천국을 찾아라... (cheongukeul chajala...) von TayaTheStrange (Suche den Himmel...) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Puh! Mal wieder etwas geschafft. Eigentlich wäre es ja schon etwas früher fertig geworden, aber dann drängte sich noch eine Idee für eine Short-Story in meinen Kopf *gg (ne Lao?) Diesmal wird es nicht ganz sooooooooo dramatisch. Es ist ja auch sicher anstrengend, wenn es nur schrecklich ist, die gesamte Zeit. Das Interview am Ende ist zum größten Teil aus meiner Vorstellung entsprungen, aber ein ganz kleiner Teil daraus ist echt. Viel Spaß beim raten und wenn ihr eine Idee habt, dann könnt ihr mir diese ja mitteilen. Ich würde mich freuen ;) ******************************************************************************** Kapitel 5 „Seung-Hyun! Wo Bist du?!“ Der Gerufene erschien gehetzt auf dem Flur und hielt Ausschau nach der Quelle des Lärms. Er hatte sich zusammen mit den anderen im Wohnzimmer unterhalten, welche nun hinter ihm aus der Tür traten. Dae-Sung kam auf sie zugerannt. Er wirkte sehr verstört. „Hyung!“ „Was ist denn los?“ „Hyung, komm mit!“ Der Jüngere packte Seung-Hyun und zog ihn hinter sich her. Young-Bae und Seung-Ri folgten ihnen mit besorgten Mienen. „Dae-Sung, was ist passiert?!“ „Ji-Yong sitzt in der Dusche und reagiert nicht! Ich glaube, er ist bewusstlos! Aber die Tür ist abgeschlossen!“ „Was?!“ Nachdem Seung-Hyun diese Information bekommen hatte, war es nicht mehr nötig, dass Dae-Sung ihm den Weg wies. Der Ältere riss sich los und brachte die letzten Schritte allein hinter sich. Sofort begann er an der Türklinke zu rütteln und gegen das Holz zu hämmern. „Ji-Yonga! Ya! Hörst du mich?! Ji-Yonga!“ Er horchte zusammen mit den anderen, die sich ebenfalls gegen die Tür lehnten, doch es kam auch jetzt keine Antwort. Seung-Hyun tat es Dae-Sung gleich und beugte sich herunter, um durch das Schlüsselloch zu blicken. Jedoch, anders als dieser zuvor, konnte er nicht hindurch sehen. Etwas versperrte ihm die Sicht und dieses Etwas drehte sich nun herum und öffnete die Tür. Im nächsten Moment schwang sie auf und ihr Anführer stand vor ihnen, mit tropfnassem Haar und nur mit T-shirt und Handtuch bekleidet, aber er schien wohl auf. Den Vieren war nicht wirklich bewusst, wie ihre Zusammenkunft vor dem Badezimmer auf Ji-Yong wirken musste. Vor allem Seung-Hyun war noch zu erleichtert, um daran zu denken, sich wieder ganz aufzurichten. Der Anfuehrer ließ einen Blick über sie schweifen, der ihnen sehr genau zu sagen schien, dass sie wohl verrückt geworden seien. Dann rollte er mit den Augen. „Man Leute, sucht euch ne Freundin.“ Dieser Ratschlag verschlug seinen Kameraden wohl gänzlich die Sprache, denn niemand versuchte auch nur ihm eine Erklärung für ihr Auftauchen zu geben. Natürlich wäre dies nicht einmal nötig, aber erwartet hatte er es trotzdem. Ohne große Lust, sich weiterhin halb angezogen zu präsentieren, lief er an ihnen vorbei, um ins Schlafzimmer zu verschwinden. Sie ließen ihn passieren und Young-Bae glaubte ein Geflüster zu vernehmen, das nach 'perverses Pack' klang, aber er war sich nicht sicher, daher ließ er es ruhen. Dae-Sung war verwirrt. Er wusste doch, was er gesehen hatte. Seung-Hyun konnte dem Jüngeren seine Sorge ansehen, weshalb er ihm beschwichtigend auf den Rücken klopfte. „Du hast dir das bestimmt nicht eingebildet. Wahrscheinlich hat ihn dein Geschrei wieder aufgeweckt oder meins.