Forgotten in time! von RisingSun ================================================================================ Kapitel 8: Das was einmal war... -------------------------------- Der Mann stand nun vor den unzähligen Reihen an Tischen und Bänken, an denen die Männer noch immer grölten und feierten wie die Barbaren. Er ließ den Blick über die Menge schweifen. Ein zufriedenes Grinsen breitete sich über sein Gesicht aus. All diese Männer waren ihm untergeben. Sie würden ohne zu zögern ihr Leben für ihn und seine Ideologie opfern. Natürlich gab es auch noch die Gefolgsleute von Kamui, dem Anführer des Ryu-Clans. Obwohl man von einem Clan nicht wirklich reden konnte, drei Gefolgsleute und seine Schwester waren nun wirklich alles andere, als das, was er unter einem Clan verstand. Ein Clan musste groß sein, ein Clan musste eine Armee sein, jederzeit bereit neue Ländereien einzunehmen und sich zu verteidigen. Alles was diese Kriterien nicht erfüllte, waren für ihn nur Gruppen, Ansammlungen von Kreaturen, die einfach nicht über die Macht verfügten, ein Heer zu bilden. Eigentlich schade, wenn man bedenkt, was der Ryu-Clan einst gewesen war, dachte der Mann und schüttelte innerlich den Kopf, wirklich schade, was die Zeit alles verändern kann. Als Ryukotsusei noch lebte, war der Ryu-Clan mächtig gewesen. Er hatte den Clan in viele Schlachten geführt, und sie waren oft siegreich zurückgekehrt. Die glorreichen Zeiten jedoch endeten abrupt, als Ryukotsusei die Ländereien von Inu no Taisho angriff. In einem endlos erscheinenden Kampf, hatte der Inu-Youkai den Anführer der Ryu-Youkai schlussendlich an einen Berg gebannt. Er wusste es am besten, er war damals dabei gewesen. Er, Ryukodo, hatte an Ryukotsuseis Seite gekämpft. Als sie verloren hatten, und er als Einziger zurückgekehrt war, hatte er behauptet Ryukotsusei sei verstorben. Daraufhin hatte Ryukotsuseis Frau seine Verbannung verlangt. Seine Aufgabe sei es gewesen, sein Leben zu geben, um seinen Herrn zu beschützen. Stattdessen sei er abgehauen, als es drauf ankam. Unrecht hatte sie ja nicht damit. Warum hätte er aber auch sein Leben geben sollen, wenn Ryukotsusei zu schwach war, um eine elendene Promenadenmischung zu vernichten? Natürlich war der Herr damals ein kluger Kriegsherr gewesen, und er war ja nicht getötet worden. Aber zu schwach, heißt nun mal zu schwach, da machte es für Ryukodo auch keinen Unterschied, ob er nun lebte und gebannt gewesen war oder tot. Er, Ryukodo hatte gehofft, dass er nach Ryukotsuseis vermeintlichem Tod, seine Stelle einnehmen würde. Jedoch hatte dieses Weib von Ehefrau ihm damals einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er musste gehen. Nach Ryukotsuseis Tod, veränderte sich jedoch alles. Der Ryu-Clan wurde immer und immer wieder angegriffen. Die Clans, die einst ihre Ländereien, und viele Landsleute, an sie verloren hatten, wollten sich nun zurücknehmen, was ihnen einst gehörte. Sie hatten sich zusammengeschlossen, und gemeinsam war es ihnen nicht schwer gefallen, den geschwächten und herrscherlosen Ryu-Clan zu besiegen. Ryukodo ließ seinen Blick erneut über seine Gefolgsleute schweifen. Er hatte sie allesamt im Laufe der Jahre rekrutiert, sie für seine Vorhaben überzeugt. Es war Gesindel, Dämonen die von ihren eigenen Familien verstoßen wurden, weil sie brutale Mörder und Abtrünnige waren. Manche hatten gar keine Familie gehabt, als er sie gefunden hatte. Er gab ihnen das Gefühl von Zusammenhalt und Dazugehörigkeit, und bann sie so an sich. Sein Blick blieb an einem großen Kerl, etwas abseits der feiernden Meute hängen. Kovu, ein sehr talentierter Krieger, aber schon sehr alt war. Zahllose Narben zierten seinen Körper und sein linkes Auge war bereits erblindet. Auch Kovu hatte damals im Krieg gegen die Inu-Youkai gekämpft. Direkt hinter ihm standen zwei