Wasser von Makoto17 (Winterwichteln 2013 für White_Angel) ================================================================================ Kapitel 3: Verhängnisvolle Begegnung ------------------------------------ Marinami schwamm in eine der Untiefen des Ozeans nahe der Insel entlang. Doch dieses Mal blickte sie nicht nach unten, sondern zur Wasseroberfläche. Wie sollte sie nur jemanden finden, den sie der Meerhexe bringen konnte? Was hatte sie gesagt, sie solle die Männer mit ihrem Gesang verführen? Da sie nicht wusste, wann der erste Mann in ihrer Nähe auftauchen würde, fing sie einfach mit dem Singen an. Einige Zeit später erschien ein Schatten an der Wasseroberfläche. Ein kleines Fischerboot näherte sich der Insel, und ein Netz wurde in das Wasser gelassen. Marinami bemerkte dieses Boot. Kurz hörte sie auf zu singen, und drehte sich in deren Richtung. Sie schwamm nach oben, achtete aber darauf, von den Insassen des Bootes nicht gesehen zu werden. Oben angekommen, summte sie leise. „Glauben Sie wirklich, dass wir hier einige Fische fangen können?‟ Einer der beiden Fischer, der Angesprochene, lehnte sich über die Wand des Bootes. Den Bericht eines Kollegen zufolge sollten einige Schwärme in dieser Gegend entlang schwimmen. Doch jetzt, wo er sich umsah, wusste er, dass der Kollege ihm eine Fehlinformation gesteckt hatte, vermutlich sogar mit Absicht. Er fluchte. Der erste Fischer bemerkte den Groll des anderen. Er wartete kurz, bis dieser mit dem Fluchen fertig war, dann fragte er: „Suchen wir uns einen anderen Platz zum Fischen?‟ „Ja, aber lass das Netz im Wasser. Vielleicht verfängt sich ja auf dem Weg etwas darin.‟ Sie ruderten weiter. Doch sie wussten nicht, wohin sie gelangen wollten. Sie ließen sich einfach von den Wellen treiben. Dass sie damit in den Einflussbereich der Meerjungfrau kamen, auf diese Idee kamen sie nicht. Bis sie langsam wegtraten. Die Meerjungfrau bemerkte im Boot zwei Männer und wie das Lied, dass sie summte, ihnen langsam zusetzte. Ja, sie hatte die beiden in ihrem Bann gezogen. Sie wartete noch, bis sie den Eindruck hatte, dass diese Männer nichts mehr von ihrer Umgebung wahrnahmen, dann schwamm sie, weiterhin summend, zu ihnen hin. Sollte sie der Meerhexe beide Männer überlassen, oder doch nur einen zu ihr bringen? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie es irgendwie verhindern musste, dass die Menschen auf ihre Spur kamen. Kurz überlegte sie, ob sie beide Männer zusammen zu der Meerhexe transportieren konnte, und entschloss sich dafür. Die Meerhexe hatte Recht, Skrupel hielten nur auf. Beim Boot angekommen, zog sie die Männer aus diesem ins Wasser. Ihre Einschätzung war richtig, die Männer bemerkten nicht einmal, dass sie ins Wasser gezogen wurden. Doch wie sollte sie die Männer so lange am Leben erhalten, dass sich die Meerhexe an ihnen bedienen konnte? Sie selbst konnte unter Wasser atmen, Menschen waren dazu nicht in der Lage. Auch wenn eine Meerjungfrau ein magisches Wesen war, so viele Fähigkeiten besaß sie nicht. Sie konnte unter Wasser sprechen, und atmen, aber dies konnten andere Fische auch. Sie konnten die Strömungen des Wassers erspüren, im geringen Maße konnten sie die Strömungen auch beeinflussen. Aber Marinami war unerfahren, noch recht jung für eine der Ihren. In ihrem Schwarm war sie noch ein Kind, und wusste noch nicht so recht, wie sie ihre Fähigkeiten richtig einsetzen konnte. Doch sie war erfinderisch. Schon so