“ Sein Gegenüber nickte, womit sie nun endlich ihren Aufenthalt hier beendeten und sich trennten. Als Seung-Hyun zusammen mit Young-Bae an ihrem Schlafzimmer vorbei kam, verlangte es ihn für kurze Zeit danach, hineinzugehen. Aber der Jüngere stieß ihn an und schüttelte den Kopf. Seung-Hyun seufzte leicht und senkte seinen Blick entmutigt zu Boden. Es hätte keinen Sinn, das wusste er. Somit verblieben beide im Einverständnis, ihrem Anführer jetzt seine Ruhe zu gönnen und begaben sich ins Wohnzimmer zurück. Das Letzte, was er gewollt hätte, wäre eine aufgebrachte Meute gewesen, die das Badezimmer stürmte und ihn in der Dusche liegen sah. Allein der Gedanke daran bereitete ihm Unbehagen. Nur aus diesem Grund hatte er es fertig gebracht, seine Sinne bis zu jenem Punkt zusammen zu holen, an dem er aufstehen und sich anziehen konnte. Ji-Yong dachte an die Gesichter seiner Freunde, wie verdutzt sie ausgesehen hatten. Beinahe hätte es ihn laut auflachen lassen. Beinahe. Aber eigentlich war alles um sie herum viel zu traurig. Er konnte sie nicht auslachen. Nicht so wie früher. Er streifte eine Hose über und setzte sich auf sein Bett, um sich die Haare mit dem Handtuch trocken zu rubbeln. Das Zimmerfenster lag direkt vor ihm und wie schon vor einigen Stunden sah er hinaus. Sah dem Regen zu. Sein Benehmen beim Training war falsch gewesen. Warum ließ er sich wieder und wieder von den selben Gedanken und Gefühlen übermannen? Dazustehen und aus dem Fenster zu starren. Nicht einmal zu bemerken, dass er beobachtet wurde. Es war seine Schuld, dass sie alle derart in Panik gerieten. Dabei hatte er doch genau dies verhindern wollen. Müdigkeit schien ihn niederzudrücken, sodass er nachgeben und sich fallen lassen musste. Während seine Augen sich langsam schlossen und sein Kopf in das Kissen sank, hörte Ji-Yong das Rauschen der Dusche. Ob Seung-Hyun jetzt darin war? Er kam nicht umhin sich vorzustellen, wie sich das klare Wasser über dessen breites Kreuz verteilte. Mehr als einmal hatte er es beobachtet und nicht immer hatte der Älteste davon gewusst. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. Und es verblieb auch als er längst eingeschlafen war. Seung-Hyuns Hand bewegte sich über den beschlagenen Spiegel. Jetzt war er in der Lage, wenigstens sein verschwommenes Gesicht darin zu erkennen. Waren das Augenringe? Er legte einen Finger unter sein rechtes Auge, um sich diesen Fund genauer anzusehen. Dabei bemerkte er etwas auf der Ablage vor sich. Ein Ohrring. Ji-Yongs Ohrring. Seung-Hyuns Blick wanderte unbewusst nach rechts und betrachtete die Wand, hinter der ihr Schlafzimmer lag. Genau an diesem Punkt stand das Bett ihres Anführers. Er sollte nach ihm sehen. Nur für einen kurzen Augenblick. Dieser Eingebung folgend verließ er bereits wenige Minuten später mit einem Bademantel bekleidet das Bad und öffnete vorsichtig die Tür zum Schlafzimmer. Er war bedacht darauf, keinen Laut von sich zu geben und trat nur langsam ein. Dort lag er, Ji-Yong. Der Jüngere war dem Fenster zugewandt, sodass Seung-Hyun nicht erkennen konnte, ob er wachte oder schlief. Er ging auf ihn zu und umrundete das