Wasser von Makoto17 (Winterwichteln 2013 für White_Angel) ================================================================================ Prolog: Die Planung des gemeinsamen Ausflugs -------------------------------------------- Zwei Jahre waren seit dem Kampf mit Galaxia vergangen. Bunny, Ami, Makoto und Minako gingen immer noch gemeinsam in dieselbe Klasse. Inzwischen waren sie im dritten Jahr der Highschool. Da sie sich langsam Gedanken machen mussten, was sie nach der Schulzeit machen wollten, verabredeten sie sich für den Nachmittag bei Rei. Jede von ihnen hatte andere Vorstellungen von der Zukunft. Natürlich kannten sie einen Teil bereits, doch dies bedeutete nicht, dass sie sich darauf verlassen sollten, dass diese auch eintraf. Der Zeitpunkt, an dem Bunny als Königin Serenity die Welt regieren würde, würde vermutlich auch erst später kommen. Außerdem hatten alle noch Träume, die sie verwirklichen konnten. In einer Zeit, in der sie keine Gegner bekämpfen mussten, konnten sie sich der Verwirklichung der Träume widmen. Doch Bunny befürchtete auch, dass ihre Freundschaft darunter leiden könnte, wenn sich alle auf ihre eigenen Träume konzentrierten. Daher dachte sie während der Unterrichtsstunden darüber nach, was sie gegen ihre Angst unternehmen konnte. Dann kam ihr eine Idee, die sie bei dem Treffen ansprechen wollte. Diese schrieb sie sich auf. „Wollten wir nicht eigentlich lernen?‟, wollte Ami ihre Freundinnen wieder zum Thema zurückholen. Sie saßen gemeinsam in Reis Zimmer. Ursprünglich hatten sie vor, sich gemeinsam, wie so viele male zuvor, auf die Abschlussprüfungen vorzubereiten. Doch dies war nicht so einfach. Bunny hing mit ihren Gedanken ständig hinterher. Hinter die Geheimnisse der Mathematik zu kommen, hatte sie längst aufgegeben. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, die Prüfung mit dem Mindestmaß an Punkten zu bestehen. Gut würde diese sowieso nicht verlaufen. Doch auch Makoto, Minako und Rei hatten einige Probleme mit dem Fach, auch wenn sie eine realistische Chance hatten, die Prüfungen zu bestehen. Bunny erinnerte sich an die Idee vom Vormittag, und holte den Zettel hervor. „Was haltet ihr davon, wenn wir alle in den Ferien gemeinsam wegfahren?‟ „Und wie willst du das bezahlen?‟, stänkerte Rei. In ihrem Inneren gab sie durchaus zu, dass die Idee gut war. Makoto und Minako waren von diesem Vorschlag regelrecht begeistert. Während der letzten Monate trafen sie sich nur noch, um gemeinsam zu lernen. Diese Idee brachte etwas Abwechslung. „Zu einem Konzert? Oder zu den Dreharbeiten von >Heiße Typen, coole Autosund ihr nicht< herausgerutscht, aber sie hielt sich damit zurück. Schließlich musste sie ihren Freundinnen nicht auf die Nase binden, dass diese noch keine feste Beziehung hatten. „Aber ich dachte auch eher an einen Ausflug zum‟ sie holte ein Prospekt heraus „der Burg von Campershe.‟ Ami nahm das Prospekt in die Hand und las es durch. „Klingt spannend. Und für jede von uns ist etwas dabei.‟ Sie kannte die unterschiedlichen Interessen der Mädchen. „Aber die Frage, wie du das bezahlen willst, hast du immer noch nicht geklärt. Oder spendieren deine Eltern dir die Reise?‟ „Ja, werden sie. Irgendwie bringe ich meine Mutter schon dazu.‟ „Und das hältst du für klug?‟ „Wir kennen dich, Bunny. Du gibst dein Geld immer sofort für etwas zum Naschen oder Comics aus. Das schaffst du nie, dir genug anzusparen, um diese Reise finanzieren zu können.‟, mischte sich nun Makoto in die Diskussion von Bunny und Rei ein. Klug hielt sie Bunnys Verhalten auch nicht, doch wusste sie genau, wie diese Streitigkeiten zwischen ihren Freundinnen endete. Jede von ihnen würde auf ihren Standpunkt beharren, und keine nachgeben. Und soviel Zeit hatten sie nicht zum Diskutieren. „Du kannst bei mir im Tempel aushelfen. Dafür steuere ich etwas dazu.‟ „Wann fahren wir?‟, lenkte Minako das Gespräch in eine andere Richtung. Mit dieser Frage war nun allen klar, dass sie diese Reise machen würden. „In den nächsten Ferien‟, kam die einstimmige Antwort. Schließlich wollten sie alle mehr als nur zwei Tage zusammen unterwegs sein. „Wie wäre es, wenn wir die anderen auch fragen, ob sie mitkommen wollen?‟ „Die Anderen?‟ „Haruka, Michiru, Setsuna und Hotaru.‟ erklärte Bunny. „Dann wäre es ein richtiger Ausflug unter Sailorkrieger. Ich würde die vier nämlich auch gerne mal wiedersehen.‟ Rei ging zum Telefon, wählte die Nummer der anderen und wartete darauf, dass jemand abnahm. Es dauerte nicht allzu lange, bis Michiru das Telefonat beantwortete. „Hier Michiru Kaio, wer ist da?‟ „Hier Rei Hino, Hallo Michiru. Wir wollten euch fragen, ob ihr in den nächsten Ferien schon etwas vorhabt.‟ „Nächten Ferien, wann sind die denn überhaupt?‟ Stimmt, dachte Rei. Haruka und Michiru waren immerhin so alt, dass sie nicht mehr zur Schule gehen mussten. Und die Daten für die Ferienzeit hatte sie daher auch nicht im Kopf. Doch Hotaru, die nahe bei Michiru stand, antwortete ihr ungefragt. „In einer Woche‟ „Wolltest du nicht ursprünglich lernen?‟, flüsterte Michiru der Jugendlichen ins Ohr. Etwas trotzig ging diese wieder auf ihr Zimmer. Wieder an Rei gewandt sprach sie weiter. „Ihr wisst doch, dass wir die Schule abgeschlossen haben, und nicht mehr in diesem Zeitraum, Schule und Ferien, denken. Aber wir haben noch nichts vor, auch wenn Haruka einen Teil der Schulferien arbeitet.‟ Bunny ging zu Rei, schaltete den Lautsprecher ein und grinste sie an. „Wir wollen auch mitbekommen, was ihr besprecht.‟ „Und habt ihr alle auch einige Tage hintereinander frei, ich meine, während der Schulferien.‟ Michiru überlegte. Sie wusste nicht, was Rei und die anderen sich ausgedacht hatten. Doch sie war sich sicher, dass Bunny die eigentliche Initiatorin war. Rei war nicht der Typ Mensch, der auf andere Menschen ungefragt zuging. „Was habt ihr denn vor?‟, umging Michiru die Überlegung, ob sie tatsächlich mit den anderen einen Ausflug machen wollte. „Wir wollen zu einer Insel etwas außerhalb segeln. Wir werden in einer mittelalterlichen Burg übernachten, und das Leben zu der damaligen Zeit kennenlernen. Und die Segeltour passt auch zu unserem Namen, findest du nicht?‟ „Ich spreche mit Haruka und Setsuna darüber, dann entscheiden wir. Bis dann.‟ „Warte!‟, rief Bunny in den Hörer hinein, während Michiru auflegte. „Bis wann können wir mit einer Antwort von euch rechnen?‟ Doch diese Frage hörte Michiru nicht mehr. Stattdessen vernahmen Bunny und die anderen nur das Tuten der Leitung. „Wir warten bis Übermorgen, dann rufen wir sie noch einmal an. Schließlich müssen wir auch planen. Und zwei Tage dürften genug sein, dass sich die Outers untereinander abstimmen können.‟, entschied Ami. Sie behielt bei sehr viele Lagen den Überblick, wie auch in dieser. Den weiteren Nachmittag verbrachten sie mit Lernen, oder mit dem Versuch dessen. Denn nur Ami schaffte es, sich auf den Schulstoff zu konzentrieren. Die Gedanken der anderen wanderten immer wieder zu dem geplanten Ausflug. Währenddessen hoffte Hotaru immer noch auf eine Antwort, weswegen Michiru den Zeitpunkt der nächsten Ferien wissen wollte. Warum sollte sich auch Michiru dafür interessieren? Aufs Lernen konnte sie sich nicht mehr konzentrieren, dafür war ihre Neugier zu groß. Leise schlich sie sich wieder ins Wohnzimmer, das Michiru inzwischen verlassen hatte. Als Haruka und Setsuna nach Hause kamen, lief Hotaru zu ihnen. Auch Michiru kam zu den Ankömmlingen und begrüßte sie. Dann aber gab sie Haruka ein Zeichen, einen Blick in Richtung der Küche, dass sie sie alleine sprechen wollte. Auch die anderen beiden bekamen dieses Zeichen mit. Hotaru lief ihnen nach. Als Kind war es nie ein Problem gewesen, den Gesprächen zuzuhören, da die Erwachsenen entweder davon ausgingen, dass sie eh nichts verstand, oder aber für Kinder geeignet waren. Doch jetzt, als Jugendliche, sorgten die drei dafür, dass sie von den wichtigen Gespräche nichts mitbekam. Was sollte dies? Auch jetzt wollte sie zu den anderen ins Zimmer. Doch Setsuna schüttelte den Kopf. Während die Erwachsenen sich unterhielten, beschloss Hotaru, heimlich zu lauschen. „Rei hat heute angerufen. Sie fragte, ob wir mit den anderen zusammen in die Ferien fahren wollen.‟ Beide dachten einen kurzen Augenblick darüber nach. Länger hatten sie schon nichts von den Inners gehört. Doch auch keine von ihnen hatte je daran gedacht, sich bei den anderen zu melden. Doch die Idee an sich hörte sich gut an. „Wird sicher lustig, Mondgesicht wiederzusehen.‟, sinnierte Haruka. „Ob sie immer noch so ein Mondgesicht ist?‟ „Innerhalb der zwei Jahre kann sie sich verändert haben.‟ „Aber doch nicht unsere Bunny.‟ Haruka ging auf Michiru zu und setzte sich neben sie. Diese lehnte ihren Kopf an die Schulter ihrer Freundin. „Und, was sagst du dazu, Setsuna?‟ Die Wächterin der Zeit hatte sich während des gesamten Gespräches zurückgehalten. Die Zeit auf der Erde kam ihr schon wie Urlaub vor, hatte sie doch Jahrtausende lang das Tor zu Raum und Zeit bewacht. Doch diese Art von Urlaub, die sie mit Bunny erleben würde, wären mit Sicherheit ein einzigartiges Erlebnis. Daher stimmte auch sie zu. „Kommt Chibi-Usa auch mit?‟, fragte Hotaru ganz unvermittelt, als die Neugier ihr gebot, das Zimmer zu betreten. „Hotaru, was machst du hier?‟ Die Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Du solltest doch im Wohnzimmer sein oder lernen.‟ „Nachdem ich mitbekommen habe, dass ihr mir etwas verheimlicht, konnte ich mich nicht mehr aufs Lernen konzentrieren. Und, was ist jetzt mit Chibi-Usa?‟, ungeduldig hüpfte das Mädchen hin und her. „Du weißt doch, dass sie in der Zukunft ist. Und dass sie so schnell auch nicht wieder in unsere Zeit zurückkommen wird. Da wirst du dich wohl gedulden müssen, bis sie geboren wird.‟ „Und du kannst da nichts machen?‟, doch auch der Hundeblick nützte bei Setsuna nichts. Diese blieb standhaft, und schüttelte den Kopf. Indes fragte Hotaru sich, wie es nun sein würde, wenn ihre beste Freundin tatsächlich geboren wurde. Da sie sich zu einer Zeit kennengelernt hatten, in der diese nicht existierte, befürchtete sie, dass ihr Handeln etwas an der Freundschaft ändern könnte. Wie würde Chibi-Usa reagieren, wenn sie sich in deren Zeit kennenlernten? Wäre ihr Verhältnis anders als jetzt, da Hotaru von anderen Gegebenheiten ausging, die die zukünftige Chibi-Usa noch nicht kannte, und vermutlich auch nie kennen würde? All diese Fragen machten ihr Sorgen. Sie beschloss daher, bei Gelegenheit mit Setsuna darüber zu sprechen. Auch wenn sie an diesem Tag nicht mehr lernen würde, ging sie in ihr Zimmer zurück. Der nächste Tag verlief recht ruhig. Die Schüler saßen in der Schule, mal mehr, mal weniger am Unterrichtsstoff interessiert, und die Erwachsenen gingen ihrer Arbeit nach. Wieder traf das Sailorteam sich bei Rei. Doch diesmal trafen sie sich nicht, um zu lernen, sondern sie wollten die Planung ihres Ausflugs weiterführen. Und sie warteten noch auf den Anruf der Äußeren Kriegerinnen, die sie zu diesem Ausflug eingeladen hatten. Eine Stunde später klingelte das Telefon tatsächlich. Rei nahm das Gespräch entgegen. „Hier bei Hino.‟ „Rei, bist du das? Ich bin's, Haruka.‟ „Ja, warte, ich schalte dich kurz auf Lautsprecher. Sonst drängen die anderen sich so zwischen mich und das Telefon, dass ich nur die Hälfte mitbekomme.‟ Die anderen, ganz besonders Bunny, näherten sich der telefonierenden Rei. Nach einer kurzen Pause sprach sie weiter: „OK, jetzt hören die anderen auch mit. Was gibt's?‟ „Also, wir haben über euer Angebot gesprochen. In der zweiten Ferienwoche könnten wir mitfahren.‟ Bunny sprang in die Luft, während Makoto und Minako sich gegenseitig in die Hände klatschten. Ami freute sich auch, auch wenn ihre Reaktion nicht ganz so deutlich wie die der anderen ausfiel. „Ich habe während der ersten Ferienwoche ein Rennen, und will vorher noch trainieren. Nach dem Rennen können wir mit euch mitfahren.‟ „Kommt ihr dann zu uns zum Tempel? Dann können wir zusammen zum Boot fahren.‟ „Machen wir. Bis übernächste Woche.‟ „Was sollen wir eigentlich alles mitbringen.‟, rief Setsuna durch das Telefon hindurch, während Rei das Telefon gerade wieder in die Halterung hängen wollte. Doch sie reagierte schnell, verschob den Vorsatz, das Gespräch zu beenden. „Das ist eine Burg, die sich mitten auf einer Insel befindet. Und einen Tag werden wir auch bestimmt am Strand verbringen, also... auf keinen Fall die Schwimmsachen vergessen.‟ „Ist gut, wir werden dran denken.‟, antwortete Haruka für ihre gesamte Familie. „Also, treffen wir uns am Hikawa-Tempel. Bis dann.‟ „Ich freue mich schon darauf.‟, rief Michiru. Die zwei Wochen bis zum Ausflug vergingen wie im Flug. Bunny, Minako und Makoto halfen Rei im Tempel, um ihr Taschengeld für die Reise aufzubessern. Ami bereitete inzwischen die Reise vor, buchte die Zimmer in der Burg und sorgte dafür, dass sie an dem Freitag ihrer Abreise ein Boot für mindestens neun Personen zur Verfügung haben würden. Sie mietete das Boot für eine ganze Woche, so konnten sie auch einen Ausflug mitten ins Meer machen. Dann, am Freitag, war der große Tag gekommen. Rei hatte ihre Sachen bereits an die Treppe gebracht, als Ami, Bunny, Makoto und Minako bei ihr ankamen. Setsuna und Hotaru waren bereits da, da Setsuna ihre Ziehtochter von der Schule zum Tempel gefahren hatte. Bunny schmiss ihre Reisetasche zu den anderen und begrüßte ihre Freundinnen. Auch wenn Setsuna ihr gesagt hatte, dass Chibi-Usa nicht dabei sein würde, so suchte Hotaru mit ihren Augen dennoch die Gegend ab. Doch sie musste erkennen, dass Setsuna recht behalten würde. Ihre Freundin war nicht wieder in die Vergangenheit zurückgekehrt. Bunny bemerkte den suchenden Blick von Hotaru, und ging zu ihr. „Was ist mit dir?‟, fragte sie das derzeit jüngste Mitglied der Reise. „Also, um ehrlich zu sein, ich hatte gehofft, das Chibi-Usa auch dabei sein würde.‟ „Tut mir Leid, wir vermissen sie auch schon.‟, versuchte Bunny, Hotaru etwas abzulenken. „Doch sie hat uns seit dem Kampf mit dem Dead-Moon-Zirkus nicht wieder besucht. Aber ich hoffe, du kannst diesen Ausflug auch ohne Chibi-Usa genießen.‟ Sie klopfte Hotaru auf die Schulter. Dies wirkte tatsächlich. Hotarus Laune besserte sich, und sie nickte Bunny zu. „Ja, bestimmt‟, antwortete sie leise. Sie beschloss, auch nicht mehr weiter nach ihrer Freundin Ausschau zu halten. Gemeinsam setzten sich alle in Reis Zimmer. Da sie mit Haruka und Michiru ausgemacht hatten, sich hier am Tempel zu treffen, wollten sie alle dort gemeinsam warten. Sie überlegten auch kurz, wie sinnvoll es wäre, zu der Rennstrecke zu fahren, auf der Haruka ihr Rennen fuhr. Doch Setsuna meinte, dies würde Haruka höchstens irritieren. Schlimmstenfalls würden sie die beiden sogar verpassen. Selbst Bunny, die vor Aufregung kaum sitzen konnte, wartete geduldig. Denn auch ihre Ungeduld würde den Beginn der Reise nicht beschleunigen. Sie vertrieb sich die Zeit daher mit Träumereien und dem Lesen von Reis Comics. Einige Zeit später trafen auch die letzten beiden, Haruka und Michiru, im Tempel ein. Reiseutensilien trug keine von ihnen bei sich, da Setsuna und Hotaru diese bereits mitgebracht hatten. Die folgende Begrüßung fiel entgegen der Erwartungen recht kurz aus. Sie wollten sich alle möglichst schnell auf dem Weg zum Boot machen. Die Taschen packten sie in Harukas Auto. Doch da nicht alle neun Personen in einen Wagen untergebracht werden konnten, teilten sie sich in zwei Gruppen auf. Sie fuhren los. Die beiden Fahrerinnen, Haruka und Setsuna, achteten darauf, sich nicht allzu weit voneinander zu entfernen. Sie kamen zeitgleich an, und bekamen sogar ein Parkplatz in der Nähe der Bucht. Kapitel 1: Unterworfen ---------------------- Marinami schwamm in den tiefen Gewässern des Indischen Ozean entlang. Sie schwamm so tief, dass die Strömungen sie nicht mehr erfassten, daher musste sie aus eigener Kraft vorwärts kommen. Doch wie für alle Meerjungfrauen war dies kein Problem für sie. Der niedrige Grad der Wasserbewegungen erlaubten ihr, nach seltenen Perlen zu suchen. Doch fand sie nicht dass, was sie zu finden erhofft hatte. Stattdessen spürte sie, wie sie beobachtet wurde. Erschrocken bemerkte sie, dass sie sich zu nahe an der Insel der Meerhexe befand. Daher beschloss sie, schnell von hier zu verschwinden, bevor diese sie stellen konnte. Begegnet war sie ihr noch nie, aber den Erzählungen der anderen zufolge würde sie einen hohen Preis dafür bezahlen müssen, wenn diese ihren Weg kreuzte. Doch dann beruhigte sie sich wieder. Diejenigen, von denen die Geschichten der Meerhexe berichteten, wollten etwas von dieser. Und dies war bei ihr definitiv nicht der Fall. Mit ein Paar kräftigen Bewegungen ihres Schwanzes entfernte sie sich von dem Einflussbereich der Meerhexe. Doch die Meerhexe beobachtete sie weiter. Sie hatte eine Handlangerin gefunden, und wollte diese nicht entkommen lassen. Schon zu lange sparte sie mit ihren Kräften, sie wollte diese endlich auffrischen. Doch da sie selber den Kontakt zu Menschen scheute, brauchte sie jemand anderes, der einen Menschen zu ihr brachte. Und da kam diese Meerjungfrau gerade recht. Wieder machte sie sich auf die Suche nach neuen Perlen. Doch dieses Mal achtete sie darauf, sich nicht zu nah an der Insel zu begeben. Einen solchen Schrecken wie vorhin wollte sie sich so schnell nicht wieder aussetzen. Die Meerhexe bemerkte, dass diese kleine Meerjungfrau vorsichtiger geworden war. Immer wieder versteckte sie sich vor den Blicken der Wasserbewohnerin, nur, damit diese nicht doch noch fluchtartig die Gegend verließ. Doch dann wurde sie des Wartens leid. Sie beschloss, die Meerjungfrau anzusprechen. Daher zeigte sie sich ihr. „Ist es nicht unhöflich, kurz vorbeizukommen, und sich dann nicht einmal bei mir vorzustellen?‟ Erschrocken drehte Marinami sich zu der Stimme um. Sehen konnte sie niemanden, doch sie wusste auch so, wem die Stimme gehörte. „Aber... ich bin doch weit genug von der Insel entfernt.‟ Die Meerhexe kannte die Mythen, die die Geschöpfe der Meere sich über sie erzählten. Und sie wusste auch, dass diese nur teilweise der Wahrheit entsprachen. Doch fand sie es nicht schlecht, unterschätzt und gefürchtet zu werden. Niemand von den anderen wusste auch nur ansatzweise, wie weit ihre Macht wirklich reichte. „Du glaubst also, dass man nur weit genug von der Insel entfernt bleiben muss, damit ich von euch fernbleibe?‟, fragte sie die Meerjungfrau. „Wie heißt du denn?