Angels and Dragons von Sweetsunrise
(Die Legende lebt ...)
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Kapitel 1: Kapitel1: Die Lichtung
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Kapitel 1: Die Lichtung
Ein Stern fällt vom Himmel, direkt aus dem All auf die Erde!
Von wo kam er?
Wohin ist er gefallen?
***
"Guten Morgen!" Sagte eine bereits muntere Stimme zu Alea, einem
sechzehnjährigem Mädchen, mit grünen Augen und blondem Haar, das ihr wellig
auf den Schultern lag.
Die Stimme gehörte Sophia, einem sehr energischen Fräulein und der besten
Freundin von Alea. Sophia hatte bezaubernde smaragdgrüne Augen und schwarze
schulterlange Haare.
"Nun steh schon auf oder du kommst zu spät!" Rief Sophia.
Alea öffnete ganz langsam ihre Augen und starrte wie gebannt auf den Wecker,
der neben dem Bett auf einem Nachttisch stand.
"Warum hast du mich geweckt? Es ist erst halb fünf und noch stockdunkel!"
Meinte Alea schläfrig. "Außerdem beginnt die Schule erst um sieben, warum bist
du also jetzt schon hier?"
"Stell dir vor er hat mir geschrieben." Freute Sophia sich.
Dieser "er" war ein siebzehnjähriger Junge aus dem Chat, wo Sophia schon
mehrere Jungs kennen gelernt hatte und bei denen sie jedes Mal neu dachte, dass
es der richtige wäre.
"Oh er ist einfach klasse, er hat smaragdgrüne Augen, weißblondes Haar und er
hat gesagt, dass er mich liebt." Kicherte sie.
Alea stand auf und zog sich an während Sophia weiter von ihrem neuen "Lover"
schwärmte.
***
Sophia und Alea gingen gemeinsam auf die St. Raphaelis Mädchenschule, das war
so eine Art höheres Gymnasium, dort durften nur "wohlerzogene" Mädchen
hingehen.
Bei Alea war es eine Ausnahme, denn sie lebt in dieser Schule. Vor sechzehn
Jahren fand die Oberschwester sie in dem Wald, der um die Schule herum steht.
Deshalb wird sie aber keinesfalls bevorzugt behandelt, im Gegenteil, die
Schwestern nehmen sie noch härter ran. Aber Alea macht das gar nichts, denn sie
liebt Herausforderungen und hat eh keine großen Probleme mit dem Unterricht,
sie gehört zu den besten der gesamten Schule.
Eigentlich ist diese Bildungsstätte ein altes Kloster, ein verträumtes kleines
Gemäuer aus grauer Vorzeit des Örtchens Feu, es steht am Ende dieses Dorfes.
Feu ist ein liebenswertes kleines Fleckchens mit vielen unterschiedlichen
Boutiquen und Läden, auch in dem Dorf selbst gibt es eine Schule, diese ist
jedoch lediglich ein altes Blockhaus und übernimmt nur die Funktion einer
Sekundarschule.
Früher wurde Feu von einem geldgeilem Bischof beherrscht, seine Residenz war
das Kloster und aus Angst um sein Geld, das er dort lagerte, ließ er eine
riesige Mauer bauen zum Schutz vor den Bauern, die wegen der hohen Steuern
mächtig sauer waren. Der Name des Bischofs war natürlich Raphael, darum heißt
das Kloster auch Raphaelis.
Damals haben die Bauern etliche Angriffe auf sein Kloster und ihn gestartet,
leider blieben alle erfolglos, gestorben ist er zum Schluss beim lieb haben mit
einer Nonne. Doch bevor es so weit war, mussten die Bauern unter seiner Tyrannei
leiden.
Eines Nachts fing der hinter Teil des Klosters an zu brennen, doch niemand weiß
wodurch, die Bauern waren alle auf dem Feld um es abzuernten und hatten auch
keinen Überfall geplant. Die Nonnen hatten geschlafen und waren bei ihm
außerdem bestens versorgt. Das Feuer breitete sich immer weiter aus, von den
Kammern des Bischofs bis zu den Duschsälen der Nonnen stand alles in Flammen.
Manche Dorfleute meinen, es sei eine Strafe des Herrn gewesen, andere sagen,
dass doch ein paar Bauern sich zusammen getan hatten und das Kloster angefackelt
hatten und die Schwestern meinen, dass beides Unsinn ist, denn als das Feuer am
höchsten stand und drohte das gesamte Kloster zu verspeisen, erschien ein
blondgelockter Engel, entzog dem Gemäuer die Flammen zu einem Ball und ließ
ihn im nichts verschwinden. Dann erlöste sie die Seelen, die in dem Feuer
umgekommen sind und führte sie in das Reich des Lichtes, so soll der Engel
genau wie der Feuerball einfach verschwunden sein. Die Räume in denen es
gebrannt hatte, wurden nach diesem Vorfall nie wieder betreten, da sie durch den
Engel heilig geworden sein sollten. Das ist natürlich alles nur eine Legende,
denn niemand weiß, wie es wirklich war.
Dies hatten Alea und Sophia im Geschichtsunterricht gelernt, ihre Lehrerin
liebte Legenden und diese ganz besonders. Man konnte es aber auch in der Chronik
von Feu nachlesen, die man entweder in den Schulbibliotheken oder in der
Bücherei finden konnte.
***
Sophia textete und textete mit ihrem neuen Schwarm, sie war wie in Hypnose bis
... ja bis es plötzlich klopfte.
"Herein?" Sagte Alea.
Und herein traten Stella, Tiffany, Monika, Bianka und Annika, die Truppe mit der
Alea immer "rumhing".
Stella ist ein recht launisches Mädchen mit tiefbraunen Augen und flammend
rotem Haar, das ihr noch nicht mal bis zur Schulter geht. Sie ist die größte
der gesamten Clique.
Tiffany hat strahlende graublaue Augen mit einem interessanten gelben Rand um
der Pupille und langes grünes Haar, sie ist ungefähr einen halben Kopf kleiner
als Stella.
Monika ist ein sehr aufgewecktes Girly, das irgendwie immer eine schlagfertige
Antwort auf den Lippen hatte. Sie hat dunkel blaue Augen und blonde Haare und
ein paar dunklere Strähnen dazwischen.
Bianka ist eine sehr Ruhige, wahrscheinlich weil sie noch nicht lange hier
lebte. Sie hat grünbraune Augen und langes, wunderschön gewelltes braunes
Haar. Sie ist nur ein paar Zentimeter kleiner als Stella.
Annika ist die Kleinste, sie ist schon fast ein "er", jedenfalls benimmt sie
sich so und zieht sich auch dementsprechend an. Sie hat dunkelbraune Augen und
dunkelbraunes bis schwarzes Haar.
"Hey, sag mal hast du unsere Verabredung vergessen? Wir wollten uns unten in der
Aula treffen und Bianka alles zeigen!" Schimpfte Monika.
"'Tschuldigung. Hab ich echt verschwitzt!" Meinte Alea verlegen.
"Ups, ich sollte dich ja daran erinnern, tut mir leid, hab's vergessen." Grinste
Sophia nur.
Bianka war erst neu aus Firecity hergezogen, einer Stadt ungefähr eine Stunde
mit dem Auto von Feu entfernt. Deshalb wollten die Mädchen sich heute treffen
und Ihr erstmal die Räumlichkeiten der Schule zu zeigen, begonnen von der Aula
über die Turnhalle und die Klassenräume bis hin zur Bibliothek.
Nach der Schule, sie hatten an diesem Tag zum Glück nur fünf Stunden und die
Sonne schien einfach herrlich, wollten Annika, Tiffany, Stella und Monika ihr
das Dorf, dessen Umgebung und alle ihre Lieblingsplätze zeigen. Sophia traf
sich wie immer mit ihrem derzeitigen Freund. Na ja und Alea ... Alea mochte das
Dorf nicht besonders, die Leute, die dort lebten, verbreiteten gemeine Gerüchte
über sie oder machten Witze über ihr krauses Haar.
"Weil sie Weise sei, sollte sie im Kloster bevorzugt werden.", "Wer weiß warum
ihre Eltern sie ausgesetzt haben.", "Vielleicht ist sie verflucht!" Oder "Ob die
sich überhaupt mal kämmt, sieht jedenfalls nicht so aus!" Und solche Sachen
musste sie über sich ergehen lassen.
Jedes mal, wenn sie mit ihren Freunden durch das Dorf ging, hörte sie diese
Tuscheleien und fühlte die stechenden Blicke der Bewohner.
Deshalb war ihr Lieblings Ort der große, grüne Wald, rings um dem Kloster,
denn dort war ruhig, friedlich und niemand spöttelte über einen. Nur dort
konnte sie endlich mal alleine sein, lediglich ihre Träume, Wünsche und das
zwitschern der Vögel begleitete sie. Natürlich hatte sie auch im Wald ihre
Lieblingsplätze, der den sie am meisten mochte, war eine kleine, alte Ruine
eines Steinhauses.
In der Hütte war es im Sommer schön kühl und im Winter mit einem kleinen
Lagerfeuer im Kamin auch zum Aushalten. Es gab hier einige Dinge, die ihr das
Leben noch versüßten, denn sie hatte sich das Haus mit einigen Möbeln vom
Sperrmüll eingerichtet. Da waren im Hauptzimmer(Küche, Wohn- und Schlafstube
in einem):
• ein Schrank mit ohne Türen (eigentlich einer halbwegs befestigten und einer
losen Tür) und Unmengen von Büchern
• ein Kamin
• ein Bett, kurz vorm Zerfall, mit einer Matratze, bei der die Federn schon
rauskommen
• ein Sofatisch mit drei und einem halben Bein
• ein zerkratzter Schreibtisch
• und ein modriger Stuhl.
Und im Badezimmer standen:
• ein Waschbecken
• eine Dusche
• eine Holzwanne
• und ein Schrank mit Sachen von Alea.
***
Gerade war sie wieder auf dem Weg dorthin, als plötzlich wie aus dem Nichts der
Himmel sich bewölkte und ein starkes Gewitter losbrach. Es war so dunkel
geworden, dass man die Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte, nur die Blitze
sorgen noch etwas für Licht.
An und für sich mochte Alea Gewitter, sie hatten so etwas mystischen und
kraftvolles an sich, dieses hier jagte ihr aber Angst ein.
Warum wusste auch sie nicht.
Doch irgendetwas war anders, nicht nur, dass die Blitze viel heller und
kräftiger waren als sonst, nein, es war, als würde das Gewitter etwas andeuten
wollen.
Alea ging trotz des Gewitters weiter und erreichte jäh eine Lichtung. Und
obwohl Alea sich in dem Wald besser auskennt als jeder andere und sie dachte
jeden Winkel des Waldes zu kennen, kam es ihr vor, als hätte sie diese Lichtung
noch nie gesehen.
In der Mitte der Lichtung stand eine weiße Säule, ungefähr brusthoch und
reichlich verziert, auf ihr saß eine Statue, die Figur eines Drachen war darin
zu erkennen und um ihren Hals trug sie eine Kette. Diese war wunderschön und an
ihr hing in ein Rubin in Goldflügeln eingefasst.
Der Anhänger zog sie einfach magisch an, doch als sie ihn in der Hand hatte
erschien auf einmal eine helle gelbe Lichtsäule, die sie umhüllte. Der Glanz,
der sie umgab, war heller als die Sonne.
"Was ist das? Eine warme Kraft durchfließt mich, sie ist riesig." Dachte sie
für sich.
Langsam verschwand das Licht und Alea fühlte sich seltsam verändert, bald
darauf sank sie in die Knie und kurz bevor sie ihr Bewusstsein verlor, hörte
sie eine ihr unbekannte Stimme.
"Sisoidequa sooxbe Linierokariakpipieroka! Eroide zasokagaak akoxide, erodeni
desoxiqua jakeroide akkazaeneroide xiakbeniakeroqua." Sagte die Stimme.
Alea wusste nicht genau, was das bedeutete, aber sie verstand was er sagte.
Erst spät in der Nacht kam sie wieder einigermaßen zu sich und wie in Trance
schlenderte sie schlaftrunken zum Kloster und in ihr Zimmer zurück. Dort
angekommen fiel sie wie tot ins Bett. Da es oft vorkam, dass sie erst nach der
Dämmerung nach "Hause" kam, schliefen die Schwestern bereits und machten sich
keine Sorgen um sie.
Kapitel 2: Kapitel2: Die Begegnung
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Kapitel 2: Die Begegnung
Zum Glück war der nächste Tag ein Samstag, so konnte Alea ausschlafen und sich
von der Nacht erholen. Erst spät am Mittag wachte sie auf, zwar war sie noch
etwas benommen doch trotzdem stand sie auf, denn so lange im Bett rum liegen
konnte sie nicht. Während des Aufstehens dachte sie an den gestrigen Nachmittag
und was ihr widerfahren war.
"War das ein verrückter Traum oder ... war es ... ? Nein, das kann nicht real
gewesen sein!" Dachte sie im Stillen.
Plötzlich bemerkte sie, dass etwas die Sicht ihres rechten Auges bedeckte, es
war ... ihr Haar.
"Nein, das ging nicht. Wie sollten meine Haare in nur einer Nacht so stark
wachsen?" Wisperte sie in Gedanken.
Dann rannte sie so schnell sie konnte in den höchsten Turm des Klosters, dieser
war mittlerweile zur Abstellkammer geworden und in ihm wurden alle alten Sachen
aus der Zeit Raphaels aufbewahrt, eines war ihr Lieblingsstück. Es war ein
alter Spiegel, der aus vielen verschiedenen Prägungen zusammengesetzt war. Er
war verhüllt in ein Bettlacken und vollends mit Staub bedeckt. Schnell
entfernte sie die Decke und sah in den Spiegel hinein, doch was sie dort sah,
ließ sie noch mehr erschrecken. "Also war es doch kein Traum, es ist wirklich
geschehen!" Flüsterte sie leise. Sie blickte im Spiegel an sich herab und war
fürchterlich überrascht bei dem was sie sah, ein bezauberndes, lila Kleid, es
war aus reinem Samt, schulterfrei und hatte zwei verschiedene Ärmel, einen in
Trompetenform und einen anderen als engen Handschuh. Des Weiteren hatte das
Kleid einen langen Schlitz, der links von der Hüfte bis hinunter zum Boden ging
und ein rhombenförmiges Loch, welches ihren Bauchnabel frei legte. Dazu trug
sie einen schwarzen Gürtel mit Edelsteinen besetzt und eine schwarze eng am
Hals anliegende Lederkette, in der ein Stein, ähnlich dem, den sie gestern im
Wald gefunden hatte, jedoch war es kein Rubin, sondern ein Diamant.
"Bin das wirklich ich? Mein Haar? Es ist unglaublich! Es hängt bis zum Boden,
die vielen kleinen Locken sind zu langen Wellen geworden. Und meine Sachen, sie
sind so edel." Lächelte sie.
Während des Mittagsschlafes der Schwestern lief Alea in den Wald um die
Lichtung zu suchen und heraus zu finden, was passiert war. Doch da es gestern
stockfinster war und sie nicht sehen konnte, wo sie hinging, fand Alea sie
nicht. Sie suchte in jeder "Ecke" des Waldes, doch ... nichts.
"Das viele hin und her nützt nichts!" Dachte sie sich.
Vorsichtig setzte sie sich ins Gras und lehne an einen Baum, um weiter zu
grübeln, wo diese be... Lichtung wohl war. Mitten im Nachdenken schlief Alea
ein, erst eine unbekannte Stimme weckte sie.
"Hallo. Entschuldigung, geht es ihnen nicht gut?" Fragte die Stimme.
Alea riss sofort die Augen auf, ein großer, hübscher Junge stand vor ihr, er
hatte klare blaue Augen und pechschwarzes Haar, das bis auf einen kleinen
Pferdeschwanz sehr kurz geschnitten war.
"Bitte? Ach ja mir geht's gut!" Antwortete sie Verlegen. "Aber kann ich ihnen
helfen, sie sehen etwas verloren aus?"
"Ähm das wäre sehr nett, nun ja, meine Eltern sind neu hergezogen und
eigentlich wollte ich mir nur mal den Wald ansehen, doch dann habe ich mich
verlaufen und fand den Weg zurück nicht mehr." Erklärte der Junge.
"Mein Name ist übrigens Alea, Alea Sunrise." Sagte sie und gab ihm die Hand.
"Ich heiße Nicolas Calmer, freut mich sie kennen zu lernen." Meinte der Junge
und half ihr beim Aufstehen.
"Gut, jetzt, wo wir uns kennen, sollten wir dieses alberne sie ablegen und
gleich du sagen!" Entgegnete Alea ihm.
"OK." Sagte Nicolas.
"Na dann sag mal, wo du wohnst!" Bat Alea ihn.
"Nun die Straße kenn ich nicht, aber ich weiß, dass neben uns ein riesiges
Kloster steht." Erwiderte er. "Gut, weiß schon, wo das ist, keine Sorge, ich
bring dich hin." Sagte sie.
Schon machten sie sich auf den Weg, eine kurze Stille herrschte, die wurde dann
aber von Nicolas unterbrochen.
"Sag mal, wie alt bist du eigentlich!" Fragte er.
"Sechzehn und du?" Meinte Alea.
"Siebzehn, seit letzter Woche." Antwortete Nicolas.
"Oh alles Gute nachträglich." Gratulierte sie ihm.
"Danke." Meinte Nicolas.
"Warum seid ihr eigentlich umgezogen?" Fragte Alea.
"Meine Mutter und Herr Calmer wollten einfach mal was anderes ausprobieren,
bisher haben sie nur im Büro gesessen und irgendwas in den PC eingetippt, jetzt
wollen sie mehr Grün sehen und etwas frische Luft schnappen." Antwortete
Nicolas.
"Wer ist Herr Calmer, dein Vater?" Wollte sie wissen.
"Ja, aber nicht mein Leiblicher. Mein richtiger Vater ist mit einer Jüngeren
durchgebrannt und hat meine Mutter im Stich gelassen. Herr Calmer war der Boss
von meiner Mutter, er hat ihr darüber hinweg geholfen und sie zu seinem Partner
gemacht. Er ist übrigens der Chef einer Baufirma, die sich Calmer Corporation
nennt." Berichtete er.
"Cool und wie versteht ihr euch?" Horchte Alea ihn aus.
"Er mag mich nicht und ich mag ihn nicht! Also ist unsere "Beziehung" sehr
ausgeglichen." Sagte Nicolas kühl. "Ist es noch weit?"
"Nein, wir sind gleich da, die Bäume verdecken nur etwas die Sicht auf das
Kloster." Erklärte Alea. "Ja, du hast Recht, dort habe ich schon die weiße
Fassade unseres Hauses durch das Grün schimmern sehen." Bestätigte er.
"Deine Eltern müssen gute Freunde vom Bürgermeister von Feu sein, denn das
Haus ist sein Lieblingsstück, dass gibt er nicht so leicht aus der Hand."
Meinte Alea.
"Keine Ahnung, kann sein, Herr Calmer hat schon viele Geschäftsreisen gemacht
und sich mit den höherrangigeren Personen angefreundet." Erklärte Nicolas.
Als sie dann auf dem Hof des riesigen Anwesens angekommen waren, bedankte
Nicolas sich bei Alea, ging ins Haus und rannte schnurstracks in sein Zimmer.
Ganz ohne ein "Hallo!" oder "Bin wieder da!". Es herrschte also nicht gerade
eine liebliche Familienatmosphäre bei den Calmers. Frau Calmer versuchte zwar
alles um die beiden ein bisschen anzufreunden, aber es half alles nichts. Herr
Calmer zerstörte jeden Annäherungsversuch durch seine schroffe und grobe Art
dem Jungen gegenüber.
Der einzige mit dem Nicolas ganz offen und frei reden konnte, war "Tiger". Das
ist ein riesiger Wolfshund mit großen Tatzen, einem weißem Fell und schwarzen
Streifen darauf, deshalb auch der Name.
"Na Tiger, weißt du was?" Sagte Nicolas, als er ins Zimmer kam. "Ich habe
gerade ein sehr nettes Mädchen kennen gelernt, sie hat ein wunderschönes
Lächeln und leuchtend grüne Augen."
Dann ließ er sich auf sein Bett fallen, Tiger sprang natürlich hinterher und
leckte ihn vor Freude ab. Indes lief Alea schon wieder im Wald rum und suchte
nach der Lichtung, bis jetzt jedoch ohne Erfolg. Erst als sie kurz davor war auf
zugeben, erschien sie wieder vor ihr. Wie aus dem Nichts stand sie vor ihr und
als sie auf den Statue des Drachen sah, fuhr es ihr durch alle Glieder, es war
ein richtiger Drache. Mit grünen Schuppen und roten Zacken auf dem Rücken, die
vom Kopf bis zum pfeilspitzen Ende des Schwanzes gingen.
Plötzlich wachte er auf, sah sie an und sprang von der Säule hinunter.
"Warum seid ihr weggelaufen Prinzessin? Erkennt ihr mich nicht mehr? Ich bin es,
Drakon, euer Begleiter!" Sagte der Drache.
"Wie Prinzessin? Und was bist du?" Fragte Alea ungläubig.
"Mhh ... ja, das konnte ich mir schon denken, ihr wart halt zu klein und könnt
euch nun nicht mehr erinnern." Erwiderte Drakon nachdenklich.
"Wie zu klein? Woran erinnern? Jetzt antworte gefälligst richtig." Schrie Alea
ihn an.
"Gut, dann beginne ich mit euerer Geschichte von ganz vorn:
Vor vielen Millionen Jahren brach ein schrecklicher Krieg zwischen den Galaxien
aus, der gesamte Kosmos bebte. Die Könige der Planeten gaben sich mit ihren
Ländereien nicht mehr zufrieden und wollten immer mehr. Und der Kaiser des
Kosmos, euer Vater, wusste nicht mehr, was er noch tun sollte. Zu alle dem kam
noch dazu, dass seine Frau hochschwanger war und er keinen sichereren Ort für
die Geburt wusste, als sein eigenes Schloss. Während eines Angriffs auf das
Kastell, wurdet ihr geboren und als die Eindringling dich gesehen haben, ließen
sie ihre Waffen sinken. Aber nicht nur sie beruhigten sich, sondern auch die
Heerscharen von Kämpfern auf den anderen Planeten. Alle wollten sie die kleine
Prinzessin sehen, so wurde dank euch der Krieg beendet. Doch eine Person fand,
dass gar nicht gut und zwar diejenige, die den Krieg begonnen hat. Sie war
eifersüchtig auf die Macht, die in euch schlummerte und plante einen Mord.
Indes ihr geschlafen habt und eure Eltern mit einer Sitzung beschäftigt waren,
schlich sie sich ins Schloss und wollte euch erschlagen, doch es misslang, ihr
wachtet noch rechtzeitig auf und verbanntet sie in die Zone der Toten, in das
Reich der Unterwelt. Leider wart ihr noch zu jung und konntet nicht mit eurer
Kraft umgehen, so habt auch ihr euch verbannt, doch nicht in die Unterwelt,
sondern auf einen weit entfernten Planeten. Bedauerlicherweise starben eure
Eltern kurz nach eurem Verschwinden aus sorgen um euch, ihr letzter Befehl an
meine Drachenfamilie war die Suche nach euch. Damals wussten wir nicht, wohin,
erst vor hundert Jahren entdeckten wir hier eure Aura und der hohe Rat schickte
mich zu euch. Doch als ich auf dem Planeten ankam, geriet ich in einen Bannkreis
der Dämonen, es war eine Hinterlist der verbannten Person, damit ich euch nicht
finden kann, erst durch euch wurde ich erlöst." Erklärte Drakon.
"Das ist zwar eine schöne Geschichte, aber woher willst du wissen, dass ich die
jenige bin die du suchst?" Wollte Alea wissen.
"Nur ihr hättet mich vom Bann erlösen können, jemand anders hätte mich gar
nicht gesehen. Außerdem könnt nur ihr die Kette berühren, ohne dass euch
etwas passiert, jeder andere wäre auch in den Bann geraten. " Erwiderte der
Drachen.
"Apropos Kette, wo ist sie nun eigentlich? Du hast sie weder um noch habe ich
sie irgendwo zu Hause gesehen!" fragte Alea interessiert.
"Nun ... wie soll ich es sagen ... jede Elementare Prinzessin trägt ihre Macht
in sich, als ihr euch selbst verbannt hattet, habt ihr eure Macht von alleine
verschlossen und zwar in diesen Stein. Als ihr ihn nun berührtet, ging er
wieder in euch über und verschwand aus dem Sichtfeld." erklärte Drakon.
"Ähm ... sag mal, wo ist denn eigentlich der Palast meiner Eltern? Wie komm ich
dahin und muss ich da überhaupt hin?" Fragte sie den Drachen.
"Nun euer Palast befindet sich auf der Sonne, später werdet ihr euch hin
teleportieren können. Natürlich müsst ihr nicht dort leben, aber ab und zu
werdet ihr dorthin müssen!" Antwortete Drakon.
"Sag mal, was habe ich als Prinzessin überhaupt für Pflichten und Aufgaben?"
Fragte Alea während sie sich ins Gras setzte.
"Vor eurer Regentschaft müsst ihr noch einige Prüfungen bestehen, drei um
genau zu sein. Zuerst werdet ihr auf eure menschlichen Fähigkeiten unter Beweis
stellen, dazu gehören drei Prüfungen, zunächst wird eure Stärke,
Geschwindigkeit und eure Deckung kontrolliert, danach die Lernfähigkeit und die
dritte Prüfung besteht aus einem Check eurer Macht über das Feuer. Erst danach
werdet ihr euren Thron antreten müssen und die Probleme der einzelnen Planeten
lösen." Beantwortete er.
"Oh man ich fass es jetzt noch nicht, bin ich wirklich eine Prinzessin?" Meinte
Alea.
"Ja, und ab jetzt bin ich immer bei euch, um euch bei euren Aufgaben zu helfen."
Sagte Drakon.
"Und wie das? Du bist ein Drache! Wenn das nicht auffällt, fresse ich einen
Besen." Erzählte sie.
"Natürlich werde ich euch nicht in dieser Gestalt begleiten, sondern in einer
anderen ..." Erwiderte der Drache und verwandelte sich in eine kleine Maus.
"Ist ja süß, dann gehen wir jetzt nach Hause und ich schneide mir die Haare
wieder auf ihre normale Länge, denn ich wüsste nicht wie ich meinen Freunden,
dass erklären könnte." Lächelte Alea und trabte mit Drakon im Arm los zum
Kloster.
"Ähm ... Prinzessin?" Stammelte er.
"Was ist?" Fragte sie.
"Eure Haare sind durch eure Macht gewachsen, ihr werdet sie jetzt nicht mehr
kürzen können, sie werden immer wieder nachwachsen." Berichtete der Drache.
"Wie meinst du damit? Sind sie jetzt für immer so lang?" Erkundigte Alea sich
erschrocken.
"Nun ja, so ist es." Antwortete Drakon kleinlaut.
"Na super und wie soll ich es den Schwester und meinen Freunden erklären?"
Schimpfte sie.
"Ihr müsst es nicht erklären, setzt es einfach in ihre Köpfe durch eine
kleine Hypnose." Erklärte Drakon.
"Und wie genau soll ich das anstellen?" Wollte sie wissen.
"Konzentriert euch auf eurer jetziges Aussehen und auf den Stein, dann werden
euch alle nur noch so kennen wie ihr jetzt seid." Antwortete Drakon.
Gesagt getan, Alea kniff die Augen zu und konzentrierte sich, doch plötzlich
schossen zwei riesige, weiße Schwingen aus ihrem Rücken.
"Was war das denn?" Rief sie erschrocken.
Drakon lächelte breit und musste sich das lachen verkneifen, erst als er sich
wieder beruhigt hatte, konnte er ihr antworten.
"Ihr habt euch nicht auf euer jetziges Ich konzentriert, sondern nur auf den
Stein, dann kann es bei euch schon mal vorkommen, dass ihr die zarten Flügel
eines Engels bekommt!"
"Gut, dann versuche ich es eben noch einmal!" Erwiderte sie.
Erneut schloss sie ihre Augen, diesmal aber nicht so fest, sondern nur ganz
leicht. Langsam verschwanden die Flügel im Nichts, nur ein paar kleine
Daunenfedern blieben zurück. Auch ihre Kleidung änderte sich wieder, das Kleid
verwandelte sich langsam zum T-Shirts und der Jeans zurück.
"Ich glaube das war es oder?" Fragte Alea ihren Drachen.
"Ja, anscheinend war es das." Bestätigte Drakon.
Auf dem Weg zurück ins Kloster horchte sie das Mäuschen noch über das
Sonnenkönigreich und ihre Eltern aus.
Als sie dann auf dem Platz davor ankamen, sahen sie, wie Nicolas mit Tiger im
Schlepptau entgegenkamen. Schnell versteckte Alea die Maus in der Hosentasche
und tat so als hätte sie ihn nicht bemerkt.
"Hallo Alea! Könntest du mir mal bitte helfen?" Sagte er bei ihr ankommend.
"Äh klar wobei denn?" Meinte sie überrascht.
"Huch hast du dich umgezogen? Ah ... Entschuldigung." Nicolas räusperte sich
und fuhr fort. "Würdest du bitte mal mit in mein Zimmer kommen?"
Alea nickte nur, sie wusste nicht genau, was sie davon halten sollte. Eigentlich
wechselte sie mit Jungen nicht ein Wort, sie hasste sie, wegen den vielen
Neckereien. Nicolas war der Erste, den sie halbwegs sympathisch fand.
Flugs ergriff er ihre Hand und führte sie ins Haus und in sein Zimmer.
Alea staunte nicht schlecht, als sie sich in seinem Zimmer umsah, es war groß
und sehr geräumig mit vielen großen Fenstern. Aber auch die Einrichtung ließ
keine Wünsche offen, da gab es:
• zwei Betten (eines für Nicolas und ein Körbchen für Tiger)
• ein PC (mit allem drum und dran Scanner, Drucker, Mikro, Flachbildschirm,
Digicam, schnurlose Maus, schnurlose Tastatur, eigener Internetanschluss,
riesige Boxen und natürlich auch etlichen Spielen)
• ein Fernseher (mit unzähligen Videos)
• ein Video und DVD Rekorder
• eine Stereoanlage
• eine HiFi Anlage (mit unzähligen CD)
• ein Super Nintendo (mit unzähligen Spielen)
• ein Nintendo 64 (mit unzähligen Spielen)
• ein Sega (mit unzähligen Spielen)
• eine Playstation (mit unzähligen Spielen)
• eine Playstation 2 (mit unzähligen Videos)
• ein Bücherregal
• zwei Kleiderschränke
• ein Kombitisch (Schreibtisch und PC - Tisch in einem)
• und ein Schrank für die Schulsachen
Selbst mit allem Inhalt war das Zimmer mindestens dreimal so groß, wie die
Kammer von Alea.
"Könntest du mir zeigen, wie weit ihr in den einzelnen Fächern seid? Und mir
etwas helfen den Stoff nachzuholen, bei dem ihr weiter seid?" Sagte er während
er in seinem Schrank nach Büchern und Heften kramte.
"Klar, äh jetzt sofort?" Fragte Alea perplex.
"Ja, natürlich nur wenn du Zeit hast, wenn nicht muss ich halt warten."
Erwiderte er.
"Nein, ich hab jetzt Zeit, zeig mir erstmal, wie weit ihr wart." Beruhigte sie
ihn.
Alea sah sich seine Hefter und Bücher an, in vielen Dingen war er genauso weit
wie sie, in zwei Fächern, nämlich Deutsch und Sozialkunde war er sogar weiter,
nur in Französisch, Geschichte, Physik und Biologie fehlte ihm einiges. Sie
erklärte Nicolas, was ihm fehlt und versprach es für ihn zu kopieren.
So verging der Nachmittag sehr schnell, denn beim Erklären kamen die ein oder
anderen witzigen Szenen zustande, wie das Kennen lernen zwischen Tiger und
Drakon.
Kurz bevor Alea aufbrechen wollte, trat die Mutter von Nicolas ins Zimmer, Rose
Calmer. Sie sah sehr gepflegt aus, ihre rotbraunen Haare hatte sie zu einem Dutt
hoch gebunden, ihre sanften blauen Augen strahlten Alea freudig an und ihre Haut
sah sehr blass aus.
"Oh, entschuldige bitte, ich wusste nicht, dass du Besuch hast. Guten Abend, ich
bin Rose Calmer, die Mutter von Nico." Sagte die junge hübsche Frau.
"Freut mich sie kennen zu lernen, ich bin Alea Sunrise." Stellte sie sich vor.
"Sag mal, machen sich deine Eltern keine Sorgen um dich, wenn du so lange
wegbleibst?" Fragte Rose.
"Nein, das glaub ich kaum, aber ich wollte jetzt eh nach Haus." Antwortete
Alea.
"Darf ich Alea noch nach Hause bringen?" Bat Nicolas.
"Ach lass, den Weg find ich auch alleine!" Sagte Alea um Frau Calmer die Antwort
zu ersparen.
"Aber runter bringen tue ich dich noch." Meinte Nicolas entschlossen.
"Auf Wiedersehen Frau Calmer. Ich wünsche ihnen noch einen recht schönen
Abend." Verabschiedete sich Alea.
"Was für ein nettes Mädchen." Dachte Rose im Stillen.
Als Nicolas sich von ihr verabschiedet hatte, sah er ihr noch eine kleine Weile
nach bis sie das Tor des Klosters erreichte und in der Dunkelheit verschwand,
dann ging auch er hinein.
***
Im Kloster angekommen, klopfte ihr das Herz bis zum Hals, denn sie wurde von der
Oberschwester und einem älteren Herren empfangen. Ob die Schwester sie erkennen
würde und der Zauber geklappt hat?
"Nicht besonders zuverlässig ihre beste Schülerin." Beklagte sich der Herr. Er
hatte dunkelbraunes eng anliegendes Haar mit einem Seitenscheitel und graubraune
Augen, die sehr leer und gleichgültig dreinblickten.
"Wir haben ihr keine zeitliche Begrenzung genannt. Sie kann kommen und gehen,
wann immer sie will." Verteidigte die Oberschwester sie. "Guten Abend, kleines
Fräulein. Ich bin Richard Calmer, der neue Besitzer dieses Klosters. Das
Gebäude, sowie die gesamte Einrichtung gehören mir. Vorschlag zur Güte, ich
erlasse dir sämtliche Schulkosten, aber wenn du hier wohnen willst, musst du
mir schon Miete zahlen. Auch die Schwestern zahlen für ihren Unterhalt, da sie
jedoch weiterhin für mich arbeiten, fällt bei ihnen die Miete nicht so hoch
aus. Durch die vielen Nebenkosten können sie die Miete für dich nicht noch mit
bezahlen. Also, wie ist es bist du mit der Miete zufrieden?" Sagte Herr Calmer
eingebildet.
"Ich danke ihnen rechtherzlich für das Angebot, aber würden sie mir die
Schulkosten auch erlassen, wenn ich außerhalb wohnen würde, oder ändert das
etwas an ihrem Vorschlag?" Antwortete Alea ohne eine Miene zu verziehen.
"Aber nicht doch, natürlich kannst du auch wo anders wohnen. Ich dachte dabei
nur an dein Wohl!" Heuchelte Herr Calmer schnippisch.
"Rechtherzlichen Dank!" Bedankte sich Alea.
"Gut, wenn das so ist ... ich möchte dich ja wirklich nicht hetzen, aber ich
will, dass du spätestens morgen Mittag all deine Sachen aus dem Zimmer draußen
hast." Fauchte er sie an.
"Wenn sie es so wünschen, dann werde ich mein Zimmer bis dahin natürlich
ausgeräumt haben." Sprach Alea.
"Ich möchte dich morgen um fünf im Lehrerzimmer sehen um alles zu besprechen.
Ich empfehle mich!" Mit diesen Worten verabschiedete sich Herr Calmer und ging
zurück in seine Villa.
***
"Hallo Liebling, ich bin wieder da." Begrüßte er Rose Calmer, die in der
Küche das Abendbrot vorbereitete.
"Oh ... hallo Schatz. Und wie ist dein Gespräch ausgefallen?" Fragte sie ihren
Mann.
"Die Schule gehört jetzt endlich mir, am Dienstag beginnen die Umbauarbeiten,
den Mist von diesen heiligen Zimmern konnte ich den Oberinnen auch ausreden,
ebenso die Mädchenschule, aber die Schulkosten der Kleinen muss ich bezahlen."
Sagte er während er sich an den Tisch setzte.
"Hattest du nicht gesagt, dass die Kleine eine Weise ist und dort lebt?"
Erkundigte sich Rose unterdes sie das Essen ins Esszimmer brachte.
"Wo bleibt denn dein verzogener Sohn? Nicolas, komm runter!" Schrie Herr Calmer.
"Ja, sie ist eine Weise und ich hatte ihr sogar angeboten weiterhin dort zu
wohnen, aber ohne Miete gibt's bei mir nichts und da die Schwestern nicht mehr
genug Geld haben, um die Miete auch für sie zu bezahlen musste die Kleine
ausziehen. Die Schwestern werden weiterhin dort arbeiten, ich werde ihnen die
Miete vom Lohn abziehen." Erklärte er seiner Frau.
Nicolas war gerade auf dem Weg zur Küche als er dies hörte, natürlich dachte
er sich nichts weiter dabei, begrüßte Herrn Calmer und setzte sich mit an den
Tisch.
"Ist das nicht etwas schnell? Wo soll sie denn jetzt wohnen?" Wollte Frau Calmer
wissen als sie sich an den Tisch setzte und mit dem Essen begann.
"Ach was, wenn sie wirklich eine so tolle Schülerin ist, wie die Schwestern
gesagt haben, wird sie dass im Nu schaffen." Antwortete Richard und nahm sich
ein paar Stullen zum Schmieren.
"Wie heißt das Mädchen denn?" Fragte Nicolas interessiert und biss in eine
große Stulle rein.
"Wie? Äh ... irgendwas mit A ... Andrea, nein, A ... A ... Alexandra, nein das
war es auch nicht, A ... Alea oder so, ach weiß auch nicht mehr genau. Aber ich
sage euch die ist so was von frech, ich sage dir was, dieses Mädchen ist kein
Umgang für dich. Erstens ist sie bettelarm, zweitens fürchterlich gekleidet
und drittens extrem unhöflich. Eigentlich sollte die Schule, die ich schaffe
nur für Kinder sein mit guten Manieren und finanziell sicheren Familien und
nicht für so etwas!" Erwiderte Herr Calmer beiläufig.
"Alea ist nicht nur so etwas, du kennst sie doch gar nicht. Sie ist intelligent,
freundlich und hilfsbereit!" Schrie Nicolas Richard ins Gesicht, sprang auf und
rannte in sein Zimmer. Und mit einem lauten Knall fiel seine Zimmertür ins
Schloss.
"Was war das den?" Fragte Herr Calmer verblüfft seine Frau.
"Nun ein sehr höfliches junges Mädchen namens Alea hatte ihm heute Nachmittag
bei den Schulaufgaben geholfen, damit er auf dem Stand der Dinge ist."
Antwortete Rose.
"Waaaaaaaaaaaas? Dieses dreckige Luder lasst ihr nicht noch einmal in mein
Haus!" Rief Herr Calmer durchs Gebäude.
***
Zur selben Zeit im Kloster:
"Wo willst du denn wohnen, wenn nicht hier?" Wollte die Oberschwester wissen.
"In einem kleinen Waldhäuschen ganz in der Nähe." Antwortete Alea.
"Was? Mitten im Wald? Aber ist es dort nicht zu kalt? Du wirst dich nur
erkälten!" Wetterte die Schwester.
"Ach was das wird schon gehen. In dem Häuschen ist ja auch ein Kamin und so oft
werde ich dann im Winter eh nicht da sein." Beruhigte sie die Schwester.
"Dann nimm aber wenigstens genug Decken mit und vergiss deine Bücher nicht und
deine Sachen und ..." Plapperte die Schwester drauflos.
"Ja ist schon okay, lass mal gut sein, ihr habt euch lang genug um mich
gekümmert. Und dafür danke ich euch auch, aber jetzt sollte ich besser auf
eigenen Füßen stehen." Unterbrach sie die Schwester.
"Wie du meinst, aber wäre es nicht besser, wenn du Herrn Calmer um eine zweite
Chance bittest?" Schlug die Schwester vor.
"Nein! Alles nur das nicht!" Sagte Alea. "Aber sag mal, warum habt ihr das
Kloster eigentlich verkauft? Und warum an ihn? Und was habt ihr besprochen!"
Horchte Alea sie aus.
"Oh Gott so viele Fragen auf einmal? Ja wir müssen das Kloster verkaufen, denn
es wird langsam baufällig und wir haben nicht genügend Geld dafür. Herr
Calmer war der Meistbietende, deshalb bekam er das Kloster. Gesprochen haben wir
über die vielen Veränderungen, die er vorhat. Die Restaurierung des Klosters
und die Renovierung der Zimmer, sogar die heiligen Zimmer will er renovieren. Es
wird vieles anders werden, er will neue Lehrer einstellen und einige auch
feuern, er hat uns nur versichert, dass wir weiterhin hier leben dürfen. So
dann erstmal gute Nacht du wirst morgen früh raus müssen." Erklärte die
Schwester und gab ihr zum Abschied noch einen Kuss auf die Stirn.
Kapitel 3: Kapitel3: Eine neue Heldin
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Kapitel 3:Eine neue Heldin
Sonntagmorgen, der Wecker schrillt, eine noch müde Hand stillt den Lärm.
"Gähn!"
Zwei verschlafene Augen starren auf die Uhr.
"Sch..., schon acht Uhr, jetzt aber raus aus den Federn."
In Windeseile stand Nicolas auf den Beinen, zog sich an und rannte mit Tiger im
Schlepptau aus dem Haus hinüber zum Kloster.
"Entschuldigung, könnten sie mir bitte sagen, wo sich das Zimmer von Alea
Sunrise befindet?" Bat er eine der Schwestern.
"Aber natürlich, mein Junge. Den Gang entlang, erste Treppe links hoch, von
dort aus rechts weg und gleich die erste Tür ist es dann." Erklärte die alte
Dame.
"Danke!" Rief Nicolas ihr schon im Lauf zu.
"Bitte, aber ich weiß nicht, ob sie gerade da ist." Schrie sie ihm noch nach,
doch er hatte es nicht mehr gehört und war weiter gerannt.
Er spurtete, wie von einer Tarantel gestochen, los, rutschte den Flur entlang,
stolperte die Treppe hoch und polterte in ihr Zimmer. Zuerst dachte er, er sei
in einer Besenkammer gelandet, so klein war Aleas Zimmer, eine mickrige Liege,
ein Schreibtisch und ein großer Schrank, mehr gab es dort nicht zu sehen. Alea
war anscheinend wirklich nicht da, so musste er warten und konnte sich noch ein
bisschen umsehen. Der Schrank und die Schubfächer des Schreibtisches waren
schon total leer geräumt nur auf dem Bett lagen noch einige Sachen und auf dem
Schreibtisch noch paar Bücher und Hefter. Die meisten Bücher sahen schon sehr
alt aus, gerade so als ob sie gleich aus einander fallen würden. Vorsichtig
schritt er auf die Bücher zu und las sich die Titel durch:
• "Tierwelt - Lexikon der Lebewesen"
• "1.Teil Fische - Herrscher der Meere"
• "2.Teil Vögel - Könige der Lüfte"
• "Drachen - Realität oder Legende"
• "Atlas - Führer der Welten" und anderes.
Mit dabei waren aber auch terratrische (englische):
• "Kingdom"
• "Old history"
• "The Conqueror" ...
und aquatische (französische):
• "La Noir"
• "Papillon"
• "Un ange"
• "Dans les flammes" ...
ja sogar lateinische Buchtitel wie:
• "famae"
• "Plantae"
• "Solis"
• "Memoria" und etliche andere.
Bei einigen konnte er den Titel nicht mehr entziffern, weil sie so alt waren und
bei anderen, weil sie in Sprachen waren, die er nicht kannte.
Und gerade als er eines dieser Bücher ansehen wollte, trat Alea herein mit
einer Tasche, einer Truhe und einem Bollerwagen beladen herein und begrüßte
ihn überrascht.
"Guten Morgen!"
"Oh ... äh morgen." Sagte Nicolas erschrocken.
"Was suchst du denn hier?" Erkundigte sie sich.
"Ich finde es total gemein, wie mein Vater dich behandelt, deshalb will ich dir
beim Umzug helfen." Erklärte Nicolas kurz.
"Wirklich? Das ist aber lieb von dir." Und in die ernst dreinblickenden Augen
von Alea trat ein heller Glanz der Freude. "Schön ..." Stammelte er entzückt.
"Was? Hast du etwa gesagt?" Fragte sie während sie die Sachen in einer Tasche
und die Bücher in einer Truhe verstaute.
"Äh ...ich? Nichts!" Stotterte er raus und wurde rot. "Ich habe nur zu laut
gedacht."
"Ach ja und worüber hast du nachgedacht?" Sagte sie und ließ ihre Arbeit kurz
ruhen.
"Nicht so wichtig ... hehem" er räusperte sich "aber sag mal wobei soll ich dir
denn helfen?"
"Sollen, tust du gar nicht, aber du kannst mir helfen die Kiste hier in meine
Ecke in der Bibliothek zu bringen und die Sachen und Hefter zu meiner neuen
Wohnung zu schaffen, den Rest erklär ich dir auf dem Weg." Entgegnete sie ihm.
Die Bibliothek des Klosters war riesig, es gab mehrere Buchreihen und Regale
voll, es mussten um die Zehntausend Bücher gewesen sein, die dort standen. Es
standen auch einige Tische dort, für die Schüler, die hier lesen wollten und
ganz hintern in einer Ecke stand ein Tisch ganz einsam und alleine, das war ihre
Platz, dort kam die Kiste hin. Nachdem sie feststellte, dass ihre Truhe an einem
sicheren Ort stand, brachen sie auf zur Hütte in den Wäldern.
***
Da angekommen kam Nicolas aus dem Staunen nicht mehr hinaus, es war ein
richtiges kleines Haus, gebaut aus großen Bruchsteinen mit ein paar kleinen
Holzgerahmten Fenstern und einem Lattendach. Zwar hatte es mehrere Mängel, wie
kaputte Gläser oder Löcher im Dach, aber sie hatte ihr eigenes Haus. Innen war
bereits alles eingeräumt, jeglicher Platz in den Schränken war belegt.
"Wow, seit wann bist du denn schon beim Umräumen?" Fragte er erstaunt.
"Ungefähr seit um Sechs." Erwiderte Alea, verstaute den letzten Rest der Sachen
in den Ritzen des Schranks und setzte sich auf ihr Bett. "Setzt dich doch oder
willst du an der Tür Wurzeln schlagen?"
Nicolas setzte sich auf den Stuhl, es wäre ihm peinlich gewesen sich neben Alea
auf das Bett zu setzen.
"Und wie lange bist du dann schon auf den Beinen?" Horchte Nicolas sie aus.
"Seit halb fünf, denn dein Vater wollte ja unbedingt um fünf mit mir über den
Auszug sprechen, damit ihm ja nichts angehängt werden könnte. Eine halbe
Stunde hat er mir einen Vortrag über gutes Benehmen und Ordnung gehalten, bis
ich dann endlich zu Wort kam ... und na ja zu um sechs habe ich halt begonnen
meine Sachen umzuräumen. Morgen werde ich die gesamte Bude noch etwas auf
Vordermann bringen, das Dach ausbessern, die Leisten erneuern, die Scheiben
reparieren und die Fugen der Steine neu füllen." Berichtete ihm Alea.
"Da hast du dir ja sehr viel vorgenommen. Kann ich dir dabei denn irgendwie
behilflich sein?" Bot Nicolas ihr an.
"Klar, dass wäre echt klasse von dir. Weißt du, ich bräuchte nämlich noch
Holz und Mörtel zum Ausbessern des Daches und der Wände." Überlegte Alea.
"Logisch, kann ich alles besorgen, auch Farbe und Pinsel wären kein Problem
für mich." Erklärte er freudig.
"Super, aber sag mal musst du vorher nicht deinen Vater fragen?" Fragte Alea.
"Eigentlich schon, aber es ist mir eh egal, was Herr Calmer sagt." Erwiderte
Nicolas.
"Warum sagst du eigentlich nie Vater zu ihm?" Horchte sie ihn aus.
"Nur weil er meine Mutter geheiratet hat, sehe ich in ihm noch lange nicht
meinen Vater, außerdem benimmt er sich auch nicht wie ein Vater zu mir." Sagte
er wutentbrannt.
"Hey ganz ruhig, vielleicht ist er ja gar nicht so schlecht wie du denkst!"
Sprach sie in den Raum, worauf Nicolas sie nur verwundert ansah und kurze Zeit
Stille herrschte.
"Du Alea? Warum oder besser gesagt wodurch bist du Weise geworden?" Fing Nicolas
an.
"Die Oberschwester fand mich im Wald, damals dachte sie, ich sei ein Engel, weil
ich ihrer Meinung nach vom Himmel gefallen war. Lustig nicht, sie hat echt an so
was wie Engel geglaubt." Sagte Alea in Gedanken versunken, während sie
verträumt zum schlafenden Drakon blickte, er lag auf dem Rücken von Tiger zu
ihren Füßen.
"Ich finde, sie hatte recht!" Meinte Nicolas entschlossen und riss Alea damit
aus ihren Gedanken.
"W ... wieso dass denn?" Fragte sie verwirrt.
"Du hast mir schließlich schon zweimal geholfen, einmal bei unserer Begegnung
im Wald und dann mit den Schulsachen." Erklärte er.
"Quatsch, dass hätte jeder andere an meiner Stelle auch gemacht." Redete sie.
"Oh doch sie hat recht. Ach ähm könntest du mit mir noch mal schnell runter
ins Dorf kommen? Ich müsste noch mal zur Bank und meinen Kontostand abfragen."
Bat er sie.
"Klar kann ich machen, aber sag bloß du hast schon dein eigenes Konto!" Sagte
sie ungläubig.
"Ja, warum du nicht?" Fragte er belustig, darauf sah sie ihn böse an.
"Drakon wach auf, wir gehen runter ins Dorf." Sagte sie zu dem kleinen Mäuschen
und packte ihn vorsichtig in eine Tragetasche.
***
Der Weg vom Häuschen zur Bank dauerte eine kleine Weile währendes sprachen
Alea und Nicolas über die Reparaturen an ihrem Häuschens und die Farben, die
sie zum Streichen benötigen werden.
Es war kurz vor zehn als sie die Bank endlich erreichten und hinein traten. Da
die Sparkasse bereits in einer halben Stunde zumachen sollte, war es sehr voll,
doch nicht nur deswegen, denn auch ein Kamerateam war dort um das 100jährige
Jubiläum dieser Bank zu feiern. Natürlich wollte jeder ins Fernsehen, deshalb
gab es viel Gedrängel an den Schaltern, nur die Automaten waren total
leergefegt, zum Glück, denn da wollten Nicolas und Alea ja auch nur hin.
Plötzlich stürmten fünf maskierte Männer herein und schossen wild in der
Gegend herum. Sie waren allesamt sehr kräftig gebaut, trugen schwarze Klamotten
und dunkelblaue riesige Strümpfe über dem Kopf nur mit Schlitzen für die
Augen und den Mund. Jeder von ihnen hatte irgendeine Waffe dabei, unter anderem
einen alten Revolver, ein Schrotgewehr, eine Pump gun, einen Dolch, ein Schwert
und ja sogar ein Morgenstern war dabei.
"Dies ist ein Überfall, flach auf den Boden legen ... alle ... und keinen Mucks
oder ihr seid Schweizer Käse!" Riefen die Fieslinge gemeinsam.
"Dachs, Fuchs? Ihr bewacht die Tür und passt auf, dass keine ungebetenen Gäste
hereinschneien. Taube und Hase? Ihr nehmt euch die Leute vor und bittet sie um
ihre Wertsachen. Ich werde mir die Schalter vornehmen." Schrie der größte der
Bande, es schien als sei er der Boss der Gauner, denn er verteilte die Befehle
in der Gruppe und die vier anderen spurten sofort.
Es gab eine riesige Panik, aber alle taten das, was von ihnen verlangt wurde,
denn niemand wollte den Laden als Sieb oder ganz und gar tot verlassen.
Während seine Freunde den Damen und Herren die Wertstücke aus den Taschen
zogen, füllte der Chef mehrere Beutel mit dem Geld aus dem Safe.
Wie erwartet waren seine Helfer nicht besonders freundlich zu den Leuten. Und
als sie eine alte Junge Frau mit Baby bedrohten, wurde Alea stink sauer,
überwand ihren Schreck und stürmte auf den Räuber los. Mit einem kräftigen
Schlag schubste sie ihn in den nächsten Blumentopf.
"Hey Falke? Schau dir mal dieses kleine temperamentvolle Ding an! Was meinst du?
Wäre sie was für dich?" Lächelte Taube seinen Boss während er wieder aus dem
Blumentopf krabbelte an.
"Warte ich bin gleich mit den Moneten aus dem Geldschrank fertig! Ja, sie sieht
ganz ok aus, frag sie doch ob sie bei uns mitmachen will." Grinste Falke als er
aus dem Tresor. "Spiel mal ein bisschen mit der Kleinen."
"Keine Angst, es wird nur ganz kurz wehtun!" Sagte Taube zu Alea und kickte sie
mit einem Fußtritt in den Safe.
"OK wir nehmen sie dann nachher als Geisel mit um uns den Fluchtweg zu sichern."
Erklärte Falke.
"Drakon? Alles okay?" Flüsterte sie noch etwas benommen.
"Ja, ... und euch Prinzessin?" Meinte die Maus.
"Es geht, Drakon ich muss den Leuten helfen! Ich bin schließlich die
Feuerprinzessin, kann ich sie nicht irgendwie verbrennen? Aber ohne, dass
Nicolas gleich mein Gesicht sieht, er ist eben schon fast aus den Latschen
gekippt, ihm das mit dem Sonnenkönigreich zu erklären, wird mir etwas zu
viel." Sagte Alea.
"Aber natürlich könnt ihr so etwas! Konzentriert euch auf den Rubin und
streicht einmal darüber." Erklärte Drakon.
Gesagt, getan. Der Rubin leuchtet nur kurz auf und schon stand Alea in einem
völlig neuen Dress da. Nun trug sie einen hellblauen BH, einen hellblauen Slip,
lange lila Handschuhe, lila Stiefel, die ihr bis zur Mitte der Oberschenkel
gingen, einen langen, weißen Rock mit einem Schlitz am rechten Bein, er wurde
nur von einem lila Gürtel über den Hüften gehalten und ein weißes Cape mit
einer Art lila Tuch als Maske.
Da Alea sich im Safe verwandelt hatte, hatte niemand etwas mitbekommen und sie
konnte den Überraschungsmoment ausnutzen um anzugreifen.
Gerade als sie abhauen wollten trat Alea ins Licht und sprintete zur Tür um sie
aufzuhalten.
"Ich hasse Leute, die mir im Weg stehen!" Sagte der Boss ruhig. "Dachs, Fuchs,
Taube, Hase rann an die Kleine!"
Schon stürzten die Vier auf sie los, doch kein einziger Schlag oder Tritt traf,
Dachs und Hase hatte sie schnell KO geschlagen nur bei Taube und Fuchs hatte sie
ihre liebe Not. Taube schlug andauernd mit seinem Schwert auf sie ein und Fuchs
fuchtelte mit seinem Morgenstern vor ihr rum. Es war gar nicht so einfach allen
Schlägen auszuweichen, einige Kratzer bekam sie schon ab. Als erstes durfte
sich Fuchs ausruhen, denn Alea zog ihm flugs die Beine weg und er fiel etwas
unsanft auf den Kopf. Dann schlug sie Taube das Schwert aus den Händen und
wollte ihn auch gleich in den Tiefschlaf versetzen doch er stach blitzschnell
mit seinem Dolch zu und traf Alea im Gesicht, ein paar Härchen fielen zu Boden
und ihre Wange blutete, doch Alea grinste nur und vollendete dann ihren Schlag.
Nun wurde es Falke endgültig zu bunt, er holte seine Pump gun hervor und schoss
auf Alea, die mit dem Rücken zu ihm stand und ihn schon total vergessen hatte.
Die Leute sahen diesem Spektakel nur gebannt zu, sie konnten es nicht fassen ein
einziges junges Mädchen machte die gesamte Verbrecherbande kalt.
Das Kamerateam hatten inzwischen alle vergessen, niemand dachte mehr daran von
ihnen aufgenommen zu werden.
"Das wird die Story des Jahrhunderts, ich sehe schon die Schlagzeilen:
Neuenddeckung - Mutige Reporter berichten von der Geburt einer neuen Heldin
während eines Banküberfalls!" Flüsterte Die Reporterin ihrem Kameramann zu.
"Ja, aber wir wissen doch noch gar nicht ihren Namen!" Antwortete er nur.
"Na und das fragen wir sie schon noch!" Zeterte die Reporterin.
So leicht ließ Alea sich von einer kleinen Schusswunde nicht unterkriegen und
setzte dann auch den Boss Schachmatt.
Währenddessen drückte eine der Mitarbeiterinnen der Bank den Schalter um die
Polizei zu rufen. Es dauerte nicht lange bis der Freund und Helfer eintraf, Alea
die Gauner abnahm und sich bei ihr bedankte.
Und gerade als Alea verschwinden wollte fragten sie die Reporter nach ihrem
Namen.
Sie überlegte kurz und antwortete dann: "Sweetsunrise"
Bald darauf verschwand sie in den Schatten des Raumes, ohne dass es jemand sehen
konnte, verwandelte sie sich zurück.
"Alea?" Rief Nicolas nach ihr suchen.
"Hier!" Antwortete sie um ihn zu beruhigen.
"Ist alles OK?" Fragte er besorgt.
"Ja, ich fühl mich nur etwas gerädert." Erwiderte Alea.
"Na komm! Ich bring dich nach Hause." Bot Nicolas ihr an.
Während beide hinausgingen, mussten sie bemerken, dass der Himmel sehr dunkel
bewölkt geworden war.
"Wir sollten uns beeilen, ich habe nämlich keine Lust eine Dusche im Freien zu
nehmen." Scherzte Nicolas.
Es dauerte nicht lange, bis der Schauer begann, doch bevor die kalten Tropfen
sie erweichten, zeigten tageshelle Blitze ihnen den Weg und das Grollen des
Donners begleitete sie schritt für Schritt.
Als am Haus der Calmers ankamen, verabschiedete sich Alea und sagte:
"Du brauchst mich nicht nach Hause zu bringen, den Rest des Weges schaff ich
auch alleine."
"Es gießt wie aus Eimern, wollt ihr nicht reinkommen?" Sagte eine liebevolle
Stimme zu den Beiden.
"Na und Herr Calmer ...?" Fragte Nicolas beunruhigt.
"Er ist in seinem Arbeitszimmer und feilt noch an seiner Rede, den Entwürfen
der Uniformen und all solchen Sachen für die Schule." Antwortete die Stimme,
die natürlich von Rose Calmer kam, und ging rein.
Gerade als Nicolas ihr folgen wollte, fragte Alea:
"Warum hast du erst nach Herrn Calmer gefragt?"
"Äh .. nun er .. na ja er .." Stotterte Nicolas
"Er mag mich nicht besonders und hat dir verboten mich herein zu lassen,
stimm's?" Sagte Alea.
"Ja!" Beichtete Nicolas.
"Dann sollte ich besser gehen, denn ich will nicht, dass es zwischen euch noch
mehr Krach gibt." Meinte sie.
"Nein, komm ruhig mit rein, ich mag ihn eh nicht und Streitigkeiten zwischen uns
gibt es immer, egal was ist." Bat er.
"Danke, aber ich glaube, es wäre besser zu gehen, na dann ciao bis morgen in
der Schule." Verabschiedete sich Alea.
Langsam und mit schwerem Schritt ging Nicolas rein, doch gerade als er sich an
den Esstisch setzen wollte, rief ihn Herr Calmer:
"Nicolas kommst du mal bitte!"
Er dachte schon, er hätte sich verhört, hat Herr Calmer wirklich "bitte" zu
ihm gesagt? Denn bis jetzt trat noch nie ein "Bitte" über seine Lippen ihm
gegenüber.
"Ja, komme sofort." Sagte er und sah seine Mutter verblüfft an, die ihn genauso
geschockt ansah.
Wie Frau Calmer gesagt hatte, befand Richard sich in seinem Arbeitszimmer und
grübelte über die Uniformen der Schüler nach.
"Ah, da bist du ja endlich. Ich führte heute früh ein kleines Gespräch mit
einer jungen Dame, die dir sehr bekannt ist. Und während dieses Wortwechsels
erschienen mir viele Dinge klarer, sie verdeutlichte mir deine Situation und
schilderte mir darin die Gründe deines Verhaltens. Außerdem meinte sie in
Übereinstimmung deiner Mutter, dass wir uns besser kennen lernen sollten. Zum
Beispiel bei einem gemeinsamen Hobby." Begrüßte ihn Herr Calmer.
"Na ja nicht schlecht für den Anfang, wenigstens er gibt sich Mühe." Dachte
Nicolas.
"Wie wäre es mit der Schule?" Meinte Richard.
"Autsch, voller Griff ins Klo. Die Schule als mein Hobby? Jetzt dreht er völlig
durch." Überlegte Nicolas im Stillen.
"Komm setz dich zu mir, wir könnten ja zusammen die Uniformen erstellen, das
neue Design der Schule bestimmen, die Lehrer auswählen und den Stundenplan
begutachten." Schlug er vor.
"Super!" Jubelte Nicolas ironisch.
"Welche dieser Uniformen gefällt dir am besten?" Fragte Herr Calmer ihn.
So verging der Nachmittag für Nicolas recht schnell und als "so schlecht"
empfand er es dann gar nicht mehr.
Die Uniformen, die herauskamen sahen wirklich gut aus, auch an der Rede hatten
sie noch gemeinsam gefeilt, Nicolas fand viele Vorschläge und Meinungen von
Herrn Calmer sogar richtig klasse, zwar nicht alle, aber doch einige. Außerdem
überlegte er, ob er dass "Herr Calmer" vielleicht nicht doch durch ein "Papa"
oder "Vater" ersetzen könne.
***
Alea kam während dessen zu Hause an und war pitsch - patsch nass.
"Na komm raus da!" Sagte sie zu Drakon, den sie, um ihn vor dem Regen zu
schützen, in eine ihrer Hosentaschen schlüpfen lassen.
Langsam hopste er auf das Bett, denn Drakon war hundemüde und musste sich nun
von dem Stress ausruhen.
"Ich geh mich waschen und komme dann auch ins Bett, also mach dich nicht so
breit!" Sagte sie ihm scherzend.
Doch bevor sie ins Bad ging, holte sie noch eine kleine weiße Schachtel aus
ihrem Schrank, dass machte Drakon neugierig und er vergaß seine Müdigkeit.
Leise schlich er zu ihr ins Badezimmer, sie stand bereits unter der Dusche, was
ihm sehr peinlich war (*rotwerd*) und woraufhin er aus Scham schnell weg sah.
Sofort fiel ihm die kleine weiße Schachtel auf der Toilette auf und er ging
darauf zu, wobei das erklimmen des Wasserklosetts wohl das schwierigste war. Nun
öffnete er vorsichtig die Schachtel und ... er erschrak ...
"Natürlich, sie hatte sich ja verletzt und ich ... ich hatte das total
vergessen." Sagte er im Stillen zu sich selbst.
In der Schachtel waren Mullbinden, womit sie nach dem Duschen ihre Wunden
versorgen wollte. Schnell schlich er wieder in das andere Zimmer, doch da
wartete schon das nächste Problem auf ihn, das Besteigen des Bettes, dieses
Mount Everests der Mäuse ... der Mäuse! Aber als Drache ...? So war es für
ihn selbstverständlich eine Leichtigkeit, einfach hoch hopsen,
zurückverwandeln und einkringeln.
Es war schon sehr spät als Alea mit einem sehr alten lila Nachthemd aus dem Bad
trat und sich zu Drakon gesellte, der mittlerweile bereits eingeschlafen war.
Sie las noch eine Weile in einem ihrer Bücher bis ihre Augen von allein zu
vielen und sie mit dem Buch in der Hand einschlief.
Kapitel 4: Kapitel4: Veränderungen
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Kapitel 4:Veränderung
Kurz vor um sechs Uhr wachte Alea wieder auf. Sie sprang auf, wusch sich und zog
sich an, so dass sie kurz nach fertig war. Schon klopfte es an der Tür.
"Morgen!" Sagte Nicolas mit einem sonnigen Lächeln.
"Oh, guten Morgen." sagte Alea etwas überraschend von seinen Besuch.
"Ich wollte dich abholen. Bist du fertig?" Fragte er ruhig.
"Ja, ich muss mir nur noch die Haare kämmen." Erwiderte sie.
Gesagt, getan Alea kämmte sich die Haare und weckte Dragon auf, der sofort in
ihre Tasche hüpfte, dann ging sie mit Nicolas los. Alea sah wirklich gut aus,
sie hatte eine lockere weiße Bluse, eine dunkle blaue Jeans und eine hellbraune
Weste an. Aber Nicolas sah auch alles andere als schlecht aus er hatte einen
schwarzen Anzug an mit einer rot-lila farbenen Krawatte. Auf dem Weg zum Kloster
erzählte er ihr alles über die Uniformen, die neuen Lehrer und auch die
Stundenpläne. Als sie ankamen parkten bereits viele teure Autos vor der
Schule.
"Komm mein Vater hält gleich seinen Vortrag im großen Saal." Meinte Nicolas
antreibend.
Alea und Nicolas waren die letzten die in den großen Saal gingen. Es waren
viele Leute da, die Eltern mit ihren Kindern und noch ein paar Sponsoren. Alea
sah sich etwas genauer um, es gab eine Menge neuer Gesichter und endlich auch
ein paar Bekannte: Sophia, Bianka, Stella, Monika, Tiffany und Annika waren mit
ihren Eltern hier. Nicolas musste zu seinem Vater, denn er hatte ihm zu sich
gewunken. Also ging Alea zu ihren Freundinnen.
"Hallo Leute." Begrüßte Alea sie freudig.
Aber die Mädchen stutzten:
"Alea??????" Sagten bzw. fragten sie im Chor. "Wie hasst du das denn geschafft?"
"Was?" Fragte Alea.
"Na deine...... deine Haare!" Antworteten sie nur.
"Hä?" Mehr brachte sie nicht raus.
Alea die vorher eine recht gesunde Hautfarbe hatte, wurde nun käsebleich, doch
zum Glück begann gerade in diesem Moment Herr Calmer seine Rede.
"Liebe Sponsoren, Eltern, momentane und auch zukünftige Schüler dieses
Gymnasiums, ich möchte Sie hiermit rechtherzlich Willkommen heißen.
Die Punkte, die ich mit Ihnen bereden möchte sind folgende:
• erstens die Restauration dieses Gemäuers,
• zweitens eine neue Schule braucht einen neuen Namen,
• drittens die Schuluniformen,
• viertens die Lehrer
• und fünftens die Ferien, Unterrichtsfreien Tage und Schulfeste.
• Also, zu erstens die Sponsoren und ich werden dreiviertel der Kosten
übernehmen und der Rest wird durch sie bezahlt, wenn Sie damit jedoch nicht
einverstanden sind, möchte ich sie bitten mindestens einen weiteren Sponsor zur
finden. Auf den Unterlagen, die sie vor sich liegen haben, stehen alle
Einzelheiten. Ich bitte sie, am Ende unseres Gespräches, die letzten Blätter
auszufüllen und hier vorne abzugeben.
• Nun weiter, zu zweitens der neue Name dieser Schule soll von den Schülern
entschieden werden. Wenn sie wollen können auch sie einen Namen vorschlagen.
• Zu drittens in ihren Unterlagen befinden sich auch die Entwürfe der
Uniformen, sie sind Kosten sparend und trotzdem aus hochwertigem Material. Falls
sie Verbesserungsvorschläge haben, ich habe für jeden ein Ohr.
• Viertens ich habe sehr viele Lehrerinnen behalten, bin jedoch nicht drum
herum gekommen auch ältere zu feuern und deshalb ein paar neue einzustellen.
Natürlich dürfen sie weiterhin hier leben und um neue Jobs habe ich mich auch
bereits für sie bemüht.
• Und nun zum letzten Punkt, diese vielen Vorbereitungen und Umstellungen
kommen natürlich sehr überraschend und schnell, deshalb wird diese und die
nächste Woche für die Schüler schulfrei sein. Da sowohl die Renovierungen als
auch das Herstellen der Uniformen einige Zeit brauchet. Ansonsten stimmen die
Ferientermine mit denen von anderen überein. Diese zwei Wochen sind so zusagen
mehrere freibewegliche Ferientage hintereinander. Nun zu den Schulfesten es wird
pro Schuljahr mindestens ein Sportfest, 4 Schulfeste, organisiert von den
Schülern geben, dann will ich einen Talentwettbewerb einführen. Außerdem
werden wir eine Kostüm-, Weihnachts- und Osterparty geben.
So meine Damen und Herren haben sie noch irgendwelche fragen?"
"Sie haben die Kosten für die Bücher weder erwähnt noch stehen sie in den
Unterlagen!" Fragte ein Vater. "Weil es keine Bücherkosten gibt. Dank der
Sponsoren." Antwortete Herr Calmer.
"Wie steht es mit den Wandertagen?" Warf wieder jemand ein.
"Wandertage und Sportvereine sind das Thema des nächsten Treffens." Antwortete
er.
"Und wann soll das nächste Treffen sein?"
"Heute in einer Wochen. Die jeweiligen Termine finden sie auch in den
Unterlagen." Mit diesen Worten war die Versammlung beendet, da sonst niemand
weiter eine Frage hatte.
Alea entfernte sich als erste, da sie die Blätter bereits während seiner Rede
ausgefüllt hatte. Es waren pro Schüller zwei Blätter auszufüllen. Wo unter
anderem auch nach den Größen für die Uniformen, dem Alter, dem Vorschlag für
den Schulnamen und den Fächern gefragt wurde. Als Alea draußen war nahm sie
sich Dragon zur Brust:
"Du hattest doch gesagt, dass mich nun alle nur noch so kennen, wie ich jetzt
aussehe!"
"Nun äh..... bei Freundschaft ist es ein bisschen anders." Stotterte er.
"Und was soll ich jetzt meinen Freundinnen sagen?" Schimpfte sie.
"Äh mmhh...?" Sagte er nur.
"Danke!" Meinte sie nur.
"Piep."
"Sag doch was!"
"Alea seit wann sprichst du mit Mäusen?" Fragte Tiffany verwundert.
"Und wer war der Süße Typ, mit dem du in den Saal gekommen bist?" Fragte
Sophia.
"Und warum siehst du jetzt so aus?" Fragte Stella.
"Sehr langes Wochenende!" Antwortete Alea mit einem verlorenen Grinsen.
Da die Rettung, Nicolas kam auf die Mädels zu und sagte:
"Hy Alea, willst du uns nicht vorstellen?"
"Äh... doch... natürlich. Also, Leute das ist Nicolas der Sohn von Herrn
Calmer, dem neuen Direktor unserer Schule. Und Nicolas, das sind meine besten
Freundinnen Sophia, Stella, Monika, Tiffany, Bianka und Annika." Erwiderte sie
glücklich.
"Freut mich. Alea kann ich mit dir mal unter vier Augen reden?" Bat Nicolas.
"Äh... klar" Meinte Alea.
Dann entfernten sich die beiden von der Gruppe und sprachen miteinander.
"Du hattest noch mal mit meinem Vater gesprochen. Nicht wahr?" Wollte Nicolas
wissen.
"Wieso?" Entgegnete sie.
"Als ich gestern ins Haus gegangen war, bat er mich zu sich hoch. Es war das
erste Mal, das er "bitte" gesagt hatte und das ich mit ihm reden konnte ohne zu
streiten!" Berichtete er.
"Na dann hat es ja was gebracht." Dachte Alea etwas laut.
"Ja. Obwohl er die ganze Rede und alles bereits fertig hatte, hätte er es
gestern über den Haufen geworfen, wenn ich auch nur einen Punkt nicht gut
gefunden hätte!" Fuhr er fort.
Während dessen bei den Mädchen.
"Ich möchte mal wissen was die beiden besprechen!" Sagte Tiffany.
"Ist doch egal. Aber habt ihr von dem Überfall auf die Bank gehört?" Sagte
Monika begeistert.
"Nein was ist an einem Banküberfall denn so besonderes?" Sagte Annika
gelangweilt.
"Nicht der Banküberfall, sondern de, die ihn verhinderte ist etwas Besonderes!"
Sagte Tiffany. "Warum denn?" Fragte Annika jetzt doch interessiert.
"Sie gehört nicht zur Polizei und wird auch nicht für ihre Arbeit bezahlt doch
trotzdem zeigt sie vollen Einsatz und hilft, wo sie nur helfen kann." berichtete
Monika.
"Ja sie soll sich schützend vor einen Jungen gestellt haben und kurz darauf
wurde sie angeschossen." sagte Tiffany.
"Sie soll erst 16 sein. Also in unserem Alter." sagte Stella.
"Auf dem Foto in der Zeitung und in den Berichten im Fernsehen sieht sie aber
erwachsener als 16 aus." ergänzte Bianka.
"auf diesem Foto sieht sie echt geil aus, das Outfit, die Haare und die Figur
einfach Klasse!" meinte Tiffany.
"Ich möchte mal wissen warum sie ihr Gesicht nicht zeigt?" fragte Monika.
"Vielleicht ist sie Pott hässlich?" sagte Sophia.
"du hast sie doch noch nie gesehen! Aber das ist sie ganz bestimmt nicht, ich
glaube eher, dass sie sich nicht den ganzen Rummel aufhalsen will." sagte
Stella.
"Was meint ihr vielleicht geht dieses geheimnisvolle Mädchen ab übernächster
Woche mit uns hier zur Schule! Lasst uns Detektive spiele!" schlug Monika vor.
"Ja" antworteten die anderen in Chor.
Diesen Ausruf hörten auch Alea und Nicolas, er machte sie neugierig. Deshalb
unterbrachen sie ihr Gespräch und ging zu den Mädchen.
"Was "Ja"" fragte Alea.
"Wir wollen herausfinden wer Sweetsunrise wirklich ist." erklärte Monika.
"Wir waren gestern bei dem überfall dabei!" sagte Nicolas ein wenig
angeberisch.
"Echt. Du und Alea. Wie nah wart ihr an ihr dran?" fragte Tiffany.
"Ich war der junge, den sie beschützt hatte." sagte Nicolas.
"Boha, und wie sah sie aus der Nähe aus?" fragte Stella.
"Echt klasse grün leuchtende Augen, voll durchtrainierter Body und Haare, WOW.
goldblonde und bis zum Boden hängend!"
"Alea warum sagst du nichts dazu, du warst doch auch dabei?" wollte Bianka
wissen.
"Äh nicht wirklich. Als sie kam lag ich KO in der Ecke."
"Hä warum?" fragte Annika.
"Mhhh lange Geschichte." meinte Alea.
"Ach hör auf sei nicht so bescheiden. Alea wollte verhindern, dass sie einer
jungen Frau mit Kind das letzte Geld klauen, und stellte sich deshalb den
Gangstern." sagte Nicolas.
"Oh, echt und warum wolltest du uns das nicht erzählen? Ich dachte wir wären
Freunde!" äußerte Monika.
"Erstens war das nichts großes und zweitens war es eh erfolglos, da ich danach
in der Ecke lag." verteidigte sich Alea.
Nach einer kurzen Ruhepause sagt Alea dann:
"Ich geh jetzt nach Hause, da gibt es noch genug zu tun!"
"Hä nach Hause?" fragten die Anderen.
"Ja nach H....." da fiel Alea ein das sie von dem ganzen Wochenende ja nicht
viel mitbekommen hatten. "Achso das wisst ihr ja noch gar nicht ich bin
umgezogen!"
"Wieso das denn?" fragte Annika.
"Mein Vater hat sie rausgeworfen!"
"Was aber warum?" wollte Stella wissen.
"Da ihm nun das Kloster gehört, war es ihm überlassen ob er Miete nimmt oder
nicht. Und was soll ich sagen natürlich wollte er Miete haben, da ich aber kein
Geld habe und die Schwestern nicht noch mehr belasten wollte, bin ich
ausgezogen." informierte Alea die Anderen.
"Und wo wohnst du jetzt?" fragte Bianka.
"Im Wald" sagte Alea
"Und wo da?" fragte Stella.
"In einem kleinen Waldhäuschen." antwortete Alea, "Tschüss"
"Hey warte ich wollte dir doch helfen. Ich habe extra schon alles vorbereitet."
sagte Nicolas.
Alea antwortete "OK", soll ich mit kommen?"
"Ach was warte hier ich komme gleich wieder!" Nicolas rannte nach Hause in den
Keller und holte von dort einen kleinen Bollerwagen, den er mit Farbtöpfen,
Pinseln, Hämmern, Nägel, Brettern, Lappen, Sägen. Eimern und einem Besen
bepackt hatte.
Während Nicolas sich so abschleppte, überfielen die Mädchen Alea mit Fragen.
"Wie habt ihr euch kennen gelernt?"
"Was hatte er eben damit gemeint?"
"Was hat er denn vorbereitet?"
"Läuft zwischen euch was?" usw. Zum Glück kam kurz darauf Nicolas und Alea
musste keine dieser Fragen beantworten. Denn die beiden verschwanden sofort im
Wald und außer Alea kannte sich dort keiner der Mädchen aus.
"Uff. Danke, dass du so schnell wiedergekommen bist!" sagte Alea. Nicolas
antwortete "Warum? Ich dachte es wären deine Freundinnen?"
Alea antwortete "Ja, aber neugierige Freundinnen!"
Nikolas sagte "Achso, aber was wollten sie denn wissen?"
"Äh... ob wir zusammen sind wollten sie wisse!" sagte Alea mit hoch rotem
Kopf.
***
Diese Antwort hatte Nicolas natürlich nicht erwartet und wurde auch rot. Den
Rest des Weges schwiegen sie. Erst als sie am Haus ankamen , fingen sie ein
neues Gespräch an.
"Äh ich würde sagen erst machen wir die Ausbesserungen am Dach und dann an den
Wänden!" sagte Alea.
"OK. Und wo soll ich anfangen?" fragte Nicolas.
"Ich messe schnell die Länge der Dach Bretter aus und zähle wie viele wir
brauchen. Würdest du sie dann auf die richtige Größe sägen?" antwortete
Alea
"Klar soll ich dir hoch helfen?" fragte Nicolas
"Ja, bitte."
Also schob er sie mit einer Räuberleiter Hoch. Alea maß dann die Latten und
teilte Nicolas die Anzahl und Größen mit. Zum Glück mussten nur zwölf
ausgebessert werden der Rest war noch OK. Nicolas sägte sie also zu Recht und
gab sie dann zu Alea, die vorher das Dach noch etwas säuberte, hoch. Sie
nagelte die Bretter auch wieder fest. Nach dieser sehr erschöpfenden Arbeit war
endlich Mittag. Alea ging ins Haus und holte ein paar Brotscheiben raus.
"Es tut mir leid aber mehr habe ich momentan nicht."
"Das braucht dir nicht Leid zu tun. Ich habe eh keinen großen Hunger."
Alea sah ganz deutlich, dass er log, deshalb ging sie noch mal hinein und holte
auch den letzten Rest des Brotes raus.
"Hast du dann heute Abend überhaupt noch was?"
"Ja, aber das ist doch egal Hauptsache meine große Hilfe wird satt. Denn ohne
Dich wäre ich noch lange nicht soweit. Danke!"
Es folgte eine Stille, die Romantischer war als jedes Candle-light-dinner. Sie
saßen nebeneinander auf einem Baumstumpf. Und als sich ihre Gesichter einander
immer mehr näherten und ihre Lippen sich schon fast berührten, da kroch Drakon
aus Aleas Tasche und sah sie mit neugierigen Augen an. Alea war das sehr
peinlich und sie schrak zurück. Beide wurden rot und wichen den Blicken des
jeweils anderen aus.
"Äh wenn du aufgegessen hast können wir anfangen das Dach zu streichen!"
"Ist OK" Es dauerte nicht lange da war er mit dem Essen fertig und sie gingen an
die Arbeit. Vorher brachte Alea jedoch Drakon ins Haus. Nun machte sie
Räuberleiter für Nicolas und gab ihm Pinsel und Farbe nach oben, dann half er
ihr hoch und wollte noch einen Versuch starten sie zu küssen, ließ es danach
aber, wegen des letzten peinlichen Versuches. Während des Malens ging die Farbe
mal hierhin mal dahin und auch sonst an Orte wo sie nicht hin sollte. Als das
Dach dann fertig war, hatte nicht nur es einer wundervolle blaue Farbe bekommen,
sondern auch Alea und Nicolas, die beim Malen ab und zu sich und das Dach
verwechselten.
"Du siehst echt toll aus!" sagte Nicolas mit einem breiten Grinsen auf den
Lippen.
"Sieh dich doch selbst mal an!" kicherte Alea zurück
"Oh Sch.... Alea hasst du etwas da, dass ich die Flecken wider aus meinem Hemd
rausbekomme?"
"Ach gib her ich wasch es schnell!" Und Nicolas zog sein Hemd aus.
"Nicolas sieht oben ohne sehr gut aus." dachte Alea.
Und das tat er auch mit seinen langen schwarzen Haaren und den blau leuchten den
Augen. Er war zwar kein super Muskelprotz, man sah aber, dass er nicht nur vor
der Glotze saß.
"Kommst du mit ins Bad, dann kannst du dich da ein Bisschen frisch machen."
fragte Alea.
Nicolas antwortete mit einem verlegenen Lächeln und Kopf nicken. Drakon hatte
sich in der Schafzimmer- Stube aufs Bett zum Dösen gelegt. Alea und Nicolas
schlichen leise an ihm vorbei ins Bad. Dort erfrischte Nicolas sich am
Waschbecken und Alea wusch sein Hemd in der Badewanne. Wanne und Waschbecken
stehen sich direkt gegenüber und als Nicolas in den Spiegel sah, der direkt
über dem Waschbecken hängt, bemerkte er, wie vertieft Alea in das waschen und
viel zu ernst, das passte nicht zu ihr. Da nahm er eine Hand voll Wasser
und..... PLATSCH.... spritzte Alea nass. Sie wollte sich das natürlich nicht
gefallen lassen und spritzt zurück. Somit entstand eine riesige Wasserschlacht.
Am Schluss waren beide pitsch nass und keiner hatte gewonnen oder verloren,
deshalb einigten sie sich auf ein unentschieden.
Dann gingen die beiden wieder raus um zu trocknen und weiter zu malen. Die
Wände sollten ein strahlendes Weiß bekommen und die Fensterrahmen und Türen
dasselbe blau wie das Dach. Diesmal schlossen sie jedoch vor der Arbeit einen
Waffen stillstand. Spät am Abend waren Nicolas, Alea und das Haus fix und
fertig. Sie setzten sich zum ausruhen erstmal wider auf den Baumstumpf. Diesmal
hatte zum Glück niemand etwas von der Farbe abbekommen außer dem Haus
natürlich.
"Tschuldigung jetzt habe ich nicht mal mehr etwas zur Stärkung da. Schaffst du
den Weg auch so?" fragte Alea.
"oh ich glaube nicht! Du musst mich begleiten, sonst fall ich im Wald noch vor
Hunger tot um!" sagte Nicolas sehr überzeugend.
Alea ging ins Haus und holte Nicolas Hemd. seine Jacke und auch ihre. Es war
eine wundervolle klare Mondnacht, etwas frisch aber nicht kalt und sehr
romantisch. Alea begleitete Nicolas noch bis vor die Tür "seines" Hauses.
"Und womit machen wir morgen weiter?" fragte Nicolas.
"Erst mal gar nicht. Mein Brot ist alle, also muss ich welches kaufen, das kann
ich aber nicht, weil mir das Taschengeld knapp wird. Deshalb werd ich morgen auf
Jobb suche gehen müssen!" erklärte Alea.
"Wie wäre es mit Nachhilfelehrerin bei mir?" fragte Nicolas ganz cool.
"Von Freunden nehme ich kein Geld an." sagte Alea.
"Gut, dann bezahlt dich mein Vater" meinte Nicolas.
"Nein, dein Vater lässt mir schon die Bücherkosten, da kann ich ihn nicht noch
um einen Jobb bitten!" meint Alea.
"Man bist du hartnäckig. Und wenn dich meine Mutter bezahlt?" blieb Nicolas
dran. "Neeeeiiiinnnn!" sagte Alea recht energisch.
"OK! Dann begleite ich dich morgen!" sagte Nicolas kurz und gab Alea schnell
einen Kuss auf die Wange zum Abschied.
Alea, die noch etwas verwirrt war, wusste gar nicht wie sie reagieren sollte,
doch noch bevor sie überhaupt hätte reagieren können ging Nicolas fix ins
Haus. Alea vom eben erlebten Ereignis errötet ging nach Hause. Dort angekommen,
fiel sie tot müde neben Drakon ins Bett.
Kapitel 5: Kapitel5: Der erste Verbündete
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Kapitel 5: Der erste Verbündete
Kurz nach dem Einschlafen weckte Drakon die Alea wieder auf:
"Alea... Alea wach auf"
Alea noch schlaftrunken:
"Was ist?"
"Du musst aufstehen!" Hetzte er sie.
"Warum?" Fragte sie genervt.
"Keine Fragen mehr steh auf!" Wiederholte er nur.
"OK, OK." Gab Alea klein bei.
"Schnell verwandle dich!" Trieb er sie an.
"Bitte?????? Schon wieder warum??" Fragte Alea verdutzt.
"Frag nicht! Mach einfach!" Erwiderte er nur.
Da es bereits das zweite Mal war, dass sie sich verwandelte, fiel es ihr nicht
mehr schwer, sie brauchte nur die Augen schließen und... BOOOOOOM war sie
verwandelt.
"Ja und jetzt?" Fragte Alea.
"Wir müssen runter ins Dorf. Ein Warenlager wird überfallen und ein
Mitstreiter wird unsere Hilfe brauchen!" Erklärte Drakon.
"Wie soll ich so schnell da hinkommen? Und was soll das heißen Mitstreiter?"
Wollte Alea wissen.
"Wir werden fliegen und das mit dem Mitstreiter erklär ich dir später." Sagte
Drakon hitzig.
"OK!" Meinte Alea nur um ihn zu beruhigen.
Ohne weitere Erläuterungen ging sie mit ihm raus und ließ ganz plötzlich zwei
wundervolle schneeweiße Schwingen sprießen, dann schnappte sie sich Drakon
noch als Maus, setzte sich ihn auf die Schultern und flog mit ihm los.
***
Beim Warenlager angekommen war von dem Mitstreiter noch nichts zu sehen aber um
so mehr Einbrecher, die nicht gerade erfreut waren Alea zu sehen. Es waren
mindestens zwölf, mit denen sie sich rumschlagen musste. Während dessen sah
ihr dabei ein geheimnisvoller Junge aus sicherer Entfernung zu.
"Sie schlägt sich gut! Was meinst du Drak?" Diese Frage stellte er einem
kleinen Drachen, der Drakon ähnlich sah.
"Sie ist super. Was glaubst du welche Prinzessin ist sie?" Antwortete dieser
darauf.
"Schwere Frage aber ich glaube, die der Erde." Meinte der Junge.
In kürzester Zeit hatte sie neun bewusstlos geschlagen, zwei hielten sich noch
versteckt und einer, der Boss war dabei abzuhauen.
"Wollen wir ihr helfen?" Fragte der Drache etwas besorgt.
"Nein, warte! Ich will sehen, was sie kann!" Antwortete der Junge nur.
Mittlerweile trauten sich die zwei aus ihrem Versteck um ihrem Boss nachzueilen,
doch den ließ das cool und er rannte weiter zum Fluchtwaagen. Alea, die ihnen
hinterher gerannt war, schaltete zuerst die beiden mit einem Spinkick aus und
danach den Boss mit einem gekonnten Schlag auf die zwölf. Nun sicherte sie die
Ganoven mit einer Energiekette, "einer Waffe der hohen Prinzessinnen" sagte
Drakon. Zum Schluss löste sie den Alarm aus, dass die Polizei kommt und die
Fieslinge mitnimmt. Nun traten endlich der Junge und der Drache ins Bild. "Hallo
Drakon, lange nicht gesehen!" Sagte Drak.
Alea und Drakon sahen sich erschrocken um.
"Du Drak? Das ist wirklich lange her. Ich habe eine der Prinzessinnen gefunden.
Und du, wen hast du an der Seite?" Fragte Drakon.
"Das ist einer der Wächter. Er ist mir eine große Hilfe bei der Suche nach den
Prinzessinnen. Jedoch hatten wir bis jetzt noch keinen Erfolg, aber Wächter
haben wir bereits fast alle gefunden." Erklärte Drak.
"Wirklich fast alle???" Fragte Drakon verwundert.
"Ja, es fehlen nur noch zwei." Berichtete Drak.
"Ist euer Kaffeeklatsch jetzt endlich vorüber? Die Polizei dürfte gleich
eintreffen und dann noch hier zu sein wäre äußerst zeitraubend." Sagte der
Junge.
Als Drak das hörte, blähte er sich auf, bis er so groß wie ein Pferd war,
dann stieg der geheimnisvolle Junge auf ihn und fragte ob sie nicht zum Wald
fliegen könnten um dort alles weitere zu klären. Drakon und Alea zögerten
nicht lange und willigten ein. Alea, die ihre Flügel während des Kampfes ja
nicht brauchte, musste sie erneut wachsen lassen. Der Junge und Drak staunten
nicht schlecht, denn sie hatten Alea ja nur im Kampf und nicht schon beim
Ankommen gesehen. Alea flog vor, denn falls der Junge demnächst in ihre Schule
gehen sollte, durfte er nicht wissen, wo sie wohnt. Sie landeten auf der
Lichtung, wo Alea Drakon das erste Mal begegnet war.
"Drakon, wie heißt die Kleine eigentlich?" fragte der Junge.
Alea, die eben noch etwas fragend schaute, wurde nun stink sauer.
"Wenn du wissen willst, wer ich bin. frag mich! Und was heißt hier Kleine? Ich
bin eine der Größten aus meiner Klasse!" Rief sie ihm wütend entgegen.
"Ich habe mich geirrt, Drak. Sie dürfte die Prinzessin des Feuers sein, dem
Temperament nach!" sagte der Junge.
"Das ist sie! Aber du wirst sie jetzt bestimmt unter dem Namen "Sweetsunrise"
kennen, denn... " sagte Drakon aber weiter kam er nicht.
"Ach ja, stimmt. Der Banküberfall... das geheimnisvolle Mädchen, das war die?"
fragte der Junge stichelnd.
"Ja DIE, du kleiner Mistkerl. Und die wird dich jetzt mal ein bisschen zurecht
biegen!" schnaubte Alea wütend. "Stell dich erst mal vor"
"Ich bin der 2.Wächter des Wassers Alex." antwortete der Junge.
"Wie der 2.Wächter des Wassers???" Alea verstand gar nichts mehr.
"Schäm dich Drakon. Du hast ihr ja noch gar nichts erzählt!" sagte Alex.
"Es gibt drei magische Drachen. Drakon, den Feuerdrachen, Drak, den Erddrachen
und Drakina, den Wasserdrachen. Dazu gehören drei Prinzessinnen, die des Feuers
( Solei) und die der Erde (Terra)und die des Wassers (Aquana). Jeder Prinzessin
sind zwei Wächter zugeordnet. Drak und ich haben bereits die zwei Wächter der
Erde und den 1. Wächter des Wassers gefunden aber eure Prinzessin... " als er
dies gesagt hatte kniete er sich vor Alea und gab ihr einen Handkuss.
Diese war sehr überrascht, fasste sich jedoch schnell wieder und sagte
miternster verführerischer Mine:
"Ich brauch eh keinen Wächter, denn wenn ich dich richtig verstanden habe, sind
es so eine Art Bodyguards und auf mich aufpassen kann ich selber."
"Ja das habe ich gesehen aber..." sagte Alex überraschend konnte aber nicht
aussprechen da Alea ihm mit dem Zeigefinger den Mund "zuhielt".
"Ich muss morgen früh raus also Tschüss." sagte Alea.
Nach diesem Worten drehte Alea sich um und wollte nach Hause fliegen aber da....
"Gehst du auch ab übernächster Woche in die Schule des Klosters?" fragte
Alex.
"Ja, du etwa auch?" sagte Alea.
"Ja!" Antwortete Alex glücklich.
Danach flogen beide wieder los.
***
Der nächste Tag war bereits angebrochen und Alea hatte so gut wie überhaupt
nicht geschlafen, doch trotzdem raffte sie sich auf und zog sich an. Das wird
wieder ein langer Tag meinte sie, denn eine Arbeit zu finden, die nur halbtags
und dann auch noch von einem Kind zu verrichten war nicht leicht zu finden. Als
sie fertig war weckte sie Drakon auf und nahm ihn in ihrer Tasche mit. Als sie
am Haus von Nicolas vorbei kam, sah sie wie Nicolas und sein Vater auf sie
zukamen.
"Hallo kleines Fräulein!" sagte Herr Calmer, "Mein Sohn hat mir von deinem
Problem erzählt und nach unserem Gespräch am Samstagmorgen möchten meine Frau
und ich dich bitten die Mahlzeiten bei uns einzunehmen. Wenn die Schule wieder
begonnen hat wird es höchstwahrscheinlich nur noch das Abendbrot sein, da es
jetzt eine Kantine im Kloster gibt." Das kam für Alea sehr überraschend,
dennoch sagte sie:
"Vielen Dank, aber liege ich ihnen nicht schon genug auf der Brieftasche?"
"Ach was, aber wenn du dafür lieber arbeitest, hilf doch etwas beim Kochen oder
du unterstützt meine Frau beim Kochen, OK?" sagte Herr Calmer ungewohnt
freundlich.
"Sehr gerne!" Antwortete sie noch etwas ungläubig.
"Möchtest du ein paar Körbe mit mir werfen?" fragte Nicolas.
"Klar aber du musst dich ganz schön anstrengen um mich zu schlagen." sagte Alea
um ihn ein bisschen zu reizen.
Das Spiel begann Herr und Frau Calmer sahen vom Terrassentisch aus zu. Alea
überließ Nicolas den Ball zum Anfang, doch bereits nach dem ersten Angriff
hatte er ihr verloren. Das Spiel war sehr spannend. Sie spielten bis zum Mittag
der letzte Punktestand war 8:10 für Alea. Nicolas staunte nicht schlecht als er
sah wie gut Alea spielen konnte. Er gab sich tierisch Mühe um erstens Alea zu
imponieren und zweitens nicht zu verlieren. Nicolas ruhte sich dann erstmal auf
dem Rasen aus. Und Alea half Frau Calmer beim Mittag. Nach dem Essen wollte Alea
noch etwas ins Dorf, sie hatte von Nicolas gehört, dass es einen neuen Laden
gab, in dem ein Haufen Antiquitäten angeboten wurden. Drakon lies sie bei
Nicolas und Tiger.
Am Laden angekommen, sah sie, dass der Betreiber noch Hilfe suchte und wollte
fragen, ob er sie nicht einstellen wollte, aber da hörte sie die Stimmen ihrer
Freundinnen:
"Alea!"
"Hallo." Erwiderte Alea nur überrascht.
"Hast du auch von dem Laden gehört?" Riefen sie während sie näher kamen, "Er
hat quasi über Nacht aufgemacht."
Alea ging schon mal hinein, doch plötzlich spürte sie etwas Dunkles, Böses
einen Schmerz, so stechend wie Nägel oder Nadeln. Sie sah sich um, entdeckte
aber nichts, was irgendwie seltsam war oder eine böse Aura ausstrahlte.
"Hey Alea, ist was?" Fragte Monika.
"Was??? Äh ... nein." Antwortete Alea, die nicht bemerkt hatte, dass ihre
Freundinnen rein gekommen waren.
"Hast du sie gesehen?" Fragte Stella.
"Wen??? Was???" Fragte Alea.
"Na Sweetsunrise! In den Nachrichten!" Sagte Tiffany.
"Nein, warum?" Fragte Alea unbeeindruckt.
"Wir schon!" Sagten Stella, Bianca und Annika.
"Was?" fragte Alea leichenblass.
"Ja gestern beim Warenlager. Wir wollten nur spazieren gehen aber dann sahen wir
sie. Sie hat alleine gegen 12 Diebe gekämpft und schlug alle KO. Dann riefen
unsere Eltern nach uns und wir mussten gehen." Sagte Annika.
Die Freundinnen sahen sich um , während Alea den Verkäufer fragte, ob auch sie
dort arbeiten könne, der überlegte nicht lange und stellte sie ein. Er war
sogar so glücklich, dass sie sich ein Schmuckstückchen für umsonst mitnehmen
durfte. Die Bezahlung war nicht schlecht und oft brauchte sie auch nicht ran.
Der Verkäufer war ein sehr alter Mann, seine Haare waren schon weiß und viele
kleine Falten zierten sein Gesicht, aber seine blauen, liebevollen Augen
strahlten wie die eines Kindes.
Das liebste Stück aus seiner antiken Sammlung war ein alter Klobus mit allen
drei Kontinenten Aquats, Flamma und Terratre. Jeder Kontinent hatte eine große
Stadt mit 5 Dörfern ringsum. So war es damals schon und ist es heute noch.
Alea lebte auf ... Flamma hatte aber auch viele Freunde auf den anderen
Kontinenten. Während sie diesen Globus betrachtete, kam der Verkäufer auf sie
zu und stellte ihr ihren Kollegen Alex vor. Im Stillen dachte sie, er sah dem
Wächter von gestern sehr ähnlich. Die dunklen, grünen Augen, die schwarzen
Haare, der durchtrainierte Körper und vor allem der Ohrring mit dem Symbol, das
dem von Aleas Ring glich. Außerdem der Name, aber nein das währ zu
auffällig.
"Freut mich dich kennen zu lernen, ich bin Alea!" Sagte sie mit einem
freundlichen Lächeln auf den Lippen.
"Sweetsunrise?" Sagte er leise, aber laut genug, dass Alea es hörte.
Diese erschrak und schüttelte ganz heftig den Kopf.
"Lass uns an die Arbeit gehen." sagte Alea um vom Thema abzulenken.
Die Arbeit ging nicht lange, sie war schon um 16Uhr zu Ende, da der Laden
bereits um diese Uhrzeit geschlossen hatte. Aleas Freundinnen waren die ganze
Zeit im Laden gewesen und hatten sich umgesehen.
"Du Alea? Wer ist der hübsche Junge mit dem du gearbeitet hast? Er schien dich
zu kennen." Wollte Sophia wissen.
"Das war Alex mein Kollege. Und nein, wir kannten uns noch nicht." Antwortete
Alea.
"Alea, wenn du nicht sagen willst was am Wochenende war brauchst du das nicht."
sagte Bianka. " Meinte Bianka.
Die Freundinnen waren noch etwas durchs Dorf gegangen während sie miteinander
sprachen, nach diesem Worten blieb Alea stehen.
"Es ist ja nicht so, dass ich es nicht sagen will, sondern ich... ich... kann
einfach nicht!" sagte sie und versuchte ihre Tränen zu unterdrücken.
"Warum sollte sie es ihnen nicht sagen, sie sind schließlich ihre Freunde!"
Dachte sie für sich. "Ich geh dann mal" Sagte Alea mit falschen Grinsen und
rannte davon.
Sie lief zum Haus der Calmers um Drakon zu holen. Als sie ankam, tapste die Maus
auf sie zu, kletterte auf ihre Schulter und flüsterte in ihr Ohr:
"Wir müssen sofort in die Stadt, du musst wieder ein Verbrechen verhindern."
"Meine Freundinnen haben mich zu sich zum Essen eingeladen. Ich werde dort Essen
bis morgen." Sagte Alea und ging vom Grundstück der Calmers in den Wald.
Erst als niemand sie mehr sehen konnte verwandelte sie sich und flog los. Was
sie nicht wusste war, dass auch ihre Freundinnen auf den Weg dorthin waren um
Sweetsunrise zu treffen. Sie hatten von einem Freund, der bei der Polizei
arbeitete, einen Tipp bekommen und fuhren gleich los. Die Stadt lag im Zentrum
von Flamma und das Dörfchen, in dem Alea lebte, ist zum Glück nur zwei Stunden
entfernt, wenn man mit dem Auto fährt, fliegen ist natürlich schneller, dauert
aber auch eine Halbestunde.
"Das geht ganzschön auf die Flügel!" Sagte Alea.
"Beeilung, sonst kommen wir zu spät!" Spornte Drakon Alea an.
"Warum eigentlich? Und woher weißt du das immer, wo Verbrechen stattfinden?"
Fragte Alea noch während des Fluges.
"Eine Entführung, die, wenn wir nicht rechtzeitig da sind, tödlich enden wird.
So etwas spür ich einfach, wenn du dich auch mehr konzentrieren würdest,
könntest du das auch!" antwortete Drakon.
Den Rest des Weges schwiegen sie. Über der Stadt angekommen, wollte Drakon Alea
gerade erklären, wo sie hinzufliegen hat, als...
"Du musst.... " Sprach Drakon.
"... zur alten Fabrik am Fuße des Vulkans." Sagte Alea ihm ins Wort fallend.
Ihre Freundinnen waren während dessen noch mit dem jungen Polizisten unterwegs
zur Polizeistation in Firecity, so heißt die Stadt, zu der sie gelangen
wollten.
"Was soll das denn? Mädchen haben ihr nix zu suchen!" Sagte der Polizeichef als
sie dort angekommen waren.
"Wir wollen nur mal Sweetsunrise sehen." Verteidigte sich Sophia.
"Wer ist das denn?" Fragte der Polizeichef.
"Oh man, lesen sie nie Zeitung?" Fragte Stella genervt.
"Na ihre neue Unterstützung." Sagte Bianka grinsend.
"Hä, bitte?" Antwortete der Polizeichef.
"Sie verhinderte den Banküberfall in unserem Dorf, Feu." Sagte Monika.
"Und den Raub bei der Lagerhalle." Ergänzte Tiffany.
"Achso dieses junge Ding mit der albernen Maskerade! Dieses Verbrechen hätten
wir auch alleine klären können." sagte der Polizeichef.
Das machte die Mädels sauer:
"Von wegen, die Polizei kam in beiden Fällen viel zu spät, nämlich erst dann,
als Sweetsunrise schon alles erledigt hatte. Bäh!"
"Also das ist ja unerhört." Meinte der Polizeichef.
"Dann gehen sie zum Einsatzort und nehmen diese frechen Gören mit!" schimpfte
der Polizeichef zu den jungen Polizisten.
"Jawohl Chef" sagte der Polizist.
Und los fuhren sie zur alten Fabrik.
Dort geschah wehrend dieser Zeit folgendes:
Als Alea dort ankam, sah sie sich zu aller erst etwas um. Es wimmelte ringsum
von Polizisten
aus deren Gesprächen sie hören konnte, dass der Entführer, ein kleiner Junge
und ein kleines Mädchen hier vermuten werden. Der Entführer ist ehemaliger
Angestellter des Vaters der Kinder und will sich nun an ihm rächen, dass er ihn
gefeuert hat.
Die Forderung lautet: "fünf Millionen Stars (so heißt die Währung) und einen
aufgetankten Flieger sonst sind die Kinder tot".
Der Vater weigert sich jedoch das Geld zu zahlen, da man, so seine Worte, "ja
immer wieder Kinder zeugen könne, aber das Geld zu verdienen schwer wäre". Der
Entführer war schon am Durchdrehen, hatte bis jetzt aber noch niemanden
verwundet oder getötet. Während die Polizisten immer noch suchten, hatte Alea
die drei endlich gefunden.
"Ihr armen Kinder habt ja echt einen tollen Vater!" Sagte der Entführer.
"Warum tun sie so etwas? Sie sind doch gar kein so schlechter Mensch." Sagte
Alea, der Entführer erschrak, er hatte nicht mit ihr gerechnet.
Alea schritt langsam auf ihm zu.
"Stehen bleiben oder ich schieße!" Sagte er mit zitternder Stimme und zielte
mit wackelnden Händen auf Alea.
"Sie werden nicht schießen, sie sind viel zu gutmütig." Sagte sie mit
langsamen Schritten auf ihn zugehend.
Dann schloss er die Augen und schoss, doch traf er nicht Alea sondern ein altes
marodes Fass, das wohl irgend einen Brennstoff enthielt, denn genau in dem
Moment, als die Kugel durch dass Fass drang, stand es schon in Flammen. Die
Fabrik bestand größten Teils aus Büroräumen mit Tapete, die sehr schnell zu
brennen begannen, und im nu stand das ganze Haus in Brand und ein dichter Rauch
zog auf. Alea nahm sich die Kinder, steckte sie unter ihren Mantel und half
ihnen raus. Als sie raus kamen, übergab sie die Kinder an die Mutter und den
Vater, die sich zusammen mit der Polizei endlich dort einfanden.
"Ich danke ihnen, dass sie unsere Kinder gerettet haben." Sagte die Mutter mit
Tränen im den Augen.
"Hör auf dich zu bedanken, die will doch auch nur an mein Geld." Sagte der
Vater.
Alea wurde sauer und währ am liebsten auf ihn drauf losgegangen, doch sie
beherrschte sich und wollte zurück ins Feuer rennen um den Entführer zu
retten, da fragte der Vater:
"Wohin willst du? Doch nicht etwa diesen Taugenichts retten? Der ist es nicht
wert las ihn lieber da sterben, für das, was er getan hat, soll er büßen."
"Er hat und hätte den Kindern nichts getan, egal was passiert wäre, doch zu
alldem hatte es erst gar nicht kommen müssen, wenn sie ihn nicht gefeuert
hätten." Sagte sie und ging in das brennende Haus zurück.
Im Haus konnte man kaum noch kucken geschweige den atmen. Es dauerte eine ganze
Weile bis Alea ihn fand, er lag im Keller in dem Raum, wo er die Kinder gefangen
hielt. Seine Statur war recht stämmig und Alea hatte Mühe ihn aus dem Haus zu
bekommen, schaffte es dann aber doch. Als sie raus kam, überschlugen sich die
Ereignisse, zuerst krachte die Fabrik in sich zusammen, danach kam die
Feuerwehr, darauf nahmen die Polizisten Alea den Entführer ab und dann kamen
Aleas Freundinnen an, diese stand noch etwas erschöpft vor dem brennenden
Haus.
"Da! Da ist sie!" Rief Monika.
"Sieht ganz schön mitgenommen aus." Meinte Sophia.
"Hy Sweetsunrise!" Schrie Tiffany und alle liefen auf Alea, die sie erst gar
nicht bemerke, zu. "Könnte ich ein Autogramm kriegen?" Fragte das kleine
Mädchen.
"Frag lieber die Polizisten und Feuerwehrmänner. Sie haben viel mehr geleistet
als ich" Antwortete Alea freundlich, gab ihr dann aber eine Unterschrift auf den
Zettel, den das Mädchen mitbrachte, die Unterschrift funkelte in einem
glänzenden Gold.
Dann bemerkte sie geschockt, dass ihre Freundinnen bereits hinter ihr standen
und auch die Reporter nicht mehr weit waren. Sie ging ein paar Schritt zurück,
"fuhr" ihre Flügel aus und flog los, dann machte sie sich, mit einem
Zwischenstopp auf einem anderen Hochhaus, wo sie Drakon gelassen hatte, damit
ihm nichts passiert, auf nach Hause. Die Mädels, Reporter, Feuerwehrmänner und
Polizisten kamen aus dem Staunen nicht hinaus, aber wer konnte es ihnen
verübeln, es ist ja nicht alltäglich, dass jemand Flügel bekommt und
wegfliegt.
***
Die Nacht war fast vorbei, als Alea zu Hause ankam und wie tot ins Bett fiel.
Doch ihre Freundinnen kamen ja noch viel später nach Hause als sie. Im Auto
während der Fahrt tauschten sie ihre Meinungen aus, sie waren viel zu
aufgeregt, als dass sie jetzt hätten schlafen können.
"Sie war toll. Nicht wahr?" Fragte Stella in die Runde.
"Ja, ich habe die anderen Polizisten gefragt was los war, weil wir ja leider
etwas zu spät da waren." Sagte Monika.
"Ich habe sie auch nach etwas gefragt." Sagte Sophia, "aber nicht nach dem was
passiert war..... sondern nach ihren Telfonnummern!"
Das brachte alle zum kichern und lachen sogar Bianka, die sonst nicht so viel
von solchen Späßen hielt.
"Also sie sagten, es habe eine Entführung zweier Kinder statt gefunden. Und das
nur weil ihr Vater denjenigen gefeuert hatte." Berichtete Monika.
"Ja und dieser fiese Vater wollte dann noch nicht mal das Lösegeld bezahlen."
Erzählte Bianka.
"Die Polizei suchte schon seit Stunden nach den Dreien, aber Sweetsunrise soll
sie gleich, als sie ankam gefunden haben." sagte Tiffany.
"Der Entführer wollte auf sie schießen, traf aber nur ein Fass mit 'ner
Chemikalie. Deshalb geriet das Haus in Brand und fiel später zusammen." Sagte
Annika.
"Und obwohl er auf sie geschossen hatte rettete sie nach den Kindern auch ihn."
sagte Stella. "Ja, habt ihr gesehen was für ein Klops das war. Der war
mindestens dreimal so breit wie sie." Meinte Sophia.
"Genau, aber am besten war der Abgang." Sagte Bianka.
"Mhhh die weiten weißen Schwingen stimm's?" Schwärmte Tiffany.
"Ich fand es süß, wie sie der kleinen das Autogramm gab." sagte Stella.
"Ja, aber warum ist sie dann abgehauen? Etwa wegen uns?" Fragte Monika.
"Das glaub ich nicht, sie wird wegen der Presse Bammel um ihre Identität
bekommen haben." Sagte Bianka feststellend.
"Seit ihr etwa immer noch nicht müde?" Fragte der junge Polizist, der sie in
seinem Polizeiwagen auch wieder mit zurück nahm.
"Nein, der Abend war viel zu aufregend, als dass wir jetzt schlafen könnten."
Antworteten sie ihm im Chor.
Und so ging das die ganze Fahrt weiter. Der junge Polizist hieß Josh, war ein
sehr guter Freund von Alex und ist nicht umsonst Polizist!
Kapitel 6: Kapitel6: Freundschaft?
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Kapitel 6: Freundschaft?
Obwohl die Nacht für Alea nicht gerade leicht war, schmiss Drakon sie schon
früh am Morgen aus dem Bett um zu trainieren.
"Du verletzt dich viel zu oft, weil du zu langsam bist. Wenn du stärker wärst,
könntest du die Gegner schneller besiegen, ohne dass sie dir auch nur ein
Härchen krümmen würden. In dieser Form wirst du nie den Test bestehen!"
Forderte Drakon.
So musste Alea sich aufraffen und der kleinen Nervensäge folgen. Sie gingen
sehr tief in den Wald hinein zu einer Lichtung, die nicht weit von der entfernt
ist, wo Alea Drakon getroffen hatte.
"Hier werden wir ab heute Trainieren. Und ich warne dich es wird kein
Zuckerschlecken! Zuerst wirst du einen kleinen Dauerlauf, ein paar Liegestütz
und Rumpfheben machen. Das ist natürlich nur das Aufwärmprogramm." Erklärte
Drakon.
Der "kleine" Dauerlauf ging eine Stunde und die "paar" Liegestütz und
Rumpfheben waren fünfzig Stück. Alea war todmüde, aber nicht wegen des
Trainings, sondern wegen der langen Tage und kurzen Nächte in letzter Zeit.
"Das war ganz OK! Nun zum richtigen Training!" Sagte er, sah sich in der
Lichtung um und zeigte auf einen recht kräftigen Baum, der einen Durchmesser
von mindestens zwei Metern hatte. "Mmhh, ja ich glaube der geht."
"Wofür?" Fragte Alea neugierig.
"Für dein Kampftraining! Du wirst jetzt mit dem Baum trainieren, wie mit einem
richtigen Gegner. Er wird dich abhärten und deine Schläge und Tritte
verstärken. Sobald du ihn umgehauen hast, werde ich einen der Wächter bitten
mit dir zu trainieren." Antwortete Drakon.
"Wieso meinst du etwa, dass Alex und die anderen Wächter stärker sind als
ich?" Fragte Alea fordernd.
"Das weis ich nicht genau, aber auf alle Fälle sind sie schneller als du!"
Erwiderte er. "Gut!" Meinte sie wütend und fing an auf den Baum einzuschlagen,
bereits nach kurzer Zeit begann er an einigen Stellen verdächtig zu knacken.
"Äh gut das reicht für heute!" Sagte Drakon daraufhin sehr nervös. "Nun
werden wir bloß noch ein bisschen an deinen Feuerkräften üben, damit du im
Kampf mehr kannst als nur die Energiekette. Dazu musst du deine Kräfte besser
kontrollieren können und um das zu erreichen, werden wir ein paar
Konzentrationsübungen machen."
"Von wegen wir!" Dachte Alea sich.
Mit diesen Übungen war Alea den ganzen Vormittag beschäftigt, als sie endlich
fertig war, versuchte sie noch mal den Baum umzuhauen und siehe da mit einem
kräftigen Tritt kippte er schon um. Drakon erschrak und gab ihr für den Rest
des Tages frei. Nun ging sie zu Nicolas, denn so ein Training macht hungrig.
"Guten Tag" Begrüßte Alea Nicolas, der gerade mit Tiger spielte und Herr
Calmer, der draußen auf der Terrasse die Zeitung studierte.
"Oh guten Tag, meine Frau ist drinnen und hat schon mit dem Mittag angefangen."
Sagte Herr Calmer.
"Danke ich beeil mich schon." Meinte Alea.
"Hy Alea, Lust auf ein kleines Spielchen mit mir?" Fragte Nicolas.
"Nein ich will deiner Mutter noch beim Essenmachen helfen!" Antwortete Alea und
ging ins Haus.
Mit Alea an der Seite dauerte es nicht so lang bis Frau Calmer das Mittag fertig
hatte. Schnell stellte sie mit ihr das Essen draußen auf den Tisch im Garten.
Während des Essens kann sich Herr Calmer nicht von der Zeitung lösen.
"Liebling, was ist denn so interessant, dass du keinen Hunger auf das tolle
Essen hast?" Wollte Frau Calmer wissen.
"Ich lese gerade einen Artikel über diese Sweetsunrise. Du weißt schon über
den Vorfall von Gesternabend, von dem wir heute Morgen im Fernsehen schon was
gesehen hatten." Erklärte Herr Calmer.
"Wieso? Was war denn mit Sweetsunrise?" Erkundigte sich Nicolas.
"Gestern rettete sie zwei entführte Kinder aus einem brennenden Haus. Es
brannte, weil der Entführer auf Sweetsunrise schoss, statt ihr aber ein
Benzinfass traf. Und nachdem sie die beiden bei ihren Eltern abgeliefert hatte,
rettete sie auch noch den Kidnapper, der um einiges größer als sie war. Und
stell dir vor, sie soll mit weißen Engelsschwingen davongeflogen sein."
Berichtete Richard.
Alea blieb der Bissen fast im Halse stecken, natürlich freute sie sich über
dieses indirekte Lob, aber sie musste sich mehr vorsehen um nicht erkannt zu
werden.
"Hey Alea alles OK?" Fragte Nicolas.
"Ja, ich habe mich nur verschluckt." Antwortete Alea.
"Du hast so erschrocken gekuckt, als hättest du etwas vergessen oder so."
Meinte er.
"Nein ... mir ist nur gerade eingefallen, dass ich in einer Stunde wieder zur
Arbeit muss." Erklärte Alea.
"Arbeit???" Fragte Nicolas erschrocken.
"Ja, ich hatte dir doch schon gesagt gehabt, dass ich mir einen Job suchen
wollte. Gestern habe ich im Dorf einen gefunden. Ein Antiquitätenladen feierte
gerade Neueröffnung und der Ältere Herr, dem das Geschäft gehört, suchte
noch ein paar junge Leute als Hilfe." Erläuterte Alea.
"Ein "Paar" junge Leute?" Stichelte Herr Calmer.
"Ähm ja. Ich habe noch einen Kollegen, sein Name ist Alex, er ist glaube auch
in meinem Alter und wird auch auf die neue Schule gehen." Lächelte sie.
"Sieht er denn gut aus?" Fragte Rose.
"Äh ... nun ...ich." Stammelte Alea und wurde rot.
Die Frage seiner Mutter gefiel Nicolas gar nicht, aber die Antwort von Alea noch
weniger.
"Braucht er jetzt noch Hilfe?" Wollte Nicolas wissen.
"Nein, tut mir leid, aber mehr als zwei brauchte er nicht." Antwortete Alea.
"Macht nichts, dann komm ich halt so mit und sehe mich mal um!" Sagte Nicolas.
Herr und Frau Calmer tauschten wissende Blicke aus, die Eifersucht von Nicolas
war nicht zu übersehen. Die mussten sich ganz schön zusammenreißen um nicht
loszuprusten.
Nach dem Mittag gingen Alea und Nicolas los zum Laden, sie schwiegen den ganzen
Weg, Nicolas, weil er total eifersüchtig war und Nicolas in Gedanken schon
zurecht stutzte, und Alea, weil sie über die Ereignisse der letzten Tage
nachdachte.
Am Geschäft angelangt, verzog Alea sich sofort hinter die Kasse, denn es war
brechen voll. Viele waren hellauf begeistert von den ganzen Raritäten. Es wurde
viel gekauft, und der Kundenfluss nahm nur langsam ab. Nicolas blieb bis sie den
Laden schlossen, um auf Alex aufzupassen, denn sobald er Alea zu nahe kam oder
ganz und gar mit ihr reden wollte, stellte er sich dazwischen und spielte den
"interessierten Kunden".
Als sie nach Hause gingen funktionierte diese Taktik aber nicht mehr.
"Kann ich dich nach Hause begleiten? Ich hätte da was mit dir unter vier Augen
zu besprechen." Fragte Alex.
Alea nickte nur leicht damit Nicolas nicht zuviel mitbekam. Es sah ulkig aus,
wie die drei nach Hause gingen, in der Mitte war Alea, so hatte sie einen
eifersüchtigen Freund an der einen und einen streitsüchtigen Kollegen an der
anderen Seite.
Die Jungs waren wie zwei Hunde, die sich gegenseitig anknurrten, aber während
Nicolas mehr einem kleinen giftigem Dackel glich, wirkte Alex wie ein größerer
Mischling, der sich nur über den Dackel lustig machte.
Eigentlich wollte Nicolas nicht bei sich abbiegen, aber Tiger kam ihm entgegen
und wollte mit ihm spielen, so blieb ihm nichts anderes über als sie ziehen zu
lassen.
"Man ist der anhänglich." Lästerte Alex.
"Was wolltest du denn bereden?" Fragte Alea bestimmt.
"Du bist Sweetsunrise stimm's? Du kannst es ruhig zugeben, ich bin schließlich
dein Partner." Während Alex dies sagte, ergriff er ihr Handgelenk und zog sie
langsam an sich ran. Er blickte ihr tief in die Augen und ... aber Alea wich aus
und sagte:
"Ja, wir sind zwar Partner aber du Wasser und ich Feuer, also sehr
verschieden."
"Na und, Gegensätze ziehen sich schließlich an." Konterte Alex.
"Drakon hat einen Trainingsplan für mich organisiert. Würdest du mir helfen?"
Sagte Alea um das Thema zu wechseln.
"Klar, wobei denn?" Meinte er.
"Er meint, ich müsse meine Kräfte schneller entwickeln und stärker werden."
Erwiderte Alea.
"Ich helfe dir gern, aber solche Angriffe mit Wasserattacken, kann ich auch noch
nicht." Erklärte Alex.
"Das macht nichts. Da sind wir schon das ist mein Häuschen, ich lebe nur mit
Drakon hier. Und du? Wo wohnst du eigentlich?" Bemerkte sie.
"In einem Neubaublock unten im Dorf, leider immer noch bei den Eltern, die sind
momentan echt fürchterlich, andauernd müssen sie streiten." Antwortete er.
Alea öffnete gerade die Tür, aber Alex drückte diese wieder zu und flüsterte
Alea von hinten ins Ohr:
"Kann ich nicht bei dir wohnen?"
Sie drehte sich erschrocken um, genau das hatte Alex erwartet. Er nutzte ihre
Schrecksekunde aus, griff mit der einen Hand um ihre Taille und mit der anderen
an ihren Rücken. Und dann küsste er sie, aber nicht wie Nicolas auf die Wange,
sondern direkt auf den Mund. Zuerst war Alea total reglos, aber dann wich sie
zurück und sah ihn herausfordernd an.
"Wann soll ich morgen zum Training kommen?" Fragte Alex unberührt.
"Wenn du ausgeschlafen hast!" Antwortete sie noch etwas benebelt.
Dann ging Alea ins Haus, Alex trabte langsam nach Hause. Drakon schlummerte mal
wieder in ihrem Bett, sie hatte ihm bereits etwas Essen zu Recht gestellt, sonst
wäre er ihr noch verhungert. Vorsichtig legte sie sich neben ihn und schlief
sofort ein.
Kapitel 7: Kapitel7: Äron
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Kapitel 7: Äron
Der folgende Tag war ein Donnerstag, Alea wachte früher als Drakon auf und sah
staunend auf den Kalender.
"Die Woche ist schon wieder fast um, ich finde sie verging schneller als die
letzte." Dachte sich Alea.
"Raus aus den Federn ab trainieren!" Rief Drakon, der eben auf ein Mal
aufschrak.
"Ich bin doch schon längst auf. Ach Drakon? Alex kommt nachher zum Trainieren."
Beruhigte sie ihn.
"Gut, dann ab raus und aufwärmen!" Sagte er.
"Drakon schau mal, wir haben schon die erste Dezemberwoche. Hier auf Flamma
merkt man den Frühling und Herbst gar nicht, da es hier fast ganzjährig sehr
warm ist und nur im Dezember die Temperaturen unter Null gehen. Es ist als
würde man diese Jahreszeiten auslassen." Meinte Alea verträumt.
"Ja geh endlich trainieren!" Meckerte Drakon.
"Warum hetzt du mich eigentlich so?" Fragte sie nun sauer.
"Na ähm nun eine deiner Prüfungen ist bereits diesen Sonntag!" Antwortete
Drakon.
"Wie bitte????" Rief Alea entsetzt.
"Ja wir müssen diesen Sonntag zum Vulkan nach Firecity." Erklärte Drakon.
"Woraus besteht denn diese Prüfung?" Erkundigte sich Alea.
"Du wirst zeigen müssen, was du als Prinzessin schon alles kannst. Vor allen
Dingen werden sie deine Stärke, Geschwindigkeit und deine Feuerkräfte
prüfen." Entgegnete ihr Drakon.
"Aha und wie genau? Und warum schon diesen Sonntag?" Wollte Alea wissen.
"Genauer weiß ich das auch nicht. Aber es ist diesen Sonntag, weil diese
Prüfung nur sehr selten gemacht werden kann." Erklärte Drakon.
Dann gingen beide hinaus und Alea begann damit sich aufzuwärmen. Erst als sie
damit fertig war, kam Alex.
"Hey, du bist ja schon am trainieren." Begrüßte er sie.
"Ja, schon eine ganze Weile, das war aber erst das Aufwärmprogramm. Und du?
Willst du dich auch erst warm machen oder können wir schon anfangen?" Fragte
Alea stichelnd.
Drak, den Alex mitgebracht hatte, hopste zu Drakon hinüber um den beiden besser
zu zusehen.
"Von mir aus können wir gleich anfangen, aber du darfst nicht flennen, wenn ich
dich schlage." Meinte Alex fordernd.
Der Kampf ging los, Alex stürmte auf Alea los und wollte ihr erstmal die Beine
wegziehen, er war noch etwas eingeschnappt, weil Alea ihm ausgewichen ist, doch
es gelang ihm nicht, denn Alea wich geschickt aus, so dass er voll gegen einen
Baum rasselte. Drak war total erstaunt über die Fortschritte von Alea.
"So gut war sie doch letzten Dienstag noch nicht. Wie hast du es geschafft, sie
in diesen paar Tagen so gut zu trainieren? Wenn es so weitergeht, könnte sie
die Prüfungen spielend bestehen." Sagte Drak sicher.
"Ja, nicht war. Ich bin nun mal ein guter Trainer. Aber glaubst du auch, dass
sie für die Prüfung am Sonntag fit genug ist?" Meinte Drakon unsicher.
"Wie? Du willst sie jetzt schon der "Feuertorprüfung" aussetzten?" Fragte Drak
erstaunt.
"Ja, denn du weißt ja, wie selten man sie nur machen kann." Erklärte Drakon.
Alex schlug weiter drauflos, doch das ließ Alea total kalt, sie wich ihm jedes
Mal ohne große Mühen aus.
"Das macht keinen Spaß." Keuchte Alex.
"Mir auch nicht." Lächelte Alea, dann holte sie aus und gab Alex einen, ihrer
Meinung schwachen Schlag in den Bauch, der dann jedoch so stark war, dass er ein
ganzes Stück wegflog und erst nach ein paar Minuten wieder auf die Beine kam.
Langsam ging er zu Alea zurück und versuchte einen recht großen
Sicherheitsabstand von ihr zu halten.
"Das war nur mein Aufwärmprogramm." Hechelte Alex mit schmerzverzerrtem
Gesicht.
"Achso, ich hatte dir doch aber angeboten, dich vorher aufzuwärmen. Na ja, wenn
du jetzt aufgewärmt bist können wir ja richtig anfangen." Sagte Alea bissig
und plötzlich baute sich eine stark leuchtende Aura um sie auf.
Drakon und Drak fielen beinahe die Augen aus, na und Alex erst, er blieb wie
angewurzelt stehen und brachte keinen Ton raus.
"Was ist? Ich dachte, wir wollten anfangen zu kämpfen!" Meinte Alea
verärgert.
"Ähm ... ja klar, sobald ich mich wieder bewegen kann, legen wir los." Scherzte
Alex.
Und als er dann endlich wieder angreifen wollte, sagte Alea während des
Ausweichens:
"Scheiße, kuck mal auf die Uhr, wir müssen schon zur Arbeit! Beeilung!"
Worauf sie seine Hand ergriff und mit ihm ins Dorf lief. Drak und Drakon kamen
kaum hinterher, aber auch Alex hatte dabei Probleme.
Kurz vor Arbeitsbeginn erreichten die Vier den Laden, schnell versteckten sich
die beiden Drachen in der Hosentasche des jeweiligen Herrchens, denn der
Besitzer des Ladens, Herr Schmidt, nahte bereits.
"Hallo, ihr zwei. Könntet ihr beide heute vielleicht etwas im Lager aufräumen
und die neu angekommenen Exemplare einräumen? Es sind ein paar größere
Möbelstücke dabei, die ich selbst nicht mehr schaffen würde. Dafür steh ich
vorne an der Kasse. Heute lasse ich die Restaurationsarbeit liegen, denn in dem
Schuppen liegen die Stühle, Tische und Schränke allesamt querbeet. Ich gebe
euch auch einen kleinen Bonus für die Schufterei." So begrüßte er sie.
"Ja, natürlich helfen wir ihnen, auch ohne den Bonus." Bedankte sich Alea.
"Na dann ran an die Arbeit!" Freute sich Alex noch total außer Atem.
Im Abstellraum standen vor allem alte Schränke, Tische und reichlich verzierte
Truhen mit Bildern, Lampen und Schmuckkästen, aber auch ein paar Betten und
sogar Öfen. Alex und Alea mussten extrem vorsichtig mit all diesen Dingen
umgehen, denn sie waren kurz vor dem Auseinanderfallen.
Neben diesem Antiquitätenladen besaß der ältere Herr auch ein
Restaurationsgeschäft und je, nachdem was die Leute wollten, ob nun seltene
Stücke im Originalzustand oder doch lieber ältere Stücke mit einem soliden
Bau.
Die Schränke, Tische und Truhen waren schnell eingeordnet und verstaut, aber
die schweren Betten und Öfen bereiteten ihnen einige Probleme. Die drei Herde
konnten sie nur mit großer Mühe an den rechten Platz buxieren und auch sieben
von den acht Liegewiesen schunkelten sie in die für sie vorbestimmte Ecke, beim
letzten Bett verließen die beide jedoch ihre Kräfte.
Es war ein älteres, aber dennoch wunderschönes weißes Himmelbett für Zwei,
vollkommen aus Holz und mit unzähligen Verzierungen.
"Schön, aber viel zu schwer. Ich bin fertig. Alex?" Bemerkte Alea.
"Ja?" Fragte Alex.
"Könntest du nicht den Besitzer holen und ihn bitten, ob er uns bei dem hier
mal hilft?" Bat sie ihn.
"Klar bin schon auf dem Weg, dass hätten wir so und so nicht alleine geschafft,
egal ob wir gerade angefangen hätten oder nicht." Erklärte Alex und trabte
erschöpften Schrittes in den Laden zum Chef.
Alea ruhte sich während dessen auf diesem Himmelbett aus, denn das
Möbelrücken war ganz schön Kräfte zehrend.
"Er kommt glei-i-ich!" Sagte Alex, der gerade herein getreten war und über ein
Tischbein stolperte. Seine Flugbahn nahm eine eindeutige Richtung an ...
nämlich Alea. Natürlich kam gerade in diesem Moment Herr Schmidt und
betrachtete die seltsame Stellung, die wirklich zum Schmunzeln komisch aussah
und die Gedankengänge in eine völlig andere Richtung gleiten ließ. Alea lag,
von Alex umgeworfen, diagonal auf dem Bett und Alex direkt über ihr, vorsichtig
stützte er sich ab, seine Hände lehnten am oberen Teil des Rumpfs von Alea,
seine Beine lagen neben den ihrigen und die Gesichter der zwei waren sich so
nah, dass es schien, als würden sie sich küssen.
"Na, soll ich euch nicht doch lieber wieder alleine lassen? Der Laden ist jetzt
eh geschlossen, also könnt ihr euch ruhig austoben!" Griente Herr Schmidt.
Worauf Alex sofort von ihr aufsprang, sich bei ihr mit hoch rotem Kopf
entschuldigte und Herrn Schmidt versuchte alles zu erklärte:
"Äh ... es war nicht das, wonach es ausgesehen hat! Ich meine ... wir haben
nicht ... und wollten auch nicht ... selbst wenn es danach ausgesehen hat. Also,
ich ... äh ... ich trat ins Zimmer ... stolperte und na ja ... man kann sich ja
nicht aussuchen, wo man landet!"
"Ja, keine Sorge, das bleibt unter uns. Ich war ja auch mal jung, aber das mit
dem Stolpern ist mir neu. Na dann mal los, dieses Bett hier schafft ihr also
nicht, kein Wunder! Wisst ihr, dieses Bett soll aus einem Königshaus stammen,
und da spart man ja nie am Schnickschnack. Verteilt euch gut, dass das Gewicht
besser verteilt ist." Sagte der Besitzer.
Nun sprang auch Alea hoch (immer noch mit einen purpurnem Kopf) und platzierte
sich an einer der Ecken.
"OK, eins, zwei, drei und hoch damit!" Ordnete Herr Schmidt an.
Leider kamen sie auch mit ihm nicht besonders weit, denn plötzlich stieß er
einen schmerzerfüllten Schrei aus. Beinahe wäre das Bett auf den Boden und die
Füße der Träger gefallen geknallt, zum Glück konnten sie es aber noch
abfangen und vorsichtig auf den Boden stellen.
"Geht es ihnen nicht gut? Was fehlt ihnen denn?" Fragte Alea.
"Ich weiß nicht genau, mein Rücken schmerzt so stark, vielleicht habe ich
einen Hexenschuss." Antwortete Herr Schmidt.
"Wenn sie verspannt sind, einen Hexenschuss haben oder sie sich irgendeinen
Muskel gezerrt oder eingeklemmt haben, hilft am besten ein warmer Lappen und
eine schöne Massage." Erklärte sie. "Alex such mal bitte ein großes Handtuch,
tauch es in warmes Wasser, dann bring es her und sie legen sich am besten etwas
hin, aber auf den Bauch damit wir ihnen besser helfen können!" Sagte Alea mit
ernster Miene.
Es dauerte eine Weile, bis er eines fand, aber dann weichte er es ein und
brachte es Alea. Sofort legte sie es ihm auf den Rücken und begann ihn ein
bisschen zu massieren. Vorsichtig und sanft knetete sie ihn durch, Alea schloss
nur für einen winzigen Moment die Augen doch plötzlich als sie diese wieder
öffnete, hatte sie einen zarten Schein um ihrer Hand.
"Mhh ... ah ... das fühlt sich gut an! Es ist unglaublich, ich habe gar keine
Schmerzen mehr. Vielen Dank, das tat wirklich gut. Aber sag mal, woher weißt du
denn soviel darüber?" Bemerkte der Besitzer.
"Ich lese sehr gerne, unter anderem auch medizinische Bücher über alltägliche
Krankheiten und Gebrechen. Außerdem hatte die Oberschwester schon recht oft
einen Hexenschuss und wir durften ihr dann helfen." Erwiderte Alea.
Drak und Drakon hatten das ganze Geschehen von "ihren" Hosentaschen aus
beobachtet und waren sehr erstaunt, sie hatten ihr die Fähigkeit des Heilens
noch gar nicht zugetraut. "Du Drak? Ich dachte, heilen kann man erst nach der
dritten Prüfung?" Fragte Drakon.
"Ja, eigentlich schon, aber bei deiner Schülerin ist ja irgendwie nichts
unmöglich. Wenn ich da nur an die schnellen Erfolge beim Training denke, wird
mir schon ganz schwindelig." Erklärte Drak.
"Na ja, irgendwie musste man das ja auch von ihr erwarten, bei der
Vergangenheit." Sagte Drakon nachdenklich.
"Wieso?" Wollte Drak wissen.
"Na sie ist doch die kleine Feuerprinzessin, des Sonnenkönigreichs!" Erklärte
Drakon.
"Was sie ist ... ? Ich dachte sie wäre nur eine, der Auserwählten! Das ist ja
unglaublich, ist sie es wirklich?" Wunderte Drak.
"Ja, sonst wäre ich doch nicht an ihrer Seite." Meinte Drakon.
"Ihr wart mir eine große Hilfe. Ich danke euch, aber ich glaube, für heute
lassen wir es gut sein und machen zu." Sagte der Besitzer.
Nun half Alea ihm beim Aufstehen und beim Rausgehen stützte auch Alex ihn. Das
Geschäft hatte Herr Schmidt bereits abgeschlossen, so musste nur noch das Lager
abgeschlossen werden.
"Morgen lassen wir den Laden zu, es reicht, wenn wir am Montag wieder öffnen.
An den Wochenenden habt ihr eh immer frei. Dann bis Montag, auf wieder sehen."
Verabschiedete sich Herr Schmidt.
"OK, auf wieder sehen. Und gute Besserung." Riefen die beiden.
Langsam gingen alle man los, der Besitzer in die eine und Alea und Alex in eine
andere Richtung, als Herr Schmidt außer Hörreichweite war, fragte Alex:
"Darf ich dich zu einem Mittagessen in der Stadt und einer Runde Eis laufen,
einladen?"
"Klar, würdest du dann morgen wieder mit mir trainieren?" Meinte Alea.
"Sehr gerne und ich verspreche dir, dass ich morgen besser bin." Erwiderte er.
"Aber sag mal, wie wollen wir zur Stadt kommen. Fährt jetzt ein Bus?" Fragte
Alea.
Da holte Alex Drak aus seiner Tasche, grinste und zeigte auf das arme, kleine
Tier. Drak war momentan noch verwandelt, er sah aus, wie ein kleiner Hamster,
knuffig, süß und ganz weich, halt einfach zum lieb haben.
"Oh bist du gemein, der arme Drak, er kann uns doch schlecht allesamt zur Stadt
tragen. Ich fliege dann lieber selber." Erklärte sie.
Dann schauten sie sich um, flitzten in eine dunkle Gasse und verwandelten sich,
so flogen sie los, Drakon mit Alea und Alex mit Drak.
Die Flieger flatterten um die Wette und ihre "Piloten" feuerten sie an. In
diesem Eiltempo brauchten sie gerade mal zwanzig Minuten bis zur Stadt.
***
Dort angekommen landeten sie hinter einem Hochhaus in einer kleinen Gasse im
Zentrum, beinahe wäre Drak stecken geblieben. Von dort aus liefen sie,
natürlich unverwandelt, weiter ins Zentrum, da spendierte Alex ihr einen Salat,
sich ein paar Pommes und den Nagetieren ein Brötchen.
Danach ging es endlich aufs Eis, Alea machte eine sehr gute Figur auf dem
glatten Element, aber auch Alex war klasse, was natürlich kein Wunder war, weil
sein Element ja das Wasser ist.
Während Alea so über diese spiegelglatte Fläche lief, sah sie sich um, wer so
alles da war, ein paar Leute erkannte sie unter ihnen auch ihre Freundinnen und
... oh Schock sogar Nicolas war mit seinen Eltern hier. Alea wusste gleich, was
da wieder rauskommen würde. Alex hatte Nicolas noch nicht bemerkt, umgedreht
aber genauso wenig. Gerade dachte sie an das letzte Aufeinandertreffen der
Beiden, da kam Nicolas schon auf sie zu.
"Hallo Alea, das ist ja toll dich hier zu treffen. Bist du schon lange auf dem
Eis?" Fragte Nicolas.
"Nein, höchstens seit fünfzehn Minuten." Entgegnete Alea.
"Ah und sag mal! Bist du allein gekommen?" Forschte Nicolas Alea mit
Hintergedanken aus.
Da kam Alex und antwortete für sie:
"Nein, sie ist mit mir hier!"
"Wollen wir zusammen Schlittschuhlaufen?" Fragte Nicolas und tat so, als ob er
die Antwort von Alex nicht gehört hätte.
"Ich habe gesagt, dass sie mit mir hier ist, du Lackaffe!" Schrie Alex ihn an.
Dann begannen die Zwei Jungs richtig zu streiten und sich zu beschimpfen, davon
wollte Alea nichts hören, so kurvte sie rüber zu ihren Freundinnen.
"Hy Mädels, na wie geht's?" Begrüßte Alea sie.
"Hallo Alea, bist du alleine hier?" Fragte Sophia.
"Sagt mal, warum fragt mich das jeder? Nein, bis eben war ich noch in Begleitung
von meinem Arbeitskollegen, Alex, aber dann kam Nicolas dazu und die beiden
begannen zu streiten, also habe ich mich verzogen." Erklärte Alea.
"Aha ... wollen wir morgen nicht gemeinsam zum Weihnachtsmarkt gehen, er ist
bereit ein paar Tage in Gange." Fragte Bianka.
"Du Alea? Das find ich nicht in Ordnung von dir!" Meinte Sophia.
"Was?" Fragte Alea verwundert.
"Dass du hier gleich mit zwei Jungen anbändelst! Wenigstens einen könntest du
mir abgeben!" Schimpfte Sophia.
"Von mir aus kannst du beide haben, aber hattest du nicht erst jemandem im
Internet kennen gelernt?" Erkundigte sich Alea.
"Ja, stimmt, aber der meldet sich nicht mehr bei mir, also hatte ich Schluss
gemacht." Sagte Sophia.
Plötzlich fing die Erde oder besser gesagt das Eis an zu beben und begann an
einigen Stellen zu brechen.
"Alle vom Eis!" Hörten man aus den Lautsprechern.
Nur ein kleiner Junge hockte noch auf dem Eis, er war hingefallen als die Massen
an ihm vorbei strömten und kam nun nicht mehr hoch. Doch wenn niemand etwas tun
würde, könnte der Junge einbrechen und ertrinken, denn die Risse wurden immer
größer und traten auch zu ihm. So nutzte Alea die Aufregung verkrümelte sich
in eine kleine Gasse neben dem Markt, wo der zugefrorene See war, auf dem sie
gelaufen waren, und verwandelte sich.
"Wo ist mein Sohn ... oh nein, er ist ja noch auf dem Eis!" Rief die Mutter des
Jungen.
Schon flog Alea zu ihm und brachte ihn sicher zu seiner Mami.
"Oh danke, vielen Dank. Sie haben meinen Sohn gerettet vielen Dank." Sagte die
junge Frau und nahm Alea den verheulten Quiecker ab.
"Danke Sweetsunrise, Mami, Mami, Sweetsunrise hat mich gerettet." Jubelte der
Kleine.
Nun war das Eis wieder ruhig, es bebte nicht mehr, die Schollen wurden schnell
mit einer Maschine abgedichtet und alle konnten wieder drauf gehen.
Doch gerade als Alea sich wieder verziehen wollte, hielt Stella sie an dem lila
Gürtel fest, der den Rock über der Hüfte hielt. Fast wäre sie ohne Rock
weitergeflogen.
"Warte mal!" Rief Stella. "Wer bist du eigentlich und warum willst du nicht dass
wir es wissen? Hä ..." nun sah sie sich Alea etwas genauer an. "Sag mal! Kenne
ich dich? Du siehst jemandem, den ich kenne sehr ähnlich. Aber wem?"
Alea schüttelte nur mit dem Kopf, sie hatte Angst, dass, wenn sie etwas sagen
würde, die Freundinnen ihre Stimme erkennen würden. Beim Nachdenken ließ
Stella den Gürtel aus versehen los, Alea nutzte dies und verschwand auf einem
der Hochhäuser dort.
"Oh man Stella! Du hattest Sweet ja fast ausgezogen!" Rief Sophia.
"Ja, aber ich hätte lieber an ihrem Umhang ziehen sollen, dann hätten wir
wenigstens gesehen, wer sie wirklich ist." Erklärte Stella.
Plötzlich begann der Spiegelsee erneut zu beben, wieder flitzten alle davon,
doch diesmal trat ein Ungeheuer aus dem Eis hervor und brüllte die Leute
zusammen. Es sah aus wie eine Art Drache, aber nicht wie Drakon und Drak,
sondern viel länger. Man konnte ihn mit einer riesigen Schlange vergleichen, er
war wunderschön, seine schuppen leuchteten perlend weiß, auf dem Rücken hatte
er von Kopf bis Schwanz nur einen kleinen, hellblauen Fellstreifen, auch seine
Augen strahlten in azurblau.
"Na super, kann sich das Tierchen nicht mal auskecksen!" Dachte sie und flog vom
Dach zu dem Vieh hin.
"Hey, sag mal, was soll das denn? Möchtest du nicht, dass wir hier
Schlittschuhlaufen oder macht es dir einfach Spaß uns zu ärgern?" Fragte Alea
ihn.
"Prinzessin habt ihr mich geweckt? Entschuldigt meine Manieren." Antworte er
nur.
"Was??? Sag mal Drakon, kennst du ihn?" Wollte Alea von ihrem Mäusetier auf
ihrer Schulter wissen.
"Aber Prinzessin, erkennt ihr mich nicht? Ich bin es, Äron euer Beschützer!"
Sagte der Drache.
"Vergiss es, das bin ich schon!" Knurrte Drakon den großen Drachen an.
"Außerdem gehörst du doch zum Element Wasser oder nicht?" Fragte Alea.
"Gerade deshalb beschütze ich euch ja, Drakon ist anfällig gegen Wasser und
ich nicht." Erklärte Äron.
"Nun ... wenn du die Macht des Wasser und des Eises besitzt, würdest du dann
bitte den See wieder zufrieren!" Bat Alea.
"Ja, ich könnte ihn wieder vereisen, aber er ist mein Bett und ich habe gerade
so schön geschlafen. Erst das Schlittern der Kufen hat mich aufgeweckt. Wenn
ich hier nicht schlafen darf, könntet ihr mir ein anderes Heim suchen, eine
Höhle, einen Vulkan oder einen anderen See?" Wünschte sich der Drachen.
"Was?? Aber du bist doch ein Wasserdrache. Wie kannst du da in einem Vulkan oder
in einer Höhle leben?" Wollten Drakon und Alea wissen.
"Nein, ich bin nicht nur ein Wasserdrachen, sondern beherrsche auch Feuer und
Erde, ich bin nämlich ein Elementdrache!" Erwiderte Äron.
"Das ist ja klasse, dann kannst du sogar hier in der Stadt bleiben, denn nur ein
paar hundert Meter entfernt steht ein Vulkan, da könntest du bleiben und wirst
nicht gestört." Sagte Alea begeistert. "Wenn du den See wieder zugefroren hast,
zeige ich dir den Weg dorthin."
Äron gehorchte vereiste die Risse und das Loch aus dem er gekommen war und flog
hinter Alea hinterher. Es dauerte eine Weile bis auch der letzte Rest von ihm
aus dem Loch und Alea hinter kam, denn der Drache war mehrere Meter, wenn nicht
sogar einen Kilometer lang.
Die Freundinnen von Alea und die anderen Leute am See bekamen ihre Münder nicht
mehr zu, sosehr staunten sie.
Als Alea und der Drache ankamen und in ihn hinein flogen, färbte Äron von
weiß zu orange und von blau zu rot.
"Danke Prinzessin ..." Sagte der Drache, doch Alea unterbrach ihn plötzlich:
"Nein, ich bitte dich, sag Alea zu mir. "Prinzessin" kann ich schon nicht mehr
hören. Außerdem hatten wir dich ja vertrieben, also war es unsere Pflicht dich
hier her zu bringen."
"All zu lange wirst du nicht alleine bleiben. Am Sonntag kommen die Pr ..." Da
kassierte Drakon einen bösen Blick von Alea und sprach nach kurzer Pause
weiter:
"Alea und ich noch mal her, weil sie da ihre erste Prüfung bestehen muss!"
Dann flog Alea mit Drakon ab zum Markt.
Dort verwandelte sie sich und ging wieder zu ihren Freundinnen.
"Hey Alea, hast du das gesehen? Diesen riesigen Drachen, der mit Sweet
gesprochen hatte?" Fragte Sophia.
"Blöde Frage, der war doch nicht zu übersehen!" Schimpfte Monika. "Aber sag
mal, wo warst du eigentlich? Und hattest du noch gesehen, wie Stella Sweet fast
den Rock ausgezogen hatte?"
"Ich war auf dem WC, konnte von da aus aber alles sehen!" Erklärte Alea.
"Aber doch nicht die ganze Zeit, wo warst du danach? Kuscheln mit Nicolas oder
Knutschen mit Alex?" Neckte Sophia sie.
"Weder noch, ich habe euch in dem Durcheinander gesucht und nicht gefunden! Erst
jetzt hatte ich euch gesehen. Zum Glück sind jetzt nicht mehr so viele auf dem
Eis, sonst hätte ich euch noch nicht erblickt." Erwiderte Alea.
Auf einmal kamen Alex und Nicolas auf sie zu, ohne sich zu streiten, ein
Wunder!
"Hey, warum bist du einfach abgehauen?" Fragte Nicolas.
Alex wollte es auch wissen, konnte es sich aber schon denken und hielt sich
deshalb zurück.
"Ich hatte meine Freundinnen gesehen und wollte sie begrüßen." Antwortete Alea
kurz und bestimmt.
Mittlerweile war es dunkel geworden, der See und auch der Marktplatz leerten
sich. Das Eis wurde nun von kleinen Scheinwerfern beleuchtet und die Straßen
des Marktes wurden von den Lichtern der geschmückten Tannenbäume erhellt.
"Kommt lasst uns noch etwas Schlittschuhlaufen!" Rief Alex.
Da begann es gerade zu schneien, es war der erste Schnee in diesem "Winter".
"Ja, lasst uns die Zeit nutzen, momentan ist niemand mehr auf dem Eis! Der
würde praktisch nur uns gehören." Freute sich Alea.
"Schau mal auf die Uhr! Jetzt fährt der letzte Bus nach Hause oder wie bist du
her gekommen?" Wollte Monika wissen.
"Oh ... äh ..." Stotterte Alea verlegen, denn daran hatte sie nicht mehr
gedacht.