Bett. „Ji-Yonga~“, flüsterte der Ältere, doch er erhielt keine Reaktion. Ihr Anführer war wohl vor Erschöpfung eingeschlafen. Schmunzelnd griff er sich die Decke von seinem eigenen Bett und breitete sie über dem Schlafenden aus. Als er über dessen Gesicht inne hielt, lösten sich einige Wassertropfen aus seinem schwarzen Haar und fielen auf Ji-Yongs Wange. Sie rollten weiter über die blasse Haut bis sie in dessen lächelnden Lippen mündeten. Von was träumte der Jüngere? Nach einem solchen Tag hätte Seung-Hyun niemals vermutet, dass Ji-Yong schöne Träume haben könnte. Jedoch wirkte es so, als hätte die Berührung des kalten Wassers Unruhe in eben jene gebracht. Ji-Yongs Augenlider zuckten und er begann sich auf den Rücken zu drehen. „Shhh~t.“, zischte es aus dem Mund des Älteren. Seine großen Hände legten sich auf beiden Seiten von dessen Gesicht nieder, als wollten sie ihn ruhig halten. Seung-Hyuns Daumen streichelte wie von selbst über die Haut und verwischte die Spur, die das Wasser hinterlassen hatte. Warum musste er nur diese kindlichen Züge besitzen? Vielleicht, wenn seine Erscheinung nur weniger der eines kleinen Jungen gleichen würde, könnte er das Bedürfnis, ihn in die Arme schließen wollen, besser unterdrücken. Seine Hände begannen zu zittern, während sich seine Lippen andächtig senkten. Sich niedersenkten, um einen unschuldigen Kuss auf Ji-Yongs Stirn zu hinterlassen und ihm auf diese Weise einen guten Schlaf zu bescheren. Lautlos schloss sich die Tür zum Schlafzimmer. Ohne bemerkt worden zu sein, schlich sich der Beobachter der Szene davon. Es war Young-Bae. „Seung-Hyun, bitte sei dir bewusst, was du tust.“, murmelte er voll Zweifel darüber, wie ihre Zukunft aussehen sollte. Er hatte dies geahnt, aber vorbereitet war er auf eine solche Situation nicht. Jetzt blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass die beiden eine gute Wahl treffen würden. Und auch Young-Bae selbst stand vor einer ähnlichen Entscheidung. ------ Es war bereits dunkel, als Ji-Yong wieder erwachte. Er hatte das Gefühl, einen sehr schönen Traum gehabt zu haben, konnte sich aber nicht daran erinnern. Noch für einige Sekunden versuchte er die Bilder in seinem Unterbewusstsein zu ordnen, musste jedoch aufgeben. In einem solchen Durcheinander würde er nie etwas finden. Leise stöhnend kam er auf die Beine und streckte sich ausgiebig. Das Apartment war seltsam ruhig. Er konnte nicht einmal den Fernseher hören. Waren sie ausgegangen? Ji-Yong schlich sich hinaus auf den Flur, um sich umzusehen. „Hallo?“, fragte er einige Male, wobei er die Zimmer durchstreifte. Tatsächlich. Niemand war hier und ihm war keine Nachricht hinterlassen worden. Gut, er hatte geschlafen, aber wenigstens ein paar Zeilen hätten sie ihm schreiben können. Als er von der Küche in den Flur zurückkehrte, entdeckte er ein Flimmern im Türspalt des Wohnzimmers. Auch wenn er dort noch nicht gesucht hatte, war er sich sicher, dass vorher kein Licht gebrannt hatte. Während der Alleingelassene auf die Tür zuging, fragte er sich, warum ihm niemand antwortete, wenn doch offensichtlich jemand in der Wohnung war? Unbedacht drückte er die Klinke herunter und trat ein, in der Erwartung, einen seiner Kameraden vorzufinden. Jedoch, der Raum war leer. „Jungs?!