‟ Die Meerjungfrau ängstigte sich. Sie könnte genauso gut verletzt vor einem hungrigen Hai schwimmen, sie würde sich genauso ausgeliefert fühlen. Sie traute sich nicht, irgendetwas zu erwidern. Die Meerhexe verlor langsam die Geduld. Sie wollte nicht noch länger auf die Antworten fragen, also fragte sie etwas forscher. „Marina...Marinami‟, stotterte die Meerjungfrau mehr, als dass sie sprach. Hilfesuchend schaute sie sich um, doch weder eine andere Meerjungfrau, noch ein großer Fisch, der die Meerhexe ablenken konnte, war in Sichtweite. Inzwischen gab die Meerhexe es auf, auf die Antwort ihrer ersten Frage zu warten. Diese Marinami schien nicht sonderlich viel Mut zu besitzen, und ein drittes Mal wollte sie die Frage nicht wiederholen. Also verzichtete sie auf die Antwort und stellte die Situation, in der sich die Meerjungfrau nun befand, direkt klar. „Ich bin die Herrscherin dieser Meere. Ich bin nicht an diese Insel gebunden. Und auch, wenn ihr Meerjungfrauen zu dieser Insel kommen müsst, wenn ihr etwas von mir wollt, so kann ich euch doch im ganzen Meer aufsuchen. Es lohnt daher nicht, mir entkommen zu wollen, da auch du das Meer nicht verlassen kannst.‟ Marinami hörte den Ausführungen der Meerhexe zu. Sie suchte nach einer Lösung, wie sie ihr entkommen konnte, musste jedoch einsehen, dass diese Recht behalten würde. Sie konnte nicht an Land, da ihr die Fähigkeit fehlte, sich dort fortzubewegen. Sie war der Meerhexe wirklich ausgeliefert. Langsam überlegte sie sich, was die Meerhexe wohl von ihr wollte. Als wenn die Meerhexe ihre Gedankengänge kannte, fuhr sie fort: „Aber ihr Meerjungfrauen beherrscht die Kunst der Verführung, zumindest, was das Menschenvolk angeht. Und ich möchte, dass du mir einige junge Männer hierher bringst.‟ „Warum sollte ich das tun?‟ „Ach, findest du jetzt doch den Mut wieder, etwas zu erwidern.‟ Die Meerhexe erschien einige Zentimeter vor dem Gesicht Marinamis, und umklammerte mit ihrer Hand den Hals der Meerjungfrau. „Ganz einfach, weil ich es so will. Ansonsten wirst du nirgendwo mehr hin schwimmen. Ich werde mir ganz einfach deine Energien nehmen.‟ Musste sie nicht erst etwas von der Meerhexe erbitten, bevor diese sich etwas von ihr nehmen konnte? Oder gehörte dies auch ins Reich der Legenden wie die Geschichte, dass sie nur ein wenig Abstand von der Insel halten mussten, um der Meerhexe nicht zu begegnen? „Du wirst die Männer hierher bringen, und dafür sorgen, dass sie noch leben, wenn du sie mir übergibst. Aber sorge dafür, dass sie sich nicht mehr wehren können. Ich will nicht, dass sie dann doch noch in letzter Minute entkommen.‟ „Was hast du mit den Männern vor?‟ Die Meerhexe schwamm hinter Marinami, hielt sie aber weiterhin in ihrem Griff gefangen. „Was glaubst du wohl, wozu diese Männer mir von Nutzen sein könnten. Ich werde mich von ihnen ernähren, und dann kannst du mit ihnen machen, was du willst.‟ „Aber... warum willst du sie dafür? Die Menschen leben doch nicht im Meer, wie also sollte ich einen von ihnen hierher locken können?‟ „Bist du nun eine Meerjungfrau oder nicht? Du singst natürlich, und verzauberst so die Männer, die auf dem Meer unterwegs sind. Diese Männer sind empfänglich für euren Gesang.‟ Bei dem Gedanken, den Befehl der Meerhexe zu befolgen, bekam Marinami ein schlechtes Gefühl. Sie wusste nicht, woher dieses Gefühl kam, noch, wie sie es beschreiben konnte. Das Einzige, was sie wusste, war, dass dies nicht richtig war. Sie versuchte, ihre Frage zu formulieren. „Was gibt uns das Recht, sie zu uns herunter zu locken?‟ Doch die Meerhexe kannte diese Bedenken scheinbar nicht. Stattdessen wartete sie mit einer Erklärung auf, die keinerlei Mitleid erkennen ließ: „Die Menschen, die hier entlang fahren, überlegen auch nicht, ob sie die Fische fangen dürfen. Sie fangen sie einfach. Sie haben keine Skrupel, also warum sollten wir Skrupel haben, sie zu uns herunter zu ziehen?‟ Die Fragen der Meerjungfrau verhießen nichts Gutes. Diese erschien ihr neugierig und widerspenstig zu sein. Das konnte sie sich nicht gefallen lassen. Da sie befürchtete, dass die Meerjungfrau ihrem Befehl nicht folgte, sah sie sich gezwungen, härtere Maßnahmen zu ergreifen. Wozu war sie denn eine Meerhexe, eine Beherrscherin des Seen? Die Meerhexe konzentrierte die Macht des Wassers, die in der Meerjungfrau innewohnten, und unterwarf diese mit ihrer eigenen Kraft. Die Meerjungfrau hatte keine Chance. Widerstrebend, aber dennoch folgsam, schwamm sie nach oben, auf der Suche nach ihrem ersten Opfer. Kapitel 2: Ruhige See --------------------- Da Ami die Reise organisiert hatte, ging sie zusammen mit Haruka zu dem Verwalter der Bucht. Sie besprachen die Modalitäten der Reservierung und bekamen den Schlüssel für das Boot ausgehändigt. Als sie wieder nach draußen zu den anderen gingen, kam Bunny ihnen schon entgegen. Sie hielt einen ihrer Rucksäcke in der Hand. „Willst du nicht erst einmal wissen, wo unser Boot überhaupt angelegt ist, bevor du mit deinen Sachen durch die Gegend läufst?‟, rief Rei ihr hinterher. Bunny drehte sich um. „Aber Ami kommt doch schon. Da will ich keine Zeit verlieren.‟ „Aber auch ich muss erst einmal schauen, wo wir hin müssen. Oder glaubst du, wir wissen bereits, welches der vielen Boote wir gemietet haben?‟ Gemeinsam gingen sie zu den Booten, allerdings ohne Reisegepäck. Es machte auch für Bunny Sinn, dieses nicht unnötig lange schleppen zu müssen. Die beiden Führerinnen achteten derweil auf die Nummern am Pier und die Namen der dort ansässigen Boote. An einem mittelgroßen Boot stoppte Haruka dann. „Die Marina Ursula, das ist unser Boot.‟, Ami zeigte auf das hintere der beiden Boote, die gemeinsam an einem Steg standen. „Holen wir zuerst unsere Sachen, oder schauen wir uns zuerst das Boot an?‟ Da die Antwort der anderen unterschiedlich ausfiel, ging eine Gruppe bereits zum Boot, während die anderen zurück zum Auto liefen. Rei merkte sich die Nummer am Pier, und lief den anderen dann hinterher. Eine halbe Stunde später waren sie alle auf dem Boot, und ihr Reisegepäck in den Kojen verstaut. Nun standen sie alle in einem Kreis um das Ruder, bereit, zu starten, wenn sie denn einen genauen Plan haben würden, wohin die Reise ging. „Weiß einer von euch, wie man ein Boot steuert?‟ Rei stand etwas unschlüssig vor dem Ruder. Sie überlegte, wie sie das Boot einschalten konnte, hielt sich aber mit Experimenten zurück. „Hätten wir uns nicht vorher darüber Gedanken machen müssen?‟ Michiru wusste, wie ein Boot gesteuert wurde. Doch da die Reise Bunnys Idee war, wollte sie wissen, wie weit die Jüngeren Sailors gedacht hatten. „Natürlich hab ich vorher nachgelesen, doch wenn jemand anderes schon praktische Erfahrung mit der Steuerung eines Schiffes hat, dachte ich, es wäre besser, wenn derjenige dies übernimmt.‟ Ami empfand es etwas beleidigend, dass Michiru tatsächlich davon ausging, sie hätte sich bei der Planung der Reise nicht damit beschäftigt, wie sie dorthin gelangen würden. Immerhin war sie für ihre Belesenheit bekannt. „Als Kriegerin des Wassers dürfte ich wohl genug Erfahrungen auch mit der Steuerung eines Schiffes haben.‟ Michiru zwinkerte Ami zu, welche dies erwiderte. „Ich doch auch‟, flüsterte Ami Michiru zu. „Oder glaubst du, du würdest als einzige mit dem Wasser in Kontakt stehen?‟ „Mutiger geworden, was?‟ „Das bringen die Jahre mit Bunny nun mal so mit sich. Aber ich überlasse dir gerne das Ruder, solange du auch weißt, auf welche Insel es geht.‟ Bunny grinste. Ja, Ami war mit den Jahren wirklich etwas mutiger geworden, so dass diese sich auch auf Wortgefechte mit anderen einließ. Doch wenn sie selbst sich mit Rei stritt, blieb Ami meistens still im Hintergrund. So locker war ihre Freundin noch nicht geworden, um dazwischenfunken zu wollen. Während Bunny über ihre Freundin nachdachte, gingen Ami und Michiru zusammen ans Ruder. Ami holte die Karte hervor, suchte und zeigte den Punkt, zu dem sie fahren wollten. Schnell suchte Michiru ihre derzeitige Position und berechnete, welchen Kurs sie nehmen mussten. Dann startete sie den Motor. „Besser, ihr setzt euch!‟, rief sie den anderen noch zu. Doch die Warnung kam zu spät. Ein Ruck ging durch das Schiff, als es zur Fahrt ansetzte. Und dieser Ruck ließ Bunny, Minako und Hotaru stolpern. Haruka und Makoto schafften es gerade noch, das Gleichgewicht zu halten. Setsuna saß bereits vorher, und bekam dieses Problem daher nicht. Ami und Michiru konnten sich zuvor gedanklich auf den Start einrichten. Während die drei auf dem Boden liegenden jungen Frauen sich wieder aufrappelten, rief Michiru ihnen noch zu, dass diese besser sitzenbleiben sollten. Michiru manövrierte das Boot aus der Bucht hinaus. Dafür änderte sie mehrfach die Richtung. Den Reaktionen der anderen nach zu urteilen behielt Michiru recht. Auch Makoto und Haruka setzten sich, während sie die Bucht verließen. Die See war recht ruhig. Es lohnte sich nicht, die Segel zu hissen, da kaum Wind wehte. Daher mussten sie sich auf die Tankreserven des Bootes verlassen, und natürlich darauf, dass der Motor funktionsfähig blieb. Da sie nicht mehr ständig die Richtung ändern mussten, standen jetzt auch die anderen wieder auf. Haruka ging zu Michiru. Ami, die dies sah, beschloss, die beiden kurz alleine zu lassen, auch wenn dies auf einem Schiff nicht ganz einfach war. Michiru kannte den Kurs, und so brauchte sie Ami derzeit nicht. Haruka nahm Michiru im Arm und schloss die Augen. „Ist es nicht schön, wenn der Wind so durch die Haare weht.‟ „Welcher Wind denn? Wenn wir WIND hätten, dann würden wir die Kraft des Windes nutzen, um zur Insel zu gelangen, und nicht die Kraft des MOTORS.‟ „Ich meine auch den Fahrtwind, meine kleines Seepferdchen.‟ „Seepferdchen!? Kleines Seepferdchen? Du spinnst wohl!‟, echauffierte Michiru sich. Haruka überlegte währenddessen, ob es besser wäre, in Deckung zu gehen, entschied sich jedoch dagegen. Lange würde ihre Freundin ihr sowieso nicht böse sein. Ami gesellte sich zu Makoto, Minako und Rei an der Reling. Die drei beobachteten das Meer, auch wenn sie sich nicht wirklich auf die Wellen konzentrierten. Nein, eher hingen sie mit ihren Gedanken an Land, genauer gesagt, an der Burg, in der sie übernachten wollten, fest. Sie wirkten abwesend. „Alles in Ordnung bei euch?‟, fragte Ami sie deshalb. Da keiner von den Angesprochenen reagierte, stupste Ami sie nacheinander an. „Hast du was gefragt?‟ Deutlicher hätte Makoto nicht zeigen können, dass sie Ami nicht zugehört hatte. Doch auch keine der anderen beiden Gesprächsteilnehmer traute sich, etwas zu Amis oder Makotos Frage zu erwidern. Ratlos schauten Minako und Rei sich an. „Ich habe gefragt, ob bei euch alles in Ordnung ist.‟, wiederholte Ami. „Und hoffentlich hört ihr mir jetzt zu.‟ „Klar, warum sollte denn nicht alles in Ordnung sein?‟ „Weil ihr alle so aufs Meer starrt, so, als wenn ihr Seekrank wärt.‟ Kurze Zeit überlegten die anderen, wie sie wohl tatsächlich auf Ami gewirkt hatten, dann schüttelten sie gemeinsam den Kopf. Keine von ihnen war seekrank. „Nein, eher aufgeregt, als seekrank.‟, erklärte Minako. „Außerdem kann sich ein zukünftiger Star doch nicht von so etwas wie Reiseübelkeit aufhalten lassen.‟ Bunny saß mit Hotaru und Setsuna auf einer Bank. Ihre Augen waren geschlossen, auch wenn sie nicht schlief. Sie wünschte sich, dass Mamoru hätte mitkommen können, doch er konnte, im Gegensatz zu den anderen hier anwesenden, keinen Urlaub nehmen. Er musste arbeiten, daher vermisste sie ihn. Doch sie war stärker geworden. Sie hatte etwas Zeit gebraucht, um nicht mehr ständig Angst zu haben, dass ihm etwas passierte. Nachdem Galaxia ihm den Sternenkristall genommen hatte, und sie ihn wiederbekommen hatte, hatte sie sich ständig vergewissert, dass Mamoru noch da war. Es war nicht so, dass sie ihm nicht vertraute, das tat sie durchaus. Nur war ihr Freund schon öfter von ihren Feinden gefangen genommen worden, und dies machte Angst. Da es an dieser Front recht ruhig war, und schon länger keine neuen Gegner aufgetaucht waren, beruhigten ihre Sorgen sich. Hotaru las etwas, während Setsuna über ihre neuesten Entwürfe nachdachte. Als Bunny die Augen wieder öffnete, schaute sie kurz zu den anderen beiden rüber. Dabei warf sie einen Blick auf Setsunas neuestem Entwurf. Bunny, die sich durchaus für Mode interessierte, kannte Setsunas Stil noch nicht. „Sieht cool aus, was soll das sein?‟ Bunny zeigte auf einen Strich, der sich als Kordel herausstellte. „Damit wird die Bluse so in Form gebunden, dass die Körperteile betont werden, die auch betont werden sollen.‟ Setsuna schaute leicht zu ihren Brüsten runter, dann wieder zu Bunny. „Verstehst du?‟ Bunny, die Setsunas Blick durchaus bemerkt hatte, nickte. Bei den Jugendlichen würde dies bestimmt gut ankommen. Auch sie hatte schon mal versucht, für älter gehalten zu werden, um in einen Freizeitpark zu gelangen, für den sie noch zu jung war. Aufgrund ihrer albernen Art hatte dies jedoch nicht funktioniert. „Und, willst du dieses mal deine Entwürfe an eine Schneiderei senden? Oder machst du das wieder selber und versuchst dann, die Klamotten zu verkaufen?‟ Setsuna ging kurz in sich. Sie war noch nicht so weit, dass sie ihren Traum verwirklichen konnte. Denn auch, wenn Bunny die Entwürfe mochte, hieß dies noch lange nicht, dass sie mit diesen auch Erfolg haben würde. Außerdem konnte ihre Aufgabe als Wächterin der Zeit noch dazwischenkommen. „Werde sie wohl selber schneidern. Bin ja noch in der Ausbildung.‟ „Wie alt bist du eigentlich, dass du noch in der Ausbildung bist?‟ Bunny wusste zwar, dass Setsuna älter war als sie. Doch hatte sie nie mitbekommen, dass diese eine Schule besucht hatte. Im Nachhinein kam ihr dies etwas merkwürdig vor. „Meinst du jetzt wirklich, oder offiziell in dieser Welt?‟ „Beides‟, antwortete Bunny prompt. Sie schaute Setsuna jetzt direkt an. „Wie alt ich wirklich bin, weiß ich nicht einmal mehr. Irgendwann hört man auf, zu zählen. Aber das kannst du dir mit deinen achtzehn Jahren bestimmt nicht vorstellen.‟ Setsuna machte eine kurze Pause. Sie wusste, dass sie Bunny einen kurzen Moment geben musste, um diese Informationen zu verdauen, dass man in jungen Jahren anders denkt, als als Erwachsene. Dann fuhr sie fort: „Und in dieser Welt gebe ich mich als 21jährige aus.‟ „Muss seltsam sein, wenn man ein anderes Alter angeben muss. Aber du hast Recht, ich kann mir das wirklich nicht vorstellen.‟ Bunny lehnte sich wieder zurück. Sie schaute kurz zu Hotaru, weil sie erkennen wollte, was diese gerade las. Doch da es sich nicht um ein Comic handelte, interessierte das Buch sie nicht weiter. Nach einiger Zeit ging Ami wieder zu Michiru ans Ruder. Diese hatte sich inzwischen von ihrer Freundin befreit, indem sie ihr erklärte, dass Haruka sie beim Halten des Kurses störte. Kurz schaute Ami auf den Kompass, dann wieder aufs Meer und auf die Karte. „Wo sind wir jetzt?‟ Michiru rechnete die Zeit, die Geschwindigkeit und den Kurs noch einmal kurz nach. Dann zeigte sie auf einen blauen Fleck innerhalb der Landkarte. Ami nickte. Die Insel selber war noch nicht zu erkennen, daher verließ sie sich auf die Angaben der Älteren. „Ich hätte erwartet, dass du die ganze Zeit mitrechnest, wo wir uns gerade befinden.‟, murmelte Michiru. Ami verstand sie kaum, so dass sie etwas länger für eine Antwort brauchte. „Warum hätte ich das tun sollen? Glaubst du etwa, ich zweifel an deine Orientierung?‟ „Nein, dass nicht. Aber du berechnest ja sonst alles, und denkst tausendmal über eine Sache nach, bevor du dich äußerst.‟, rechtfertigte Michiru ihre Ansicht. „Für wie kontrollsüchtig hältst du mich? Nein, auch wenn ich viel lerne, rechne ich nicht alles nach, was man nachrechnen könnte.‟ Ami schaute Michiru eine Weile beim Navigieren zu. Dabei hörte sie den Erklärungen Michirus zu, damit sie diese nachher ablösen konnte. Denn auch, wenn die Schifffahrt nicht allzu lange dauern würde, so musste nicht nur eine von ihnen die ganze Zeit das Ruder bedienen. Nachdem Ami meinte, die Steuerung des Bootes verstanden zu haben, übernahm sie das Steuer. Michiru setzte sich unterdessen zu Hotaru, welche immer noch in ihrem Buch vertieft war. Sie kannte das Buch, dass ihre kleine Adoptivtochter in ihren Händen hielt. Es stand in ihrer Hausbibliothek und handelte von einigen Sagen, die zu der Zeit der Ritter spielten. „Bereitest du dich schon auf die Geschichte der Burg vor, auf die wir jetzt fahren?‟ „Ja, wenn wir dann dort die Führung mitmachen, kenne ich zumindest einige der typischen Geschichten zu den Burgen. Immerhin stammen sie ja ursprünglich aus Europa, und nicht von hier. Und die Sagen, die man sich dort erzählt, sind anders als unsere.‟ „Das stimmt wohl. Wobei die Ritter mit unseren Samurai vergleichbar sind. Zumindest, was deren gesellschaftliche Stellung anging.‟ Eine Weile saßen sie nebeneinander. Michiru beobachtete Hotaru beim Lesen, während sie dem Rauschen des Meeres zuhörte. Beide mussten nicht sprechen, um die Stille zu durchbrechen. Sie hingen schweigend ihren eigenen Gedanken nach. Kapitel 3: Verhängnisvolle Begegnung ------------------------------------ Marinami schwamm in eine der Untiefen des Ozeans nahe der Insel entlang. Doch dieses Mal blickte sie nicht nach unten, sondern zur Wasseroberfläche. Wie sollte sie nur jemanden finden, den sie der Meerhexe bringen konnte? Was hatte sie gesagt, sie solle die Männer mit ihrem Gesang verführen? Da sie nicht wusste, wann der erste Mann in ihrer Nähe auftauchen würde, fing sie einfach mit dem Singen an. Einige Zeit später erschien ein Schatten an der Wasseroberfläche. Ein kleines Fischerboot näherte sich der Insel, und ein Netz wurde in das Wasser gelassen. Marinami bemerkte dieses Boot. Kurz hörte sie auf zu singen, und drehte sich in deren Richtung. Sie schwamm nach oben, achtete aber darauf, von den Insassen des Bootes nicht gesehen zu werden. Oben angekommen, summte sie leise. „Glauben Sie wirklich, dass wir hier einige Fische fangen können?‟ Einer der beiden Fischer, der Angesprochene, lehnte sich über die Wand des Bootes. Den Bericht eines Kollegen zufolge sollten einige Schwärme in dieser Gegend entlang schwimmen. Doch jetzt, wo er sich umsah, wusste er, dass der Kollege ihm eine Fehlinformation gesteckt hatte, vermutlich sogar mit Absicht. Er fluchte. Der erste Fischer bemerkte den Groll des anderen. Er wartete kurz, bis dieser mit dem Fluchen fertig war, dann fragte er: „Suchen wir uns einen anderen Platz zum Fischen?‟ „Ja, aber lass das Netz im Wasser. Vielleicht verfängt sich ja auf dem Weg etwas darin.