weitere Männer, Akira und Sasori. Zwei Brüder, die in seinem Alter waren. Sie waren Kamui bedingungslos untergeben und würden alles für ihren Herrn tun. Deswegen war es auch so wichtig gewesen, Kamui am Leben zu lassen. Hätte er ihn getötet, hätte er diese Leute nie an sich binden können. Ein tiefes Band der Freundschaft und Loyalität verband sie mit Kamui. Darum hatte er Kamuis Vertrauen gewonnen, und konnte ihn schlussendlich so manipulieren, wie es ihm gefiel. Deswegen, so wie es jetzt war, war es gut. Sie konnten nichts gegen ihn unternehmen, ohne Kamuis Leben zu gefährden. Und gehen konnten sie auch nicht, weil ihre loyale Natur das nicht zuließ. Ryukodos Blick blieb an der zierlichen Gestalt von Yue haften. Yue war für ihn ein undurchschaubares Blatt. Er wusste, dass sie ihn nicht mochte, und er wusste, sie würde alles tun, um ihren Bruder wieder zu befreien. Und er ahnte, dass sie nur mit Mamoru aufgebrochen war, um einen Einfluss auf das ganze Geschehen nehmen zu können. Aber er gab die Hoffnung nicht auf, sie auf seine Seite ziehen zu können. Eine junge Dai-Youkai an seiner Seite würde ihm sicher gut stehen. Hübsch war sie ja. Aber leider nicht so naiv wie ihr Bruder. Sie hatte den Willen ihres Vaters, und nicht wie Kamui, die Gutherzigkeit ihrer Mutter geerbt. Er machte eine kleine Bewegung, doch es reichte aus um die ganze Meute ruhig zu stellen. Dieses Gefühl der Macht gefiel ihm, solange hatte er darauf warten müssen. Und jetzt war er so nah an seinem Ziel, wie noch nie zuvor. Das plötzliche Schweigen der Meute löste eine unbehagliche Stille aus. Yue schaute sich um, es tat ihr weh zu sehen, was aus ihrem Zuhause geworden war. Sie waren eine kleine Familie gewesen, sie, Kamui, Kovu, Akira und Sasori. Sie hatten nicht viel zum Leben gebraucht, sie hatten sich und das war immer gut genug gewesen. Ihre Mutter hatte sich zurück gezogen, sobald Kamui alt genug gewesen war. Niemand wusste wo sie hingegangen war. Aber niemand machte ihr Vorwürfe, sie hielt es nicht mehr an dem Ort aus, an dem sie einst glücklich mit einem ganzen Clan und ihrem geliebten Mann gelebt hatte. Dieses Schloss hatte viel Platz geboten für die kleine Familie. Jedoch als Ryukodo auftauchte, und Kamui in seiner Gutherzigkeit, ihm die Gelegenheit gegeben hatte sich mitzuteilen, hatten sie bereits das ungute Gefühl, dass diese friedliche Zeit vorbei sein würde. Ryukodos Männer waren vom ersten Tag an mit dabei gewesen, sie hatten im Innenhof und im Schloss selbst rumgelungert, haben viel kaputt gemacht, das Andenken an ihre Vorfahren beschmutzt und teilweise komplett zerstört. Egal wie oft Yue versucht hatte ihren Bruder zu Vernunft zu bringen, Kamui schien sie gar nicht zu hören. Er hatte sie nur immer angesehen, gelächelte und gemeinte, „Ich weiß was ich tue und ich vertraue Ryukodo! Das solltest du auch tun!“ „Yue!“, Ryukodo schnalzte mit der Zunge und machte dabei eine einladende Geste mit den Armen, „Magst du dich nicht zu uns gesellen und mit uns feiern?“ Die Männer an den Tisch drehten sich zu ihr um. Ihr waren die vielen, teils gierigen und lüsterne Blicke unangenehm, doch ihr würde es nicht einmal im Traum einfallen, den Blick zu senken. „Nein!“, antwortete sie knapp und machte auch keine Anstalten sich weiter dazu zu äußern. „Aber warum denn? Es herrscht eine nette, gute Stimmung hier, wir feiern bald unseren Sieg, der ohne Frage kommen wird!“, er schritt durch die Menge auf sie zu, „Freust du dich denn gar nicht, dass ich wieder aufbaue, was nach dem Tod deines Vaters alles verloren ging?“ Yue atmete tief ein und aus und musste sich beherrschen, neutral zu sprechen, „Ich habe den Auftrag erfüllt, und Inu Yashas Freundin hergebracht.“ Ryukodo blieb dicht vor ihr stehen, die Arme hinter dem Rücken ineinander gelegt, „Ah ja, das Mädchen!