"Nicolas, komm! Wir fahren jetzt nach hause. Wenn du willst kannst du noch zwei
Freunde mitnehmen." Rief Frau Calmer ihm vom Auto zu.
"Ja. Alea, möchtest du nicht bei mir mitfahren? Alex kommt bestimmt auch
alleine nach Hause." Bot Nicolas ihr an.
"Nein, aber danke für das Angebot. Ich habe noch ein paar Sachen im Kofferraum
von Alex Eltern." Lehnte Alea ab.
Dann ging Nicolas betreten zu seinen Eltern und fuhr mit ihnen los.
Auch Aleas Freundinnen waren bereits weg. Der ganze Marktplatz war wie
leergefegt. Alex machte in Gedanken schon Freudensprünge, weil er endlich
wieder mit Alea alleine war. Auch die Atmosphäre hatte gepasst, das zarte,
helle Licht, das sich sanft im Eis brach, die kleinen, weißen Flöckchen, die
mit dem Wind spielten und der Schnee auf dem Boden, den Wipfeln, dem Eis und in
den Haaren der Beiden, der durch die sinnlichen Strahlen des Lichtes glitzerte
wie viele kleine Diamanten. Einfach romantisch.
"Möchtest du denn noch ein bisschen mit mir Eis laufen?" Bat Alex, der vor
Freude die Kälte nicht bemerkte.
"Klar." Antwortete Alea mit dem gewohnten Lächeln.
Na da stand dem jungen Glück ja nichts mehr im Wege, oder?
"Nein, du musst morgen früh raus! Schon vergessen? Du hast zu trainieren!"
Zeterte Drakon.
Alex hätte ihm am liebsten den Hals umgedreht.
"Na gut, dann lass uns zurück fliegen." Meinte Alea genervt.
***
So machten sie sich auf den Weg, Alex begleitete sie noch nach Hause und
verabschiedete sich erst dort von ihr.
"Morgen komme ich früher zum Training! Versprochen." Sagte Alex verlegen,
während er sich den Hinterkopf kratzte.
"OK, pass aber auf! Drakon ist als Trainer ziemlich fies." Erklärte Alea lieb
und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
"Bis morgen!" Sagte er, ging mit der Hand an der Backe zu Drak, stieg wieder auf
und flog los.
Alea ging ins Bett, wo Drakon es sich bereits bequem gemacht hatte, er schlief
auch schon tief und fest. Aber sie konnte noch nicht schlafen, irgendetwas hielt
sie wach, ein ungutes Gefühl beschlich sie und breitete sich in ihrer
Magengegend aus. Sie stand noch mal auf, zog sich eine warme Jacke an und
stiefelte im Nachthemd durch den Wald. Was ist das für ein Gefühl? Je weiter
sie aus dem Wald heraustrat, je stärker und schmerzender wurde dieses Gefühl.
Und als sie vor der Schule ankam, zwang es sie auf die Knie, kurz bevor sie ihr
Bewusstsein verlor, sah sie einen riesigen schwarzen Schatten vor ihr
verschwinden.
Kapitel 8: Kapitel8: Die Grindis
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Kapitel 8:Die Grindis
Sehr Früh am Morgen wachte sie auf, geweckt durch das zwitschern eines Vogels.
Doch sie lag nicht mehr vor der Schule, sondern in ihrem Bett.
"Wie ist sie dorthin gekommen? War alles nur ein Traum?" Fragte Alea sich.
Während Drakon noch schlief, stand sie schon auf und ging ins Bad um sich zu
duschen, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Noch beim Duschen
ging ihr die gestrige Nacht durch den Kopf.
"Wenn es wirklich nur ein Traum war, wieso schmerzte ihr der Kopf dann immer
noch so? Und wenn es wirklich wahr gewesen sein sollte, wie ist sie wieder in
ihr Bett gekommen?"
Plötzlich klopfte es an der Tür doch Alea hörte nichts, sie war total in
Gedanken versunken. Auch den Ruf "Alea?" hörte sie nicht und noch nicht einmal
das kappen der Tür und knarren der Fußbodenbretter.
Mittlerweile war sie mit dem Duschen fertig und ging nur mit einem kurzem
Handtuch bekleidet ins Zimmer.
"Alex?!?" Sagte sie erschrocken und blieb wie angewurzelt stehen.
Er drehte sich leicht errötet um und begrüßte sie mit zugekniffenen Augen:
"Guten Morgen. Entschuldige, dass ich so reingeplatzt komme, aber ich hatte
geklopft und gerufen und da du nicht geantwortet hattest, wollte ich kucken
gehen ob du noch schläfst oder es dir nicht gut geht." Erklärte Alex verlegen.
"Macht nichts, ich hatte geträumt und hätte besser aufpassen müssen."
Erwiderte Alea während sie sich anzog.
"Ach ja, worüber hast du denn nachgedacht, dass du so tief in Gedanken
versunken warst?" Fragte Alex.
"Ach ...nur über die Prüfung am Sonntag." Log sie, um ihm keine Sorgen zu
bereiten.
"Ah ja stimmt, du hast ja bald deine erste Prüfung!!" meinte Alex.
"Ähm ... sag mal ... hast du gestern Abend gut geschlafen?" fragte Alea
forschend.
"Ja, nach deinem ... ähm ... Abschiedkuss habe ich so gut wie noch nie
geschlafen!" Sagte Alex immer noch mit zartrosa Wangen.
"Wollen wir dann trainieren?" fragte Alea, die nun angezogen ganz dicht vor Alex
stand.
Als der nun seine Augen aufmachte und ihre Augen so nah sah erschrak er, ging er
ein Schritt zurück und fiel über ein Bücherstapel, ergriff im Fall aber noch
die Hand von Alea und es kam, wie es kommen musste: Alex kam mit einem WUMM auf,
womit er Drakon weckte und Alea fiel, da Alex ihre Hand noch hielt, durch den
Ruck auf ihn drauf.
"Ich glaub das wird langsam zur Gewohnheit." kicherte Alea.
Da fing auch Alex an zu lachen, selbst wenn es beiden eigentlich peinlich war.
Drakon betrachtete die beiden mit Kopfschütteln.
"Los hoch da ihr zwei, abtrainieren." Schimpfte Drakon.
"Wird erledigt Chef!" sagte Alea.
"Wo hast du Drak gelassen?" fragte Drakon enttäuscht.
"Er sagte, er wollte zu Hause bleiben und sich über die anderen Prinzessinnen
informieren. Wenn ihr mich fragt, wird er aber eher sich den Bauch voll schlagen
und dann die ganze Zeit schlafen!" antwortete Alex.
"Aha, dann mal ran ans aufwärmen." Rief Drakon und sie liefen los.
Alex war während des Ausdauerlaufs schon alle, aber als er dann noch
Liegestütz und so machen sollte, musste er sich erst mal zum ausruhen
hinsetzten.
"Hast du das gestern und vorgestern auch schon machen müssen?" fragte Alex
außer Atem.
"Ja, warum?" sagte Alea noch topfit.
"Oh Gott, und wie hast du dann den Kampf und die Verbrechensbekämpfung noch
erledigen können?" fragte Alex hechelnd.
"Wie auch noch erledigen können? Das war doch nicht schwer." Erklärte Alea.
"Nicht schwer? Nicht schwer? Das war doch wohl ein Witz du bist schließlich
ein.... und ich bin ein ....., da kannst du doch nicht sagen, dass das ein
Zuckerschlecken für dich ist." Protestierte Alex.
"Was soll das denn heißen? Meinst du Mädchen sind schwächer als Jungs?"
fragte Alea eingeschnappt.
"Theoretisch schon, ja ." sagte Alex nicht mehr ganz so überzeugt.
"Aber Alex, das ist doch ganz logisch, das Alea ausdauernder ist, sie ist
schließlich die Prinzessin und du nur der Wächter." Sagte Drakon gütig.
"Obwohl die Stärke, die sie jetzt schon besitzt, einfach unglaublich ist."
Dachte Drakon für sich.
"Ok. Dann lass uns kämpfen!" rief Alex.
Und stürzte genau wie am Vortag auf sie los, traf heute jedoch noch weniger als
gestern. Er musste sich schon was Gutes ausdenken um Alea zu erwischen. Doch
eigentlich hatte er Glück den Alea war nicht bei der Sache, sie musste im Kampf
immer an den großen schwarzen Schatten denken und diese seltsam, lähmenden
schmerzen. Aber an Alea rangekommen, ist er doch nicht. Gerade als Alea sich
wieder auf den Kampf besann und angreifen wollte, kam Nicolas.
"Hallo....ihr..." sagte er etwas betrübt, da wie wir wissen, Nicolas und Alex
sich nicht besonders leiden können.
Alea sah schon, wie das wieder enden würde.
"Hallo, Nikolas was treibt dich her?" fragte Alex, sich vor Alea stellend.
"Ich will nur mit Alea reden und nicht mit dir!" sagte Nicolas.
"Was ist denn?" fragte Alea neugierig.
"Würdest du mit mir ins Kino gehen? Ich spendiere die auch Poppkorn und Cola!"
fragt Nicolas.
"Nein will sie nicht." Antwortete Alex für Alea.
"Was wollen wir denn gucken?" fragte Alea gereizt, wegen Alex Bemerkung.
"Was du willst. Ich habe das Programm mitgebracht." Sagte Nicolas und streckte
Alex grinsend die Zunge raus.
"Lass mal sehen!" bat Alea, blätterte im Programm hielt den Finger auf ein Bild
und sagte: "Das da. Das wollt ich schon seit längerem gucken."
"Gut, dann komm ich mit das wollte ich auch schon mal sehen!" sagte Alex mit
einer Lockerheit und Lässigkeit, das Nicolas ihn am liebsten eine rein gehauen
hätte. "Wo wollen wir ins Kino? Hier, in Firecity oder wo?" fragte Alea.
"Hier, da die Vorstellung besser abpassbar ist, der Film beginnt in zwei
Stunden, wenn du willst, kannst du dich noch mal frisch machen, ich holt dich
dann ab!" sagte Nicolas.
"Geht klar, bis nachher Jungs." Sagte Alea und ging mit Drakon zurück zum Haus.
Auch Alex und Nicolas gingen nach Hause, aber mit einem riesigen Abstand
voneinander.
***
Alea nutzte die Zeit, wusch sich, zog sich um und wollte Nicolas entgegen gehen.
Sie sah toll aus, sie trug hohe Stiefel, eine goldgetigerte Jeans, eine lange
weite weiße Bluse und darüber einen Pullover. Wegen der Kälte zog sie sich
für den Weg noch einen Mantel an und warf sich einen Meterlangen Schal um den
Hals, so stapfte sie los. Die ganze Nacht hatte es weiter geschneit und der
Schnee war schon mehrere Zentimeter hoch, als Alea das Haus der Calmers erreicht
hatte, da es seit der Nacht nicht aufgehört hatte zu schneien, war ihr Haar
voller Schnee. Nicolas kam gerade aus der Villa und schritt auf sie zu.
"Hy, du siehst echt toll aus." Sagte Nicolas.
"Danke, du aber auch." Meinte Alea.
Nicolas trug eine dunkel braune Kurthose, dunkle Turnschuhe und einen schwarzen
Rolli, darüber eine beige Daunenjacke. So gingen sie los, Alea hatte Drakon in
ihrer Manteltasche mit genommen, weil der sie so lange mit dem Training genervt
hatte, das er nun doch mit durfte, denn eigentlich wollte sie ihn nicht
mitnehmen. Am Eingang trafen sie Alex, der gerade dabei war seine Karte zu
kaufen. Er war locker angezogen, mit einer grau schwarzen Hose, dunkel
beigefarbenes Hemd und Turnschuhen, obwohl es so kalt war, trug er nur eine
Jeansjacke darüber.
"Na, ihr beiden. Beeilt euch der Film beginnt gleich und es sind nur noch wenig
Karten vorhanden." Sagte Alex.
"Keine Sorgen wir haben reserviert." sagte Nicolas stichelnd, dann ging er zum
Schalter und holte die Karten.
Als sie in den Kinosaal kamen, bekamen sie fast einen Schock. Fast jeder Sitz
war besetzt, außer den den Dreien von Alea, Nicolas und Alex. Sie hatten noch
recht gute Plätze erwischt, sie lagen nebeneinander und so ziemlich in der
Mitte. Direkt hinter ihnen saßen....na wer wohl: Sophia, Stella, Bianka,
Tiffany, Monika und Annika - (was ein Zufall *g*)
"Hallo, Alea." Riefen die Freundinnen.
"Hallo, schön, dass ihr auch hier seid." Sagte Alea überrascht.
"Hey, du bist ja schon wieder mit beiden aus." Meckerte Sophia.
"Nein, ich..." sagte Alea, doch da unterbrach Bianka sie: "sag mal mögen die
dich, oder mögen die sich? Denn immer da, wo der eine ist, ist auch der
andere!"
"Nein, der eine ist nur dann da, wenn der andere Alea zu nahe kommt. Die beiden
können sich nämlich absolut nicht riechen." Erklärte Monika. Dann kicherten
die Mädels, zum Glück hatten die Jungs von dem Gespräch nichts mitbekommen.
Die beiden waren mal wieder mit streiten beschäftigt. Als nun der Film begann,
war es gar nicht so einfach die zwei zu beruhigen, erst als Alea sich zwischen
Alex und Nicolas setzte, gaben sie ruhe.
Gerade mal eine halbe Stunde später kam schon eine Unterbrechung durch die
Polizei:
"Achtung, Achtung wir bitten sie das Gebäude langsam und ruhig zu verlassen.
Wir erhielten die Information, dass in diesem Gebäude eine Bombe versteckt
wurden ist und bereits in einer viertel Stunde losgehen soll."
Alle sahen sich überrascht an und konnten sich vor Schreck kaum bewegen.
"Schnell raus hier!" rief Alea und trieb Alex, Nicolas und ihre Freundinnen an,
verzog sich selbst aber in einen leeren Nebenraum, in dem noch einige Filme
gelagert wurden.
"Alea?!?!" rief Stella ihr nach. Doch als Alea dies nicht hörte, folgte Stella
ihr in die Kammer, die anderen hatten das Fehlen der beiden nicht bemerkt und
waren einfach raus gegangen. Als Alea glaubte, dass niemand mehr im Kino war,
verwandelte sie sich, doch Stella stand bereits an der Tür zum Nebenraum und
hatte alles mit angesehen.
"D-d-Du ...b-bist ... Sweetsunrise?!?!?!?" stotterte Stella mit großen Augen.
"Was? Warum bist du noch hier?" rief Alea erschrocken.
"Ist ja cool! Warum hast du uns das denn nicht gesagt? Deshalb die langen Haare,
die Geheimnistuerei und die wenige Zeit, die du mit uns verbringst." Sagte
Stella begeistert.
"Was?" sagte Alea glücklich, "Du bist nicht böse oder so!"
"Quatsch! Warum sollte ich denn böse sein? Ist doch cool so'ne Kriegerin als
Freundin zu haben. Sag mal, wie bist du denn dazu gekommen? Ich mein das war ja
von gleich zu gleich! Und irgendwie angedeutet hatte sich ja auch nichts, willst
du irgendwen rächen oder willst du nur mehr in der Mitte stehen?" fragte Stella
sie aus.
"Lass dir das von Drakon erklären, ich habe jetzt keine Zeit!" sagte Alea und
stupste ihr Mäuschen wach, "Drakon, bring Stella bitte hier raus zu den
anderen!"
"Wird erledigt." sagte Drakon noch schläfrig, aber gehorsam. "Komm mit!"
"Wow, die Maus kann ja sprechen." wunderte Stella.
Stella, Drakon und Alea wollten gerade aus dem Nebenraum zurück in den Kinosaal
treten, als zwei sehr dunkel bekleidete Personen herein kamen, schnell
versteckten sie sich wieder in dem kleinen Raum und sahen durch den Schlitz
zischen Tür und Rahmen hindurch. Einer trug eine Art Funkgerät und der andere
einen schwarzen runden Koffer.
"Psst!" flüsterte Alea.
"Was meinst du, sind das die, die die Bombenwarnung abgegeben hatten?" fragte
Stella im Flüsterton.
"Ja, ich glaube schon und die Bombe ist bestimmt in dem Koffer. Ich möchte mal
wissen wer das ist, sie haben solche seltsamen Umhänge an. Aber wenn sie das
Haus wirklich in die Luft jagen wollten, wäre es dumm von ihnen beim Koffer zu
bleiben. Ich schätze, sie wollen Lösegeld erpressen oder so etwas." Erklärte
Alea.
"Glaubst du, dass du mit ihnen fertig wirst? Die sehen ganz schön riesig und
stämmig aus!" wisperte Alea besorgt.
Alea trat nun ein paar Schritte vor, doch gerade als sie raus stürzen wollte,
kamen noch vier von derselben Statur herein und sprachen mit den anderen, was
genau konnte man nicht verstehen, da sie zu weit weg waren.
"Sind wohl alles Bodybuilder, so riesig und kräftig wie die aussehen." kicherte
Stella leise.
Drakon verdrehte deswegen die Augen und Alea wusste nun nicht mehr genau, was
sie tun sollte, lieber Stella in Sicherheit bringen oder die schwarzen Gestalten
dingfest machen. Leise murmelte sie dies vor sich her, doch so leise sie auch
sprach Stella hörte es doch.
"Versuch die Klötze da erstmal umzuhauen, wollte dich eh schon mal live in
Aktion sehen, dass mit der Entführung ging ja daneben!" meinte sie. "Keine
Sorge aus sicherer Entfernung natürlich." Fügte sie schnell hinzu.
"Gut," sagte Alea und nahm bereits die Klinke in die Hand, "Aber du musst mir
versprechen, dass du auch wirklich hier bleibst, egal was passiert!"
Als Antwort bekam sie nur ein "Geht klar", mehr hörte sie nicht, denn dann war
sie schon auf die sechs losgestürzt und wollte sie gerade angreifen, doch als
die sie bemerkten und sich zu ihr umdrehten, erschrak Alea zutiefst. Es waren
keine Menschen, sondern riesige grüne Wesen, ihre Gesichter sahen verbeult und
irgendwie verlaufen aus, ihre Pranken glichen eher einer Portion Spagetti als
Händen und von dem Rest ihres Körpers sah man "zum Glück", wie Alea dachte,
nicht.
"Oh, Prinzessin Solis, wir haben bereits von euch gehört, sie sind ja ein
wahrer Engel für dieses Menschenpack, ihr verhindert Überfälle und rettet
kleine Kinder." Sagte einer der Grünlinge mit einer seltsamen, verzerrten
dunklen Stimme, "Warum gebt ihr euch mit so primitiven Subjekten ab? Dieses
Viehzeug ist es noch nicht einmal wert in eurem Palast zu arbeiten. Ihr seid zu
etwas höherem bestimmt."
"Wer oder was seid ihr? Woher wisst ihr wer ich bin?" fragte Alea mit unsicherer
Stimme.
"Wir sind Grindis, die Boten des schwarzen Herren, von ihm wissen wir auch, dass
ihr wieder erwacht seid und welch taten ihr vollbracht habt!" Antworte der
größte dieser Riesen.
"Und wozu dient diese Bombe?" forschte Alea weiter nach.
"In dem Koffer ist keine Bombe, sondern ein Glumb, eine Art Egel, der die
gesamten Energien dieses Ortes absorbiert und unserem Herrn sendet. Kommt doch
mit Prinzessin, der Herr ist sehr an euch interessiert und würde sich sehr
freuen euch zu seiner Frau nehmen zu dürfen." Erklärte ein anderer.
"Wie alt ist denn euer Herr?" fragte Alea, aber bereute diese Frage schon sehr
schnell, spätestens als sie die Antwort hörte.
"Dieses Jahr wird er 1680 Jahre alt!" erwiderte einer.
"Waaaaaaaaaaaassssssssssss???????????" rief Alea ungläubig mit großen Augen,
es dauerte eine Weile bis sie sich wieder gefasst hatte. "Das könnt ihr
vergessen, erstens bin ich viel zu jung zum Heiraten, zweitens ist mir der
Altersunterschied zu groß und drittens werde ich niemanden heiraten, der den
Menschen ihre Energien abzieht."
"Ein paar Menschen mehr oder weniger merkt eh niemand!" sagte der kleinste der
Grindis.
"Was? Damit bin ich aber nicht einverstanden, bevor ihr dieses Ding hier
anbringt, müsst ihr mich schon besiegen!" Rief Alea voller Wut.
"Gut, Prinzessin, aber seid versichert, dass wir dies nicht gerne tun." Sagte
ein Grindi und griff sie an.
Im nu hatte sie ihn erledigt und er löste sich in Staub auf, dann attackierte
sie den zweiten, mittlerweile konnte sie auch mit ihrem Element umgehen, zwar
waren die Feuerbälle und der -sturm noch etwas schwach, aber sie trafen ihr
Ziel und spätestens nach dem dritten Angriff war auch der nächste nur noch ein
Windhauch.
"Wow, zwei hat sie schon erledigt." Flüsterte Stella begeistert, sie und Drakon
sahen weiterhin durch den Schlitz zu.
Und dann als Alea gerade mit einem beschäftigt war, wurde sie von den anderen
dreien angegriffen und zu Boden geschlagen. Während sie in der Ecke lag, sich
nicht mehr rührte und es so aus sah, als könne sie nicht mehr, war Stella
schon drauf und dran ihr zu helfen, sie ging von Wut und Angst gepackt einen
Schritt aus der Tür heraus, auf einmal leuchtete auf ihrer Stirn ein Zeichen
auf, es sah aus wie ein Blatt.
"Warte!" rief Drakon und verwandelte sich in einen Drachen.
"Hey, du kannst einen aber auch immer wieder neu erschrecken!" sagte Stella
etwas verängstigt und schritt wieder ein Stück zurück.
"Du bist auch eine Prinzessin und zwar eine Prinzessin der Erde. Du kannst Alea
helfen, du musst dich nur auf die Macht in deinem Inneren konzentrieren!" sagte
Drakon.
"Verwandle ich mich dann auch so, wie Alea?" fragte Stella begeistert.
Drakon antwortete nur mit einem Nicken und wies dann mit bösem Blick nach Alea,
die sich nur langsam wieder erhob. Stella versuchte sich zu konzentrieren, doch
irgendwie wollte es nicht so recht klappen.
"Was soll das denn, warum funktioniert das bei mir nicht?" Zeterte Stella
wütend.
"Na ja, ich würde sagen, deine Kräfte sind entweder sehr, sehr tief in dir
verborgen oder ... nur minimal vorhanden." Spottete Drakon.
Dass machte Stella sauer und ... PUFF ... war sie verwandelt.
"Achso ist das ... deine Kraft ist noch emotional gebunden." Sagte Drakon.
Stella sah einfach großartig aus, sie trug ein Gewand gleichsam dem von Alea,
aber in grün und auch der Schnitt war ein wenig anders, sie trug ebenfalls
einen Umhang, aber sie hatte keinen Zweiteiler, es ging alles sehr harmonisch in
einander über, eigentlich war es ein weißes Kleid mit einem Schlitz, der Knapp
unter der Oberweite begann und bis zu den Füßen reichte, doch kurz unter dem
Bauchnabel waren die Enden in die entgegen gesetzte Richtung zusammengebunden.
Auch sie zierte ein Gürtel, jedoch in grün und er war nicht zusammen geknotet,
sondern lag nur sanft um die Hüften gewickelt. Ihre Schuhe waren wesentlich
kleiner als die Stiefel von Alea, es waren eher Stiefeletten. So ging Stella aus
dem Raum und rief mit verschränkten Armen:
"Ich bin die Prinzessin der Erde, die Hüterin der Pflanzen, ich bin ... äh ...
äh ..." Nach einer Weile flüsterte sie leise zu Sweetsunrise. "Alea was meinst
du? Wie soll ich mich nennen?"
"Oh Gott nein, ich hoffe die Grindis haben das nicht gehört!" dachte Alea
leise.
"Wie wär's mit ... ähm ... Earthgardian oder ... Flowerprotector?" schlug Alea
vor.
"Super Idee!" sagte Stella, doch die vier Grindis, die noch übrig waren,
sammelten sich.
"Anscheinend planen sie eine Attacke." Überlegte Alea im Stillen.
Sie hatten sich im Kreis aufgestellt und die Hände, sofern man es Hände nennen
konnte, in die Luft erhoben. Plötzlich sammelte sich über ihnen eine schwarze
blitzende Kugel an. Als sie groß genug war, feuerten die Grindis sie ab. Zum
Glück hatte Alea schnell genug reagiert und einen Feuerball darauf abgefeuert,
denn die Kugel war für sie bestimmt. Dann fingen sie erneut an Energie zu
sammeln, diesmal jedoch mehr, dadurch wurde die Kugel größer, doch ihre
Laufbahn war nicht die selbe, sondern flog sie diesmal auf Stella zu. Alea
wollte nicht, dass Stella etwas passiert, deshalb stürzte sie zu ihr, warf sich
vor sie und feuerte erneut einen Feuerball ab, doch leider wurde die Kugel
diesmal nicht zerstört, sondern teilte sie in viele kleine feste Stücke, als
ob eine dunkle Glaskugel zerbrochen wäre. Alea breitete ihren Umhang vor Alea
aus und stellte sich schützend mit dem Gesicht zu ihr vor sie, tausende kleine
Splitter prallten gegen ihren Rücken, doch ihr Umhang schützte sie und erlitt
nicht mal einen Kratzer.
"Alles in Ordnung mit dir?" fragte Alea besorgt.
"Ja, danke." Sagte Stella etwas eingeschüchtert.
Alea drehte sich um, rief während des "Fire Flash" und schleuderte vier kleine
blitzende Feuerkugeln zu den übrigen Grindis, die dadurch sofort zerstört
wurden und zu Staub zerfielen. Mit letzter Kraft vernichtete sie auch den Glumb
und der Frieden war gerettet. Nun sank Alea in die Knie und ohne, dass sie es
wollte, verwandelte sie sich wieder zurück Die Splitter der schwarzen
Energiekugel waren im ganzen Raum verteilt, einige steckten in den Sitzen,
andere in den Wänden oder an der Decke und zwei haben ein kleines schwarzes
Etwas oben in einer Ecke getroffen, das sich später als eine Kamera
herausstellen sollte. Nach einem Augenblick begannen sie sich aufzulösen und
zurück blieben nur die Kratzer und Löcher der Umgebung. Alea und Stella
wollten sich eigentlich heimlich rausschleichen, dass war jedoch kaum möglich
bei diesem Menschenandrang.
"Da seit ihr ja endlich.", "Wir haben uns schon Sorgen gemacht.", Wo wart ihr
denn?" riefen die Freundinnen durcheinander.
"Ähm ... auf der Toilette!" sagte Alea nach reichlichem überlegen.
"Klar, zwei Stunden lang." Sagte Monika skeptisch.
"Nein, waren doch nicht auf dem Klo, wir haben diese grünen Grindis" Sagte
Stella begeistert, wurde dann aber von Alea und einem bösen Blick unterbrochen:
"... äh Gangster gesehen."
"Quatsch, ... und stellt euch vor wir haben sogar ..." sagte Stella und wurde
wieder von Alea unterbrochen: " ... Sweetsunrise gesehen, nicht wahr? Das
wolltest du doch sagen oder?" meinte sie etwas nervös und gab Stella einen
kleinen Stups in die Rippen.
"Aua, spinnst du, nein, dass wollte ich nicht sagen. Ich wollte euch berichten,
dass wir ..." sagte Stella, worauf Alea die Augen verdrehte und ihr
zuflüsterte: "Geheimidentitäten sind geheim!!!!!!"
Wobei sie das Wörtchen "geheim" so laut knurrte, dass ihre Freundinnen es auch
hören konnten, zum Glück deuteten ihre Freundinnen diesen Wortwechsel etwas
anders und fragten total baff: "Was!?!?!?!? Ihr wisst die Geheimidentität von
Sweetsunrise???"
Alea hätten ihnen am liebsten eine übergezogen, schließlich waren sie von zig
Leuten umgeben, die alle dafür interessiert waren, was dort drinnen passiert,
doch sie riss sich zusammen und sagte nur: "Pssst!"
"Oh, entschuldigt, aber wer ist sie denn nun wirklich?" flüsterten alle im
Chor.
"Nicht hier, später." Sagte Alea.
"Ob der Film jetzt weitergehen kann?" fragte Alex um vom Thema abzulenken und
Alea unter die Arme zu greifen.
"Das glaub ich eher nicht oder zumindest nicht im selben Kino, das sieht
nämlich nicht mehr wirklich nach einem Kino aus." Sagte Alea.
"Ja, eher nach Müllkippe." Kicherte Stella.
Dann hörten sie den Leiter des Kinos sprechen: "Meine Damen und Herren, wir
bitten sie um Gehör und entschuldigen uns bei ihnen für die Wartezeit. Durch
diesen Vorfall kann Kino Nummer 5 (dort lief der Film, den Alea und ihre Freunde
sich angesehen haben) für die nächste Zeit nicht genutzt werden, diejenigen,
die sich in diesem Kino einen Film angesehen hatten, bekommen entweder ihr Geld
zurück oder dürfen sich in einen anderen Film setzen, wir beginnen jeden
erneut von vorn, danke für ihre Aufmerksamkeit und viel Spaß."
"Gähn, ich geh nach Hause." Sagte Alea und machte sich auf den Weg nach Hause.
"Husch und weg ist sie. Was sie in letzter Zeit nur hat?" fragte Sophia in die
Runde.
"Keine Ahnung!" sagte Alea und wich ihrem Blick aus.
Plötzlich kroch Drak aus Alex' Hosentasche.
"Och ist der süüüüüüüüüüüüüüüüßßßßßßßßßßßß!!!!!!"
rief Stella.
Drak spürte sofort, dass Stella seine Prinzessin war und zwinkerte Alex
unbemerkt zu, dieser wusste sofort, was er zu tun hatte.
"Willst du ihn mal nehmen? Wenn du möchtest kannst du ihn behalten! Er ist eine
fürchterliche Nervensäge." Sagte Alex.
"Echt, das wäre wirklich super." Sagte sie und nahm ihm den kleinen ab.
Dann verabschiedeten sich alle voneinander und gingen entweder in die nächste
Vorstellung, wie die Mädchen oder nach Hause natürlich nachdem sie sich ihr
Geld wiedergeholt haben, wie die beiden Jungs.
***
Alea war während dessen bei sich zu Hause angekommen und zog sich gerade um,
als sie schon wieder dieses seltsame schmerzende Gefühl hatte, welches sie
gestern bereits gefühlt hatte. Sollte sie noch einmal ihrem Gespür folgen?
Oder lieber nicht, schließlich wusste sie nicht mehr genau, wie sie wieder nach
Hause gekommen war.
"Oh, nein, um dann wieder umzukippen und nicht mehr zu wissen, wie man nach
Hause kam. Nein." Sagte Alea sich leise und legte sich hin.
Drakon spürte schon wieder nichts.
***
Bei den Mädels wurde niemand müde, außer Drak, der Stella eigentlich noch
ihre Geschichte erzählen, doch er hielt es nicht aus und schlief ein. Zum
Glück für ihn war es ein Liebesfilm und kein Actionfilm, denn Stella fieberte
richtig mit, sie drückte ihn fast tot, wenn es ein Actionfilm gewesen wäre,
hätte sie ihn bestimmt zusammen geschlagen. Erst spät am Abend gingen alle
nach Hause.
Kapitel 9: Kapitel9: Die dunkle Seite
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Kapitel 9:Die dunkle Seite
Am nächsten Tag stand Alea bereits früh auf, um beim Kloster nach Spuren zu
suchen, wegen des Schattens. Die Bauarbeiten am Kloster waren im vollen Gange,
Aula, Sporthalle, Aufenthaltsräume, Schlafzimmer und Duschen waren bereits
fertig. Nur die Klassenräume mussten noch überarbeitet werden. Leider fand
Alea nichts, Drakon hatte sie begleitet, doch auch er fand nichts.
"Und du bist dir sicher, dass hier etwas war?" fragte Drakon.
"Ja hundertprozentig!" antwortete Alea.
"Ach komm, hören wir auf zu suchen und trainieren lieber ein bisschen. Vergiss
nicht, morgen ist dein erster Test!" sagte Drakon hinweisend.
"Ja, Ja. OK dann wollen wir mal trainieren." sagte Alea.
Alex hatte heute anscheinend keine Lust auf die Aufwärmübungen, denn er kam
erst als Alea damit fertig war. Diesmal hielt er schon länger durch, konnte
aber wieder keinen Treffer landen. Kurz vor Zwölf, als Alea und Alex sich
gerade ausruhten, kamen Stella und Drak an.
"Hallo, ihr zwei! Schon wieder beim Trainieren? Drak hat mir alles erzählt. Den
kannst du übrigens wieder haben. Das ist so eine Quasselstrippe und kritisieren
tut er auch gerne. Und befehlen, ob wohl ICH hier die Prinzessin bin und nicht
er!" sagte Stella.
"Ich weiß. Was glaubst du, warum ich ihn dir gegeben habe!" sagte Alex lachend.
"Von wegen, ich bin nur besorgt und will mein Wissen an euch weiter geben."
sagte Drak beleidigt.
"Ach übrigens, ich traf Bianka, Tiffany, Monika, Sophia und Annika im Dorf, sie
wollen nach dem Mittag zum Weihnachtsmarkt und haben gefragt ob du auch mit
möchtest!" erzählte Stella.
"Klar, gerne. Womit fahren wir?" sagte Alea.
"Höchstwahrscheinlich mit dem Bus?" sagte Stella gelangweilt.
"Und wann fährt unser Bus ab?" wollte Alea wissen.
"Da müssen wir erst nachsehen, komm nach dem Mittag einfach zur Haltestelle.
Aber sag mal, warum willst du eigentlich nicht, dass die anderen wissen, dass du
Sweetsunrise bist? Vertraust du uns nicht mehr?" fragte Stella mit ernster
Miene.
"Natürlich vertraue ich euch! Aber erstens hat Drakon es mir verboten und
zweitens hatte ich Angst vor eurer Reaktion." sagte Alea zögernd.
"Die anderen würden bestimmt nicht anders reagieren als ich. Wollen wir es
ihnen nicht sagen?" meinte Stella.
"Mal sehn, ich werd's mir überlegen." sagte Alea und blickte Drakon bittend an.
"Ok, ich geh dann Mittagessen." rief Stella, "Na komm mit war doch nur ein Witz
Drak!" Stella liebte Hamster, das wusste Alea genau, sie hätte Drak nie
zurückgegeben, auch wenn er noch so viel laberte.
"Ich geh dann auch." sagte Alex.
"Hast recht, hab auch schon Hunger." stimmte Alea zu.
"Willst du mit bei mir essen?" fragte Alex.
"Nein, danke, ich habe bereits eine Einladung." sagte Alea freundlich.
"Was? .....Wo? .....Von wem?!" fragte Alex extrem interessiert.
"Nicht so wichtig. Komm lass uns gehen! ... M-musst du eigentlich auch
irgendwelche Prüfungen bestehen?" fragte Alea um abzulenken.
Alex antwortete nicht. Wusste er bei wem sie eingeladen war? Oder dachte er
nach, weil auch er noch eine Prüfung vor sich hatte? Sie schwiegen den Rest des
Weges, erst beim Kloster bekam Alex den Mund wieder auf.
"Wir sehen uns dann auf dem Weihnachtsmarkt. Ciao!" sagte er und rannt los.
Erst als Alea ihn nicht mehr sehen konnte, ging sie weiter. "Oh man, Jungs."
sagte sie zu sich.
"Hey ich bin schließlich auch einer!" beschwerte sich Drakon.
"Gut, dann sag mir mal, warum ihr gleich denkt, dass man mit euch zusammen
wäre, wenn man euch nur mal nett anlächelt." schnaubte Alea ihn an.
"Nun,....äh... das interpretierst du falsch ..." stotterte Drakon.
"Und nicht nur das, nein, man muss "sein" Mädchen ja gleich verteidigen vor
jedem, der ihr zu nahe kommt." legt sie noch oben drauf.
"Bei uns Drachen ist dass eh anders, das ist nicht so kompliziert, wie bei euch
Menschen." sagte Drakon als er seine Stimme wieder fand, worauf Alea nur ihre
Augen verdrehte.
Das Essen dauerte nicht lange, jedoch war es heut nicht so fröhlich wie sonst,
Herr Calmer verkroch sich hinter der Zeitung, Frau Calmer war viel stiller als
sonst (häufig erzählte sie nämlich ohne Punkt und Komma) und Nicolas kam erst
sehr spät aus seinem Zimmer. Doch da:
"Liebling schalt mal bitte den Fernseher an. Diese Sweetsunrise war schon wieder
aktiv" sagte Herr Calmer.
Frau Calmer knipste den Fernseher an und schaltete zu einem Kanal, der gerade
Nahrichten zeigte.
"Meine Damen und Herren wieder einmal hat unsere tapfere Heldin, Sweetsunrise,
uns geholfen. Gestern Abend gab es im Kino des 3. Feuerdorfs eine Bombenwarnung,
aber dank ihr wurde sie nicht in die tat umgesetzt. Doch es gab bei diesem
"Überfall" mehrere sehr seltsame Dinge, die Bombenleger waren in dunkle Leinen
gekleidet, um nicht erkannt zu werden und verschwanden nach einem erbitterten
Kampf spurlos. Doch nicht nur das, sie bekam auch Verstärkung von einem durch
geknalltem Fan. Aber sehen sie selbst, leider wurde die Kamera im Kino etwas
beschädigt während dieses Kampfes, deshalb gibt es keinen Ton und nur ein paar
verzerrte Bilder." sagte der Nachrichtensprecher.
Alea währe fast das Essen im Hals stecken geblieben, so geschockt war sie
darüber, dass es ein Video gab. Doch zum glück waren die Szenen mit den
Verwandlungen und Feuerbällen so verkriselt, dass man nichts davon sah.
"Auweia, "Durchgeknallter Fan"? Ich hoffe, Stella hat jetzt keine Nachrichten
gekuckt." dachte Alea.
"Vielen Dank für das Essen. Soll ich ihnen noch beim Abräumen helfen?" sagte
Alea.
"Nein, lass man, das Bisschen schaff ich auch alleine." antwortete Frau Calmer.
"Ist gut, dann auf Wiedersehen." Verabschiedete sich Alea, stand vom Tisch auf,
zog sich ihre Jacke an und ging hinaus, ins Dorf zur Bushaltestelle (es gibt nur
eine in Feu).
Ihre Freundinnen warteten bereits dort.
"Hallo Alea" rief Sophia ihr entgegen.
"Hy" rief Alea zurück.
"Hast du die Nachrichte gesehen?" fragte Tiffany.
Alea sah kurz Stella an, die sehr wütend aussah und sagte dann etwas zögerlich
"Ja...hab ich..."
"Hast du auch den Teil mit diesem verrückten Fan gesehen? Ich meine, ich find
Sweetsunrise auch super, nicht dass ich auf sie stehe oder so, auch die Kleidung
sieht voll geil aus, aber gleich an ihrer Seite kämpfen zu wollen, wäre nichts
für mich." sagte Sophia während sie versucht sich das Lachen zu verkneifen.
"Ach hört auf! Woher wollt ihr denn wissen, dass es nur ein Fan war, könnte
doch durch aus sein, dass es eine "Kollegin" von Sweetsunrise war!" sagte Alea
um Stella etwas zu verteidigen.
"Ich bitte dich! Natürlich wäre es toll an ihrer Seite zu kämpfen, wie gesagt
KÄMPFEN und nicht daneben stehen und irgendwas labern." sagte Monika.
"Das war ein Ablenkungsmanöver......denke ich zumindest." rief Stella.
"Ah...da kommt der Bus." rief Bianka um vom Thema abzulenken.
Mit dem Bus dauerte die Fahrt noch länger als mit dem Auto, da die Busse auf
Flamma meist nicht schneller als siebzig fahren konnten. Doch dank des Fahrers
dauerte es noch länger, denn er fuhr höchstens fünfzig. Es war einer der
älteren Generation, er fuhr extrem vorsichtig, zwar hatte es erst heute früh
geschneit gehabt und es war daher ein klein WENIG glatt, aber das war noch lange
kein Grund sich von Schnecken überholen zu lassen.
Es waren nicht viele im Bus, zwei ältere Damen, die vorne saßen und mit dem
Fahrer sprachen, eine allein erziehende Mutter mit ihrem eingedöstem Sohn, dass
sie allein erziehend war, konnte man daran erkennen, dass sie nur schlecht über
den Vater sprach ("wäre er nicht abgehauen dieser Mistkerl....","hätte uns der
Drecksack nicht verlassen"),außerdem war auch noch ein junges, verliebtes
(vielleicht sogar verheiratetes) Paar dort und eine Gruppe Jungen (vier
insgesamt), sie dürften zwischen 16 und 20 gewesen sein.
Alea und ihre Freundinnen setzten sich auf die hintersten Bänke, da die Fahrt
fast vier Stunden dauerte und die Plätze hinten gemütlicher schienen. Während
Tiffany, Bianka, Monika, Stella, Annika und Alea schon wieder über den
"missglückten" Kinoabend sprachen, pirschte Sophia sich an ihre neuen Opfer,
zuerst mit wilden, verführerischen Blicken, dann immer näher rückend. Der
16-jährige hatte es ihr angetan obwohl sie den 19-jährigen auch gerne etwas
näher kennen gelernt hätte. Als sie Firecity endlich erreicht hatten, war es
bereits finster geworden und Sophia hatte sich alle Handynummern der Jungen
besorgt. Nachdem sie sich dann endlich von ihnen verabschiedet hatte, konnten
sie los zum Weihnachtsmarkt.
Die Straßen waren wundervoll geschmückt, überall hingen Tannenzweiggirlanden,
rote Schleifen, Mistelzweige, Lichterketten und teilweise auch Christbaumkugeln.
Auch die Häuser waren bezaubernd verziert, in den Fenstern flackerten bunte
Lichter und über den Türen hingen Mistelkränze. Der Weg vom Busbahnhof zum
Weihnachtsmarkt war nicht lang, denn viele der Stände lagen nicht weit vom
Bahnhof entfernt. Es gab eine Menge zu sehen, CDs, Discmens, Kassetten,
Walkmans, uralte Platten, die neusten Handys, Räuchermännchen, Lichterbögen,
Nussknacker, Krippen, natürlich gab es auch die üblichen "Fress ...! ja
wirklich Fressstände, anders konnte man sie nicht bezeichnen, denn dort
stopften die Leute sich mit geräucherten Fisch, Pommes, Bratwurst, Erbsensuppe,
Schokoäpfeln, Schokobirnen, Bonbons, Gummitierchen, Stollen, Crêpes,
Plätzchen, Glühwein und manch anderen Dingen voll. Auch für Unterhaltung der
Kleinen war gesorgt, sie konnten sich ihre Zeit mit dem Riesenrad, den
Karussells, den Bastelecken und in der Rumpelkiste vertreiben, das ist ein Laden
recht weit in der Mitte der Stadt, wo es viele Kostüme zum anprobieren und
kostenlosen Ausleihen gibt.
Alea und ihre Freundinnen schauten sich überall mal um und kauften sich auch
hier und da etwas. Die Gelegenheit war günstig und so kauften alle gleich die
Weihnachtsgeschenke für ihre Freunde, Verwandten und Bekannten ein. Gerade
kamen sie voll bepackt an dem großen, vereisten See vorbei, an dem sie am
Donnerstag gewesen waren, als Alea an Äron, den riesigen Drachen denken musste.
"Wie es ihm wohl geht?" fragte Alea sich im Stillen.
"Ich bin etwas erschöpft, wollen wir uns nicht ein bisschen ausruhen und
aufwärmen?" fragte Sophia, die selbst verständlich noch nicht erschöpft war,
sondern nur einen, der süßen Typen aus dem Bus, in dem Café sitzen sah, dass
wurde auch den anderen klar, als sie ins Café traten und Sophia ganz
unauffällig auffällig gegen seinen Stuhl stieß. Sophia setzte sich zu ihm.
Die Mädels setzten sich in die einzige noch freie Ecke am Fenster und wärmten
sich mit Glühwein, Kakao und Cappuccino auf. Stella, Monika und Tiffany
durchforsten noch etwas die Speisekarte und trafen auf etwas, was ihre Herzen
höher schlagen ließ und wovon sie nie genug bekommen konnten, Crêpes. Alea,
Bianka und Annika wollten nur Getränke. Alea arbeitete jetzt zwar fast eine
Woche in dem kleinen Laden in ihrem Dorf und dank Familie Calmer brauchte sie
für Lebensmittel kein Geld ausgeben, trotzdem musste sie sich beim Einkaufen
stark zusammenreißen, um nicht zu viel Geld zu verbraten. Für jede ihrer
Freundinnen hatte sie bereits ein Geschenk, auch die Schwestern vom Kloster
bekamen etwas von ihr, es fehlten also nur noch drei Geschenke, eins für
Drakon, eins für Nikolas und eins für Alex, was wohl das Schwerste für sie zu
seien schien. Alea schaute in ihren Gedanken versunken aus dem Fenster, neben
dem sie saß. Plötzlich riss sie ein Rufen aus ihren Träumereien heraus.
"Hy, Alea ist das nicht Alex, der dir da von draußen zu gewunken hat?" fragte
Stella.
"Was? Wo?" fragte Alea leicht verschreckt, doch das, was sie dann sah, ließ sie
erschaudern.
Vorsichtig stupste sie gegen Stellas Arm, um sicher zu gehen, dass sie nicht
unter Halluzinationen leidete, aber auch Stella erschrak, als sie aus dem
Fenster sah, da standen vier dieser schwarz eingehüllten Gestalten, gegen die
sie gestern schon zu kämpfen hatten, die Grindis. Alea nickte Stella zu und
deutete auf die Toiletten, Stella nickte bejahend zurück und stand auf. Die
anderen hatten von dem Blickwechsel nichts mitbekommen und auch nicht von den
Grindis, obwohl sie kaum zu übersehen waren, mit ihrer ekligen grün-schwarz
schimmernden Haut, den schwarzen Umhängen und ihrer beträtlichen Größe von
mindestens 2 1/2 Metern. Sie schlichen sich mehr oder weniger zur Toilette und
vergewisserten sich, dass niemand sonst dort war.
"Was machen die denn hier?" fragte Stella mit angespannter Stimme.
"Keine Ahnung, wir sollten sie erstmal beobachten, vielleicht wollen sie ja
wieder so einen Glumb hier irgendwo platzieren. Auf dem Weihnachtsmarkt sind ja
genug Menschen!" antwortete Alea prompt, dann deutete sie auf ihren, schloss
kurz die Augen und verwandelte sich im Handumdrehen.
Diesmal musste Stella sich nicht erst über Drakon aufregen, sondern stand
gleich, genau wie Alea, in ihrem Kostüm. Die Fenster des Klos waren zum Glück
groß genug, dass sowohl die beiden Mädchen, als auch die beiden Drachen, die
mittlerweile ein kleines Bäuchlein bekommen hatten. Nachdem sie aus dem Haus
raus waren, wollte Alea mit Stella zum Dach fliegen um erstmal eine Übersicht
zu bekommen und einen Überraschungsangriff vorzubereiten. Doch Stella wusste ja
noch gar nicht, wie man fliegt, also musste Drak es ihr erst zeigen bzw. sagen,
wie sie sich Flügel "wachsen" lassen konnte. Als sie dann endlich oben waren
(es hatte eine kleine Weile gedauert, weil Stella und Drak sich ein wenig in den
Haaren hatten), sahen sie, dass sie nicht die einzigen waren. Alex war auch auf
die Idee gekommen, sich ein besseres Bild über den Stadtabschnitt zu
verschaffen. Es dauerte einige Minuten bis er sie bemerkte.
"Hy, wusste gar nicht, dass ihr auch hier seit!" sagte Alex mit Unschuldsmiene,
da er ihnen am Morgen "begegnet" war, wusste er es natürlich sehr wohl, dass
sie in die Stadt kommen würden.
Gemeinsam beobachteten sie nun die Grindis.
"Es sieht so aus als würden sie etwas suchen." sagte Alea.
"Ja, aber warum bemerkt sie niemand?" warf Stella ein.
"Gute Frage! Darüber habe ich vorhin auch schon nachgedacht!" sagte Alex.
"Natürlich bemerkten die Leute sie, sie reagieren jedoch nicht, weil sie meinen
sie seien nur verkleidet." erklärte Drakon.
"Achso, dann wäre es jetzt aber dumm von uns sie anzugreifen, oder?" Meinte
Alea.
"Ob sie wieder so ein komisches Ding anbringen wollen?" wollte Stella wissen.
"Kann sein. Vielleicht suchen sie die "richtige" Stelle, an der sie ihn
positionieren können!" sagte Drakon.
"Ja, aber wir müssen sie davon doch irgendwie abhalten können!" rief Stella
bestimmt und dann ... zur Überraschung aller pfiff sie, um die Grindis auf sich
aufmerksam zu machen, so laut, dass Alex, Drak, Drakon und Alea fast die Ohren
abgefallen wären.
Die Grindis stutzten, sahen zum Gebäude auf und flogen dann zu ihnen hoch. Die
Leute, die ringsum standen, staunten und erschraken, als sie dies sahen.
"Was sollte das denn?" fauchte Alea zu Stella.
"Wieso? Geht doch ganz gut auf, für Alex einen, für dich einen, für mich
einen und einer für die zwei Drachen. Wenn du mit sechsen oder so fertig wirst,
dann schaffen wir fünf doch wohl die vier da!" bestätigte Stella ihre tat.
"Nein, deswegen doch nicht! Was ist mit den Passanten da unten? Weißt du noch
wie das Kino aussah?" schnaufte Alea vor Wut.
"Achso!" sagte Stella kleinlaut und dachte an den zerstörten Kinosaal.
Ala flog höher, weit über die Dächer der Stadt, um die Grindis fort zu
locken, anscheinend waren sie noch sauer, wegen dem "Kollegenverlust". Stella
versuchte hinterher zu fliegen konnte mit Alea und den Grindis jedoch nicht
mithalten. Alex hatte es noch schwieriger, da er nicht selbst fliegen konnte,
griff er auf Drak zurück, der es mittlerweile satt hatte andauernd das Taxi zu
spielen. Die Menge staunte und betrachtete diesen ungewöhnlichen Luftkampf.
"Prinzessin unser Herr ist erzürnt über eure Taten, doch er würde darüber
hinwegsehen, wenn ihr sofort mit uns kommt und seine Frau werdet." sagte einer
der Grindis.
"Niemals...ich werde niemals jemanden heiraten, der von dunkler Energie lebt,
die er von den Menschen absorbiert hat." antwortete Alea mit entschlossenem
Blick.
"Ihr hängt viel zu sehr an diesem Abschaum. Ihr solltet euch endlich von ihnen
lösen!" sagte ein Grindi und kurz darauf schoss er eine riesige schwarze
Energiekugel in Richtung Menschenhaufen.
Drak spukt einen Elektroball um die schwarze Kuller aus der Bahn zu werfen, doch
anstatt die Richtung zu ändern nahm der Energieball die Kraft von Draks Angriff
in sich auf und wurde nur noch größer.
"Sch..."sagten Alex, Drak, Drakon und Stella wie im Chor, doch bei dem einen war
es der Ausdruck ihrer Wut und bei dem anderen eine Sekunde des Schreckens.
Alea flog dem Ball nach, zuerst wollte sie ihm eine Feuerkugel entgegen
schicken, dann hatte sie jedoch Angst, dass auch diese absorbiert werden
könnte. Nun stellte Alea sich der Kugel entgegen und wollte sie schon mit
bloßen Händen aufhalten als Drakon ihr etwas zu rief:
"Nicht mit den Händen versuch es mit dem Stab! Vergiss nicht Konzentration."
So geschah es auch, Alea konzentrierte sich auf ihre Innere Kraft, griff in die
Luft und von einer zur anderen Sekunde hielt sie einen grau/lila Stab in den
Händen, an einen Ende hatte er zwei unterschiedlich große Sicheln mit einem
rubinfarbenen Tropfen durch schwarze Ranken in deren Mitte fixiert und am
anderen Ende eine Rubinpyramide. Alea wusste nicht recht wie sie mit dem Stab
umgehen sollte, also nutzte sie ihm, wie einen Baseballschläger und schlug die
schwarze Kuller mit voller Kraft gegen einen der Grindis, dieser löste sich
kurz nach der Berührung mit der Kugel in staub auf. Stella und Drak waren
während dessen nicht untätig gewesen und hatten sich jeweils einen
vorgenommen. Stella hatte es besonders schwer, da sie noch keine einzige
Elementarattacke konnte, doch trotzdem schlug sie sich einfach klasse. Alea war
so verwundert und perplex darüber, dass sie den angreifenden Grindi, gar nicht
bemerkte und so einen heftigen Schlag ins Rückrad kassierte.
"Au, scheiße! ...Sag mal spinnst du, dass tut doch weh!" fauchte Alea den
Grindi an. Dieser hatte offenbar eine andere Reaktion erwartet und war total
überrascht, dass nutzte Alea aus und bohrte ihn die Sichel in die Magenkuhle,
der nächste war dahin. BRAUS - WUSCH - KLONK schon wieder hatte Alea etwas
erwischt, sie drehte sich um und spürte einen heftigen Schmerz in der Schulter
direkt vor ihr kämpfte Stella mit einen Grindi, dieser hatte gerade eine Art
"Messer regnen" auf Stella losgelassen, die jedoch intelligent und schnell genug
war um sich aus dem Staub zu machen. Zum Glück bestand dieser "Regen" nur aus
drei Messern, zwei trafen das Dach eines Hauses in der Nähe und verpufften und
das andere traf Alea mitten im Schulterblatt, verpuffte jedoch nicht. Sie zog
sich, mit schmerzverzerrtem Gesicht das Messer aus ihrer Schulter, stürmt auf
den Grindi zu und rammte ihm das Messer ins Herz (soweit eins hatte).So löste
auch dieser sich auf.
"Drak bist du immer noch nicht fertig?" schimpfte Stella.
"Grrr. Mach doch selber ist gar nicht so einfach." meckerte Drak zurück.
Der Umhang des Grindis war schon total zerfetzt, weil Drak immer nur den Umhang
beim Beißen erwischt hat. Dem Grindi machte es Spaß so mit Drak zu spielen, er
bemerkte noch nicht einmal, dass seine Kameraden bereits gekillt worden waren.
"Wirst du alleine noch mit dem fertig???" fragte Alea besorgt.
"Ein bissen Hilfe wäre ganz nett." schnaubte Drak erschöpft.
Alea und Stella warfen sich nur einen kurzen Blick zu, dann, es geschah in
Sekundenschnelle, packte Stella die Kapuze des Grindis, die ihm eh schon stark
ins Gesicht hing, und stülpte sie über sein Grinsen, Alea griff ihren Stab und
erstach ihn von hinten. Die Leute tobten und erst jetzt bekamen Stella und Alea
das Blitzgewitter und die Jubelrufe mit. Langsam flogen sie wieder auf das
Gebäude, Alea sah kurz nach, ob in der Gasse, in der das Klofenster war, aus
dem sie gekommen waren, auch keine Passanten oder Reporter standen. Es war
niemand zu sehen, also sprang Alea vom Haus runter (mit Drakon im Gepäck) und
verwandelte sich zurück. Auch Alex eilte dort hinunter, aber Stella und Drak
ließen sich etwas Zeit, sie genossen die hellen Blitze der Kameras und die
staunenden Blicke der Menge. Das Café war total leer, sogar die Bedienung war
hinausgegangen, um dem Specktakel beizuwohnen. Als die Leute wieder herein
traten setzten Stella und Alea sich nur langsam auf ihre Plätze um nicht
aufzufallen.
"Seit ihr eben erst aus dem Klo gekommen, man da habt ihr was verpasst!" riefen
Monika, Tiffany und Sophia.
"Oh, man, möchte mal wissen, was das für Typen waren?! Und wie die fliegen
konnten?!" sagte Bianka nachdenklich.
"Ja, und habt ihr die Umhänge von denen gesehen? Stand ihren komischen
grünlichen Gesichtern, wenn man das überhaupt so nennen kann, ganz und gar
nicht!" sagte Sophia.
"Aber habt ihr gesehen, sie ist doch die Gefährtin von Sweetsunrise, ihr wisst
schon die, die so was ähnliches anhatte nur in grün." sagte Tiffany
schuldbewusst.
"Ja sie hatte ihr richtig geholfen und konnte genauso fliegen wie Sweetsunrise."
sagte Monika.
"Ich find sie mindestens genau so gut. Hat sie letztens ihren Namen genannt?"
fragte Tiffany.
"Ja stimmt...irgendwas mit Earth......ähm...Earth ..." grübelte Sophia.
"Earthdestiny!" grollte Stella.
Während dessen war Alex hereingekommen und trat auf die Mädels zu. Draußen
war es mittlerweile stockdunkel geworden. Alex hatte sich mit den Mädchen noch
eine Weile unterhalten, bis Sophia von dem Jungen, den sie im Bus kennen lernte,
wieder kam und sagte:
"Sorry Leute aber wir müssen zum Bus, der nächste würde erst am Montag
fahren. Und ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber Meinereiner würde lieber
wieder nach Hause fahren!"
Alle stimmten ihr zu, bezahlten ihre Rechnungen und gingen zurück zum
Busbahnhof, auch Alex kam mit. Dort angekommen bemerkten sie, dass schon wieder
dieser Alte am Lenkrad saß. Auch die Sitzverteilung war die Selbe, bis auf ein
paar kleinere Änderungen. Sophia war diesmal gleich bei den Jungen und Stella,
Alea und Alex hatten sich von ihrem Grüppchen gelöst und unterhielten sich
über ihren klasse Auftritt und fantasierten über morgigen Artikel in der
Zeitung. Kurz darauf fuhren sie los durch das dichte Schneetreiben, das immer
stärker wurde. Der Fahrer, der vorher ja schon langsam fuhr, legte jetzt schon
Schritttempo ein.
"Was glaubt ihr, wann kommen wir an? Morgen zum Frühstück oder nächste Woche
zum Mittag?" sagte Alea gelangweilt.
"Wen es nach Sophia gehen würde wohl eher nächsten Monat!" fügte Stella hinzu
während sie zu Sophia deutete, die sich ganz großartig mit den Jungen
amüsierte.
Monika, Tiffany, Bianka und Annika waren bereits eingeschlafen. Draußen war es
mittlerweile so dunkel geworden, dass man kaum noch was sehen konnte. Langsam
packte auch Stella, Alex und Alea eine gewisse Müdigkeit, es war eine sehr
gemütliche Atmosphäre, da nur Alea mit ihrem Freundinnen, die paar Jungs und
der Fahrer noch im Bus saßen, es sehr war dort war und auch die Zeit schon
mächtig herangereift war. Außer Alex, Stella, Alea und natürlich dem Fahrer
waren nun alle im Land der Träume angelangt und dienten sich gegenseitig als
Kissen oder zumindest Lehne.
"Gäähhn...du Drakon, wann habe ich morgen eigentlich meine Prüfung?" fragte
Alea ein wenig schläfrig.
"Nach dem Mittag fliegst du nach Firecity zu dem Vulkan in dem sich Äron
verkrochen hat...." weiter kam Drakon nicht, denn er wurde von Stella
unterbrochen, "Äron? Wer ist das denn? Und was für ne Prüfung?"
"Achso, davon weißte ja gar nichts!" sagte Alex und schmunzelte Stella an, "Das
ist dieser riesige schlangenartige Drache, der am Donnerstag aus dem See
geflogen war. Dass war da, als du Alea fast den Rock ausgezogen hast und......"
"Ja, ja es reicht, ich weiß was du meinst!" blaffte Stella dazwischen.
"Gäähhn.. ich möchte mal wissen wo genau wir jetzt sind?" sagte Alea, ohne
auf das Gespräch von Stella und Alex achtend, legte sich etwas bequemer hin.
Die Einkäufe standen neben ihr auf dem Sitz, sie ließ ihre Beine über die
Lehne des Vordermanns baumeln und war ganz weit nach unten auf dem Stuhl
gesackt. Als der Bus plötzlich von einer mehr als heftigen Böhe ergriffen
wurde und sie sehr unsanft von der Straße trieb. Alle schreckten auf, Alea
hatte ein ungutes Gefühl, und das kam nicht nur von ihrer nur mehr als
verqueren Lage auf dem Sitz, natürlich gab es ab und zu Böhen auf der Straße,
wo sie entlang fuhren, doch eine so heftig, dass sie den Bus beinahe ungeschupst
hätte, dass war extrem ungewöhnlich. Nun steckten sie in einer Schneewehe
fest, der Fahrer stand meckernd auf und sah sich den Schaden an, fluchend kam er
wieder, setzte sich auf seinen Platz und funkte seine Freunde an. Leider
antwortete niemand auch die Handys der Mädels hatten keinen Empfang. Alea
packte wieder dieses Gefühl, das sie nun schon zum dritten Mal spürte. Um sie
her wurde es kalt und ein stechender Schauer durchfloss ihr Blut. Sollte sie
rausgehen und wieder abklappen, so wie ersten Mal, oder sich lieber im Bus
verkriechen, wie beim zweiten Mal? Alea entschied sich für das Nachsehen,
diesmal war sie ja nicht alleine, Stella und Alex waren ja bei ihr.
"Könntet ihr mal kurz mit raus kommen, ich hab da so ein schlechtes Gefühl."
fragte Alea etwas zögerlich.
"Ja, aber wenn dir schlecht ist, reicht doch einer, oder?" fragte Stella raus in
die verschneite Dunkelheit blickend.
"Nein mir ist nicht schlecht, es ist was anderes!" sagte sie mit schon mehr
Nachdruck in der Stimme und deutete auf ihren Ring.
Stella und Alex nickten, standen auf und gingen Alea nach zum Fahrer um zu
bitten, dass er die Tür öffnet. Dieser schaute sie etwas entgeistert an,
öffnete dann aber trotzdem die Tür. Vor ihnen stand nun die reine Dunkelheit,
der Schnee, der mittlerweile schon einen halben Meter hoch war, fraß den Bus
förmlich auf. Sie stapften immer weiter durch den Schnee, den Busfahrer konnten
sie nicht mehr sehn, denn die Tür stand schon wieder voll Schnee. Das Gefühl,
welches Alea im Bus schon plagte, verstärkte sich hier draußen mehr und mehr.
"Verwandeln wir uns?" fragte Alex nüchtern.
"Warum denn? Ist doch nichts zu sehen. Alea siehst Gespenster!" sagte Stella.
"Außerdem ist mir kalt."
"Fühlt ihr das denn nicht?" fragte Alea.
"Nein, was sollen wir fühlen?" fragte Alex und sah in Aleas enttäuschtest
Gesicht.
"Diese Kälte, diese tiefe dunkle, innere Kälte!" antwortete Alea.
Alex und Stella sahen sie nur ungläubig an.
"Natürlich ist es kalt, das fühlen wir auch, wir und die anderen im Bus, das
ist der Schnee!" antwortete Stella und ging zurück zum Bus.
"Tut mir leid Alea, aber ich geh auch wieder rein, mir ist kalt und hier ist
nichts!" sagte Alex und folge Stella.
Der Einzige, der nun noch bei Alea war, schlief in ihrer Tasche tief und fest.
"Sie können uns nicht spüren. Tolle Kameraden habt ihr da, Prinzessin des
ewigen Feuers!" sagte eine kühle, klare Stimme aus der Dunkelheit raus.
Alea erschrak, vor ihr tauchte ein riesiger, schwarz-roter Drache und mindestens
fünfzehn Grindis auf.
"Wer ist da? Wer hat das gesagt?" fragte Alea ins Dunkle.
"Oh verzeiht, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt! Mein Name ist
Tenebrä, Herrscher über das Reich von Umbra, König der dunklen Welten und
Meister der Schwarzen Magie." sagte er, sprang von dem schwarzen Drachen
hinunter, ging zu Alea, küsste ihre Hand und verneigte sich vor ihr.
"Ihr seid...!" sagte Alea entsetzt, "Woher wisst ihr meinen Namen?"
"Oh ich bitte euch, wer kennt euch nicht?" sagte Tenebrä.
"Nein, ich meine, woher wisst ihr, dass ich eine Feuerprinzessin bin." fragte
Alea forschend.
"Feuerprinzessin?!?! Ihr seid Prinzessin Solei und nicht einfach nur eine
Feuerprinzessin! Davon gibt es so viele wie Sand am Meer, aber euch, euch gibt
es nur ein einziges mal." antwortete Tenebrä.
"Egal, antworte auf meine Frage!" sagte Alea nun sehr sauer, "Was für ein
Schleimbeutel!" dachte sie.
"Ich habe euch beobachtet!" sagte Tenebrä, ballte seine Hand, konzentrierte
sich kurz und als er seine Hand wieder öffnete, schwebte darüber eine Art
Energie-Kristallkugel.
"Ich muss ihr nur sagen, was ich sehen will, das zeigt sie mir dann! Und wenn
ich euren Namen sage, zeigt sie mir euch!" sagte Tenebrä.
"Egal wo?!?!" warf Alea ein.
"Na ja so ziemlich egal wo! Beim Training, in der Schule oder auf
Bösewichterjagt und so was halt ..." lächelte Tenebrä. "Ein "danke" wäre
übrigens sehr angebracht!"
"Wofür?" fragte Alea gereizt.
"Ihr vertrag die Gegenwart gebündelter, schwarzer Energie nicht, mein Drache
besitzt solche Energie. Er sah sich vor ein paar Tagen die Schule von an, um ein
neues Hauptquartier zu finden, unseres ist leider, leider bei eurem "Erwachen"
in sich zusammen gefallen. Vater meint auch, dass sie sich sehr gut eignen
würde, eure Klosterschule...." sagte Tenebrä, doch da wurde er auch schon von
Alea unterbrochen.
"Vater?!?!?" sagt sie nicht ganz verstehend.
"Ja, aber das erkläre ich ihnen später...wo war ich stehen geblieben? Ach ja
er sah sich also um und dann kamt ihr, Draco hatte Hunger und hätte auch ganz
gern von euch probiert, doch dank eures Schutzschildes, kam er nicht an euch
ran, ihr hättet euch den Tod holen können in der Kälte, aber ich kam euch zur
Hilfe und brachte euch zurück in eurer Bett und....!"mehr sagte Tenebrä nicht,
denn er dachte an den Abschiedskuss, den er ihr, während sie schlief, gab.
"Und?!?!?!" fragte Alea schockiert und überrascht.
"Und dann ging ich zurück in mein Reich!" sagte Tenebrä rasch, da er sich
schon denken konnte was in Aleas Kopf vor sich ging.
Nur ein erleichtertes "Puh" war von Alea zu hören, denn sie war jetzt wirklich
sprachlos.
"Es ist mir eine große Ehre euch zu treffen. Mein Vater hat mir schon viel
über euch erzählt! Und von klein auf...." da wurde er schon wieder
unterbrochen.
"Wer ist denn nun euer Vater?" sagte Alea fordernd.
"Mein Vater ist der Mächtigste, der Größte, der Stärkste, der Fürst der
Unterwelt, übrigens auch Beherrscher schwarzer Mächte." prallte Tenebrä,
"Aber was erzähl ich eigentlich so viel um den heißen Brei." sagte er und trat
ins Licht, er hatte recht wild abstehende, silbrig glänzendes Haar,
kristallklare, hellblaue Augen und war ca. einen Kopf größer als Alea, aber
das verrückteste war seine Mode, Alea hätte sich fast bei dem Anblick
totgelacht.
Er trug eine hellblaue Schlaghose, einen dunkelblauen Kummerbund, eine mit
vielen Rüschen verzierte Bluse, darüber eine hellblaue Jackettjacke mit
dunkelblauem Kragen und dunkelblauen Ärmelenden und zum krönendem Abschluss
einen an den Schultern der Jacke befestigten, blassblauen Umhang.
"Mein Vater bittet euch seine Frau zu werden!" sagte er Alea.
"Bitte?" fragte Alea ungläubig "Und ich dachte schon, es kann nicht schlimmer
kommen" überlegte Alea.
"Falls du ihn nicht möchtest, da dir der Altersunterschied von ähm eins ...
zwei .... drei ... tausendvierhundertvierundachtzig Jahren zu groß ist, sollst
du dir einen von seinen fünf Söhnen aussuchen. Unser alter liegt zwischen 513
und 1425 Jahren. Ich bin Tenebrä der zweitälteste mit 1026 Jahren, der
älteste ist Solitus mit 1425 Jahren, dann der kleine Großkotz Diffidus mit 798
Jahren und die Zwillinge Timor und Dolor mit 513 Jahren, unsere Nestheckchen!
Sehen alle sehr gut aus, aber nicht besser als ich oder Vater! Na wen nimmst
du?" erklärte Tenebrä.
"Keinen!" sagte Alea, nach kurzer Bedenkzeit, mit fester Stimme.
"Nein, meine Prinzessin, ihr habt mich nicht verstanden, ihr müsst, ich
wiederhole, ihr MÜSST einen von uns wählen. Dies ist eure letzte Chance, Vater
ist extrem wütend, er kocht. Ich bitte euch, es wäre für euch und die ganze
Menschheit am besten." sagte Tenebrä.
"Nein, ich will nicht!" sagte Alea, "Ich bin noch viel zu jung zum Heiraten"
"OK, wenn es nicht im Guten geht, dann eben so!" rief Tenebrä einigermaßen
gefasst und schnipste mit dem Fingern.
Schon stürzten die Grindis auf Alea zu, diese verwandelte sich fix und war zum
Kampf bereit, aber anstatt zu kämpfen, verschwanden sie direkt vor ihr, auch
Tenebrä und Draco verschwanden spurlos. "Ich gebe dir zwanzig Stunden Zeit, um
über deine Antwort nachzudenken, dann frag ich dich noch einmal. Auf
Wiedersehen!" halte seine Stimme in Aleas Ohr wieder.
"Na super entweder 'nen alten Knacker oder nen Schwuchtel! Was für ne
Aussicht." dachte Alea. "Na ja wo ich schon mal verwandelt bin, kann ich ja
gleich den Bus einen kleinen Schubs geben. Es ist dunkel und die Fenster sind
zugeschneit, keiner könnte mich sehen!"
Gesagt getan, Alea taute mit einem kleinen Flammenwurf den Schnee von der
Straße auf, die natürlich sofort zufror, so brauchte Alea dem Bus nur einen
mehr oder weniger, kleinen Schubs geben und er rollte, wie von alleine los. Alea
flog über dem Bus, um hin und wieder den Schnee weg zu tauen bis zum
Ortseingangsschild. Sowohl die Fahrgäste, als auch der Fahrer waren
eingeschlafen. Alea klopfte, nachdem sie sich zurückverwandelt hatte, heftig an
die Fahrertür. Der Fahrer wachte mit einem zusammenzucken auf, öffnete die
Tür und fragte:
"Wo warst du denn so lange?"
"Ha ha, wo ich so lange war?" fragte Alea gereizt. "Ich klopfte schon eine ganze
Weile gegen die Tür, um ihnen zu sagen, dass wir bereits in Feu sind und sie
lassen mich nicht hinein. Wissen sie wie kalt es draußen ist?" fauchte Alea ihn
an.
Der Fahrer guckte verdutzt auf die Uhr, erschrak, entschuldigte sich bei Alea
und bat sie, ihm beim aufwecken der Gäste zu helfen. Alea, die mittlerweile
auch echt müde war, wollte sich nicht mit den langatmigen Aufwecken der
einzelnen Gäste beschäftigen, also gab sie einen grellen Pfiff von sich und
rief:
"Hey aufwachen, wir sind da, pennt Zuhause weiter!"
So wachten alle auf einmal auf, Alea war glücklich und die anderen todmüde.
Alle waren schnell zu Hause, aber Alea war die Schnellste.
Kapitel 10: Kapitel10: Die erste Prüfung
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Kapitel 10: Die erste Prüfung
Der nächste Tag begann für Alea erst am Mittag, denn auch Drakon hatte
verpennt. Alea schlich sich aus dem Zimmer und trainierte im Schnee. Es war
kalt, aber sehr erfrischend. Den Kampfteil ließ sie aus, da Alex nicht da war
und sie nicht schon wieder einen Baum verprügeln wollte. Heute war also der Tag
gekommen; der, an dem Alea ihre Prüfung ablegen sollte. Was sie wohl machen
müsste?
***
Langsam ging sie zum Haus der Calmers, es roch nach Mittagessen als sie ankam.
Sie klopfte kurz, dann öffnete Nicolas ihr die Tür und bat sie freundlich
gestimmt herein. Er und seine Eltern waren mit dem Essen schon fast fertig, sie
saßen am Tisch, sahen Fern und aßen dabei.
"Guten Tag" sagte Alea. "Entschuldigen sie, dass ich heute so spät komme
ich...."
Doch da wurde sie von Herr Calmer unterbrochen "Hattest ne lange Nacht, weiß
schon, der Bus, mit dem ihr gefahren seit, kam erst sehr spät. In so einem
kleinen Dorf sprechen sich Neuigkeiten sehr schnell rum. Jetzt iss erst mal was
und stärke dich!"
"Psst, Liebling, jetzt kommen die Nachrichten. Vielleicht bringen sie im
Fernsehen mehr dazu als die im Radio!" sagte Frau Calmer liebevoll zu ihrem
Mann.
Während Alea und Nicolas sich setzten und drauf los spachtelten, lauschten Herr
und Frau Calmer gespannt den Berichten bis zu:
"....und nun zu den neusten Taten unserer Newcomer-Heldin Sweetsunrise! Gestern
Abend bot sie uns wieder ein atemberaubendes Spektakel in der Innenstadt von
Firecity. Anscheinend wollten ein paar große, vermummte Herren das ganze
Zentrum in die Luft jagen, es wäre dann schon der zweite Fall einer
Bombenwarnung gewesen. Denn bereits vor ein paar Tagen gab es eine in dem
kleinen Dorf Feu 200 Kilometer westlich von Firecity in dem dortigen Kino, auch
diesen Fall löste Sweetsunrise. Doch diesmal war sie nicht alleine, eine
grüngekleidete Person, zwei Drachen und ein noch unbekannter Junge halfen ihr.
Ja, meine Zuschauer sie hören richtig Drachen, aber nicht nur das war seltsam,
nein es gab noch andere Dinge, die wirklich nicht zu glauben sind, geschahen,
doch sehen sie selbst..."
Dann zeigten sie ein paar Amateur Videos von dem gestrigen Vorfall und
kommentierten das Geschehen. Alea interessierte das alles herzlich wenig, sie
hing mit ihren Gedanken bei der Prüfung. Was wäre, wenn sie die Aufgaben nicht
bestehen würde? Oder wenn sich heraus stellen würde, dass sie doch nicht ihre
Prinzessin ist? Oder ... oh Gott, daran hatte Alea gar nicht gedacht! Was ist
wenn Tenebrä während der Prüfung auftauchen würde?
"Alea deine Schuluniform ist angekommen, würdest du sie bitte mal anprobieren?"
fragte Frau Calmer als sie fertig waren.
"Klar, wie sieht sie denn aus?" meinte Alea.
"An dir, bestimmt gut!" sagte Nicolas schleimend.
Darauf gab Alea ihm einen angedeuteten Klaps in die Rippengegend.
"Sie liegt oben in meinem Zimmer. Mädchen bekommen nen blauen Rock, ne rote
Krawatte und ne blaue Jacke. Eigentlich gehört noch ne weiße Bluse dazu, aber
die sollen sich die Mädchen selber aussuchen!" sagte Nicolas während sie rauf
in sein Zimmer gingen.
"Und was tragen die Jungen?" fragte Alea neugierig.
"Wir tragen eine schwarze Hose, eine schwarze Jacke, nen weißes Hemd und ne
weinrote Krawatte." antwortete Nicolas gelangweilt.
Im Zimmer angekommen deutete er auf eine blaue Schachtel und sagte:
"Da drinnen sind deine Sachen. Mutter hat dir erst mal zwei Blusen zur Auswahl
gegeben, schau sie dir mal an, behalten kannst du beide. Ich geh dann mal."
sagte Nicolas grinsend.
"Geht klar." sagte Alea und zog sich um.
Frau Calmer hatte ihr eine weiße Bluse mit Trompetenärmeln und eine mit engen
Ärmeln hingelegt. Alea sah in beiden nicht schlecht aus, die Bluse mit den
weiten Ärmeln gefiel ihr zwar besser, aber die Jacke passte nur, wenn sie die
Bluse mit den kurzen Ärmeln an hatte. Diese kleine Modenschau ging bis in den
Nachmittag hinein, weil Frau Calmer ihr allerlei zeigte, wie sie ihre Haare
frisieren konnte, ihre Kleidung etwas verschönern konnte und welches Make-up zu
ihr wohl am besten passen würde.
Mit ihrer Uniform und ein paar belegten Broten für Drakon bepackt ging sie nach
Hause zurück. Dieser erwartete sie schon ungeduldig.
"Wo warst du denn? Ich warte schon eine Ewigkeit auf dich! Wir müssen los. Der
hohe Rat wartet nicht gerne!" rief Drakon nervös.
"Der hohe Rat?" fragte Alea und packte nebenbei gemächlich ihre Uniform und die
Brote weg.
"Erklär ich dir später. Los, los oder es gibt Ärger!" sagte er Alea vorwärts
schupsend.
Schnell verwandelte sie sich und flog mit Drakon los zum Vulkan in Firecity.
***
Und wer sie dort erwatete, war niemand anders als....Alex, Drak und Äron.
"Wo bleibst du denn? Wir warten schon eine halbe Ewigkeit!" meckerte Drak.
"Ich und Äron werden dich mental unterstützen." sagte Alex freundlich.
"Ja, ja unwichtig, kommt mit!" riefen Drak und Drakon und führten Alea zum
großen Steintor, das erst heute erschienen war.
"Ist Stella auch hier?" fragte Alea.
"Nein, warum sollte sie?" antwortete Drak.
"Na um bei der Prüfung dabei zu sein, dass sie gleich mal sieht, was auf sie
wartet!" sagte Alea.
"Ach dachtet ihr, ihr bekommt die gleichen Prüfungen? Oh nein, sie ist doch die
Prinzessin eines anderen Elements und muss daher auch andere Prüfungen
bestehen. Sie hat allerdings Glück, ihre erste Prüfung wird sie erst in einem
Monat bestreiten!" sagte Drakon.
"Warum?" fragte Alea.
"Weil das Erdtor nur bei Vollmond durchquert werden kann und man mindestens eine
Woche lang seine Kräfte besitzen muss." erklärte Drak rechthaberisch.
"Tja und da der Mond ab morgen schon wieder abnimmt, hat sie mehr Zeit." sagte
Drakon betrübt.
"Und warum muss ich heute schon?" fragte Alea.
"Weil das Feuertor nur alle 500 Jahre seine Pforten öffnet und du zum Glück
schon eine Woche "im Dienst" bist!" erklärte Drak.
"So und jetzt Schluss mit dem Gelaber, du musst durch das Tor und dich deiner
Prüfung stellen. Du hast nur noch wenige Stunden Zeit!" drängte Drakon.
"Kommt ihr nicht mit?" fragte Alea erstaunt.
"Nein, wir dürfen nicht." sagte Drak.
So machte sich Alea mit mulmigem Gefühl im Magen auf, berührte kurz eine rot
leuchtende, steinerne Wand, die sich sogleich öffnete, und ging hindurch. Was
dort erwartete, wusste weder Alea noch Drakon oder die anderen.
"Ich hoffe sie schafft es!" sagte Drakon betrübt.
"Wieso? Ist die Prüfung so schwer? Du hast doch gesagt, Alea hätte super
Fortschritte gemacht!" sagte Alex besorgt.
"Eine Frage nach der anderen OK?? Ja, die Prüfungen sind sehr schwer, gerade
die des Feuers. Außerdem ist dies keine gewöhnliche Prüfung, wie Stella sie
später machen wird oder andere Feuerprinzessinnen machen müssen, es ist eine
besondere Prüfung, sie ist die Zusammenfassung aller physischen Tests, doch ist
sie weitaus schwieriger, da es auch an die Psyche geht. Viele waren bereits bei
der Prüfung umgekommen. Was glaubst du, warum sie nur alle 500 Jahre statt
findet? Sogar die erfahrensten Kriegerinnen kamen dabei um, welche die schon
länger als Alea trainiert hatten, mehrere Jahre oder auch Jahrzehnte, doch sie
kamen alle um." sagte Drakon traurig.
"Und du lässt sie diese Prüfung jetzt schon machen? Wie viel haben diese
Prüfung denn überlebt?" fragte Alex aufgeregt und beängstigt zugleich.
Drak nahm Drakon die Antwort ab, denn dieser fing gerade an zu weinen. "Noch
niemand hat den Test wirklich bestanden, die meisten haben kurz nach beginn
aufgehört, sie durften den Titel Feuerprinzessin zwar behalten, haben es aber
nie weit gebracht. Wenige kämpften weiter, jedoch alle die weiterkämpften
starben spätestens in dem dritten Teil der Prüfung."
"Und warum habt ihr Alea das nicht gesagt?" schrie Alex.
"Weil sie es nicht durften!" mischte Äron sich ein.
"Was?" fragte Alex sprachlos, "Aber wieso dass denn?"
"Weil sie die Entscheidung selber treffen muss. Wir dürfen uns da nicht
einmischen!" sagte Äron, weil nun auch Drak die Fassung verlor.
"Woher wissen wir, wann und ob sie bestanden hat oder....." fragte Alex und
wurde von Drakon unterbrochen "Sie wird nicht ..." sagte Drakon mit einem
Jauchzen in der Stimme "Sie packt das."
"Falls nicht, kommt ein Bote des hohen Rats und informiert uns, wenn doch werden
wir sie durch dieses Tor kommen sehen!" sagte Drak hoffnungsvoll zur Tür
blickend.
***
Währenddessen im geheimen Hauptquartier von Inferni:
"Ihr habt mich gerufen Vater?" fragte Tenebrä und verbeugte sich vor einem in
schwarz und braunen Leinen vermummten Mann.
"Ja" sagte eine dunkle, rauchige Stimme. "Anschließend müssen wir die Hochzeit
absagen, unsere Prinzessin wurde gerade von ihrem eigenen Hüter in den Tod
geschickt."
"Meint ihr die "große Feuerprüfung"?" fragte Tenebrä.
"Ja" antwortete Inferni.
"Aber das ist doch Unsinn, wieso setzt er sie solchen Gefahren aus? Er hätte
sie erst mal an den kleinen Feuerprüfungen teilnehmen lassen sollen. Sie ist
noch zu unerfahren und außerdem hatte diese Prüfung noch niemand bestanden."
sagte Tenebrä entsetzt und richtete sich auf.
"Er muss großes Vertrauen in ihre Macht haben." meinte Inferni.
"Glaubt ihr nicht, sie könnte es schaffen!" fragte Tenebrä.
"Möglich wäre es, sie ist die reinste und mächtigste Feuerprinzessin, die ich
je gesehen habe! Und du weißt, ich habe schon mehr als fünf ihrer Generationen
gesehen. Sie ist anders, als all die anderen zuvor und doch um ehrlich zu sein,
sieht es sehr schlecht aus, sie ist nun schon seit sechs Stunden hinter dem Tor
und diejenigen, die eins lebend herausgekommen waren ,taten dies bereits nach
vier Stunden. Sieh in deine Energiekugel und schau in das Gesicht ihres Hüters,
sein Blick sagt alles. Geh nun und übernimm ihre Schule als neues Heim der
Dunkelheit!" befahl ihm Inferni.
"Jawohl!" sagte Tenebrä mit einem tiefen Knicks.
***
Im Vulkan machten sich nun große Unruhen breit, Drak und Drakon stritten, ob es
wirklich eine gute Idee war, sie jetzt schon diese Prüfung machen zu lassen,
Alex dachte nach, ob er nicht hätte mehr mit ihr trainieren müssen und Äron
brannte runde Löcher in den Boden. Als sich plötzlich das Steinerne Tor
öffnete und Alea wankend und mit leerem Blick auf Alex, Drakon, Drak und Äron
zutrat, einen halben Meter vor Alex brach sie zusammen, er fing sie jedoch ab,
setzte sich, legte Alea auf seinen Schoss und schaute Drakon fragend an. Eine
Weile blieb es still, bis Alea sich wieder regte und ihre Augen öffnete, nun
waren sie nicht mehr leer sondern kraftvoll und leuchtend. Langsam und noch
wackelig auf den Beinen stand sie auf. Ihre Kleidung war zerrissen, angebrannt,
mit Blut befleckt und mit irgendeinem Dreckbeschmiert, ihre Haare waren zerzaust
und sie hatte etliche Schürf-, Brand- und Schnittwunden an allen Gliedmaßen
verteilt. Alles in allem sah sie sehr ramponiert aus.
"Alles OK?" fragte Alex mit großen Augen.
"Klar mir geht es super!" sagte Alea immer noch wankend und nur sehr leise.
Drakon wartete nicht länger, rannte auf sie zu und sprang ihr direkt in die
Arme, womit er sie umwarf.
"Ich hatte solche Angst um dich." rief Drakon auf ihr sitzend und weinend.
Auch Drak fing wieder an zu flennen.
"Wir sollten nach Hause gehen, ich bin doch ganz schön erschöpft und müde!"
sagte Alea während sie versucht wieder aufzustehen.
"Anscheinend ist euch entgangen, weshalb sie dort drinnen war! Sagt Prinzessin,
habt ihr bestanden oder aufgegeben?" fragte Äron.
"Bestanden natürlich!" sagte Alea breit grinsend und eine art Orden
hochhaltend, "Drakon, Drak und Alex haben mich schließlich trainiert, wie
konnte ich denn da nicht bestehen?"
Die Augen der anderen wurden immer größer und die Münder öffneten sich immer
weiter. Alex fasste sich als erster wieder und sagte:
"Na die erste, die es geschafft hat, hast du trainiert! Wie fühlt man sich den
so als Startrainer?"
"Wie? Ach auch egal, lasst uns losfliegen!" sagte Alea und schon breitete sie
ihre Flügel aus, doch auch diese waren schwer verwundet, etliche Stellen waren
kahl, angebrannt oder die Federn waren angeknickst, so flog sie mit den anderen
los.
Der Weg über Firecity war einfach, aber die Bahn dazwischen war ein reines
Desaster, es war dunkel und die Flocken, die fielen, waren größer als
Golfbälle. Äron blieb im Vulkan, dort konnte er sich besser verstecken.
***
Erst spät in der Nacht kamen sie in Feu an, Alex begleitete Alea bis zur
Schule, weil er Angst hatte, dass sie durch die Anstrengung in der Höhle zu
erschöpft war. Doch was sie dort entdeckten, ließ Alex noch mehr erschrecken
als der Anblick Aleas, als sie aus der Höhle kam. Tenebrä stand mit seinem
schwarzen Drachen und zwanzig Grindis vor den Toren der Schule. Leise und
langsam schlichen sie sich dicht an ihn heran und belauschten ihn.
"Los, ab an die Arbeit. Die Prinzessin ist leider tot, aber die Schule können
wir noch einnehmen." sagte Tenebrä.
Und wie von Fremder Hand gesteuert, sprang Alea aus ihrem Versteck und rief:
"Vergiss es, dass lass ich nicht zu. Diese Schule war und ist mein Zuhause!"
"Was?!? Prinzessin, seid ihr das?" fragte Tenebrä erschrocken.
"Wie sie leibt und lebt!" sagte Alex langsam aus dem Versteck heraustretend.
"Nun, da du ja doch lebst, sag wen willst du nehmen?" fragte Tenebrä sich
wieder fassend.
"Keinen!" sagte Alea überzeugt und kampfbereit griff sie nach ihrem Stab.
"Wie??? Was??? Wen nehmen?" fragten Alex und Drakon im Chor. "Ihr habt euren
kleinen Freunden wohl nichts von unserer kleinen Begegnung erzählt. Tse, tse,
tse und sowas nennt sich Freundschaft? Mein Vater bat sie darum, einen seiner
Söhne zu heiraten, aber sie hat abgelehnt! Also...."sagte Tenebrä und machte
zu den Grindis eine Handbewegung, worauf diese sie sofort angriffen, sowohl Alea
als auch Alex und Drakon.
"Lass sie daraus ,ich habe die Hochzeit abgelehnt nicht sie!" schrie Alea im
Kampfgefecht um sich schlagend.
"Mitgehangen, mitgefangen sag ich da bloß!" lachte Tenebrä.
Mit zwei Sprüngen über die Grindis, eilte Alea zu Drakon und Alex, stellt sich
schützend vor die beiden und erschlug fünf Grindis mit einem Schlag.
"Hat sie überhaupt schon mal einen deiner Brüder gesehen? Oder kennt sie euch,
eure Gewohnheiten und Eigenschaften. Ich werde es nicht zulassen, dass du Alea
auch nur ein Haar krümmst." fragte Alex, der zitternd ein paar Schritte zurück
stolperte, ängstlich, da er ja weder die Grindis noch Tenebrä kannte.
"Was?" fragte Tenebrä erstaunt.
Alea schlug während dessen wieder sechs Grindis kurz und klein.
"Na, ob sie schon jemals einen von ihnen kennen gelernt hat? So mit Unterhaltung
über Hobbys und so." sagte Alex etwas selbstbewusster.
"Nein." sagte Tenebrä und ließ seinen Angriff mit einer Energiekugel auf Alea
völlig sein.
"Und wie sollte sie jemanden heiraten, den sie gar nicht kennt?" fragte Drakon
hämisch zu dem schwarzen Drachen von Tenebrä grinsend, da dieser aber leider
keinen Spaß versteht, griff er als Antwort Drakon mit einem schwarzroten
Feuerball an.
Leider bemerkte Alea ihn nicht rechtzeitig und konnte ihn so nur einwenig
umlenken, aber nicht zerstören. Nach ein paar kurzen Minuten der Stille gab es
im Wald eine riesige Explosion. Tenebrä rief seinen Drachen erschrocken zurück
und befahl ihm in die Unterwelt zu gehen.
"Ist euch etwas passiert, Prinzessin?" fragte er und machte den Grindis mit
einer Handbewegung klar, dass sie zu gehen haben.
"Es tut mir leid, ich hatte nicht bedacht, dass ihr noch niemanden von uns
kennt. Würdet ihr mir kurz helfen?" Entschuldigte sich Tenebrä.
"Wie? Wobei?" fragte Alea.
"Schließt eure Augen und konzentriert euch auf die Schule, wie ihr sie euch
fertig vorstellt, dann sammelt ihr eure Energie und richtet sie auf das
Kloster!" erklärte Tenebrä, schritt langsam auf sie zu und legte seine Hand
auf ihre, was Alex gar nicht gefiel, jedoch hatte er zuviel Angst vor Tenebrä
und den Grindis als dass er hätte angreifen können.
"OK" sagte Alea die Augen schließend.
Gemeinsam richteten Alea und Tenebrä ihre Hände auf die Schule und ein
glänzendhelles Licht umhüllte sie, es dauerte eine ganze Weile bis das Licht
wieder verschwand, aber was Alex dann sah riss ihn vollkommen vom Hocker, die
Schule stand komplett fertig vor ihm. Langsam öffnete Alea ihre Augen, sie war
"etwas" außer Atem, da der Abend für sie ja schon schwer gewesen war und sie
einen Großteil ihrer Energie bereits bei der Prüfung verbraucht hatte. Sie
sank auf die Knie und ihre Verwandlung hob sich auf.
"Puh...." sagte Alea und rang nach Luft. "da können wir ja morgen gleich wieder
in die Schule gehen." brachte sie mit einem lächeln gerade noch hervor.
."Ja!" sagte Tenebrä leise und mit einem etwas bösen verheißendem Blick.
"Soll ich dich noch nach Hause bringen?" fragte Alex, der Tenebrä nicht über
den Weg traute.
"Nein, aber danke." japste Alea, während sie versuchte wieder auf die Beine
zukommen.
"Auf wiedersehen, Prinzessin, schlaft und erholt euch gut." sagte Tenebrä sich
verbeugend und verschwand im dunkeln.
"Gut ich schleich, dann auch mal nach Hause, bis Morgen! Verschlaf bloß nicht
das Treffen." rief Alex und lief fort.
"OK auf nach Hause Drakon" sagte Alea müde und erschöpft.
Es dauerte eine ganze Weile bis Alea und Drakon den Platz erreichten, wo
eigentlich das kleine Häuschen von Alea stehen sollte, aber .....Schock...das
Haus existierte nicht mehr, dort, wo es hätte stehen müssen, lag nur noch
Schutt, ein paar qualmende Bretter, schwarze Glassplitter, Steinbrocken und
Überreste von den Möbeln. Alea sackte zur schneebedeckten Erde.
"Nein, ..nein..," sagte sie leise um Drakon nicht aufzuwecken, der in ihrer
Tasche auf dem Weg dorthin eingeschlafen war.
Sachte legte sie ihn in ein paar Stoffreste, die ganz in der Nähe lagen und nur
ein wenig angebrannt waren, um ihn warm zu halten, dann schritt sie wankend auf
das Geröll zu und durchwühlte die angekohlten und noch glühenden Reste ihres
Hauses. Manchmal, wenn sie etwas fand, das noch zu gebrauchen war, legte sie es
leise zu Drakon und waren es Decken oder irgendwelche Stoffreste, wickelte sie
ihn damit ein. Aber gesucht hatte sie nach etwas anderem und sie würde erst
Ruhe geben, wenn sie es gefunden hatte. Während ihrer Suche stieß sie auch auf
einen Großteil ihrer Bücher, zum Glück hatte sie nicht alle mit in ihr Haus
genommen, sondern nur wenige, denn mehr als die Hälfte waren verbrannt. Auch
ihre Schulsachen konnte sie mit nur leichten Schäden retten, seltsamerweise war
ihrer Uniform rein gar nichts passiert und auch ihrer Briefsammlung von ihren
Freunden über See nicht. Doch das alles bedeutete ihr nichts im vergleich zu
dem, was sie dort so verkrampft suchte ... und dann endlich, sie fand es ... ein
altes Fotoalbum, voll mit wunderbaren Erinnerung an etliche Menschen die sie
damals begleiteten und nun nicht mehr sind. Mit dem Album in den Armen lehnte
sie vor Erschöpfung an einen Baum in der Nähe und schlief sofort ein.
Kapitel 11: Kapitel11: Das Trio ist komplett
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Kapitel 11: Das Trio ist komplett
Lange konnte Alea jedoch nicht nicken, die Kälte biss fürchterlich und der
Morgen war auch schon da. Sie stand auf, klopfte sich den Ruß von den Sachen
und sah nach dem immer noch schlafenden Drakon. Vorsichtig stupste Alea ihn an
und als er dann seine Augen öffnete, sah er sie erschrocken an, leichenblass
und etwas schwankend stand sie vor ihm, einschwarzer Rolli und eine dunkelblaue
Jeans bedeckten ihre zahlreichen Verletzungen, die sie sich am Abend zuvor
zugezogen hatte.
"Geht es dir nicht gut?" Fragte Drakon zögerlich.
"Hab nur nen bisschen Halsschmerzen. Komm steh auf, wir müssen zur
Schulversammlung!" Sagte Alea mit freundlich warmer, aber heiserer Stimme, "Ähm
... Drakon?"
"Ja" erwiderte er.
"Meine Schussverletzung vom Sonntag war bereits am Montag wieder verheilt, die
paar Kratzer von gestern sind aber immer noch da! Weißt du warum?" Fragte Alea
ihn.
"Dann hast du diese Kräfte also auch schon ... verstehe ..." sagte er
nachdenklich, "Hast du dir gestern deine Flügel verletzt?"
"Ja, du ja meine Sachen gesehen, die Prüfer waren nicht gerade zimperlich was
den Gebrauch von Feuer und scharfen Gegenständen betrifft." Antwortete Alea
mehr gehaucht als gesprochen.
"Mhh ... wie fang ich am besten an ... also deine Flügel sind eine Art Schutz
für dich und deine Macht, das heißt sie schützen dich vor schwerwiegenden
Verletzungen und lassen sie schneller heilen, als bei normal Sterblichen,
außerdem kräftigen und verstärken sie deine Macht, doch sind sie beschädigt,
existiert dieser Schutz nicht mehr und ihr sein leichter angreifbar und
außerdem heilen deine Wunden langsamer, wesentlich langsamer als bei normalen
Menschen." Erklärte er ihr und musterte ihre Wunden im Gesicht, einige davon
waren unter ihrem Haarschopf, andere wiederum, aber zum Glück nur wenige, waren
über ihrem Auge oder auf der Wange, auch ihre Hände zierten ein paar nicht
gerade hübsche Schnittwunden, den Rest sah man aufgrund des langen, dunklen
Rollis und der weiten, schwarzen Jeans nicht.
Drakon war bis jetzt Drache geblieben, musste sich nun jedoch wieder zur Maus
verwandeln und in Aleas Hosentasche hopsen, schnell kämmte sie sich mit dem
Stumpf ihrer Bürste noch mal das Haar, so "gingen" sie dann zum Kloster.
***
Dort angekommen, wurde sie sofort in Stellas gewohnter liebevoller Art empfangen
... mit einer Standpauke:
"Immer schön die Schnute halten, nie sagen, wenn was Aufregendes passiert!
Vergiss nicht ich bin jetzt dein Partner, klaro? Bei der nächsten Prüfung
sagst du mir gefälligst bescheid."
"Geht klar!" Sagte Alea mit ihren Halsschmerzen ringend.
Kurz darauf kamen auch schon die beiden Streithähne Alex und Nicolas an und
erschraken genauso wie Drakon als sie in Aleas glasige Augen blickten, was
Stella noch gar nicht aufgefallen war.
"W .. wir sollten jetzt reingehen, Vater beginnt gleich seine Rede." Sagte
Nicolas gebannt auf Alea blickend.
"Ist alles in Ordnung?" Fragte Alex besorgt.
Sie konnte aber nur noch mit einem Nicken antworten.
Seine neue Rede war genauso langweilig, wie die letzte, er sagte die Daten der
Wandertage und dass jeder Schüler in mindestens einem Sportclub sein muss,
außerdem berichtete er uns, dass wir in bestimmte Gruppen eingeteilt werden
(nur ein bisschen ausschweifender).
Auch diesmal hatte Alea es geschafft, sich als erste raus zu schleichen und dem
Gedränge der Massen zu entkommen.
"Hallo Prinzessin." Begrüßte sie eine flüsternde Stimme von hinten. "Eure
Verletzungen sehen schlimm aus, habt ihr euch eure Flügel verletzt?"
Alea drehte sich fix um und wurde von einem charmanten Handkuss von Tenebrä
überrascht.
"Darf ich euch meine Brüder vorstellen? Das sind Diffidus, Solitus, und die
Zwillinge Dolor und Timor." Sagte er und zeigte auf vier Jungs, die sich gerade
auf dem Schulhof umsahen und noch sehr jung schienen.
Timor und Dolor sahen genau gleich aus, braune wild gewachsene Haare und
rot-gelb schimmernde Augen, sie hatte gerade mal die Größe von neunjährigen
und trugen beide schwarze Jogginghosen und rote T-Shirts, nur in einem
unterschieden sich die beiden, Dolor hatte eine lange Narbe an der linken Wange.
Diffidus hatte kurze, rote Haare, die recht wild nach oben standen, braune Augen
und seltsame Klamotten, nur eine schwarze Weste und eine kurze, beige Hose
bedeckten seine braungebrannte Haut, er dürfte etwa vierzehn sein. Und Solitus
fiel total aus der Reihe, er sah aus wie ein paarundzwanzig jähriges Mannweib,
er hatte blondes bis zu den Schultern hängendes Haar, blaugrüne Augen und
fahle Haut, im Gegensatz zu seinen Brüdern, die allesamt braun gebrannt waren.
Seine Kleidung bestand aus einem dunkelblauen Sweatshirt und einem schwarzen
Wickelrock.
Alea fielen beinahe die Augen aus, als sie diese Truppe sah.
"Damit ihr uns besser kennen lernt, hat unser Vater uns auf eure Schule
geschickt." Erklärte Tenebrä.
"Warum seht ihr nicht eurem Alter entsprechend aus?" Kam es von Alea nur zart
gehaucht.
"Nun die Zeitrechnung bei uns Dämonen ist ein klein wenig anders als bei euch,
... mmhh ... ich glaube siebenundfünfzig Dämonenjahre sind ein Menschenjahr."
Antwortete Tenebrä.
"Wie? Dann vergeht bei euch die Zeit schneller oder was?" Erkundigte sich Alea.
"Genau, so wäre Diffidus vierzehn, Dolor und Timor circa neun, Solitus
fünfundzwanzig und ich ... äh ... ungefähr neunzehn." Sagte er. "Verzeiht,
dass ich euch gestern Nacht nicht geholfen habe, ich musste noch ein paar Dinge
erledigen, damit meine Brüder und ich von nun an auf diese Schule gehen
können." Fügte er hinzu.
"Was meinst du?" Fragte Alea verwundert.
"Euer Haus wurde doch durch den Feuerball meines Drachens, Draco, gestern
zerstört und ihr habt im eiskalten Schnee schlafen müssen, obwohl der gestrige
Tag für euch schon anstrengend genug gewesen sein muss." Meinte Tenebrä.
"Ja macht nichts ich habe den Feuerball schließlich so quer umgelenkt, aber sag
mal du und deine Brüder ihr behaltet eure Namen doch nicht etwa, oder? Ich mein
ja nur die Bedeutungen euren Namen werden euch nicht gerade Freunde machen!"
Sagte Alea.
"Natürlich behalten wir unsere Namen!" Antwortete Tenebrä ohne eine Miene zu
verziehen.
Alea bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu, aber dann begann Tenebrä zu
lachen und klärte sie auf:
"Natürlich nicht, Diffidus heißt nun Daniel, Timor Timothy, Dolor David,
Solitus Samuel und ich, ..." unterbrach er sich selbst und gab ihr einen
weiteren Handkuss, "heiße hier Thomas." Sagte er und zwinkerte Alea zu.
Dann kamen aber auch schon Aleas Freundinnen und mischten sich etwas geschockt
von Aleas Aussehen in das Geschehen mit ein.
"Hey Alea sag mal, wo lernst du denn andauern diese süßen Jungs kennen?"
Fragte Sophia sich beschwerend.
"Außerdem verbringst du seit vorletztem Wochenende immer weniger Zeit mit uns,
wird jetzt nicht noch so wie Sophia, es reicht, wenn sich eine andauernd nur mit
Jungs die Zeit vertreibt!" Fügte Monika hinzu.
"Was soll das denn heißen?" Sagte Sophia und wandte sich Monika zu.
"Na ist doch so, du bist doch mehr mit deinen Freunden zusammen als mit uns und
hast nur noch das männliche Wesen im Kopf!" Antwortete Monika.
"Ich bin nun mal sehr begehrt, im Gegensatz zu dir und den anderen!" Gab Sophia
ein wenig an.
"Von wegen, meinst uns sieht kein Junge nach? Wir springen nur nicht gleich auf
ihn drauf!" Erwiderte Monika schnippisch.
"Waaaaaaaaaaaaasss? Ich ..." rief Sophia und wäre beinahe an Monikas Gurgel
gegangen, hätte Alea sich nicht dazwischen geworfen und beiden einen alles
sagenden Blick zugeworfen. Sie ließen voneinander ab und sahen sich nur noch
mit dem Hinterteil an.
"Guten Tag meine Damen." Mischte Tenebrä sich ein und machte eine kleine
Verbeugung vor den Mädels, "Mein Name ist Thomas und das sind meine Brüder
Daniel, David, Timothy und Samuel. Wir sind erst kürzlich hergezogen und gehen
nun auch auf eure Schule. Äh und wer seid ihr?"
"Sophia, Stella, Monika, Tiffany, Annika und Bianka!" Antwortete Alea für die
Mädchen.
"Freut mich euch kennen zu lernen!" Sagte er, ging zu seinen Brüdern und
verschwand im Direktorat.
"Sag mal Alea, wo hast du den denn nun wieder kennen gelernt?" Fragte Tiffany.
"Eben gerade, hier auf dem Flur." Sagte Alea mit gequälter Stimme und sah
Stella bittend an, diese wusste gleich was zu tun war, ein Themenwechsel war
fällig.
"Die sind ja echt schnell mit der Schule fertig geworden, findet ihr nicht
auch?" Fragte Stella in die Runde, worauf Alea ihre Augen verdrehte.
"Ja, aber ist es nicht seltsam? Bis gestern Nachmittag, meine Eltern und ich
hatten einen kleinen Verdauungsspaziergang gemacht und kamen dabei hier vorbei,
hatten sie gerade mal ein viertel, wenn überhaupt, der Arbeiten erledigt und
heute schwup das gesamte Kloster ist umgebaut." Rätselte Bianka.
Da begriff Stella und sah Alea ernst und fragend an.
"Angeblich sollen ja ein Engel und ein komisch gekleideter Junge die Schule in
eine Lichtsäule gehüllt haben und somit die "Verschönerung" beendet haben!"
Berichtete Tiffany.
"Wer weiß, vielleicht waren es ja Sweetsunrise und dieser schwarzhaarige Junge,
den wir schon in Fire City gesehen haben." Sagte Monika.
"Sie will bestimmt schnell zu uns in die Schule kommen." Kicherte Sophia.
"Meinst du sie ist so eine Schulfanatikerin wie Alea!" Stichelte Stella, wofür
sie von Alea einen bösen Blick kassierte.
Nach diesem Gespräch verabschiedeten sich die Mädchen voneinander, da sie von
ihren Eltern gerufen wurden waren.
"Hast du echt die ganze Schule mit nur nem kleinen Lichtstrahl fertig gebaut?"
Fragte Stella ungläubig.
"Ich war ja nicht alleine und es war auch kein kleiner Lichtstrahl." Antwortete
Alea beiläufig.
"Oh man ... wow ... und wer war nun bei dir?" Erkundigte sich Stella.
"Alex war es nicht, falls du darauf hinaus willst! Es war Thomas, na ja
eigentlich heißt er ja Tenebrä und ist ein Dämon, so eine Art Anführer der
Grindis, lange Geschichte." Krächzte Alea mit heiserer Stimme.
"Du hast dich auch schon mal besser angehört, geht's dir nicht gut!" Fragte
Stella besorgt.
Alea antwortete mit einem Kopfschütteln und hauchte mit einer fast versagenden
Stimme:
"Nein, nein alles OK."
Stella musterte Alea kurz mit einem kritischem Blick und legte dann wieder mit
dem Gezeter los:
"Du bist ganz schön gemein, warum hast du mich nicht gefragt, ob ich mitkommen
möchte?"
"Hä?" Gab Alea nur von sich.
"Na als du deine Prüfung hattest! Drak hatte mir heute früh davon erzählt."
Sagte Stella.
"Achso, Drakon meinte, dass du eh eine andere Prüfung haben wirst als ich, also
wollte er dir nichts erzählen." Keuchte Alea.
"Na gut, aber wehe ... du nimmst mich beim nächsten Mal nicht mit, dann wirst
du von Earthdestiny verhauen." Fragte eine den beiden gut bekannte Stimme ...
Nicolas.
Er stand mit seinem Vater und Thomas neben ihnen. Stella und Alea liefen bleich
an (geht das bei Alea überhaupt noch?).
"Wie viel haben die wohl mitgehört?" Dachten beide geschockt. Bei Tenebrä war
es ja egal, aber Nicolas und sein Vater...!
"Hey alles OK. War nur nen Witz, wer kennt sie schon wirklich? Aber
Themenwechsel, ich wollte eigentlich nur mit Alea reden, könntest du uns bitte
alleine lassen?" Sagte Nicolas, damit waren die beiden Mädchen beruhigt, Alea
nickte Stella zu und diese ging dann nach Hause.
Tenebrä und Alea folgten Nicolas und seinem Vater in dessen Büro, Herr Calmer
setzte sich, bot den dreien einen Sitzplatz an, unterbrach das kurze schweigen
und sagte:
"Stimmt es, dass dein kleines Waldhäuschen zerstört wurden ist?"
Nun brachte Alea nur noch ein kleinlautes "Ja" heraus und warf Tenebrä einen
verwünschenden Blick zu.
"Das habe ich von der Familie dieses netten Mannes erfahren." Sagte Herr Calmer
während Tenebrä Alea zuzwinkerte, was Nicolas gar nicht gefiel, "Also musste
ich einen Entschluss fassen," fuhr Herr Calmer fort, "Ich kann dich ja schlecht
im Schnee erfrieren lassen, du kommst jetzt erstmal mit mir nach Hause und
wärmst dich auf, dann hast du die Wahl ob du erstmal bei uns wohnen oder lieber
in ein Heim geschickt werden möchtest. Und wie entscheidest du dich?"
Nicolas wusste von den Plänen seiner Eltern nichts und erschrak vor Freude, als
er dies gehört hatte und erwartete schon voller Spannung ihre Antwort.
"Ich würde mich sehr freuen bei ihnen wohnen zu dürfen, aber ich möchte ihnen
nicht zu sehr zur Last fallen." Sagte Alea mit einem Lächeln und einer
erschöpften Stimme, "Sie erlassen mir schließlich schon die Schulkosten und
die Uniform haben sie mir auch geschenkt."
"Aber ich habe da auch noch etwas anderes mit dir zu bereden, da Thomas neu hier
hergezogen ist und du ihn zu kennen scheinst, möchte ich, dass du ihm ein
bisschen beim Einleben hilfst," sagte Herr Calmer und fuhr an sich gewandt fort,
"seine Eltern unterstützen uns finanziell nämlich sehr gut."
Als Nicolas dies hörte wandelte sich seine Freude in Wut und er platzte fast
vor Neid, jetzt war da noch jemand, der mehr Zeit mit Alea verbringen würde als
er.
"Ich meine, ihm ein bisschen die Gegend zeigen, die Fleckchen, wo ihr
Jugendlichen am liebsten seid und so. Außerdem möchte ich dich darum bitten
ihm dabei zu helfen, Freunde zu finden." Sagte Herr Calmer und wieder lächelte
Tenebrä erwartungsvoll zu Alea, worauf Nicolas ihm am liebsten an die Gurgel
gegangen wäre, "Aber nicht nur dieser junge Mann ist neu in dieser Gegend, im
Laufe des Tages wird ein weiter Schüler, ein Mädchen, hier eintreffen.
Schüler aber nicht in dem Sinne, wie ihr, sondern als Studentin, sie möchte
Architektin werden und da ich eine Baufirma leite und ihre Eltern gute Bekannte
sind, habe ich ihnen versprochen ihr ein paar praktische Lehrstunden mit auf den
Weg zu geben. Sie heißt Katrin und ist zwanzig Jahre alt, soweit ich von den
Schwestern erfahren habe, ist sie eine Bekannte von dir und kommt ursprünglich
aus Cascade von Aquats. Stimmt das?" Fragte Herr Calmer, worauf Alea nur mit
einem Nicken antwortete um ihre Stimme zu schonen, "Gut, nun denn dann hat sie
ja auch schon eine Freundin hier, dass war's dann auch schon, was ich mit dir
besprechen wollte. Lasst uns nach Hause gehen und Mittag essen. Auf Wiedersehen
Thomas." Sagte er abschließend und ging mit den drein im Schlepptau hinaus.
"Auf Wiedersehen Herr Calmer, Nicolas. Alea ich freue mich dich morgen wieder zu
sehen." Sagte Tenebrä und ging.
Nicolas, Alea und Herr Calmer schritten auf dessen Haus zu, doch schon davor, ja
noch auf dem Hof kroch ihnen ein würziger Geruch in die Nase, es wahr nicht
schwer zu erraten, was es gab, denn dieser Geruch offenbarte alle Zutaten,
aromatische Gewürze und frische Kräuter, das konnte nur eine Suppe sein. Alea
freute sich sehr, denn ihre Halsschmerzen hätten bestimmt nichts Festes
zugelassen. Frau Calmer wartete bereits am Tisch mit dem Essen auf sie.
"Wo wart ihr denn so lange? Ich dachte deine Rede soll diesmal kürzer sein!"
Beschwerte sich Frau Calmer sofort, "Die Suppe wird schon kalt! Ach du meine
Güte Kind wie siehst du denn aus." Sagte sie an Alea gewannt und auf ihre
Blässe und die Kratzer hindeutend.
"Wir waren noch im Büro und haben etwas besprochen ..." sagte Herr Calmer
zwinkerte seiner Frau zu, wurde dann aber von Nicolas unterbrochen:
"Ja Mama, stell dir vor, er hat Alea angeboten bei uns zu wohnen und ..."
Frau Calmer stoppte ihn in seinem Eifer und sagte:
"Ich weiß, nach dem Anruf heute Morgen von Herrn Devil hatten wir uns beraten
und waren zu zwei Entschlüssen gekommen, entweder sie lebt bei uns oder sie
muss in ein Heim. Na und wofür haben wir uns entschieden?" Fragte Frau Calmer
an Alea gewannt, diese wollte mit einem "Ich würde sehr gerne bei ihnen wohnen"
antworten, doch ihre Stimme versagte und anstatt eines Wortes, Tons oder auch
nur etwas annäherndem, kam kein einziges Geräusch aus ihrem Mund, sie bewegte
nur die Lippen. Nicolas, Herr Calmer und Frau Calmer sahen sich kurz erschrocken
an und Alea lief rot an, es war ihr fürchterlich peinlich, worauf der Herr des
Hauses das Wort ergriff:
"Natürlich bleibt sie bei uns, leider hat sie sich in der gestrigen Nacht wohl
etwas erkältet und könnte daher deine erstklassige Suppe und ein schönes
warmes Bad zur Genesung gebrauchen."
"Ist ja logisch, dass sie jetzt mit so einer Erkältung gestraft wurde, das arme
Mädchen hatte ja die ganze Nacht im Schnee liegen müssen, ein Wunder, dass sie
jetzt überhaupt noch lebt, jeder andere Mensch wäre erfroren. Wie ist das mit
deinem Haus überhaupt passiert? Und warum bist du denn nicht zu uns gekommen?"
Löcherte Frau Calmer Alea, doch antworten konnte sie ja nicht.
"Liebling, hör mit der Fragerei auf, sie kann dir jetzt eh nicht antworten, du
wirst schon warten müssen, bis sie wieder etwas sagen kann. Nun denn guten
Appetit, lasst uns anfangen ich habe schon einen riesigen Hunger." Sagte Herr
Calmer und tat sich auf, die anderen taten im gleich, es war eine würzigleichte
Nudelsuppe mit weichen Möhrchen und Porreestückchen.
Nach dem Essen führte Nicolas Alea ins Badezimmer, wo sie sich eine Stunde
Erholung gönnte und mit Drakon erzählte, Nicolas war während dessen in seinem
Zimmer und spielte mit Tiger an der Playstation.
"Es wird schwer werden sich nun heraus zu schleichen, mal sehen, wo ich schlafen
werde!" Sagte Alea nachdenklich, versank ein Stückchen tiefer im Schaum und
schloss ihre Augen um etwas zu entspannen.
"Ja, aber vergiss nicht nach deiner Prüfung darfst du auf keinen Fall
nachlässig werden und ... " plapperte Drakon drauflos, Alea hörte ihm zwar zu,
jedoch nur mit halben Ohr und antworten konnte sie ihm auch nicht, sie wollte
ihre Stimme für Katrin schonen, sie hatten sich soviel zu sagen, denn seitdem
Katrin studierte, hatte sie kaum noch Zeit auf Aleas Briefe zu Antworten.
Plötzlich klopfte es an der Tür, Alea schrak auf, Drakon versteckte sich bei
ihren alten Sachen im Wäschekorb und Frau Calmer trat mit Handtüchern und ein
paar frischen Sachen in das Zimmer, streichelte Alea liebevoll über den Kopf
und ging dann wieder hinaus. Diese wärme ihrer Hand gab Alea ein Gefühl der
Geborgenheit, wie sie es selbst im Kloster nicht oft hatte. Dort hatte sie so
gut wie nie ein Wort des Lobes oder eine ähnliche freundliche Geste erhalten,
nur in ihrer Kindheit und bei ihrem Auszug einpaar freundliche Worte der
Oberschwester, aber warum? Hatte Alea etwas getan, das sie verärgert hatte?
Langsam stieg Alea aus der Wanne, der Schorf ihrer Wunden war ganz weich
geworden, aber dieses Rot leuchtete immer noch als wären ihr die Wunden gerade
erst zugefügt worden und genau so schmerzten sie, Drakon sah leicht errötet
weg als sie sich anzog. Es war ein weißer Niki - Pulli und eine schwarze
Cordhose, was sie nun trug, beides war ihr etwas zu groß, aber sehr warm und
kuschelig.
Noch etwas wackelig auf den Beinen trabte sie zu dem Zimmer von Nicolas, als sie
eintrat, kämpfte er gerade mit Tiger um den ersten Platz bei einem Formel eins
Rennen. Es sah ulkig aus, denn da Tiger gewonnen hatte, (ja du hörst richtig,
Tiger, der Wolfshund von Nicolas hat ihn beim Formel eins Rennen geschlagen!)
musste Nicolas bei ihm Dauerkraulen machen. Alea fing an zu kichern, Nicolas
erschrak, sah sich um und als er Alea entdeckte, lief er rot an.
"Meine Eltern sind unten in der Stube, sie erwarten dich bereits! Die Stube ist
vom Eingang aus gesehen das Zimmer, das der Eingangstür genau gegenüberliegt."
Erklärte Nicolas.
"Warum wollen sie mich denn sprechen? Und kommst du nicht mit?" Erwiderte Alea.
"Nein ich komm nicht mit, sie meinten es wäre etwas wichtiges, mehr weiß ich
auch nicht." Antwortete er ihr kurz.
Fix ging Alea in die Stube, dort saßen Herr und Frau Calmer bereits auf der
Couch und betrachteten den Plan der Schule, nebenbei lief der Fernseher.
"Ah da bist du ja." Empfing Herr Calmer sie.
"Geht es dir besser?" Fragte Frau Calmer.
"Ja danke, die Suppe war köstlich und das Bad herrlich, beides tat mir wirklich
sehr gut, vielen Dank." Sagte Alea, nun schon wieder mit Ton in der Stimme.
"Nichts zu danken, sieh es als ein Willkommen und Wiedergutmachung an."
Erwiderte Herr Calmer.
"Wiedergutmachung? Weswegen das denn?" Erkundigte Alea sich etwas irritiert.
"Mein Verhalten dir gegenüber war nicht richtig, deshalb ..." Antwortete er,
wurde dann jedoch von seiner Frau unterbrochen:
"Deshalb haben wir dich aber nicht hergebeten." Vollendete sie seinen Satz,
legte ihre Hand auf die ihres Mannes und sah ihm tief in die Augen und er fuhr
fort:
"Nun also ..." er räusperte sich kurz, "Die Schwestern haben dich zwar
aufgenommen und meines Erfahrens nach gut behandelt, aber sie haben dich nicht
als Bürger dieses Dörfchens angemeldet oder der Gemeinde gesagt, dass sie dich
gefunden haben, was heißt, sie haben dich rechtlich gesehen nie aufgenommen, du
existierst also noch gar nicht im Namenverzeichnis der Bewohner von Elestra ..."
"Liebling komm zum Punkt!" Unterbrach Frau Calmer ihren Gatten und warf ihm
einen bösen Blick zu.
Alea wusste nicht genau, was sie erwarten sollte, hatte aber bereits eine
Vermutung, die, wenn sie richtig war, Nicolas nicht sonderlich gefallen würde,
nur Alea spürte eine innere Vorfreude.
"Nun gut, die Schwester mögen zwar eine gute "Familie" für dich gewesen sein,
aber ich bin aus einer Familie, in der man Traditionen beibehält und bei uns
besteht eine wahre Familie nicht aus unzähligen Müttern, sondern aus einem
Vater und einer Mutter ..." Frau Calmer verdrehte die Augen, man konnte genau
ihre Gedanken lesen, denn sie mochte seine Ausschweifungen bei den Reden genau
so wenig, wie Nicolas, Alea oder die anderen.
"Ist ja gut, also meine Frau und ich haben uns überlegt, ob du nicht Mitglied
unserer Familie werden möchtest, sowohl emotional als auch gesetzlich, kurz um,
wir würden dich gerne adoptieren." Beendete er seinen Vortrag.
"Und was sagst du dazu, hast du etwas dagegen?" Fragte Frau Calmer neugierig.
Sicherlich wäre es schön, endlich mal eine richtige Familie zu haben, mit
einer Mutter, einem Vater und sogar einem Bruder, aber irgendetwas in ihrem
Inneren hielt sie davon "Nein, ich habe nichts dagegen" zu sagen. Alea fiel in
ein leichtes Grübeln, warum ... warum hatten die Schwestern sie nicht
adoptiert, selbst wenn sie nicht immer besonders mütterlich zu ihr waren, sie
hatten Alea schließlich gefunden und aufgenommen, wenn sie ihnen eine Last
gewesen wäre, hätten sie Alea doch in ein Heim geben können, es musste einen
plausiblen Grund dafür geben, dass die Schwestern sie weder adoptiert, noch im
Namenverzeichnis eingetragen haben. Aber welchen? Das Herumgrübeln war nicht
gerade die Reaktion, die Herr und Frau Calmer erwartet hatten, also brach Frau
Calmer das Schweigen und sagte:
"Ich weiß eine Adoption ist eine schwere Entscheidung, wenn du lieber noch
etwas darüber nachdenken möchtest, verstehen wir das natürlich!" Sagte Frau
Calmer etwas enttäuscht über diese Reaktion.
"Oh, vielen Dank und verstehen sie mich bitte nicht falsch, es wäre einfach
wundervoll ein Teil dieser Familie zu werden, aber ich würde vorher lieber noch
mit den Schwestern darüber sprechen, ich hätte da nämlich ein paar Fragen an
sie!" Erklärte Alea etwas zögerlich.
"Natürlich, sprich dich ruhig mit ihnen aus, momentan sind sie aber wegen den
Renovierungsarbeiten, die ja eigentlich noch nicht fertig sein sollten, in einem
Hotel in Firecity untergebracht. Wenn du möchtest, bring ich dich zu ihnen, wir
müssen heute eh noch dorthin, du und ich, weil deine Freundin Katrin zu um
neunzehn Uhr dort ankommt und natürlich von einem bekannten Gesicht empfangen
und abgeholt werden möchte. Nach dem Kaffeetrinken, also zu um drei, fahren wir
los, zuerst zu den Schwestern, dass du dich ein bisschen aussprechen kannst,
währendes habe ich einige Geschäfte dort zu erledigen und danach treffen wir
uns am Flugplatz, ich werde dort im Café auf dich warten, aber spätestens
fünf vor sieben musst du dort sein, denn dann holen wir sie ab." Sagte Herr
Calmer mit viel Verständnis.
Alea war zwar noch etwas überrascht, denn mit so viel Güte hatte sie nicht
gerechnet, aber es hörte sich einfach klasse an, vor so vielen Ereignissen
musste sie jedoch erstmal den verpassten Schlaf nachholen, so bedankte sie sich
noch einmal bei Frau Calmer für die leckere Suppe und bei Herrn Calmer, dass er
sie mitnehmen würde und ging dann nach oben um sich noch etwas hinzulegen, doch
wo, dass hatte sie noch gar nicht gefragt gehabt. Also klopfte sie kurz bei
Nicolas an um ihn zu fragen, wo sie sich etwas ausruhen konnte. Er und Tiger
spielten immer noch das Rennen und so wie das aussah, würde wohl wieder Tiger
gewinnen.
"Nicolas?" Sagte sie, worauf er sich umdrehte und erst recht verlor.
"Och sch..." Schimpfte er und begann wieder damit Tiger zu kraueln, "Tschuldige,
is jetzt nur schon das fünfte Mal, dass Tiger gewonnen hat. Kann ich dir
helfen?"
"Ja ich habe gestern, um ehrlich zu sein, nicht besonders viel geschlafen und
wollte dich fragen, wo ich mich etwas hinlegen kann!" Erläuterte Alea.
"Na ja, das Gästezimmer ist noch nicht ganz fertig ... leg dich doch erstmal in
mein Bett, ich stell das Rennen leiser und du kannst deinen Schlaf nachholen,
OK?" Schlug er vor.
"OK, danke, aber würdest du mich zu um drei wecken, dein Vater und ich fahren
dann nach Firecity um das Mädchen abzuholen, von dem er in der Schule
gesprochen hat!" Sagte Alea und legte sich auf sein Bett, ein bisschen mulmig
war ihr ja schon, sie lag in seinem Bett, das hatte so etwas verbotenes an sich,
doch allzu lange konnte sie darüber eh nicht nachdenken, denn kaum lag sie,
schlief sie auch schon ein.
Nicolas saß mit Tiger auf dem Boden in der Nähe des Bettes, krauelte ihn,
beobachtete Alea etliche Minuten still und flüsterte dann seinem Tierchen ins
Ohr:
"Ist sie nicht bezaubernd? Ich weiß nicht, es umgibt sie so etwas vertrautes,
als würde ich sie schon ewig kennen, außerdem strahlt sie etwas aus, etwas
magisch und würdevolles. Findest du nicht auch?"
Die Reaktion seines Wolfhundes verwunderte ihn etwas, denn als er mit seiner
kleinen Träumerei fertig war, stand Tiger auf tapste auf das Bett zu, sprang
darauf und legte sich neben Alea. Nicolas wusste nicht so recht, was er davon
halten sollte, sonst mochte er die täglichen Streicheleinheiten doch oder
wollte er Alea nur wärmen. Sollte er seinen Hund da wegnehmen oder lieber still
und heimlich rausschleichen? Er entschied sich für das Rausschleichen, den er
wollte seine Eltern noch mal fragen, was genau sie mit Alea besprochen haben. So
tapste Nicolas auf Mäusepfötchen heraus, schloss behutsam die Tür und ging zu
seinen Eltern, die immer noch in der Stube waren und sich über den gestrigen
Abend unterhielten.
"Kuckuck!" Begrüßte er sie freundlich und setzte sich auf seinen Stammplatz,
einen großen ledernen Sessel.
"Oh, gut dass du jetzt kommst, möchtest du nachher mitkommen nach Firecity?"
Fragte Herr Calmer.
"Klar gerne." Antworte Nicolas.
"Was macht sie denn jetzt?" Fragte Frau Calmer etwas besorgt.
"Sie schläft oben in meinem Bett, weil wir das Gästezimmer ja noch nicht
fertig entrümpelt haben." Erwiderte er.
"Ach ja, es wird eine schwere Nacht für sie gewesen sein, wenn Herr Devil uns
doch nur früher angerufen hätte." Jammerte Frau Calmer.
"Wieso, was war denn gestern? Und was hattet ihr vorhin mit Alea besprochen?"
Fragte Nicolas neugierig und aufgebracht.
"Langsam, langsam eins nach dem anderen. Also, gestern Abend ist wohl ein
Asteroid in Aleas Waldhäuschen eingeschlagen und hat es vollkommen verbrannt,
zum Glück war sie zu der Zeit mit ihren Freundinnen zusammen, deshalb ist ihr
nichts passiert, dass glauben wir zumindest, denn sonst hätte Herr Devil uns
darüber bestimmt informiert, nur das Haus wurde zerstört ..." sagte Herr
Calmer wurde aber von Nicolas unterbrochen:
"Was? Hat sie dann etwa in der Kälte draußen geschlafen? Warum ist sie denn
nicht zu uns gekommen? Und ..."
"Unterbrich mich nicht, dann erzähle ich dir auch die ganze Geschichte! Also,
wo war ich ... äh ... ach ja nur das Haus wurde zerstört mit all ihren Sachen,
das heißt, nicht ganz, nachdem wir mit ihr im Sekretariat gesprochen hatten und
sie sagte, dass sie mit zu uns kommen würde, bat ich den Jungen von Herrn Devil
sich das ganze mal anzusehen, einige ihrer Bücher waren noch mehr oder minder
intakt, auch ihren Schulsachen und der Uniform war nichts passiert, aber dann
fand er dort noch etwas ... warte" Unterbrach Herr Calmer sich und griff ein
altes verrußtet Buch von einem Nicolas nicht ganz unbekanntem Bücherstapel,
"Hier dieses Album, er brachte es mitsamt der anderen Sachen hier her, könntest
du es Alea geben? Wie wird sicher sehr freuen es wieder zu haben!"
"Aber klar doch, ... äh habt ihr schon mal reingesehen? Darf ich mal drin
blättern?" Erwiderte Nicolas.
"Nein, haben wir nicht und wartest bitte auch, bis sie es dir erlaubt. Nun gut,
weiter im Text, sie kam natürlich nicht zu uns, da sie, wie du vorhin ja schon
gehört hast, uns nicht zur Last fallen möchte. Na ja jetzt ist sie ja bei uns
und kann sich erholen." Sagte Herr Calmer anscheinend abschließend.
"Aha und worüber habt ihr mit Alea nun gesprochen?" Stichelte Nicolas weiter.
"Nun ..." Herr Calmer suchte schnell den Blick seiner Frau und sah sie fragend
an, diese nickte ihm gütig zu, "Wir haben sie gefragt, ob sie unsere Leibliche
Tochter werden möchte, ob sie von uns adoptiert werden möchte." Setzte er
fort.
"Ihr habt was? Warum? Es reicht doch, wenn sie hier lebt, dann ist es doch schon
so als wäre sie ein Teil dieser Familie, wozu dann noch nen Namen auf nem
Fetzen Papier?" Schrie er herum, so dass man es bis oben hin hören konnte und
wodurch er Alea aufweckte.
"Schrei nicht so! Du weckst sie noch auf, außerdem dachte ich, du magst Alea!"
Sagte Frau Calmer etwas verschreckt.
"Ihr versteht das nicht, ich ..." sagte Nicolas brach aber ab, da Alea gerade
mit einem Tablett durch die Tür gewankt kam.
"Entschuldigen sie, dass ich ohne anklopfen herein trete, aber ich habe die
Hände voll und da geht das nun mal nicht," sagte sie mit einem Lächeln auf den
Lippen, "oder möchten sie lieber im Esszimmer Kaffeetrinken?"
"Oh wie freundlich von dir, nein du hast uns nicht gestört, von mir aus,
können wir gerne hier essen. Und was sagt ihr?" Meinte Frau Calmer.
"Nein, ich habe auch nichts dagegen!" Antworteten Richard und Nicolas im Chor.
Also deckte Alea den Tisch mit Tellern, Tassen, Gabeln und Kuchen natürlich,
sie kannte sich mittlerweile sehr gut im Haus der Calmers aus und wusste, wo was
steht. Währendes blätterte Nicolas etwas im Album von Alea und amüsierte sich
über manches Bild. Sie aßen gemütlich zusammen, Nicolas und Herr Calmer
überreichten Alea ihre Bücher und Schulsachen, die sie noch retten konnte,
erzählten über die neuen Veränderungen in der Schule und wie es nun mit
Katrin ablaufen würde.
Gegen drei setzten sich Herr Calmer, Nicolas und Alea ins Auto und fuhren los
nach Firecity.
***
Dort angekommen setzt Herr Calmer Alea bei einem riesigen Hotel Namens
"Phönicks" ab und fährt dann trotz des Protestes von Nicolas mit ihm zu einem
Geschäftstreffen ganz in der Nähe.
Vorsichtig schritt Alea in die Empfangshalle des Hotels und erkundigte sich bei
einer älteren Frau an der Rezeption nach dem Zimmer der Oberschwester. Es war
sehr weit oben, durch einen komfortablen Lift konnte man jedoch sehr schnell
dorthin gelangen, Zimmer 504 war es, an dessen Tür Alea klopfte und nach dem
freundlichen Hereinbitten der Schwester trat sie auch hinein.
Der Raum, in den Alea trat war wundervoll, so elegant. Er war orangerot
gestrichen und einfach riesig, auch die Fenster waren unglaublich groß,
rubinrote Vorhänge zierten sie, auf denen goldene Muster zu sehen waren. Auch
die Einrichtung ließ keine Wünsche offen, eine gigantische weinrote Couch und
passende Sessel bildeten die Sitzflächen, davor stand ein stabiler kleiner
Mahagonitisch mit einem dekorativen Obstkorb. Viele Topfpflanzen standen im Raum
und gaben ihm eine erfrischende Wirkung, nur dieser mannshohe
Flachbildschirmfernseher störte die Atmosphäre.
"Alea?" Sagte sie erstaunt und fuhr fort, "Was machst du denn hier mein Kind?"
"Guten Tag, nun ich wollte dich etwas fragen!" Rückte Alea etwas zögerlich
heraus.
"Setz dich erstmal und dann frag!" Erwiderte sie knapp.
Ob sie wusste, was Alea in den letzten Tagen alles widerfahren war? Langsam
setzte sie sich und blickte der Oberschwester in die Augen, um vielleicht
irgendetwas zu sehen.
"Du glaubst gar nicht was in den paar Tagen, die wir uns nicht gesehen haben,
alles passiert ist." So ergriff Alea das Wort, "Herr Calmer ist doch nicht son
fieser Knochen, wie ich dachte. Mein kleines Häuschen im Wald wurde zerstört,
also nahm er mich auf, jetzt wohne ich bei ihm. Hast du seinen Sohn Nicolas
schon kennen gelernt, er ist sehr nett."
"Ja, das habe ich, aber wegen diesem "liebe Mädchen Geschwatze" bist du doch
nicht hergekommen, habe ich recht? Was ist? Was liegt dir auf der Seele?"
Erkundigte sich die Oberschwester.
"Nun ... ich ... die Calmers wollen mich adoptieren und obwohl ich selber noch
nicht so recht weiß warum, kämpfe ich mit mir selbst, ob ja oder nein. Denn
sie sagten mir, ihr hättet mich auch nicht adoptiert und selbst im
Namensverzeichnis unseres Planeten bin ich nicht eingetragen! Deshalb bin ich
hier, um zu fragen warum ... warum das alles?" Sagte Alea den Tränen nahe und
sprang auf, "Habt ihr mich nicht als eure leibliche Tochter akzeptiert, weil
euch ein Klotz am Bein war? Oder bin ich euch zu sehr auf de Nerven gegangen?
Warum ...warum?"
Nun flossen die Tränen in Flüssen und ihr Herz pochte wie verrückt, sie
konnte die Antwort kaum erwarten, doch eine Stille breitete sich im Raum aus und
zog sich eine ganze Weile hin bis die Oberschwester endlich etwas sagte:
"Unsinn, du warst uns das Liebste, was wir hatten, doch wir wollten uns dir
nicht zu sehr nähern, weil ... weil wir glauben, dass du nicht von hier kommst,
dass du jemand bist, der einmal großes vollbringen wird und dazu eine reine
Herkunft braucht, also ... also ..." Da brach sie ab und begann zu schluchzen.
"Sprich weiter, wie meinst du dass? Ich verstehe dich nicht?" Sagte Alea und
dachte insgeheim darüber nach ob sie es ihr sagen sollte, dass sie eine
Prinzessin ist und ob die Schwester ihr glauben würde.
"Weißt du was dein Nachname bedeutet?" Sagte die Schwester sich wieder fassend.
"Natürlich, Sonnenaufgang, ja und?" Fragte Alea weiter unbekümmert.
"Was glaubst du warum wir dir diesen Nachnamen gegeben haben? Natürlich, weil
du unser Sonnenaufgang warst, wir hatten nichts lieber als dich, aber wie gesagt
glaubten wir, dass du ein Wesen nicht von her bist. Wir glaubten du warst der
Engel, der einst die Flammen aufsog und die Seelen der Nonnen erlöste. Deshalb
diese unnötige Strenge dir gegenüber, wir wollten, dass du dein "früheres
Ich" wieder annimmst und nicht verzogen wirst. Ich glaube aber, da haben wir uns
ganz umsonst Sorgen gemacht, denn du hättest auch alleine deinen Weg gefunden.
Es war herrlich zu sehen, wie du heran wächst, deine Erfahrungen sammelst und
Freunde findest. Ja bis dahin konnten wir dich begleiten, doch als du sagtest,
dass du in diesem Häuschen da draußen im Wald leben willst, kam der
Augenblick, vor dem ich mich schon so lange gefürchtet hatte, der Moment in dem
ich wusste, dass diese Freude mit dir irgendwann einmal zu Ende sein würde. Die
Stunde in der du deinen eigenen Weg einschlägst und uns verlassen würdest."
Fuhr die Schwester fort.
Ruhe, wieder diese nicht enden wollende Stille, erst fuhr sie Alea durch Mark
und Bein, dann breitete sie sich in ihrem Herzen aus. Mit Tränen so groß, wie
die eines Krokodils warf sie sich um den Hals der Schwester, sie wusste ja gar
nicht, wie viel Alea ihre Worte bedeutet hatten. Langsam löste sie den Griff,
sah ihr in die Augen, erhob sich und griff in ihre Jeanstasche, wo sich Drakon
(natürlich als Maus) aufhielt und selber ganz feucht von Tränen war. Ob er ihr
erlauben würde, es zumindest der Schwester anzuvertrauen. Gerade als sie
beginnen wollte es ihr zu erzählen, schlug eine groß Wanduhr mit einem
kräftigen und durchdringendem Ton, es war seltsam Alea war nun bereits ein und
eine halbe Stunde bei der Oberschwester, jedoch hörte sie erst jetzt den Schlag
der Uhr, diesen kräftigen Klang, wie der einer Kirchenglocke.
Ein inneres Gefühl sagte Alea, dass sie nun los müsse, dass jemand ihre Hilfe
brauchen würde.
"Danke für das Gespräch, du hast mir sehr geholfen, aber ich muss jetzt los,
weißt du Katrin, eine meiner Brieffreundinnen, kommt heute mit dem Flieger her,
sie will Architektin werden und Herr Calmer hilft ihr dabei. Auf Wiedersehen."
Sagte sie und wandte sich von der Oberschwester ab.
"Ist gut, danke für den Besuch und auf wieder sehen." Erwiderte sie mit dem
Blick auf den Boden gerichtet.
Mit festem Schritt und abwesendem Blick schritt sie, wie von Geisterhand
geführt durch die Tür, schloss sie ganz ruhig und rannte hinüber zum Lift,
mit dem sie bis in die aller höchste Etage fuhr, zum Dachgeschoss.
Behutsam trat sie auf das offene Flachdach heraus, es war niemand sonst zu
sehen, sie stand alleine dort und sah auf die weite, in den Tiefen der Nacht
versinkende Stadt mit ihren unzähligen kleinen Leuchten und Lämpchen, ein Meer
aus Lichtern durchzog die Stadt.
"Was ist denn los? Warum sind wir hier auf dem Dach?" Wollte Drakon wissen.
"Ich glaube jemand braucht unsere Hilfe ... ich weiß nur noch nicht genau wo!"
Erklärte Alea, doch plötzlich zuckte sie zusammen, "Jetzt weiß ich wo, beim
Flugplatz."
In Blitzeseile war sie verwandelt und machte sich auf den Weg zum Flugplatz, der
war nur wenige Blocks entfernt, nicht mal fünf Minuten waren vergangen als sie
auf dem goldenen Flügel, dem Logo der Fluggesellschaft Elestras. Vorsichtig sah
sie sich um, die gesamte Eingangshalle war menschenleer, sogar das Café in dem
sie sich später mit Herrn Calmer und Nicolas treffen würde stand leer. Man
hörte nur ihre Schritte auf dem gefliesten Fußboden, niemanden sonst ...
Drakon, der nun wieder Drache war, trabte mit eingezogenem Schwanz dicht hinter
Alea her. Auf einmal hörten sie einen Schrei weiter hinten, dort wo sich die
Halle in die einzelnen Gänge zu den Fliegern spaltete, Alea rannte so schnell,
dass Drakon kaum hinterher kam.
In dem Raum angekommen, erschraken beide fast zu Tode, ein Grindi doppelt so
breit und fast noch mal so groß stand in der Mitte des Raumes und versprühte
über riesige grüne Tentakeln die selbe Energie, wie der schwarze Drache von
Tenebrä. Es viel Alea sehr schwer sich auf den Beinen zu halten, doch sie
musste es schaffen, denn in den Armen des Grindis hing im Würgegriff ein
weißblondes Mädchen, das Sachen, ähnlich denen von Alea trug, jedoch hatte
sie ein komplettes weißes Kleid an und einen azurblauen Gürtel um.
Als der Grindi Alea bemerkte, ließ er einige seiner Tentakel auf sie los, sie
waren messerscharf und bärenstark, im Nu war Alea ihren Umhang los und hatte
einige Risse im Kleid, Drakon hielt sich versteckt, er setzte voll auf Alea.
Diese hatte es wirklich nicht leicht den rankenartigen Armen auszuweichen und
dem Mädchen zu helfen, erst nach drei Feuerbällen und vier von ihrem Stab
abgehackten Armen gelangte sie zu dem Mädchen. Mit einem Hieb in den Magen des
Grindis ließ dieser das Mädchen los, Alea fing sie auf und brachte sie,
während sie den Tentakeln ausweichte an einen sicheren Ort am Rande des Nebels,
den der Grindis hervorgerufen hatte. Als sie dann zum letzten Angriff ausholen
wollte, war der Dunst so dicht, dass nicht einmal mehr ihre Hand vor Augen sehen
konnte, jedoch herrschten vor Ort zu viele Geräusche vor, so dass sie sich noch
nicht einmal auf ihr Gehör richtig verlassen konnte, aus der einen Ecke kam ein
Kriechen und aus einer anderen ein Kratzen, dann plötzlich Ruhe ... nichts
bewegte sich mehr, kein Mucks war noch zu hören, doch nicht für lange, ein
zischen und zucken, dann eine Schramme und die nächste, wie aus dem nichts
erschienen die Ranken und verschwanden auch wieder. Es war schwer, aber Alea
musste sich auf eine neue Technik konzentrieren, den Feuerwirbel, der wesentlich
Flächenreicher angriff als ihre anderen Attacken.
Ein Knistern und Rauschen war zu hören, es wurde hell und warm, dann verschwand
der Nebel und Alea sank auf ihre Knie, sie hatte sich völlig verausgabt und
hatte kaum die Kraft, von alleine wieder auf die Beine zu kommen, doch eine
helfende Hand kam ihr zu Hilfe, die des Mädchens, dem sie geholfen hat.
"Danke für die Hilfe, ist mit dir alles OK?" Sagte das Mädchen und ihre Stimme
überraschte Alea sehr, denn sie kam ihr bekannt vor, auch die azurblauen Augen
schienen ihr bekannt zu sein.
"Katrin?" Fragte Alea während sie aufstand.
"Wie ...? Woher ... woher weißt ...? Alea?" Stotterte das Mädchen hervor.
"Ja!" Sagte Alea freundlich und zog sich die Maske vom Kopf herunter.
"Das gibt's ja nicht, dann bist du auch eine Elementare Prinzessin?" Rief Katrin
freudig.
"Ja, aber wir sollten nicht hier über so etwas reden, lass uns woanders
darüber sprechen und vor allen nicht in dem Outfit!" Keuchte Alea noch etwas
erschöpft.
"Aber vorher möchte ich dir noch jemanden vorstellen! Drakina kommst du mal
bitte, ich möchte dir jemanden vorstellen ..." hieß Katrin nach jemandem, doch
niemand kam, "Drakina? Das grüne etwas ist besiegt, du brauchst keine Angst
mehr haben."
"Drakina ist bei dir?" Rief Drakon, der, gerade als er den Namen gehört hat,
aus seinem Versteck herausgestürmt kam.
"Huch wer ist das denn? Ist das dein Drache? Und wie heißt er?" Löcherte
Katrin sie.
"Ich bin Drakon und ja ich bin der stete Begleiter von Alea." Antwortete er.
"Drakon?" Fiepte ein kleines süßes Stimmchen und kam näher, es war ein
Drachenweibchen.
Es sah so ähnlich aus wie Drakon, jedoch hatte es andere Rückenzacken, die
waren nämlich eher wellenartig als zackig und eine andere Farbe, so schöne
blassblaue Schüppchen, lila Augen und in derselben Farbe auch die Wellen auf
ihrem Rücken, selbst der Abschluss des Schwanzes endete nicht in einem
pfeilartigem Zacken, sondern in einer Art Herzform.
"Hallo Drakina, lange nicht mehr gesehen stimms? Aber du hast dich kein bisschen
verändert, bist immer noch so schön wie eh und je, wenn nicht sogar noch
bezaubernder." Schleimte er herum.
"Danke Drakon, du hast dich aber auch nicht doll verändert, bist nur noch etwas
größer geworden!" Flirtete sie zurück.
"Wie ihr kennt euch?" Erkundigte sich Alea erstaunt.
"Natürlich, es wäre eine Schande Drakina nicht zu kennen, außerdem hatten wir
denselben Ausbilder!" Erklärte Drakon.
"Ausbilder?" Fragten Alea und Katrin im Chor.
"Ja, aber das ist eine lange Geschichte, die wir besser nicht hier erläutern
sollten! Außerdem glaube ich, dass jetzt, wo es hier wieder so ruhig ist, die
Menschen wiederkommen werden!" Sagte Drakina.
Im Nu waren sie wieder zurück verwandelt und schritten auf das Café zu, Drakon
als Maus in Aleas Jeans und Drakina als Kaninchen in einem Käfig.
Es war mittlerweile genau sieben Uhr, der Flughafen füllte sich langsam wieder,
die ersten die herein getreten waren, waren die Angestellten des Flughafens und
ein paar Polizisten, die recht dumm aus der Wäsche sahen als sie nicht außer
ein paar Scherben, abgefackelte Pflanzen um Kondenswasser an den Wänden fanden,
uns hatten sie total übersehen. So saßen die beiden im Café, erzählten
miteinander über alte Zeiten und warteten darauf dass die Bedienung endlich
wiederkommen würde, doch vor ihr erschienen die Passagiere der Flieger und was
wohl für Katrin und Alea am wichtigsten war Herr Calmer mit Nicolas, sie
staunten nicht schlecht, als sie feststellen mussten, dass die Mädchen bereits
dort saßen und auf sie gewartet hatten. Etwas verdutzt begrüßten sie die
Mädchen und setzten sie sich dazu.
Dann kam auch endlich die Bedienung und die vier konnten bestellen, Herr Calmer
lud alle ein, für Nicolas gab es einen Milchkaffee, für Katrin einen
Cappuccino, für Alea einen Früchtetee und für ihn selbst bestellte einen
kräftigen Kaffee mit zwei Zuckerplocken.
"Wisst ihr, was hier geschehen war? Als wir vorhin hier vorbei fuhren, um uns in
das Café und auf euch zu warten, stürmte uns eine hysterische Menschenmasse
entgegen, die soweit ich mitbekam, irgendetwas von einem Monster faselte.
Könnt ihr mir näheres sagen?" Fragte Herr Calmer.
"Nein, keine Ahnung." Sagten beide im Chor und grinsten sich an.
"Schade, na ja der Flughafen ist ja zum Glück Video überwacht, spätestens
morgen dürften wir das doch im Fernsehen bekucken dürfen." Meinte Nicolas.
"Das glaube ich eher nicht, denn der Empfangssaal ist recht stark beschädigt
worden und ich glaube nicht, dass die Kameras das ohne Schäden überstanden
haben." Fügte Katrin in das Gespräch ein und nippte vorsichtig an ihrem
Cappuccino, den sie eben gerade bekommen hatte.
"Ach ja und wie stark ist er beschädigt? Ich meine das Ding ist doch total aus
Panzerglas und der Boden ist vollkommen zugefliest mit Marmor, da kann doch
nicht all zu viel passiert sein!" Spöttelte Nicolas.
"Na dann geh doch kucken, der Marmorboden hat zwar nur wenige Kratzer aber die
gesamten Fensterscheiben bestehen nur noch aus Scherben." Berichtete Alea
nebenbei.
"Waaaaaaaaaaaaaaaaaaasssss?" Rief Nicolas ungläubig, worauf sich alle anderen
Gäste des Cafés neugierig zu ihm umdrehten.
"Psssst! Schrei doch nicht gleich so, ist doch nicht weiter wild, außerdem
glaube ich, dass das mit den Panzergläsern nur Aufschneiderei war, die Scheiben
sind viel zu schnell zersprungen und ..." nach diesen Worten erntete Alea sofort
einen leicht verdutzten Blick von Nicolas, "äh ... das schätz ich denn die
Scherben, die dort herumlagen waren viel zu dünn für Panzerglas. Hihi ..."
fügte sich noch schnell hinzu und würgte sich mit einem verlegenen Lachen ab.