‟ Sie ruderten weiter. Doch sie wussten nicht, wohin sie gelangen wollten. Sie ließen sich einfach von den Wellen treiben. Dass sie damit in den Einflussbereich der Meerjungfrau kamen, auf diese Idee kamen sie nicht. Bis sie langsam wegtraten. Die Meerjungfrau bemerkte im Boot zwei Männer und wie das Lied, dass sie summte, ihnen langsam zusetzte. Ja, sie hatte die beiden in ihrem Bann gezogen. Sie wartete noch, bis sie den Eindruck hatte, dass diese Männer nichts mehr von ihrer Umgebung wahrnahmen, dann schwamm sie, weiterhin summend, zu ihnen hin. Sollte sie der Meerhexe beide Männer überlassen, oder doch nur einen zu ihr bringen? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie es irgendwie verhindern musste, dass die Menschen auf ihre Spur kamen. Kurz überlegte sie, ob sie beide Männer zusammen zu der Meerhexe transportieren konnte, und entschloss sich dafür. Die Meerhexe hatte Recht, Skrupel hielten nur auf. Beim Boot angekommen, zog sie die Männer aus diesem ins Wasser. Ihre Einschätzung war richtig, die Männer bemerkten nicht einmal, dass sie ins Wasser gezogen wurden. Doch wie sollte sie die Männer so lange am Leben erhalten, dass sich die Meerhexe an ihnen bedienen konnte? Sie selbst konnte unter Wasser atmen, Menschen waren dazu nicht in der Lage. Auch wenn eine Meerjungfrau ein magisches Wesen war, so viele Fähigkeiten besaß sie nicht. Sie konnte unter Wasser sprechen, und atmen, aber dies konnten andere Fische auch. Sie konnten die Strömungen des Wassers erspüren, im geringen Maße konnten sie die Strömungen auch beeinflussen. Aber Marinami war unerfahren, noch recht jung für eine der Ihren. In ihrem Schwarm war sie noch ein Kind, und wusste noch nicht so recht, wie sie ihre Fähigkeiten richtig einsetzen konnte. Doch sie war erfinderisch. Schon so oft hatte sie eine Tüte im Meer schwimmen gesehen, die absolut kein Wasser durch ließ. Auch auf dem Schiff waren diese Tüten vorhanden. Sie steckte die Köpfe der Männer in jeweils eine und verschnürte sie an deren Hals. Dann schwamm sie los. Sie hoffte einfach, dass sie schnell genug schwimmen konnte, dass die Luft den Menschen reichte. Die Meerhexe wartete schon ungeduldig auf die Ankunft ihrer Nahrung. Konnte die Meerjungfrau sich nicht etwas mehr beeilen? Da sie das Lied der Meerjungfrauen kannte, und dieses schon eine Weile vernahm, rechnete sie früher mit der Rückkehr ihrer Dienerin. Ständig hielt sie Ausschau, und stellte erfreut fest, dass die Meerjungfrau ihr gleich zwei Männer brachte. Marinami übergab ihrer Herrin die beiden Männer. Diese schaute nur kurz auf die beiden, und legte sie zur Seite. Ihre Kräfte wollte sie aufladen, ohne, dass die Meerjungfrau ihr dabei zusah. „Wieso hat das so lange gebraucht?‟ Die Meerhexe nahm die beiden Männer in Empfang. Dann bemerkte sie, dass einer der beiden bereits tot war. „Den da‟, sie reichte ihr den Toten „kann ich nicht gebrauchen. Lass ihn verschwinden! Und lass uns allein!‟ Die Meerjungfrau nahm die Leiche entgegen und entfernte sich von der Meerhexe. Da diese sauer zu sein schien, wollte sie sie besänftigen. Sie ließ sich daher an die Wasseroberfläche treiben, und suchte nach dem nächsten Menschen. Währenddessen zog die Meerhexe den jungen Mann in eine kleine Höhle. Sie war schnell, viel schneller als die Meerjungfrau. Nicht einmal eine halbe Minute später erreichten sie die Höhle. Die Meerhexe zog dem Mann die Tüte vom Kopf. Instinktiv saugte der Mann die nun wieder vorhandene Luft ein. Doch erwachte er nicht. Nachdem der Atem des Mannes sich zu beruhigen schien, sah die Meerhexe ihre Zeit als gekommen an. Sie näherte sich ihm, presste ihre Lippen auf seine und entzog ihm dann langsam, aber sicher seine gesamte Lebensenergie. Die Energie reichte ihr nicht. Sie warf den Mann auf die Seite und verlangte die Meerjungfrau zu sehen. Doch da diese sich bereits auf der Suche nach weiteren Menschen begeben hatte, hörte sie den Ruf der Meerhexe nicht. Stattdessen suchte sie wieder nach dem Fischerboot. Sie hielt es für klug, dass der Mann in der Nähe seines Verschwindens wieder auftauchen würde. Als sie an der Stelle ankam, wo sie das Boot vermutete, musste sie jedoch feststellen, dass dieses bereits abgetrieben war. Sie überlegte. War dies überhaupt die Stelle? Oder hatte sie sich verschwommen? Sie wusste es nicht mehr genau. Sie versuchte, sich daran zu erinnern, wo genau sie sich versteckt hatte, als sie den Fischern auflauerte. Der Felsen da hinten, ja, an den konnte sie sich erinnern. Sie musste sich dementsprechend in der Nähe des Bootes befinden. Dem Fischer einen Ruck nach oben gebend überließ sie ihn den Strömungen des Wassers. „Wo ist diese verdammte Meerjungfrau!‟, donnerte die Meerhexe dem Wasser entgegen. „Suche sie, und schaffe sie mir hierher!‟ Die Wellen des Wassers nahmen den Befehl entgegen, und übertrugen den Schall zu jeder Meerjungfrau, die sich im näheren Umkreis der Insel befand. So auch zu Marinami, die genau wusste, dass der Ruf ihr galt. Da die Stimme wütend klang, machte Marinami sich sofort wieder auf dem Weg zu dem Versteck der Meerhexe. Sie schwamm, so schnell sie konnte. Die Wut der Stimme und die Angst vor der Strafe gaben ihr weitere Kräfte. „Warum hat das so lange gedauert?!‟, begrüßte die Meerhexe den Ankömmling. Diese blickte etwas unsicher in der Gegend herum und fragte sich nach dem Grund der Wut ihrer Chefin. Dies wurde ihr auch gleich beantwortet. „Du musst mir weitere Männer beschaffen! Der eine hat nicht gereicht. Die Männer sollten kräftiger sein. Kräftige Männer haben mehr Energie. Und nimm den da mit und setze ihn dort ab, wo du ihn her geholt hast!‟ Geschwind nahm Marinami den Mann an sich und verschwand aus dem Versteck der Meerhexe. Sie schwamm zurück zu dem Ort, an dem sie den ersten Fischer abgesetzt hatte. Dieser war noch nicht weitergetrieben. Dort ließ sie ihn nach oben treiben. Sie beobachtete, wie der Kopf des Mannes an den Fuß des ersten Fischers stieß. Dann schwamm sie wieder weg, auf der Suche nach weiteren Booten. Sollte sie sich vielleicht etwas näher an die Insel wagen? Dort würde sie bestimmt jemanden finden, den sie der Meerhexe bringen konnte, solange sie nicht von einen der anderen Menschen entdeckt wurde. Konnte sie dies riskieren? Sie musste es einfach, denn es kamen nicht allzu viele Boote in die Nähe der Insel, von denen sie die Männer entführen konnte. Außerdem war es weitaus gefährlicher, jedes Mal die Männer vom Boot zu entführen, da jemand bestimmt irgendwann anfangen würde, Fragen zu stellen. Als sie die Strände der Insel sehen konnte, stoppte sie. Sie wusste, dass sie sich dem Strand nicht zu sehr nähern durfte. Schließlich sollte doch niemand ihren Fischschwanz erblicken. Sie hingegen hielt Ausschau nach Schwimmern, die weitab jeder Gruppe ihrem Hobby nachgingen. Sie fand keinen, und beschloss daher, zu einem anderen Teilstück des Strandes zu schwimmen. Währenddessen trieb das Boot ungehindert weiter, bis einige weitere Fischer es bemerkten. Sie riefen dem Boot etwas zu, in dem Glauben, dass ihre Kollegen dies hören würden. Dass niemand mehr in dem Boot saß, konnten die Fischer nicht sehen. Dafür war das Boot noch zu weit weg. Einige weitere Teilabschnitte am Strand fand Marinami immer noch keine einzelnen Schwimmer. Sie beschloss daher, doch wieder nach einzelnen Booten zu suchen. Sie schwamm zurück zu der Stelle, an der sie die Männer abgelegt hatte. Dort angekommen, sah sie immer noch keine Boote vorbei schwimmen. Konnte nicht einmal etwas richtig laufen, fragte sie sich, als sie wieder auftauchte. Wo war das Boot gelandet. Vielleicht sollte sie herausfinden, von wo aus die Fischer gekommen waren? Dann könnte sie bei der nächsten Gelegenheit einem der anderen Boote folgen, und deren Insassen mit zu der Meerhexe nehmen. Sie beschloss, die Insel in einem weitaus größerem Umkreis abzusuchen. Ein kurzer Blick genügte, damit sie wusste, in welcher Richtung sie schwimmen musste, um sich von der Insel zu entfernen. Von dort aus tauchte sie wieder unter, und spürte die Strömungen. Da sie erkannte, dass es keinen Sinn mehr machte, weiter nach Booten zu suchen, und deshalb ständig hin und her zu schwimmen, blieb sie einfach hier unten. Sie genoss die Strömungen in ihren Haaren, und erspürte so die Abwesenheit sämtlicher größeren Objekte. Die Strömungen waren so regelmäßig, wie sie nur sein konnten. Sie schloss die Augen. Die Meerhexe verlor langsam aber sicher die Geduld. Sollte sie selber nach ihrer Nahrung suchen, oder weiter auf ihre Dienerin vertrauen? Sie wusste, dass sie sich nur die Männer und Frauen nehmen konnte, die sich schon im Wasser aufhielten. Und um nicht entdeckt zu werden, durfte sie sich nicht den Stränden nähern. Menschen locken, sie dazu zu bringen, ins Wasser zu steigen, dass vermochte sie nicht. Nein, nur Meerjungfrauen schafften es, jene vergessen zu lassen, was diese ursprünglich wollten, und diese in ihre eigene Welt zu entführen. Nein, sie musste warten, musste darauf vertrauen, dass die Meerjungfrau nicht unfähig war. Doch wollte sie nicht warten. Sie schwamm heraus, aber im Gegensatz zu der Meerjungfrau dachte sie nicht daran, explizit nach Männern zu suchen. Stattdessen nahm sie sich die Erinnerungen der Meereslebewesen zu Hilfe, erforschte diese nach einzelnen Männern, die in weitreichender Entfernung zu anderen Menschen im Wasser waren. Erst, wenn sie einem Fisch mit einer entsprechenden Nachricht gefunden hatte, wollte sie zu dem Ort schwimmen, welches der Fisch ihr nannte. Aber keines der Fische konnte ihr einen Standpunkt nennen, also war sie doch zum Warten verdammt. Inzwischen spürte Marinami eine Unstimmigkeit innerhalb der Strömungen. Ihre Augen öffneten sich, und sie ermittelte anhand der Wellenstärke und dem Ausmaß der Wellen den Punkt, an dem diese Welle entstand. Und tatsächlich, dort in der Nähe fuhr ein einzelnes Boot entlang. Noch hielt die Meerjungfrau sich versteckt. Da sie nicht wusste, wie viele Menschen sich auf dem Boot befanden, hielt sie es für zu gefährlich, sofort nach einem neuen Opfer zu suchen. Sie wartete darauf, dass die Menschen von ihrer derzeitigen Position zu sehen waren. Doch es kam niemand. Alle Passagiere und Crewmitglieder auf dem Schiff hielten sich innerhalb des Schiffes auf. Niemand von ihnen ging zur Reling um aufs Meer zu schauen. So konnte Marinami nicht herausfinden, ob sie hier jemanden mitnehmen konnte. Die Fischer bemerkten, dass etwas mit dem Boot ihrer Kollegen nicht stimmte. Nicht nur, dass keiner der Kollegen antwortete, es schien auch niemand mehr an Bord zu sein. „Finden Sie nicht, wir sollten kurz bei denen nachsehen, ob alles in Ordnung ist?‟ Der angesprochene Fischer beobachtete das Boot etwas genauer. Auch ihn störte die Bewegungen des Bootes, sie wirkten so unkoordiniert. Diese ließen keine Steuerung eines Menschen erkennen. Daher machte auch er sich langsam Sorgen um seine Kollegen. „Ja, wir fahren hin. Hol die Netze ein!‟ Kurz danach ruderten die drei Fischer zu dem Boot. Einer von ihnen koordinierte den Kurs, während die anderen beiden auf dessen Befehl hin ruderten. Dann konnte der Koordinator das leere Boot erkennen. „Das ist das Boot von Takaicha.‟ Die anderen beiden stoppten mit dem Rudern und drehten sich ebenfalls um. Sie alle suchten, zuerst das Boot, dann die nähere Umgebung, nach den beiden Fischern ab, mit denen sie sich noch kurz vor der Abfahrt unterhalten hatten. „Keiner zu sehen.‟, stellte einer der Fischer fest. „Nehmen wir das Boot mit zur Insel‟, entschied der Befehlshaber des Bootes. „Wenn wir die beiden irgendwo finden, können wir sie immer noch aufsammeln. Binde das Boot an unseres fest!‟ Der Fischer tat wie ihm befohlen und befestigte das zweite Boot. Dabei schaute er nochmals übers Meer in der Hoffnung, doch noch etwas von den beiden Vermissten zu finden. Doch weder die Ausrüstung, noch die Fischer selber waren in Sichtweite. Damit schloss er auch aus, dass diese einfach nur in den tieferen Gewässern fischen wollten. „Wir brechen das Fischen für heute ab. Wir fahren zurück und stellen dann eine Suchaktion für die beiden zusammen.‟ Kapitel 4: Auf der Insel ------------------------ „Insel in Sichtweite!‟, teilte Michiru den anderen mit. Diese sprangen auf, wollten sich die Insel ansehen. Sie schauten in Fahrtrichtung, und bemerkten die vielen Boote auf sie zukommen. „Was ist da los?‟, fragte Rei. Ihr gefiel die Anzahl der Boote nicht. „Zum Auslaufen zum Fischen ist es inzwischen etwas zu spät.‟ Auch Ami schaute genauer zu den Booten hin. Doch ihr fielen auch die Scheinwerfer und die Ferngläser auf, die auf das Wasser gerichtet waren. „Das sieht mir mehr nach einer Suchaktion aus. Vermutlich werden wir nachher mehr erfahren, wenn eines der Boote in unsere Nähe kommt.‟ Und tatsächlich, als eines der Boote sie erreichte, rief einer der Fischer ihnen etwas zu. Sie verstanden es nicht, baten um eine Wiederholung der Worte. Doch statt einer Antwort hielt der Fischer ein Bild hoch, welches zwei weitere Fischer zeigte. „Haben Sie einen der beiden gesehen?‟, rief er ihnen zu. Ami, Rei und Setsuna schüttelten einstimmig den Kopf. Keiner von ihnen hatte während der Fahrt irgendjemanden außerhalb ihrer eigenen Gruppe gesehen. Doch mussten sie zugeben, dass sie nicht sonderlich darauf geachtet hätten, ob jemand im Meer schwamm. „Als ihr da so abwesend zum Wasser geschaut habt, habt ihr da jemanden gesehen?‟ Ami dachte daran, wie keine von ihnen auf ihre Frage reagiert hatte. Diese Situation ging ihr nicht mehr aus dem Kopf, besonders da dies auf alle zutraf, die an der Reling standen. Doch die Frage war so leise formuliert, dass der Fischer dies nicht mitbekam. „Nein, wir haben sie nicht gesehen.‟, antwortete Setsuna dem wartenden Fischer. „Aber wir werden bei der Weiterfahrt die Augen offen halten.‟ „Das wäre nett. Vielen Dank für die Antwort.‟ Das Sailorteam versammelte sich. Sie wollten sich beratschlagen, was die vermissten Fischer anging. Sollten sie nach ihnen suchen, oder zur Insel weiterfahren. Sie waren verschiedener Meinung, und da sie nicht genug Treibstoff für die Suchaktion dabei hatten, gewann der Vorschlag mit dem Zur-Insel-Fahren. „Wir sollten dennoch überlegen, ob wir denen nicht irgendwie helfen können.‟ Bunny gefiel die Tatsache nicht, dass sie vielleicht jemanden, der ganz dringend Hilfe brauchte, im Stich ließen. Doch konnte sie die Argumente der anderen nicht entkräften. Hotaru bekam eine Idee. Ja, sie waren zwar hier, um Urlaub zu machen, und nicht, um ihre Sailorkräfte einzusetzen, doch was hinderte sie daran, in Michirus Spiegel zu schauen, ob dieser etwas über die Fischer preisgab. Sie teilte Michiru ihre Idee mit. Michiru rief ihren Talisman zur Hilfe. Sie musste sich dafür nicht verwandeln, inzwischen war sie so stark mit ihm verbunden, dass der geistige Ruf reichte. Dieser erschien. Dann konzentrierte sie sich auf die beiden Fischer, deren Bild sie vor wenigen Minuten gesehen hatte. Nichts geschah. „Verdammter Spiegel, nun zeig mir schon, wo die Fischer sich befinden!‟ „So wirst du deinen Spiegel bestimmt nicht dazu bringen, dir irgendetwas zu zeigen.‟ „Vielleicht musst du dich ja doch verwandeln?‟ „Nein, muss ich nicht. Dies ist der Spiegel des Neptuns. Und wo sollte er seine stärkste Macht entfalten können, wenn nicht auf See? Wo sollte ich eine stärkere Verbindung zu ihm herstellen können, als mitten in meinem Element? Sag mir das mal.‟ „Eine Verbindung aufbauen? Indem du hier herum fluchst? Oder ihn beschimpfst? So baut man bestimmt keine Verbindung auf.‟ „Da hat Hotaru recht. Du solltest dich etwas beruhigen, sonst funktioniert es nicht.‟ Michiru resignierte. Ja, sie musste zugeben, dass die Einwände von Hotaru und Setsuna berechtigt waren. Und doch war sie zu stolz, um sich einfach geschlagen zu geben. Sie wollte wissen, was den Fischern zugestoßen war, wo sie jetzt waren. Und sie wollte sich dafür nicht verwandeln müssen. Immerhin war der Spiegel auch im nicht verwandelten Zustand erschienen. Dann atmete Michiru einige Male bewusst ein und aus, um sich zu beruhigen. Sie versuchte es erneut. Doch das, was der Spiegel ihr zeigte, erschrak sie. Sie brauchte einige Augenblicke, bis sie den anderen ihre Erkenntnis mitteilen konnte. „Wir können nichts mehr tun. Die Fischer sind schon längst tot.‟ Bunny drehte sich zu Michiru um. Sie wollte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Auch, wenn sie wusste, dass derlei Dinge geschahen, so war es doch etwas anderes, von ihnen zu lesen, bzw. zu hören, oder direkt mit einem der Betroffenen zu sprechen. Sie wollte nicht, dass so etwas passierte. Wenn sie einmal Königin wird, so würde sie dafür sorgen, dass dies nie wieder geschah. Dass dies ein völlig unrealistischer Vorsatz war, daran wollte sie nicht denken. „Sollten wir ihnen nicht sagen, wo sie die Fischer finden können?‟ Wenn sie schon den Fischern selber nicht helfen konnten, so waren sie dennoch in der Lage, die Suchaktion als solche zu verkürzen. „Und wie willst du denen erklären, woher du die genaue Position kennst, wo die Fischer sich befinden?‟ „Stimmt, Ami. Ich dachte nur, dann brauchen die anderen nicht so lange zu suchen.‟ „Und wir kommen als Tatverdächtige ins Gefängnis. Nein, vielen Dank. Das muss nicht sein.‟ „Scheint auch nicht mehr nötig zu sein.‟ Michiru beobachtete, wieder durch den Spiegel, wie eines der Fischerboote in die Nähe der beiden toten Fischer ruderte. Sie holten die Fischer in ihr Boot, und gab den Booten in ihrer Nähe mit einer Spiegelscherbe ein Zeichen. Michiru deutete dieses Zeichen so, als wenn es den anderen sagen wollte, dass sie die Fischer gefunden hatten. Sie legten am Pier der Insel an. Nachdem sich die Lichtzeichen zu den restlichen Booten und Schiffen ausgebreitet hatte, kehrten auch diese wieder zur Insel zurück. Wie die meisten Schaulustigen blieb auch das Sailorteam am Pier stehen. Sie wollten wissen, was weiter in der Sache mit den Fischern passierte. Trotz der vielen angelegten Boote waren nicht allzu viele Menschen auf der Insel zu sehen. Ami erklärte den anderen, dass diese Insel nur während der Fischsaison gut besucht war, außerhalb der Saison jedoch bewohnten nur ein paar vereinzelte Farmer diese Insel. Die Burg, zu der sie fahren wollten, war die einzige Touristenattraktion. Sie befand sich fast in der Mitte der Insel, umrandet von etwas, dass vom Himmel wie ein großer Vulkankrater wirkte. Der Hügel, auf dem sich die Burg befand, verstärkte diesen Eindruck zusätzlich. Der Burggraben verlief um die gesamte Burg, und war breit genug, damit selbst ein guter Springer nicht über den Graben kam, ohne in diesem zu landen. „Ami, du kannst jetzt mit deinem Vortrag über die Burg aufhören.