oft hatte sie eine Tüte im Meer schwimmen gesehen, die absolut kein Wasser durch ließ. Auch auf dem Schiff waren diese Tüten vorhanden. Sie steckte die Köpfe der Männer in jeweils eine und verschnürte sie an deren Hals. Dann schwamm sie los. Sie hoffte einfach, dass sie schnell genug schwimmen konnte, dass die Luft den Menschen reichte. Die Meerhexe wartete schon ungeduldig auf die Ankunft ihrer Nahrung. Konnte die Meerjungfrau sich nicht etwas mehr beeilen? Da sie das Lied der Meerjungfrauen kannte, und dieses schon eine Weile vernahm, rechnete sie früher mit der Rückkehr ihrer Dienerin. Ständig hielt sie Ausschau, und stellte erfreut fest, dass die Meerjungfrau ihr gleich zwei Männer brachte. Marinami übergab ihrer Herrin die beiden Männer. Diese schaute nur kurz auf die beiden, und legte sie zur Seite. Ihre Kräfte wollte sie aufladen, ohne, dass die Meerjungfrau ihr dabei zusah. „Wieso hat das so lange gebraucht?‟ Die Meerhexe nahm die beiden Männer in Empfang. Dann bemerkte sie, dass einer der beiden bereits tot war. „Den da‟, sie reichte ihr den Toten „kann ich nicht gebrauchen. Lass ihn verschwinden! Und lass uns allein!‟ Die Meerjungfrau nahm die Leiche entgegen und entfernte sich von der Meerhexe. Da diese sauer zu sein schien, wollte sie sie besänftigen. Sie ließ sich daher an die Wasseroberfläche treiben, und suchte nach dem nächsten Menschen. Währenddessen zog die Meerhexe den jungen Mann in eine kleine Höhle. Sie war schnell, viel schneller als die Meerjungfrau. Nicht einmal eine halbe Minute später erreichten sie die Höhle. Die Meerhexe zog dem Mann die Tüte vom Kopf. Instinktiv saugte der Mann die nun wieder vorhandene Luft ein. Doch erwachte er nicht. Nachdem der Atem des Mannes sich zu beruhigen schien, sah die Meerhexe ihre Zeit als gekommen an. Sie näherte sich ihm, presste ihre Lippen auf seine und entzog ihm dann langsam, aber sicher seine gesamte Lebensenergie. Die Energie reichte ihr nicht. Sie warf den Mann auf die Seite und verlangte die Meerjungfrau zu sehen. Doch da diese sich bereits auf der Suche nach weiteren Menschen begeben hatte, hörte sie den Ruf der Meerhexe nicht. Stattdessen suchte sie wieder nach dem Fischerboot. Sie hielt es für klug, dass der Mann in der Nähe seines Verschwindens wieder auftauchen würde. Als sie an der Stelle ankam, wo sie das Boot vermutete, musste sie jedoch feststellen, dass dieses bereits abgetrieben war. Sie überlegte. War dies überhaupt die Stelle? Oder hatte sie sich verschwommen? Sie wusste es nicht mehr genau. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, wo genau sie sich versteckt hatte, als sie den Fischern auflauerte. Der Felsen da hinten, ja, an den konnte sie sich erinnern. Sie musste sich dementsprechend in der Nähe des Bootes befinden. Dem Fischer einen Ruck nach oben gebend überließ sie ihn den Strömungen des Wassers. „Wo ist diese verdammte Meerjungfrau!‟, donnerte die Meerhexe dem Wasser entgegen. „Suche sie, und schaffe sie mir hierher!‟ Die Wellen des Wassers nahmen den Befehl entgegen, und übertrugen den Schall zu jeder Meerjungfrau, die sich im näheren Umkreis der Insel befand. So auch zu Marinami, die genau wusste, dass der Ruf ihr galt. Da die Stimme wütend klang, machte Marinami sich sofort wieder auf dem Weg zu dem Versteck der Meerhexe. Sie schwamm, so schnell sie konnte. Die Wut der Stimme und die Angst vor der Strafe gaben ihr weitere Kräfte. „Warum hat das so lange gedauert?!