"Ach dann war, als du hier angekommen bist, schon alles vorbei? Oder konntest du
noch miterleben, was hier los war?" Horchte Nicolas Alea aus.
"Nö, als ich hier ankam, war schon alles vorbei, es waren sogar schon wieder
einige Leute auf den Gängen und machten sich auf den Weg ihren Flug noch zu
erwischen bzw. kamen von ihren Flügen, wie Katrin. Es war ein super Timing
gerade als ich in den großen Saal trat, kam sie mir entgegen, wir begrüßten
uns und setzten uns um auf euch zu warten ins Café." Antwortete sie ihm.
"Na dann, Nicolas, Mädels! Wenn ihr ausgetrunken habt, fahren wir nach Hause."
Hieß Herr Calmer bestimmend.
"Bin schon fertig." Sagten alle im Chor.
"Gut, dann ab zum Wagen, ich bin fix und alle. Katrin, heute schläfst du noch
bei uns, aber ab morgen hast du dein eigenes Appartements in Feu, mit Küche,
Bad und Wohnstube, was du hier zu erwarten hast, sage ich dir auch morgen."
Erklärte Herr Calmer.
So machten sie sich dann auf den Weg ab zum Auto von Herrn Calmer, die Fahrt war
sehr ruhig, Nicolas saß vorne und erzählte mit seinem Vater, Katrin und Alea
waren auf den hinteren Plätzen eingeschlafen, bei der Arbeit, die sie an diesem
Tag schon leisten mussten, war das aber kein Wunder. Als sie ankamen, weckten
Her Calmer und sein Sohn vorsichtig die beiden Mädchen, die dann mehr schlecht
als recht ins Haus wankten. Schläfrig setzten sich Alea und Katrin in die Stube
auf die Couch. Herr Calmer und Nicolas setzten sich währenddessen im Büro
über das im Auto bereits angefangene Thema weiter auseinander, es musste etwas
Wichtiges oder Geheimes sein, denn sonst hätten sie es nicht im Büro
besprochen.
"Hallo ich bin Rose Calmer, wir hatten uns ja schon am Telefon gesprochen. Und
ihr zwei, Lust auf einen heißen Kakao?" Fragte Frau Calmer mitfühlend.
"Nein, danke wir hatten uns bereits voll gesüffelt." Sagten beide erschöpft im
Chor.
"Ähm ... Frau Calmer? Sagen sie, wo schläft denn Katrin?" Fragte Alea
neugierig.
"Ach ja darüber wollte ich noch mit euch sprechen, würde es euch etwas
ausmachen, wenn ihr hier auf der ausgeklappten Couch schlafen würdet? Ich meine
..." Frau Calmer grinste etwas und fuhr fort, "Natürlich könnte eine von euch
auch mit Nicolas hier schlafen und die jeweils andere schläft dann in seinem
Bett."
"Nein, nein ist schon gut so." Sagten beide mit hoch rotem Kopf.
"Ja schon gut, war ja nur so ein Vorschlag ... na los Mädchen, geht euch
waschen, wenn ihr fertig seid, wird die Couch schon bezogen auf euch warten.
Nicolas und mein Richard werden in dessen deine Koffer hereinbringen Katrin."
Antwortete sie den Mädels.
Sofort machten sie sich auf den Weg zum Bad, zum Glück war die Wanne so riesig,
dass gut drei Leute hereingepasst hätten, daher konnten sie gemeinsam in ein
riesiges Schaumbad steigen. Ob das jedoch so gut war ... mh na ja nachdem sie
sich gewaschen hatten, befand sich jedenfalls die ganze Badestube unter Wasser.
Lag es an dem Unmengen von Schaum, an der, schon bevor sie eingestiegen waren,
viel zu vollen Wanne oder doch an der Wasserschlacht, die sie aufgrund eines
kleines "Schwammstreites" begannen? Wer weiß ... aber auch egal, denn der
nächste Wettstreit stand kurz bevor, mit Zahnbürsten bewaffnet traten die
beiden Mädchen vor den Spiegel ans Waschbecken, Countdown ... drei ... zwei ...
eins ... das Wettputzen begann. Die Entscheidung fiel dann so knapp aus, dass
sie sich mit einem Unentschieden zufrieden gaben. Mit feuchten Haaren,
blitzblanken Zähnen und einem sanften blumigen Duft kamen Katrin und Alea
zurück in die Stube, wo, wie Frau Calmer schon gesagt hatte, die Couch zum
Schlafen schon breit stand. Bevor sie jedoch ins Bett gingen, tapsten sie mit
ihren zarten Nachthemden in die Küche um dem Rest der Familie eine "Gute Nacht"
zu wünschen. Nicolas schlief bereits, Herr Calmer war in eine Zeitung vertieft
und Frau Calmer schrieb an irgendetwas.
"Hallo, stören wir?" Fragte Alea vorsichtig an.
"Aber nein, nicht doch, kommt setzt euch zu uns oder wollt ihr schon schlafen
gehen?" Erwiderte Herr Calmer, legte seine Zeitung zur Seite und musterte die
beiden.
Katrin trug ein weißblaues Hemdchen mit kleinen Veilchen und Spagettiträgern,
es reichte ungefähr bis knapp übers Knie, elegant und einfach bezaubernd. Alea
trug nur ein T-Shirt von Nicolas, weiß mit einem blauen Blitz darauf, das nur
knapp über ihrem Po hing und den Rest, der übergebliebenen "Kratzer" vom
Sonntag nicht verbergen konnte. Frau Calmer sah ihren Mann entsetzt an, sagte zu
Alea aber nichts.
"Ja, genau. Wir werden uns zwar höchstwahrscheinlich noch zig Stunden
austauschen, aber um ehrlich zu sein, ich bin jetzt schon todmüde." Antwortete
Katrin rasch.
"Wir wollten ihnen nur gute Nacht sagen!" Ergänzte Alea mit anschließendem
Gähnen.
"Na dann schlaft schön, aber wisst ihr was, wenn ihr schon bei uns wohnt,
könnt ihr uns auch duzen!" Meinte Frau Calmer liebevoll.
Die Gesichter der Mädchen füllten sich mit röte, sie wurden beide gut erzogen
und konnten es nicht wagen die Calmers zu duzen.
"Na ja ihr müsst ja nicht sofort damit anfangen, wenn euch das peinlich ist."
Sagte Rose und gähnte herzhaft. "Ich glaube, ihr habt Recht, auch ich bin ganz
schön müde, lasst uns ins Bett gehen! Gute Nacht." Meinte Frau Calmer, erhob
sich, striff mit ihrer Hand über die Köpfe der beiden Mädels, gab ihnen
jeweils einen Kuss auf die Stirn und machte sich dann auf den Weg in ihr
Schlafzimmer.
"Gute Nacht Herr Calmer." Sagten die Mädchen und gingen gähnend und kichernd
in die Stube zur Couch, mit dem Blick von Herrn Calmer auf ihren Hinterteilen.
Im Wohnzimmer angekommen, ließen sich die zwei sofort in ihre Kissen fallen und
schliefen kaum zwei Minuten später schon ein.
Kapitel 12: Kapitel12: Halbschwestern
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Kapitel 12: Halbschwestern
Mitten in der Nacht wachte Alea auf, warum wusste sie selber nicht, doch von da
wälzte sie sich nur noch von einer auf die andere Seite, so stand sie auf und
trank etwas. Aber auch das beruhigte sie nicht, sondern wühlte sie noch mehr
auf, so tapste sie rauf zur Toilette. Als sie sich erleichtert hatte und sich am
Waschbecken die Hände wusch, spürte sie wieder diese Kälte.
Blitzschnell drehte sie sich um, um sie herum wurde alles schwarz und vor ihr
stand ein Mädchen mit gelbgoldenen Augen und schwarzem Haar, das ungefähr
dieselbe Länge wie das von Alea besaß, sie war in etwa genauso groß wie Alea,
vielleicht noch etwas kleiner, aber nicht viel. Das Mädchen trug recht seltsame
Klamotten, einen schwarzen Rock, der einer Schleppe glich, beige Schnallen
hingen an den Seiten herab, ihr Oberteil war eine transparente schwarze Bluse,
wo hindurch man ihren schwarzen BH sehen konnte, sie trug schwarze
Bündchensandalen und viele Gürtel, Bänder und Schnallen wunden sich um ihre
Beine und Arme.
"Hallo kleine Prinzessin." Sagte das Mädchen in einem höhnischen Tonfall.
"Wer bist du?" Fragte Alea und versuchte sich aufrecht zu halten.
"Ach ja, du hattest dein Gedächtnis damals ja verloren, ich hätte wissen
müssen, dass du dich nicht mehr an mich erinnerst. Aber weist du, es macht mich
schon sehr traurig, dass du nicht mal mehr deine eigene Schwester erkennst."
Erwiderte diese etwas beleidigt.
"Wie Schwester??? Wer bist du?" Wiederholte Alea ihre Frage.
"Ich bin Lilith, deine Halbschwester und die jenige, die du versucht hast für
immer zu versiegeln." Antwortete sie schroff.
"Meine was ... das ist ja großartig ... damit mein ich natürlich nicht deine
Versiegelung ... ich ... ich habe eine Schwester!!" Stotterte Alea vor sich hin
und umarmte Lilith stürmisch, was diese gar nicht gut fand und sie von sich
stieß, worauf Alea äußerst unsanft auf ihrem Hinterteil landete.
"Sag mal hast du mich nicht verstanden, Süße. ICH WAR ES, DIE DICH UMBRINGEN
WOLLTE, KAPIERST DU, ICH WOLLTE DICH T-Ö-T-E-N." Schrie Lilith sie an.
"Und jetzt bereust du es. Aber sag mal warum wolltest du mich töten?" Meinte
Alea und stellte sich wieder hin.
"Oh man bist du naiv, ich bereu gar nichts, denn ich will noch immer auf den
Thron, doch das geht nur wenn du stirbst! Ich bin die Ältere von uns und
eigentlich wäre es mein Vorrecht den Thron zu besteigen, doch ich bin ein
Ausrutscher unserer Mutter, damals hatte sie sich in den Dämonenfürsten
Inferni verliebt und aus ihrer Vereinigung entstand ich, dein Vater verzieh es
ihr, musste ihr jedoch klar machen, dass nur eine Reinerbige den Thron besteigen
darf. Bei deiner Geburt war er überglücklich, nur Mutter mochte mich mehr als
dich, sie war traurig, dass es dich gab und ich nicht den Thron besteigen
durfte." Sagte Lilith ärgerlich, stieß Alea erneut um und beugte sich ganz nah
über sie. "Und um sie wieder glücklich zu machen, wollte ich dich töten, doch
wie du ja weißt gelang es mir nicht. Aber eins soll dir gesagt sein, früher
oder später wirst du dran glauben müssen und ich werde da sein und deine
letzten Atemzüge genießen, mich an deinem Tod ergötzen."
"Von mir aus kannst du den Thron gerne haben, aber ... bitte ..." sagte Alea und
blickte ihr mit einem ernsten Blick in die Augen.
"Na willst du um dein Leben betteln. Ohhhhhhhhhhh aber ... bitte ... bitte bring
mich nicht um, ich häng doch so am Leben." Dichtete sie Aleas Satz übertrieben
betont weiter, erhob sich von Alea und lachte sie aus.
"Nein, das wollte ich nicht sagen." Erwiderte Alea mit fester Stimme und stand
wieder auf. "Ich wollte dich darum bitten, mir zu verzeihen!"
"W-Was?" Sagte Lilith erstaunt und jegliche Wut wich aus ihrem Gesicht, nur noch
Verwirrung war darin zu lesen.
"Ich möchte mich bei dir entschuldigen, wenn ich an deinem Schicksal etwas
ändern könnte, würde ich es tun." Meinte Alea.
"Mhh das kannst du." Sagte Lilith und ihr stand ein breites Lächeln, was nichts
Gutes ahnen lies, ins Gesicht geschrieben.
"Und wie?" Erkundigte sich Alea, sie wusste, dass sie diese Frage später noch
bereuen würde.
"Komm mit mir in die Unterwelt!" Bat Lilith, schnippte einmal mit den Fingern.
Plötzlich machte Aleas Magen äußerst unangenehme Bewegungen und ihre
Eingeweide verkrampften sich, es war als würden sie mit einem Fahrstuhl in die
Tiefe fallen. Alles drehte sich, nur mit Mühe konnte sie sich auf den Beinen
Halten und den Brechreiz unterdrücken.
"Da sind wir." Sagte Lilith. "WOW du kannst sogar noch stehen, ich hätte
gedacht, dass du gleich zusammenbrechen würdest, wenn wir hier unten
angelangen. Beachtlich, beachtlich."
Ein riesiges Tor erschien, es sah goldig und sehr dreckig aus, Ranken, Monster
und flammenähnliche Muster zierten das Portal, einige Fragmente schienen
bereits heraus gebrochen, auch Schwertkratzer waren darauf zu sehen. Das Tor
muss mindestens 10 Meter hoch gewesen sein, genau konnte man das nicht sehen, es
war zu dunkel. Dann berührte Lilith eine der Pforten, der gesamte Eingang
begann zu leuchten und das Portal öffnete sich, auf ein Mal strömten Unmengen
Licht und Wärme zu den Mädchen, wodurch Alea geblendet und von Lilith vor
geschuppst wurde. Sie stolperte, da sie immer noch nichts sah, und fiel, jedoch
nicht auf den Boden sondern in irgendeine Schlucht, immer tiefer und tiefer,
dann besann sie sich und fuhr ihre stark mitgenommenen Flügeln aus, noch immer
hatten diese Brandt-, Schnitt- und Schürfwunden, was ihrem Nachthemd-T-Shirt
nicht gerade gut tat, ihr aber das Leben rettete, denn nur wenige Meter unter
ihr schmorte das Höllenfeuer und heißes Magma blubberte vor sich hin. Sie
befanden sich anscheinend in irgendeiner Höhle, denn von der Decke, die man
weit oben in schwarzen Nebelschwaden lag, hingen na ja so etwas Ähnliches wie
Tropfsteine, es sah gespenstisch aus, denn sie wurden von der Glut des Magmas
nur schwach rötlich angestrahlt.
"Was sollte das?" Beschwerte sich Alea.
"Ups, das tut mir Leid, war keine Absicht, aber du konntest dich ja noch mal
abfangen und nun komm hoch, wir müssen zum Inneren Siegel." Antwortete Lilith
sarkastisch und ging auf eine Brücke zu, die über diesen Abgrund führte.
"Was ist denn das innere Siegel?" Erkundigte Alea sich.
"Das wirst du schon sehen, wenn wir da sind, meine Süße." Antwortete sie nur
und trat auf die wacklige Brücke.
Mit fünf großen Flügelschwüngen war auch Alea auf der Brücke gelandet und
ließ ihre Flügel wieder verschwinden, an den Stellen, wo eben noch ihre
Schwingen waren, prangten jetzt zwei Löcher im Nachthemd-T-Shirt. Barfuss
schritt sie auf der hölzernen Brücke entlang, es war sehr wackelig und die
Bretter hatten etliche Splitter, die abstanden und ihr in die Fußsohle piekten.
Danach ging es einen steinernen Weg entlang, der nicht gerade eben, sondern
kreuz und quer ging. Sie krabbelten an Hängen entlang, schritten über vier
weite Schluchten und mussten noch einige Hügel erklimmen, bis sie zu einer Art
Siedlung kamen. Die steinerne Umgebung hörte schlagartig auf und wandelte sich
in eine fade Wüstenlandschaft, ein sandiger, harter Boden und kahle, dürre
Bäume, ein eisiger Wind surrte umher und der Himmel, ja es war ein Himmel zu
sehen, leuchtete in einer orange, violetten Färbung. Die Häuser standen
vereinzelt, waren alle nur sehr klein und schlicht gebaut.
"Komm, beeil dich, du darfst hier nicht gesehen werden!" Flüsterte Lilith und
ging mit schnellem Schritte voran.
Plötzlich, als Alea und Lilith an einem weißgrauen Haus vorbei spazierten,
trat ein junger man auf sie zu, er hatte weißblondes Haar, trug ein helles
T-Shirt und eine schwarze Jeans ... es war Tenebrä. Mit diesen Sachen hätte
Alea ihn fast nicht erkannt, denn jedes Mal, wenn sie ihn sah, trug er ja seinen
hellblauen Smoking.
"Oh nein ... schnell versteck dich hinterm Haus." Flüsterte Lilith Alea zu,
etwas widerwillig tat sie, wie ihr befohlen wurde.
"Hallo mein Hase, wie geht es dir?" Fragte Lilith Tenebrä, umarmte ihn und
wollte ihn dann auf den Mund küssen, doch er lies dies nicht zu.
Alea rutschte das Herz in die Hose, irgendwie war sie eifersüchtig. Aber warum?
"Hör auf, du weißt genau, dass ich das nicht mag. Mir würde es besser gehen,
wenn endlich die Schule beginnen würde. Vater ist wütend, die ganze Unterwelt
spielt verrückt, er will endlich die Macht der Prinzessin. Aber sag mal, war
vorhin nicht jemand bei dir?" Beklagte Tenebrä sich.
"Ach ... äh da hast du dich bestimmt verkuckt. Ich gehe nur etwas spazieren."
Stotterte Lilith als Antwort.
Auf einmal wurde Alea schwindelig, die Erkältung hatte sie wieder gepackt, ihre
Halsschmerzen wurden stärker, der Kopf tat ihr weh und eiskalte Schauer rannen
ihr über den Rücken, langsam sackte sie zusammen und glitt auf den Boden. Aber
nein, sie musste sich zusammenreißen, sie hatte gerade ihre Schwester gefunden
und wollte ihr Helfen ihr Schicksal zu ändern.
"Warum gehst du denn spazieren? Du musst doch morgen auch zur Schule gehen, es
wäre besser du gehst ins Bett und schläfst dich aus, du weißt doch wie
launisch du bist, wenn du nicht ausgeschlafen hast!" Sagte Tenebrä.
"Mhh aber Hase ... das war jetzt gemein. Und du, willst du nicht ins Bett gehen,
ich meine, es ist dann ja auch dein erster Schultag, du solltest besser auch
schlafen gehen." Erwiderte Lilith, krauelte Tenebräs Hinterkopf und streichelte
ihm die Wange.
"Sag mal, warum willst du mich auf einmal loswerden? Hast du etwas vor mir zu
verheimlichen?" Stichelte Tenebrä nach und hielt ihre Handflächen von sich.
"Ich ... aber nicht doch, Darling." Stammelte Lilith und wich einen Schritt nach
hinten um ihre Hände wieder frei zu bekommen.
"Also war doch jemand bei dir! Wer war es? Kenne ich ihn? Oder bist du jetzt auf
Frauenfang? Verzeih, aber das wechselt bei dir so schnell." Er lächelte und sah
sich um. "Wo ist er oder sie jetzt?"
"W-Was ... n-nirgend's ... ich weiß nicht was du meinst, geh ins Bett und
schlaf dich aus, bevor du noch irgendwelche Dummheiten machst." Stakste sie sich
zu Recht.
"Du lügst, er oder sie ist immer noch hier, das habe ich im Gefühl." Meinte
Tenebrä, sah sich erneut um, entdeckte aber niemanden. "Nun gut, ich wünsche
dir eine angenehme Nacht und träum schön."
Nachdem er in seinem Haus, was nicht weit entfernt stand, verschwunden war,
machten sich die beiden Mädchen wieder auf den Weg zu ihrem Ziel. Es fiel Alea
immer schwerer sich auf den Beinen zu halten, sie konnte nicht mehr klar sehen
und ihre Wunden schmerzten, doch die Wüste schien kein Ende zu nehmen, wie
lang, waren sie jetzt schon gewandert, Alea wusste es nicht und bei jedem
Schritt wurden ihre Beine schwerer. Bis sie schließlich vor einem riesigem Tor
zusammenbrach.
"Nun steh schon auf Süße. Wir sind ja gleich da ... ach und danke, dass du
mich nicht verpfiffen hast." Sprach Lilith, half Alea wieder auf die Beine und
küsste sie auf den Mund.
Alea verwirrte diese Situation so sehr, dass sie wie in Trance weiterging,
geführt durch Lilith, die Alea am Handgelenk hinter sich herzog, durch das
nächste Tor und hin zu einem neuen Abgrund, doch dieser war irgendwie anders
als die anderen an denen sie bereits gewesen waren. Er war mit einer gläsernen
Platte abgedeckt, auf der ein Pentagramm und andere dämonische Zeichen
abgebildet waren, trotz des Glases konnte man den Grund nicht sehen, denn dort
glühte kein Magma, sondern schwebte nur dunkler Nebel. Sie standen nun direkt
davor, nur noch ein Schritt und sie würden auf der Glasplatte stehen. Würde
diese sie tragen?
"Ich hätte es wissen müssen, Lilith. Du denkst immer nur an dich. Lass die
Prinzessin los und geh nach Hause. Behalte deine Rachegedanken für dich." Rief
eine Stimme hinter ihnen.
Geschwind drehten beide Mädchen sich um, natürlich war es Tenebrä, der dies
sagte.
"Nein, sie soll es büßen sich zwischen mich und den Thron gestellt zu haben."
Sagte Lilith, zog Alea dicht vor sich, ließ wie aus dem Nichts ein schwarzes
Schwert erscheinen und hielt es an ihre Kehle. "Außerdem hat sie zugestimmt,
sie wollte sich opfern für meine neue Zukunft."
"Was? Das glaubst du doch wohl selber nicht, du warst die jenige, die sie töten
wollte und jetzt soll sie gesagt haben, dass sie sich für dich opfert? Du
spinnst doch! Nimm das Schwert runter! Selbst wenn sie es gesagt hat ... würde
dir das dann nicht noch einen weiteren Grund geben dein Schwert niederzulegen,
sie würde sich für dich opfern, obwohl du sie töten wolltest, ... weil du
ihre Schwester bist und sie dich liebt. Verdammt nimm endlich dein Schwert
runter und lass sie gehen." Redete Tenebrä auf sie ein.
Lilith überlegte und ließ währenddessen das Schwert sinken. Tenebrä streckte
Alea seine Hand entgegen und machte ihr damit deutlich, dass sie zu ihm kommen
solle, aber gerade als Alea sich losriss, hob sie das Schwert wieder an, worauf
Alea an der Schulter verletzt wurde und fast zu Boden fiel. Schnell griff Lilith
erneut nach dem Handgelenk von Alea und packte sie. Langsam floss ihr Blut am
Schwert herunter und tropfte auf die Glasfläche.
"Na also mehr wollte ich doch nicht." Sagte Lilith zufrieden, schritt langsam
mit Alea im Schlepptau und das Schwert am Boden schleifend auf die Mitte zu, es
machte ein fürchterlich quietschendes Geräusch.
Zur gleichen Zeit murmelte sie ein paar Formeln auf einer anderen Sprache,
jedoch zu leise als das Tenebrä oder Alea etwas hätten verstehen können. Die
Zeichen und Muster auf dem Glas begannen zu leuchten und das Blut sammelte sich
in ihnen. Als die beiden in der Mitte angelangt waren, schmiss Lilith Alea auf
den Boden, rammte das Schwert neben ihr in die Glasfläche und schrie:
"Ilicbebekaak Zaeroide!"
Auf einmal verschwand die Glasfläche und Alea fiel mitsamt dem Schwert hinunter
in die Tiefe, mitten ins schwarze Meer der Stille.
*** Währendes musste Katrin bemerken, dass sie alleine im Bett lag und ihr
Wärmespendendes Kissen verschwunden war. Schläfrig schlurfte sie ins Bad um
sich zu erleichtern zu sehen, wo Alea steckte, doch da war niemand! Hellwach
flitzte sie nun zurück in die Stube und suchte nach Drakon, als sie ihn dann
endlich im Käfig von Drakina direkt neben ihr entdeckte, riss sie ihn äußerst
unsanft aus dem Schlaf, indem sie ihm in den Bauch piekste und sagte:
"Hey Drakon, weißt du, wo Alea ist? Hat sie einen Auftrag zu erledigen? Wenn
ja, warum bist du dann nicht bei ihr?"
Müde rieb er sich seine Kulleraugen und antwortete nur mäßig laut:
"Nein, warum?"
"Sie ist weg, sie ist nicht mehr im Bett und auf dem Klo ist sie auch nicht."
Antwortete Katrin aufgeregt.
"Vielleicht hast du sie ja nur von der Couch geschuppst und jetzt schläft sie
am Boden um nicht noch einmal solch einen unsanften Sturz zu erleben." Erwiderte
er nur und kuschelte sich wieder an Drakina, die immer noch schlief.
"Was?!?!? Ich glaub's ja noch, du bist ihr Begleiter, du hast zu wissen, wo sie
ist und wie es ihr geht. Vergiss nicht sie ist eine Prinzessin und bewahrt hier
das Gleichgewicht des Feuers und des Klimas. Du hast sie zu beschützen und ihr
mit Rat und Tat zur Seite zu stehen." Predigte Katrin der Maus und zog sie am
Schwanz aus dem Käfig.
"Aua, aua." Fiepste Drakon und zappelte wild umher. "Sie sehr stark und weiß,
was sie tut ihr wird schon nichts passiert sein."
"Ach ja, und was war mit den Verletzungen, die sie gestern hatte, wie hat sie
die denn gekriegt? Ich hatte doch mit ihr gebadet, du glaubst gar nicht, wie ich
mich erschrak, als ich das sah, ihr gesamter Körper war von Schnitt-, Brand-
und Schürfwunden übersäht. War sie da auch stark genug und wusste sie, was
sie tat?" Setzte Katrin erneut an.
"Das war etwas anderes, sie hatte am Sonntag die Feuertorprüfung! Falls du
weißt was das ist ..." Weiter kam er nicht, denn Katrin unterbrach ihn:
"Natürlich weiß ich, was das ist, aber soweit ich von euch gehört habe,
besitzt sie doch gerade mal elf Tage die Macht ihres Elementes!"
"Sie schafft das schon, was auch immer sie treibt. Und jetzt leg dich wieder hin
und lass mich schlafen." Wimmelte Drakon sie am und kniff ihr mit den Zähnen in
die Hand."
Mit schmerzender Hand und etwas widerwillig legte sie sich hin. Noch lange Zeit
wälzte sie sich hin und her, er fiel ihr schwer zu schlagen immer mit dem
Gedanken im Hinterkopf, dass Alea etwas passieren konnte, doch der Schlaf
überwältigte sie und sie schlief ein.
Tenebrä eilte ihr sofort nach, doch die Glasplatte war bereits wieder
erschienen und er kam nicht durch. Lilith stand die ganze Zeit dort, als wäre
das Glas unter ihr nie weg gewesen.
"Das brauchst du erst gar nicht versuchen, das Siegel öffnet sich nur mit Blut
und der richtigen Formel. Und soweit ich weiß, hast du dich der schwarzen Magie
entsagt. Du kannst sie nicht retten, eure Piidesisoniriak Xisinapiquaeroak wird
sie gerade verspeisen und mir den Weg in meine neue Zukunft ermöglichen. Komm
lass uns hinuntersehen, vielleicht können wir ja einen kleinen Blick ihres
Todes erhaschen." Sagte Lilith siegessicher und setzte sich an Ort und Stelle
hin.
"Warum hast du das getan, sie war deine Schwester, sie hätte dir den Thron
überlassen! Du weißt aber schon, dass du jetzt erst recht nicht Prinzessin der
Galaxien werden kannst." Entgegnete ihr Tenebrä und sah gebannt in die
Dunkelheit, hatte er da nicht etwas blitzen sehen? Ruhig und gelassen setzte er
sich in die Mitte des Pentagramms zu Lilith.
"Wieso?" Fragte Lilith überrascht.
"Der König, dein Stiefvater, hat noch vor seinem Tod beschlossen, dass entweder
seine wahre Tochter Prinzessin wird oder niemand, bis dahin soll der Hohe Rat
regieren. Nur seine Tochter hätte an diesem Gesetz etwas ändern können, jetzt
kannst du den Thron vergessen." Antwortete Tenebrä.
"Sag mal, du empfindest wirklich etwas für sie, stimms? Es ist nicht mehr nur
der Befehl unseres Vaters den du befolgst. Wenn ich mich in sie verwandeln
würde, würdest du mich dann lieben?" Fragte Lilith, nahm das Aussehen von Alea
an und rückte näher an ihn heran.
"Unsinn ich empfinde nichts für sie, aber ihre Ansichten geben mir zu denken
auf, sie kämpfte für Wesen die wesentlich schwächer waren als sie selbst,
Menschen was für ein Pack und doch würde sie sogar ihr Leben für diese
niederen Geschöpfe geben. Iiihhh las das!" Sagte Tenebrä und rückte
mindestens drei Meter weit von Lilith weg, denn diese hatte gerade versucht ihm
ins Ohrläppchen zu beißen. "Ich würde dich nie lieben, egal wie du aussiehst,
deine Seele ist viel zu schwarz."
Sichtlich enttäuscht, verwandelte sie sich wieder zurück und rückte zu ihrem
ursprünglichen Platz, dann fragte sie:
"Ich habe gehört, dass eure Schwarze Bestie stärker ist als Inferni selbst.
Und er hat sie aus Angst vor ihr hier eingeschlossen. Ist das wahr?"
"Ja, deshalb war es auch eine sehr gewagte Aktion von dir, das Siegel zu öffnen
ohne dich vorher zu vergewissern, ob die Bestie schläft." Erwiderte Tenebrä.
"Ach was, so weit ich weiß, randaliert das Vieh immer wenn es wach ist und
setzt große Erschütterungen frei. Apropos Erschütterungen, sag mal die
Schwarze Bestie müsste Alea doch schon längst verschlungen haben oder? Ich
meine hat es sich wieder hingelegt oder warum merkt man momentan nichts von
seiner ungebändigten Zerstörungswut?" Meinte Lilith neugierig.
"Mhhh gute Frage es ist wirklich seltsam still da u-u-unten ..." Gerade als er
dies gesagt hatte drang eine riesige Druckwelle zu ihnen hoch und lies etliche
Felsbrocken der Höhle hinunterfallen.
"Ja ja wenn man vom Teufel spricht ... i-ist er nicht weit." Ein erneutes
Erdbeben machte ihnen das Leben schwer.
Plötzlich traten auch Blitze aus der Dunkelheit hervor und der Boden unter
ihnen bebte heftiger dennjeh.
"Ist das n-n-normal, ich m-m-meine, ich h-h-hatte schon davon gehört, dass er
unglaubliche Kräfte b-b-besitzt, a-a-ber so etwas habe ich mir dabei nicht
g-g-gedacht." Erwiderte Lilith und wurde bei dem Geruckel etwas blass.
"Nein e-e-eigentlich sind die Erschütterungen nicht so stark, h-h-hoffentlich
wacht Vater davon nicht a-a-auf, er hat immer so eine schlechte L-L-Laune, wenn
man ihn auf so u-u-unsanfte Weise weckt. Du wirst ganz schön Ä-Ä-Ärger
kriegen, wenn er das mit Alea rauskriegt." Sagte Tenebrä und rutschte zum Rande
der Glasfläche.
"Du wirst mich doch nicht verpetzen oder?" Meinte sie etwas besorgt.
"Nein, so was mach ich nicht, aber er wird es trotzdem rauskriegen ...huch das
Geruckel hat aufgehört!" Antwortete Tenebrä und stand auf.
"Ja, aber warum wohl?" Sagte sie und richtete sich auch auf.
Auf einmal erreichte einschriller, hoher Schrei ihr Ohr, er klang
schmerzverzerrt und ihm folgte ein weiteres Beben, das Letzte und Größte, es
war so stark, dass Tenebrä und Lilith wieder auf ihren Allerwertesten landeten.
Danach Stille. Niemand sagte etwas, kein Lüftchen wehte und kein Stein
bröckelte mehr von den Wänden.
Dann ein Rauschen ... FLAPP ... FLAPP ... FLAPP, ein gleißender Blitz erhellte
den Raum, das Licht blendete Lilith und Tenebrä, so dass sie kaum noch etwas
sahen. Als sie wieder schärfere Konturen erkennen konnten, trauten sie ihren
Augen nicht, der Glasboden hatte ein Loch, unzählig viele Scherben waren darum
verteilt und rot befleckt, auf der anderen Seite stand ein goldgelockter Engel
mit blutverschmierten Flügeln, zerrissenem Rock, Handschuhen und Maske ...
Alea, nur halt in (einem Teil) der Kleidung von "Sweetsunrise". Langsam drehte
sie sich um, in ihrer rechten Hand hielt sie das schwarze Schwert (bzw. nur ein
Part davon) von Lilith und in ihrer linken einen ... na ja ... so eine Art Zahn.
Diesen und die Scherben des schwarzen Schwertes schmiss sie Lilith vor die
Füße und sagte:
"Tut mir Leid, aber ich glaube, ihr müsst euch ein neues Haustier suchen. Ich
mag es nun mal nicht als Frühstück zu enden und da er das nicht einsehen
wollte ... na ja seht ihr ja. Ach und danke für das Schwert, auch wenn dieses
Vieh es im Nu zerbeißen konnte." Sagte Alea mit schmerzverzerrtem Gesicht und
dennoch einem Lächeln auf den Lippen.
Ihre Augen sahen glasig aus, ihre Haare waren zerzaust und hatten an einigen
Stellen anscheinend einen neuen Schnitt bekommen, aber dennoch machte sie einen
relativ munteren Eindruck. Tenebrä und Lilith hatten nicht mal damit gerechnet,
dass sie lebend aus der Grube kommen würde, geschweige denn mit so ... na ja
relativ wenigen Verletzungen, halt in solch einem guten Zustand.
"Das glaub ich nicht ... du hast die schwarze Bestie nicht besiegt! Das kannst
du gar nicht getan haben ... dann müsstest du ja ..." Sagte Lilith und Tenebrä
fuhr für sie fort:
"Stärker als unser Vater sein! ... Alea, unser Vater hatte es nicht geschafft
dieses Monster gänzlich zu besiegen, er hatte gerade mal die Macht es zu
versiegeln und bis heute hat er sich nicht ganz davon erholt, da musst du uns
schon verstehen, dass wir es nicht so recht glauben können, dass du die
Schwarze Bestie besiegt hast, denn du warst bereits vorher verletzt und krank,
unser Vater kämpfte gegen das Monster gesund und in der Blüte seines Lebens."
"So ein Unsinn, außerdem ist es mir doch egal wie stark ich bin." Antwortete
Alea und schritt auf die beiden zu.
Lilith wusste nicht was sie tun sollte, in ihr kochte es, sie war neidisch und
wütend, dass Alea stärker als sie war. Am liebsten hätte sie sich einen
Splitter ihres Schwertes genommen und ihn Alea ins Herz gerammt, sie sollte
spüren, wie es sich anfühlte, wenn einem das Herz gebrochen wird, wenn man vom
Vater ignoriert wird und man dann auch noch von seiner Schwester in eine Welt
voller Dunkelheit verbannt wird, doch sie konnte es nicht tun, denn noch mehr
als den Tod ihrer Schwester, wünschte sie sich den Thron.
"Tenebrä, könntest du mir einen gefallen tun?" Fragte Alea und verwandelte
sich zurück.
"Ja, natürlich, was denn?" Erwiderte Tenebrä.
"Könntest du mir den Weg zurück zum Tor zeigen? Heute ist schließlich unser
erster Schultag und ich hätte vorher ganz gerne noch ein wenig geschlafen!"
Sagte Alea und wankte näher zu den beiden heran.
Sie konnte kaum ihre Augen aufhalten, geschweige denn sich auf den Beinen
halten.
"Aber natürlich Prinzessin, aber sagt, wäre es nicht besser ihr würdet den
heutigen Tag zu Hause verbringen, ich mein, ihr seid erkältet, verletzt und
müde." Meinte Tenebrä und pfiff, worauf ein großer, feurig roter Drache
erschien, der mit einem Sattel bekleidet war.
"Das ist Dragoy." Berichtete Tenebrä, ging einen Schritt auf Alea zu und hob
sie auf den Sattel von Dragoy. "Er wird uns sicher zum Ausgang der Unterwelt
begleiten, vor dem Tor angekommen, sagt ihr den Ort, zum dem ihr möchtet und
schreitet dann hindurch. Verzeiht, dass ich euch nicht bis auf die andere Seite
begleite, aber auch ich brauche noch etwas Schlaf. Lilith, geh bitte auch du
nach Hause und ruh dich noch etwas aus, wir haben morgen einen ganzen Tag in der
Menschenwelt zu verbringen, darauf müssen wir vorbereitete sein." Fuhr er fort
und stieg hinter Alea auf Dragoy.
"Ja, ja, ich warte dann zu Hause im Bett auf dich!" Erwiderte Lilith und ließ
eine Kusshand zu ihm fliegen.
"Ich habe dir schon hundert Mal gesagt, dass du das lassen sollst." Sagte
Tenebrä, verdrehte die Augen und gab seinem Drachen einen leichten Stoß in die
Rippen, worauf dieser los tapste.
Lange Zeit schwiegen Alea und Tenebrä, sie war zu erschöpft und er war
stinksauer auf Lilith. Musste sie ihn vor der Prinzessin immer so blamieren?
"Tenebrä, habt ihr in der Unterwelt auch eine Schule?" Fragte Alea neugierig
und um die Stille zu brechen.
"Ja, da werden aber nicht so belanglose Sachen, wie bei den Menschen gelehrt.
Wir lernen kämpfen, herrschen, zaubern und den Umgang mit gewissen Geschöpfen,
manchmal auch einiges über andere Planeten oder die Geschichte der Dämonen."
Antwortete Tenebrä freundlich.
"Und wie wollt ihr dann den ganzen Stoff nachholen, den wir bis jetzt schon
hatten?" Erkundigte sich Alea.
"Nun ... ich wollte euch darum bitten, uns etwas unter die Arme zu greifen. Nur
wenige von uns können schreiben oder rechnen, nur was die Sprache anbelangt
dürften wir euch ein wenig voraus sein, ihr müsst wissen, man zieht uns
bereits mehrsprachig auf, da haben wir keine Probleme mit." Erklärte Tenebrä.
"Das hört sich ja toll an, schade, dass ich kein Dämon geworden bin.
Natürlich werde ich euch helfen, aber sag, könntest du mir als Gegenleistung
nicht auch etwas beibringen?" Meinte Alea darauf und lies einen lauten Gähner
von sich hören.
Sie hatte es eigentlich anders gemeint, aber Tenebrä fasste dies in seiner
Weise auf, rückte sie etwas näher an sich heran und hatte eigentlich vor sie
zu küssen, doch Alea war eingeschlafen und lehnte nun seiner Schulter.
"Ihr seid wirklich einmalig, ich glaube kaum, dass es schon jemals solch eine
Prinzessin gab oder noch einmal geben wird. Vielleicht hatte Lilith doch Recht
und mir steht nun nicht mehr nur der Befehl meines Vaters im Vordergrund ..."
Sagte Tenebrä und küsste Alea auf die Stirn. "Los Dragoy bringen wir Solis
heim." Fuhr er fort und stupste dem Drachen erneut in die Rippen, worauf dieser
einen Gang zulegte.
Kurz darauf waren sie am Tor, Dragoy schnaubte wild, kleine Qualmwolken stoben
ihm aus der Nase und so weckte er Alea.
"Huch, ich bin eingeschlafen, tut mir leid." Meinte sie darauf.
"Es braucht euch nichts Leid zu tun, ihr seid gewiss vom Kampf erschöpft und
benötigt Ruhe um euch zu erholen, so bitte ich euch noch einmal besser zu Hause
zu bleiben." Erwiderte er.
"Keine Sorge, ich überanstreng mich schon nicht, doch entgegen deines Rates
werde ich zur Schule gehen." Sagte Alea, stieg von dem Drachen ab und schritt
durch das Tor.
"Bis später Prinzessin." Rief er ihr nach.
"Nicht Prinzessin, Alea!" Konnte sie gerade noch antworten kurz bevor sich das
Tor schloss.
"Na dann komm Dragoy, bring mich nach Hause." Befahl er dem Drachen und dieser
folgte seinem Befehl.
*** Indes war Alea bereits wieder angekommen, sie stand im Badezimmer, genau
dort, wo ihr kleiner Ausflug begann. Barfuss stand sie da, ihre Wunden bluteten
und es schien, als wollten sie damit auch nicht als zu bald aufhören. Ihre
Verbände wurden im Kampf zerrissen beziehungsweise entwickelt, nun hingen sie
mehr schlecht als recht über ihren Wunden. Wie in Zeitlupe sackte sie zusammen,
lehnte sich an die Wanne und löste vorsichtig den Rest des Verbandes, es
brannte und schmerzte fürchterlich, selbst das auf die Zähne beißen, half nur
leidlich. Als sie dann endlich auch die letzten Überbleibsel entfernt und in
die Waschtruhe geschmissen hatte, versuchte sie wieder aufzustehen um nach neuen
Bandagen Ausschau zu halten. Es klappte aber nur mäßig, sie humpelte zum
Spiegelschrank am Waschbecken, denn dort hatte sie etwas Halt und direkt daneben
hing der Arzneischrank. Zum Glück fand sie dort noch etliche Mullbinden und
konnte sich versorgen, nur die riesige Bisswunde knapp über ihrem Nabel
bereitete ihr Unbehagen, sie war nicht besonders tief, sie konnte die Blutung
aber nicht stoppen und grüne Bläschen stoben hervor. Nachdem sie mit dem
Bandagieren fertig war, wankte sie in die Stube zurück, sie konnte ihre Augen
kaum offen halten und ihre Kopfschmerzen nahmen ihr fast gänzlich die klare
Sicht auf den Flur. Plötzlich verlor sie das Gleichgewicht und stürzte, wobei
sie ein Bild herunterriss und es klirrend zu Boden fiel. Die Eltern weckte es
nicht auf, aber Nicolas, Tiger, Katrin, Drakon und Drakina schraken auf. Sofort
stürmten alle zu ihr, Nicolas und Tiger waren die ersten, beide fuhren zusammen
als sie Alea sah, sie saß gekrümmt, sich den Bauch haltend und leichenblass
auf dem Flurboden neben dem zerbrochenen Bild.
"Oh Gott Alea! Ist alles ok? Sorry dumme Frage. Komm ich bring dich ins Bett!"
Meinte Nicolas und fasste nach ihrer Hand um ihr aufzuhelfen, doch Alea wehrte
ab, stand von alleine auf und sagte ihm:
"Du bist lieb, aber das ist nicht nötig. Das mit dem Bild tut mir leid, ich
hatte das Gleichgewicht verloren und ..."
Da unterbrach er sie, zog sie an sich heran und legte seinen Kopf an den ihren
Kopf:
"Was ist mit dir los? Du musst endlich mal über deinen Schatten springen und
unsere Hilfe annehmen. Du hast Fieber, bist verletzt und total am Ende, komm ich
bring dich runter!"
Er wollte sie gerade auf den Arm nehmen, als Katrin mit Drakon und Drakina in
den Flur traten und genauso entsetzt zu Alea starrten, wie Nicolas und Tiger
davor.
"A-Alea, ach du meine Güte, du siehst ja fürchterlich aus!" Kam es Katrin
heraus.
"Dankeschön, Katrin, du bist sehr mitfühlend." Brachte Alea mit
schmerzverzerrter Stimme hervor.
"So war das nicht gemeint, ich ..." Fuhr Katrin fort.
"Ja, ich weiß," meinte Alea und lächelte ihr entgegen, "Ich danke euch für
eure Hilfe, aber das einzige was ich jetzt brauche, ist noch etwas Schlaf, um
mich bis zur Schule erholen zu können."
"Was du willst heut auch noch zur Schule?" Fragte Katrin entsetzt.
"Du bist verletzt, hast Fieber und kannst dich kaum auf den Beinen halten, wie
willst du so den Tag überstehen?" Warf Nicolas ein.
"Wie spät ist es eigentlich?" Fragte Alea um vom Thema abzulenken und sich zu
vergewissern, wie lange sie fort war.
"Äh ..." Nicolas sah auf seine Armbanduhr, "Genau halb fünf! Also könnten wir
im Prinzip gleich aufbleiben, außer du, Alea, du legst dich sofort hin und
bleibst liegen, bis du dich auskuriert hast!" Befahl er Alea.
Tiger und Alea waren total baff, Nicolas ist schließlich mehr der
zurückhaltendere Typ, dass er sich so willensstark durchsetzen kann hätte wohl
keiner von ihm gedacht, doch seine Worte hatten nicht nur mehr Bedeutung als
sonst, sie waren auch wesentlich lauter. Weswegen nun auch Nicolas' Eltern wach
geworden waren und in den Flur traten, nun war das gesamte Haus wach und stand
im Flur.
"Huch, was macht ihr denn hier? Habt ihr schon ausgeschlafen? Oder was ist
passiert?" Warf Herr Calmer in den Raum.
"Äh nun ... ich ..." Stammelte Alea.
"Oh Gott Kind, du siehst ja schrecklich aus!" Plapperte Frau Calmer dazwischen
und trampelte in rosa Pantöffelchen und weinrotem Morgenmantel zu ihr.
"Hihi, genau das habe ich vorhin auch gesagt." Meinte Katrin und kicherte über
ihre Worte.
"Ach her je, du hast ja Fieber und bist ganz blass. Sollten wir nicht Lieber
einen Arzt rufen, Liebling?" Sagte sie und wandte sich an Herrn Calmer.
"Ja das wäre wohl das Beste ... aber Alea sag mal, wo hast du denn all diese
Wunden her, ich dachte du warst nicht im Haus?" Fragte Herr Calmer.
Alea sah auf den Boden um ihm beim Sprechen nicht in die Augen sehen zu müssen
und antwortete:
"Ich war ja auch nicht im Haus ... sondern nur in der Nähe. Ich kann ihnen gar
nicht oft genug für ihre Hilfe danken, - das mit dem Bild tut mir Leid - , aber
ich brauche keinen Arzt, mir geht es gut, die Erkältung schlaucht mich nur
etwas, machen sie sich bitte keine Sorgen um mich!"
Nach diesen Worten schritt sie an den sieben vorbei und ging hinunter in die
Stube um sich ihre Schuluniform anzuziehen. Katrin, Drakon und Drakina tauschten
nervöse Blicke aus, sie machten sich große Sorgen, vor allem aber Drakon, er
schämte sich, dass er sich keine Sorgen gemacht hatte als Katrin ihn darauf
ansprach. Auch Frau und Herr Calmer blickten sich fragend an, sie konnten sie ja
schlecht zwingen bei ihnen zu bleiben, Rose' Blick wurde traurig, sie hatte sich
schon immer ein zweites Kind gewünscht, ja eine Tochter, das war ihr Traum und
in Alea sah sie wohl dieses Kind, doch nun musste sie einmal mehr erkennen, dass
sie es nicht ist. Richard tippte ihr zärtlich auf die Schulter und nahm sie in
den Arm um sie zu trösten.
"Nicolas, wirf am besten mal ein Auge auf sie in der Schule, ich glaube nicht,
dass sie den ganzen Schultag in dem Zustand durchhält." Forderte Herr Calmer
Nicolas auf.
"Wie? Ihr wollt sie echt zur Schule gehen lassen? Habt ihr nicht gesehen, wie KO
sie war?"
"Hast du ihr mal in die Augen gesehen, als sie sagte, dass es nicht so schlimm
sei? Sie hatte so ... mh ... wie soll ich das sagen, so ein Feuer in den Augen,
sie will zeigen wie viel sie drauf hat und dass sie nicht so schnell unter zu
kriegen ist. Das war bei ihr schon immer so." Erwiderte Katrin und folgte ihr
dann mit Drakon und Drakina im Schlepptau.
"Na gut ... dann gehe ich mich auch umziehen, hoffentlich klappt sie nicht
zusammen." Meinte Nicolas und ging auch in sein Zimmer.
"Na komm Liebling ich muss dann auch bald los. Heute ziehen die Kinder
schließlich in ihre Zimmer ein. Da muss ich sie doch pünktlich empfangen."
Sagte Herr Calmer und ging ins Schlafzimmer zurück.
***
Im Wohnzimmer:
Alea hatte bereits den Rock angezogen, stand jedoch noch oben ohne da. Katrin
trat ins Wohnzimmer herein und erschrak (schon wieder!), Aleas Rücken war
überseht mit Kratzern, Schnittwunden und Pflastern, auch ihre Arme waren
verbunden, zerkratzt und gepflastert.
"Willst du wirklich so zum Unterricht gehen?" Fragte Katrin.
"Ja, es wird schon gehen. Drakon kommst du mit oder willst du lieber bei Katrin
bleiben?" Meinte Alea und zog sich die Bluse an.
"Ich komme mit und werde ab jetzt nicht mehr von deiner Seite weichen! Ich
hätte dich niemals alleine lassen dürfen, wenn dir ... ich meine wenn du ...
gar nicht auszudenken, schließlich bin ich dein Begleiter." Antwortete Drakon
bedrückt, bekam von Alea aber keine weitere Reaktion.
"Was ist eigentlich passiert?" Erkundigte sich Katrin.
"Also eigentlich wollte ich ja nur auf die Toilette, dann tauchte da aber
plötzlich meine Halbschwester auf, die mir berichtete, dass sie mich bereit in
meiner Kindheit töten wollte und es nun wieder versuchen möchte, also
schleifte sie mich in die Unterwelt, führte mich zu einem verbotenem Siegel,
ritze mir den Arm auf, das Siegel öffnete sich, ich fiel hinunter, tiefer und
immer tiefer in eine Grube hinein, meine Halbschwester und ihr Bruder feixten
sich über dem Siegel eins und ich musste mich rumschlagen, mit irgend so einem
Monster-Vieh, haarig, schuppig, blutrote Augen und ich glaube es hatte mehr
Zähne als die Galaxie Sterne. Es griff mich an und wäre ich nicht noch mehr
oder minder rechtzeitig ausgewichen hätte es mich sicher richtig erwischt, so
habe ich nur einen klein Kratzer abbekommen, na ja dank des Schwertes, dass
meiner Halbschwester, ach äh Lilith heißt sie übrigens, aus der Hand gefallen
war, konnte ich das Biest dann noch zähmen, wobei es einiger seiner Zähne und
sein Leben verlor, na ja dann flog ich wieder hinauf, durchbrach das Siegel und
der Bruder, er heißt Tenebrä, meiner Halbschwester brachte mich dann wieder
nach Hause, so ich glaub das war dann alles, halt eine kleine Zusammenfassung,
oder habe ich noch irgendetwas vergessen? Nein ... ach doch dieser Tenebrä,
nein sein Vater will, dass ich in dessen Familie hineinheirate um die Unterwelt
im Gleichgewicht zu halten. Joa ... sonst noch irgendwelche Fragen?" Antwortete
Alea ironisch während sie sich fertig anzog.
"Ganz ruhig, du brauchst mich ja nicht gleich so anfauchen. So hab ich dich
schon lang nicht mehr erlebt, komm mal wieder auf den Boden, wir sind jetzt
schließlich Partner schon vergessen?" "Bitte entschuldige, ich weiß auch nicht
meine Emotionen spielen momentan echt verrückt, zuerst entdecke ich, dass ich
mehr als nur Schülerin bin, dann bekomme ich einen Heiratsantrag von einem
Dämon und nun taucht ein Mädchen auf das behauptet sie sei meine
Halbschwester, das wächst mir alles über den Kopf." Entschuldigte sich Alea
und warf sich noch einmal der Länge nach auf Bett.
"Ich glaube, dass du Fieber hast und deshalb so durch den Wind bist. Möchtest
du wirklich nicht hier bleiben? Ich meine heute dürfte eh noch nicht allzu viel
passieren." Meinte Katrin und setzte sich vorsichtig zu Alea.
"Nein, ich habe kein Fieber, nur nen kleinen Schnupfen ... war halt ein langes
Wochenende und der Montag war auch nicht gerade der Topanfang." Erwiderte sie.
Dann klopfte es an der Tür und Nicolas Stimme erklang:
"Alea bist du fertig? Kann ich reinkommen? Vater und ich wollen jetzt rüber
gehen, kommst du gleich mit? Oder willst du dich lieber no etwas ausruhen?"
"Nein ich komme sofort." Antwortete Alea und raffte sich auf.
"Ach Alea ... kannst du mir mal sagen seit wann du so dickköpfig geworden bist,
als wir uns das letzte mal sahen, warst du noch schüchtern und hattest vor
jedem fremden Wesen Angst, was hat dich so verändert?" Fragte Katrin eigentlich
eher in den Raum, doch sie bekam prompt eine Antwort:
"Ja genau seit unserer Begegnung ... du hast schließlich gesagt, dass ich mir
endlich ein Herz fassen soll um mich durchzusetzen. Ciao bis nachher." Grinste
sie zurück, trat in den Flur und nahm sich einen beigen Cordmantel, den ihr
Frau Calmer geschenkt hatte.
Herr Calmer und Nicolas standen bereits im Flur und erwarteten sie.
"Von mir aus können wir." Sagte Alea mit einem Lächeln auf den Lippen und
strich sich noch einmal durch ihr Haar.
"Gut, dann lasst uns gehen!" Sagte Herr Calmer, sah kurz auf seine Taschenuhr,
steckte sie dann weg und ging voraus.
Nicolas und Alea folgten ihm, auch wenn Nicolas nicht ganz wohl bei dem Gedanken
war, dass Alea in diesem Zustand mit ihnen kam.
Bis zum Schulbeginn war noch eine Viertelstunde hin und noch war niemand zu
sehen, doch das sollte sich schon bald ändern ... ja kaum fünf Minuten später
füllten sich der Parkplatz und die Aula, wildes Getrappel war in den Gängen zu
hören; Nicolas, Herr Calmer und Alea warteten im Schulsaal auf den Rest der
Schüler und Eltern, Herr Calmer stand auf der kleinen Bühne und bereitete sich
auf seine Rede vor, Nicolas und Alea hatten sich in der ersten Reihe Plätze
gesucht und unterhielten sich nun über die kurzfristigen Änderungen, die Herr
Calmer eingehen musste, da die Schule ja schneller fertig war als gedacht.
Schließlich musste er die Schüler in ihre Klassen aufteilen, die Stundenpläne
erstellen und sein neues Schulkonzept ausreifen, ja und das alles in nicht ganz
zwei Tagen, es kam beiden wie ein Wunder vor.
"Sag mal, wie lange hat er denn noch daran gesessen?" Fragte Alea an Nicolas
gewandt.
"Weiß nicht, bin ja selber recht zeitig ins Bett gegangen ... frag mich echt,
wie er das geschafft hat, ich mein es ist ja nicht nur das übliche mit der
Klassenaufteilung und den Stundenplänen." Erwiderte er.
"Wie meinst du das?" Erkundigte sie sich.
"Mhh eigentlich soll ich es vor seiner Rede ja noch keinem erzählen ..." Meinte
Nicolas und lies seinen Blick im Raum umherschweifen.
"Ach nun komm schon, erst fängst du hier mit
was-er-nicht-noch-alles-zu-tun-hatte an und jetzt so ne Geheimniskrämerei."
Sagte Alea und stupste ihm in die Seiten.
"Ist ja schon gut ... hihi ... ich sag's dir ja ... hihi ... aber dann musst du
aufhören mich zu kitzeln", Kicherte Nicolas und begann zu flüstern "Gut, also
mein Vater hatte eine ganz neue Art von Schule entwickelt - zu Anfang natürlich
nur der Gedanke -, eine Schule, die den Wettbewerbsinn und die Teamarbeit der
Schüler fördert, deshalb gibt es jeweils zwei Klassen je Stufe, diese sollen
nämlich so zu sagen gegeneinander antreten und die Klasse, die am Ende des
Schuljahres den besten Notendurchschnitt hat, darf in den Ferien auf Kosten der
Schule irgendwohin verreisen. Schüler bis zur Achten dürfen nur auf Flamma
umherkutschen und die Klassen darüber auch zu den anderen Kontinenten. Und ...
oh psst er fängt gleich an."
Um sie herum waren alle Plätze gefüllt und ein leises Murmeln und Flüstern
durchzog die Reihen, erst als Herr Calmer zu seinem Pult trat verstummte die
Menge.
Er räusperte sich und begann:
"Liebe Eltern und Schüler, wie Sie alle wissen kam die Fertigstellung der
Schule etwas plötzlich und unerwartet, daher sind leider noch nicht alle Lehrer
anwesen, denn - wie ich Ihnen bereits gestern berichtete - reisen einige von
Terratre und Aquats extra hierher an und ein Schiff lässt sich nun mal nicht
schneller als möglich über einen so gewaltigen Ozean fahren, daher wird es in
den nächsten Tagen wohl unglücklicherweise noch einige Ausfälle geben, was
die Zusatzfächer betrifft", Er legte eine kurze Pause ein, da es einige
Schüler wohl überwältigte und sie ein lautes, jubelndes Johlen von sich
gaben, erst als dies verklingen war, setzte er fort "Beziehen können
diejenigen, die angereist sind Ihre Zimmer aber bereits heute. Frühstück gibt
es hier, in der Aula, täglich von 5.00 bis 7.00 Uhr bzw. für die Langschläfer
auch noch von 9.45 bis 10.45 Uhr, das ist zwischen der zweiten und dritten
Stunde. Dann gibt es von 11.30 bis 12.30 Uhr Mittag und Abendbrot von um 17.30
bis 20.00 Uhr. Ausgang haben Sie je nachdem wie Ihre Eltern es mir mitgeteilt
haben, sollten Sie zu spät kommen oder sich zur Schlafenszeit, was heißt nach
21.00 Uhr, noch auf den Gängen herumtreiben, wird Ihnen eine Strafe
aufgebrummt, ob das allseits beliebte "Nachsitzen" oder etwas anderes wird sich
zu gegebener Stunde entscheiden, auf Ihren Zimmern können Sie solange wach
bleiben, wie es Ihnen beliebt, aber bedenken Sie immer, dass Sie nicht alleine
in diesem Gebäude sind und dass ein ausgeruhter Geist wesentlich mehr schaffen
kann.
Sie können Ihre Sachen jeden Dienstag und Freitag waschen, die entsprechenden
Geräte sind im Keller, aufgehängt wird sie auf dem Schulhof und ich bitte Sie
Ihre Sachen genügend zu Kennzeichnen, damit keine Verwechslungen geschehen. In
Ihren Zimmern befindet sich, wie Sie bei der letzten Führung sicherlich gesehen
haben, jeweils ein eigenes Bad, auf die Sauberkeit ihrer Räume müssen Sie
selbst achten, auch die Reinigung des Bades ist ihr Aufgabenbereich, den
Schülern bis zur Achten werden unsere Hilfskräfte sicherlich immer noch etwas
unter die Arme greifen, den älteren jedoch nicht mehr. Sonst noch irgendwelche
Fragen zu diesem Thema ..." Etliche Schülerinnen und Schüler hoben ihre Hand,
Herr Calmer blickte etwas verdutzt in die Runde und zeigte dann mit dem Finger
auf ein junges hübsches Mädchen mit hellblauen Augen und blondem kurzem Haar,
das sich dann auch kurzer Hand zu Wort meldete:
"Entschuldigung, aber habe ich Sie da richtig verstanden, dass wir unsere
Unterwäsche auf dem Schulhof aufhängen sollen, wo jeder Junge dran vorbeigehen
kann und sie zum ... na ja Sie wissen schon benutzen könnte?"
"Also ich habe nie gesagt, dass Sie das müssen, ich stelle Ihnen die
Apparaturen zur Verfügung, falls Sie Ihre Kleidung hier waschen möchten, wenn
nicht, dann lassen Sie sich halt von Ihren Eltern immer frische Unterwäsche
bringen, außerdem bin ich mir sicher, dass die jungen Herren, die auf diese
Schule gehen, so etwas nicht tun würden. Ich biete Ihnen übrigens diese
Möglichkeit um schneller selbstständiger zu werden und nicht mehr am
Rockzipfel ihrer Mutter zu hängen.
Falls Sie erkranken sollten, haben wir natürlich eine Vorsorge getroffen, in
der 1.Etage befindet sich neben dem Sekretariat ein Krakenzimmer mit einer
Krankenschwester, die rund um die Uhr für Sie da ist, bei kleineren Gebrechen
sind dort auch Betten, sollte es Ihnen aber zu schlecht gehen, werden Sie
natürlich nach Hause gesandt.
Wie gesagt davor befindet sich das Sekretariat, es ist außerdem auch noch
Lehrerzimmer, also dort wird auch immer jemand sein an den Sie sich wenden
können, falls dies mal nicht der Fall sein, sollte zwanzig Lehrer haben in der
2.Etagen ihre Appartements, dort können Sie gewiss auch mal stören, wenn es
nötig sein sollte. Wenn es etwas wichtiges ist oder Sie ein Problem mit einem
Lehrer haben, kommen Sie bitte zu mir, mein Büro befindet sich auch neben dem
Sekretariat und sollten Sie mich dort nicht finden, bin ich bei mir zu Hause
direkt nebenan.
Gut, -" Er sah sich erneut um, doch alle Hände waren verschwunden so setzte er
seine Rede fort "dann zum neuen Schulsystem, ja Sie hören richtig diese Schule
arbeitet nach einer vollkommen neuen Methode, die das Teamverhalten und den
Wettkampfsinn fördern soll. Wie Sie in Ihren von mir zugeschickten Unterlagen
erkennen können, wird jede Klassenstufe in je zwei Klassen eingeteilt, das
hatte natürlich nicht nur Platzgründe, sondern diente auch dem Zweck, dass
beide Klassen während des Jahres eine Art Wettkampf veranstalten und damit
meine ich nicht nur den Notendurchschnitt, nein sondern auch richtige
Aufgabengebiete, die die Schüler zu erfüllen haben, natürlich nichts
Lebensbedrohliches, sondern nur kleinere Aufgaben, die Fächer betreffend, wie
zum Beispiel in Sport ein kleiner Wettlauf oder ähnliches. Die "Gewinner -
Klasse" eines jeden Wettbewerbes bekommt eine gewisse Punktzahl zwischen Null
und Zwanzig, da der jeweilige Fachlehrer und ich die Jury bilden und jeder von
uns genau zehn Punkte vergeben kann. Bei schlechtem Verhalten im Unterricht,
Vandalismus in den Zimmern, schlechtem Verhalten seinen Mitschülern gegenüber
und anderen Vergehen können euch übrigens diese Punkte abgezogen werden. Die
Klasse mit den meisten Punkten am Ende des Schuljahres kann eine Ferienreise,
die von der Schule gesponsert wird, unternehmen, wobei die Schüler bis zur
Achten nur auf Flamma reisen dürfen, erst die Älteren unter euch können auch
zu den anderen Kontinenten Elestras schnuppern.
Ansonsten dürfte für Sie alles beim Alten bleiben, es werden pro Halbjahr im
ersten Rang, das heißt in den Hauptfächern, zwei Klassenarbeiten geschrieben,
im zweiten und dritten Rang je eine und in den Zusatzrängen im gesamten Jahr
nur eine. Klassenarbeiten müssen angekündigt werden und dürfen bzw. müssen
in der vorgegebenen Stückzahl geschrieben werden, bei Kurzkontrollen ist es,
wie Sie ja wissen gänzlich anders, sie können in beliebiger Anzahl geschrieben
werden und müssen nicht angekündigt werden. Nun zu ... ja was ist?" Erneut war
eine Hand nach oben geschossen, diesmal die eines weißblonden Jungen mit
grünbläulichen Augen.
"Verzeihung, aber wie meinen Sie dass mit den Rängen der Fächer?" Sagte er und
erntete einige belustigte Blicke der Mädchen.
"Haben Sie sich schon einmal die Unterlagen angesehen, die ich Ihnen gestern
noch zugesandt hatte? Da steht das alles erklärt und ich dachte eigentlich das
es dazu keine Fragen mehr geben würde, aber wenn Sie wünschen, sagen ich Ihnen
was die Ränge zu bedeuten haben:
Nun, wie schon gesagt, möchte ich hier ein neues Lehrsystem ausprobieren und da
spielen auch die Ränge der Fächer eine wichtige Rolle, sie sagen Ihnen wie
viele Stunden Sie in der Woche haben und welche Wichtungen die Fächer
Prozentual haben, was eure Lehrer wissen müssen um eure Noten am Ende des
Schuljahres auszurechnen. Wo wir nun schon mal dabei sind, kann ich Ihnen die
Zusammensetzungen der Noten noch mal erklären. Also Ihre jeweilige Endnote
ergibt sich aus den mündlichen Zensuren, die im ersten Rang fünfundfünfzig
Prozent, im zweiten fünfundsiebzig und im dritten Rang sowie in den
Zusatzrängen fünfundachtzig Prozent zählen; und dann aus den schriftlichen
Zensuren, die Klassenarbeiten, jede einzelne zählt genau zehn Prozent, und wie
ich Ihnen ja eben bereits mitgeteilt habe, werden Sie im ersten Rang insgesamt
vier, im zweiten zwei und im Dritten und den Zusatzrängen jeweils eine
schreiben ..." Schon wieder wurde er unterbrochen, diesmal jedoch durch einen
Zwischenruf von einem orangeäugigen Jungen mit kurzen wilden braunen Haaren:
"Da fehlen dann aber noch jeweils fünf Prozent!"
"Ausgezeichnet mitgerechnet, aber beim nächsten Mal lassen Sie mich erst einmal
ausreden und dann wird sich gemeldet, verstanden? Also zu den fehlenden fünf
Prozent, die ich keinesfalls vergessen habe, sie werden in jedem Fach aus den
Noten für euer Verhalten im Unterricht und für die Ordnung in eurem jeweiligen
Hefter gebildet. Sonst noch irgendwelche Fragen zum Thema Noten? Nein ...
wunderbar nun zu guter letzt sollten wir uns über den Namen der Schule einigen,
es sind etliche Namen eingegangen, viele von ihnen meinten die Schule solle
ihren Namen behalten, andere sagten sie solle nach mir benannt werden, wofür
ich ihnen zwar sehr dankbar bin, dem ich jedoch nicht zuspreche, und eine
weitere Gruppe sagte, sie solle nach dem Benannt werden, durch den sie entstand,
diese Idee fand ich, um ehrlich zu sein, am besten. Doch nach wem genau? Der
Baufirma? Oder habt ihr auf den Vorfall angespielt, weswegen sie so überstürzt
fertig geworden war? Ich schätze mal das letztere, oder?" Fragte er in die Rund
und bekam ein allgemeines Nicken als Antwort, so setzte er fort:
"Ich meine wir wissen, dass ein Unbekannter, Sweetsunrise und ihr kleiner Drache
dort waren, aber Sweetsunrise School oder Inkognito School hört sich irgendwie
seltsam an, finden Sie nicht? Dann machte mir mein Sohn einen, meiner Meinung
nach, äußerst guten Vorschlag und ich hoffe sie sehen das genauso, sonst
müssen wir noch etwas weiterrätseln." Meinte er, grinste und kratzte sich
verlegen am Hinterkopf. "Nun also ... äh ... Finden sie nicht auch, dass
Sweetsunrise einem Engel gleich kommt?" Erneut ging ein zustimmendes Gemurmel
durch den Saal "Und ihren Drachen hatte sie bis jetzt, glaube ich immer dabei,
oder? Wie wäre es also mit ,Angels and Dragons - School'? Wer ist für diesen
Namen, bitte Hand hoch!" Erläuterte Herr Calmer und das Ergebnis war eindeutig,
alle empfanden diesen Namen als äußerst passend und der Vorschlag wurde fast
einstimmig angenommen, fast denn Alea war so was von baff, dass sie den Arm
vergaß zu heben.
"Sehr schön, dann wäre soweit doch alles geklärt und wir können zur
Klassenaufteilung kommen, darf ich Ihnen nun Ihre Klassenlehrer vorstellen:"
Sagte Herr Calmer und rief sie einzeln auf die Bühne:
"Herr Zisell für die Fünf/Eins, Frau Wutz für die Fünf/Zwei, Herr Nieman
für die Sechs/Eins, Frau Kaloz für die Sechs/Zwei , Frau Forill für die
Sieben/Eins, Frau Hellers für die Sieben/Zwei, Frau Albert für die Acht/Eins,
Frau Swiat für die Acht/Zwei, Frau Golert für die Neun/Eins, Herr Miran für
die Neun/Zwei, Herr Niebert für die Zehn/Eins, Frau Kleinhaus für die
Zehn/Zwei, Herr Bishop für die Elf/Eins, Herr Belvert für die Elf/Zwei, Herr
Caron für die Zwölf/Eins, Frau Maunz für die Zwölf/Zwei. In welche Klasse
Sie gehen, wissen Sie ja bereits, dank des Schreibens, das ich Ihnen zusandte.
Nun bitte ich darum, dass sich die Schüler zu ihren Klassenlehrern begeben, Sie
werden sich nun ein Stündchen kennen lernen können und danach werden die
Zimmer bezogen, ihre Stundenpläne wird ihnen ihr Klassenlehrer dann in drei
Stunden geben, nachdem sie ihre Zimmer bezogen haben, wofür sie zwei Stunden
Zeit haben, werden sie noch zwei Unterrichtsstunden bei ihren Klassenlehrern
haben, die Eltern bitte ich, bis dahin noch etwas bei mir zu bleiben, um die
restlichen Fragen stellen zu können und sich noch etwas zu unterhalten."
"Nicolas, woher soll ich denn wissen in welche Klasse ich komme?" Flüsterte sie
ihm kurz vorm Aufstehen zu, dann packte er ihre Hand, zog sie mit sich und
sagte:
"Natürlich bist du in meiner Klasse die Elf/Eins!"
Alea war überglücklich, sie war mit ihren Mädchen in einer Klasse; Stella,
Sophia, Bianka, Monika und Annika, sie waren alle dort; Tiffany
selbstverständlich nicht, da sie mit der Schule schon fertig war und ihre Lehre
als Polizistin begann, nur manchmal kam sie hierher zur Berufschule (das hatte
Herr Calmer so eingerichtete), aber was Alea verwunderte war, dass auch Tenebrä
in ihrer Klasse war, obwohl er doch wesentlich älter als sie war. Sie löste
sich von Nicolas' Griff, der gerade wieder von Alex aufgezogen wurde, und
schritt auf Tenebrä, der von einer Traube Mädchen umgeben war, zu.
"Te-Thomas was machst du denn hier, du bist doch zwei Jahre älter als die
Mädchen und ich, müsstest du nicht in der Zwölften oder sogar schon fertig
sein?" Flüsterte sie ihm als Begrüßung zu und zerrte ihn etwas abseits von
dem Gedränge der anderen.
"Guten Morgen Prinzessin, was macht ihr denn hier, ihr seid doch krank und
solltet euch ausruhen." Sagte er ohne auf ihre Frage zu antworten.
"Mir geht's gut und was ist jetzt? Antworte bitte auf meine Frage!" Meinte sie
nur beiläufig.
"Wie sollt ihr mich denn kennen lernen, wenn ich in eine völlig andere Klasse
gehe als ihr?" Erwiderte er und fuhr ihr zärtlich durchs Haar.
"Hör auf mich zu sitzen und Prinzessin zu nennen! Hier heiße ich Alea." Sagte
sie und wich einen Schritt zurück und drehte sich zu ihren Mädchen um, da sich
die Gruppe nun anscheinen um Herrn Bishop versammelt.
"OK, Schüler der Elf/Eins folgt mir bitte, unser Klassenraum ist Nummer 2, wir
müssen also wieder runter ins Erdgeschoss." Sagte Herr Bishop und ging aus dem
Saal.
Sofort eilten ihm alle Nach, in der 1.Etage, wo sie gerade waren, konnte man auf
kleinen silbrigen Schildern in schwarzen Lettern die Nummern 13 bis 24 und die
Worte Sekretariat und Aula sehen. Im Erdgeschoss war es ähnlich, dort konnte
man aber die Nummern 1 bis 12 und as Wörtchen Sporthalle lesen. So schlich das
kleine Grüppchen von zwanzig Schülern hinter dem ältern Herrn her. Ja das war
schon ein seltsamer Kerl, er hatte dunkle braune Augen und dunkelgraues (aber
sehr fülliges) Haar. Er überragte die Menge nur knapp, hatte mit seiner
Größe von mindesten 1,85m doch eine recht stattliche Ausstrahlung. So schritt
er in einem recht zügigen Tempo voran, schloss den Raum Nummer 2 auf und befahl
den Schülern sich zu setzen. Alea und Tenebrä traten als letztes in den Raum
und hatten daher kaum noch Auswahl, aber er entdeckte einen völlig leeren Tisch
und zog Alea am Handgelenk dorthin. Sie kam sich etwas seltsam vor, leistete
aber keinen Widerstand. Als dann alle saßen, stellte Herr Bishop sich noch
einmal genauer vor:
"Also, wie ihr eben ja schon gehört habt, heiße ich Bishop. Ich bin
Geschichts- und Informatiklehrer, warum ich jedoch bei euch gelandet bin, weiß
ich nicht, denn so wie ich in euren Unterlagen entnommen habe, sind nur wenige
in das Fach Informatik und fast gar keiner in das Fach Geschichte gegangen ...
äußerst bedauerlich."
Dann blätterte er in seinem Klassenbuch und besah sich die Daten seiner
Schüler, denn dort standen die Geburtsdaten, die eigentlichen Wohnorte und
natürlich auch die gewählten Fächer, bei so ziemlich jeder Zeile schüttelte
er den Kopf und lies ein "tse tse tse" lauten.
Alea lauschte den Worten des Herren Bishop, wurde dann aber unruhig, denn sie
spürte Tenebräs Blick an sich haften.
"Könntest du bitte mal aufhören mich anzustarren! Oder hab ich was im
Gesicht?" Flüsterte sie ihm zu.
"Nein, ich musste nur gerade an etwas denken, wisst ihr, was für ein
bezauberndes Profil ihr habt Prinzessin? Und ..." Gab er ihr zur Antwort.
"Wenn du noch einmal eines der Wörtchen ihr, euer, sie oder Prinzessin
aussprichst, schmeiß ich dich im hohen Bogen aus dem Fenster, egal ob offen
oder geschlossen!" Drohte sie und legte ihm damit er die Klappe hielt den Finger
auf den Mund, doch als sie mit ihrer Drohung fertig war, schnappte Tenebrä nach
ihrem Finger, so dass sie ihn wieder zurückzog.
"Goldlöckchen und Stachelhaar, haben sie jetzt schon etwas zum Unterricht
beizutragen oder wollen sie lieber vor die Tür gehen und dort ihren
Privatangelegenheiten nachgehen?" Fragte Herr Bishop mit strenger Miene.
"Ich wäre für das zweite." Erwiderte Tenebrä kackfrech.
"Gut dann geh, du hast Glück, dass ihr bis jetzt noch keine Punkte habt, ich
hätte dir mindestens drei abgezogen." Meinte Herr Bishop.
"Nein, bitte entschuldigen sie." Bat Alea.
"Nun gut für heute sehe ich noch mal darüber hinweg, aber verhalten sie sich
ab jetzt still oder noch besser, Goldlöckchen setzen sie sich mal um ... da
neben der kleinen Brünetten ist noch ein Platz frei, setze dich dort hin!"
Ordnete Herr Bishop an.
"Ja." Antwortete Alea, ging zu dem brünetten etwas schüchtern wirkendem
Mädchen und begrüßte sie mit einem freundlichen ,Hallo'.
Das Mädchen sah sie zwar etwas irritiert an, erwiderte dann aber ihre
Begrüßung.
Herr Bishop beäugte das Vorgehen genau und ließ Alea nicht einen Augenblick
aus den Augen. Plötzlich meldete sich Bianka, was ihm sehr missfiel, er
musterte sie sehr genau, wahrscheinlich um auch für sie den passenden
Spitznamen zu finden, doch daraus wurde nichts, ohne die Erlaubnis zu Wort
kommen zu dürfen, fing Bianka ihre Meldung an:
"Herr Bishop, wäre es fürs erste nicht besser, wenn sie ins Klassenbuch nach
unseren Namen sehen, anstatt uns solche, Verzeihung, kindischen Spitznamen zu
geben? Warum haben sie es nicht gleich, wie alle Lehrer gemacht? Erst die Liste
der Namen durchgehen, um zu sehen wem welcher Name gehört, und dann die Mängel
vortragen, die sie jetzt schon uns gegenüber haben."
"Zu allererst lass mir dir sagen, dass ich weiß-Gott-nicht, wie alle anderen
Lehrer bin, dann ein gut gemeinter Rat, lerne ... lerne wer Autoritäten sind
und wie man sich ihnen gegenüber verhalten muss, dann können wir weiter
sprechen. Zweitens Namen sind nur Schall und Rauch, wen interessiert schon ein
Name, Entscheidungen und Taten zählen, nicht wie du oder deine Freunde heißen.
Und ..." Da wurde Herr Bishop von Bianka unterbrochen:
"Aber sie haben Alea, den Jungen und das Mädchen eben nur nach ihrem Aussehen
benannt!"
"Und drittens habe ich mich mit der Mängelliste noch stark zurückgehalten,
Miss Naseweiß. Ich werde nicht gerne unterbrochen nur zu ihrer Information, ich
halte sie für die schlechteste Klasse der Schule, meinen Erfahrungen nach
könnte ich es aber sogar bei euch schaffen, euch als beste Klasse hervorgehen
zu lassen und am Ende des Jahres die Siegerprämie zu kassieren, denn wisst ihr
Herr Calmer hatte vorhin vergessen zu sagen, dass wenn die Klasse nicht
wegfährt, sie das Reisegeld ausgezahlt bekommt, auch wenn ich nicht ganz dafür
war, meinte der Chef, dass das gesamte Geld unter den Schülern und dem
dazugehörigen Klassenlehrer aufgeteilt werden soll." Sagte ihr Lehrer ohne
Bianka weiter zu beachten und schlug dann doch noch mal das Klassenbuch auf.
"Gut, dann gehen wir halt mal die Namen durch, sonst habe ich nachher noch mehr
Störungen von Miss Naseweiß zu erwarten. Also mal schauen ..." Dann verlas er
alle Namen und jeder hatte sich bei Ertönen seines Namens zu melden, wer auch
nur ein wenig zögerte, bekam gleich eine Standpauke von wegen lahmen
Reaktionsvermögens oder zu wenig Aufmerksamkeit zu hören. Bei den Namen
Calmer, Devil, Monz und Sunrise konnte er sich kleine Kommentare natürlich
nicht verkneifen:
Bei Nicolas - "Ah du bist also der Sohn unseres geschätzten Arbeitsgebers, so
so, glaub bloß nicht, dass ich dich nur deswegen bevorzugt behandele und falls
dein Vater da irgendwelche Einwände haben sollte, werde ich hier verschwinden.
Ich bin schließlich ein gefragter Lehrer und kriege die Angebote sofort
nachgeworfen."
Bei Tenebrä - "Ja Teuflisch, du bist wirklich eine kleine Ausgeburt der Hölle,
der Name passt sogar. Ich sag dir was kleiner, dich behalte ich im Auge, ein
Fehltritt und ich lass dich von der Schule schmeißen, egal mit wie viel Geld
dein Vater Herrn Calmer besticht, auch er wird deine Fehler nicht übersehen."
Bei Bianka - "Ach ja Fräulein Vorlaut von und zu Naseweiß. Du wirst es nicht
leicht haben, solche, wie du kommen im Leben nicht weit, weil sie nur eine
riesen große Klappe haben und nichts dahinter, mehr ist das bei dir auch
nicht."
Bei Alea - "Ach her je, wer hat dir denn diesen bescheuerten Namen gegeben?
,Sunrise', was soll an dir denn wie ein ,Sonnenaufgang' sein? Du bist
geschwätzig und dumm! Wie hat so eine, wie du es denn in diese Schule
geschafft? Oder ... ah verstehe, hast dem Boss oder dem Jungen von ihm hübsche
Augen gemacht, nicht wahr? Ah ja also ein kleines Flittchen, was sich nach oben
schläft, ich werde immer Zeit für sie haben." Sagte er mit einem breiten
Grinsen und stierte auf Aleas Busen und in Richtung Oberschenkel, worauf Alea
ihren Mantel packte, den sie über den Stuhl gehängt hatte und aus dem
Klassenraum verschwand. Alle waren erstarrt; Stella, Bianka, Sophia und Annika
kannten so etwas von ihr gar nicht, auch wenn sie es gut verstehen konnten, wer
wollte sich schon so beleidigen lassen. In der ersten Pause war sie sofort
überall das Gesprächsthema Nummer eins, ja sogar in den unteren Klassen.
Zum Glück kam, kurz bevor sie aus der Tür war, auch schon das Klingelzeichen,
so entging sie einer Strafe, denn wer sollte sie schon für ein pünktliches
Stundenende bestrafen?
"Boah, Mensch Alea, seit wann machst du denn solche Aktionen?" Überfiel Sophia
sie von weitem, doch Alea zeigte keine Reaktion, erst als sie näher an sie
herangegangen war, schrak sie etwas zusammen.
"Hey, ich glaube kaum, dass du dich beleidigen lassen würdest und dann noch
still im Raum sitzen könntest!" Erwiderte sie knapp, zog sich den Mantel an und
ging hinaus auf den Sportplatz.
Alles war mit Schnee bedeckt: die Rennbahn, der Volley - Basket - und
Fußballplatz, die Sprunggrube und die Bänke. Immer noch rieselten kleine
Flocken vom Himmel hinab, Alea brauchte diese Ruhe und die kühle Luft jetzt,
Sophia hatte recht, so hatte sie sich wirklich noch nie aufgeführt, in ihr
spielte irgendetwas verrückt. Sie war stocksauer auf ihren neuen Lehrer,
traurig wegen ihrer Schwester und ihr Verhalten gegenüber Katrin tat ihr Leid.
War es wirklich nur diese "kleine" Grippe, die sie so durcheinander brachte,
oder lag irgendetwas in der Luft?
"Warum läufst du denn vor mir davon? Ich und die anderen hatten dich schon
gesucht, Herr Bishop hat uns nämlich noch etwas hingehalten, wegen der
Belehrungen und so ... hörst du mir überhaupt zu?" Plapperte Sophia drauflos.
"Ja, ich höre dir zu." Mehr sagte sie nicht.
"Ich bin ja so glücklich, dass wir in einer Klasse sind. Es wäre schon extrem
bekloppt, wenn wir getrennt worden wären, findest du nicht auch?" Erzählte
Sophia drauflos.
Alea sah zu ihrer Freundin, sie standen ganz allein dort draußen, die anderen
Schüler waren entweder auf den Gängen - weil ihnen zu kalt war - oder in ihren
Zimmern, um diese zu beziehen. Irgendetwas in Alea regte sich, sie fiel Sophia
um den Hals, sie war ihre längste und somit natürlich auch erste Freundin,
Sophia war immer für sie da und doch fühlte Alea sich momentan meilenweit weg
von ihr. Tränen rannen über ihre Wangen und Sophia wusste nicht genau, was nun
eigentlich mit ihr war, warum weinte sie?
"Hey ... alles ok? Nur wegen son paar Lügen von so'nem alten Knacker brauchst
du doch jetzt nicht weinen. Das hat dir doch früher auch immer kalt gelassen,
wenn sie dich wegen deiner hübschen Locken ausgefeiert haben. Weißt du ... ich
habe dich immer bewundert ... es schien als würdest du alles an dir abprallen
lassen, als wärst du unerreichbar für jegliche Beleidigung." Versuchte Sophia
sie zu trösten.
"Danke", schluchzte Alea ließ von ihr ab und wischte sich die Tränen weg
"Danke, dass du immer für mich da warst."
"Mensch, sag mal, was ist denn mit dir los, du hast dich seit vorletztem
Wochenende total verändert. Was ist denn passiert? Ach nein, wenn du es nicht
sagen möchtest behalt es für dich, ich kriege es so und so raus, dass wirst du
schon sehen. Ach und von wegen ,immer für dich da'. Wer hört mir denn
andauernd zu, wenn ich Probleme mit meinen Eltern habe oder mal wieder Streit
mit nem Freund habe? Das bist du ...", plötzlich kullerten ihr auch ein paar
Tränen die Wangen entlang " Wann kommst du denn mal zu mir mit einem Problem?
Hä? Ich glaube du hast mehr Geheimnisse vor mir, als du zugeben willst ... das
ist das einzige, was unsere Freundschaft gefährden könnte ... du bist nie
wirklich ehrlich zu mir."
Alea kam noch einmal einen Schritt auf sie zu, wischte ihr die Tränen aus dem
Gesicht, lehnte sich mit ihrer Stirn an die ihrer Freundin und sagte:
"Du bist die beste Freundin, die ich je haben werde. Und wenn die Zeit kommt,
sage ich dir alle meine Geheimnisse, aber jetzt kann ich noch nicht, bitte
verzeih mir!"
"Gut, ich kann warten!" Sagte Sophia und lächelte sie verwegen an.
Dann klopfte jemand äußerst unsanft auf Aleas Rücken, sie hatte nicht damit
gerechnet, verlor das Gleichgewicht und donnerte mit ihrem Kopf gegen den von
Sophia.
"Aua, Alea, pass doch auf, das tat weh!" Zeterte sie gleich wieder los.
"Oh man, musst du gerade sagen, Dickschädel. Aua, ist deine Rübe aus Beton?"
Erwiderte Alea und rieb sich ihre Stirn, auch ihr Rücken schmerzte, die
Schürfwunden waren wahrscheinlich wieder aufgegangen.
"Na, ihr Turteltauben!" meldete sich die Stimme, die zu der Person gehörte, die
Alea den Stoß gegeben hatte - Stella.
"Spinnst du? Und warum Turteltauben?" Schimpfte Sophia.
"Sorry, dich sollte es nicht treffen. Und Turteltauben, weil ihr hier so alleine
auf dem Hof steht. Ach Sophia ich habe mich mal umgehört, unsere Klasse ist
recht gut aufgeteilt, wir haben neun Mädchen und elf Jungs. Die Jungs kenne ich
alle nicht, sind wohl alle hergezogen, ach ne außer den dreien von Alea, die
sie uns immer noch nicht richtig vorgestellt hat ... na ja und die Mädels, da
fehlen außer uns ja nicht mehr viel, eine Celine France, soll ne eingebildete
Kuh sein; Vallewida Sky, recht schüchtern, aber eigentlich ganz ok und Yohanna
Schlegel, von der solltest du dich fern halten, die aus den anderen Klassen
haben gesagt, die ist irgendwie komisch drauf, soll nen kleinen Knall haben, sie
sagt sie könne Auren spüren und sehen. Wenn du mich fragst, ich glaube auch
die hat nen Knall. Äh Alea, neben der sitzt du gleich wieder äh und Herr
Calmer sucht dich schon überall, will noch was in seinem Büro mit dir
besprechen." Sprudelte sie drauflos.
Mittlerweile waren auch die anderen Mädchen angekommen und hatten Stella etwas
zugehört.
"Die soll echt Auren spüren können? Ist ja cool, was glaubst du was wir für
eine haben?" Fragte Monika scherzend.
"Die reinste von allen, was sonst." Erwiderte Sophia und begann zu lachen, die
anderen Stimmten ein.
"Ich geh dann in Herrn Calmers Büro, hoffentlich ist er schon da und sucht
nicht noch nach mir, bis nachher." Sagte Alea, drehte sich zur Tür und schritt
drauflos.
"Gut bis nachher, keine Sorge wird schon nicht so schlimm werden. Bist ja
schließlich erst kurz vor Unterrichtsende raus gegangen." Rief Stella ihr nach.
Und dann als Alea die Türklinke schon fast gepackt hatte, öffnete sich die
Tür und Lilith ging auf sie zu.
"Hallo Schwesterherz. Ich hab dich schon gesucht." Sagte sie und küsste Alea
umarmend auf den Mund.
Ihren Freundinnen wären beinahe die Augen aus den Höhlen gefallen, mit offenem
Mund standen sie nur wenige Meter hinter Alea.
"Hallöchen ihr, ich bin Lilith, Aleas Halbschwester. Muss euch ganz schön
umgehauen haben, als sie euch gesagt hat sie eine ..." Plapperte sie drauflos,
doch bei den letzten Worten hielt Alea ihr den Mund mit der Handfläche zu und
zog sie ins Haus.
"Lilith, ich weiß ja, dass du mich nicht magst, aber könntest darüber bitte
schweigen, außer dir und Tenebrä, weiß noch keiner, dass ich die
Sonnenprinzessin bin. Bitte behalt es für dich." Flehte Alea.
"Wie du hast es noch niemandem gesagt? Ist das dein ernst? Ist ja niedlich. Und
warum verheimlichst du es vor ihnen? Oder hast du etwa Angst, sie könnten dir
nicht glauben? Ich sag dir was: Wenn du deine Finger von Tenebrä lässt, werde
ich versuchen, dass mir kein falsches Wort über Lippen rutscht, OK?" Schlug
Lilith vor.
"...ok, versprochen." Erwiderte Alea und reichte ihr die Hand um das Versprechen
zu besiegeln.
"Gut, ich hoffe du hältst deine Versprechen ... ach äh musstest du nicht wo
hin?" Bemerkte Lilith nebenbei.
"Ach du sch... ja danke bis nachher." Sagte Alea und rannte zur Treppe, wobei
sie beinahe Alex umgerannt hätte, dann huschte sich hoch, ab zum Sekretariat.
Vorsichtig klopfte sie an der Tür, dann hörte sie Schritte, die sich zur ihr
begaben. Jemand öffnete und es war kein geringerer als Herr Bishop, sofort
spürte sie wieder diese Wut in sich hochsteigen, ganz gemächlich trat er raus,
Alea konnte nur einen kurzen Blick ins Sekretariat werfen bevor er die Tür
hinter sich anlehnte, es waren nur wenige Lehrer im Zimmer, die meisten waren
wohl mit den Eltern zugange.
"Ach nein, der Ausreißer. Wohin willst du denn? Möchtest du dich bei mir
entschuldigen? Wow, hätte ich nicht von dir gedacht. He He", Sagte er mit den
Augen auf Aleas Oberweite ruhend und wartete kaum auf eine Antwort. "Na ja gut,
heute werde ich noch mal von einer Strafe absehen, aber beim nächsten Mal hast
du dir eine verdient. Verstanden?"
Alea nickte, sie musste sich stark zusammenreißen, am liebsten hätte sie sonst
was an den Kopf geworfen, aber nein, sie sah nur stur auf den Boden und sagte:
"Danke, aber das war eigentlich nicht der Hauptgrund, weshalb ich sie störe.
Meine Freundinnen haben gesagt, Herr Calmer würde mich suchen, da wollte ich
fragen, ob er vielleicht schon wieder in seinem Büro ist und dort auf mich
wartet."
"Nein, da muss ich dich enttäuschen, aber komm doch rein, dann lernst du gleich
noch ein paar weitere Lehrer kennen und kannst hier auf ihn warten." Meinte Herr
Bishop und zog sie am Handgelenk herein und gab ihr dann einen Klaps auf den
Hintern, dass sie sich zu den Lehrern an den Tisch setzen sollte, die den Klaps
jedoch entweder nicht bemerkten oder einfach nichts sagen wollten. Alea fühlte
sich so verloren.
"Also meine Damen und Herren, das hier ist Fräulein Alea Sunrise, das Mädchen
von dem uns der Chef erzählt hat, sie geht in meine Klasse und nimmt es mit den
Regeln nicht so genau. Komm sag guten Tag!" Berichtete er und wartete Aleas
"Guten Tag" kaum ab. "Alea, das sind Frau Kleinhaus, sie unterrichtet
Mathematik, Physik und Astronomie; Herr Belvert, er unterrichtet Französisch
und Geographie; Herr Caron, er unterrichtet Französisch, Sport und Kunst und
Frau Maunz, sie unterrichtet Deutsch, Musik und Kunst." Stellte er sie vor, dann
flüsterte er Alea ins Ohr und streichelte ihr über die Schulter. "Ich bin mir
sicher, dass du mit einigen Unterricht haben wirst, also verdirb es dir nicht
auch mit ihnen."
"Na willst du dich nicht zu uns setzen? Es wird sicher noch einige Minuten
dauern bis Herr Calmer kommt." Sagte Frau Maunz und bot ihr einen Stuhl an. Sie
hatte ein sehr freundliches Gesicht, grüne Augen und kurzes rotbraunes Haar.
"Du wohnst jetzt also beim Boss, er hat uns schon sehr viel über dich erzählt,
du musst ja ein kleines Goldstück für ihn sein."
Aleas Antlitz färbte sich purpurrot, was suchte sie hier, was sollte sie sagen?
Langsam sah sie sich um, Frau Kleinhaus war eine ältere und sehr magere Frau
mit großen braunroten Augen und dünnem kurzem grauen Haar; Herr Belvert hatte
dunkelbraunes millimeterkurzes Haar und helle blaue Augen und Herr Caron, wohl
der jüngste in diesem Bunde, hatte strubbeliges helles braunes Haar und
grüngelbe Augen, er war richtig niedlich. Der Raum war genauso groß wie ein
Klassenraum, ungefähr sechs mal sechs Meter, hier gab es eine kleine Küche,
viele Bücherregale, Aktenschränke und ein Schreibtisch mit Computer, Drucker
und einem kleinen schwarzen Schild auf dem mit goldenen Lettern die Wörter
,Sekretärin Rose Calmer' stand, ansonsten war das Zimmer bis auf den Tisch, an
dem Alea mit den Lehrern saß, sehr leer, gerade mal eine Pflanze, so eine Art
Palme stand im Zimmer.
"Na und wie findest du unser Lehrerzimmer?" Fragte Herr Caron.
"Die Wände sind etwas trist und kahl, aber ansonsten ganz ok." Antwortete sie.
"Das wird sich bald ändern, weißt ja, Herr Caron und ich sind Kunstlehrer,
diejenigen, die in unseren Kurs gehen, werden die Zeit haben die Schule etwas zu
verschönern, obwohl ich kaum glaube, dass sich allzu viele für Kunst
entschieden haben, hoffentlich kriegen wir wenigstens zwei Klassen zusammen.
Kunst werden alle Stufen zusammen haben, dadurch, dass es nur ein Zusatzrang
ist, schätze ich, dass nicht all zu viele kommen werden." Erzählte ihr Frau
Maunz.
"Ich habe Kunst gewählt, also eine Schülerin haben sie schon mal. Und falls
sonst niemand Lust hat, dekorieren sie die Schule eben mit mir alleine." Sagte
Alea um ihnen etwas Hoffnung zu machen.
"Ach du zeichnest? Was denn so?" Erkundigte sich Herr Caron interessiert.
"Mh unterschiedlich, Landschaften, Gebäude ..." Begann Alea aufzuzählen, wurde
währenddessen jedoch von Herrn Caron unterbrochen:
"Auch Portraits?"
Alea schüttelte heftigst den Kopf und antwortete:
"Nein, um ehrlich zu sein, traue ich mich das nicht, ich hab Angst die Menschen
zu sehr zu entstellen, so dass sie dann böse auf mich sind."
"Hast du es noch nicht einmal probiert?" Fragte Frau Maunz.
"Nein, noch nicht." Sagte Alea und dachte über ein neues Gesprächsthema nach.
"Allen, frag sie doch mal ob sie dir Model stehen möchte!" Mischte sich Herr
Belvert nun ein, worauf er einen bösen Blick von Frau Maunz kassierte, weshalb
wohl.
"Ach sie zeichnen Portraits? Glauben sie, dass sie es mir beibringen könnten?"
Fragte Alea begeistert, vielleicht konnte sie es ja von ihm lernen.
"Das glaube ich kaum meine Kleine, der Herr Kollege zeichnet Aktmodelle."
Erklärte Frau Kleinhaus hämisch grinsend und rührte mit einem Löffel Milch
in ihre Kaffeetasse. "Auch wenn ich mir sicher bin, dass er bei deinem Angebot
dich zu zeichnen, kaum ablehnen würde, aber pass auf, er kann die Finger nicht
von seinen Modellen lassen."
Aleas Gesicht und auch das von Herrn Caron färbten sich samt rötlich.
"Fredericke reiß dich zusammen. Musste das sein, Dass du deinen Kollegen so
bloß stellst?" Mahnte Herr Belvert.
"Och entschuldige Allen, aber es muss dir doch nicht peinlich sein. Außerdem
kannst du dich doch glücklich schätzen, durch deinen mehr oder weniger
geringen Altersunterschied wirst du hier sicher viele freiwillige Modelle
bekommen." Stichelte sie weiter.
"Fredericke hör auf." Rief sie Herr Bishop zur Räson.
Dann kam endlich Herr Calmer ins Zimmer, beendete den Streit und nahm Alea mit
in sein Büro.
"Entschuldige, dass du so lange warten musstest, aber hast dich wie ich sehe, ja
schon prächtig mit den Lehrern angefreundet. Und wie findest du sie?" Fragte
Herr Calmer.
"Och Herr Caron und Frau Maunz sind ganz nett, Herr Belvert glaube auch, nur bei
Frau Kleinhaus und Herrn Bishop hab ich so meine Probleme." Antwortete Alea.
"Aha, nun gut, aber darüber wollte ich natürlich nicht mit dir sprechen,
sondern über deine Verletzungen, ich schätze mal du hast sie dir geholt als du
zu deinem Haus zurückgegangen warst, oder? Es wäre besser wenn du sie dir von
Frau Läine mal behandeln lässt. Nicht dass du dir eine Infektion einhandelst
oder so etwas." Sagte er.
"Aber das war doch noch nicht alles oder? Ich sehe es an ihren Augen, ihnen
liegt noch etwas auf der Seele." Meinte sie.
"Ja, da hast du recht, hast ein gutes Menschengefühl muss ich sagen. Ja, ich
wollte mit dir auch wegen des Gespräches von gestern sprechen, du weißt schon,
dass wir dich adoptieren wollen. Nun ich hatte vorhin die Oberschwester am
Apparat, habe sie gefragt was sie davon halte und wie sie reagieren würde. Sie
meinte wir dürften dich nicht adoptieren, natürlich gefiel mir diese Antwort
nicht besonders, wir stritten, ein Wort kam nach dem anderen und nun ..."
Erklärte Herr Calmer.
"Was und nun? Konnte die Oberschwester sich durchsetzen oder sie?" Hackte sie
nach.
"Nun sie liegt mit einem schweren Herzinfarkt im Krankenhaus und äh ... die
Ärzte sehen schwarz für eine vollkommene Genesung, es steht nicht besonders
gut um sie." Setzte er fort.
"Was?" Alea sprang vom Stuhl, sie hatte direkt gegenüber von Herrn Calmer
gesessen und nun stand sie dort, die Arme auf den Tisch gestemmt und mit
wütenden und gleichzeitig auch trauernden Augen zu ihm blickend, den Stuhl
hatte sie beim Aufstehen umgerissen. "Wie, wann kann ich zu ihr?"
"Wenn die Schule zu ende ist, lasse ich dich von Herr Caron dorthin fahren,
weißt du, er lebte in Fire City und kennt sich dort bestimmt besser aus als
ich. Ich wüsste nämlich nicht, wo lang es zum Krankenhaus ginge. Wenn du
möchtest, kannst du dir morgen frei nehmen und bei ihr im Krankenhaus
übernachten. Und jetzt, geh bitte zu Frau Läine!" Antwortete er und gab Alea
einen Brief für Frau Läine, die sich ja eigentlich genau gegenüber von Herrn
Calmers Büro befand.
"Ja, sagte Alea und ging mit hängendem Kopf und dem Zettel aus der Tür.
Das Lehrerzimmer war nun leer, niemand war mehr da. So ging sie schnurstracks
zur Tür mit dem "Roten Kreuz", klopfte kurz und trat dann ein. Frau Läne war
eine blonde ältere Frau mit rosa Augen. Alea gab ihr den Brief und folgte ihr
zu einer Liege, auf die sie sich setzen sollte. Während Frau Läine nun den
Brief las, zwischen durch Alea anstarrte und den Kopf schüttelte, sah sie sich
um; die Liege auf der sie saß, war durch Vorhängen von den anderen zwei
getrennt, die Vorhänge konnten um das gesamte Bett zugezogen werden, auf der
anderen Seite des Zimmers standen ein Schreibtisch, drei Medikamentenschränke
mit tausenden von kleinen Fläschchen und zwei weitere Liegen, auch diese
konnten durch Vorhänge verdeckt werden, alles roch neu und äußerst sauber,
die Farbe der Wände, ein freundliches Creme Gelb, strahlte eine wohlige Wärme
aus, die richtig dazu einlud krank zu werden.
"Zeig mal bitte deine Verletzungen!" Forderte Frau Läine dann von ihr.
Na ja etwas widerwillig zog Alea ihre Stiefel und die Bluse aus, es war ihr
fürchterlich peinlich und sie kam mit ihren Verletzungen auch ganz gut alleine
klar bis auf die Wunde über ihrem Bauchnabel, die immer noch blutete. Frau
Läine wäre beinahe in Ohnmacht gefallen, Alea stand schließlich gepflastert
und fast vollkommen bandagiert vor ihr und der Verband an ihrem Bauch ließ nun
schon ein wenig Rot und Grün der Wunde durch.
"Geht es ihnen nicht gut?" Fragte Alea zögerlich an.
"Nein, nein alles in Ordnung, ich habe nur noch nie jemanden mit so vielen
Verletzungen gesehen, die dann auch noch solch seltsame Stoffe aussondern. Und
ich bin schon dreißig Jahre im Dienst, aber so was ist mir noch nie unter die
Augen gekommen. Sag mal, was bist du denn? Herr Calmer hat mir beschrieben, was
du durchgemacht hattest, es gleicht einem Wunder, dass du immer noch am leben
bist!" Plapperte sie hektisch als sie Alea den Verband abnahm, die Wunden
versuchte zu reinigen und dann wieder neu verband. "Ähm Mädchen, sag mal, hast
du dir die Verbände angelegt oder Frau Calmer?"
"Ich mir, warum?" Erwiderte Alea etwas irritiert.
"Sie sind sehr gut gewesen und dir die Wunden gesäubert, hattest du auch schon,
großartig. Möchtest du etwa mal Krankenschwester oder Ärztin werden? Ich
glaube, du hättest gute Chancen." Meinte sie freudig.
"Danke, aber das war eigentlich nicht mein Berufswunsch, ich würde lieber
kreativer arbeiten, nichts gegen sie, aber ich zeichne furchtbar gerne und
würde das auch gerne mit meiner Arbeit verbinden." Antwortete Alea gefühlvoll.
"Aha das hört sich aber auch gut an ... aber das hier sieht gar nicht gut aus."
Damit meinte Frau Läine natürlich die Bauchwunde, die mittlerweile nicht nur
grüne Blubberblasen spie und aus der fast unendlich viel Blut gluckerte,
sondern auch - zumindest sah es so aus - orange leuchtete. "Wobei hast du dir
diese Wunde geholt?"
"Da, wo ich die anderen auch her habe." Entgegnete Alea.
"Aha, was hast du in deinem Häuschen denn so alles gelagert? Ich mein, ich
kenne kein einziges Gift bzw. keine einzige Chemikalie, die so etwas verursacht.
Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wie ich das behandeln soll." Erklärte sie
ihr.
"Sie sind die Ärztin, ich bin nur ein Schulmädchen und habe keine Ahnung
davon. Am besten sie desinfizieren es noch mal ordentlich, verbinden es danach
wieder und ich frage dann mal im Krankenhaus, ob sie dort etwas Näheres wissen.
Einverstanden? Und danke für ihre Mühe." Sagte Alea um sich endlich wieder
anziehen zu können, es war ihr nämlich recht peinlich so "nackt" vor ihr zu
sitzen.
"Gut, wie du meinst, aber sag mir dann was herausgekommen ist, ja?" Stimmte sie
zu.
Frau Läine verband fix ihren Bauch, danach setzte sie sich an ihren
Schreibtisch und kritzelte irgendetwas in ein Heft und Alea konnte sich
anziehen, erst die Stiefel, dann die Bluse, doch bevor sie völlig fertig mit
dem Zuknöpfen war, klopfte es an der Tür und sie stockte, die Neugier packte
sie, wer denn schon am ersten Tag hier her müsse, so lugte sie vorsichtig
hinter dem Vorhang hervor.
"Herein - man hab ich heute viel Besuch und das für den ersten Tag nicht
schlecht was?" Sagte sie, doch war es nun gänzlich an der Neuankömmling oder
teils an Alea gerichtet war, wusste sie nicht.
"Ich wollte nur sehen, wie es Alea geht, mein Vater sagte, sie wäre hier, kann
ich zu ihr?" Fragte eine Jungenstimme, die Alea als die von Nicolas
identifizierte.
"Ja klar sie ist da hinter dem Vorhang." Sagte Frau Läine nun wieder in ihren
Aufzeichnungen vertieft.
Aleas Bluse war noch offen, so durfte er sie doch nicht sehen in Windeseile
knüpfte sie das Ding zu, doch da aufgrund der Eile die Sorgfalt etwas litt,
riss sie den vorletzten Knopf versehentlich ab. Und als ob das nun nicht schon
schlimm genug war, kullerte er auch noch direkt vor Nicolas' Füße. Dieser hob
ihn auf und wollte ihn Alea wieder geben, wobei sein Blick wie automatisch
gelenkt an ihrem - nun recht freizügigen - Dekolleté hängen blieb. Sie folgte
seinem Blick und ... PATSCH ... hatte Nicolas eine Ohrfeige von ihr bekommen,
schnell packte sie ihren Mantel und den Knopf - den Nicolas immer noch in der
Hand hielt - und rannte aus dem Zimmer während er wie angewurzelt stehen blieb,
er hatte wohl noch nicht genau registriert, was er dort gesehen hatte bzw. was
überhaupt geschehen war, immer noch befand sich niemand im Lehrerzimmer, doch
selbst wenn jemand dort drinnen gewesen wäre, hätte es Alea nicht
interessiert, sie rannte aus dem Sekretariat hinüber zu den Mädchentoiletten
und schloss sich dort in einer der Kabinen ein.
Langsam besann Nicolas sich und ging sich die Wange reibend aus dem Zimmer, sie
hatte ihm ganz schön eine verpasst, ihre Hand, was heißt eigentlich der
Abdruck ihrer Hand war noch immer dort abgebildet. Frau Läine hatte gar nichts
von alledem mitbekommen, sie las und kritzelte, kritzelte und las als gäbe es
nichts außer ihrem Notizheft.
Als er dann aus dem Sekretariat ging, stieß er mit Alex zusammen - seinem
besten Freund.
"Du!?" Brachten beide nur abfällig hervor.
"Was willst du denn hier?" Fragte Nicolas und sah Alex schief an.
"Das geht dich gar nichts an, aber gut, Aleas Freundinnen haben mir gesagt, dass
sie bei deinem Vater sein, den habe ich aber vorhin auf dem Gang getroffen und
er hat gesagt, sie sei im Krankenzimmer, also habe ich mich hierher begeben, um
nach zu sehen und sie zum Unterricht abzuholen, wenn es denn ginge. Und du?"
Antwortete Alex und sah mindestens genauso schief zurück.
"Geht dich genauso wenig an!" Knurrte er zurück und rieb sich erneut die Wange.
Ein breites Grinsen erfüllte Alex Gesicht als er den roten Abdruck in Form
einer Hand auf Nicolas' Gesicht sah und er konnte es sich nicht verkneifen etwas
zu sagen:
"Versteh schon die ist von Alea, stimm's?" Seine Augen verfinsterten sich. "Was
hast du ihr angetan? Lass ja deine Pfoten von ihr, wenn du ihr auch nur ein Haar
gekrümmt hast, dann ..." Er griff ihm an den Kragen, hob ihn ein paar
Zentimeter an und ballte seine Faust.
"Ach, nimm deine Pranken da weg!" Sagte Nicolas und versuchte sich von seinem
Griff zu lösen. "Also du weißt doch, dass ihr Haus zerstört wurde und dass
sie dabei verletzt wurde, also deswegen war sie im Krankenzimmer und ich hatte
dieselbe Idee, wie du und wollte sie von dort abholen ..."
"Und weiter?" Forderte Alex und schüttelte ihn.
"Na ja ich kam in das Krankenzimmer und wollte zu ihr gehen, da kam mir ein
Knopf entgegen gerollt, dann trat ich hinter den Vorhang des Bettes und ... sie
war halt mit dem Anziehen noch nicht ganz fertig ..." Da wurde er von Alex fast
neidisch unterbrochen:
"Was? Wie viel hast du gesehen?"
Diesmal erschien auf Nicolas' Gesicht ein breites Smile:
"Das möchtest du wohl gerne wissen, was? Son Pech, ich werd's dir aber nicht
sagen!"
Alex hätte ihm beinahe wirklich eine reingewürgt, doch dann vernahm er wildes
Mädchengeschnatter auf dem Klo, lauschte und lockerte währendes den Griff,
dadurch konnte Nicolas sich lösen und zum Klo rennen, denn auch er hatte etwas
gehört - Aleas Namen.
"Alea, bist du da drinnen? Hey es tut mir leid, ich wusste ja nicht, dass ..."
Rief Nicolas durch die Tür und hätte sie beinahe gegen den Kopf bekommen, da
er so dicht da vor stand und Sophia plötzlich die Tür öffnete.
"Äh du bist doch Nicolas oder? Hast du vielleicht mal ne Nadel und Faden? Denn
ich glaube, ehe der Knopf nicht wieder an der Bluse ist, kommt sie aus der
Toilette, auf der sie sich eingeschlossen hat, auch nicht raus, obwohl ich das
albern finde, denn ich lauf ja auch nicht anders rum und trotzdem verhau ich
nicht gleich jeden, der mir in den Ausschnitt kuckt, auch wenn ich das von dir
nun wirklich nicht gedacht hätte." Plapperte sie drauflos und lehnte sich in
die Tür, Alex klappe der Mund auf.
Ja Sophia wusste mit ihren Reizen viel besser zu spielen als Alea, sie war
generell, was das "wahre Leben" betraf wesentlich erfahrener. Durch ihre recht
vielen Beziehungen sammelte sie Erfahrungen und lernte mit den Jungen und ihrer
Umwelt richtig umzugehen, Alea hingegen hielt sich immer verschlossen und
versuchte jeder Konfrontation aus dem Weg zu gehen.
"Nein ... ich ... es war ja keine Absicht ... äh ich geh Nadel und Faden
holen." Stotterte er hervor, lief rot an und rannte noch einmal in das
Sekretariat um Nadel und Faden zu holen.
"Ist mit Alea sonst alles ok?" Erkundigte sich Alex und lehnte sich an die Wand
neben der Tür zum Mädchenklo.
"Ja, ja, sie ist da son bisschen verklemmt, weißt du! Selbst im heißesten
Sommer geht sie lieber erst dann baden, wenn alle anderen weg sind, am liebsten
noch mit Badeanzug und FKK ist für sie ja total out. Ach na ja so ist sie eben,
ich glaube nicht das sich das jemals gibt, aber auch egal, sag mal bist du noch
solo?" Fragte Sophia und schmiss ihm einen verführerischen Blick zu.
"Ja bis jetzt, bin ich es noch." Antwortete Alex etwas überrascht von ihrem
Verhalten.
Dann kam Alex wieder angerannt mit Nadel und weißem Garn in der Hand, er war
schon drauf und dran ins Mädchenklo zu gehen und Alea das Zeug selbst zu geben,
doch Sophia nahm es ihm ab und sagte:
"Nana willst sie wohl wieder in Verlegenheit bringen. Tse, tse schäm dich was!
Benimmt man sich so gegenüber einer jungen Dame?"
Dann ging sie wieder ins Klo und schloss hinter sich die Tür, das war der
einzige Moment in dem Alex und Nicolas den selben Gedanken hatten, schnell
lehnten sie mit dem Ohr an die Tür, sie wollten hören was die beiden
erzählten, ob sie über die Jungs sprachen? Aber das hätten sie besser nicht
tun sollen, denn schon nach zirka zwei Minuten schlenderten Herr Bishop, Herr
Caron und Herr Calmer vorbei, die das Bild zwar sehr amüsant fanden, sich dann
aber zusammenrissen mussten, um den Jungen die Leviten zu lesen. Herr Calmer
tippte Nicolas vorsichtig auf die Schulter, dieser wehrte es erst ab, dann
wandte er den Kopf zu ihm um, lächelte etwas verlegen und stupste dann Alex an,
auch dieser ließ sich erst nicht beirren, drehte sich dann aber auch um.
"Na Jungs ist das so interessant?" Fragte Herr Caron.
"Ihr braucht euch nicht schämen, wir waren ja auch mal jung. Mädchen sind in
dem Alter nun mal etwas weiter." Sagte Herr Bishop.
Beide Jungs standen nun wie die Einsen vor der Tür des Mädchenklos, den Blick
fest auf den Boden fixiert und dann stieß jemand die Tür auf, Alex und Nicolas
flogen in hohen Bogen vor die Füße der drei Lehrer.
"Oh Entschuldigung, ich wusste ja nicht, dass jemand vor der Tür steht." Sagte
Alea, blickte dann in die Runde und hätte am liebsten angefangen zu knurren als
sie Herrn Bishop sah, hätte sie kurzes Haar gehabt, hätte man bestimmt
gesehen, wie sich ihre Härchen auftürmten und zu Berge standen.
Sophia merkte als einzige Aleas Abwehrhaltung gegenüber Herrn Bishop, sie
verstand sie sehr gut, in einer neuen Klasse jemanden gleich so runterzuputzen,
war nicht gerade die feine englische Art. Sophia hätte mindestens genauso
reagiert, wenn nicht sogar noch wilder, sie wäre bestimmt nicht einfach so ohne
ein Wort zu sagen hinausgegangen, sie hätte ihm noch tausende von
Schimpfwörtern an den Kopf geworfen.
"Wir gehen dann schon mal in den Klassenraum." Sagte Sophia, nahm Alea bei der
Hand und zog sie mit sich, sie waren schon halb auf dem Weg als Herrn Bishops
Stimme erklang:
"Ach glaubst du, dass Fräulein will auch wieder teilnehmen?"
Alea wäre ihm in diesem Moment am Liebsten an die Gurgel gegangen, natürlich
will sie nicht daran teilnehmen, aber ihr bleibt ja nichts anderes übrig.
"Ich weiß nicht, Alea geht's noch? Fühlst du noch in der Lage die restlichen
zwei Stunden durchzuziehen? Was hat Frau Läine eigentlich gesagt?" Fragte Herr
Calmer besorgt.
"Natürlich bin ich in der Lage an den letzten beiden Stunden teilzunehmen, auch
Frau Läine hat gesagt, dass es nicht so schlimm sei." Antwortete Alea mit
unterdrückter Wut und ging weiter.
Früher hat man sie kaum wahrgenommen und heute, oh hast du da ein Aua und da oh
Gott mein armes Kind. Es gefiel ihr damals ganz gut, die Schwestern hatten zu
viel mit den Rechnungen und Planungen um die Schule zu tun und nur wenig Zeit
für sie, so konnte sie ausbleiben so lange sie wollte und tun was sie wollte.
Und jetzt bei den Calmers ... da würde es bestimmt nicht so weitergehen.
Nicolas und Alex schlichen hinterher, so gingen sie einer Strafe aus dem Weg. Im
Klassenraum angekommen, ging ein wildes Flüstern in den Reihen umher, Alea
wusste genau, dass es über sie ging, aber sie ließ sich nichts anmerken und
setzte sich zu dem brünetten Mädchen zurück.
"Hallo, also um noch mal einen besseren Start zu bekommen, ich bin Alea, wie du
mittlerweile sicherlich schon gehört hast, und ich hoffe wir kommen die
restlichen Schuljahre gut miteinander aus." Stelle Alea sich vor und reichte dem
Mädchen die Hand.
Etwas zögerlich nahm sie diese an und sagte:
"Ich heiße Yohanna und wenn ich dir sage, was ich kann wirst bestimmt auch dich
lieber von mir wegsetzen."
"So ein Unsinn, nur weil du Auren sehen kannst, heißt dass noch lange nicht,
dass du irgendwie unnormal bist. Nö ich bleibe hier." Sagte sie und nahm Platz.
Ein Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus und ihre Pupillen weiteten sich.
"Dann hab ich schon zwei Freunde hier, aber ich glaube, dabei wird es auch
bleiben. Meine andere Freundin heißt Vallewida und sitzt direkt hinter uns.
Ähm sag mal bist du ein Engel?" Sagte sie frei heraus.
Alea wäre beinahe vom Stuhl gefallen, doch zum Glück hatte außer Vallewida
und ihr niemand sonst diese Frage auch nur registriert.
"So was, nein natürlich nicht. Engel gibt es doch gar nicht!!"
"Oh doch die gibt es, oder hast du noch nichts von Sweetsunrise gehört, sie
soll Engelsflügel haben und ihre Kräfte sollen einfach göttlich sein, ich
würde gerne einmal ihre Aura sehen, ach und apropos Aura, deshalb habe ich dich
gefragt, ob du ein Engel bist, denn so eine klare und reine Aura, wie deine habe
ich noch nie gesehen." Meinte Yohanna.
"Ach ja" Sie grinste. "Dankeschön"
Es klingelte und die Plätze sammelten sich, die letzten zwei Stunden vergingen
nur schleppend, Herr Bishop riss sich zu beginn anscheinend zusammen, Alea oder
irgendwen anders noch einmal zu beleidigen. Er sagte, dass die Klasse nun jeden
Mittwoch in der dritten Stunde eine Art Besprechung haben wird, dies ist die
Idee von Herrn Calmer gewesen, um auf Probleme früher einzugehen und kommende
Festtage und Arbeiten zu sprechen, auch wenn Herr Bishop diese Stunde wohl eher
zum Motzen und Mäkeln nutzen wird, dachten sich die Schüler. Nun ja in dem
Rest der Stunden ging es dann nur um das Austeilen der Stundenpläne, natürlich
konnte er sich dazu dann aber keinen Kommentar verkneifen, bei denen die weniger
als zwanzig Stunden pro Woche haben, schüttelte er seinen Kopf und erzählte
von den Zeiten in seiner Jugend, wie viel Zeit sie damals doch in der Schule
verbrachten und dass die Jugend von heute total verzogen sei (das übliche
eben), bei denen, die nicht ein Fach bei ihm belegt hatten, wollte er am
liebsten eine zweite Sprechstunde einführen, doch das konnten sie dann noch
verhindern, eigentlich hatte er nur was zu meckern, bei denen wo er nichts
auszusetzen hatte, hielt er den Mund, auch bei Alea, denn sie hatte wohl die
meisten Stunden belegt. Ja sogar Informatik, was doch von ihm unterrichtet
wurde, nur Geschichte, Geographie, Physik, Religion und Ethik hatte sie nicht
gewählt. Während er rum ging und die Pläne inklusive seiner Ratschläge
verteilte, tauschten Yohanna, Vallewida und Alea heimlich Hobbys und Interessen
aus. Nachdem er dann endlich jedem seine Meinung und einige Tipps gesagt hat,
waren beide Stunden zu Ende, Alea hatte zwei neue Freundinnen und machte sich so
schnell sie konnte auf den Weg zum Lehrerzimmer um Herrn Calmer zu fragen, wann
es denn losginge. Dieser kam gerade aus dem Sekretariat und war anscheinend auch
auf dem Weg zu ihr, im Schlepptau hatte er Herrn Caron.
"Ah Alea, Thomas genau zu euch wollte ich jetzt gerade." Sagte Herr Calmer und
trat weiter auf sie zu, Alea schrak zusammen, sie hatte Tenebrä gar nicht
bemerkt, dabei stand er direkt hinter ihr. "Also das ist Herr Caron, er wird
euch sofort nach Fire City fahren und später dann auch zurück."
"Wie uns?" Fragte Alea irritiert.
"Na dich und Thomas. Weiß du ich fand es besser, wenn dich noch jemand
begleitet, mit dem du dann frei sprechen kannst." Erwiderte er ihr.
"Ja danke." Meinte sie darauf nur, ihre Wunde am Bauch schmerzte gerade wieder
fürchterlich.
"Gut, dann kommt mal mit." Sagte Herr Caron und ging voraus, zum Parkplatz und
hin zu einem schnittigen, silbernen Wagen.
Es war zwar erst fünfzehn Uhr, doch es hatte mittlerweile schon so viel
geschneit, dass der Wagen wie von einer flauschigen Decke verhüllt war und der
Himmel war so bedeckt, dass man hätte glauben können, es wäre bereits Nacht.
"Kommt steigt ein! Keine Sorge wird gleich wärmer." Sagte er freundlich zu den
beiden und sie taten, wie ihnen gehießen wurde.
Es war zu Beginn wirklich noch recht frisch im Wagen, selbst mit Mantel, doch an
Tenebrä kuscheln wollte sie auch nicht, also war frieren angesagt.
"Sag mal ist Herr Calmer zu dir gekommen und hat gefragt, ob du mich begleiten
könntest oder hast du uns wieder belauscht und dich ihm dann angeboten?" Fragte
Alea als sie aus Feu fuhren um die Stille im Wagen zu durchbrechen, denn die
Landschaft war irgendwie immer dieselbe.
"Er kam zu mir, was meiner Meinung nach auch nicht verwunderlich ist, ich meine,
ich bin neu und warst in den letzten Tagen recht freundlich zu mir, warum sollte
ich mich nicht revanchieren und dir beistehen?" Erwiderte Tenebrä kurz, dann
trat wieder Stille ein und Alea sah - so langweilig die Landschaft auch war -
weiter aus dem Fenster, doch die Dunkelheit und die ansteigende Temperatur im
Auto stimmten sie schläfrig, ihren Augenlieder wurden schwerer und schwerer,
bis sie ihr schließlich zufielen und Alea den Kopf (im Schlaf!) auf Tenebräs
Schulter legte.
"Du musst ihr ein sehr guter Freund sein." Sagte Herr Caron in den Rückspiegel
blickend.
Tenebrä verstand seinen Ausspruch nicht ganz und hakte nach:
Tenebrä schlief sehr unruhig, es war seine erste Nacht, die er nicht in der
Unterwelt verbrachte, so kam es dass er schon kurz nach Mitternacht erneut
aufstand um sich ein Glas Wasser zu holen.
"Guten morgen Hase!" Begrüßte ihn eine Stimme in der Stuben - Küche.
"Guten morgen Lilith." Erwiderte er ohne zur Quelle der Stimme zu blicken und
trank auf Ex das Wasserglas leer. "Kannst du mir mal verraten, was du hier zu
suchen hast?"
"Oh, ich bin deine Schwester, ich habe mir natürlich Sorgen um dich gemacht,
was sonst? Aber jetzt schau doch mal her!" Sagte Lilith und tat beleidigt.
Tenebrä drehte sich zu ihr, Lilith hatte ihre schwarze Magie genutzt und sich
erneut in Alea verwandelt, er war es gewohnt, dass sie sich in andere
Persönlichkeiten verwandelte, deshalb regte es ihn kaum, auch wenn es diesmal
ein wenig anders war, da sie nur einen Morgenmantel trug und das mit Aleas
Körper, das hatte schon einen gewissen Reiz.
"Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du immer du bleibst, egal in wen du dich
auch immer verwandelst! Aber sag mal, Alea ist in letzter Zeit recht häufig
dein zweites Gesicht, hat das einen Grund? Bist du jetzt nicht nur noch auf den
Thron, sondern noch auf andere Dinge von ihr aus?" Sagte er an die Regale der
Küche gelehnt.
"Unsinn, mein Body ist tausendmal schöner als ihrer." Sagte sie und verwandelte
sich zurück "Aber du scheinst dich für ihren mehr zu interessieren, na ja und
ich dachte ich tu dir mal was Gutes und ..." Sie trat auf ihn zu und wollte
gerade das Bändchen lockern, was den Morgenmantel verschlossen hielt, als
Tenebrä ihr zur Seite entwich und sie so gegen die Schranktür donnerte.
"Aua, warum sträubst du dich so dagegen? Wir sind füreinander bestimmt." Sagte
sie, rieb sich die Stirn und tapste auf die Tür zu, hinter der Alea schlief.
"Aber gut, wenn du nicht willst, vielleicht hat ja meine Schwester etwas Lust
mich zu wärmen."
"Wag es ja nicht auch nur einen Fuß da hinein zu setzen! Sie hatte einen
anstrengenden Tag, zuerst du, dann haben wir so einen Ar... von Klassenlehrer
bekommen und dann musste sie sehen, wie ihre Ziehmutter an Schläuche gekettet
wohl langsam ihr Leben aushaucht." Rief er ihr hinterher, doch sie hatte die
Hand bereits auf der Türklinke und zack war sie auf.
"Ui sie schläft ja in einem Doppelbett, na wenn das keine Einladung ist." Sagte
sie, schritt an das Bett heran und setzte sich neben Alea. "Wie süß sie ist!
Ein kleiner Engel, die blonden Haare, die sich wild umherranken, und ein
ehrliches Lächeln, selbst im Schlaf noch auf den Lippen."
Tenebrä schlich ihr hinterher, in einem hatte sie recht, Alea sah wirklich wie
ein kleiner Engel aus, er blieb aber in der Tür stehen, er wagte es nicht auch
nur einen Schritt weiter zu gehen.
"Lass ihr ja ihre Ruhe, sonst ..." Tenebrä fand keine passende Drohung, wenn er
sie verhauen würde, würde sie das wahrscheinlich in Ekstase bringen und sie
wäre überaus erfreut, Hausarrest konnte er ihr schlecht geben, also was sonst?
"Ja was sonst? Sag schon!" Wiederholte sie, beugte sich über Alea und
streichelte ihr sanft über die Wange.
"Nimm deine Finger von ihr!" Sagte er und trat unbewusst immer weiter in den
Raum.
"Na aber, wenn du weiter so rumgrölst, wirst du sie noch aufwecken und das
wollen wir doch beide nicht oder? Ich mein, was würde sie wohl sagen, wenn sie
dich des Nachts hier erblickt. Ein Junge vor dem Bett eines Mädchens ... tse
tse tse, du Lustmolch." Sagte Lilith und grinste. "Sie ist wirklich bezaubernd,
findest du nicht?"
"Ja das ist sie." Sagte Tenebrä mit verträumtem Blick auf Alea.
"Oh Blicke sagen mehr als tausend Worte, du willst sie, du begehrst sie, willst
sie fühlen. Stimms? Komm her und berühr sie! Ihre Haut ist weich und zart."
Sagte sie, legte sich zu Alea und fuhr mit der Hand unter ihre Bettdecke. "Mh
sie strahlt so eine wohlig weiche Wärme aus, da fühlt man sich richtig
geborgen."
"Was soll das? Komm da vor!" Sagte er und stürzte zu Liliths Bettseite, aber
genau das hatte sie plant und zog ihn am Kragen des Pyjamas mit ins Bett.
"Na also. Und schön warm nicht?" Sagte Lilith und bot ihm ein bisschen Decke
an.
"Nein, Lilith, geh jetzt bitte." Sagte er und versuchte wieder aufzurichten,
schaffte es aber nicht, da er nicht zu stark ziehen wollte - Lilith hat
fürchterlich scharfe Fingernägel.
"Oh psst sie wacht auf, na dann viel Spaß ihr zwei." Sagte sie und verschwand
in einer schwarzen Wolke.
Tenebrä stand vorsichtig auf, Alea hatte sich anscheinend nur gedreht und
geseufzt, doch gerade als er rausgehen wollte, schien sie im Traum zu brabbeln
und er hörte seinen Namen. Konnte er es wagen noch einmal zu ihr zu gehen? An
und für sich stand er immer über allen Dingen, in seiner Schule interessierte
er sich für keines der Mädchen und bei den Jungen wurde er als "Führer"
angesehen, aber bei Alea war das mittlerweile irgendwie anders. Er konnte sich
zwar noch beherrschen und hechelte ihr nicht so hinterher, wie die anderen, aber
Lilith hatte auch nicht ganz unrecht, es stimmte, ihm juckten die Finger, wenn
er sie auch nur sah. Ihr Anblick verzauberte ihn, eine Berührung war ein
Adrenalinstoß und ein Kuss wäre einfach traumhaft. Also schritt er noch einmal
auf sie zu, diesmal aber wirklich auf ihre Seite des Bettes. Er hockte sich
neben sie und sah ihr eine Weile zu, sie flüsterte irgendetwas, er verstand
aber nichts, ein Ausdruck der Angst stand in ihrem Gesicht geschrieben, sie
schwitzte. Und plötzlich ein Schrei - "Nein!", sie fuhr hoch. Schweiß gebadet
saß sie nun im Bett und legte ihre Hände auf die Augen. Weinte sie? Tenebrä
war vor Schreck einen Schritt zurück gewichen und hatte sich durch diesen
unvorhergesehenen Ruck den Kopf am Schrank gestoßen - noch ne Beule, direkt
gegenüber von der "Autobeule". Bedacht richtete er sich wieder auf und krabbte
zu ihr zurück. Erst jetzt bemerkte sie ihn bei sich.
"T-T-Tenebrä?!?!?" Schluchzte Alea und richtete ihren Blick auf.
"Entschuldigt Prinzessin, ich wollte euch nicht wecken." Erklärte Tenebrä und
war schon drauf und dran zu gehen.
"Warte Tenebrä! K-könntest du noch ein bisschen hier bleiben?" Bat sie ihn
zögerlich und zog ihn am Pyjamaoberteil zu sich zurück.
"Was habt ihr geträumt? Verzeiht, aber ich beobachte euch schon eine ganze
Weile und in der gesamten Zeit habe ich euch ... bis jetzt ... habe ich euch
noch nie so gesehen. Was hat euch so aufgewühlt?" Sprach er zu ihr und setzte
sich erneut auf das Bett.
"Ich habe geträumt ... es war aber schrecklich real ... jemand hat mich
gerufen, sie brauchte meine Hilfe ... a-aber ich konnte nur ihre Stimme hören,
ich habe sie nicht gesehen und dann ... und dann hörte ich ihre
schmerzverzerrte Stimme, sie schrie und ich konnte ihr nicht helfen ... ich
fühlte ihren Schmerz, ihre Angst, ihre Hilflosigkeit und dann ... und dann ..."
Alea weinte erneut und vergrub ihr Gesicht wieder in den Händen.
Tenebrä rückte ein Stück näher, legte ihr eine Hand auf die Schulter und
nahm ihre Hände vom Gesicht. Ihre Wunde am Kopf war aufgegangen und nun
vermischte sich das Blut mit den Tränen. Galant zog er ein Stofftaschentuch aus
der Pyjamahose und trocknete ihre Tränen.
"Na na, ihr seid eine Prinzessin und solltet euch auch dementsprechend
verhalten, eine Prinzessin weint nicht, dass zeigt Schwäche. Aber sagt mal,
warum macht ihr euch um jemanden Sorgen, den ihr nicht einmal kennt?"
"Dann bin ich eben schwach, außerdem will ich auch gar nicht Prinzessin werden.
Und niemand hat es verdient so qualvoll und vor seiner Zeit zu sterben."
Erklärte Alea schluchzend und lehnte an Tenebräs Schulter.
"Dass ihr keine Prinzessin werden möchtet, würde Lilith sicherlich sehr
freuen, aber ich bin mir sicher, dass ihr die bessere Regentin wärt. Ihr seid
dazu bestimmt zu herrschen, die Völker zu vereinen und endlich wieder Frieden
zu bringen. Es ist gut, wie ihr euch verhaltet, ihr werdet sicherlich als bestes
Oberhaupt aller Zeiten eingehen, ihr werdet mit Verstand und Herz regieren. Das
Volk wird euch lieben und ihr werdet seinen hohen Anforderungen entsprechen."
Versuchte er sie zu trösten.
"Danke, aber was wäre ich für eine Prinzessin, wenn ich jemandem, der um Hilfe
bittet, nicht zu Hilfe komme?" Sagte sie immer noch an ihn gelehnt und hörte
seinen gleichmäßigen Herzschlag.
Zu Beginn ihrer Bekanntschaft hatte Alea ihn nicht leiden können und jetzt
sitzt er in "ihrem" Bett und sie kuschelt sich mehr oder weniger an ihn.
"Tenebrä?" Fragte Alea.
"Ja?" Erwiderte dieser.
"Gelangt ihr immer nur mit diesem großen Tor zu den Orten, wo ihr hin wollt?
Oder geht das auch noch anders?" Wollte sie wissen und erhob sich von ihm.
"Nein, natürlich nehmen wir nicht nur das Tor zum Reisen. Denn sonst müssten
wir es ja immer offen halten und das wäre gefährlich, jeder unserer Feinde
könnte uns überfallen. Und ich sag dir, wir haben viele Feinde." Antwortete
Tenebrä.
"Ja und wie gelangt ihr dann von einem zum anderen Ort?" Erkundigte Aleas sich
und hockte nun schon im Bett.
"Wir teleportieren uns. Das Tor ist eher für die Kleineren von uns und für
Gäste, denn wisst ihr, sich alleine zu teleportieren verlangt schon sehr viel
Konzentration, aber um noch jemanden mit sich zu transportieren muss man schon
die totale innere Ruhe haben." Erklärte er ihr.
"Glaubst du, dass du es mir beibringen könntest? Und hör endlich auf mich zu
siezen! Wir gehen jetzt in dieselbe Klasse, außerdem bist du doch selber Prinz,
oder nicht?" Stellte Alea fest.
"Entschuldigt, äh entschuldige, aber ich glaube nicht, dass ich mich an ein du
gewöhnen kann, ihr ... du bist die Prinzessin aller Galaxien und stehst somit
wesentlich höher als ich. Aber wenn du es wünschst, werde ich mich bessern.
Und ich werde dir gerne das Teleportieren beibringen." Meinte er freundlich.
"Oh du bist super!" Sagte Alea, sprang ihm um den Hals, gab ihm ein Kuss auf die
Wange und stürmte ins Badezimmer.
Tenebrä konnte sein Glück nicht fassen, erst hatte sie ihn gebeten noch etwas
bei ihr zu bleiben, dann hat sie bei ihm ihre Seele ausgeschüttet und jetzt
diese stürmische Umarmung und der Kuss, auch wenn er nur auf die Wange war,
bedeutete er ihm sehr viel.
"Oh wie süß, hat sie dich geküsst? Schade, schade, schade, damit hat sie
unser kleines Versprechen gebrochen." Hörte Tenebrä erneut Liliths Stimme
sagen.
"Was denn für ein Versprechen?" Sagte er und wand sich zu dem Mädchen, das nun
neben ihm im Bett saß.
"Sie hat ihren Freundinnen noch gar nicht erzählt, wer sie wirklich ist. Und
hatte wohl auch nicht vor, es ihnen in der nächsten Zeit zu sagen. Also wollte
ich das übernehmen, natürlich nur wenn sie unser Versprechen bricht und sich
nicht von dir fern hält." Erklärte Lilith und schmiegte sich an Tenebrä,
worauf er - wie immer - ein Stück zur Seite rückte.
"Was soll das denn für ein Versprechen sein? Sie werden es früher oder später
eh noch erfahren, egal ob du es ihnen jetzt sagst oder sie es irgendwann von
Alea zu hören kriegen oder spätestens bei ihrer Amtsübernahme, denn die
Krönung wird sie wohl kaum geheim halten können. Und was soll das heißen von
mir fern halten? Du weißt genau, was Vater gesagt hat, nur durch ihre Hilfe
können wir verhindern, dass unsere Welt vollend in einer anderen Dimension
verschwindet. Wir sollen mit ihr eine Freundschaft schließen und sie dann darum
bitten uns zu helfen. Das eben war halt ihre überschwängliche Freude, dafür,
dass ich ihr helfe, sich teleportieren zu können." Warf er ihr entgegen.
"Ach nein, du willst ihr dabei helfen zu teleportieren? Du glaubst doch nicht im
ernst, dass ein Engel etwas von einem Dämonen lernen könnte? So ein Unsinn.
Hihihi." Kicherte Lilith rum.
"Ich werde es dir beweisen, in höchstens einer Woche beherrscht sie das
Teleportieren." Sagte Tenebrä erzürnt.
"Ach ja? Wenn du dir da so sicher bist, wie wäre es dann mit einer Wette?"
Fragte sie, stand vom Bett auf und stellte sich vor Tenebrä (sie hatte sich
mittlerweile umgezogen).
"Was für eine Wette?" Erkundigte Tenebrä sich interessiert.
"Du hast gesagt du brauchst höchstens eine Woche, jetzt sag ich dir mal was,
ich könnte es selbst ihr sogar in zwei Tagen beibringen und darum möchte ich
mit dir wetten." Erklärte Lilith.
"Aha du wettest also, dass ich es nicht schneller hinkriegen würde, oder wie
sehe ich das?" Hackte Tenebrä noch einmal nach.
"Genau, ich wette, dass du es nicht schneller schaffst als ich, also dass du es
nicht innerhalb eines Tages schaffst und was sagst du?" Sagte sie und hielt ihm
ihre Hand zur Vollendung des Paktes hin.
Tenebrä zögerte etwas, ein Tag - vierundzwanzig Stunden - waren nicht gerade
viel, aber Alea wäre bestimmt eine gute Schülerin und sie wollte ja eh von ihm
in der Magie unterrichtet werden, also schlug er ein. Der Pakt war besiegelt und
die Dämonenehre verbot es den beiden ihn jetzt noch einmal zu lösen.
"Gut und was ist nun dein Einsatz?" Fragte Tenebrä etwas entsetzt, da er so
etwas eigentlich lieber vor der Paktschließung abhandelt.
"Wenn du gewinnen solltest, verspreche ich dir meine Finger von dir, Alea und
dem Thron zu lassen. Und was setzt du ein?" Meinte sie.
"Ich kenne dich, du nimmst die Worte eines jeden Paktes sehr genau, deshalb lass
uns lieber den Einsatz des Gegenüber formulieren, was heißt du sagst, was ich
zu setzen habe und ich was du zu setzen hast!" Erwiderte er.
"Noch besser ... grr ... also wenn du verlierst, wirst du Vater erklären
müssen, dass du nichts von der Prinzessin hältst ..."
"Was? Aber ..."
"Und dich von ihr fern halten, außerdem ..."
"Lilith ich bitte dich ..."
"Unterbrich mich nicht andauernd, also außerdem wirst du von da an mir gehören
und tun was ich sage!" Beendete Lilith ihren Gedanken.
"Nein, vergiss es, bei so etwas stimme ich nicht ein!" Widerstrebte Tenebrä.
"Ach, da fehlt dir dann wohl doch das Vertrauen in deine kleine Prinzessin?"
Lästerte sie.
"Nein, ich glaube, dass sie es schafft, gut ich bin einverstanden. Und wenn du
verlierst, wirst du dich auf ewig von Alea, dem Thron und mir fern halten und
zurück in die Zone verbannt, aus der mein Vater dich einst rettete." Sagte
Tenebrä wütend und stand auf, seine Stimme hallte in einem so durchdringenden
Tonfall, dass Lilith glaubte mit Inferni selbst zu sprechen.
"Nein, ich will nie wieder dorthin zurück." Sagte Lilith hysterisch und Tränen
stiegen in ihre Augen.
"Ach nein, wer hat denn jetzt Angst zu verlieren?" Stichelte Tenebrä
siegessicher.
"Oh du ..., nun gut, wir werden sehen, wer zuletzt lacht, ich bin einverstanden.
Kein Mensch schafft es, das Teleportieren an nur einem Tag zu erlernen, selbst
wir Dämonen brauchen dazu mehrere Wochen, dass schaffst du nie. Wir werden ja
sehen, in vierundzwanzig Stunden kommst du mit ihr zur Unterwelt vor dein Haus,
dort werden wir sie prüfen!" Schrie sie ihn an und verschwand.
Frisch gewaschen, mit Handtuchturban und bereits wieder in ihrer Schuluniform
kam Alea aus dem Bad und ging schnurstracks zu Tenebrä.
"War Lilith hier?" Fragte sie und schüttelte ihr Bettzeug aus.
"Ja." Antwortete Tenebrä und lehnte sich an einen der Schränke.
"Was wollte sie denn? Sie war ja ganz schön laut." Meinte Alea.
"Du hast wohl ein Versprechen ihr gegenüber gebrochen." Sagte Tenebrä, - es
war ja nicht gelogen - er hatte nur einen Teil weggelassen.
"Doch nicht etwa wegen dem kleinen Wangenkuss, das war doch nur ein "Danke" und
nicht mehr." Sagte Alea und strich das Bett noch einmal glatt.
Kam es Tenebrä nur so vor oder versuchte sie gerade wirklich seinen Blicken aus
dem Weg zu gehen.
"Alea?" Meinte Tenebrä und hoffte, dass sie ihn nun ansah.
"Ja?" Erwiderte sie und wollte ohne ihn anzusehen aus dem Zimmer gehen um in der
Wohn - Küche etwas für Ordnung zu sorgen, doch Tenebrä griff nach ihr und
umfasste zärtlich von hinten ihre Taille, leider hatte es nicht den erhofften
Erfolg, denn Tenebrä hatte Aleas Wunde am Bauch vergessen, die auf jede
Berührung mit einem Ziepen und Brennen antwortete.
"Aua!" Rief Alea und befreite sich aus seinem Griff.
"Bitte verzeih, ich hätte vorsichtiger bei deiner Verletzungen sein müssen."
Entschuldigte er sich, gab ihr einen Kuss auf die Wange und ging ins Bad.
Alea blieb eine Weile mit der Hand an der Wange, leicht errötet stehen, in der
letzten Zeit geschah so etwas andauernd, aber warum? War sie jetzt, wo sie
wieder als Prinzessin erwachte, anders als vorher?
,Nein' - sagte sie sich im Stillen. Wieso sollte sie sich auch verändert
haben?
Nachdem sie dann wieder klar denken konnte, setzte sie ihr Vorhaben fort die
Bude etwas zu säubern. Sie sammelte die Kleidungsstücke zusammen und legte sie
zu einem Haufen vor die Badtür, es waren allerhand Sachen dabei, unter anderem
viele Männerhemden und Unterbuchsen, aber auch ein wenig Damenunterwäsche.
Alea war was so etwas anbelangte zwar sehr sauber, aber auch sehr verklemmt,
gerade was Unterwäsche betraf.
Nachdem die Sachen dann einen Berg bildeten, der ungefähr genauso groß war wie
Alea selber, machte sie sich dran den restlichen Müll weg zu räumen und das
bisschen Geschirr abzuwaschen.
"Endlich sauber, jetzt muss nur noch die Wäsche da weg." Sprach sie lobend zu
sich selbst, prompt ging auch die Badtür auf und Tenebrä kam nur mit einem
Handtuch um den Hüften bekleidet heraus.
Er machte einen kleinen Schlenker um die Klamotten, spazierte seelenruhig an
Alea vorbei und ging in das Gästezimmer, wo Herr Caron immer noch schlief.
Noch etwas geschockt nutzte Alea die Zeit und räumte die Sachen in eine große
Wäschetrommel im Bad, aber hatte sie noch genug Zeit für eine Ladung? Wohl
kaum, es war ja schon fünf Uhr und die Schule begann schließlich schon um
sieben, also versuchte sie nur den ganzen Wäscheberg in das kleine Körbchen
hinein zu stopfen, als der Deckel dann nicht mehr passen wollte, setzte Alea
sich einfach drauf.
"Bist ja ne super Hausfrau!" Sagte Tenebrä mit seinen Sachen unter dem Arm und
grinste sie an.
"Oh warte ich geh sofort raus." Sagte Alea und wollte sich erheben, doch sie
blieb mit ihrem Rock am Korb hängen und segelte ihm direkt in die Arme.
Er war warm und duftete, eigentlich gefiel es Alea, wie er sie nun so hielt,
aber die schöne romantische Stimmung wurde jäh von Herrn Caron unterbrochen.
"Schweinereien gibt's hier aber nicht, verstanden!" Sagte er und gähnte
verschlafen.
"Nein, keine Sorge." Sagte Tenebrä und grinste ihn frech an.
"Ok ihr zwei, ich bin fertig, aber ihr zwei solltet euch beeilen, damit wir noch
rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn in der Schule sind." Sagte sie und löste sich
aus seiner Umarmung, es war ihr unendlich peinlich.
Herr Caron kannte sie kaum, was würde er nun von ihr denken? Aber warum machte
sie sich überhaupt Gedanken darum? Interessierte sie es überhaupt was andere
über sie dachten?
"Nein wir haben heute keinen Unterricht! Herr Calmer meinte du bräuchtest
erstmal ein paar Tage um dich von all dem zu erholen, was du die letzten drei
Tage durchmachen musstest." Erklärte Herr Caron.
"Nein, mir geht es ausgezeichnet, ich muss mich von gar nichts erholen." Meinte
Alea und wurde wütend.
Wieso? Wieso behandelten sie die Menschen um sie in letzter Zeit so, also würde
sie bei jeder Berührung zerbrechen? War sie denn nicht stärker geworden? Aleas
Kopf war überfüllt mit Fragen, die ihr Kopfschmerzen bereiteten.
"Gut, wenn du meinst ... Thomas zieh dich im Gästezimmer an, ich will auch noch
duschen. Alea würdest du mir einen Kaffee machen und den Tisch decken, wir
fahren dann gleich nach dem Frühstück los." Sagte Herr Caron zur Überraschung
beider. "Ach und danke fürs Aufräumen."
"Kein Problem wird erledigt." Sagte Alea und machte sich sofort dran die Küche
nach allem, was sie brauchte zu inspizieren.
Auch Tenebrä gehorchte aufs Wort und ging ins Gästezimmer um sich umzuziehen.
Er brauchte nicht lange, also half er Alea beim Tisch decken und Fressalien
suchen. Aleas Herz klopfte rasend schnell, sie war schon wieder mit ihm allein
und er war so freundlich zu ihr. Jede Berührung, auch wenn sie nur zufällig
war, bereitete ihr eine Gänsehaut. Wäre Herr Caron nicht so zeitig aus dem Bad
gekommen, wer weiß, was zwischen den Beiden noch geschehen wäre.
"Mhh der Kaffee riecht ja schon köstlich, na dann setzen wir uns mal." Meinte
Herr Caron und setzte sich auf den Sessel - gegessen wurde in der Stube, die
Küche bestand nämlich nur aus dem Herd, der Spülmaschine und den Schränken
-, Alea und Tenebrä setzten sich auf die Couch, denn mehr Sitzgelegenheiten gab
es nicht.
"Sagt mal, was genau läuft eigentlich zwischen euch beiden?" Fragte Herr Caron
neugierig.
Alea verschluckte sich fast an ihrem Kakao als sie das hörte, aber Tenebrä
blieb ganz cool und entgegnete ihm kackfrech:
"Warum? Willst du sie mir ausspannen?"
"Ja, das hatte ich eigentlich vor." Meinte Herr Caron und nippte an seinem
Kaffee.
"So ein Pech, dann stell dich mal hinten an. Denn ich wette, spätestens seit
gestern ist die gesamte Schule, was heißt wohl eher die männliche Seite,
hinter Alea her." Ergänzte Tenebrä.
"Als Lehrer hat man gewisse Vorrechte, da müssen sich die anderen eher hinter
mir anstellen." Sagte er mit einem frechen Smile auf den Lippen.
Alea konnte nicht mehr, die beiden unterhielten sich seelenruhig über sie, als
wäre es ein total gewöhnliches Gespräch.
Sie räusperte sich und wollte gerade in das Gespräch eingreifen um einen
kleinen Themenwechsel zu bewirken, als Herr Caron ihr es aber bereits abnahm.
"Sag mal, was meinst du eigentlich damit, dass ,spätestens seit gestern die
gesamte männliche Schülerschaft hinter ihr her ist'?" Wollte er von ihm
wissen.
"Ach hab ich dir das noch gar nicht erzählt? Mensch da hast du was verpasst.
Also nach der Rede von Herrn Calmer wurden wir doch von unseren Klassenlehrer in
unsere Klassenzimmer geführt. Unser ,Führer' ist Herr Bishop, der Heilige."