‟, stoppte Makoto ihre Freundin bei deren Ausführungen. Manchmal übertrieb diese es, die anderen mit ihren angelesenen Informationen aufklären zu wollen. Einige Polizisten kamen den Strand entlang und befragten die Passanten. Bunny und die anderen sahen, wie diese sich ihnen immer weiter näherten. „Bleiben wir hier, oder gehen wir sofort zur Burg?‟ Die anderen fragten sich, warum Bunny diese Frage stellte. Sie waren teilweise neugierig, was die Polizisten von ihnen wollten, zum anderen Teil aber auch ängstlich. Doch warum sollten sie in Verdacht geraten. Keine von ihnen hatte ein Motiv, geschweige denn eine andere Verbindung zu einem der Fischer, und so konnten sie eventuell etwas über die Tat in Erfahrung bringen. „Gegenfrage: Was willst du damit erreichen, wenn wir uns jetzt direkt wegschleichen?‟ „Abgesehen davon, dass wir der Polizei keine Fragen beantworten müssen?‟ „Besser, wir beantworten jetzt die Fragen, als das wir uns verdächtig machen, wenn die Polizisten bemerken, dass wir uns wegschleichen wollten. Dann stehen wir erst recht unter deren Beobachtung.‟ Dies kam Bunny einleuchtend vor. Sie hörten den Befragungen der anderen zu. Dadurch erfuhren sie, dass die Männer nicht ertrunken waren, sondern anders umgebracht wurden. Einen Unfall schloss die Polizei aus. Weder die anderen Fischer noch die Passanten konnten etwas zum Tathergang sagen. Stutzig wurde Ami in dem Augenblick, als der Polizist die Frage nach ihrem Alibi zu mehreren, verschiedenen Zeiten äußerte. War dies etwa nicht zeitgleich geschehen? Wenn sie dies richtig verstanden hatte, so waren die beiden Fischer alleine auf demselben Boot gewesen, als sie verschwanden. Auch wurden sie an derselben Stelle gefunden. Ami versuchte an weitere Hintergrundinformationen zu gelangen. „Gab es denn schon weitere Vorfälle dieser Art?‟ „Dazu darf ich ihnen keine Auskunft geben.‟ Auch sonst ließ der Polizist durch keine Geste erkennen, wie die Antwort lautete. „Aber haben sie die Auskunft nicht schon dadurch gegeben, dass sie mich nach meinen Alibis zu verschiedenen Zeiten gefragt haben?‟ Der Polizist dachte kurz über die Anmerkung der jungen Frau nach. Die Schlussfolgerung war verständlich, aber falsch. Aber dies wollte er ihr nicht mitteilen. Daher überging er die Vermutung. Stattdessen notierte er etwas in sein Büchlein. Nachdem die Polizisten sich wieder versammelten, um ihren derzeitigen Ermittlungsstand zu besprechen, ging auch das Sailorteam wieder zu ihrem Schiff zurück. Jetzt, wo sie seitens der Polizei das OK für das Weiterführen ihrer Reise bekommen hatten, wollten sie auch sofort zur Burg. Haruka und Michiru allerdings wollten lieber die Polizisten belauschen. „Wir kommen später nach.‟, raunten sie den anderen zu, während sie in Richtung der Polizisten schlichen. Ein Teil des Teams ging zum Boot zurück, um ihr Gepäck zu holen, während die anderen auf sie warteten. Minako mussten sie erst von dem Fremden wegzerren, da diese sich während des Wartens in einen jungen Mann verguckt hatte. Dann liefen sie gemeinsam zur nächsten Bushaltestelle zur Burg. „Gehen wir von einem oder von zwei verschiedenen Tätern aus?‟ Der angesprochene Polizist überprüfte noch einmal die gesammelten Fakten. „Da es sich hier um zwei verschiedene Todesursachen handelt, würde ich sagen, von zwei. Oder zumindest, dass eine der Taten nicht geplant war.‟ „Wir wissen ja noch nicht einmal, was mit dem zweiten Mann passiert ist.‟ Dieser Abschnitt des Gesprächs interessierten die beiden Zuhörer am meisten. Nun würde sich entscheiden, ob dies etwas war, was sie als Sailorkriegerinnen aufklären mussten, oder ob sie diesen Fall getrost der Polizei überlassen würden. Die Szene, die Michiru im Spiegel erblickt hatte, machte sie noch immer nervös. „Erstickt ist er zumindest nicht, und ertrunken auch nicht. Es ist noch nicht bekannt, warum er gestorben ist, und das ist besonders merkwürdig. Besonders, da der andere eindeutig erstickt ist.‟ „Irgendwelche Verdächtige?‟ „Bis jetzt noch nicht. Die Passanten scheinen die Fischer nicht zu kennen, und die anderen Fischer gaben alle an, dass niemand einen Grund gehabt hätte, sie umzubringen.‟ Da Haruka glaubte, keine weiteren nützlichen Informationen durch das Belauschen zu erhalten, tippte sie Michiru auf die Schulter. „Wir sollten zu den anderen zurück gehen.‟, flüsterte sie ihr zu. „Hier erfahren wir doch nicht mehr.‟ „Ich halte es aber für besser, wenn wir dem Gespräch bis zum Ende zuhören. Noch sind die Polizisten nicht mit dem Zusammentragen der Informationen fertig.‟ „Aber alles interessante haben sie bereits untereinander besprochen. Wir sollten die anderen nicht so lange warten lassen. Also komm jetzt.‟ Haruka zog leicht an Michirus Ärmel, als sie sich erhob. Sie fragte sich, warum Michiru nur so unruhig auf die ganze Sache reagierte. Michiru hingegen stemmte sich mit aller Kraft gegen das Hochziehen ihrer Freundin. Warum war Haruka nur so leichtsinnig? Dies war doch sonst nicht ihre Art. Außerdem wollte sie das gesamte Gespräch mithören. „Pass auf!‟ Sie zog Haruka wieder nach unten. „Oder glaubst du, es ist besonders klug, wenn die Polizei weiß, dass wir sie belauscht haben?‟ „Bestimmt nicht. Aber lass uns gehen. Nachher bemerkt uns noch jemand beim Lauschen.‟ Erst da bemerkte Michiru, dass ihre Position nicht von allen Seiten bedeckt war. Sie entfernten sich leicht geduckt von den Polizisten, die zu deren Glück erst gar nicht in ihre Richtung schauten. Doch relativ schnell änderten sie ihre Körperhaltung, und richteten sich auf. Denn auch, wenn die Polizisten es etwas merkwürdig gefunden hätten, plötzlich zwei jungen Frauen aus dem Nichts gegenüber zu stehen, erregte ein geducktes Gehen zu sehr die Aufmerksamkeit der übrigen Passanten. Und dies konnten sie sich nicht erlauben. „Und, etwas erfahren?‟, erkundigte Setsuna sich, als die beiden Spione wieder auf sie zu kamen. „Erzählen wir euch auf der Burg. Da sind wir ungestörter.‟ Kapitel 5: Ermittlungen ----------------------- Sie saßen alle gemeinsam in einem großen Raum, der vermutlich in früherer Zeit als Besprechungsraum gedient hatte, an einem runden Tisch. Ihre Taschen hatten sie bereits in den entsprechenden Zimmern verstaut, die Formalitäten erledigt. Sie waren alleine in dem Raum, niemand würde ihrem Gespräch Beachtung schenken. „Und, was habt ihr herausgefunden?‟, die anderen blickten fragend zu Haruka und Michiru, die die Polizisten belauscht hatten. „Ihr wolltet es uns ja nicht schon am Strand verraten.‟ „Nichts, was für uns vom Interesse wäre. Die Polizisten wissen selber nicht genug, als dass sie eine verlässliche Vermutung äußern könnten.‟ „Das stimmt so nicht. Die Fischer sind wohl umgebracht worden. Nichts spricht für einen Unfall. Und außerdem...‟ Michiru wollte mit der Sprache nicht so recht rausrücken. Sie hatte Angst, was wohl die anderen sagen würden, wenn sie ihnen den Urlaub verdarb. „Und außerdem Was?‟ Michiru dachte an das, was sie im Spiegel beobachtet hatte. „Da war ein Schatten im Spiegel, als ich die beiden Fischer im Meer treiben sah. Dieser Schatten, er beunruhigt mich.‟, gab sie zu. „Ein Schatten, als du die Fischer gesehen hast?‟ Setsuna horchte auf. „Vielleicht derjenige, der die beiden Männer umgebracht hat.‟ „Sie sind auf verschiedene Weise umgebracht worden.‟ „Wirklich? Das ist durchaus interessant. Michiru, hast du in dem Schatten selber irgendetwas erkennen können? Irgendwas, dass darauf hindeutet, was sich hinter diesem Schatten verbergen könnte?‟ Michiru schüttelte den Kopf. „Der war so verschwommen, so schwach, dass ich absolut nichts daraus erkennen konnte. Es war einfach nur ein dunkler Fleck, der allerdings dort nicht hingehörte. Und ich hatte den Eindruck, als wenn dieser Schatten die Fischer beobachten würde.‟ „Und, wie finden wir heraus, ob dies nun ein Fall für uns ist? Die einzelnen Befragungen der Fischer haben wir ja nicht mitbekommen, sondern nur die Schlussfolgerungen der Polizisten.‟ Im weiteren Verlauf des Gespräches beschlossen sie, dass dieser Fall mit den Fischern durchaus etwas wäre, dass sie sich in ihrer Funktion als Sailorkrieger ansehen sollten. Dieser Schatten, bei den Michiru das Gefühl bekam, dass dieser etwas übernatürliches war, dessen Geheimnis wollten sie lüften. Sie trugen alle Informationen zusammen, die sie, entweder durch das direkte Gespräch mit der Polizei oder durch das Belauschen derer, erlangt hatten und versuchten, sich einen Reim daraus zu machen. Doch sie kamen zu dem Schluss, dass ihre Informationen nicht reichten. Sie mussten weitere erhalten, und die bekamen sie nicht durchs überlegen. Daher beschlossen sie, die Fischer am nächsten Tag selber zu interviewen. Sie sammelten die Fragen, die sie stellen wollten. Das Interview selber würden Haruka und Michiru übernehmen, da sie etwas älter, und vor allem seriöser, als Bunny und die anderen wirkten. Da es bereits Abend war, hielten sie es nicht für sinnvoll, jetzt wieder zum Strand zu fahren. An diesem Abend gab es keine Veranstaltung. Die Reisegruppen, die sich für diese Woche angekündigt hatten, sollten am ersten Tag erst einmal richtig ankommen, bevor sie tatsächlich in das Leben des Mittelalters eintauchten. Die meisten waren auch von der Anreise völlig erschöpft, und so schliefen sie alle recht schnell ein. Haruka und Michiru verließen am nächsten Morgen sehr früh die Burg. Sie fuhren zum Strand zurück, da sie die Fischer noch erreichen wollten. Sie kamen dort an, als die ersten sich zum Ausfahren bereitmachten. Schnell liefen sie zu dem kleinen Kutter. „Entschuldigen Sie bitte, kann ich sie etwas fragen!‟, rief Haruka dem Fischerboot entgegen. Der Fischer drehte sich zu der Fragenden um. „Was wollen sie denn von uns?‟ Der Fischer konnte sich nicht vorstellen, was zwei fremde Frauen von ihnen wollen könnten. „Wir kommen von der Zeitschrift >Island-News< und wollen, anlässlich der beiden umgekommenen Fischern eine Reportage über den Vorfall, und wie man diesen vermeiden kann, bringen.‟, plapperte Haruka drauf los. „Daher möchten wir ihnen einige Fragen zu ihrer Arbeit stellen.‟ Eigentlich wollten die Fischer längst auf See sein. Die besten Stellen würden, wenn sie nicht als erste aufbrachen, schon von anderen Booten besetzt sein. Doch noch war keiner der anderen Fischer zu sehen. Diese waren also entweder schon längst auf See oder noch am schlafen. Sie hofften zweiteres. „Wenn es schnell geht.‟, meinte einer von ihnen. „Zuerst einmal, kannten Sie die Fischer, die aufgefunden wurden?‟ „Klar,‟, antwortete einer der Fischer. „Jeder kannte sie.‟, ergänzte ein weiterer. Während Haruka die Fragen stellte, schrieb Michiru alles auf, was die Fischer antworteten. „Können sie sich einen Grund vorstellen, warum ihnen dies passiert ist? Gibt es viel Konkurrenz unter den Fischern?‟ „Nö, eigentlich nicht.‟ „Jeder will sich die besten Stellen reservieren, um dort zu fischen. Aber ansonsten gibt es keine Konkurrenz zwischen uns.‟ „Wie würden sie das Geschehene erklären?‟, warf Michiru ein. Die Fischer zuckten nur mit den Schultern. Keiner von ihnen hatte eine Erklärung dafür. Auch die nächsten Interviews verliefen ähnlich wie das erste. Jeder kannte sie. Alle mochten ihn. Keiner erwähnte einen Streit, und keiner konnte sich einen Grund vorstellen, warum dies geschah. Sie ließen sich von ihnen die Stelle zeigen, an denen die Fischer und deren Boot aufgefunden wurden. Die beiden Frauen gaben die Hoffnung fast auf, bis sie auf einen alten Mann trafen, der einigen Fischern bei den Vorbereitungen zum Ablegen half. Dieser Mann hatte eine ganz eigene Theorie, was den Fischern zugestoßen war. „Sie waren unvorsichtig. Wer die alten Legenden missachtet, sie verleugnet, kann von ihnen eingeholt werden. Es stimmt zwar, dass diese sich kaum jemanden zeigen, doch sollte man immer auf der Hut sein.‟ Ratlos schauten Haruka und Michiru sich an. Wovon sprach er nur, welche Legende? Michiru kannte viele Legenden über das Wasser, und trotz ihrer Kenntnis konnte sie den Schatten keine von ihnen zuordnen. „Erzählen Sie uns die Legende?‟ Der alte Fischer atmete hörbar durch. Es war selten, dass jemand ihn zum Sprechen animierte. Also begann er: „Tief unten im Meer, wo noch kein Mensch hingelangt ist, leben die Meerjungfrauen. Wie sie entstanden sind, dazu gibt es viele, zum Teil sehr unterschiedliche Geschichten. Aber die Geschichten, die von ihrem Tun berichten, handeln immer wieder von dem gleichen.‟ „Ach, Alter, erzählst du wieder von deinem Seemannsgarn?‟ „Lach du nur, du wirst schon sehen, was du davon hast.‟, antwortete er dem Unterbrecher, bevor er mit seiner Erzählung fortsetzte. „Sie verstecken sich von uns, wollen nicht, dass wir sie sehen. Aber sie beobachten uns. Locken uns mit ihrem Gesang in die Tiefe. Wer ihren Gesang hört, ist wie hypnotisiert. Wenn die Meerjungfrau ihn zu sich holt, wird dieser Mann nie wieder an Land zurückkehren können. Die See ist weit. Ein Boot, dass sich verirrt, wird nicht gefunden. So kann sie sich jeden nehmen, der nur weit genug vom Festland entfernt ist. Ich glaube ja, die Männer sind einer Meerjungfrau begegnet.‟ „Und wie kommen sie darauf? So weit weg scheinen die Fischer nicht vom Festland gefunden worden zu sein.‟ „Das schon, aber vielleicht haben die Meerjungfrauen sie wieder nahe zum Festland gebracht. Aber die beiden konnten schwimmen, wie ein Fisch. Und die See war ruhig. Niemals hätte den beiden etwas zustoßen können, nicht auf natürlichem Weg.‟ „Komm schon, Alter, die See ruft. Wir brauchen wieder viele Fische.‟ Haruka und Michiru erkannten, dass der Mann ihnen nichts weiter erzählen konnte. Sie bedankten sich. Da kaum noch Boote am Pier zu sehen waren, beschlossen sie, zur Burg zurückzukehren und den anderen von ihren Erkenntnissen zu berichten. Es war noch früh morgens, als die beiden wieder zurück zur Burg kamen. Michiru überzeugte Haruka, dass dieser Fall nicht durch die Polizei, sondern nur von ihnen gelöst werden konnte. Die anderen standen gerade erst auf, als Haruka eine Versammlung einberief. Die beiden Schlafmützen Bunny und Minako interessierten sich nicht für das Thema der Versammlung. Sie hörten Michiru bei ihren Ausführungen nicht zu, während Ami sämtliche Daten in ihrem Computer eingab. Als Michiru die Vermutung mit der Meerjungfrau erwähnte, stutzte auch Ami kurz. „Glaubst du wirklich, dass eine Meerjungfrau hinter dem ganzen stecken könnte? Hast du denn den Schatten im Spiegel erkennen können? Könnte dies hinkommen?‟ Da Michiru diese Frage inzwischen aus den Ohren heraushing, verdrehte sie genervt die Augen. „Zum keine Ahnung wievielten Mal, ich weiß es nicht.‟ „Kannst du nicht das Bild, dass du gesehen hast, noch einmal im Spiegel anzeigen lassen? Vielleicht bekommen wir mit Hilfe des Computers ein genaueres Bild.‟ Die anderen stimmten dem Vorschlag zu, doch Michiru glaubte nicht daran, dass sie dieses Bild noch einmal abrufen konnte. Stattdessen schlug sie vor, sich das Boot noch einmal genauer anzusehen. Das Boot, mit dem diese Fischer unterwegs waren, stand noch am Pier. Sie fragten sich, warum die Polizei das Boot nicht für die Spurensicherung mitgenommen hatte. Doch was auch immer der Grund war, so bekam das Sailorteam wenigstens die Gelegenheit, das Boot zu begutachten. Nun standen sie alle um das Boot herum. Neun Personen um ein Boot, dass gerade einmal drei Männer tragen konnte. Aber acht Personen konnten die Taten einer einzelnen besser vor fremden Augen schützen. Kaum ein Mensch war außer den Mädchen am Pier zu sehen. Vier standen rechts von Ami, die anderen vier links von ihr. Ami selber hielt ihren kleine Computer in der Hand und scannte die Beschaffenheit des Bootes ein. Die Analyse dessen ergab nichts neues. „Jemand zu sehen, der uns bemerken könnte?‟, fragte Ami. „Ist das nicht auffällig genug, dass wir hier mit so vielen Personen stehen?‟ „Was hast du denn vor?‟, trotz ihrer Frage schaute Makoto sich kurz um. „Ich will mir das Boot von unten ansehen. Vielleicht finden wir dort eine Spur.‟ „Du weißt, dass das Wasser hier sehr kalt ist.‟ Makoto schüttelte sich etwas Wasser von der Hand, mit der sie soeben die Temperatur gefühlt hatte. Auch Rei schaute sich um. „Wenn du tatsächlich tauchen willst, solltest du jetzt gehen. Momentan schaut niemand.‟ Ami sprang ins Wasser. Es platschte. Sie schüttelte sich, als sie das Wasser berührte, denn das Wasser war wirklich kalt. Mit geschlossenen Augen tauchte sie ins Wasser ein. Sie hoffte, dass niemand den Aufprall gehört hatte. „Und, schon was entdeckt?‟ „Nein, Michiru. So schnell bin ich nicht.‟ Nachdem Ami sich an das kalte Wasser gewöhnt hatte, tauchte sie tatsächlich unter. Sie schwamm um das Boot herum, doch da war nichts zu sehen. Dann ließ sie mit Hilfe ihrer Sailorkräfte eine Taucherbrille erscheinen. Nun schaute sie sich das Untere des Bootes an. Doch auch da sah sie nichts. Als sie wieder auftauchte, schüttelte sie nur den Kopf. „Nichts gefunden?‟ „Nein, ist einfach zu dunkel im Wasser. Da kann ich kaum etwas erkennen.‟ „Hat denn keiner von uns eine Taschenlampe dabei?‟ „Nein, Rei‟, rief Makoto, als sie auch schon los lief. „Wo willst du hin?‟ „Wohin wohl? Ich will eine Taschenlampe besorgen. Dauert nicht lange.‟, hörten die anderen Makoto aus der Ferne rufen. Nahe des Strandes standen nur zwei Sorten von Geschäften. In der einen Sorte wurde Fisch verkauft. Die Geschäfte der anderen Sorte kümmerten sich um den Fischerbedarf. Dort bekam man Netze, Paddel, Segel, Seekarten und allerlei Ersatzteile für das Boot. In einem solchen Geschäft hoffte Makoto, auch eine Taschenlampe kaufen zu können, der auch der Gebrauch im Wasser nichts ausmachte. Sie hatte Glück. Das zweite Geschäft, dass sie betrat, führte eben solche Lampen, wie sie eine brauchte. Und nicht nur das, der Verkäufer wunderte sich nicht einmal über ihren Kauf, so, als wäre dies ein alltäglicher Gegenstand. Dies war er wahrscheinlich auch, vermutete sie. Mit der neuen Taschenlampe im Gepäck lief sie zum Pier zurück. Da Ami nicht so lange im Wasser bleiben wollte, zog sie sich an einem Seil nach oben. Dort blieb sie, versteckt zwischen Boot und Steg, bis Makoto mit der versprochenen Taschenlampe zurückkam und ihr diese überreichte. „Dir ist schon klar, dass du nachher für ein wärmendes Feuer sorgen musst, Rei?‟, bibberte sie, als sie sich wieder zum Tauchen bereit machte. Jetzt, mit dem Licht, konnte sie wenigstens etwas erkennen. Sie achtete auf abgesplitterte Stellen am Boot. Etwas schimmerte im Licht der Lampe. Zuerst bemerkte Ami dies nur aus den Augenwinkeln. Dann schaute sie genauer hin. Tatsächlich, etwas warf das Licht zurück. Sie tauchte zu der Stelle, an der sie das Blitzen bemerkt hatte, und leuchtete erneut dorthin. Da erkannte sie auch, was die Reflexionen verursachte, eine Schuppe. Diese Schuppe nahm sie an sich, und brachte sie den anderen. „Einiges am Rumpf des Bootes ist abgesplittert, und das da hab ich in einer Ritze gefunden. Sieht etwas zu groß aus für einen einfachen Fisch.