“ Doch auch dieser Ruf verhallte ohne Antwort. Wer hatte dann den Fernseher angemacht? Oder wurde er verrückt? Die Möglichkeit bestand vielleicht. Er zuckte mit den Schultern und wollte zu dem Gerät gehen, um es abzuschalten, aber er kam nicht einen Schritt weit. Mit Horror nahm er wahr, wie sich zwei Arme hinter seinem Rücken um ihn legten und er fest an einen anderen Körper gepresst wurde. Sein Herz zersprengte beinahe seinen Brustkorb, als ihm ein Schrei in der Kehle stecken blieb. Er war gelähmt. „Ji-Yong...“ Diese Stimme, die seinen Namen unmerklich flüsterte. Warmer Atem streichelte seinen Nacken und verursachte einen angenehmen Schauer, der seinen Körper durchfuhr. „Hyung, du hast mich erschreckt. Was soll das?“, brachte der Jüngere nun endlich hervor und wandte sich um, sodass sich Seung-Hyuns Arme wieder von ihm lösten. Sein Gesicht war in das unruhige Licht des Fernsehers getaucht, sodass es schwer für Ji-Yong war, den Ausdruck darauf genau zu erkennen. Die Augen des Älteren blickten sanft auf ihn herab. Er spürte, wie die Hitze in seine Wangen stieg. „W-wo kommst du überhaupt so plötzlich her? Wo sind die anderen?“, fragte der Anführer hastig weiter, seine eigene Verlegenheit zurückdrängend. Seung-Hyun antwortete nicht. Er stand weiterhin nur da und sah ihn an. Die gesamte Situation begann Ji-Yong unangenehm zu werden. „Es tut mir Leid.“, kam es plötzlich aus dem Mund des anderen. Aber die Entschuldigung ergab keinen Sinn. Der Ältere entschuldigte sich nicht dafür, dass er ihn erschreckt hatte. Ji-Yong wollte fragen, was er damit meinte, doch wieder wurde er aufgehalten. Seung-Hyun kam ihm näher und umarmte ihn ein weiteres Mal. Dem Jüngeren stockte der Atem. Sofort umfing ihn eine vertraute Wärme und er spürte wie sie sich in seinem gesamten Körper ausbreitete, ihn schleichend benebelte. Voll Wohlgefallen gruben sich seine Fingerkuppen in den weichen Stoff, der Seung-Hyuns Brust bedeckte. Der Drang, ihn wegstoßen zu wollen, verging unbemerkt. Und auch der wenige Platz, der ihm zwischen diesen Armen und dem Körper des anderen blieb, machte ihm keine Angst. Er war sicher. Ein sicherer Ort für ihn allein. Hier wollte er sich fallen lassen. Fallen und vergessen. Ein neues Gefühl traf ihn wie ein Blitzschlag und zwang Ji-Yong zu erwachen. Lippen streichelten über seinen Hals. Er spürte sie deutlich. Ihr Druck verstärke sich. Sie setzten einen zarten Kuss auf seine Haut und schienen mit diesem noch nicht am Ende zu sein. Der Jüngere verharrte regungslos, nicht wissend, wie er reagieren sollte. Hitze breitete sich von der berührten Stelle her aus und ließ das Blut durch seine Adern schießen. Die Unschuld der Geste verging nun völlig. Ein weiterer Kuss folgte, doch gruben sich nun Zähne in die blasse Haut. „Hyung...“, wisperte Ji-Yong unsicher. Hastig stieß er die Luft aus und sog sie hektisch wieder ein. Er wusste, dass er Seung-Hyuns Tun ein Ende bereiten musste. Er musste verhindern, dass er Unglück über sie brachte. Aber seine Glieder waren so schwer. Das schnelle Schlagen seines Herzens gefiel ihm viel zu gut. Die Zähne stachen tiefer und ein leiser Schmerzensschrei entfuhr ihm. Der Schmerz brachte ihm seinen Verstand zurück. „Hyung, bitte hör auf.