Erklärte Tenebrä, nahm noch einen Schluck von seinem Kaffe und setzte dann
fort. "Na ja Alea und ich kamen so ziemlich als letzte in den Klassenraum, also
mussten wir die Plätze nehmen, die übrig waren - ein Tisch in der rechten
hintersten Reihe. Und während Herr Bishop sich vorstellte und uns musterte,
beobachtete ich Alea - sie hat ein supersüßes Profil -, was ihr aber gar nicht
gefiel und sie bat mich es zulassen, aber wie ich nun mal bin, konnte ich nicht
auf sie hören und widersprach ihr. Herr Bishop fand unser kleines Gespräch gar
nicht toll und setzte Alea daraufhin einfach weg, ich hätte ihn ... aber na ja,
dann ging er die Namensliste durch und als er sah wie wir richtig hießen lies
er sich noch einmal über uns aus. Mich nannte er ,Ausgeburt der Hölle' und
Alea ,kleines Flittchen' - das ist nur die Zusammenfassung seiner Beleidigungen
-, das war Alea dann zu viel, sie packte ihren Mantel und ging mit dem
Klingelzeichen hinaus."
"WOW eine kleine Rebellin, aber mal im ernst, hat er euch wirklich so beleidigt?
Oder war das jetzt nur die überhöhte Zusammenfassung von Thomas?" Erkundigte
sich Herr Caron nun mit ernstem Ton.
"Nein, er hat nicht übertrieben, er hat uns wirklich beschimpft." Bestätigte
Alea.
"Ja, als wenn das dann alles gewesen wäre, aber der Alte ist doch pädophil,
andauernd hat er Alea auf den Busen oder zwischen ihre Beine gestarrt." Sagte
Tenebrä die Hände ballend und fast kochend vor Wut. "Wäre Alea nicht raus
gegangen, wäre ich ihm an die Gurgel gesprungen."
Alea war überrascht, zwar sagte Tenebrä immer, was er nicht alles für sie tun
würde, aber bis jetzt hatte sie nie wirklich wahre Emotionen bei ihm
wahrgenommen, sie dachte immer es wäre nur Schauspiel. Ihre folgende Reaktion
war eher unbewusst, sie legte ihre Hand auf seine Faust um ihn zu beruhigen und
sah ihn verwundert an. Erst als ihre Blicke sich trafen, zog sie erschrocken
ihre Hand weg.
"Na soll ich euch beide alleine lassen?" Fragte Herr Caron und schlürfte
grinsend den letzten Schluck aus seiner Tasse.
"Ja, am besten fährst du schon mal das Auto vor, wir räumen in der Zeit dann
hier oben auf." Schlug Tenebrä vor.
"Klar und wenn ich euch dann holen möchte finde ich euch beim Kuscheln auf der
Couch? Aber gut von mir aus bis gleich." Sagte er, dann stand er auf und ging
zur Tür, dort drehte er sich noch mal um und meinte zwinkernd. "Thomas, ich
nehme die Treppe, dann bist du mir aber noch was schuldig."
Als die Tür dann ins Schloss gefallen war, stand auch Tenebrä auf, nahm ein
die Brettchen, Messer und Tassen und trug sie zur Spülmaschine. Langsam stand
dann auch Alea auf und trug die Marmelade und die Wurst an ihren Platz.
"Sag mal, warst du wirklich wütend auf Herrn Bishop?" Fragte Alea und wischte
den Tisch ab.
Tenebrä sah sie etwas verwirrt an, trat an sie heran und sagte dann:
"Natürlich habe ich das ernst gemeint. Was hältst du denn von mir? Was denkst
du über mich?"
Alea hatte nicht bemerkt, wie er hinter sie gegangen war, als sie nun
hochschnellte und sich umdrehte um ihm zu antworten, war sie vor Überraschung
einen Schritt zurückgewichen und an den Tisch gestoßen.
"Na ja ich wusste ja nie genau, ob ... ob du mich ... wirklich ... oder nur
wegen deinem Vater ... ich mein ..." Stammelte sie und wich seinen Blicken aus.
"Psst. Sag nichts mehr." Flüsterte Tenebrä ihr dann zu und legte seinen
Zeigefinger zärtlich auf ihre Lippen, dann umfasste er ihre Taille, nahm seinen
Finger von ihren Lippen, streichelte zärtlich durch ihr Haar und küsste sie.
Es war aber nicht irgendein Baiser, jedenfalls nicht für Alea, es war ihr
erster ,wahrer' Kuss. Diese Schmatzer von Alex und Nicolas waren ja ganz nett,
aber das waren doch noch keine Küsse.
Nur langsam lösten sich ihre Lippen voneinander, Aleas Herz klopfte laut und
wild. Sie fühlte seine warmen Hände an ihrer Wange und ihrem Rücken, es tat
gut, er gab ihr Sicherheit und Geborgenheit, vorsichtig legte sie ihren Kopf auf
seine Brust, sein Herz schlug langsam und gleichmäßig, so beruhigend.
"Na komm, wir gehen ihm schon mal entgegen." Sagte Tenebrä und streichelte ihr
liebevoll über den Kopf.
"Ja, gute Idee." Erwiderte sie, nachdem sie sich geräuspert hatte.
Sie hatte fürchterliches Herzrasen und ihr war sehr schwummerig, aber lag das
jetzt an dem Kuss, der sie echt umgehauen hat oder machten sich jetzt doch die
anstrengenden Tage bemerkbar? Sie wusste es nicht genau, hoffte aber, dass es an
dem Kuss lag.
"Ähm sag mal wann zeigst du mir, wie man sich teleportiert?" Fragte Alea und
ging mehr oder weniger wankend zur Tür.
"Von mir aus schon sofort." Sagte Tenebrä und betrachtete ihre doch recht
seltsame Fortbewegung. "Wenn ihr euch dazu in der Lage fühlt!?!?!?"
"Klar fühl ich mich dazu in der Lage ... es ist nur ... na ja ..." sie wurde
rot, öffnete die Tür und sah auf den Boden. "der Kuss eben ... es war mein ...
mein erster ..."
Tenebrä lächelte, sie war so süß, am liebsten hätte er sie vorhin nicht
mehr losgelassen, aber jetzt nicht, noch nicht. Langsam schritt er auf sie zu
und strich ihr die Strähne aus ihrem Gesicht, die immer vor ihrem rechten Auge
baumelte, und zog ihr Gesicht zärtlich zu sich.
"Du wirst eine großartige Prinzessin werden, dein Charme wird die Völker, wie
schon einmal wieder in den Frieden führen und sie auf ewig in das Licht des
Glückes leiten." Sagte er und küsste sie erneut.
"Was habe ich gesagt, keine Schweinerein in meiner Wohnung!" Sagte Herr Caron
und schien wütend zu sein, aber weder Tenebrä noch Alea wussten warum,
schließlich hatten sie sich nur geküsst und vorhin hatte er das doch nur aus
Spaß gesagt oder?
"Was denn immer noch neidisch? Ich hatte dir doch gesagt, dass du dich hinten
anstellen musst." Grinste Tenebrä ihm entgegen.
"Mund halten, los geht runter, ich muss hier noch abschließen." Schrie er und
suchte in seiner Hosentasche nach den Schlüsseln.
Alea packte Tenebrä an der Hand und ging mit ihm zum Fahrstuhl, der
Stimmungswandel von Herrn Caron gefiel ihr gar nicht und sie hatte schon so eine
Vorahnung, was da im Busch sein könnte. Mit flottem Schritt schnellten sie zum
Fahrstuhl, der immer noch oben war, da ja Herr Caron bereits mit ihm gefahren
war. Flink stieg sie ein, zog Tenebrä mit herein und drückte sofort den Knopf
für das Erdgeschoss.
"WOW - ich hätte nicht gedacht, dass du so rann gehst! Ich hielt dich immer
für schüchtern. Aber ..." Plapperte Tenebrä drauflos.
"Unsinn." unterbrach sie ihn. "Ich will nur mit dir alleine sein um über sein
merkwürdiges Verhalten zu sprechen."
Es war ihm etwas peinlich, er hatte es sich doch denken können, dass sie nur
darüber sprechen wollte. Auch wenn ihm der Gedanke an etwas anderes sehr
gefiel.
"Lilith!" Rief er in den Raum, was Alea sehr verwirrte.
"Ach hast du mich bemerkt?" Sagte sie und tauchte wie aus dem Nichts auf.
"Ein Elefant wäre leiser als du! Aber auch egal, was hast du mit Herrn Caron
gemacht, lüg mich ja nicht an, ich weiß genau, dass du dahinter steckst."
Sagte er ihr unverwandt.
"Es ist doch nur ein Gespräch gewesen, im Gegensatz zu dem was ihr beide
gemacht habt. Du hast mich damit sehr wütend gemacht!" Meinte Lilith beleidigt.
"Wie nur ein Gespräch? Was hast du ihm gesagt?" Fragte Alea wütend.
"Ganz ruhig Hase, es war nur ein kleiner Plausch ... ich habe ihn daran
erinnert, wer ihm seinen Job besorgt hat und wer ihm immer mit Rat und Tat zur
Seite stand. Na ja und das es der selbe war, den ihr so runter gemacht habt.
Außerdem habe ich ihn an seine Seite erinnert, die dich sehr attraktiv findet
und mehr für dich sein möchte als nur dein Lehrer, Schwesterherz. Und als sie
das noch nicht überzeugt hatte, habe ich ihm ein bisschen Wunderstaub verpasst.
Danach war er wirklich am zweifeln, aber am besten war ja ... als er euch zwei
gesehen hat, wie ihr so in der Tür standet und ..." Sagte Lilith.
Dann schritt sie auf Alea zu, nahm ihre Handgelenke, drückte sie an die Wand
und ahmte den Kuss von Tenebrä bei ihr nach. Alea war zu schwach als das sie
sich wären konnte, aber Tenebrä griff sofort zu und zog Lilith von ihr weg,
sie sank zusammen und legte ihre Hände auf den Mund.
"Was denn, hat es dir nicht gefallen? Oder lässt du dich nur nicht von deiner
Schwester küssen? Schade ... du hast so gut geschmeckt!" Sagte Lilith und ein
unheil verheißendes Grinsen legte sich in ihr Gesicht. "Jetzt kann ich Tenebrä
und deine beiden anderen Liebhaber auch verstehen, sag mal bist du woanders
genauso gut wie im Küssen?"
"Lilith, du hast dein Pulver doch nicht etwa auch bei ihr verwandt?" Fragte
Tenebrä geschockt und half Alea auf.
"Meim, bie hat mir aup bie Zumge gebippen." Beschwerte sich Alea und zeigte
Tenebrä die Bissspur auf ihrer Zunge.
"Aber, aber, schäm dich was Prinzesschen, wenn der deine Zunge so sieht,
verleitet ihn das gleich wieder zum nächsten Kuss. ähm wolltet ihr sonst noch
irgendwas von mir oder kann ich mich jetzt wieder nach Hause begeben?" Plapperte
Lilith und kuschelte sich von hinten an Tenebräs Schulter.
"Hör auf damit, ja du kannst gehen." Sagte er und riss sich von ihr los.
"Gut dann ciao, bis nachher, aber beeilt euch die Stunde beginnt bald und Herr
Caron hat doch in der ersten gleich bei uns Unterricht!" Meinte sie und
verschwand.
"Alles Ok mit deiner Zunge?" Erkundigte sich Tenebrä belustigt.
"Das ist nicht witzig und tut saumäßig weh! Soll ich dir mal auf die Zunge
beißen ..." Sie hielt inne, Tenebrä lachte schelmisch, wahrscheinlich würde
es ihm sehr gefallen, wenn sie ihn mal beißen würde, also wechselte sie
schnell das Thema. "Was genau hat sie mit diesem Pulver gemeint?"
"Na ja es heißt Risiakerobeaken und sorgt für ... na ja ... geistige
Umnachtung, es verwirrt dich lässt dich an dir und deinen Werten zweifeln. Es
ist für den Körper an sich nicht sonderlich schädlich, aber für den Geist
und den eigenen Willen kann es bei überhöhter Dosis tödlich wirken, dann
existiert nur noch eine leblose Hülle. Ich glaube aber nicht, dass Lilith ihm
eine Überdosis gegeben hat, dafür wirkte er noch zu lebendig und willensstark,
sie wird ihn nur mit seinen Gefühlen verwirrt haben, durch Einreden falscher
Tatsachen und zurechtdrehen von Geschehenem. Aber keine Sorge es wirkt nicht
allzu lang." Erklärte Tenebrä ihr.
"Gehört dieses Pulver auch zur schwarzen Magie? Und äh gestern Morgen habe ich
euch während des Fallens in der Höhle reden hören, dort unten schallten eure
Stimmen seltsam laut wieder ... Lilith hatte gesagt, dass du dich der schwarzen
Magie entsagt hast, warum? Und gehört Teleportieren nicht auch dazu?" Löcherte
sie ihn mit Fragen.
"Eins nach dem anderen, ja das Pulver gehört zur schwarzen Magie, nicht jedoch
das Teleportieren! Schwarze Magie sind Zauber, die dir selbst nützen und bei
denen du keine Rücksicht auf andere nimmst. Und das Teleportieren nützt dir
zwar, weil du schneller von einem zum anderen Ort kommst, du verletzt dadurch
aber niemanden. Ich halte nichts davon andere zu verletzen nur um mir dadurch
einen Vorteil zu erheischen, natürlich in vielerlei Hinsicht ist diese Magie
von Vorteil aber mit der weißen Magie kommt man oft wesentlich weiter auch wenn
sie meist um einiges komplizierter ist." Antwortete er.
"Wie genau funktioniert das Teleportieren und ist es sehr schwierig?" Fragte sie
weiter.
"Na ja es ist schon recht schwierig, wir Dämonen erlernen es schon sehr früh,
weil man meist sehr lange braucht bis man es richtig drauf hat, ungefähr ein
halbes Jahr braucht ein kleine Dämon, besonders gute schaffen es auch schon
nach eineinhalb Monaten, aber du bist die Kosmosprinzessin, ich glaube du
brauchst dazu nicht mehr als einen Tag." Meinte Tenebrä freundlich.
Alea wich seinen Blicken aus, es schien ihr als würde er in sie hinein schauen
können, gespannt betrachtete sie also die Etagenanzeige, sie waren mittlerweile
fast unten angekommen, nur noch wenige Stockwerke trennten sie von der
Winterwunderwelt der Stadt.
"Das Prinzip der Teleportation ist ganz einfach, Konzentration - Vorstellung -
Fantasie. Am einfachsten ist das Teleportieren zu bekannten Plätzen, ihr
schließt eure Augen, denkt an den Platz, zu dem ihr gelangen wollt und stellt
euch vor wie ihr dort steht. Erst dann kommt der wirklich schwierige Teil, das
lösen des Geistes vom Körper, sie sind fest mit einander verbunden Seele und
Hülle, jedoch ist der Körper zu träge, als dass er sich in solch einer
rasenden Geschwindigkeit könnte fortbewegen. Doch die Seele könnte selbst die
Größten Strecken in nur wenigen Sekunden bewältigen. Auf Grund des starken
Zusammenhalts dieser beiden Komponenten ist es nicht möglich sie vollend
voneinander zu lösen, dies ermöglicht erst das Teleportieren. Du schickst
deinen Geist auf die Reise und da dein Körper daran hängt, folgt er dir. Es
kostet zu Beginn noch sehr viel Kraft und einem wird schnell Schwindelig." Fuhr
er dann fort.
"Das hört sich aber doch sehr schwierig an, ... ähm sag mal und was ist bei
den unbekannten Orten?" Sagte Alea.
"Da kommt es dann ganz auf deine Fantasie an, es ist sehr gefährlich zu einem
Ort zu reisen, den du nicht kennst, denn wie ich schon sagte, basiert die
Teleportation zum größten Teil aus der Vorstellungskraft eines jeden. Hast du
den Ort schon auf einem Foto gesehen, mag es noch gehen, aber hast du nur davon
gelesen, wird es schon schwieriger! Du musst den Kopf frei von anderen Gedanken
haben sonst landest du irgendwo, aber nicht da wo du willst. Wenn der Ort einen
Namen hat, sag ihn dir immer und immer wieder in deinem Kopf. Ja mehr kann ich
dir dazu nicht sagen, jetzt bist du dran und musst es ausprobieren!" Erklärte
Tenebrä.
"Wie? Jetzt hier?" Fragte Alea etwas verwirrt.
"Ja, warum nicht? Versuch mal dich zum Auto oder vor die Wohnung zu
teleportieren, das ist eine kurze Strecke und dürfte schon zu schaffen sein."
Erwiderte er.
Alea schloss die Augen, sie stellte sich ganz genau die Straße vor dem Haus
dar, die Laternen, der Schnee und sie mitten drin ... plötzlich ruckte der
Fahrstuhl und sie verlor das Gleichgewicht. Alea öffnete ihre Augen, sie saß
nun auf dem Boden doch alles war schwarz um sie herum, Tenebrä hockte neben ihr
und sah wütend zur decke des Fahrstuhls.
"Lilith, lass das und geh! Alea ist mit dir alles in Ordnung?" Erkundigte er
sich.
"Ja, ich hab mich nur sehr erschrocken, aber bist du dir sicher, dass Lilith es
war, ich mein, vielleicht hab ich mich ja nur irgendwie falsch konzentriert oder
so was." Meinte Alea.
Tenebrä grinste leicht, es sah so aus als ob er sich ein Lachen verkneifen
musste.
"Verzeih, aber wenn man sich nur auf einen Ort konzentriert, jagt man ihn damit
nicht gleich in die Luft, auch du dürftest das nicht können." Erklärte er
schmunzelnd.
"Ich ... äh ... das wusste ich nicht, ich wollte nicht ..." Stammelte Alea und
wurde rot.
"Nein, du bist nicht eingebildet, es ist nur seltsam, wie wenig du doch über
dich, deine Vergangenheit, deine Eltern, deine Magie und deinen Thron weißt.
Hat dir Drakon, denn nichts darüber erzählt?" Lächelte Tenebrä.
"Nein, er hat mir nicht besonders viel darüber erzählt. Ich glaube, ich bin
ihm mit meiner ständigen Fragerei auf die Nerven gegangen als wir uns trafen,
deshalb habe ich danach auch geschwiegen, obwohl ich gerne etwas mehr darüber
wissen würde." Beschwerte sich Alea.
"Ich ..." Tenebrä räusperte sich, " ... wenn du möchtest, lade ich dich heute
Abend zu mir ein, dann kann ich dir das, was ich über dich und deine
Vergangenheit weiß und gehört habe, sagen."
Dann schien das Ruckeln auf zu hören, also stand er auf und reichte Alea die
Hand, um ihr auf zu helfen. Als beide standen fuhr der Fahrstuhl plötzlich
weiter, es lagen nicht mehr viele Stockwerke zwischen ihnen und dem Erdgeschoss.
"Danke, dass ist lieb von dir, was meinst, du soll ich es noch einmal
versuchen?" Meinte Alea hoffnungsvoll.
"Ja gute Idee und dann musst du versuchen mit Allen zu reden um ihn wieder auf
den Boden der Tatsachen zurückzuholen, meist reicht schon ein gutes Gespräch
um gegen das Pulver anzukämpfen." Schlug Tenebrä vor.
"Wie und warum ich? Ich mein so wie es aussieht, seid ihr doch schon voll
aufeinander abgestimmt." Beschwerte sie sich.
"Du warst aber der entscheidende Punkt, weshalb das Pulver zu wirken begann."
Bemerkte er.
"So ein Quatsch, ... aber gut, ich muss mich jetzt auf den Ausgang
konzentrieren" Sagte sie und schloss ihre Augen, aber anstatt des Bildes, was
vom Ausgang hatte, schossen ihr ganz andere Dinge durch den Kopf, Bilder von
einem Schloss und vielen Türen, einem Garten und vielen Personen.
Es war das Schloss aus ihrem Traum, dort drinnen hatte jemand um Hilfe gerufen,
aber wo lag dieses Schloss? Und wie sollte sie dorthin gelangen?
Aber dann rissen Tenebräs Worte sie jäh aus dieser Trance und erinnerten sie
an ihr eigentliches Vorhaben - sich auf den Eingang zu konzentrieren.
"Und seht ihr ihn genau vor euch? Stellt euch jedes Detail vor, jeden Kratzer an
der Haustür oder Einschlag in der Wand, je besser ihr ihn euch vorstellt desto
schneller gelangt ihr dorthin."
Alea nickte nur leicht, sie hatte jetzt endlich die Vorstellung des Eingangs und
dachte nun daran wie es ist dort zu stehen.
Er beobachtete sie ganz genau und war immer noch überzeugt davon, dass sie es
schaffen würde innerhalb nur eines Tages es zu schaffen, Dämonen brauchen ja
auch nicht lange um es zu erlernen, je besser der Wille und die Fantasie, je
schneller kann man es erlernen, zu Beginn benötigt man zwar noch sehr viel
Ruhe, aber nach drei bis vier mal Teleportieren braucht man dann meist nicht mal
mehr die Augen schließen, sondern kann sich einfach durch den Gedanken, ja
allein den Wunsch fort teleportieren. Tenebrä musterte sie, ihr Körper
erblasste vor ihr, sie sah mittlerweile schon fast aus wie ein Geist, ja so
sahen die ersten "Schritte" beim teleportieren aus. Gerade beim ersten Mal
dauerte es eine ganze Weile, bis die Materie damit klarkommt, sich schneller als
Licht von einem zum anderen Ort zu bewegen. Aber es sah schon sehr gut aus, wenn
das so weitergehen würde, hatte er die Wette schon so gut wie gewonnen. Aber
dann stockte der Fahrstuhl, sie waren unten angelangt. Das riss Alea aus ihrer
Konzentration, jedoch erfuhr Tenebrä den weitaus größeren Schrecken, denn
anstatt wieder normal und fest zu werden, blieb Alea dieser Geist. Dann öffnete
sich die Tür des Lifts und durch die Schmächtige Glastür des Gebäudes konnte
man draußen im Schnee einen weiteren Geist entdecken, die zweite Hälfte von
Alea.
Alle drei sahen sich verdutzt an, vorsichtig ging der Geist auf die Personen im
Aufzug drauf zu.
"Tenebrä, ist das normal? Es gefällt mir gar nicht, mich selbst ohne einen
Spiegel sehen zu können und dann auch noch so durchsichtig." Sagte Alea
zittrig.
Der Dämon versuchte sich zu fassen und so zu tun als wäre das alles völlig
normal:
"N-Natürlich ist das normal, denn wisst ihr, bevor eine Teleportation
funktioniert, müsst ihr euch im Klaren sein, wer ihr seid! Ihr dürft keine
Zweifel an euch oder eurer Meinung haben." Schwindelte er zu Recht.
"Ja, aber wie soll ich denn wissen wer ich bin, bis vor zwei Wochen glaubte ich
noch ich sei ein normaler Teenager mit den üblichen Problemen, die Jugendliche
nun mal so haben und dann musste ich aber erkennen, dass ich eigentlich ne
Prinzessin bin und habe schon einige Male gegen Einbrecher oder Dämonen
gekämpft. Wie soll ich da wissen wer ich bin? Und dann du und dein seltsames
Verhalten ... Tenebrä, ich habe dich bei unserer allerersten Begegnung gehasst,
du kamst mir überheblich und eingebildet vor, aber heute ... und vor allem seit
dem Kuss ..." Rief ihm Alea wütend entgegen.
Seltsam sollte seine Lüge wahr sein? Und man konnte wirklich nur teleportieren,
wenn man eins mit sich selber ist?
Tenebrä verstand das alles nicht mehr, er musste, seit er Alea kannte, immer
wieder erkennen, das nicht immer alles so ist wie es schein.
Und nun das hier ...
Der zweite Geist von Alea stand nun direkt vor den beiden, aber sie trug nicht
dieselben Sachen wie Alea, sondern das Kleid, welches sie einst trug als sie
erwacht war.
"P-Prinzessin ... ?!?!?!" Sprach Tenebrä etwas verwirrt und sah abwechseln zu
der einen und der anderen Alea.
"Ja Tenebrä, ich bin die andere Seite von ihr, die wahre Prinzessin, aber Alea
sag du mir, warum fühlst du dich geteilt, wenn wir doch beide ein Mensch sind?
Ein Mensch mit denselben Gedanken, Wünschen und Hoffnungen. Ich bin du, aber so
wie es aussieht willst du nicht ich sein ..." Fragte der andere Geist zwar mit
der Stimme von Alea aber in einem völlig anderem Tonfall, es klang so mächtig
und doch sanft und gutmütig.
"Ich habe Angst vor dir, vor deinen Erinnerungen, deinen Gefühlen, deinen
Pflichten und deinen Schmerzen. Aber ich vor allem habe ich Angst vor der
Wahrheit, die in dir steckt. Dieser Körper und dein Geist, es fühlt sich alles
so anders an.
Außerdem kommt es mir so vor als ob mit mir sich auch meine Umwelt verändert
hat. Sie sind jetzt alle so führsorglich und hilfsbereit zu mir, warum waren
sie das früher nicht?" Fragte sie die Prinzessin bedrückt.
Aber diese schmunzelte nur, streichelte Alea über die Wange und sagte
lieblich:
"Weil du früher nicht genügend Selbstbewusstsein aufgebracht hast auch nur
jemanden anzusprechen. Als du Drakon befreit hattest und deine Macht
zurückbekommen hast, was hast du da gedacht und gefühlt? War es nicht so dass
du einen neuen Anfang wagen wolltest? Mehr Mut und Vertrauen in dich selber
setzen wolltest, endlich zeigen was in dir steckt! Ich kenne dich, denn ich bin
ja du ... ein neuer Anfang ist niemals leicht, aber ich weiß, dass du es
schaffen wirst. Sträube dich nicht gegen deinen eigenen Geist, sonst zerstörst
du dich noch selber. Aber darf ich dir vor unserer Wiedervereinigung noch einen
kleinen Tipp geben? ... (Alea nickte) sprich mit deinen Freundinnen darüber was
geschehen ist und erkläre ihnen wer du wirklich bist, denn wenn sie es als
letzte bei der Krönung der Prinzessin erfahren, wirst du keine Freunde in ihnen
mehr haben." Riet Alea der Geist und wollte dann wieder mit ihr verschmelzen,
aber Tenebrä hinderte sie und fragte:
"Hattest du es beabsichtig, dich kurz von ihr zu lösen oder hat das plötzliche
anhalten des Lifts auch dich überrascht?"
"Deine Erklärung von dir war doch schon ganz gut." Sagte sie zwinkerte ihm zu
und - Zisch - stand nur noch eine Alea vor ihm, durch die Worte ihres anderen
ich's gestärkt trat aus dem Fahrstuhl und fühlte sich nun weder erschöpft vom
Schnupfen noch schmerzten ihre Wunden.
"Ist das möglich ...?" Fragte sie sich selbst, ging noch mal in den Fahrstuhl
zurück und schloss die Türen.
"Was? Was ist möglich?" Erkundigte sich Tenebrä immer noch verwirrt von dem
eben geschehenem.
"Tenebrä kuck weg!" Befahl sie ihm, knöpfte ihren Rock auf und nahm ihren
Verband ab, aber das was sie erhofft hatte war nicht ganz eingetroffen, zwar war
die Wunde nicht mehr so seltsam anzusehen und auch wesentlich kleiner, aber sie
war immer noch da. Schnell verbannt sie sich wieder und knöpfte der Rock wieder
zu.
"Darf ich wieder kucken?" Bat Tenebrä auf die monotone Liftwand starrend.
"Ja. Komm mal mit, ich will was sehen ..." Sagte Alea halb flüsternd und
ergriff seine Hand.
Dann rannte sie mit ihm auf die Straße, sah sich um und lies ihre nun endlich
wieder wundervollen weißen Schwingen erscheinen, nicht ein Kratzer war mehr zu
sehen und jede Feder saß da, wo sie zu sitzen hatte.
"Ha, das gibt's ja nicht, sie hat mich ... bzw. ich habe mich selber geheilt."
Sagte Alea freudig und knuddelte Tenebrä.
Diese frohe Stimmung färbe anscheinend auch auf Herrn Caron ab, denn als er
unten ankam, Alea ihm entgegenstürmte und auch ihn in die Knuddelei hineinzog,
schien der Zauber des Pulvers verflogen zu sein.
"Was ist denn los? Hab ich irgendwas verpasst?" Lachte Herr Caron.
"Ja, is aber nicht so wichtig!" Versuchte Tenebrä es zu beschwichtigen und Alea
daran zu erinnern, dass sie zur Schule wollte.
"Na gut dann steigt ein! Wir müssen uns beeilen, sonst komme ich zu meiner
eigenen Stunde zu spät." Sagte Herr Caron und zeigte auf seinen Wagen.
Alea packte Tenebrä und Herrn Caron bei den Händen und zog sie zum Auto, Allen
schloss es auf und in Windeseile saßen alle drinnen.
"Sag mal warum hast du es denn so eilig zur Schule zu kommen? Ich habe noch nie
eine Schülerin mit mehr Enthusiasmus gesehen." Lächelte Herr Caron und fuhr
los.
"Tut mir leid, ich muss sie enttäuschen, es geht mir nicht um die Schule,
sondern um eine Botschaft für meine Freunde." Antworte Alea und holte ein
kleines graues immer noch total verschlafenes Mäuschen aus ihrer Tasche.
"Aha eine Botschaft? Aber warum sagst du es ihnen nicht per SMS oder Telefon?
Apropos Telefon ... Tenebrä würdest du Herrn Calmer mal bitte anrufen und ihm
sagen, dass wir doch noch kommen und schon auf dem Weg sind!" Bat Allen und warf
ein Handy nach hinten.
"Klar, hast du seine Nummer im Speicher?" Erwiderte Tenebrä und untersuchte das
Handy, "Wow, wie kann denn son kleiner Neuling Lehrer wie du sich so ein
fortschrittliches Teil holen?"
"Ja ich hab ihn im Speicher, aber sag mal was soll denn das heißen, wie sich
son ,Neuling Lehrer' so was holen kann, meinst wohl ich verdien nicht viel he?
Vergiss nicht du gehst auf ne Privat Schule, das kostet. Da kriegen wir nicht
nur vom Rat was sondern auch von Herrn Calmer bzw. euren Eltern." Erklärte Herr
Caron.
"Ist gut, ... ah hab ihn gefunden! Und jetzt psst ... ich telefoniere." Sagte
Tenebrä, ging auf die Nummer und wartete auf ein Freizeichen.
"Ah guten morgen Herr Calmer tut mir leid, wenn ich sie aus dem Bett geholt
habe, aber wir wollten ihnen bescheid sagen, dass wir jetzt von Herrn Carons
Wohnung losgefahren sind und noch zum Unterricht erscheinen werden."
--
"Ja, sie ist auf die Idee gekommen"
--
"Nein, wir haben sie nicht dazu überredet, sie müssten sie jetzt mal sehen,
ich glaub sie steht unter Drogen so aufgekratzt ist sie."
--
"Nein, so war das nicht gemeint! Natürlich haben wir ihr keine Medikamente
gegeben."
--
"Ja ist gut, ich werde es ihm ausrichten."
--
"Vielen dank, das wäre wirklich sehr nett von ihnen!"
--
"Gut dann bis nachher."
Dann legte Tenebrä auf und gab das Handy wieder nach vorne.
"Na und was hat er gesagt?" Wollte Herr Caron wissen.
"Ach das kannst du dir doch sicher denken, er hat sich darüber gewundert, dass
Alea schon wieder zur Schule will und dass wir extra deswegen so früh
losfahren, dir wird er deine Unterrichtsdokumente in dein Fach legen und unseren
Lehrern will er dann bescheid sagen, dass wir doch kommen und unsere Sachen in
sein Direktorenzimmer legen, dort können wir uns dann die Sachen abholen.
Ansonsten war nichts weiter, aber weißt du was er gesagt hat als ich ihm
erzählte, dass Alea aus eigenem Wille zur Schule wolle und wie aufgekratzt sie
ist? Er dachte, man hätte ihr im Krankenhaus irgendwelche Mittel gegeben."
Lachte Tenebrä und beobachtete Allen durch den Rückspiegel.
"Aha, aber sag mal Alea, hattest du dich überhaupt untersuchen lassen? Du bist
doch auch verletzt." Meinte Herr Caron.
"Ja klar, sonst würde es mir jetzt bestimmt nicht so gut gehen." Log sie,
"Könnten sie bitte etwas Musik anmachen, ich find so langweilig."
"Klar." Smilete Allen und drückte das Radio an.
Zu hören war eine junge Newcomer Band namens "Klangflut".
"Hey Drakon, wach auf! Sag mal wie lange kannst du denn schlafen?" Flüsterte
sie der Maus zu und tippte ihn zärtlich an.
"Wie das ist Drakon? Aber das ist doch ne Maus!" Staunte Tenebrä.
"Was tuschelt ihr da hinten?" Mischte Herr Caron sich ein.
"Nichts." Sagte Alea beschwichtigend und flüsterte dann an Tenebrä gewandt
fort, "Ja das ist Drakon, aber sag mal ich dachte du hättest mich beobachtet?
Da müsstest du doch wissen, dass er sich verwandeln kann."
"Ja genau, ich habe euch beobachtet, aber nicht den Drachen und aufmerksam
geworden bin ich auf euch doch erst kurz nach eurer Auferstehung." Erklärte
Tenebrä.
"Mensch Tenebrä, wenn du noch einmal sie zu mir sagst, red ich kein Wort mehr
mit dir." Schimpfte Alea.
"Gut, gut ganz ruhig, ich werde versuchen mich an das "DU" zu gewöhnen, ich
kann eu ... äh dir aber nichts versprechen, außerdem solltet ihr es ...
solltest du es annehmen, schließlich wirst du nach deiner Krönung nur noch
gesiezt!" Versuchte er sie zu beruhigen.
Während des Gesprächs hatte sie es endlich geschafft den kleinen Drachen auf
zu wecken, er gähnte verschlafen und rieb sich die Augen.
"Warum weckst du mich? Ich habe gerade so schön geträumt." Beschwerte er sich
und sah ich noch total verschlafen um.
"Sag mal wie lange können Drachen eigentlich schlafen?" Staunte Alea.
"Bis zu drei Monate, danach fängt unser Magen an zu knurren und wir wachen
davon auf." Antwortete Drakon und musste nun erschrocken feststellen wo sie
waren.
"Wie und während dieser drei Monate braucht ihr nichts?" Wunderte sie.
"Man merkt, dass ihr ... du noch nicht viel mit Magie zu tun hattest, mein
Drache schläft auch die meiste Zeit und frisst wenn er mal Lust hat." Lächelte
Tenebrä.
"Da hätte ich mir ja nie so große Sorgen machen müssen, dir Essen zu
beschaffen!" Beschwerte sich Alea.
"W-wo sind wir eigentlich? Und was macht der da bei uns? Und warum siehst du so
erholt aus?" Fragte der kleine Drache neugierig.
"Das sind aber viele Fragen, eine nach der anderen ja? Also wir sind hier in
Herrn Carons Wagen. Der da ist, soweit du dich vielleicht noch daran erinnern
kannst, Tenebrä und ... ähm ..." Sie lief bei dieser Erläuterung rot an und
wich den wissbegierigen Augen des Drachen aus, "... gar nicht so schlecht wie
wir dachten. Warum ich so erholt aussehe ist eine lange Geschichte, bei der ich
nicht genau weiß wo anfangen soll ..."
"Das erklär ich dir nachher kleiner Drache." Lächelte Tenebrä und musterte
den Engel neben sich.
"Na gut, wenn Alea meint, du bist ok, dann vertrau ich dir, aber seit mir nicht
böse, ich bin noch etwas müde und möchte noch etwas schlafen." Meinte Drakon
und bettete sich wieder in der Manteltasche.
Tenebrä grinste und Alea tat beleidigt.
"Wie kann man nur so lange schlafen?" Triezte sie ihren Drachen, der aber schon
längst wieder schlief.
"Ach lass ihn doch, ich wollte eh noch mal mit dir alleine sprechen ... wegen
heute Abend." Sagte Tenebrä und legte seine Hand auf die ihrige.
"äh ja und warum?" Stammelte Alea, ihr Herz schlug schon wieder so wild.
Die Wärme, die sie durch seine Berührung spürte, breitete sich durch ihren
ganzen Körper aus und endete in einem kalten Schauer, der ihr über den Rücken
lief und eine Gänsehaut machte sich breit.
"Ach ich wollte nur fragen ob du durch das schwarze Tor kommen möchtest oder
schon mal versuchst alleine zu teleportieren. Ich mein, wie es aussieht weißt
du ja, du warst mit Lilith schließlich schon davor." Meinte der Dämon und
rückte von seiner Seite aus in die Mitte.
Alea dachte angestrengt nach und versuchte sich das Bild des Hauses vor dem
inneren Auge auszumalen, der gestrige Tag war sehr anstrengend und an genaue
Einzelheiten konnte sie sich kaum erinnern. Ob er das Haus meinte, bei dem sie
gehalten hatten und wo sie sich verstecken musste? Wie sah es noch gleich aus?
Ja, die Häuser sahen dort ja alle aus wie kleine Bungalows, nur in der Farbe
unterschieden sie sich. Das Haus, hinter dem Alea hockte war grauweiß und hatte
ein schwarzes Dach, aber war Tenebrä nicht zu einem hellblauen gegangen? Genau,
so ein süßes kleines Haus mit royalblauem Dach, alles schien aus Holz zu sein
und hinter den veralteten Fenstern schimmerten kleine blauweiße Lichter,
Gardinen waren keine zu sehen.
"Alea?!?!" Fragte Tenebrä erschrocken und griff fester um ihre Hand.
"Ja? Was ist denn?" Erwiderte Alea und öffnete erschrocken ihre Augen.
"Ihr ... du warst eben so durchsichtig, wolltest du dich teleportieren?"
Flüsterte er ihr zu, denn Herr Caron beobachtete sie seit eben wieder.
"Echt? Ist ja cool, ich glaub es nicht! Meinst du, ich könnte es schaffen, wenn
ich es in der Schule noch mal versuche?" Jubelte Alea leise.
"Ja, da bin ich mir sicher. I ... Du bist ja ein richtiges Naturtalent." Staunte
er und liebäugelte mit ihr.
"Wie lange hast du eigentlich gebraucht? Und wie lange braucht ihr Dämonen so?"
Wollte Alea wissen und bemerkte seine Annäherungsversuche kaum.
"Nun es kam auf den Wissensdurst des Dämons an, meist dauerte es zwischen drei
Tagen und drei Wochen. Deine bzw. unsere Schwester und ich sind etwas schneller
gewesen, weil wir gewettet hatten, wer es wohl zuerst schaffen würde, es zu
können. Wir haben zwei Tage gebraucht bis wir es perfekt beherrschten, denn
teleportieren konnten wir bereits nach dem ersten Tag, aber ..." er schmunzelte
und fuhr dann in Erinnerungen schwelgend fort, "... da sind uns dann auch
etliche Fehler unterlaufen, Lilith gab es kurzzeitig zweimal und ich war für
eine Weile durchsichtig, na und an den falschen Orten landeten wir auch oft
genug. Ich muss dazu sagen, wir waren zu der Zeit kaum älter als mh na vierzehn
vielleicht und mit dem Alter lernt man es immer schneller. Ich wette ihr ... du
schaffst es noch heute Abend, dich perfekt teleportieren zu können!"
"Meinst du? Sag mal, kann das eigentlich jeder lernen und was verstehst du unter
,perfekt teleportieren zu können'?" Wollte Alea wissen.
"Oh ja da bin ich mir sicher, ihr seit wirklich sehr begabt, entschuldige ich
meine du bist sehr begabt, hätte ich dich vorhin nicht unterbrochen würdest du
jetzt höchstwahrscheinlich vor meinem Haus stehen." Entgegnete er, "Also
perfekt teleportieren ist meiner Meinung nach, das sich von einem zum anderen
Ort bewegen ohne sich dabei groß zu konzentrieren, also im Prinzip schon wenn
man in sich den Wunsch, wo anders hin zu gelangen, verspürt und diesen auch
umsetzen möchte. Zum Beispiel jetzt nur durch den eigenen Willen mich nach
vorne zu setzen. Oder andere bekannte Strecken zu meinem Haus, zur Schule oder
zu anderen mir bekannten Städten dieses Planeten. Natürlich geht es auch
überregional, was heißt zu anderen Planeten oder gar anderen Galaxien aber
für so etwas ist ein fester Teleporter sicherer. So einer wie in Firecity oder
in Flame, ja ich glaube da ist auch einer. Mit diesen kannst du dich ohne große
Konzentration und Mühen von einem Ort zum anderen teleportieren, aber die
Benutzung kostet viel Energie und ist für normale Bürger kaum erschwinglich,
denn die Besitzer der Teleporter verlangen eine nicht zu knappe Summe für solch
eine Reise. Und nun zu eurer nein deiner letzten Frage, jein, eigentlich könnte
jeder das Teleportieren erlernen, aber muss genügend Willen und Fantasie haben
um es zu können."
"Aha das ist ja super, dann können wir das Stelle und Katrin auch beibringen.
Wenn ich das bis heute Abend schaffe, sind sie wahrscheinlich noch schneller;
Stella hat ne super Auffassungsgabe und Katrin ist einige Jahre älter als ich,
außerdem haben beide ne super Fantasie. Konntest du das mit dem perfekten
Teleportieren echt schon am zweiten Tag?" Wunderte sie.
"Nein, jedenfalls nicht das, was ich dir in meiner Definition erklärt habe. Da
konnte ich mich zwar wirklich zu jedem mir bekannten Ort teleportieren, aber ich
brauchte sehr lange zum Konzentrieren und konnte mich nicht allein durch Bilder
zu diesem Ort bewegen, was ich übrigens bis heute nicht richtig beherrsche."
Bekannte er.
Alea lächelte, ihr gefiel diese Seite an Tenebrä, er schien ihr offen und
ehrlich gegenüber zu sein. Ob er wirklich so viel Vertrauen in sie hatte? Auf
alle Fälle stärkte seine Anwesenheit seltsamerweise ihr Selbstbewusstsein.
"Sagt mal ihr zwei, weiß Herr Calmer eigentlich von eurem ... na ja Tête a
Tête? Ich mein, sein Sohn schien sich ja auch sehr an dich ran zuschmeißen."
Warf Herr Caron nach hinten ein.
"Ach wirklich? Da fühl ich mich jetzt aber geschmeichelt, ist der kleine nicht
süß? Davon hab ich ja gar nichts bemerkt." Spaßte Tenebrä und tat tuntig.
"Ach Thomas du weißt genau, wen ich damit gemeint habe. Aber du hast recht, er
und dieser A ... Alex sind häufig zusammen vielleicht da ja was." Scherzte
Allen zurück.
"Ihr seit albern. Nicolas ist nicht schwul, zumindest glaube ich das nicht und
Alex ist auch ganz normal. Sie streiten halt nur sehr oft ..." Meinte Alea.
"Um dich stimms?" Gab der Dämonenjunge lächelnd dazu.
"Was? äh..." Stotterte sie und blickte zum Themenwechsel aus dem Fenster.
Es war ihr peinlich, denn seit sie Drakon getroffen hatte und sie sich so
verändert hatte, wurden die Jungen erst auf sie aufmerksam. Ob Tenebrä wohl
auch so lieb zu ihr sein würde, wenn sie noch immer die normale Alea wäre und
nicht diese doofe Prinzessin?
"Wir sind gleich da. Was habt ihr eigentlich in der ersten Stunde? Ich bin
glaube in eurer Parallelklasse und unterrichte Französisch." Warf der junge
Lehrer in die Stille.
"ähm keine Ahnung, um ehrlich zu sein habe ich mir den Stundenplan noch gar
nicht genau angesehen." Gestand der Dämon.
"Zuerst haben wir Mathe bei Frau Kleinhaus in Raum vierzehn, danach
Französisch bei Herrn Caron in Raum fünf glaube ich, danach haben wir diese
super Stunde mit Herrn Bishop, dann äh ... ach ja Info auch bei ihm und dann
... mh ich glaube Sozialkunde aber wo und mit wem weiß ich jetzt nicht mehr."
Erwiderte sie und grübelte über Räume und Lehrer nach.
"WOW woher weißt du das denn? Hast du den Stundenplan gleich auswendig
gelernt?" Staunte Tenebrä und sah sie bewundernd an.
"Nein, ich hab mir nur den Mittwoch mal angesehen, weil es halt der nächste Tag
war." Gab sie beschwichtigend zurück.
"Ich würde in den anderen Fächern, die wir nicht bei Herrn Bishop haben, gerne
neben dir sitzen, darf ich?" Flüsterte der Junge ihr ins Ohr.
Wieder dieses Herzklopfen und diese Schmetterlinge im Bauch, es war wunderbar
dieses Gefühl, so aufregend und neu.
Alea tat cool, war innerlich aber total aufgewühlt, was man auch an ihrer
Stimme hörte:
"Du hast gestern doch auch nicht gefragt ..."
Der Dämon unterbrach sie mit einem Kuss, ähnlich dem in Herrn Carons Wohnung,
zwar nicht ganz so lang, zumindest kam es Alea nicht so vor, aber mindestens
genauso intensiv.
Ihr Herz schlug nun schon so stark, dass selbst Tenebrä es schon hörte, er sah
sie liebevoll an, sagte aber nichts.
"Klar kannst du neben mir sitzen." Wisperte Alea wie in Trance.
"Fein." Grinste er und küsste sie erneut.
Herr Caron beobachtete schmunzelnd die Szenerie über den Rückspiegel,
räusperte sich und sprach dann:
"Hey ihr zwei, wir sind gleich da. Könnt ihr eure Zungen auseinanderknoten,
sonst werden andere noch neidisch."
"Du zum Beispiel." Erwiderte der Dämon lachend nachdem er sich von Alea gelöst
hatte.
Dann hielt Herr Caron auf dem Parkplatz der Schule und sagte zu den beiden:
"Es ist jetzt kurz vor sieben Uhr, eure Klassenkameraden dürften bereits im
Raum sein, beeilt euch, damit ihr nicht zu spät kommt."
"Ja bis zur zweiten Stunde." Riefen Tenebrä und Alea im Chor und rannten ins
Gebäude.
Tenebrä hielt Aleas Hand, er wollte wohl sicher gehen, dass sie wirklich neben
ihm sitzen würde.
"Hey warte mal, Tenebrä, wir müssen doch noch zum Sekretariat unsere
Schulsachen abholen." Bat der Blondschopf.
"Da müssen wir dann höher oder?" Erkundigte der Dämon sich.
"Ja im ersten Stock, da ist das Lehrerzimmer und der Matheraum." Erklärte Alea
und wurde daraufhin von Tenebrä zur Treppe gezogen, er dachte nicht daran ihre
Hand los zu lassen.
Erst vorm Lehrerzimmer löste sich Alea von ihm, es war ihr unangenehm Hand in
Hand mit ihm gesehen zu werden, vielleicht würde ja Herr Bishop da sein, denn
er hätte sie bestimmt sofort schon wieder als Flittchen bezeichnet.
Zaghaft klopfte sie an die Tür und ihre schlimmste Vermutung bestätigte sich,
Herr Bishop stand in der Tür und sah argwöhnisch auf sie herab.
"Was wollt ihr? Habt ihr keinen Unterricht?" Schnarrte er sie an und musterte
die beiden genau.
Tenebrä spürte, wie Alea versuchte sich zu beherrschen und übernahm die
Antwort für sie:
"Wir waren bis eben noch in Fire City, Herr Calmer wollte unsere Schultaschen
ins Lehrerzimmer stellen, so dass wir sie hier abholen können."
"Aha ..." Sprach er und schloss die Tür wieder.
Tenebrä und Alea sahen sich verwirrt an, sagten aber nichts und warteten.
Dann öffnete sich die Tür wieder und Herr Bishop trat heraus, er warf ihnen
die Schultaschen entgegen und warf einen höhnischen Blick auf die zwei.
"Was habt ihr denn da gemacht?" Schmunzelte er und es schien als würde er durch
Alea hindurch sehen mitten in ihr Herz.
"Das geht Sie rein gar nichts an." Fauchte Tenebrä als er merkte wie rot Alea
wurde und ihre Augen feucht, weil sie wieder an die Oberschwester denken musste,
worauf er ihre Hand schnappte und zum Matheraum rannte. Die Tür stand noch
offen, aber Frau Kleinhaus war bereits drinnen, fast alle Stühle waren besetzt,
nur noch eine Bank in der ersten Reihe war frei und zwar die, die direkt vor dem
Lehrertischstand. Tenebrä seufzte, rollte mit den Augen und ging dann mit Alea
zu dem letzten freien Platz.
"Ah Mister Devil und Miss Sunrise, der Schulleiter hat mich bereits informiert,
dass sie später kommen würden, setzen sie sich bitte, die Stunde beginnt
gleich." Empfing sie Frau Kleinhaus.
Die beiden nickten stillschweigend, warfen ihre Jacken über die Stuhllehne und
setzten sich, dann packten sie ihre Schulsachen aus und sahen sich um, wer denn
wo saß, hinter ihnen saßen Stella und Monika, rechts neben ihnen Vallewida und
Yohanna, links neben ihnen Sophia und ein braunhaariger Junge mit braunen Augen,
ja und vor ihnen natürlich Frau Kleinhaus.
Die Stundenklingel läutete, alle Schüler standen auf und begrüßten die
Lehrerin höflich.
"Setzen!" Sprach sie und die Schüler taten wie ihnen geheißen. "Nun gut, da
ich neu bei ihnen bin möchte ich erstmal einen kleinen Probetest schreiben um
zu sehen wie viel sie so beherrschen. Ich habe einen Zettel für sie
vorbereitet, was heißt sie brauchen kein Blatt oder Hefter oder ähnliches auf
dem Tisch, nur Schreibgeräte!"
Dann kramte sie einige Zettel aus ihrer Tasche und verteilte sie unter den
Schülern, alle waren vollkommen entgeistert, mit so etwas hatte wohl kaum
jemand gerechnet, Stella verdrehte die Augen und Monika fiel beim Kippeln fast
vom Stuhl.
Das Blatt enthielt gut zwanzig Aufgaben und würde sie wohl die gesamte Stunde
beschäftigen, zwar waren auch äußerst einfache Additionen und Subtraktionen
aber vor allem Rechnungen mit Variablen. Die meisten Probleme hatte Alea mit den
Sinus und Kosinus Gleichungen, damit kam sie schon immer nicht ganz klar.
Zwischendurch sah sie sich kurz um, allen anderen ging es anscheinend leicht von
der Hand, denn sie schrieben wie die Weltmeister. Endlich das Stundenklingeln,
sie waren erlöst.
"Sitzen bleiben! Ich sage, wann die Stunde zu ende ist. Ich werde jetzt rum
gehen und ihnen die Zettel abnehmen, erst wenn alle ihre Blätter bei mir
abgegeben haben, dürfen sie rausgehen." Rief sie in die jubelnde Menge der
Schüler, die sich sofort wieder stillschweigend auf ihren Plätzen befand.
Bedächtig schritt sie durch die Reihen und sammelte das Geschriebene ein, sie
besah sich jedes einzelne kurz und lies ein Seufzen, Stöhnen und manchmal sogar
ein leichtes Kichern hören. Als sie dann die Zettel von allen hatte, durften
sich die Schüler endlich hinaus begeben, als nächstes hatten sie Französisch
bei Herrn Caron in Raum fünf.
Alea liebte Französisch, dank Katrin beherrschte sie es auch schon ganz gut,
zwar kam sie bei der Zeitformbildung der Verben oft noch etwas durcheinander,
aber ihr Wortschatz war schon sehr groß und sie konnte ausgezeichnet Sätze
bilden.
Diesmal kamen Tenebrä und Alea zum Glück nicht als letzte in den Raum, so
hätten sie sich ganz gemütlich zu einer der letzten Bänke begeben können
aber in diesem Fach wollte Alea unbedingt weiter vorne sitzen. Tenebrä war es
egal, er beherrschte so ziemlich jede Sprache, als Dämon wurde ihm das schon
von klein auf so gelehrt, also setzten sich beide wieder ganz nach vorne.
Zwischen der ersten und der zweiten Stunde gab es eine viertel Stunde Pause,
sollte sie es ihren Freundinnen schon da sagen oder lieber erst bis zur Hofpause
warten? Ja das schien ihr am besten zu sein, hier waren viel zu viele denen sie
es nicht unbedingt auf die Nase binden wollte. Aber dann nahm Sophia ihr die
Entscheidung ab, sie kam auf sie zu und ...:
"Alea, ich muss mal mit dir unter vier Augen sprechen, komm mal bitte mit zur
Toilette!"
Sie nickte und sah Tenebrä fragend an, dieser zuckte aber nur mit den Schultern
und setzte sich auf seinen Stuhl, dann folgte Alea ihrer Freundin zur Toilette.
Sophia vergewisserte sich, dass niemand auf den Örtchen war und schloss dann
die Tür ab.
"Alea, ich hatte mir gestern noch ernste Sorgen um dich gemacht ... um dich und
deinen Geheimnissen vor mir. Ich habe deswegen sogar nen Date sausen lassen,
also bild dir was drauf ein!" Sagte ihre Freundin in ernstem Ton.
"Danke, aber das hättest du nicht machen müssen, ich ..." Begann Alea wurde
aber sofort von Sophia wieder unterbrochen:
"Lass mich bitte ausreden, ich habe mir Gedanken gemacht, warum du seit diesem
Wochenende so anders geworden warst, dein Aussehen, dein Verhalten, erst dachte
ich du hättest schon vor uns von Sweetsunrise erfahren und würdest versuchen
ihr nach zu eifern, aber ich wusste genau, dass du nicht der Typ für nen
fanatisches Groupie bist also lag es klar auf der Hand, du BIST Sweetsunrise. Es
hätte mir eigentlich viel früher auffallen müssen, du hast bei diesem Thema
nie mitgeredet, hast sie nicht wie wir anderen in den Himmel gelobt und warst
wenn wir sie gesehen hatten nie in unserer Nähe, aber dennoch dort wo sie
aufgetaucht war. Du bist viel zu bescheiden, als dass du dich selbst gelobt
hättest, aber warum du uns nichts sagen wolltest weiß ich immer noch nicht?
Deshalb wollte ich jetzt mit dir unter vier Augen sprechen, denn wenn du deine
Gründe hast, möchte ich dich vor den anderen nicht bloßstellen."
Unser Blondschopf war total baff, klar ihre Freundin war sehr schlau und hatte
ein gutes Auge für Menschen, aber dass es ihr gelingen würde ihr Geheimnis vor
der Preisgabe herauszufinden. Alea grinste und fiel Sophia um den Hals, die erst
nicht ganz wusste wie ihr geschah.
"Du bist halt doch meine beste Freundin, ich hätte wissen müssen, dass ich es
vor dir nicht lange geheim halten kann. Aber ich wollte es euch heute eh
erklären. Bitte verzeih, dass ich es euch nicht eher gesagt habe, aber ich
dachte, ihr würdet mir nicht glauben und Drakon, mein kleiner Drache, meinte
ich solle es niemandem sagen." Flüsterte sie glücklich in das Ohr ihrer
Freundin.
"Stimmt, zu Beginn hätte ich es dir wirklich nicht geglaubt, aber mittlerweile,
war es schon auffällig. Aber sag mal, seit wann hast du denn einen Drachen? Das
wäre uns doch aufgefallen, ich mein son Drache ist ja nun nicht zu übersehen."
überlegte Sophia.
"Na ja ich habe ihn ja auch nicht als Drachen sondern als Maus bei mir, meist in
meinen Taschen." Erklärte Alea und ging aber schon wieder zur Tür um auf zu
schließen.
"Achso, aber sag mal eins beunruhigt mich noch ..." Meinte Sophia besorgt und
sie davon die Tür zu öffnen.
"Ah ja und was wäre das?" Fragte Alea und ließ von der Tür ab.
"Na deine Männerwirtschaft! Seit du Sweetsunrise bist, bändelst du mit allen
möglichen Jungen an, das finde ich nicht in Ordnung!" Entrüstete sich die
Freundin.
"Was? Das musst du gerade sagen, aber gut ich gelobe Besserung, denn der Junge,
neben dem ich in Mathe saß, sofern er dir aufgefallen sein sollte, so wie du
dich mit diesem Neuling beschäftigt warst, habe ich wirklich gern und ich
glaube er mich auch." Lächelte Alea verträumt.
"Gut dann habe ich nichts weiter gesagt, aber in der großen Pause musst du uns
dann noch alles erzählen, was du so erlebt hast!" Befahl Sophia schmunzelnd und
öffnete die Tür.
Dann gingen beide wieder in den Französischraum und begaben sich zu ihren
Plätzen, Herr Caron war mittlerweile schon da und unterhielt sich mit
Tenebrä.
Kaum saß Alea auf ihren Platz, kam auch schon das Klingelzeichen.
Der Unterricht bei Herrn Caron machte wesentlich mehr Spaß als bei den Lehrern
bisher, er bezog die Schüler mehr mit ein und ließ das Buch mehr oder weniger
außen vor, sie arbeiteten als Klasse. Zu Beginn jedoch sollte jeder sich noch
einmal in drei bis vier Sätzen kurz vorstellen und durfte dann Herrn Caron eine
Frage auf Französisch stellen. Ein Großteil der weiblichen Schülerschaft
erkundigte sich natürlich nach seinem Alter, ob er schon vergeben sei, auf was
für einen Typ Mädchen er steht und so weiter und so fort, zwar waren ihm
einige dieser Fragen äußerst peinlich, aber beantwortet hatte er alle. Die
Damen flirteten wie wild mit ihm, da ein Augenklimpern, hier ein tiefer
Ausschnitt, das übliche eben, wenn eine junge "Dame" ein Opfer erspäht hat.
Die männlichen Wesen hielten sich zurück, machten aber ordentlich mit und
bändelten schon kumpelartig mit ihm an, als er den Schülern dann das "du"
anbot, hatte er ihre Herzen endgültig erobert.
Nun kam die Stunde der Wahrheit, erst die Pause, in der Alea ihren Freundinnen
endlich ihr Geheimnis offenbaren wollte und danach die Sprechstunde mit Herrn
Bishop für die Klasse.
Mit einem wilden Kribbeln im Bauch schlenderte sie in Raum zwei stellte ihre
Mappe auf den Platz neben Yohanna und machte sich dann raus auf den Schulhof, wo
sie in einer unauffälligen Ecke ihren kleinen Drachen aufweckte.
"Hey Drakon, du verpennst echt alles!" Schimpfte sie.
"(Gähn) Warum? War was?" Meinte Drakon verschlafen.
Und Alea erzählte ihm was geschehen war und sie vorhatte. Drakon brauchte
einige Zeit um das gehörte zu verkraften, es geschah ja nicht alle Tage, dass
man mit sich selbst sprechen konnte.
"Ich muss unbedingt weniger schlafen, gestern deine Verletzungen, heute dieses
Treffen ... es tut mir Leid, ich trete meinem Job nicht gerade
verantwortungsvoll entgegen! Aber bist du sicher, dass du es ihnen sagen
möchtest? Ich mein, was wirst du tun wenn sie dir nicht glauben?" Warf er ein.
"Ja, ich möchte es ihnen erklären, aber ich dachte, du hast gesagt, dass ich
es nicht darf? Deshalb hatte ich ihnen zu beginn auch nichts gesagt, sonst
hätten sie es doch schon viel früher erfahren." Sagte Alea entschlossen.
"Ich wollte dir nur eine Enttäuschung ersparen, sagen kannst du ihnen was und
soviel du willst, aber ich dachte, sie würden dir nicht glauben ..." Erwiderte
Drakon.
"Selbst wenn sie mir nicht glauben würden ... dann hätte ich mir wenigstens
nichts vor zu werfen, denn ich habe ihnen die Wahrheit gesagt!" Lächelte sie
überzeugend.
"Hey spinnst du? Du kannst doch nicht einfach mit Drakon auf dem Schulhof
sprechen, wenn die anderen dich sehen ..." Flüsterte Stella.
"Nein, ich spinne nicht! (-Bäh!-) Aber du wirst nicht glauben was mir gestern
und heute früh alles passiert ist!"
"Na dann erzähl's mir doch, die anderen hängen noch im Raum fest denen ist es
zu kalt um raus zu gehen!"
Und so erzählte sie auch Stella die Kurzfassung ihrer Erlebnisse.
"Oh man du bist echt so was von gemein! Und seitdem du Drakon kennst hast du
dich so was von verändert .... Deine Freundinnen lässt du links liegen und
verschweigst ihnen solch wichtige Ereignisse. Bei Herrn Calmer schleimst du dich
ein und jedem Jungen machst du schöne Augen. Alex und Nicolas sind hinter dir
her und ich könnte wetten bei diesem Tenebrä ist es nicht anders, aber du
würdigst sie keines Blickes, sondern interessierst dich nur für dich! Du bist
richtig egoistisch geworden." Schimpfte sie.
Alea war sprachlos, wirkte bleich und schnappte nach Luft, nur langsam fasste
sie sich wieder und erwiderte:
"Findest du wirklich, dass ich mich so sehr verändert habe? Es tut mir leid,
aber wie sollte ich dich denn immer informieren, wenn ich so was erlebt habe?
Ich mein bis dato hatte mir Tenebrä ja noch nichts über das Teleportieren
erzählt. Und überhaupt Drakon hatte mir doch zuerst verboten darüber zu
sprechen. Und dann noch etwas, warum gönnst du mir nicht auch einmal einen
Freund, ihr konntet doch schon immer haben wen ihr wolltet, ihr seid schön,
schlau und selbstsicher, erst seit ich Drakon getroffen habe, hatte ich den Mut
gefasst, mir mehr zu vertrauen, meinen Fähigkeiten!"
"Wie du kannst teleportieren?!?!" Staunte Stella und ging auf den Rest nicht
weiter ein.
"Jein, er hat mir gesagt, wie es geht und ich hatte es auch schon zwei mal fast
geschafft, aber wirklich funktioniert hatte es noch nicht! Aber jetzt lass uns
rein gehen, ich möchte es den anderen endlich erzählen, sonst platz ich noch."
Meinte Alea, packte Stellas Hand und zog sie wieder ins Haus.
"Hey, zieh nicht so!" Schimpfte sie und folgte ihr.
Schnell stürmten die beiden ins Haus hinein und suchten nach den Mädels, diese
hatten sich neben einer Heizung im Flur postiert direkt neben dem Raum in dem
sie die nächste Stunde verbringen würden.
"Ich muss mal mit euch reden ... aber unter weniger Augen." Flüsterte Alea als
sie bei den Mädchen angekommen waren und deutete zur Treppe, wo sich niemand
aufhielt.
"Also was wolltest du uns so wichtiges erzählen? Wenn du so ein Geheimnis darum
machst, muss es schon wichtig sein." Meinte Monika als sie dort angekommen
waren.
Alea nickte und lächelte zu Sophia rüber, diese erwiderte ihren blick und
nickte ihr hilfsbereit zu, dann holte der Blondschopf tief Luft und begann:
"Ich bin Sweetsunrise!"
Eine Stille breitete sich aus und auf dem Fuße folgte ein schallendes
Gelächter.
"Nein, lacht nicht sie ist wirklich Sweetsunrise." Verteidigte Sophia ihre
Freundin.
"Ja klar und Stella ist Earthdestiny!" Schmunzelte Annika.
"Hey woher weißt du das?" Fragte sie teils scherzend teils verwundert.
"Ihr zwei seit der Hit, reist den Witz das nächste Mal aber bitte im
Klassenzimmer, dass die anderen auch mit lachen können." Bat Bianka und wischte
sich die Tränen aus den Augen, die sie vor lachen bekommen hatte.
"Na kommt, lasst uns zurück in den Klassenraum gehen! Die Stunde fängt gleich
an." Drängte Monika und ging fort.
Bianka und Annika folgten ihr und lachten noch leise in sich hinein.
"Tja ich würde mal sagen, sie glauben euch nicht." Sprach eine Stimme und
umarmte Alea von hinten, "Hallo Schatz."
"Lilith!" Erschrak Alea und blickte ihr ins Gesicht.
Lilith knuddelte ihr Schwesterchen und küsste sie dann auf die Lippen, diese
befreite sich von ihr und stellte die Mädels dann nach einem Räuspern einander
vor:
"Sophia, Stella das ist Lilith meine Halbschwester, Lilith das sind Sophia und
Stella."
Ihre Freundinnen sahen überrascht aus, die Münder standen ihnen offen und es
sah so aus als wollten ihre Augen gleich aus den Hüllen hüpfen.
Lilith liebte es die Menschen zu schockieren also machte sie wieder
Annäherungsversuche bei Alea, der das ganze äußerst peinlich war.
"Lilith, nimm sofort deine Finger von ihr! Komm Alea, der Unterricht beginnt,
vielleicht kannst du ja heute bei mir sitzen, wenn nicht hat Herr Bishop heute
Nachmittag nicht viel zu lachen!" Lächelte Tenebrä und ergriff die Hand seiner
Auserwählten.
"Tenebrä, seit wann bist du denn so ein Streber? Oder bist du einfach nur
eifersüchtig?" Spottete Lilith und ging zu ihrer Klasse.
Der Dämon warf ihr einen wütenden Blick nach und zog Alea dann am Handgelenk
in den Klassenraum.
Stella und Sophia blieben noch eine Weile so stehen, es war zu viel was sie
jetzt zu verdauen hatten, aber das Klingelzeichen riss sie jäh aus ihrer
Trance. In Windeseile rannten sie in den Raum zu Herrn Bishop, der sie gleich
missbilligend betrachtete, er sagte aber nichts und sie konnten sich ohne
Standpauke auf ihre Plätze begeben. Aber Alea und Tenebrä durften nicht
zusammen sitzen bleiben, sie nahm wieder den Platz neben Yohanna ein und er
sollte diesmal weiter vorne sitzen, damit Herr Bishop ihn im Auge behalten
konnte.
"Heute gibt es etwas sehr wichtiges, was ich mit euch zu besprechen habe."
Begann Herr Bishop seinen kleinen Vortrag. "Herr Calmer hat mir mitgeteilt, dass
wir in gut einer Woche ein Schulfest veranstalten wollen, es soll von euch
organisiert werden, deshalb müssen wir so schnell wie möglich einen
Klassensprecher wählen, der sich dann in den Konferenzen mit den anderen
austauscht und wir brauchen eine Aufgabe, was wollt ihr vorbereiten?
Verpflegung, irgendeine Show oder was weiß ich macht euch Gedanken, morgen
werden wir in der fünften Stunde miteinander eine Vertretungsstunde haben, also
macht euch Gedanken, oder habt ihr vielleicht jetzt schon Ideen?"
Sofort ging ein Flüstern, Kichern und Tratschen durch die Reihen, Unruhe machte
sich breit. Herr Bishop wurde wütend und schrie die Klasse an:
"Ruhe, ihr bestätigt meinen ersten Eindruck immer wieder. Eine Klasse ohne
Respekt und Ordnung. Da euch dieses Thema zu sehr zum Reden untereinander
animiert als mit mir, werden wir nun erst die Vertreter eurer Klasse wählen."
Einige Arme schossen in die Höhe unter anderem, der von Bianka, Yohanna und
Alea.
"Was ist?" Sagte der Lehrer genervt. "Miss Naseweiß"
"Bianka, B-I-A-N-K-A, ist Ihnen der Name zu schwer?" Gab sie erst als Antwort
und fuhr dann fort. "Meinen Sie nicht, dass das alles ein bisschen schnell geht?
Ich mein wir kennen uns gerade mal drei Tage, wie sollen wir da bestimmen
können wer dafür geeignet ist und wer nicht?"
"Dein Name ist mir keineswegs zu schwer, aber du bist, wie ich es dir gestern
schon erläutert habe, einfach zu vorlaut und besserwisserisch! Ich bitte dich
zwei Tage dürften ja wohl genügen, eure Kameraden kennen zu lernen, ich mein,
so ein bisschen Charakter und Verhalten merkt man sich doch in weniger als zwei
Stunden!" Entrüstete sich Herr Bishop und wetterte danach über Tenebrä.
"Thomas, setzt dich ordentlich hin und sieh zu mir und nicht zum Blondschopf!"
Aber der Dämon sah es nicht ein auf den Lehrer zu hören, der Alea von ihm
weggesetzt hat und jetzt durfte er sie noch nicht einmal ansehen, wie sie mit
ihren Haaren spielt, halb abwesend aus dem Fenster sieht oder sich lächelnd mit
ihrer Banknachbarin unterhält. Tenebrä blieb weiterhin so sitzen, die Beine
auf dem Tisch, mit dem Stuhl leicht kippelnd und auf einem Bleistift kauend zu
Alea starrend.
"Raus Bengel! Sofort raus!" Befahl er dem Jungen und Tenebrä tat seltsamer
weise wie ihm befohlen wurde. Er stand von seinem Stuhl auf, schlenderte durch
die Reihen an Alea vorbei hinaus aus dem Raum.
Als Herr Bishop den Unterricht fortsetzte, bemerkte Alea einen kleinen
zusammengeknüllten Zettel. Vorsichtig und unbemerkt entwirrte sie den Zettel
und las:
"Bitte leiste mir draußen Gesellschaft, ich fühl mich allein und du findest
doch auch, dass Herr Bishop nur Unsinn erzählt. Außerdem habe ich dir etwas
Wichtiges zu sagen."
Alea haderte mit sich selbst, Tenebrä hatte ja Recht, Herr Bishop hielt
momentan mal wieder eine seiner Standpauken und jetzt den Klassensprecher zu
wählen würde wirklich nichts bringen, aber rausgeworfen werden wollte sie auch
nicht, die Show beim letzten Mal war ihr noch immer peinlich. Also was sollte
sie tun? Mitten im Denken wurde sie von Yohanna, ihrer Banknachbarin,
unterbrochen:
"Wie bist du denn auf diese Schule gekommen? Meine Eltern hatten davon gehört
und empfanden es besser als das gemischte Gymnasium im Dorf. Zum Glück war
wirklich nicht all zu viel zu bezahlen, sonst hätten meine Eltern es mir
bestimmt nicht erlaubt hierher zu kommen!"
"Wie? Was hast du gesagt?" Stammelte Alea zu Recht.
"Geht es dir nicht gut? Du siehst so blass aus!" Meinte das Mädchen besorgt.
Und da fiel es Alea wie Schuppen von den Augen, natürlich sie musste nur krank
spielen, so würde sie raus können, aber könnte sie das mit ihrem Gewissen
vereinbaren ... sie hörte die monotone Stimme des Lehrers und sah sich im Raum
um, ihre Mitschüler spielten Käsekästchen, schliefen oder unterhielten sich
per SMS mit anderen - kurz gesagt sie langweilten sich genauso wie Alea.
"Ja, mir geht es schon die ganzen Tage nicht besonders gut, am besten ich frage
Herrn Bishop, ob ich mich ein wenig im Krankenzimmer hinlegen kann." Spielte sie
und hielt sich den Kopf.
"Ja, das wäre wohl das Beste. Komm, ich begleite dich! Nicht das du noch
irgendwo dazwischen zusammenbrichst." Lächelte sie freundlich und meldete sich
schon wie wild.
Da überkam Alea dann doch ein ungutes Gefühl, Yohanna machte sich Sorgen um
sie und langweilte sich bestimmt genauso.
"Herr Bishop?! Herr Bishop!? Alea geht es nicht gut, ich glaube, es wäre das
Beste, wenn sie sich im Krankenzimmer mal durchchecken lässt." Sagte sie
besorgt und besah sich Alea.
Der Lehrer wirkte wütend und es sich natürlich nicht verkneifen Yohanna
anzufahren, sie solle gefälligst warten bis sie aufgerufen wird und nicht
einfach dazwischen plappern. Das erweckte natürlich Aleas Gerechtigkeitssinn
und sie beschwerte sich bei Herrn Bishop, dass Yohanna ihr doch nur helfen wolle
und er deswegen nicht so streng zu ihr sein solle, ja so kam was kommen musste
... Alea kam aus dem Raum, alleine und ohne zur Krankenstation zu müssen, sie
wurde auch rausgeworfen.
"Na super, das fängt echt toll an!" Seufzte sie und verlies den Raum.
"Du hast aber ganz schön lange gebraucht, ich hatte gehofft du kommst früher,
ich habe mich hier schon gelangweilt." Beschwerte sich Tenebrä und küsste Alea
auf die Stirn.
"Hey jetzt meckere nicht und rück mit der Sprache raus! Was wolltest du mir
denn wichtiges sagen? Außerdem bekomm ich wegen dir wirklich noch mal nen
Eintrag in meine Akte." Schimpfte sie leicht errötet und schämte sich ihm in
die Augen zu sehen.
"Sieh mich bitte an!" Bat Tenebrä und hob zärtlich Aleas Kopf an, damit sie
sich direkt in die Augen sehen konnten. "Als ich dich kennen gelernt hatte,
empfand ich die Aufgabe meines Vaters als Strafe, ich dachte du wärst
eingebildet und zickig, halt wie viele Mädchen, aber mit der Zeit, was heißt
in den letzten Tagen habe ich dich näher kennen gelernt und empfinde nun
wirklich viel für dich ... ja das war es was ich dir sagen wollte - ich liebe
dich!"
Dann umfasste er liebevoll ihre Taille und küsste sie, aber Alea schüttelte
ihn ab.
"Wie kannst du sagen, dass du mich liebst, du kennst mich doch gar nicht! Die
paar Tage, was sagen die schon aus? Ich bin nicht das perfekte Mädchen für das
ihr mich alle haltet, ich habe riesige Angst vor Spinnen manchmal sogar vor der
Dunkelheit, wenn ich Reden oder Kurzvorträge halten muss, bekomme ich weiche
Knie, meine Stimme versagt und ich fange an zu zittern, ich bin total verklemmt,
wenn es um Themen wie Liebe und S ... Liebe machen geht, ich werde kaum braun,
selbst wenn ich stundenlang in der Sonne liegen würde, ich bin auch kein Typ
für große Feten oder Discos, ich lache und tanze zwar gerne, aber lieber mit
meinen Freundinnen ... auch wenn ich gerne sagen würde, dass ich perfekt bin,
aber das ist nun mal nicht die Wahrheit." Wisperte sie emotionsgeladen. "Ich
habe dich doch gar nicht verdient ..."
Als Tenebrä das hörte, fing er an zu lachen und konnte sich kaum noch
einkriegen.
"Alea, Perfektion ist langweilig, natürlich will es jeder erreichen, aber
gerade Fehltritte machen das Leben doch lebenswert, wenn alle gleich wären und
es keine Unterschiede gäben würde, käme auch nie etwas neues Aufregendes zu
Stande, etwas wie du!" Belächelte er seinen kleinen Engel.
"W-Wie ich!?!?!?!?!?" Stotterte sie und kam mittlerweile aus ihrer röte kaum
raus.
"Ja du! Ich habe in der Unterwelt schon viele seltsame Leute, Tiere und
Verhaltensweisen gesehen, aber deine Art ist mir neu. Du bist ein Engel, etwas
Besseres als ein normaler Mensch. Und nicht nur das, sondern auch Prinzessin
über alles, was heißt dass du über jedem Wesen stehst, aber du bist
keineswegs herrschsüchtig oder machtgierig, du bist nur besorgt ... über das
was du tust, wie du es tust und welche Folgen es für deine Umwelt hat." Sagte
er und lehnte dabei an der Wand.
Stille breitete sich aus, Alea war seinen Worten genau gefolgt, sie klebte
geradezu an seinen Lippen, aber nun raste ihr Herz, der Junge dort vor ihr hatte
so etwas einzigartiges an sich, etwas das sie an ihn fesselte. Langsam überwand
sie sich und ging auf ihn zu, jedoch wagte sie es nicht ihm in die Augen zu
sehen. Aber warum? Er hatte doch so schöne blaue Augen, so durchdringend und
weit als könne man darin versinken. Was Alea nicht wusste, war dass Tenebrä
sich genauso fühlte, auch wenn er sich hinter seiner Coolness wesentlich besser
verstecken konnte, sein Herz raste genauso, er mit ihr allein auf dem Gang,
draußen war es grau und nur schwach drang das Licht von den erhellten Zimmern
in den dunklen Gang. Beherzt griff er nach ihrer Hand und zog sie an sich heran,
sie lehnte sich an seine Brust und lauschte wieder seinem Herzschlag und er
umarmte sie sanft. Alles hätte auch so weitergehen können, wenn ... ja wenn
nicht genau in diesem Augenblick Herr Bishop die Tür geöffnet hätte um die
beiden wieder herein zu holen.
"Reicht euch beiden die Freizeit nicht? Müsst ihr auch noch in der Schulzeit
rumschmusen?" Rief er so laut, dass es bestimmt die gesamte Schule hören
konnte, was heißt auch der Klasse entging es nicht, so dass die neugierigsten
und mutigsten sich sogar weiter vorlehnten um zu sehen, was die beiden da so
machen. "Euch ist hoffentlich bewusst, dass die Stunde heute Nachmittag
nachholen müsst! ..."
Und er hielt ihnen noch den Rest der Stunde und bis in die Pause hinein eine
Standpauke, die sich gewaschen hatte, aber keiner von beiden hörte richtig zu,
Tenebrä spielte mit Aleas Haaren und sie kämpfte sich andauernd jede Strähne
zurück.
Als er dann endlich aufgehört hatte zu schreien, mussten die beide ihm wohl
oder übel zur nächsten Stunde folgen, schließlich hatten sie da Informatik
mit ihm.
Die Stunde an sich gefiel Alea aber sehr gut, vielleicht lag es ja an dem Fach
oder daran, dass Herr Bishop mal keine Worte so spitz wie Pfeile durch die
Gegend schoss. Leider saß Tenebrä zu weit weg um mit ihm reden zu können, er
wurde von Herrn Calmer nach vorne gesetzt und sie ganz nach hinten, in die
letzte Reihe.
Trotzdem war sie glücklich als der Unterricht beendet war und sie sich noch mal
ein Herz fassen konnte um mit ihren Freundinnen zu reden. Sie standen bereits im
Flur und unterhielten sich angeregt über diese Band, die sie bereits heute
früh im Radio gehört hatte.
"Die Sängerin soll seit der letzten Nacht verschwunden sein." Berichtete
Bianka.
"Ja, das habe ich auch gehört. Ob man sie entführt hat?" Fragte Sophia in die
Runde.
"Worüber genau sprecht ihr denn?" Erkundigte sich Alea.
"über die Sängerin von "Klangflut", dieses Quartett aus aufgedrehten Mädels,
was momentan total angesagt ist. Du weißt schon!?!" Erwiderte Stella voll
Begeisterung.
"Na ja ... ich habe sie heute früh das erste Mal gehört." Gab sie leicht
beschämt zu, an und für sich versuchte sie immer auf dem laufenden zu bleiben,
was Musik betraf, aber in letzter Zeit ist das wirklich zu kurz gekommen.
"Was?!?" Riefen ihre Freundinnen entsetzt im Chor.
"Sie werden schon seit Wochen im Radio rauf und runter gespielt, überall wird
über ihre Welttournee berichtet, ihre Interviews werden tagtäglich gezeigt und
jeder Schüler auf Elestra wartet schon ganz ungeduldig auf den Tag an dem ihr
Album erscheint." Spottete Stella künstlich und piekte dem Blondschopf in die
Rippen.
"Ja und jetzt mussten sie ihre Tournee abbrechen, weil ihre Sängerin
verschwunden ist. Die Presse belagert das Hotel in Fire City und hofft auf eine
Aussage der restlichen Bandmitglieder." Erzählte Monika.
"Ob sie genug von dem Rummel hat?" überlegte Annika laut.
"Vielleicht, aber die Band hat ja auch viele Neider, sie könnte auch entführt
worden sein." Warf Sophia ein.
Und so unterhielten sie sich weiter angeregt über dieses Thema, aber Alea wurde
das zu viel und sie ging. An der Treppe wurde sie von Tenebrä abgefangen,
während sie verträumt aus den Fenstern sah, pirschte er sich von hinten an und
umarmte sie dann stürmisch.
"Na wollen wir jetzt noch ein bisschen üben?" Fragte Tenebrä und knuddelte
sie.
"Was wollt ihr denn üben?" Fragte eine weibliche Stimme und küsste Alea auf
die Wange.
"Na rate mal Schwesterherz, das Teleportieren natürlich!" Antwortete Tenebrä.
"Was hast du denn jetzt?" Wollte Alea wissen und versuchte sich von der
Umklammerung zu lösen.
"Eigentlich Sozialkunde, aber um ehrlich zu sein, dass was die Menschen lernen
interessiert mich nicht besonders, auch wenn ich es recht interessant finde, wie
sie sich das Leben leichter machen." Erwiderte Lilith und kuschelte von vorne
mit.
"Hey Leute, ihr zerdrückt mich." Lachte Alea und tat als ob sie nach Luft
schnappen würde.
"Na gut ... aber in Sozi geht es weiter." Meine der Dämon, küsste sie auf die
Wange und löste dann seinen Griff.
"Wie ihr habt jetzt auch Sozi?" Fragte Lilith erstaunt.
"Ja, das haben wir doch immer in Gruppen, je nachdem wer welches Fach gewählt
hat." Entgegnete Tenebrä.
"Oh du begreifst das System der Menschen aber schnell!" Tat die Dämonenbraut
bewundernd.
"Na komm lasst uns schon mal in den Raum gehen, es geht gleich los." Bat Alea
und zog Tenebrä und Lilith an den Handgelenken in den Raum.
Aber als sie im Raum waren, überraschte sie nicht eine neue Lehrerin sondern
Herr Caron, freudig ging sie zu ihm und lies die beiden Anhänger los. Jedoch
kurz vor dem Tisch des Lehrers wurde ihr schwarz vor Augen und sie brach
zusammen.
Herr Caron, Tenebrä, Aleas Freundinnen ja sogar Lilith und die anderen Schüler
liefen besorgt zu ihr.
Doch sie nahm nichts war.
Sie befand sich in einem schwarzen Nichts und fühlte wie Wasser, das ihr bis zu
den Waden reichte, ihre Beine umspielte, ihr war kalt und von weiten hörte sie
eine Stimme. Ein Mädchen, das sie um Hilfe rief. Alea sah sich um, doch im
Grunde sah sie nichts, sie wollte dem Rufen folgen, doch ihre Flügel hatten
alle Federn verloren und übrig war nur noch ein Skelett aus Knochen, so ging
sie der Stimme nach und geriet immer tiefer in diese Flüssigkeit.
***
Herr Caron wies Tenebrä an, das Mädchen in den Krankenflügel zu bringen und
Lilith, dass sie Herrn Calmer darüber informieren sollte. Er versuchte
währenddessen die Schüler zu beruhigen und mit dem Unterricht normal fort zu
fahren.
Auf dem Weg zu Krankenzimmer brach eine wilde Diskussion zwischen den Beiden
aus.
"Lilith hast du wieder irgendwas damit zu tun?" Flüsterte Tenebrä seiner
Schwester wütend zu.
"Nein, ich schwöre, damit habe ich nichts zu tun, bitte glaube mir." Bat Lilith
und sah sogar etwas besorgt aus.
Es war seltsam, dieses Mädchen, ihr Verhalten und ihre ganze Art beeindruckte
sie und verwunderte sie.
Zaghaft klopfte sie am Lehrerzimmer, blieb aber weiterhin in ihren Gedanken
versunken.
Herr Arilton öffnete die Tür und Tenebrä erklärte ihm die Lage, dann wies
der Lehrer sie zu den jeweiligen Räumen.
Alea war verschwitzt und brabbelte etwas in einer anderen Sprache, ihre Haut war
wieder leichenblass und ihre Wunden schienen wieder zu kommen. Tenebrä machte
sich ernsthaft Sorgen und erklärte der Schwester was passiert war. Sie orderte
ihm an Alea auf eine Liege zu legen und dann in den Unterricht zurückzukehren,
aber es ging nicht, denn Alea hatte sich an ihn fest geklammert. Sie musste
große Schmerzen haben, denn sie krümmte sich und ihr Griff war fest und nicht
zu lösen.
***
Die Flüssigkeit wurde immer fester, sie reichte ihr mittlerweile schon bis zur
Brust und Aleas Beine wurden immer schwerer. Die Stimme war immer noch da aber
es schien als würde sie ihr nicht näher kommen. Ihre Kräfte schwanden und
Schmerzen durchfuhren sie, jedoch konnte sie doch aber niemanden, der um Hilfe
rief, im Stich lassen, also kämpfte sie weiter.
***
Tenebrä hatte sich nun auf das Bett gesetzt mit Alea auf dem Schoß, sie hatte
ihn immer noch im Griff und wollte partout nicht loslassen.
"Vielleicht ist sie ja nur übermüdet oder es hat was mit ihren Verletzungen zu
tun, wissen Sie was bei ihrem Krankenhausbesuch raus gekommen war?" Erkundigte
sich die junge Krankenschwester hilflos.
"Nein ... ich wusste auch gar nicht, dass sie sich untersuchen lassen wollte.
Eigentlich hatte sie dort nur eine der Schwestern des Klosters besuchen wollen."
Antwortete Tenebrä mit einem sichtlich schlechten Gewissen, denn es war, so
meinte er, auch seine Schuld, dass Alea dort unten verletzt worden war. Er hatte
ihr nicht geholfen, aber wie hätte er ihr auch helfen können ...
Die Schwester wuselte indes zu ihrem Tisch, auf dem einige alte Medizinbücher
lagen und wälzte diese durch.
In Gedanken versunken lehnte er sich zurück und beobachtete das zarte Wesen auf
seinen Schenkeln. Ihren Kopf hatte er auf seine Brust gelegt und nun flüsterte
er ihr bittend zu, dass sie aufwachen solle und ihm nie wieder so einen
schrecken einjagen dürfe. Seine Augen wurden schwerer und schließlich nickte
er weg.
Dann trat Herr Calmer leise in das Zimmer herein und erkundigte sich bei der
Schwester wie es ihrer Patientin ginge, sie schämte sich, bis jetzt hatte sie
nicht viel herausfinden können und bat Herrn Calmer vielleicht einen erfahrenen
Arzt hinzu zu bitten. Herr Calmer nickte und ging dann zur Liege, auf der sich
die beiden befanden, ein Schmunzeln konnte er sich nicht verkneifen, sie sahen
zu süß aus, wie er mit ihr auf dem Bett saß sich an die Wand, lehnte und ihre
Hand und Hüfte fest hielt. Aber der Schein trog, sie war durchgeschwitzt und
auf seinem Gesicht konnte man die Sorge förmlich ablesen. Herr Calmer musste
handeln, ein Arzt musste her, aber wie, schließlich waren die einzigen Ärzte
momentan nach Firecity gefahren dort im Krankenhaus brauchte man momentan jeden
einzelnen, denn wegen des zügigen Einzugs des Winters waren die Straßen glatt
und schon etliche Unfälle passiert. Die Vertretung für Notfälle war auch
nicht das Wahre, er war ein Schluckspecht und zumeist sehr mürrisch. Langsam
und nachdenklich verließ er das Krankenzimmer wieder und ging hinüber zu
seinem Haus um seine Frau zu informieren. Konnten sie es wagen das Mädchen in
diesem Zustand nach Fire City bringen oder sollten sie doch die
höchstwahrscheinlich betrunkene Vertretung in kauf nehmen?
***
In der Dunkelheit hatte Alea sich schon fast aufgegeben, denn die Stimme, die um
Hilfe rief war verstummt. Da hörte sie eine andere Stimme und deren so
beruhigender Klang kam ihr bekannt vor. Sie gehörte einem Jungen, er wies ihr
den Weg und sprach ihr Mut zu, doch sie war mit ihrer Kraft am Ende und der
Hilfesuchende brauchte sie nun anscheinend auch nicht mehr so versank sie in
diesem schwarzen flüssigen Etwas, es war so leicht sich einfach fallen zu
lassen, keine Anstrengungen mehr nur Entspannung, aber mitten im Schwarz stockte
ihr der Atem und sie bekam keine Luft mehr. Sie strampelte und wollte wieder aus
der Flüssigkeit heraus, aber nichts half und dann zog sie etwas nach unten,
tiefer immer tiefer in das Schwarz hinein.
***
Tenebrä wachte erschrocken durch ein Zucken auf seinen Beinen auf, Alea
schnappte nach Luft und wurde zunehmend blasser. Sein Herz rutschte ihm in die
Hose, er wollte nach der Krankenschwester rufen, doch sie war nicht im Zimmer
und aufstehen konnte er nicht mit dem Mädchen auf dem Schoß. Sie krallte sich
immer fester in sein Hemd und drückte fast kraftlos seine Hand. Tenebrä
dachte, egal wo sie jetzt war, sie brauchte seine Hilfe. Er hielt ihren Kopf an
den seinen, Fieber hatte sie nicht, aber sie war verschwitzt und er spürte wie
ihr Herz raste. Zärtlich fuhr er ihre Wange entlang und über die Lippen, es
war jetzt zwar nicht der richtige Moment aber er erlag seinen männlichen
Trieben und kam nicht umher ihr einen Kuss zu geben.
***
Immer noch strampelte sie um ihre Freiheit, doch plötzlich fühlte sie wie eine
starke Hand nach ihr griff und sie wieder an die Oberfläche zog, ein weißer
Ritter zu hell für ihre Augen, die zu lange der Dunkelheit ausgesetzt waren,
hatte sie gerettet und hielt sie nun in den Armen, es war zu schön und erst der
Kuss.
***
Tenebrä merkte wie aus dem kraftlosen um Hilfe bittenden Griff ein zärtlicher
wurde und wie sich aus ihrer angespannten Haltung eine entspannte entwickelte,
auch der Kuss, der noch immer anhielt, kam nun von beiden Seiten.
Als ihre Lippen sich dann doch noch langsam voneinander trennten, stand Alea auf
und richtete sich schwankend ihre Kleidung, dann sah sie sich um und begriff nur
langsam wo sie war, aber verstehen, wie sie dort hingekommen war, konnte sie
nicht.
"Und alles OK?" Erkundigte sich Tenebrä und besah sich zweifelnd das noch etwas
unsicher stehende Wesen vor sich an.
"Ja ..." Antwortete Alea und sah geistesabwesend ins nichts.
"Was war denn los? Du bist auf einmal im Klassenraum zusammen gesackt." Meinte
Tenebrä besorgt.
"Ich weiß es ja selber nicht ... ich wollte Herrn Caron begrüßen und dann
wurde mir schwarz vor Augen, ich stand in Wasser oder etwas ähnlichem und
hörte jemanden um Hilfe rufen, es war die selbe Stimme, die ich schon bei Herrn
Caron in der Wohnung gehört hatte, deshalb wollte ich ihr dieses mal helfen
doch ich hatte es wieder nicht geschafft, noch bevor ich die Stimme erreichte,
verstummte sie und ich versank in dieser Flüssigkeit, ich bekam keine Luft und
wurde immer tiefer gezogen ... bis du mich gerettet hast." Erklärte Alea, wurde
rot und drehte sich weg aus Scham.
Der Dämon schmunzelte und umfasste ihre Taille, sie reagierte überrascht, tat
aber nichts um ihn ab zu schütteln oder sich aus dieser Klammer zu lösen, sie
mochte seine Zärtlichkeit, es war ihr aber peinlich das zu zugeben.
"Dann empfindest du also auch etwas für mich." Sagte er zufrieden.
Alea nickte nur als Antwort und wich seinen Blicken aus, sie konnte ihm jetzt
nicht in die Augen sehen, denn es war als würden seine Augen in den ihrigen
lesen können, was sie für ihn empfand und das war weit mehr als nur
Freundschaft - aber war es wirklich Liebe. Was sollte es sonst sein? In seiner
Gegenwart raste ihr Herz wie wild und sie sehnte sich nach seiner Nähe.
"Ich möchte, dass du mir in die Augen siehst und mir dann sagst, was du
empfindest." Bat der Dämon.
Aber das konnte sie nicht, denn gerade als sie ihm die drei Worte sagen wollte
kam Herr Calmer mit seiner Frau und der Schwester ins Zimmer. Alea war noch
immer blass und sah so zerbrechlich aus, als Herr Calmer sie sah, dachte er, er
hätte eine Leiche vor sich.
"Kind, du solltest dich ausruhen. Du bist ja ganz blass." Sagte Frau Calmer und
wuselte zu Alea.
"Gott sei dank, sie ist wieder bei Bewusstsein! Wie hast du es geschafft, dass
sie aufgewacht ist?" Erkundigte sich die Schwester und hastete auch zu Alea um
sie zu untersuchen.
"Wie? Ich äh ... nun ja ..." Stammelte Tenebrä und wurde rot, er konnte ihnen
ja schlecht sagen, dass er sie durch einen Kuss wiedererweckt hat.
***
Im Unterricht von Herrn Caron diskutierten Aleas Freundinnen während des über
den Vorfall und dessen Hintergründe (per Briefchen).
Monika begann:
"Was glaubt ihr war das eben? Ob Alea es nur vorgetäuscht hat oder ob sie
wirklich zusammen gebrochen ist?"
Dann reichte sie den Zettel an Bianka ihre Banknachbarin weiter und diese
antwortete:
"Ich glaube nicht, dass das gestellt war oder sie kann sehr gut schauspielern
und was sagt ihr dazu?"
Als nächstes war Annika an der Reihe:
"Nein, ich glaube auch nicht, dass sie absichtlich die Stunde schwänzt, ich
mein, das ist Alea, sie geht gerne zur Schule."
Dann ging der Zettel an Sophia und sie schrieb ihre Meinung dazu:
"Ich weiß nicht genau, schließlich ist ihr dieser Thomas sofort gefolgt und in
Info soll ja schon so was Ähnliches passiert sein."
Zum Schluss meldete sich Stella zu Wort und hielt ihren Freunden eine
Standpauke:
"Klar hat Alea sich sehr verändert, aber ihr glaubt doch nicht im ernst, dass
sie mal schwänzen würde, Sophia, ich dachte du wärst ihre beste Freundin und
dann fällst du ihr in den Rücken!"
Sophia ließ das natürlich nicht auf sich sitzen und verteidigte sich:
"Ich mache ihr doch keine Vorwürfe! Meinetwegen kann sie sich ruhig mal mehr
auf andere Dinge konzentrieren, ich finde eh, dass sie, seit wir sie kennen,
sich viel zu wenig mal anderen Dingen als der Schule gewidmet hat."
Die Mädels konnten sich nicht halten vor lachen, das war mal wieder typisch
für Sophia, sie dachte sehr häufig in diese Richtung ... eigentlich fast
immer.
Auch Yohanna und Vallewida machten sich über den Vorfall Gedanken, sie hatten
sich zusammengesetzt um besser miteinander reden zu können.
"Ich finde Alea verhält sich komisch, erst diese Reaktion auf die Frage, ob sie
ein Engel sei, dann hat sie so getan als wäre ihr schlecht nur um mit diesem
seltsamen Jungen zusammen sein und jetzt bricht sie zusammen." Meinte Yohanna
nachdenklich.
"Glaubst du dass sie wieder nur so getan hat?" Fragte Vallewida und zeichnete
nebenbei die Tabelle von der Tafel ab.
"Gute Frage, ich mein, du weißt ja was für ne Aura sie hat, du kannst es ja
auch sehen ... aber ihr Verhalten passt irgendwie nicht dazu."
"Mh vergiss nicht, dass sie rausgeflogen ist, weil sie dich verteidigt hat,
vielleicht ging es ihr ja wirklich nicht gut und dieser Junge hat sie
aufgehalten oder ..."
" ... stimmt, oder sie wird von ihm erpresst oder ..."
"Hört mir hier überhaupt noch jemand zu?" Fragte Herr Caron in die flüsternde
Klasse hinein, die schlagartig still wurde. "Könnt ihr das Thema nicht in der
Pause besprechen? Es sind doch eh nur noch ... oh 2 Minuten ... ok dann packt
ein, ich kriege hier ja eh keinen ordentlichen Unterricht mehr zustande, aber
bitte erst nach dem Klingeln den Raum verlassen."
Die Schülerschaft freute sich riesig, endlich mal ein Lehrer nach ihrem
Geschmack. Alle räumten in Windeseile ihre Sachen ein und warteten ungeduldig
auf das Signal um sich dann entweder unauffällig dem Krankenzimmer zu nähern
oder in den anderen Klassen zu verbreiten, was geschehen war.
***
Yohanna und Vallewida wollten zum Krankenzimmer um die Sache doch ein wenig
näher zu erkunden, aber Tenebrä kam ihnen entgegen und erschütterte ihre
Gemühter, seine Aura war dunkel aber nicht negativ.
"Hy, hattet ihr gerade bei Herrn Caron?" Fragte er die beiden Mädchen mit einem
Freundlichen Lächeln auf den Lippen.
Sie nickten, waren von seiner Ausstrahlung aber noch zu verwirrt, als das sie
etwas hätten sagen können, sie war ihnen bei ihrer ersten Begegnung gar nicht
aufgefallen.
"Wisst ihr ob er noch im Raum oder schon weggegangen ist?" Wollte er wissen.
"Ja, bis eben hatte er noch die Tafel abgewischt." Antwortete Vallewida, die
sich als erstes wieder gefasst hatte.
"Danke." Rief er noch über seine als er schon zum Raum gerannt war, in dem sie
eben eigentlich Unterricht gehabt hätten.
"Hey ... hallo ... Yohanna?!? Bist du noch da?" Fragte Vallewida und winkte mit
ihrer Hand vor Johannas Augen hin und her, die völlig weggetreten zu sein
schien.
"War das nicht der Junge, mit dem Alea auf dem Flur war?" Erwiderte Yohanna und
bekam glasige Augen.
"Ja" Antwortete ihre Freundin.
"Glaubst du, dass die zwei zusammen sind?" Sagte Yohanna verträumt.
"Kann sein. Weiß ich nicht." Meinte sie beiläufig. "Aber was ist denn mit dir
los?"
"Hast du mal in seine Augen gesehen, ich mein ... *seufz* ... hast du schon mal
so blaue Augen gesehen und seine Aura ..." Wunderte Yohanna und rang im inneren
mit sich. "Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?"
Aber Vallewida antwortete nicht und drehte nur mit den Augen.
***
"Allen, es geht ihr wieder besser, die Schwester meint es wäre nur eine Art
Schwächeanfall gewesen." Berichtete Tenebrä dem jungen Mann.
"Danke, aber warum informierst du gerade mich, ich mein, deine Schwester und
eure Klassenkameraden würde das doch sicher brennender interessieren, oder?"
Erwiderte Herr Caron nachdenklich.
"Ja ... schon ... aber die informieren sich doch eh selber und ..." Setzte
Tenebrä an.
"Und du verstehst dich noch nicht mit ihnen oder was ist los?" Hackte Allen
nach.
Tenebrä schwieg, er konnte ihm ja schlecht antworten, dass er nur zur Schule
ging um bei Alea zu sein.
***
Während Vallewida immer noch damit beschäftigt war Yohanna wieder unter die
lebenden zu holen, marschierten Sophia, Stella und die anderen zum
Krankenzimmer, doch Herr Calmer wimmelte sie ab und erklärte ihnen, dass ihre
Freundin noch Ruhe brauche. So mussten sie von dannen ziehen, da sie jetzt frei
hatten, gaben sie sich aber nicht damit zu frieden, sondern spannen Pläne, wie
sie nach ihr sehen bzw. die Turteltauben überraschen konnten.
"Weiß einer von euch, wie wir zu ihr kommen können?" Fragte Sophia in die
Runde.
"Vielleicht ist sie ja zusammengebrochen, weil ihr Alea nicht geglaubt habt! Ich
mein, sie war emotional schon immer recht anfällig." Warf Stella den anderen
vor und ignorierte Sophias Frage.
"Oh bitte ... jetzt hör auf, das war doch nur nen schlechter Scherz von euch!"
Meinte Monika entnervt.
Sophia rollte mit den Augen und Stella winkte ab.
"Ihr seid so dumm ... Menschen ... und mit so was gibt sich meine Schwester ab.
Sie hatte wohl recht mit ihrem mangelndem Vertrauen." Hauchte eine Stimme und
trat an ihnen vorbei.
"Hey hast du Probleme? Und was meinst du mit Schwester?" Stutzte Annika
verdutzt, aber Lilith ignorierte die Mädchen und verschwand hinter der
nächsten Ecke.
"Seltsames Mädchen ..." Wunderte sich Bianka.
***
Das Krankenzimmer war mittlerweile leer und Alea langweilte sich fast zu Tode,
sie fühlte sich schon wieder völlig ok ... zumindest meinte sie dass, denn als
sie Herrn Calmer davon überzeugen wollte, waren ihre Beine wie wachs und sie
knickste neben Tenebrä zusammen, hätte er sie nicht gehalten, wäre sie wohl
auf dem Fußboden gelandet. Also was tut man in solch einem weißen total
sterilen Raum? Man macht die Augen zu und versucht zu schlafen.
"Na, wie fühlen wir uns denn?"
"Eigentlich fühl ich mich schon wieder ok, aber meine Beine sind da irgendwie
anderer Meinung. Danke, dass du mich von der Langeweile befreist, Lilith, oder
willst du was Bestimmtes?" Lächelte Alea ohne die Augen zu öffnen.
"Du bist mir total schutzlos ausgeliefert, ich könnte dich jetzt ganz einfach
umbringen." Grinste Lilith und beugte sich über Alea. "Hast du keine Angst vor
mir?"
"Wenn du mich wirklich töten wolltest, hättest du es schon längst tun
können." Erwiderte Alea nur und spürte Liliths Atem an ihrem Ohr.
"Du bist schlau, aber sobald ich das habe, was ich will, wirst du dich vor mir
fürchten!" Flüsterte sie ihrer Schwester ins Ohr und küsste sie dann auf den
Mund.
Alea riss ihre Augen auf und sah wie sich Liliths Gesicht von ihr entfernte,
aber nicht freiwillig, sondern durch eine starke Hand an ihrer Schulter.
"Hatte ich dir nicht schon mal gesagt, dass du deine Finger von ihr lassen
sollst?" Knurrte Tenebrä seine Halbschwester an.
"Aua, beruhig dich mal wieder! Ich hab deinem kleinen Schatz noch gar nichts
getan, aber denk daran du bist nicht immer in ihrer Nähe und dann werde ich da
sein." Schrie Lilith und verschwand.
Tenebrä setzte sich in Gedanken versunken zu Alea auf das Bett, es stimmt,
seine Halbschwester hatte Recht, er konnte ja gar nicht immer bei ihr sein; aber
solange Lilith ihr Ziel den Thron einzunehmen noch nicht erreicht hat, müsste
Alea noch in Sicherheit sein ... oder? Sie ist doch stärker geworden und kann
nun besser mit ihrer Kraft umgehen, auch wenn sie momentan wohl nicht in der
Lage wäre sich vor ihrer Halbschwester zu verteidigen; zudem hatte die Dämonin
in der letzten Zeit schließlich auch anderweitig Gefallen an Alea gefunden und
damit müsste sie nicht warten oder war diese Art von Interesse nur Heuchelei um
ihn zu ärgern? Durch warme sanfte Lippen, die auf seine Wange trafen wurde er
aus den Gedanken gerissen.
"Es ist süß von dir, dass du dir solche Sorgen um mich machst, aber das musst
du nicht, ich weiß, was ich ihr zumuten kann und was nicht, außerdem bin ich
schon groß und kann mit alleine verteidigen." Lächelte Alea ihren Freund an.
Er war von ihrer vertrauensseligen Art, die schon fast naiv wirkte, völlig in
den Bann gezogen, sie hatte so etwas Kindliches an sich und wirkte dennoch so
erhaben und elegant wie nur eine Prinzessin erscheinen konnte. Sie kniete nun
neben ihm auf dem Bett und sah ihn mit ihren fragenden smaragdgrünen Augen an.
Sanft streichelte Tenebrä ihr über die Wange und zog sie am Kinn zu sich
heran, jeder Kuss von ihr war so süß, dass er sich am liebsten nie von ihr
gelöst hatte, doch wie es momentan so seine Art war, platzte Herr Bishop herein
und beugte das Pärchen misstrauisch.
"Oh ja natürlich der Blondschopf ist zusammengebrochen ... ich konnte mir schon
denken, dass es deswegen war. Wenn es dir schon wieder so gut geht, kannst du
auch zum Nachsitzen kommen." Zeterte der Lehrer.
"Ich bitte Sie, Alea kann nicht mal gerade stehen und soll mit Ihnen Nachhilfe
machen?" Fragte Tenebrä angriffslustig.
"Teufelchen, ich habe dich gewarnt, du kannst bei den anderen Lehrern versuchen
dich zu behaupten, bei mir aber nicht, hast du dass verstanden?" Drohte Herr
Bishop.
"Sonst was?" Neckte der Dämon.
"Mutig bist du ja ... obwohl, ich glaube bei dir ist es wohl doch eher Dummheit
als Mut." Bellte der Lehrer zurück.
Dann öffnete sich erneut die Tür und Herr Calmer trat herein.
"Ah Sie habe ich gesucht, Herr Niebert und Sie haben doch jetzt Schluss und da
Sie beide momentan die einzigen Informatik Lehrer sind möchte ich Sie bitten
sich zusammen zu setzen und an de Schulhomepage zu arbeiten. Es sind
organisatorisch zwar noch einige Dinge zu klären, aber die Schule steht ja und
ist bereits aktiv, da finde ich sollten wir auch schon Präsent im Netzt sein.
Herr Niebert wartet bereits im Informatikraum!" Erklärte er in seiner ruhigen
freundlichen Art.
"Aber sicher, jedoch habe ich jetzt keine Zeit. Es tut mir wirklich leid, Sie
enttäuschen zu müssen aber ich habe jetzt noch eine Nachsitzstunde zu
beaufsichtigen!" Erwiderte Herr Bishop wenig erfreut auch noch mit Arbeit für
die Schule eingespannt zu werden.
"Oh heute schon Nachsitzer? Wie viele sind es denn? Wenn sie möchten kann ich
sie auch beaufsichtigen." Schlug Herr Calmer vor.
"Ja schon heute Nachsitzer, es sind zwar nur zwei, aber meist reicht ja schon
ein einziges Steinchen aus um eine Lawine ins rollen zu bringen. Um dem entgegen
zu gehen mache ich das also lieber selber, es ist also nicht nötig, dass Sie
sich auch noch dafür Zeit ans Bein binden, ich möchte ihnen nur etwas ins
Gewissen reden, Aufsätze schreiben erscheint mir dann doch etwas sinnlos!"
Wehrte Herr Bishop ab.
"Nun gut, wie Sie meinen." Gab Herr Calmer dann doch etwas betreten zurück.
"Schön, dass Sie sich nach dem Befinden Ihrer Schülerin erkundigen, ich glaube
kaum, dass ein anderer Lehrer so etwas auch machen würde."
"Na ja man muss doch auf seine Schäfchen aufpassen." Sagte Herr Bishop und
lachte diabolisch.
Herr Calmer sah verwundert zu Alea und Tenebrä, als von ihnen nur ein
Schulterzucken kam, ging er hinaus in sein Büro.
"Ja man sollte auf seine Schäfchen aufpassen, besonders auf die schwarzen!"
Ergänzte der Lehrer.
"Nur zu schade, dass sie als Schosshündchen nicht dazu in der Lage sind."
Grinste Tenebrä zurück.
Der Dämon wollte den Lehrer provozieren, er hatte weder Angst noch Respekt vor
ihm, warum also sollte er ihm und seinen Launen weichen. Aber Alea zupfte nur
kurz an der Schuluniform ihres Freundes und schüttelte mit dem Kopf, sie wollte
anscheinend nicht, dass er ihn noch mehr reizt.
"Du weißt doch selber, dass er eher einem Wolf ähnelt, der die Schafherde
zerreißen will. Warum provozierst du ihn noch?" Wisperte Alea.
"Er markiert den starken Mann, aber jemand, der sich auf solch plumpe Art
anpöbeln lässt, ist schwach und hat viel Selbstzweifel, das wird sein
Untergang sein." Flüsterte Tenebrä lächelnd zurück, er genoss es, wie der
erwachsene Mann ihm gegenüber mit seiner Wut kämpfte.
"Ich erwarte euch draußen!" Schnaubte der Lehrer, ging hinaus und knallte die
Tür hinter sich zu.
***
Vallewida und Yohanna scheiterten genau wie die anderen am Lehrerzimmer, auch
wenn sie jetzt frei hatten, wurden sie daheim erwartet, sie konnten ja während
des Heimwegs noch darüber philosophieren - auch wenn Yohanna die Zeit eher
dafür nutzte um über den Jungen mit seltsamen Aura nach zu denken und
Vallewida mit ihren Schwärmereinen zu nerven.
Aleas Freundinnen hatten nach langem Grübeln und den ungeheuerlichsten Plänen
dann auch aufgegeben noch am selben Tag zu ihr zu gelangen; alle bis auf Sophia
und Stella machten sich auf den Weg nach Hause. Spätestens am nächsten Tag
würden sie ja mit Sicherheit erfahren was geschehen war und wie es ihrer
Freundin ging. Die beiden Mädchen jedoch blieben, weil sie sich schon in etwa
denken konnten, was mit ihrer Freundin los war oder zumindest womit ihr
Schwächeanfall zu tun hatte. Die Mädchentoilette bildete den idealen Treff, da
für andere der Unterricht schon wieder begonnen hatte und die anderen alle
ausgeflogen waren, konnten sie sich dort ausgezeichnet auch über die seltsamen
Vorkommnisse von Alea unterhalten. Zum Glück waren die Toiletten neu, alles
roch noch frisch, vor dem Umbau - als die Schwestern noch die Schule führten -
war das nicht immer so, oft genug musste man die Luft anhalten, während man auf
der Toilette war, sonst hätte einen der Geruch wohl ins Koma befördert. Zu der
Zeit lagen die Sanitären Anlagen aber auch in der Mitte des Gebäudes und dort
konnte man ja nur schlecht ein Fenster öffnen.
"Ich glaube nicht, dass sie nur geschauspielert hat." Gab Sophia zu und Stella
nickte. "Es wird wohl eher etwas na ja sagen wir mit ihrem anderen "Ich" zu tun
haben."
"Ja, das vermute ich auch. Aber wie genau? Das kann ich mir noch nicht
erklären." Meinte Stella darauf.
"Das sollten wir sie wohl selber fragen." Schob Sophia nachdenklich ein.
"Mh" Kam es zustimmend von Stella, "Seit wann weißt du eigentlich davon? Alea
hatte mir vorhin nur davon erzählt, dass du sie enttarnt hast, aber nicht seit
wann."
"Na ja misstrauisch war ich schon länger, aber heute in der ersten Pause wollte
ich sie dann zur Rede stellen, na und da hat sie mir dann alles gebeichtet. Ihr
zwei habt ja schon schöne Abenteuer erlebt! Da könnte ich glatt neidisch
werden. Und ihr seid richtige Prinzessinnen?" Schwärmte Sophia.
"Ja, ich bin die Prinzessin der Erde." Bekundete Stella stolz.
"Alea ist die Prinzessin des Feuers und ihre Freundin von Aquats ist ..."
Zählte Sophia auf.
"Sie ist die Prinzessin des Wassers. Ja." Ergänzte Stella nachdenklich.
"Es erscheint einem irgendwie unwirklich." Lächelte Sophia und beobachtete den
Rotschopf.
"Wem sagst du das? Ich habe Drachen, Dämonen und Prinzessinnen immer für
Legenden gehalten ... es ist irgendwie seltsam jetzt selber eine dieser Legenden
zu sein." Flüsterte Stella.
"Oh bitte, du und eine Legende? Du und diese Wasserprinzessin habt doch nur
Glück, dass ihr Alea kennt, da euer Schicksal so eng mit dem ihren verknüpft
ist, seid ihr zu dem geworden, was ihr jetzt seid, es hat keinesfalls etwas mit
euren Fähigkeiten zu tun oder eurem Blut, ihr seid Freundinnen deshalb
erhieltet ihr dieses Privileg." Lästerte eine weibliche Person, die wie aus dem
Nichts erschienen war und nun vor dem großen Spiegel in der Toilette stand.
"Was?" Rief Stella entrüstet.
"Warte mal du bist doch diese Lilith? Weißt du was mit Alea los ist?" Fragte
Sophia.
"In eurer Welt heiße ich Lil, Tenebrä meinte es wäre besser so. Klar weiß
ich wie es ihr geht." Meinte Lilith und frischte sich ihr Make-up auf.
"Ja und?" Hakte Sophia nach.
"Dann sag es uns doch!" Sagte Stella genervt.
"Und was kriege ich dafür?" Fragte Lilith und wendete sich vom Spiegel ab.
"Wie was du dafür bekommst? Erwartest du etwa nur für so eine kleine
Information eine Gegenleistung?" Empörte sich Stella.
"Natürlich, bei uns in der Unterwelt gibt es keinen Dienst ohne Lohn." Hauchte
Lilith und trat grinsend näher an Stella und Sophia heran. "Ihr seht gut aus."
Die beiden Mädchen tauschten nervöse Blicke aus, in der Pause hatte Lilith mit
Alea "gekuschelt", wollte sie dies nun auch mit ihnen?
"Danke, aber dann besorgen wir uns unsere Informationen selber." Sprach Stella
entschlossen.
"Wie ihr wollt, aber ihr müsst euch beeilen, dieser seltsame Informatiklehrer B
... Bishko ... nein Bishop hält ihr und Tenebrä jetzt eine "kleine"
Standpauke." Plapperte Lilith und widmete sich wieder ganz dem Spiegel und ihrer
Schminke. "Er will mit ihnen draußen "spazieren gehen". Ein seltsamer Lehrer
..."
Kaum hatte Lilith zu Ende gesprochen, waren Stella und Sophia auch schon
verschwunden. Sie stürmten die Treppe hinunter und durch die riesigen Pforten
der Tür. Auf dem Hof waren sie nicht zu sehen, vielleicht waren sie ja noch im
Krankenzimmer oder sollten sie schon vor den Toren der Schule sein? An den
Spuren im Schnee konnte man es schlecht erkennen, durch die Schülermengen, die
dort bereits entlang gestapft waren. Zum Glück hatte es aufgehört zu schneien,
der Himmel war zwar immer noch voll mit Schneewolken, aber nun konnte man
wenigstens mal vor die Tür gehen und sehen wo man hintritt.
"Was glaubst du, ob sie schon los sind?" Erkundigte sich Sophia.
"Keine Ahnung, es könnte sein. Ich mein, wer weiß wann Lilith das
aufgeschnappt hat? Sie könnten schon mitten im Wald sein." Antwortete Stella
und stapfte zur anderen Seite der Mauer.
Sophia folgte ihr, zusammen hielten sie Ausschau, aber nicht mal die Gestalt
eines Tieres war im Wald zu sehen.
"Wir haben sie verpasst." Seufzte Sophia.
"Mir ist saukalt. Wollen wir wieder rein gehen und warten bis sie zurückkommen
oder lieber doch gleich nach Hause traben?" Beschwerte sich Stella.
Sophia deutete dem Rotschopf an, dass sie still sein soll und drängte sie
wieder zurück zur Mauer. Aus den Pforten des Schulgebäudes kam ein kleines
Grüppchen von drei Leuten, um genau zu es waren die Drei, auf die Stella und
Sophia schon gewartet hatten. Tenebrä und Alea wurden von Herrn Bishop voraus
geschupst, während er wie immer über ihr Verhalten meckerte. Tenebrä hielt
sich offen sichtbar die Ohren zu und drehte mit den Augen, was den Lehrer nur
noch mehr reizte und zum Zetern aufforderte.
"Süß ist er ja." Kicherte Sophia.
"Mh." Erwiderter Stella und wechselte das Thema. "Wir sollten Herrn Bishop
fragen, ob wir kurz mit den beiden unter vier Augen sprechen dürfen, denn vor
ihm können wir Alea ja schlecht fragen, was mit ihr los ist!"
"Schon, aber meinst du, dass er uns die beiden so einfach überlässt?"
Krittelte Sophia.
"Schlag was Besseres vor!" Bot Stella an, wartete die Antwort aber nicht ab
sondern ging einfach auf den Lehrer zu.
Sophia schnaubte wütend, aber was Besseres, das auch umsetzbar war, fiel ihr
nicht ein, also folgte sie ihrer Freundin.
"Seid ihr zwei nicht in meiner Klasse?" Fragte Herr Bishop und besah sich die
Mädchen.
"Ja Herr Bishop, ich bin Stella Schnuppe und das ist Sophia Bell. Wir hätten da
eine Bitte an sie." Erwiderte Stella.
"So und wie lautet eure Bitte?" Erkundigte sich der Lehrer.
"Wir bitten sie, uns Alea kurz zu überlassen, wir haben etwas mit ihr unter ...
sechs Augen zu besprechen." Bat Sophia.
"Ach ja und was wollt ihr mit dem kleinen Luder besprechen? Sie ist kein
besonders guter Umgang." Meinte Herr Bishop und sah sie ernst an.
Stella und Sophia sahen sie sich fragend an, was sollten sie ihm für einen
Grund nennen, es musste etwas sein, er hören wollte, bei dem er dann gar nicht
nein sagen kann.
"Alea hat unseren Freunden schöne Augen gemacht, das können wir nicht so
einfach durchgehen lassen!" Schimpfte Sophia wütend und wirkte wirklich
überzeugend, ja fast zu überzeugend, denn sogar Tenebrä sah Alea erstaunt an.
"Ach so ist das." Lächelte Herr Bishop, er wusste wie zickig sich Mädchen
benehmen konnten und Eifersucht konnte sogar aus den nettesten Mädchen eine
Furie machen. "Klar nehmt sie mit, aber nicht länger als zehn Minuten."
Alea schüttelte kurz mit dem Kopf um Tenebräs fragendem Blick zu antworten,
dann folgte sie ihren Freundinnen ein paar Meter, bis sie sich sicher waren,
dass Herr Bishop sie nicht mehr hören konnte.
"So jetzt rück mal mit der Sprache aus, was ist vorhin mit dir passiert?"
Forderte Stella.
"Die Ärztin meinte, ich wäre überanstreng, wegen den Geschehnissen der
letzten Tage, aber ich bin anderer Meinung. Mir wurde auf einmal schwarz vor
Augen und ich habe wieder diese Stimme gehört, von der ich schon öfter
geträumt hatte. Tenebrä meinte es wäre nur ein Traum, aber ich glaube es ist
ein Hilferuf." Antwortete Alea.
"Ein Hilferuf? Und von wem?" Fragte Stella und sah sie ungläubig an.
"Meinst du so über Telepathie?" Erkundigte sich Sophia.
"Keine Ahnung." Meinte Alea nur und zuckte mit den Schultern. "Aber beschäftigt
euch das wirklich so sehr oder ist da noch was?"
"Ja, eine Frage habe ich noch: in dieser seltsamen Sprechstunde, da bist du doch
rausgeflogen ... ging es dir da wirklich auch schon schlecht oder wolltest du
nur zu deinem Liebling? Und was genau habt ihr da draußen dann gemacht, als
Herr Bishop euch entdeckt hatte?" Horchte Sophia ihre Freundin aus.
Alea lief rot an, mit so einer Frage hatte sie nicht gerechnet, sie räusperte
sich, sah auf den Boden und antwortete dann:
"Ja, ich habe da nur geschauspielert, tut mir leid, ihr musstet euch seine
Predigten anhören und ich ... es ist aber nicht passiert ... also wir sind
nicht intim geworden ... noch nicht einmal geküsst haben wir uns ... er lehnte
an der Wand ... und ... na ja dann zog er mich zu sich und ich lehnte mich bei
ihm an."
Sophia und Stella schmunzelten, ihre Freundin schämte sich anscheinend auch mal
ein bisschen rebellisch zu sein, schließlich war sie immer das liebe und artige
Mädchen.
"Thomas ist kein besonders guter Umgang für dich!" Sagte Sophia und wedelte
drohend mit dem Zeigefinger.
"Hey, das musste mal passieren, dass du schwänzt. Es war so spießig, deine
Ich-bin-das-liebe-Mädchen-von-nebenan-und-würde-keiner-Fliege-was-zu-leide-tun-Tur."
Grinste Stella und schlug Alea aus Spaß auf den Rücken.
Für ihre Freundin war es aber nicht so spaßig, schließlich waren ihre Wunden
mittlerweile wieder da und durch den Schlag sind nun wohl wieder einige Wunden
aufgegangen. Alea hielt kurz inne, jede Bewegung tat ihr auf einmal weh und sie
wurde blass.
"Oh Sorry, alles ok? Aber sag mal vorhin hattest du mir doch erzählt, dass
deine Wunden geheilt waren." Erkundigte sich Stella als sie die farbliche
Änderung ihrer Freundin sah.
"Nein, alles klar. Es geht gleich wieder. Nachdem ich im Krankenzimmer wieder zu
mir kam, waren die Verletzungen wieder da, aber nicht so schlimm wie gestern."
Erklärte Alea und hoffte, dass die Schmerzen bald nachlassen würden. "Und
jetzt lasst uns besser zurück gehen, nicht dass ihr auch noch ärger mit Herrn
Bishop bekommt, auch wenn ich glaube, dass ihr jetzt erstmal einen Stein bei ihm
im Brett habt."
Stella und Sophia nickten, ganz wohl war ihnen dabei nicht und erwartet hatten
sie von dem Vorfall auch mehr, denn schließlich glaubte nur Alea, dass es ein
Hilferuf war und wiederkehrende Träume hatte doch nun wirklich jeder schon mal
gehabt. So gingen die Mädchen sichtlich enttäuscht mit Alea zurück zu Herrn
Bishop, bedankten sich bei ihm für die Wartezeit und machten sich auf den Weg
nach Hause. Tenebrä war geschockt, nicht wegen der lügnerischen
Beschuldigungen, mit denen der Lehrer ihn bombardiert hatte, sondern wegen Aleas
äußerst ungesunder Hautfarbe, die Herr Bishop aber gar nicht bemerkt hatte.
Das Dumme für Alea war jetzt nur, dass der Lehrer in seinem Glauben, dass Alea
mit jedem Jungen anbändeln würde, unterstützt worden war.
"Da siehst du es, mit deinem Verhalten machst du dir keine Freunde!" So begann
Herr Bishop die Nachsitzstunde für die beiden und er schupste sie voran, der
"Spaziergang" sollte also beginnen und er versprach anstrengend zu werden.
Je tiefer sie in den Wald gingen, je frecher wurde Tenebrä und je lauter wurde
Herr Bishop, seine Predigt ging über das schlechte Verhalten der beiden und wie
sehr sie sich verbessern mussten, immer wieder ließ er Beleidigungen mit
einfließen. Tenebrä musste sich ganz schön zusammen reißen um dem Lehrer
keine zu scheuern, es regte ihn auf wie er über Alea und ihn herzog. Als es ihm
zu bunt wurde, dem Lehrer zuzuhören, flirtete er mit Alea, die sich bei ihm
eingehackt hatte und schon wieder an Farbe gewonnen hatte. Sie hatte schon
wesentlich früher ihre Ohren gegen über den Worten des Lehrers zu
verschließen und genoss die Umgebung, es war immer wieder unglaublich für sie,
wie schnell der Wald seine Blätter verlor und mit dichten Schneemassen bedeckt
wurde, überall glitzerte es und alles schien so rein und unschuldig.
"Hört ihr mir überhaupt noch zu?" Unterbrach Herr Bishop sie bei ihren
Tätigkeiten.
Alea und Tenebrä wollten gerade antworten, als ein Feuerball nur wenige
Zentimeter neben ihnen einschlug und einen kleinen Krater hinterließ. Der
Lehrer wich erschrocken zurück und stieß mit einem schwarz ummantelten Wesen
zusammen, das Tenebrä und Alea ja bereits als Grindis kannten.
"Was machen die denn hier?" Flüsterte sie ihrem Freund zu.
Er zuckte mit den Schultern und versuchte mit dem Grindi zu sprechen, doch
anscheinend verstand der Grindi ihn nicht oder wollte es einfach nicht, denn
nicht ein Laut kam von dem vermummten Wesen. Vorsichtig stand Herr Bishop auf,
klopfte sich den Schnee aus seinem Mantel und sah den Kommunikationsversuchen
von Tenebrä zu, dabei fiel ihm auf, dass mittlerweile noch mehr von diesen
seltsamen Gestalten aufgetaucht waren und sie umzingelt wurden.
"Kenn ihr zwei diese ..." der Lehrer musste nachdenken ihm fiel das erste mal
keine wirklich treffende Beleidigung ein, die diese Wesen gut genug beschrieben
hätte, "...Subjekte. Was suchen sie hier?"
"Nein, wir kennen sie nicht und es scheint als können sie unsere Sprache nicht,
jedenfalls antworten sie nicht auf meine Frage, warum sie denn hier sind."
Erwiderte Tenebrä kurz, es wäre ihm nur recht, wenn die Grindis ein bisschen
an dem Lehrer nuckeln würden.
Plötzlich tauchte aus dem Nichts Lilith auf und sah äußerst besorgt aus, sie
trug wieder ihre Kluft aus der Unterwelt, was zu einer reflexartigen
Grapschaktion von Herrn Bishop führte, die jedoch nicht ungestraft blieb.
Lilith verpasste ihm eine satte Ohrfeige und beförderte ihn somit in das Land
der Träume.
"Bravo." Jubelte Tenebrä. "Aber was suchst du denn jetzt hier? Hast du nicht
noch Unterricht?"
"Ich lass mir eben nicht von jedem an den Hintern packen. Die Schule hab ich
geschwänzt, sterbenslangweilig das Zeug. Aber das ist nicht Grund, weshalb ich
hier bin!" Sagte Lilith und zwinkerte Tenebrä zu. "Die Grindis spielen
verrückt, sie überfallen in der Unterwelt unsere Dörfer, setzen sie in Brand
und entziehen unserem Volk die Kraft, ich wollte euch warnen, denn ich habe
gerade einem Trupp zugehört, dass sie euch überfallen wollen und ..."
"Danke Lilith, aber sieh dich doch mal um!" Unterbrach Tenebrä seine
Halbschwester. "Hat Vater die Armee zusammengerufen?"
Lilith blickte sich um und musste erschrocken erkennen, dass sie bereits zu
spät gekommen war, sie ließ ihr Schwert erscheinen und machte sich
kampfbereit, dann antwortete sie ihrem Halbbruder:
"Ja aber da gibt es ein kleines Problem."
"Was denn für ein Problem? Vater hat diese Wesen erschaffen und er müsste sie
doch auch mit einem Fingerschnippen wieder zerstören können!" Meinte Tenebrä
nun doch etwas aufgebracht und machte sich auch zum Kampfe bereit.
"Sie haben schwarze Magie erlernt und können sich nun vor uns schützen, auch
ihre Angriffe hat es verstärkt. Vaters Armee allein ist zu klein, selbst er ist
in den Kampf gegen seine Wesen gezogen. Es gab schon etliche Verluste, aber
weder unsere Spione noch Vaters magisches Auge haben herausgefunden, wie sie an
die Magie gekommen, warum sie diese gegen uns nutzen oder was sie vorhaben."
"Euer Vater hat diese Wesen erschaffen?" Mischte Alea sich nun in das Gespräch.
"Tu nicht so verwundert! Was glaubst du, wie eure Vaniphen entstanden sind? Die
sind in Laboratorien gezüchtet worden. Vater kann Wesen durch Erde und sein
Blut zum Leben erwecken!" Fauchte Lilith zurück.
Alea wusste, dass die Tierart nicht natürlich entstanden war, sie entsprang aus
genmanipulierten Zellen, aber bis jetzt hatten diese Wesen noch nicht ihre
Schöpfer angefallen.
Die Grindis traten immer näher und rissen Alea somit aus ihren Gedanken, ihre
Mäntel streiften über den Schnee und hinterließen seltsame Spuren. Plötzlich
schossen rankenartige Arme von überall aus den Umhängen der Grindis. Lilith
schlug diejenigen, die auf sie zukamen mit ihrem Schwert ab und Tenebrä tat es
ihr mit Zaubern gleich. Er verbrannte sie mit blauen Flammen und schleuderte
ihnen Eissplitter um die Ohren (sofern sie überhaupt welche haben), nur Alea
hatte den Angriff etwas verschlafen und wurde von einigen dieser Ranken
gewürgt, doch Tenebrä konnte ihr nicht helfen, denn alles was er von den
Grindis abschlug, wuchs in Windeseile wieder nach und als er zu ihr eilen
wollte, packten sie ihm am Bein und ließen ihn durch die Luft segeln.
"Tenebrä." ächzte Alea, als sie ihn durch die Luft fliegen sah, sie schloss
ihre Augen und versuchte ihre Tränen zu unterdrücken, sie kam sich so hilflos
vor.
Sie umklammerte die Ranken, die sich um ihren Hals geschlungen hatten und
versuchte sie zu lösen, doch nichts half. Welch große Kriegerin war sie, dass
sie sich nicht mal aus den Klauen dieser Kreaturen befreien konnte? Doch
plötzlich löste sich die zuvor immer fester werdende Umklammerung und als Alea
ihre Augen wieder öffnete, nahm sie nur noch verschwommen war, was weiter
passierte. Sie hatte sich verwandelt ohne sich darauf konzentriert zu haben,
jedoch nicht in Sweetsunrise oder die Prinzessin, nein sie trug immer noch ihre
Schuluniform aber Flammen umgaben sie und nun allein durch ihre Hände hatte sie
die Tentakel der Grindis in Brand gesetzt, ihr selbst tat das Feuer, das sie nun
umgab nichts, doch bei den Grindis blieb es nicht nur an den rankenartigen
Armen, sondern fraß sich bis zu ihren Körpern und ließ auch diese in Flammen
aufgehen. Man konnte eine Art Schmerzensschrei von ihnen vernehmen bevor sie
sich dann zu Staub auflösten und im Schnee versanken. Nun sah sie zu Tenebrä,
der nur wenige Zenitmeter neben ihr gelandet war, sie hätte sich keine Sorgen
um ihn machen müssen, er war schließlich ein Dämonenprinz und ließ sich
nicht so leicht unterkriegen. Sie standen sich gegenüber, er hatte pechschwarze
Fledermausflügel und sie ihre weißen Engelsflügel. Lilith bekam Angst als sie
dies sah, denn ihre Halbschwester strahlte nicht wie sonst diese herzliche
Wärme sondern eiskalte Gleichgültigkeit.
"Du hast sie besiegt, aber wie?" Staunte Tenebrä und ging näher auf Alea zu.
Aber sie reagierte nicht auf seine Frage, sondern stieß ihn zur Seite und
sandte Feuerbälle zu den noch lebenden Grindis, die sich sogleich - genau wie
die anderen - zu Sandkörnern auflösten. Dann verlor Alea das Bewusstsein und
brach zusammen, Tenebrä verstand gar nichts mehr, sie hatte ihn durch den Stoß
zur Seite am Bauch verletzt, seine Schuluniform hatte nun ein riesiges Brandloch
an dieser Stelle und es brannte und zog fürchterlich als er sich wieder auf die
Beine begab.
"Alles ok?" Fragte Lilith und besah sich seine Wunde am Bauch. "Was war das?"
"Ich weiß es nicht!" Erwiderte Tenebrä fassungslos und beugte sich vorsichtig
zu Alea hinunter, die ihm Schnee lag als wäre nichts passiert.
"Pass auf, nicht dass du dich wieder verbrennst." Warnte Lilith, als sie sah,
dass er sie hochheben wollte.
Zaghaft streckte er seine Hand aus und berührte sie, aber da war Nichts, kein
brennen oder ziepen. Ihre Haut war zwar warm aber nicht überhitzt. Vorsichtig
hob er sie hoch und nahm sie auf die Arme, an der Stelle, auf der sie eben noch
gelegen hatte, war der Schnee vollkommen weggetaut und es grünten ein paar
Grashalme und Blumen, aber wo sollten sie jetzt hin, zu sich konnte er sie
schlecht bringen, wenn in der Unterwelt jetzt wirklich der Teufel los war - im
wahrsten Sinne des Wortes. Tenebrä zermarterte sich das Hirn während Alea ganz
seelenruhig in seinen Armen schlief und sich anscheinend pudelwohl fühlte.
"Mir würde es auch gut gehen, wenn ich in deinen Armen liegen könnte."
Schnaubte Lilith verachtend zu Alea.
"Wenn es dir gut gehen würde?" Wiederholte Tenebrä in Gedanken versunken, dann
setzte er den Blondschopf ab.
"Oh das war doch nur ein Witz, aber wenn du meinst." Lächelte Lilith und
dachte, dass Tenebrä nun sie auf die Arme nehmen würde, aber falsch gedacht.
Er lehnte Alea an einen Baum zog ihr etwas zögerlich den Rock hoch, sah sich um
und tätschelte ihre Oberschenkel ab. Lilith dachte, sie würde nicht richtig
sehen, was machte er da mit dem Blondschopf?
"Ich glaub's ja noch. Spinnst du? Willst du sie echt hier draußen ..." Dann
brach sie ab, denn er strich den Roch wieder zurück. "Was sollte das denn? Ich
dachte echt du ..."
Nun knöpfte er ihr erst den Mantel, dann den Rock und schließlich auch die
Bluse auf, er konnte es nicht glauben, schon wieder hatte sie sich selbst
geheilt.
"Siehst du das?" Fragte er Lilith.
"Was? Ihren hübschen BH? Oder die mickrigen Dinger, die er da zusammenhält?"
Erwiderte Lilith eifersüchtig.
"Bitte?" Sagte Tenebrä und ja das erste mal wurde ihm jetzt richtig klar, was
er da getan hatte und richtete seinen Blick unweigerlich auf Aleas Oberweite,
die aber keineswegs mickrig ist, sofort lief er knallrot an und knöpfte ihre
Kleidung mit zittriger Hand wieder zu.
"Was war das denn jetzt?" Fragte Lilith und kicherte.
"Ich ... nein, es war nicht wegen ..." Stammelte Tenebrä, räusperte sich und
nahm Alea wieder auf den Arm. "Ich mein, hast du das gesehen?"
"Was soll ich denn gesehen haben?" Grinste seine Halbschwester und musste sich
einen erneuten Lachanfall verkneifen.
"Sie hat sich geheilt, ihre Flügel hatten nicht mal mehr einen Kratzer und ...
der Rest von ihr auch nicht." Antwortete Tenebrä.
"Wie deswegen hast du ...?" Sprach Lilith und konnte sich nicht mehr
zusammenreißen, sie lachte frei drauflos.
Alea gähnte und streckte sich auf Tenebräs Armen, sie war anscheinend durch
das laute Gegröle von Lilith aufgewacht, nun rieb sie sich die Augen und sah
sich um.
"Wie? Wo sind denn die Grindis hin?" Fragte sie etwas verwirrt.
"Die hast du besiegt, mein kleines Dummchen." Antwortete Lilith und kniff Alea
in die Wange. "Und deine kleine Show hat Tenebrä so heiß gemacht, dass ..."
"Das ist jetzt wirklich nicht wichtig Lilith, wir sollten unserem Vater helfen
und Alea ich würde mich freuen, wenn du uns helfen würdest." Lenkte Tenebrä
ab und ließ Alea von seinen Armen.
"Natürlich werde ich euch helfen, aber wie meint ihr das - ,ich hätte die
Grindis besiegt'?" Fragte Alea.
"Wie du weißt Nichts mehr davon?" Erwidere Lilith etwas irritiert.
"Nein, ich habe keine Ahnung mehr davon und was hast du damit gemeint dass
Tenebrä ..." Weiter kam Alea, denn Tenebrä hatte sie zu sich gezogen und wie
immer umwerfend geküsst. "Wofür war das denn?"
"Ich liebe dich." Meinte Tenebrä und küsste sie noch einmal.
"Hallo, es reicht ihr zwei. Lasst uns jetzt die Grindis in der Unterwelt ein
bisschen ärgern." Stichelte Lilith und dränge sich zwischen die beiden.
"Ist ja gut, erstmal vor mein Haus?" Fragte Tenebrä in die Runde und nickte
Alea von Lilith unbemerkt zu.
Lilith verschwand als erste und danach Tenebrä.
***
"Oh nein, jetzt haben wir deine kleine Freundin doch glatt vergessen. Ups."
Sagte Lilith und spielte die Reuige.
"Keine Sorge, sie wird auch gleich ankommen." Erwiderte Tenebrä.
"Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sie sich jetzt schon alleine teleportieren
kann!" Lästerte seine Halbschwester.
"Doch sie kann es schaffen, im Auto war sie ja auch schon fast weg." Bestätigte
der Dämon und lehnte sich lässig gegen sein Haus.
"Und wie lange willst du hier warten? Bis da ist, werden Vaters Armeen
überrannt worden sein." Schimpfte Lilith. "Geh sie lieber holen, selbst über
das Tor ginge es schneller."
"Nein, warte!" Befahl Tenebrä.
"Nein, ich werde nicht zusehen, wie die uns bekannte Welt untergeht! Seit langem
fühl ich mich an einem Ort endlich mal zu Hause. Und dann soll ich zusehen, wie
dieser Ort zerstört wird?" Schrie die Dämonin und begann zu weinen. "Ich gehe
sie jetzt holen, mir dauert das zu lange."
"Nein." Rief Tenebrä wütend und doch mitfühlend, aber es war zu spät, sie
war bereits verschwunden.
***
Aber als Lilith wieder an dem Ort ankam, von wo aus sie in die Unterwelt
gestartet waren, konnte sie Alea nirgends entdecken. Nur eine seltsame Spur ihm
Schnee war zu sehen, erst wusste sie damit nichts anzufangen, dann fiel ihr auf,
dass dieser Lehrer nicht mehr im Schnee lag und sie konnte es sich
zusammenreimen. Sie folgte der Spur und hatte Alea schon sehr bald eingeholt,
sie zog den Lehrer hinter sich her und wollte ihn so zur Schule zurück
schleifen.
"Sag mal spinnst du jetzt völlig?" Erkundigte sich Lilith. "Wir warten in der
Unterwelt auf dich und du amüsierst dich hier mit nem Lehrer?"
"Ich wollte mich ja zu euch teleportieren, aber ..." Wollte Alea erklären,
jedoch wurde sie unterbrochen.
"Aber du kannst es noch nicht stimms?" Stichelte die Dämonin.
"Nein, mir fiel auf, dass Herr Bishop ja immer noch im Schnee lag und ich
möchte kein Menschenleben auf dem Gewissen haben!" Erwiderte Alea. "Aber sag
mal, wie hast du es geschafft ihn nur mit einer Ohrfeige so bewusstlos zu
schlagen?"
"Das war ne Ohrfeige mit Faust." Lächelte Lilith und nahm Alea den Lehrer ab.
"Ich bringe den jetzt zurück in die Schule und dann kommst du mit mir in die
Unterwelt, verstanden?"
Alea nickte und die Dämonin verschwand mit dem Lehrer. Wie sollte sie denn so
das Teleportieren erlernen? Aber Lilith hatte ja Recht, die Unterwelt war jetzt
wichtiger. Es dauerte nicht lange, dass ihre Halbschwester zurückkehrte und
sich mit Alea in die Unterwelt teleportierte.
***
Tenebrä wartete noch immer am Haus gelehnt auf die beiden, doch er hatte sich
schon informiert, wie es im Kampf stand, mit Hilfe eines netten kleinen Zaubers,
den er auch schon oft bei Alea angewendet hatte.
"Es steht nicht besonders gut, Vater ist mehr mit der Wiederbelebung seiner
Dämonen beschäftigt, als dass er sich wirklich um den Kampf gegen die Grindis
kümmern kann." Erklärte er den Mädchen. "Wir müssen sofort zum Schloss!"
"Was? Aber warum kämpft er nicht? Ich mein es bereitet ihm doch keine Probleme
die Dämonen erst nach Tagen wiederzuerwecken. Oder was ist hier los?" Fragte
Lilith vollkommen schockiert.
"Wen ich das wüsste ..." Gab Tenebrä nachdenklich zu. "Auf alle Fälle sollten
wir ihm helfen, denn es steht schlecht, ich mein das Schloss ist nur notdürftig
wieder geflickt worden, nach dem "Erwachen" von Solis hatte es arge Schäden
abbekommen ... ich glaube nicht, dass es einen Angriff schwarzer Magie
übersteht."
"Na dann mal los!" Forderte Lilith auf und pfiff, woraufhin ein gesattelter
türkiser Drache ankam.
Auch Tenebrä pfiff und ein für Alea bekannter Drache kam an, es war Dragoy,
ihm war sie schon bei ihrem ersten Besuch in der Unterwelt begegnet. Lilith
stieg auf ihren Drachen und Tenebrä auf den seinen, dann reichte er Alea seine
Hand um ihr auf seinen Drachen zu helfen doch bevor sie seine Hand ergriff,
verwandelte sie sich, das Dumme jetzt war nur, dass ihr Kostüm keine Taschen
hat, deshalb fiel Drakon etwas ungünstig zu Boden.
"W-wo bin ich?" Fragte er erschrocken und sah sich um.
"In der Unterwelt kleiner Wächter." Antwortete ihm Lilith.
"Was? Aber wie ... wo ist Alea?" Meinte Drakon und formte sich wieder zum
Drachen.
"Ganz ruhig Drakon, es ist alles okay. Tenebrä kann Drakon so lange in deinem
Haus bleiben?" Bat Alea und Tenebrä willigte ein. "Geh bitte rein und warte da
bis ich wiederkomme, es würde jetzt zu lange dauern dir alles zu erklären,
meine kleine Schlafnase."
Drakon wollte eigentlich widersprechen, aber er spürte, dass es eine
ungünstige Situation war und beließ es dabei zu gehorchen. Alea stieg vor
Tenebrä auf Dragoy und sie ritten gemeinsam mit Lilith los, der Weg war nicht
lang, aber zu Fuß wäre er nur schwer zu bewältigen gewesen und die
Teleportation war zu gefährlich, denn es war ein erschreckender Anblick, der
sich ihnen bot. Die Grindis schlugen wahllos in der Gegend rum, würgten alles
was sich bewegt mit ihren Ranken zu Tode oder schleuderten mit Schwarzer Magie
um sich. Im Hintergrund des Schlachtfeldes konnte man das stark ramponierte
Schloss sehen, selbst jetzt noch sah es Furcht einflößend und gewaltig aus.
Die Hofmauer war nur noch Schutt und der Hof selbst diente als Schlachtfeld,
Alea war nicht wohl als sie das viele Blut und die zerfetzten Toten sah, es
könnte aber auch an den unterschiedlichsten Farben der Flüssigkeiten, die auf
der Hof vergossen waren, liegen, dass ihr schlecht wurde. Aber nicht nur sie war
geschockt, auch Lilith und Tenebrä waren bleich. Er drückte sie fester an sich
und ließ Dragoy noch etwas weiter traben, Alea konnte seinen rasenden
Herzschlag an ihrem Rücken spüren, es musste ihn sehr schmerzen seine Heimat
so verwüstet zu sehen.
"Na los setzt dein Feuer ein!" Rief Lilith und stieg von ihrem Drachen.
"Vernichte sie! Töte sie! Tu irgendetwas!"
Auch Tenebrä stieg ab und half Alea von seinem Drachen, seine Hände waren
zittrig und kalt, seine Berührung jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Er
sah traurig aus, es war das erste Mal, dass sie ihn so gesehen hat, sie wollte
ihm helfen und sein Lächeln zurückgeben. Gemeinsam näherten sie sich dem
Schlachtfeld und stürzten sich gemeinsam in den Kampf, Lilith haute ihre Gegner
mit ihrem Schwert kurz und klein, das wirkte hier aber genauso wenig wie bei den
anderen, also setzte sie schwarzes Feuer ein, welches aber auch nur partiell
half, da es den Grindis zwar einheizte und auch das Nachwachsen ihrer Arme
verhinderte, sie aber nicht vernichteten konnte. Tenebrä ließ das
Schwertgefuchtel gleich bleiben und feuerte seine blauen Flammen auf die Grindi,
aber sie konnte bei diesen Monstern noch weniger ausrichten als das schwarze
Feuer von Lilith, erst als er die durch Liliths Zauber beeinträchtigten Grindis
traf, erfüllten auch seine Flammen ihre Aufgaben und zerstörten die Grindis.
Beide waren äußerst überrascht von der gemeinsamen Wirkung, hatten so aber
endlich eine Waffe gefunden diese Wesen wieder zu dem zu machen, aus dem sie
entstanden waren - Staub. Alea hatte auch zu Beginn nicht solche Probleme, ihre
Flammen schlugen sofort Schneise in die Reihen der Grindis, was Lilith nicht
unbedingt guthieß. Natürlich wollte sie diese miesen Rebellen besiegen, aber
musste es unbedingt auf diese Weise sein? Feuer war das Element ihrer Schwester,
es löschte die Grindis im Nu aus, kein Blut, kein Schmerz - kurzum es war total
langweilig und ihre Schwester war auch noch stärker als sie, nur eins konnte
sie trösten und zwar, dass Tenebrä an ihrer Seite kämpfte, dass er sie
brauchte um die Grindis zu besiegen. In Windeseile hatten die drei sogar alleine
schon mehr von diesen Aufrührern besiegt als die gesamte Armee der Unterwelt.
Nun dauerte es auch nicht mehr lange, denn als die Grindis an vorderster Front
erkennen mussten, dass sie kaum noch mehr als eine Schulklasse waren und dass es
keine Verstärkung mehr für sie geben würde, da sie ja denjenigen angegriffen
haben, der sie erschaffen hatte, gaben sie freiwillig auf und knieten sich vor
ihren Meister um ihn um Gnade zu bitten. Die Dämonen standen in einem Kreis um
den Fürsten der Unterwelt, sie waren gespannt, wie er sich entscheiden würde.
Doch Tenebrä, Lilith und Alea standen zu weit hinter der Menge als dass sie
auch nur einen Blick darauf hätten erhaschen können was dann geschah:
Inferni zerstörte gut die Hälfte von denen die noch übrig waren, den Rest
erteilte er die Absolution, sie durften wieder unter ihm arbeiten, doch sollten
sie sich vorsehen, wenn unangenehm auffallen sollten und seine Befehle
missachten, würden auch sie so enden wie ihre einstigen Verbündeten.
Jubel brach unter den anderen Dämonen aus und Tenebrä beschloss Alea seinen
Vater vorzustellen. Sanfte packte er sie am Handgelenk und machte er Menge aus
Dämonen unmissverständlich klar, dass er zu seinem Vater wollte. Durch die
Horde gingen Stauen und Bewunderung, mit einer Verbeugung machten sie ihm und
Alea Platz, so dass eine Schneise für sie frei wurde und sie ohne weite
Hindernisse zu Inferni gelangen konnten. Es war das erste Mal das Alea Inferni
zu Gesicht bekam, es erstaunte sie sehr was sie dann sah aus einer in zerfetzten
Leinen stehenden riesigen Bestie wurde ein ansehnlicher Mann mit schwarzem
struppig wilden Haar und roten Augen.
"Vater, bitte verzeiht, dass wir erst so spät kamen." Sagte Tenebrä und
verbeugte sich vor Inferni.
Lilith, die ihnen gefolgt war, tat es ihm gleich und machte einen tiefen Knicks
vor ihm. Alea verstand es nicht ganz warum sich Kinder vor ihrem Vater zu
verbeugen hatten, aber auch sie neigte ihr Haupt. Noch während sie dies tat,
ging wildes Getuschel durch die Reihen und als sie sich wieder aufrichtete, sah
sie die feurigroten Augen Infernis vor sich.
"Eine Prinzessin der Galaxien verneigt sich vor dem Fürst der Unterwelt?"
Hauchte er ihr entgegen, packte sanft ihr Kinn und betrachtete sie prüfend.
"Das hübsche Gesicht habt Ihr von Eurer Mutter, aber die Augen habt Ihr von
Eurem Vater."
Alea wusste nicht, wie sie reagieren sollte, ein kalter Schauer fuhr ihr den
Rücken entlang, als er sie berührte. Sie kannte ihre Eltern nicht, wie auch,
sie hatte die beiden ja nie kennen lernen können. Infernis ließ ihr Kinn los,
trat um sie herum und besah sie sich von allen Seiten. Dann verbeugte er sich
vor ihr, Tenebrä und Lilith taten es ihm gleich, auch wenn Lilith sehr mit sich
kämpfen musste um dies zu tun.
Wieder ging ein Gemurmel durch die Massen von Dämonen. Ihr Fürst hatte sich
vor dem Mädchen verbeugt, wie konnte er das tun? Wer war sie? Solche und andere
Gedanken wurden geäußert.