‟ Michiru nahm die Schuppe entgegen. „Stimmt!‟ Dann tauchte Ami wieder nach unten, um nach weiteren Beweisen zu suchen. Doch sie fand keine, keine Kratzspuren, nichts, was darauf hindeutete, dass die Männer vom Boot weggeschleift wurden, nichts. Nachdem die anderen ihr bestätigt hatten, dass niemand zu ihnen herüberschaute, kletterte Ami nach oben. Sie zitterte und fror, weshalb sie sich schnellstens etwas trockenes anziehen wollte. Keine der anderen hatte etwas gegen den Vorschlag einzuwenden, sofort wieder zur Burg zurück zu laufen. Nicht einmal Bunny traute sich, zwischenzeitlich nach etwas zu essen zu fragen. Ein warmes Bad später saßen sie alle um ein Lagerfeuer und besprachen den derzeitigen Stand ihrer Ermittlungen. Die Schuppe war wirklich zu groß, um selbst einem Riesenfisch zu gehören. Auch war die DNA zum Teil ähnlich zu der eines Fisches, sie wies allerdings auch menschliche Komponenten auf. „Teils Fisch, teils Mensch, vielleicht handelt es sich bei dem Täter ja doch um eine Meerjungfrau?‟ Inzwischen hielt keine von ihnen diese Möglichkeit für unwahrscheinlich. Waren sie doch selber eine Art Sagengestalt, so konnten sie auch die Existenz anderer akzeptieren. Sie hatten ja auch schon gegen verschiedene Arten von Dämonen gekämpft. Ob dies ein einmaliger Vorfall war, oder ob dieses Wesen, was auch immer wirklich dahinter stecken mochte, noch einmal zuschlug, konnten sie anhand ihrer Erkenntnisse nicht voraussehen. Sie beschlossen daher, die weiteren Ereignisse abzuwarten. Kapitel 6: Das Mittelalterfest ------------------------------ Auch wenn das Sailorteam sich dazu entschlossen hatte, in dem Fall der toten Fischer zu ermitteln, so wollten sie auch ihren Urlaub dazu nutzen, um neue Erfahrungen zu machen. Ihre Interessen waren unterschiedlich, und die Möglichkeiten vielseitig, daher entschlossen sie sich, auch vereinzelt an bestimmte Aktivitäten teilzunehmen. Makoto stieg schon früh morgens aus dem Bett. Die Sonne war kaum aufgegangen, als sie auch schon einen Spaziergang im Wald machte. Wieder an der Anlage angekommen, sah sie es, ein Bogenschießstand mit verleihbaren Bögen. Dies wollte sie ausprobieren, daher schaute sie auf die Öffnungszeiten des Standes. Er war noch geschlossen, würde erst in einer halben Stunde aufmachen. Da sie vermutete, dass die anderen noch nicht aufgestanden waren, wartete sie am Stand. Es würde ja passen, dass eine im Sternzeichen des Schützen Geborene das Schießen mit dem Bogen lernt. Ihre Neugier wuchs. Beherrschte sie es schon recht schnell, oder würde sie hoffnungslos versagen? Während sie über ihre Möglichkeiten nachdachte, öffnete der Besitzer des Schießstandes sein Geschäft. Er sah die junge Frau am Gebäude lehnen, und wunderte sich darüber, dass diese das Aufschließen nicht registrierte. Doch dazu war Makoto viel zu verträumt. Erst, als die Tür wieder ins Schloss fiel, schrak sie zusammen. „Vielleicht bin ich doch noch nicht ganz wach, so dass ich mich so leicht erschrecken lasse?‟, fragte sie sich, während sie verwundert den Kopf schüttelte. Dann erst bemerkte sie die beleuchteten Armbrüste und Bögen aller Art, die im Schaufenster ausgestellt waren. Sie betrat das Geschäft. „Entschuldigen Sie, ist der Schießstand auch schon geöffnet?‟ Der junge Mann, der kurz vor Makoto ins Innere des Ladens gelangt war, drehte sich zu der Fragenden um. „Ja, der ist bereits geöffnet.‟ „Oh, Mann, ist der süß. Er erinnert ...‟ Makoto machte eine kleine Pause. Dann brachte sie ihre Gedanken wieder zur Räson. „Moment, du hast dir und deinen Freundinnen versprochen, nicht in allen süßen Typen Ihn zu sehen.‟ „Aber brauchen Sie nicht erst einen Bogen?‟ „Ja.‟, antwortete Makoto, froh darüber, dass der junge Mann nicht auf ihr Murmeln reagiert hatte. „Am Zaun stand, dass man sich die Bögen hier ausleihen kann.‟ Makoto lieh sich einen Bogen aus und ging zum Stand. Sie war alleine dort, und so würde niemand ihre Konzentration stören. Tief einatmend spannte sie den Bogen und legte den ersten Pfeil an. Sie legte ihren Kopf zur Seite, schloss ihr linkes Auge und zielte auf die Mitte der Zielscheibe. Dann ließ sie den Pfeil los. Auch wenn sie ansonsten eine gute Sportlerin war, so traf sie nicht einmal die Zielscheibe, geschweige denn genau ins Schwarze. Leicht frustriert legte sie den zweiten Pfeil an. Auch dieser, sowie die nächsten, landeten eher auf dem Boden als auf der Scheibe. Der Betreiber der Bogenschießanlage beobachtete dies aus einiger Entfernung. Er bemerkte, dass die Frau inzwischen verbissen versuchte, das Ziel zu treffen. Er ging zu ihr hin. „So wird das allerdings nichts.‟ „Ach ja, das werden wir ja sehen, ich schaffe das schon noch.‟ „Aber nicht, wenn sie so wütend auf ihre Misserfolge reagieren.‟ Makoto, die gerade die Pfeile wieder aufsammelte, stimmte ihm zu. Sie war so aufgebracht, dass ihre Hand nicht ruhig genug war, um ein Ziel zu treffen. Wenn er sich besser als sie mit dem Bogenschießen auskannte, wovon Makoto ausging, konnte er ihr vielleicht zeigen, wie sie treffen konnte. „Was mache ich denn falsch? Könnten Sie mir zeigen, wie es richtig geht?‟ Er wartete, bis die junge Frau sämtliche Pfeile eingesammelt hatte, und ließ diese dann in Stellung gehen. „Was sehen sie, wenn sie die Flugbahn des Pfeiles betrachten?‟ „Genau die Mitte der Zielscheibe.‟ Er überprüfte sowohl die Windrichtung wie auch die Windstärke. Da nur ein schwaches Lüftchen wehte, dachte er, dass er dies vorerst nicht berücksichtigen musste. „Sie müssen höher zielen, in den oberen Bereich der Zielscheibe, da der Pfeil beim Flug etwas an Höhe verliert.‟ Makoto wunderte sich zwar darüber, hob die Pfeilspitze aber leicht nach oben. Der nächste Schuss traf zwar immer noch nicht ins Schwarze, aber wenigstens die Zielscheibe. „Das war zu hoch.‟, stellte sie fest. „Aber so können Sie sich immer näher an die richtige Schussposition herantasten.‟ Dies, und der eben erlangte Treffer, verstärkten ihr Selbstvertrauen, und so trainierte sie weiter, um am Ende dieser Stunde vielleicht doch ins Schwarze zu treffen. Sie schoss zu weit nach oben, zu seitlich, zu stark oder zu schwach. Sie schaffte es beinahe, allerdings die Mitte traf sie in dieser Stunde nicht. Die Aufsicht kam erneut zu Makoto, und teilte ihr mit, dass die Übungsstunde vorbei war. Sie überlegte, ob sie am nächsten Morgen wiederkommen sollte, doch innerlich hatte sie sich schon dafür entschieden. Noch war es ihr nicht gelungen, ins Schwarze zu treffen, und dies nahm sie sich für diese Woche ganz fest vor. Sie verabschiedete sich von dem Schießlehrer, und machte sich auf dem Weg zurück zur Burg. Als sie wieder zum Schlafsaal gelangte, rief einer der Marktschreier gerade den Beginn des Festivals aus. Bunny und die anderen schliefen noch, oder schraken vielmehr hoch, als das Megafon in ihre Richtung gelenkt wurde. Nach dem gemeinsamen Frühstück wollten sie sich das Mittelalterfest ebenfalls ansehen, und gingen los. Auf dem Marktplatz trennten sie sich. „Ach, ihr auch hier?‟, fragte Rei, als sie Hotaru und Setsuna am Eingang der Burg stehen sah. Es war zwar nicht sonderlich verwunderlich, dass auch die beiden anderen an einer Führung teilnehmen wollten, aber überrascht, sie ausgerechnet jetzt hier zu sehen, war sie dennoch. Hatten die beiden doch eben in Saal nicht davon gesprochen, diese Führung ebenfalls mitmachen zu wollen. Doch sie fing sich schnell. „Ja, warum auch nicht?‟ Rei und Ami ließen diese Gegenfrage unbeantwortet. Was hätten sie auch daraufhin sagen sollen. „Wollt ihr auch die Tunnel besichtigen?‟ Setsuna und Hotaru schüttelten den Kopf. „Nein, wir wollen die Burgführung mitmachen.‟ „Vielleicht werden die Führungen teilweise zusammen durchgeführt?‟ „Das macht aber nur Sinn, wenn die Gruppen sehr klein bleiben.‟ Da eine weitere Gruppe sich zu dem Startpunkt der Führung einfand, und diese weitaus größer war als die der vier Sailorkriegerinnen, glaubten sie nicht mehr, dass die Führungen zusammen stattfinden würden. Sie würden nicht einmal alle zusammen in einem Raum passen. Ein Mann erschien aus der soeben geöffneten Tür. Diejenigen, die dies bemerkten, schauten sofort zu diesem hin. Die anderen drehten sich verwundert zu ihm um, als er zu sprechen begann. „Tunnel-Tour-Teilnehmer, mit mir kommen! Aber achtet darauf, dem Vordermann zu folgen. Die Tunnel sind sehr verzweigt. Sollte einer verloren gehen, wird er vermutlich nicht mehr lebend aus dem Labyrinth der Tunnel herausfinden.‟ „Wir müssen.‟, rief Rei den anderen zu. Sie machte sich gemeinsam mit Ami auf dem Weg, ihm zu folgen. Ami winkte den beiden zu. „Wir sehen uns heute Abend, spätestens.‟ Gemeinsam betraten sie die Burg, um in den Keller zu gehen. Der Eingang zu den Tunneln lag versteckt im Keller hinter einem Wandschrank. „Die meisten Burgen und Schlösser verfügen über ein weit verzweigtes Tunnelsystem, die den Burgherren und seiner Familie bei einer Belagerung die Flucht ermöglichen sollte. Daher kannte die gesamte Familie die Wege aus den Tunneln, die Bediensteten aber wurden in Unkenntnis gelassen. Dies sollten sowohl die Gegner verwirren, wenn diese sich verliefen, wie auch die Familie vor Verrat schützen.‟ Ami hörte den Ausführungen des Tunnelführers sehr genau zu. Das meiste von dem, was er erzählte, kannte sie schon aus den Büchern, doch die Tunnel selber zu sehen, die Verzweigungen zu überblicken, die Steinwände zu spüren, fand sie sehr spannend. Sie konnte sich gut vorstellen, dass man sich dort verlief, wenn man die Gänge nicht kannte. In einigen Stellen leuchteten kleine Lichter auf. Sie wunderten sich. Immerhin waren sie alle viel zu weit unter der Erde, so dass kein Sonnenlicht in die Tunnel eindringen konnte. „Wie kommt es eigentlich, dass die Luft hier unten so frisch ist?‟ „Stimmt, ich hätte auch eher einen muffigen Geruch erwartet?‟ Mit diesen Fragen konfrontiert, stoppte der Führer kurz um sich eine Antwort zu überlegen. Er kannte die Antwort auf diese Fragen nicht, doch dies wollte er nicht vor den Teilnehmern zugeben. „Einige der Tunnel enden in natürliche Höhlen. Sie sind nicht abgesperrt. Und der Luftzug kann von diesen Höhlen aus in die Gänge wehen.‟, spekulierte er. Er glaubte nicht daran, dass dies der tatsächliche Grund war. Wichtig war ihm nur, dass die anderen ihm dies abkauften. Sie verließen die Tunnel wieder durch einen weiteren Wandschrank. Ami und Rei wunderten sich darüber, dass sie nicht durch eine der Höhlen, die der Touristenführer zuvor erwähnt hatte, wieder an die Oberfläche gelangt waren. Doch vielleicht war dies nicht geplant gewesen. Gedanken machen konnten sie sich viel, doch da er den Eindruck vermittelte, nicht besonders erpicht auf die Fragen der Teilnehmer zu sein, sprachen sie ihn nicht an. Stattdessen gingen sie wieder auf das Mittelalterfest zurück, in der Hoffnung, einige der anderen zu finden. „Machen sie mit, das ist etwas für richtige Männer. Ritterturniere, der Kampf um eine Frau. Zeigen Sie ihrer Freundin, dass sie bereit sind, für sie zu kämpfen.‟ Haruka lief an dem Marktschreier vorbei. „Erleben Sie noch eine richtige Männerdomäne.‟ Dies weckte Harukas Kampfgeist. Was erlaubten die Männer sich eigentlich, einer Frau die Möglichkeit zu verweigern, ebenfalls an einem Ritterturnier teilzunehmen. Dass hatte sie sich damals beim Motocross-Rennen auch nicht sagen lassen. Und sie hatte es den Männern gezeigt. Daher ging sie zu dem Stand, an dem man sich für das Turnier eintragen konnte. Der Schriftführer des Turniers bemerkte nicht einmal, dass es sich bei Haruka um eine Frau handelte. Er notierte ihren Namen, und wies ihr die Nummer 14 zu. „In einer Stunde startet das Turnier.‟, sagte er ihr noch, bevor sie sich wieder von dem Stand entfernte. Diese Stunde ging schnell vorbei. Haruka suchte sich eine Ritterrüstung aus, die ihr einigermaßen passend erschien. Kaum hatte sie diese für sich reserviert, kam ein junger Mann, der ihr anbot, beim Anlegen der Rüstung zu helfen. Sie ging darauf ein. Er erklärte ihr währenddessen, dass er die Rolle ihres Pagen bei dem Turnier einnehmen würde. Damit wäre er für ihr Pferd, ihre Waffen und sie verantwortlich. Er musste ihr zur Verfügung stehen. Dass er keinem Ritter, sondern einer Ritterin diente, registrierte auch er nicht. Nachdem Haruka in der Rüstung steckte, konnte sie sich kaum bewegen. Das Metall, das den Rittern als Schutz gegen die Schwerter dienen sollte, war so sperrig angeordnet, dass sie sich fragte, wie die Männer zu der damaligen Zeit auf ihren Pferden saßen. Diese Unbeweglichkeit machte die Hilfe des Pagen unersetzlich. „Ritter Nr. Eins bis Vier, tretet an.‟, ertönte es aus dem Mikrofon auf dem Turnierplatz. Dies leitete das Turnier ein, und weckte die Aufmerksamkeit der umher stehenden Personen. Da Haruka noch nicht aufgerufen wurde, aber dennoch dem Turnier beiwohnen wollte, stapfte sie vor den Zuschauertribünen. Setzen konnte sie sich nicht. Sie blieb daher am Rand der Tribüne stehen. Auch die Zuschauer hatten sich inzwischen auf der Tribüne eingefunden. Einige standen auch an den Absperrungen, nur besaßen sie dort nicht die beste Aussicht. Ein Mann ohne Rüstung betrat den Schauplatz, auf dem das Turnier ausgetragen werden sollte. Er erklärte den antretenden Rittern die Regeln, und den Zuschauern den Verlauf. „Zuerst beweisen die hier anwesenden Ritter ihre Geschicklichkeit. Sie reiten anhand einer Linie entlang, und müssen mit ihrer Lanze alle drei Ringe stechen, die von den Pagen in verschiedene Höhen gehalten werden. Wer von ihnen nicht mindestens zwei Ringe vorweisen kann, scheidet in dieser Runde bereits aus. Die Pagen können die Höhe ändern, aber nicht den Abstand zur Linie. Damit soll verhindert werden, dass einer der Pagen seinen Herrn leichtere Bedingungen verschafft, und gleichzeitig den Ring so weit weg vom vorgegebenen Weg hält, dass die anderen Ritter nicht die Möglichkeit haben, den Ring mit ihrer Lanze zu erreichen. In dieser Runde treten immer vier Ritter gleichzeitig an. Kommen wir nun zur ersten Runde.‟ Der Moderator stellte hintereinander die vier Ritter vor, die in dieser Runde dran waren. Auf Pferden reitend betraten diese den Turnierplatz. Die ersten zwei, viel zu aufgeregt, um die Lanze ruhig zu halten, schafften es nicht einmal, einen der Ringe zu stechen. Dem dritten erging es nicht viel besser. Er bekam zwar einen der Ringe zu fassen, ließ aber die Lanze los. Diese fiel zu Boden, und disqualifizierte ihn für den Rest des Turniers. Nur der vierte stach zwei der Ringe. Den dritten verfehlte er zwar, aber mit dieser Leistung konnte er wenigstens darauf hoffen, die nächste Runde mit bestreiten zu dürfen. Haruka beobachtete die Versuche der anderen. Männer, die zuvor vor allen anderen mit ihrem Können geprahlt hatten, versagten nun kläglich. Es war ja nicht so, als hätte sie dies nicht schon mehrfach erlebt. Sie überlegte, sollte sie heimlich üben, die Lanze zu halten und zu führen. Dachten die anderen, die die Blamagen der ersten ebenfalls sahen, auch darüber nach, sich an die Lanze zu gewöhnen? Doch dann fiel ihr ein, dass dies ja einfach nur ein Stab war. Und sie hatte oft genug mit allem gekämpft, was sie in die Hände bekam. Dieser Gedanke gab ihr Zuversicht. Auch die nächsten zwei Gruppen von jeweils vier Personen stellten sich nicht sonderlich besser an als die erste. Es schien, als hätten sich für die Ritterspiele nur Hobbysportler gemeldet, die keine wirkliche Kampferfahrung besaßen. Dann war Haruka an der Reihe. Sie ließ sich aufs Pferd helfen, und nahm ihre Lanze entgegen. Sie hatte nicht extra geübt. Sie wollte dieselbe Chancen haben, wie sie auch ihre Gegner hatten. Das Pferd begann zu traben. Haruka hatte ihm zwar durch einige Bewegungen den Befehl dazu gegeben, jedoch nicht bedacht, die Lanze rechtzeitig in die richtige Position zu bringen. Schnell verlagerte sie das Gewicht der Lanze, und schob es so weiter nach oben. Die Lanze kippte. Mit dem Unterarm versuchte sie, die Lanze zu steuern. Der erste Ring kam immer näher. Noch hatte sie den Dreh nicht raus. Sie verpasste diesen Ring. Sie schlug ihn zwar zu Boden, aber dies war nicht die Aufgabe. Dann merkte Haruka, wie sie die Lanze halten musste, um die Hebelwirkung berücksichtigen zu können und die beiden weiteren Ringe zu ergattern. Das Resultat der ersten Runde war, dass von den insgesamt 50 zugelassenen Teilnehmern gerade einmal acht Ritter für die nächste Runde zugelassen wurden. Haruka gehörte zu diesen. Die Enttäuschung der Ausgeschiedenen saß tief. Die meisten von ihnen verspürten nicht einmal mehr die Lust, dem Turnier weiter zuzuschauen. Wieder trat der Moderator des Turniers auf den Platz, während die noch übrigen Teilnehmer am Rand standen. „Jetzt, wo die Teilnehmerzahl deutlich dezimiert wurde, kommen wir zu der zweiten Runde in diesem Turnier. Hierbei treten jeweils zwei Ritter gegeneinander an. Beide Kontrahenten reiten mit Lanze und Schild in den Kampf. Von beiden Seiten aus versuchen die Ritter, ihren Gegner mit der Lanze vom Pferd zu stoßen. Welcher Ritter daraufhin noch auf dem Pferde sitzt, gelangt in die nächste Runde.‟ Inzwischen standen die Ritter in zwei Gruppen unterteilt jeweils auf eine der beiden Seiten. Die ersten beiden ritten los, zielten mit ihrer Lanze auf den Schild des jeweils anderen. Der Ritter mit der Nummer vier erfasste seinen Gegner. Die Lanze zersplitterte, aber die Wucht des Angriffs war dennoch stark genug, um den Gegner vom Pferd zu stoßen. Auch Haruka hatte Glück mit ihrem Gegner. Dieser schien zwar geschickt im Umgang mit der Lanze beim Stechen der Ringe zu sein, aber als er versuchte, auf Haruka zu zielen, und die Lanze auf sie zu richten, rutschte er ab. Harukas Lanze auf seinem Schild tat das übrige, um ihren Gegner auf den Boden zu katapultieren. Das nächste Ritterpaar hatte besonders viel Pech. Sie stießen sich gegenseitig vom Pferd. Das vierte Paar hingegen schien fest auf ihren Pferden zu sitzen. Erst beim dritten Durchlauf schaffte es einer der beiden, den anderen zu besiegen. In der Finalrunde standen drei Ritter. Sie alle warteten darauf, dass der Turnierplatz von der Linienführung der letzten zwei Runden befreit wurde. Währenddessen trat der Moderator erneut aufs Feld. „In der letzten Runde wechseln die Ritter ihre Waffen. Nun kämpfen sie mit aus Stahl geschmiedeten Schwertern. Wird einem der Ritter das Schwert aus der Hand geschlagen, verliert dieser die Runde. Dieser muss den Turnierplatz sofort verlassen. Der Gewinner ist der Ritter, der am Ende des Kampfes noch sein Schwert in der Hand hält.