‟, begrüßte die Meerhexe den Ankömmling. Diese blickte etwas unsicher in der Gegend herum und fragte sich nach dem Grund der Wut ihrer Chefin. Dies wurde ihr auch gleich beantwortet. „Du musst mir weitere Männer beschaffen! Der eine hat nicht gereicht. Die Männer sollten kräftiger sein. Kräftige Männer haben mehr Energie. Und nimm den da mit und setze ihn dort ab, wo du ihn her geholt hast!‟ Geschwind nahm Marinami den Mann an sich und verschwand aus dem Versteck der Meerhexe. Sie schwamm zurück zu dem Ort, an dem sie den ersten Fischer abgesetzt hatte. Dieser war noch nicht weitergetrieben. Dort ließ sie ihn nach oben treiben. Sie beobachtete, wie der Kopf des Mannes an den Fuß des ersten Fischers stieß. Dann schwamm sie wieder weg, auf der Suche nach weiteren Booten. Sollte sie sich vielleicht etwas näher an die Insel wagen? Dort würde sie bestimmt jemanden finden, den sie der Meerhexe bringen konnte, solange sie nicht von einen der anderen Menschen entdeckt wurde. Konnte sie dies riskieren? Sie musste es einfach, denn es kamen nicht allzu viele Boote in die Nähe der Insel, von denen sie die Männer entführen konnte. Außerdem war es weitaus gefährlicher, jedes Mal die Männer vom Boot zu entführen, da jemand bestimmt irgendwann anfangen würde, Fragen zu stellen. Als sie die Strände der Insel sehen konnte, stoppte sie. Sie wusste, dass sie sich dem Strand nicht zu sehr nähern durfte. Schließlich sollte doch niemand ihren Fischschwanz erblicken. Sie hingegen hielt Ausschau nach Schwimmern, die weitab jeder Gruppe ihrem Hobby nachgingen. Sie fand keinen, und beschloss daher, zu einem anderen Teilstück des Strandes zu schwimmen. Währenddessen trieb das Boot ungehindert weiter, bis einige weitere Fischer es bemerkten. Sie riefen dem Boot etwas zu, in dem Glauben, dass ihre Kollegen dies hören würden. Dass niemand mehr in dem Boot saß, konnten die Fischer nicht sehen. Dafür war das Boot noch zu weit weg. Einige weitere Teilabschnitte am Strand fand Marinami immer noch keine einzelnen Schwimmer. Sie beschloss daher, doch wieder nach einzelnen Booten zu suchen. Sie schwamm zurück zu der Stelle, an der sie die Männer abgelegt hatte. Dort angekommen, sah sie immer noch keine Boote vorbei schwimmen. Konnte nicht einmal etwas richtig laufen, fragte sie sich, als sie wieder auftauchte. Wo war das Boot gelandet. Vielleicht sollte sie herausfinden, von wo aus die Fischer gekommen waren? Dann könnte sie bei der nächsten Gelegenheit einem der anderen Boote folgen, und deren Insassen mit zu der Meerhexe nehmen. Sie beschloss, die Insel in einem weitaus größerem Umkreis abzusuchen. Ein kurzer Blick genügte, damit sie wusste, in welcher Richtung sie schwimmen musste, um sich von der Insel zu entfernen. Von dort aus tauchte sie wieder unter, und spürte die Strömungen. Da sie erkannte, dass es keinen Sinn mehr machte, weiter nach Booten zu suchen, und deshalb ständig hin und her zu schwimmen, blieb sie einfach hier unten. Sie genoss die Strömungen in ihren Haaren, und erspürte so die Abwesenheit sämtlicher größeren Objekte. Die Strömungen waren so regelmäßig, wie sie nur sein konnten. Sie schloss die Augen. Die Meerhexe verlor langsam aber sicher die Geduld. Sollte sie selber nach ihrer Nahrung suchen, oder weiter auf ihre Dienerin vertrauen? Sie wusste, dass sie sich nur die Männer und Frauen nehmen konnte, die sich schon im Wasser aufhielten. Und um nicht entdeckt zu werden, durfte sie sich nicht den Stränden