"Wie könnt ihr es euch erdreisten über eurem Herrn zu urteilen." Schrie
Inferni als er kurz aufgesehen hatte und erblicken musste, dass seine Untertanen
es ihm nicht gleich taten. "Das ist Solis, Prinzessin der Galaxien und die
letzte Rettung für unsere Welt, wie könnt ihr es wagen euch mit ihr zu
vergleichen?"
Durch die Massen ging ein flehen und alle stürzten sich sofort zu Boden, ja sie
hatten es gewagt über ihrem Herren zu stehen, seine Fähigkeiten anzuzweifeln,
sie haben ihn verärgert und sollten jetzt dafür büßen. Inferni besah sich
die zitternden Leiber der Dämonen, ja sie achteten ihn noch immer und wagten es
nicht ihm zu widersprechen. Der Fürst lächelte und widmete sich dann wieder
Alea.
"Ich danke Euch Prinzessin, Eure Hilfe allein haben wir es zu verdanken, dass
mein Palast noch steht und nicht mehr Dämonen um ihr Leben gekommen sind,
apropos ..." Bemerkte er, schwenkte seine Hand in der Luft und erweckte
sämtliche gefallenen Dämonen wieder zum Leben, dann wandte er sich an sein
Volk. "Wir sollten der Prinzessin zu ehren ein Fest in meinem Schloss geben oder
was sagt ihr dazu?"
Die Dämonen schrieen zustimmend und erhoben sich langsam. Sie waren erstaunt
und konnten weder ihren Ohren noch ihren Augen trauen. Der Fürst gab ein Fest,
schon seit Jahren wollte er nicht mehr feiern und nun lud er sogar einfache
Dämonen dazu in sein Schloss ein? Es war unglaublich. Auch dass dieses zarte
Wesen, welches beim Fürsten stand, die so lang vermisste Prinzessin der
Galaxien sein sollte, konnten sie nicht fassen. Aber vor allem war es die
Tatsache, dass ein Mädchen ihnen im Kampf gegen die Grindis zum Sieg verholfen
hatte, die ihnen den Atem raubte.
"Was? Aber Vater, sie hat die Grindis nicht alleine besiegt, ohne mich und
Tenebrä wäre sie noch nicht einmal hier! Und weißt du nicht mehr was mir
angetan hat? Wegen ihr war ich im ..." Protestierte die Dämonin und konnte vor
Tränen und Wut ihren Satz aber nicht mehr beenden.
Kein Dämon hätte es gewagt so mit dem Fürsten zu sprechen, doch Lilith konnte
und durfte es. Vielleicht lag es daran, dass sie seine einzige Tochter war oder
dass ihre Mutter die einzige Frau war, die er jemals richtig geliebt hatte, wer
weiß ...
"Beruhige dich mein Kind, ich weiß was damals geschehen war." Sagte er und ging
nicht näher auf den einstigen Vorfall ein. "Aber glaubst du, ich habe euren
Kampf nicht gesehen? Du und dein Bruder, ihr musstet eure Kraft zusammen
einsetzen um sie zu besiegen, sicher habt ihr auch sehr viele besiegt und ich
danke euch dafür, aber die Prinzessin hat doch weit mehr vernichtet und das
alleine. Wenn du möchtest geben wir das Fest nicht ihr zu ehren, sondern aus
Freude über den gelungenen Sieg."
Damit war Lilith schon eher einverstanden und sie gab Ruhe. Alea war es herzlich
egal wem das Fest gewidmet wurde, sie würde wohl nicht hingehen können,
schließlich wohnte sie bei den Calmers und konnte nun bestimmt nicht mehr gehen
und tun wann und was sie wollte, außerdem ist sie nun schon seit zwei Tagen
ihrem Job nicht mehr nachgegangen, wie verantwortungsvoll von ihr. Kurzum sie
war mit den Gedanken ganz wo anders. Erst Tenebräs Stimme holte sie aus ihren
dahin schweifenden Gedanken.
"Aber Vater sagt, wie sollen wir im Schloss feiern? Es ist dem Einsturz nahe und
wohl eher eine Gefahr als ein Aufenthaltsort für uns." Erkundigte sich Tenebrä
mit einem besorgen Blick auf das Schloss.
"Wieso ist das ein Problem?" Erkundigte sich Alea etwas verwirrt. "Die Schule
haben wir doch auch zusammen fertig gestellt."
"Wie?" Fragte Inferni irritiert. "Du hast mit der Prinzessin ein Gebäude
vollendet?"
"Ja, als Ihr mich zur Oberfläche gesandt habt, um sie als neues Hauptquartier
zu erobern, was da die Prinzessin ja noch lebte, dann nicht mehr nötig war."
Antwortete Tenebrä, Alea wusste ja gar nicht in was für Probleme sie ihn und
sich damit gestürzt hatte.
"Das Schloss ist zwar etwas größer, aber wenn du, die Prinzessin und deine
Schwester ihre Macht vereinen, werdet ihr es sicherlich auch wieder herrichten
können!" Sagte Inferni und lächelte.
"Wir hatten unsere Macht nicht vereint, ich habe die ihrige nur gelenkt."
Erklärte Tenebrä und sah betreten auf den Boden. "Ich wollte sehen, wie viel
Kraft sie noch hatte, nachdem sie die ,große Feuerprüfung' absolviert hatte."
"Wie? Du hast dich noch gar nicht mit ihr vereint? Deshalb hat sich hier noch
kaum etwas verändert ... aber wieso hat sich unsere Welt dann noch nicht weiter
verschoben?" Rätselte Inferni und sah Alea fragend an. "Vielleicht beschützt
ihr Unterbewusstsein unsere Welt davor."
"Ist doch egal. Aber was ist denn nun mit dem Schloss?" Mischte sich Lilith
wieder ein.
"Prinzessin, ich bitte Euch, helft mir, dass mein Schloss wieder in dem Glanze
erstrahlt wie es einst war." Sprach er an sie gewandt. "Ich werde Euch einen
Teil meiner Kraft zur Verfügung stellen und Euch leiten."
Tenebrä dachte schon er hört nicht recht, hatte sein Vater jetzt da er ihr
persönlich begegnet war, gefallen an Alea gefunden? Oder ist diese
Energievereinigung wirklich nur zum Wiederaufbau des Schlosses gedacht?
Alea stimmte zu, das mit der Schule hatte sie zwar geschlaucht, aber da hatte
sie ja auch schon einen recht anstrengenden Tag hinter sich gehabt, nun sollte
es ihr doch wohl leichter von der Hand gehen, so dachte sie. Inferni trat auf
sie zu und stellte sich hinter sie, dann drückte er sie an sie und beugte sich
zu ihr hinunter, da er fast zwei Köpfe größer war als sie, musste er sich
ganz schön biegen. Nun ergriff er ihre Hand und flüsterte ihr zu was sie zu
tun hatte.
"Prinzessin, lasst Eurer Kraft freien Lauf, ich werde sie dann lenken." Sprach
er und legte seine andere Hand auf ihre Schulter.
Sie tat das gleiche wie Tenebrä es ihr schon bei der Schule erklärt hatte,
aber sie fühlte sich irgendwie anders, es sog mehr an ihren Nerven, ihr war als
würde Inferni ihre Energie nicht nur für das Schloss verwenden. Ihr wurde kalt
und ihr Blick immer verschwommener, bis ihr schwarz vor Augen wurde und sie den
Boden unter den Füßen verlor.
"Vater, was ist los? Wieso ist sie zusammengebrochen?" Fragte Tenebrä und lief
zu den beiden hin.
"Hier nimm!" Lachte Inferni und legte ihm den kleinen Blondschopf in die Arme.
"Das Schloss ist besser geworden als vorher oder was meinst du?"
"Das war großartig Vater, du warst klasse!" Jubelte Lilith und umarmte ihren
Vater.
"Bitte Vater sagt, was passiert ist." Wiederholte Tenebrä sich.
"Danke, Liebes." Sprach Inferni, küsste seine Tochter auf die Stirn und wandte
sich dann seinem Sohn zu. "Sie hatte sich wohl im Kampf gegen die Grindis etwas
verausgabt."
Tenebrä fühlte, dass sein Vater log, wagte es aber nicht das laut
auszusprechen, er hatte zuviel Respekt vor seinem Vater und wollte ihn auch
nicht vor seinen Untertanen bloß stellen.
"Lass uns reingehen Vater, ich habe dir ja so viel von der neuen Schule und
allem zu erzählen." Sagte Lilith um die Aufmerksamkeit des Vaters wieder auf
sich zu lenken.
"Tenebrä, ich hoffe, du weißt, dass du mir unterstehst und wie du dich mir
gegenüber zu verhalten hast." Drohte Inferni und nahm seine Tochter dann mit
ins Schloss.
Tenebrä fuhr seine Flügel aus und flog dann murrend hinter die Schlossmauern,
er wollte sich nicht direkt vom Schloss aus zu seinem Haus teleportieren, denn
er konnte keinen klaren Gedanken an sein Heim fassen, sein Vater und die
Geschehnisse schwirrten ihm noch wirr im Kopf herum, erst nach den Schlossmauern
hatte er sich wieder fassen können und teleportierte sich nach Hause. Dort
angekommen, legte er Alea in sein Bett, denn er konnte sie jetzt schlecht zu den
Calmers oder ins Krankenzimmer bringen, es wäre doch recht auffällig, erstens
wenn er wie aus dem Nichts dort erscheinen würde, zweitens weil ihre Kleidung
doch recht bekannt war und drittens weil das Loch und die Brandwunde auf seinem
Bauch unangenehme Fragen aufwerfen würde. Noch schlief Alea also konnte er
erstmal Nichts tun, erst wenn sie wach war, konnte er mit ihr besprechen, was
sie tun wollen. Seine Wunde schmerzte nun noch mehr, er hätte sie vorhin
kühlen müssen, da er dies aber nicht getan hatte, ist sie schlimmer geworden
und brannte grässlich, auch das Tragen von Alea oder kämpfen gegen die Grindis
war nicht gerade förderlich für die Genesung der Wunde. Zum Glück hatte Alea
die Verletzung vorhin nicht bemerken können, es wäre Tenebrä schwer gefallen,
den Vorfall zu erklären. Er suchte sich neue Sachen aus seinem Schrank und
wollte in sein Badezimmer gehen, als er vor dem Bett stehen blieb und sich kurz
zu Alea setzte. Er wusste nicht was, aber irgendetwas an ihr faszinierte ihn und
zog ihn nun wie magisch an. Er strich ihr eine Locke aus dem Gesicht und küsste
sie, aber sie regte sich nicht und schlief weiter.
"Geh von Alea weg! Auch wenn sie meint, dass wir dir vertrauen können, ich bin
nicht der Meinung!" Schnaubte Drakon und kleine Rauchwolken stiegen aus seiner
Nase. "Was willst du von ihr?"
"Ich liebe sie und ich werde mir von so einem kleinen Drachen wie dir nichts
sagen lassen!" Erklärte Tenebrä, stand vom Bett auf und ging ins Badezimmer.
Drakon legte sich neben Alea, ihm gefiel der Dämon nicht und er wollte nicht,
dass seine Prinzessin in solchen Kreisen verkehrt, er wusste nicht, dass er sie
schon längst an ihn verloren hatte.
Tenebrä fühlte sich unwohl, sowohl wegen der Wunde als auch wegen des Drachens
und Alea, er wollte den kleinen Drachen nicht zum Feind haben, denn Alea hing an
ihm, aber wenn es nicht anders gehen sollte, würde er sich gegen ihn stellen.
Er zog sich in Gedanken versunken aus und duschte sich dann kalt ab, es tat gut
sich mal den Kopf frei zu spülen und seine Verletzung schmerzte nun auch nicht
mehr so schlimm. Tausende von Fragen schossen ihm währenddessen durch den Kopf,
warum hatte sein Vater ihn angelogen, wieso ist er nicht alleine mit den Grindis
fertig geworden und was war vorhin mit Alea los? Er drehte das Wasser noch
kälter, er wollte nicht mehr daran denken und sich ein bisschen entspannen.
Denn nicht nur Aleas Leben hatte sich seit jenem Tag verändert, auch für ihn
war vieles neu, von klein auf wurde er dazu erzogen, die Menschen zu verachten,
denn sie waren noch schlimmer als Dämonen, dies wurde ihm so gelehrt doch in
letzten Tagen musste er erkennen, dass die Menschen gar nicht so schlecht waren.
Außerdem gab es jetzt ein Mädchen, das ihm den Kopf verdrehte und nicht
umgekehrt, sie war so anders, gar nicht wie die vielen weiblichen Wesen, die er
bis jetzt kennen gelernt hatte.
Drakon war schon wieder eingeschlafen, als ob er während seiner Versteinerung
nicht lang genug schlafen konnte. Alea war mittlerweile aufgewacht, denn sie
hatte eine Wärme spendende Quelle neben sich gefühlt, der kleine Drache, der
sich neben sie gelegt hatte. Noch etwas erschöpft und verschlafen sah sie sich
um, aber sie konnte ihre Umgebung keinem bekannten Ort zuordnen, die Wände
waren dunkel und trist, gänzlich ohne Fenster, die Möbel schienen uralt und
doch kaum benutzt, man hätte meinen können sie wäre in einem Geisterhaus.
Alea streckte sich, sie fühlte sich total gerädert doch langsam kehrte ihre
Kraft zurück, sie stand auf und wollte nach dem Eigentümer des Zimmers sehen.
Allerdings standen ihr drei Türen zur Auswahl und jede konnte sonst wohin
führen, wenn sie da war wo sie sich vermutete. Zaghaft öffnete sie die Tür,
die ihr am nächsten war, der Raum dahinter war eindeutig eine Küche, sie
schritt hinein und schloss leise hinter sich die Tür um den kleinen Drachen
nicht aufzuwecken. Dieser Raum sah schon wesentlich heller aus, aber er wirkte
mindestens genauso kühl, wie das Zimmer, in dem sie eben war. Da Tenebrä aber
auch hier nicht zu finden war, nahm sie wieder die nächste Tür in Angriff. Das
Bild, das sie dann sah, erinnerte sie stark an den heutigen morgen, den vor ihr
stand Tenebrä und trug wieder nicht mehr als ein Handtuch.
"Tschuldigung, ich ..." Stammelte Alea und wollte die Tür schon wieder zu
machen, als sie seine Verletzung sah.
Tenebrä hatte bemerkt, wo ihr Blick hingewandert war und winkte ab:
"Ist nur nen Kratzer!"
"Aber wie? Ich mein wann ...?" Stotterte sie weiter.
"Nachher." Fertigte Tenebrä sie ab, küsste ihre Stirn und drehte ihr den
Rücken zu in der Hoffnung, dass sie es dabei belassen würde.
Alea sagte nichts mehr, sie stand nur stumm in der Tür, er hatte sich verletzt
und sie hatte nichts bemerkt. Sie machte sich wirklich Sorgen um ihn, Sorgen um
einen Menschen, den sie kaum kannte und doch ... da war doch etwas. Zaghaft
schritt sie auf ihn zu und umarmte ihn von hinten, Tenebrä war angenehm
überrascht, über das was sie tat, ihre kalten Hände legte sie auf seine
Wunde, doch es schmerzte ihn nicht, sondern fühlte sich besser an als zuvor.
"Tenebrä ... ich möchte, dass wir ehrlich zueinander sind, wenn du mich
wirklich liebst, dann musst mir immer alles sagen." Flüsterte sie und schmiegte
sich an seinen Rücken.
"Dieses ,wir' in deinem Satz ist witzig, wo ich doch bis jetzt der einzige war,
der dir seine Liebe gestanden hat." Erwiderte er betrübt.
"Aber doch nur weil immer etwas dazwischen kam!" Wisperte Alea, stellte sich vor
ihn und küsste ihn. "Ich liebe dich."
"Danke." Lächelte Tenebrä und umarmte sie.
Dann schlich Alea sich aus dem Zimmer zurück in die Küche, ihr Herz klopfte
schon wieder wie verrück und sie spürte die Röte ihres Gesichts. Es kam ihr
alles so unwirklich vor, sie kannte ihn kaum eine Woche und fühlte sich doch so
geborgen bei ihm. Sie setzte sich mit verträumtem Blick auf einen Stuhl an den
Tisch und sah zum offenen Fenster hinaus, als plötzlich die Badtür
aufschnellte und Tenebrä halb angezogen auf sie zukam, Hose trug er bereits
doch sein Hemd war offen.
"Warum hast du mir nicht gesagt, dass du schon heilen kannst?" Sagte er und
deutete auf seinen nun unverletzten Bauch.
"Bitte? Wie? Ich ... heilen? Wovon redest du denn?" Fragte Alea verwirrt.
"Ich hatte vorhin schon so ein komisches Gefühl als du mich umarmt hast, aber
ich hatte nicht bemerkt, dass du mich geheilt hast." Erwiderte er strahlend und
küsste sie.
"Meinst du nicht, dass ich es gemerkt hätte, wenn ich dich geheilt hätte?"
Erkundigte sie sich wie betäubt durch den Kuss.
"Wie? Meinst du, du merkst es nicht, wenn du jemanden heilst?" Antwortete
Tenebrä nachdenklich. "Das ist wiederum nicht so gut. Man muss das heilen
beherrschen, sonst bringt man sich selbst in Gefahr. Hat dir Drakon denn
überhaupt schon irgendwas beigebracht? Ich meine außer fliegen und
verwandeln?"
"Wir trainieren doch noch, außerdem kam uns in letzter recht dazwischen du
weißt ja, die Prüfung ... und so." Erklärte Alea.
Tenebrä nickte nur, er wollte ihr nicht widersprechen, sie war zu nachsichtig
mit dem Drachen.
"Soll ich dich dann jetzt zu den Calmers bringen? Oder möchtest du noch etwas
bei mir bleiben? Was willst du, ich werde versuchen dir jeden Wunsch zu
erfüllen, sofern es in meiner Macht steht." Wollte Tenebrä wissen.
"Oh ... wie spät ist es denn? Wie viel Zeit ist vergangen, seit wir hier sind?"
Meinte sie überrascht.
"In eurer Welt dürfte es jetzt ... äh vier oder fünf Uhr sein, warum?"
Antwortete Tenebrä nachdem er kurz überlegt hatte.
"Was? Wie kann es da schon so spät sein? Ich dachte, in deiner Welt vergeht die
Zeit schneller als bei mir?" Erkundigte sich Alea entsetzt.
"Nein, das ist schwierig zu erklären, denn es hat mehr etwas mit dem
Zeitempfinden etwas zu tun." Erläuterte Tenebrä und überlegte um eine bessere
Begründung zu finden.
"Oh ... ja dann sollte ich wirklich langsam zu den Calmers gehen ... meinen Job
im Antiquitätenladen bin ich mittlerweile bestimmt schon los, gerade mal einmal
hingegangen, danach war immer irgendwas los." Lächelte Alea und sah sich scheu
im Zimmer um, es war seltsam, ihr Herz schlug wie wild, Drakon schlief im Zimmer
nebenan und sie war allein mit ihm in der Küche.
"Ok, dann bring ich dich zu den Calmers, aber vergiss nicht unser Date heute
Abend." Sagte Tenebrä, schmunzelte und küsste sie. "Ich möchte, dass du um
Mitternacht bei mir bist."
Für Alea drehte sich alles um sie herum und als sie wieder festen Boden unter
den Füßen verspürte, stand sie mit Tenebrä vor dem Anwesen der Calmers. Es
war schon dunkel und schneite schon wieder, sie stapften gemeinsam durch die
weiße Pracht und hielten kurz vor der Tür noch einmal inne.
"Tenebrä, ich ... ich habe nach deinen umwerfenden Kuss Drakon total vergessen,
er muss noch auf deinem Bett liegen, könntest du ihn bitte zu mir bringen, ich
werde wieder in der Stube schlafen." Sagte Alea und sah ihn hoffend an.
"War das jetzt eine Einladung?" Schmunzelte Tenebrä und küsste sie erneut. "Du
kannst ihn dir doch nachher holen."
Dann war er verschwunden und Alea klingelte mit klopfendem Herzen an der Tür,
Frau Calmer machte ihr auf und begrüßte sie wie immer unglaublich herzlich mit
einem Kuss auf die Stirn.
"Wir haben uns schon gefragt, wo du bleibst." Lächelte Rose den Blondschopf
freundlich an.
"Entschuldigung, ich wusste nicht wie lange ich weg bleiben darf, ich war noch
bei meinen Freundinnen." Schwindelte Alea etwas, sie konnte ihr ja schlecht die
Wahrheit sagen, wer würde ihr schon glauben, dass sie in der Unterwelt war und
in schwarz gekleidete Gestalten getoastet hatte.
"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, du bist hier Gast und kannst kommen
und gehen wann du willst. Aber jetzt komm rein, wir sind gerade in der Stube und
trinken Kaffee, möchtest du auch ein Stück Quarkkuchen?" Erklärte Frau
Calmer.
"Oh ja vielen Dank." Sagte Alea und folgte ihr in die Stube, wo Herr Calmer,
Nicolas und Katrin bereits saßen und sich über die Ereignisse des Tages
unterhielten.
Frau Calmer setzte sich zu ihrem Mann und ihrem Sohn auf die Couch und Alea
setzte sich auf den kleinen Hocker neben Katrin. Frau Calmer tat ihr ein Stück
Kuchen auf und goss ihr Milch in die Tasse, sie war so glücklich ein paar
Mädchen im Haushalt zu haben, schon während der Schwangerschaft hatte sie sich
eine Tochter gewünscht, natürlich liebt sie ihren Sohn sehr und würde alles
für ihn tun, aber eine so eine hübsche Tochter wie Alea oder Katrin, dass
wäre ihr lieber gewesen.
"Alea ich habe noch ein paar Sachen für dich bestellt, da fast alle deine bei
diesem Unfall verbrannt sind, dachte ich mir brauchst du sicher neue Sachen,
denn du kannst ja nicht nur deine Schuluniform tragen." Lächelte sie dem
Mädchen zu.
"Vielen Dank, aber ich kann ihnen das doch gar nicht bezahlen." Erwiderte Alea
betrübt.
"Du musst, das nicht bezahlen, es sind Geschenke." Meinte Sie und schlürfte an
ihrem Kaffee.
"Das kann ich doch nicht annehmen, ich darf schon bei ihnen wohnen und essen,
wie kann ich ihnen nur dafür danken?" Gab Alea beschämt zurück.
"Natürlich kannst du es annehmen, ich bitte darum ... aber sag mal was ist mit
unserem Vorschlag, hast du dich schon entschieden?" Erkundigte sich Frau Calmer,
in der Hoffnung endlich eine Tochter in der Familie zu haben.
"Nein." Sagte Alea und musste an die kranke Oberschwester denken.
"Entschuldige, ich wollte dich nicht hetzen, lass dir Zeit und gib uns dann
bescheid." Lächelte Frau Calmer freundlich.
"Nein, sie haben mich falsch verstanden, es geht nicht, sie können mich nicht
adoptieren, als ich die Oberschwester das letzte mal gesprochen hatte, machte
sie mir klar, das es besser wäre, wenn ich ihr Angebot nicht annehmen würde."
Erklärte Alea mit großen Schuldgefühlen und einem festen Blick auf den Boden,
sie konnte ihr jetzt nicht in die Augen sehen, Frau Calmer gab sich so viel
Mühe mit ihr, sie war freundlich, liebevoll und machte sich sogar Sorgen um
sie, ja sie benahm sich wie eine richtige Mutter.
Frau Calmer schluckte und sah ihren Mann entsetzt an, dann sagte sie mit einem
gequälten Lächeln und Tränen unterdrückender Stimme:
"Entschuldigt mich kurz, ich hole nur noch schnell eine neue Milch."
Herr Calmer sah ihr verzweifelt nach, stand dann auch auf und ging ihr nach. Es
berührte ihn, wie mitgenommen sie nun war, nur weil Alea ihr Angebot abgelehnt
hatte.
"Liebling alles ok?" Fragte Herr Calmer als er hinter ihr in der Küche stand
und ihr zärtlich über die Schultern streichelte.
"Nichts ist los, wie kommst du denn auf die Idee, dass etwas nicht in Ordnung
sein sollte?" Sagte Rose halb schlurzend.
"Ich bitte dich, sprich mit mir! Die Kleine wohnt doch trotzdem bei uns und mit
einer Adoption wärt ihr ja auch nicht verwandt gewesen!" Sagte er und umarmte
seine Frau.
"Nein, es geht doch nicht um mich, hast du nicht gemerkt, wie sehr Alea sich
abschottet? Ich glaube, sie hat Angst vor Gefühlen. Mit der Adoption hoffte
ich, dass sie aus sich heraus gehen würde und endlich Vertrauen finden würde."
Erwiderte Frau Calmer emotionsgeladen. "Aber warum sagst du eigentlich 'wärt
ihr', hättest du sie denn nicht als deine Tochter akzeptiert? Warum bist du ihr
gegenüber so seltsam?"
"Ach was, das liegt bei ihr am Alter und es ist eben mehr ihre Art so ruhig und
distanziert zu sein. Aber was meinst du damit, dass ich seltsam zu ihr wäre? Ja
zu Beginn vielleicht, aber da dachte ich, sie wäre eine von diesen verzogenen
Mädchen, schließlich war sie nur unter Frauen aufgewachsen und hatte keine
leitende Hand des Vaters." Versuchte Richard sich zu verteidigen.
"Ich habe meinen Sohn auch alleine aufgezogen und trotzdem ist er nicht
verzogen." Reagierte Frau Calmer gereizt.
"Natürlich ist dein Sohn nicht verzogen, er hat ja auch eine wundervolle
Mutter, die mit ihrer Intuition und ihrem Charme einfach alles schaffen kann."
Säuselte Herr Calmer und küsste Rose zärtlich.
"Ich liebe dich Richard." Flüsterte sie und küsste ihn auch.
Dann klopfte es an der Tür und die beiden ließen langsam voneinander ab.
"Herein." Sagte Frau Calmer und beobachtete die Tür.
Alea trat herein und sah traurig auf den Boden.
"Ich wollte ihre Gefühle nicht verletzen, bitte verzeihen sie mir." Sagte sie
und sah Frau Calmer durchdringend an.
Diese war den Tränen schon wieder nahe, als sie das hörte, dieses Mädchen
hatte Angst, ihre Gefühle damit verletzt zu haben und machte sich gar keine
Gedanken um sich selbst.
"Unsinn, du hast meine Gefühle nicht verletzt, wenn du nicht möchtest, dann
möchtest du nicht." Lächelte sie den Blondschopf an. "Aber jetzt lass uns
zurück zu den anderen gehen, wir haben da noch was zu besprechen."
So gingen sie zurück in die Stube und gesellten sich wieder zu den anderen.
"Wir wollten nach dem Kaffeetrinken anfangen das Gästezimmer frei zu Räumen,
damit du bald ein eigenes Zimmer hast, ihr werdet uns doch helfen oder habt ihr
schon was vor?" Erklärte Frau Calmer.
"Nein, ich nicht, außerdem ist es doch selbstverständlich, dass ich ihnen
dabei helfe, wenn es doch für mich ist." Lächelte Alea freundlich zurück.
"Ich werde natürlich auch helfen, aber sagen sie, hatten sie am Telefon nicht
gesagt, dass sie auch mir ein Zimmer zur Verfügung stellen würden?" Erkundigte
Katrin sich.
"Oh, hatte mein Mann dir noch nicht bescheid gesagt? Er hat für dich ein
eigenes Appartement besorgt, hier in Feu, es ist gar nicht weit, Alea und
Nicolas können es dir sicher zeigen." Antwortete Frau Calmer.
"Ich kann ihnen das aber unmöglich bezahlen, ein ganzes Appartement ist
sicherlich teuer." Meinte Katrin zweifelnd.
"Nein, du musst das Appartement doch nicht bezahlen, du lernst schließlich bei
meinem Mann und die Wohnung gehört zu einem Haus, was er mit erbaut hatte. Eine
erwachsene Frau wie du, ist doch sicherlich lieber etwas selbstständiger und
für sich, als mit uns oder Nicolas und Alea zusammen." Schmunzelte Frau Calmer
und nippte an ihrem Cappuccino.
Alea empfand es als Beleidigung, dass sie meinte, Katrin würde zu alt dafür
sein, ihre Zeit mit ihr zu verbringen. Und Katrin sah ihr diese Empörung
deutlich an, sie stupste sie aber freundlich und tröstend in die Seite um ihr
anzudeuten, dass es ihr keinesfalls missfiel, dass sie mit ihr rumhing. Das
freute Alea natürlich und doch fühlte sie sich gekränkt, mit sechzehn war sie
kein kleines Kind mehr, sie empfand ihr Verhalten schon als recht erwachsen,
aber sie ging nicht näher darauf ein. Auch Nicolas empfand die Bemerkung seiner
Mutter als äußerst abwertend, er passte sich aber Alea an und sagte nichts
dazu.
"Gut, dann lasst uns das Zimmer mal anpacken und entrümpeln!" Schlug Herr
Calmer vor und stand auf. "Ich würde sagen die Kartons lagern wir auf dem
Dachboden zwischen, damit sie uns nicht vor den Füßen stehen, ja und ansonsten
dürfte nur noch mal Staub gewischt werden, mehr ist da nicht zu tun. Du
brauchst also nicht mit anpacken, aber würdest du bitte abräumen und abwaschen
Schatz?"
"Wie du meinst, Liebling." Erwiderte Frau Calmer und küsste ihren Mann.
Nicolas gefiel dieses Techtelmechtel noch nicht ganz, aber er würde sich sicher
noch daran gewöhnen, was blieb ihm auch anderes übrig, seine Mutter liebte
diesen Mann und er liebte seine Mutter und wollte, dass sie glücklich ist.
Dann ging Herr Calmer die Treppe hinauf in das Gästezimmer bzw. das Zimmer
welches einmal für Gäste gedacht war und wo sich nun noch jeder mögliche
Krempel befand. Alea, Nicolas und Katrin folgten ihm brav und waren dann doch
recht schockiert als sie das zugemüllte Zimmer sahen, es dauerte den gesamten
Nachmittag bis sie alle Kartons und sämtlichen Gerümpel aus dem Zimmer auf den
Dachboden geschafft hatten. In dieser Zeit erzählte Alea Katrin flüsternd, was
sie heute in der Unterwelt erlebt hatte, auch den Teil zwischen ihr und Tenebrä
ließ sie nicht aus, so dass ihr Gespräch auch nicht ohne kichern und andere
Tuscheleien vorüber ging. Die Zeit verging wie im Fluge und im Nu war später
Abend.
"Es wäre das Beste, wenn wir dich jetzt zu deinem Appartement bringen, sonst
wirst du uns noch weg gefangen." Scherzte Herr Calmer und brachte mit Nicolas
und Alea Katrin nach Hause.
Ihre Wohnung befand sich in der zweiten Etage und sah einfach umwerfend aus. Sie
bestand aus vier Räumen, was heißt, Bad, Küche, Wohn- und Schlafstube. Ihre
Einrichtung war stilvoll und strahlte sehr viel Wärme aus, genau wie die Farbe
an den Wänden, die von einem sanften Bordeaux bis hin zu einem spritzigen
Pfirsich reichten. Alles war sehr modern, die Küche, das Bad und auch die
kleine Arbeitsecke in der Stube mit PC, Drucker und weiterem Zubehör. Kurz um,
Katrin fühlte sich sofort wie zu Hause. Sie wünschte den anderen noch eine
gute Nacht und nahm ihre Wohnung dann noch einmal genauer unter die Lupe, bis
sie schließlich glücklich und zufrieden in ihrem neuen Bett einschlief.
Währendes waren Herr Calmer, Nicolas und Alea schon zu Hause angekommen und
setzten sich noch einmal kurz in die Stube, eigentlich wäre jetzt Zeit fürs
Abendessen gewesen aber, sie waren alle noch so satt vom Kaffeetrinken, dass
keiner mehr etwas essen wollte und sie nur noch etwas Ruhe brauchten. Alea hatte
keine Lust fern zu sehen und wenn sie Tenebrä heute Nacht wirklich besuchen
wollte, brauchte sie noch viel Schlaf, wer weiß schon was wieder passieren
konnte ... also wünschte sie den Calmers eine gute Nacht und machte sich dann
bettfertig, im Nu war sie im Gästezimmer verschwunden und schlief wie ein Stein
im dort stehenden Bett.
Kapitel 14: Kapitel14: Die Hüterin der Schlüssel
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Spät in der Nacht wachte Alea Schweiß gebadet auf, sie hatte schon wieder von
dieser Stimme geträumt diesmal hatte sie aber gesehen wo sie war, zumindest
glaubte sie, es nun zu wissen. Sie saß in ihrem Bett und hielt sich den Kopf,
er schmerzte ihr, denn der Schrei, den diese Stimme verlauten ließ, fuhr ihr
noch immer durch Mark und Bein. Das T-Shirt von Nicolas, was sie noch immer als
Nachthemd gebrauchte, war pitschnass auf dem Rücken und im Dekolletébereich.
Langsam stand sie auf und schlüpfte in ihr Dress, dass sie als Sweetsunrise
immer trug. Es war nun kurz vor Mitternacht, ob Zufall oder nicht, sie musste
sich zu Tenebrä teleportieren, nur er könnte ihr helfen diesen Ort zu finden,
den sie in ihrem Traum gesehen hatte. Völlig eins mit sich schloss Alea ihre
Augen und konzentrierte sich auf das Haus von Tenebrä, immerdeutlicher sah sie
es vor sich, bis ihr einfiel es wäre vielleicht unauffälliger, wenn sie sich
in sein Haus teleportieren würde und das Zimmer, was ihr am meisten im
Gedächtnis geblieben war, war sein Schlafzimmer, dieser triste düstere Raum
mit den alten Möbeln und dem riesigen Doppelbett. Kaum hatte sie die Augen
wieder geöffnet, stand sie vor Tenebräs Schlafplatz und wurde von Drakon
überglücklich empfangen, er sprang sie an, um nicht zu sagen um und kuschelte
sich an sie.
"Eigentlich müsste ich ja sauer auf dich sein, weil du mich hier zurück
gelassen hast, aber da du mich jetzt sogar persönlich abholst will ich mal
nicht so sein und dir vergeben." Schnaubte Drakon beleidigt und schmiegte sich
wie eine Katze an sie.
Tenebrä hatte noch in seinem Bett gelegen und geschlafen, erst durch den
Drachen war er aufgewacht und stand auf. Es war dunkel und Alea konnte kaum
etwas erkennen, dieses Zimmer hatte schließlich keine Fenster und so ganz ohne
Licht war es schwer überhaupt zu registrieren, was dort vor sich ging. Sie
streichelte Drakon sanft über die kleinen Schuppen und setzte ihn dann zur
Seite um sich wieder auf zu richteten.
"Drakon, kannst du nicht einen Moment still sein, sie wird dich schon noch
abholen." Schimpfte Tenebrä und tapste zum Bettrand.
Er war mindestens genauso blind wie Alea und hatte ihre Anwesenheit gar nicht
bemerkt, so kam was kommen musste und er stolperte über Drakon, dieser fiepte
auf und verkroch sich unterm Bett, Tenebrä indes fiel und landete direkt in
Aleas Armen, doch sein Schwung warf sie erneut um und beide landeten auf dem
Boden. Sie hielten kurz inne, sie fühlte ihn auf sich liegen, er hatte nur
seine Shorts an, so konnte sie die Wärme seines Körpers direkt spüren und
seinen Duft riechen, genau wie am Morgen bei Herrn Caron, als sie ihm in die
Arme gesegelt war. Er fühlte sich sauwohl, sein Kopf lag auf ihrem Brustkorb
und ihre Hände streichelten sanft über seine Wange und seine Schulter, er
konnte ihren gleichmäßigen Atem spüren, der leicht durch sein Haar wirbelte
und die sachten auf und ab Bewegungen ihres Körpers, seinetwegen hätten sie
noch stundenlang so liegen können, aber ein Störenfried machte das Licht an
und begutachtete ihre Haltung.
"Na ihr zwei, tut mir ja extrem Leid, dass ich euch störe, aber ich hätte ganz
gerne gewusst ob ich die Wette nun gewonnen habe." Meinte Lilith und stemmte
ihre Hände in die Hüfte.
Tenebrä erhob sich und sah Lilith wütend an, dann half er Alea, die vor Scham
rot angelaufen war, auf und sein Blick wandelte sich. Erhaben und siegessicher
blickte er zu ihr.
"Siehst du denn nichts? Sie ist hier, sie hat sich hier her teleportiert. Was
heißt ich habe gewonnen." Lächelte er und verschränkte die Arme.
Lilith stutzte, klar ihre Halbschwester war hier, aber wer weiß denn schon,
seit wann und ob sie sich wirklich selbst hierher teleportiert hatte, die
Haltung der beiden war schließlich mehr als eindeutig.
"Und es ist nicht möglich, dass du sie hierher gebracht hast? Ich will Beweise
sehen, lass sie sich vor dein Haus teleportieren!" Forderte Lilith.
"Wie Wette? Wer was wie wohin teleportieren?" Fragte Alea und verstand nur noch
Bahnhof.
"Ach hat er dir gar nichts davon erzählt der Schlingel." Lachte die Dämonin,
ging zu Alea und legte ihre Hand auf die Schulter ihrer Halbschwester. "Dein
kleiner Tenebrä hat mit mir gewettet, dass du es bis heute um Mitternacht
schaffst, dich selbstständig zu teleportieren. Wenn du das jetzt nicht kannst,
hat er sich von dir fern zu halten und gehört ganz mir, falls aber doch der
unmögliche Fall eingetreten sein sollte, dass du es kannst, werde ich ... werde
ich zurück in ... in die Zone verbannt, in die du mich geschickt hattest!"
Es traf Alea wie einen Schlag, Tenebrä musste sehr viel Vertrauen in sie haben,
wenn er um so etwas wettete, aber was sollte Alea nun tun, natürlich konnte sie
Lilith nun vorführen, dass sie sich bereits teleportieren konnte und Tenebrä
damit den Sieg sichern, aber sie wollte nicht, dass ihre Schwester wieder an
diesen Ort musste, an den Alea sie verbannt hatte, andererseits liebte sie
Tenebrä und mochte es wenn er bei ihr war. Betreten sah sie auf den Boden und
dann mit traurigem Blick in die Augen von Tenebrä, der sich dann schon denken
konnte, was in ihr vorging.
"Lilith, ich will nicht, dass du dorthin zurück musst." Sagte Alea und blickte
nun ihrer Halbschwester ins Gesicht.
Diese erschrak und zog ihre Hand von Aleas Schulter, sollte der Blondschopf es
wirklich geschafft haben und sich nach nur einem Tag teleportieren können? Nein
das konnte nicht sein, oder? Es durfte einfach nicht wahr sein! Aber eines
beschäftigte die Dämonin noch mehr, wenn es wirklich stimmte, was Lilith aus
den Worten von Alea schloss, warum reagierte ihre Halbschwester so mitfühlend,
damals hatte Lilith sie angegriffen, sie wollte die kleine umbringen und nun
hatte sie Tenebrä darum gebeten die Wette zu lösen und Lilith von ihrer Schuld
zu entbinden.
"Das glaub ich dir nicht, zeig mir, dass du dich teleportieren kannst!" Befahl
Lilith ihrer Halbschwester und sah Tenebrä halb wütend halb verzweifelnd an.
"Nein, dafür haben wir jetzt keine Zeit, Tenebrä um ehrlich zu sein, bin ich
nicht hier weil du mich her bestellt hattest, sondern weil ich schon wieder von
dieser Stimme geträumt habe, mittlerweile bin ich mir sicher, das es eine
Nachricht, ein Hilferuf, sein muss. Diesmal habe ich sogar gesehen wo sie sich
befindet, es war ein riesiges weißes Schloss, es wirkte fast gläsern, und
davor war ein grüner Irrgarten und auch noch viele bunte Blumenbeete, ich weiß
nicht woher, aber irgendwie kam mir das Gebäude bekannt vor. Kennst du Paläste
dieser Art? Wo befinden sie sich? Und wie kann ich dorthin gelangen?" Sprach
Alea als sie sich wieder besonnen hatte, was der Grund für ihre Anwesenheit bei
ihm war.
"Wie genau sah dieser Palast aus? Ich meine hatte er viele Türme und wie sahen
die Türme aus?" Fragte Lilith etwas nervös.
"Es waren fünf Türme, sie bildeten das gesamte Schloss und waren in einem
Kreis angeordnet. Sie liefen nach oben hin spitz zu, zusammen sahen sie aus wie
eine Krone. Und ein große Garten war direkt um diese Krone herum angeordnet
..." Erwiderte Alea.
"Das glaub ich nicht. Woher weißt du das alles?" Erkundigte sich Lilith und sah
den Blondschopf unglaubwürdig an.
"Na ich habe davon geträumt!" Antwortete Alea irritiert und stutzte.
"Das glaubst du doch wohl selber nicht. Das Schloss und die Umgebung kannst du
gar nicht kennen, du warst noch ein Baby als sie es dir gezeigt hatten. Ein Buch
mit Bildern von unserem Planeten gibt es nicht und so detailliert kann man nicht
davon träumen." Schrie Lilith umher.
Tenebrä sah Lilith fragend an, er hatte eine Vorahnung welches Schloss der
Blondschopf gesehen haben konnte, aber er stimmte Lilith zu, wenn es wirklich
dieser Palast sein sollte, konnte Alea ihn noch gar nicht kennen. Seine
Halbschwester erwiderte seinen Blick mit einem Nicken und sah ihn ernst an.
"Nein, das glaubst du doch selber nicht, sie kann den Palast nicht kennen."
Wehrte Tenebrä ab und schüttelte den Kopf.
"Wovon sprecht ihr eigentlich? Ich versteh gar nichts mehr." Meinte Alea und tat
beleidigt.
"Das Schloss, von dem du geträumt haben willst, ist der Sonnenpalast und
befindet sich auf deinem Heimatplaneten, was heißt es ist das ehemalige Zuhause
von dir und Lilith. Ich selbst war noch nie dort und kenne den Palast nur vom
Hörensagen, aber seine Pracht soll überwältigend und unübertrefflich sein."
Erklärte Tenebrä und schaute Alea verträumt an.
"Tenebrä glaubst du, dass unser Vater es schafft und es uns erlaubt mit dem
Teleporter in seinem Schloss dorthin zu gelangen?" Erkundigte sich Lilith und
sah in die Augen ihres Bruders.
"Sag bloß, du willst nachsehen, ob da oben wirklich jemand Hilfe braucht?"
Entgegnete, der Dämon fragend und wartete gespannt auf eine Reaktion
ihrerseits, die seine Halbschwester ihm mit einem heftigen Nicken gab, also fuhr
er fort und antwortete. "Ich glaube schon, dass er es uns erlauben wird, aber
ich glaube nicht, dass wir dorthin gelangen, der damalige König hat zig Flüche
und Bannzauber gegen Dämonen verhängt, wer weiß ob es jetzt überhaupt noch
so schön und bezaubernd dort ist wie in den Sagen beschrieben wird." Er schwieg
kurz, dann setzte er nach. "Es ist dann das erste Mal seit deiner Verbannung,
dass du den Planeten wieder betrittst."
"Ja, es war eine lange Zeit ..." Seufzte Lilith und sah zu ihrer Halbschwester.
"Alea, als du geboren wurdest war ich sechs Jahre alt, zum Anfang dachte ich es
wäre schön eine kleine Schwester zu haben, weil ich dann endlich jemanden zum
spielen hätte, aber je mehr Tage verstrichen, desto mehr merkte ich, dass mein
Stiefvater dich viel mehr liebte als mich und dass er mich von dir fern halten
würde, weil er nicht wollte, dass du so wirst wie ich, nur unserer Mutter zu
Liebe durfte ich im Palast bleiben ... kaum eine Woche nach deiner Geburt konnte
ich vor Neid schon nicht mehr klar denken und trat des Nachts in dein Zimmer ...
den Rest kennst du mittlerweile ja. Heute bin ich gerade mal zwei Jahre älter
als du, denn erst vor achtzehn Jahren hatte Inferni es langem Probieren endlich
geschafft mich zu befreien und von deinem Bann zu erlösen, er gab mir einen
Körper und zog mich mit seinen Kindern auf." Erzählte Lilith und wirkte sanft
und verträumt.
Alea hatte ihre Schwester noch nie so intim und gefühlsbetont erlebt und wusste
daher nicht genau was sie tun sollte, konnte sie es wagen, sich ihr zu nähern?
Ihre Hand bewegte sich wie von selbst und legte sich zaghaft auf die Schulter
der Dämonin, diese war zwar überrascht über diese Geste aber nicht halb so
verblüfft wie Alea als Lilith sie an sich zog, umarmte und sich an sie
schmiegte.
"Glaub bloß nicht, dass ich dir meine Verbannung schon verziehen habe. Ich
schwöre dir, du wirst leiden, genauso wie ich damals gelitten habe. Durch die
Ablehnung von Vater und in der Dunkelheit der Zone, in die du mich verbannt
hattest. Ich werde dir zeigen was Schmerz und die Ablehnung eines dir wichtigen
Menschen bedeutet. Tenebrä gehört mir, ich werde ihn dir nicht kampflos
überlassen." Flüsterte Lilith dem Blondschopf ins Ohr und krallte sich mit
ihren Fingernägeln in den Rücken von Alea.
Tenebrä bekam von all dem nichts mit, er sah nur zu und wusste nicht was er
sagen sollte, war das wirklich Eifersucht, was da in ihm keimte? Ja, er war auf
seine Halbschwester Eifersüchtig, dass diese Alea so sorglos in ihre Arme
schließen konnte, ohne dass der kleine Engel sich wehrte oder widersprach. Alea
stockte der Atem und ihr Rücken brannte, sie hatte gehofft, dass ihre Schwester
nun Frieden mit ihr schließen würde, aber nein anscheinend hasste Lilith sie
mehr den je.
"Lilith?" Sagte Tenebrä und räusperte sich. "Du weist schon noch, dass wir
Dämonen sind und dass eine Wette zwischen Dämonen nicht einfach so gelöst
werden kann! Es ist eine magische Wette, deren Einsatz fest steht. Und ich sag
es ja nicht gern, aber wir haben jetzt punkt zwölf Uhr und es wird Zeit, dass
du deinen zahlst."
Lilith sah Tenebrä erschocken an, sie wusste selbstverständlich noch was es
hieß eine Dämonenwette ab zu schließen, aber sie hatte gedacht, dass ihr
Bruder nur geblufft hatte und Alea sich noch nicht teleportieren konnte. Doch
nun musste sie in den siegessicheren Augen von ihm sehen, dass es wahr war und
sie nun den Preis zahlen müsse, den sie gesetzt hatte. Ihr Griff um Alea
lockerte sich und sie ließ ihre Hände an den Schultern des Engels hinab
gleiten, ihr Blick war auf den Boden gerichtet und verriet ihre Angst und
Hoffnungslosigkeit. Leises Zischen lag in der Luft und plötzlich erschien wie
aus dem Nichts ein kleines schwarzes Loch in der Wand hinter Lilith, heftiger
Wind zog auf und wirbelte im Zimmer umher, alles was nicht Niet und Nagelfest
war begann sich zu bewegen, die Schränke knarrten, des Bettlacken flatterte und
die Türen bebten. Zaghaft griff Alea Tenebräs Hand und sah ihn fragend an,
aber dieser blickte erschrocken und fast mitleidig zu Lilith und bekam die
Reaktionen des Blondschopfs nur unbewusst mit. Langsam wurde das Loch in der
Wand immer größer und der Wind zog immer stärker, es war beängstigend.
Schwarzer Nebel machte sich im Raum breit und das Loch formte sich zu einem
alles verschlingenden Wirbel. Der Wind war nun zu stark für Lilith, sie konnte
sich nicht mehr auf den Beinen halten und wurde in den Strudel gesogen. Doch
genauso schnell wie ihr der Boden unter den Füßen entglitt, sprang Alea ihr
hinterher und ergriff in aller letzter Sekunde die Hand ihrer Schwester. Nun
hingen sie im Wirbel zwischen Tenebräs Schlafzimmer und einer Welt voller
Dunkelheit, denn Alea hatte sich mit ihrer anderen Hand im Boden des Raums
festgekrallt um sich etwas Halt zu sichern. Lilith hatte ihre Augen geschlossen,
weil sie nicht sehen wollte, wie sie ihre Heimat verlassen muss. Doch nun
öffnete sie diese langsam, weil sich etwas warmes Sanftes um ihr Handgelenk
gelegt hatte und sie zuckte vor Überraschung zusammen. Sie konnte nicht fassen,
dass ihre Halbschwester für sie opfern wollte.
"Nein, warum?" Flüsterte Lilith, sah den Blondschopf schockiert an und begann
zu schreien. "Warum? Warum stürzt du dich für mich in den Tod?"
"Keine Sorge, du wirst nicht mehr alleine sein, ich werde nicht zulassen, dass
du hier bleiben musst." Lächelte Alea und zwinkerte ihrer Schwester zu.
"Außerdem ging die Wette um mich und da habe ich über die Einsätze doch noch
ein kleines Wörtchen mit zu reden."
Tenebrä stand währendes neben seinem Bett und konnte sich nicht rühren, wie
gebannt musste er mit ansehen, wie sich das Loch langsam schloss und die beiden
darin verschwanden. Allmählich verließen Alea die Kräfte, ihre Schulter
schmerzte und sie konnte sich kaum noch halten, aber sie wollte jetzt nicht
aufgeben, sie wollte nicht, dass ihre Schwester noch einmal wegen ihr leidet,
mit aller letzter Kraft ließ sie ihre weißen Schwingen erscheinen und
versuchte sich und Lilith aus dem Loch zu befördern. Die Dämonin spürte wie
kleine weiche Federn aus den Flügeln ihrer Halbschwester über ihr Gesicht
tanzten und der Sog in die schwarze Tiefe immer stärker wurde. Doch mit einem
Mal fühlte sie nicht mehr den Wind des Wirbels sondern nur noch Wärme und
festen Boden unter den Füßen. Entkräftet saßen beide nun zu Fuße des
Bettes, Alea erhob sich als erste und richtete sich ihre Kleidung, dann sie
ihrer Halbschwester auf und lächelte sie Lilith und Tenebrä fröhlich an. Die
Dämonin war immer noch total perplex, dieses Mädchen hatte ihr Leben für sie
geopfert und das obwohl sie ihr vorher noch gedroht hatte. Aber Tenebrä war
mindestens genauso erstaunt wie seine Halbschwester, er hätte niemals damit
gerechnet, dass Alea es schaffen würde einen Dämonenpakt zu brechen.
"Und jetzt lasst uns zu diesem Schloss gehen!" Forderte Alea und blickte in die
verwunderten Gesichter der beiden.
Tenebrä nickte, ihm fehlten einfach die Worte.
"Teleportieren wir uns zu Vater oder reiten wir wieder hin?" Wollte Alea wissen
und hielt nach Drakon Ausschau, der immer noch unter dem Bett lag.
"Wir teleportieren uns zu ihm, das geht am schnellsten, du weißt doch noch wie
er aussah oder?" Erwiderte Lilith und sah Alea ernst an. "Ich mein, er ist
groß, hat glattes schwarzes Haar und seine Feuerroten Augen sind doch einfach
umwerfend oder?"
Der Blondschopf nickte leicht irritiert, ihre Halbschwester war von ihrem Vater
anscheinend sehr fasziniert, vielleicht sogar zu sehr.
"Drakon kommst du mit? Oder soll ich dich zu den Calmers bringen?" Erkundigte
Alea sich bei ihrem Drachen, der nun langsam sein Versteck verließ.
"Oder willst du hier belieben?" Lächelte Tenebrä fies.
Drakon überlegte kurz, die Prinzessin würde sich nun also endlich zu ihrem
Schloss begeben, es war Jahrhunderte her, dass er dort war, wer wusste schon,
wie der Palast und seine Umgebung nun aussehen würden, vielleicht würden dort
ja sogar Monster hausen, nicht aus zu denken in was für Gefahren sie sich
begeben würden und dann auch noch zwei blutrünstige Dämonen bei sich zu
haben, war alles andere als gut, aber zurück zu den Calmers wollte Drakon auch
nicht, es kostete ihn immer sehr viel Konzentration die Form einer kleinen Maus
bei zu behalten, andererseits in der Unterwelt war er genauso gefährdet oder?
"Ich komme mit dir mit." Sprach er dann entschlossen und sprang in Aleas Arme.
"Gut dann kann es ja losgehen." Meinte Alea und sah die anderen fragend an.
"Noch nicht, ich würde mir um ehrlich zu sein vorher noch gern etwas anziehen."
Meinte Tenebrä und deutete auf seine Shorts.
Unbewusste folgte Alea seinen Deutungen und musterte den gut aussehenden Dämon
von oben bis unten, bis Lilith mit ihrem Ellenbogen in die Hüften von dem
Blondschopf stieß, woraufhin sie auf den grinsenden Blick von Tenebrä traf und
sich fühlte als wäre sie bei etwas Verbotenem ertappt worden.
"Wir gehen solange am besten raus." Schnaubte Lilith, der das ganze zwischen den
beiden gar nicht gefiel, den seit er Alea kennen gelernt hatte, ignorierte
Tenebrä jegliche liebevolle Geste von ihr.
Damals wich er nicht jeder Berührung von ihr aus oder lehnte einen Kuss von ihr
ab, aber heute ... nichts mehr. Die Dämonin packte die Hand vom Engelchen und
zerrte sie aus dem Haus. Dort draußen in der Unterwelt war es noch wärmer als
im Haus, man hätte meinen können es wäre Sommer, kein Wunder, dass Tenebrä
nur in Shorts schlief. Wenn Alea daran dachte klopfte ihr das Herz, so hatte er
sie in den Armen gehalten und sie ihn.
"Er sieht gut aus stimm's?" Sagte Lilith neidisch und ballte ihre Hände zu
Fäusten.
"Bitte?" Erwiderte Alea und errötete.
"Oh bitte, ich habe doch gesehen, wie du ihn gemustert hattest. Ihm hat es
gefallen wie du ihn angesehen hast, so verträumt und kindlich, aber ich finde
es abartig, du bist gerade mal sechzehn und noch ein Kind. Für dich ist das
doch alles noch ein Spiel, du liebst Tenebrä nicht, du probierst dich nur aus,
das mit euch beiden wird nie etwas." Plapperte die Dämonin und tat erwachsen.
"Ich weiß, dass ich noch nicht besonders erwachsen wirke und auch mein
Verhalten vielleicht nicht ganz dem einer Frau entspricht. Und ja, ich gebe zu,
zuerst wusste ich nicht recht, wie ich mit diesen Gefühlen umzugehen hatte,
aber nun weiß ich, was ich für ihn empfinde ... ich liebe ihn, bei niemand
anderem fühle ich mich so wie bei ihm, wirre Sinne und Schmetterlinge im Bauch,
es ist neu, aber deshalb bin ich doch kein Kind mehr." Wehrte sich Alea und sah
unwirsch zu ihrer Halbschwester.
Drakon mischte sich nicht ein, für ihn war es ein Streit unter Mädchen, also
hopste er von Aleas Armen und wollte gerade nachsehen gehen, wo der Dämon blieb
als jemand anderes zwischen den Disput der Ladys trat.
"Nein, ein Kind ist sie weiß Gott nicht mehr." Mischte sich Tenebrä ein, nahm
Alea in den Arm und küsste sie leidenschaftlich.
Lilith platzte fast vor Wut, wie konnte er es wagen sie vor ihren Augen zu
küssen und dann auch noch so. Da er nun angezogen war konnte es endlich
losgehen, der Blondschopf nahm Drakon wieder auf ihre Arme und schwupp waren sie
verschwunden.
Als sie bei Inferni ankamen, dachten sie zuerst, sie wären wieder in Tenebräs
Schlafzimmer, denn auch bei dem Vater der beiden Dämonen stand ein altes
solides Bett an der Wand und riesige Schränke befanden sich an den Seiten,
jedoch gab es einen erheblichen Unterschied, denn Infernis Schlafgemach hatte
Fenster und die waren nicht zu klein. Sie waren mit ellenlangen Vorhängen aus
blutrotem Samt verdeckt und ließen den Raum gespenstisch leuchten. Sanft trat
Lilith zum Bett ihres Vaters, legte sich zu ihm und strich ihm einige Strähnen
aus dem Gesicht. Tenebrä hätte sich so etwas nicht wagen dürfen, aber Lilith
konnte alles tun ohne auch nur den Hauch einer Strafe dafür zu kassieren.
"Vater." Flüsterte sie, strich ihm sanft über die Wange und legte ihre Stirn
gegen seine. "Wach bitte auf!"
Inferni regte sich, er drehte sich auf den Rücken und streckte sich, erst dann
öffnete er seine Augen und sah Lilith liebevoll an, dann schlang er einen Arm
um sie und drückte sie an sich. Das Verhältnis zwischen den beiden kam Alea
alles andere als normal vor, so behandelte ein Vater doch nicht seine Tochter
oder?
"Wir hätten da eine kleine Bitte an dich." Setzte Lilith fort und kuschelte
sich an ihren Vater.
"Wir?!?" Fragte ihr Vater und bemerkte erst jetzt Tenebrä, Drakon und Alea.
"Oh, wir ... und ich dacht, du wärst alleine hier, um ... äh aber nun gut was
wollt ihr?"
"Wir möchten Euch bitten, Vater, dass Ihr uns mit dem Teleporter des Schlosses
zum Sonnenpalast befördert." Antwortete Tenebrä und verbeugte sich vor seinem
Vater.
"Was zum Sonnenpalast? Seid ihr verrückt? Seit Jahrhunderten ist dort niemand
mehr gewesen ... und nun wollt ihr, zwei Dämonen und ein Drache, zum Schloss
der Prinzessin gelangen? Das ist Wahnsinn, seit ich das letzte Mal ins Schloss
eingedrungen war, wurden die Sicherheitseinrichtungen erheblich verstärkt,
selbst mit der Prinzessin, werdet ihr keine Chance haben mit einem dämonischen
Teleporter dorthin zu gelangen." Erklärte Inferni und setzte sich auf.
Er hatte anscheinend genau wie Tenebrä nur in Shorts geschlafen, denn nun
konnte man seinen gebräunten Oberkörper sehen, der im blutroten Licht des
Vorhangs noch dunkler schien und eine beängstigende Wirkung auf Alea hatte,
aber seine Worte brachten sie zum Nachdenken.
"Ich bin nicht irgendein Drache!" Beschwerte sich Drakon, der nun von Aleas
Armen sprang um sich vor zu stellen. "Mein Name ist Drakon, ich bin der letzte
Drache der glorreichen Familie der Feuerdrachen, die die Königsfamilie schon
seit Anbeginn der Zeiten begleitet hatte."
"Oh der Letzte?" Lachte Inferni. "Vielleicht hat ja deine Familie dem
Königshaus so viel Unglück gebracht. Ich mein die Morde, die Untreue und die
seltsamen Tode müssen ja irgendeine Ursache haben."
Dann streifte er die Decke zur Seite und stand auf, doch zum Schock von Alea
hatte Inferni nicht in Shorts geschlafen, nein er hatte nichts an, sie schlug
sofort ihre Hände vors Gesicht und drehte sich um, in der Unterwelt waren sie
anscheinend noch freizügiger als bei ihr. Der Dämon selbst musste lachen, kein
weibliches Wesen seiner Untertanen hätte freiwillig den Blick von ihm gewendet.
Lilith tat es ihm gleich und belustigte sich daran, dass ihre Halbschwester so
verklemmt war.
"Was denn Prinzessin, noch nie einen nackten Mann gesehen?" Schmunzelte Inferni
und ging zu seinem Schrank. "Dann habt ihr zwei aber noch nicht viel miteinander
erlebt."
"Nein, das haben sie wirklich nicht, aber vielleicht hat sie ja auch nur noch
nie so einen Mann wie dich gesehen, Vater." Sprach Lilith und kuschelte sich an
den Rücken ihres Vaters.
Tenebrä wusste worauf seine Schwester anspielte und verdrehte die Augen, aber
auch er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, wie zaghaft und schüchtern
Alea sich verhielt, es war zu niedlich. Er ging zu ihr, legte seine Hände auf
ihre und zog diese weg, sie kniff immer noch die Augen zu, erst als sich zwei
Lippen auf ihre legten, öffnete sie schockiert die Augen, doch als sie sah wem
die Lippen gehörten, ließ sie es sich gefallen und erwiderte seinen Kuss.
"Das hat er von mir." Lachte Inferni und sah Lilith fröhlich an. "Na dann ich
bin fertig, meinetwegen können wir es versuchen."
"D-danke." Stammelte Alea, nachdem sie sich von Tenebrä hatte lösen können
und knickste vor ihm.
"Prinzessin, es schickt sich nicht, sich vor jemandem zu verbeugen, der unter
Euch in der Rangliste steht. Nicht mal zum Gruße. Ein leichtes Nicken hätte
genügt." Lächelte Inferni und ging vor. "Aber ich habe von Tenebrä ja schon
gehört, dass Ihr anders seid."
"Ihr kennt meine Familie und deren Geschichte besser als ich, würdet Ihr mir
mehr davon erzählen?" Bat Alea, als sie ihm hinterher ging.
"Sicher könnte ich Euch eine Menge erzählen, aber das, was ich weiß, sind
nicht die blumigen Geschichten, die das Volk zu hören bekam, sondern die
düstere Wahrheit, die ich als Abtrünniger mitbekommen und erlebt habe."
Erklärte Inferni ernst und führte die Gruppe hinunter in das Kellergewölbe
des Schlosses.
"Solche Seiten gab es in der Königsfamilie nie." Widersprach Drakon, der schon
die ganze Zeit nebenher lief.
"Ach nein und wie ist dann Lilith entstanden." Lachte der Dämonenfürst und sah
finster in die Augen des Drachen.
Drakon wusste keine Antwort darauf, er hatte ja bis vor kurzem noch nicht einmal
von dem unehelichen Kind der Königin gewusst, es gab also doch noch Dinge von
denen er nichts wusste oder die man ihm vorenthalten hatte, denn alles was er
wusste, wurde ihm schließlich von seiner Familie gelehrt.
"Wir sind da." Sagte Inferni und öffnete eine Tür. "Tretet ein."
Es war ein kleiner Raum, mit einer Art Tribüne und einem seltsamen Kasten
davor, alles sehr staubig.
"Oh schon lange nicht mehr benutzt." Kicherte Lilith und trat auf die Bühne.
"Na bis jetzt mussten wir ja auch nicht auf andere Planeten um uns Energie zu
besorgen, aber wenn es so weitergeht und unsere Dimension sich weiter
verschiebt, wird uns nichts weiter übrig bleiben, außer die Prinzessin hilft
uns noch ein bisschen." Lächelte Inferni stellte sich vor das Bedienfeld und
wies den anderen an sich dazu zu stellen.
Sie folgten seiner Anweisung und standen nun zu viert auf dem Podest. Inferni
drückte und schraubte auf dem Armaturenbrett herum, er war vollkommen
konzentriert und sah nur ab und zu auf um nach den vieren zu sehen.
"Kennst du die Koordinaten noch?" Erkundigte sich Tenebrä.
"Oh bitte, wie könnte ich die Koordinaten zu ihr vergessen." Antwortete Inferni
leise und sah verträumt aus.
Wind zog auf und plötzlich schlug ein Blitz in die Mitte der Tribüne ein, die
vier schafften es nur knapp ihm aus zu weichen, danach explodierte das
Bedienfeld und schleuderte Inferni gegen die nächstgelegene Wand. Als erstes
war Lilith bei ihrem Vater kurz darauf folgten ihr Tenebrä und Alea. Inferni
hatte das Bewusstsein verloren und kleinere Schrammen von der Explosion im
Gesicht. Lilith begann zu schlurzen und zu jammern.
"Ruhe bitte." Gebot Alea und legte ihre Hand auf den Kopf des Dämonen.
"Was fällt dir ein mir Befehle zu erteilen, ich bin ..." Schimpfte ihre
Halbschwester, wurde aber von Tenebrä unterbrochen, der ihr den Mund zu hielt.
Alea ließ sich nicht beirren und heilte den Dämonenfürsten, die Schrammen
verschwanden und so langsam kehrte sein Bewusstsein zurück. Er zwinkerte,
fühlte eine wärmende Hand auf seiner Stirn und sah in die wildgrünen Augen
von Alea, dann lächelte er sie an und ergriff sacht ihre Hand. Lilith war
erleichtert, dass es ihrem Vater besser ging, aber wie ihr Vater die Prinzessin
ansah, missfiel ihr sehr, auch Tenebrä hatte so seine Einwände, aber was
hätten sie auch tun sollen, er war schließlich ihr Vater und der Herr der
Unterwelt.
"Danke, Prinzessin." Lächelte er und stand auf. "Tut mir leid, aber ich hatte
Euch ja gewarnt, der Schutzschild des Schlosses gegen meinen Teleporter ist
entweder immer noch aktiv oder es dürfen keine Dämonen mehr das Schloss
betreten. Also der Teleporter ist erstmal hin, das wird dauern bis ich den
wieder repariert habe."
"Ja, Sie hatten ja vorhin schon gesagt, dass wir es mit einem Dämonischen
Teleporter wahrscheinlich nicht schaffen würden. Aber sagen Sie, wie sähe es
denn mit dem Teleporter in Fire City aus, glauben Sie, dass uns dieser zum
Schloss bringen könnte?" Erkundigte sich Alea.
"Ja, natürlich, damals betrieb man ja immer Handel mit dem Palast und außerdem
musste man ja zu den Feiern oder Konferenzen gelangen. Warum?" Fragte Inferni
zurück und sah ein unbekanntes Funkeln in Aleas Augen. "Ah verstehe, Ihr wollt
versuchen damit zu reisen. Ich werde Euch selbstverständlich helfen."
"Oh Schwesterherz, ich wusste ja gar nicht wie dämonisch du sein kannst."
Grinste Lilith und umarmte den Blondschopf.
"Tenebrä, du warst doch schon öfter dort während deiner Aufträge, wie sieht
es aus? Wie viele Wachen sind postiert und unterscheidet sich der Teleporter
sehr von unserem Modell?" Erkundigte Inferni sich bei seinem Sohn.
"Es sind nicht besonders viele Wachen, ein Dämon hätte keine Probleme, na und
für Euch, Vater, und uns ist es ein Kinderspiel. Die Technik ist in etwa die
selbe, doch man kann noch präziser bestimmen wo man hin möchte und ist nicht
an einen Teleporter gebunden, was heißt wir müssen uns nicht zum Teleporter
des Schlosses befördern, sondern können einer erneuten Abweisung durch das
Abwehrsystem entgehen indem wir uns vor den Palast teleportieren." Erklärte er
seinem Vater.
"Gut, das wird leicht." Bestätigte Inferni. "Aber sagt Prinzessin, seid Ihr
nicht aufgeregt? Es ist schließlich das erste Mal, dass Ihr Euer wahres Heim
sehen werdet."
"Ja, mein Herz klopft wie wild." Bestätigte der Engel.
"Ihr solltet Eure Freundinnen mitnehmen, denn das Schloss selbst wird nicht so
einfach zu betreten sein, wie die Zentrale des Teleporters; auch für die eigene
Prinzessin nicht." Sagte der Fürst etwas betrübt.
"Gut, dann wartet solange hier." Bejahte Alea und war verschwunden.
***
Zuerst hatte Alea sich in Stellas Zimmer teleportiert und musste erschrocken
feststellen, dass diese ihr Zimmer mal aufgeräumt hatte.
"Hey Drak." Stupste sie den kleinen Drachen an. "Drak, wach auf!"
"Nein, Stella, schlaf einfach! Sie wird dich beim nächsten Mal schon
mitnehmen." Plapperte Drak verschlafen und kratzte Aleas Hand.
Diese konnte sich schon denken, was der kleine Drache damit gemeint hatte und
bekam ein schlechtes Gewissen, dass sie Stella nicht eher bescheid gesagt hatte.
Sie seufzte und setzte sich zu Stella an Bett, sacht tippte sie auf die Schulter
ihrer Freundin und stupste sie an.
"Nun komm wach auf oder ich nehme dich nicht mit!" Wisperte Alea und verstärkte
den Druck.
Langsam regte sich Stella und streckte sich, dann rieb sie sich die Augen und
konnte es nicht fassen, dass Alea neben ihr saß.
"Wie? Wo kommst du denn her? Und warum bist du ...? Ach so ich verstehe. Warte
nur einen Augenblick!" Erklärte Stella sprang aus dem Bett und einen
Augenaufschlag später hatte sie die Kleidung von Earthdestiny an. "Drak, wach
auf! Du Schlafmütze, wir haben Arbeit."
Stella kratzte der kleine Drache nicht, bei ihr sprang er sofort aus dem Bett
... na ja mehr oder weniger lag das aber daran dass sie sein Körbchen
umgeworfen hatte und er dabei rausgekullert war. Drak streckte sich, rieb sich
die Augen und sah Alea und Stella dann verschlafen an.
"Also los sag schon, was ist es diesmal? Wieder eine Entführung? Oder ein
Banküberfall? Oder sind diese seltsamen schwarzen Typen wieder ausgetickt?"
Erkundigte sich Stella aufgeregt und zum Kampf bereit.
"Nein, nichts von alldem ... zumindest glaube ich das. Um ehrlich zu sein, weiß
ich noch nicht was uns erwartet." Antwortete Alea.
"Wie, du weißt noch nicht was uns erwartet? Gehen wir dann auf Patrouille oder
so?" Fragte Stella ihre Freundin aus.
"Nein ..." Alea seufzte, sie wusste nicht wie sie es ihrer Freundin erklären
sollte, den das ganze hörte sich doch etwas waghalsig und unglaublich an.
"Nein, wir werden uns zur Sonne teleportieren, dort haben wir etwas nach zu
forschen."
"Zur Sonne?" Fragte Stella überwältigt. "Aber zu welcher? Und wie soll das
gehen? Ich mein, im Universum gibt es mehrere Sterne, die Sonne genannt werden
und wir haben doch gelernt, dass Sterne aus Gas bestehen. Wie soll denn das
gehen? Und wieso teleportieren?"
"Lass dich überraschen, ich erkläre dir alles, nachdem wir Katrin abgeholt
haben, weißt du sie ist auch eine Elementare Prinzessin." Schilderte Alea,
legte ihre Hand auf Stellas Schulter und deutete ihr an dass sie nun aus dem
Fenster fliegen wolle und sie ihr folgen solle.
Alea öffnete also das Fenster zu Stellas Zimmer, stieg auf das Fensterbrett und
sprang, im Fall ließ sie ihre Flügel erscheinen und begann zu fliegen, wohl
darauf bedacht, dass sie niemand hörte oder sah. Stella machte sie das ganze
wesentlich einfacher, sie ließ Drak aus dem Fenster springen (eigentlich kann
man sagen gab sie ihm am Fensterbrett einen kleinen Stoß, so dass er fiel) und
er machte es genau wie Alea doch wuchs er im Fall auch noch auf seine dreifache
Körpergröße. Dann flogen sie gemeinsam zum Appartement von Katrin, Alea
landete auf dem Fensterbrett des offenen Fensters der Stube, ließ ihre Flügel
verschwinden und stieg ein. Drakon und Stella folgten ihr auf die gleiche Weise.
"Sag mal, wie bist du eigentlich zu mir gekommen, mein Fenster war nicht offen
und wenn du durch die Tür gekommen wärst hätte ich das doch hören müssen,
oder? Und wo sind wir jetzt eigentlich?" Erkundigte sich der Rotschopf
aufgeregt.
"Wir sind hier bei Katrin, in ihrem Appartement. Ich habe mich zu dir
teleportiert, das habe ich übrigens von Tenebrä gelernt und ich bin mir
sicher, dass er es dir auch noch beibringen wird, wenn du ihn darum bittest."
Antwortete Alea und suchte das Schlafzimmer von Katrin.
Stella machte es sich auf der Couch gemütlich, während Alea nach der richtigen
Tür suchte und schon zweimal in einem falschen Raum gelandet war. Nun wusste
sie wo das Badezimmer und die Küche waren, aber es blieben ja noch zwei Türen
zur Auswahl über. Der nächste Griff war der richtige, langsam trat sie in das
Zimmer und sah sich um. Katrin lag sanft schlummernd in einem großen Bett aus
Samt und fühlte sich fast wie zu Hause. Zaghaft setzte Alea sich zu ihrer
Freundin und stupste ihr wie schon Stella an die Schulter, aber Katrin hatte
nicht mal einen annähernd so leichten Schlaf wie Stella, also versuchte sie
erstmal Drakina zu wecken um sich Unterstützung zu holen. Die kleine
Drachendame schlief am Fußende des Bettes in einem kleinen Körbchen und hatte
sich zu einem Knäuel gekringelt. Drakina wachte schnell auf und half Alea
Katrin wach zu bekommen, wie eine Katze schmiegte der Drachen sich an sie und
stieß ihr dann in die Rippen, was Katrin erst zum Schmunzeln und dann zum Wach
werden brachte.
"Ist ja gut ich steh ja schon auf! Was gibt es denn so wichtiges?" Gähnte sie
verschlafen und setzte sich auf.
"Wir haben eine kleine Abenteuerreise vor uns, aber Näheres später."
Berichtete Alea und wies Katrin an auf zu stehen.
Diese kuckte zwar etwas verdutzt, stand dann aber ohne zu murren auf und
verwandelte sich, dann gingen sie gemeinsam in die Stube, wo Alea die beiden
Mädchen miteinander bekannt machte und ihnen versuchte die Situation zu
erklären. Währendes begrüßte Drak Drakina und begann ähnlich wie Drakon mit
der Drachendame zu flirten.
"Ihr kennt euch auch?" Fragte Alea und unterbrach das Geplauder der beiden.
"Ja, Drakon, Drakina und ich, wir wurden gemeinsam ausgebildet." Erklärte Drak.
"Drakon und ich hatten uns damals immer wegen Drakina gestritten ... ach ja die
guten alten Zeiten."
"Aha ..." Staunte Alea und besann sich dann ihrem eigentlichen Vorhaben. "Ich
muss euer Klassentreffen jetzt aber unterbrechen. Stella, Katrin, würdet ihr
die beiden bitte auf den Arm nehmen, wir machen jetzt einen kleinen Abstecher in
die Unterwelt. Sofern ich das alleine schaffe."
"Wie sofern du das alleine schaffst?" Fragte Stella doch etwas nervös.
"Na ja teleportieren ist ja an sich schon sehr schwierig und dann auch noch vier
Leute mit zu nehmen ... ich weiß nicht." Antwortete Alea betrübt.
"Wie du kannst teleportieren?" Fragte Katrin erstaunt und sah ihre Freundin
bewundernd an.
"Ja, ich kann teleportieren ... aber wartet mal kurz hier, ich hole Tenebrä, er
wird mir helfen euch dorthin zu befördern oder wir starten gleich von hier nach
Fire City." Überlegte Alea aber noch ehe sie sich zurück in die Unterwelt
hatte teleportieren können, wurde sie von zwei kräftigen Armen umschlungen.
"Hey, wir haben schon auf dich gewartet." Sagte Tenebrä, knuddelte Alea und
küsste sie, nachdem er ihre Maske entfernt hatte.
Der Blondschopf lief rot an, striff sich die Maske wieder über damit nicht
jeder ihre Röte sehen konnte und sah sich um. Inferni, Lilith und Tenebrä, der
Drakon bis eben noch auf dem Arm hatte, hatten sich aus der Unterwelt direkt zu
ihnen teleportiert. Stella und Katrin konnten nicht fassen, was sie da sahen,
drei waschechte Dämonen und einer hatte Alea auch noch vor ihren Augen
geküsst.
"Darf ich vorstellen, das sind meine Freundinnen Stella, Prinzessin der Erde,
und Katrin, Prinzessin des Wassers, und dass sind ihre Drachen Drakina und
Drak." Sagte sie zu Inferni und Lilith, dann fuhr sie an Stella und Katrin
gewandt fort. "Und das sind Inferni, Fürst der Unterwelt und Vater von Lilith
und Tenebrä."
Inferni, Lilith und Tenebrä hatten ein freches dämonisches Lächeln auf den
Lippen und Stella und Katrin waren einfach nur überrascht. Tenebrä stand immer
noch neben Alea und hielt sanft ihre Hüften. Diese räusperte sich und
versuchte ihren Freundinnen die Situation und was sie vor hatten zu erklären.
Stella war begeistert über das kommende Abenteuer, es juckten ihr praktisch
schon die Finger, während Katrin das ganze doch etwas kritisch betrachtete, sie
wollten jetzt in ein Gebäude der Regierung von Elestra eindringen und dann mit
der Hilfe von Dämonen - also eigentlich den Feinden von Engeln - zum
Sonnenpalast zu gelangen auf eine Weise mit der bis jetzt noch niemand von ihnen
gereist war, die Aktion erschien ihr doch recht fragwürdig, aber irgendwas in
ihr freute sich auch auf den Weg ins Ungewisse.
"Fliegen oder teleportieren wir uns nach Fire City?" Erkundigte sich Alea bei
Inferni, der die ganze Aktion ja mehr oder weniger leitete.
"Fliegen würde zu lange dauern und wir könnten schneller gesehen werden, wir
werden uns teleportieren, was heißt Lilith, Tenebrä und ich werden euch
teleportieren oder wart ihr schon mal in der Nähe der Station?" Meinte der
Dämon an Alea gewandt, als diese nur den Kopf schüttelte, sah er ernst zu
Tenebrä und Lilith und fuhr fort. "Tenebrä, du übernimmst die
Wasserprinzessin mit ihrem Drachen und Lilith, du übernimmst die Erdprinzessin
und ihren Drachen, ich werde Solis und ihren Drachen übernehmen, alles klar?
Dann los."
Mehr brauchte der Dämonenfürst nicht zu sagen, seine Kinder gehorchten ihm
aufs Wort auch wenn es Tenebrä absolut nicht gefiel, dass sein Vater sich um
Alea kümmern wollte. Stella, Katrin und Alea nahmen ihre Drachen auf den Arm,
Tenebrä legte seine Hand sacht auf die Schulter von Katrin, während Lilith
angewidert nur ihren kleinen Finger auf Stellas Schulter legte, Alea lief ein
kalter Schauer den Rücken hinunter als Inferni seine Hand nicht auf ihre
Schulter sondern an ihre Hüfte legte. So teleportierten sie sich vor die
Teleportationsstation von Fire City, Stella und Katrin waren überrascht wie
schnell es ging und sahen sich verdutzt um. Inferni wies Tenebrä an sich um zu
sehen und Hindernisse gegebenenfalls zu beseitigen, so dass die Prinzessinnen
ihre Macht noch aufheben konnten. Es war ein Leichtes für die neun in das
Innere und bis ins Zentrum der Station vor zu dringen, bis wohin sie eigentlich
ganze fünf Verteidigungsposten mit je vier Wachmännern zu überwinden hatten,
aber Tenebrä hatte keine Probleme, hier ein wenig Schlafgas, da ein kleiner
Kampf, es war für ihn wirklich nur ein Kinderspiel. Er fühlte wie Aleas Blicke
ihn begleiteten und wollte ihr imponieren, Stella und Katrin fanden es richtig
niedlich wie er sich um sie bemühte, während sie ihn doch so wie so
bewunderte. Im Zentrum angekommen, standen sie vor einem ähnlichen Teleporter
wie in der Unterwelt aber das Armaturenbrett war wesentlich umfangreicher
ausgestattet.
"Solis, Ihr werdet euch mit den anderen Prinzessinnen, Tenebrä, Lilith und den
Drachen auf das Podest stellen, ich werde Euch dann vor den Palast
teleportieren, das wird das sicherste sein." Erklärte Inferni und trat an das
Bedienfeld.
Alea gehorchte und ging auf die kleine runde Erhebung im Boden, die anderen
folgten ihr ohne ein Wort und postierten sich um sie herum. Tenebrä stand ihr
am nächsten, hatte eine Hand sacht auf ihre Schulter und die andere an ihre
Hüfte gelegt. Aleas Herz pochte wie verrückt, ob es nun aber die Aufregung
wegen des kommenden Abenteuers war oder doch die zärtlichen Berührungen von
Tenebrä wusste sie nicht. Ähnlich ging es Stella und Katrin, ihr Blut
pulsierte und sie konnten es kaum noch erwarten zum Palast zu gelangen, es war
als würde sie eine unsichtbare Macht anziehen. Inferni hatte eine Weile
gebraucht um sich zu Recht zu finden, schaltete und regelte dann aber genau so
fix wie in der Unterwelt an den Knöpfen und Hebeln herum. Wieder zog ein
heftiger Wind auf und kleine Blitze zuckten an den Seiten des Podestes durch die
Luft, Drakon und Drakina hatten zittrige Knie, Drak hatte keine Probleme, er
erschien Alea sowieso viel selbstbewusster als Drakon. Sie hätte gerne gewusst,
wie die Ausbildung der drei abgelaufen war und ob sie auch Prüfungen zu
bestehen hatten. Aber eine Frage riss sie aus ihren Gedanken.
"Seid ihr bereit? Es geht los!" Rief Inferni und wollte gerade mit zum Podest
rennen um mit ihnen zu reisen, doch da kam die Verstärkung der Wachposten, die
Tenebrä k.o. geschlagen hatte und durchkreuzte sein Vorhaben. Hätte er sie
früher bemerkt gehabt, wäre er noch rechtzeitig mit ihnen fertig geworden,
aber so hatte er keine Chance mehr noch mit ihnen gehen zu können, denn als er
alle überwältigt hatte, waren seine Kinder, die Drachen und die Prinzessinnen
bereits fort. Er seufzte und teleportierte sich zurück in seinen Palast, wo er
sich gelangweilt wieder schlafen legte, er wäre gerne noch hinterher gereist,
aber solche großen Teleporter brauchten viel Energie für solch eine Reise und
um eine Überbelastung zu verhindern, hätte er nun ganze vier Stunden warten
müssen, bis er ihn hätte wieder benutzen können.
***
Die kleine Gruppe war mittlerweile vor dem Palast angekommen, sie standen im
Garten, aber nicht umringt von Blumenbeeten, sondern von Hecken, die mehrere
Meter hoch waren und ihnen den Blick zum Schloss verbargen.
"Verdammt." Fluchte Lilith angsterfüllt und stampfte auf den Boden.
"Wieso fluchst du? Wir sind doch angekommen oder?" Fragte Alea irritiert und
beobachtete ihre Schwester.
"Wieso ich was? Wieso ich fluche? Sag hast du dich schon umgesehen, wo wir hier
sind? Hast du? Wir sind in der Mitte des Irrgartens!" Schrie Lilith fast
hysterisch und wäre beinahe auf ihre Schwester losgegangen, hätte Tenebrä sie
nicht aufgehalten.
"Woher weißt du, dass wir in der Mitte des Irrgartens sind?" Erkundigte sich
Katrin und blickte der Dämonin kühl in die Augen.
"Sieh mal auf den Boden!" Sagte Lilith und beruhigte sich nun wieder langsam.
Alle schauten nun hinunter zu ihren Füßen, sie standen in einer Art vertieften
Kreis, auf dem sich eine riesige gezeichnete Sonnenblume befand, in deren Mitte
ein seltsam verschnörkeltes Zeichen stand. Die Sonnenblume selbst war von einem
farblich abgrenzenden Ring umschlossen, auf dem sich auch Symbole befanden.
"Was sind das für seltsame kleine Striche auf dem Ring?" Fragte Stella und
deutete darauf.
"Das sind solarische Buchstaben, die alte Sprache der Königsfamilie des
Sonnengeschlechts. Es gibt nicht mehr viele, die diese Sprache beherrschen, aber
ich gehöre ja auch zur Familie also kann ich sie lesen." Prahlte Lilith und
stemmte ihre Hände in die Hüften.
"Würdest du uns dann bitte vorlesen, was dort steht?" Bat Tenebrä und rollte
mit den Augen.
"Für dich würde ich doch alles tun." Flirtete Lilith, wurde aber wie immer
ignoriert. "Sieroenengaiojakajakakka Beniakjakzaak, erojak Cesoniquaakka zaakni
aksieroceakka gailickaeroceak, piakeroza erodeni Beniakoxkaza, piio
beerokazaakqua erodeni
ceaksieropipi zaakka niakidequaakka Libesoza, zaioide piakeroza erodeni
Beakerokaza, piio sieroniza zaeroakpiakni Cesoniquaakka akoxakni Cenisoxi."
"Ja und was heißt das?" Fragte Stella irritiert.
"Willkommen Fremde, im Garten der ewigen Könige, seid ihr Freund so findet ihr
gewiss den rechten Pfad, doch seid ihr Feind wird dieser Garten euer Grab."
Antwortete Alea und alle sahen sie gebannt an.
"Woher kannst du diese Sprache? Ich musste jahrelang lernen um sie wieder zu
beherrschen und du schüttelst die Übersetzung einfach mal eben so aus dem
Ärmel? Warum?" Fragte die Dämonin und begann an sich zu zweifeln.
"Ich sage nur rechtmäßige Thronfolgerin." Grinste Tenebrä seine Halbschwester
an.
"Das finde ich gar nicht witzig." Ärgerte sich Lilith und knuffte ihren Bruder
an die Schulter.
"Na ja dann lasst uns hier raus fliegen, wir sind ja keine Feinde." Lachte Alea
und sah sich um damit ihr Flügel auch niemanden trafen als sie sie ausspannte.
Nach zwei kräftigen Schwüngen konnte sie fast über die Hecke sehen, doch als
sie zum dritten ausholte, zuckte ihr ein stechender Schmerz durch die Flügel,
woraufhin diese wieder verschwanden und sie hinab fiel. Doch zum Glück hatte
Tenebrä ausgezeichnete Reflexe, fing sie auf und bewarte sie somit vor einem
noch schmerzhafteren Aufprall auf dem Boden.
"Ach nein übersetzen kannst du, aber den Sinn darin nicht ... hahaha." Kicherte
Lilith hämisch. "Es hieß den ,rechten Pfad finden', nicht sich einfach aus dem
Staub machen. Dieser Irrgarten wäre doch viel zu leicht zu überwinden, wenn
man einfach drüber fliegen könnte. Nein, so einfach hat dein Vater es den
Fremden nicht gemacht, wer von weit auswärts kam und sich nicht gleich ins
Schloss teleportierte, hatte etwas zu verbergen, also ließ er ihn erstmal durch
das Labyrinth irren und um zu verhindern, dass es zu einfach für die Fremden
sein würde, legte er ein paar Zauber darauf. Was heißt uns nützen hier weder
irgendwelche elementaren Tricks oder unsere Waffen oder - wie du ja gesehen hast
- unsere Flügel nichts."
"Das heißt, wir müssen jetzt das ganze Labyrinth der Hecken durchqueren? Och
nö." Mäkelte Stella und trat gelangweilt einen Stein zur Seite.
"Jap." Antwortete Lilith kurz.
"Aber sag mal hätte dein Vater uns nicht an einen weniger verwirrenden Ort
teleportieren können?" Erkundigte sich Katrin.
"Ja und nein, um das zu erklären muss ich euch erst sagen, dass es bei Sterne
und Planeten, auf denen es Teleportationsplattformen gibt, Pflicht ist auf
diesen Plattformen zu landen. Ein Zauber, der den Planeten oder den Stern
umgibt, sorgt dafür, dass diese Pflicht eingehalten wird. Vater wird versucht
haben uns so dicht wie möglich an das Schloss zu bringen und da diese Plattform
dem Schloss am nächsten ist, wurden wir hier her teleportiert." Versuchte
Lilith zu antworten.
"Nein Lilith, das glaube ich nicht, er hat die Königin damals ja immer noch
heimlich besucht und hätte daher gewusst, wo er uns landen lässt." Warf
Tenebrä in die Unterhaltung ein.
"Stimmt ... seltsam, er würde mich niemals absichtlich in Gefahr bringen."
Grübelte die Dämonin.
"Ja, was für ein Glück, dass wir dich bei uns haben." Meinte Tenebrä und
schauspielerte übertrieben so als wäre er unendlich dankbar dafür.
"Er wollte doch mit uns kommen." Mischte sich Alea ein. "Das habt ihr doch auch
gesehen, er hätte den Weg sicher noch gewusst."
"Genau, das wird es sein!" Stimmte die Dämonin zu.
"Ja, das wäre wirklich möglich." Bejahte auch Tenebrä ihren Einwurf.
"Na und ist doch egal, der ist jetzt nicht hier, wir müssen da aber durch und
mir schlafen jetzt schon die Füße ein!" Beschwerte sich Stella und krauelte
Drak.
"Wie kannst du es wagen meinen ehrwürdigen Vater mit ,der' an zu sprechen."
Zeterte die Dämonin los und stampfte wieder mit dem Fuß auf dem Boden auf.
"Drakon, weißt du nicht, wie wir hier raus kommen könnten?" Sagte Alea eher
beiläufig und streichelte ihrem Drachen über den Kopf.
"Natürlich weiß ich das!" Antwortete der kleine Drache und ließ sich die
Streicheleinheiten gerne gefallen.
"Wie? Du kennst den Weg, der uns zum Schloss führt?" Hackte Lilith noch einmal
nach, sie konnte nicht glauben was er da eben gesagt hatte.
"Ja." Erwiderte Drakon und reckte Alea seinen Kopf entgegen, damit sie ihn
leichter streicheln konnte.
"Und warum sagst du das erst jetzt?" Fragte Stella genervt.
"Ihr habt nicht eher gefragt." Meinte der Drache nur und ließ sich weiter von
seiner Prinzessin verwöhnen.
"Na dann rappele dich endlich auf und zeig uns den Weg!" Befahl Stella und ließ
von ihrem Drachen ab.
"Ist ja gut." Sagte der Drache, gähnte laut und tapste dann voraus.
Die anderen folgten ihm und beobachteten seine Bewegungen genau, an einigen
verzweigten Stellen musste er erst schnuppern und sich umsehen bis er sich für
einen Weg entschied und weiterging.
"Alle Fallen kenn ich aber nicht mehr." Teilte Drakon den anderen nebenbei mit.
"Bitte? Fallen?" Erkundigte sich Lilith ungläubig. "Ich dachte, das hier wäre
der Weg für Freunde? Warum sollte es hier Fallen geben?"
"Du glaubst doch nicht im ernst den Satz, der da geschrieben stand." Belächelte
der Drache die Bestürzung der Dämonin. "Wie du vorhin schon sagtest war der
König sehr vorsichtig was Fremde anging und seine Freunde hätten sich niemals
hierher teleportiert."
"Wie lange ist der Weg bis nach draußen eigentlich?" Fragte Stella und
stiefelte missmutig hinter den anderen her.
"Na also die genaue Länge kann ich euch nicht sagen, aber wir werden schon noch
so ein bis zwei Stunden brauchen." Antwortete der Drache und sah in entgeisterte
Gesichter. "Es kommt drauf an, es gibt unzählige Fallen in diesem Irrgarten
aber auch hier und da ein paar Abkürzungen, die aber nicht unbedingt einfacher
zu meistern sind."
"Oh man, was ein Abenteuer." Beschwerte sich Stella und trat gegen eine Hecke,
wodurch sie eine Abkürzung frei legte.
"Na bin ich toll?" Lachte Stella die anderen keck an.
"Nein, du bist spitze." Berichtigte Alea sie und klopfte ihr anerkennend auf die
Schulter.
Doch als Stella als erste auf den neuen Weg trat, schnellte ein Pfeil auf sie
zu, der sie dank Tenebrä verfehlt hatte, denn er hatte die Gefahr kommen sehen
und sie zu sich gezogen. Der Rotschopf konnte Alea nun verstehen, der Dämon
hatte irgendwie etwas Anziehendes an sich, das ihr die Sinne vernebelte.
"Alles okay?" Erkundigte sich Tenebrä und musterte Stella um sicher zu gehen,
dass ihr nichts geschehen war.
"Ja danke." Sagte sie mit verträumtem Blick.
Lilith gefiel es gar nicht, wie Stella ihren Bruder ansah, es war derselbe
Blick, den Alea hatte, wenn Tenebrä ihr Komplimente machte oder sie küsste.
Sei wollte nicht noch eine Konkurrentin haben. Alea bekam von dem Blick nichts
mit oder ignorierte sie es einfach, die Dämonin konnte das nicht begreifen.
"Die Abkürzung kenne ich gar nicht, ich weiß nicht wo wir da hinkommen."
Bemerkte Drakon und ging nun voran.
Er schnüffelte und tapste ganz vorsichtig weiter, mit der Zeit wurden seine
Schritte sicherer und er ging schneller. Doch brachte diese verlorene
Sorgsamkeit das Grüppchen hinter ihm in Gefahr, den kaum vier Verzweigungen
später trat er unbewusst auf einen Schalter und löste so eine Falltür aus, in
die Alea und Drakina fielen. Tenebrä und die anderen bekamen einen riesigen
Schrecken als sie erkennen mussten, dass am Boden der Falltür Speerspitzen gen
Himmel ragten.
"Das war knapp." Grinste ihnen Alea entgegen, die sich mit einer Hand an einer
Wurzel festklammerte und mit der anderen Drakina auf ihrem Arm sicherte.
Tenebrä hätte es niemals laut zugegeben, aber in dem Moment als er gesehen
hatte wie Alea dort hinunter gefallen war, ist ihm das Herz in die Hose
gerutscht, ja er hatte Angst um sie gehabt. Doch die Gefahr war noch nicht
überwunden, die Wurzel begann zu knacksen und würde sie wohl nicht mehr lange
halten, Alea konnte aber nicht aus der Grube fliegen, die Spannweite ihrer
Flügel war zu groß, also reichte er ihr seine Hand, doch der Blondschopf
wollte erst die kleine Drachendame in Sicherheit wissen und reichte sie ihm
hoch. Er nahm sie seufzend entgegen und reichte sie an Katrin weiter, aber als
er Alea erneut seine Hand reichen wollte, riss die Wurzel und Alea fiel, nur
knapp entrann sie dem ihrem Tod, denn Lilith hatte eine Art Glaswand erschaffen,
die nun über den Stacheln war. Es gab niemanden, der über diese Handlung nicht
überrascht war, aber am meisten war es wohl Alea. Wollte ihre Schwester sie
nicht umbringen? Das wäre doch eine gute Gelegenheit gewesen oder nicht?
"Versteh das jetzt nicht falsch, ich habe auch meinen Stolz, du hast mir auch
das Leben gerettet, ich stand also in deiner Schuld nun sind wir quitt,
außerdem brauche ich dich noch um Prinzessin zu werden und wir wollen ja alle
über diese Grube kommen ohne dass wir gleich als Schaschlik enden." Sagte
Lilith cool und ging ohne ein weiteres Wort an Alea vorbei.
Drakon warf noch einen angsterfüllten Blick auf die Stacheln unter der Scheibe
und ging dann wieder vorsichtig weiter, die anderen folgten ihm bis auf Alea,
die immer noch am Boden der Grube saß und über das Verhalten ihrer Schwester
grübelte. Sie konnte es sich nicht erklären, aber irgendetwas in ihr sagte,
dass Lilith sie gerade gerettet hatte, weil sie Angst um sie hatte. Langsam
stand sie auf, kletterte aus dem Loch und wollte den anderen hinterher gehen,
aber Tenebrä hielt sie auf, er hatte nach ihrem Handgelenk gegriffen und sie zu
sich gezogen. Alea konnte seinen Herzschlag hören, er war schneller als sonst,
so unruhig und ungleichmäßig.
"Tenebrä, ich ..." Meinte Alea und sah dem Dämon in die klaren blauen Augen.
Sie konnte ihren Satz nicht beenden, weil Tenebrä seine Lippen auf ihre gelegt
hatte und sie nun sehr innig küsste.
Nun war es Aleas Herz das raste und kaum zur Ruhe kommen konnte, auch als sie
sich voneinander lösten um den anderen zu folgen, fiel es ihr schwer sich
wieder zu fangen. Sie räusperte sich und wich den direkten Blicken seiner Augen
aus.
"Wir müssen weiter, sonst verlieren wir die anderen!" Meinte sie und ging
schnell um die nächste Ecke um den anderen zu folgen.
Tenebrä fühlte sich nun schon wieder wesentlich besser, er hatte gespürt,
dass sein Engel noch bei ihm war und nun konnte er wieder über ihre
Schüchternheit lächeln. Langsam trat er wieder zur Gruppe und reihte sich ein,
Alea lief trotz des Schocks eben wieder vorne, ihr Herz klopfte noch immer wie
verrückt und ließ ihr keine Ruhe.
"Kommt dir der Weg jetzt eigentlich wieder bekannt vor?" Fragte sie ihren
Drachen.
"Ja, wir sind ganz in der Nähe des Ausgangs, das habe ich im Gefühl."
Antwortete Drakon und tapste munter weiter, auch wenn der Schrecken, das er
seine Prinzessin in Gefahr gebracht hatte, noch immer in seinen Knochen saß.
Es lag eine recht lockere Stimmung in der Luft, Tenebrä unterhielt sich mit
Katrin über Alea, er wollte mehr über sie und ihre menschliche Vergangenheit
erfahren; Stella zankte sich mit Lilith, die den Rotschopf beleidigen wollte, da
diese aber nicht auf den Mund gefallen war, konnte sie ihr ohne Probleme contra
geben; Drak flirtete wieder mit Drakina und Alea horchte Drakon aus, was er noch
über den Palast wusste. Es war lustig bis zu dem Moment als Drak stolperte und
auf einen weiteren versteckten Schalter trat, man hörte ein Rumpeln und
Knacken. Was würde nun wieder auf sie zu kommen?
"Was ist das?" Fragte Drakina ängstlich und verkroch sich hinter den schlanken
Beinen von Katrin.
Alle zuckten mit den Schultern und sahen sich um von wo das Geräusch kam. Doch
nirgends bewegte sich etwas, also gingen sie trotz des Geraschels weiter. Doch
es wurde immer lauter und schien immer näher zu kommen also hielten noch einmal
inne, aber als sich Alea nun umsah, bekam sie einen riesigen Schrecken.
"Katrin, Tenebrä passt auf!" Schrie sie.
Und noch ehe sich Tenebrä und Katrin umgedreht hatten, standen Alea und Stella
schützend vor ihnen und hielten mit ihren Stäben eine Art leuchtende Blase
auf. Sie schimmerte transparent lila, besaß einen weißen Kern und wirkte
leicht dickflüssig. Es war gar nicht so einfach für die beiden Mädchen die
Kugel auf zu halten, sie drückte stark und die Tropfen die hier und da das
Gebilde verließen, hinterließen an Stellen, die damit in Berührung kamen,
Brandflecken oder ganze Löcher. Auch ihre Stäbe machten seltsame
Zisch-Geräusche, als ob sie sich gleich auflösen wollten.
"Da hinten kommt gleich eine Abzweigung, geht dorthin! Der Ball kann keine
Kurven fahren, also wird er geradewegs durch die Hecken rasen und uns einen Weg
bahnen. Los macht schon! Ich weiß ja nicht wie es Stella geht, aber mich
verlassen langsam die Kräfte." Grinste Alea keuchend und stemmte sich mit
voller Kraft gegen das Knäuel der Glibbermasse.
"Pah ich habe noch mehr als genug Kraft." Meinte Stella, atmete aber auch schon
schwer.
"Du glaubst doch nicht im ernst, dass diese Hecken so einfach zu durchstoßen
sind oder? Ich hatte dir doch vorhin erklärt, dass das nicht so einfach ist mit
dem Hecke kaputt machen, unsere Mächte nutzen uns hier nichts." Zeterte Lilith
und ging genervt in Deckung.
"Oh man, langsam regst du mich echt auf, du bescheuerte Ziege!" Schimpfte Stella
und warf der Schwarzhaarigen böse Blicke hinterher. "Alea und ich stehen am
nächsten an diesem bekloppten Ball dran, wir können durch ihn hindurch sehen,
wie durch Wasser und ich sage dir, du willst nicht wissen, was dieses Teil mit
den anderen Hecken gemacht hat."
Lilith gab keine weiteren Widerworte und versteckte sich still mit den anderen
hinter der nächsten Kurve, anscheinend hatte sie in Stella ihren Meister
gefunden.
"Alea, ist ja schön und gut, dass die anderen jetzt in Sicherheit sind, aber
was ist mit uns? Ich mein, sobald wir das Teil frei geben, werden wir überrollt
und ich will nicht wissen, was die Flüssigkeit dann mit uns machen würde."
Fragte Stella und sah etwas erschöpft aus.
"Keine Sorge, ich habe an alles gedacht." Grinste Alea entkräftet. "Du lässt
jetzt langsam mit einer Hand deinen Stab los und legst sie auf meine Schulter
..."
"Ah verstehe und du teleportierst uns dann zu den anderen." Vollendete der
Rotschopf den Satz ihrer Freundin, die zustimmend nickte.
Gesagt getan, langsam und mit größter Vorsicht ließ Stella ihren Stab mit
einer Hand los und stützte sie auf die Schulter des Blondschopfes auf, dann
vergewisserte Alea sich noch einmal, dass die anderen alle hinter der Hecke
waren und teleportierte sich fix zu ihnen, dort lies sie ihren Stab wieder
verschwinden. Die Gruppe konnte nun sehen wie der Ball an ihnen vorbei rollte
und die nächsten Hecken verdampfen ließ, aber als sie sehen wollten, ob der
Ball ihnen eine Schneise zum Ausgang geschaffen hatte, wurden sie enttäuscht,
denn genauso schnell, wie der Ball die Hecken platt gemacht hatte, wuchsen sie
auch schon wieder nach. Sie beeilten sich zwar sehr, konnten aber nur drei
Hecken überqueren, die Vierte war ihnen schon zu hoch.
"Na toll und jetzt?" Beklagte sich Stella und schmiss ihren angebrutzelten Stab
vor Wut und Verzweiflung bis zur nächsten Abzweigung.
Plötzlich nahmen sie ein Knurren und Zähne Fletschen wahr, das sich alles
andere als leise oder entfernt anhörte, dann trat eine Art Wolf, der aber
wesentlich größer war als ein normales Tier dieser Rasse, hinter der
Abzweigung hervor, beschnupperte Stellas Stab und sah danach knurrend und
sabbernd zu der Gruppe herüber. Sein Fell war grauschwarz und zottig, an
einigen Stellen schon ausgefallen, unzählige Narben waren in seinem Gesicht und
auf seinem Körper verteilt, seine Augen schimmerten goldgelb und seine Pupillen
hatten sich zu Schlitzen verengt. Er kam erst langsam näher und dann immer
schneller, auf einmal machte er einen Satz nach vorne und kratzte Stella am
Unterarm. Drakina und Drakon bekamen große Angst, aber Drak begann zu knurren
und seine Zähne zu fletschen, er tapste langsam vor und wuchs bei jedem Schritt
ein paar Zentimeter, bis knapp einen Meter vor dem Wesen stand und etwas
größer als es war. Als der Wolf dann nach Drak schnappte, tat der Drache es
ihm gleich und löste damit einen Kampf aus, einer kratzte den anderen und
kassierte dafür einen Biss oder einen Schlag mit der Pranke. Man merkte
schnell, dass der Drache diesem zottigen Wesen mehr als überlegen war, seine
Hiebe trafen immer und richteten mehr Schaden an, als der Wolf am Boden lag und
Drak zum letzten Schlag ausholte, vernahmen sie einen Schrei.
"Aufhören!" Schrie Alea entrüstet und seltsamerweise hielten sowohl Drak als
auch der Wolf inne.
Langsam ging Alea auf die beiden zu, Drak sah fragend zu Stella, aber die war
starr vor Schreck und wusste auch nicht, was ihre Freundin damit bezweckte. Der
Wolf musterte den Blondschopf und bewegte sich nicht, dann streichelte Alea
sanft über Draks Kopf, woraufhin dessen Biss- und Kratzwunden verschwanden, man
hätte meinen können der Wolf war eifersüchtig auf Drak als die Prinzessin ihn
streichelte, denn daraufhin trat er mit dem Schwanz wedelnd auf sie zu, stupste
sacht mit seiner Nase gegen Aleas Hand und leckte diese sanft, dann kniete Alea
sich nieder und wollte auch dieses seltsame Wesen streicheln um seine Wunden zu
heilen, aber Stella war strickt dagegen.
"Spinnst du? Das Vieh hat mich angefallen, wenn du es jetzt heilst, wird es dich
zerfleischen!" Warnte sie ihre Freundin.
"Das glaube ich nicht, es hat dich vorhin nur angefallen, weil du seine Ruhe
gestört hast, er ist doch viel zu alt und zu entkräftet zum Kämpfen.
Außerdem hätte Drak bestimmt keine Probleme ihn noch einmal zu besiegen. Er
hat es nicht verdient so zu sterben, schließlich bewacht er treu das Schloss
und das in dem Zustand." Erklärte sie dem Rotschopf und deutete auf den
knochigen Bauch des Wesens.
Dann streichelte sie den Wolf und heilte auch ihn, Drak tapste indes zu Stella
und leckte ihre Wunde. Als Alea aufstand und auf Stella zuging um auch ihre
Verletzung zu kurieren, begann Drak sie an zu knurren.
"Mit den Händen hast du gerade diese Bestie geheilt, wie kannst du es wagen nun
Hand an Stella legen zu wollen? Als Begleiter von Stella ist es meine Pflicht
sie zu beschützen, aber wenn sie in deiner Nähe bleibt, ist sie in Gefahr."
Meinte der Drache und schnappte nach der Feuerprinzessin.
Nun begann der Wolf wieder zu knurren und stellte sich schützend vor Alea.
"Drak, sag mal hast du nicht mehr alle Tassen im Schrank? Die Wunde tut weh wie
Sau und Alea könnte sie heilen ... klar ist es nicht ganz hygienisch, wenn sie
kurz vorher den Köter da geheilt hat, aber das nehme ich gern in kauf, so lange
das Brennen dafür aufhört." Mischte sich Stella ein.
Langsam wurde Drak ruhiger und schrumpfte wieder auf seine normale Größe, auch
der Wolf hörte auf zu knurren und setzte sich Schwanz wedelnd neben Alea, die
nun Stella heilte.
"Oh man was war das denn?" Fragte Stella ihren Drachen, bekam aber keine Antwort
und wandte sich dann Alea zu. "Und sag mal, seit wann kannst du eigentlich
heilen? Warum hast du mir nichts davon gesagt? Und warum heilst du dich dann
eigentlich nicht selber, wenn du schon so oft verletzt bist."
"Man kann sich eigentlich nicht selbst heilen, auch wenn Alea, das nun schon
zwei Mal geschafft hatte. Normalerweise besitzen alle elementaren Prinzessinnen
die Fähigkeit zu heilen, die einen lernen es früher, die anderen später, aber
sich selbst heilen kann man dadurch nicht, denn es müssen sich zwei Energien
vermischen um eine Wunde zu heilen und da man selbst ja nur eine Energie
besitzt, kann man sich nicht selbst heilen, sollte man es doch versuchen, wird
die Wunde meist schlimmer." Erklärte Tenebrä und sah sich den Wolf neben Alea
an.
"Du weißt aber viel darüber." Staunte Katrin misstrauisch.
"Als Dämon lernt man das schon in der Grundausbildung." Protzte Lilith.
"Dann hast du in der Grundausbildung und auch sonst wohl immer gefehlt, denn bis
jetzt hat Tenebrä uns die Sachen doch immer erklärt." Stichelte Stella
beiläufig.
"Bitte? Ich war die beste in meiner Gruppe, aber ich sehe es doch gar nicht ein,
euch über so etwas zu informieren." Zickte die Dämonin rum.
"Jetzt lasst uns weitergehen." Sagte Alea ermattet und hockte sich zu Drakon.
"Kannst du uns weiterführen oder soll ich mal unseren neuen Freund fragen ob er
uns hilft?"
"Klar der Wolf wird dich auch ganz sicher verstehen." Belächelte Stella die
Bemerkung ihrer Freundin.
"Warum nicht? Ich mein, das Tier wohnt schließlich in diesem Labyrinth,
vielleicht kennt es ja wirklich den Weg nach draußen." Widersprach Tenebrä.
"Ich übernehme das schon." Sagte Drakon und tapste vorsichtig zu dem Wolf.
Sie beschnupperten sich erst und dann sah es wirklich so aus als würde Drakon
mit diesem Wesen sprechen, bis der Wolf aufheulte und aufsprang.
"Du hattest Recht, er kennt den Weg und will uns gerne den Weg zeigen."
Übersetzte Drakon die Gebärden des Wesens.
Dann ging der Wolf voraus und führte sie mit Drakon, der an seiner Seite
nebenher tapste, dahinter ging Alea und beobachtete die beiden, wie sie sich
unterhielten, nach ihr kamen Stella und Drak, nach den beiden gingen Tenebrä,
Katrin und Drakina, deren Gesprächsthema sich nun um die Magie drehte und
Lilith trabte ganz hinten weiter.
"Drak hättest du das nicht gleich so lösen können?" Fragte Stella ihren
Drachen, nahm ihren Stab und ließ ihn im Nichts verschwinden.
"Nein, jeder von uns hat so seine Fähigkeiten, genau wie ihr später, es gibt
Techniken wie das Heilen, Teleportieren und Fliegen, die alle Prinzessinnen
können müssen, aber auch solche, die nur für euch gedacht sind und nicht
jeder beherrschen kann. Drakon kann mit Tieren sprechen, Drakina kann
ausgezeichnet schwimmen und tauchen und ich kann Fliegen und mich vergrößern.
Die Fähigkeiten der anderen beherrsche ich nicht und sie meine auch nicht."
Erklärte Drak seinem Frauchen.
Der Rest des Weges war nicht mehr lang, aber kurz vor dem Ende des Irrgartens
blieb der Wolf stehen und schnupperte am Boden. Zwischen der Gruppe und dem
Ausgang lagen höchstens noch fünfzig Meter, sie konnten sogar schon durch das
stählerne und reichlich verzierte Tor in den Blumengarten sehen.
"Warum bleibt der stehen?" Fragte Stella und sah sich um.
"Er meint, hier lauert Gefahr, wir sollten uns besser einen anderen Weg suchen."
Erklärte Drakon und wollte schon umdrehen.
"Ach was, hier sind nur Blumen, deren Samen höchstwahrscheinlich von den Beeten
da drüber her geweht wurde. Mehr ist da nicht zu sehen, Drak hatte ihm zu viele
Schläge verpasst das ist alles. Außerdem was kann uns jetzt noch aufhalten?
Wir haben diese schießenden Pfeile überlebt, sind aus der Grube mit den
Speeren lebend davon gekommen, konnten eine Säurekugel überwinden und haben
sogar so ein seltsames Tier wie ihn auf unsere Seite gezogen, was kann uns jetzt
noch erschrecken? Los geh." Erwiderte Stella und gab Alea einen kleinen Stoß,
dass sie weiter gehen solle.
Diese stolperte an Drakon und dem Wolf vorbei mit dem Gesicht voraus direkt in
das Blumenbeet, dann stand sie auf und klopfte sich den Blütenstaub von der
Kleidung. Aber noch ehe die anderen ihr folgten, fingen die Pflanzen, auf denen
sie stand, an sich zu bewegen und schlangen sich um ihre Hand- und Fußgelenke.
Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts aus der Hecke eine riesige rote Blume auf,
als sich ihre Blüte öffnete, konnte man nicht ihre hübschen Staubblätter
bewundern, sondern musste Zähne und einen tiefen Schlund betrachten. Das
Pflänzchen hatte anscheinend vor Alea auf zu fressen, womit diese aber gar
nicht ein verstanden war und begann zu zappeln und sich zu wehren. Tenebrä,
Stella, Katrin und Drak rannten hinter her und wollte ihr helfen, aber im Nu
hatten die Ranken der Pflanze auch sie in der Mangel.
"Warte Tenebrä, ich helfe dir!" Schrie Lilith und kam auch hinter her gerannt.
"Nein." Sagte Stella, aber es war schon zu spät, die Ranken hatten auch Lilith
bereits in ihrem Griff. "Er wäre dir schon nicht weggelaufen ... er hängt hier
nämlich auch fest."
"Stella, kannst du nicht versuchen die Pflanze irgendwie zu beruhigen? Ich mein,
du bist doch die Prinzessin der Erde, auf dich müsste sie doch hören." Schlug
Tenebrä vor.
Aber alle Versuche mit der Blume zu reden gingen schief, es endete damit, dass
die Blume Stella mit einer Ranke den Mund zu hielt um sie nicht mehr hören zu
müssen.
"Leute, ich will ja nicht meckern und unter Druck ist es bestimmt nicht leicht
sich was aus zu denken, aber die Gute hat Mundgeruch und anscheinend einen
Mordshunger." Meinte Alea, die dem Schlund der Pflanze immer näher kam.
Ja sie mussten was tun, aber was? Keiner konnte sich rühren oder einen klaren
Gedanken fassen. Sollte ihre Reise hier enden? Der Wolf stürzte sich
blitzschnell und todesmutig in die Ranken und kratzte und biss um sich, aber es
war zu spät, die Blume hatte sich Alea schon einverleibt als der Wolf zwei der
Ranken zertrennt hatte, die Alea gefesselt hielten. Jedoch wuchsen sie schneller
als die Hecke nach und nahmen ihn auch in die Mangel. Es wurde still, die Gruppe
sah gebannt auf die Blüte, die sich nun geschlossen hatte und nicht mehr regte.
Sie warteten auf ein Wunder, ihre Freundin konnte doch jetzt nicht so einfach
verschlungen worden sein.
"Katrin, versuch die Pflanze zu vereisen!" Schlug Drakina vor, traute sich aber
nicht weiter auf die Pflanzen zu zugehen.
"Würde ich ja gerne, aber in der Haltung vereise ich mich eher selber."
Antwortete Katrin und deutete mit ihrem Kopf auf ihre am Rücken gefesselten
Hände hin.
Aber auch Tenebrä und Lilith erging es nicht besser, so konnten sie ihre
Mächte nicht einsetzen, sie hätten andere oder sich gefährdet.
"Ich glaub es nicht, wir haben diesen sch*** Irrgarten fast überwunden, ich
habe jetzt echt keinen Bock als Leckerbissen von so einer besch******* Pflanze
zu enden." Meinte Stella, nachdem sie ihren Mund wieder frei bekommen hatte.
"Das ging Alea bestimmt nicht anders." Sagte Tenebrä betrübt und sah wieder
zur Blüte, deren Stängel sich zu bewegen begann und aus der Rauch drang.
"Irgs, ich wette jetzt verdaut sie Alea." Fügte Lilith hinzu und blickte
angewidert hinab.
"Ich hoffe, du bist die nächste." Schimpfte Stella über die Dämonin.
Doch dann riss der Stängel auf einmal an einer Stelle ein und eine
dickflüssige grüne Brühe trat aus der Wunde heraus. Im Nu war die Blüte vom
Stängel getrennt und verdorrte. In der Wunde stand eine angebrannte und mit
grünem Schleim bedeckte Alea und hielt ihren Stab kampfbereit in der Hand, mit
wenigen Schnitten hatte sie ihre Freunde befreit und ging zum Ausgang.
"Gar nicht mal schlecht." Lobte Stella ihre Freundin und wollte ihr erst auf die
Schulter klopfen, ließ es wegen des Schleims jedoch bleiben. "Aber sag mal, wie
konntest du denn deinen Stab erscheinen lassen und deine Kraft einsetzen?"
"Der Wolf hatte doch die Ranken, die um meine Füße waren zerbissen, so konnte
ich verhindern, dass ich tiefer rutsche, um meine Hände frei zu bekommen, hab
ich die Pflanze ein bisschen angebraten und dann konnte ich ja den Stab
erscheinen lassen." Erklärte Alea ihrer Freundin und versuchte sich von dem
Schleim zu befreien.
"Ja aber das würde doch heißen, dass du dich erst hättest selber anbrennen
müssen um deine Hände frei zu bekommen." Meinte Stella ungläubig.
"Jein, mir hatte die Pflanze meine Hände nicht hinter dem Rücken gefesselt,
sondern über meinem Kopf, so konnte ich es besser dosieren, aber ja ein
bisschen anbrennen musste ich mich schon, damit die Ranken auch verbrennen."
Erläuterte der Blondschopf und musste wegen der grünen Brühe verzweifeln.
Aber Katrin half mit einem ,kleinen' Schauer, der Alea zwar von dem grünen Zeug
befreite, sie aber total durchnässte.
"Danke, wenigstens ist der Schleim jetzt weg." Lachte die Feuerprinzessin und
wrang ihren Mantel, den Rock und ihre Haare aus.
"Entschuldigung, ich kann es noch nicht ganz einschätzen, wann ich wie viel zu
nehmen habe." Meinte Katrin und sah etwas betreten auf den Boden.
"Wieso? Ich finde du hast das großartig gemacht." Sagte Tenebrä, klopfte der
Wasserprinzessin aufmunternd auf die Schulter und wandte sich dann seinem Engel
zu. "Nass siehst du noch viel verführerischer aus."
Alea lief rot an und drehte den andren - weil sie es nicht bemerken sollten -
den Rücken zu, aber Tenebrä fand es niedlich, wenn sie so scheu auf seine
Komplimente reagierte und umarmte sie von hinten, woraufhin er ihren eindeutig
schnelleren Herzschlag fühlen konnte und einfach nicht genug von ihr bekommen
konnte.
"Hallo, es reicht, wir hatten doch was vor oder nicht?" Drängte sich Lilith
dazwischen und kochte vor Eifersucht.
"Ja." Räusperte sich Alea und sah hoch zum Schloss. "Jetzt müssen wir
dorthinein gelangen."
"Aber so nass kannst du hier nicht rum rennen, da holst du dir ja den Tod."
Meinte Tenebrä und ließ einen kleinen Wirbelwind um Alea herum erscheinen, der
sie im Nu trocken gepustet hatte.
Der Palast war gigantisch und sah genauso aus wie in ihrem Traum, fünf Türme
mit seltsamer Form streckten sich im Halbkreis majestätisch in die Höhe, sie
alle waren über kleine röhrenartige Gänge miteinander verbunden, jeder Gang
kaum sichtbar, da dessen Wände aus Glas bestehen; die Steine, aus denen die
Zinnen bestanden, schimmerten wie Perlen. Der größte Turm beinhaltete den
Haupteingang, der aus zwei goldenen Türen bestand und zum Foyer des Schlosses
führte. Etwas abseits von den Türmen und dem größten gegenüber stand ein
riesiger Saal mit einer eigentümlichen Form, die einer Muschel ähnelte. Dieser
Saal war über zwei lange gläserne Korridore mit den beiden kleinsten Türmen
verbunden und führte einerseits in den Garten, direkt an die Stelle, an der der
Irrgarten endete und mit dem verzierten Stahltor verschlossen war. Der Garten
war ein Meer aus den verschiedensten Blumen, aber am meisten wurde er durch
unterschiedliche Sonnenblumenarten geschmückt, Aleas Lieblingsblumen. Die Beete
umringten das Schloss und bildeten eigenständige Formen, meist Blüten aber
auch Kreise mit verschiedenen Farbmustern.
"Das dürfte jetzt eigentlich kein Problem mehr sein." Meinte Lilith und besah
sich ihre alte Heimat. "Wir können entweder durch die Tore des großen
Ballsaals, der sich hier hinten am Garten befindet, hinein kommen oder durch die
Eingangspforten. Ich mein ihr habt hier zwei waschechte Sonnenprinzessinnen bei
euch."
"Oh ja, das hat uns bis jetzt auch schon extrem viel gebracht." Warf Stella ein.
"Außerdem haben wir hier nur eine waschechte Sonnenprinzessin, denn du bist ja
eher son kleiner Mischling." Ärgerte Tenebrä seine Schwester.
Aber Alea bekam von den Sticheleien ihrer Freunde nichts mehr mit, sie machte
sich alleine auf Erkundungstour, denn das Schloss zog sie fast magisch an.
Jedoch wurde sie unbemerkt von dem Wolf begleitet, der ihr wie ein Hund treu
hinterher lief. Sie rannte im Garten umher und genoss den Duft der Blumen, es
war seltsam, aber sie fühlte sich als wäre sie gerade nach einer sehr langen
Reise nach Hause gekommen, als hätte sich alles verändert und wäre doch das
selbe geblieben. So bewusst wie jetzt, war sie noch nie hier gewesen, es war
alles so fremd und doch schien es ihr als würde sie alles kennen. Tausende
Widersprüche wühlten sie auf, aber es ging ihr so gut wie nie zuvor. Als sie
eine Weile gelaufen war kam sie am Haupteingang an, die goldenen Tore glitzerten
und strahlten in dem sanften Licht, das die Atmosphäre über ihnen aussandte.
Erst jetzt bemerkte sie den Wolf, streichelte ihm als Entschuldigung, dass sie
ihn übersehen hatte, sanft über das lichte Fell. Die Pforten des Eingangs
waren riesig und wirkten schwer, also versuchte Alea erst gar nicht sie zu
bewegen und ging zurück zu dem Platz an dem ihre Freunde hätten sein müssen.
Diese waren währendes schon auf der Suche nach ihr und gingen zum
Vordereingang.
"Man, mit dem Mädchen hat man echt nichts als Ärger." Seufzte Lilith und sah
sich um. "Meinetwegen müssten wir sie nicht suchen, ich finde schon noch einen
Weg auf den Thron auch ohne sie."
"Du bist echt nervig. Tenebrä, hättest du die nicht zu Hause lassen können?"
Fragte Stella und sah ihn wütend an.
"Sie ist Papas kleiner Liebling, das musst du verstehen, hat sie einen Wunsch,
wird er ihr erfüllt!" Lachte Tenebrä und hielt nach Alea Ausschau.
"Sie ist bestimmt schon im Schloss." Schlussfolgerte Katrin als sie vor den
großen goldenen Toren standen. "Sie wird es vor Neugierde nicht mehr
ausgehalten haben."
"Schon möglich, schließlich ist sie das erste Mal seit Jahrhunderten wieder zu
Hause." Meinte Tenebrä und öffnete die riesigen Pforten ganz leicht.
"Tenebrä?" Fragte Katrin an. "Ich habe da mal eine Frage."
"Ja? Frag ruhig!" Erwiderte der Dämon und verharrte kurz in seinem Vorhaben in
den Palast zu treten.
"Deine Zeitangaben sind einfach utopisch, dass kann doch alles nicht wahr sein.
Ich mein, Alea soll Jahrhunderte nicht mehr hier gewesen sein und Lilith soll
die Tochter von deinem Vater und Aleas Mutter sein? Ich dachte, Aleas Mutter sei
schon vor Jahrhunderten gestorben oder wie war das?" Wollte Katrin wissen, denn
diese seltsamen Zeitangaben beschäftigten sie schon eine ganze Zeit.
"Stimmt die Zahlen sind schon sehr unglaublich, aber wenn du Aleas Geschichte
kennst, dürfte dich nichts mehr verwundern ... obwohl eines auch mich erstaunt,
wie kann Inferni nur 1484 Dämonenjahre sein, das hatte mich schon an dem Abend
verwundert als du es Alea gesagt hattest, denn Solitus, der älteste seiner
Söhne ist ja auch schon 1425 und wenn er auch noch Aleas Mutter gekannt hat,
ist dieses Alter unmöglich." Mischte Drakon sich ein.
"Dich habe ich an dem Abend gar nicht gesehen ..." Meinte Tenebrä und
ignorierte seine Frage vorerst.
"Ich war ja auch eine Maus und in Aleas Tasche versteckt ... damit ich nicht mit
kämpfen muss, habe so getan als ob ich schlafe." Gab Drakon bedrückt zu. "Aber
jetzt antworte auf meine Frage, du hast Alea angelogen stimms? Entweder ist dein
Vater nicht der Vater von Lilith oder er ist wesentlich älter als 1484!"
"Ich hatte nie gesagt, dass ich Vaters Alter in Dämonenjahren angegeben habe."
Lächelte Tenebrä dämonisch. "Außerdem waren diese 1484 Jahre nicht sein
Alter sondern der Altersunterschied zu Alea."
"Was? Dann müsste er ja ..." Staunte Drakon und zählte nach.
"1500 Jahre sein." Vollendete Lilith den Satz des Drachen. "Na und ist da was
bei? Die Sonnenprinzessinnen leben ja auch ewig, sie können auch nur sterben,
wenn man sie tötet."
"Mit Dämonen ist es dasselbe, wir wären ewig. Unser Vater tötete seinen Vater
um Fürst der Unterwelt zu werden, da sie nicht dieselben Ansichten einer
Regentschaft hatten. Bis jetzt wurde mein Vater nur nicht wieder
herausgefordert, weil jeder von seiner Stärke weiß." Erklärte Tenebrä.
"Er tötete seinen eigenen Vater, nur weil sie nicht der gleichen Meinung
waren?" Sagte Katrin erschrocken.
"Ja, aber es war nicht nur irgendeine Meinungsverschiedenheit. Es ging um das
Leben von unzähligen Dämonen ... Vater hat ihnen das Leben gerettet ...
deshalb gibt es ihm gegenüber auch nur sehr wenige Widerstände, er herrscht
gerecht, wenn auch ein bisschen hart, aber er weiß immer was er tut."
Verteidigte Tenebrä seinen Vater und ging in das Foyer.
Lilith wusste, dass Tenebrä viel von ihrem Vater hält, aber solch eine
Lobeshymne hielt er noch nie; Inferni wäre gewiss stolz gewesen. Sie staunten
allesamt nicht schlecht als sie die Pracht dieser Halle sahen, sie war einfach
riesig und leuchtete sanft.
"Ich schätze, sie wird zuerst in ihr Zimmer gegangen sein." Meinte Lilith und
schritt auf eine große weiße Treppe zu.
"Aber sie weiß doch gar nicht, wo sich ihr Zimmer befindet." Warf Stella ein.
"Alea wird es im Gefühl haben, glaube mir; außerdem, wer würde sich nicht
zuerst im Hauptturm umsehen?" Erklärte die Dämonin und stieg die Treppe
hinauf.
Die anderen folgten ihr ohne weitere Einwände zu äußern, ihnen kam es
durchaus plausibel vor, was Lilith da angesprochen hatte. In der ersten Etage
befand sich hinter zwei schweren, weiß glänzenden Türen ein riesiger
Sitzungssaal mit Fenstern so groß wie Elefanten, schweren bordeauxroten
Vorhängen und einem ebenso roten Teppich. Der Raum war mit Eichenholz
verkleidet und ein reich verzierter Eichentisch erstreckte sich in einer
seltsamen V-Form durch den gesamten Raum, er war mit der aller neusten Technik
ausgestattet, was Stella und Katrin doch sehr wunderte, schließlich gab es
dieses Maschinenwesen erst seit kurzem auf Elestra und das Schloss sollte doch
schon mehrere Jahrhunderte leer stehen.
"Unglaublich nicht?" Meinte Lilith auf die erstaunten Blicke der beiden Mädchen
und erzählte wie ein kleines Kind. "Holografische Computerbildschirme, schon
damals für uns nichts besonderes, Mutter und Vater hielten hier immer ihre
Sitzungen ab, wenn die Könige oder Herrscher der einzelnen Planeten und
Galaxien zu Besuch waren oder wir nutzten es als Esszimmer. Die Breite des
Tisches lässt sich per Tastendruck verstellen."
"Und was ist das für ein seltsames Wabbelzeug?" Fragte Stella und deutete auf
kleine schwabbelige Bälle, die rings um den Tisch angeordnet waren.
"Das sind Plasmastühle, schaut!" Antwortete die Dämonin und setzte sich auf
einen dieser Bälle, der sich ihrer Körperform anpasste und einen für sie in
Höhe und Breite stimmenden Stuhl formte.
"Ist ja cool." Meinte Stella und warf sich auch auf so einen Ball, der auch
sofort einen für sie passenden Stuhl formte.
"Aber jetzt lasst uns höher gehen, als nächstes kommt das Bad, da werdet ihr
Augen machen." Schwärmte die Dämonin und stand auf, woraufhin der Plasmastuhl
sofort wieder die Form eines Balles annahm. "Die nächsten Etagen sind nur noch
per Fahrstuhl zu erreichen, denn sie waren der Königsfamilie vorenthalten."
Sie verließ den Saal und ging rechts an der Treppe vorbei, dort trat sie auf
einen Stein, der etwas weiter aus dem Boden herausragte als die anderen und
schon kam aus der Decke ein Lift hinab. Sie stieg ein und deutete den anderen
an, dass sie ihr folgen sollten. Als alle den Aufzug betreten hatten, gab Lilith
etwas in das Bedienfeld ein und das Gefährt setzte sich in eine
Aufwärtsbewegung.
In der Zwischenzeit war Alea an dem Platz angekommen, wo sie ihre Freunde
zurückgelassen hatte, doch da waren sie nicht mehr. Auch als sie zu diesem Saal
ging, von dem Lilith bereits gesprochen hatte, konnte sie ihre Freunde nirgends
entdecken, die Türen zum Saal sahen wesentlich leichter aus und eine stand
sogar schon offen, dort mussten ihre Freunde das Schloss betreten haben, also
folgte sie ihnen und ging durch die gläserne Tür des Saals. Diese Halle war
unglaublich, der Boden war mit Marmorplatten gefliest und die Wände waren
gläsern oder mit feinstem Mahagoni verkleidet, jeweils an den Seiten befanden
sich kleinere Pforten, die zu den gläsernen Korridoren führten, an denen Alea
vorhin bereits vorbei gelaufen war. Sie schritt langsam durch den Saal und
träumte von den Feiern, die hier stattgefunden haben könnten, sie summte für
sich und tanzte begleitet von dem Wolf quer durch den Raum, bis ein Kichern sie
aus den Träumen riss.
"Stella?" Fragte sie und sah sich um, aber sie entdeckte niemanden. "Lilith? Das
ist nicht witzig. Wo seid ihr?"
"Wer ist das, Stella oder Lilith?" Fragte eine zarte Stimme, die keinem ihrer
Freunde gehörte.
"Das ... das sind meine Freunde ... und wer bist du?" Erkundigte sich Alea und
blickte erneut umher, der Wolf tat es ihr gleich.
"Ich bin Monja, eine Elfee." Erklärte die Stimme und vor Alea erschien ein
kleines bezauberndes Wesen, das höchstens fünfzehn Zentimeter groß war und
vier kleine durchsichtige Flügel besaß.
"Hallo." Lächelte Alea die kleine an und der Wolf schnupperte an ihr. "Ich bin
Alea Fortune. Aber sag mal, meinst du das ernst, du bist eine Elfee?"
"Ja, meine Mutter war eine Fee und mein Vater war ein Elf, deshalb Elfee." Sagte
die kleine, flog um Alea herum und landete vor ihr auf dem Boden, dann wurde sie
größer und konnte dem Blondschopf direkt in die Augen sehen.
"Lebst du hier?" Erkundigte Alea sich und lächelte das Mädchen an.
Die Elfee schüttelte den Kopf und das Lächeln wich aus ihrem Gesicht, sie
packte Aleas Hand und sah ihr ernst in die Augen.
"Bist du stark und mutig?" Fragte Monja und ihr Griff verriet Angst und
Hoffnung.
"Brauchst du Hilfe?" Wollte Alea wissen und legte ihre andere Hand auf die
Schulter von Monja.
Monja nickte nur, rannte los und zog Alea hinter sich her. Das Klacken ihrer
Stiefel hallte im Saal wie Herzklopfen wieder und schien sie auch noch in den
gläsernen Korridor zu begleiten. Der Wolf kam kaum hinterher, der Boden war zu
glatt er hatte keinen richtigen Halt. Die Elfee rannte wie der Wind durch die
Türme und deren Verbindungsgänge, bis sie im größten angekommen waren und im
Foyer standen, wo Monja kurzzeitig hinter einer riesigen weißen Treppe
verschwand, die anscheinend in die oberen Etagen des Schlosses führte. Als
Monja wieder auftauchte und Alea erneut hinter sich her schliff, erschien hinter
der Treppe aus dem Boden eine Art Aufzug, in den sie sofort von der Elfee
gezogen wurde. Aber der Wolf kam zu spät, als er den Platz des Fahrstuhls
erreichte waren die beiden Mädchen schon im Boden verschwunden, so machte er
sich auf die Suche nach den anderen.
Der Fahrstuhl war wie vieles in diesem Palast aus Glas, so dass man die Dicke
des Bodens und dessen Beschaffenheit sehen konnte, jedoch ging vom Aufzug selbst
kein Licht aus und dennoch konnte Alea genau sehen wie der Boden aussah, es
waren wieder diese weißen perlig glänzenden Steine, die auch zum Bau der
Türme verwandt wurden waren. Sie leuchteten von ganz alleine und erhellten jede
Ecke. Nachdem sie unten angekommen waren, begann Monja wieder damit Alea hinter
sich her zu ziehen. Es waren enge, aber hell erleuchtete Gänge, durch die sie
liefen mit unzählig vielen verschlossenen Türen und kleinen Fackeln an den
Wänden. Es machte Alea neugierig. Was wohl hinter den Pforten liegen mochte?
Lilith und die anderen hatten sich indes das gigantische Studierzimmer bzw. die
Bibliothek angesehen, welche die nächste Etage beinhaltete. Die Wände
bestanden nur aus Regalen und brauchten weder Verkleidung noch Anstrich, denn
jeder Winkel war mit den Millionen Büchern voll gestopft, die es in den
unterschiedlichsten Sprachen und von allen Planeten sämtlicher Galaxien gab. Es
verschlug ihnen einfach die Sprache und sie setzten ihre Führung fort. Das
monströse Badezimmer glich eher einer Schwimmhalle als einem normalen Waschraum
und glitzerte und schimmerte selbst ohne Wasser und ohne Fenster, denn die
Wände waren mit Saphiren, Smaragden, Rubinen und anderen Edelsteinen verziert
und imposante Skulpturen standen überall verteilt.
"Wieso ist dieser Raum so hell erleuchtet? Ich sehe keine Lampen, außer denen
in den Becken." Wollte Katrin wissen und konnte ihren Augen nicht trauen.
"Das Gestein, aus dem unser gesamter Palast besteht, heißt Photex und besitzt
die Eigenschaft selbstständig leuchten zu können, wenn ihm Energie zugeführt
wird. Egal welche Art von Energie und dadurch dass die Lampen in den Becken an
sind, erlangen die Steine genug Energie um selber zu scheinen. Würde ich die
Lampen in den Becken ausschalten, würden die Steine nach kurzer Zeit auch
aufhören Licht aus zu strahlen." Erläuterte die Dämonin.
"Aber leuchtet das Schloss dann nicht die ganze Zeit? Ich mein, wir befinden uns
mitten in der Sonne und da wird doch immer irgendwo Energie sein, ob nun Wärme
oder Licht." Warf Katrin ein und besah sich die Steine genauer.
"Über den Steinen Ist eine dünne Lasur, die verhindert die Aufnahme der Steine
von Sonnenenergie und speichert diese im Herz des Palastes. Außerdem befindet
sich zwischen der äußeren Schicht des Schlosses und der inneren noch eine
andere Gesteinsschicht, die die einzelnen Räume jeweils voneinander abschirmt,
so wird verhindert, dass wenn ein Raum leuchtet, die anderen auch damit
anfangen." Antwortet Lilith und stieg wieder in den gläsernen Lift.
Über dem Bad befand sich Liliths Schlafzimmer, das über einen externen Gang zu
erreichen war und zur Überraschung aller sehr warm und herzlich eingerichtet
war. Ein flauschiger bordeauxroter Teppich bedeckte den Boden und die Wände
hatten einen blassrosafarbenen Anstrich mit kleinen weinroten
Pfötchenabdrücken. In der Mitte befand sich ein überdimensionales Himmelbett
mit einem Mahagoni Gestell und erdbeerfarbenen Netzvorhängen, auch das Mobiliar
wurde in denselben Farbtönen gehalten, von den Kleiderschränken bis hin zum
Rahmen der Spiegel.
"Wow so ein großes Zimmer hätte ich auch gern, auch wenn das hier ein bisschen
leer wirkt." Sagte Stella bewundernd.
"Ich bitte dich, was soll in ein Schlafzimmer denn noch rein?" Prahlte Lilith
und schmiss sich auf ihr anscheinend frisch bezogenes Bett.
"Wie Schlafzimmer? Hast du etwa noch mehr Zimmer?" Hackte Stella nach und sah
doch etwas ungläubig zu der Dämonin.
"Natürlich, mein Spielzimmer, mein Bad, mein ..." wollte Lilith anfangen auf zu
zählen, jedoch wurde sie von ihrem Bruder unterbrochen.
"Ist ja gut, wir haben es kapiert. Würdest du uns jetzt bitte in Aleas Zimmer
bringen?" Bat er seine Schwester.
"Ist ja gut." Schnaubte Lilith und trat in den Aufzug. "Die nächsten drei
Etagen gehörten meinen Eltern, es sind ihre Schlaf-, Arbeits- und Wohnzimmer.
Tja und ganz oben über dem Schlafzimmer meiner Eltern, befindet sich das
Schlafzimmer meiner Schwester."
In den nächsten drei Geschossen konnten die Zimmer wieder nur durch einen Gang
betreten werden, erst den letzten Raum, Aleas Schlafzimmer, erreichten sie ohne
Umwege.
"Was ist das? Das kann doch nicht Aleas Schlafzimmer sein." Sagte Tenebrä
entsetzt und sah sich erschrocken um.
Das Zimmer wirkte kalt und traurig, kaum ein Fünkchen Liebe war zu spüren. Die
Wände waren nicht angestrichen oder verkleidet, auch der Fußboden war nackt.
Zwei alte dunkle Schränke standen an den Wänden, genau wie ein eingeschlagener
Spiegel und eine gebrechliche Kommode. In der Mitte befand sich auch hier ein
großes Himmelbett, aber das Gestell sah sehr wackelig aus, die Vorhänge waren
zerrissen und das Bettzeug war Schwarz. Nur eine kleine weiße Wiege fiel aus
dem Rahmen der Dunkelheit dieses Zimmers, sie befand sich umgestoßen nur wenige
Meter neben dem Fahrstuhl.
"Hübsch nicht wahr?" Lachte Lilith und strich über die staubigen Möbel.
"Mutter hat die Einrichtung überall übernommen, Vater meinte sie hätte einen
sehr guten Geschmack. Tja man merkt gleich, dass sie Alea bzw. Solis nie gewollt
hat. Ich war ihr Schatz, das Produkt ihrer wahren Liebe."
"Das wird Alea das Herz brechen, wenn sie das erfährt." Meinte Katrin und sah
sich genauso geschockt wie Tenebrä um.
"Ja, wenn sie es erfährt. Wir sollten ihr dieses Zimmer nicht zeigen und du,
Lilith, hälst den Mund verstanden." Sprach Tenebrä betrübt, ging auf die
kleine Wiege zu und stellte sie wieder ordentlich hin, dann nahm er die winzige
Zudecke heraus und besah sich den feinen Stoff.
"Die Wiege war ein Geschenk von Vater, ich glaube er hat geahnt, dass Mutter die
kleine nicht besonders mochte und legte deshalb ein paar Zauber auf ihr
Babybett. Ich glaube, das war auch der Grund weshalb ich sie nicht töten
konnte." Erklärte Lilith und machte einen großen Bogen um die Wiege.
"Aber sag mal der König muss doch bemerkt haben wie seine Frau mit der kleinen
umging, ich mein war er nie in ihrem Zimmer?" Fragte Katrin und konnte das alles
einfach nicht begreifen.
"Nein, er war zu beschäftigt und wenn er sie sehen wollte, hat er meist das
Personal gebeten sie zu holen und dem wurde von meiner Mutter verboten ihm etwas
über die Einrichtung des Zimmers zu sagen." Antwortete die Dämonin mit einem
Lächeln. "Außerdem hat sie eh nur eine Woche gelebt gehabt, da konnte er nicht
all zu viel mitbekommen."
"Wie kannst du nur so eiskalt darüber sprechen? Sie ist deine Schwester."
Meinte Katrin und sah Lilith strafend an.
"Halbschwester." Korrigierte Lilith die Wasserprinzessin.
"Oh man, ich war gerade dabei meine Vorurteile dir gegenüber ab zu bauen, weil
du uns das Schloss so freundlich gezeigt hast und jetzt zickst du wieder rum."
Meinte Stella und sah die Dämonin verachtend an.
"Nein, mein Vater hat mir erzählt, dass der König und die Königin ein
verständnisvolles und großzügiges Paar waren, das sie sich immer gut
verstanden hat und immer gerecht gehandelt hat. Nun muss ich hören, dass die
Königin fremdgegangen war und der König nicht genügend Zeit für seine
Tochter hatte." Brach es aus Drakon heraus. "Mir wurde auch nie gesagt, dass die
Königin ein uneheliches Kind hat und das dieses Versucht hat die kleine
Prinzessin zu töten, man hat mir beigebracht, dass ein Feind der Familie in das
Schloss eingedrungen war."
"Tja unser Vater hat doch gesagt, dass es in der Königsfamilie viele Abgründe
gibt, die der Öffentlichkeit verschlossen blieben." Verhöhnte Lilith den
Drachen.
"Aber sag mal, eins verstehe ich immer noch nicht, alle Zimmer sind blitzblank
geputzt, so dass kein Staubkörnchen auch nur ansatzweise zu sehen wäre, alles
ist farblich aufeinander abgestimmt und auf dem neusten Stand, aber hier liegt
der Staub meterdick auf den Möbeln, welche sich nicht gerade im besten Zustand
befinden und die Spinnweben hängen durch den halben Raum, ich bitte dich das
fällt auf." Meinte Tenebrä und umkreiste Lilith wie ein Geier. "Wieso sind die
Räume, die doch so lange leer standen so tiptop?"
"Das weiß ich nicht." Sagte diese und begann nun nach zu denken. "Das war mir
gar nicht so aufgefallen."
"Stimmt, mich hatte es auch gewundert, aber ich dachte es müsste so sein. Ich
mein mit Magie kann man das doch sicher irgendwie beheben oder?" Stimmte Katrin
zu.
"Nein, Staub wischen muss man immer noch selber machen, ob nun per Hand oder
Telekinese, aber machen muss man es, da gibt es keinen Zauber gegen." Erwiderte
der Dämon und musste schmunzeln. "Aber jetzt lasst uns wieder runter gehen!
Alea ist ja nicht hier und nur wegen ihr sind wir doch hierher gegangen."
Derweil waren Alea und Monja an der einzigen Tür angekommen, die offen stand
und aus der ein fremdartiger eisiger Geruch drang. Vorsichtig trat Monja in die
Tür und sah sich behutsam um, sie hielt immer noch Aleas Hand und drückte
diese leicht. Als Monja sich dann vergewissert hatte, dass die Luft rein war,
ging es weiter und zu Aleas erstaunen, führte diese Tür nicht in ein Zimmer
sondern in eine kahle Landschaft außerhalb des Schlosses und
höchstwahrscheinlich auch außerhalb der Sonne. Der Boden war hart und hatte
einen leichten Rotstich, eine dicke Nebelbrühe umgab die beiden und aus der
ferne konnte man Kampfschreie hören. Alea kannte diese Rufe, sie gehörten der
Stimme, die sie schon in ihren Träumen gehört hatte, die Hilferufe. Diesmal
wollte sie der Stimme helfen, diesmal durfte sie nicht zu spät kommen. Sie sah
zu Monja, diese gab ihre Hand frei und Alea rannte los, ab durch den Nebel, auch
wenn sie kaum ihre Hand vor Augen sehen konnte, während die Elfee nebenher flog
und der Blondschopf den gleichmäßigen Schlag ihrer Flügel hören konnte. Die
Stimme wurde immer lauter und deutlicher, sie kam der Stimme immer näher, doch
plötzlich gab der Boden unter Aleas Füßen nach und sie stürzte in eine Art
Kiesgrube. Aber das, was sie dann sah, ließ Alea vor Angst erstarren. Sie lag
unter einem Spinnennetz von immensen Ausmaßen, es hätte locker im Innenhof des
Schlosses sein können und dieser war ja schon unglaublich groß. Die Fäden
allein waren ja schon so dick wie die Drahtseile einer Berg- und Talbahn, wie
groß würden da erst das Getier sein, welches diese Fäden erschaffen hat,
fragte sich Alea und wurde käsebleich. Wenn es etwas gab, wovor Alea wirklich
Todesangst hatte, dann waren es Spinnen, die schlanken langen haarigen Beine,
die vielen Augen, sie bereiteten ihr immer wieder einen riesigen Schrecken. Wie
sollte sie gegen ein Wesen kämpfen, das sie durch den bloßen Anblick
versteinern konnte? Langsam stand Alea auf, ihre Beine fühlten sich an wie
Wackelpudding und die Kraft wich aus ihrem Körper, aber sie musste die Person
finden, die sie nun schon so oft um Hilfe gebeten hatte. Vorsichtig schlich sie
sich über den Kies, der alles andere als einen stabilen Untergrund bildete,
auch die Fäden musste sie mit größter Sorgfalt umgehen, denn sie klebten und
würden dem Tier über die Vibrationen bescheid sagen, wo Alea sich befinden
würde.
"Ist alles ok? Ich hatte nicht bedacht, dass du nicht fliegen kannst." Sagte
Monja und war wieder auf ihre Ausgangsgröße zurückgeschrumpft.
"Ja alles in Ordnung, ich ..." Sprach Alea und unterbrach sich selber. "Die
Schreie haben aufgehört."
"Oh nein, wir müssen uns beeilen, sie ist in Gefahr." Meinte die Elfee besorgt
und sah in den Nebel.
"Wer ist sie? Und wie kann ich ihr helfen?" Wollte Alea wissen und sah Monja
ernst an.
"Sie ist die Prinzessin dieses Palastes, ihr Name ist Solis. Das Monster hat sie
angegriffen und sie hat mich geschickt, dass ich nach Hilfe suchen soll. Als ich
dich gefunden hatte, war ich überglücklich, denn alleine wird sie diese Bestie
niemals besiegen können." Erklärte Monja und flog voraus.
Alea folgte ihr, hatte aber kein besonders gutes Gefühl dabei. Hatte die kleine
da gerade gesagt, dass die Stimme von Solis kommen würde? Aber wie sollte das
gehen? Hatte Drakon sich geirrt und Alea war doch nicht seine Prinzessin? Was
würde Tenebrä dazu sagen? Würde er sie überhaupt noch zur Freundin wollen?
Diese und andere Fragen schossen Alea durch den Kopf und ließen sie nicht mehr
klar denken. Vorsichtig pirschten sich die beiden durch den Kies und einen
kleinen Hang hinauf, was für Alea gar nicht so leicht war, denn die kleinen
Steine waren feucht vom Nebel und rutschten leicht weg. Leider musste sie nur
all zu oft feststellen, dass es nicht nur Kieselsteine waren auf denen sie umher
rutschte, sondern auch Knochenreste und andere Gebeine. Am liebsten hätte Alea
ihre Flügel aufgespannt und wäre los geflogen, aber die Spannweite ihrer
Schwingen war zu groß und hätten mit Sicherheit die Fäden berührt. Als sie
die Schräge endlich erklommen hatte, wäre sie am liebsten wieder umgekehrt,
denn direkt vor ihr stand das Wesen, welches das Spinnennetz gesponnen hatte. Es
war gigantisch und entsprach so ziemlich dem schlimmsten Alptraum von Alea, die
Bestie war eine schwarze haarige Spinne, deren Größe es locker mit den
Wolkenkratzern aus Firecity aufnehmen konnte. Alea schlotterten die Knie, aber
ob es an der Statur des Wesens oder an der Gattung des Tieres lag, konnte sie
nicht sagen. Sie beobachteten die Bestie erstmal aus der Ferne, es schien als
würde es jemanden suchen und dann entdeckten die beiden hinter einem Felsen,
der in die kahle Landschaft ragte, ein blondhaariges Mädchen, das mit einem
langen Schwert bewaffnet war und schon recht mitgenommen wirkte. Monja flog fix
zu ihr und sprach mit dem Mädchen, nach einem Fingerzeig von Monja sah es zu
Alea und grüßte sie freundlich. Woraufhin diese sich vergewisserte, dass das
Monster sie nicht sah und rannte auch zu dem Mädchen hinter den Felsen.