“ Doch anstatt der Bitte Folge zu leisten, schlangen sich Seung-Hyuns Arme noch fester um dem schmalen Körper, während sich dessen Lippen zahlreicher und leidenschaftlicher auf den Hals des Jüngeren nieder senkten. Er verlor die Kontrolle. Die Sicherheit war verschwunden. „Hyung! Lass los!“ Ji-Yong stieß panisch gegen den Oberkörper vor sich, um sich zu befreien, aber seine Bemühungen reichten nicht aus. Keinen Zentimeter brachte er zwischen sich und den anderen, wurde stattdessen nur noch stärker gegen ihn gepresst. Zwei Hände schoben sich Stück für Stück an seinem Rücken hinunter, bis sie den Rand seines T-shirts erreichten. Gierig tasteten sie nach der warmen Haut unter dem Stoff, bereit, noch weiter zu gehen. Von nackter Panik getrieben, kämpfte der Jüngere noch einmal mit aller Kraft, die er aufbringen konnte. Seung-Hyun musste verrückt geworden sein. Und endlich gelang es Ji-Yong, sich so weit zu befreien, dass er seinem Gegenüber ins Gesicht sehen konnte. „Hast du den Verstand verloren?!“, schrie er ihm entgegen. „Warum?“, antwortete ihm plötzlich eine fremde Stimme. „Gefällt es dir nicht?“ Das Gesicht, das im flackernden Licht des Fernsehers erschien, war nicht Seung-Hyuns. Und auch die Hände, die ihn berührten, waren nicht die seines Freundes. Ji-Yong begann zu schreien. „Hyung!! Wach auf!!“ Ein brennender Schmerz erfüllte seine linke Wange und riss ihn aus seinem Albtraum. Er schlug die Augen auf, noch nicht völlig in die Realität zurückgekehrt. Ruckartig setzte er sich auf und wich zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Die kühle Fläche hinter sich spürend sah der Anführer sich gehetzt um und erfasste Seung-Ri, der selbst ein wenig erschreckt zu ihm herüber blickte. Ji-Yong verstand nicht ganz, was geschehen war. Während er eine Hand an seine pochende Wange legte, schweiften seine Blicke durch den Raum. Er lag noch im Bett, also war es nur ein Traum gewesen. Über diese Erkenntnis beruhigte sich sein schneller Atem und die Anspannung verließ ihn. Seung-Ri war sich nicht ganz sicher, ob es angebracht wäre, nach Ji-Yongs Befinden zu fragen. Abgesehen von der Tatsache, dass dieser völlig verschwitzt war, steckte dem Jüngsten der Schrei, den sein Gegenüber im Schlaf ausgestoßen hatte, noch in den Knochen. Er hatte sich nicht anders zu helfen gewusst, als ihn zu ohrfeigen. Von aufkommenden Schuldgefühlen geplagt beobachtete er, wie der Ältere seine Wange betastete. Vielleicht sollte er dies klären. „Hy-Hyung?“ Ji-Yongs Augen huschten zu ihm herüber, nun klarer als zuvor. Er schien vollständig erwacht zu sein. Seung-Ri räusperte sich, um fortzufahren. „Entschuldige, ich wollte dich eigentlich nicht schlagen, aber du bist nicht aufgewacht...hattest du einen Albtraum?“ Der Ältere versuchte den Worten zu folgen, die den Mund des anderen verließen. Jetzt verstand er. Daher kam also der Schmerz. Aber wenn er im Traum geschrien hatte, hatte er es dann auch in der Wirklichkeit getan? Nach der Art, wie der Jüngere ihn ansah, zu urteilen, hatte er es. Aber er brachte nicht den Mut auf, eine dementsprechende Frage zu stellen. „Albtraum?...Ja, wahrscheinlich. Ist schon OK.“ Er wich den Augen Seung-Ris aus und versuchte sich wieder normal zu verhalten. Sein Gegenüber wirkte einen Moment lang, als wolle er sich nicht mit dieser Antwort zufrieden geben, doch eigentlich war er nicht zu Ji-Yong gekommen, um dessen Träume zu deuten. Und genau aus diesem Grund hielt er sich zurück. Sein Motiv war ein anderes. „Ich...wollte mich bei dir bedanken.