“, er schaute ihr direkt in die Augen, „Weißt du, sobald Inu Yasha hier sein wird, wird er sich mit meinen Männern rumschlagen können. Ich habe anderes zu tun, und keine Zeit dafür!“ Seine Stimme klang verschlagen, hinterhältig, „Ich werde mich mit Kamui auf eine kleine Reise begeben!“ Er sah Yue die Verwirrung und das Misstrauen an, egal wie sehr sie versuchte sich zu beherrschen. Er konnte den Hass in ihren Augen sehen. „Du gehst mit Kamui auf eine Reise?“, sie hielt seinem Blick stand, obwohl sie von Sekunde zu Sekunde wütender wurde. Dieser Mann hatte sich in Kamuis Herz geschlichen und es mit Hass und Gier vergiftet. Er war hergekommen und hatte ihm Geschichten von einem Juwel erzählt, einem Halbdämon Naraku, der dadurch unendliche Macht bekommen hätte und davon dass er sein Ziel nicht erreicht hatte, weil jemand ihn zuvor vernichtet hatte. Nun seien die Ländereien im Westen geschwächt, denn dieser Naraku hätte sehr lange sein Unwesen getrieben. Nun sei es der richtige Moment, das Andenken an seinen Vater wieder herzustellen. Yue konnte damals wie jetzt nicht verstehen, wie Kamui nur auf dieses Gerede reinfallen konnte. „Yue, wo ist eigentlich das Mädchen? Wo ist diese Kagome?“, Ryukodo strich über ihre Wange, doch sie entzog sich ihm sofort und ging einige Schritte zurück. „Nicht hier. Du glaubst doch nicht, dass ich dieses Mädchen hier bei deinen Barbaren lasse?“, entgegnete sie, nun mehr kaum fähig ihre Wut zu unterdrücken. Eine große Hand packte sie an der Schulter, „Wir bitten um Erlaubnis, uns zurückzuziehen!“ Yue schaute über die Schulter. Kovu hatte sich hinter sie gestellt. Sie konnte nur ahnen wie schwer es dem alten Youkai fallen musste, diesem Mann Respekt vorzuheucheln. Er hatte sich verbeugt, Akira und Sasori taten es ihm gleich. Yue wollte anfangs nicht, aber Kovu drückte sie nun mit seiner Hand kraftvoll runter. Ryukodo kicherte anfangs nur, dann brach er in lautes Gelächter aus, „Erlaubnis erteilt!“, man konnte ihm die Genugtuung ansehen. Ja, es bereitete ihm sehr große Freude, diese Youkai, die sich einst für die größten hielten, in seiner Macht zu haben. Die Meute an Barbaren war wieder laut geworden, als Ryukodo loslachte. Sie lachten mit ihm, sie lachten mit ihm über sie. Sie stießen gemeinsam auf das Wohl Ryukodos an, und betranken sich weiter. Kovu zog Yue sanft aber bestimmt an den Schultern und drückte sie an sich vorbei. Akira und Sasori folgten schweigend. Ohne ein weiteres Wort zu reden, verließen sie das Schloss. Yue schaute, als sie das Tor passierten, über die Schulter und blickte zu ihrem Bruder. „Komm, Yue. Wir können jetzt nichts tun…“, Kovu drückte sie weiter. Er brachte es nicht fertig zurückzusehen. Sein Stolz und seine Ehre waren gekränkt, er war seines Zuhauses beraubt worden. Er war ein kräftiger Kerl, ja, aber er war auch ein alter Mann. Ein alter Mann, dem es nicht mal um sich selbst leid tat. Es tat ihm leid um Kamui und Yue, um Akira und Sasori, die einzigen jungen Nachfahren des Ryu-Clans. Und nun sah alles so aus, als ob die Hoffnung die er in die Jugend gesetzt hatte, die Hoffnung auf ein neues, friedliches Erblühen des Ryu-Clans, keine Zukunft hatte. Er schaute zu Akira und Sasori. Die beiden Brüder sprachen immer noch nicht. Beide hatten die Fäuste geballt und ihre Augen hatten ein tiefes Rot angenommen. Sie kämpften gerade gegen sich selbst an, gegen die aufkeimende Wut, gegen den Instinkt sich zu wehren. Sie kämpften gegen das eklige Gefühl entehrt worden zu sein. Er konnte sie nur zu gut verstehen, aber er hatte in den Jahren gelernt, dass es wichtig war in solchen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Nur dann konnten sie etwas unternehmen um Kamui zu retten, um Ryukodo zu vernichten und so Ryukotsuseis Andenken wirklich ehrenhaft zu bewahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)