"Ist mit dir alles ok?" Erkundigte sich Alea und betrachtete die Schürfwunden
des Mädchens. "Ich bin ..."
"Sweetsunrise, ich glaub's nicht!" Vollendete das Mädchen den Satz und sah in
die erstaunten Augen von Alea. "Mir geht's ganz gut, die Kratzer tun nen
bisschen weh, aber wie heißt es so schön: was uns nicht umbringt, macht uns
stark."
Das Mädchen hatte glattes schulterlanges Haar, wunderschöne blaue Augen und
ihre sanfte helle Stimme kam Alea bekannt vor, sie sah freundlich aus und wirkte
sehr aufgeweckt. Nur eines beschäftigte sie noch immer, war dieses Mädchen die
echte Solis?
"Gemeinsam machen wir das Vieh bestimmt platt." Sagte das Mädchen und sah
entschlossen zu Alea.
"Aber noch ein bisschen Unterstützung kann nicht schaden." Meinte Alea und sah
zu Monja. "Ich habe eine Bitte an dich, ich bin nicht alleine hier her gekommen,
meine Freunde dürften sich auch noch hier im Schloss rum treiben, suche sie
bitte und bring sie hier her, denn ich weiß nicht, ob wir dieses Wesen da
wirklich nur zu zweit besiegen können."
"Kein Problem!" Sagte Monja, salutierte und flog wie ein Blitz los.
"Oh bitte, als ob du damit nicht auch alleine fertig werden würdest." Lachte
das Mädchen und beobachtete Alea.
Alea seufzte und sah auf den Boden, wenn sie dem Mädchen jetzt sagen würde,
was für eine Heidenangst sie hatte, würde es wohl jegliches Vertrauen in sie
verlieren, also schwieg Alea erstmal und sah zu der Riesenspinne empor, die
jeden Fels, der ihr die Sicht versperrte, zersplittern ließ, entweder biss sie
hinein, spritzte irgendeine Säure danach oder zertrat ihn einfach.
In der Zwischenzeit waren ihre Freunde schon wieder im Foyer angekommen und
haben den Wolf entdeckt.
"War das verlauste Vieh die ganze Zeit bei uns?" Fragte Lilith entsetzt und
wurde von dem Wolf angeknurrt. "Tenebrä beschütz mich vor dem Untier!"
"Warum sollte ich? Du hast ihn beleidigt, geschieht dir jetzt ganz Recht, dass
er dich anknurrt. Hoffentlich bleibt es nicht nur bei dem Knurren." Grinste
Tenebrä und streichelte dem Wolf über den Kopf.
"Oh du bist so gemein zu mir." Beschwerte sich Lilith und trat ein paar Schritte
zurück.
"Er war bei Alea und hat sie dann aus den Augen verloren." Berichtete Drakon als
Übersetzer des Wolfes.
"Na los Wolf fass! Tu mir doch bitte den Gefallen!" Mischte Stella sich ein,
kraulte das Tier und deutete auf Lilith. "Es reicht ja schon, wenn du ein
bisschen auf ihr rumkaust."
"Ich bin eine Prinzessin, so darfst du mit mir nicht sprechen, das ist
respektlos." Zickte die Dämonin rum und stampfte wild auf den Boden auf.
"Wir sind auch Prinzessinnen, und übrigens Respekt verdient man sich durch
Leistung und nicht durch einen Titel." Sagte Stella und stemmte ihre Hände in
die Hüften.
"Ihr seid Abschaum, wäre Alea nicht eure Freundin, hättet ihr dieses Amt doch
nie bekleidet. Eure Magie ist doch nichts im Vergleich zu meiner Macht."
Widersprach Lilith und durchbohrte Stella mit ihrem Blick.
"Na dann zeig mir doch deine ach so große Macht." Lachte die Erdprinzessin und
machte sich kampfbereit.
"Gut du hast es nicht anders gewollt, bis jetzt habe ich sie nicht eingesetzt,
weil Vater friedlich mit euch Menschenpack leben wollte und ich ihn nicht
verärgern wollte, aber er wird nichts dagegen haben, wen man mich herausfordert
und ich mich verteidige." Sagte Lilith fast flüsternd und erhob ihre Hand.
Stellas Körper ahmte die Bewegung der Dämonin nach, er bewegte sich in die
Höhe.
"Hey, verdammt, was ist das?" Sagte Stella und konnte sich nicht rühren.
"Das ist ,Puppetmaster', einer meiner Lieblingsangriffe, er lässt das Opfer so
lange leiden wie ich will." Wisperte Lilith mit einem diabolischen und
siegessicheren Lächeln auf den Lippen.
Dann schloss die Dämonin langsam ihre Hand und Stella schrie auf, sie fühlte
sich als würde sie zerdrückt werden, doch dann durchzuckte Lilith ein Schmerz
in der Hand und sie konnte den Zauber nicht aufrecht erhalten.
"Es reicht." Sagte Tenebrä, der seine Schwester mit einem kleinen Blitz
angegriffen hatte, und ging zu Stella, die danach auf den Boden gefallen war und
sich vor Schmerzen nur so krümmte.
"Aua, bleib cool, sie lebt ja noch." Schimpfte Lilith und rieb ihre schmerzende
Hand.
"Na alles ok?" Erkundigte sich der Dämon und half Stella wieder auf die Beine.
"Katrin, kannst du schon heilen? Sie könnte innere Verletzungen haben."
"Ja, ich habe aber bis jetzt noch keinen Menschen geheilt." Antwortete die
Wasserprinzessin und trat auf Stella zu.
"Heilen ist heilen, das ist nicht wie in der Medizin." Lächelte Tenebrä das
Mädchen freundlich an.
Dann legte Katrin ihre Hand auf Stellas Rücken und ließ ihre Schmerzen
verschwinden. Stella warf Lilith sofort böse Blicke zu und ging mit einem
rasiermesserscharfen Gegenangriff auf sie los, ein grüner und schneidender
Blätterregen prasselte auf die Dämonin. Es wäre wohl ein erbitterter Kampf
entfacht, wäre in diesem Moment nicht Monja (in menschlicher Größe)
aufgetaucht und hätte die Gemüter abgelenkt.
"Seid ihr Aleas Freunde?" Fragte Monja und besah sich das seltsame Gespann.
Lilith stand an der Treppe, hatte noch lauter Blätter in den Haaren und sah
auch sonst recht zerzaust aus, Tenebrä und Katrin standen bei Stella und
hielten sie fest, damit die Erdprinzessin nicht auf die Dämonin losging. Die
Drachen und der Wolf saßen etwas abseits und hatten nicht mal annähernd vor
sich in das Geschehen ein zu mischen.
"Ja." Antwortete Tenebrä nachdem er sich geräuspert hatte und ließ Stella
langsam los. "Weißt du wo sie steckt?"
"Ja, sie hat mich gebeten euch zu holen. Ich erzähle euch alles auf dem Weg.
Kommt bitte schnell mit!" Forderte die Elfee das Gespann auf und deutete auf den
Fahrstuhl, der nun wieder oben erschienen war.
Die Gruppe folgte ihr ohne Widerworte, aber Tenebrä musste für einen
ausreichenden Abstand zwischen Stella und Lilith sorgen, denn die beiden
gifteten sich immer noch an. Selbst während der Fahr hinab und auf dem Weg zur
Tür, hinter der Alea zu finden war, konnten sie ihren Streit nicht beilegen.
Alea und das Mädchen mussten indes den Felsen verlassen, denn die Spinne hatte
sie entdeckt und schien hungrig oder einfach nur aggressiv zu sein. Nun befanden
sie sich also auf der Flucht vor diesem Ungetüm und sprinteten von einem
schützenden Gestein zum nächsten. Alea saß die Angst immer noch in den
Gliedern, sie wollte sich nicht auf einen direkten Kampf mit dem Tier einlassen
zumindest nicht bis ihre Freunde da waren, sie vertraute ihrer Kraft noch nicht
besonders und befürchtete, dass sie alleine gegen diesen Koloss niemals eine
Chance haben würde. Zu allem Unglück verursachte das Getier schwere
Eruptionen, wodurch das Gestein langsam brüchig wurde und an einigen Stellen zu
reißen begann. Auf ihrer Flucht streiften sie am Rande des Hangs entlang und
brachen ein. Äußerst unsanft segelten sie unter das Spinnennetz und saßen nun
in der Falle.
"Hast du nicht irgendeinen Plan?" Keuchte das Mädchen und sah Alea fragend an.
"Tut mir Leid unter Druck fällt mir so was immer etwas schwer." Erwiderte diese
genauso schwer atmend und sah sich um.
"Lass uns die Fäden anfackeln." Schlug das Mädchen vor, griff an einen Strang
und setzte ihn durch die bloße Berührung in Flammen.
Dass dumme war nur, der Faden schien dagegen immun zu sein und sie klebte nun
fest. Die Riesenspinne hatte die Vibration, als das Mädchen den Strang
angefasst hatte, und das Feuer, welches sich nun über das gesamte Netz
erstreckt hatte, bemerkt und war nun auf dem Weg zu den beiden.
"Wie hast du das gemacht? Das mit den Flammen meine ich?" Erkundigte sich Alea,
ließ ihren Stab wieder erscheinen und durchtrennte den Faden.
"Ich bin eine Feuerprinzessin und beherrsche die Magie der Flammen, mein Name
ist übrigens Solis, ich weiß nicht ob du schon mal von mir gehört hast, aber
ich bin die Prinzessin dieses Schlosses." Erklärte das Mädchen und befreite
sich von den nun trocken gewordenen Fädenresten.
"Aha." Lächelte Alea gekünstelt und beobachtete gespannt die Spinne, deren
Füßen das Feuer gar nichts anhatte, sie stapfte ohne weiteres durch ihr
brennendes Netz. "Wie bist du hier eigentlich her gekommen?"
"Ich habe mich vor drei Tagen mit der Hilfe von Monja hier her teleportiert, war
gar nicht so einfach von den Wachen in Fire City nicht entdeckt zu werden."
Schmunzelte die so genannte Solis und lief mit Alea unter dem Spinnennetz umher.
"Wie scharf ist dein Schwert?" Fragte Alea und betrachtete die schwungvoll
geschmiedete Waffe.
"Schick nicht? Aber leider war sie nicht scharf genug um dem Vieh da auch nur
einen Kratzer zu verpassen." Erklärte sie und sah etwas betrübt auf ihr schön
verziertes Schwert. "Monja hatte es mir geschenkt, ihr Volk stammt von Terratre
und war bzw. ist dem Sonnenkönigreich treu ergeben."
"Aber sag mal, warum bist du eigentlich hier?" Erkundigte sich Alea und sah dem
Mädchen ernst ins Gesicht.
"Monja hatte mir so viel über das Schloss erzählt, da wollte ich unbedingt mal
her kommen und es mir ansehen." Antwortete Solis und blickte immer noch
freundlich drein.
Dann mussten sie wieder rennen, denn das Getier hatte sie entdeckt und Säure
nach ihnen gespritzt. Seltsamerweise war es recht leicht kurzzeitig den Blicken
der Spinne zu entkommen denn sie konnte in dem Nebel kaum etwas sehen.
"Aua, Sorry beim Rennen brennen die Kratzer immer noch so. Aber was sag ich dir
das, du wurdest ja sogar schon angeschossen und hattest dich bei niemandem
beschwert." Sagte das Mädchen und betrachtete ihre Wunden.
"Mist, entschuldige, deine Verletzungen hatte ich vorhin ganz vergessen."
Fluchte Alea und fuhr sacht mit ihren Händen über die Schultern von Solis und
heilte somit alle Kratzer, die sie hatte.
"Wow ... ich mein verdammt wow, wie hast du das gemacht?" Wunderte sich das
Mädchen und beäugte sich von oben bis unten.
"Lernst du auch noch." Sagte Alea und hechtete mit Solis im Schlepptau weiter um
nicht von den gigantischen Beiden der Spinne zertrampelt zu werden.
"Aber du, sag mal warum bist du eigentlich hier her gekommen? Und wie hast du es
geschafft? Bist du auch mit dem Teleporter von Firecity hier her gekommen?"
Fragte Solis und besah sich neugierig den Blondschopf.
"Mein Gefühl hat mir gesagt, dass hier jemand meine Hilfe braucht. Um genau zu
sein, habe ich davon geträumt." Schmunzelte Alea und lachte innerlich über
ihre Dummheit, ja sie war nur wegen eines Traumes hier. "Und ja ich bin auch mit
dem Teleporter von Fire City hier her gelangt."
"Echt, dann hatte es funktioniert?" Freute sich Solis und sah Alea begeistert
an.
"Was hatte funktioniert?" Fragte Alea verwirrt.
"Ich habe oben im Sitzungssaal aus Spaß eine kleine Hilfebotschaft abgeschickt
und wollte sehen, ob sie dich wirklich erreicht und du wegen so was kommen
würdest." Erklärte Solis und freute sich.
"War es eigentlich schwer für dich hier her zu kommen?" Erkundigte sich Alea
und musste mit Solis schon wieder rücken, denn die Spinne hatte sie entdeckt
und spuckte wieder diese Säure nach ihnen.
"Puh das war knapp, also wie schon gesagt, erst habe ich mich mit Monja in die
Zentrale des Teleporters geschlichen und von da aus haben wir uns dann in das
nahe liegende Dorf teleportiert. Der Weg von da zum Schloss war nicht schwer,
Monja hat die Sicherheitsvorkehrungen des Palastes ausgeschaltet, so konnten wir
gefahrlos und ohne Probleme hier rein kommen, dann haben wir uns erst in den
oberen Etagen umgesehen und bekamen dann Lust auf ein paar Abenteuer. Also haben
wir uns umgesehen, dummerweise ist hinter den Türen nicht immer das gewesen was
ich erwartet hatte. Vorgestern hing ich in einer Dschungelwelt fest, gestern war
ich auf einer einsamen Insel, habe mich gesonnt und Kokosmilch geschlürft und
heute wieder so was, der Palast ist der Hammer." Berichtete Solis vollkommen
begeistert.
"Pass auf!" Schrie Alea und zog die Prinzessin zu sich kurz bevor an der Stelle
die Säure auftraf und den Boden anfraß.
"Danke, sag mal willst du nicht als mein Bodyguard arbeiten?" Meinte Solis und
wich elegant einem Bein der Spinne aus.
"Klar wenn du meine Versicherung zahlst." Lachte Alea und brachte so auch die
Prinzessin zum Lachen.
"Sag mal, wer bist du eigentlich wirklich? Ich mein, du hast doch sicher noch
eine andere Identität als ,Sweetsunrise' oder?" Fragte Solis und machte es sich
auf den Steinen gemütlich, denn die Spinne suchte sie derweil in einer anderen
Ecke.
"Alea Fortune." Antworte der Lockenkopf und beobachtete misstrauisch die Spinne,
die sich gerade daran machte, den großen Hang, von dem Alea gekommen war, nach
ihnen ab zu suchen.
"Bitte?" Hackte die Prinzessin nach, denn das Wüten des Getiers war zu laut
gewesen.
"Mein Name ist Alea Fortune." Wiederholte sie, zog sich die Maske runter und
reichte Solis mit einem freundlichen Lächeln die Hand.
"Juliane Püchel, freut mich dich kennen zu lernen." Kicherte diese und
schüttelte Aleas Hand.
In der Zwischenzeit war Monja mit Stella, Katrin, Tenebrä, Lilith, Drak,
Drakon, Drakina und dem Wolf vor der Tür angelangt und überschritt vorsichtig
die Schwelle. Der Nebel war noch dicker als vorher, wahrscheinlich kam er durch
die Reaktion der Spinnensäure mit dem Massiv des Gesteins.
"Wo sind wir hier?" Fragte Tenebrä und sah sich um.
"In den Kellergewölben des Schlosses." Antwortete Lilith und fuhr mit einer
kurzen Erklärung fort. "Bevor die Teleporter erfunden wurden, gab es so
genannte magische Portale mit denen man gereist war. Natürlich waren solche
Portale der reine Luxus und nur vom Hochadel zu benutzen, denn ein solches Loch
zu erschaffen war kostspielig und äußerst aufwendig. Erprobte Magier mussten
es mit ihrem Leben bezahlen, damit die Könige bequem und schnell reisen
konnten. In unserem Schloss gibt es hundertzwanzig solcher Portale."
"Woher weißt du das alles?" Fragte Monja erstaunt, denn auch sie hätte
Tenebrä mit Leichtigkeit antworten können.
"Oh bitte, ich habe schließlich ganze sechs Jahre meines Lebens hier verbracht
und bin nicht taub und blind durch die Gegend gelaufen, außerdem bekommt man
als Prinzessin des Hauses schon früh Unterricht über die Geschichte der
Familie." Erklärte Lilith hochnäsig.
"Als Prinzessin?" Hackte die Elfee nach und hielt sich erschrocken die Hände
vor den Mund. "Dann musst du Lilith sein."
Die Dämonin war erstaunt, sie hatte sich in der Unterwelt zwar schon einen
Namen durch ihre Schönheit und Brutalität gemacht und war auch durch ihren
Vater nicht unbekannt bei den Dämonen, aber dass ihr Ruf bis zu den magischen
Wesen anderer Welten dringen würde hätte sie nicht gedacht.
"So jetzt aber genug in Erinnerungen geschwelgt!" Unterbrach Stella die Stille.
"Du hast gesagt, dass du uns zu Alea bringen willst, wo ist sie jetzt?"
"Folgt mir!" Forderte Monja die Acht auf und setzte ihren Weg eiligen Schrittes
fort, diesmal hielt sie jedoch kurz vor dem Graben an und warnte die andren vor
der kommenden Gefahr in der Tiefe.
"Man sieht hier ja noch nicht einmal seine Hand vor Augen." Beschwerte sich
Tenebrä als sie vor dem Abgrund standen und er nichts sehen konnte, sondern nur
die festen Schritte der Spinne hören konnte.
"Na dann schalten wir mal die Dampfabzugshaube ein." Scherzte Lilith und ließ
mit ihrem Bruder einen heftigen Wirbelwind erscheinen, der den Nebel wie eine
Wolke bis zum letzten Rest davon blies.
Nun hatten sie freie Sicht auf die Grube und deren Kampffeld, das Spinnennetz
brannte noch immer lichterloh, aber weder dem Netz noch der Spinne tat es etwas.
Der Boden war von der Säure an einigen Stellen schwarz und schimmerte dort im
Sonnenlicht grünlich. Die Gruppe erschrak als sie das riesige Wesen sahen, dass
durch die freie Sicht keine Probleme mehr damit hatte einen Angriff auf Alea und
Solis zu starten.
"Igitt, was ist das denn?" Sagte Katrin und sah die Spinne angewidert an.
"Oh wie niedlich eine Monsterspinne. Da muss ich an Iragne denken." Lächelte
Lilith und besah sich fröhlich das Schauspiel, welches sich ihr bot.
"Iragne?" Fragte Stella misstrauisch und sah die Dämonin schief von der Seite
an.
"Meine Hausspinne." Erklärte Lilith und machte es sich gemütlich.
"Oh ..." Erwiderte Stella und deutete Tenebrä mit einer eindeutigen
Handbewegung an, dass seine Schwester einen Dachschaden hatte.
"Ich will euch ja wirklich nicht antreiben, aber wir sollten den beiden doch
etwas unter die Arme greifen." Forderte Tenebrä und ließ seine
Fledermausschwingen erscheinen.
"Ja, wo Alea doch so einen Bammel vor Spinnen hat." Sagte Stella beiläufig und
ließ ihre Engelsschwingen auftauchen, was Drak ihr nachahmte.
"Bammel ist untertrieben, sie hatte ja sogar Angst, mit den Viechern in einem
Raum zu sein." Korrigierte Katrin und ließ ihre Flügel auch erscheinen.
"So so, die kleine hat also Angst vor Spinnen." Flüsterte Lilith feststellend
und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. "Ich glaube, ihr schafft das auch
ohne mich. Ich seh mich noch etwas im Schloss um."
"Meinetwegen, du hättest uns doch eh nur behindert, weil du Angst um die Spinne
gehabt hättest." Sagte Tenebrä und zuckte mit den Schultern.
Lilith ging durch die Tür und verschwand in den Gängen des Kellers, der Wolf
misstraute der Dämonin und folgte ihr. Tenebrä, Stella, Katrin, Drak und Monja
hingegen stürzten sich in den Kampf. Drakon und Drakina blieben auf dem
Felsvorsprung sitzen, sie meinten, dass die Fünf das schon schaffen würden -
in Wirklichkeit schlotterten ihnen aber nur die Knie vor dem kolossalen Wesen.
"Habt ihr schon einen Plan?" Erkundigte sich Drak und sah die anderen fragend
an.
"Noch nicht wirklich." Gestand Tenebrä.
"Warum brät Alea das Vieh nicht einfach?" Fragte Stella und beobachtete die
beiden Mädchen auf ihrer Flucht.
"Wenn es so einfach ginge." Seufzte Tenebrä und fuhr fort. "Das ist eine
Riesenspinne, auch so eine Art Dämon, eine Züchtung von Vater und Lilith. Die
sind so gut wie unverwundbar, das dünne Fell auf ihrem Körper wirkt wie ein
Mantel, nur ihre Augen und ihr Mund sind ungeschützt."
"Ja aber eben nur so gut wie!" Sagte Stella siegessicher. "Die Beine von dem
Tier sind viel zu lang, das stakst doch nur durch die Gegend. Stellen wir ihm
ein Bein!"
"Nicht schlecht, aber hast du gesehen, wie viele Augen die hat, da sieht die
bestimmt jeden Angriff sofort." Warf Katrin ein.
"Na dann lässt du sie eben erblinden!" Lächelte Tenebrä. "Ein bisschen
Eiszauber und sie kriegt ihre Kieker nicht mehr auf."
"Aber wir sollten sie nicht dort unten in der Grube zu Fall bringen, sondern da
- auf der kleinen Anhöhe." Schlug Monja vor und deutete auf das brüchige
Gestein, auf dem Alea Solis kennen gelernt hatte.
"Stimmt das ist besser, sonst sind die beiden platt." Belächelte Stella den
Gedanken.
"Gut dann locke ich die Spinne dorthin." Schlug Drak vor.
"Ok und ich helfe dir." Bot Monja zustimmend an.
"Katrin, wenn sie oben ist vereist du ihre Augen. Stella, wir zwei bringen sie
dann zu Fall und die beiden können sich in der Zeit in Sicherheit bringen."
Fasste Tenebrä den Plan zusammen.
"Oh man so viel Stress, nur wegen einer zu groß geratenen Spinne." Kicherte
Stella.
"Ja eine gefährliche zu groß geratene Spinne, die kleine kann Säure spucken
und ganze Felsen zerbeißen!" Ergänzte Tenebrä und zwinkerte Stella zu.
"Dann mal los!" Rief Monja und flog mit Drak vor den Augen der Spinne hin und
her.
Diese Reagierte nicht unbedingt wie erwartet, denn anstatt die beiden zu
verfolgen, spuckte sie ihre Säure nach ihnen und traf Monja am Flügel, zwar
fing Drak die kleine Elfee auf, konnte mit ihr auf dem Rücken aber nur schlecht
Ausweichmanöver vollführen und trat so den Rückzug in höhere Gefilde an.
"Katrin eine Patientin!" Rief Drak und flog zur Wasserprinzessin, die sich
sofort dran machte und Monja heilte.
"Danke." Sprach die Elfee und war wieder fitt.
"Und was jetzt?" Fragte Drak an den Dämon gewandt.
"Tja, ich schätze mal, sie sieht euch nur als Störenfriede und nicht als
Gefahr an, deshalb verlässt sie ihr Netz nicht." Meinte Tenebrä und grübelte
über einen neuen Plan.
"Alea wird das schon schaffen! Katrin du haust der Spinne jetzt einfach nen
bisschen Eis ins Gesicht und wir bringen sie dann zu Fall, in der Zeit müssen
die beiden eben da raus kommen." Sagte Stella abschließend.
"Aber wie sollen sie dass denn machen? Ich mein, sie können doch schlecht den
Hang hochklettern." Mischte sich Monja ein.
"Nein, sie sollen ihn ja auch nicht hochklettern, sondern an ihm hoch fliegen!"
Erklärte Stella knapp.
"Aber Solis kann nicht fliegen." Erklärte die Elfee.
"Doch das kann sie." Versicherte Tenebrä und stimmte Stellas Plan zu.
"Wie ihr meint." Sagte Katrin unsicher, flog zu dem Biest hin und versuchte
dessen Augen zu vereisen, dummerweise bewegte sich die Spinne zu schnell, so
dass alles andere eingeeist wurde, aber nicht die Augen.
Weil es so lange dauerte wurde Katrin ungeduldig und unachtsam, sie feuerte wie
wild auf kleine Eiskristalle auf die Spinne und machte sie damit nicht nur blind
sondern auch äußerst sauer, was hieß nun spuckte sie nur noch mit Säure um
sich und torkelte wie ein betrunkener Seemann über ihr Netz. Als Katrin höher
fliegen wollte, wurde sie von der Säure am Rücken verletzt und konnte nun -
wie Monja schon zuvor - nicht mehr richtig fliegen, sie trudelte hinab und wäre
beinahe im Spinnennetz gelandet, hätte Alea ihre Angst nicht überwunden und
wäre ihr zu Hilfe geeilt. Noch in der Luft heilte sie ihre Freundin und wollte
gleich auf den Hang fliegen um diesem Alptraum zu entkommen, doch da musste sie
merken, dass Juliane nicht fliegen konnte und machte eine Kehrtwende in der Luft
um ihrer neuen Freundin zu helfen, auch wenn es nun durch die verrückt
gewordene Spinne alles andere als einfach war. Letztendlich gelang es Alea nur
dank der Unterstützung von Stella die Feuerprinzessin zu retten, denn sie hatte
die Spinne durch einen kleinen Blätterwirbel in die Richtung der niedrigen
Anhöhe gelockt. Nun konnte sie mit Tenebrä auch ihren Plan durchziehen und das
Getier mit Hilfe einer Rankenattacke in ihrem eigenen Netz festnageln. Leider
stellte die Spinne trotz der Niederlage das Schießen der Säure nicht ein und
tötete sich durch zu viele Treffer selbst. Jedoch hatte sie nicht nur sich
verletzt, nein, jeder der an ihr vorbei geflogen war, hatte hier oder da noch
ein paar Spitzer abbekommen, nachdem sie die Tür wieder verschlossen hatten,
ging also das ,große Heilen' los. Katrin heilte erst Stella, dann Monja und bei
Drak ging ihr die Kraft aus, also machte Alea weiter und heilte den Drachen,
Tenebrä und Solis. Erst jetzt hatten sie die Zeit sich einander vor zu stellen,
aber noch bevor Solis sagen konnte, wer sie ist, rastete Stella total aus.
"Ich glaub's nicht, bist du nicht Juliane Püchel? Ich mein klar, du bist die
Sängerin von Klangflut! Das ist ja der Wahnsinn." Rief sie und fiel ihrem Idol
um den Hals.
"Oh dann bist du ein Fan?" Lächelte Solis und versuchte sich aus der
stürmischen Umarmung ihres Fans zu befreien.
"Klar, ich habe jede CD von euch, echt jede Single und jedes Album!" Sagte
Stella und konnte sich kaum wieder beruhigen.
"Wie trotz des Albums noch die Singles?" Staunte Solis.
"Ich will euer kleines Gespräch ja nur ungern stören, aber wir sollten jetzt
langsam nach Hause zurückkehren, ich weiß nicht wie spät es auf Elestra jetzt
schon ist." Meinte Tenebrä und deutete den anderen an sich in Bewegung zu
setzen.
"Nana, es wird doch wohl noch genug Zeit sein um sich erstmal vor zu stellen
oder?" Meinte Stella und ignorierte die Gesten des Dämons. "Mein Name ist
Stella
Schnuppe, ich bin eine Erdprinzessin und kämpfe als Earthdestiny an der Seite
von Sweetsunrise."
"Stimmt deine Sachen kamen mir gleich bekannt vor. Du warst doch auch im
Fernsehen, bei dir dachte man zuerst du wärst nur ein verrückter Fan."
Bestätigte Solis und traf damit unbewusst in einen wunden Punkt von Stella, sie
hasste es, dass man sie zu Beginn nicht ernst genommen hatte.
"Ja genau die. Ähm ja den lockigen Blondschopf kennst du ja schon, das ist Alea
... die junge Dame mit den blausilbernen Haaren und den hübschen lilafarbenen
Augen ist Katrin Schulz, sie ist eine Wasserprinzessin, der Junge mit den
Fledermausschwingen heißt Tenebrä Inferni und ist ein Dämon, der süße
braune Drache gehört zu mir und heißt Drak - mutiges Kerlchen sag ich dir -,
ja ähm ... der blaue Drache heißt Drakina und gehört zu Katrin und der kleine
grüne Feigling da ist Drakon, der Begleiter von Alea." Überflog Stella dann
die Vorstellung der anderen.
Plötzlich tauchte Lilith mit dem Wolf im Schlepptau wieder auf und begrüßte
die Gruppe, wie immer auf ihre ganz eigene Art.
"Ich dachte schon ihr kriegt die kleine Spinne gar nicht mehr fertig, na ja
wenigstens habe ich mich gut amüsiert, Tenebrä, du musst dir mal die
Folterkammern ansehen, ich sage dir alles nur vom Feinsten." Plapperte sie drauf
los und sah erst dann die beiden Neulinge. "Wer sind denn die beiden?"
"Sag mal hast du nen Sieb als Gedächtnis? Stell dich doch erstmal selber vor,
dass die beiden wissen, wer du bist." Schimpfte Stella und war empört über das
schlechte Verhalten von der Dämonin gegenüber Juliane.
"Bleib ruhig du Wildfang, also gut ich bin Lilith, Tochter von Inferni, Fürst
der Unterwelt und Güte, einstige Königin der Sonne. Zufrieden?" Sprach Lilith
und war stolz diejenige zu sein, die sie war.
"Dann sind wir ja Schwestern!" Brach es aus Juliane heraus und stürzte die
Anderen ins Grübeln.
War sie auch eine Tochter von Inferni und damit ein Dämon? Ein Wunder wäre es
nicht, der Fürst der Unterwelt hatte nach Königin Güte andauernd neue
Liebschaften. Oder sollte die Königin noch einmal ... nein, das war ihnen zu
unwahrscheinlich. Alle rätselten, was der hübsche Blondschopf damit gemeint
hatte, nur Alea wusste es und blieb aber still.
"Wie meinst du das ,wir wären Schwestern'?" Hackte Lilith nach und sah Solis
ungläubig an.
"Gut, dann stelle ich erst mich vor und dann Monja. Also mein Name auf Elestra
ist Juliane Püchel, dort bin ich, wie Stella schon angemerkt hat, die Sängerin
von Klangflut, einer recht neuen Girlband. Aber eigentlich bin ich Solis,
Prinzessin dieses Schlosses und zukünftige Königin der Galaxien." Erklärte
sie und machte einen kleinen Knicks. "Und das hier ist Monja, sie ist eine
Elfee - also eine Mischung aus Elf und Fee. Sie ist meine beste Freundin, wir
kennen uns schon ewig. Ich habe sie während eines Urlaubs auf Terratre kennen
gelernt, sie war es auch, die mir gezeigt hat, wie ich mit meinen Kräften um zu
gehen habe und sagte, dass ich die Feuerprinzessin Solis bin."
Alle schwiegen, hatten sie da gerade richtig gehört, Juliane war Solis und
nicht Alea? Tja was sollten sie tun? Aber noch schlimmer als den anderen erging
es jetzt Alea, sie hatte Angst, dass Tenebrä sie nun nicht mehr lieben würde,
Drakon nicht mehr bei ihr sein würde und ja sogar dass Lilith sie ignorieren
könnte, es würde ihr den letzten Funken Hoffnung nehmen. Sie war ein Niemand,
von den Nonnen im Wald gefunden und groß gezogen. Wer war sie schon wirklich?
Gerade jetzt, wo sie sich so gut damit zu Recht gefunden hatte, dass sie eine
Prinzessin war und bald unzählige Völker zu regieren hatte, stürzte ihre neue
Welt ein, wie ein Kartenhaus. Und was würden ihre Freunde dazu sagen, würden
sie überhaupt noch ihre Freunde bleiben wollen, wieder hatte Alea Angst, Furcht
davor alleine zu sein. Mit jedem Gedanken an ihre Zukunft in Einsamkeit wurde
Alea blasser. Was würde nun mit ihr geschehen?
"Und woher will deine Elfee das wissen?" Fragte Tenebrä vorsichtig nach und sah
Monja in die Augen.
"Meine Familie war früher gut mit dem König der Sonne befreundet, man sagte
uns, dass die Prinzessin eine Feuerprinzessin ist und auf Elestra vermutet
wurde. Als uns das Orakel dann prophezeite, dass ich der Feuerprinzessin
begegnen würde und sie sich mir unter einem anderen Namen zu erkennen geben
würde, war uns klar, dass es Juli sein musste." Verteidigte sich die Elfee
ruhig und freundlich.
Tenebrä musste lächeln, das waren ja nun wirklich nicht gerade eindeutige
Fakten, Alea war schließlich auch eine Feuerprinzessin und da Monja noch nichts
gesagt hatte, musste sich sein kleiner Blondschopf auch mit ihren
,bürgerlichen' Namen vorgestellt haben.
"Das geht nicht." Protestierte Drakon und musterte Juliane genau. "Ich bin Aleas
Begleiter, sie ist die wahre Solis! Sie hatte mich schließlich aus dem Bann
befreit. Meine Familie existierte schon ewig an der Seite der Königsfamilie."
"So ein Unsinn, sie ist doch nur ein Mensch, sie kann nicht Solis sein."
Widersprach Monja und musterte den Lockenkopf.
"Sie ist auch eine Feuerprinzessin." Berichtigte Tenebrä freundlich und wandte
sich an Drakon. "Was genau war es denn für ein Bann, der dich verschlossen
hielt?"
"Ähm nun genau weiß ich das ja selber nicht, es war ein dämonischer
Bannkreis, dass konnte ich an den Lichtzeichen sehen, die mich umgeben hatten
... na und ehe ich mich dann versah, war ich versteinert und schlief ... als ich
aufwachte traf ich auf Alea ... ich nahm an, sie wäre die Prinzessin ... ich
meine ihre Aura war zwar schwach, aber ich konnte sie eindeutig spüren ... ich
dachte, der Bannkreis war von dem Feind - wie ich damals noch dachte - der Solis
damals töten wollte, ich vermutete, dass er verhindern wollte, dass ich Alea
wieder zum Schloss bringen würde ... ich weiß nicht." Erklärte Drakon und
wurde immer unsicherer.
"Du weißt es also nicht genau, ob der Bannkreis wirklich nur von Solis oder
jeder beliebigen Sonnenprinzessin gelöst werden konnte." Lächelte Monja und
war sich immer noch sicher, dass Juliane die Prinzessin war.
Wirklich geholfen hatte Tenebrä die Antwort des Drachen nicht und an einen
Bannkreis auf Elestra konnte er sich auch nicht erinnern, schließlich wurde
jeder Bannkreis schriftlich fixiert und als kleiner Dämon musste er alle
auswendig lernen, denn es waren nicht viele um genau zu sein gerade mal
achtzehnt und sie beherbergten meist die schlimmsten Bestien der Dämonen oder
ihre ärgsten Feinde.
"Moment einmal Kleine, ich bin Solis' Schwester und weiß jawohl genau, wer mich
verbannt hat! Und die da war es nicht!" Mischte sich nun Lilith ein und deutete
auf Juliane.
"Mh ... bist du dir sicher? Ich mein, du warst gerade mal sechs Jahre alt und
wurdest danach in die Finsternis verbannt. Für ein sechsjähriges kleines
Mädchen war das bestimmt eine schwere Zeit ... du sehnst dich jetzt doch
bestimmt nach Rache und da Alea gerade da war und ihr anscheinend angenommen
habt, dass sie die Prinzessin ist, hast du dir einfach eingeredet, dass sie
deine Halbschwester ist!" Erklärte sich Monja.
Lilith wurde unsicher, die Elfee hatte Recht, sie wünschte sich so sehr
Vergeltung für die tat ihrer kleinen Schwester, dass sie sich wirklich auf die
Worte ihres Vaters verlassen hatte, warum hätte er sich auch irren sollen? Die
beiden sahen sich wirklich ähnlich, die blonden Haare, die warmen Züge des
Gesichts, ihre starken Auren und die eleganten Bewegungen. Das einzige was die
beiden unterschied waren die Augen, Juliane hatte klare blaue Augen, so tief wie
der Ozean und strahlend vor Kraft, Alea hingegen hatte grüne Augen, offen und
groß, wie die eines Kindes, die die Welt erst noch entdecken wollten.
"Die kleine Solis hatte blaue Augen und bereits kleine blonde Strähnen wie
Mutter ... aber jedes Baby hat blaue Augen und ich weiß nicht mehr, ob Mutter
welliges Haar hatte." Flüsterte Lilith für sich, war aber dennoch laut genug,
dass die anderen es hören konnten.
"Die Sonnenprinzessinnen hatten noch nie grüne Augen, sie waren immer blau."
Ergänzte Monja.
"Solis Vater hatte grüne Augen." Mischte sich Tenebrä ein und musste die
kleine Elfee belächeln, bis jetzt hatte sie nun wirklich nicht genügend Fakten
gebracht.
"Hey ich will diese höchst wichtige Diskussion ja wirklich nur ungern
unterbrechen, aber wenn wir wirklich noch zur Schule gehen wollen, sollten wir
jetzt nach Hause gehen. Oder was?" Meinte Stella und schlug Alea auf die
Schulter.
"Ja wir sollten wohl wirklich los ... aber sag mal Tenebrä, wie genau kommen
wir denn jetzt eigentlich zurück?" Wisperte Alea, sie war bleich und bekam kaum
einen Ton raus.
"Das ist ganz leicht, im Dorf gibt es einen Teleporter, den können wir nehmen!"
Schlug Juliane vor und ging mit Monja voraus.
"Umso besser, dann brauchen wir den des Schlosses nicht noch zu suchen."
Pflichtete Tenebrä bei und folgte dem Mädchen.
Danach ging Lilith misstrauisch hinterher, ihr folgten Katrin und Stella, die
sich angeregt über das Abenteuer unterhielten, dann kamen die Drachen und Alea
bildete mit dem Wolf das Schlusslicht, sie musste das alles erstmal verkraften.
"Drakon, sag mal bist du dir mit Alea denn wirklich sicher? Ich mein, dieses
andere Mädchen strahlt wesentlich mehr Stärke aus." Erkundigte sich Drakina
ganz leise, so dass kaum jemand sie hören konnte.
"Nein, sicher bin ich mir nicht mehr, Monja hatte da einige wesentliche Fakten
genannt, ich glaube mittlerweile auch eher, dass Juliane die wahre Prinzessin
ist." Erwiderte der Feuerdrache und bemerkte nicht, dass er laut genug
gesprochen hatte, dass Alea ihn hatte hören können.
"Oh man was bist du denn für ein treuer Begleiter, entscheide dich, in wem du
die wahre Prinzessin siehst! Wer weiß wie viele Feuerprinzessinnen es noch auf
Elestra gibt, die blond und blauäugig sind. Klar Alea sieht nicht gerade wie
eine starke Führungspersönlichkeit aus, im Gegensatz zu Juliane, der die Power
gerade zu ins Gesicht geschrieben steht, aber denk auch mal an Aleas
zurückhaltenden Charakter!" Mischte sich Drak ein.
Aleas Schritte wurden immer langsamer und ihr Abstand zu den anderen immer
größer, aber der Wolf bemerkte ihre Trauer und stupste seine Nase an ihre
Wade. Er sah sie fragen an und es schien als könne er ihre Gedanken lesen.
Warum machte sie sich solche Gedanken darum? Noch vor wenigen Wochen war sie
noch keine Prinzessin, da kannte sie Drakon noch gar nicht und hatte ihr Herz
nicht an einen Dämon verloren. Es wäre doch nicht schlimm, wenn sie nicht
Solis war oder? Sie schluckte ihre Trauer hinunter und beschloss sich dann eben
wieder auf die Zeit ohne Drachen und Dämonen ein zu stellen, sie wollte die
Zeit jetzt einfach noch mal genießen, sie rannte vor zu Tenebrä und griff nach
seiner Hand, wenn er sie wirklich verlassen sollte, jetzt wo sie nicht mehr
Solis war, wollte sie die Zeit mit ihm genießen. Tenebrä war überrascht, aber
glücklich, Alea lächelte ihn an und hielt seine Hand, er merkte nicht die
Angst und Trauer, die immer noch in ihr herrschte und die sie zu unterdrücken
versuchte. Juli führte die Gruppe weiter an, sie unterhielt sich mit Monja
über die Erlebnisse im Schloss und schwärmte über die schöne Umgebung. Der
Fahrstuhl war zu klein für alle zusammen, es fehlten zwei Plätze, also bot
Alea den anderen an erst bei der nächsten Fahrt nach oben zu kommen und Lilith
meldete sich freiwillig bereit ihr dabei zu helfen auch der Wolf und Tenebrä
blieben bei ihr, die anderen stellten sich in den Lift und fuhren nach oben.
"Du glaubst doch nicht im Ernst, dass diese Juliane die Prinzessin ist oder?"
Fragte Tenebrä seine Schwester, nachdem der Fahrstuhl außer Hörweite war.
"Ich weiß nicht ihre Einwürfe haben mir wirklich zu denken gegeben ... ich war
noch sehr jung und allein die Eifersucht in mir, hielt mich am Leben ... es
könnte durchaus sein, dass es eher Wunschdenken war ... " Erwiderte Lilith.
"Du enttäuschst mich, ich dachte, du müsstest deine Schwester erst recht
erkennen, wenn du sie siehst, aber im Gegensatz zu dir glaube ich immer noch
daran, dass nur Alea die einzig wahre Solis ist." Meinte der Dämon, umarmte
Alea von hinten und küsste sie innig.
Ihr Herz klopfte, er war auf ihrer Seite und würde sie nicht im Stich lassen,
nein, Tenebrä würde zu ihr stehen. Oder? Was wenn nun wirklich nicht sie
sondern Juliane die echte Solis ist? Würde er dann auch noch bei ihr bleiben?
Sie hatte Angst vor der Antwort auf diese Frage, es schmerzte sie wenn sie sich
diese Frage stellte.
"Tja, dann bleibt sie wohl weiterhin meine Konkurrentin." Stellte Lilith fest
und sah den Blondschopf mit funkelnden Augen an. "Egal wer von euch beiden Solis
ist, ich werde die Zeit in der Dunkelheit niemals vergessen und euch dafür ewig
hassen."
"Oh bitte spiel dich nicht so auf, das geht mir schon die ganze Zeit auf die
Nerven. Du warst höchstens eine Woche in der Finsternis, dann hat unser Vater
von deiner Verbannung gehört gehabt und dich befreit, da er zu der Zeit aber
selbst noch nicht besonders alt war und mit der schwarzen Magie noch nicht gut
genug umgehen konnte, bewahrte er deinen Geist bei sich auf und lernte für den
Tag, an dem er dir einen Körper erschaffen konnte, der zu dir passen könnte.
Also tu nicht so als wäre deine Kindheit ach so schrecklich gewesen." Fuhr der
Dämon seine Halbschwester an.
"Woher weißt du davon?" Fragte Lilith erschrocken.
"Von Vater, er hat mir noch viele andere Dinge in seiner Trauer über den Tod
von deiner Mutter erzählt, sie ist nämlich nicht aus Kummer um Aleas
Verschwinden gestorben wie uns der Rat weiß machen wollte sondern weil sie dich
aus der Dunkelheit retten wollte ... ja sie kam wegen dir in der Dunkelheit um."
Brach es nun aus Tenebrä heraus.
Er konnte seine Wut Lilith gegenüber nicht mehr zurückhalten, Alea hatte schon
so viel durchmachen müssen und niemand interessierte sich dafür, aber Lilith,
die von der Mutter immer bevorzugt wurde, tat als wäre sie das arme leidende
Opfer gewesen. Sicher war es nicht leicht als Kind dorthin verbannt zu werden,
aber sie war nicht lange dort und wer weiß schon wohin es Solis damals
getrieben hatte, schließlich war ihre Seele auch verschwunden und konnte
nirgends gefunden werden.
"Ja sie wollte mich retten, weil sie mich geliebt hat, sie liebte mich ... sie
war die einzige ..." Schlurzte die Dämonin.
Alea war bestürzt, nicht weil ihre Mutter sich lieber für Lilith in den Tod
gestürzt hatte, als sich Sorgen um die kleine Solis zu machen, nein, es
ärgerte sie wie Tenebrä es seiner Schwester so hart ins Gesicht sagen konnte.
"Warum bist du so gemein zu ihr, sie ist deine Schwester!" Sagte sie an Tenebrä
gewandt, legte ihre Hand auf Lilith Schulter und sprach ihr Mut zu. "Sie hat
dich geliebt und wollte dich deswegen retten, du bist nicht Schuld an ihrem Tod.
Du hast sie nicht gebeten sich in Gefahr zu begeben, dass hat sie von sich aus
getan, weil sie dich liebte."
Tenebrä war erschrocken, hatte er da gerade richtig gehört, hatte Alea ihn
wirklich gescholten nur weil er seine Schwester zur Räson gerufen hatte? Und
sie tröstete dieses miese Stück auch noch. War es nicht jedes Mal ein Stich in
ihr Herz als Lilith sagte, dass ihre Mutter sie mehr liebte? Er konnte es nicht
verstehen und noch weniger konnte er nun das Verhalten seiner Halbschwester
verstehen, denn sie fuhr Alea an und schubste sie auf den Boden.
"Stimmt, nicht ich bin Schuld an ihrem Tod, sondern du! Du hast mich verbannt,
du bist Schuld, dass ich in der Finsternis festsaß. Also bist du auch für den
Tod unserer Mutter verantwortlich." Schrie Lilith herum.
Alea blieb auf dem Boden sitzen, ihr Herz schmerzte und lief blass an, in ihr
staute sich diese tiefe Trauer schon wieder an. Sie wollte vor Tenebrä nicht
weinen, aber es war zu schwer den Fluss zu stoppen und die Tränen traten wie
von alleine aus ihren Augen. Lilith hatte Recht, es war ihre Schuld, hätte sie
Lilith nicht verbannt, wäre ihre Mutter niemals gestorben ... das Beste wäre
wohl gewesen, wenn sie niemals geboren worden wäre, dann hätte Lilith nicht
solche Höllenqualen durchleiden müssen; das waren die Gedanken, die in Aleas
Kopf umherschwirrten. Tenebrä hockte sich zu ihr hinunter und sah in ihr
verheultes Gesicht, die roten Augen blickten nur auf den Boden und wagten es
nicht sich zu bewegen. Sacht legte er seine Hand auf die ihrige und versuchte
sie zu trösten.
"Hey, du musst doch inzwischen wissen, wie viel Müll sie von sich gibt, also
nimm es dir nicht so zu Herzen." Beschwor er sie und wollte ihr auf helfen, aber
sie blieb sitzen und bewegte sich nicht, ihre Hände waren zittrig und kalt.
"Ich wollte das nicht ..." Wisperte der Blondschopf und die heißen Tränen
rannen ihre Wangen immer weiter hinunter. "Wäre ich nur nie geboren worden."
"Ich bitte dich, sag so was nie wieder! Ich liebe dich, wärst du nicht geboren
worden, hätte ich niemals diese neue Welt der Empfindung entdeckt." Sprach
Tenebrä und kniete sich neben Alea.
Er schloss sie in die Arme, drückte sie an sich und fühlte ihren Herzschlag,
dann küsste er sie und hätte am liebsten nicht mehr von ihren Lippen gelassen.
Doch dann kam schon der Aufzug und auch sie konnten hinauf fahren, doch
erwarteten sie dort nicht nur die anderen sondern auch eine große
Überraschung, der schöne hell erleuchtete Saal war nun dunkel, so dass man
kaum noch eine Hand vor Augen sehen konnte, Tenebrä hielt Aleas Hand, er wollte
sie bei sich wissen als sie aus dem Lift heraus traten. Man konnte die anderen
nicht sehen, nur in der Stille ihren gleichmäßigen Atem hören.
"Was ist denn hier los, hat einer von euch Mist gebaut?" Fragte Lilith
vorwurfsvoll.
"Sehr witzig, das könnte ich dich genauso fragen!" Meldete sich Stella
beleidigt.
"Nein, als wir die Tür öffnen wollten, erlosch das Licht und die Tür wurde
verriegelt." Erklärte Monja.
"Ich schau mal nach oben in den Konferenzraum, von dort lässt sich schließlich
alles verwalten!" Meinte die Dämonin und ging zur Treppe.
Als sie jedoch die erste Stufe betreten wollte, durchfuhr sie ein gleißend
heller Blitz und warf sie in den Raum zurück. Alea rannte zu ihr und erkundigte
sich nach ihrem Befinden, ja sie hatte Angst um die Dämonin gehabt, auch jetzt
noch. Lilith war erst verwundert, wieder half ihr dieses Mädchen, obwohl sie im
Keller noch über ihre Existenz gezweifelt hatte, aber dann riss sie sich
zusammen und wies den Blondschopf ab. Sie stand auf, rückte sich die Kleider
zurecht und fuhr durch ihre Haare. Plötzlich erklang eine Stimme im Raum, sie
hallte tief und wirkte äußerst erzürnt.
"Ihr wagt es, das geheiligte Schloss der Königsfamilie zu betreten, nun seid
ihr des Todes." Sprach die Stimme und Blitze zuckten über den Boden.
"Rufus?" Fragte Lilith ungläubig und sah sich um.
"Prinzessin Lilith?" Erwiderte die Stimme und in ihr klang derselbe
unwahrscheinliche Tonfall wie bei der Dämonin.
"Ja, die bin ich, das nenne ich einen netten Empfang ... aber sag mal hast du
verschlafen? Wir kamen ohne Schwierigkeiten herein und konnten uns umsehen!"
Lachte Lilith.
Dann wurde der Saal wieder hell und die Treppe hinunter kam ein alter
durchsichtiger Mann, er war recht klein, hatte unzählige Falten und bereits
weißes Haar, außerdem stützte er sich auf einen kleinen knubbeligen Stock und
ging etwas krumm.
"Hätte nicht gedacht, dass ich Euch noch mal wieder sehe." Entgegnete er ihr
und trat näher auf die Gruppe zu. "Ihr seid groß geworden ... und seht eurem
Vater noch ähnlicher als damals."
"Danke." Freute sich Lilith und umarmte den alten Mann.
"Aber Benehmen habt ihr immer noch nicht!" Beschwerte sich der alte Herr. "Wollt
Ihr uns nicht erst einmal einander vorstellen?"
"Ist ja gut, also das hier ist Rufus de Sombra, er war mal so eine Art
Kindermädchen für mich, aber eigentlich ist er Haus- und Hofmeister dieses
Schlosses, also liegt seine Zuständigkeit in der Verwaltung." Erklärte Lilith
und schwelgte in Erinnerungen. "Ich war nämlich ein kleiner Wildfang und habe
mich überall im Schloss rum getrieben. Rufus hat dann immer mit mir geschimpft,
dass aus mir nie eine richtige Prinzessin werden würde, wenn ich so weiter
machen würde."
"Oh ja, Ihre Mutter war deswegen immer sehr besorgt um Sie, auch wenn das meiner
Meinung nach übertrieben war, Ihr wusstet Euch schon damals sehr gut selbst zu
verteidigen." Belächelte der Alte die Geschichten aus der Vergangenheit. "Aber
stellt mir erst einmal Eure Freunde vor!"
"Nun gut also der hübsche weißhaarige Kerl da drüben ist Tenebrä, mein
Halbbruder. Der wilde Rotschopf da drüben heißt Stella, sie ist eine
Prinzessin der Erde und das Mädchen neben ihr mit den hübschen lilafarbenen
Augen heißt Katrin und ist eine Wasserprinzessin. Die Drachen heißen Drak,
Drakina und Drakon ..." Erklärte Lilith und wurde von Rufus unterbrochen.
"Drakon? Ist das nicht der Sohn von Drakyron, dem Feuerdrachen des Königs?"
Erkundigte sich der Alte und musterte den kleinen grünen Drachen.
"Kanntet Ihr meinen Vater?" Fragte Drakon aufgeregt.
"Natürlich, er war einer der wenigen mit denen man sich gut unterhalten konnte
ohne auf die Standesunterschiede achten zu müssen ihm war es egal ..."
Schwärmte Rufus und kramte in Erinnerungen.
"Ich wurde früher auch schon nicht gerne unterbrochen falls du es noch weißt!"
Schnaubte Lilith und durchbohrte den Alten mit einem bösen Blick.
"Entschuldigt bitte." Flehte Rufus und verbeugte sich. "Fahrt doch bitte fort."
"Na ja ausnahmsweise, also der kleine Wolf ist uns aus dem Irrgarten gefolgt,
das Mädchen in dem grünen Kleid heißt so weit ich es mitbekommen habe Monja,
aber vielmehr sollten dich diese beiden Damen interessieren, denn sowohl die
Blonde in dem gelben Kostüm, ihr Name war glaube ich Juliane, als auch der
kleine Lockenkopf da drüben, sie heißt Alea, meinen sie wären die
wiedergeborene Sonnenprinzessin, meine Halbschwester, Solis." Erklärte sie dem
Alten.
"Was? Aber wie?" Er war vollkommen sprachlos und blickte immer wieder hin und
her, von Alea zu Juliane und zu Lilith, dann wieder zurück.
"Du kannst dich doch sicherlich noch genauer an Solis erinnern als ich oder? Wir
haben da nämlich einen kleinen Disput, wer könnte die wahre sein, die echte
Sonnenprinzessin?" Erkundigte sich die Dämonin.
"Ich weiß es nicht." Antwortete Rufus unverwandt.
"Wie du weißt es nicht? Du warst früher einer der Berater und Diener meines
Vaters, da wirst du dich doch wohl noch an die kleine Göre erinnern können!"
Zeterte Lilith los.
"Das ist alles nicht so einfach, wie ich fühle beherrschen beide die Kraft des
Feuers. Die Prinzessin war noch zu klein, als dass man sie nun an ihrem
Äußeren erkennen könnte, außerdem darfst du nicht nach ihrem Aussehen gehen,
vergiss nicht, dass sie ihren Körper hier zurückgelassen hatte und allein ihre
Seele verbannt hatte, woher willst du also wissen, dass die nun fast erwachsene
Solis, auch blond gelockt und blauäugig ist?" Erwiderte der Diener sanft.
"Sie hatte ihren Körper hier zurückgelassen? Ich dachte, sie hätte sich
insgesamt verbannt?" Meinte Lilith und wurde ruhiger.
"Nein, dass hatte sie nicht getan, ich weiß nicht warum, sie ihren Körper
durch diese enorme Energie verbrannte und den Euren in einer Art Schutzblase in
die Unterwelt sandte, aber ich glaube, dass Eure Seele dabei in die schwarze
Dimension verschwand, war nicht beabsichtigt. Des Weiteren haben wir Diener
damals geglaubt, dass die Prinzessin bereits kurz nach ihrer Geburt ihren vollen
Verstand entfaltet hatte, was heißen würde, dass sie genau mitbekam, wie sie
von ihrer Mutter abgestoßen wurde und dass der Vater kaum Zeit für sie hatte
..." Erklärte Rufus.
"Aber das würde ja heißen ..." Dachte Tenebrä etwas zu laut.
"Ja, wir glauben, die Prinzessin wollte, dass ihre Schwester sie tötet ... aber
ihre innere Macht, die sie zu der Zeit ja nur schlecht kontrollieren konnte,
verteidigte sie, weil ein großes Schicksal auf sie wartet." Fuhr der Diener
fort und blickte den Dämon finster an.
"Nein, dann hätte sie mich ja am Ende noch damit gerettet, dass ich nur in
diese Dimension gelangt war." Meinte Lilith und sah etwas betreten nach unten.
"Das glaubst du doch selber nicht, sie war neidisch dass Mutter mich mehr mochte
und wollte mich deswegen loswerden, selber Schuld, dass sie sich dabei mit
verbrannt hatte."
All die Jahre zerrte Liliths Seele sich von der Wut und dem Neid ihrer kleinen
Schwester gegenüber und nun musste sie hören, dass sie diese
höchstwahrscheinlich nur beschützt hatte, dass konnte sie nicht glauben, sie
wollte es nicht wahr haben. Nun herrschte Stille, das musste erstmal verkraftet
werden.
"Du Rufus sag mal, was ist damals eigentlich genau passiert, ich meine, kurz vor
dem Abend unseres Verschwindens bis heute, mittlerweile dürftest du es doch
herausgefunden haben oder?" Fragte Lilith.
"Ihr wisst nicht mehr genau, was der Anlass für Euren Mordversuch an Eurer
Schwester war nicht wahr? Ihr wisst nur, dass Ihr damals schon neidisch auf
Solis wart stimms?" Meinte Rufus und sah Lilith ernst an, dann fuhr er fort. "Am
Abend spieltet Ihr wie so oft im Keller verstecken mit den Hausmädchen, sie
sollten Euch und Solis waschen und dann zu Bett bringen, aber ihr wolltet nicht
mit Eurer Schwester baden, deshalb habt Ihr euch - wie so oft - in den Gängen
des Kellers versteckt. Euer Vater und ich, wir befanden uns im Raum des
Teleporters und verabschiedeten einen Gesandten aus einem anderen Königreich,
der an der Stelle seines Herren um die Hand von Solis gebeten hatte, doch der
König hatte abgelehnt, Solis war ihm lieb und teuer, er hätte sie niemals an
irgendeinen x-beliebigen König verheiratet, er wollte nur das beste für und
der Gesandte kam aus einem ärmlichen Land mit einem barschen König und sagte
er, wenn der König des Landes unbedingt in das Sonnenkönigtum einheiraten
wolle, könne er auch ruhig die Tochter seiner Frau nehmen, Euer Vater lachte
und meinte er würde sogar dafür bezahlen, wenn der Gesandte sie so bald wie
möglich mitnehmen würde." Dann hielt Rufus kurz inne und dachte nach. "Ja ich
glaube das war der Grund, weshalb Ihr dann noch in derselben Nacht Eure
Schwester töten wolltet ... ich hegte damals zwar schon einen verdacht, denn
ich hatte gehört, wie Ihr schlurzend davon gerannt wart, aber Euer Vater
meinte, dass Ihr Euch auch wieder beruhigen würdet, schließlich hätte er nur
einen Spaß gemacht, weil er dachte Ihr wolltet schon wieder lauschen. Tja und
am morgen berichteten mir die Hausmädchen, dass weder Ihr noch Eure Schwester
zu finden wäret, erst dachte ich, Ihr würdet uns wieder austricksen wollen,
aber dann kam mir die Unterhaltung des Vortages in den Sinn und warum sollte die
kleine Solis auch weg sein, so erklärte ich der Königin den Fall und sie gab
mir auf, dem König nichts zu sagen und das gesamte Schloss noch einmal nach
Euch - nur nach Euch - zu durchsuchen, als wir ihr dann zum Mittag berichteten,
dass wir Euch nicht gefunden hatten, sandte sie einen Brief in die Unterwelt an
Euren Vater mit der Bitte, ihr bei der Suche nach Euch bzw. dem Grund Eures
Verschwindens zu helfen. Saten Inferni machte sich sofort auf den Weg, Eure
Mutter half ihm unbemerkt ins Schloss zu gelangen und er wandte dann schwarze
Magie an um zu sehen, was geschehen war. Kurz darauf stürzte hinunter in den
Keller um nach der Tür zu dieser Schwarzen Dimension zu suchen, die Königin
flehte ihn er solle es lassen, weil er sich sonst in Gefahr bringen würde, aber
er ließ sich nicht von seinem Plan abbringen Euch zu retten und sprach nur,
dass er seine erste leibliche Tochter, die als einzige einer wahren
Liebesbeziehung heraus entstand, nicht verlieren wolle. Er ließ eine
dämonische Kette erscheinen und befestigte sie an der Tür, dann küsste er die
Königin, bat sie darum auf die Kette auf zu passen und stürzte sich in die
Finsternis. Ein Hausmädchen hatte das alles beobachtet und mir berichtete, ich
eilte zum König und musste ihm erzählen was geschehen war - noch heute bereue
ich meine damalige Dummheit, denn hätte ich im davon nichts gesagt, vielleicht
würden er und die Königin dann noch leben - aber nun ja ich fahre fort ... der
König war tief getroffen, seine über alles geliebte Tochter sollte
verschwunden sein und dieser Beweis des Ehebruches, also Ihr, sollte daran
Schuld sein, Trauer und Wut kochten in ihm, seine Frau liebte diesen Inferni
noch immer, er hatte gehofft, dass sie nachdem sie ihm sein Kind gebar, hätte
sie diesem Dämon abgeschworen, aber er wurde enttäuscht, die Königin liebte
noch immer den Fürst der Unterwelt mehr als ihn. Wutentbrannt stürzte der
König hinab in den Keller, er fuhr seine Frau an, warum sie ihn verraten habe
und wo ihr ach so heiß geliebter Dämon war, doch sie antwortete ihm nicht,
lachte ihn aus und funkelte ihn mit abgrundtiefem Hass in ihren Augen an, dann
fragte sie ihn, ob er nicht bemerkt habe, dass sie jedes Mal, wenn er mit ihr
schlief, geweint habe und mit ihren Gedanken nur bei Saten war, dann ließ sie
das heilige Schwert der Sonne, "Helios" genannt, erscheinen und erstach damit
den König ... ich habe diesem Szenario zugesehen und konnte mich vor Schreck
nicht mehr bewegen ... Sie stand dem König gegenüber und hielt noch immer das
Schwert in den Händen, welches ihn durchbohrte, er sah sie mit fragenden Augen
an, trat näher auf sie zu, wobei sich das Schwert immer tiefer in ihn bohrte,
und legte seine Hand auf ihre Schulter, dann küsste er sie auf ihre Wange und
sagte, dass er sie immer geliebt habe und sehr wohl bemerkt hätte, dass sie
immer nur an Inferni dachte. Langsam fing er an zu schwanken, schloss seine
Augen und fiel schließlich hinab in die Finsternis ... Ich weiß nicht warum,
aber die Königin ließ das Schwert nicht los und folgte ihm dadurch in die
Dunkelheit ... ich beobachtete die Tür noch eine ganze Weile und nach einigen
Stunden kam dann Inferni aus dem Schwarzen Meer geklettert mit nichts weiter als
einem Kristall in der Hand, damals wusste ich noch nicht was das zu bedeuten
hatte, aber heute glaube ich zu wissen, dass sich dort Eure Seele drinnen befand
... ich versuchte es vor den Dorfbewohnern zu verheimlichen, was genau mit Euch
und Eurer Familie geschehen war ... und überließ dem hohen Rat das Regieren,
auch wenn ich das bis heute noch bereue, denn er stürzt die Menschen in Armut
und verursachte nur noch mehr Streit. Drakyron erzählte ich die gesamte
Geschichte und bat ihn darum, die rechtmäßige Prinzessin zu suchen, denn Ihr
wisst bestimmt, dass Euer Vater bereits vor seinem Ableben erlassen hat, dass er
Euch nicht auf den Thron lassen wird, da Ihr nicht seine rechtmäßige Tochter
wart. Er wusste wie schwierig die Suche werden würde und so befahl er allen
Drachen ihm zu helfen, doch sie suchten vergeblich und mit den Jahren geriet die
Suche in Vergessenheit und aus der Realität des Sonnenkönigreichs wurde eine
Legende, heute kennen nur noch wenige den Palast oder wissen überhaupt dass es
ihn gibt. Drakyron kam einst von einer Reise in eine andere Galaxie nicht mehr
zurück und auch ich lebte nicht für immer, doch durch den Treueschwur, dem ich
einst dem König gab, fühlte ich mich auch noch nach meinem Tode verpflichtet,
auf den rechtmäßigen Erben zu warten und das Schloss in Takt zu halten."
Erzählte Rufus.
"Na Lilith, was habe ich dir gesagt? Jetzt kannst du dir damit kein Bedauern
anderer mehr erhoffen, du warst nicht mal einen ganzen Tag in der Finsternis,
also jammere nicht andauernd, dass es für dich eine so harte Zeit gewesen
wäre!" Schnarrte Tenebrä sie an. "Aber sagt, was geschah dann eigentlich mit
Alea, also Solis."
Rufus musterte den Dämon kritisch, er haste dieses Volk, ihre Schwarze Magie
und ihre Arroganz. Lilith war nur eine halbe Dämonin und die Tochter der
ehrenwerten Königin, deshalb hielt er ihr die Treue, aber einen vollwertigen
Dämon wie Tenebrä, der auch noch der Sohn von Saten Inferni war, hätte er am
liebsten sofort festnehmen lassen, da er darüber aber keine Gewalt mehr hatte,
ignorierte er seine Frage und ihn gleich mit.
"Hallo, Rufus. Mein Bruder hat dich etwas gefragt, ich erwarte eine Antwort!"
Blaffte Lilith ihn an.
"Was mit der kleinen Prinzessin Solis geschah, weiß ich nicht, frag doch deinen
Vater, du Abfall der Gesellschaft, er war es schließlich, der mit Hilfe von
schwarzer Magie herausgefunden hatte, was sich in dem Zimmer zugetragen hatte
und wo sich Prinzessin Lilith befand." Antwortete der Alte widerwillig.
"Danke." Zischte Tenebrä sarkastisch.
"Rufus? Sag mal, wie können wir rauskriegen, wer von den beiden die echt ist
oder ob überhaupt jemand von ihnen die wahre Solis ist?" Fragte Stella und
stemmte ihre Hände in die Hüften.
"Nun mit Helios hättet ihr es sicherlich herausfinden können, schließlich war
es das Schwert des Sonnenkönigreiches und konnte nur vom Geschlechte der
königlichen Familie geführt werden, aber wie ich euch vorhin ja bereits
erklärt hatte, verschwand Helios mit dem König und der Königin in der
Finsternis ... tja und wie sollte ich es zurückholen ... aber ich werde mir
etwas einfallen lassen." Antwortete Rufus und kratzte sich verlegen am
Hinterkopf.
"Du willst dir was einfallen lassen? Wow klasse, aber beeil dich, ich will nicht
aus versehen das Leben einer unschuldigen auf dem gewissen haben." Lachte Lilith
und funkelte zu Alea und Juliane herüber.
"Ähm ich will euch ja wirklich nur ungern aus eurem kleinen Gespräch reißen
aber hab ihr jetzt schon vergessen, dass ihr noch zur Schule müsst und dass
Herr Calmer mich erwartet?" Erinnerte Katrin die anderen.
"Verdammt, du hast Recht, los Alea sag ciao und dann ab nach Hause!" Meinte
Stella und schubste Alea in Bewegung.
"Rufus, wir kommen heute Abend wieder, ich hoffe für dich, dass du bis dahin
eine Lösung für unser kleines Problem gefunden hast." Sagte Lilith und
lächelte den Alten an. "Auf Wiedersehen."
Dann verließen sie das Schloss und folgten Juliane einen wundervoll
gepflasterten Weg entlang, aus einem goldenen Tor hinaus bis hin zu einem
kleinen ausgestorbenen Dorf, in dessen Mitte sich ein Steinkreis befand mit
einer bezaubernden Sonne in dessen Mitte und schwarzen seltsamen Symbolen,
jedoch ohne Bedienfeld.
"Was soll denn der Mist? Wo ist denn dieses Scheiß Bedienfeld? Und wie sollen
wir jetzt zurückkehren?" Fragte Lilith und sah in die Runde, alle zuckten mit
den Schultern.
"Das war mir bei der Anreise gar nicht aufgefallen, auch wenn ich zugeben muss,
dass mich das eh nicht sonderlich interessiert hatte." Gab Juliane zu und sah
sich um.
"Mh aber ohne Bedienfeld dürfte es wirklich schwer werden zurück zu kehren."
Stimmte die Elfee zu und blickte auf den Boden des Kreises.
"Hey Alea. Kannst du das hier auch lesen?" Fragte Stella und erinnerte sich an
den anderen Kreis.
"Äh ... warte mal, ich muss nur schauen wo der Anfang ist ... also da steht ...
Zaeroak Siioniquaak zaakerokaakpi Sieraenenakkapi beuxordeniakka zaeroide."
Erwiderte Alea als sie die Buchstaben am Boden las.
"Wie du kannst die komischen Zeichen da lesen?" Fragte Juliane und blickte Alea
erstaunt an.
"Ja, ich weiß auch nicht wie es kommt." Antwortete Alea.
"Und was bedeutet das nun?" Fragte Stella ungeduldig.
"Die Worte deines Willens führen dich!" Erklärte der gelockte Engel.
"Ach schon wieder so geschwollen, könnt ihr euch nicht mal so ausdrücken, dass
auch Normalsterbliche den Sinn verstehen!" Beschwerte sich der Rotschopf.
"Ich würde mal sagen, dass wir nur den Ort nennen müssen zu dem wir wollen und
dann teleportiert es uns dorthin." Meinte Tenebrä und zuckte mit den Schultern.
"Gut, ich probier es gleich aus." Sprach Juliane mutig stellte sich mit Monja in
die Mitte des Kreises.
"Drakon, du bist doch der Begleiter der Prinzessin oder? Willst du dann nicht
mit uns mitkommen? Ich will dich ja nicht aus deinem Leben reißen, aber du
solltest es mittlerweile doch mitbekommen haben wer die wahre ist." Meinte Monja
und sah den kleinen Drachen ernst an.
Unschlüssig sah Tenebrä zwischen Juliane und Alea hin und her, dann schritt er
zaghaft zu der Elfee in die Mitte des Kreises und verabschiedete sich mit einem
Du-verstehst-mich-doch-oder?-Blick von Alea. Juliane sagte wo sie hinwolle und
keine Sekunde später war sie wieder in ihrem Hotelzimmer im Zentrum von Fire
City und konnte in ihrem flauschigen Bett einschlummern ohne sich erst noch vom
Teleporter dort hin arbeiten zu müssen.
"Ich würde mal sagen, es hat geklappt." Lächelte Stella und stellte sich mit
Drak nun auch auf den Teleporter um nach Hause zu gelangen.
Danach gingen Katrin und Drakina, sie gähnten und konnten vor Müdigkeit kaum
deutlich sagen wo sie hin wollten, aber auch waren bereits nach wenigen Sekunden
zu Hause und konnten sich noch etwas hinlegen.
"Tja nun sind nur noch wir drei übrig, Tenebrä kommst du noch mit zu mir? Ich
mein, wer weiß ob die kleine da neben dir wirklich die Prinzessin ist, wenn
selbst ihr Drache sich von ihr abgewandt hat und glaub mir ich kann dir weit
mehr bieten als sie." Lächelte Lilith verführerisch und deutete auf ihre
üppige Oberweite.
Tenebrä wurde wütend, Lilith dachte anscheinend immer noch, er würde wirklich
nur die Prinzessin in Alea wollen, aber so war es nicht, es war auch nicht mehr
der Auftrag, der ihn bei Alea hielt, es war mittlerweile einzig und allein das
Gefühl der Zuwendung, was er für sie empfand und selbst wenn Alea nicht die
Prinzessin wäre - was er aber nicht glaubte - hätte er zu ihr gestanden. Ja,
er liebte sie, es war wirklich Liebe was er für sie empfand, nicht dieses
bloße Verlangen nach "Fleisch", das er so oft hatte bevor er Alea kennen
gelernt hatte.
"Nein, geh alleine! Ich will in meinem eigenen Bett schlafen." Fauchte er seine
Halbschwester an.
"Ist ja gut." Meinte sie nur stieg in den Kreis und flüsterte den Ort zu dem
sie wollte, kurz darauf war sie verschwunden.
"Warum hat sie denn geflüstert?" Meinte Alea, streichelte den Wolf, der ihnen
bis zum Teleporter gefolgt war und sah Tenebrä fragend an.
"Das ist eine etwas komplizierte Geschichte, ich schätze sie hat sich zu
unserem Vater teleportiert, denn - wie du vielleicht schon mitbekommen hast -
ist ihr Verhältnis zu ihm doch ein wenig anders als es zwischen Vater und
Tochter sein sollte ... na ja und da ich gerade ihr Angebot abgelehnt hatte mit
ihr zu schlafen, wird sie sich jetzt wieder bei ihm ausheulen!" Erklärte
Tenebrä und hockte sich zu Alea.
"Tenebrä ... ich verstehe die Sache mit den Teleportern noch nicht ganz. Wie
funktioniert das eigentlich genau? Und warum gibt es verschiedene, wenn alle so
wären wie dieser hier, wäre es doch wesentlich einfacher?" Erkundigte sich
Alea und streichelte den Wolf weiter.
"Nun ... wo fang ich am besten an ... also die Teleporter, werden mit
Sonnenenergie angetrieben, mit der Hilfe von Licht, dass sich ja schneller
bewegt als alles andere, werden die Informationen wie der Körper zusammengebaut
ist, zur nächsten Station eines Teleporters übertragen ... so funktionieren
die normalen Teleporter, wie du sie bei meinem Vater und in Fire City gesehen
hast ... dann gibt es noch Teleportationsplattformen, die zwar diese
Informationen empfangen und umsetzen können, aber keinen weiteren Transfer
möglich machen ... so einen hast du in dem Irrgarten gesehen, davon gibt es
aber nicht all zu viele auf den Planeten, denn sie sind sehr kompliziert zu
bauen ... ja und der Teleporter, den wir hier vor uns haben ... den kann ich dir
nicht erklären, es muss eine neue Technik der Sonnenbewohner sein, sie waren
schon immer sehr fortschrittlich ... ihre Intelligenz und ihr Geschick sollen
unglaublich gewesen sein, ähm ja ich hoffe ich konnte dir deine Frage
annähernd beantworten." Lächelte Tenebrä und fing auch an den Wolf zu
kraueln, dann sah er ihm tief in die Augen und das Tier schien ihn zu verstehen,
denn nachdem der Dämon seine Hand von dessen Fell genommen hat, lief der Wolf
fort, wahrscheinlich wieder zurück in den Irrgarten.
"Huch, warum läuft er weg?" Meinte Alea, stand auf und sah ihm nach.
"Er weiß, dass er nicht mit kann ..." Erwiderte Tenebrä und stand auch auf.
"Gut dann lass uns gehen, wir wollen ja nicht zu spät kommen!" Sprach Alea und
wollte auf die Plattform gehen, jedoch hielt Tenebrä sie auf indem er ihren
Ellenbogen ergriff.
"Warum sprichst du nicht mit mir?" Fragte Tenebrä ernst und blickte starr in
ihre Augen, als ob er die Antwort aus ihnen lesen könnte.
"Was meinst du? Wir reden doch schon die ganze Zeit miteinander." Antwortete
Alea.
"Du weißt genau was ich meine! Ich merke doch, wie unglücklich du bist, wie
verlassen du dich fühlst, aber du weichst mir nur aus und verschweigst mir
deine Ängste!" Entgegnete der Dämon.
"Ach was, ich weiß nicht was du meinst!" Erwiderte der Blondschopf nur.
"Oh Alea bitte, ich liebe dich, du brauchst dich nicht einsam fühlen ... ja
dein kleiner Drache ist unsicher, aber ich ... ich bin es nicht, ich bin mir
sicher, dass du das Mädchen bist, das mir vorbestimmt war, ich liebe dich, egal
wer du bist! Bitte glaube mir." Widersprach Tenebrä und sah sie weiter
durchdringend an.
Alea konnte ihren Ohren nicht trauen, was er da sagte, bewegte sie mehr als der
Zweifel von Drakon an ihren Fähigkeiten. Nun sah sie ihm direkt in die Augen
und fühlte sein Vertrauen, was ihr unheimlich gut tat, es fühlte sich wohlig
warm an und gab ihr wieder Selbstbewusstsein. Sachte leckte sie ihren Kopf auf
seine Brust, schloss die Augen und fühlte wie sie sich hob und senkte. Sacht
legte er seine Hand auf ihren Kopf und strich durch ihr langes weiches Haar,
dann nahm er ihr Kinn, hob es an und küsste sie.
"Ich weiß, das klingt egoistisch ... aber ich will dich nicht verlieren, bitte
sag dass du mir treu sein wirst, auch wenn ich nicht die Prinzessin bin, und
dass du trotzdem bei mir bleiben wirst!" Bat Alea und kuschelte sich an ihn.
"Hörst du mir überhaupt zu?" Fragte Tenebrä scherzend, schnappte sie bei den
Hüften, hob sie hoch und drehte sich mit ihr. "Ich liebe dich und werde dich
niemals verlassen!"
"Hey lass mich runter!" Meinte Alea und kniff die Augen zu.
"Nein, ich will dich jetzt nie wieder loslassen ... du weißt gar nicht, was
für eine Angst ich im Irrgarten wegen dir hatte" Sprach Tenebrä und setzte
Alea wieder ab.
"Ich muss zurück. Hoffentlich sind die Calmers noch nicht wach." Entgegnete der
Blondschopf und versuchte sich aus der stürmischen Umarmung zu befreien, denn
Tenebrä wollte sie anscheinend wirklich nicht mehr loslassen.
"Ich glaube nicht, dass schon so viel Zeit vergangen ist, dass wir zur Schule
müssen ... Hast du nicht Lust noch mit zu mir zu kommen?" Schlug der Dämon vor
und küsste sie sanft.
"Ich ... äh ..." Erwiderte Alea nur, sie wusste nicht was sie dazu sagen
sollte, oder was sie ganz und gar davon halten sollte, sie wären schon wieder
alleine bei ihm. "N-nein, es ist wohl besser, wenn ich mich jetzt zu den Calmers
aufmache, nicht dass sie mal ins Zimmer schielen und ich bin nicht da."
"Na gut wie du meinst ... wir sehen uns dann in der Schule!" Verabschiedete
Tenebrä sich etwas enttäuscht, küsste Alea erneut und schob sie dann in die
Mitte der Plattform.
Sie war noch etwas durcheinander, von dem Kuss und dem Angebot, das er ihr
unterbreitet hatte, deshalb sagte sie nur nach Hause und verschwand. Dann stieg
Tenebrä schwer seufzend auf die Plattform und lies sich in sein Schlafzimmer
teleportieren, es war nicht sonderlich viel Zeit vergangen und nun hatte er
sogar noch genug Zeit ein kleines Nickerchen zu halten und seine Mappe zu
packen.
Stella und Katrin hatten sich auch noch mal hingepackt, genau wie ihre Drachen,
Juliane wollte sich in ihr Hotelzimmer schleichen, wurde aber von ihren
Bandmitgliedern ertappt und bekam sogleich eine riesige Standpauke zu hören,
auch wenn ihre Freundinnen insgeheim eher glücklich über ihre Unversehrtheit
als wütend auf sie waren. Also erzählte sie ihnen die Abenteuer, die sie
erlebt hatte und stellte ihnen Drakon vor, der freundlich von der Gruppe
willkommen geheißen wurde. Julianes Bandmitglieder wussten bereits, wer sie war
und was sie alles konnte, auch wenn Juliane schlau genug war und mit ihren
Fähigkeiten nicht hausieren ging; so wunderte es die Freundinnen auch nicht als
sie mit dem Drachen ins Hotel kam.
Lilith war - wie Tenebrä schon gesagt hatte - zu ihrem Vater gegangen und hatte
sich bei ihm über ihren ach so schlimmen Bruder beschwert, Inferni kannte das
nun schon und sagte nichts mehr dazu, er liebte seine Tochter mehr als alles
andere, aber er wollte sich bei solchen Dingen nicht einmischen. Also tröstete
er sie wie immer, denn Lilith empfand schon sehr früh etwas für ihren
Halbbruder und hatte ihm ihre Gefühle auch schon zu genüge gestanden, aber er
hatte sie immer ignoriert, generell hatte er sich nicht sonderlich für eine
Beziehung interessiert, sondern sich eher dafür engagiert die Achtung seines
Vaters zu erwerben.
Im Haus der Calmers war es noch immer still, alle schliefen, man konnte sogar
ihre gleichmäßige Atmung hören und das leise Schnarchen des Hausherren. Aber
das Gästezimmer war noch immer leer, denn Alea war nicht wie gewollt in das
Haus der Calmers gelangt, sondern einfach nur in das Schloss zurück
teleportiert worden.
"Was suchst du noch hier? Du und die anderen, ihr wolltet doch auf euren
Planeten zurückkehren." Fragte Rufus, der sich noch immer im Foyer befand.
"Äh ... Nun ich wüsste selber gerne, warum der Teleporter des Dorfes mich
hierher gebracht hat ... vielleicht ist der Teleporter kaputt, weil so viele von
uns damit gereist sind." Antwortete Alea verwirrt und sah sich um.
"Oh nein, der Teleporter ist nicht kaputt. Er gehört zu der Technik, die von
den vergangen Bewohnern der Sonne erschaffen wurde, einer Technik so
fortschrittlich, dass alle anderen Planeten noch Jahrhunderte brauchen werden um
sie zu erreichen." Erklärte der Diener.
"Mh ... gut dann werde ich etwas falsch gemacht haben." Meinte Alea und wandte
sich dem Ausgang zu. "Aber dürfte ich Euch noch eine Frage stellen?"
"Sicher fragt!" Bejahte der Alte die Bitte und war über ihre Höfflichkeit
erstaunt.
"Wie gut habt Ihr Solis gekannt und was habt Ihr von ihr gehalten?" Erkundigte
sich Alea und blickte zu dem Alten, der am Fußende auf der Treppe saß.
"Warum fragst du?" Entgegnete Rufus überrascht und musterte den Blondschopf.
"Ich finde Eure Treue gegenüber diesem Königreich bewundernswert, wie Ihr Euch
darum kümmert und Euch verpflichtet, ich ... ich möchte meine Freunde nicht
enttäuschen ... aber eine Person, die ich nicht bin, kann ich nicht sein ..."
Erklärte Alea und setzte sich.
"Dich umgibt eine sehr bekannte Wärme, du strahlst dieselbe Barmherzigkeit aus,
wie die Königin." Lächelte der Diener. "Auch wenn die kleine Solis nicht lange
gelebt hatte, wuchs sie mir doch sehr ans Herz. Weißt du, es ist nun zwar schon
etliche Jahrhunderte her, aber ich erinnere mich noch an sie, als wäre es erst
gestern gewesen als ich sie zuletzt in den Schlaf gewiegt hatte, sie war ein so
goldiges kleines Wesen, ihr Lachen brachte den Frieden und konnte selbst die
härtesten Männerherzen schmelzen lassen; doch die Königin betrachtete sie
nicht als ihre Tochter und vernachlässigte sie sehr, auch der König hatte kaum
Zeit für die Kleine, so wurde sie von uns, dem damaligen Personal, versorgt und
gehegt. Die Hochzeit der Königin mit dem König war Pflicht und wurde im
Testament der vorherigen Königin festgelegt, nachdem diese gestorben war,
musste Solis Mutter ihren Vater heiraten oder sie hätte den Thron nicht
besteigen dürfen. Sie war eine gütige Frau und immer um das Wohl der Völker
besorgt, sie wollte nicht, dass der hohe Rat wieder die Macht bekommt und die
Lebewesen der verschiedenen Welten erneut in die Dunkelheit der Kriege stürzt,
also willigte sie ein ... doch sie war zu der Zeit bereits verliebt, verliebt in
den Sohn des Höllenfürsten und sah es keinesfalls ein, einem Mann treu zu
sein, den sie nicht liebte und so traf sie sich häufig des Nachts mit dieser
Bestie ... ich hatte ihr versprechen müssen dem König nichts davon zu sagen
... und so geschah es auch, meine Lippen verlies kein Wort darüber ... einige
Jahre nach der Hochzeit kam die kleine Lilith zur Welt, sie war ein kleiner
Teufelsbraten, aber ihre Mutter machte ihr keine Vorschriften oder bestrafte
sie, wenn sie etwas falsches tat, denn sie war das Produkt ihrer Liebe zu diesem
Dämon, sie verwöhnte die Kleine und war immer für sie da. Der König
behandelte Lilith wie seine eigene Tochter, auch wenn er wusste, dass sie nicht
von ihm sein konnte, die Augen und Fledermausflügel des Mädchens verrieten
sie, doch er sagte nichts. Weil seine Frau sich lieber um ihre Tochter
kümmerte, hatte der König kaum Zeit sich um seine Familie zu kümmern,
Freizeit war ein Fremdwort, er erstickte fast in Arbeit, denn nur er kümmerte
sich um die Wirtschaft und Politik der Länder. Ja und mit der Zeit
interessierte die Königin sich nur noch für die kleine Lilith und überhaupt
nicht mehr für ihre eigentliche Aufgabe, die sie sich selbst gesetzt hatte,
für das Volk da zu sein. Sie machte - als sie merkte, dass der König es wusste
- auch keinen Hehl mehr daraus wessen Tochter Lilith war und zeigte ihrem Gatten
immer wieder wie sehr sie ihn missbilligte ... was den König mit der Zeit mehr
und mehr betrübte, denn er liebte sie ... als die kleine Lilith eines Tages
dann eigentlich nur aus Spaß zu ihm sagte, dass er endlich abdanken solle, weil
sie auf den Thron wollte, war der König außer sich vor Wut und Trauer ... er
vergewaltigte die Königin und ließ sofort in seinem Testament fest schreiben,
dass nur eine Tochter reinen Blutes Sonnenprinzessin werden dürfe ... die
Hausmädchen und ich mussten die Königin rund um die Uhr bewachen, damit sie
dem Kind nichts antat, denn während der König mit ihr schlief, hatte die
Königin geweint und geschrieen, dass sie niemals ein Kind von ihm austragen
würde. Sie wollte die kleine Solis nicht mal sehen, als sie zur Welt kam und
sie hatte ein so bezauberndes Lächeln, dass selbst die Rebellen, welche genau
zu ihrer Geburt das Schloss angegriffen hatten, ihre Waffen niederlegten um die
junge Prinzessin zu bewundern, der Garten brannte, vom Feuer der Rebellen, tote
Wachen lagen draußen und im Foyer, doch als der kleine Engel das Licht der Welt
erblickte, erlosch das Feuer und die Toten wurden wieder belebt."
Dann trat Stille ein, Rufus sagte nichts mehr, er schien an einem vollkommen
anderen Ort zu sein, seine Augen wirkten abwesen genau wie seine Sinne, doch
hatte er Alea immer noch nicht genau ihre Frage beantwortet, denn was sollte sie
daraus schließen? Solis war goldig und konnte bereits zu ihrer Geburt Feuer
löschen und Menschen beleben, was sagt das schon über ihren Charakter aus?
Aber was hätte er auch sagen können, schließlich ist die Prinzessin nicht
sonderlich alt geworden, wie hätte er sie kennen lernen können? Etwas
enttäuscht und immer noch verwirrt, bedankte sich Alea bei dem Alten und wollte
das Schloss verlassen, doch der Diener hielt sie auf.
"Warte! Ich hätte da jetzt auch noch eine Frage an dich." Sprach Rufus und
stand von seiner Treppe auf.
"Und die wäre?" Entgegnete Alea und hielt inne.
"Was war dein Wille? Was hast du dem Teleporter im Dorf gesagt, wo du hin
wolltest?" Erkundigte sich der Alte.
"Nach Hause." Antwortete der Blondschopf und sah dem Diener in die
türkisfarbenen Augen.
"Ist das dein ernst? Dann müsstest du ein Nachfahre der Bewohner dieses
Schlosses oder ganz und gar die Prinzessin selbst sein." Wunderte der Alte. "Wer
sind deine Eltern? Wohnten ihre Urahnen hier?"
"Das weiß ich nicht, ich habe keine Eltern ... ich wurde im Wald ausgesetzt."
Erklärte Alea.
"Mh ... nun gut dann geh ... ich habe noch zu tun." Sprach Rufus und schritt zum
Fahrstuhl, der ihn in den Keller bringen würde.
Also ging Alea durch das große Tor des Eingangs und machte sich erneut auf den
Weg zum Teleporter, wo sie es wieder versuchen wollte, diesmal musste sie also
den genauen Ort angeben. Als sie in der Mitte des Teleporters stand, sprach sie,
dass sie in ihr Zimmer bei den Calmers gelangen wolle und so geschah es auch,
einen Augenaufschlag später stand sie vor ihrem Bett; ein Blick zur Uhr verriet
ihr, dass sie noch gut zwei Stunden schlafen konnte, bevor sie sich für die
Schule hätte fertig machen müssen, also legte auch sie sich noch etwas hin.
Aufgeweckt wurde sie dann von Frau Calmer, die sacht an die Tür geklopft hatte
und dann eingetreten war.
"Alea stehst du auf? Wir wollen dann gleich frühstücken." Fragte sie und
setzte sich zu Alea auf das Bett.
Der Blondschopf streckte sich und ordnete sich etwas die konfusen Haare, dann
antwortete sie Rose und meinte, dass sie sofort aufstehen würde. Frau Calmer
verließ den Raum und ging hinab in die Küche um das Frühstück vor zu
bereiten. Sehr gemächlich stand Alea auf, schnappte sich ihre Sachen und tapste
zum Bad, auf dem Weg dorthin traf sie Nicolas, der nicht minder müde und
verschlafen aussah. Der Junge musterte sie genau, ihre kleinen nackten Füße
schlossen sich an zwei wunderschöne schlanke lange Beine an, das T-Shirt war
ihr um einige Nummern zu groß und schlackerte wie ein Kleid knapp unter ihrem
Po, der Ausschnitt war verschoben und hing unterhalb ihrer linken Schulter und
ihre tiefen Grünen Augen sahen ihn überrascht an.
"Guten morgen." Begrüßte sie ihn freundlich und tapste an ihm vorbei mit ihren
Sachen ins Bad.
"M-mogen." Stammelte Nicolas und registrierte etwas spät, dass er ja eigentlich
auch auf dem Weg ins Bad war, so drehte er bei und ging zurück in sein Zimmer.
Nach nur wenigen Minuten saß Alea dann unten im Esszimmer, Frau Calmer hatte
den Tisch bereits gedeckt und Herr Calmer saß bereits auf seinem Platz und
studierte wie immer die Zeitung. Nicolas kam etwas später, er hatte immer noch
Probleme damit sich die Krawatte zu binden, selbst jetzt noch sah sie einfach
zum grausen aus und hing eher schlecht als recht um seinen Hals.
"Die sitzt ja fürchterlich! Warte ich helfe dir." Lächelte Alea als sie das
sah, stand auf und öffnete den verhunzten Knoten.
"Danke." Sagte Nicolas und bekam Herzklopfen, weil sie so dicht vor ihm stand.
Herr und Frau Calmer tauschten belustigte Blicke aus, sie wussten schon um die
Gefühle ihres Sohnes, allein aus seinem Verhalten konnte man Bände lesen.
Seine Nervosität und Aufregung konnte man förmlich spüren, jeder bemerkte
sein auffälliges Verhalten nur Alea nicht. Jedoch war es schon in aller Munde,
dass Thomas sich bereits um sie bemühte und anscheinend bereits Erfolge
erzielen konnte.
"Na dann kommt, lasst uns frühstücken!" Meinte Frau Calmer und setzte sich mit
an den Tisch, nachdem sie ihrem Mann seinen Kaffee eingegossen hatte.
Dann setzten sich auch Nicolas und Alea, nach dem Frühstück gingen sie sofort
zur Schule und begaben sich in ihre Klassenzimmer, wo Tenebrä Alea bereits
erwartet hatte.
"Gut geschlafen, Schönheit?" Fragte der Dämon, kuschelte sich von hinten an
sie und küsste ihren Nacken.
Die Klasse war etwas erstaunt über die Art wie er sie begrüßte, aber
keineswegs überrascht, dass er sie sofort in Beschlag nahm, denn nach der Sache
in Herrn Bishops Unterricht, als sie sich heraus geschlichen hatte um bei ihm zu
sein, konnte jeder sich denken, dass die beiden zusammen waren; auch wenn sich
mittlerweile schon einige Parteien gebildeten hatten, die gegen diese Beziehung
waren, unter anderem Lilith, Alex und Nicolas.
"Komm mit! Ich sitze da hinten." Erklärte Tenebrä und zog Alea mit sich.
Sie seufzte nur und folgte ihm, sie stellte ihre Mappe auf dem Tisch ab und
tapste dann zu den anderen um sie zu begrüßen.
"Morgen." Lächelte sie und stellte sich zu ihnen.
"Morgen." Begrüßten sie die anderen im Chor.
"Sag mal wie lange kennt ihr zwei euch jetzt?" Hackte Sophia nach.
"Sechs Tage ..." Erwiderte Alea kleinlaut und sah sich nach ihm um.
Es war wirklich seltsam, die beiden kannten sich nicht mal eine Woche und doch
empfand sie für ihn so viel, dass sie ohne mit der Wimper zu zucken ihre Leben
für ihn opfern würde. Es war so eine Art tiefe Verbundenheit, die sie fühlte,
als wäre es ihnen schon vorbestimmt gewesen.
"Und bei mir verdreht man immer die Augen, weil ich so schnell Kontakte
knüpfe." Beschwerte sich Sophia.
"Ja, aber bei dir ist es eher, weil du so oft und schnell hintereinander
,Kontakte knüpfst'." Antwortete Stella und grinste die Freundin keck an.
"Streitet nicht schon wieder! Lasst uns lieber das Thema wechseln!" Schlug
Bianka vor und erntete den Dank von Alea.
"Kein Problem, wir haben jawohl noch ein ganz wichtiges Thema zu besprechen!"
Kündete Monika an.
"Ach ja und das wäre?" Fragte Stella und sah ihre Freundin etwas verwirrt an.
"Hast du heute Morgen kein Radio gehört?" Fragte Monika schockiert.
"Nein, ich hatte etwas verschlafen." Erwiderte der Rotschopf und sah zu Alea.
"Oh man, also Juliane ist endlich wieder aufgetaucht. Die Managerin von
"Klangflut" hat bekannt gegeben, dass sie entführt und durch Sweetsunrise
gerettet worden war." Erklärte Bianka und bemerkte nicht, wie Stella und Alea
verwunderte Blicke austauschten.
Kurz darauf kam auch schon Frau Kleinhaus herein und berichtete, dass sie Herrn
Arilton vertreten würde. Die Schüler begaben sich auf ihre Plätze und
lauschten der Lehrerin, die sich über ihre schlechten Ergebnis bei dem Test
beschwerte, sie teilte die Blätter aus und ein stöhnen und seufzen ging durch
die Reihen, dann rief sie einige Schüler an die Tafel, die ihre Aufgaben zu
korrigieren hatten, unter anderem Tenebrä, der nun ja eigentlich zum ersten Mal
in seinem Leben einen Test in Mathe geschrieben hatte. Sicher konnte er zählen,
kannte Winkel, Flächen und Körper und konnte einige Einheiten umrechnen, aber
die Wahrscheinlichkeitsberechnung und Angaben zu Funktionen beherrschte er
nicht, wie auch, solche für ihn und seine Rasse banalen Dinge wurden ihm nicht
gelehrt, so war es auch kein Wunder, dass er in dem Test nur eine fünf kassiert
hatte. An der Tafel musste er der Lehrerin dann erklären, warum er so schlecht
abgeschnitten hatte, doch schien sie ihm nicht so ganz zu glauben, dass er so
etwas noch nicht gehabt hatte und fuhr ihn an er solle sich gefälligst auf den
Hosenboden setzten und es nachholen, denn sie wolle nicht noch einmal eine so
schlechte Leistung von ihm sehen, auch zog sie über ihn her, dass er mindestens
zwei Jahre älter war als die anderen und er eigentlich nicht mehr in die Schule
gehören würde, sondern sich eine Arbeit suchen solle. Doch den Dämon ließ es
cool, diese Menschenfrau konnte ihn anschreien so viel sie wollte, er zeigte
keine Regung von Reue, Schuld oder Wut, als Dämon war er schon so einiges
Gewohnt und doch erlaubte er sich einen kleinen Spaß als er sich wieder
hingesetzt hatte. Er lies eine dünne Eisschicht auf dem Boden erscheinen, auf
der die Lehrerin ausrutschte und sich wohl den Steiß prellte. Tenebrä
lächelte in sich hinein und auch die anderen Schüler konnten sich ein freches
Schmunzeln nicht verkneifen, sie dachten alle die Lehrerin wäre hingefallen,
sie hatten die Eisschicht nicht sehen können. Doch Alea warf ihm nur einen
bösen Blick zu, sie hatte seine Handbewegung bemerkt und empfand es nicht nett.
Die Lehrerin jammerte und hielt sich mit schmerzverzerrtem Blick die Hüfte, als
sie langsam wieder aufstand, ging sie krumm zu ihrem Platz und setzte ganz
vorsichtig. Zum Ende hin diktierte sie den Schülern einige Aufgaben die sie
noch zu erledigen hatten und bat Bianka dem Direktor bescheid zu geben, dass sie
heute wohl nicht mehr unterrichten könne. Und während diese zum Sekretariat
ging machten Tenebrä und Alea sich auf den Weg zu ihrem Lateinunterricht, wo
sie wieder eine Vertretung erwartete, Frau Hannelore Albert, sie begann mit
ihnen einfache Texte zu übersetzen und wunderte, wie sehr Tenebrä sich
engagierte, denn er konnte den Text schnell und fließen d übersetzen, wie er
Alea schon berichtet hatte, konnte er sehr viele Sprachen, weshalb der
Blondschopf ihn sehr bewunderte, denn sie hatte einige Schwierigkeiten in der
Grammatik und bei der Sinnerfassung der Sätze, aber mit Tenebrä an ihrer
Seite, der ihr gerne alles erklärte, hatte sie keine großen Probleme. Nach der
Stunde hatten sie wieder eine größere Pause, sie stellten ihre Taschen im Raum
ab und wollten auf den Hof gehen um ein wenig frische Luft zu schnappen, denn
die Zimmer waren doch recht stickig und rochen noch immer nach Farbe.
"Ich komme gleich nach." Sagte Alea, gab Tenebrä einen zaghaften Kuss auf die
Wange und ging in die Toilette.
"Hallo." Lächelte Lilith sie an als sie herein trat.
"Hallo." Sagte Alea freundlich und ging zu einer Kabine, doch noch bevor sie
diese betreten konnte, hielt Lilith sie auf und drückte ihr einen kleinen Dolch
an die Kehle.
"Selbst wenn du nicht meine Schwester sein solltest, bist du mir immer noch ein
Dorn im Auge ... und wenn sich herausstellen sollte, dass du nicht Solis bist,
werde ich mich nicht zurückhalten." Lachte die Dämonin verrückt und sah sich
um ob noch jemand im Raum war.
Alea schluckte, aber nicht weil sie Angst hatte, sondern weil sie den Hass und
den Neid von Lilith spüren konnte und das schmerzte. Sie antwortete nichts und
sah der Dämonin nur mitleidig in die Augen, was diese überhaupt nicht leiden
konnte und weswegen sie den Dolch, der sich schon etwas in ihre Haut gegraben
hatte, neben Aleas Ohr in die Klotür schlug.
"Hör auf mich zu bedauern! Sei wütend auf mich! Wehr dich! Aber sich mich
nicht so an!" Rief sie und zog den Dolch wieder aus der Tür. "Was hast du
gestern eigentlich noch mit Tenebrä gemacht als ihr noch alleine da wart?"
"N-nichts, was sollten wir auch getan haben?" Erwiderte Alea und tastete ihren
Hals ab, denn sie fühlte ein Brennen und wie etwas Flüssiges ihren Hals
hinunter rann.
"Was hat er dir gesagt? Worüber habt ihr gesprochen?" Horchte Lilith den
Blondschopf aus und beruhigte sich langsam.
"Er hat gesagt, dass er an mich glaubt und mir treu sein wird." Erklärte Alea
und wurde rot, weil sie auch noch an den Rest dachte, was er sagte und die
Küsse, die er ihr gab.
"Pah ... Tenebrä und treu, das ist doch ein Witz, dass wäre so als würde man
sagen Elestra dreht sich um die Sonne." Lachte Lilith. "Er wird dir niemals treu
sein, dass war er noch nie, in der Unterwelt wechselt er die Mädchen auch wie
seine Unterwäsche. Sobald er einmal mit ihnen geschlafen hat lässt er sie
fallen wie einen nassen Sack."
"Nein, Tenebrä ist nicht so, ich vertraue ihm." Widersprach Alea.
"Na wenn du meinst. Was hat er denn noch gesagt?" Fragte die Dämonin und
Lächelte.
Alea schwieg den Rest konnte sie ihr nicht sagen, es war ihr zu peinlich, auch
das was sie über Lilith und Inferni erfahren hat konnte sie nur schlecht sagen.
"Vertraust du mir denn nicht?" Fragte Lilith und würgte den Blondschopf. "Na
los sag schon! Hat er dich vielleicht gefragt ob du bei ihm schläfst? Wenn ja
solltest du dir mal ernsthaft Gedanken darüber machen, was er damit bezweckt
hatte."
"Ja, er hat es mich gefragt, aber sicher ohne Hintergedanken." Keuchte Alea und
wurde sich immer unsicherer, wollte Tenebrä sie wirklich nur rumkriegen, wie
viele Jungs es mit den Mädchen taten oder hatte er ernste Absichten?
"Bist du dir da so sicher?" Schmunzelte Lilith und merkte wie sich in dem
Blondschopf Zweifel breit machten.
"Ja, da bin ich mir hundertprozentig sicher, er liebt mich, er will nicht nur
mit mir ..." Meinte Alea und lief rot an, sie konnte es nicht einmal
aussprechen.
"Von wegen, ich merke doch wie unsicher du dir dabei bist." Lachte Lilith und
hörte auf den Blondschopf zu würgen.
"Ich muss jetzt zum Unterricht." Meinte Alea und wischte sich Tränchen aus den
Augen.
Sie wusste selber nicht genau, warum sie weinen musste, kopflos stürmte sie aus
der Toilette und rannte gegen Alex, wobei sie recht unsanft auf ihrem
Allerwertesten landete. Alex sah sie etwas überrascht an und half ihr dann auf.
"Alles ok?" Fragte Alex besorgt und sah die von den Tränen geröteten Augen.
"Ja, alles ok ... tut mir leid, ich war mit den Gedanken wo anders."
Entschuldigte sich Alea und wich direkten Blicken aus.
"Hey du blutest ja am Hals!" Stelle Alex erschrocken fest als er auf ihren Hals
sah, dann beugte er sich sacht zu ihr hinab tupfte das Blut mit einem bestickten
Taschentuch weg. "Hat dir dieser Thomas wehgetan? Er war die ganze Zeit schon so
aufdringlich, der ist ja bald schlimmer als Nicolas."
"Nein, er hat mir nichts getan ... es ist nichts, aber sag mal ohne Drak bist du
ganz schön aufgeschmissen was?" Lächelte Alea und versuchte vom Thema ab zu
lenken.
"Ja, er hat mich immer ganz schön in Trapp gehalten." Lachte Alex und kratzte
sich am Hinterkopf. "Ich habe jetzt zwar fast alle Hüter erkannt, aber noch
nicht alle von ihnen wissen, dass sie eine Prinzessin zu beschützen haben, na
ja und ohne Drak kann ich schlecht von Ort zu Ort reisen um ihnen bescheid zu
sagen, wer sie sind und was ihre Aufgaben sind."
"Wir haben jetzt übrigens alle Prinzessinnen gefunden, meine Freundin aus
Aquats ist die Wasserprinzessin." Berichtete Alea.
"Klasse! Du hast wohl ganz schön was erlebt in den letzten was? Ich habe da
aber ne schlechte bzw. gute Nachricht für dich Herr Schmidt ist am Montag ins
Krankenhaus gekommen, wir haben also erstmal frei." Meinte Alex und sah
bedrückt zu Alea. "Ich mein, du wärst sicher rausgeflogen, du warst die
letzten Tage schließlich nicht da."
"Was? Er ist ins Krankenhaus gekommen!? Warum das denn?" Fragte Alea schockiert.
"Schlaganfall, um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass er den Laden wieder
übernehmen kann." Erklärte Alex.
"Sag so was nicht, er wird bestimmt wieder gesund und übernimmt seinen Laden
wieder." Sagte Alea zuversichtlich.
"Na wenn du meinst ... aber sag mal was genau hast du in den letzten Tagen
eigentlich alles erlebt, ich mein in den Nachrichten kam ja nichts mehr von
dir." Sprach Alex und zwinkerte ihr zu.
"Oh da ist ne ganze Menge passiert." Grinste Alea und fing an zu erzählen, sie
berichtete ihm von ihren Abenteuern mit Katrin, was der Oberschwester geschehen
war, über ihre vielleicht Schwester und was sie im Schloss erlebt hatte, jedoch
ließ sie das Herzklopfen wegen Tenebrä aus, von so was konnte sie Alex nicht
erzählen, es war ihr peinlich.
"Ich bin mir sicher, dass du Solis bist." Lächelte Alex sanft und sah Alea
aufmunternd in die Augen.
"Danke, aber woher willst du das wissen?" Erwiderte Alea doch etwas ungläubig.
"Das habe ich im Gespür!" Griente Alex, nahm Aleas Hand und legte sie auf sein
Herz. "Das sagt mir, dass du die Sonnenprinzessin bist!"
Es war seltsam, Alea fühlte seinen Herzschlag und irgendwie passte sich ihrer
dem seinen an. Es war ähnlich wie bei Tenebrä, als sie in seine Arme gesegelt
war, aber bei dem Dämon begann ihr Herz zu rasen und jetzt bei Alex beruhigt es
sich endlich. Es tat so gut, als ob sie den ganzen Trubel der letzten Tage
einfach vergessen und abstreifen könne. Vielleicht lag es an seinem Element dem
Wasser, dass Alea nun so ruhig war und sich irgendwie gestärkt fühlte, auf
alle Fälle fühlte sie sich verändert und besser als vorher.
"Sag mal, wie stehst du eigentlich zu diesem blonden Schönling? Ich mein, er
belagert dich andauernd, zerrt dich auf einen Platz neben ihm und schirmt dich
ganz schön von deinen Freunden ab, findest du nicht?" Meinte Alex und lehnte
sich an die nächstgelegene Wand.
"Nun ja ... er ist mein ..." Stammelte Alea und wurde von Lilith unterbrochen,
die ihren Satz vollendete.
"Mein Bruder ist ihr Lover, ihr Freund, ihr Macker, ihr Bettgefährte oder was
auch immer ihr Menschenwesen dazu sagt." Sagte die Dämonin und sah dem Jungen
eiskalt ins Gesicht.
"Wie? Du bist mit dem Kerl zusammen? Du kennst ihn doch erst, was weiß ich
fünf Tage und zum Anfang wollte er dich noch zwingen seine Frau zu werden und
jetzt? Oder ist es immer noch Zwang? Wenn er dir droht, mach ich ihn fertig!"
Fragte Alex total außer sich.
"Du willst mich fertig machen? Das ich nicht lache, du hast doch schon bei
unserer ersten Begegnung Angst vor mir gehabt, dass dir die Knie geschlottert
haben." Grinste Tenebrä und sah richtig dämonisch dabei aus.
"Was ich ... na ja ... ich ... ich war doch nur überrascht, aber ich hatte doch
keine Angst." Meinte Alex und sah verlegen zu Alea, musste Tenebrä ihn vor Alea
so blamieren.
"Ja natürlich nur überrascht, du hast doch selbst jetzt noch Angst vor mir,
dass spüre ich ... vergiss nicht, ich bin ein Dämon, wir wittern Angst und so
einen Schisshasen wie dich riechen wir meilenweit." Lachte Tenebrä, zog Alea an
sich heran und gab ihr direkt vor Alex einen Kuss, natürlich nicht irgendeinen
...
"Ja wir wissen es, du kannst wieder aufhören." Mäkelte Lilith rum und
versuchte die beiden auseinander zu drängen.
Alea war total perplex. Was war denn auf einmal mit Tenebrä los? Er war doch
sonst nicht so oder hatte er sich die ganze Zeit nur verstellt? Wenn es wirklich
nur Schauspiel war, vielleicht hatte er dann auch seine Gefühle zu ihr nur
gespielt? Sie sah ihn ängstlich und fragend an, aber sein Blick, seine sonst so
wunderschönen sanften blauen Augen sahen nun wütend und verachtend zu Alex. Es
war als wäre er ein völlig anderer Mensch, bzw. Dämon, denn genauso wirkte er
nun. Alex war nicht weniger erstaunt über die doch recht plötzliche Handlung
des Dämons, doch bereits kurz nach seiner Fassungslosigkeit übermannte ihn
Eifersucht und Wut.
"Komm Alea wir gehen!" Sagte Tenebrä, packte den Arm des Blondschopfes und
wollte in den Klassenraum gehen, doch sie weigerte sich und versuchte sich aus
seinem Griff zu befreien.
"Merkst du nicht, dass sie nicht will und du ihr wehtust." Warf Alex ein und
packte Tenebräs Schulter.
"Nimm deine dreckigen Finger da weg oder du kannst dich von deiner Hand
verabschieden." Zischte Tenebrä und entzog seine Schulter dem Griff des Jungen.
Der Dämon setzte seinen Weg fort und zog an Alea, dass sie mitkommen sollte,
aber sie wollte nicht und bat ihn sie los zu lassen, doch noch ehe er antworten
konnte, hatte Alex ihm seine Faust ins Gesicht geschlagen. Tenebrä war erst zu
überrascht, wie dieser (in seinen Augen) Wicht es wagen konnte ihn zu schlagen,
er wischte an seiner Lippe entlang, die durch den Schlag aufgeplatzt war, ließ
Alea los und sah Alex durchdringend an.
"Das wirst du noch bereuen!" Rief der Dämon und ballte seine Faust, dann holte
er zum Schlag aus und verpasste seinem gegenüber ein hübsches Veilchen. Ein
Schlag folgte dem nächsten und daraus entwickelte sich eine kleine Prügelei,
zum Glück setzte keiner der beiden seine Kräfte ein, sonst hätte wer weiß
was geschehen können. Langsam bildete sich ein kleiner Kreis schaulustiger
Schüler um die beiden Jungen herum, Lilith feuerte ihren Bruder an genau wie
einige andere Jungen und Mädchen, aber auch Alex hatte genug unterstützende
Zurufe auf seiner Seit, nur Alea stand etwas enttäuscht und verwirrt mitten im
Kreis.
"Die kloppen sich um dich stimms?" Fragte Stella, bekam aber keine Antwort.
"Hey, schau nicht so blöd aus der Wäsche, wenn die sich schon wegen dir
kloppen, kannst wenigstens dem zurufen, der für dich gewinnen soll. Jedes
Mädchen träumt doch davon, dass sich die Jungs um sie streiten."
"Ich aber nicht, ich wollte immer nur einen Jungen für mich allein, der mir
treu zur Seite steht und für mich da ist wenn ich ihn brauche." Erklärte der
Blondschopf traurig.
"Na wenn es dir nicht gefällt, dass die beiden sich um dich streiten, dann sag
ihnen doch, dass sie aufhören sollen; auf dich werden sie doch mehr als auf
alle anderen hören oder?" Schlug Stella vor und zuckte mit den Schultern.
Aber noch bevor Alea sich in die Prügelei einmischen konnte, waren Herr Caron,
Herr Bishop und Herr Calmer auch schon zur Stelle und riefen die zwei zur
Raison. Leider nahmen die Streithähne ihre Umwelt kaum noch wahr und
überhörten die Lehrer einfach, also griff Herr Caron ein, bzw. er musste
eingreifen, denn er wurde von Herrn Calmer und Herrn Bishop geschupst, sie
meinten er sei der jüngste von ihnen und käme wohl am Besten damit zurecht,
also mischte Herr Caron sich ein und versuchte die beiden auseinander zu
bringen. Leider missglückte der Versuch und Tenebrä, der eigentlich Alex
treffen wollte, schlug Herrn Caron k.o.
"Es reicht." Rief Alea nun wütend und ging dazwischen, es war als wäre die
Zeit stehen geblieben, niemand rührte sich, nur Tenebrä und Alex sahen Alea
erstaunt an, der Rest der Schule wirkte wie versteinert.
Alea warf den beiden Jungen vorwurfsvolle Blicke entgegen und kniete sich dann
zu Herrn Caron um zu sehen wie es ihm ging, erst jetzt bewegten sich auch die
anderen wieder und mussten verwundert feststellen, dass der Kampf bereits
beendet war.
"Ist mit ihnen alles in Ordnung?" Fragte Alea, die den Kopf von Herrn Caron auf
ihren Schoß genommen hatte und mit einem frischen Taschentuch das Blut einer
Wunde über seinem rechten Auge abtupfte.
"Ja, mir ist nur noch etwas schwindelig, Thomas hat nen ganz schön heftigen
Schlag." Lächelte Herr Caron und registrierte nur langsam wieder wo er sich
befand.
"Ruhe!" Rief Herr Bishop um der schwatzhaften Meute Einhalt zu gebieten.
"Alea bringst du Herrn Caron, bitte ins Krankenzimmer, die Schwester soll ihn
sich mal ansehen." Sprach Herr Calmer und sah dann zu Tenebrä und Alex. "Und
ihr zwei kommt mit in mein Büro."
"Und der Rest von euch ab in eure Klassen." Ergänzte Herr Bishop, denn die
Menge aus Schülern schien nicht von der Stelle weichen zu wollen.
Sofort zerstreute sich der Auflauf und die Gänge waren wieder leer, aber das
Geplauder der Schüler hallte bis in alle Ecken, sie rätselten wer gewonnen
hätte, erklärten warum der ein oder andre ihr Favorit war und fragten sich
worum es eigentlich ging. Nun stand nur noch Herr Bishop im Gang und sah seinen
beiden Kollegen nach, wie Herr Calmer mit den beiden Jungen im Schlepptau in das
Lehrerzimmer ging und wie Alea den dreien folgte während sie Herrn Caron eine
Stütze bot.
"Habt ihr mitbekommen, weshalb die beiden sich überhaupt gezofft haben?" Fragte
Monika und nahm an ihrem Tisch Platz.
"Es ging um Alea." Grinste Stella und setzte sich auf Monikas Tisch.
"Woher willst du das wissen?" Fragte Sophia überrascht.
"Ich stand vorne neben Alea, sie hatte es mir indirekt gesagt, aber eigentlich
konnte ich es mir vorher schon denken, als ich sah, wer sich da eigentlich
gekloppt hatte." Antwortete der Rotschopf stolz.
"Indirekt gesagt, was meinst du damit?" Fragte Bianka und setzte sich dazu.
"Na sie wollte mir nicht antworten, aber ich konnte es genau in ihren Augen
lesen, so in der Art: ,diese zwei Kindsköpfe, jetzt streiten sie sich auch noch
um mich'." Erklärte Stella und ahmte Aleas Stimme nach.
Die Mädchen fingen an zu kichern, aber nicht nur wegen der recht verqueren
Nachahmung von Stella sondern, weil diese Denkweise für Alea genau zutraf.
Inzwischen hatte Herr Nieman, der Lehrer mit dem sie nun Deutsch haben sollten,
den Raum betreten und musste enttäuscht feststellen, dass davon niemand Notiz
nahm, also schloss er leise hinter sich die Tür und bequemte sich in aller
Seelenruhe zu seinem Stuhl. Als er saß, blätterte er in seinen Aufzeichnungen
und bot - als er gefunden hatte, was er gesucht hatte - um Ruhe. Etwas
erschrocken, davon, dass da plötzlich ein Lehrer vor ihnen stand, schwiegen sie
und begaben sich schnell zu ihren Plätzen. Herr Nieman war ein großer Schlags
mit kurzem rotem Haar und einem etwas längerem Pony, seine dunkelgrünen Augen
wirkten offen und selbstbewusst und die kleinen blassen Sommersprossen in seinem
Gesicht ließen ihn sehr sympathisch wirken.
"Wie ich sehe, hat Sie dieser kleine Kampf doch recht aufgewühlt, also würde
ich vorschlagen, dass wir daraus eine kleine Diskussionsrunde machen, wenn Sie
dazu keine Lust haben, können Sie mir auch gerne einen Aufsatz über Gewalt
schreiben." Schlug der Lehrer vor und hatte sofort die Aufmerksamkeit aller
gewonnen. "Ich würde sagen wir stimmen ab. Wer ist dafür dass wir eine
Diskussionsrunde führen?" Fragte Herr Nieman und sah eine eindeutige Mehrheit.
"Sehr schön, aber vergessen Sie bitte nicht, dass, wenn Sie Ihre Meinung
äußern wollen, Sie diese dann auch schlüssig begründen. Es wird immer nur
einer sprechen und alle anderen werden demjenigen aufmerksam zu hören,
konstruktive Kritik an einer Meinung ist erlaubt, aber ich will keine
Beschimpfungen hören, verstanden? Dann legen sie los, wer will sich zuerst
äußern?"
Sofort schossen zig Arme nach oben, einige schnipsten, andere wackelten einfach
nur mit ihren Armen um aufzufallen und aufgerufen zu werden.
Herr Caron wurde indes von der Schwester und Alea versorgt, er hatte sich auf
eine Liege legen müssen während der Blondschopf seine Wunde desinfizierte und
die Ärztin diese mit einem kleinen Quadrat aus Mullbinden zupflasterte.
Frau Läine schäkerte mit dem Lehrer und benahm sich wie ein kleines Kind, Alea
dachte sich ihren Teil bei dem Benehmen der Schwester, sie glaubte dass Frau
Läine in Herrn Caron verliebt war, denn es war schon merkwürdig wie sie sich
verhielt, sie bot ihm Massagen an, holte ihm was zu trinken und schüttelte ihm
all zu oft das Kissen auf dem er lag und sich eigentlich ausruhen wollte aus.
"Herr Caron haben sie eigentlich auch eine Wohnung hier im Haus oder fahren sie
jeden Tag nach Fire City zurück?" Erkundigte sich Alea und setzte sich auf die
Kante seiner Liege.
"Hatte ich es euch gegenüber nicht schon erwähnt? Ich meine dir und Tenebrä,
als ihr in meiner Wohnung wart?" Fragte Allen unsicher zurück. "Ich bin dabei
einen Nachmieter zu finden, deshalb habe ich die Wohnung da auch noch, aber
eigentlich wohne ich jetzt hier."
"Wollen sie sich dann nicht lieber in ihre Wohnung hier gehen? Ich mein, so
schön dieses Krankenzimmer auch ist, aber zu Hause in seinen eigenen vier
Wänden fühlt man sich doch immer noch am wohlsten oder?" Erklärte Alea und
beobachtete die Schwester, die wie wild im Zimmer rum wuselte und Teebeutel
suchte, um für Allen einen Tee zu kochen.
"Frau Läine, Sie müssen nicht weiter suchen, ich lege mich lieber in meiner
Wohnung etwas hin." Meinte Herr Caron.
"Gut ich helfe Ihnen sofort." Sprach die Ärztin und lief freudig zu Allen.
"Sie sind die Schulärztin, sie sollten hier bleiben." Widersprach der Lehrer
und musste dann in das enttäuschte Gesicht der Schwester blicken.
"Aber ich kann sie unmöglich alleine hoch gehen lassen!" Protestierte Frau
Läine und setzte sich zu Allen.
"Oh ich bin mir sicher, dass Alea sie gut vertreten wird." Schlug Herr Caron
fort und tätschelte die Schulter des Blondschopfes.
Alea wusste nicht genau wie sie reagieren sollte, es würden jetzt bestimmt
nicht zig Schüler ankommen, die dem Tode nah waren, aber sie wollte auch nicht
so unhöflich sein und Herr Carons Bitte nicht erfüllen, auch wenn sie doch
eigentlich schon längst hätte zum Unterricht hätte gehen müssen. So stand
sie auf und bot dem Lehrer wieder an sich auf ihre Schulter zu stützen, Herr
Caron lächelte dankend meinte aber, dass er sich nicht mehr abstützen müsse,
sie solle nur an seiner Seite gehen, damit falls ihm doch irgendwie schwummerig
werden sollte, sie ihm helfen konnte. So machten sie sich auf den Weg zu seiner
kleinen Wohnung in der obersten Etage des Hauses.
Herr Calmer saß währenddessen schweigend in seinem Bürosessel und hatte den
beiden Jungen, die vor seinem Tisch standen, den Rücken zu gekehrt. So ging es
schon eine ganze Weile, Herr Calmer sagte nichts und sie rührten sich nicht.
Doch dann endlich wandte Herr Calmer sich den Jungen wieder zu und begann zu
sprechen.
"Wie alt seit? Ich dachte, ihr wärt alt genug zu wissen, dass man
Meinungsverschiedenheiten nicht mit den Fäusten zu klären hat. Ich bin sehr
enttäuscht, gerade von dir Thomas ..." Sagte Herr Calmer.
"Sollte ich mich schlagen lassen ohne darauf zu reagieren?" Unterbrach Tenebrä
den Direktor.
"Ja. Du hättest es einfach ignorieren sollen! Du bist wesentlich älter als
Alex und solltest deine Wut im Zaum halten können." Beschwerte sich Herr
Calmer.
Tenebrä kam sich wie ein kleines Menschenkind vor, dass gerade von seinem Vater
zusammengestaucht wird, dabei war er doch ein Dämon, ein Prinz, mächtig und
stark, er hätte Herrn Calmer jetzt ganz leicht töten können, aber er hielt
sich zurück und sagte nichts weiter. Alex fühlte die Wut in Tenebrä und er
war doch recht verwundert, dass dieser sich so besonnen zurückhalten konnte,
was ihn irgendwie mit Bewunderung dem Dämon gegenüber erfüllte.
"Worum ging dieser Streit überhaupt?" Fragte Herr Calmer und sah die Jungen
fragend an.
Alex stieg Schamesröte ins Gesicht, sollte er Herrn Calmer etwa sagen, dass es
um Alea ging und er den Streit nur angefangen hatte, weil er glaubte, dass
Tenebrä nicht gut genug war? Nein, dass konnte er nicht, es war ihm zu
peinlich.
"Um Alea." Antwortete Tenebrä ohne mit der Wimper zu zucken.
"Bitte?" Hakte Herr Calmer nach und begann zu lächeln. "Ihr habt euch um Alea
gestritten?"
"Ja, Ihnen dürfte ihr Charme jawohl auch nicht entgangen sein, sie hat etwas
unglaublich bezauberndes an sich, dass einfach jeden in ihren Bann ziehen kann."
Erwiderte Tenebrä und der Ernst wich aus seinem Gesicht.
"Ja, sie hat wirklich etwas Berauschendes an sich ..." Stimmte der Direktor zu
und dachte an ihre schüchterne und doch irgendwie offene Art auf Menschen zu
zugehen.
Alex sah zu Herrn Calmer, bemerkte seinen doch recht abwesenden Blick und lachte
in sich hinein, aber auch Tenebrä war dieser Blick ins Leere nicht entgangen
und er musste schmunzeln, dann trafen sich die Blicke von Alex und Tenebrä und
beide konnten sich ein herzhaftes Lachen nicht mehr verkneifen.
"Was findet ihr so witzig?" Fragte Herr Calmer und war total perplex, er fühlte
sich wie aus einer Trance gerissen.
"Na ja ihr Blick ... ich glaube, sie können genau verstehen, wie es uns geht
oder?" Meinte Alex und wedelte mit dem Zeigefinger.
"Na glaubt ihr zwei Rabauken denn, dass nur ihr sie attraktiv finden dürft?"
Erwiderte der Direktor, stand auf und ging zu seinem Fenster.
"Hey Sie sind doch vergeben, was würde ihre Frau denn davon halten?" Hielt Alex
dem Direktor vor.
"Ich habe nur gesagt, dass ich ihre Reize auch kenne, keinesfalls aber, dass ich
irgendwie darauf eingehen würde." Verteidigte sich der Lehrer und sah nervös
aus dem Fenster. "Und jetzt ab raus mit euch, ihr kommt noch mal ohne Strafe
davon, aber wagt es nicht euch noch mal so was zu Schulden kommen zu lassen.
Geht jetzt am besten zur Krankenschwester und lasst eure Wunden versorgen."
Kaum hatte Herr Calmer das gesagt waren Alex und Tenebrä aus seinem Büro
gestürmt und durchquerten fix das Lehrerzimmer, aber nicht zur Krankenstation
sondern, ab hinaus zum Flur, zum Glück, war niemand dort, anscheinend hatte
Herr Bishop es sich woanders gemütlich gemacht. Im Flur kicherten sie noch
lauter und mussten sich wer zusammenreißen, dass sie nicht total abgingen.
"Oh man, hast du seinen Blick gesehen?" Grinste Alex und hatte schon Tränen vor
Lachen in den Augen.
"Ja klar, wer hätte den Blick übersehen können." Stimmte Tenebrä zu und
ahmte Herrn Calmer nach. "Ich habe nur gesagt, dass ich ihre Reize auch kenne,
keinesfalls aber, dass ich irgendwie darauf eingehen würde!"
"Pah, dass ich nicht lache, der hat doch bestimmt auch an was anderes gedacht
als er da so verträumt ins Nichts gesehen hat." Warf Alex dem Direktor vor.
"Ja, ich glaube auch, dass er sich ihre Reize gerne mal näher ansehen würde."
Grinste Tenebrä.
"Tut mir leid." Meinte Alex dann plötzlich.
"Bitte? Was meinst du?" Fragte Tenebrä, denn er begriff nicht, warum dieser
sich jetzt entschuldigte.
"Du bist doch nicht so schlimm wie ich dachte, es tut mir leid, dass ich dich
geschlagen habe." Erläuterte Alex und deutete auf Tenebräs aufgeplatzte Lippe.
"Ach ist nicht so schlimm, außerdem lässt Alea den Kratzer in Null Komma
Nichts verschwinden und auf das Trösten danach freue ich mich noch mehr."
Grinste Tenebrä und freute sich schon sehr darauf. "Und du? Tut dein Auge und
der Rest noch sehr weh?"
"Na ja du kannst ganz schön fest zu schlagen ... aber sag mal wie meinst du
dass, Alea würde das in Null Komma Nichts verschwinden lassen?" Fragte Alex und
seinen gegenüber verwirrt an.
"Sorry stimmt ja, du hast in der letzten Zeit recht viel verpasst ... Alea kann
heilen, sie braucht dir nur ihre Hände auf zu legen und schwupp schwinden die
Schmerzen." Erklärte Tenebrä und sah sich um.
"Mh ... glaubst du, dass sie mir auch nen bisschen helfen könnte, ich mein mit
dem Auge und so?" Fragte Alex und deutete auf sein Veilchen.
"Klar, Alea kann doch gar nicht anders, am liebsten würde sie den ganzen Kosmos
von dessen Leid befreien, sie hilft zu gern ... ich hoffe nur, dass sie sich
dadurch nicht in allzu große Gefahr bringen wird." Meinte Tenebrä und seine
Stimmung wechselte in Betrübnis.
"Hätte ich nicht gedacht, dass du dir Sorgen um sie machst ... na gut ich
glaube, dann kann ich nichts mehr dagegen sagen ... aber wehe du machst sie
unglücklich, dann kriegst du ärger mit mir." Sprach Alex selbstsicher und
knuffte Tenebrä an die Schulter.
"Ich will keinen Ärger mit dir haben ... also mach dir keine Sorgen, ich werde
Alea auf Wolken tragen." Erwiderte Tenebrä und knuffte Alex zurück.
"Na dann lass uns den Engel mal suchen." Schlug Alex vor.
"Jup, ich schätze mal sie sitzt schon im Unterricht." Meinte Tenebrä und ging
zum Klassenzimmer, in dem er sich für die Störung entschuldigte und
enttäuscht Platz nahm, da keine Alea im Raum war, Alex tat es ihm gleich.
Alea war währendes mit Herrn Caron vor seinem Appartement angekommen.
"So ich glaube, sie kommen dann alleine klar oder? Ich muss schließlich wieder
in den Unterr..." Plapperte Alea drauf los, doch noch bevor sie ihren Satz
beenden und gehen konnte, hatte Herr Caron sich ihr in den Weg gestellt und ihr
seine Lippen auf die ihrigen gedrückt. Eine seiner Hände fasste sanft ihre
Wange und die andere drückte ihre Hüfte näher an sich. Alea war total
überrascht und war in den ersten Minuten wie versteinert, dann wehrte sie sich
und stieß den Lehrer so sehr von sich, dass sie rücklings auf ihren
Allerwertesten fiel und Herrn Caron erschüttert und fragend ansah.
"Tut mir leid, du kannst mich ruhig schlagen, ich weiß, dass ich das nicht
hätte tun dürfen, zumal ich mich mit Tenebrä angefreundet habe, aber als er
mir erzählt hatte, wie berauschend es ist dich zu küssen, konnte ich nicht
anders ... ich hoffe, ich habe dein Vertrauen nicht zu sehr erschüttert, aber
bitte vergiss nicht, ich bin erst zweiundzwanzig ...urteile nicht zu hart über
mich." Meinte Herr Caron und hielt Alea seine Hand hin um ihr auf zu helfen.
Aber Alea war immer noch total durch den Wind, wie konnte der Lehrer es wagen
sie zu küssen und dann auch noch so auf diese Weise, es war wie bei Tenebrä,
der Lehrer hatte sie in der selben Weise geküsst wie ihr Freund. Sie rückte
schockiert ein Stück weiter von dem Lehrer weg, raffte sich auf und rannte dann
ohne ihn noch einmal an zu sehen davon. Wie sollte sie das Tenebrä erklären?
Was würde er dann tun? Sie hatte Angst, dass es nicht verstehen würde und
glauben würde, dass sie fremdgehen würde, aber sie wollte nicht, dass er sie
jetzt verlässt, jetzt wo sie seine Zuversicht so brauchte. Sie rannte kopflos
durch das Treppenhaus und kleine Tränchen rannen heiß über ihre Wangen. Wo
sollte sie jetzt hin? Sie konnte doch nicht in den Unterricht gehen, Tenebrä
würde da sein und ihm konnte sie jetzt nicht in die Augen sehen, aber zu den
Calmers konnte sie jetzt auch nicht, die Schule war noch nicht um und sie
würden es sicher nicht verstehen. So ging sie zur Toilette und schloss sich
dort in einer Kabine ein, sie setzte sich auf einen WC - Deckel und lehnte gegen
eine Wand, leises Schlurzen erfüllte den Raum und immer noch weinte sie. Sie
fühlte sich so schmutzig und gemein, sie hatte ihren Freund verraten, zwar war
es nur ein Kuss, aber für Alea war es mehr, für sie war es Treubruch.
"Da siehst du, du bist für die Männer nur ein Lustobjekt, keiner will mehr von
dir als deinen Körper. Tenebrä wird enttäuscht von dir sein, jetzt wird er
nicht mehr einfach nur abwarten bis du es auch willst ... oh nein, pass auf wenn
er davon erfährt, wird er dir deine Unschuld rauben auch gegen deinen Willen."
Flüsterte eine wohlbekannte zu Alea.
"Nein, er wird nur wütend sein ... er ist nicht wie die anderen ..." Schlurzte
der Blondschopf und versuchte sich selbst von ihren Worten zu überzeugen.
"Na wenn du meinst ... aber ich fühle die Zweifel in dir ... du kennst doch
seine Blicke. Spricht aus ihnen nur Liebe? Oder hast du da vielleicht noch etwas
anderes gesehen? Vielleicht Lust und Verlangen?" Hakte Lilith nach und versuchte
Alea langsam aber sicher mürbe zu machen, damit sie an sich und den Gefühlen
von Tenebrä zweifeln würde.
Deshalb hatte Lilith auch gemeint, dass Juliane ihre Schwester sein könnte,
obwohl sie eigentlich genau wusste, dass nur Alea ihre Schwester sein konnte,
sie hatte es einfach im Gefühl. Und wenn sie jetzt schon mal anfangen würde,
die kleine an ihren Fähigkeiten zweifeln zu lassen, hätte sie nachher freie
Bahn auf den Thron und Tenebrä.
"Nein, er ... er ist nicht so ... er nicht ..." Widersprach Alea und sah mit
leeren Augen auf den Boden.
"Oh Gott hör bloß auf zu heulen! Das kann ja kein Mensch mit anhören."
Beschwerte sich die Dämonin und verschwand.
Tenebrä und Alex hatten indes ihre Stunde beendet, sie waren genau richtig in
den Unterricht gekommen, es war schon eine richtige Diskussion ausgebrochen
darüber was sie getan hatten und wie sie sich jetzt fühlten, warum sie es
getan haben und was sie daran falsch fanden, ja und natürlich was der Direktor
mit ihnen gemacht hatte.
"Oh man das war erstmal nervig." Beschwerte sich Alex und stürmte aus dem Raum.
"Nicht nervig sondern langweilig so ganz ohne Alea." Meinte Tenebrä und
verließ auch suchend den Raum.
"Wo ist sie jetzt eigentlich?" Fragte Stella und mischte sich in die
Unterhaltung ein.
"Keine Ahnung, wir haben sie seit unserem Streits nicht mehr gesehen ..."
Erwiderte Alex und blickte sich auch um.
"Na sucht ihr jemanden?" Fragte Lilith, die ihnen entgegenkam.
"Du weißt wo sie ist, stimms?" Fragte Tenebrä seine Schwester.
"Küss mich vielleicht verrate ich es dir dann!" Schlug die Dämonin vor und
legte ihre Hände sacht auf die Schultern ihres Bruders, so dass sie sich nun
Aug in Aug gegenüber standen.
"Vergiss es, lieber küss ich unseren Vater." Werte der Dämon ab.
"Danke ... und was ist wenn ich dir sage, dass sie in Gefahr wäre?" Fragte
Lilith und sah die drei mit funkelnden Augen an.
"Was soll das denn heißen? Ist sie in Gefahr? Wo ist sie?" Fragte Alex und sah
die Dämonin böse an.
"Hey ganz ruhig kleiner, wenn du unbedingt ein bisschen Liebe brauchst frag
jemanden der sich damit auskennt ... mich zum Beispiel." Hauchte Lilith dem
schwarzhaarigen entgegen und leckte sich über die Lippen.
"N-nein dich brauche ich dazu nicht!" Sagte Alex und nahm gleich Abstand.
"Ha Lilith siehst du, was für eine Wirkung du auf Jungs hast!" Lachte Tenebrä
und grinste zu Alex.
Woraufhin seine Schwester beinahe ausgerastet wäre und Stella sich vor lachen
kaum einkriegen konnte.
"Und jetzt sag wo Alea ist." Befahl Tenebrä und legte seine rechte Hand doch
recht unsanft um den Hals seiner Schwester.
"Ist ja gut." Keuchte Lilith und sein griff lockerte sich. "Sie ist in der
Mädchentoilette und heult sich die Augen aus."
"Wie schon wieder? Warum denn diesmal?" Erkundigte sich Stella.
"Mh ich weiß nicht ob ich es euch erzählen darf ... aber dich dürfte es ganz
besonders erzählen." Meine die Dämonin und sah zu Tenebrä.
"Warum mich?" Fragte er erstaunt und ließ den Hals seiner Schwester ganz los.
"Frag doch mal unseren Französischlehrer." Meinte Lilith und verschwand.
"Wie jetzt Herr Caron? Warum dass denn?" Fragte Alex und sah verwirrt zu den
anderen.
"Ich weiß nicht genau, aber ich kann mir da schon was denken." Sprach Tenebrä
und rannte zur Treppe, rief den anderen aber noch zu, dass sie bei der
Mädchentoilette bitte warten möchten.
Vor der Tür von Herrn Carons Appartement blieb er stehen und klopfte an. Er
hörte wie sich hinter der Tür etwas regte und jemand zur Tür kam, die sich
kurz darauf öffnete und ein verschlafener Allen stand in der Tür.
"Das mit deiner Schläfe tut mir." Meinte Tenebrä und deutete auf die Wunde am
Auge.
"Ach geht schon, aber deswegen bist nicht hier stimms?" Erwiderte der Lehrer.
"Dann weißt du schon was ich will?" Fragte der Dämon irritiert.
Der Lehrer nickte, sah sich im Gang um und deutete Tenebrä an, dass er herein
kommen sollte. Er folgte dessen Bitte, trat ein und nahm auf einer kleinen Couch
Platz. Herr Caron schloss die Tür und nahm auf einem Stuhl gegenüber von
Tenebrä Teil.
"Ich habe eine große Dummheit begangen." Begann Herr Caron und sah den Dämon
ernst an.
"Wie weit bist du mit Alea gegangen? Ich mein, klar die Schuluniform steht ihr
echt klasse und da kriegt man schon manchmal Lust mit ihr ... aber du bist ihr
Lehrer, du kannst doch nicht einfach Hand an Alea legen!" Sagte Tenebrä
bestürzt.
"Halt, Moment mal ... ich habe sie nur geküsst, ich habe ihren Mini oder sonst
irgendetwas von ihr nie angerührt!" Widersprach der Lehrer hastig.
"Wie nur geküsst? Ich dachte schon du wärst weiter als ich gegangen!" Meinte
Tenebrä erleichtert.
"Wie du hast noch nicht mit ihr ...?" Fragte Allen und verzog die Augenbrauen.
"Nein ... sie ist etwas ganz besonderes, ich will sie nicht überfordern oder
drängen. Auch wenn es mir extrem schwer fallen wird." Grinste Tenebrä und
stand auf.
"Warte mal ... sag, bist du denn überhaupt nicht wütend auf mich?" Fragte Herr
Caron und sah den Jungen doch etwas verwundert an.
"Nun wie soll ich sagen ... nein, eigentlich nicht ... ich weiß auch nicht
warum, eigentlich müsste ich jetzt total sauer auf dich sein, weil Alea jetzt
gerade total durch den Wind ist und sich auf der Toilette die Augen ausweint ...
aber ich bin nicht sauer, nicht mal annähernd ... vielleicht weil wir Freunde
sind und ich dich recht gut verstehen kann ... außerdem freu ich mich jetzt
schon darauf sie zu trösten." Grinste Tenebrä und rannte aus der Wohnung des
Lehrers.
Stella und Alex warteten indes vor der Toilette und sie berichtete ihm über die
Abenteuer, die sie mittlerweile schon mit Alea erlebt hatte und wie sehr ihr der
Besuch im Schloss gefallen hatte, bis Tenebrä zu ihnen kam und ihr Gespräch
unterbrach.
"Hey, also ich weiß jetzt was passiert war, Herr Caron hat sie geküsst."
Erklärte Tenebrä und stellte sich zu den beiden.
"Er hat was?" Fragte Alex entsetzt und sah den Dämon entgeistert an.
"Deshalb würde ich mich nicht heulend einschließen." Mischte Sophia sich ein
und gesellte sich dazu.
"Nein, du würdest dich noch freuen, dass er dich geküsst hat." Meinte Stella
und sah die Freundin etwas missbilligend an. "Aber im Prinzip hast du ja Recht,
wegen so etwas hätte sie nun wirklich nicht gleich losheulen müssen."
"Danke." Erwiderte Sophia ironisch. "Gehst du jetzt rein oder soll ich?"
Doch noch bevor Stella antworten konnte, trabte Tenebrä seelenruhig an ihnen
vorbei hinein in die Mädchentoilette. Alex, Sophia und Stella sahen sich
verwirrt und erstaunt an, wie konnte er einfach so dorthinein spazieren? Er
hatte nur Glück, dass gerade kein anderes Mädchen darin war, sonst hätte
womöglich erneut das Büro von Herrn Calmer aufsuchen müssen, so konnte er
hereinspazieren und ganz in Ruhe mit ihr sprechen. Er konnte sie wimmern hören,
aber nicht direkt zuordnen von wo ihr Schlurzen kam, also hockte er sich auf den
Boden und sah unter die Kabinen, leider konnte er keine Füße sehen,
schließlich hatte Alea sich auf einem Deckel zusammengekauert.
"Alea?" Fragte er und setzte sich auf die Flachstrecke, in der die Waschbecken
eingefasst waren.
Man konnte kurz hören wie das Schlurzen verstummte und ihre Atmung ruckartiger
und schneller wurde, aber sie antwortete nicht, auch öffnete sich keine Tür
oder zeigte sich eine weitere Reaktion, nichts.
"Ich habe mit Allen gesprochen." Begann Tenebrä erneut und hoffte nun auf eine
Reaktion.
"Ich wollte das nicht, er hat einfach ... bitte sei mir nicht böse." Keuchte
Alea und immer noch liefen ihr Tränen die Wangen hinab.
"Bitte, wie kann ich dir böse sein? Komm bitte raus ... ich will dich sehen."
Meinte Tenebrä und trat näher an die Türen der Kabinen heran.
Langsam und sacht öffnete sich eine Tür. Alea trat heraus, ihre Augen waren
rot, ihre Haare zerzaust und ihre Bluse feucht von den Tränen. Tenebrä ging
auf sie zu und schloss sie sanft in seine Arme, sie klammerte sich an ihn und
vergrub ihr Gesicht in seiner Jacke.
"Na na du brauchst doch nicht weinen ... es war doch nur ein Kuss." Versuchte er
seinen kleinen Blondschopf zu trösten, doch kaum hatte er dies gesagt, stieß
sie sich von ihm los und sah ihn entsetzt an.
"Nur ein Kuss? Nur ein Kuss?" Fragte sie und stürzte sich auf ihn, dann presste
sie ihre Lippen auf seine und küsste ich auf dieselbe Weise, wie Herr Caron
sie geküsst hatte.
Es dauerte eine ganze Weile bis sie sich wieder von ihm löste, Tenebrä
schnappte nach Luft, er konnte sein Glück kaum fassen und doch verstand er
Aleas Verhalten nicht, warum hatte sie sich so über das, was er sagte,
aufgeregt?
"Wow, das könntest du ruhig einmal öfter machen." Lächelte Tenebrä sie an
und wollte schon zum nächsten Kuss ansetzten, als sie ihm dem Mund zu und von
sich fern hielt, mit ernstem und durchdringendem Blick sah sie ihn an.
"Hat dir der Kuss gefallen?" Fragte sie ihn und nicht einmal ein Lächeln war
auf ihren Lippen zu sehen.
"Natürlich, da fragst du noch." Antwortete der Dämon und wollte mehr.
"Das war dieser ,nur ein Kuss'." Erklärte Alea und sah wie schockiert Tenebrä
nun war. "Wenn dass für dich ,nur ein Kuss' ist, dann möchte ich, dass du
niemandem außer mir auch nur einen Schmatzer gibst!"
"Ich ... ich wusste nicht ... dass er dich so geküsst hat, es tut mir leid ...
aber ich verspreche dir hoch und heilig, dass niemand außer dir meine Lippen
auch nur berühren wird." Versprach Tenebrä und schaffte es dann doch noch Alea
erneut zu küssen.
"Seid ihr jetzt fertig? Wir sollten vielleicht auch wieder zum Unterricht
gehen." Meinte Stella nach einem Räuspern, denn sie hatte die beiden schon eine
Weile mit den anderen beobachtet ohne das diese es bemerkt hatten.
"Ähm ja ... du hast hier übrigens gar nichts zu suchen." Meinte Alea dann an
Tenebrä gewandt.
Tenebrä verdrehte daraufhin die Augen und ging mit ihr an der Hand aus der
Toilette, davor bemerkte Alex dann, dass Tenebräs Lippe gar nicht mehr blutete
und anscheinend verheilt war. Der Dämon sah seine Freundin fragend an, aber sie
sagte nichts und lächelte ihn nur an, dann gab sie ihm einen kleinen Kuss und
zwinkerte ihm zu. So dass auch Tenebrä zu lächeln begann, er hatte gar nicht
bemerkt, dass sie seine Lippe geheilt hatte, er konnte es sich aber schon
denken, dass sie es während eines Kusses getan hatte. Wer weiß vielleicht
konnte sie mittlerweile auch schon alleine durch einen Kuss heilen, auf alle
Fälle gefiel es Tenebrä sehr. Dann machte Alex sich bemerkbar und bat Alea,
dass sie auch ihn von seinem dicken Auge befreien möge, sie tat es natürlich,
aber zu seiner Enttäuschung legte sie ihm nur eine Hand auf sein Auge, kein
Kuss. Dann trabten die fünf gemeinsam zu ihrer nächsten Stunde, vor dem Raum
kamen ihnen Monika und Annika entgegen, die ihnen berichteten, dass Biologie
ausfallen würde, da die Lehrerin, bei der sie gehabt hätten noch nicht
angekommen war, wie so viele. Monika riet ihnen dann am schwarzen Brett nach zu
sehen, ob nicht noch mehr Stunden ausfallen würden, denn sie hatten nun Schluss
und könnten die fünf nicht länger auf dem Laufenden halten. Schließlich
ergab es sich, dass auch sie bereits Schluss hatten und nach Hause gehen
konnten. Sophia machte sich schneller auf den Weg nach Hause, denn sie erwartete
ein gewisser jemand. Alex, Stella, Alea und Tenebrä hingegen ließen sich Zeit,
sie unterhielten sich über ihre nächste Reise zum Palast der Sonne, Alex
wollte diesmal mitkommen und seine Prinzessin kennen lernen. Dann
verabschiedeten sich Stella und Alex von den beiden und gingen auch langsam nach
Hause, Tenebrä und Alea hingegen taten sich etwas schwer, was heißt eher
Tenebrä, denn er konnte einfach nicht von Aleas Lippen lassen.
"Kommst du nach dem Essen zu mir? Von meinem Haus aus teleportieren wir uns dann
wieder alle gemeinsam nach Fire City und von dort aus geht es zu deinem Palast!"
Erklärte Tenebrä, küsste Alea erneut und verschwand dann ihm Nichts.
Alea schwankte liebestrunken zu den Calmers, ihre Laune war so gut wie nie, erst
half sie Frau Calmer beschwingt das Essen zu zubereiten, dann deckte sie den
Tisch und rief alle zum Essen. Frau Calmer konnte sich schon denken was mit Alea
los war auch wenn diese nicht mit ihr sprach, was sie wiederum etwas
enttäuschte, denn sie liebte Alea wie ihre eigene Tochter und hatte gehofft,
dass es umgedreht genauso sein würde.
"Na wer ist der glückliche?" Fragte Frau Calmer leise in der Küche.
"Was? Was meinen sie?" Erwiderte Alea und lief rot an.
"Na ja du bist so gut gelaunt, fast wie auf Wolke sieben, schwebst durch die
Räume ... du bist verliebt, das sieht man doch sofort." Erklärte Frau Calmer
und sah Alea freundlich an.
Sie hoffte nun endlich etwas zu Alea vor zu dringen, ihr ein paar Geheimnisse zu
entlocken und sie so besser kennen zu lernen.
"Darf ich Sie etwas fragen?" Erkundigte sich Alea nach kurzem Schweigen.
"Ja frag ruhig." Antwortete Frau Calmer und setzte sich an den Tisch.
"Wann haben sie Herrn Calmer kennen gelernt und wie schnell haben sie sich dann
in ihn verliebt?" Fragte der kleine Blondschopf und setzte sich dazu.
"Zum Anfang - was heißt am ersten Tag - konnte ich ihn gar nicht leiden, er war
so ein Schnösel und wirkte sehr eingebildet aber schon zwei Tage später lernte
ich ihn von einer ganz anderen Seite kennen, in die ich mich sofort verliebte,
du glaubst gar nicht wie schnell das dann ging und nun trainiere ich ihn, dass
er diese eingebildete Seite vollkommen wegkehrt und uns nur noch seine
freundliche und galante Seite zeigt. Ja und ich glaube seit er dich kennen
gelernt hat, sind seine Fortschritte immer größer." Erläuterte Rose und
lächelte verträumt.
"Wissen Sie ... ich äh ..." Begann Alea und blickte zur Tür um sicher zu
gehen, dass niemand kam. "Thomas Devil, ich weiß nicht, haben sie ihn schon
kennen gelernt?"
"Ja, freundlicher Junge und sehr höflich, aber ist er nicht neunzehn?"
Kommentierte Frau Calmer mit einem Nicken und hoffte trotz der dummen Bemerkung
über sein Alter, dass Alea ihr noch mehr erzählen würde.
"Ja er ist schon neunzehn ... na ja jedenfalls kannte ich ihn bereits bevor Herr
Calmer ihn mir vorgestellt hatte ... zuerst mochte ich ihn auch nicht so aber
jetzt ... jetzt ist irgendwie alles anders ..." Erklärte Alea und wollte das
eigentlich noch weiter ausführen aber da kamen auch schon Herr Calmer und
Nicolas.