nähern. Menschen locken, sie dazu zu bringen, ins Wasser zu steigen, dass vermochte sie nicht. Nein, nur Meerjungfrauen schafften es, jene vergessen zu lassen, was diese ursprünglich wollten, und diese in ihre eigene Welt zu entführen. Nein, sie musste warten, musste darauf vertrauen, dass die Meerjungfrau nicht unfähig war. Doch wollte sie nicht warten. Sie schwamm heraus, aber im Gegensatz zu der Meerjungfrau dachte sie nicht daran, explizit nach Männern zu suchen. Stattdessen nahm sie sich die Erinnerungen der Meereslebewesen zu Hilfe, erforschte diese nach einzelnen Männern, die in weitreichender Entfernung zu anderen Menschen im Wasser waren. Erst, wenn sie einem Fisch mit einer entsprechenden Nachricht gefunden hatte, wollte sie zu dem Ort schwimmen, welches der Fisch ihr nannte. Aber keines der Fische konnte ihr einen Standpunkt nennen, also war sie doch zum Warten verdammt. Inzwischen spürte Marinami eine Unstimmigkeit innerhalb der Strömungen. Ihre Augen öffneten sich, und sie ermittelte anhand der Wellenstärke und dem Ausmaß der Wellen den Punkt, an dem diese Welle entstand. Und tatsächlich, dort in der Nähe fuhr ein einzelnes Boot entlang. Noch hielt die Meerjungfrau sich versteckt. Da sie nicht wusste, wie viele Menschen sich auf dem Boot befanden, hielt sie es für zu gefährlich, sofort nach einem neuen Opfer zu suchen. Sie wartete darauf, dass die Menschen von ihrer derzeitigen Position zu sehen waren. Doch es kam niemand. Alle Passagiere und Crewmitglieder auf dem Schiff hielten sich innerhalb des Schiffes auf. Niemand von ihnen ging zur Reling um aufs Meer zu schauen. So konnte Marinami nicht herausfinden, ob sie hier jemanden mitnehmen konnte. Die Fischer bemerkten, dass etwas mit dem Boot ihrer Kollegen nicht stimmte. Nicht nur, dass keiner der Kollegen antwortete, es schien auch niemand mehr an Bord zu sein. „Finden Sie nicht, wir sollten kurz bei denen nachsehen, ob alles in Ordnung ist?‟ Der angesprochene Fischer beobachtete das Boot etwas genauer. Auch ihn störte die Bewegungen des Bootes, sie wirkten so unkoordiniert. Diese ließen keine Steuerung eines Menschen erkennen. Daher machte auch er sich langsam Sorgen um seine Kollegen. „Ja, wir fahren hin. Hol die Netze ein!‟ Kurz danach ruderten die drei Fischer zu dem Boot. Einer von ihnen koordinierte den Kurs, während die anderen beiden auf dessen Befehl hin ruderten. Dann konnte der Koordinator das leere Boot erkennen. „Das ist das Boot von Takaicha.‟ Die anderen beiden stoppten mit dem Rudern und drehten sich ebenfalls um. Sie alle suchten, zuerst das Boot, dann die nähere Umgebung, nach den beiden Fischern ab, mit denen sie sich noch kurz vor der Abfahrt unterhalten hatten. „Keiner zu sehen.‟, stellte einer der Fischer fest. „Nehmen wir das Boot mit zur Insel‟, entschied der Befehlshaber des Bootes. „Wenn wir die beiden irgendwo finden, können wir sie immer noch aufsammeln. Binde das Boot an unseres fest!‟ Der Fischer tat wie ihm befohlen und befestigte das zweite Boot. Dabei schaute er nochmals übers Meer in der Hoffnung, doch noch etwas von den beiden Vermissten zu finden. Doch weder die Ausrüstung, noch die Fischer selber waren in Sichtweite. Damit schloss er auch aus, dass diese einfach nur in den tieferen Gewässern fischen wollten. „Wir brechen das Fischen für heute ab. Wir fahren zurück und stellen dann eine Suchaktion für die beiden zusammen.‟ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)