‟ Die Pferde standen wieder in ihre Kuppeln, die drei Ritter in den Ecken des Feldes. Ein Schuss gab das Startsignal, und alle drei Ritter liefen mit dem Schwert schwingend aufeinander zu. Haruka beschloss, dass die beiden anderen erst einmal gegeneinander kämpfen sollten. So konnte sie deren Technik analysieren und gleichzeitig hatte sie danach nur noch einen Gegner. Doch die beiden anderen schienen diesen Gedanken zu erraten. Gemeinsam stürzten sich beide auf Haruka. Haruka wunderte sich, warum die beiden auf einmal zusammen arbeiteten. Kannten sie sich schon vorher und wollten sie so sicherstellen, dass einer von ihnen das Turnier gewann? Oder konnten sie einfach nur den Gedanken nicht ertragen, von einer Frau besiegt zu werden? Aber was auch immer es war, sie musste höllisch aufpassen. Als sie einen ihrer Gegner mit einem Schlag aus der Reserve locken wollte, parierten beide zusammen. Sie schoben ihr Schwert auf die linke Seite, wodurch Haruka beinahe strauchelte. Doch sie fing sich wieder, drehte sich zu ihren Gegnern herum und schlug erneut mit dem Schwert zu. Diesmal wich einer der anderen beiden aus. Der, auf den sie das Schwert gerichtet hielt, ging einen Schritt zurück, während der andere das Schwert auf ihre Hand niedersausen ließ. Schnell zog diese ihre Hand zurück. Ihr Schwert konnte sie gerade noch so halten. Sie spürte, dass sie beiden zusammen unterlegen war. Daher musste sie sich etwas einfallen lassen. Die Zuschauer wunderten sich nicht darüber, dass die Ritter untereinander Allianzen schlossen. Dies musste bei einer ungeraden Anzahl an Kämpfern passieren, solange nicht jeder zwei Gegner auf einmal haben wollte. So ging der Kampf weiter. Haruka versuchte zu parieren, und zumindest einen ihrer Gegner aus der Reserve zu locken. Als einer der beiden erneut versuchte, Haruka das Schwert aus der Hand zu schlagen, drehte sie sich und schlug so im Gegenzug ihrem Gegner das Schwert aus der Hand. Ihr zweiter Gegner kam auf dieselbe Idee. Und so konnte auch Haruka ihr Schwert nicht mehr halten. Einer der beiden hatte also gewonnen, während Haruka in diesem Turnier keinen Sieg verbuchen konnte. Während der Siegesfeier selber gab sie sich als großherzige Verliererin. Sie hatte beobachtet, dass einige der Besiegten sich vom Turnierplatz entfernt hatten. Dies fand sie feige. Wenn man schon besiegt wurde, dann sollte man dies auch einstehen können. Und an solchen Gegnern konnte man wachsen. Nachdem die Mädchen das Zimmer verlassen hatten, erwachten auch die Katzen. Sie freuten sich auf einen faulen Tag, wollten mal so richtig ausspannen. Doch etwas störte ihre Ruhe. „Muss die Ankündigung der Führung eigentlich so laut sein?‟ „Mann, Artemis, bist du empfindlich.‟ „Aber stimmt doch. Ich will hier weiterschlafen, und dann schreit jemand fast in mein Ohr hinein.‟ „Der Typ ist immer noch draußen, und nicht hier drin.‟, korrigierte Luna ihn. Doch dann kam ihr noch etwas ganz anderes in den Sinn. „Wenn wir uns die Burg ansehen wollen, sollten wir das Zimmer vielleicht verlassen, solange die Führung noch nicht hier angekommen ist.‟ Gemeinsam liefen die beiden Katzen aus dem Zimmer zu dem großen Festsaal. Dieser war zur Zeit leer. „Artemis, was machst du da?‟ Der Kater umkreiste eine der aufgestellten Rüstungen. Es knallte. Aus Versehen hatte er einen der Stiefel so stark gestreift, dass dieser sich verschob. Und die Rüstung konnte sich nicht halten. Der Helm landete direkt auf Artemis. Luna versteckte sich hinter einem der Vorhänge, als sie den Knall vernahm. Erst kurz danach registrierte sie, dass Artemis dies zu verantworten hatte. Sie lief zu ihm hin. „Was soll denn der Scheiß? Du kannst doch nicht einfach...‟ Rei und Ami waren bereits vor einer viertel Stunde abgeholt worden, als sich die Türe zur Burg erneut öffnete. Weitere Personen fanden sich am Treffpunkt ein, die Setsuna vollkommen unbekannt waren. Doch allzu viele waren sie nicht. „Interessenten an der Burg, die Führung beginnt in fünf Minuten.‟, rief der fremde Mann so laut, dass auch die Personen, die weiter weg von ihm standen und vielleicht nicht einmal an der Führung interessiert waren, ihn gut und deutlich verstanden. Einige weitere Teilnehmer wurden tatsächlich durch diese Ansage angelockt. Auch Hotaru und Setsuna schauten zu ihm hin. Sie wollten ja von vorneherein an der Führung teilnehmen. Einige weitere umher stehende Personen jedoch verabschiedeten sich kurz von ihren Freunden, da die Burg sie nicht interessierte. Die Führung begann. Zuerst gingen sie in den großen Saal, den alle schon einmal gesehen hatten, die aufgrund des Mittelalterfestes in der Burg übernachteten. Doch nicht alle waren auf die Idee gekommen, oder wollten einen besseren Rückzugsort haben. „Hier im Saal wurden die Feste und Fressgelagen ausgetragen. Als der größte Raum der Burg eignete er sich besonders, um viele Gäste zu empfangen. Allerdings sollte man sich warm anziehen, denn geheizt wurde damals extrem selten.‟ Ein Ritterhelm bewegte sich. Während einige Teilnehmer der Führung sich erschraken, schauten die anderen nur verwundert dorthin. „Ja, in manchen Gegenständen verstecken sich die Geister.‟, überspielte der Burgführer seine Unsicherheit über die Bewegung des Helmes. Luna, die in der Nähe stand, von den Besuchern aber nicht gesehen wurde, lief dem Helm hinterher. Sie wurde bemerkt. „Oder aber, die Mäuse und Ratten dieser Burg suchen Schutz vor der Katze, die in fast jeder Burg gehalten wurde.‟ Keiner schien sich über das plötzliche Auftauchen der Katze zu wundern. Die Kinder fanden die Katze süß, und teilten dies auch der Gruppe mit. Die Erwachsenen hingegen fragten sich, ob die Katze nun zu der Burg gehörte und einem der Gäste. In diesem Fall jagt die Katze wohl eher einem vertrottelten Kater hinterher, dachte Luna, als sie die Menschen über sich reden hörte. Antworten durfte sie nicht. Im Vorbeilaufen bemerkte sie Hotaru und Setsuna dort stehen. Sie zwinkerte ihnen zu. Sie liefen durch den großen Saal zu den Schlafkammern. Einige der Schlafkammern besaßen die Aufschrift einiger Namen. Diese betraten sie nicht, da es sich um die reservierten Zimmer derjenigen handelte, die in der Burg übernachteten. Doch zwei Zimmer wurden exemplarisch freigehalten. Die Räume waren einfach gehalten. Die Wände wurden mit Vorhängen vor den Fenster etwas warm gehalten, aber auch hier wurde nicht geheizt. Die Teilnehmer der Führung zitterten. „Damals schlief die gesamte Familie zusammen in einem Bett, wenn sie denn ein Bett zur Verfügung hatten. Viele mussten sich auch mit dem Boden zufriedengeben.‟ „Das wäre mir viel zu hart.‟ „Das kann ich mir nicht vorstellen. Auf dem harten Boden, nein, dann wäre ich ja am nächsten Tag viel zu verspannt.‟ „Das wäre aber gut für den Rücken.‟ „Als nächstes gelangen wir zu dem Turm, in dessen Inneren die Verliese waren. Der Eingang hier oben‟, er zeigte auf eine Holztreppe, „verhinderte, dass die Gefangenen von dort ausbrechen konnten.‟ „Wie wurde das verhindert?‟ Hotaru verstand nicht ganz, wie ein Eingang das Ausbrechen verhindern konnte. „Ganz einfach. Der Boden im Turm war in derselben Höhe wie der Boden außerhalb des Turms. Daher mussten die Gefangenen erst eine Treppe hinabsteigen. Und die Treppe, meist eine Holzleiter, nahmen die Wächter sofort wieder mit.‟ Sie gingen zur Turmspitze hinauf. Aus den kleinen Fenstern, die in der Turmmauer eingearbeitet waren, konnten sie einen Teil des Festes überblicken. Natürlich vorausgesetzt, man war groß genug. „Setsuna, kannst du mich ein Stück hochheben?‟ Hotaru war es definitiv nicht. Der Turmführer bekam die Frage des jungen Mädchens mit. Die einzelnen Stufen waren hoch und schmal, und ihm gefiel der Gedanke nicht, dass die Frau mit ihrer Tochter in der Hand die gesamte Treppe nach unten fallen könnte. „Hier oben gibt es eine bessere Möglichkeit für dich, dir das Fest anzusehen. Dieses Fenster ist tief genug.‟, teilte er Hotaru und Setsuna daher mit. Hotaru lief von Neugier gepackt zu dem soeben beschriebenen Fenster hin. Sie sah hindurch, und erkannte Bunny von weitem da unten stehen, wie sich diese mit den anderen Sailorkriegerinnen des inneren Zirkels unterhielt. Ein ganzes Stück weiter rechts wurde gerade das Turnier für die Ritter eingeläutet. Sie fragte sich, ob Haruka wohl daran teilnehmen mochte, um um ihre Freundin Michiru kämpfen zu können. Einige Marktschreier versuchten ihre Waren zu verkaufen. „Sie wirken alle so winzig klein von hier oben.‟ Bunny, Makoto und Minako schauten sich gemeinsam die Kleider an einem der Stände an. Die meisten von ihnen waren eher einfach gehalten, in einem hellen beige, was alles verdeckte, was die anständige Frau nicht zeigen wollte. Dann aber fiel Minako ein anderes Kleid auf, dass das entsprechende Gegenteil zu dem war. Ein Kleid, geschmückt mit gelben Bändern an Armen und Hüfte. Diese Bänder konnte man so schnüren, dass sie die Vorzüge der Weiblichkeit betonte. Bei diesem Anblick musste Bunny unweigerlich an die Zeichnungen Setsunas denken. „Das da, dieses Kleid will ich anprobieren.‟, auf das Kleid mit den gelben Bändern zeigend sprach Minako die Verkäuferin an. Diese drehte sich um, schaute nach, wohin der Finger der jungen Frau ging, und wunderte sich. „Ähm, sind sie sicher, dass ähm, dieses Kleid haben damals die ...‟ „Paperlapapp! Das Kleid ist genau das richtige.‟ Noch einmal wollte die Frau Minako davon abbringen, sich tatsächlich dieses Kleid auszusuchen. Sie ahnte, dass die junge Frau nicht wusste, was dieses Kleid zu der damaligen Zeit bedeutet hatte. Woher hätte sie das auch wissen sollen. Erneut setzte sie dazu an, doch Minako war nicht von ihrem Vorhaben abzubringen. „Ein Star zeigt, was er hat.‟, plapperte sie darauf los, während sie das Kleid anprobierte. Da es sogar die richtige Größe für sie war, beschloss sie, es direkt anzubehalten, während sie weiter über den Mittelaltermarkt gingen. An den anderen Ständen zeigten Handwerker das Schmieden eines Schwertes, das Weben und Spinnen, die Maßanfertigung eines Kleides für den höheren Stand, oder das Bauen eines Karrens. Makoto wollte beim Spinnen und Weben zuschauen. Es interessierte sie, wie Klamotten hergestellt wurden. Vielleicht konnte sie dieses Wissen selber gebrauchen, wenn sie einmal Kinder hatte. Oder aber für Chibiusa. Als die Spinnerin die Zuschauerinnen bemerkte, fing sie an, ihnen etwas über ihr Handwerk zu erzählen. Während Makoto und sogar Minako interessiert zuhörten, plante Bunny schon das Erstellen ihres eigenen Hochzeitskleides. „Das Spinnen wurde damals hauptsächlich von den Frauen übernommen. Jede Frau, egal welchen Standes, sollte das Spinnen beherrschen, da dies auch als die Prüfung für ihre Heiratsfähigkeit galt. Gesponnen werden konnte fast alles, was sich dazu eignete, in langen Fäden gezogen zu werden. Doch meist handelte es sich dabei um Schafwolle oder eben Flachs. Hier verarbeite ich gerade Wolle.‟ „Darf ich das auch mal probieren?‟ Makoto interessierte sich nicht allzu sehr für die Geschichte des Spinnens, sondern viel mehr dafür, wie man es anstellte, einen gleichmäßigen Faden herauszubekommen. „Dann kommt rein.‟ Die Frau wies den drei Besucherinnen eine kleine Sitzecke zu und übergab ihnen jeweils eine Spindel und einen bereits gesponnenen, kleinen Faden. Die drei fragten sich, was sie mit dem Faden anfangen sollten, immerhin wollten sie das Spinnen selber einmal ausprobieren. Doch sie mussten die Spindel erst einmal vorbereiten, bevor sie tatsächlich anfangen konnten. Die Frau erklärte ihnen, wie es ging. „Und jetzt versucht, die Spindel so anzuschupsen, dass sie sich gleichmäßig dreht.‟ Während dies bei Makoto nach dem fünfzehnten Mal einigermaßen funktionierte, gaben die anderen beiden es auf. Statt ebenfalls den Versuch zu starten, ihr eigenes Garn herzustellen, schauten sie lieber Makoto zu. Makoto zog etwas vorhandene Schafwolle ab und setzte diese an den vorbereiteten Fransen an ihrer Spindel an. Sie begann, die Spindel zu drehen. Wie auch zuvor versuchte sie darauf zu achten, dass diese sich gleichmäßig drehte, doch der Faden, den sie hervorbrachte, ähnelte eher einer Schlange, die von einem Regenwurm gebissen wurde. Auch die Drehung war unterschiedlich stark ausgeprägt. „Ja, man muss erst eine Weile üben, bis man den Dreh heraushat.‟, ermutigte die Frau Makoto, als die drei sich von ihr verabschiedeten. Minako bemerkte die Blicke der Männer, und freute sich darüber, von ihnen beachtet zu werden. Ganz besonders, da einige der Männer richtig süß ausschauten. Kess erwiderte sie deren Blicke. Dann ging einer der Männer zu ihr. Es war ein älterer Mann, von dem sie auf dem ersten Blick wusste, dass sie nie mit ihm zusammen kommen würde. Er raunte ihr ins Ohr: „Na, wie wäre es mit einer kleinen Nummer?‟ Minako war völlig erstaunt. Was meinte er? Wie kam er auf die Idee, ihr so eine Frage zu stellen? Entsetzt drehte sie sich um und verpasste dem Sprecher eine Ohrfeige. „Aber‟, er machte eine kleine Pause. „Sie haben doch das Erkennungsmal einer Prostituierten.‟ „Was!?‟ Jetzt war Minako völlig verwirrt. Sie, eine Prostituierte, das konnte doch nicht sein. Vielleicht war es das, was die Verkäuferin ihr sagen wollte. Doch das konnte sie sich nicht vorstellen. Eine Prostituierte trug doch so gut wie gar nichts. Und Minako war diesbezüglich noch sehr bedeckt, auch wenn man einen Teil ihrer Brust sehen konnte. Die drei Freundinnen schauten sich an, und beschlossen, nachzufragen, was es damit tatsächlich auf sich hatte. Weitaus schneller, als sie von dem Stand aus weggegangen waren, standen sie wieder dort. „Ähm, das ist jetzt nicht wirklich das Kleid einer Prostituierten, oder?‟ Die Frau nickte nur. Minako wirkte wirklich baff. „Wie kommt man dazu, von diesem Kleid auf eine Prostituierte zu schließen?‟ Minako wollte es jetzt genau wissen. So ein Fehler passierte ihr bestimmt kein zweites Mal. „Die gelben Bänder‟, erklärte die Verkäuferin, „die waren in der damaligen Zeit das Erkennungszeichen dafür. Jede Prostituierte musste diese tragen.‟ Minako suchte nach einer Möglichkeit, sich wieder umzuziehen, da sie sich dieser Peinlichkeit nicht noch einmal aussetzen wollte. Tragen würde sie dieses Kleid erst wieder, wenn sie sich nicht in unmittelbarer Nähe eines Mittelalterfestes befand. „Sieh mal da, da sind Ami und Rei.‟ Bunny winkte ihren Freundinnen so heftig zu, dass diese sie kaum ignorieren konnten, so sehr sie es auch versuchten. Daher liefen sie zu ihnen. Nur so konnten sie sie stoppen, sich und vor allen Dingen sie so zu blamieren. „Musst du so schreien? Das ist ja nicht mehr zu ertragen mit dir.‟ „Ich hab nicht geschrien, sondern euch nur zugewunken.‟ „Aber dennoch blamierst du uns mit einer solchen Aktion. Du bist doch kein kleines Kind mehr.‟ „Und du auch nicht.‟ Während Bunny und Rei sich stritten, bemerkte Ami das Klingeln ihres Handy. Es war Michiru, und diese hörte sich nicht besonders gut an. Dies veranlasste sie dazu, sich eine ruhigere Ecke zu suchen. Die anderen folgten ihr. Kapitel 7: Aus dem Bann befreit ------------------------------- Während die anderen sich auf der Burg vergnügten, begab sich Michiru zurück ans Meer. Ihr war nicht nach Feiern zumute. Hier am Wasser konnte sie nachdenken, und das brauchte sie dringend. Sie konnte auch nicht verstehen, warum die anderen ihre Bedenken nicht teilten. Wie sollten sie herausfinden, ob dies eine einmalige Sache war, wenn sie sich nicht einmal in der Nähe des Wassers aufhielten? Wie konnten sie sich in solchen Zeiten amüsieren? Diese Fragen bereiteten ihr Kopfschmerzen. Sie setzte sich auf einen der Stege und tauchte ihre Füße ins Wasser. Auch wenn das Wasser kalt war, so empfand sie dies als durchaus angenehm. Wenn sie es richtig verstanden hatte, so wollten die anderen einzeln etwas unternehmen. Sie glaubte kaum, dass diese sie deswegen vermissen würden. Sie schien ganz alleine am Pier zu sitzen. Die Fischer waren schon zur See raus, und die Geschäfte geschlossen, da sie zu dieser Zeit nicht mit Kundschaft rechneten. Wer sollte auch etwas kaufen, wenn alle, die etwas kaufen würden, bereits bei der Arbeit waren. Auch Michiru rechnete daher nicht mit Gesellschaft. Doch ein junger Mann bemerkte die sitzende Frau am Steg. Er ging zu ihr und setzte sich neben sie. Es war einer der Fischer, die sie am Tag zuvor interviewt hatte. „Und, ist unser Gespräch nun in der Zeitung gedruckt worden?‟ „Nein, noch nicht.‟ Michiru überlegte, was sie jetzt sagen konnte. Sie war zwar klug, doch bemerkte sie in diesem Augenblick, dass sie sich keine Gedanken gemacht hatten, wie sie das Fehlen des Interviews in den Zeitungen erklären konnten. Sie musste sich schnell etwas einfallen lassen. „Wir bringen die Geschichte erst, wenn auch seitens der Polizei alles geklärt wurde. Noch habe ich von denen kein Statement bekommen, was der Stand der Dinge ist.‟ Erleichtert über diese Ausrede wartete sie nun auf die Antwort des Fischers. „Aber die geben doch nie Informationen an die Presse, wenn der Fall bereits abgeschlossen ist. Meist kann man dann anhand der Gerichtsverhandlungen etwas erfahren.‟ „Selbst bei den Gerichtsverhandlungen wird nicht immer alles aufgeklärt. Und es ist etwas ganz besonderes, wenn die ganze Geschichte, von Anfang bis Ende, in einem Artikel aufgearbeitet wird. Meistens muss man für eine Geschichte mehrere Einzelteile zusammenfügen.‟ Michiru ließ die soeben ausgesprochenen Worte auf sich wirken. Ja, die Erklärung war gut, und vor allem glaubwürdig. Jetzt musste sie sich nur mit Haruka absprechen, damit diese den anderen Fischern keine andere Story erzählte. „Aber wie kommt es, dass Sie nicht auf See sind? Ich dachte, ich wäre ganz alleine hier.‟ „Unser Boot ist beschädigt. Und mein Kollege besorgt gerade ein Ersatzboot.‟, antwortete der Fischer. Doch eigentlich war dies nur eine Ausrede. „Und da habe ich Sie hier sitzen sehen, und dachte mal, ich setze mich mal dazu. Und, was sitzen Sie hier so alleine am Pier? Ist das Wasser nicht viel zu kalt, um die Füße hineinzuhalten?‟ Michiru schloss die Augen und hörte den Wellen zu. „Nein, es ist nicht zu kalt.‟ Die Frage nach ihrem Tun beachtete sie dabei nicht. Er sah doch, was sie hier machte. Sie beachtete den Fischer nicht weiter. „Tohiro, wir müssen los.