Frau Calmer empfing ihren Mann mit Augenrollen, musste er gerade jetzt
hereinkommen, wo sie mit Alea doch schon solche Fortschritte gemacht hatte.
"Na worüber unterhalten sich die Damen denn?" Fragte Richard und setzte sich
auf seinen Platz.
"Über Jungs." Grinste Nicolas und setzte sich auch.
"Nein über den Jungen." Antwortete Rose und füllte die Teller, während Alea
rot anlief.
"Ach ja wer ist denn der Glückliche? Alex oder Thomas ... oder Nicolas?" Fragte
Herr Calmer und vor Schreck prustete Nicolas seine Brause über den Tisch.
"Tschuldigung." Meinte Nicolas und rannte einen Lappen holen.
Als sich beim Aufwischen der Brause die Blicke von Nicolas und Alea trafen
liefen beide rot an und sahen schlagartig in verschiedene Richtungen.
"Ich wollte nach dem Essen noch nach Fire City mit meinen Freundinnen, haben sie
etwas dagegen?" Fragte Alea um das Thema zu wechseln auch wen ihr nicht so ganz
wohl bei der Sache war Tenebrä als eine ihrer Freundinnen zu bezeichnen.
"Meinetwegen, da brauchst du doch aber nicht fragen." Erwiderte Herr Calmer und
sah Alea verwundert an.
"Na ja ich wohne doch jetzt bei Ihnen und dahabe ich Ihnen doch zu sagen, was
ich wann wo mache oder nicht?" Meinte Alea erstaunt, sie war von den Schwestern
gut erzogen und sollte eigentlich immer bescheid sagen, wann sie wohin gehen
wollte, auch wenn es die Schwestern nach einer gewissen Zeit nicht mehr
interessiert hatte.
"Nein du brauchst es uns nicht zu sagen, denk einfach du wärst in einem
kostenlosen Hotel." Lächelte Frau Calmer und füllte Aleas Teller erneut. "Ach
wir haben dir noch gar nicht deinen Schlüssel gegeben!"
"Meinen Schlüssel?" Fragte Alea verwirrt und sah betrübt auf ihren vollen
Teller.
"Na ja du brauchst doch einen eigenen Wohnungsschlüssel, falls es mal ein
bisschen später wird oder wir mal nicht zu Hause sind!" Erklärte Richard.
"Aber ich hätte da noch eine Bitte an dich, ich habe dir ein paar Sachen
bestellt, würdest du nach dem Essen noch mit mir in die Stube kommen und sie
anprobieren?" Bat Rose.
Eigentlich hatte Alea keine Lust die Anziehpuppe von Frau Calmer zu spielen,
aber sie war immer so net zu ihr und sie konnte sich schon denken, dass Frau
Calmer ihr die Sachen wieder schenken wollte und Alea dadurch wieder ein
furchtbar schlechtes Gewissen haben würde, weil sie Frau Calmer ja nichts als
Gegenleistung geben konnte, also stimmte sie zu. Nach dem Essen half sie ihr und
Nicolas beim Abräumen des Tisches und Einräumens des Geschirrs in die
Spülmaschine, dann ging sie mit Rose in die Wohnstube und musste etliche
Blusen, Röcke, Kleider, Hosen und Schuhe anziehen, alles sehr kokett und
teilweise auch recht gewagt wie Alea fand, doch es gab kein Stück, das Alea
nicht auch gefallen hätte, die Blusen hatten alle Trompetenärmel und sehr
modische Schnitte, die Röcke und Kleider waren alle recht kurz - nur selten
ging einer bis zu den Knien und darüber hinaus ging keiner, jede Jeans saß so
knackig eng, dass Alea meinte eher noch abspecken zu müssen um dort hinein zu
passen und die Schuhe waren eigentlich nur Stiefel in unterschiedlichen Höhen,
mal mit weniger und mal mit mehr Schnallen, hätte Tenebrä sie so gesehen,
wäre er bestimmt sofort über sie her gefallen, jedes Kleidungsstück hatte
sein Sexappeal und sah an Alea einfach bombastisch aus. Frau Calmer freute sich
wie ein kleines Kind, wenn sie für Alea die Sachen zusammenstellte und Alea
machte gute Miene zum bösen Spiel, sie wollte zu Tenebrä und endlich erfahren,
wer wirklich die Prinzessin war und nicht den Catwalk laufen.
"Ja das steht dir einfach großartig ... ach was sag ich du siehst einfach in
allen Sachen bezaubernd aus, am besten du behältst das gleich an, deine
Freundinnen werden Augen machen! Ich lege dir die anderen Sachen dann in dein
Zimmer." Schwärme Frau Calmer von einer sehr kurzen weißen Bluse, deren
Trompetenärmel transparent waren, einer schwarzen Lederhose mit weitem Schlag
und viel zu großem Gürtel für ihre Talje und hohen schwarzen Stiefeln, in
denen Alea wie ein Cowgirl wirkte.
"Wow." Meinte Nicolas, der gerade herein getreten war um Alea den Schlüssel zu
geben. "Fehlt nur noch der Cowboyhut."
"Ja klar und die Sporen an den Schuhen." Grinste Alea und deute auf ihre
hochhackigen Schuhe.
"Es wird aber wirklich, das Beste sein, wenn ich das gleich anbehalte, die
anderen werden schon warten, vielen, vielen Dank für die Sachen und alles."
Meinte Alea, machte eine kurze Geste als würde sie den Cowboyhut heben, nahm
den Schlüssel und ihren Mantel und flitze beim Anziehen hinaus.
"Sag mal Mama, was soll das? Ich mein Aleas Outfit war nicht nur wow ... das war
heiß." Meinte Nicolas an seine Mutter gewandt.
"Ich weiß, dass du ein Auge auf sie geworfen hast ... also müsstest du doch
auch gesehen, dass sie eigentlich nichts anhaben muss um gut aus zu sehen ...
außerdem habe ich gemerkt, wie du schon heimlich ins Zimmer geschielt hattest
als sie sich umgezogen hat." Lächelte Frau Calmer und sah ihren Sohn
durchdringend an.
"Ich äh ... nein ich wollte nicht ..." Stotterte Nicolas und wurde ganz rot.
Es stimmt, Nicolas hatte sie heimlich durch einen Spalt in der Tür beobachtet,
auch wenn das eher zufällig geschah, denn er wollte anklopfen um ihnen den
Schlüssel zu bringen, den sein Vater ihm in die Hand gelegt hatte, doch als er
klopfen wollte, bemerkte er, dass die Tür nur angelehnt war und einen Spalt
offen stand, durch den er in die Stube blickte und das wohl wundervollste Wesen
in seiner gesamten Reinheit sehen konnte, was heißt er sah Alea in
Unterwäsche, was seine Gedanken aber schon sehr beflügelte und in andere
Dimensionen hob, denn nun konnte er sich noch besser vorstellen, wie Alea ohne
Unterwäsche aussehen würde, allein bei dem Gedanken daran bekam er
Nasenbluten.
Alea rannte einige Meter vom Haus weg und teleportierte sich kurz nachdem sie
sich vergewissert hatte, dass sie nicht beobachtet wurde zu Tenebräs Haus,
diesmal jedoch davor um nicht wieder in irgendwelche peinlichen Situationen zu
gelangen. Also ging sie zu seiner Haustür und klopfte, denn eine Klingel gab es
nicht, doch niemand machte ihr auf. Zaghaft griff sie nach der Klinke und
versuchte sie zu öffnen, kinderleicht gelangte sie in das Haus, aber sollte sie
jetzt erst in die Küche gehen um dort zu warten oder sich etwas im Haus
umsehen? Sie entschied sich für das zweite und trabte seelenruhig in sein
Schlafzimmer, in dem es dann doch wieder zu solch einer prekären Situation kam,
denn als Alea die Tür öffnete, stand ein nackter Tenebrä ihr gegenüber, er
hatte nicht einmal ein Handtuch um die Hüften, er stand wirklich
splitterfasernackt da, so dass sie selbst sein bestes Stück bewundern konnte.
"Entschuldige, ich sollte beim nächsten Mal besser anklopfen." Meinte Alea wie
gebannt, schlug die Tür zu und lehnte sich mit hochrotem Kopf dagegen.
Nur wenige Minuten später öffnete sich die Tür - gegen die sich Alea ja immer
noch lehnte - und Alea fiel Tenebrä zu Füßen, woraufhin sich dieser grinsend
zu ihr hockte.
"Sollte das nicht eigentlich umgedreht sein?" Lächelte er und half seiner
Prinzessin auf die Beine. "Ich hoffe du hast dir nicht wehgetan."
"Entschuldige, ich wusste nicht ... ich mein, ich wollte nicht ..." Stammelte
sie und konnte ihm vor Scham kaum in die Augen sehen.
"Ganz ruhig, das braucht dir doch nicht peinlich zu sein." Meinte Tenebrä und
führte sie in sein Schlafzimmer.
Dort konnte sie sich erstmal auf sein Bett setzten um sich zu beruhigen, er
hatte sich - bevor er die Tür geöffnet hatte - schnell Shorts und eine Hose
angezogen, damit sie nicht wieder so einen Schrecken bekam und ihn nachher gar
nicht mehr besuchen würde.
"Ich hoffe dir hat wenigstens gefallen was du gesehen hast." Zwinkerte er ihr zu
und setzte sich neben sie.
Alea lief knallrot an und dachte an das Bild, das sich ihr geraden geboten
hatte, er war jetzt schon das zweite männliche Wesen, das sie nackt gesehen
hatte und sie musste feststellen, dass Tenebrä mindestens eines von seinem
Vater geerbt hatte. Plötzlich schlich ihr Liliths Bemerkung wieder durch den
Kopf und sie vergrößerte ihren Abstand zu Tenebrä etwas.
"Wieder ok?" Fragte Tenebrä und ging zu seinem Schrank um sich noch ein
Oberteil raus zu suchen. "Teleportieren wir uns dann gleich zu meinem Vater? Er
hat unseren Teleporter repariert und will noch mal versuchen uns draußen zu dem
Teleporter im Dorf zu schicken, außerdem würde er diesmal gerne mitkommen."
Alea verstand es nicht, sie hatte ihn gerade nackt gesehen und er plauderte
seelenruhig über ihre Reise zum Palast, sie konnte an nicht anderes denken und
er, ihm schien es vollkommen egal zu sein. Oder war es nur Show um Alea nicht zu
verunsichern? Wollte er wirklich nur mit ihr schlafen? Was würde er antworten
wenn sie ihn einfach danach fragen würde? Als er sich ein Oberteil ausgesucht
hatte verschwand er kurz in der Küche und holte zwei Gläser und eine Packung
Apfelsaft.
"Du möchtest doch auch oder?" Fragte Tenebrä, setzte sich neben sie und sah
ihr in die Augen.
Dummerweise war Alea so vertieft in ihren Gedanken gewesen, dass sie seine Frage
falsch interpretierte, vom Bett aufsprang und den Abstand zu ihm vergrößerte.
"Nein, ich bin doch erst sechzehn." Rief sie und kniff die Augen zu.
Sie bekam dieses Bild von ihm einfach nicht aus dem Kopf und hatte Angst, dass
jetzt jedes Mal wenn sie ihn ansehen würde, er nackt vor ihr stehen würde,
also blickte sie zu Boden. Tenebrä begriff erst gar nicht und als es dann klick
machte bekam er einen Lachanfall, er stellte die Gläser und die
Apfelsaftpackung auf seinen Nachttisch und kugelte sich auf seinem Bett fast vor
lachen, dann ging er schmunzelnd zu seiner Prinzessin, legte ihr eine Hand auf
die Schulter und hob mit der anderen ihr Kinn an, damit sie ihn ansehen sollte,
doch sie kniff die Augen zu. Sanft drückte er sie gegen die Wand und legte
seine Lippen auf ihre, was Alea so überraschte, dass sie ihre Augen aufriss und
die seinen geschlossen vor sich sah, langsam entspannte sie sich wieder und
schloss auch die Augen, erst als sich ihre Lippen voneinander lösten öffnete
sie ihre Augen wieder.
"Alea, ich hatte dich eben gefragt ob du auch Saft möchtest nicht mehr und
nicht weniger." Erklärte er ihr und ging dann wieder zu seinem Nachttisch um
ihnen ein zugießen.
Alea wusste nicht wie sie reagieren sollte, er war so sanft zu ihr und hätte
die Situation jetzt ganz einfach ausnutzen können und doch hat er es nicht
getan. Sollte er sich wirklich die Mühe machen und sie erst umschwärmen nur um
dann einmal mit ihr zu schlafen? Das konnte sie sich nicht vorstellen.
"Willst du mit mir schlafen?" Fragte Alea frei heraus und sah ihn ernst an.
Tenebrä, der gerade getrunken hatte prustete den ganzen Saft über den Teppich,
hatte er da gerade richtig gehört? Er sah Alea fragend an und konnte es immer
noch nicht fassen, dann erhob er sich langsam und trat zu ihr. Alea zitterten
die Hände. Wollte er ihr jetzt etwa doch zeigen, was er von ihr wollte? Sie
hatte Angst und wich einen Schritt von ihm zurück.
"Um deine Frage zu beantworten: ja, ja ich würde gerne mit dir schlafen."
Antwortete der Dämon ruhig und ein eiskalter Schauer fuhr Alea durch die
Knochen, dann hatte Lilith doch recht und er würde gleich über sie herfallen.
" Aber ich möchte, dass du eines weißt, ich gehe nur so weit, wie du es für
richtig hälst und im Moment glaube auch ich, dass du noch nicht soweit bist."
"Was?" Dachte Alea etwas laut, seine Antwort war ehrlich und einfühlsam, es war
als würden tausende Tonnen von Steinen von ihrem Herzen fallen.
"Ja ich möchte mit dir schlafen, aber nicht jetzt und auch nicht morgen,
sondern dann wenn du es auch willst." Wiederholte Tenebrä und lächelte
freundlich. "Alea, du bist unglaublich attraktiv und dein schüchternes
Verhalten wirkt nicht weniger anziehend, aber ich liebe dich und will dich mit
meinen Gefühlen nicht erdrücken, also werde ich warten bis du bereit bist."
Alea war total überwältigt, darüber, was er gesagt hatte und wie er es gesagt
hatte. Sie rannte zu ihm und umarmte ihn herzhaft. Seltsam gerade in diesem
Moment sehnte sich nach nichts mehr als seiner Nähe, all die Sorgen, um den
Müll den Lilith von sich gegeben hatte, waren wie weggeblasen.
"Möchtest du jetzt noch was trinken oder willst du lieber gleich deine
Freundinnen holen damit wir schneller hier weg kommen?" Fragte Tenebrä und
freute sich über ihre Reaktion, er hielt sie so gern in seinen Armen. "Am
besten du holst dann die beiden Prinzessinnen und ich hole diesen Alex und
Juliane."
Alea war noch zu wirr, sie fand keine passenden Worte, sie goss sich etwas Saft
ein, trank ihn mit einem Zug aus und gab Tenebrä noch einen flüchtigen Kuss,
dass streckte sie ihm den Daumen zu und verschwand. Tenebrä seufzte er hatte
auf einen intensiveren Kuss gehofft, aber er war schon glücklich, dass sie ihn
mittlerweile schon einmal öfter von sich aus küsste, also machte er sich auf
den Weg die anderen zu holen.
Er teleportierte sich zuerst zu Alex, da er nicht wusste, wo dieser wohnte,
orientierte er sich an dessen Aura und landete genau in der Mitte seines
Zimmers.
"Wow, wie hast du denn das gemacht?" Staunte Alex, der auf seinem Bett gesessen
hatte und Löcher in die Luft starrte.
"Ich habe mich teleportiert, eine recht schnelle und unkomplizierte Art zu
reisen, aber dass kann ich dir später auch noch erklären, jetzt komm! Wir
müssen noch jemanden abholen." Hetzte der Dämon und legte Alex eine Hand auf
die Schulter.
Um zu Juliane zu gelangen wendete er dieselbe Technik an wie bei Alex und
konzentrierte sich einfach auf ihre Aura. Bereits wenige Sekunden später
standen die beiden Jungen im Appartement der Band, die Mädels staunten nicht
schlecht, als sie aufgetaucht waren und musterten sie erst einmal.
"Ist ja stark, ihr seit Klangflut stimms?" Erkundigte sich Alex und sah in die
hübschen Gesichter der Mädchen.
"Kennen wir uns?" Fragte Juliane, die gerade mit Monja im Bad gewesen war.
Doch Alex brachte kein Wort mehr heraus, es war Liebe auf den ersten Blick, ihre
zarte Gestalt, ihr sanfter Blick, ihr blondes Haar, sein Herz klopfte wie wild
als er sie sah. Während er bis eben noch recht cool und erhaben gewirkt hatte,
schien er jetzt eher schüchtern und verwirrt zu sein.
"Hallo, mein Name ist Tenebrä. Ich weiß nicht, ob Juliane euch schon von mir
erzählt hatte." Stellte der Dämon sich den anderen Damen vor und blickte kurz
zu Juliane um eine Reaktion ab zu warten, als diese dann nickte um zu sagen,
dass sie den Mädels bereits von ihrem Abenteuer erzählt hatte, packte er Alex
im Genick. "... na ja und das hier ist Alex, er ist ein Wächter der
Wasserprinzessin. Wir müssten dann jetzt los, die anderen werden schon warten."
"Ist gut." Meinte Juliane und holte Drakon, damit sie los konnten.
Monja blieb gleich bei Tenebrä stehen und musterte den schwarzhaarigen Jungen,
der sie mit verträumten Augen ansah. Ja er hatte sich sofort in die bezaubernde
Elfee verliebt, er konnte es sich selber nicht erklären, aber seine Gefühle
spielten einfach verrückt.
"Du hast wunderschöne Augen." Brach es aus ihm heraus und sah sie verlegen an.
Die andren Mädchen der Band kringelten sich fast vor lachen über dieses kleine
Kompliment, aber Monja freute sich, sie fand den Wächter ganz sympathisch. Dann
kam Juliane endlich mit dem schläfrigen Drakon im Arm an und meinte, dass sie
nun los könnten. Tenebrä nickte nur bestätigend, machte einen kleinen Knicks
in die Richtung der Damen und kurze Zeit später waren alle verschwunden.
Wieder hatte Alea sich zuerst zu Stella teleportiert um ihr bescheid zu geben,
dass es losgehen sollte. Stella vor ihrem Fernseher und zippte sich durch die
Kanäle, während Drak es sich auf ihrem Bett gemütlich gemacht hatte und eine
Runde ratzte.
"Hallo?!?" Meinte Alea und fühlte sich etwas übersehen.
"Geht's endlich los? Komische Klamotte, meinst du nicht?" Sagte Stella
überrascht und musterte Aleas Outfit.
"Ja es geht los. Und was meinst du mit komische Klamotte? Die Sachen hat mir
Frau Calmer besorgt, ich hatte außer der Schuluniform ja kaum noch was."
Beschwerte sich Alea und betrachtete sich selbst noch einmal genauer.
"Na ja wenn du meinst ..." Erwiderte der Rotschopf nur und weckte den Drachen.
Drak streckte sich und sprang verschlafen in Stellas Arme, dann legte Alea ihre
Hand auf die Schulter von Stella und fix standen sie in der Stube von Katrin,
die mit Drakina Schah gespielt hatte.
"Da seit ihr ja endlich, ich dacht schon wir reisen heute doch nicht mehr."
Begrüßte sie Katrin und sprang von ihrem Sessel auf, sie hatte sie sofort
verwandelt und den Drachen auf ihren Arm genommen. "Bin fertig."
Alea nickte grinsend und legte beiden Mädchen eine Hand auf die Schulter und
teleportierte sich mit ihnen zu Tenebräs Haus.
"Huch, wo sind wir denn jetzt?" Fragte Stella und sah Alea zweifelnd an. "Ich
glaube du hast dich nen bissen verflogen."
Plötzlich erschien aber auch Tenebrä mit seinen Anhängern und klärte die
Situation, denn Alea wollte schon schmollen, wegen Stellas Bemerkung.
"Oh du warst schneller als ich. Gar nicht mal so übel." Grinste er seinen Engel
an und begann dann zu erklären, wo sie sich befanden. "Ihr seid hier in der
Unterwelt, vor meinem Haus."
"Der Himmel sieht aber seltsam aus." Bemerkte Katrin und beobachtete diese
seltsame Farbmischung des Himmels.
"Das ist ja auch kein herkömmlicher Himmel wie ihr ihn kennt, sondern eher eine
Art Phasengrenze, die Unterwelt ist eine eigenständige Dimension, man könnte
auch sagen eine eigene extrem kleine Galaxie ... diese Grenze sah übrigens
nicht immer so aus, es ist noch gar nicht so lange her, da hättet ihr gedacht,
ihr wärt nur in einer Höhle. Die Grenzen haben sich erst mit der Zeit
verschoben und drohen nun sich vollends auf zu lösen, wir brauchen eine Menge
Energie um dieses Auflösen zu verhindern ..."Sprach Tenebrä und wurde traurig,
so hatte Alea ihn noch nie erlebt, als er ihren besorgten Blick bemerkte, begann
er wieder zu lächeln und fuhr fort. "Aber na ja wir hatten ja eigentlich was
anderes vor stimms?"
"Ja und? Natürlich tut mir das mit deiner Welt und so Leid, aber warum sind wir
denn nun eigentlich hier?" Fragte Stella und stemmte ihre Hände in die Hüfte.
"Nun mein Vater hat einen Teleporter in seinem Schloss und den ..." Wollte
Tenebrä weiter erklären, jedoch wurde er von Juliane unterbrochen.
"Schloss?" Hakte Juliane nach und sah ihn verdutzt an.
"Ja, Schloss. Lilith - meine Halbschwester - hatte es dir doch erklärt, unser
Vater ist Saten Inferni und Fürst der Unterwelt, also Oberster Dämon und genau
wie bei anderen Völkern lebt er in einem Schloss." Erwiderte Tenebrä verwirrt.
"Ach dann hatte Stella es ernst gemeint, dass du und Lilith ... dass ihr
Dämonen seid?" Staunte die Prinzessin und sah ihn misstrauisch an.
"Aber Dämonen sind böse. Warum gebt ihr euch mit solchen Wesen ab?" Fragte
Monja und blickte kritisch zu dem Dämon.
"Natürlich hatte ich es ernst gemeint ... eigentlich war er ja auch böse, aber
ich glaube seit er mit Alea zusammen ist, hat sich da so'n bisschen was
geändert." Meinte Stella um Tenebrä zu verteidigen, wodurch Alea vor Scham
anlief.
"Du bist mit ihm zusammen? Aber du bist Sweetsunrise, du kannst dich doch nicht
einfach mit dem Feind verbünden." Sagte Juliane enttäuscht und schockiert.
"Er ist kein Feind." Widersprach Alea, stellte sich schüchtern zu ihrem Freund
und ergriff seine Hand. "Und böse ist er auch nicht..."
Tenebrä fand es niedlich wie sie ihn verteidigte und streichelte sanft über
ihre Hand, verträumt blickte er in ihre Augen, sie konnte ihn in diesem Moment
kaum glücklicher machen.
"Na was ist nun, können wir los? Oder gibt's noch irgendwelche Probleme?"
Fragte Stella voller Tatendrang.
"Er ist ein Dämon!" Erwiderte Juliane nur als Antwort.
"Das wissen wir bereits und hast du ein Problem damit?" Fragte Lilith, die wie
aus dem Nichts hinter Juliane erschienen war.
"Dämonen sind böse. Was wenn er uns hintergeht und in eine Falle lockt?"
Fragte die Prinzessin und sprang erschrocken zur Seite.
"Hey schon vergessen wir sind Geschwister." Sagte Lilith beleidigt und umarmte
Juliane von hinten.
"Vielleicht." Setzte Tenebrä dazwischen und sah seine Halbschwester böse an.
"Ich sag nur Abenteuer!" Freute sich Stella und konnte es anscheinend kaum
abwarten das nächste Monster platt zu machen. "Wir schaffen das schon, selbst
wenn es eine Falle sein sollte."
Damit hatte Stella mal wieder die Situation gerettet und für ein fast
ausgeglichenes Klima innerhalb der Gruppe gesorgt. Doch Juliane betrachtete die
beiden Dämonen immer noch mit Argus Augen, sie konnte sich nicht vorstellen,
dass es gute Dämonen gab, aber nicht nur sie sah Tenebrä und Lilith als Feinde
an, sondern auch Monja hielt einen größtmöglichen Abstand von ihnen.
"Gut ich führe euch dann zum Schloss." Sagte Tenebrä und ging voran.
"Warum glaubst du eigentlich, dass alle Dämonen böse sind?" Erkundigte sich
Alea flüsternd.
"Monja hat mich vor ihnen gewarnt, von ihr weiß ich so ziemlich alles über die
Magie und deren Geschichte, ihr Volk ist unheimlich gebildet und handwerklich
sehr geschickt. Wie kam es eigentlich, dass gerade du dich mit so einem
eingelassen hast?" Erwiderte Juliane flüsternd.
"Es hat sich einfach so ergeben ... ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll,
es war nicht gerade liebe auf den ersten Blick ... zum Anfang konnte ich ihn
nämlich gar nicht leiden, ich dachte genau wie du, er war ein Dämon und wollte
den Menschen Elestras die Energie stehlen ... aber mittlerweile hat er wie ein
kleines Kind, dass gerade erst laufen lernt, Schritt für Schritt erkannt, dass
es auch andere Wege gibt." Schwärmte Alea und sah verträumt zu Tenebrä.
"Dich hat es ja ganz schön erwischt." Lächelte die Prinzessin daraufhin.
Nach dem Kommentar der Prinzessin stand Alea schon wieder sie Scham ins Gesicht
geschrieben, sie lächelte und ging dann etwas langsamer um zu Monja zu
gelangen, die gerade mit Alex plauderte und sich anscheinend köstlich mit ihm
amüsierte. Alex erzählte ihr über seine Abenteuer, die er schon erlebt hatte
und wie er erfahren hatte, dass er ein Wächter ist während Monja ihm
aufmerksam lauschte und seine Gesten kommentierte.
"Monja, darf ich dich mal etwas fragen?" Fuhr Alea in einer Sprachpause
dazwischen.
"Klar frag ruhig." Meinte Monja fröhlich.
"Ich würde gerne mehr über dein Volk und dich erfahren, könntest du mir nicht
ein bisschen was verraten?" Erkundigte sich Alea und sah der Elfee bittend in
die Augen.
"Gerne, ich hätte nicht gedacht, dass dich so etwas interessiert ..." Meinte
Monja überrascht und begann zu erzählen. "Also gut wo fang ich am besten an,
bis vor vier Jahren hatte ich noch bei meiner Mutter im Schloss gelebt, sie ist
eine wunderschöne Feenkönigin ..."
"Dann weiß ich ja von wem du das hast." Schmunzelte Alex seine Angebetete an.
"Was ... ich äh danke ..." Stammelte Monja und war völlig überrascht von
seinem Kompliment, dann räusperte sie sich und fuhr fort. "Ähm ja und mein
Vater ist ein Elfenkönig, was heißt ich bin auch eine Prinzessin und extrem
stolz darauf, die Ohren habe ich von meinem Vater und die Flügel von meiner
Mutter, es ist ganz praktisch ein Mischling zu sein."
"Und die Fähigkeit dich zu schrumpfen hast du höchstwahrscheinlich von deiner
Mutter oder? Ich habe noch nämlich noch nie Elfen gesehen oder auch nur davon
gehört, dass sie sich schrumpfen könnten." Fragte Alea neugierig nach.
"Stimmt genau, das ist extrem praktisch, wenn man zu faul zum Fliegen ist, kann
man sich verkleinern und von anderen tragen lassen." Grinste Monja. "Das ist
aber nicht meine einzige magische Fähigkeit, ich kann auch noch etliche
elementare Zauber, das sind alte Überlieferungen meines Volkes. Wir Feen leben
übrigens in einem kleinen Schloss in der Nähe von Senaster, einer kleinen
heiligen Stätte auf Terratre. Wir leben schon seit Jahrhunderten dort und haben
auch etliche Jahre Handel mit den Sonnenbewohnern betrieben, wir schmiedeten
ihnen die Waffen für den Kampf und sie verteidigten uns während der
Kriegszeiten dafür, es war alles so gut ... bis die Königsfamilie verschwand
und die Bewohner des Dorfes von Dämonen getötet wurden, den selben Dämonen
die schon so oft unser Schloss angegriffen hatten und so viele Mitglieder meines
Volkes getötet hatten, einfach nur so zum Spaß ... die selben Dämonen, die du
heute verteidigst." Sagte die Elfee und wurde immer trauriger bis sie zu weinen
begann und Alea mit einem wütenden und abwertenden Blick durchbohrte. "Du
kannst dir die vielen Leichen und das überall umhersickernde Blut nicht
vorstellen. Es war schrecklich."
Alea schwieg, sie liebte Tenebrä und vertraute ihm und seiner Gutmütigkeit,
doch sie glaubte auch Monja, deren Volk anscheinend schon viel durch die
Dämonen erleiden musste, Alea selbst kannte ja auch genügend
Schauergeschichten über die Dämonen und sie wurde ja vor kurzem erst von ihnen
angegriffen. Und doch betrübte es sie, wie schlecht Monja über sie dachte.
"Oh Gott hast du das alles miterlebt?" Fragte Alex besorgt, legte seinen Arm
sanft auf Monjas Schultern und drückte sie sacht an sich.
"Nein, nicht direkt, als ich klein war erzählte unser Ältester immer darüber
und bereitete mir furchtbare Angst mit seinen detaillierten Beschreibungen."
Erklärte Monja und lehnte sich an Alex, es wirkte so beruhigend für sie von
ihm umarmt zu werden. "Ich glaube, dass ist auch ein Grund warum ich mich mit
Juliane so gut verstehe, sie hatte auch Schlimmes durchmachen müssen als sie
noch Solis war..."
"Woher weißt du eigentlich, dass sie Solis ist?" Erkundigte sich Alex und sah
etwas betroffen zu Alea.
"Es war mir vorbestimmt sie zu treffen, so steht es in den Schriften unserer
Seher. Ich werde der Schlüssel zu ihrer wahren Macht sein. Du glaubst ja nicht,
wie aufgeregt ich war, als ich Juli kennen gelernt hatte, ich fühlte es sofort
an ihrer Aura, sie war die Feuerprinzessin, der ich helfen sollte, ihre Macht zu
finden." Berichtete die kleine Elfee begeistert.
"Wie ist eigentlich die Beziehung zwischen deinen Eltern? Ich mein, wenn sie
verschiedene Königreiche zu regieren haben dürfte es ihnen doch recht schwer
fallen genug Zeit füreinander zu haben oder?" Erkundigte sich Alex und sah in
ihre wunderschönen wilden grünen Augen.
"Nein, sie verbringen sogar sehr viel Zeit mit mir oder nur miteinander, denn
weißt du mein Vater wohnt in dem Massiv ganz in der Nähe von Senaster, es
heißt Mondgebirge und beherbergt seine Sippe in kleinen Höhlen und
Baumhäusern, die den Menschen verborgen sind, geschützt durch kleinere Zauber.
Ach ja oft sehne ich mich nach meinem zu Hause, nach den frischen Wäldern, dem
vielen Grün und den ganzen unterschiedlichen Tieren. Ihre Rufe wirken so
beruhigend ..." Widersprach Monja und schwärmte von ihrem Heim.
"Das hört sich schön an ... du magst die Natur nicht wahr?" Meinte Alex und
ließ eine Art klein Wasserschleife um sie herum schwirren.
Die Elfee begann zu kichern, das Band aus Wasser kitzelte sie und schmiegte sich
an ihrer Haut. Es war wie ein erfrischender Wind, der sie sanft streichelte.
Alea belächelte das Schauspiel auch wenn ihr die Wut von Monja doch zu schaffen
machte, mit hängendem Kopf ging sie wieder an die Spitze des kleinen
Grüppchens um bei Tenebrä zu sein.
"Du siehst bedrückt aus ... wegen mir?" Bemerkte der Dämon und sah sie
freundlich an.
"Nein ... jein, Monja mag Dämonen nicht und du bist nun mal auch einer ..."
Seufzte Alea und blickte traurig auf den Boden.
"Hey, mach dir deswegen keine Sorgen ... und solange du mich trotzdem magst, bin
ich glücklich." Meinte er und griff nach ihrer Hand.
"Du weißt doch genau, dass ich dich nicht nur mag ..." Sagte der Engel und wich
mit rotem Kopf seinen Blicken aus.
"Das ist einfach zu niedlich." Grinste Tenebrä, legte den Arm um sie und
drückte sie an sich.
Aleas Herz schlug ihr bis zum Hals und daran war nur er Schuld. Seine Nähe
machte sie ganz wirr, seine sanfte Stimme führte sie ins Delirium und seine
zärtliche Art brachten sie einfach um den Verstand. Aber das hätte sie ihm
niemals sagen können, ihr fiel es ja schon schwer ihm überhaupt ihre Gefühle
zu beichten, es war alles so neu für sie, noch nie zuvor hatte sie so
empfunden. Bei ihm war das ähnlich, auch für ihn war mit Alea vieles neu, zwar
hatte er schon viele Freundinnen in der Unterwelt gehabt, aber das war eher
Zeitvertreib und um den anderen Dämonen zu zeigen, dass er ganz nach seinem
Vater kommt; es war nicht dasselbe, jetzt mit Alea ist es anders, als ob sich
ihm eine neue Welt auftun würde. Jedoch konnte er damit wesentlich besser
umgehen als Alea, wahrscheinlich durch sein starkes Selbstbewusstsein.
"Wir sind gleich da, aber passt auf, die Umgebung ändert sich je nach der Laune
meines Vaters. Momentan erwartet er Lilith und uns, also hat er gute Laune, das
seht ihr daran, dass wir auf einer Ebene gehen und uns keine Dornenbüsche den
Weg versperren." Erklärte Tenebrä und trabte munter weiter drauflos.
Die Landschaft war eben nur hier und da ragten ein paar Felsen gen Himmel. Es
war als wanderte man durch eine Wüste, in der es schon seit Ewigkeiten nicht
mehr geregnet hatte, der Boden war hart und trocken, nirgends war eine lebende
Pflanze zu sehen, nur tote kahle Bäume und Unmengen von Sand. Es sah trostlos
aus und wirkte sehr bedrückend. Sie waren nun nur noch wenige Meter vom Schloss
entfernt und musterten es genau, es sah aus wie eine riesige dahin gekleckerte
Sandburg. Es hatte viele dünne Türme und war sehr unförmig, die Fenster waren
oval und wirkten durch ihre Wölbung wie Augen. Die Mauern des Schlosses waren
rötlich braun genau wie alles in der Unterwelt. Es wirkte trotz dieser warmen
Farbe sehr düster und beunruhigend, aber was sollte man in der Unterwelt auch
anderes erwarten, überall waren dunkle Ecken und Kanten, kleine Lavaströme
schlängelten sich durch das Land und tiefe Risse durchzogen den Boden, die hier
und da in kleinen Schluchten endeten. Als das Grüppchen dann den Wall um das
Schloss herum überwunden hatte, standen sie vor diesem Koloss eines Gebäudes.
"Ich darf euch in meinem alten Zuhause willkommen heißen." Grinste Tenebrä und
musterte die erstaunten Blicke der anderen.
Dann traten sie ein und der Dämon führte sie in den Krohnsaal, wo sich Inferni
sie bereits erwartet hatte. Er stand am Fenster und blickte freundlich grinsend
zu ihnen.
"Da seid ihr ja endlich, ich hatte schon auf euch gewartet, lasst uns am besten
sofort zum Teleporter gehen! Rufus hatte sich übrigens schon bei mir gemeldet
und gefragt wann ihr kommt, er hat einen Weg gefunden um eindeutig bestimmen zu
können, wer die wahre Prinzessin ist." Begrüßte er sie und trat auf sie zu.
"Das soll Inferni sein?" Fragte Juliane erstaunt und besah sich den stattlichen
Dämon.
Saten Inferni blickte zu dem blonden Mädchen und wirkte wütend, er mochte es
nicht, wenn man an seiner Person zweifelte. Langsam schritt er auf sie zu und
durchbohrte sie quasi mit seinem Blick.
"Und wer bist du, dass du es dir erdreisten kannst, mich so abwertend zu
begrüßen?" Fragte er und versprühte geradezu seine schwarze Magie.
"Sie ist Solis, Prinzessin der Galaxien, und steht somit über dem Fürsten der
Unterwelt." Sprach Monja angrifflustig.
"Ach sie ist also diejenige ... und du glaubst daran, kleine Fee. Sie hat nicht
die Aura der Prinzessin und wirkt auf mich auch nicht so als hätte sie ihre
Macht." Zog der Dämonenfürst über sie her.
"Ich bin keine Fee, ich bin eine Elfee und ja ich glaube, dass sie die
Prinzessin ist. Sie hat viel mehr Selbstbewusstsein als der kleine Lockenkopf da
drüben, außerdem beherrscht sie ihr Element besser, sie braucht keinen Stab um
Feuer frei zu setzen, sie kann Wesen mit ihrer bloßen Hand verbrennen."
Verteidigte Monja ihre Meinung.
"Nun gut wenn du meinst ... aber du wirst heute noch erfahren, dass du dich
geirrt hast." Grinste Inferni und führte die Gruppe zum reparierten Teleporter.
"Ich habe den ganzen Tag daran gesessen und ihn auch auf den neusten Stand
gebracht, jetzt müsste ich euch auch vor dem Schloss absetzten können. Lilith
hat mir alles erzählt, auch dass es im Dorf noch eine Teleporterplattform gibt,
ein neueres Modell, dorthin werde ich euch jetzt schicken, denn ich glaube
nicht, dass der gute Rufus sonderlich über meine Anwesenheit erfreut wäre, er
hat mich damals schon nicht gemocht."
"Ich weiß gar nicht woran das liegt." Schnaubte Juliane und folgte ihm nur
widerwillig.
"Aber Vater ich dachte du willst mitkommen?" Sprach Lilith enttäuscht und
ignorierte die Bemerkung der Prinzessin.
"Ja, wäre ich auch gern, aber dort sind so viele Erinnerungen und es würde
einigen Ärger geben." Erwiderte Inferni, sah nur kurz zu Juliane und sagte aber
nichts weiter.
Im Raum angekommen wies er alle an sich auf das Pult zu stellen und begab sich
hinter sein Bedienfeld. Wie schon beim letzten Mal zog ein heftiger Wind auf und
durchfuhr die Gruppe, dann ein Blitz und kaum eine Sekunde später stand das
Grüppchen auf der Plattform der Sonne. Sie waren etwas verwundert dass es so
schnell ging; Tenebrä, Lilith, Drakon und Alea waren zu dem noch überrascht,
dass es überhupt ging. Da stand es wieder vor ihnen das erhabene Schloss der
Königsfamilie, mit seinen obskur geformten Türmen wirkt es noch
beeindruckender als das Schloss des Höllenfürsten. Neugierig machten sie sich
auf den Weg durch das große Tor hinein ins Schloss, wo sie Rufus bereits
erwartete. Er saß auf der Treppe und blickte gebannt zu den beiden Mädchen.
Alea klopfte das Herz bis zum Hals, sie war aufgeregt und hatte Angst, nicht
etwa vor dem was sie erwarten konnte, nein, sie hatte Angst Tenebrä und ihre
Freundinnen zu enttäuschen, plötzlich wieder ein Niemand zu sein. Wo sie doch
jetzt endlich einen richtigen Sinn in ihrem Leben hatte.
"Da seid ihr ja endlich, es ist unhöflich einen alten Mann so lange warten zu
lassen, zumal ich mir wegen euch so eine Mühe gemacht habe ... ich habe einen
Weg gefunden die wahre Prinzessin zu erkennen ... es ist eine alte Prüfung, der
König hatte sie eine Zeit lang genutzt um das richtige Personal zu finden, weil
er selbst nicht genügend Zeit für Bewerbungsgespräche hatte, doch ich war der
einzige, der sie geschafft hatte, also wurde ich zum Haus- und Hofmeister, mir
wurden sämtliche verwaltungstechnische Aufgaben übertragen, ich stellte fortan
auch die Hausmädchen, Gärtner, Köche halt einfach alles ein und wurde dadurch
vom König auch sehr geschätzt, so sehr, dass er auch mir die Unsterblichkeit
verlieh, damals war ich noch ein junger Spund und unglaublich stolz auf diese
Gabe, doch heute bin ich alt und einsam." Plapperte der Alte.
"Rufus komm zur Sache." Beschwerte sich Lilith und verdrehte die Augen.
"Ist ja gut, folgt mir in die Keller!" Knurrte Rufus und humpelte zum Fahrstuhl.
Als alle eingestiegen waren, fuhr er hinab in den Keller und lotste sie in dem
Labyrinth des Gewölbes zu einer schwarzen Eisentür. In seiner Hosentasche
kramte er einen kleinen Schlüsselbund hervor, der durch die Fülle an
Schlüsseln fast platze. Sie klimperten und sahen alle nicht gerade nach dem aus
was sie darstellen sollten, es dauerte eine Weile bis er den richtigen gefunden
hatte, es war ein großer geschwungener Schlüssel, der aber sehr gut zu der
dunklen Tür passte, die ebenso verziert war wie der Schlüssel. Nach einmal
umdrehen, sprang die Tür bereits von alleine auf und schien das Grüppchen
geradezu herein zu bitten.
"Na dann mal rein mit euch." Sagte er zu der Gruppe und deutete allen an das
Zimmer zu betreten.
Eine Art großer Saal erwartete sie, die Decke war sehr hoch und mit einem Kreis
aus solarischen Buchstaben verziert, an den Wänden standen kleine Plasmabälle,
die wohl wie schon im Konferenzraum als Stühle dienten und eine lang gezogene
Wurst aus Plasma, die dann höchstwahrscheinlich als Couch gedacht war. Der
Boden war gefliest und so sauber, dass man sich darin spiegeln konnte, in der
Mitte stand ein kleiner Springbrunnen, jedoch plätscherte nicht immer Wasser
darin, ab und zu wechselte das kühle Nass mit Lava, die alles andere als kalt
wirkte. Ohne den Eingang gab es noch fünf weitere Türen, die der Eisenpforte
gegenüber lagen, sie waren aus milchigem Glas und sehr rund geschliffen, es
wirkte alles sehr hell und freundlich, geradezu einladend. Stella schmiss sich
sofort auf das Sofagebilde und machte es sich bequem, Katrin setzte sich mit
Drakina auf einen Stuhl, die Erdprinzessin war ihr eindeutig zu unruhig und auch
Lilith hatte für den Rotschopf nur ein Kopfschütten übrig und setzte sich so
weit wie nur möglich von ihr entfernt hin.
"Hier." Sprach Rufus und drückte Juliane und Alea keksgroße Gebilde in die
Hand. "Damit könnt ihr uns auf dem Laufenden und euch orientieren, es sind
kleine Navigatoren."
Die beiden Mädchen sahen sich fragend an, diese kleinen Teile sahen nicht
gerade aus als ob darin ein ganzer Labtop wäre, auch wenn die Sonnenbewohner
eine sehr ausgeklügelte Technik hatten soviel konnten sie ihnen dann doch nicht
zutrauen.
"Danke ..." Meinte Alea und sah den alten Herrn fragend an.
Juliane trainierte währenddessen schon den "Keks" zu öffnen, untersuchte alle
nichtvorhandenen Ecken und schüttelte um zu überprüfen ob das gute Stück
überhaupt noch funktionstüchtig war. Tenebrä, der sich schon immer sehr für
die Technik der Sonnenbewohner interessiert hatte, bat Alea ihm ihren Navigator
einmal zu geben und kaum hatte dieser ihn in der Hand, fing der Dämon an zu
strahlen und war hell auf begeistert von dem Design. Es bestand aus einem
ähnlichen Plasma wie die Stühle, jedoch war es wesentlich fester und wirkte
stabiler, sanft tippte er in die Mitte des Gebildes woraufhin es sich wie ein
Puderdöschen öffnete, das obere Feld sah aus wie ein Bildschirm und das untere
beinhaltete eine Tastatur. Der Dämon tippte ein paar Tasten und plötzlich
erschien nicht auf dem Bildschirm sondern in der Luft eine holografische Karte.
"Das ist ja einfach unglaublich, das so viel Technik in so ein kleines Format
passt. Mich hat der Fortschritt des hiesigen Volkes schon immer fasziniert."
Sprach Tenebrä und freute sich wie ein kleines Kind.
Rufus war erstaunt, dass dieser Dämon die Technologie so schnell begriff und
anscheinend wirklich vollkommen davon begeistert war. Es freute den Alten, wie
sehr Tenebrä sich dafür interessierte, denn der "Naviport" wie er ihn getauft
hatte, war eine Erfindung von Rufus; in den Jahrhunderten der Einsamkeit hatte
er ja genug Zeit dafür gehabt.
"Ich habe ihn selber erfunden, seine Plasmahülle schützt die sensible Technik
und lässt sich nach belieben formen. Die Karte zeigt Momentan übrigens die
Architektur des Schlosses, sobald ihr durch eine dieser Türen geht, wird sie
sich verändern." Erklärte er und sah die beiden Mädchen ernst an. "Um heraus
zu finden, wer von euch die wahre Solis ist müsst ihr hinter den Türen einige
Aufgaben bestehen, wobei ihr im Prinzip nichts falsch machen könnt handelt
einfach nach eurem Gefühl. Ihr werdet dabei durch mehrere Welten hindurch
reisen müssen, die Karte wird euch dabei immer den Weg zum nächsten Tor zeigen
durch das ihr gehen müsst um in die nächste Welt zu gelangen. Am Ende werdet
ihr an einen Altar treten, auf dem ihr einen Gegenstand finden werdet, der
ausschlaggebend sein wird um über euer Schicksal zu entscheiden."
"Und was genau werden das für Gegenstände sein?" Fragte Juliane und
betrachtete ihren Naviport.
"Tja das weiß ich nicht, denn ich weiß ja nicht was eure Bestimmung ist,
sicher ist nur, dass wenn eine von euch die wahre Prinzessin ist, nur ihr die
wahre Krone erscheinen wird." Antwortete Rufus. "Falls es zu gefährlich werden
sollte gebt über den Naviport bescheid und ich werde euch mit seiner Hilfe
wieder hierher teleportieren."
"Zu gefährlich??? Ich dachte, sie haben nur ein paar Aufgaben zu bestehen, so
wie bei den Feuerprüfungen ..." Meinte Monja und besah sich nun auch den
kleinen Naviport.
"Pah, solche Kinkerlitzchen zeichnen doch nicht die Prinzessin aus, eine
gewöhnliche Feuerprinzessin ja aber nicht die Sonnenprinzessin. Die paar
Attacken, die ihr da beherrschen müsst, das ist ja ein Witz, das Oberhaupt der
Galaxien muss mehr besitzen als nur Ausdauer und Kraft, sie muss schnell
entscheiden können und bei jeder Bestimmung an das Wohl des Volkes denken. Sie
muss sich in Politik und Wirtschaft auskennen um das Land gerecht regieren zu
können." Erklärte Rufus aufgebracht.
"Apropos Volk und Politik, was ist eigentlich aus dem Dorf geworden? Ich mein
selbst ohne Königsfamilie hätten die Menschen doch noch heute dort leben
können oder?" Fragte Juliane und blickte den alten Mann neugierig an.
"Die Bewohner der Sonne lebten unter der Königsfamilie in Wohlstand und
Eintracht, doch mit der Regierungsübernahme des hohen Rates verloren immer mehr
ihr Land und somit ihre Mittel um hier zu leben, fast das gesamte Volk verlies
die Sonne und zog zu anderen Planeten, einige auf Elestra, andre nach Larintra,
die meisten aber nach Geniftra und Juventra, nur eine Familie machte sich auf
den Weg zur Erde, diesem zerstrittenen Planeten im Sonnensystem, ich weiß gar
nicht ob es ihn überhaupt noch gibt." Meinte Rufus und sah nachdenklich aus.
"Lebt denn heute niemand mehr hier?" Fragte Alea traurig und dachte an die
schöne Umgebung des Schlosses.
"Das weiß ich nicht genau, ich habe seit dem Tod des Königs das Schloss nicht
mehr verlassen und mich besucht hat auch keiner." Erwiderte der Alte.
"Da müssen Sie aber sehr einsam gewesen sein." Bemitleidete ihn Alea und sah
ihn an.
Als Rufus in die sanften und traurigen Augen von Alea sah, durchfuhr ihn eine
Erinnerung, ein Bild aus alter Zeit, dieser Blick kam ihm bekannt vor, es war so
als hätte er ihn schon einmal gesehen, aber er konnte sich nicht erinnern bei
wem und auch nicht wann es war.
"Oh man jetzt schick die beiden da rein, ich will endlichen wissen, wen von
beiden ich das leben zur Hölle machen kann." Beschwerte sich die Dämonin und
rollte mit den Augen.
"Ist ja gut. Also habt ihr zwei noch irgendwelche Fragen? Wenn nicht, sucht euch
irgendeine Tür aus und geht hinein, eure Entscheidung über die Tür wird
bereits Einfluss auf euren Gegenstand haben, also wählt mit Bedacht." Warnte er
sie und setzte sich auf einen Stuhl.
"Na dann mal los Juli!" Rief Monja, gab Juliane ihren Naviport, machte sich
klein und nahm auf ihrer Schulter platz.
"Du kannst nicht mit kleine! Sie muss ihre Aufgabe alleine bestehen, deine Hilfe
würde ihr Schicksal beeinflussen und sie bekäme nachher einen ganz anderen
Gegenstand, als der der ihrem Wesen entsprechen würde." Widersprach der Alte.
"Was? Aber ich kämpfe immer an ihrer Seite." Meinte die Elfee enttäuscht und
flog von Julianes Schulter zu der von Alex. "Viel Glück, ich bin mir sicher, du
gehörst hierher."
"Keine Sorge, mich kriegt man nicht so leicht klein." Sprach die Prinzessin
zuversichtlich, schallte sich den Naviport um die Hüfte, reckte ihr den Daumen
entgegen und sprang gleich in die erste Tür.
"Na dann jetzt ich." Meinte Alea mit rasendem Herzen und besah sich noch einmal
alle Türen.
"Viel Glück, meine Prinzessin." Sagte Tenebrä, umschlang ihre Taille von
hinten und drückte sie an sich, dann flüsterte er ihr zu, so dass niemand
sonst es hören konnte. "Ich liebe dich und das werde ich auch wenn du nicht
Solis bist."
Diese Worte beflügelten Alea noch mehr, ihr Wille war jetzt kaum noch zu
brechen, nichts hätte sie jetzt aufhalten können, außer einem kleinen Einwand
von Stella.
"Willst du dich nicht erstmal umziehen Cowgirl?" Fragte sie und deutete auf
Aleas Sachen.
"Oh ja wäre wohl besser." Stimmte der Blondschopf zu und kaum eine Sekunde
später hatte sie ihre Sachen von Sweetsunrise an, danach schnallte auch sie
sich den Naviport als Gürtel um die Hüfte und nahm Kurs auf die Türen.
Nur schwer konnte Tenebrä sich von ihr lösen und sie gehen lassen, doch er
wollte es auch wissen, so setzte er sich zu Katrin mit der er sich schon beim
letzten Besuch sehr gut verstanden hatte und beobachtete Alea, wie sie sich
konzentrierte um eine Tür aus zu wählen.
"Viel Glück." Sagte Lilith plötzlich stand auf und legte ihre Hand sanft auf
Aleas Schulter. "Und bete, dass du die Prinzessin bist, sonst hast du nichts
mehr zu lachen, wenn du zurückkommst, denn dann brauche ich dich nicht und kann
dich ohne Reue erledigen, außerdem gehört Tenebrä wieder mir."
Alea sah Lilith unverwandt an, ihre Augen sprühten nur so vor Kraft und
Tatendrang, sie nahm die Hand der Dämonin von ihrer Schulter und umarmte sie,
Lilith wusste gar nicht was mit ihr geschah, sie wehrte sich nicht, es passierte
alles so schnell, wie von selbst bewegten sich Liliths Hände um Alea und nahmen
sie auch in den Arm.
"Ich würde mich sehr freuen deine Schwester zu sein, aber auch wenn ich es
nicht bin, war es mir eine Freude dich kennen gelernt zu haben." Wisperte Alea
und lockerte ihren Griff so dass sie der Dämonin in die Augen sehen konnte.
Lilith sagte nichts mehr sie war verwirrt und fühlte sich überrumpelt, sie
hatte Alea gerade gesagt, dass sie sie umbringen würde, wenn sie nicht Solis
ist und diese hat sich für ihre Bekanntschaft bedankt. Es war zu seltsam. Sie
hatte sogar schon einen Plan gemacht, Alea die Prüfung etwas schwieriger zu
gestalten und nun haderte sie mit sich selbst ob sie diesen auch durchziehen
wollte. Alea schloss indes ihre Augen und konzentrierte sich auf die Türen, sie
war sich sicher, dass ihre Intuition ihr schon verraten würde, welches die
richtige Tür war. Schließlich entschloss sie sich für die dritte Tür, aber
was sie dahinter erwartete, hätte sie niemals für möglich gehalten.
"So jetzt heißt es warten, das wird eine Weile dauern." Meinte Rufus und machte
es sich bequem. "Ihr bleibt doch so lange hier oder?"
"Natürlich, die Trägerin der Krone muss doch dann gleich gepiesackt werden."
Grinste Lilith und schlug ein Bein über das andere.
Ihr grinsen war gespielt, eigentlich machte sie sich Gedanken darum, dass sie
Alea nicht gewarnt hatte, denn ohne es zu wissen würde sie nun in ihr Verderben
rennen; als Lilith dem Blondschopf vorhin die Hand auf die Schulter gelegt
hatte, gab sie ihr etwas mit, das sie in den Kerkern gefunden hatte. Mit einem
geflüsterten Bann hatte sich ein kleines goldenes Armband um Aleas Handgelenk
gelegt und sollte nun dafür sorgen, dass sie ihre Kräfte nicht benutzen konnte
und so im Prinzip eine Normalsterbliche war.
"Wie lange hatte es eigentlich bei dir gedauert? Ich meine, bis du bei dem Altar
warst und den Job bekommen hast." Erkundigte sich Monja und saß immer noch auf
Alex' Schulter.
"Puh ... weiß nicht mehr genau ... ne Woche oder so." Erwiderte der Alte und
blickte in schockierte Gesichter. "Ich mein, ich beherrsche ja nur ein bisschen
weiße Magie und den Helikana."
"Ihr beherrscht die solarische Schwertkunst des Helikana? Ihr überrascht mich.
So weit ich weiß, war es nur wenigen Bewohnern der Sonne vorbehalten, diese
Kunst zu erlernen, wie kamt Ihr dazu?" Fragte Tenebrä und sah den Alten
erstaunt an.
"Du überraschst mich nicht weniger, interessierst dich für die Technologie der
Sonne und besitzt ein unglaubliches Wissen über unsere Geschichte, wenn du so
weitermachst, könnte ich mich damit abfinden, dass du ein Dämon bist." Meinte
Rufus und blickte fast freundlich zu Tenebrä. "Heute kann ich es natürlich
nicht mehr, aber früher habe ich sämtliche Techniken beherrscht, egal ob
Angriff oder Abwehr. Ich bin dem Meister bei der Arbeit aufgefallen, ihr glaubt
es vielleicht nicht, aber ich war mal ein ansehnlicher Bursche mit Muskeln so
hart wie Stahl und Reflexen wie eine Katze. Eines Tages kam er zu mir und fragte
mich was ich lieber tun würde, ob im Dienste des Königs arbeiten oder bei ihm
zu lernen."
"Und du hast das mit dem Trainieren gewählt oder?" Grinste Stella und kraulte
Drak.
"Nein, es war schon immer mein Traum dem König zu dienen und so sehr es mir
auch gefallen hätte beim Meister zu trainieren, sagte ich damals, dass ich
lieber dem König dienen würde. Der Meister war erstaunt über meine Antwort
aber keineswegs böse, er reichte mir die Hand und bat mich sein Schüler zu
werden, selbstverständlich lehnte ich nicht ab, denn dadurch stiegen meine
Chancen vom König genommen zu werden nur noch mehr." Widersprach Rufus und
grinste.
"Oh man, ihr Sonnenbewohner seid echt alle total verrückt." Erwiderte Stella
nur und schüttelte den Kopf.
"Als ob das Volk von Elestra normal wäre." Grinste der Alte und ließ auf
Kropfdruck eine Leinwand aus der Decke erscheinen. "Na wollen wir schon mal
sehen wie weit sie sind?"
"Klar, aber sag mal hast du das mit der Woche ernst gemeint?" Erkundigte sich
Stella etwas irritiert.
"Ja, ich habe eine Woche gebraucht bis ich wieder hier im Warteraum ankam."
Antwortete Rufus matt.
"Glauben Sie, dass die beiden auch so lange brauchen werden?" Fragte Tenebrä.
"Ich weiß es nicht, die Prüfungen sind unterschiedlich und sie sind
Elementarprinzessinen, man wird es ihnen sicherlich schwer machen. Es gibt fünf
Welten, die man zu durchreisen hat. In jeder Welt hat man eine Aufgabe zu
erfüllen und um in die nächste Welt zu gelangen muss man das entsprechende Tor
finden, was meist gar nicht so einfach ist. Nach der fünften Tür kommt man
dann nur in einen Raum mit einem Altar, darauf ist dann dieser Gegenstand zu
finden, von dem ich euch schon erzählt habe, er erscheint aber erst wenn man in
den anderen Welten alle Aufgaben gemeistert hat. Damals erhielt ich nach jeder
Prüfung einen kleinen Gegenstand, diese musste ich dann auf den Altar legen,
danach tauchte meine Dienstuniform auf." Erklärte Rufus und besah sich stolz
seine Kleidung.
"Aber was können das schon für Aufgaben sein, wenn sie jeden so gut
einschätzen können und ihm dann sein jeweiliges Schicksal zu schreiben. Ich
mein es muss ja schier unendlich viele Möglichkeiten geben sie zu bestehen."
Holte Katrin ihn aus seinen Träumereien.
"Ja und nein, es kommt nun mal auf den Charakter und das Verhalten des Menschen
an." Erwiderte der Alte nur.
"Moment, auf den Charakter und das Verhalten, aber dann kann dieser Test doch
höchstens sagen, wer die geeignetere Prinzessin wäre und nicht wer die wahre
Solis ist." Bemerkte die Wasserprinzessin.
"Vergiss nicht es ist viel Magie darin, im Prinzip kann bereits jede Welt für
sich fühlen, wer du bist." Antwortete Rufus und sah dann auf die Leinwand. "Und
jetzt seid still, wir wollen doch sehen wie sie sich schlagen."
Zu sehen waren zwei Bilder, klar und gestochen scharf; zur rechten watete
Juliane durch einen Sumpf und zur linken war nur Nebel zu sehen, also blickten
alle gebannt zu Juliane, die bereits kampfbereit ihr Schwert gezückt hatte und
auf ihre Aufgabe wartete. Der Boden war feucht und gab leicht nach, die Bäume
hatten keine Blätter mehr, sie wirkten tot und beängstigend. Juliane wanderte
auf einem halbwegs festen Pfad neben den großen und weit gestreckten Seen, die
jedoch alles andere waren als klar und einladend, sie waren schwarz wie die
Nacht, blubberten und rochen nach verfaulten Eiern. Hinter jedem Baum ahnte die
Prinzessin einen Gegner oder irgendeine andere unerwartete Gefahr, doch nichts
geschah. Mit der Zeit wurde es Juliane zu langweilig, sie steckte ihre Waffe weg
und patschte seelenruhig weiter bis sie zu einem Koloss von Baum kam, dem
einzigen der noch Blätter hatte und mitten in so einem schwarzen See wuchs.
Seine Blätter waren groß wie Suppenteller und ebenso schwarz wie die Brühe,
in der er stand und seine Rinde zierten golden gekringelte Muster. Doch Eines
verwunderte Juliane noch mehr, mitten in der Krone des Ungetüms lag ein kleines
dreckiges Mädchen und schlief, sie trug ein kurzes graues Kleid, das ihr nur
knapp über den Knien hing, ihre anscheinend blonden Haare waren vollkommen
verfilzt und überall in ihnen klebten kleine Dreckklumpen.
"Hey Kleine ist alles ok?" Rief die Prinzessin und sah sich nach einem Weg zu
dem Baum um, doch nirgends war auch nur ein Brett oder Ast als Brücke zu sehen.
Das Mädchen rieb sich die Augen und richtete sich auf. Sie musterte Juliane und
sah ihr unverwandt in die Augen, so als ob sie in ihnen lesen könnte.
"Ja und bei dir?" Erwiderte sie grinsend.
"B-bei mir?" Stammelte die Prinzessin und war etwas durcheinander aufgrund des
selbstbewussten Auftretens der Kleinen, sie hatte gedacht, dass sich die Kleine
fürchten würde oder ganz und gar schon tot war, aber mit so einem lebendigem
kleinen Quirl hatte sie nicht gerechnet. "Auch alles ok."
"Suchst du etwas?" Fragte die Kleine und tapste mit ihren nackten kleinen
Füßen von einem Ast zum nächsten.
"Ja aber dabei wirst du Knirps mir sicherlich nicht helfen können ..."
Erwiderte Juliane er flüsternd doch trotzdem laut genug, dass es die Kleine
hören konnte.
"Ich bin Kairi und kenne mich hier am besten aus, ohne mich wirst du dich in
diesem Sumpf verirren, sag mir nur was du suchst und ich werde dich hinführen."
Gab das kleine Mädchen an und posierte im Baum. "Wer bist du eigentlich? Ich
habe dich noch nie hier gesehen."
"Mein Name ist Solis und im Übrigen bezweifle ich, dass ein kleines Mädchen
wie du, mir das zeigen kann was ich suche." Meinte die Prinzessin und setzte
ihren Weg fort.
Kairi sah ihr traurig nach und legte sich dann wieder hin. Juliane wusste was
sie konnte und wollte sich nicht von solch einem Zwerg in der Gegend herum
führen lassen. In der Ferne konnte sie Lichter erkennen und Gesänge hören,
die Sprache war ihr Fremd doch die Melodie wirkte einladend, also rannte sie ihr
entgegen. Als sie bei den Lichtern ankam, stand sie in einem kleinen Dorf. Die
Menschen dort feierten anscheinend gerade irgendetwas, denn sie saßen alle an
langen Tischen und aßen gemeinsam, nebenher loderte ein riesiges Lagerfeuer und
sorgte für Licht. Kleine Fackeln standen auf Pfählen und umkreisten die
heitere Gruppe, erwatungsvoll ging sie zu den Leuten, als diese sie bemerkten
verstummte der Gesang und ein kleiner etwas pummeliger Man trat auf sie zu.
"Bist du ein Geist des Sumpfes? Wir haben unsere Schulden doch vorhin erst
bezahlt. Dein Boss hat gesagt, es würde ihm erstmal genügen. Also geh! Ich
bitte dich, geh!" Sagte er und deutete ihr mit einigen abwertenden
Handbewegungen an, dass sie gehen solle.
"Ich bin kein Geist, aber was meinen sie mit Schulden und wessen Boss?"
Erkundigte sich Juliane und witterte schon ihre erste Aufgabe.
"Du bist kein Geist? Dann entschuldige meinen etwas barschen Empfang, setzt dich
doch zu uns, du bist sicherlich erschöpft von der Reise." Sagte er dann
aufatmend und führte sie an einen der Tische heran.
"Tut mir Leid aber ich habe dafür keine Zeit, ich würde nur gerne wissen von
wem sie da eben gesprochen haben?" Erkundigte sich Juliane und sah in die
illustere Runde.
"Dieser Sumpf ist verflucht, er wird von dem Geist eines mächtigen Drachen
beherrscht. Dieser kommt jeden ersten Sonntag im Monat in unser Dorf und fordert
eine Jungfrau, dafür garantiert er uns, dass kein Geist seines Sumpfes unser
Dorf überfallen und uns die Seelen stehlen wird." Erklärte der Mann und sah
traurig auf seinen Teller. "Diesen Monat war mein Sohn dran."
Juliane kam diese Geschichte irgendwie bekannt vor, es ist doch jedes Mal
dasselbe, irgendein Monster bedroht ein Dorf und fordert ein Opfer ein, die
Menschen haben Angst und bezahlen immer pünktlich bis endlich ein strahlender
Held kommt, sie von dem Monster befreit und dann die unendliche Dankbarkeit und
den gesamten Reichtum des Volkes erhält.
"Wo lebt denn dieses Monster?" Grinste Juliane und freute sich schon riesig auf
einen kleinen Kampf.
"Im Sumpf." Antwortete der kleine Mann.
Die Prinzessin traute ihren Ohren nicht, was für eine informative Antwort, mit
der Beschreibung würde sie ihn gewiss im Nu finden.
"Und wo genau?" Fragte die Prinzessin und verlor allmählich die Beherrschung.
"Warum willst du das denn wissen?" Erwiderte er schockiert und sah von seinem
Teller auf.
"Ich werde diesen Drachen besiegen, wenn ich weiß wo er zu finden ist!"
Erklärte Juliane und knirschte mit den Zähnen.
Warum konnte er ihr nicht einfach sagen, wo dieses Vieh sich befindet; nein, er
muss erst noch drum herum reden und blöde Gegenfragen stellen.
"Das ist doch ein schlechter Scherz, eine kümmerliche Frau wie du will den
großen Kysa besiegen?" Lachte der Mann und hielt sich den wankenden Bauch. "Gut
wenn du meinst, er lebt in einer Höhle in der Mitte des Sumpfes ... viel
Glück, aber sage nicht ich hätte dich nicht gewarnt."
Sofort stand Juliane auf, sie war beleidigt, wie konnte er es wagen sie als
,kümmerliche Frau' zu bezeichnen. Sie war eine Prinzessin, stark und mächtig.
Sie würde es ihm schon beweisen, wie leicht sie ihn besiegen konnte. Mit festem
Schritt stapfte sie voran, bis sie erneut an dem Baum mit dem Mädchen
vorbeikam, jedoch war sie nun nicht mehr dort. Juliane sah sich um, und fragte
sich, wie die Kleine von dem Baum gekommen war ohne durch die Brühe gepaddelt
zu sein. Schulterzuckend ging sie weiter und beobachtete ihre Umgebung, hier
irgendwo musste doch diese Höhle sein.
"Boah ist ja spannender als jeder Thriller." Grinste Stella und beobachtete
weiter gebannt die Leinwand.
"Ja nur schade, dass man bei Alea immer noch nichts sieht." Beschwerte sich
Katrin.
"Vielleicht ist ja auch die Kamera kaputt." Meinte Rufus und versuchte ein
klareres Bild zu bekommen.
"Die Kamera? Haben sie denn keine Carolyten?" Fragte Tenebrä missbilligend.
"Natürlich wir haben sie sogar weiterentwickelt, aber solche magischen Kugeln
funktionieren in diesen Welten nicht, da muss diese niedere Technik herhalten."
Erklärte der Alte. "Vielleicht sehen wir ja später etwas von ihr."
Alea war immer noch in dem nebeligen Wald, alles roch frisch und süßlich, das
Gras war nass und das leise Rauschen des Windes lies es erzittern. Der
Blondschopf konnte kaum die Hand vor Augen sehen und musste schon Bekanntschaft
mit so einigen Bäumen machen, bis sie auf einmal ein Geräusch vernahm. Hufe
und die Räder eines Wagens donnerten auf sie zu, sie kamen immer näher, doch
sie konnte nicht zuordnen von wo diese Geräusche kamen, was sollte sie also
tun? Sie sprang hoch und wollte fliegen, doch ihre Flügel erschienen nicht und
so landete sie wieder im Gras. Sie sah sich um, doch nicht einmal ein Baum war
in der Nähe, auf den sie sich hätte retten können. Plötzlich erschien aus
dem Nebel eine Pferdekutsche, die Tiere hatten kurzes glänzendes Schwarzes Fell
und eine kleine weiße Blässe, als sie Alea sahen, scheuten die Tiere, stellten
sich auf ihre Hinterbeine und stiegen empor, dann standen sie ruhig und
beobachteten Alea.
"Los ihr vermaledeiten Viecher sonst seit auch ihr tot." Rief eine krächzende
Männerstimme und man hörte eine Peitsche knallen.
Doch die Tiere blieben stehen und bewegten sich nicht einen Zentimeter weiter.
Ein alter Mann, der in einen schwarzen Mantel gehüllt war, stieg geschwind vom
Kutschbock um nach zu sehen, weshalb die Tiere die Weiterfahrt verweigert
hatten. In dem Moment als er Alea sah, wurde sein Blick starr und er fiel auf
die Knie.
"Göttin des Waldes, ich bitte Euch rettet uns vor dem Monster, es will uns
zerfleischen." Flehte der Mann und betete zu Alea.
Der Blondschopf sah verwirrt zu dem Mann, schritt auf ihn zu und kniete sich zu
ihm.
"Stehen Sie doch bitte auf, ich werde sehen was ich für sie tun kann."
Lächelte Alea und half dem Mann auf.
Er sah sie verwundert an und deutete mit zittriger Hand zum Ende der Kutsche, wo
bereits ein haariges Monster stand, dass sie mit roten funkelnden Augen
beobachtete hatte. Furchtlos ging Alea auf das Wesen zu und wollte ihren Stab
erscheinen lassen um kampfbereit zu sein, doch es funktionierte nicht, also ging
sie unbewaffnet immer weiter auf die Bestie zu, deren Blick sie pausenlos
verfolgte.
"Percy? Warum fahren wir nicht weiter? Ich habe Angst, das Monster wird uns
finden und zerreißen." Jammerte eine kleine Stimme aus der Kutsche.
Das haarige Etwas sah in die Richtung aus der die Laute gekommen waren und als
sich die Tür der Kutsche öffnete, trat es blitzartig aus dem Schatten der
Droschke hervor und wollte seine Krallen in dem Fleisch des kleinen Mädchens
versinken lassen, doch Alea hatte sich dazwischen geworfen, so dass die Krallen
des Monsters sich im Holz der Tür verfingen und es nun jammernd dort fest hing.
"Ist mit dir alles ok?" Erkundigte sich Alea und lockerte ihren schützenden
Griff.
"Ja." Sagte die Kleine und machte große Augen.
Das Mädchen war anscheinend eine Prinzessin oder ähnliches, ihr Kleid war
überall mit Rüschen und Spitzen benäht, ihre feuerroten glänzenden Haare
lagen ihr offen auf den Schultern und ihre rehbraunen Augen wirkten trotz des
staunenden Ausdrucks sehr stolz und erhaben. Die kleine Erinnerte Alea etwas an
Stella auch wenn in ihren Augen nicht das Feuer zu sehen war, dass der
Blondschopf von ihrer Freundin kannte. Langsam stand Alea auf und half auch dem
kleinen Mädchen auf, sorgsam putzte sie ihr das feine Kleid sauber und
streichelte ihr über die Wange.
"Du brauchst keine Angst mehr zu haben, ich werde auf dich aufpassen." Lächelte
Alea und ging dann wieder verwegen auf das Getier zu.
Die Bestie jammerte und versuchte sich zu befreien, nun wo sie festsaß, konnte
man genau sehen was es für ein Wesen war beziehungsweise welchen es ähnelte,
denn anscheinend waren in ihm mehrere Tiere vereint. Es besaß einen schmalen
Kopf mit feurigroten Augen, zwei leicht gebogenen Hörnern und einer kurzen
Schnauze mit riesigen Beißern, sein Körper wirkte sehr schnittig trotz seiner
enormen Größe und seine Tatzen wären groß genug um das kleine Mädchen
darunter zu begraben, sein langer dünner Schwanz zuckte wild umher und
peitschte hier und da kleine Narben in den Boden. Es knurrte Alea an und
fletschte die Zähne, dass ihm der Speichel aus dem Maul floss, ab und zu holte
er auch mit seiner freien Pranke nach ihr aus und wollte sie mit seinem Schwanz
peitschen, doch Alea stand zu weit entfernt, als dass er sie hätte treffen
können.
"Gehen Sie mit der Kleinen bitte etwas außer Reichweite! Ich werde versuchen es
zu beruhigen, damit Sie dann weiterfahren können." Sagte Alea und ohne von dem
Getier auf zu sehen.
"Auf dem Kutschbock liegt ein kleiner Dolch, damit könnt Ihr ihn zur Strecke
bringen, Göttin." Erwiderte Percy, der Butler des Mädchens, nahm die kleine an
die Hand und verschwand mit ihr hinter einem Gebüsch.
"Nein, den werde ich nicht brauchen ..." Meinte Alea und ging näher auf die
Bestie zu.
Sie half dem Wesen seine Krallen aus der Tür zu bekommen und bekam dabei einen
harten Schlag gegen die Schulter. Als sie die Bestie befreit hatte, begann die
kleine spitze Schreie aus zu stoßen, womit sie die Aufmerksamkeit des Wesens
auf sich lenkte. Es hielt kurz inne und rannte dann zu dem Gebüsch, hinter dem
sich die beiden versteckt hatten, doch noch bevor das Wesen sie erreicht hatte,
waren sie aufgesprungen und versuchten nun davon zu rennen.
"Göttin, warum habt Ihr das getan? Nun wird das Monster uns vernichten."
Jammerte der Butler.
Doch Alea sagte nichts, sie rannte ihnen hinterher und zog sich währenddessen
ihren Umhang aus. In einem günstigen Moment warf sie ihm den Umhang über den
Kopf und schwang sich auf dessen Rücken, womit ein wahrer Höllenritt für Alea
begann. Das Wesen schleuderte seinen Kopf hin und her, es sprang wild durch die
Gegend und versuchte mit allen Mitteln Alea von seinem Rücken zu werfen. Sie
versuchte immer wieder ihm gut zu zureden doch es half nichts, sie musste ihn
wirklich irgendwie außer Gefecht setzen, doch noch bevor sie handeln konnte,
lief das Getier gegen einen Baum und sie flog in hohem Bogen über das Wesen
hinweg. Mit schmerzendem Kopf stand Alea wankend auf und sah nach dem Getier,
dem es noch schlimmer ging als ihr, eine große Wunde klaffte auf seiner
Schläfe und der Umhang lag quer über ihm verteilt. Vorsichtig strich der
Blondschopf ihm über den Kopf und wollte seine Wunde heilen, doch das Wesen
zuckte zurück und schlug erneut nach Alea aus. Es stand auf und wankte, es
schnappte und krallte wie wild nach ihr, doch traf er sie nicht. Langsam setzte
sich Alea und streckte ihre Hand nach seiner Wunde aus, dann geschah es das
Wesen biss zu, der Blondschopf kniff die Augen zusammen und versuchte ihn mit
der anderen Hand zu heilen, doch es gelang ihr nicht. Ihr Arm brannte und ihre
Schulter schmerzte, aber sie wollte dem Wesen nicht wehtun, wer weiß was es so
wild gemacht hatte. Mit einem alles durchdringenden Blick sah sie ihn an, ihre
Blicke trafen sich und die Bestie wurde ruhiger, ihr Biss lockerte sich und sie
ließ Aleas Arm frei. Schwer erschöpft sackte das Wesen in sich zusammen und
jaulte, wegen der Schmerzen. Sorgsam knüllte Alea ihren Umhang zusammen und
tupfte zärtlich über die Wunde des Getiers, es wehrte sich nicht und machte
auch sonst keine weiteren Anstalten Alea an zu greifen oder über sie her zu
fallen.
"Göttin, Ihr habt es geschafft die Bestie zu besänftigen vielen Dank." Meinte
Percy und trat mit der kleinen aus seinem Versteck. "Oh Gott, Ihr seid
verletzt."
"Sei still Percy, es will schlafen." Sagte die kleine und sah zu Alea, auf deren
Schoß der Kopf der Bestie lag.
"Jawohl Maylady." Sagte der Butler und schwieg.
"Oh verzeiht Götten, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist
Claire, ich bin die Prinzessin dieses Landes und das ist mein Butler Percy."
Erklärte die Kleine, machte einen Knicks und fuhr fort. "Wir waren nach einem
kleinen Spaziergang auf dem Weg zurück zum Schloss als plötzlich dieser
merkwürdige Nebel aufkam und wir ein Heulen in unserer Nähe vernahmen, es
verfolgte uns, aber wir wussten nicht warum."
"Ihr habt Blumen und Honigwabenreste bei Eurem Spaziergang gesammelt, dass habe
ich vorhin gesehen, als ich seine Krallen befreit hatte, mehr wollte er nicht.
Euch hatte es angegriffen, weil es sich über Eure plötzliche Stimme erschreckt
hatte und als es dann in der Tür fest hing, war es vollkommen verängstigt."
Erklärte Alea und streichelte das Wesen sanft.
"Göttin, begleitet uns zum Schloss, dort können wir dieses Wesen besser
pflegen und auch Eure Wunden versorgen." Bat Claire und sah Alea mit bettelnden
Augen an.
"Zu erst muss ich etwas klar stellen, ich bin keine Göttin, mein Name ist Alea
und ich bin gerade dabei eine Prüfung zu absolvieren, dann habe ich eine Bitte
an Euch Prinzessin, würdet Ihr Euch zutrauen, Euch alleine um es zu kümmern?
Ich habe nämlich noch eine Aufgabe zu erledigen." Meinte Alea und versuchte auf
zu stehen, doch der Sturz und die Schmerzen in Arm und Schulter, hatten sie zu
sehr geschlaucht, so dass sie wieder in sich zusammen sackte.
"Seltsam Ihr seht aber genauso aus wie die Göttin des Waldes." Wunderte sich
Percy.
"Wenn Ihr nicht die Göttin seit, darf ich dann ,du' zu Euch sagen?" Fragte
Claire und sah, dass Alea mit einem Nicken antwortete, dann fuhr sie fort.
"Danke, nun ... aber ich seh doch, dass es dir nicht gut geht außerdem habe ich
alleine Angst vor dem Wesen, bitte komm mit uns."
Alea seufzte, sie war sich nicht sicher, eigentlich hatte sie doch diese Aufgabe
zu bestehen, aber wenn Claire wirklich noch Angst vor dem Getier hatte, konnte
sie die Kleine nicht mit ihm alleine lassen, so nickte sie zustimmen, denn auch
das Wesen sah sie bettelnd an.
"Als ersten sollten wir ihm einen Namen geben, es ist nämlich ein ER." Warf
Percy ein und besah sich das Wesen.
"Wie wäre es mit Brutus?" Schlug Claire vor.
"Nein, das ist ein Hundename, wie wäre es mit Zottel, ich mein das würde zu
seinem Aussehen passen." Grinste der Butler.
"Nein, er hat bereits einen Namen." Sagte Alea, sah dem Wesen in die Augen und
fuhr ihm durch das Fell. "Xanaru."
Das Wesen fühlte sich sofort angesprochen und rappelte sich auf, es konnte
mittlerweile besser stehen als Alea und stellte sich sogar bereit sie bis zur
Kutsche zu stützen, aber sie krauelte ihn nur, zog sich ihren blutverschmierten
Umhang über und wankte alleine bis zur Kutsche.
"Er hat sofort auf den Namen gehört, den du gesagt hast, wie hast du das
gemacht? Ich mein bei unseren Vorschlägen hat er nicht mal mit der Wimper
gezuckt." Fragte Claire, die neben Alea her lief.
"Er hat darauf gehört, weil es sein Name ist." Erwiderte Alea und lehnte sich
gegen die Kutsche.
"Ja aber woher wusstest du, dass er so heißt?" Erkundigte sich die kleine
Prinzessin.
"Er hat es mir gesagt." Meinte Alea und wollte gerade in die Kutsche steigen als
Xanaru ihr anbot auf ihm zu reiten.
"Aber er kann doch gar nicht sprechen." Widersprach Claire und stieg ein.
"Prinzessin, das ist Telepathie, Gedankenübertragung." Erklärte Percy und
stieg auf seinen Kutschbock. "Dann ab nach Hause."
Mit diesen Worten ging es auch schon los, Alea ritt auf Xanaru nebenher, die
kleine Prinzessin beobachtete Alea genau und warf ihr einige bewundernde Blicke
entgegen, sie wirkte so stolz und erhaben, aber auch irgendwie sanft und
zerbrechlich. Claire war sich sicher, dass Alea doch die Göttin oder zumindest
eine Prinzessin sein musste, es umgab sie so etwas Anziehendes und
Faszinierendes. Die gesamte ließ sie Alea nicht aus den Augen, die kleine
Prinzessin vermutete, dass Alea sobald sie wegsehen würde ihre Flügel
ausbreiten würde um sich zu strecken.
"Brrr." Sprach Percy zu den Pferden und hielt vor der großen Pforte des doch
recht kleinen Schlosses (im Vergleich zu dem von Solis). "So wir sind da,
Prinzessin würdet ihr unsere Gäste bereits herein führen? Ich werde dann
gleich die Pferde versorgen."
Das Schloss war ein lang gezogenes Gebäude mit drei kleinen Türmen, jetzt in
der Dunkelheit konnte man seine wahre Größe nur erahnen, es war in einem
sanften Zitronengelb gestrichen und den Eingang zierten schneeweiße Säulen,
eine vierstufige Treppe führte zur Eingangspforte und war genauso weiß wie die
Säulen.
"Ausnahmsweise." Sagte Claire und tat beleidigt. "Komm Alea ich zeig dir mein
Schloss."
"Dein Schloss?" Fragte eine Männerstimme, der dazugehörige Körper stand in
der Tür und sah äußerst stattlich aus.
Er hatte wildes dunkelbraunes Haar, das ihm zum Teil ins Gesicht hing und im
Nacken zu einem kleinen Pferdeschwanz zusammen gebunden war, seine Augen hatten
dieselbe dunkelblaue Farbe, wie die von Tenebrä und nahmen Alea sofort
gefangen. Er trug ein weißes weites Hemd, nur halb zugeknöpft und mit weiteren
Ärmelenden an den Handgelenken, des weiteren hatte er eine enge dunkelblaue
Hose und schwarze kniehohe Stiefel an, was sie seltsamerweise sehr an ihre erste
Begegnung mit Tenebrä erinnerte.
"Das ist mein Bruder." Seufzte Claire und verrollte die Augen, dann flüsterte
sie Alea etwas zu. "Er ist recht eingebildet und liebt große Auftritte, aber
auch sehr fürsorglich und gebildet."
"Ich bin Prinz Enro Ginzo Liretti der dritte und Ihr Maylady, wie ist euer
werter Name? Venus oder Aphrodite?" Sprach er, trat elegant auf Alea zu und gab
ihr einen Kuss auf die Hand.
Tenebrä war der erste, der Alea auf diese Weise begrüßte, es hatte sie schon
bei ihm sehr beeindruckt, sie ließ es sich gerne gefallen und knickste vor dem
Prinzen.
"Sie heißt Alea und hat mir das Leben gerettet." Nahm Claire ihr die Antwort
ab.
"Ah welch reizender Name, aber kann sie nicht alleine sprechen, dass du ihr
alles vorquasseln musst?!" Fragte Enro und verwuschelte die Haare der kleinen
Prinzessin. "Unsere Eltern haben sich schon Sorgen um dich gemacht, wo du
bleibst, deshalb sind sie los um dich zu suchen."
"Mh die kommen schon noch wieder ... komm Alea ich zeig dir das Schloss!" Meinte
die kleine, packte Aleas Hand und wollte sie in das Haus führen als dem
Blondschopf schwarz vor Augen wurde und sie zusammenbrach.
"Och man das ist ja langweilig, bei Alea sieht man immer noch nichts und Juliane
watet jetzt schon seit was weiß ich wann durch die Walachei!" Beschwerte sich
Stella.
"Ich habe euch doch gesagt, dass es eine Weile dauern kann." Erwiderte Rufus und
ließ wie von Zauberhand Tassen mit Kaffee, kleine Teller, Gabeln und ein Blech
mit Kuchen erscheinen. "Bedient euch, das kann noch einige Zeit dauern."
"Wie viel denn ungefähr? Ich mein, wenn Alea und Juliane heute Nacht nicht
wieder zu Hause sind wird das nicht weiter auffallen glaube ich, aber wenn sie
auch morgen früh nicht da sind, wüsste ich nicht wie sich das vertuschen
lässt." Warf Tenebrä ein.
"Oh na ja ich mein, sie haben beide magische Kräfte, aber ob sie es bis heute
Abend schaffen ich weiß nicht ... ich mein, ich war wesentlich älter, als ich
den Test machte und stand erst nach drei Tagen wieder hier in dem Raum."
Überlegte Rufus.
"Moment mal, hatten sie nicht was davon gesagt, dass sie eine Woche gebraucht
hätten?" Mischte sich nun auch Monja wieder in das Gespräch ein.
"Ja, ihr müsst wissen, dass die Zeit hinter den Türen wesentlich schneller
vergeht, als hier bei uns, ich verbrachte also eine Woche hinter einer der
Türen und kam nach drei Tagen in diese Welt zurück." Erklärte der Alte.
"Tja dann fürchte ich brauchen wir einen Notfallplan oder was sagst du Monja?"
Wendete der Dämon ein.
"Juli schafft es bis heute Abend und falls nicht, wissen ihre Bandmitglieder ja
wo sie steckt, wir hatten gestern noch lange darüber gesprochen, sie wissen
nämlich alles und kennen sie sehr gut, sie wissen was sie sich alles zutrauen
kann." Knurrte Monja Tenebrä an.
"Hey ganz ruhig kleine Giftnudel, er hat dir doch nichts getan." Verteidigte
Lilith ihren Bruder.
"Pah ich mag euch Dämonen nicht, fertig." Gab Monja nur wieder und
verschränkte ihre Arme.
"Deine Einstellung gefällt mir, aber vergiss nicht, Prinzessin Lilith ist nur
zur Hälfte eine Dämonin." Sagte Rufus und war mit ihr - was Tenebrä anging -
einer Meinung.
"Ok, dann brauchen wir nur nen Plan falls Alea nicht rechtzeitig rauskommt."
Grinste Stella und probierte alle zwei Sekunden eine andere Position auf der
Couch aus.
"Lilith würdest du?" Bat Tenebrä und sah seine Halbschwester bittend an.
"Nein vergiss es, das ist widerlich!" Meinte Lilith und schüttelte ihren Kopf.
Die anderen verstanden nur Bahnhof und sahen irritiert zu Tenebrä, der die
Blicke schnell deutete und begann zu erklären:
"Lilith könnte für Alea einspringen und wir sagen, dann einfach, dass Lilith
krank ist."
"Tenebrä ... ich will ja nicht über deinen Plan meckern, aber sie sieht Alea
ja nicht mal ansatzweise ähnlich!" Beschwerte sich Stella und betrachtete die
Dämonin.
"Wenn es nur ums Aussehen gehen würde, wäre das ja nur halb so schlimm, aber
Lilith hat wesentlich mehr Selbstvertrauen als Alea und weiß äußerst
geschickt mit ihren Reizen um zu gehen ... was ich bis jetzt so mitbekommen
habe!" Ergänzte Katrin und blickte kritisch zur Dämonin.
"Tja das mit dem Verhalten ist wirklich ein Problem aber das mit dem Aussehen
nicht, sie besitzt die Fähigkeit sich in jeden beliebigen Menschen zu
verwandeln, nur ihre Stimme und ihre Augen bleiben so wie jetzt ... wenn Alea
also bis heute Nacht nicht wieder hier sein sollte, müsste sie für Alea
einspringen." Erläuterte Tenebrä.
"Ist ja cool zeig mal!" Fuhr es aus Stella und sie setzte sich aufrecht hin.
Lilith seufzte, stand auf und bereits als sie stand, sah sie Alea zum
verwechseln ähnlich, nur ihre goldgelben Augen konnten sie verraten, wobei es
nicht nur an der Farbe lag sondern auch noch an ihrem Blick, der so
verführerisch und herausfordernd war, dass ihr in der Schule bereits viele
männlichen Herzen erlagen. Nun stand auch Tenebrä auf und deutete seiner
Halbschwester an mit ihm vor die Tür zu gehen. Die anderen sahen sich fragen
an, blieben aber sitzen und wandten sich wieder dem Bildschirm zu.
Draußen vor der Tür stand Tenebrä nun seufzend mit seiner Schwester, er hielt
ihre Augen mit der rechten Hand zu und als er sie wieder wegnahm hatte Lilith
grüne Augen, dasselbe Grün, wie das von Alea.
"Und meine Stimme?" Grinste Lilith und zwinkerte ihn mit Aleas Augen an.
"Ja, genau davor sträube ich mich noch, die bekommst du erst, wenn Alea bis
heute Abend nicht hier sein sollte." Erklärte Tenebrä und sah in alle
möglichen Richtungen aber nicht zu Lilith, den mit dem Körper von Alea wirkte
sie irgendwie anders, hätte sie jetzt auch noch ihre zarte Stimme würde er
wohl durchdrehen, denn wie immer trug die Dämonin nur das nötigste, was hieß
Unterwäsche und ein kurzes transparentes Kleid.
"Und ich weiß warum du dich davor sträubst ..." Hauchte Lilith ihm entgegen
und fuhr zärtlich über seine Wange, dann presste sie ihre Lippen auf die
seinen und umschlang ihn mit ihren Armen.
Noch bevor Tenebrä reagieren konnte sprang die Tür auf und Rufus trat heraus,
als er die beiden so sah, stieg in ihm der Zorn hoch und er fuhr den Dämon an.
"Ich dachte du liebst diese Alea, was willst du von der Prinzessin, nimm deine
widerwärtigen Finger von ihr!" Schimpfte er und schwang seinen Krückstock
umher.
"Nein, sie verstehen das falsch ... ich habe nicht ..." Sagte Tenebrä nachdem
er sich aus Liliths Griff befreien konnte und wich gekonnt den Schlägen des
Krückstockes aus.
"Verschwinde aus dem Schloss oder ich vergesse mich!" Drohte der Alte und zeigte
zum Weg des Fahrstuhls.
"Ist ja gut." Sprach Tenebrä und teleportierte sich fort.
"Geht es Euch gut Prinzessin? Kommt wieder mit rein, mal sehen ob eine der
beiden Eure Schwester ist." Sagte Rufus sanft und führte sie wieder in den
Raum.
Lilith setzte sich stillschweigend und mit einem frechen und hinterhältigen
Grinsen auf den Lippen wieder auf ihren Stuhl und beobachtete mit den anderen
weiter Julianes Werdegang, denn bei Alea war immer noch nichts zu sehen.
"Was war das denn eben? Wo ist denn Tenebrä?" Erkundigte sich Stella, die die
Schreie von Rufus gehört hatte und sich nun wunderte wo der Dämon steckte.
"Ach der ... ich dachte schon er wäre anders als sein Vater, aber diese
Dämonen sind doch alle gleich, haben nur das eine im Kopf, denen ist doch egal
von wem sie es bekommen." Brabbelte der Alte und setzte sich auch wieder hin.
Endlich hatte Juliane es geschafft oder glaubte dies zumindest, denn sie stand
vor einer düsteren Höhle, deren inneres Blutrot schimmerte und alles andere
als einladend wirkte. Gelassen ging sie hinein und ließ eine kleine Flamme
erscheinen um sich in der Dunkelheit zu Recht zu finden. Die Wände glitzerten
und funkelten als wären kleine Edelsteine darin verwachsen, hier und da sah man
auch mal einen Blutfleck an der Wand oder konnte einzelne Knochen auf dem Boden
sehen, die entweder zersplittert oder sehr angefressen aussahen. Die Höhle
führte immer weiter in die Dunkelheit der Erde, tiefer und tiefer, doch hier
wurde der Nebel immer weniger bis er nur noch eine Art dünne Suppe am Boden
war. Juliane seufzte schwer, sie hatte sich das ganze anders vorgestellt,
mittlerweile hatte sie sich aus Langeweile einen Schädel genommen und kickte
ihn vor sich her, bis er plötzlich in der Dunkelheit verschwand und irgendwo
runter purzelte, man hörte nur das Knacken einiger Knochen und schließlich das
Scheppern des Schädels. Dann herrschte eine angespannte Stille, Juliane wartete
ab, was sich tat und hielt in ihrer Bewegung inne, vorsichtig ließ sie die
Flamme etwas wandern und konnte sehen, dass sie in einer Art Torbogen zu einer
größeren Halle oder ähnlichem stand, denn der Hall des Schädels verriet
dies, doch direkt vor ihr tat sich ein tiefer Abgrund auf, der mit Knochen nur
so gesäumt war.
"Wer wagt es mich in meiner Ruhe zu stören?" Hallte eine raue rauchige Stimme
aus der Dunkelheit und plötzlich entflammen lauter kleine Fackeln an den
Wänden der Höhle, so dass Juliane nun genau sehen konnte, wo sie sich befand,
der Gang durch den sie gekommen war, war ja schon riesig aber dieser "Saal" vor
dem sie sich nun befand, übertraf alles bei weitem, der Tanzsaal des Schlosses
würde hier wohl mindestens zwei bis dreimal hereinpassen.
"Ich bin Solis, die Prinzessin der Galaxien und fordere dich zum Kampf heraus!"
Rief Juliane mutig und packte ihr Schwert.
"Du kleines Wesen willst mich herausfordern? Das ich nicht lache, geh zurück zu
deiner Mama und lass mich weiter schlafen." Sagte die Stimme und machte sich
über Juliane lustig.
"Du hast ja nur Angst dich mit einer großen Kriegerin wie mir an zu legen!"
Sagte Juliane geschickt und lockte den Besitzer der Stimme somit aus seinem
Versteck.
"Ich habe keine Angst, ich bin unsterblich und unbesiegbar." Sprach das Wesen
und flog aus dem Schatten der Schlucht hinauf in das Licht der Fackeln.
"Du bist ein Skelett?!?!" Staunte Juliane und musste sich ein Lachen verkneifen.
Dieses so genannte Monster war nur ein Skelett mit hier und da noch ein paar
Hautfetzen, zwar war es einfach riesig und hätte nur schwer in den Garten des
Schlosses gepasst doch keineswegs furcht erregend, wie Juliane fand.
"Ja jetzt noch aber in kaum einer Stunde bin ich wieder ein richtiger Drache und
werde dich wie all die anderen töten." Grinste das Skelett. (sofern man das bei
einem Skelett sehen kann ;D)
"Du glaubst doch nicht, dass ich es soweit kommen lasse oder?" Lachte Juliane
und setzte die gesamte Höhle in Flammen.
"Was nein ... wie hast du das gemacht?" Sagte das Skelett und sah sich
ängstlich in seiner Höhle um, die überall brannte.
"Ich bin eine Feuerprinzessin und dein Vollstrecker!" Grinste die Prinzessin und
stürmte nun auf den Drachen zu, doch der Angriff ging nach hinten los, jeder
Schwerthieb ließ ihn unversehrt und der Drache konnte nur lachen.
"Na und ich bin ein Drache du Dummchen, als ob mir die Flammen etwas anhaben
würden, das ich nicht lache." Spottete das Skelett über sie, es hatte seine
Angst nur gespielt und sich Juliane nun geschnappt und in einen Knöchernen
Käfig gesteckt. "Du wirst meine erste feste Nahrung sein, sobald ich wieder ein
ganzer Drache bin."
"Verdammt und was jetzt ... was ist eigentlich wenn keine von beiden die
Prinzessin ist?" Erkundigte Monja sich etwas beängstigt.
"Tja dann können sie glücklich sein, wenn sie mit dem Leben davon kommen."
Grinste Rufus und jagte Monja damit einen riesigen Schrecken ein.
"Waaaas? Können wir nicht irgendwie eingreifen?" Fragte die Elfee aufgeregt.
"Beruhige dich, deine Prinzessin wird es schaffen, sie kann sehr gut mit der ihr
gegebenen Macht umgehen und ich war auch in dieser Tür." Lächelte der Alte.
"Sie waren auch in der ersten Tür? Was wird denn noch auf Juli zukommen?"
Fragte Monja wesentlich beruhigt.
"Mh lass mal überlegen ... also zuerst war ich im Sumpf, dann auf der Insel,
dann in der menschenleeren Stadt ... danach kam ähm ... ah ja die Wüste, und
dann ja zum Schluss der Wald, na ja und der letzte Raum unterscheidet sich immer
... ich hatte aber andere Aufgaben zu lösen zumindest glaube ich das ... im
Sumpf habe ich einem kleinen Mädchen das Leben gerettet und bekam von ihr eine
Blume, am Strand habe ich jemandem geholfen ein Floß zu bauen und bekam dafür
diesen Stock, in der Stadt traf ich einen jungen Mann, half ihm beim Suchen von
Dokumenten und bekam von ihm eine Uhr, die Wüste war wohl mit am schwierigsten,
dort lernte ich eine wirklich bezaubernde junge Dame kennen ... sie war ... wow
... und ihre ... wir haben sehr oft ..." Schwärmte Rufus und schweifte
gedanklich ab.
"Hey wir wollen nichts von deinem Liebesleben hören, sondern nur wie deine
Prüfung war!" Beschwerte sich Stella.
"Ähm ja also dort blieb ich wohl die längste Zeit fünf Tage oder so ... es
war aber auch zu schön ... am liebsten wäre ich dort geblieben ... aber als
ich am fünften Tag in die stechende Sonne blickte fiel mir ein, weswegen ich
hier war und sagte ihr, dass ich gehen müsse von ihr bekam ich zum Abschied
eine Kette ... Ja und im Wald habe ich einem jungen Prinzen das Kämpfen und
Reiten beigebracht, er gab mir dafür seinen Umhang ... und dann kam ich in eine
Art kleine Kapelle, auf dem Altar legte ich meine Sachen ab und wollte
eigentlich nur kurz entspannen als alle Sachen zusammen meine Uniform ergaben ..
tja und kurz darauf wurde ich hierher teleportiert, wie von selbst." Fuhr Rufus
fort und wühlte in seinen Erinnerungen.
"Und wie ist die Anordnung der Welten hinter Aleas Tor?" Erkundigte sich Katrin.
"Das weiß ich nicht, wie gesagt ich war nur in der ersten Tür, wenn ich nun in
eine von den fünf Türen gehen würde, wäre ich wieder hier ohne in irgendeine
andere Welt gelang zu sein. Ich hätte, um ehrlich zu sein, aber auch nicht
daran gedacht, dass die Welten hinter den Türen immer dieselbe Reihenfolge
haben." Erklärte Rufus.
"Monja du brauchst aber keine Sorgen machen, der Drache ist nicht gerade der
hellste, denn wenn er wieder ein richtiger Drache ist, kann deine Prinzessin
ihn ganz easy mit ihrem Schwert killen." Grinste Stella und deutete an wie sie
es machen würde.
Im Bildschirm konnte man währenddessen verfolgen, wie der Drache immer mehr an
Fleisch gewann, zuerst erschienen seine Organe, dann seine Sehnen und Muskeln
und schließlich auch seine Schuppige schwarze Drachenhaut. Seine Augen
leuchteten Rot und er sah dem Drachen von Tenebrä sehr ähnlich.
"Na endlich jetzt werde ich dich fressen!" Sprach der Drache und holte Juliane
aus ihrem Gefängnis.
Sie schlug ihm mit dem Schwert auf die Krallen und konnte sich somit fürs erste
retten, aber sie hatte ihn nicht blutig geschlagen, die Schuppen waren dazu zu
fest, das musste sie auch feststellen als sie ihm den Bauch aufschlitzen wollte,
sie kam mit ihrem Schwert nicht durch. Plötzlich schnappte der Drache zu und
verschlang sie ohne zu kauen.
Monja hielt die Luft an, sie war traurig und schockiert, wie konnte dieses Wesen
sie so schnell besiegen? Aber auch die anderen waren sehr aufgebracht, wie so
etwas nur passieren konnte, wo Juliane ihre Prüfung doch gerade erst begonnen
hatte. Wie gebannt blickten sie auf das Bild und hofften inständig, dass noch
etwas passieren würde, doch lange Zeit geschah nichts ... der Drache hatte
anscheinend Verdauungsstörungen, zumindest guckte er so, plötzlich fasste er
sich an die Brust und atmete schwer, dann brach er zusammen und rührte sich
nicht mehr.
"Vielleicht hat er sich ja an ihr verschluckt? Ich mein er hat noch nicht einmal
gekaut." Bemerkte Stella und grinste Katrin an.
Auf einmal öffnete sich sein Maul und heraustrat eine vollgesabberte Juliane,
die einen angewiderten Blick an sich herab sinken ließ. Ihr Schwert war blutig
und sie sah alles andere als glücklich aus. Sie befreite sich so gut es ging
von dem Speichel des Drachen und besah sich ihr errungenes Meisterwerk, doch
mittlerweile war der zu Staub zerfallen und nur eine Schuppe so groß wie ein
Schilf war übrig geblieben. Juliane schnappte sich die Schuppe und besah sich
ihren Naviport, sie öffnete ihn und versuchte mit ihm nach der Tür zu suchen,
sie hatte Glück, die Tür war in ihrem ehemaligen Knochengefängnis, sie musste
nur einen auffälligen Knochen in eine andere Richtung schieben schon öffnete
sich die Tür. Nachdem sie hindurch geschritten war, stand sie an einem
wundervollen Strand, die Sonne strahlte ihr freundlich entgegen, die Wellen
wanderten ruhig über den weichen weißen Sand und hinterließen ihre Spuren,
gegenüber vom Wasser befand sich ein riesiger Dschungel mit Palmen so groß wie
Häuser und Büschen aus Blättern, die größer und farbenprächtiger waren als
alles was man bis dato gesehen hatte. Langsam schlenderte Juliane durch den Sand
und ab in das Wasser um sich den hässlichen Speichel des Drachens ab zu
waschen, als sie sah wie nicht weit von ihr ein Mann in Fluten um sein Leben
paddelte, denn hinter ihm war ein Hai, der sehr hungrig aussah. Juliane nutze
die Schuppe des Drachens, ging weiter ins Wasser und surfte dann gekonnt zu dem
Mann hin, natürlich nicht ohne Hilfe ihres Feuers. Dort angekommen, stürzte
sie sich todesmutig auf das schwimmende Tier und erstach es.
"Danke aber jetzt schnell weg hier, wenn Haie Blut wittern, sind sie ganz
schnell an der entsprechenden Stelle." Sprach der Mann und schwamm zum Strand.
Juliane setzte sich auf die Schuppe und ließ sich von der Strömung zurück an
den Strand treiben, den Hai hatte sie währenddessen immer noch an ihrem Schwert
stecken.
"Ich heiße Robin und wohne hier auf der Insel." Sagte der Mann und reichte
Juliane seine Hand.
"Freut mich, Robin. Ich heiße Solis und bin eher so auf der Durchreise."
Erwiderte Juliane mit einem Lächeln und schüttelte ihm die Hand.
"Kann ich den dann haben?" Fragte der Mann und deutete auf den Hai. "Das wäre
das ideale Mittagessen."
"Du willst den Hai essen?" Fragte Juliane ungläubig und besah sich den dürren
Mann, mit den angegrauten braunen Haaren und den freundlichen braunen Augen.
"Klar, Hai ist eine Delikatesse, ich lade dich zum Essen ein wie wäre es? Meine
Familie würde sich sicher Freuen." Lächelte der Mann und zeigte auf ein nicht
all zu weit entferntes Haus aus Bambus und Blättern.
"Mh ja das hört sich gut an, hier." Sagte Juliane und reichte dem Mann den
toten Hai, dann stapfte sie mit ihm zum Haus und wurde überaus freundlich von
der Familie des Mannes begrüßt.
"Das ist meine Frau, Vernerdi, sie ist eine ausgezeichnete Köchin und überaus
gewandt, was das Herstellen von Schmuck und Waffen betrifft." Stellte Robin
seine Frau vor. "Schau mal Schatz heute gibt es Hai!"
"Was du hast einen Hai gefangen, das ist ja großartig! Komm gib her, ich
bereite ihn schnell zu. Freut mich dich kennen zu lernen." Lächelte die Frau,
schnappte sich den Fisch und verschwand in einem Nebenzimmer.
"Setz dich doch! Es wird ein bisschen dauern bis sie fertig ist, Hai ist
ungekocht recht zäh." Erklärte Robin und bot ihr einen Platz auf dem äußerst
haarigem Sofa an, er bemerkte ihren zweifelnden Blick und begann zu erklären.
"Ja das war mal ein Wolf, wir haben ihn mit getrockneten Blättern ausgestopft.
Setzt dich es ist gemütlich."
"Gut." Sagte Juliane und setzte sich, es roch etwas muffig und die Prinzessin
konnte es kaum abwarten weiter zu kommen, sie wollte unbedingt schnell wissen
was ihr Schicksal für sie bereithält.
"Durstig?" Fragte Robin und ging zu einem kleinen Bambusschrank, in dem sich
eine Bar befand. "Wie wäre es mit einem Pina Colada oder lieber Prosseco? Ich
hätte auch nichtalkoholische Getränke, Orangensaft oder Maracuja?"
"Nein, hab keinen Durst danke." Lächelte Juliane künstlich und sah sich noch
etwas in diesem seltsamen Haus um.
Alles bestand aus Blättern und Bambusstöcken, von den Wänden über die
Stühle bis hin zum Tisch und den Schränken. Es steckte wohl sehr viel Arbeit
in dem Haus.
"Mir brennen da so einige Fragen auf der Seele ... von wo kommst du eigentlich,
wie bist du hier her gekommen und wo willst du hin? Ich mein, ich sitze seit
Jahrzehnten auf dieser Insel fest, ich habe Flöße gebaut und die Insel von
oben bis unten abgelaufen, aber ich komme nicht von hier weg. Wie willst du
diese Insel dann verlassen? Und was war das vorhin mit dem Hai?" Brach es aus
Robin heraus.
"Ich bin eine Feuerprinzessin und mache gerade eine Prüfung, ich beherrsche das
Feuerelement und kann, wenn ich will, einfach so Dinge in Brand setzen."
Erklärte Juliane kurz und ließ eine Flamme über ihre Finger tanzen.
"Das Essen ist fertig!" Tönte es aus dem Nebenzimmer und die Frau kam mit
Tellern und Töpfen beladen ins Zimmer. "Liebling holst du bitte das Besteck?"
Die Frau deckte schnell den Tisch, jeder bekam einen hölzernen Teller und
kleine steinerne Spieße. Es sah alles sehr lecker aus, den Hai hatte sie
Filetiert und angebraten, dazu gab es anscheinen kleine Kartoffeln und irgendein
Wurzelgemüse. Julianes Magen meldete sich laut zu Wort und lockerte die
Stimmung noch etwas.
"Hier, ich hoffe dir gefällt so was." Sagte die Frau und gab der Prinzessin
eine Kette aus den Zähnen des Hais.
Die Frau hatte irgendwelche Fasern zusammen geflochten und durch die Zähne des
Hais gezogen, es sah gut aus, richtig wild und gewagt. Das Essen war einfach
großartig, recht scharf und würzig aber äußerst geschmackvoll. Nach dem
Essen bedankte sich Juliane bei den beiden und nutzte wieder ihren Naviport um
die nächste Tür zu finden. Diesmal musste sie jedoch weiterlaufen, tief in den
Dschungel hinein, überall hörte sie es zirpen und rascheln, ab und zu auch mal
ein Fauchen oder Brüllen aber nichts was Juliane beunruhigen würde.
"Jetzt hat sie schon die nächste Aufgabe bestanden und bei Alea sieht man noch
nichts." Schnaufte Stella und nahm sich noch ein Stück Kuchen.
"Ich weiß auch nicht, entweder ist ihr Sender kaputt oder sie ist wirklich noch
in derselben Welt." Erwiderte Rufus und trank einen Schluck Kaffee.
Nach einer Weile und etlichen Umwegen erreichte Juliane eine Felswand, darin
sollte sich die Tür befinden. Die Prinzessin tastete über das Gestein und
suchte nach einem Schalter oder etwas ähnlichem, doch da war nichts. Vor Wut
trat sie gegen den Fels, eine Drehtür tat sich auf und beförderte Juliane
durch den schwungvollen Tritt genauso schwungvoll in die nächste Welt.
Stella und Katrin konnten sich vor Lachen kaum noch halten, der Flug und die
Landung waren einfach perfekt, nur Monja wusste nicht genau was sie tun sollte,
es sah schon recht ulkig aus wie die Prinzessin die Tür gefunden hatte, aber
dennoch war Juliane eine Prinzessin und Monja wollte ihr den gebührenden
Respekt zollen, also riss sie sich zusammen und lachte nicht.
Juliane befand sich nun in einer grauen und tristen Stadt, zerfallene
Hochhäuser und Märkte umgaben sie, nirgends auch nur der Hauch eines Menschen
oder überhaupt eines lebenden Wesens. Sie schlenderte etwas durch die Straßen,
kam an einem Spielplatz vorbei und erblickte dort einen kleinen Jungen, der auf
dem Klettergerüst saß und seinen Kopf hängen ließ. Sie dachte sich nichts
weiter dabei und setzte ihren Weg fort bis sie an einem sehr auffälligen
Wolkenkratzer vorbeikam, er war nicht zerstört und wirkte sogar sehr bewohnt,
also beschloss sie ihn zu betreten. Im Foyer des Gebäudes wurde sie freundlich
begrüßt und in einen großen Raum mit vielen elegant geschmückten Tischen und
sehr bequem aussehenden Sesseln und Sofas, doch irgendetwas wirkte sehr
bedrückend, es fehlte die Farbe, auch hier war alles grau und trist, wie die
gesamte Stadt. Juliane wurde zu einem Tisch geführt an dem eine ältere Frau
saß.
"Da sind Sie ja endlich, ich habe schon auf Sie gewartet. Setzen Sie sich!" Wies
die Frau an und begann wispernd zu erklären. "Also Ihr Auftrag verläuft
folgendermaßen, Sie gehen in das alte Einkaufszentrum, dort treffen Sie auf
einen Verkäufer, Sie müssen ihm den Code ,Wo sind die heißen Eisen sagen' und
er wird Ihnen eine Waffe geben, die werden Sie aber hoffentlich nicht brauchen,
danach gehen Sie hier in den elften Stock, Appartement 108. Da drinnen muss es
sein, Sie schnappen sich die Schatulle und werfen sie in den Wäscheschacht,
aber lassen Sie sich nicht erwischen, wie Sie den Raum betreten, wenn alles gut
geht werde ich Sie hier wieder erwarten und sie bekommen ihr gefordertes
Honorar."
Juliane kam sich vor wie in einem schlechten Film, aber sie befolgte den Plan
der Dame ohne ein weiteres, im Einkaufszentrum begegnete sie einem äußerst
skurrilen Mann, der sie Fragte was sie begehren würde und sie antwortete mit
dem Code, den ihr die Dame gesagt hatte. Daraufhin sah sich der Mann prüfend um
und übergab ihr den Karton eines Bügeleisens. Ohne hinein zu sehen ging sie
damit zurück zum Wolkenkratzer fuhr mit dem Fahrstuhl in den elften Stock und
suchte nach der Zimmernummer, die ihr genannt wurde. Schnell war sie gefunden,
doch wie sollte sie dort hinein gelangen? Sie ließ es drauf ankommen und
klopfte. Niemand öffnete und Juliane konnte auch nichts hören, daraus Schloss
Juliane, dass es leer war.
"Der Herr ist ausgegangen, versuchen Sie es am Besten morgen noch mal, er wird
sich freuen, er bekommt so selten Besuch." Lächelte ein Junge in einer Uniform
des Hotels und schob den Wäschewagen weiter.
"Ja, danke." Entgegnete Juliane mit hängendem Kopf und ging zurück zum
Fahrstuhl.
Als der Junge dann vorbei gefahren war, schlich sie sich zurück zu dem
Appartement und öffnete die Tür mit einem kleinen Elfen Trick. Das Schwert
ließ sich auch ganz leicht als Einbruchswerkzeug einsetzen. Julianes Herz
raste, so was hatte sie bis jetzt wirklich nur in Filmen gesehen. Es war alles
so spannend und sie war so neugierig, was sie wohl bekommen würde, wenn sie
erfolgreich war? Sei sah sich um, stellte das Bügeleisen ab und suchte nach der
Schatulle, es war nicht schwer sie zu finden und niemand würde auch nur
bemerken, dass sie drin gewesen war, denn sie hatte sorgsam darauf geachtet
keine Spuren zu hinterlassen. Vorsichtig lauschte sie an der Tür um zu
überprüfen, ob sich jemand im Gang befand doch sie konnte nichts hören, also
öffnete sie langsam die Tür. Niemand war zu sehen, schnell schlich sie raus
und suchte den Wäscheschacht, was gar nicht so einfach war, schließlich durfte
die Schatulle nicht auffallen. Juliane huschte von einer Ecke zur anderen und
hielt mit Argusaugen nach dem Schacht Ausschau und da endlich hatte sie ihn
gefunden, doch der Junge war in der Nähe und sie musste warten bis er in das
nächste Zimmer ging, dann schnellte sie sofort zum Schacht, warf die Schatulle
hinein und rannte zurück zum Fahrstuhl. Ihr Herzschlag war lauter als alles
andere, so etwas hätte sie sich in ihrer Welt niemals getraut aber hier, es war
alles so spannend, einfach atemberaubend. Nun ging sie vollkommen cool hinunter
in den großen Saal in den sie geführt wurde, die Frau saß bereits dort und
lächelte verschmitzt.
"Sehr gut, ich wusste, dass man sich auf Sie verlassen kann. Hier, Ihr Honorar."
Lächelte die Frau und schob ihr eine kleine Schachtel entgegen. "Ich weiß zwar
nicht, warum Sie so etwas verlangen, wo ihre Arbeit doch so viel mehr Wert ist,
aber mir soll es nur Recht sein."
Dann stand die Frau auf und verließ den Saal, Juliane sah in die Schachtel und
entdeckte einen seltsam geformten Schlüssel. Nun sah sie erneut auf ihren
Naviport und machte sich mit Drachenschuppe, Haizahnkette und Schlüssel auf den
Weg zur nächsten Tür, diese lag glücklicherweise direkt im Fahrstuhl. Juliane
musste nur in die höchste Etage fahren und dort nach der Tür suchen. Doch es
war umgekehrt die Tür fand sie, denn als sie im obersten Stock angekommen war,
öffnete sich der Boden des Fahrstuhls und Juliane fiel, jedoch nicht in die
Tiefe sondern in weichen warmen Sand.
"Wie, ist sie jetzt schon wieder am Strand?" Fragte Stella gähnend und
langweilte sich jetzt schon seit Stunden zu Tode.
"Nein, Rufus hatte doch gesagt, dass er als viertes in der Wüste gelandet war
und dort wird sie jetzt auch sein." Erwiderte Katrin und rollte mit den Augen.
"Aber eine Frage hätte ich da doch, Sie hatten vorhin gesagt, dass die Zeit
dort nicht mit der unseren gleich zu setzen ist und nun sehen wir ihr schon seit
gut zehn Stunden zu wie sie sich durch die Welten kämpft, aber sie hat immer
noch Tag, es wird und wird einfach nicht dunkel, bei ihr müsste doch
mittlerweile auch mindestens ein Tag vergangen sein ... ich meine sie waren eine
Woche dort und waren nach drei Tagen wieder hier, das macht circa zwei Tage in
der Welt entsprechen einem in unserer. Oder wie ist das zu sehen?"
"Wie soll ich das am Besten erklären ... es ist als würde man ein Buch lesen,
ihr habt doch sicherlich bemerkt, dass sie für die Wege, die sie zurücklegt
nicht die Zeit benötigt, die man eigentlich dafür bräuchte, es ist also genau
wie in manchen Bücher, eine Art Sprung der Geschichte, sie könnte also in
einer Stunde von uns aus gesehen schon fertig sein und doch drei Tage oder mehr
in einer Welt verbracht haben." Versuchte Rufus zu erklären und rieb sich die
Schläfen.
"Also es tut mir ja extrem leid, aber ich muss jetzt los, meine Eltern werden
sich wundern, dass ich heute den ganzen Tag nicht aus meinem Zimmer gekommen bin
... ich hoffe nur, dass sie noch nicht rein sehen wollten, sonst habe ich echt
Probleme ... Lilith, wenn du morgen auch immer schön die Klappe hälst, wird es
nicht auffallen, dass du nicht Alea bist." Grinste Stella stand auf und
verabschiedete sich bei allen, Drak, der die ganze Zeit neben der Couch
geschlafen hatte hopste ihr nun hinterher und zwinkerte Drakina zu, die es sich
auf Katrins Schoß gemütlich gemacht hatte.
Juliane war indessen aufgestanden und watete durch den heißen Wüstensand, die
Sonne brannte und in der Ferne sah man über dem Boden ein Hitzeflimmern, alles
verschwamm miteinander und nach einer Weile wusste sie nicht mal mehr, wo sie
entlang ging und fiel erschöpft in den Sand.
"Braucht Ihr Wasser, Schencheit?" Fragte ein junger Mann mit zotteligem
schwarzem Haar und wunderschönen grauen Augen, er ritt auf einem Kamel.
Juliane war sofort hin und weg, sie nickte und besah sich den Fremden, der
gerade von seinem Kamel stieg, etwas genauer an. Er trug einen dunkelblauen
Turban und eine dunkelblaue Robe, das was man von seiner Haut sehen konnte war
braun gebrannt und wirkte unglaublich anziehend.
"Chier trinkt." Sagte er dann und hielt Juliane eine Wasserflasche an den Mund.
Sie nahm sie dankend an und trank die Flasche fast bis auf den letzten Schluck
leer, dann half ihr der junge Mann auf und bot ihr sein Kamel zum reiten.
"Kommt mit mir Schencheit, ich werde mich um Euch kümmern." Meinte er und
setzte sie auf sein Kamel, dann schwang er sich hinter sie und hielt sie fest an
sich gedrückt, damit sie nicht runter fiel.
Die Prinzessin fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr, der junge Mann
roch unheimlich gut und er sah auch noch so gut aus. Durch das allmähliche
Geschaukel, seinen zärtliche Griff und dem guten Duft schlief sie in seinen
Armen ein. Erst früh am Morgen wachte sie wieder auf, sie lag in einem Bett wie
aus Tausend und einer Nacht, mit zahlreichen Kissen zu allen Seiten und einem
Himmel aus orangefarbenem Tüll, das hier und da glitzerte, es war wie ein
Traum.
"Schencheit, Ihr seid endlich aufgewacht, das freut mich. Ich hoffe Ihr chattet
angenehme Träume." Sprach dieser weiche Bass des jungen Mannes, der Juliane in
der Wüste aufgelesen hatte.
Er stand in der Tür, nun aber ohne Robe sondern nur einer schwarzen Hose mit
weitem Schlag. Er sah so attraktiv aus, dass Juliane ihren Blick kaum von ihm
Wenden konnte und ihn genau musterte.
"Verzeiht, ich chatte mich ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Diego
und ich bin Scheich dieses Landes. Und wie heißt ihr, Schencheit?" Fragte er
auf diese rassige und doch charmante Art und Weise.
"Ich heiße Solis, werter Scheich und habt vielen Dank für die Rettung, ohne
Euch wäre ich wohl in der Wüste zu Grunde gegangen." Erwiderte Juliane
verträumt.
Diego näherte sich ihrem Bett und setzte sich zu ihr.
"Es war mir eine Ehre, ihr brachtet mir die Sonne in meinen Tag." Flüsterte der
Scheich und küsste Juliane auf die Hand. "Ich choffe Euch gefällt Eure neue
Kleidung, ich ließ sie eigens für Euch anfertigen, aber keine Sorge meine
Kurtisanen zogen Euch an während ihr geschlafen hattet."
Erst jetzt sah Juliane an sich herab und bemerkte das edle und verführerische
Gewand, welches sie trug. Es sah einfach wundervoll aus, sie trug ein
trägerloses Oberteil aus weichem Samt, eine Art Tuch, welches nur knapp ihren
Busen bedeckte und an dessen Unterseite lauter kleine Pailletten an kleinen
Kettengliedern hingen und jedes Mal klimperten, wenn sie sich bewegte. Ihr
Unterteil bestand aus einem samtenen Slip, einem Tuch, das ihr um die Hüfte
gebunden war wie ein Gürtel und einem glitzerndem Tüllrock. Sowohl Ober- als
auch Unterteil waren in goldgelb und orange gehalten und hier und da mit
Orientalischen Mustern versehen. Des Weiteren trug sie Unmengen von Schmuck,
etliche Ringe, Ketten und Armbänder, alles funkelte und glitzerte sie an, was
hätte sich eine junge Frau mehr wünschen sollen.
"Es sieht einfach umwerfend aus vielen ..." Sprach Juliane doch weiter kam sie
nicht, denn der Prinz hatte seine Lippen sanft auf die ihrigen gelegt und ihr
damit die Sinne vernebelt.
"Also ich weiß ja nicht ob wir da jetzt weiter zu sehen sollten, jetzt könnt
ihr nur noch Daumendrücken, dass sie nicht so lange braucht wie ich um ihre
wahre Aufgabe wieder zu erkennen." Meinte Rufus und verstellte den Bildschirm
etwas um die Zwei unkenntlich zu machen.
"So gefährlich war es ja dann doch nicht, hoffentlich löst sie ihre letzten
beiden Aufgaben auch so gut." Lächelte Monja und freute sich für Juliane.
Alex machte "ganz unbemerkt" diesen typischen Trick der Jungs, er gähnte und
streckte sich, wobei er einen Arm "ganz unauffällig" auf Monjas Schulter legte
und sie sanft zu sich drückte. Die Elfee lächelte ihn an und ließ es sich
gefallen, sie fand den Wächter des Wassers ganz süß.
"Ich geh mir kurz die Beine vertreten." Sprach Katrin und setzte Drakina auf den
Stuhl neben sich.
Dann verlies sie den Raum und ging durch den Hintereingang hinaus, sie konnte
ihren Augen nicht trauen, aber es war wirklich dunkel geworden. Staunen besah
sie sich den Himmel, es war einfach zu verblüffend, wie konnte es in der Sonne
dunkel werden?
"Das ist ein künstlich erschaffener Himmel, man hätte wohl ohne diese
Dunkelheit nicht schlafen können." Erklärte Tenebrä, der traurig an einem
riesigen beleuchteten Springbrunnen saß und in eine Kugel auf dem Boden
starrte.
"Du bist ja doch noch da ... wegen Alea stimms?" Fragte Katrin bekam aber nur
ein Nicken als Antwort. "Hey was ist den los? Und was ist vorhin eigentlich
passiert als du mit Lilith nach draußen gegangen bist?"
Plötzlich nahm er die Kugel und warf sie in den Springbrunnen, der spie
daraufhin ein kleines Feuerwerk und begann zu knistern und zu knallen. Dann warf
er Katrin ein künstliches Lächeln zu und setzte sich wieder.
"Ich wollte eigentlich nur mit ihr sprechen ... ich wollte ihr sagen wie sie
sich als Alea zu verhalten hat und Rufus hätte es niemals zugelassen, das ich
ihr drohe ... Lilith weiß, dass ich stärker bin als sie ... aber sie weiß
auch, dass ich sie nur im äußersten Notfall verletzen würde ... ich hatte ihr
Aleas Augen gegeben, ihre traurigen und fragenden grünen Augen, die ich so sehr
liebe ... aber ich wollte ihr nicht ihre Stimme geben ..." Begann Tenebrä zu
erklären und hielt kurz inne.
"Wie meinst du das?" Fragte Katrin, denn sie verstand nicht Recht worauf er
hinaus wollte.
"Lilith, kann nur ihre Gestallt verändern und sie ist eine gute Schauspielerin
... aber ihre Augen und ihre Stimme werden sie immer verraten, ich beherrsche
diese Technik auch, aber ich wende sie nicht an auch wenn ich es besser
beherrsche, denn ich kann auch meine Stimme und meine Augen verändern ... um
Lilith Aleas Stimme zu geben, hätte ich sie küssen müssen ... aber ich hatte
Alea noch in der Schule versprochen, dass meine Lippen niemals die einer anderen
berühren würden ... und nun habe ich sie verraten." Rief der Dämon und fasste
sich an den Kopf.
Er fuhr sich durch das Haar und war anscheinen auf sich selber wütend. Tenebrä
stand auf und hielt seinen Kopf in das Wasser des Springbrunnens; Katrin bekam
Angst, dass er sich ertränken wollte und tippte ihm an die Schulter, mit einem
Ruck warf er seinen Kopf nach hinten und sank dann in die Knie.
"Ich habe mein Versprechen gebrochen ..." sagte er nur und sah ins Wasser des
Brunnens.
"Aber doch nicht absichtlich ... außerdem ist Alea nicht unbedingt jemand, der
schnell eifersüchtig ist." Versuchte Katrin ihn zu beruhigen.
"Jetzt weiß ich wie sie sich gefühlt hatte, als Allen sie geküsst hatte ...
da hatte ich die beiden übrigens angelogen, ich war sehr eifersüchtig und
wütend auf Allen, vor allem als Alea mir gezeigt hatte wie er sie geküsst
hatte ... aber ich wollte es nicht zugeben, denn Eifersucht zeugt von mangelndem
Vertrauen und ich will ihr doch vertrauen." Erwiderte der Dämon matt.
"Du meinst es ernst mit Alea stimms?" Grinste Katrin und setzte sich auf den
Rand des Springbrunnens.
"Ja, es ist seltsam, das mit ihr ... so habe ich noch nie gefühlt und glaub
mir, ich hatte nicht unbedingt wenige Freundinnen." Antwortete Tenebrä und sah
nun der Wasserprinzessin in die Augen.
"Alea ist noch Jungfrau ... oder habt ihr zwei schon ...?" Sprach Katrin nach
einer Weile.
"Nein, wir haben noch nicht, ich glaube, sie hat Angst vor mir ... und das sie
noch Jungfrau ist, habe ich gleich bei unserem ersten Kuss gemerkt, sie war so
zurückhaltend, scheu und ... ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, so
anders als die anderen." Meinte er und sah in den künstlichen Sternenhimmel.
"Ja anders trifft es ganz gut ... aber sag mal, bist du denn noch Jungfrau?"
Erkundigte sich Katrin, der die Frage schon die ganze Zeit auf der Seele
brannte.
"Nein, nein schon lange nicht mehr ... als Dämon ist es schwierig überhaupt so
lange Jungfrau zu bleiben wie Alea ... denn bei uns in der Unterwelt arten die
Orgien doch sehr arg aus." Grinste Tenebrä und kratzte sich verlegen am
Hinterkopf.
"Wie lange nicht mehr ... hattest du dein erstes Mal mit einer Dämonin oder
hast du ein armes kleines Menschenmädchen verführt?" Kicherte Katrin.
"Gut ich verrate es dir ... aber du darfst es nicht Alea erzählen ... ich
bereue es bis heute, also ich war zwölf und ein kleiner Spätzünder, wenn man
mich mit anderen Dämonen vergleicht, ich lebte zu der Zeit noch im Schloss
meines Vaters ... eines morgens bin ich wach geworden und wollte Lilith aus
Spaß mit einem kleinen Mäusezauber erschrecken, sie hat vor den Viechern
nämlich ne Sauangst." Grinste Tenebrä, er konnte sich den Tag anscheinend noch
genau vorstellen. "Aber sie lag nicht in ihrem Bett, also ging ich sie suchen,
sie hatte zu der Zeit oft schlecht geträumt und sich deshalb des Nachts meist
zu Vater geschlichen und dort geschlafen ... tja an dem Tag durfte ich dann
erkennen, dass sie nicht nur zum Schlafen im herkömmlichen Sinne bei ihm war
... ich öffnete die Tür von Vaters Schlafzimmer einen Spalt um die beiden
nicht zu wecken ... aber sie waren schon wach, Lilith saß nackt auf meinem
Vater und ließ ihre Hüfte kreisen ... ihr Keuchen und Stöhnen betörte mich
zutiefst, so dass ich die beiden noch bis zum Ende beobachtete ... mein Herz
schlug wie wild, ich schloss leise die Tür und rannte wieder in mein Zimmer,
ich legte mich wieder hin und schloss meine Augen, doch ich konnte das Bild
nicht loswerden, wie sie da auf ihm saß und ihre Lustschreie verfolgten mich
auch noch ... selbst im Schlaf ... die nächsten Tage war nicht sonderlich viel
mit mir an zu fangen, ich versuchte Lilith mit der ich bis dato am meisten
gespielt hatte aus dem Weg zu gehen, denn auf einmal kam sie mir so anders vor
... ich sah sie nur noch nackt vor mir und hörte ihr Stöhnen ... ja ich wollte
sie auch fühlen. Eines Nachts kam Lilith weinend zu mir, sie jammerte, dass ich
sie nicht mehr lieb haben würde und ihr nur noch aus dem Weg gehen würde, ich
verneinte es und bot ihr einen Platz in meinem Bett an ... tja ... aber
geschlafen haben wir die Nacht nicht."
Katrin war schockiert, er hatte seine Unschuld mit zwölf verloren und dann auch
noch durch seine Schwester, das war unglaublich, sie konnte es nicht fassen und
fand einfach keine passenden Worte.
"Schockiert?" Fragte Tenebrä und lächelte Katrin an, die nur noch nicken
konnte. "War ich auch und bin ich immer noch."
"Hast du danach noch mal mit ihr?" Fragte die Wasserprinzessin, nachdem sie ihre
Stimme wieder gefunden hatte.
"Nein, Gott bewahre. Danach nie wieder, auch wenn sie noch oft versucht mich
dazu zu bewegen, aber jetzt ist einfach die Luft raus und das ganze war zu
traumatisch für mich." Gab Tenebrä zu.
"Ich schau dann mal wieder nach unten, vielleicht konnte sich Juliane von dem
Wüstenprinzen ja doch losreißen und ist schon fertig." Lächelte Katrin und
ging zum Hintereingang.
"Alea ist die Prinzessin, sie und keine andere." Rief Tenebrä ihr nach.
Wieder bei den anderen angekommen, durfte sie erkennen, dass sie bereits alle
eingeschlafen waren, selbst Lilith, die nun schlafend doch sehr friedlich
wirkte, was vielleicht auch daran lag, dass sie aussah wie Alea. Der Bildschirm
von Juliane zeigte viel grün anscheinend war sie nun doch schon im Wald
angelangt und bestritt wahrscheinlich gerade ihre letzte Aufgabe. Vorsichtig
entwendete Katrin dem Alten die Fernbedienung für den Bildschirm und machte das
Bild nun wieder deutlich sichtbar. Juliane hatte - so wie es aussah - auch schon
ihre letzte Aufgabe gelöst und suchte nun bereits mit Hilfe des Naviports die
letzte Tür. Es dauerte nicht sehr lange und sie hatte die Tür gefunden, sie
befand sich in einem riesigen Baum und man konnte sogar die Klinke sehr gut
erkennen, doch kaum hatte die Prinzessin die Klinke betätigt, öffnete sich
nicht der Baum, sondern er rückte zur Seite und öffnete somit einen
unterirdischen Gang. Freudig und aufgeregt nahm sie Stufe für Stufe, bis sie in
einem dunklen Gang angekommen war, wie schon in der Höhle des Sumpfes, ließ
sie auch hier eine Flamme erscheinen, die ihr den Weg erhellte, am Ende des
Korridors durchschritt sie ein Tor und stand dann in einem kleinen Raum, rechts
und links von ihr befanden sich Buntglasfenster mit den unterschiedlichsten
Motiven. Am Ende des Raums stand ein kleiner Altar mit einer länglichen
schüsselförmigen Ausbuchtung darauf. Mit einem verrückten Kribbeln im Bauch
ging sie darauf zu, ihr Herz klopfte wie verrückt als sie die Drachenschuppe
aus dem Sumpf, die Haizahnkette von der Insel, den Schlüssel aus der Stadt,
einen Spiegel aus der Wüste und einen hölzernen Schlüssel aus dem Wald in die
Kuhle legte. Erst geschah gar nichts, dann leuchteten alle Gegenstände auf und
verflüssigten sich, als der Glanz verblasste, lag zur großen Enttäuschung von
Juliane keine Krone in der Ausbuchtung, sondern ein langer Gürtel, durch den
mehrere Ketten gezogen wurden, an denen schier unendlich viele kleine Schlüssel
hingen, jeder in Form und Farbe so verschieden wie ein Stern. Mit einem Seufzen
ergriff sie den Gürtel und legte ihn um, er sah sehr stylisch aus und so
schlecht fand sie das Ganze gar nicht, auch wenn ihr die Abenteuer mit Monja
fehlen werden. Nachdem sie ihn um ihre Hüften geschwungen und geschlossen
hatte, fühlte sie, wie kurzzeitig der Boden unter ihren Füßen verschwand und
sie sich nur eine Sekunde später schon wieder in der Wartehalle befand.
"Hey, ihr Schlafmützen, aufwachen!" Rief sie keck in den Raum und schmunzelte
als sie sah wie Monja sich an Alex gekuschelt hatte und seelenruhig schlief.
"Wie ich sehe, trägst du keine Krone." Schmunzelte Katrin und versuchte ihre
Drachendame wach zu bekommen.
"Habt ihr die ganzen zwei Wochen hier gewartet?" Erkundigte sich Juliane
flüsternd.
"Nein hier ist nur ein Tag vergangen ... auch wenn ich nicht weiß wie spät es
jetzt schon auf Elestra ist." Erwiderte die Wasserprinzessin.
"Echt nur so wenig Zeit? Mist, dann hätte ich ja doch noch länger in der
Wüste bleiben können." Grinste Juliane und besah sich weiter ihre kleine
Elfee. "Ich hoffe mal, Monja ist nicht zu enttäuscht von mir ... ich mein, weil
ich nicht die Prinzessin bin."
"Nein, die Prinzessin bist du nicht, aber die Hüterin der Schlüssel, ein
Mitglied der königlichen Familie." Lächelte Rufus, der gerade aufgewacht war.
"Du besitzt nun sämtliche Schlüssel für die Türen des Schlosses. Ich würde
mich freuen, wenn du einmal öfter vorbeischauen würdest."
"Wie jetzt? Damit kann ich hier echt überall rein? Ist ja stark." Freute sich
Juliane und besah sich noch einmal ihren Gürtel.
"Ja, dir ist nun keine Tür mehr verschlossen." Bejahte der Alte und streckte
sich. "Ist der andere Blondschopf auch schon fertig?"
"Nein, Alea ist immer noch da drinnen ... aber warum zeigt der Monitor immer
noch nichts an?" Grübelte Katrin und sah zu dem linken Bildschirm hinauf, auf
dem immer noch nur Nebel zu sehen war.
"Du hast Recht, es ist schon seltsam, dass er nichts anzeigt, aber ich würde
mir da keine all zu großen Sorgen machen ... ihr solltet jetzt erstmal alle
nach Elestra zurückkehren und euch ausschlafen, ich werde hier wache halten und
euch bescheid geben, sobald eure Freundin fertig ist." Beruhigte Rufus die
Mädchen.
"Hey Monja los wach auf!" Flüsterte Juliane und ruckelte sanft an der Schulter
ihrer Freunde.
"Was? Warum?" Brabbelte Monja und zwinkerte ihre Freundin an. "Oh Juli, und
warum trägst du nicht die Krone?"
"Weil ich nicht die Prinzessin bin, aber schau mal!" Grinste Juliane und deutete
auf ihren schicken Gürtel. "Ich bin jetzt ,Hüterin der Schlüssel' und wir
können so oft wie wir wollen hier her kommen. Du bleibst doch trotzdem bei mir
oder?"
"Klar, ich bin und bleibe dein Partner." Lächelte Monja.
"Aber anscheinend bist du jetzt nicht mehr nur meine Partnerin oder?" Kicherte
Juliane und deutete auf Alex, der einfach zu niedlich aussah als er schlief und
seinen Arm immer noch sanft auf ihrer Schulter liegen hatte.
"Was? Oh." Lächelte Monja und sah den immer noch schlafenden Alex an.
"Na komm, lass uns nach Hause gehen!" Schlug Juliane vor und ging zur Tür.
Monja nickte und gab Alex noch einen Kuss auf die Wange, dann streifte sie
seinen Arm von ihrer Schulter und stand auf. Sie verabschiedeten sich noch von
Rufus und Katrin und verließen dann das Schloss.
"Und du willst noch nicht gehen?" Fragte Rufus an Katrin gewandt.
"Nein, ich bin zwar auch schon sehr müde, aber ich will nicht, dass Alea sich
durch die Welten kämpft und dann niemanden hier vorfindet, außerdem muss ihr
doch jemand gratulieren, wenn sie hier mit der Krone auftaucht." Lächelte
Katrin und setzte sich wieder zu Drakina.
"Ich will dir deine Hoffnung ja nicht nehmen, aber ich glaube nicht, dass sie
die Prinzessin ist. Sie hat nicht diese Ausstrahlung und das Selbstvertrauen
einer Prinzessin." Wehrte Rufus ab.
"Ich bin mir sicher, dass sie Solis ist und Tenebrä und seinem Vater geht es
genauso." Grinste Katrin und lehnte sich müde zurück.
"Herch diese Dämonen ... du solltest ihnen nicht glauben und jetzt geh lieber
nach Hause und schlaf dich aus." Lachte der Alte und wollte sie zum Gehen
überreden.
"Ist ja gut. Komm Drakina!" Gab Katrin nach, gähnte und machte sich mit der
kleinen Drachendame auf den Weg nach Hause.
Danach ging Rufus zu Lilith und Alex, er weckte sie durch ein leichtes Rütteln
an ihren Schultern. Alex war sichtlich enttäuscht darüber, dass Monja ihn
einfach so verlassen hatte ohne Tschüss zu sagen, denn von dem Kuss hatte er ja
nichts mitbekommen. Er verabschiedete sich von dem Alten und begab sich zum
Dorf, Lilith hingegen fühlte noch die Anwesenheit ihres Bruders und wollte nun
mal sehen, ob er auf sie hereinfallen würde. Langsam schlenderte sie nach
draußen und sah ihn dort betrübt auf dem Rand des Springbrunnens sitzen.
"Lilith, lass mich alleine, du musst jetzt eh zu den Calmers." Sprach Tenebrä
ohne sie an zu sehen.
Lilith fühlte sich schon ertappt, aber sie wollte es noch ausprobieren, wie er
auf ihre Stimme reagieren würde.
"Nein, ich bin's oder soll ich dich auch alleine lassen?" Fragte Lilith mit der
Stimme von Alea.
"Entschuldige Alea, ich wusste nicht ... ich hatte gefühlt, dass Lilith kommt
... wie geht es dir? Und wie ist die Prüfung ausgefallen?" Meinte Tenebrä
freundlich und bot ihr einen Platz neben sich an. "Komm bitte her."
Sanft näherte sie sich ihm und stellte mit Hilfe eines Pflastersteins, der den
Schalter für die Beleuchtung des Springbrunnens darstellte, dessen Licht aus.
"Oh tut mir Leid, ich muss irgendwo drauf getreten sein." Heuchelte die
Dämonin, leckte sich über die Lippen und tat so als würde sie in der
Dunkelheit nach dem Schalter suchen.
"Ach lass oder hast du im Dunkeln Angst vor mir?" Grinste Tenebrä, stand auf
und umarmte Lilith von hinten. "Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht."
"Hast du etwa kein Vertrauen in meine Fähigkeiten?" Erwiderte die Dämonin und
fühlte sich sauwohl in seiner Nähe.
"Doch aber ich dachte, als Lilith dich zum Abschied umarmt hatte, hätte sie
dich mit einem Zauber oder so etwas belegt ... ich kenne sie gut." Flüsterte
Tenebrä und küsste ihren Nacken, wobei Lilith ein kalter Schauer über den
Rücken fuhr, ihr Bruder hatte tatsächlich bemerkt, wie sie dem Blondschopf den
Bann auf erlegte.
"Was hast du vorhin eigentlich damit gemeint, ich solle zu den Calmers gehen als
du gedacht hast, dass ich Lilith wäre?" Fragte die Dämonin als ob sie die
Antwort nicht schon wüsste.
"Achso ... ich weiß nicht, ob du es schon bemerkt hast, aber Lilith kann ihr
Äußeres zu dem von anderen verändern und wenn du nicht rechtzeitig mit deiner
Prüfung fertig geworden wärst, hätte Lilith morgen in der Schule deinen Platz
eingenommen." Erklärte Tenebrä und kuschelte sich an ihre Wange.
Lilith fand dieses Rumschmusen zwar ganz nett, aber sie wollte mehr, viel mehr.
Also drehte sie sich um und ergriff die Initiative, sie umschlang seinen Hals
und küsste ihn, diesmal war es aber nicht nur so ein Schmatzer wie im Gang vor
dieser Wartehalle, sondern ein richtiger Kuss. Doch das hätte sie nicht tun
dürfen, denn sofort stieß Tenebrä sie von sich und durchbohrte sie mit einem
eiskalten Blick, den Lilith selbst in der Dunkelheit spüren konnte.
"Wusste ich es doch, Lilith. Du nutzt wirklich jede Gelegenheit oder? Mach dich
jetzt zu den Calmers ... wir sehen uns morgen in der Schule und wag es nie
wieder mich zu küssen." Flüsterte Tenebrä und war stink sauer.
Lilith konnte seine pulsierende Aura spüren, die mehr als böse war, ihr war
als stünde sie ihrem Vater gegenüber. Sie schluckte und wollte schon gehen als
ihr etwas einfiel.
"Woran hast du eigentlich gemerkt, dass ich nicht Alea bin?" Fragte die Dämonin
traurig.
"Alea küsst nicht so fordernd, wenn ich sie küsse, ist es als würden wir
verschmelzen, dann geh ich wie auf Wolken und fühle in mir diese Wärme ..."
Beschrieb der Dämon freundlich und deutete auf seinen Brustkorb auf die Stelle,
an der das Herz saß.
Lilith begann zu schlurzen und zu weinen, mit einem Tritt auf einen
Pflasterstein stellte sie das Licht des Springbrunnens wieder an und sah ihren
Bruder mit verweinten Augen an. Der konnte seinen Augen nicht trauen, noch nie
hatte er seine Schwester so weinen gesehen, es wirkte nicht künstlich oder
gestellt sondern sah sehr real aus.
"Ich liebe dich, warum löse ich diese Wärme bei dir nicht aus?" Schrie sie und
rannte weinend davon.
Das traf Tenebrä doch irgendwie. War es wirklich Liebe, was seine Schwester
für ihn empfand? Er dachte immer, sie wolle nur mit ihm schlafen, es war
seltsam nun aus ihrem Mund diese Worte zu hören. Er gähnte und machte sich
keine weiteren Gedanken darüber, seufzend ging er zum Teleporter im Dorf und
ließ sich nach Hause befördern, er musste am nächsten Tag ja in die Schule
und mit Lilith als Alea an seiner Seite würde es sicher nicht einfach werden.
Kaum lag er bei sich zu Hause im Bett schlief er auch schon ein mit den Gedanken
bei Alea.
Lilith hingegen hatte sich in Aleas Schlafzimmer teleportieren lassen und war
noch immer vollkommen durch den Wind. Ihr Bruder hatte sie schon wieder
abgewiesen und so eine ,Vollblutdämonin' wie Lilith ließ sich so was nicht
gerne gefallen. Sie musste ihm irgendwie zeigen, dass er nicht so mit ihr
umspringen durfte. Aber wie sollte sie ihn darauf hinweisen? Ihn verletzen
wollte sie nicht, aber er sollte es schon spüren, wie sehr er ihren Stolz
gekränkt hatte. Da fiel es ihr ein und ihr dämonisches Lächeln kehrte
zurück. Sie zog sich um und legte sich mit Vorfreude auf den nächsten Tag in
ihr Bett.
Kapitel 15: Kapitel15: Die einzig wahre
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Alea wachte nur sehr langsam auf, ihr Kopf, ihre Schulter und ihr Arm schmerzten
sehr, sie fühlte sich, als würde ein riesiger Felsen auf ihr liegen, der sie
zu Boden drückt, selbst ihre Augen zu öffnen fiel ihr schwer und nur langsam
kehrte die Erinnerung zurück, wo sie war und was sie hier zu suchen hatte.
"Ah seid Ihr endlich wieder bei Bewusstsein? Meine Schwester und ich haben uns
schon Sorgen um Euch gemacht." Lächelte sie der Prinz des Schlosses an, der
neben ihr am Bettrand saß. "Ich hoffe, Euch sagt das Nachthemd zu, es ist eines
von meiner Mutter, aber ihr seid wesentlich dünner als sie."
Es war ein schneeweißes mit viel Spitze besticktes Nachhemd, ärmellos und im
Brustbereich recht offenherzig geschnitten, Tenebrä hätte sich sicher über
diesen Anblick gefreut, doch Alea bereitete es Unbehagen.
"Prinz, bitte verzeiht, dass ich Euch zur Last falle." Sprach Alea fast ohne
Stimme und wollte sich aufsetzen, doch sie konnte sich vor Schmerzen kaum
rühren.
"Ruhig, Ihr solltet Euch noch etwas ausruhen. Ihr wärt beinahe an einer
Blutvergiftung gestorben, fünf Tage habt ihr im Fieber gelegen, der Arzt hatte
Euch schon abgeschrieben." Sprach der Prinz und fühlte Aleas Stirn.
"Was fünf Tage?" Der Blondschopf war vollkommen außer sich, sie hatte doch
ihre Prüfung zu absolvieren und ihre Wunden hätten schon längst verheilt sein
müssen, die anderen warteten doch auf sie. "Ich danke Euch für Eure Hilfe,
aber ich muss mich nun wieder auf den Weg machen."
Ihre Umgebung nahm sie nur verschwommen war und jede einzelne Faser ihres
Körpers schien von Blitzen durchzuckt zu werden, aber sie konnte nicht länger
liegen, man erwartete sie doch im Schloss. So schlug sie also ihre Decke zur
Seite und wollte aufstehen, doch der Prinz hielt sie auf und drückte sie sanft
zurück ins Bett.
"Habt Ihr mir nicht zugehört? Ihr lagt ganze fünf Tage im Fieber und wart dem
Tod näher als dem Leben, Ihr seid jetzt noch viel zu schwach." Sagte er und
hielt ihre Hände fest in die Kissen gedrückt. "Ich hatte auch gehofft, dass
ihr bleiben würdet."
"Nein, ich muss ..." Doch noch bevor Alea ihren Satz zu Ende sprechen konnte,
hatte Prinz Enro sie mit einem Kuss zum Schweigen gebracht.
"Ich glaube, Ihr versteht mich nicht, ich mache mir große Sorgen um Euch, weil
ich für Euch mehr empfinde als für irgendeine Prinzessin." Hauchte er ihr
entgegen und streichelte ihr dann sanft über ihre Wange.
Aleas Herz klopfte wie verrückt, sie konnte es nicht fassen, schon wieder hatte
sie jemand anders geküsst, Tenebrä hatte ihr versprechen müssen niemals eine
andere zu küssen und sie wurde nun schon zum zweiten mal geküsst. Sie hielt
sich eine Hand vor den Mund und sah den Prinz ungläubig an, die Tränen liefen
wie von selbst aus ihren Augen.
"Ich habe schon einen Freund ... ich kann nicht ..." Sprach sie immer noch
weinend.
"Und warum ist er jetzt nicht bei Euch?" Fragte der Prinz und wollte es
anscheinend absolut nicht akzeptieren, dass Alea bereits vergeben war.
"Ich mache gerade eine Prüfung und darf dabei keine Hilfe haben." Erklärte
Alea und sah ihn traurig an.
"So ein Schwachsinn, wie kann man eine so zarte Person wie Euch eine Prüfung
zumuten, bei der Ihr sterben könntet." Sagte der Prinz wütend und zog Alea
noch näher zu sich heran, er wollte sie erneut küssen und ihre sanften warmen
Lippen fühlen, doch sie drehte ihren Kopf weg und wich ihm so aus. "Gut,
schlaft noch etwas und erholt Euch."
