blicke. Es war wie ein Blitzschlag, ein Sekundenbruchteil, in dem er meinte, sein Herz würde aussetzen und auf einmal war alles ganz klar. Wie schlafwandelnd streckte er die freie Hand aus, legte sie erneut auf Shioris Arm und zog sie diesmal mit einem Ruck an sich, schloss sie in die Arme. Das Aikuchi hatte er noch im gleichen Moment losgelassen, die blanke Klinge, die Shioris Leben hätte beenden sollen, glänzte verlassen im Mondlicht. Shiori hatte den Atem angehalten, als er sich plötzlich an sich zog. Einen unangenehmen Moment lang war sie wie gefangen, dann schlug sie die Lider rasch nieder. Ihre Wangen brannten. Was ging hier nur vor sich? Tián nahm es ihr ab, mühsam nach Worten zu suchen, weil er selbst weitersprach und plötzlich klang seine Stimme befreiter – und sanfter. „Da ist aber noch etwas, das wichtiger ist, als meine Familiengeschichte. Eine Lüge, die ich noch zuvor aufklären will…“, wisperte er, ohne sich jedoch zu rühren. Auch die Halbdämonin schien erstarrt. Seine Arme hielten sie so nah an seiner Brust, dass sie seinen Herzschlag spüren konnte. „Ich habe dir vor ein paar Tagen gesagt, dass ich in dir fast eine Schwester sehe. Das ist gelogen. Aber ich habe dir auch gesagt, dass ich dich sehr lieb gewonnen habe. Und das war die volle Wahrheit…“, flüsterte er. Ihre Gesichter waren sich jetzt so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Shioris Herz schlug Purzelbäume, sie meinte, ihr Atem müsste stocken. In seinen dunklen Augen lag eine tiefe Wärme, die sie so noch in niemandes Blick gesehen hatte. Und in diesem Moment, indem Tián sich leicht vor neigte, verstand sie. Ganz zart, fast unsicher tupften Tiáns Lippen auf ihre und erst als sie sich automatisch an ihn schmiegte, vertiefte er den Kuss. In diesem Moment war ihm alles egal, sein Auftrag, das vergangene Leid seiner Familie, einfach alles. Es zählte nur das Mädchen in seinen Armen. Was auch immer kommt… ich bin bereit zu kämpfen… Du machst Fortschritte, mein Freund… grinste Arata innerlich, als er sah, dass Kôhei kurz ärgerlich die Augen zusammenkniff, weil der Schüler ihm gegenüber ihm die Waffe aus der Hand gewunden hatte. Damit meinte der alte Lehrer aber keinesfalls Kôheis Kampftechnik, sondern eher die Tatsache, dass der sich zum ersten Mal über eine Niederlage zu ärgern schien. „Genug für heute. Morio, geh’ zu deinem Mentor zurück. – Kôhei, komm her.“ Mit einem triumphierenden Grinsen auf den Lippen machte der junge Hundedämon, der gegen Kôhei gekämpft hatte, sich auf den Weg, während Kôhei noch seine Waffe wieder aufhob. Arata trat zu ihm, verlor aber kein Wort über seine Beobachtung. Er wusste, dass er seinen Schüler nicht unter Druck setzen durfte. „Das war nicht schlecht. Beinahe hättest du standgehalten und Morios Mentor ist bekannt dafür, gerade diese Manöver besonders ausführlich zu üben“, bemerkte er stattdessen, während er an Kôhei vorbei ging. Der Ookami schloss sich ihm wortlos an. „Genug Praxis für heute. Ich möchte, dass du dir den Weg zur Bibliothek zeigen lässt und dich über die Waffe schlau machst, die du eines Tages beherrschen sollst. Wir sehen uns morgen wieder“ Damit schlug Arata den Weg richtung Mauer ein und setzte hinüber. Er wollte nachdenken. Es hatte seine Gründe, dass er gerade jetzt auf die Theorie zu sprechen kam. Gestern waren Boten von den Tokage und den Tori eingetroffen, in wenigen Tagen wollten deren Fürsten sich hier einfinden um Neuigkeiten darüber zu erfahren, was auf dem Fürstentreffen besprochen worden war. Mehr hatte seine Enkelin ihm nicht verraten wollen und dürfen. Es war zu bezweifeln, dass die anderen Fürsten nicht ebenso hier auflaufen würden und sollte Kôga mit Kôhei sprechen wollen, wollte Arata seinen Schützling nicht gänzlich ohne Vorbereitung in dieses Gespräch rasseln lassen. Man hörte zwar, dass Kôga über manche Verfehlung hinweg sah, die andere hart bestrafen würden, aber man musste es ja nicht darauf anlegen. Arata hatte seinen so seltsamen Schüler liebgewonnen und er wollte ihm nur das Beste. Natsu verharrte. Vor ihrer Nase schimmerte, erneut beinahe unsichtbar, wieder ein Bannkreis. „Shunrans Falle… eine der tückischsten, die Kuraiko entworfen hat. Shunran steht einem Kitsune in Sachen Illusion kaum nach und unter diesem Bannkreis befindet sich ein wahres Feuerwerk dieser Macht. Und da Kuraiko meinte, sie habe die Tía da drin versteckt, wird es wohl noch schwieriger, als ich es kenne. Sie wird all ihre Macht auf diese Falle legen um es wirklich zu einer Prüfung zu schmieden. – Übrigens, Sesshômaru-sama… sie kann recht traditionsbewusst sein. Ich vermute, da sie Euch mitgehen lässt, belässt sie es nicht beim Meistern der Falle. Sie hat für jegliche Eventualität vorgesorgt“ Sesshômaru nickte bloß knapp. Typisch Natsu, der Vortrag war zu erwarten gewesen. Aber seltsamerweise spürte er deutlich weniger Groll als bisher, wenn die junge Raion-Yôkai solche Anwandlungen gehabt hatte. Stattdessen wiederstrebte es ihm fast, sie zurückzulassen, als er durch den Bannkreis ging, Kagome auf den Fersen. Die junge Miko sah sich aufmerksam um. Auf den ersten Blick hatte sich nicht wirklich viel verändert, außer dass sie plötzlich auf einer weit fruchtbareren Ebene standen. Grünes Gras überzog den leicht hügeligen Boden und überall waren Blütenknospen zu sehen, die allerdings nicht offen waren. Sie warf einen Seitenblick zu Sesshômaru. Ob der eine Ahnung hatte, was hier vor sich ging? Sie sah keinerlei Gefahr oder Aufgabe, nichts, was darauf hinwies, was hier von ihr gefordert wurde. Sesshômaru seinerseits würdigte seine unfreiwillige Begleitung keines Blickes. Er ahnte, was es mit dieser Falle auf sich hatte und vor allem, warum Kuraiko genau jene gewählt hatte. Nicht etwa, weil es die einzige noch Unbekannte war, die auf die Macht der Panthergeschwister zurückging, sondern vielmehr um ihm persönlich das Leben schwer zu machen. Was hier vor ihnen lag war ein perfides Suchspiel. Und ein Wittern wäre unmöglich, sobald die Blüten sich einmal geöffnet hätten. Diese Falle war konkret gegen Hundedämonen gerichtet. Shunran mit ihren Blüten… musste ihre Mutter sich das abschauen?, schoss es ihm kurz durch den Kopf, ehe er den Gedanken beiseiteschob. Yôkai haderten nicht mit Unveränderlichem. „Du sollst suchen“, gab er knapp von sich, als er Kagomes Seitenblick bemerkte und drehte sich etwas weg, wie um dem ‚Du‘ eine noch größere Bedeutung zu geben. Er würde sich nicht die Blöße geben, auch nur einen Ansatz von Suchverhalten zu zeigen. Kagome nahm das gelassen hin, sie kannte Sesshômaru langsam. Sie ließ den Blick schweifen. Die geschlossenen Blütenkelche sahen alle gleich aus. War die Tía etwa in einem davon? Das könnte heiter werden. Aber sonst sah sie keine Art des Verstecks. Während sie noch nachdachte, wurde es plötzlich heller – auch wenn es unter dem Bannkreis seltsamerweise erst gar nicht richtig dunkel gewesen war. Prompt öffneten sich die Blüten, gaben farbenfrohe blaue, rote und violette Antlitze frei – und in jeder, wirklich jeder von ihnen war ein Kristall verborgen. Ein jeder war hell gefärbt und tränenförmig. Illusion… Treffer… kommentierte Kagome stumm und sah sich um. Die roten und violetten Blüten konnte sie umgehen, deren Kristalle hatten auch eine solche Schattierung. Aber sie würde allen Ernstes jede einzelne, blaue Blüte absuchen müssen. So langsam bekam auch sie das Gefühl, sie täte dies nur zu Kuraikos Belustigung und der Gedanke gefiel ihr genauso wenig wie Sesshômaru. Dennoch machte sie sich auf den Weg. Es half ja alles nichts. Vor dem Bannkreis war es derweil Morgen geworden. Shippô war der erste, der erwachte, weil ihm etwas auf den Kopf fiel. Es war ein kleines Steinchen, gleich gefolgt von einem sorgsam gefalteten Papierbogen. Verwundert setzte der halbwüchsige Kitsune sich auf und nahm den Papierbogen auf. Sichtbar stand dort nur 'かごめ'– Kagome. Neugierig wollte er das Papier auffalten, da hielt ihn eine empörte Stimme zurück. „Shippô!“ Kyokos Hand legte sich auf den Brief und nahm ihn an sich. „Was denn?”, fragte der junge Kitsune fast ärgerlich. „Ist der etwa an dich addressiert? – Nein. Also Finger weg!“ Halb genervt, halb beschämt ließ Shippô los und das Papier fiel zu Boden, fast auf ein taufeuchtes Grasbüschel. Schnell zog Shippô es weg, ungeachtet Kyokos dolchartigen Blicks. „Keine Angst, ich lege es bloß wieder da oben hin. Sonst wäscht der Tau noch die Tinte raus und dann hat Kagome auch nichts mehr davon!“, verteidigte er sich. Damit schien das Fuchsmädchen einverstanden. „Du bist schlauer, als ich dachte…“, griente sie neckisch. Gespielt entrüstet riss Shippô die Augen auf. „Na warte!“ Blitzschnell brachte er den Brief in Sicherheit, ehe er sich auf Kyoko warf. Dass sie mit ihrer morgendlichen Tobestunde auch Kohaku und Kirara aufweckten, war den beiden Fuchskindern egal. Der junge Taijiya warf auch nur einen kurzen Blick auf die beiden und drehte sich wieder um. Er hatte sich langsam daran gewöhnt, dass man die beiden nicht aufhalten konnte, zumindest nicht langfristig. Dementsprechend war er auch schnell wieder eingedämmert. Auch Kirara bettete wieder den Kopf auf die Vorderpranken, den sie zuvor aufmerksam gehoben hatte. Doch sie kam nicht ganz zur Ruhe, ehe sie sich schon wieder anspannte und zum Ende der Schlucht blickte, wo eine Gestalt, noch halb vom Morgennebel verborgen, näher kam. Kirara witterte. „Du bist es…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)