‟, erklang es plötzlich von einem kleinen Boot. Der Fischer, der neben Michiru saß, drehte sich bei der Erwähnung seines Namens um. Er verabschiedete sich von ihr. Michiru öffnete ihre Augen wieder. Sie beobachtete, wie der Fischer zu seinem Kollegen ins Boot stieg und zum Meer ruderte. Dann versank sie wieder in ihren Gedanken. Noch immer hatte Marinami niemanden gefunden, den sie der Meerhexe bringen konnte. Die Fischerboote waren jeweils in Sichtweite der anderen Boote. Aufgrund dessen war es für die Meerjungfrau viel zu gefährlich, einen der Männer von den Booten zu stehlen. Dort konnte sie nichts ausrichten. Dann spürte sie ein einzelnes kleineres Boot auf die anderen zufahren. Die Wellen waren noch sehr schwach, so dass sie vermuten konnte, dass dieses Boot noch nicht in Sichtweite der anderen Boote angelangt war. Schnell verschwand sie in die Tiefen des Meeres, auf den Weg zu dem einzelnen Boot. Ja, dieses Boot war noch nicht nah genug bei den anderen, bemerkte sie, als sie die Wasseroberfläche wieder erreichte. Sie schaute zum Strand. Nur eine Person war dort in weiter Ferne zu erkennen. Sie schaute hinüber zu dem Boot, dass sie sich ausgesucht hatte. Und sie schaute nach, ob eines der anderen Boote inzwischen nah genug war, um etwas über die Geschehnisse mitzubekommen. Dies war immer noch nicht der Fall. Sie begann zu singen, richtete das Lied auf das einsame Boot. Ihr Gesang war leise, schließlich sollten nur die beiden Fischer in Trance versetzt werden. Wieder sah sie zu, wie die Fischer in den Schlaf gewogen wurden, und schwamm dann zu ihnen. Doch sie unterschätzte die Reichweite ihres Gesangs. Auch eine junge Frau wiegte sich zu der Melodie hin und her. Marinami stoppte, um sich einen der Männer zu schnappen. Sie zog den Mann aus dem Boot heraus und wollte ihn ins Wasser gleiten lassen. Doch es wurde ein Platschen daraus. Diesmal glaubte sie, dass der Mann der Meerhexe reichen würde. Mit ihm in Schlepptau schwamm sie zur Höhle. Plötzlich horchte Michiru auf. Etwas hatte sich verändert. Die Geräuschkulisse war anders. Und dann dieses Planschen. Sie schaute sich um. In der Ferne sah sie noch das Boot, konnte aber nichts konkretes erkennen. Sie suchte ein Versteck. Auch als gute Schwimmerin war ihr das Wasser zu kalt, um rechtzeitig zu dem Boot zu gelangen. Sie verwandelte sich und sprang ins Meer hinein. Als Sailorkriegerin, so hoffte sie, würde sie die Kälte nicht so spüren. Schnell schwamm sie dem kleinen schwarzen Punkt nach. Aber der Punkt war zu schnell. Sie kam nicht hinterher. Was war das nur für ein Wesen? Sie war doch eine hervorragende Schwimmerin, und dieser Punkt war noch weitaus schneller als sie. Und er war groß genug, um sich nicht nur um einen kleinen Fisch zu handeln. Große Fische vermutete sie so nahe des Strandes nicht. Diese bevorzugten eher tiefe Gewässer. Sie schwamm zu der Stelle, an der sie den schwarzen Punkt verloren hatte. Dort schaute sie sich um. Der schwarze Punkt war schon längst nicht mehr zu sehen. Sie wusste nicht, wohin dieser Punkt verschwunden war. Da bemerkte sie in der Nähe das Boot, in dem der Fischer von eben eingestiegen war. Beim Boot angekommen, untersuchte sie dieses. Auch hier fand sie, wie zuvor Ami, eine weitere große Schuppe. Einer der Fischer lag im Boot, rührte sich nicht. Es schien ihr, als wäre dieser Fischer nur bewusstlos, was sie einigermaßen beruhigte. Ihm war nichts geschehen. Und, was in diesem Augenblick für sie fast noch wichtiger war, er konnte ihre Identität nicht verraten. Doch was auch immer hier vorging, es war noch nicht vorbei. Nein, sie bekam mittlerweile das Gefühl, als wenn die ganze Sache erst richtig anfangen würde. Die Schuppe nahm sie an sich, und schwamm wieder zurück. *** „Wo steckt dieses nichtsnutzige Ding! Wie kann sie es wagen, mich so lange warten zu lassen. Meerjungfrau, komm...‟, die Meerhexe stockte, als sie das Ankommen der herbei befohlenen Dienerin bemerkte. Marinami überbrachte der Meerhexe ihre Beute. So ungeduldig, wie diese war, wollte sie möglichst schnell wieder verschwinden. Doch daraus wurde nichts. Denn die Meerhexe hielt sie am Arm fest, als sie ihr den Mann entriss. „Hiergeblieben! Dieses Mal warte ich nicht.‟ Die Meerhexe nahm den jungen Mann an sich und entzog ihm sämtliche Energie. Damit fertig, warf sie ihn der Meerjungfrau in die Arme. Er hatte nicht das, was sie von ihm wollte, nicht mehr. „Bring ihn weg von hier! Und dann versteck' dich! Ich kann es nicht gebrauchen, wenn jemand dich entdeckt.‟ Was? Hieß das, das sie nicht nach einem neuen Opfer suchen sollte? Doch sie traute sich nicht, die Meerhexe explizit danach zu fragen. Den Mann nahm sie mit, als sie sich wieder auf dem Weg zum Boot machte. *** Michiru saß wieder auf dem Steg und schaute sich die Schuppe genauer an. Sollte sie den anderen Bescheid geben, was sie hier gefunden hatte? Sollte sie ihren Freundinnen den Tag wirklich verderben? Sie entschloss sich dafür, es war wichtiger, dass die Ereignisse geklärt wurden. „Ami Mizuno hier, wer ist da?‟ „Hier ist Michiru.‟, sagte diese etwas atemlos in der Telefonzelle. „Ich glaube, ich habe da eben etwas im Meer gesehen.‟ „Warte mal, wir müssen kurz an einen ruhigeren Ort gehen. Sonst verstehe ich hier kaum ein Wort.‟ Gesagt, getan. Ami gab den anderen ein Zeichen, dass sie sich von dem Fest entfernte, bevor sie weitersprach: „Jetzt kann ich dich besser verstehen. Was gibt es?‟ „Ich habe eine weitere Schuppe gefunden, dort, wo ich glaubte, etwas gesehen zu haben.‟ „Was hast du denn am Meer gemacht?‟ „Na hör mal, du, ebenfalls Kriegerin des Wassers, fragst mich das?‟ „Schon gut, schon gut. Hast du den Fisch gesehen, der solche Schuppen trägt?‟ „Nein, hab ich nicht. Dafür war ich zu weit entfernt. Aber ich habe kurz vorher mit dem Fischer gesprochen, der jetzt verschwunden zu sein scheint. Der zweite Fischer lag noch da, bewusstlos.‟ „Und der eine Fischer war weg?‟ „Ja, warum? Woran denkst du?‟ „Ganz einfach, an dem, wie auch an dem Boot der beiden toten Fischern, wurde eine Schuppe gefunden. Und die beiden Fischer wurden in der Nähe ihres Bootes aufgefunden, auch wenn der Polizist meinte, dass sie unterschiedlich gestorben sind. Wenn es dasselbe Wesen war, halte ich es für wahrscheinlich, dass der vermisste Fischer wieder in der Nähe des Bootes auftauchen wird. Und da können wir ihn erwischen.‟ „Und, was heißt das jetzt, Ami?‟ Auch die anderen hörten dem Gespräch zu, und bekamen daher die Schlussfolgerungen der Strategin mit. „Das wir jetzt das Fest verlassen und zu Michiru gehen. Zwölf Augen sehen mehr als zwei.‟, richtete Ami an die Mädchen in ihrer Umgebung. „Michiru, wo bist du genau? Wir kommen direkt zu dir.‟ Ja, wo war sie denn genau. Sie schaute zurück zum Pier. „Pier 14. Ich bin kaum zu verfehlen, da sich kaum jemand anderes am Strand aufhält.‟ Als Michiru Ami angerufen hatte, klang die Nachricht von ihr so dringend, dass diese sogar darauf verzichteten, die anderen zu suchen. So liefen Ami, Bunny, Makoto, Minako und Rei zum Strand, auf dem schnellsten Weg, der ihnen einfiel. Eine viertel Stunde später erschienen die inneren Sailorkriegerinnen bei Michiru. Diese wunderte sich, dass ihre Freundin nicht dabei war. Doch viel Zeit blieb nicht zum wundern, da sie sich alle, mit ihrem Boot, auf dem Weg zu dem einsam umher treibenden Boot machen mussten. Sie wollten in Sichtweite sein, falls der zweite Fischer wieder zurückgebracht wurde. *** Marinami brachte den jungen Mann tatsächlich wieder in die Nähe des Bootes. Da sie nicht damit rechnete, dass eines der anderen Boote in die Nähe kam, wo das einzelne Boot lag, aus dem sie den Fischer entführt hatte, achtete sie nicht auf die Schwingungen des Wassers. Sie stieß ihn nach oben. Die Meerjungfrau wechselte die Richtung. Hatte die Meerhexe ihr doch befohlen, sich anschließend zu verstecken. Beim Wenden bemerkte sie auch, dass sich ein anderes Schiff in der Nähe befand. Michiru bemerkte den Schatten im Wasser, kurz, bevor der Fischer wieder an die Wasseroberfläche gelangte. „Bunny, Ami, da, seht mal.‟ Sie zeigte auf etwas Dunkles im Wasser. „Was ist das? Ein Hai?‟ „Jetzt übertreibe nicht, Bunny. Ein Hai ist das ganz bestimmt nicht.‟ Auch Makoto, Minako und Rei standen an der Reling und schauten nach unten ins tiefe Meer. Doch der Schatten hatte sich entfernt. Marinami fluchte. Wie hatte sie nur so unvorsichtig sein können, dass sie dieses Schiff nicht bemerkt hatte? Nun versteckte sie sich unter diesem Schiff. Sie wusste ja nicht, dass sie schon von oberhalb dieses Schiffes entdeckt worden war. „Der Schatten da unten, der ist bestimmt dafür verantwortlich.‟ „Wir sollten nachsehen, was das für ein Schatten ist.‟ „Aber ich bleibe hier oben. Das Wasser ist mir viel zu kalt, um darin zu tauchen.‟ Die anderen verdrehten die Augen aufgrund Bunnys Bemerkung. Auch wenn Bunny keine Jugendliche mehr war, empfindlich gegenüber der Kälte war sie immer noch. Minako schloss sich ihr an. „OK, dann passt ihr beide auf unser Schiff auf.‟ Michiru und Rei stiegen auf der rechten, Ami und Makoto auf der linken Seite ins Wasser. Der Schatten sollte ihnen nicht entkommen, deshalb wollten sie ihn umzingeln. Sie tauchten unter, und staunten nicht schlecht, als sie allen Ernstes einer Meerjungfrau gegenüberstanden. Marinami erschrak, als sie in der Gesicht der türkis haarigen Frau blickte. Scheiße, ich bin entdeckt worden, kam es ihr in den Sinn. Sie drehte sich um, und schaute in ein anderes Gesicht. An allen vier Seiten war es dasselbe. Der Weg nach oben war durch das Boot versperrt, der Weg nach unten durch die Unfähigkeit, rückwärts zu schwimmen. Michiru gab ihren drei Mitstreiterinnen ein Zeichen, das sie wieder nach oben schwimmen würden, packte die Meerjungfrau am Arm und zwang diese so, ebenfalls mit den vier anderen an der Wasseroberfläche aufzutauchen. Doch die Meerjungfrau wehrte sich. Sie versuchte, sich aus dem Griff von der Frau zu lösen. Makoto, die diesen Versuch bemerkte, beschloss, sie ebenfalls festzuhalten. Sollte diese sich dann von einer von ihnen befreien können, so hielt die andere sie dennoch fest. „Du glaubst gar nicht, was wir eben gesichtet haben.‟, stieß es aus Rei heraus. Bunny und Minako liefen zu der Seite, aus der sie Reis Stimme vernommen hatten. Auch die anderen waren, mit einer Unbekannten, wieder aufgetaucht. Doch wer war diese Unbekannte, und warum schien diese nicht zu frieren, auch wenn selbst Makoto sich stark zusammenreißen musste, um nicht allzu heftig zu zittern. „Was habt ihr denn gesichtet?‟ Als Antwort zeigte Ami auf die Meerjungfrau. Die beiden Trockenen sahen eine weitere durchnässte Frau ohne Oberteil, aber etwas seltsames konnten die beiden nicht sehen. Das Meer war nicht klar genug, um den Schwanz der Meerjungfrau preiszugeben. Plötzlich schrie Ami auf. Makoto und Michiru lösten den Griff auf die Meerjungfrau leicht, so dass diese ihre Chance sah, zu entkommen. Doch schnell hatten die beiden Frauen sich von dem Schreck erholt, und festigten den Griff um die Meerjungfrau wieder. „Was ist, Ami? Warum hast du geschrien?‟ Etwas zittrig zeigte Ami auf den umher treibenden Fischer. Auch die anderen erschraken, als sie den Mann sahen. Michirus Griff wurde fester. „Bist du dafür verantwortlich?‟ Marinami überlegte. Was sollte sie nur antworten. Die Meerhexe durfte sie nicht verraten, das war ihr klar. Sie überlegte sich schon eine Ausrede, als sie den Kopf schüttelte. „Nein, ich weiß nicht, was mit ihm ist.‟ „OK‟ Ami glaubte ihr nicht, da ihre Gefangene etwas zu lang für die Antwort gebraucht hatte. „Wer bist du? Und was hast du hier zu suchen?‟ „Marinami‟, diese Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. Und etwas trotziger fuhr sie fort: „Und dies ist das Meer, meine Heimat. Was also habt ihr hier zu suchen?‟ „Wir haben genau dasselbe Recht, hier zu sein wie du.‟ Makoto machte eine kleine Pause. „Uns ist durchaus klar, dass Meerjungfrauen das Wasser bevorzugen.‟ Bunny und Minako, die diesem Gespräch vom Schiff aus zuhörten, staunten bei der Erwähnung des Wortes Meerjungfrau. Die Augen wurden größer, und die beiden versuchten, den nun erwarteten Fischschwanz zu erkennen. „Aber du hast für die Antwort bezüglich des Fischers weitaus länger gebraucht als für die Nennung deines Namens. Und das sagt mir, dass du lügst. Du hast etwas mit mit dem Zustand des Fischers zu tun. Oder du weißt zumindest, was geschehen ist.‟ „Nein, ich weiß nicht, was passiert ist. Er ist ein Mensch, keiner von uns.‟ „Uns? Wen meinst du alles mit uns?‟ Reis energische Frage verunsicherte die Meerjungfrau noch mehr, als diese es ohnehin schon war. „Die Wesen der Meere.‟, antwortete Marinami. Leise flüsterte sie noch: „Ich darf >sie< nicht verraten.‟ Doch das Flüstern war nicht leise genug. Die Mädchen hörten es, und sprachen sie auf die ominöse >sie< an. Jetzt hatte Marinami sich endgültig verraten. Sie durfte nichts sagen. Daher musste sie sich etwas einfallen lassen. Da sie befürchtete, etwas zu sagen, dass sie in weitere Schwierigkeiten bringen würde, ging sie zum Angriff über. Mit einem kräftigen Schlag ihrer Schwanzflosse stieß sie sich vom Wasser ab. Michiru und Makoto konnten die Meerjungfrau nicht mehr halten. Sie wurden zurück ins Wasser geschleudert. Nicht einmal zum Luft holen hatten sie Zeit. Die Übrigen reagierten schnell, griffen zu ihren Verwandlungsstäben und wurden zu ihrem jeweiligen Sailor-Ich. „Kette der Venus, fang sie!‟ „Wasserstrahl, flieg und frier!‟ Nun befand sich die Meerjungfrau eingesperrt zwischen Feuerherzen und gefrorenen Wasser. Was für eine bescheuerte Kombination, dass ausgerechnet Feuer und Wasser zusammenarbeiteten. Sie kämpfte gegen die Gefangenschaft an. Wenn sie schon nicht freikam, so wollte sie ihre Gegnerinnen wenigstens so aus der Fassung bringen, dass die magischen Attacken an Kraft verloren. Sie konzentrierte ihre Kräfte auf das unter ihr fließende Wasser und versuchte, eine Welle zu formen. Michiru und Makoto strauchelten, um wieder an die Oberfläche zu gelangen. Sie waren so überrascht gewesen, als sie ins Wasser gefallen sind, dass sie beide wussten, dass sie recht schnell wieder nach oben mussten. Oben angekommen, verwandelten auch sie sich. Marinami verleitete eine Welle dazu, die Sailorkrieger anzugreifen. Michiru startete eine Gegenattacke. Wasser traf auf Wasser, doch Michirus Energieball war stärker als die Welle der Meerjungfrau. Leicht abgeschwächt traf dieser Marinami. „Macht des Mondes, verwandle sie zurück!‟ Bunny wusste zwar nicht, ob die Meerjungfrau wirklich zurückverwandelt werden konnte, aber bei anderen Gegnern hatte dies auch schon gefühlte tausendmal funktioniert. Das Wasser in der Meerjungfrau normalisierte sich. Die Mondenergie löste die Blockaden, die die Meerhexe ihr auferlegt hatte. Sie spürte, wie sie wieder sie selbst wurde. Durch diesen Umstand war sie auch viel zu verwirrt, um weiterhin an Flucht zu denken. „Und jetzt noch einmal. Was weißt du über diesen Mann?‟, wiederholte Rei die noch unbeantwortete Frage. Marinami fürchtete sich noch immer vor der Meerhexe, jetzt mehr denn je. Sie traute sich daher nicht, ihr Wissen preiszugeben. Lügen konnte sie aber nicht gut, und die Frauen haben sie auch schon dabei erwischt. Um nichts sagen zu müssen, schüttelte sie nur den Kopf. Bunny bemerkte, dass die Meerjungfrau aus Angst nicht sprach. Es war schon seltsam, auch bei verschiedenen Spezies waren eindeutig Ähnlichkeiten im Gesicht zu erkennen. „Wovor hast du Angst?‟, fragte sie direkt heraus. „Weshalb glaubst du, dass ich vor irgendetwas Angst habe?‟ „Weil du genauso aussiehst, wie jeder, der vor etwas Angst hat. Also, wovor? Und was ist mit dem Mann geschehen?‟ Marinami ergab sich. Sie war aufgeflogen. Und auch, wenn sie während dieser Taten nicht ganz sie selbst gewesen war, erinnerte sie sich an alle Geschehnisse. Diese Frauen waren stark genug gewesen, sie aus dem Bann zu befreien. Also hoffte sie nun, dass sie auch stark genug waren, um die Meerhexe besiegen zu können. „Sie hat ... hat ihn‟, stotterte sie „als Nahrung benutzt.‟ „Wer ist >sieJa< gesagt. Doch dies behielt sie für sich. „Und wie oft ist etwas passiert, als wir im Kampf getrennt worden sind?‟ Der Konter saß. Keine von ihnen konnte diese Aussage entkräften, auch wenn bis jetzt immer alles gut ausgegangen war. Doch dieses Glück würden sie nicht immer haben. „Also gut, bleiben wir zusammen.‟ Gemeinsam mit den Katzen durchsuchten sie die Höhle. Da sie nicht wussten, wie die Meerhexe aussah, hielten sie nach allem ungewöhnlichen Ausschau. Doch was war ungewöhnlich für eine Höhle? Felsen und Steine hielten sie jedenfalls nicht dafür. „Der See, er strahlt eine dunkle Macht aus.‟ Rei starrte auf das Wasser. Es gefiel ihr nicht, dass sie die Quelle der Macht nicht genau lokalisieren konnte. Unterdessen beobachtete die Meerhexe die Neuankömmlinge in ihrer Höhle. Sie wollte sich nicht zu erkennen geben. Bevor sie selbst in Erscheinung trat, wollte sie die Kampftechniken ihrer Gegnerinnen analysieren. Doch wie sollte sie diese zum Kämpfen bringen, ohne sich selbst zu offenbaren? Ihr Blick fiel auf die Fische, die im kleinen Teich der Höhle umher schwammen. „Irgendetwas passiert im Wasser!‟ Wieder fiel Reis Blick zum See. Auch Michiru spürte dies, sogar noch deutlicher als die Feuerkriegerin, da sie sich dem Wasser verbunden fühlte. Sie holte ihren Spiegel hervor, und befragte ihn erneut nach der Ursache. Kaum hatte die Meerhexe die meisten anwesenden Fische unterworfen, da bemerkte sie auch schon, wie zwei der Frauen nach der Ursache für eine plötzlich aufsteigenden Energie suchten. Sie musste ihre Kraft verbergen. Sie befahl den Fischen noch, die Frauen in der Höhle anzugreifen, bevor sie einen Schutzschild aus Wasser um sich herum aufbaute. Sie hoffte, schnell genug damit fertig zu sein, um nicht entdeckt zu werden. Michiru sah denselben Schatten in ihrem Spiegel, den sie schon damals im Hintergrund des toten Fischers gesehen hatte. Sie wusste nun, dass sie die richtige Höhle gefunden hatten. „Sie muss hier irgendwo sein.‟ „Verrät dein Spiegel uns auch, wo genau sie ist?‟ „Nein, ich sehe nur denselben Schatten.‟ Die Fische versammelten sich und machten sich zum Sprung bereit. Die meisten sahen harmlos aus, aber auch einige Piranhas waren unter ihnen. Sie schauten zu den Frauen hin, und sprangen ihnen entgegen. Nicht einmal der Anblick der Katzen hielt sie zurück. Erschrocken schauten die Sailorkrieger zu der formierten Fischarmee. Es gefiel ihnen nicht, dass die Fische nicht einmal davor zurückschraken, aus dem Wasser zu springen. Die mussten doch wissen, dass sie von dort nicht mehr ins Wasser zurück kamen. Als ein paar Piranhas sich Luna näherten, drehte die Katze sich in die andere Richtung und lief davon. Artemis kam ihr hinterher. Auch er hatte Angst vor der Übermacht der Fische. Dabei war den Katzen durchaus klar, dass die Situation unheimlich dämlich wirken musste. Zwei Katzen, die Angst vor einigen Fischen, ihrer möglichen Beute, hatten. Mögliche Beute, dieser Gedanke brachte Artemis auf eine Idee. Er, zumeist ein Feigling und etwas tollpatschig, schritt auf den ersten, ihnen nächsten Fisch zu. Der Fisch schnappte nach ihm, erwischte aber nur die Luft. Artemis sprang einen Schritt zurück. Erst, als der Fisch mit dem Schnappen fertig war, trat er erneut auf ihn zu. Er biss seiner Beute ins Genick. Ja, jetzt konnte er Luna beweisen, dass er ein richtiger Kater war, einer, der auch in der Natur überleben und seine Freundin beschützen konnte. Leider achtete er dabei nicht auf die restliche Überzahl an Fischen. Der nächste Piranha stand schon in den Startlöchern, sprang auf ihn zu und biss ihn in die Pfote. „Aua!