Mit diesen Worten ließ er sie los, deckte sie zu und verließ das Zimmer. Doch
bereits wenige Minuten später lief die kleine Prinzessin freudig herein und sah
Alea mit großen und fragenden Augen an,
"Wie geht es dir? Mein Bruder hatte mir schon gesagt, dass du wach bist, aber
ich konnte es kaum glauben. Ich war schon ganz traurig, weil es dir so schlecht
ging. Xanaru geht es schon wieder ganz gut, er wollte dich auch besuchen, aber
der Arzt hatte Angst vor ihm und hatte mich gebeten ihn nicht mit in dein Zimmer
zu nehmen." Lächelte die Kleine und sah in Aleas Augen. "Hast du geweint?"
"Schön, das es ihm gut geht, ich hoffe, du hast dich gut um ihn gekümmert."
Lächelte der Blondschopf und rieb sich die Tränen aus den Augen.
"Natürlich, ich füttere ihn jeden Morgen und Abend." Antwortete die Prinzessin
grinsend und war stolz auf sich.
"Ich würde gerne mal mit deinen Eltern sprechen und mich bei ihnen bedanken.
Weißt du, ob sie kurz Zeit hätten?" Erkundigte sich Alea und sah die kleine
fragend an.
"Sie sind noch nicht zurückgekehrt." Sagte Claire traurig und sah auf den
Fußboden.
Plötzlich hörte man im Hof ein lautes und tiefes Heulen, es hätte einem einen
kalten Schauer über den Rücken laufen lassen, wenn man nicht gewusst hätte,
dass es Xanaru gehört. Claire lauschte und rannte dann ohne ein weiteres Wort
aus dem Zimmer. Nun hatte Alea etwas Zeit sich im Zimmer um zu sehen, sie lag in
einem großen und reichlich verzierten Doppelbett, überall konnte man Flügel
und Wolken sehen, die Bettwäsche war weich und warm, sie hatte wunderschöne
kleine Muster und bestickte Enden, die Wände des Raumes waren vertäfelt und
mit großen Kunstwerken von Engeln behängt, der Boden war mit einem
zinnoberroten Teppich ausgelegt und wirkte sehr weich, ansonsten befand sich nur
noch eine alte Kommode und ein dazu passender kleiner Hocker im Zimmer, worauf
Aleas Sachen lagen. Mit wackeligen Beinen stieg sie aus dem Bett und wankte zu
dem kleinen Hocker, der direkt vor der Kommode stand. Als sie in den Spiegel des
Möbelstücks sah und ihr Spiegelbild mehr oder weniger klar erkannte, zuckte
sie doch etwas zusammen, ihr Kopf war verbunden, genau wie ihre Schulter und ihr
Arm, sie sah ausgemergelt und stark mitgenommen aus. Sie schämte sich für
ihren Anblick und widmete sich wieder ihrem eigentlichen Vorhaben, zaghaft und
schüchtern öffnete sie den Verschluss ihres Nachhemdes und ließ dieses zu
Boden fallen, dann zog sie sich ihre Kleidung an und schlich sich aus dem
Schloss, die Gänge waren leer und wirkten sehr düster, es war gar nicht so
einfach sich zurecht zu finden, vor allem da Alea noch Probleme mit dem
Gleichgewicht hatte, aber sie konnte sich nicht länger hinlegen, Claires Eltern
waren anscheinend in Gefahr und sie hatte ihre Prüfung zu beenden. Ohne
weiteren Widerstand hatte sie es hinaus geschafft, dort überfiel sie dann ohne
Vorwarnung Xanaru und schleuderte sie zu Boden.
"Hey, ganz ruhig mein Kleiner. Ich habe eine Bitte an dich, ich bin noch nicht
besonders gut zu Fuß und ich möchte nach den Eltern von Claire und Enro
suchen, würdest du mir helfen?" Fragte Alea und streichelte das haarige Wesen
sanft durch das Fell.
Xanaru kniete sich hin damit Alea aufsteigen konnte und gab ihr damit auch seine
Antwort auf ihre Frage, dann ritten sie gemeinsam los und suchten im Wald nach
den Eltern der Beiden. Doch sie mussten schnell feststellen, dass dieses
ziellose umher Reiten sinnlos war und keinen Erfolg versprach, so bat sie das
Getier kurz an zu halten, damit sie sich konzentrieren konnte, vielleicht konnte
sie die Eltern ja erfühlen, auch sie mussten Auren haben, wobei sie sich an
denen von Claire und Enro orientierte. Und wirklich nicht weit entfernt erkante
sie zwei Auren, die denen der Geschwister ähnelte. Alea sagte Xanaru, wo er hin
zu reiten hatte und bemerkte schnell wie sie den Auren näher kamen, das Getier
wurde immer schneller und nur knapp konnte es dann bremsen, denn direkt vor
ihnen lag ein tiefschwarzer Abgrund, in den sie nur um Haaresbreite
hineingeraten wären. Langsam stieg Alea ab und sah sich um, Xanaru setzte sich
brav an einen Baum und beobachtete Alea. Nicht weit entfernt sah sie die Spuren
von Kutschrädern, die anscheinend in den Abgrund führten, vorsichtig sah sie
hinab, alles um sie herum drehte sich und sie hatte Große Mühe sich überhaupt
aufrecht zu halten, doch sie wollte sich erkenntlich zeigen und wenigstens
versuchen, die Eltern wieder heil zu ihren Kindern zu bringen, also blieb ihr
nichts anderes übrig sie sah sich um und suchte nach einer Stelle an der man
nach ihrer Meinung einigermaßen gut hinabsteigen konnte, es stellte sich dann
aber doch als wesentlich schwieriger heraus als Alea es sich gedacht hatte,
durch ihre Handschuhe fand sie kaum halt in der steilen Steinwand, auch ihre
Stiefel erleichterten ihr den Weg nicht gerade, schnell lief ihr der Schweiß
und ihre Wunden bereiteten ihr immer mehr Probleme. Die Bisswunde an ihrem Arm
begann durch den Verband zu bluten und ihre Schulter schien taub zu werden, so
kam eins zum anderen und sie rutschte ab. Doch anstatt eines harten Aufpralls
erwartete sie weiches Wasser, welches ihren Schwung sanft abfing und sie fast
wie von selbst an das nächstgelegene Ufer in einer Höhle trieb. Schwer
erschöpft kroch sie das steinerne Ufer hinauf und entdeckte dort schlafend und
wohlbehalten das Königspaar und die Pferde deren Kutsche. Die Höhle war dunkel
nur sehr schwach drang Licht von irgendwoher herein. Alea suchte die Wände der
Höhle ab um zu sehen von wo das Licht kam und konnte schnell feststellen, dass
sich ein Riss waagerecht zwischen Decke und Wand der Höhle befand durch den es
drang. Doch würde sie diesen Riss vergrößern können, ohne die Höhle zum
Einsturz zu bringen und würde er überhaupt ins Freie führen? Fragen, auf die
man nur durch eines eine Antwort bekommen, man musste es ausprobieren. Also
machte sich Alea auf und wankte zum Riss, je näher sie ihm kam, desto eher sah
es aus als wäre es nur eine Art zugefallener Höhleneingang, vorsichtig begann
sie damit die Steine aus den Weg zu räumen, die Pferde schnaubten ruhig und
kamen langsam auf sie, sie stupsten ihr an den Rücken und schienen ihr helfen
zu wollen, denn sie schabten mit den Hufen die kleineren Steine zur Seite.
Plötzlich regten sich der König und die Königin und sahen auf.
"Orpha, bist du das?" Fragte die Königin erstaunt und hielt ihre Hände vor den
Mund.
"Wer bist du? Wie bist du hier her gekommen? Und was tust du da?" Fragte der
König und schüttelte zu seiner Frau mit dem Kopf.
"Wer ich bin tut jetzt nichts zur Sache und auch nicht wie ich hierher gekommen
bin, aber ihre Kinder machen sich Sorgen um sie und ich will ihnen helfen. Warum
haben Sie die Steine eigentlich noch nicht weggeräumt oder zumindest damit
begonnen ... dann wären sie doch schon längst wieder zu Hause." Erwiderte Alea
und ließ sich in ihrem Vorhaben nicht Unterbrechen.
"Wie? Wir sollen diese hässlichen dreckigen Brocken auch noch anfassen? Lieber
verhungere ich hier ... es ist außerdem schon schlimm genug, hier auf dem
schmutzigen Boden zu schlafen." Meinte die Königin empört.
"Aber haben Sie nicht Hunger? Und vermissen Sie Ihre Kinder gar nicht, allein
das müsste sie doch genug beflügeln um sich hier heraus graben zu wollen."
Sagte Alea und kam immer besser voran.
"Unser Sohn ist alt genug, früher oder später hätte er einen Suchtrupp los
gesandt und Verpflegung haben wir noch reichlich." Beschwichtigte der König die
Sache und sah es immer noch nicht ein, ihr zu helfen.
"Sie haben Essen mitgenommen? Aber Sie waren doch nur auf der Suche nach Ihrer
Tochter, warum haben sie da Essen dabei?" Fragte Alea und hielt kurz inne.
"Wir waren doch nicht auf der Suche nach unserer Tochter, wir wollten ein Braut
für unseren Sohn finden und waren deshalb auf dem Weg ins Nachbarkönigreich,
wegen Claire brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, wenn ihr was zugestoßen
wäre, wäre es auch nicht schlimm ... du weißt nicht viel die Könige momentan
als Mitgift erwarten." Erklärte die Königin.
Darüber war Alea vollkommen entrüstet, sie ging auf die Königin zu und ihre
Hand glitt wie von Selbst recht unsanft zu ihrer Wange. Die klaren wütenden
Augen von Alea ließen die Königin erstarren, ihr wahr als würde sie einer
Göttin in die Augen sehen, denn darin lag so viel Kraft und Gerechtigkeit, als
würde einen die Strafe des Himmels ereilen, wenn man sie nur ansieht.
"Wie können Sie es wagen so schlecht über ihre Tochter zu sprechen? Ihre
Kinder lieben Sie, warum? Ich verstehe das nicht, wie kann man als Mutter so von
seinem Kind sprechen?" Sagte Alea empört.
Der König war außer sich vor Wut und schlug Alea zu Boden, doch noch bevor er
erneut auf sie einschlagen konnte, hielt seine Frau ihn weinend auf. Er war
verwundert, schon so lange hatte er sie nicht mehr weinen gesehen, generell
schien ihre Beziehung irgendwie tot zu sein und nun das, er hatte sie verteidigt
und begann zu weinen.
"Nicht Liebling, ich bitte dich, lass sie, das Mädchen hat Recht." Schlurzte
sie und kuschelte sich an ihn. "Seit diesem Unfall haben wir unsere Kinder
wirklich sehr vernachlässigt."
Der König war wie erstarrt, sie hatte ihn wieder ,Liebling' genannt und war ihm
momentan so nah wie schon lange nicht mehr, seit diesem Unfall hatte sich
wirklich vieles für sie verändert und mit ihrer Umwelt hatten sie sich
verändert.
"Es tut mir Leid." Sprach der König leise und sah zu Alea hinab.
Langsam wischte sie sich das Blut von ihrer Lippe und stand auf, ohne ein
weiteres Wort oder eine weitere Aktion ging sie wieder zu dem nun schon fast
menschengroßen Riss und räumte die Steine weiter zur Seite.
"Weißt du, vor genau vier Jahren kam unsere älteste Tochter ums Leben, sie
warf sich vor Claire um sie vor einer Kutsche zu retten, deren Pferde außer
Kontrolle geraten waren. Sie war so ein liebes kleines Mädchen, damals war sie
fünfzehn und kümmerte sich immer rührend um ihre Geschwister, sie hieß Orpha
und sieht ... bzw. sah dir sehr ähnlich. Sie hatte zwar nicht blondes sondern
rötliches welliges Haar, aber ihre Augen strahlten genau so diese süße Wärme
aus ... nach dem Unfall mit den Pferden war sie nicht sofort tot, drei Tage
hatte sie noch um ihr Leben gekämpft und wir hatten alle Ärzte des Landes
zusammen gerufen, doch am Morgen des vierten Tages lag sie nur noch still da,
sie atmete nicht mehr, auch wenn es so aussah als würde sie nur schlafen, sie
lächelte und wirkte erlöst. Doch mit ihr waren dann auch unsere Gefühle
gestorben." Berichtete der König traurig.
"Das mit Ihrer Tochter tut mir Leid, aber vergessen Sie nicht, dass Sie auch
noch andere Kinder haben." Lächelte Alea und schaffte es endlich den Riss groß
genug zu bekommen, dass sie durchkriechen konnten. "Darf ich sie dann bitten?"
Der König und die Königin nickten dankend und kletterten durch den schmalen
Spalt, doch Alea folgte ihnen noch nicht, sie vergrößerte den Riss noch etwas
damit auch die Pferde ohne Probleme hinausklettern konnten. Mit einem letzten
Blick in die Höhle verließ sie diese und streckte sich im Licht der Sonne,
ihre Sachen waren mit Blut und Dreck beschmiert und auch sie selbst sah nicht
besser aus, ihr Verband hatte sich an den meisten Stellen gelöst und wirkte
schon arg mitgenommen. Doch sie genoss es endlich wieder am Tageslicht zu sein,
die Sonne schien sanft durch die frischen grünen Blätter der Bäume und
nirgends war auch nur noch ein Hauch von Nebel zu sehen. Auch der König und die
Königin hatten sich gestreckt und genossen das warme Licht welches nun auf sie
herabstrahlte. Alea musterte sie etwas, er hatte dunkles graues Haar und blaue
Augen, sie hatte rötliches Haar mit grauen Strähnen und braune Augen, kurzum
ihre Kinder waren den beiden wie aus dem Gesicht geschnitten, jedoch waren beide
etwas fülliger als ihre Kinder und wirkten etwas schwerfällig. Ihre Kleidung
war prunkvoll, wie es sich nun mal für die Herrscher eines Landes gehörte, sie
trug ein weites pfirsichfarbenes Kleid mit kleinen Rüschen und einem sehr
üppigem Ausschnitt, na und selbstverständlich ihre große und reichlich mit
Edelsteinen verzierte Krone. Er hatte eine schwarze enge Hose und ein
pflaumenfarbenes dickeres Hemd an mit perlmutfarbenen Mustern darauf, auch seine
Krone war reichlich verziert aber wesentlich größer als die der Königin, des
weiteren trug er aber noch einen roten Umhang, dessen Ränder aus weißem Pelz
mit vereinzelt schwarzem Fellstellen.
"Vielen Dank, dass du uns befreit hast." Sprach der König und wandte sich damit
Alea zu.
Als er sie nun im Licht sah, wurde ihm doch etwas anders, dieses zerbrechliche
Wesen, was sich nun an die Wand der Höhle lehnen musste um nicht das
Gleichgewicht zu verlieren hatte ihnen geholfen zu entkommen, sie hatte er
geschlagen und so unhöflich empfangen. Im Dunkeln der Höhle konnten sie nur
verschwommen ihre Konturen erkennen, schließlich stand sie im fahlen Licht,
welches durch die Steine fiel, nun endlich sahen sie ihre Retterin in vollem
Glanze und ihnen blitze ein Gedanke durch den Kopf, ja sie ähnelte ihrer
Tochter aber noch mehr der Göttin des Waldes, diesem erhabenen Wesen, welches
manchmal den Wanderern im Walde hilft. Konnte es sein, dass sie diese Göttin
war und ihnen nicht nur aus der Höhle sondern auch noch aus ihrer Krise helfen
wollte.
"Xanaru!" Rief Alea und horchte, ob das Wesen auf sie hören würde und
angerannt käme.
Man hörte ein Schnaufen und das sanfte Trampeln von Tatzen, was immer näher
kam, die Pferde wirkten angespannt, doch Alea sprach ihnen gut zu und konnte sie
dadurch wieder beruhigen.
"Können sie auch ohne Sattel reiten?" Erkundigte sich Alea und blickte zu den
beiden.
Sie nickten nur und kamen etwas näher an sie und die Pferde heran.
"Gut, kommen sie auch ohne hinauf oder soll ich zum Schloss reiten und ihnen
eine Kutsche organisieren?" Fragte Alea und streichelte die Pferde.
"Nun mir wäre es lieber, wenn du zum Schloss reiten würdest und uns eine
Kutsche bringen würdest." Antwortete der König und sah beängstigt zu dem
hohen Pferderücken.
"Gut." Lächelte Alea und sah hinter den Bäumen schon ihr Reittier vorkommen.
Xanaru flitzte zu ihr und ließ dem Königspaar einen kalten Schauer über den
Rücken laufen, die Königin schrie auf und klammerte sich an ihren Mann doch
auch der hatte eine unheimliche Angst vor dem Wesen. Alea streichelte Xanaru
sanft und stieg dann auf seinen Rücken, dann ritt sie auf ihm davon.
Bei Lilith war es indessen wieder Morgen geworden und sie räkelte sich noch
genüsslich im Bett, es war endlich Morgen und sie konnte ihren Plan in die Tat
umsetzen, wobei sie sowohl Alea als auch Tenebrä eine auswischen konnte. Sie
schlug die Decke zur Seite und tapste nur in Unterwäsche im Raum umher, sie
suchte Aleas Schuluniform und durchkramte deshalb ihre Schränke. Plötzlich
klopfte es an der Tür und eine Jungenstimme erklang.
"Alea?" Fragte die Stimme und wartete auf eine Antwort.
"Komm doch rein, ich bin schon wach." Antwortete Lilith und grinste breit.
Nicolas öffnete die Tür und erstarrte zur Salzsäule als er den Blondschopf so
knapp bekleidet vor sich sah. Lilith trat auf ihn zu, machte die Tür zu und
lächelte ihn verführerisch an, dann schlang sie ihre Arme um seinen Hals und
drückte sich an ihn. Er konnte nicht glauben, was sie da tat, sie war doch
sonst nicht so offenherzig, beim letzten Mal hatte sie ihm sogar eine Ohrfeige
verpasst obwohl er kaum etwas sehen konnte.
"Weißt du wo ich meine Schulsachen gestern hingelegt hatte? Ich finde sie
nämlich nicht mehr." Fragte Lilith und sah ihn mit großen Augen an.
"I-ich glaube, sie liegen noch unten in der Wohnstube." Stammelte Nicolas und
musste sich stark zusammen reißen um nicht zu ihrem üppigen Dekolletee zu
sehen.
"Würdest du sie mir holen, denn nur in Unterwäsche kann ich ja schlecht durch
das Haus spazieren oder?" Bat Lilith und strich sanft über seine Wange.
"Klar." Erwiderte er und bekam als Dankeschön sofort einen extrem bombigen Kuss
von ihr auf die Lippen gedrückt, erst war er erstaunt, aber schnell fand er
gefallen daran und machte mit.
Es dauerte eine Weile bis sie sich wieder voneinander lösten und Nicolas sie
atemlos ansah.
"A-aber ich dachte, du wärst mit Thomas zusammen?" Fragte er und konnte sein
Glück immer noch nicht fassen.
"Nicht freiwillig." Sprach Lilith, löste ihre Umarmung und tat betroffen.
"Wie meinst du das?" Fragte er erregt und wollte ihr helfen.
Lilith fing an zu weinen und lehnte ihren Kopf an die Schulter von Nicolas, sie
spielte es einfach großartig auch wenn Nicolas aufgrund ihres seltsamen
Verhaltens schon längst hätte dahinter kommen müssen, dass sie nicht die
Echte war.
"Er zwingt mich dazu, ich muss ihn küssen und mit ihm ..." Schlurzte Lilith und
konnte kaum fortfahren. "Und er ist immer so brutal und grob zu mir, aber wenn
ich ihm nicht gehorche, würde er mich schlagen oder wer weiß was mit mir tun."
"Was? Aber warum hast du mir davon denn nicht schon früher erzählt oder
zumindest meiner Mutter?" Fragte Nicolas und sah mitleidig auf sie herab.
"Ich hatte Angst, dass er euch etwas antut zumal er weiß, dass ... dass ich
dich liebe." Wimmerte Lilith und konnte hören wie sein Herz von jetzt auf
gleich anfing schneller zu schlagen.
"D-du liebst mich?" Fragte Nicolas erstaunt und konnte seinen Ohren nicht
trauen, wie oft hatte er sich gewünscht, diese drei Worte aus ihrem Mund zu
hören und nun war es endlich soweit. "Aber warum hattest du mir dann eine
Ohrfeige verpasst, als ich aus Versehen ... na ja du weißt schon die Sache im
Krankenzimmer."
Lilith war etwas verwirrt, davon wusste sie natürlich nichts, aber sie wäre
keine Dämonenbraut, wenn sie sich da nicht herauswinden könnte.
"Auch aus Angst, dass er davon erfahren würde und dir etwas antun würde, denn
ich will nicht dass er dich verletzt." Antwortete die Dämonin geschickt. "Oh
Gott ich hätte dir das alles gar nicht sagen dürfen, bitte sag ihm nichts
davon, ich will nicht, dass dir etwas widerfährt."
"Ich werde meinem Vater bescheid sagen, er wird ihn von der Schule werfen, dann
sind wir ihn los." Schlug Nicolas vor und fuhr ,seiner' Alea sanft über die
Wange. "Und du musst dann gleich zur Polizei, wenn du das nicht wolltest, musst
du ihn deswegen anzeigen."
"Nein, das können wir nicht tun, er ist ein wahrer Dämon, wenn wir das tun,
sind wir schon tot noch bevor wir überhaupt bei der Polizei waren und um
ehrlich zu sein, will ich denen dann auch nicht erzählen, was passiert ist, sie
wollen es immer so detailliert und es ist schon schlimm genug, es einmal durch
zu machen." Sagte Lilith und fing erneut an zu schlurzen.
"Aber ich will nicht, dass du noch mehr leidest." Erwiderte er sanft und wischte
ihr vorsichtig die Tränen aus den Augen.
"Lieber stehe ich es so noch eine Weile durch, als mit dem Gewissen leben zu
müssen, dass dir etwas geschehen könnte." Himmelte sie ihn an und bekam durch
diese übertriebene Aufopferung beinahe einen Würgekrampf.
"Gut wenn du meinst, aber ich hätte da noch eine Bitte an dich." Sagte er und
lehnte seine Stirn sanft an ihre.
"Und was wäre das." Fragte Lilith neugierig.
"Wenn wir hier sind, bist du doch sicher oder? Dann zeig mir hier doch bitte,
dass du mich liebst. Denn ich hege schon seit einer Weile sehr innige Gefühle
für dich." Bat er und küsste sie auf die Stirn.
Lilith nickte mit einem breiten Grinsen und einem geheimnisvollen Funkeln in
ihren Augen, erneut schlang sie ihre Arme um seinen und küsste ihn wie schon
vorhin. Es gefiel Nicolas sehr auch wenn er es sich anders vorgestellt hatte sie
zu küssen, er hätte nicht gedacht, dass Alea so fordernd küssen würde und
ein so einnehmendes Wesen hatte.
"Berühr mich!" Hauchte sie ihm dann ins Ohr, führte seine Hände an ihre
Taille und bugsierte ihn dann langsam zum Bett.
Vorsichtig legte sie sich dann hin und zog ihn an seiner Krawatte zu sich, so
dass er halb über ihr hockte, dann setzte sie mit den Küssen fort und
navigierte seine Hände von ihren Hüften zu ihrer Oberweite, doch da brach er
ab, stand von ihr auf und hielt sich die Nase.
"Was ist? Gefällt es dir nicht? Sind sie zu klein? Hast du mehr erwartet?"
Fragte Lilith und war wirklich enttäuscht, sie fand die Küsse des Kleinen gar
nicht mal so schlecht und die Art wie er sie berührt hatte, dieses
zurückhaltende gefiel ihr auch sehr.
"Nein, nein, dein Körper ist perfekt und deine Haut so sanft und weich, es ist
nur ... na ja ich bin ... also ich bin noch Jungfrau und du bist einfach der
Wahnsinn." Beichtete Nicolas und ging zur Tür. "Ich hole dir jetzt deine
Sachen."
Dann verließ er denn Raum und Lilith fiel grinsend in ihre Kissen zurück, es
machte ihr zu viel Spaß den Kleinen an der Nase herum zu führen, mal sehen wie
er reagieren würde, wenn die richtige Alea ihn wieder nicht an sich heran
lassen würde. Mit diesem Gedanken stand sie auf und nutzte ihre Schwarze Magie
um das Bett zu machen, denn sie hatte keine besonders große Lust sich die
Finger dabei dreckig zu machen. Ebenso machte sie es mit den Schränken, in
denen die gewühlt hatte und deren Türen noch offen standen, ein
Fingerschnippen und alles war wieder sauber. So wartete sie auf Nicolas und
freute sich schon auf die weitere Umsetzung ihres Racheplans.
Alea hatte währenddessen schön längst das Schloss erreicht und war zu den
Stallungen gegangen, wo sie nach einer Kutsche suchte.
"Hatte ich Euch nicht gebeten im Bett zu bleiben?" Fragte eine Stimme, deren
Körper nun im Stalltor stand.
"Ja, aber ich wollte Euch doch nur einen Gefallen tun um Danke zu sagen."
Erwiderte Alea und drehte sich um. "Ich habe Eure Eltern gefunden."
"Ist das Euer Ernst?" Erkundigte sich Enro überrascht und bekam ein
freundliches Nicken als Antwort. "Wunderbar, ich werde Percy die Kutsche fertig
machen lassen, wir holen sie dann gemeinsam ab, dann können wir ihnen auch
gleich die glückliche Nachricht von unserer Vermählung überbringen."
"Was? Prinz, habt Ihr mich oben nicht verstanden, ich habe bereits einen Freund
und kann es kaum erwarten von ihm wieder in die Arme geschlossen zu werden."
Sprach Alea und sah ihn wütend an.
"Nein, ich glaube, Ihr habt mich nicht verstanden, ich habe mich in Euch
verliebt und will Euch zu meiner Frau nehmen." Sagte Enro ohne Verständnis und
drückte Alea äußerst unsanft gegen die nächstgelegene Wand. "Und das was ich
will, bekomme ich auch."
Alea wehrte sich, doch sie war im Moment gerade mal stark genug um sich aufrecht
zu halten, da konnte sie sich nicht gegen ihn währen, ihre Verletzungen, der
Sturz und das Wegräumen der Steine hatten doch sehr an ihren Kräften gezehrt.
"Nun gut, ich hole mir nachher, was mir zusteht, aber jetzt kommt, lasst uns
meine Eltern und Eure zukünftigen Schwiegereltern aus dem Wald holen."
Lächelte Enro hinterhältig und verließ den Stall.
Kurz nachdem er draußen war, sackte Alea auf den Boden und sah sich ihre Hände
an, sie verstand es nicht. Warum war sie auf einmal so schwach? Plötzlich
entdeckte sie den Armreif und dachte an die Szene mit Lilith im Warteraum,
vielleicht war ja dieser Reif für ihre Schwäche verantwortlich, zu zutrauen
wäre es ihrer Halbschwester immerhin oder nicht? Dann betrat Percy den Stall
und sah den Blondschopf auf dem Boden hocken.
"Geht es Euch nicht gut? Soll ich den Prinzen rufen, dass er Euch in Euer Zimmer
zurück bringt? Wir haben Euch schon überall gesucht, wo wart Ihr denn?" Fragte
er und hockte sich zu Alea.
"Ich wollte mich beim Prinzen und der Prinzessin bedanken und habe daher nach
ihren Eltern gesucht und sie auch gefunden." Lächelte Alea und versuchte auf
zustehen, doch irgendwie wollte das nicht so Recht funktionieren.
"Ach deshalb der Befehl des Prinzen. Wartet ich helfe Euch." Sagte der Butler
und griff Alea sanft unter die Arme. "Setzt Euch doch schon in die Kutsche
während ich die Pferde startklar mache."
Alea befolgte seinen Rat und setzte sich in die Kutsche, sie war sehr erschöpft
und musste arg kämpfen um nicht ein zu schlafen, doch schließlich übermannte
sie der Schlaf, ihre Augen fielen zu und sie versank im Reich der Träume.
Während sie schlief träumte sie von Tenebrä, der sie sanft an sich drückte
und küsste, was sie dann aus dem Schlaf riss, denn es hatten sich wirklich ein
paar Lippen auf ihre gelegt, sie öffnete schlagartig ihre Augen und entdeckte
den Prinzen vor sich. Sofort stieß sie ihn von sich und wollte aus der Kutsche
steigen als er sie aufhielt und sie wie von Sinnen anfunkelte.
"Wo willst du denn hin?" Grinste er und zog sie zu sich zurück.
"Sei nicht so grob zu ihr Enro und jetzt mach mal ein bisschen Platz, ich will
schließlich auch mit rein." Beschwerte sich die kleine Claire.
"Ich muss mit auf den Kutschbock um Percy zu sagen, wo er lang muss." Erklärte
Alea riss sich los und wäre beinahe aus der Kutsche gefallen, hätte Xanaru sie
nicht aufgefangen.
"Ich glaube er will, dass du auf ihm reitest Alea." Grinste Claire aus dem
Fenster der Kutsche.
"Gut, dann reite ich eben vor und Ihr folgt mir dann ok?" Schlug Alea vor und
setzte ihren Plan in die Tat um.
Nicolas hatte Lilith indessen schon ihre Sachen gebracht und von ihr angeboten
bekommen ruhig im Raum zu bleiben, während sie sich umzog, doch er lief rot an
und ging aus dem Zimmer. Danach aßen sie gemeinsam Frühstück und Lilith nutze
jede Gelegenheit um mit ihm zu flirten, bei jedem Augenkontakt, den sie hatten
zwinkerte sie ihm zu und brachte ihn damit irgendwie total aus dem Konzept,
beinahe hätte er sein Brötchen sogar mit Tee beschmiert und Marmelade in seine
Tasse getan, doch seine Mutter rette seinen Aktionen immer, indem sie ihn
anstupste. Herrn Calmer kam das alles äußerst verdächtig vor, aber er sagte
nichts dazu, doch etwas anderes ließ ihm keine Ruh.
"Alea, wann bist du gestern eigentlich hier her zurückgekommen? Ich mein, ich
war bis ein Uhr wach und habe dich nicht kommen hören." Fragte er neugierig.
"Liebling." Sagte Frau Calmer erinnernd und deutete Lilith an, dass sie darauf
nicht zu antworten brauche.
So schwieg Lilith und nahm sich noch ein Brötchen, nach dem Essen hatte sie
sogar noch genug Zeit um sich den Stundenplan von Alea näher an zu kucken und
ihre Sachen dementsprechend zu packen. Theoretisch hätte sie heute sechs
Stunden, Astronomie, Mathematik, Französisch, Englisch, Informatik und
Wirtschaft, aber wer wusste schon genau wie viele davon heute nicht wieder
ausfallen würden. Dann klopfte es an der Tür und Nicolas trat herein, Lilith
hatte ihm eigentlich vorgeschlagen, dass er ihr Zimmer gleich betreten könne,
er bestand aber darauf sich wenigstens noch an zu kündigen.
"Kommst du? Wir wollen dann los." Bat er und wagte es kaum sie an zu sehen, er
musste die ganze Zeit an die tolle Begrüßung beim letzten Mal denken, als sie
kaum etwas anhatte und ihn dann auch noch so leidenschaftlich geküsst hatte, es
trieb ihm jedes Mal wieder die Röte ins Gesicht, wenn er daran dachte.
"Klar." Erwiderte sie knapp und schnappte sich ihre Schultasche, doch sie ging
nicht einfach an Nicolas vorbei aus dem Raum, nein, sie küsste ihn noch einmal
und machte ihn damit fast wahnsinnig.
Zusammen gingen sie dann zur Schule, ihre erste Stunde war also Astronomie, es
war Tenebräs Lieblingsfach, das wusste Lilith, er kannte sich einfach
großartig im Weltraum aus und war auch schon auf einigen Planeten gewesen, auch
wenn das schon einige Zeit her war. Doch auch Lilith musste sich mit ihrem
Wissen nicht verstecken, als Dämonin hatte sie keine Großen Probleme mit
diesem Fach, schließlich hatten sie es schon wesentlich früher als die
Menschen auf Elestra.
"Da bist du ja endlich." Begrüßte Tenebrä seine Schwester auf dem Flur und
wurde misstrauisch von Nicolas beobachtet.
"Hast du schon auf mich gewartet?" Fragte sie ganz unschuldig und wollte, dass
er sie wie auch Alea zumindest mit einer Umarmung begrüßt, doch das blieb aus.
"Komm mit!" Sagte er nur schroff und nahm fast angewidert ihre Hand.
Nicolas folgte ihnen wie ein Wachhund und ließ sie nicht einen Augenblick aus
den Augen, im Klassenzimmer setzte er sich sogar extra hinter sie.
"Was hast du denn mit dem gemacht?" Flüsterte Tenebrä und packte seine Sachen
aus.
"Nichts, ich weiß nicht was du meinst." Wisperte sie nur zurück.
Stella kam munter wie immer auf sie zu und sah Lilith prüfend an.
"Ist das jetzt die Echte oder Lilith?" Fragte sie und blickte zu Tenebrä, der
verdrehte nur die Augen und deutete auf den Platz hinter sich.
Zum Glück hatte er aber nichts davon mitbekommen, denn er war gerade mit dem
Auspacken beschäftigt gewesen. Stella begriff sofort und erkannte durch den
herausfordernden Blick der Dämonin, wer da wirklich vor ihr saß.
"Na freust du dich, denn gar nicht mich zu sehen?" Fragte Lilith und tat
enttäuscht.
"Oh ja und wie." Erwiderte der Rotschopf ironisch.
"Hey, ich tu ja mein bestes, aber ihr wirkt nicht gerade überzeugend." Seufzte
Lilith leise. "Tenebrä, du siehst sie anders an, viel durchdringender und du,
Rotschopf, du ... brauchst dich eigentlich nicht arg zu verstellen, du bist zu
ihr ja auch immer so nett wie zu mir."
Stella sah Tenebrä überrascht an, war sie zu Alea denn wirklich so gemein, das
wäre ihr bis jetzt aber noch nicht aufgefallen. Tenebrä schüttelte den Kopf
um ihr begreiflich zu machen, dass sie nicht all zu viel auf das Gewäsch von
Lilith geben sollte.
"Lilith, Alea ist zurückhaltend und keineswegs angriffslustig, ich bitte dich,
versuche bitte wenigstens ein bisschen wie sie zu sein." Bat Tenebrä und sah
seine Schwester vorwurfsvoll an.
"Ich sag dir was, ich bin zurückhaltender, wenn du liebevoller zu mir bist."
Schlug Lilith vor und zwinkerte ihm zu. "Los, küss mich, aber so wie du es bei
Alea tust!"
"Nein, vergiss es, nicht einen einzigen weiteren Kuss wirst du von mir
bekommen." Zischte der Dämon sie an.
"Gut, wie du meinst." Lächelte Lilith fies.
Plötzlich betrat Alex den Raum, er kam häufig etwas später, das war schon an
seiner alten Schule so und wer ihn kennt, der weiß auch, dass er diese Show
einfach liebt. Schnell suchte er sich die letzte freie Bank neben Tenebrä und
Alea, dann hievte er seinen Stuhl zu ihnen und setzte sich dazu.
"Na hat Rufus sich schon irgendwie bei auch gemeldet?" Erkundigte sich Alex und
sah neugierig zu Tenebrä.
"Nein, noch nicht, aber sag mal was läuft eigentlich zwischen dir und dieser
Elfee?" Grinste Tenebrä, er hatte sehr wohl mitbekommen, wie die Funken
zwischen den beiden gestoben waren.
"Sie heißt Monja und ist einfach göttlich. Hast du ihre süßen Öhrchen
gesehen? Und diese bezaubernden Augen, ich glaube, ich bin meiner Aphrodite
begegnet. Gleich als ich sie sah, traf es mich wie einen Blitz und ich wusste,
sie ist die Richtige. Ich weiß nicht warum, aber sie hat mich einfach
verzaubert." Schwärmte Alex und wirkte leicht abwesend.
"Oh man du bist nicht verliebt, du bist berauscht, total abhängig von der
kleinen." Grinste Stella und knuffte den Wächter an die Schulter.
Dann unterbrach das Läuten der Schulglocke ihr Gespräch und sie mussten sich
zu ihren Plätzen begeben, doch nicht nur ihr Lehrer betrat nun das
Klassenzimmer, sondern auch noch Herr Calmer und eine neue Schülerin kamen
herein. Eine Schülerin, über deren Anwesenheit sich einer ganz besonders
freute.
"Guten Morgen." Begrüßte sie Herr Calmer und schob das schüchterne Wesen vor
sich her, die Klasse erhob sich und begrüßte ihn ebenfalls, dann setzten sie
sich wieder und warteten gebannt, was er zu sagen hatte, leises Getuschel ging
durch die Reihen, wegen des doch recht eigentümlichen Aussehens, doch Herr
Calmer bat um Ruhe. " Das ist Monja Elfairy, sie kommt von Terratre und hat
bisher nur Privatunterricht gehabt, deshalb bitte ich euch, heißt sie
freundlich in eurer Runde willkommen. Gut dann schauen wir mal wo wir dich
hinsetzen." Auf einmal stand Alex auf, bat um Verzeihung und bot Monja den Platz
neben ihr an. "Oh gut, dann setzt dich dort hin, ich wünsche dir viel Spaß."
Dann verließ der Direktor den Raum und überließ die Schüler Herrn Midernit,
Monja schlich zu Alex und nachdem sie sich gesetzt hatte begann der Unterricht.
Der Lehrer stellte sich vor und erklärte ihnen was er vorhatte mit ihnen zu
schaffen, dann fragte er jeden einzelnen aus, wie viel er vom Kosmos wusste,
wobei Tenebrä, Lilith und auch Monja besonders hervor traten, sie wussten
Unmengen von Details und konnten fast jeden Stern in den umliegenden Galaxien
nennen. Auch wenn es Monja recht schwer fiel sich zu konzentrieren, denn
irgendwie lenkte sie der verträumte Blick ihres Banknachbars ab, ihr Herz
schlug schneller, wenn sich ihre Blicke trafen und ihre Hände wurden feucht, es
war schon seltsam. Was war das? Aber ihm erging es nicht besser, es hätte ihm
momentan nicht besser gehen können, sie war an seiner Seite, was wollte er
mehr. Er befand sich im siebten Himmel und nichts hätte ihn von dort holen
können solange sie in seiner Nähe war. Es faszinierte ihn sie auch nur an zu
sehen oder ihre liebreizende Stimme zu hören. Doch die Stunde war schnell
vorbei und die Pause war zu kurz um sich groß zu unterhalten. Als nächstes
hatten sie Mathe und bekamen ihre Testergebnisse wieder, wobei viele nicht
sonderlich gut abgeschlossen hatten, unter anderem Tenebrä, wie sollte er diese
Rechnungen auch beherrschen, wo er doch noch nie Mathe hatte, sicher konnte er
zählen, addieren und solche Sachen, aber wozu hätte ein Dämon Logarithmen und
Algebra gebraucht. So kassierte er in seinem Test eine glatte fünf, doch es
ging auch schlechter. Stella hatte Glück mit einer zwei minus kam sie äußerst
gut davon, auch Bianka kam mit einer zwei davon, aber Alex, Sophia und Annika
bekamen nur eine drei, na und Nicolas hatte wohl auch noch so einiges nach zu
holen, denn mit seiner vier Minus war er nicht sehr viel besser als Tenebrä.
Die Lehrerin teilte die Ergebnisse mit einigen Kommentaren aus, für Tenebrä,
Nicolas und einige andere hatte sie nur ein Seufzen übrig und bedauernde
Blicke, denen die eine drei bekommen haben sprach sie gut zu und die zweier
lobte sie, aber zwei Schüler hob sie besonders hervor und zwar einen gewissen
Brad und Alea, sie hatten es als einzige geschafft eine eins zu bekommen. Doch
das machte die Stunde nicht unbedingt einfacher für Lilith, sie hatte nämlich
auch absolut keine Ahnung von den Rechnungen und Gleichungen, die nun vor ihr
auf dem Blatt standen. Die Lehrerin nahm sie andauernd dran und wurde jedes Mal
wieder enttäuscht, die Stunde nahm einfach kein Ende, jede Minute schien sich
in die Länge zu ziehen und Lilith war das einfach zu langweilig, sie versuchte
mit Tenebrä zu sprechen, aber der ignorierte sie nur und fuhr sie einige Male
an um sie daran zu erinnern, wen sie darzustellen hatte. Dann endlich hörten
sie das erlösende Läuten der Schulglocke und sie wollten sich in die Pause
begeben, doch die Lehrerin hielt Lilith auf, weil sie noch mit ihr sprechen
wollte. Tenebrä blieb sicherheitshalber bei ihr, er wollte darauf achten, dass
sie nichts Falsches sagte, was Alea hätte in irgendeiner Weise schaden können.
Frau Kleinhaus erkundigte sich nach ihrem Befinden und warum sie so schlecht
mitgearbeitet hatte, außerdem bat sie Alea und Brad, der auch noch kurz bleiben
sollte, darum denen etwas unter die Arme zu greifen, die nur eine fünf oder
schlechter da standen, was Tenebrä zum Schmunzeln brachte, er freute sich schon
auf die Nachhilfestunden, die er von Alea bekommen würde, sofern sie denn
endlich wieder da war. Und während Lilith von Frau Kleinhaus bearbeitet wurde,
flirtete Alex mit Monja.
"Möchtest du, dass ich dir die Schule zeige oder willst du lieber raus zu den
anderen?" Lächelte er ihr entgegen.
"Lass uns doch hier drinnen etwas umhergehen, draußen ist es so kalt und alles
ist weiß, ich sehe kein bisschen grün." Erwiderte Monja doch etwas
schüchtern, heute war es irgendwie anders bei ihm zu sein, irgendetwas in ihr
regte sich, wenn er in ihrer Nähe war.
"Das gefällt mir noch besser." Sagte Alex und nahm Monjas Hand, wobei wohl die
Herzen beider einen kleinen Sprung machten. "Denn weißt du ..." Begann er zu
stammeln und kratzte sich am Hinterkopf. "Ich weiß nicht genau wie ich es sagen
soll, weil es etwas albern klingt, aber als ich dich gestern das erste Mal
gesehen habe ... na ja da fühlte ich mich irgendwie wie verzaubert ... ich habe
dich sehr gern Monja."
Die kleine Elfee dachte sie könne ihren Ohren nicht trauen und ihr Herz begann
wild zu klopfen als er ihr das gesagt hatte, es war schon seltsam sie kannten
sich nicht mal einen ganzen Tag und doch ... da war etwas, das sie verband und
ihre Herzen füreinander höher schlagen ließ.
"Lass uns noch mal zum Klassenzimmer gehen, mir ist kalt und da liegt noch mein
Mantel." Bat Monja und wich seinen Blicken aus, es war ihr peinlich, er hatte
ihr gerade sein Herz ausgeschüttet und sie konnte nichts anderes erwidern.
"Ich hol ihn dir schnell, warte kurz." Lächelte Alex und gab Monja einen Kuss
auf die Stirn, dann rannte los ihren Mantel zu holen.
Seine Lippen waren warm und ganz weich, noch immer hielt sie ihre Stirn und ein
breites Lächeln stand auf ihrem Mund. Der Wächter hatte sie auch schon längst
verzaubert, aber sie hatte Angst es ihm zu sagen, es war alles so neu für sie.
"Na du Missgeburt. Von wem hast du denn die riesigen Ohren oder warst du als
Kleinkind so frech, dass deine Eltern dich immer an den Ohren ziehen mussten."
Ärgerte sie ein Junge aus der Parallelklasse.
Es kränkte Monja, aber sie stand über den Dingen und ging nicht weiter darauf
ein, so schlenderte sie ein paar Meter weiter um dem Jungen und seinen Freunden
aus dem Weg zu gehen, aber so leicht wollten sie es ihr nicht machen, sie
folgten ihr und stellten sich um sie auf um ihr so den Weg zu versperren.
"Na bist dir wohl zu fein dazu mit uns zu sprechen?" Fragte der Junge wieder und
schupste Monja nach hinten, wo sie gegen einen anderen Jungen stieß.
"Hey Missgeburt, pass doch auf wo du hinläufst." Sagte dieser daraufhin und
schubste sie zum nächsten so ging es noch zu zwei Jungen weiter bis sie zu
einem kam, der sie etwas genauer unter die Lupe nehmen wollte.
"Na Langohr, bist du denn untendrunter wenigstens nen richtiges Mädchen?"
Grinste dieser und griff der Elfee unter den Rock an ihren Po, doch all zu lange
konnte seine Hand da nicht verweilen, denn Alex war gekommen und half ihr
sogleich aus ihrer äußerst unangenehmen Situation.
Er war der strahlende Retter, er nahm die Hand des Jungen von ihrem Po und
schlug ihm in die Magenkuhle, dann griff er nach Monjas Handgelenk und zog sie
sanft zu sich, er legte ihren Kopf auf seinen Brustkorb und küsste sie erneut
auf die Stirn, dann streichelte er ihr zärtlich über das Haar, warf ihr den
Mantel über und stellte sich schützend vor sie.
"Nein, Alex, das ist doch nicht dein ernst, du hast ein Auge auf diese
Missgeburt geworfen?" Fragte einer der Jungen und stieß ihm gegen die
Schultern, er wollte ihn schubsen, doch Alex ließ sich nicht so leicht aus dem
Gleichgewicht zu bringen.
"Ihr Name ist Monja und du wirst es nicht noch einmal wagen sie auch nur an zu
sprechen haben wir uns verstanden?" Knurrte Alex und sah den Jungen wütend an.
"Pah als hätte ich vor dir Angst, dann komm doch. Komm und verteidige ihre
Ehre." Schlug der Junge vor und deutete Alex an, wo er hin zu schlagen hatte.
"Gut Gio, aber heule mir nachher nicht die Ohren voll." Gab der Wächter als
Antwort und platzierte einen ordentlichen Faustschlag im Gesicht seines
Gegenübers, der geriet ins Taumeln und fiel zu Boden.
Sofort stürzten sich die anderen vier Jungen auf Alex und versuchten ihm an den
Kragen zu gehen, doch es gelang ihnen nur selten, er hatte in den letzten Tagen
sehr viel trainiert, eigentlich um Tenebrä platt zu machen und Alea aus seinen
Klauen zu befreien, aber es kam ja alles ganz anders als er dachte und trotzdem
zahlte es sich nun aus, er steckte kaum Schläge ein, nein er war besser im
Austeilen als die anderen, aber als einer von ihnen ein Butterfly herausholte
und damit auf ihn losstürmte, wurde es schon gefährlicher, denn es war eine
Sache einer Faust auszuweichen und von ihr leicht gestriffen zu werden oder
einem kleinen Messer aus zu weichen und hier und da kleine Schnittwunden zu
kassieren. Monja war starr vor Schreck, er hatte ihr geholfen und brachte sich
nun für sie in Gefahr, sie musste ihm wirklich viel Bedeuten, wenn er für sie
so etwas einging. Es dauerte dann nicht mehr lange, da hatte er ihnen allen
gezeigt was er konnte sie flüchteten.
"Also wagt es nie wieder auch nur in Monjas Nähe zu kommen." Rief Alex ihnen
noch nach und sah ihnen hinterher.
Sie liefen wie von der Tarantel gestochen fort und sahen sich nicht ein einziges
Mal um, Alex hatte es ihnen ordentlich gegeben, so schnell würden sie wohl kein
schlechtes Wort mehr über Monja verlieren, ihre blauen Augen und jede ihrer
Beulen würden sie an das letzte Mal erinnern. Lächelnd drehte Alex sich zu
Monja um und grinste ihr frech ins Gesicht, seine Lippe blutete und er hatte
doch einige Schnittwunden abbekommen, aber er ließ sich keine Schmerzen
anmerken.
"Ist mit dir alles ok? Tut mir Leid, ich hätte dich nicht alleine lassen
sollen. Ich hatte nen ganz schönen Schiss um dich als ich dich nicht mehr auf
dem Gang gesehen habe." Plapperte Alex drauflos und sah sie wie ein kleiner
Junge an.
Plötzlich warf Monja ihre Arme um seinen Hals und kuschelte sich an ihn. Alex
konnte sein Glück kaum fassen und legte nur sehr zaghaft seine Hände auf ihren
Rücken.
"Danke." Hauchte Monja und lockerte langsam ihren Griff.
"Hey keine Ursache, für dich würde ich die Sterne vom Himmel holen und dir
einen Strauß daraus binden." Wisperte er und fuhr ihr zärtlich durch das
weiche Haar.
Sie sahen sich noch eine Weile in die Augen, es schien als würde nur für die
beiden die Zeit still stehen. Sein Handeln wirkte oft so blasiert und doch hin
und wieder sprach er mit solcher Poesie, dass sie ihn einfach nur hätte
knuddeln können. Und gerade war wieder so ein Moment, doch blieb es nicht bei
der Umarmung sanft näherte sich sein Gesicht dem ihrigen, dann schloss er die
Augen und ihre Lippen berührten sich, auch Monja hatte ihre Augen geschlossen.
Es fühlte sich gut an und es schien viel zu schnell vorbei gewesen zu sein.
Ihre Gesichter waren puterrot nachdem sich ihre Lippen voneinander getrennt
hatten sie es war ihnen peinlich ihrem Gegenüber in die Augen zu sehen, denn
ihre Gefühle lagen nun schier offen darin und jeder hätte die Zeichen lesen
können.
"Danke." Seufzte Alex und sah hinaus auf den Hof.
Sie standen noch eine ganze Weile dort und sahen in unterschiedliche Richtungen,
momentan jagten ihnen einfach noch zu viele Gedanken durch den Kopf.
Indes ging Tenebrä Gemeinsam mit Lilith hinaus und wollte sich zu den anderen
stellen als er merkte, dass er vorher noch wo anders hin musste.
"Lil..." Sagte Tenebrä und brach kurz ab, wenn ihn jetzt jemand gehört
hätte, wäre das doch sehr verdächtig, also sah er sich um und setzte seine
Bitte fort. "Alea, warte bitte bei Stella auf mich und mach keinen Unsinn ja!"
"Krieg ich noch einen Kuss bevor du gehst?" Fragte Lilith und sah ihn bettelnd
an, dann flüsterte sie ihm zu. "Ihr gibst du doch auch bei jeder Gelegenheit,
die sich dir bietet einen Kuss."
"Vergiss es, ich will deine Lippen nie wieder auf meinen fühlen, ich hatte es
Alea versprochen." Wisperte er zurück und ging.
So musste er Lilith kurz sich selber überlassen, was er aber schon sehr schnell
bereuen musste, denn sie empfand es als eine Kränkung, noch nicht mal als Alea
kam sie ihm näher, sie gab sich wirklich Mühe, diesem frommen Schäfchen zu
ähneln, was sie alles andere als angenehm empfand und er machte alles wieder zu
Nichte indem er sie so ignorierte, also sollte er nun merken, was sie alles tun
konnte, wenn er ihr nicht gehorchen sollte. So begab sich auf die Suche nach ein
paar Jungs, als Lilith hatte sie sich schon umgesehen, welchen Typen sie gerne
mal näher kennen lernen wollte und einige von denen hatten wirklich ein Auge
auf Alea geworfen, warum sollte sie dies jetzt also nicht ausnutzen? Es waren
ein paar Jungs aus einer kleinen Klicke, auf die sie ein Auge geworfen hatte,
natürlich war es nichts ernstes, eher ein bisschen was um sich die Langeweile
zu vertreiben. Einige Jungs waren bereits in den Genuss von Liliths Vorlieben
gekommen und waren hell auf begeistert von ihr und ihrem Können. Nun wollte sie
Aleas Ruf mal etwas auflockern und sie von ihrem Nonnendasein befreien. Mit
einem verführerischen Lächeln ging sie an der Klicke vorbei und ließ die
Falle zu schnappen, keiner der Jungen konnte an ihr vorbeisehen, einige pfiffen
ihr nach, andere ließen begeistert äußerst vulgäre Ausdrücke über ihren
Busen oder ihre Beine los, aber nur zwei lösten sich von der Gruppe und gingen
an ihr nach, bis die beiden sie eingeholt hatten und dann an ihrer Seite den Weg
mit ihr fortsetzten.
"Ihr solltet lieber nicht in meiner Nähe sein, Thomas sieht das gar nicht
gerne." Sagte Lilith und tat schüchtern.
"Oh keine Sorge, wenn du ihm nichts sagst, wird er nichts davon mitbekommen."
Grinste einer der Jungen, blinzelte dem anderen zu, ergriff Liliths Arm und
führte sie in sein Zimmer, hinter sich und seinem Freund schloss er die Tür
ab.
"Ich hoffe es ist dir nicht zu anstrengend, wenn du mit uns beiden fertig werden
musst." Lächelte der andere und knöpfte sich bereits das Oberteil auf.
"Glaubt mir, ihr werdet nachher ausgelaugter sein als ich." Schmunzelte Lilith
und setzte sich auf eines der Betten.
Die Jungen grinsten einander an und begaben sich dann zu ihr auf das Bett,
während die Dämonin also damit beschäftigt war Aleas Ruf - ihrer Meinung nach
- auf zu bessern, war Tenebrä auf dem Weg nach draußen, wo er nur auf Stella
und Sophia traf, die wild darüber diskutierten, dass nur Alea die Prinzessin
sein konnte.
"Ist Lilith, denn gar nicht bei euch?" Erkundigte sich Tenebrä und sah sich
etwas besorgt um.
"Nein, ich dachte sie wäre bei dir?" Erwiderte Stella und zuckte mit den
Schultern.
"Ich hatte sie heute Morgen echt für Alea gehalten, Stella hat mich aber gerade
darüber aufgeklärt ist ja unglaublich, was man als Dämon so alles kann."
Staunte Sophia.
"Hat Rufus sich jetzt endlich mal bei dir gemeldet, ob er wenigstens schon mal
ein Bild von ihr empfangen hat?" Erkundigte sich Stella und verschränkte die
Arme.
"Nein und ich glaube auch nicht, dass er sich bei mir melden würde, er mag
Dämonen nicht unbedingt und nach der Sache, die im Flur passiert ist wird er
mich nachher bestimmt aus dem Schloss scheuchen, wenn ich dort wieder
auftauche." Antwortete der Dämon und sah sich weiter auf dem Schulhof um. "Na
super, ich wette sie spielt mir gerade einen Streich auf Aleas Kosten."
"Hä warum sollte sie das tun?" Fragte Sophia etwas irritiert, all zu viel hatte
sie von der Dämonin noch nicht mitbekommen.
"Sie ist Lilith." Erwiderte Stella nur und sah ihre Freundin mit einem
unmissverständlichen Blick an.
"Lilith ist sehr ... sagen wir erfahren, was das Springen in verschiedene Betten
betrifft, wenn du verstehst was ich meine." Seufzte Tenebrä und konnte nur noch
hoffen.
"Aber sie ist noch schlimmer als du!" Fügte Stella hinzu und grinste Sophia
frech an.
"Hey, so oft wechsele ich meine Freunde nicht mehr und ich hatte auch nicht mit
allen geschlafen ja!" Beschwerte sich Sophia.
"Na gut wenn du meinst, dann will ich nichts gesagt haben." Meinte Stella und
verdrehte die Augen. "Aber sag mal apropos ranmachen und in die Kiste hüpfen,
dein Verhalten sieht dir aber auch nicht unbedingt ähnlich, ich mein, sonst
hängst du eigentlich ohne Pause an ihr, fummelst in den Stunden an ihren Haaren
herum oder starrst sie nur ... na ja wie soll ich sagen richtig gierig an, warum
machst du das denn jetzt nicht? So wirkt das mit Lilith nicht sonderlich
überzeugend."
"Ich kann nicht, ich lieb Alea und ich will meine Schwester nicht küssen, ich
hatte es ihr doch versprochen." Erwiderte Tenebrä und lief doch etwas rot an,
sah er Alea wirklich gierig an. "Aber sag mal beobachtest du uns in den Stunden
immer so genau, dass du mir so was unterstellen kannst?"
"Oh bitte, so wie du mit ihr flirtest, sind alle Augen auf euch gerichtet."
Mischte Sophia sich jetzt wieder ein. "Wie weit bist du mit Alea eigentlich
schon gegangen?"
"Oh man ich weiß nicht, wie ich Allen ihr komisches Verhalten erklären
soll?!?" Meinte Tenebrä um vom Thema ab zu lenken und hoffte auf eine Antwort
der beiden.
"Allen? Ach der Französischlehrer oder? Hatte der nicht auch nen Auge auf Alea
geworfen?" Grinste Stella und dachte an die arme kleine Alea. "Für sie ist es
doch echt eher nen Fluch, dass die Jungs gerade so über sie herfallen, sie
hatte noch nie fiel vom anderen Geschlecht gehalten, sie hat sie lieber
ignoriert."
"Ein Fluch?" Hakte Tenebrä nach, gerade fiel es ihm wie Schuppen von den Augen
und er konnte sich so einiges erklären.
"Na ja du kennst Alea doch, sie ist lieber für sich allein und hat Angst vor
der Nähe zu anderen." Erklärte Stella.
"Ja, ich weiß, was du damit gemeint hast, nein mir ist gerade etwas durch den
Kopf gegangen, wegen dem ich später mal ein paar Nachforschungen betreiben
muss." Lächelte Tenebrä und hatte wieder dieses dämonische in seinem Blick.
"Aso ... na ja aber das mit den Jungs ist ja wirklich noch nicht all zu lange,
die Jungs hatten sie ja auch eher ignoriert, weil sie sich nie ein bisschen um
ihr Äußeres gekümmert hat, denn sie war ja auch davor nicht hässlich, nur
zurückhaltend und scheu, ihr fehlte es einfach an Selbstbewusstsein ... erst
seit Drakon da ist, hat sich das ein bisschen geändert und ich glaube du bist
auch ein Grund dafür, dass sich ihre Selbstzweifel langsam auflösen."
Lächelte Sophia und stupste Tenebrä an.
Doch die Schulglocke bewarte Tenebrä vor einer Antwort und er konnte sich
verdünnisieren, nun hatten sie Französisch und würden wohl oder übel auf
Allen treffen. Der Dämon betrat den Raum und setzte sich auf seinen Platz, kurz
nach ihm kam Herr Caron herein und packte seine Tasche vor ihm aus, sie
plauderten etwas über die letzte Stunde und den Kuss, den der Lehrer doch etwas
bedauerte, er hätte es nicht tun dürfen, auch wenn die Situation einfach zu
verführerisch für ihn war und er den Kuss an sich nicht bereute, aber die
Tatsache seinen Freund betrogen zu haben und diese Gefühle für eine Schülerin
waren doch zu viel für ihn. Etwas nervös blickte Tenebrä immer wieder zum
Eingang und hoffte, dass seine Schwester endlich kommen würde. Herr Caron
bemerkte seine Nervosität und fragte nach dem Grund, aber Tenebrä winkte nur
ab, er wollte und konnte es dem Lehrer wohl kaum richtig erklären. In aller
letzter Sekunde kam Lilith mit dem Klingelzeichen hereingestürmt, ihr Haar war
verwühlt, ihr Rock falsch zugeknöpft und ihre Bluse noch halb offen. Den
Jungen in der Klasse wären beinahe die Augen aus den Höhlen gefallen und auch
Herrn Caron fiel es schwer nicht hin zu sehen, doch Tenebrä war einfach nur
außer sich, er sah Lilith wütend an und schüttelte mit dem Kopf, wie konnte
sie ihm nur so etwas an tun. Alea war immer noch Jungfrau, zumindest glaubte
oder hoffte Tenebrä das, er hatte bis jetzt nämlich noch nicht das Glück
einem Mädchen die Unschuld zu rauben und mit Alea war es etwas ganz besonderes,
deshalb riss er sich auch so zusammen und hatte es bis jetzt noch nicht einmal
gewagt sie irgendwo anders zu berühren als Kopf, Rücken oder Arme, auch wenn
er den Rest von ihr mehr als verführerisch fand. Tja und nun ... wer Alea jetzt
so gesehen hatte, konnte sich wohl denken, was sie gerade getan hatte und da
Tenebrä die ganze Zeit im Raum saß, musste es mit jemand anderem geschehen
sein. Nicolas konnte seinen Augen nicht trauen, aber er erklärte es sich so,
Thomas musste sie ins Jungenklo mitgenommen haben, dort über sie hergefallen
sein und sie dort diesen anderen gierigen Mäulern überlassen haben, wer wusste
schon wie schwierig es jetzt für sie gewesen war so in das Klassenzimmer zu
kommen. Langsam kam sie zu Tenebrä und setzte sich neben ihn, er hatte ihre
Tasche bereits mitgenommen gehabt bevor die Pause begonnen hatte, so brauchte
sie jetzt nur noch aus zu packen. Herr Caron versuchte normal mit dem Unterricht
fort zu fahren, auch wenn Lilith währenddessen damit beschäftigt war ihre
Kleidung zu ordnen, was hieß ihren Rock noch einmal vollkommen auf zu knöpfen
und ihn dann wieder zu zuknöpfen, was wohl keinem in der Klasse entging, auch
nicht mit welcher Hingabe sie dann ihre Bluse zuknöpfte und damit ihre üppige
Oberweite langsam verhüllte, nur irgendwie fehlte ihr noch ihre Krawatte, die
hatte sie wohl in dem Zimmer der Jungen vergessen.
Alea war indessen mit Xanaru und den anderen beim Königspaar angekommen, Claire
lief freudestrahlend zu ihren Eltern, doch Enro wirkte cool und stieg ganz
gemächlich aus der Kutsche, wo er in einiger Entfernung zu seinen Eltern dann
auch stehen blieb, die Kleine aber stürzte sich in die Arme ihrer Mutter und
diese nahm sie weinend in Empfang.
"Aber Mutter, warum weint Ihr denn?" Fragte die Kleine und man merkte doch die
Distanz mit der sie bis jetzt erzogen worden war.
"Weil ich mich freue dich wieder zu sehen." Antwortete die Königin glücklich
und drückte ihre Kleine. "Aber ich habe noch eine Bitte an dich."
"Alles was Ihr wollt Mutter." Lächelte Claire und kuschelte sich an sie.
"Sag ,du' zu mir und deinem Vater, ihr zwei braucht uns nicht mehr zu siezen."
Bat die Königin und sah zu ihrem Sohn.
Claire war vollkommen verblüfft von der Reaktion ihrer Mutter, aber sie war
glücklich, glücklich darüber sie wieder zu haben und darüber wieder von ihr
in den Arm genommen zu werden. Sie sah fragend zu ihrem Bruder, doch der zuckte
nur mit den Schultern und schritt langsam zu seinem Vater und reichte ihm nur
die Hand.
"Schön Euch gesund zu wissen." Sprach er und wollte ihm die Hand schütteln,
doch der König drückte ihn an sich und sprach:
"Ich weiß, dass ich viel falsch gemacht habe, aber ich möchte dich auch
bitten, dass du dich uns wieder annäherst und ,du' zu uns sagst."
Alea fand es herzzerreißend wie sich die Familie wieder zusammenfand und nun
endlich wieder wie eine solche leben wollte, freudestrahlend sah sie hoch zum
Butler, der es auch kaum fassen konnte, wie das Königspaar mit Liebe um sich
warf. Vorsichtig stieg sie ab, sie wollte Xanaru nicht all zu lange zur Last
fallen und sie musste ja auch weiter kommen, auch wusste sie nicht wie ihre
Aufgabe aussehen würde, auf die sie immer noch wartete. Ihre Beine schienen wie
Wackelpudding und bereits das stehen bereitete ihr Probleme, wenn sie nur
endlich wieder klar sehen könnte, aber immer noch nahm sie ihre Umgebung nur
verschwommen wahr.
"Nicht das ich eure Veränderung nicht positiv finde, aber was habt ihr
durchmachen müssen, dass euch der Wert der Familie wieder klar wurde?" Fragte
der Prinz und befreite sich aus der Umarmung des Königs.
"Wir mussten abschließen und erst durch die Göttin des Waldes haben wir das
eingesehen." Erklärte der König und deutete zu Alea.
"Vater, sie ist ein Mensch, keine Göttin." Widersprach der Prinz und lächelte
über den naiven Glauben seines Vaters. "Aber sie ist dennoch etwas ganz
besonderes für mich und ich möchte euch gleich hier mitteilen, dass ich sie
zur Frau nehmen werde und hoffe, dass es euch genehm ist."
"Es ist uns eine Freude, aber geht das nicht ein bisschen schnell? Ich meine,
wie lange magst du sie schon kennen, oder ist sie hier aus der Gegend und du
hattest dich bereits hinter unserem Rücken mit ihr getroffen." Lächelte der
König und knuffte seinen Sohn freundlich.
"Nein, ich kenne sie erst seit einer Woche, aber ..." Wollte Enro beginnen zu
erklären, doch er wurde von seiner kleinen Schwester unterbrochen:
"Na ja von kennen kann ja gar nicht die Rede sein, wisst ihr Alea hat mich dem
schwarzen Monster da bewahrt." Erklärte sie und deutete auf Xanaru. "Butler und
ich waren aus, das war an dem Tag, wo ihr aufgebrochen seid um mich zu suchen,
ihr wisst schon, als dieser starke Nebel war, wir hätten sie beinahe über den
Haufen gefahren, weil wir auf der Flucht vor ihm waren, er heißt übrigens
Xanaru und war nur hungrig auf den Honig, den wir hinten im Gepäck hatten, die
Verletzungen hat Alea übrigens auch von ihm und der Kampf zwischen den beiden
war erstmal spannend."
"Dann sind wir Euch wohl noch mehr Dank schuldig, zum einen dass Ihr unsere
Tochter und uns gerettet habt und zum anderen, dass ihr uns gezeigt habt, wie
wichtig doch eine Familie ist." Sprach der König.
"Ihr braucht mir nicht zu danken, Eure Tochter habe ich gerettet, weil es auch
meine Schuld war, dass sie in Gefahr geraten ist, Sie habe ich gerettet um mich
bei Ihren Kindern für die Gastfreundlichkeit zu bedanken und um wieder zu
erkennen wie wichtig die Familie ist habe ich Ihnen auch nur einen Anstoß
gegeben." Lächelte Alea und winkte ab.
"Aber Enro sag mal, warum meint Claire eigentlich, dass du die Göttin ... oder
Alea erst seit zwei Tagen kennst, wenn sie doch schon seit fast einer Woche bei
euch war, sofern ich das richtig verstanden habe?" Erkundigte sich die Königin
und sah ihren Sohn fragend an.
"Nun, wie Claire schon gesagt hatte, hat dieses Wesen Alea verletzt und das war
nicht unerheblich, es hatte sie in den Arm gebissen, wodurch sie beinahe an
einer Blutvergiftung gestorben wäre, diese fünf Tage seit eurem Verschwinden
lag sie im Fieber, erst heute war sie wieder aufgewacht." Erklärte der Prinz.
"Was? Aber wie seid Ihr dann zu uns in die Höhle gekommen, ich meine, der
Abstieg ... und dann den Riss zu vergrößern ... ihr müsst doch vollkommen am
Ende sein, mit diesen Verletzungen und dann auch noch nach diesen Strapazen!"
Staunte die Königin und sah zu Alea hinüber.
"Ja sie ist unglaublich nicht, sie ähnelt einer alten Freundin ..." Sagte Enro
fast flüsternd und sah abwesend zu Alea.
"Nein Enro, Orpha ist tot und sie war deine Schwester, ich habe sehr wohl
gemerkt, dass du damals schon mehr für sie empfunden hast als es dir gut getan
hatte, schließ damit ab, sie ist tot und niemand kann sie ersetzen." Warf die
Königin ein, die anscheinend sehr gut wusste was in ihrem Jungen vor sich ging.
"Nein, sie ist nicht tot, da sieh hin, sie ist es, schau sie dir an, sie ist zu
mir zurückgekommen, weil sie genau weiß, dass ich ohne sie nicht leben kann."
Rief Enro wie von Sinnen.
"Nein, sie ist es nicht." Sprach der König und schüttelte den Kopf. "Aber wir
sollten sie jetzt wieder zu uns bringen, ihre Verletzungen sehen wirklich alles
andere als gut aus."
"Nein, nein, mir geht es gut, so schlimm sind die Wunden gar nicht ... aber ich
würde da gerne noch etwas klarstellen." Sprach Alea mit erhobenem Zeigefinger
und wankte zur Königfamilie hinüber. "Ich bin bereits versprochen, ich kann
Ihren Sohn nicht heiraten, außerdem bin ich erst sechzehn, ich bin doch noch
gar nicht alt genug für eine Hochzeit."
"Wie erst sechzehn, ich dachte du währst neunzehn, ich mein du siehst gar nicht
so aus als wärst du erst sechzehn, du bist doch meine Orpha und meine Orpha ist
jetzt neunzehn." Erklärte Enro, trat auf Alea zu und nahm sie in die Arme. "Du
bist meine Orpha und niemand nimmt dich mir weg, dafür werde ich schon sorgen."
Doch Alea empfand diese Umarmung alles andere als angenehm, sie riss sich los
und warf den Prinz so zu Boden, sie wollte zurück zu Xanaru rennen und sich auf
den Weg machen um schnell wieder bei Tenebrä zu sein, aber der Prinz hielt sie
am Knöchel fest, so dass auch sie hin fiel, dann kroch er zu ihr und drückte
sie zu Boden.
"Enro, komm wieder zu dir, Orpha ist tot und dieses junge Mädchen hat bereits
einen Freund, sieh es ein und lass sie in Ruhe." Sagte der König, zog Enro von
ihr runter und schob ihn zur Kutsche. "Lass uns jetzt am besten nach Hause
fahren."
Langsam raffte Alea sich auf und versuchte ohne das Gleichgewicht zu verlieren,
erstmal zum Stehen zu kommen.
"Na geht es denn? Ihr seht gar nicht gut aus." Meinte die Königin und fasste
sorgsam an Aleas schlimme Schulter.
Wie ein Blitz durchzuckte unseren Blondschopf der Schmerz und nahm ihr den Boden
unter den Füßen, es war ihr so peinlich, wie wollte sie so die große Solis
sein, wenn sie sich noch nicht einmal auf den Beinen halten konnte. Erneut erhob
sie sich und schwang sich auf Xanaru.
"Entschuldige, am besten Ihr kommt mit zu uns in die Kutsche, mein Mann nimmt
Claire auf den Schoß, dann könnt Ihr Euch zu Enro setzen." Bot ihr die
Königin an.
"Nein, ich ... ich danke ihnen sehr für das Angebot, aber ich reite dann lieber
los, ich muss eh weiter und meine Prüfung beenden." Lehnte Alea den Vorschlag
ab.
"Nein Alea, bitte bitte bleib wenigstens noch zum Essen." Flehte Claire und
zottelte an Aleas Rock herum.
Wie konnte sie bei diesen lieben verlangenden Augen etwas anderes tun als "Ja"
sagen, so musste sie erneut zum Schloss reiten und sich dort gegen die
,Liebesangriffe' vom jungen Prinzen wappnen. Percy versorgte die vier Pferde und
räumte die Kutsche weg, Enro sagte dem Personal bescheid, dass sie das Mahl
für fünf Leute zu zubereiten hatten und verkrümelte sich dann in sein Zimmer,
der König und die Königin gingen in ihr Zimmer und ruhten sich vor dem Essen
noch etwas aus und Alea verwöhnte mit der kleinen Claire die Bestie, sie
fütterten ihn und streichelten ihm durchs Fell. Das Essen wurde dann im dafür
vorhergesehenen Raum serviert, alle fanden sich punkt zwölf Uhr dort zusammen
und aßen gemeinsam, Enro bat dann eine der Haushälterinnen ein Bad
vorzubereiten und dem Arzt noch mal bescheid zu sagen, dass er sich Alea ansehen
sollte.
"Entschuldigt bitte, ich habe in den letzten Tagen nur Orpha in Euch gesehen,
sie war immer für mich da und ich hing sehr an ihr, als sie starb, starb
irgendwie auch ein Teil von mir ... und als ich Euch dann gesehen hatte, dachte
ich wirklich meine große Schwester wäre zu mir zurückgekehrt." Lächelte der
Prinz freundlich zu Alea. " Am besten geht Ihr nach dem Essen baden, lasst Euch
danach noch mal durchchecken und wenn der Arzt dann sagt, dass Ihr gehen könnt,
lassen wir Euch ohne weiteres weiter ziehen, aber wenn er Euch Bettruhe
verordnet, bitte ich Euch, dass ihr noch etwas hier bleibt und Euch auskuriert."
"Okay, aber nur wenn ich Euch und Euren Eltern dadurch nicht zu sehr zur Last
falle." Erwiderte Alea lächelnd und war doch etwas verwundert über diese
prompte Freundlichkeit des Prinzen.
"Ihr seid unsere Retterin, Ihr könnt uns gar nicht zur Last fallen."
Widersprach der König und zerschnitt dabei genüsslich sein Hünchen.
Zwei der Haushälterinnen führten Alea nach dem Essen dann ins Bad und wollten
ihr beim Ausziehen helfen, sie kicherten als Alea sich zierte und sie bat sich
selbst aus ziehen zu dürfen, aber sie erklärten ihr, dass der Prinz es ihnen
aufgetragen hatte und sie es auch bei den Mitgliedern der Königsfamilie so tun
würden, also musste Alea es wohl oder übel über sich ergehen lassen, sie
hasste es sich anderen nackt zeigen zu müssen auch wenn es Frauen waren,
außerdem warfen sie sich während sie Alea entkleideten immer so seltsame
Blicke zu und begannen dann immer wieder zu kichern. Doch die Haushälterinnen
zogen Alea nicht nur die Sachen aus, sondern befreiten sie auch von den
vollkommen verdreckten Verbänden, wobei sie dann kurz inne hielten, denn die
Wunden sahen alles andere als rosig aus. In die Wanne stieg sie dann aber
alleine, es war so wunderbar warm und die Schaumberge so samtig weich.
Vorsichtig ließ sie sich in die Wanne hinein sinken, die sehr groß und direkt
im Boden war ihre Verletzungen brannten, zum Glück aber nicht all zu lange, es
entspannte sie sehr, aber sie musste sich erstmal waschen, dann konnte sie sich
ja noch etwas entspannen. Kurz tauchte sie unter um ihr langes Haar nass zu
bekommen und als sie wieder auftauchte, blickten sie zwei blaue Augen frech an.
"Ohne Sachen seht Ihr immer noch am besten aus." Grinste der Prinz, der am Rande
der Wanne stand und blickte an Alea herab, auch wenn der größte Teil ihres
Körpers von Schaum bedeckt war, einige pikante Blicke auf ihren Corpus konnte
er erheischen.
"W-was sucht Ihr denn hier? Und was meint Ihr damit ohne Sachen ...?" Fragte
Alea und brach ab, denn sie konnte sich schon denken was er meinte, schließlich
trug sie bei ihrem Erwachen ein Nachthemd und nicht ihre Sachen.
"Keine Sorge ich tu Euch nichts, ich wollte Euch bloß fragen, ob Ihr unbedingt
Eure alten Sachen wiederhaben wollt oder ob ich Euch etwas von meiner Schwester
anbieten darf." Sagte er und spritzte Alea mit einer Hand voll Wasser nass.
"Hey." Beschwerte sich Alea und spritzte zurück. "Um ehrlich zu sein würde ich
meine Sachen gerne wiederhaben, habt trotzdem Dank für das Angebot."
"Ist gut." Grinste er und schleuderte noch einmal eine Hand voll Wasser nach
ihr, aber Alea ließ sich das nicht einfach gefallen, sie verteidigte sich
wieder und so entstand eine kleine Wasserschlacht zwischen dem Prinzen und Alea.
Es war lustig und beide lachten, bis der Prinz auf dem schon leicht
überschwemmten Boden des Bades ausrutschte und Alea fast Reflexartig nach ihm
griff um ihn vor einem schlimmen Sturz zu bewahren. Enro fiel weich, weicher als
er es sich erträumt hatte, mit samt seinen Sachen war er durch Alea mit in die
Wanne gepurzelt und nun hockte er im Prinzip auf Alea, ihre Gesichter waren sich
so nahe, dass ihre Nasenspitzen sich fast berührten und sie den Atem des
jeweils anderen spüren konnten, sein Herz klopfte und er erinnerte sich an so
manch schöne Stunde, die er mit seiner großen Schwester in der Wanne verbracht
hatte und mit der er auch immer so herumgeplanscht hatte, aber mit ihr war es
anders, in ihren Armen hatte er sich wohl gefühlt und nicht dieses verdammte
Herzklopfen. Es dauerte eine Weile bis beide registrierten in was für einer
Situation sie sich befanden, sie lag nackt unter ihm und seine Hände waren
nicht unbedingt da, wo sie sein sollten, denn beim Fallen hatte er versucht
seinen Sturz mit den Armen ab zu fangen, aber anstatt auf dem Grunde der Wanne
befanden sie sich auf Aleas Oberweite, beide liefen knallrot an und er setzte
sich schnell auf. Nun saß er auf ihrem Becken und sein Herz schien durch seine
Brust brechen zu wollen, denn es klopfte so schnell wie noch nie, er wusste doch
wie eine nackte Frau aussah und doch, bei ihr war es anders, er hatte of mit
seiner großen Schwester in einem Bett geschlafen und auch mit ihr gekuschelt,
aber es beflügelte ihn nicht so, wie diese Situation. Er dachte immer er hätte
seine Schwester mehr als geschwisterlich geliebt, aber so wie er sich jetzt
fühlte, musste er doch feststellen, dass es nichts anderes war.
"Habt Dank und verzeiht ... ich mein ..." Stammelte er und erhob sich von ihr,
dann verschwand er ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer.
Alea wusch sie weiter als sei nichts gewesen, aber in ihrem Kopf arbeitete es
wie in einer feinen Maschinerie, die Situation war ihr mehr als peinlich und
doch seine Augen, sein Blick, es hatte ihr gefallen, wie er sie angesehen hatte,
vielleicht weil seine Augen, denen von Tenebrä glichen und er sie auch immer so
angesehen hatte, aber seine Berührung bereitete ihr Unbehagen, es war nicht
grob, eher sanft und zärtlich, aber es war nicht Tenebrä, der sie so berührt
hatte, es war der Prinz, der sie zuerst gegen ihren Willen geküsst hatte und
sie dann auch noch zu seiner Frau nehmen wollte. Langsam stieg Alea aus, mit den
Gedanken ganz wo anders und ergriff das Handtuch, welches die Hausmädchen ihr
bereitgelegt hatten, aber ihr fehlten die Sachen, die Dienerinnen hatten sie
mitgenommen zum Waschen und Flicken, aber sie konnte doch jetzt schlecht ohne
Sachen ihren Weg fortsetzen. Plötzlich öffnete sich die Tür und der Prinz
trat frisch umgezogen herein, doch er konnte Alea nicht in die Augen sehen und
blickte zu Boden, in seinen Armen hatte er Unterwäsche und ein Kleid für Alea.
"E-entschuldigt, dass ich Euch jetzt schon wieder störe, aber die Hausmädchen
hatten Eure Sachen noch nicht fertig, deshalb müsst Ihr jetzt erstmal mit
diesen hier Vorlieb nehmen." Sprach er und wollte sie auf den Boden legen, aber
der war zu nass und ihr nur hingeben, konnte er auch nicht, was hätte sie denn
damit tun sollen. "W-wartet, ich hole ein paar Hausmädchen, dann helfen sie
Euch beim Anziehen."
"N-nein." Sagte Alea und bereute es sofort wieder.
Sie wusste ja selber nicht genau warum sie ,nein' gesagt hatte, er hatte sie
geküsst und berührt, wo sie noch niemand berührt hatte und jetzt, warum hielt
sie ihn auf als er gehen wollte?
"W-würdet Ihr die Sachen halten während ich mich umziehe?" Bat Alea und die
Worte hatten sich wie von selbst ihren Weg aus ihrem Mund gebahnt.
Der Prinz sah erstaunt auf, hatte er sich da gerade verhört oder hatte sie ihn
wirklich gebeten zu bleiben während sie sich neben ihm anzog. Ungewollt
musterte er ihre hübschen Kurven, das Handtuch reichte nur knapp von ihrer
Oberweite bis hin zu ihrem knackigem Po und ihre schlanken langen Beine blieben
unbedeckt, genau wie ihre grazilen Arme und ihre schmächtigen Schultern, man
sah die Bissspuren an ihrem Arm und die Krallenabdrücke an ihrer Schulter sehr
deutlich, die Wunden leuchteten geradezu rote, dann schloss er seine Augen,
drehte sich weg und hielt ihr die Kleidungsstücke entgegen. Vor seinem inneren
Auge konnte er sie noch immer sehen, dieser bezaubernde Anblick hatte sich nun
in seine Pupillen gebrannt, er wollte ihn auch gar nicht mehr loswerden.
"Tun Euch Eure Wunden noch sehr weh?" Fragte Enro zaghaft.
"Nein, das Bad hat sehr gut getan, es geht mir schon viel besser." Antwortete
Alea und wirkte genauso daneben wie der Prinz.
"Der Arzt wartet in Eurem Zimmer auf Euch." Meinte er dann und fühlte wie ihm
das Klopfen seines Herzens fast die Kehle zu schnürte.
Alea zog sich die Sachen an, die Enro ihr reichte, es war Satin Unterwäsche,
Alea hätte niemals Gedacht, dass es hier so etwas geben würde, der Slip passte
perfekt, aber der BH war ihr doch etwas zu klein, sie bekam ihn kaum zu und ihre
Oberweite wurde arg zusammengedrückt. Das I-Tüpfelchen bildete ein
dunkelblaues Kleid mit weißer Spitze an allen Enden, es war schulterfrei und
kleine Trägerchen hingen seitlich an ihren Oberarmen, das Kleid war samtig und
Alea fühlte sich pudelwohl darin.
"Ihr könnt die Augen wieder öffnen." Lächelte Alea und drehte sich kurz. "Wie
seh ich aus?"
Enro öffnete langsam seine Augen und drehte sich etwas zögerlich um, er hatte
immer noch diesen Anblick im Kopf und nun strahlte ihn diese Göttin auch noch
wie ein Engel an, sie sah einfach umwerfend in dem Kleid aus, so schlicht es
auch war, aber es wirkte an ihr, wie die Robe einer Königin.
"Ihr seht bezaubernd aus." Antwortete er dann verträumt.
"Was glaubt Ihr, wie lange sie brauchen werden bis meine Sachen fertig sind?"
Erkundigte sich Alea und versuchte wieder etwas Stimmung in ihre Unterhaltung zu
bringen.
"Ich weiß nicht, aber ich glaube nicht, dass Ihr vor morgen früh los könnt."
Erwiderte er und sah wieder auf den Boden.
"Es war mir auch peinlich, aber es ist ja nichts weiter passiert, Ihr müsst
Euch keine weiteren Gedanken mehr darum machen." Lächelte Alea und drehte ihren
Kopf um ihm in die Augen zu sehen.
"Nein, dass ist es nicht." Meinte der Prinz und drehte sich weg.
"Und warum seid Ihr dann so betrübt?" Fragte Alea verwirrt.
"Warum? Warum ich betrübt bin?" Wiederholte Enro, sah wieder zu Alea und
drückte sie gegen die nächste Wand. "Es schmerzt mich Euch zu sehen und zu
wissen, dass Euer Herz bereits einem anderem gehört."
"Prinz, Ihr tut mir weh." Sagte Alea und bekam Angst wegen seiner groben Art.
"Ich dachte, Ihr hättet jetzt begriffen, dass ich nicht Eure Schwester bin?!"
"Das habe ich auch." Sagte Enro, ließ von Alea ab und sah wieder betrübt auf
den Boden. "Gerade das ist es ja, Ihr seid nicht meine Schwester und genau
deshalb zerreiß es mich, Ihr seid wundervoll, weil Ihr Ihr seid, eine
vollkommen andere Person und doch so wundervoll, dass mich Euer Zauber nun in
seinen Bann genommen hat. Das in der Wanne ... es hat mir die Augen geöffnet,
ich liebte meine Schwester zwar, aber eher wie eine Mutter und nicht wie eine
Schwester oder eine Freundin, bei Euch ist das etwas Anderes ... als ich auf
Euch lag, fühlte ich etwas mir unbekanntes, es war so neu ... und doch so
schön."
Alea lief rot an und verschränkte ihre Arme vor ihrer Oberweite, ihr war die
Berührung mehr als unangenehm und sie wollte sie so schnell wie möglich
vergessen.
"I-ich sollte jetzt besser zum Arzt gehen." Stammelte Alea und wollte zur Tür,
aber der Prinz hielt sie am Handgelenk auf.
"Ich wollte Euch keine Angst einjagen, ich wollte Euch bloß sagen, was ich
fühle." Entschuldigte sich der Prinz und ließ sie dann gehen.
In ihrem Zimmer wartete der Arzt bereits und erzählte mit einem Hausmädchen,
er wirkte überrascht, Alea so putzmunter zu sehen und musterte sie, dann fing
er an zu strahlen. Es war ein älterer Herr mit grauem Haar und braunen Augen,
viele kleine Fältchen zierten sein Gesicht und ließen ihn sehr sympathisch
wirken.
"Es freut mich, Euch nun auch einmal lebendig zu sehen. Eure Augen strahlen wie
die Wälder des Landes, frisch und aufgeweckt." Begrüßte er sie und reichte
ihr seine Hand. "Doktor Herbes, dann lassen Sie mal sehen."
Alea schüttelte ihm die Hand, er hatte einen recht festen Griff und sehr warme
Hände, der Mann erinnerte Alea an Herrn Schmidt, den Besitzer des
Antiquitätenladens, auch wenn der Doktor wesentlich fülliger war, als der
Ladenbesitzer, aber er hatte auch diese freundliche Wärme, die ihn umgab. Alea
setzte sich auf das Bett und hielt dem Arzt ihren Arm hin, er sah sich die
Wunden an und bat sie dann darum ihr Kleid zumindest Obenrum auszuziehen, damit
er sich ihre Schulter genauer ansehen konnte und sie dann auch wieder
bandagieren konnte, etwas zögerlich tat sie es, der Arzt lachte und sagte, dass
er sie doch schon einmal verbunden hatte. Je gründlicher er sie untersucht
hatte, je überraschter war er, denn auch wenn man die Wunden immer noch sehen
konnte, schienen sie doch nicht mehr so schwer zu sein. Er bestätigte Alea
also, dass sie am nächsten Tag weitergehen konnte, auch wenn er es lieber
gesehen hätte, dass sie gewartet hätte, bis ihre Wunden vollkommen verheilt
wären, doch so lange konnte Alea nicht warten, sie wollte endlich wieder bei
Tenebrä sein, von ihm in den Arm genommen werden und seine Nähe fühlen.
Außerdem suchten die Calmers höchstwahrscheinlich schon nach ihr, schließlich
war sie nun schon seit fünf Tagen fort, aber darüber konnte sie sich später
auch noch Gedanken machen. Dann verabschiedete sich der Arzt freundlich, bat
Alea fortan besser auf sich auf zu passen und verließ mit dem Hausmädchen dass
Zimmer. Alea ließ sich auf ihr Bett fallen und sah zur Decke, sie wünschte
sich so sehr wieder zu Hause zu sein. Plötzlich öffnete sich die Tür und die
kleine Claire trat herein, sie tapste zu Alea und blickte sie mit großen Augen
an.
"Und was hat der Arzt gesagt?" Erkundigte sich die Kleine und setzte sich zu
ihr.
"Er hat gesagt, dass meine Verletzungen soweit verheilt sind, dass ich morgen
gehen kann." Erklärte Alea und lächelte die Prinzessin an.
"Schade, ich hatte gehofft, du würdest noch eine Weile hier bleiben, mein
Bruder hat dich sehr gern und meine Eltern auch ... na und ich sowieso." Seufzte
sie und blickte traurig zur Decke.
"Ich hab euch auch gern, aber ich muss meine Prüfung beenden und zu meinem
Freund zurückkehren, er wartet bestimmt schon auf mich." Erklärte Alea und
streckte sich.
"Würdest du dann heute noch mit mir spielen, ich habe ein ganz großes
Puppenhaus, aber immer nur alleine damit zu spielen macht keinen Spaß." Bat die
Kleine.
"Gibt es denn hier in der Nähe kein Kind in deinem Alter?" Fragte Alea und
erinnerte sich an ihre Kindheit.
Sie hatte nie mit Puppen gespielt, die Nonnen hatten kein Geld für so etwas und
fingen schon sehr früh an zu unterrichten, außerdem musste sie ja kochen,
nähen und Gartenarbeit lernen, da hatte sie nie viel Zeit zum spielen. Selbst
als sie Sophia kennen lernte, hatte sie nicht immer Zeit für solch einen
Kinderkram, wie die Schwestern es immer nannten, wenn die zwei gemeinsam durch
den Wald tollten. Es war eher Zufall, dass sich die beiden kennen gelernt
hatten, Alea war damals fünf und mehr als schüchtern, man konnte fast sagen
sie hatte Angst vor Kontakten zu anderen. Sie hatte im Wald gelesen als Sophia
im wahrsten Sinne des Wortes über sie stolperte, Alea entschuldigte sich sofort
und half Sophia auf, aber die sah sie nur mit großen Augen an. Sophia musterte
Alea genau und grinste sie dann an und fragte sie ob sie ihre Freundin werden
wolle, sie hatte bis dahin keine Freunde gehabt und stimmte daher gerne ein. Sie
sahen sich recht häufig, sofern es die Nonnen zuließen, denn je älter sie
wurden, desto weniger Zeit hatten sie füreinander, Alea musste immer mehr im
Kloster tun und Sophia hatte keine Probleme neue Freunde zu finden, sie war sehr
kontaktfreudig. Stella und die anderen lernte sie durch die Schule kennen, es
war schön mit ihnen, aber nur selten durfte sie nach der Schule noch zu ihnen,
sie durfte zwar in den Wald, aber vom Dorf sollte sie sich fern halten, was Alea
aber nicht weiter schwer fiel, denn sie hatte immer Probleme mit den Jungen und
einigen anderen Mädchen aus dem Dorf, sie hielten Alea für anders und
unnatürlich, aber es war immer etwas anderes, dass ihnen an ihr nicht gefallen
hatte und weswegen sie sie gehänselt hatten oder sie sogar mit Dreck und
Steinen bewarfen. Alea ignorierte das immer oder versuchte es zu mindest, sie
weinte nicht, wenn sie Alea verletzten, denn solche Kratzer heilten relativ
schnell, aber ihre Worte schmerzten sie mehr als alles andere, wenn die Jungen
sie Vogelscheuche oder Bestie nannten, war es als stachen sie ihr direkt ins
Herz.
"Ja, aber das sind alles Bauernkinder, mit denen kann ich doch nicht spielen!"
Erklärte die Prinzessin und sah angewidert aus.
"Und warum kannst du mit ihnen nicht spielen? Sie sind doch Kinder genau wie
du!" Sagte Alea.
"Wie ich? Nein, sie sind dreckig und vulgär." Meinte Claire hektisch.
"Und woher weißt du dass?" Erkundigte sich Alea und lächelte sie wieder
freundlich an.
"Ich ... ich weiß es nicht, aber ich denke es mir so, außerdem schickt es sich
für eine Prinzessin nicht, mit dem Volk zu spielen." Erklärte die Prinzessin
und sah Alea doch etwas missfallend an.
"Aber ich bin doch auch nichts anderes, warum willst du dann mit mir spielen?"
Fragte Alea.
"Nein, du bist nicht wie sie, ich glaube, du bist auch eine Prinzessin ... ich
bin mir da sogar sehr sicher." Grinste Claire. "Du bist nicht wie sie, deine Art
zu gehen ist immer gewandt, egal ob du verletzt bist oder nicht, jede deiner
Bewegungen sieht so elegant aus, wie bei einem Tanz und dein Blick ist so stolz,
fragend und offen."
Alea neigte den Kopf leicht zur Seite und das das Mädchen fragend an, sie hatte
von all dem, was die kleine aufgezählt hatte nichts bemerkt und fühlte sich
auch alles andere als königlich, zwar war sie eine Feuerprinzessin, aber was
sagte das schon über sie aus, über ihr Verhalten?
"Ich bin aber keine Prinzessin." Sagte Alea abschließend und stand auf.
Ja sie hatte inzwischen schon alle Hoffnung aufgegeben, diese große Prinzessin
zu sein, sie war zu schwach und hatte zu viel Angst vor der Welt. Wie könnte
jemand wie sie den gesamten Kosmos regieren? Nein, das war unmöglich.
"Überleg dir das mit den anderen Kindern noch mal und jetzt lass uns spielen
gehen." Lächelte Alea und ging zur Tür.
Den Nachmittag verbrachte sie also damit Claire zu unterhalten, sie spielten mit
den Puppen und machten einen kleinen Spaziergang, Claire zeigte ihr das Schloss,
dessen Hof und das kleine Dorf direkt daneben, sie sahen einige Kinder draußen
mit einem Ball spielen und Alea bat mit spielen zu dürfen, die Kinder sahen sie
an als wäre sie ein Geist und willigten freudig ein, die Prinzessin sträubte
sich erst mit solch niederen Wesen zu spielen, aber bereits nach ein paar
Minuten mit den anderen Kindern hatte sie ihre Vorurteile vollkommen vergessen,
sie schäkerte und lachte mit ihnen wie ein richtiges Kind. Und die Kinder baten
Claire sogar wieder mit ihr zu spielen, sie war so glücklich, dass sie ihnen
anbot, das nächste Mal im Schloss zu spielen. Alea war zufrieden mit sich, so
konnte sie ruhigen Gewissens nach ihrer Aufgabe Ausschau halten, die sie - ihrer
Meinung nach - in dieser Welt noch zu erledigen hatte. Das Abendbrot stand
bereits auf dem Tisch und fiel genauso opulent aus wie das Mittag, Alea bekam
jedes Mal große Augen, denn die Calmers tischten zwar auch sehr viel auf, aber
unter Königen zu speisen war doch etwas anderes, auch wenn Alea nie viel runter
bekam, sie war es nicht gewohnt, regelmäßig so viel zu essen, im Kloster
hatten sie Sonntags mal etwas mehr ansonsten reichte es nur knapp, damit alle
den Magen etwas füllten, wirklich satt wurden sie eigentlich nie, aber mit der
Zeit hatte man sich daran gewöhnt.
"Was genau habt ihr bei Eurer Prüfung eigentlich zu tun und warum müsst Ihr
sie absolvieren?" Fragte der König neugierig.
"Was ich dabei genau zu absolvieren habe weiß ich nicht und das ist alles
wirklich ein bisschen schwer zu erklären ... kennen sie das Sonnenkönigreich?"
Fragte Alea schüchtern.
Wie sollte sie auch anfangen es zu erklären, wenn die Leute bei denen sie saß
nicht mal die Königsfamilie kennt, sie konnte es ja selber kaum glauben was in
den letzten Tagen alles geschehen war. Plötzlich hörten alle auf zu essen und
sahen sich verwundert an, es war eine Art Schock in ihren Gesichtern zu lesen.
"Soll das ein Witz sein? Sicher viele halten es nur noch für eine Legende, aber
jede Königsfamilie kennt die Wahrheit darin. Die Geschichte ist schrecklich,
haben ihr Kind verloren und sind daran zu Grunde gegangen." Meinte die Königin
und sah betrübt auf ihren Teller.
"Aber warum fragst du eigentlich, hat deine Prüfung damit zu tun?" Erkundigte
sich der König und sah Alea musternd an.
"Ja, sehr viel sogar." Erwiderte Alea und konnte ruhigen Gewissens beginnen der
Königsfamilie von sich und ihrer Aufgabe zu erzählen, sie blickten
wissbegierig zu ihr und wollten immer mehr über sie und ihre Vergangenheit
erfahren, sie klebten an ihren Lippen und sogen jede Information gierig auf. Es
kam ihnen vor wie eine Geschichte, ein Märchen, dass ihnen erzählt wurde, aber
sie fühlten, dass sie ihr vertrauen und ihren Worten glauben konnten.
"Ich bin mir sicher, dass du Solis bist." Sagte Claire und strahlte übers ganze
Gesicht.
"Aber sagt mal, das hörte sich so an als ob Ihr Eure Aufgabe in der Welt
bereits bestanden habt, wenn Ihr etwas bekommt, dass Ihr mitnehmen könnt und
dass die Aufgabe an sich alles mögliche sein kann." Meinte der König und bekam
ein zustimmendes Nicken als Antwort. "Ich bin mir sicher, dass Ihr dann schon
mehr als nötig getan habt, ich hatte eh vor Euch entsprechend zu belohnen."
"Aber ich ... König, ich hätte da noch eine Bitte an Euch." Sagte Alea scheu.
"Sicher, sofern ich sie erfüllen kann, sprecht!" Antwortete er freundlich.
"Bitte, siezt mich nicht, ich finde dieses Sie so abweisend und keinesfalls
angebracht, schließlich steht Ihr über mir und belohnen braucht Ihr mich auch
nicht, ich schulde ihnen so viel für die Pflege und das gute Essen." Erklärte
Alea dann und sah weiterhin sehr zurückhaltend auf ihren Teller.
Der König begann laut zu lachen und konnte einfach nicht glauben, was er da
gehört hatte, nun konnte er diesen Rufus auch verstehen, von dem Alea erzählt
hatte, sie war wirklich nicht wie eine normale Prinzessin, sie hatte wesentlich
mehr Charme und es umgab sie diese Unschuld, es war sehr amüsant sie in der
Nähe zu haben, eine Prinzessin, die sich zierte, dass man sie siezte, es war zu
komisch.
"Na gut wie du willst ... eine Prinzessin, die es nicht mag, wenn man sie siezt,
das ist zu komisch. Aber ich werde dich belohnen, dass ich dich verköstige ist
doch selbstverständlich und die Verletzungen hast du durch die Rettung meiner
Tochter, es ist also meine Pflicht dich zumindest so lange zu pflegen bis es dir
wieder besser geht." Lachte der König.
"Der Arzt hatte mich bereits untersucht und empfand es als zumutbar, dass ich
bereits morgen weiterreisen kann, ich werde Ihnen also nicht länger zur Last
fallen." Bestätigte Alea.
"Was? So bald schon? Willst du nicht noch etwas länger bleiben und dich erst
richtig auskurieren?" Erkundigte sich die Königin.
"Ja, morgen schon, ich muss weiter und will zurück zu ihm." Erwiderte Alea und
lief etwas rot an.
Der König grinste seine Frau an und nickte seinem Sohn dann zu.
"Nun gut, dann solltest du früh ins Bett gehen und dich noch mal richtig
ausschlafen." Empfahl der König und hob die Runde auf.
Alea nahm den Rad an und verzog sich sofort in ihr Zimmer, das Schlafen fiel ihr
schwer, zu viele Gedanken huschten durch ihren Kopf, aber am meisten, weil sie
nur an ihn denken konnte, es war als würde ein Teil von ihr nicht mehr da sein,
als würde da etwas fehlen. Es schien ewig zu dauern bis der Schlaf sie endlich
übermannt hatte und selbst während des Träumens dachte sie an Tenebrä, er
fehlte ihr mehr als sie gedacht hätte. Am Morgen wurde sie von den warmen
strahlen der Sonne geweckt und stand auch sogleich auf, ihre Sachen lagen schon
wieder bereit, sie waren sauber und dufteten, es tat gut endlich die eigenen
Sachen zu tragen, auch wenn ihr Umhang fehlte, der war wohl nicht mehr zu
säubern gewesen, so zog sie sich nur die Maske über und ging hinaus um zu
sehen, ob die anderen auch bereits wach waren. Sie saßen alle schon am
Frühstückstisch und unterhielten sich über irgendeinen Umhang.
"Morgen." Lächelte Alea, streckte sich und setzte sich dazu.
"Guten Morgen. Und du willst wirklich schon nach dem Frühstück gehen?" Fragte
Claire traurig nach.
Alea nickte und nahm sich einen Apfel, sie fühlte sich großartig trotz der
Verletzungen, vielleicht beflügelte sie der Traum so sehr, den sie in Tenebräs
Armen verbracht hatte oder es war ganz einfach die Vorfreude ihn wieder zu
sehen. Sie wusste es nicht aber sie fühlte sich wohl und steckte voller
Tatendrang. Nach dem Essen erhob der König sich, schnipste ein Hausmädchen
herbei und nickte ihr zu, dann bat er Alea noch einen Augenblick zu warten und
geleitete sie hinaus, wo Xanaru bereits auf sie wartete.
"Wie willst du diese Tür eigentlich finden? Mein Reich ist groß und wer weiß
wo sie sich befindet." Versuchte der König sie vom Gehen ab zu halten.
"Ich habe Ihnen doch von dem Naviport erzählt." Lächelte Alea, nahm das
Gerät, was sie als Gürtel um ihre Hüfte gelegt hatte und öffnete es, zu
sehen war sofort die Karte des gesamten Planeten und zwei blinkende Punkte, ein
blauer und ein gelber, Alea tippte auf den Blauen und die Karte wurde genauer,
nun war das gesamte Reich des Königs zu sehen, kleine weiße Linien stellten es
in geometrischen Grundfiguren dar, sie war der blaue Punkt und sah sich nun
selber vor dem hübschen Schloss stehen.
"Das ist ja unglaublich, wie detailgetreu und umfangreich die Informationen
dieses Gerätes sind." Staunte der König und besah ihn sich genauer.
"Ja unglaublich nicht?" Grinste Alea und klappte den Naviport wieder zu. "Gut,
dann danke ich Ihnen für Ihre herzliche Gastfreundschaft, ich muss mich nun auf
den Weg machen."
"Es war uns eine Freude dich bei uns zu haben, warte noch einen Augenblick, wir
haben da noch etwas für dich." Meinte die Königin und winkte eines der
Hausmädchen zu sich heran, die einen blauen Stoff in den Händen hielt, die
Königin nahm ihr es ab und schwang es um Aleas Schultern, es war ein
wundervoller, royalblauer Umhang mit weißem Fell und schwarzen Tupfen darin,
wie ihn die Könige einst trugen. "Dein Umhang war leider nicht mehr sauber zu
kriegen, geschweige denn zu reparieren, deshalb haben wir dir diesen in Auftrag
gegeben, er soll dir sagen, dass wir an dich glauben, wir denken alle, dass du
die Prinzessin sein wirst."
"Vielen Dank, aber das kann ich nicht annehmen." Sagte Alea und wollte den
Umhang schon wieder abnehmen als der König sie böse ansah.
"Willst du mich beleidigen?"
"Nein."
"Na also, dann bitte ich dich, ihn an zu nehmen."
Alea seufzte nur, verbeugte sich vor dem König, aber er klopfte ihr auf die
gesunde Schulter und deutete ihr an die Förmlichkeiten zu lassen, dann nahm er
sie zu ihrer Verwunderung in den Arm und drückte sie an sich zum Abschied, auch
die Königin umarmte sie herzlich und schien recht traurig, dass sie Alea gehen
lassen musste.
"Es wäre mir ein Vergnügen gewesen, dich als Schwiegertochter zu haben."
Flüsterte sie und lies Alea dann los.
Der Blondschopf sah zu Enro und lief rot an, der Prinz verstand nur Bahnhof und
blickte verwirrt zu ihr zurück. Erst Claire befreite sie aus dieser peinlichen
Situation, die kleine warf sich in Aleas Arme und schmuste mit ihr, als sie Alea
dann losließ, war Enro damit dran sich zu verabschieden. Doch er hielt ihr nur
seine Hand hin und lächelte sie verlegen an, sie griff nach seiner Hand und
krauelte danach Xanaru zum Abschied, doch der wollte sie nicht einfach gehen
lassen und bot ihr an sie dort hin zu reiten. Sie rollte mit den Augen stieg
dann aber auf, schließlich ritt sie los, winkend und mit der Freude auf ein
Wiedersehen mit Tenebrä. Einige Meter vom Schloss entfernt, blieb Alea kurz
stehen und öffnete erneut ihren Naviport um ihren Kurs gegebenenfalls zu
korrigieren, doch als sie weiter reiten wollte, kam Enro auf einem weißen
Hengst daher geritten und bat Alea kurz zu warten. Sie ging seiner Bitte nach
und stieg kurz ab.
"Ist was passiert?" Erkundigte sie sich und sah ihn verwundert an.
"Nein, aber ich wollte mich noch mal richtig von Euch verabschieden,
ungezwungen." Sprach Enro und legte Alea eine Kette um, ihre Glieder waren aus
Silber und an ihr hing ein dunkelblauer Edelstein in einer Art silbernen Klaue.
"Die gehörte einst meiner Schwester, es wäre schade, wenn sie nur in einer
Schatulle liegen würde, statt an einem so bezaubernden Hals wie dem Euren
bewundert zu werden. Den Stein hatte sie mal hier irgendwo im Wald gefunden, ich
hoffe er gefällt dir."
"Die ist wunderschön, aber ich kann sie nicht ..." Lächelte Alea, wurde aber
von Enro unterbrochen.
"Hey du kannst wohl nur meinem alten Herrn nichts abschlagen?" Grinste er und
legte seine Hände auf ihre Schultern. "Ich bitte dich sie zu tragen, ich weiß
dein Herz gehört einem anderen, aber ich möchte, dass meines immer bei dir
ist."
"Prinz, Ihr wisst, dass Ihr Euch nicht in mich verliebt hattet, Ihr habt in mir
nur Eure Schwester gesehen, aber da draußen wartet bestimmt ein Mädchen, dass
mehr für Euch sein wird." Sagte Alea, nahm seine Hände von ihrer Schulter und
küsste ihn auf die Wange.
Enro war vollkommen perplex, wie von Sinnen hielt er sich die Wange und sah ihr
nach wie sie davon ritt. Für Alea war es nur eine freundliche Geste, womit sie
sich verabschieden wollte, aber für Enro war es mehr, sie hatte immer noch
nicht begriffen gehabt, dass sie ihn aus seinem Wahn befreit hatte und er in ihr
nicht seine Schwester sondern eine wundervolle Frau sah. Mit klopfendem,
schweren Herzen ritt er wieder zurück zum Schloss während Alea schon fast an
ihrem Ziel angekommen war, der gelbe Punkt hatte auf eine bekannte Stelle
gezeigt, Alea musste zu der Schlucht reiten, in der sie die Eltern von Claire
und Enro gefunden hatte, doch diesmal würde sie gleich den Weg durch die Höhle
nehmen und nicht versuchen hinein zu klettern. Xanaru lief so schnell er konnte
und achtete darauf seinen Passagier nicht runter zu werfen, Alea hielt sich in
seiner zotteligen Mähne fest und kuschelte sich an ihn. Vor der Höhle
angekommen, stieg sie ab und knuddelte das Wesen um sich zu verabschieden, aber
er sah es gar nicht ein und wollte ihr folgen, jedoch war er wesentlich zu groß
für das kleine Loch, durch das die Pferde ja nur gerade so gepasst hatten. Er
versuchte sich durch zu zwängen und brüllte, aber nichts half er musste
zurückbleiben. Es zerriss Alea das Herz ihn so jammern zu hören, aber sie
konnte ihn nicht mitnehmen, er war hier zu Hause und wer wusste schon, was noch
auf sie zukommen würde. Ihr Naviport zeigte ihr an, dass sich die Tür in dem
Wasser befand und sie wohl oder übel zu ihr tauchen musste, das schwierige
daran war nun bloß, dass sie kaum etwas sehen konnte, schließlich fiel kaum
Licht auf den Boden der Schlucht und das Wasser schien sämtliche Strahlen auf
zu saugen. Sie schlang sich das Gerät wieder um und schritt in das kühle Nass,
beim letzten Mal kam es ihr nicht so kalt vor wie jetzt, aber was hätte ihr
jammern genützt, da musste sie durch. Sie schwamm bis zur gegenüberliegenden
Wand und tauchte ab, sie sah nur schwarz und musste sich voran tasten, sie
Steine waren eisig und einfach gigantisch. Es fiel ihr nicht schwer weiter hinab
zu kommen, denn der Umhang war schwer und zog sie in die Tiefe, kompliziert war
nur mit ihm voran zu kommen als sie am Boden angelangt war und eine Ausbuchtung
in der Wand fühlte, sie schwamm in einen langen engen Tunnel hinein, alles war
schwarz und langsam wurde ihre Luft knapp, sie hoffte, dass der Durchgang bald
ein Ende haben würde sonst würde sie wohl ihr Ende hier finden. Plötzlich
stieß sie gegen eine Wand, sie war glatt und beinhaltete nur hier und da
irgendwelche Rillen. Alea tastete nach allen Seiten, aber da war kein Ausgang,
nur den Weg zurück und den würde sie niemals rechtzeitig schaffen, ihre Luft
wurde knapp und sie versuchte die Wand vor sich zu bewegen, auf einmal leuchtete
der Stein ihrer Kette auf und erhellte den schmalen Gang in dem sie sich befand,
vor ihr war ein Bild von einem Schloss unter dem Wasser und direkt über dem
höchsten Turm strahlte ein Stern, der genau die selbe Form hatte, wie der
Anhänger der Kette, die Enro ihr gegeben hatte, wie von selbst griff ihre
rechte Hand nach dem Anhänger und drückte ihn in die Aushöhlung des Sterns.
Plötzlich bebten die Wände und einige kleine Steinchen lösten sich aus der
Decke und den Wänden, die Wand mit dem Bild verschwand und ein Wirbel zog Alea
tiefer in den Gang hinein, er schleuderte sie grob durch den engen Gang und
ließ einmal öfter äußerst grob gegen den ein oder anderen Felsen stoßen.
Erst als Alea merkte, dass die Tortur vorbei war öffnete sie wieder ihre Augen,
sie befand sich in einem wundervollen blauen Meer, doch bevor sie sich hier
näher umsehen konnte, brauchte sie Luft, der Druck des Wassers hatte ihr
sämtlichen Sauerstoff aus der Lunge gepresst und nun verlangte ihr Kopf danach.
So schnell sie konnte schwamm sie an die Oberfläche, doch noch bevor sie diese
erreichte, schnappte ihr Mund automatisch nach Luft und füllte sich statt des
ersehnten Sauerstoffs mit Wasser, kurze Zeit später tauchte sie auf und
prustete das Wasser aus, sie atmete die frische Luft tief ein und tankte ihre
Lunge damit voll, dann sah sie sich um, konnte aber weit und breit kein Land
sehen, was sie doch sehr verwundert, schließlich war sie durch diese Höhle
hierher gekommen und nun nichts außer Meer. Sie seufzte etwas enttäuscht und
holte ihren Naviport vor, doch noch bevor sie ihn aktivieren konnte, ergriff
etwas ihre Wade und zog sie unter Wasser, sie wehrte sich und strampelte mit den
Füßen aber schon hatten sich zwei Arme um ihren Brustkorb geschlossen und sie
konnte sich kaum noch bewegen, sie rang um ihr Leben und versuchte sich zu
befreien, ihre Luft wurde knapp und ihre Kräfte verließen sie, ihre Schulter
begann erneut zu schmerzen und ihr Arm blutete an den Stellen der Bisswunde,
plötzlich durchzog sie ein schmerzender Blitz und sie verlor das Bewusstsein.
Den Französischunterricht hatten Tenebrä und die anderen mittlerweile
überstanden, doch Herr Caron hatte Lilith gebeten, wegen der ,Sache von
gestern' noch kurz da zu bleiben, der Dämon sah schon die nächsten
Katastrophen kommen, seine Schwester würde eh noch etwas von ihm zu hören
kriegen , wegen ihres Pausenverhaltens, aber nun musste er erstmal aufpassen,
was sie mit Allen anstellte.
"Was ist denn?" Fragte Lilith und setzte sich auf den Tisch von Herrn Caron.
Der Lehrer sah sie und Tenebrä etwas verwirrt an, Alea hätte sich doch nie von
alleine hingesetzt und schon gar nicht auf den Tisch, aber sie hatte sich ja
schon zu Beginn recht seltsam benommen, sie kam doch sonst nicht zu spät und
schon gar nicht in solch einem Aufzug.
"Ich wollte mich eigentlich nur noch mal wegen dem Kuss gestern entschuldigen
und dich fragen ob du mir verzeihen könntest, aber jetzt glaube ich, dass wir
mal ein ernstes Wörtchen miteinander reden sollten. Du bist heute so anders,
viel Selbstbewusster, aber auch etwas na ja wie soll ich sagen ..." Erklärte
Herr Caron.
"Schlampig." Wisperte Tenebrä und rollte mit den Augen, wofür er ein zorniges
Knurren von Lilith und einen verwirrten Blick von Allen kassierte.
"Klar verzeih ich Ihnen, ich war gestern nur etwas überrascht, es tut mir Leid
ich hätte nicht gleich wegrennen sollen." Meinte Lilith und tat auf einmal
wieder schüchtern.
"Gut dann will ich euch nicht weiter aufhalten, ihr müsst zum Unterricht."
Meinte Herr Caron und lies sie gehen.
Tenebrä seufzte er hatte mit schlimmeren Ausbrüchen von Lilith gerechnet und
war nun doch etwas erleichtert, dass sie nichts weiter getan hat, er deutete ihr
mit einer seitlichen Kopfbewegung an mitzukommen und verließ dann den Raum.
Doch Lilith folgte ihm nicht sofort, sie beobachtete den Lehrer beim Einpacken
seiner Sachen und wartete darauf, dass er fertig wurde.
"Ihr Kuss hat mir übrigens sehr gut gefallen ..." Flüsterte Lilith und sah den
Lehrer verlegen an. "Ich wollte nur dass sie das wissen."
Herr Caron sah überrascht und glücklich auf, er konnte nicht so recht glauben,
was er da gerade gehört hatte und blickte freundlich zu ihr, was Lilith
ausnutzte, sie schlang sich um den Hals des Lehrers und gab ihm einen für Alea
doch recht untypischen Kuss. Die Dämonin wollte Alea noch so einige
Schwierigkeiten bereiten, aber den Lehrer noch etwas zu sticheln machte wohl am
meisten Spaß. Sie fragte sich auch schon, ob sie ihn genauso leicht rumkriegen
würde, wie die beiden Jungen, denen sie auf dem Gang begegnet war. Allen war
vollkommen paralysiert, sie hatte ihn geküsst, aber so hätte er es nicht von
ihr erwartet, gestern noch war sie so zurückhaltend und vollkommen scheu, aber
heute ... es war irgendwie bizarr.
"Lil..." Rief Tenebrä und hielt kurz inne, er durfte sie ja nicht bei ihrem
richtigen Namen nennen, aber das Bild hatte ihn doch sehr schockiert, seine Alea
küsste Allen und dann auch noch so, er wusste zwar, dass es Lilith war, die
diese Aktion abzog, aber irgendwie schmerzte ihn dieser Anblick. "Alea wir
müssen zum Unterricht."
"Oh, ich äh ... ich komme sofort." Rief sie Tenebrä zu, zwinkerte zum Lehrer
und wisperte ihm noch etwas zu. "Haben sie in der nächsten großen Pause Zeit
für mich?"
Allen nickte etwas verwirrt und sah um Verzeihung bittend zu Tenebrä, es war
etwas anderes sie heimlich zu küssen, aber von ihr geküsst zu werden und dann
auch noch von ihm dabei beobachtet zu werden. Wie von Sinnen nahm er seine
Tasche und ging zum Lehrerzimmer, das musste er jetzt erstmal verdauen,
außerdem fragte er sich, was sie in der Großen Pause wohl von ihm wollte.
Tenebrä hatte Lilith währenddessen in eine ruhige Ecke gezogen und musste sich
stark zusammen reißen sie nicht vollends an zu schreien.
"Was fällt dir ein? Erst bist du verschwunden und treibst sonst was mit
irgendwelchen Jungs und dann fällst du Allen um den Hals! So wirkst du
keineswegs wie Alea, da wäre es wohl noch besser gewesen, dass sie nur als
vermisst gemeldet wäre." Sagte er zornig, denn sein Blut kochte vor Wut.
"Hey, komm mal wieder runter! Deine kleine braucht viele Streicheleinheiten und
da du ihr diese momentan nicht geben willst muss sie sich die ja von anderen
holen." Grinste Lilith und kuschelte sich an Tenebrä.
"Lilith, du hast Glück, dass du Papas Liebling bist, sonst würde ich dich
jetzt ..." Wisperte der Dämon und griff seiner Schwester an den Hals, immer
fester drückte er zu und ließ sie nach Luft ringen.
"Thomas spinnst du? Lass Alea sofort los oder ich lasse dich von der Schule
werfen!" Rief Nicolas und eilte Lilith zur Rettung.
Tenebrä ließ seine Schwester los und rollte mit den Augen, die Situation war
einfach zu viel, er konnte die Nervensäge nicht auch noch ertragen. Lilith
spielte das arme Opfer, sie sackte auf den Boden und fing an zu schlurzen.
Nicolas hockte sich zu ihr und versuchte sie zu trösten, dann half er ihr auf
und durchbohrte Tenebrä mit bösen Blicken.
"Wenn mein Vater davon hört, bist du die längste Zeit hier gewesen." Sagte
Nicolas und führte Lilith in den Klassenraum.
Tenebrä atmete tief ein, was er nun vor hatte würde ihn wohl viel Überwindung
kosten, aber konnte es nicht einfach so auf sich sitzen lassen, zu Alea wäre er
niemals so grob gewesen, er liebte sie und hätte ihr niemals ein Haar krümmen
wollen.
"Warte! Es tut mir leid, ich habe überreagiert." Rief der Dämon und folgte den
beiden in den Raum. "Kann ich sie noch mal kurz unter vier Augen sprechen?
Meinetwegen kannst du zusehen, dass ich ihr ja nichts tue."
Nicolas musterte ihn misstrauisch und sah dann zu Lilith, die etwas betroffen
nickte, sie war eine ausgezeichnete Schauspielerin, hätte Tenebrä das nicht
gewusst, hätte er ihr schon so manches Mal ihre Heulerei abgekauft, aber er
kannte ja seine kleine Schwester und wusste inzwischen ganz genau, wann sie
schauspielerte oder es echt war.
"Gut, aber wehe das passiert noch einmal, bist du aber dran." Drohte der Junge
und verschwand im Raum.
"Na, bin ich überzeugend? Der Kleine frisst mir schon aus der Hand." Kicherte
sie und schmunzelte ihren Bruder an. "Was willst du? Ich werde so weitermachen,
wenn du nicht ein bisschen liebevoller zu mir bist."
"Ich schlage dir einen Deal vor, du benimmst dich von jetzt an ein bisschen mehr
wie Alea und ich werde dich auch wie sie behandeln ..." Seufzte er und sah ihr
in die Augen.
"Na also, schon besser, kriege ich jetzt einen Kuss?" Fragte Lilith und hielt
ihm ihre Lippen hin.
"Alea würde mich so etwas niemals fragen." Erwiderte er nur und nahm sie dann
aber in den Arm, weil er sah wie Nicolas sie beobachtete.
"Ok, aber wenn du mich bis zum Ende der Schule nicht einmal geküsst hast, werde
ich sämtlichen Jungs der Schule eine kleine Freude bereiten." Warnte Lilith
ihren Bruder und schlenderte dann Hand in Hand mit ihm in den Unterricht.
Monja und Alex hatten sich bereits wieder zusammengesetzt und unterhielten sich
erregt über die Abenteuer, die sie bereits erlebt hatten. Es tat ihr sehr gut,
wenn er mit ihr schäkerte, er hatte so eine frische und freundliche Art, Alex
fand sie einfach nur einzigartig, für ihn war sie etwas ganz besonderes, ihr
Lächeln raubte ihm die Sinne und ihre süße Stimme verzauberte jedes Mal
wieder seine Ohren. Er fand es zu süß, wenn es sie vollkommen aus der Bahn
war, sobald er ihr auch nur ein Kompliment machte.
"Monja, wo wohnst du jetzt eigentlich?" Fragte Alex dann und sah sie schon
wieder auf diese niedliche Art und Weise an.
"Ich ... ich wohne mit Juliane hier in einem kleinen Appartement, sie braucht
mal wieder etwas Ruhe von der Hektik der Stadt." Erklärte Monja etwas
überrascht wegen solch einer Frage.
"Würde es dir etwas ausmachen ... ich mein, hättest du nicht Lust mit mir
heute aus zugehen? Ich lad dich ins Kino ein oder willst du lieber ein wenig
Schlittschuh laufen? Ich würde alles für dich tun ..." Schwärmte er und
brachte sie mit seinem Blick etwas durcheinander.
"Ich ... ich ... aber warum willst du eigentlich gerade mit mir ausgehen? Ich
meine, willst du nicht mit auf Alea warten?" Wich sie ihm aus.
Die kleine Elfee hatte bei sich zu Hause zwar mehrere Verehrer und mit einigen
hatte sie auch schon eine Verabredung gehabt, aber mit ihm war es irgendwie
anders, seine Gegenwart machte sie unsicher, er war so niedlich und wirklich
charmant zu ihr, er hörte ihr zu und schien sich über alle Themen mit ihr
unterhalten zu können, es war nicht so wie zu Hause, wo die Prinzen zwar so
taten als würden sie ihr zuhören und dann nur über sich sprechen. Nein, mit
ihm konnte sie sprechen und eine ehrliche Reaktion erwarten, außerdem hörte
sie ihm gerne zu, er war so frech und hatte sich dadurch als Wächter schon oft
in irgendwelche problematische Situationen gebracht.
"Nein, Alea kommt schon klar, außerdem hat sie ja noch Tenebrä ... aber ich
bin gerne in deiner Nähe und würde dich gerne noch näher kennen lernen."
Erwiderte Alex lächelnd.
Monjas Herz klopfte wie verrückt, wie konnte sie jetzt noch ,nein' sagen, es
war merkwürdig sonst war sie auch nicht so, ihre Intuition trieb sie sonst
immer voran und übernahm die Führung, heute knipste ihr Herz ihren Verstand an
und aus wie es ihm beliebte.
"Okay." Gab sie nur knapp wieder und holte tief Luft.
"Okay?" Fragte Alex freudig nach und legte seine Hand auf ihre. "Gut dann hole
ich dich zu um fünf Uhr ab, dann können wir ja immer noch entscheiden wo es
hingehen soll."
Der Puls der Elfee puckerte wie wild, die Wärme seiner Hand durchdrang sie und
erfüllte sie mit Freude, sie freute sich schon auf den Nachmittag mit ihm.
Alea war indessen in einer dunklen Zelle aufgewacht, ihre Hände hatte man ihr
hinter dem Rücken zusammen gebunden und auch ihre Füße trugen eiserne
Fesseln, doch sie befand sich nicht mehr im Wasser, auch wenn der steinerne
Boden, auf dem sie lag sehr Feucht war. Mühevoll richtete sie sich auf und sah
sich um, der Kerker an sich war recht finster, aber in der Tür, durch die
anscheinend gekommen war, befand sich ein kleines Sichtfenster mit Eisenstäben
dazwischen. Ihr Umhang war immer noch nass und lag ihr schwer auf den Schultern,
sie musste sich irgendwie befreien und versuchte die Fesseln an ihren
Handgelenken zu lösen, denn dort trug sie keine eisernen Schellen sondern nur
irgendein Seil oder ähnliches. Sie bewegte ihre Hände und rieb das Seil vor
und zurück, allmählich gab es nach, ihre Handgelenke waren nun zwar etwas
aufgekratzt durch das grobe Seil, aber ihre Hände hatte sie frei. Plötzlich
hörte sie vor ihrer Zelle zwei Stimmen, legte sich wieder in ihre
Ausgangsposition und hörte ihrem Gespräch zu. Ihre Sprache war nicht dieselbe
wie auf Flamma, aber Alea konnte sie dennoch verstehen.
"Na und regt sich schon etwas?" Erkundigte sich eine Stimme.
"Nein, das hätte mich auch gewundert nach dem Schlag, den Zenri ihr verpasst
hatte." Lachte eine andere.
"Ich habe noch nie so ein Wesen aus der Nähe gesehen." Flüsterte die erste
Stimme und spähte durch das Kuckloch.
"Ich schon, aber es war ein männliches Wesen, er saß in einem von diesen
hölzernen Gefährten und versuchte Fische zu fangen, sein Gesicht war mit
diesen seltsamen Fäden verwachsen, die bei diesem Wesen da auch auf dem Kopf
wachsen." Erklärte die zweite Stimme.
"Quinox kommt gleich und sieht sich das Wesen näher an, er wird sie sicher in
seiner Show mit einarbeiten und wir werden eine satte Belohnung bekommen, ich
mein, wie oft sehen wir Wasserelfen schon einen Menschen, das wird die
Sensation." Schwärmte der erste und schien mit den Gedanken schon ganz wo
anders zu sein.
Alea konnte ihren Ohren nicht trauen, hatte sie gerade wirklich etwas von
Wasserelfen gehört und in was für einer Show sollte sie eingearbeitet werden,
es hörte sich alles schon recht seltsam an, dann hörte sie, dass sich Schritte
näherten, obwohl man es eher als ein Klatschen bezeichnen müsste, wie wenn ein
feuchter Lappen auf den Boden geschlagen wird. Sie hörte wie sich eine dritte
Stimme zu den anderen gesellte und sie begrüßte.
"Lamnori, Kopäg, wie sieht es aus, ist sie schon aufgewacht?" Erkundigte sich
die dritte Stimme und begrüßte sie mit einem netten Händeschütteln.
"Nein, Piono Quinox, sie schläft noch, hat sich bis jetzt noch nicht einmal
gerührt." Berichtete einer der beiden anderen.
"Ich gehe jetzt rein und werde sie mir mal näher ansehen, wenn sie ein ruhiges
Wesen ist, kann ich sie in der Show mit unterbringen, aber wenn sie nicht
kooperiert, müssen wir sie entsorgen." Erklärte Quinox.
"Aber sagen Sie Piono, wird der Minister nicht wütend werden, wenn er erfährt,
dass sie ein Menschenwesen halten?" Erkundigte sich einer der beiden.
"Es ist nicht verboten einen Menschen zu halten und wenn sie gut bei den Leuten
ankommt, wird der Minister vielleicht sogar darauf aufmerksam und will in eine
von unseren Vorstellungen." Lachte Quinox.
Dann öffnete sich die Tür und eine Flut von Licht trat in das Zimmer, es
brannte Alea in den Augen, sie hatte so ziemlich in der dunkelsten Ecke des
Raumes gelegen und war zu sehr an dessen Finsternis gewöhnt. Die Personen, zu
denen die drei Stimmen gehörten, standen nun in der Tür und der größte von
ihnen trat herein, Alea lag mit dem Rücken zu ihnen und sah zur Wand, wo sie
die Schatten der drei beobachten konnte. Sie konnte genau wahrnehmen wie er auf
sie zu kam mit einer Art Speer in der Hand, er beugte sich zu ihr hinab und
berührte ihre verletzte Schulter, der Blondschopf zuckte zusammen, drehte sich
blitzartig um und entriss ihm die Lanze, sie konnte mit den Fußfesseln zwar
keine all zu großen Schritte machen, aber mit dem Speer konnte sie sich erst
einmal aufrichten und sich diesen Wesen gegenüberstellen, da sie nicht wusste
was genau sie on ihr wollten, richtete sie den Speer auf die Wasserelfen ihnen
gegenüber und wartete ab, was geschehen würde. Der jenige, der in ihre Zelle
gekommen war, wich einige Schritte zurück und hob seine Hände als Zeichen,
dass er nichts tun würde. Alea rührte sich nicht und musterte ihre gegenüber.
Es waren wirklich keine Menschen, die sie gefangen genommen hatten, diese Wesen
ähnelten einem Menschen nur grob in der Anatomie, sie hatten zwei Beine, zwei
Arme und einen Kopf, alles saß genau wie beim Menschen, doch besaßen sie
zusätzlich noch einen langen Fischschwanz, ihre Haut war hellblau fast weiß
und ihre Köpfe wesentlich größer als die der Menschen, zudem hatten sie noch
lange wulstige Auswüchse, die sich über den Kopf zogen, drei an der Zahl und
sie liefen alle im Nacken spitz zusammen, je eines begann hinter den Ohren und
eines über der Stirn, ihre Ohren sahen denen von Drakina ähnlich, es waren nur
drei geschwungene Knochen mit einer Art Schuppenhautüberzug und dazwischen
befanden sich dunkelblaue Schwimmhäute, ihre Augen strahlten stolz und momentan
auch ein bisschen Furcht aus, sie waren alle blau aber in verschiedenen Tönen,
an ihren Hälsen befanden sich Kiemen, ihre Hände bestanden aus je drei Fingern
und einem Daumen, dazwischen waren genau wie bei den Ohren dunkelblaue
Schwimmhäute, vom Handgelenk gingen neben der Hand zwei weitere lange
Knochenzüge aus, die auch durch diese Häute verbunden waren, selbst an ihren
Füßen, die nur drei Zehen hatten, waren die Schwimmhäute zu finden, alles in
allem waren sie also sehr stattliche Kreaturen, auch wenn sie nicht sonderlich
groß waren, sie überragten Alea vielleicht um ein oder zwei Zentimeter, aber
nicht mehr. Sie trugen kurze Togas, so strahlend weiß wie Schnee und edel
geflochtene Gürtel, deren Farben variierten von türkis bis braun.
"Kann einer von euch die Menschensprache?" Erkundigte sich Quinox und sah zu den
beiden anderen.
"Nein, aber Lamnori, du bist doch schon so einem Vieh begegnet, versuch du es
doch mal!" Schlug einer der beiden vor und schupste seinen Kollegen zu
demjenigen, der bereits im Raum stand.
"Hey spinnst du, Kopäg? Ja, ich habe gesagt, dass ich bereits so ein Wesen aus
der Nähe gesehen habe, aber ich habe doch nicht mit ihm gesprochen." Beschwerte
sich der, den sie Lamnori nannten.
Alea begann zu grinsen und stellte die Waffe wieder auf den Boden. Doch noch
bevor sie ihnen die Sache erklären konnte, war ein weiterer Wasserelf in der
Tür aufgetaucht und hatte schneller gehandelt als gedacht, er nahm seinen Speer
und warf ihn zu Alea, damit hatte sie nicht gerechnet und konnte daher nicht
rechtzeitig ausweichen, so dass die Lanze des Wesens sie in der bereits
verletztem Schulter traf und diese durchbohrte. Alea schrie vor Schmerzen auf
und sah zu dem Etwas, das sie aufgespießt hatte. Zaghaft und mit
schmerzverzerrter Mine nahm sie die Lanze in ihre linke Hand und zog sich mit
der Rechten den Speer aus dem Leib, die Wasserelfen sahen ihr geschockt zu und
standen wie versteinert in der Gegend rum, selbst der Riese, der Alea mit der
Lanze verletzt hatte, schien überwältigt zu sein. Der Blondschopf seufzte,
ließ den Speer aus ihrer linken Hand fallen und lehnte sich gegen die Wand, die
kaum einen Meter hinter ihr begann. Ihre Schulter schmerzte so sehr, dass ihr
linker Arm fast taub wurde und mehr oder weniger nur noch schlaff an ihr hing.
"Zenri, spinnst du? Wer weiß, was sie jetzt mit uns tun wird." Schimpfte Quinox
ohne den Blick von Alea zu wenden.
"Entschuldigung, Piono, ich wollte Ihnen nur helfen." Bat der riesige Elf um
Verzeihung, er war größer als dieser Quinox und mit wesentlich mehr Muskeln
bepackt.
Alea schnappte nach Luft und wollte sich nun endlich vorstellen und ihnen sagen,
dass sie ihnen nichts Böses wolle, sondern nur so zu sagen auf der Durchreise
war, aber die Schmerzen in ihrer Schulter schnürten ihr geradezu die Kehle zu.
Musste so was eigentlich immer ihr passieren, sie stolperte doch wahrlich von
einem Problem ins nächste.
"Zenri, versuche du sie zu überwältigen! Du bist der stärkste von uns."
Schlug Kopäg vor und hielt sich wie schon vorhin eher im Hintergrund.
"Du brauchst mich nicht zu überwältigen, ich habe nicht vor euch anzugreifen
oder gar zu verletzen, zumal ich jetzt wohl kaum noch zu mehr in der Lage bin."
Lächelte Alea und hielt sich die Schulter, aus der das Blut nur so sickerte,
langsam rutschte sie an der Wand hinab und hinterließ einen blutigen Streifen.
"Wie? Du kannst unsere Sprache?" Staunte Quinox und trat mutig ein paar Schritte
näher.
"Ja, ich wundere mich auch etwas darüber." Erwiderte Alea und sackte nun
endgültig auf den Boden.
"W-wir sollten ihr einen Phrinorer rufen." Meinte der riesige Wasserelf, der
Alea verletzt hatte, hockte sich zu ihr und nahm Aleas Hand von ihrer Wunde um
sie sich an zu sehen.
"Ja Zenri, ja du hast Recht, ich ... ich werde sofort einen holen." Stimmte
Lamnori zu und rannte davon.
"I-ich helfe ihm." Rief Kopäg und rannte hinter Lamnori her.
"Ich heiße übrigens Alea." Sagte der Blondschopf und hielt dem Riesen vor sich
ihre mit Blut beschmierte Hand hin.
"Zenri." Grinste der Wasserelf und schüttelte ihr die Hand.
Seine Hand, sofern man es so bezeichnen kann, war eisig und noch nass, es war
ein seltsames Gefühl ihn zu berühren.
"Ich heiße Quinox, Kero Quinox und ich bin der Piono des größten Wügbo in
ganz Nepuna." Gab der andere an und beugte sich zu Alea.
"Ich wollte Sie nicht erschrecken, es war mehr so eine Art Kurzschlussreaktion
... ich werde nicht unbedingt gern gefangen gehalten." Grinste Alea und sah zu
Quinox.
"Was? Achso ... ich ... ich war nicht erschreckt ... ich war nur etwas
überrascht, ich hatte keine Angst!" Meinte Quinox.
"Oh nein ..." Grinste Zenri und rollte mit den Augen.
Dann stürmten Lamnori und Kopäg mit einem weiteren Wasserelfen in die Zelle,
er war wesentlich schmächtiger und wirkte etwas eingeschüchtert als er Alea
erblickte.
"Ich soll DAS da behandeln?" Fragte er und deutete mit einem Finger auf den
Blondschopf.
"Ja, aber keine Sorge, sie ist friedlich und wird ihnen nichts tun." Beruhigte
Zenri den Wasserelf.
"Quinox, wie bist du denn zu diesem Menschenwesen gekommen?" Fragte der
Phrinorer dann und hockte sich ängstlich zu Alea.
"Tja Gipock, meine drei besten Leute haben sie gefangen." Erklärte Quinox und
tätschelte Zenri die Schulter.
Der Phrinorer legte seinen Beutel auf den Boden und öffnete ihn, darin konnte
man zig Fläschchen, einige Spritzen und Tütchen sehen oder besser gesagt
irgendwelche glibberigen Substanzen, in denen sich Dinge befanden, die sich
bewegten. Gipock, wie der Phrinorer hieß, nahm eines dieser glibberigen
Bällchen heraus und holte ein blaues Würmchen, das sich darin bewegte, heraus.
Er holte tief Luft und sah Alea bettelnd in die Augen, damit sie ihm nichts tat,
aber sie sah eher auf das sich bewegende Würmchen als in die Augen des
Phrinorer. Mit zittriger Hand setzte er es in die Nähe ihrer Wunde und sprang
dann gut einen Meter nach hinten um zu sehen, wie Alea reagierte, doch sie
beobachte nur dieses Würmchen, das ganz seelenruhig durch ihr Blut auf die
Wunde zu krabbelte. Doch als es dort angekommen war und sich schon kleine blaue
Funken um es gebildet hatten, begann der Armreif zu vibrieren und lies
plötzlich kleine weiße Blitze durch ihren Körper zucken, sie krümmte sich
vor Schmerzen und versuchte sich von dem Armreif zu befreien, aber nichts half,
erst als sie aus Versehen den Wurm von ihrer Schulter schubste, ließen die
Blitze nach und mit ihnen auch die Schmerzen. Alea atmete schwer und richtete
sich wieder auf. Acht Augen sahen sie schockiert an und waren gut drei Meter
zurück gewichen, als sie begonnen hatte zu zucken.
"Sie hat meinen Wurm gegrillt." Jammerte der Phrinorer und deutete auf das blaue
zuckende Etwas zu ihren Füßen.
"Nein, das war sie nicht, das war dieser Armreif." Meinte Zenri und deutete auf
das goldene Schmuckstück um Aleas Handgelenk.
Plötzlich sprühte das Würmchen vor Funken und krauchte danach erneut auf Alea
zu, sie hielt ihm etwas zögerlich ihre Hand hin und es krabbelte hinauf, doch
nichts geschah. Sie reichte dem Phrinorer den Wurm, doch der wich nur noch
weiter zurück und wollte ihn nicht entgegennehmen, also packte Alea das
Würmchen zurück in diese Gelkuller und steckte diese in seinen Beutel. Etwas
erschöpft und überrascht sah Alea zu ihrer Wunde und durfte feststellen, dass
diese zwar nicht vollkommen verheilt war, aber dennoch wesentlich besser aussah
und aufgehört hatte zu bluten.
"Was war das denn?" Erkundigte sich Alea und blickte erstaunt zu den
Wasserelfen.
"Das war ein Onoperanu, ein magischer Wurm, der sich von Blut ernährt und als
Ausscheidungsprodukt einen Schleim abgibt, der Wunden verschließt." Erklärte
Lamnori.
"Aha, habt ihr diese Wesen gezüchtet oder leben sie im Meer? Und was ist das
für ein Gel, das den Wurm umgibt?" Fragte der Blondschopf neugierig.
"Oh da ist aber jemand neugierig." Grinste Zenri.
Gipock schien wieder Vertrauen zu gewinnen und trat näher an sie heran,
ängstlich und mit zittriger Hand berührte er ihre Schulter und sah sich auch
ihre andren Verletzungen an, sie sagte nichts, biss die Zähne zusammen und
beobachte den Phrinorer. Er befreite sie von den locker hängenden Verbänden
und umwickelte sie neu, mehr traute er sich nicht, auch wenn er noch genügend
Medikamente in seinem Beutel gehabt hätte.
"Er lebt schon seit Anbeginn der Zeiten hier auf dem Meeresgrund, wir
Wasserelfen haben dann aber entdeckt seine Kräfte so wirkungsvoll wie möglich
zu nutzen. Dieses Gel ist reines Plasma, er Wurm ernährt sich davon und hält
eine Art schlaf darin, weil es kein echtes Blut ist." Erklärte Gipock, nahm
seine Tasche und stand auf.
"Vielen Dank." Sagte Alea, stand auf und bedankte sich mit einer Verbeugung.
"Aber sagen Sie, haben Sie das ernst gemeint, dass seit Anbeginn der Zeiten HIER
auf dem Meeresboden leben? Ich mein, wir befinden uns auf dem Meeresboden?"
"Ja. Warum?" Erwiderte Gipock kurz und hielt inne.
"Na ja ... ich mein ... dann müssten wir doch unter Wasser sein, aber hier ist
doch Luft, ich kann atmen und da können wir doch nicht so tief ..." Widersprach
Alea und verstand es nicht so ganz.
"Wir Wasserelfen brauchen auch Sauerstoff zum Leben, wir können zwar mehrere
Tage im Wasser bleiben ohne auf zu tauchen, dank unserer Kiemen, aber eigentlich
haben wir ihn in der Zusammensetzung der Luft am liebsten. Die Menschen haben
uns vom Festland vertrieben und töten uns wenn wir an die Oberfläche
schwimmen, deshalb haben wir mitten im Meer eine Stadt nur für uns errichtet,
mit Hilfe des Sonnenkönigs konnten wir eine Maschine konstruieren, die ähnlich
wie Kiemen funktioniert, die gesamte Stadt ist von einer Membran umgeben, die an
diese Maschine angeschlossen ist, das Gerät saugt Wasser ein, Filtern den
Sauerstoff heraus und gibt den Kohlendioxid mit dem Wasser wieder ab."
Erläuterte Quinox und nahm dem Phrinorer die Antwort ab.
"Aber der Druck, ich versteh das nicht, wirkt sich das Wasser nicht auf den
Druck aus?" Wollte Alea wissen.
"Wow du bist aber wissbegierig. Aber zu deiner Frage, also hier ist kein Druck
zu spüren, weil die Membranen ihn abfangen und in Energie umwandeln." Erwiderte
Lamnori und stieß Quinox an.
Zusammen mit Zenri und Kopäg gingen sie vor die Tür und berieten sich,
während der Phrinorer sich von Alea verabschiedete und von dannen ging.
"Piono, sie ist intelligent und wissbegierig, ihr Tricks für die Show bei zu
bringen dürfte nicht all zu schwer sein, zumal es allein eine Attraktion wäre
sie den Leuten vorzustellen, aber sie zu überreden, dass sie da mitmacht, wird
sicher nicht einfach." Warf Lamnori seinem Chef vor.
"Das habe ich mittlerweile selber mitbekommen, vielleicht können wir sie
überlisten ..." Grübelte Quinox und ersann einen Plan.
"Wie wäre es, wenn wir sie einfach darum bitten?" Fragte Zenri und sah Quinox
bettelnd an.
"Oh bitte, sie kein so dummes Wesen, wie unsere Riesenseepferde, die
Gänurschlangen oder Lühmnerfischchen, nein, sie wird nicht freiwillig hier
bleiben, sie ist auf der Suche nach etwas und wir müssen ihr zeigen, dass sie
es nur bei uns finden kann, am besten mit einem Zauber so wie bei den
Garanudrachen ... ich sage Hylophox sofort bescheit, er wird mir sicherlich
helfen." Lachte Quinox leise.
"Aber Piono, ihr wisst doch wie teuer seine Zaubereien immer sind." Ermahnte
Kopäg den Piono.
"Ach die Kleine ist es wert und vielleicht gibt er sich ja auch wieder mit
anderen Gefälligkeiten zufrieden." Schmunzelte Quinox und hatte ein
geheimnisvolles Funkeln in den Augen. "Kopäg, du kommst mit mir und ihr zwei
lenkt sie irgendwie ab, haltet sie auf, ich will sie um jeden Preis in der Show
haben."
"Jawohl Piono." Sagten Lamnori und Kopäg gehorsam.
"Aber, wir können doch nicht einfach ..." Widersprach Zenri, brach aber ab,
weil er mit bösen Blicken bestraft wurde.
"Gut, alle Missverständnisse beseitigt? Dann geht! Und du komm, wir müssen uns
sofort auf den Weg machen." Knurrte der Piono und schleifte Kopäg hinter sich
her.
Zenri seufzte und sah Lamnori bettelnd an, er mochte dieses Menschenwesen
irgendwie, es erinnerte ihn an seine Tochter, auch wenn diese vollkommen anders
aussah, aber in ihrem Verhalten ähnelte dieses Wesen seiner Kleinen. Er wusste,
was Quinox mit seinen ,Gefälligkeiten' für Hylophox meinte und er bekam eine
Gänsehaut, wenn er dabei an seine Tochter dachte, es widerte ihn geradezu an.
"Hey, wo sind denn die anderen beiden hin?" Fragte Alea und trat aus ihrer Zelle
heraus.
So langsam hatte sie sich an das Licht gewöhnt, streckte sich dem Licht
entgegen und sah sich um. Sie war in einem Kellergewölbe und umgeben von
weiteren Zellen, es wirkte kühl und trist, alles war aus Stein und Stahl. Alea
kroch ein beunruhigender Schauer über den Rücken als sie sich umsah, sie
wusste nicht warum, aber sie hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend als ob
irgendetwas Schlimmes auf sie zukam. Der Gang, in dem sie standen, war nur
spärlich durch kleine Fackeln bestrahlt und doch im Vergleich zu den Zellen war
er geradezu hell erleuchtet.
"Können wir nicht ein bisschen raus gehen? Ich muss eh noch weiter, ich bin
nämlich dabei eine Prüfung zu absolvieren!" Sagte Alea und grinste die beiden
Wasserelfen an.
"Nein, wir gehen nicht raus. Quinox hat uns Befehl gegeben, dich nicht entkommen
zu lassen, du bist schließlich immer noch unsere Gefangene." Meinte Lamnori und
griff nach einer Lanze aus dem Arsenal, dann richtete er sie auf den Blondschopf
und deutete ihr an, sich wieder in die Zelle zu begeben.
"Hey, was soll das denn jetzt? Ich dachte wir hätten das geklärt, ich will
euch nichts Böses, ich bin doch nur ..." Meinte Alea ging langsam wieder
rückwärts in die Zelle hinein.
"Sei still und geh da rein, ist mir doch egal, was du suchst oder hier tust,
Quinox ist mein Piono und er hat mir gesagt, dass wir dich hier behalten sollen,
also werde ich mich daran halten." Knurrte Lamnori und Zenri konnte nicht
glauben, was er da sah.
"Ja, er hat uns befohlen auf sie auf zu passen und nicht sie schon wieder auf zu
spießen." Drängte sich der Wasserelf dazwischen.
Doch Lamnori ließ sich nicht aufhalten, schubste Alea zurück in die Zelle und
verschloss die Tür, der Blondschopf landete recht unsanft auf ihrem
Allerwertesten und durfte nun wieder in der Dunkelheit schmoren, denn Lamnori
hatte sogar das Sichtfenster mit einer Klappe verschlossen, erneut saß sie in
der Dunkelheit und dieses Gefühl in ihr wurde immer stärker, es war nicht
direkt Angst, aber doch Unbehagen vor dem Ungewissen. Sie tastete sich in der
Zelle zur Wand und lehnte sich dagegen, sie fühlte sich so machtlos, wie sollte
sie ohne ihre Kräfte aus der Zelle kommen? Ihre Hoffnungen die wahre Prinzessin
Solis zu sein, schwanden mehr und mehr, welches Volk würde auch schon so eine
schwache und unschlüssige Prinzessin gerne haben wollen, fragte Alea sich,
schlang ihre Arme um die Knie und legte ihren Kopf darauf, sie sehnte sich nach
Tenebräs starker Schulter und seinen aufmunternden Worten, sie wusste nicht,
wie sie ihre Prüfung ohne ihn bestehen sollte.
"Zenri, ich muss mal kurz für kleine Wasserelfen, pass du so lange auf sie auf
und lass sie nicht raus, Quinox dürfte gleich wieder da sein." Sagte Lamnori
und flitzte eilends davon.
Zenri seufzte, er hätte das kleine Menschenwesen am liebsten frei gelassen,
aber er wollte seinen Job behalten und wenn er sie frei lassen würde, wäre er
diesen bestimmt los sein, doch so ganz im Dunkeln wollte er sie auch nicht
sitzen lassen, so öffnete er die Klappe wieder und sah zu der betrübten Alea.
"Es tut mir Leid, ich kann dich nicht raus lassen." Meinte Zenri und beobachtete
den Blondschopf. "Aber sag mal hast du vielleicht Hunger?"
"Nein, danke ... mir ist momentan nicht nach Essen." Erwiderte Alea ohne ihn an
zu sehen.
"Wie wäre es wenn du dir die beiden Lanzen nimmst, mich überwältigst und dann
fortläufst?" Schlug Zenri vor und blickte sie mit mitleidigem Blick an.
"Nein, dann würdest du Ärger bekommen und das will ich nicht, denn ich finde
dich ganz in Ordnung." Sprach Alea und sah kurz zu ihm auf.
"Danke. Ich mag dich auch." Lächelte der Wasserelf.
Plötzlich konnte man wieder das Platschen von Füßen hören, die sich
äußerst schnell näherten.
"Los Zenri aus dem Weg, ich möchte dem Menschenwesen jemanden vorstellen."
Grinste Quinox und drängte den großen Wasserelfen zur Seite.
Dann öffnete er die Tür und trat mit einem vermummten Mann herein, er trug
einen weiten schwarzen Mantel und ein langes dunkelbraunes Gewand darunter. Alea
saß immer noch zusammengekauert an der Wand und blickte erst jetzt zu den
beiden auf, das einzige was sie sehen konnte waren seine bersteinfarbenen Augen,
die aus der Dunkelheit seiner Kapuze hervorleuchteten, so konnte sie nicht genau
sehen, ob Quinox' Begleitung auch ein Wasserelf war.
"Ich glaub es nicht, Quinox, du hast mich ja wirklich nicht angelogen, ein
echtes Menschenwesen." Lachte der Vermummte, hockte sich zu ihr und nahm ihr
Kinn in die Hand um sie zu mustern. "Wenn der Minister davon erfährt, bist du
sie los, seine Tochter hat momentan so eine Phase, in der sie alles - was die
Menschen angeht - haben will."
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