‟, schrie der Kater, als er versuchte, den Fisch abzuschütteln. Die Fische hingegen hielten dies für eine Art ausgleichende Gerechtigkeit. Wenn der Kater einen von ihnen biss, war es nur gut, dass auch einer von ihnen den Kater biss. Minako lief zu ihrem Kater und beugte sich zu ihm runter. Sie sah das Dilemma, wusste aber auch nicht so recht, was sie dagegen tun sollte. Sie selbst hatte ebenfalls viel zu viel Angst davor, von dem Fisch gebissen zu werden, um diesen in die Hand zu nehmen. Bunny rief ihr Zepter zur Hilfe. „Macht des Mondes, verwandle sie zurück.‟ Die Energie des Mondzepters konzentrierte sich auf den Wunsch von Bunny, und reinigte die Energien der Fische, so dass sie aus dem Bann der Meerhexe befreit wurden. Dies sorgte zwar dafür, dass die restlichen Fische nicht mehr aus dem Wasser sprangen. Doch brauchte Artemis nicht darauf zu hoffen, dass der Piranha ohne die Beeinflussung der Meerhexe den Biss lösen würde. Er war schließlich ein Raubfisch, und seine Zähne eigneten sich prima dafür, zuzubeißen. Die restlichen Fische zappelten in der Höhle auf dem Boden, versuchten aber nicht mehr, nach den Menschen zu schnappen. Die Mädchen bekamen Mitleid mit den Fischen. Michiru erschuf einen Energieball, der die Fische wieder zurück ins Meer schob. „Könnte sich jemand wieder auf mich konzentrieren?‟ „Jammere nicht so, Artemis. Damit bekommen wir ihn auch nicht von deiner Pfote weg.‟ „Aber das tut so weh.‟ Haruka wurde das Gejammere des Katers leid. Sie trat auf Minako zu, und packte den Fisch an den Kiemen. Dieser konnte gar nicht anders, als sein Maul zu öffnen. Artemis zog seine Pfote raus, und schnitt sich dabei auch einen seiner Ballen auf. „Doofkatze!‟ „Wir haben jetzt keine Zeit für eure Albernheiten. Oder habt ihr die Meerhexe vergessen?‟ Beide, Bunny und Luna, bekamen ein schlechtes Gewissen, da Artemis nun wirklich nichts für den Biss konnte. Außerdem hatte Ami recht, sie hatten die Meerhexe noch nicht besiegt, und durften sich nicht von ihren Späßen ablenken lassen. Auch wenn die Späße durchaus ihre Angst vor dem bevorstehenden Kampf lindern konnten. Die Meerhexe fluchte. Sonderlich viel konnte sie nicht über ihre Gegnerinnen erfahren, da diese ihre Fische besiegt hatten. Die Katzen stellten keine Bedrohung dar, ganz besonders, da Katzen normalerweise das Wasser meiden. Doch wie sollte sie die Frauen erledigen. Diese würde sie nicht in ihrem Bann ziehen können, da es sich um Landbewohner handelte. Doch bestanden ihre Körper nicht auch zum großen Teil aus Wasser? Dazu müsste sie die Frauen nur in den See locken. Jedoch flohen diese eher vor den Fischen an den Rand der Höhle, und nicht ins Wasser. Es wäre ja auch nicht sonderlich intelligent gewesen, vor Fischen ins Wasser zu flüchten. Da sich zur Zeit keine Wesen in der Nähe befanden, die unter ihrer Kontrolle standen, beschloss sie, sich selbst dem Kampf zu stellen. Sie erschuf das Abbild einer Frau aus Wasser, schlüpfte in das Abbild hinein und kontrollierte deren Bewegungen. Dies war nicht besonders schwer, da diese Frau keinen eigenen Geist besaß. Hotaru bemerkte das Auftauchen der Meerhexe. Sie erkannte die Kraft dieser Frau, und wusste daher, dass diese ihnen gefährlich werden konnte. Mit dem Finger zum Meer warnte sie die anderen vor. Diese drehten sich um, und sahen sich mit einer überdimensional großen Frau konfrontiert, die auch auf Wasser laufen konnte. Sie standen sich gegenüber. Die Sailorkrieger an Land, die Meerhexe im Wasser der Höhle. Beide Seiten versuchten, die Kräfte des Gegners einzuschätzen. Vorerst wagte keine von ihnen, den ersten Schritt zu tun. Dann wusste Michiru das Warten zu viel. Sie erzeugte einen Energieball aus Wasser, und schleuderte diesen der Meerhexe entgegen. Diese lachte nur. Der Energieball hatte keine Auswirkung auf sie. Die Meerhexe schlug zurück. Sie bewarf ihre neun Gegnerinnen ebenfalls mit Wasser, doch die Energie, die diesem Wasser innewohnten, waren weitaus dunkler als die Michirus. Sie presste ihre Gegner damit an den Rand der Höhle. Als der Angriff der Meerhexe abschwächte, rappelte Rei sich auf. „Feuersturm, flieg!‟ Wenn Wasser und Feuer Gegner waren, so gewann in den allermeisten Fällen das Wasser, so auch diesmal. Die Meerhexe parierte den Angriff ohne Probleme. Sie löschte das Feuer einfach. Doch so leicht wollte Rei sich nicht geschlagen geben. Sie nickte Minako zu, und beide vereinten ihre Angriffe. Doch auch, wenn das Feuer so stärker war, so unterlagen sie dennoch. Wenn Feuer nichts brachte, so wollten Ami und Michiru es noch einmal mit einem Wasserangriff versuchen. Ami wollte die Meerhexe einfrieren, während Michiru sie zerfetzen wollte. „Ihr wollt mich mit meinem eigenen Element besiegen!‟, lachte sie. Dann ging die Meerhexe ihrerseits zum Angriff über. Aus drei verschiedenen Richtungen stieß Wasser aufeinander. Der Strahl der Meerhexe war der stärkste der drei, und drängte die Angriffe der Sailorkriegerinnen zurück. Ami und Michiru lagen am Boden, unfähig, wieder aufzustehen. Denn die Meerhexe hielt die Gewässer der Mädchen in ihrer Gewalt. Sie waren wie erstarrt, konnten sich nicht mehr bewegen. „Ami, Michiru, was ist mit euch?‟ Bunny bemerkte, dass ihre beiden Freundinnen nicht mehr aufstanden. Sie lief zu ihnen. Beide antworteten nicht. Doch sie schienen nicht bewusstlos zu sein. „Sie werden von ihr gefangen gehalten.‟, bemerkte Setsuna. Hotaru lief ebenfalls zu den beiden hin. Auch wenn sie nicht aktiv gegen die Meerhexe kämpfen konnte, so hoffte sie dennoch, ihren Freundinnen helfen zu können. Als sie zwischen Ami, Michiru und der Meerhexe stand, erhob sie ihre Waffe. „Saturn schütze sie!‟ Dies half. Ami und Michiru konnten sich aus dem Bann befreien, Makoto, sie ebenfalls bei ihnen stand, half ihnen auf. Jetzt wollte Bunny ihr Glück versuchen. Vielleicht klappte es ja, dachte sie sich, als sie ihr Zepter erscheinen ließ. War sie doch bisher immer in der Lage gewesen, ihre Gegner in etwas harmloses zurückzuverwandeln. Doch was war die Meerhexe vorher, bevor sie zur Meerhexe geworden war? Sie rief die Macht des Mondes an, ihr bei der Rückverwandlung der Meerhexe zu helfen. Doch die Energien der Meerhexe war stark genug, der Macht des Mondes zu trotzen. Sie erschuf ein Schutzschild, den die Mondenergie nicht zu durchdringen vermochte. Nach Bunnys Angriff schlug die Meerhexe zurück. Mit einem Wassertentakel schlug sie ihr den Stab aus der Hand. Bunny versuchte nach ihm zu greifen, doch der Tentakel schleuderte ihn auf die andere Seite der Höhle. Ami analysierte die Situation, während die anderen weiterhin versuchten, die Meerhexe von ihr abzulenken. Diese wussten, dass Ami Zeit brauchte, um eine Lösung für ihr Problem zu finden, und dass sie ihr diese Zeit verschaffen mussten. Einzeln griffen sie sie an, doch dieses Mal rechneten sie nicht damit, die Meerhexe auf diese Weise besiegen zu können. Dazu waren ihre Angriffe viel zu schwach angelegt. Aber ihr Ziel erreichen sie damit durchaus. Die Meerhexe konzentrierte ihre Angriffe auf sie, und nicht auf Ami. Zuerst versuchte Ami, die Quelle der Macht der Meerhexe zu finden. Sie holte ihren Computer raus, aktivierte ihre Spezialbrille, und scannte die Höhle. Doch innerhalb der gesamte Höhle war, mit Ausnahme der Meerhexe selbst, nichts zu sehen, was der Meerhexe als Energiequelle dienen konnte. Die Quelle der Macht konnten sie also nicht ausschalten. Dann wandte Ami ihre Analysen der Meerhexe selbst zu. Woraus bestand sie? Wie kämpfte sie? Gab es an ihr irgendwelche Schwachstellen? Die Antwort all dieser Fragen würde dem Team zum Sieg verhelfen. Die Meerhexe konnte ihre Gestalt nach belieben anpassen. Daher ging Ami davon aus, dass sie keinen festen Körper besaß. Hatte ein Sailorteam-Mitglied ein Körperteil von der Meerhexe abgetrennt, platschte dieser direkt ins Wasser. Dann bemerkte sie, dass der Körperteil nicht einfach nur ins Wasser fiel, nein, er schien auch aus Wasser zu bestehen. Dies brachte sie auf eine Idee. „Ich weiß, wie wir sie besiegen können. Kommt alle her!‟, rief sie den anderen zu. Das Sailorteam stellte seine Angriffe ein. Dies machte die Meerhexe nervös. Noch einmal schleuderte sie eine Wasserfontäne auf die anderen zu. Jetzt bereute sie es, sich nur auf die kämpfenden Frauen konzentriert und die zurückhaltende Wasserkriegerin ignoriert zu haben. Sie musste verhindern, dass diese den anderen ihren Plan erklären konnte. Daher beschloss sie, alle gegen die Wand der Höhle zu drängen. „Seifenblasen, fliegt!‟ Ami richtete ihre Attacke nicht direkt gegen die Meerhexe. Sie wusste dass sie damit nichts erreicht hätte. Nein, sie wollte nur, dass die anderen ungesehen zu ihr laufen konnten. Ihr Plan ging auf. Die anderen rappelten sich auf und gelangten zu ihr, noch bevor die Wirkung der Seifenblasen nachließ. Die Meerhexe sah, dass sie sich alle zusammengerottet hatten. Wenn sie ihnen noch etwas entgegensetzen, oder sie gar besiegen wollte, so musste sie schnell handeln. Sie startete einen erneuten Angriff. „Hotaru, Schutzschild!‟, rief Ami. Diese reagierte prompt. Dann erklärte sie den anderen ihren Plan: „Wir richten alle unsere Energien auf Makoto, und du, Makoto, richtest einen gewaltigen Blitz auf die Meerhexe. Das dürfte sie besiegen.‟ Die anderen, ganz besonders Bunny und Makoto, wirkten etwas verwirrt. Normalerweise stärkten sie mit ihrer Kraft Bunny. „Warum auf mich?‟, fragte Makoto daher. Die anderen stimmten ihrer Frage zu. „Mach's einfach, bevor Hotaru das Schutzschild nicht mehr aufrecht erhalten kann.‟ Die Warnung wirkte. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Innerste ihrer Kraft. Die Übrigen, mit Ausnahme von Hotaru, stärkten sie mit ihren Energien. Als sie die Macht der anderen in sich spürte, begann sie. „Hör mich an, Schutzplanet Jupiter, erzeuge den Sturm, erschaffe die Wolken und schick mir deinen Donner. Blitz und Donnerschlag, fliegt!‟ Der Blitzableiter ihres Diadems erschien. Die Elektrizität in der Höhle steigerte sich, und Makoto führte einen Drachen aus Blitzen direkt in das Innere der Meerhexe. Diese konnte der Kraft nicht widerstehen und löste sich auf. Erleichtert über den Sieg sanken sie alle zu Boden. Sie brauchten sich keine Gedanken mehr darum zu machen, dass die Meerhexe weitere Menschen tötete. Aber eine Sache ließ ihnen keine Ruhe. „Wieso wolltest du, dass ich die Meerhexe besiege?‟, fragte Makoto, die tatsächlich auf die Erklärung gespannt war. „Die Meerhexe bestand aus Wasser, und durch Elektrizität wird Wasser gespalten. Und da sie durch keinen unsere Angriffe geschwächt wurde, konnte Bunny sie nicht zurückverwandeln. Und da war diese Vorgehensweise die einzige funktionierende. Und es hat ja auch geklappt.‟ Da Amis Erklärung sich sehr technisch anhörte, fragten sie nicht weiter nach. Es hätte sowieso keinen Sinn, da sie nicht viel davon verstanden. Es stimmte, dass der Plan funktioniert hatte. Dies reichte ihnen. Epilog: Grillen --------------- Vom Kampf erholt, dachten sie darüber nach, sofort wieder zu verschwinden. Sie waren alle durch die Attacken der Meerhexe durchnässt und verfroren. Ihnen war so kalt, dass sie die Windstille der Höhle der Brise des Ozeans vorzogen. „Rei, wir brauchen ein Lagerfeuer, und zwar schnell.‟ „Und wo soll das Feuer bitte entzündet werden?‟ Gemeinsam schauten sich alle um. Felsen und Steine eigneten sich nicht dafür, und das Wasser noch weniger. Holz war in der Höhle nicht zu finden. „Vielleicht sollten wir die Algen als Brennmaterial benutzen?‟ Sie versuchten es, doch die Algen verbrannten viel zu schnell, als sie trocken genug waren, das Feuer anzunehmen. Sie fluchten. Sie fanden nichts, was auch nur ansatzweise lange brannte. „Heize die Steine auf. Vielleicht speichern die ja die Wärme?‟ Gesagt, getan. Die Steine trockneten und erwärmten sich. Die gesamte Gruppe versammelte sich um die Steine, die bereits begannen, die erhaltene Wärme abzustrahlen. „Vielleicht solltest du die Steine weiter aufheizen, damit wir die Fische da grillen können?‟ „Typisch Bunny. Denkt immer nur ans Essen.‟ Die anderen schüttelten nur mit dem Kopf. „Aber wer satt ist, friert nicht so stark. Und außerdem habe ich Hunger.‟ Makoto ging zu den Fischen hinüber, die von Michirus Energieball nicht ins Wasser zurückgeschleudert wurden. Diese rührten sich nicht mehr. Da die Fische an sich alle essbar waren, nahm sie diese mit zu den Steinen. „Vielleicht sollten wir doch einige Algen auf die Steine legen? Wenn wir einen ganzen Strang Algen nehmen, bekommen wir eventuell auch ein leichtes Raucharoma beim Grillen hin.‟ Haruka fischte ein paar Algen aus dem Teich heraus, und legte diese auf die Steine. Diese trockneten im Nu. Schnell legte Haruka weitere Algen hinzu. Erneut heizte Rei die Steine auf. Haruka warf einige Algen und Makoto legte die Fische dazu. Während die Fische dort garten, setzten sich auch die anderen um diese Steinheizung. Sie wärmten sich auf. „Hieß es nicht ursprünglich, dies sollte eine einsame Insel sein?‟ „Stimmt, sonderlich einsam kam mir die Insel auch nicht vor.‟ „Das liegt aber auch daran, dass wir zur Hauptsaisonzeit hierhin gefahren sind. Ansonsten wohnen nur die Fischer hier.‟ „Aber findest du nicht, dass es etwas seltsam ist, mit einer einsamen Insel zu werben, wenn man dort kaum einen Platz findet, an dem man wirklich alleine sein kann?‟ Alle lachten. Es stimmte, diese Werbung wirkte in Anbetracht der derzeitigen Situation etwas irreführend. Einsam war es zwar in der Höhle, doch nicht auf der Insel an sich. „Und, wie war das Leben im Mittelalter so? Ihr habt ja schließlich einen ganzen Vormittag mitbekommen, wie es damals so zuging.‟ „Keine Schule, keine Mathehausaufgaben, keine Abschlussprüfungen, für die man lernen muss‟, schwärmte Bunny den anderen vor. Doch so richtig ließen die anderen sich nicht von ihren verklärten Beschreibungen beeindrucken. „Keine Heizung, kein warmes Essen, wann immer man Hunger hat.‟ Diese Aufzählung, vorgetragen in derselben Stimmung wie die Aufzählung zuvor von Bunny, gefiel dieser nun wirklich nicht. Sie schüttelte sich. Doch auch einige andere hielten sich wärmend die Arme um die Beine. „Glaubst du etwa, damals hätten Frauen nichts lernen müssen? Du stellst es dir viel zu romantisch vor.‟ „Ja, was denn?‟ „So blöd kannst auch nur du fragen. Frauen mussten damals viel im Haushalt machen. Sie mussten mit der Hand waschen, spinnen, was du im Übrigen recht schnell aufgegeben hast.‟ „Du doch auch, Minako.‟ „Ja, aber ich bin nicht so verträumt wie du und‟ Die anderen konnten nicht glauben, dass Minako dies soeben von sich gegeben hatte. Sie war Bunny doch am ähnlichsten. „Und du, Haruka, was hast du so gemacht?‟ „Bestimmt hast du beim Turnier mitgemacht, und gewonnen.‟ „Stimmt, ich war beim Turnier.‟ „Und die haben dich mitmachen lassen? Damals war die Trennung zwischen Frauenarbeit und Männerarbeit noch weitaus ausgeprägter als heute.‟ „Die haben bestimmt nicht gewusst, dass Haruka eine Frau ist.‟ „Dann sollten die vielleicht besser hinschauen.‟ Es ging ihr allmählich auf die Nerven, wenn die Menschen um sie herum entweder nicht bemerken, dass sie eine Frau war, oder ihr aufgrund ihres Geschlechts etwas nicht zutrauten. „Damals hätten die dich nicht als Ritter durch die Welt ziehen lassen.‟ „Können wir vielleicht das Thema wechseln? Ich hab keine Lust, mir anhören zu müssen, was man als Frau damals nicht durfte.‟ Die Fische waren gar, und Bunny nahm sofort einen und verputzte ihn innerhalb kürzester Zeit. Keine der anderen wunderten sich darüber. Sie nahm auch den Fisch für Luna von den Steinen runter, während Minako sich um Artemis Essen kümmerte. Die Katzen zogen sich etwas zurück, um nicht beim Essen gestört zu werden. „Und, Luna, wie schmeckt dir mein gefangener Fisch?‟ Dabei kuschelte der Kater sich leicht an seiner Freundin an. Luna überlegte, ob sie dies zulassen sollte. Sie entschied sich dafür, immerhin wurde Artemis dabei gebissen. Der Piranha schmeckte interessant, einen solchen Fisch hatte sie schließlich noch nie gegessen. „Ob die Höhle zur Burg führt?‟ „Wie kommst du denn jetzt darauf?‟ „Nun ja, immerhin hieß es bei der Führung heute, dass die Tunnel auch natürliche Ausgänge haben.‟ „Seid ihr eigentlich aus einer Höhle wieder aus den Tunneln raus gekommen, oder wieder auf der Burg?‟ „Auf der Burg. Es war fast so, als hätte uns der Tunnelführer im Kreis herumgeführt.‟ „Wahrscheinlich hat er das sogar. Immerhin sind wir in demselben Zimmer wieder aufgetaucht, von dem wir losgegangen sind.‟ Aber dies würden sie nicht ausprobieren. Es war ihnen viel zu gefährlich, sich tatsächlich in den Tunneln zu verlaufen. Rei und Ami hatten nur einen winzig kleinen Teil der Tunnel kennengelernt. Und auch, wenn sie sich daran halten würden, immer nach einer Richtung zu gehen, so wollten sie nicht auf Fallen achtgeben müssen. „Und, hättet ihr gerne im Mittelalter gelebt?‟, fragte Michiru die anderen. Sie rechnete damit, dass die anderen sich unterschiedlich äußern würden, doch dem war nicht so. Alle schüttelten den Kopf. Auch Bunny, die zuerst darauf spekuliert hatte, nicht in die Schule zu müssen, entschied sich dagegen. „Es ist zwar schön, für eine Zeitlang etwas anderes zu erleben, doch ich glaube, auf Dauer würde ich die Annehmlichkeiten heutzutage vermissen.‟ „Du kennst solche Wörter?‟ „Ja, glaubst du etwa, ich würde überhaupt nichts lernen?‟ „Wenn man sich deine Noten so ansieht, ja.‟ Als Antwort boxte Bunny Rei leicht auf die Schulter. Sie wusste zwar, dass ihre Freundin nur scherzte, und sie selbst dafür bekannt war, die schlechtesten Arbeiten abzuliefern. Doch sie wollte von diesem Image herunterkommen. „Sollten wir nicht langsam wieder zur Burg zurück, bevor noch jemand auf die Idee kommt, uns zu suchen?‟ Damit machten sich alle gemeinsam wieder auf dem Weg zurück zur Burg. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)