“ „Hä? Für was?“ „Na, wegen vorhin, nach dem Training. Min-Woo ist einfach unfair. Ich wollte, dass er aufhört und hab es nur schlimmer gemacht. Also danke, dass du mir geholfen hast.“ Er neigte seinen Kopf, um zu verdeutlichen, wie ernst er es meinte. Ji-Yong würde ihm dies nicht nachtragen, darüber war er sich bewusst und trotzdem blieb die Angst, dass der Bogen eines Tages überspannt sein koennte. Nichts sollte je für selbstverständlich erachtet werden. Aber für Ji-Yong hatte dieses Thema schon längst keine Bedeutung mehr. Es war seine Aufgabe, einzuschreiten, wenn die Situation aus dem Ruder zu laufen drohte. Er scheute sich nicht, dies zu tun. Deshalb war er ihr Anführer. Deshalb wollte er ihr Anführer sein. „Ya! Seung-Riya, was soll das?“ Der Jüngere riss den Kopf hoch und sah ihn an. Ji-Yong wiederum nutzte die Gelegenheit und schnippste ihm gegen die Stirn. Seung-Ri zuckte zusammen. Was sollte er davon halten? Seine Fingerspitzen fanden sich an der getroffenen Stelle wieder, um darüber zu reiben. Etwas verletzt fiel sein Blick auf sein Gegenüber. Er hatte das Gefühl, dass Ji-Yong ihn nicht wirklich ernst nahm. „Hyung, ich meine es ernst...“ Doch dem anderen entlockte er nur ein gutmütiges Schmunzeln. „Das weiß ich. Tut mir Leid, aber du solltest wissen, dass du mir nicht danken musst.“ „Aber-“ „Ich will nichts mehr davon hören, klar?“ Seung-Ri nickte vorsichtig. Lieber hätte er widersprochen, aber er wollte keinen Streit beginnen, daher gab er nach. Irgendwann würde er eine Möglichkeit finden, Ji-Yong wirklich zu danken. Für Alles. Die Luft war für wenige Sekunden von Schweigen erfüllt, in dem es ihm möglich war, sich wieder zu sammeln und sich an etwas anderes zu erinnern. „Ach ja, wir wollen was essen gehen. Es ist schon 8 Uhr und wir alle haben Hunger. Deshalb wollte ich dich auch wecken. Kommst du mit?“ Voll Hoffnung fixierte er den Älteren, dessen Augenbrauen sich aufmerksam gehoben hatten. Die Antwort auf diese Frage fiel Ji-Yong nicht schwer. Ihm wäre nahezu alles recht, was ihn von diesem Ort und den Bildern seines Traumes hinfortbrachte. Seine Unterlippe schob sich leicht hervor, als müsse er überlegen, worauf dann sein Nicken folgte. Seung-Ri war erleichtert. Eigentlich hatte er befürchtet, dass ihr Anführer allein zurück bleiben wollte. Vielleicht, wenn er nur wieder öfter mit ihnen zusammen wäre, könnten sie es schaffen, seine Sorgen verschwinden zu lassen. „Gut, dann sag ich den anderen Bescheid.“ „Lass nur, das mach ich schon. Und Seung-Ri?“ „Mmh?“ „Du hast eine Spinne auf der Schulter.“ „Äh?“ Die Augen des Jüngeren schnellten herum, um zu überprüfen, ob dies stimmte. Und dies war genau das, was Ji-Yong gewollt hatte. Grinsend beugte er sich vor und drückte dem Ahnungslosen einen feuchten Kuss auf die Wange. Wie hatte Seung-Ri nur auf einen derart billigen Trick hereinfallen können? Und dessen überraschte Grimasse war wahrhaftig unbezahlbar. Noch minutenlang schallte das Lachen des Anführers durch die Räume des Apartments und lockte jeden aus seinem Versteck. Dies würde ein guter Abend werden. ------ „Ist die Kamera fertig?“ „Ja, es kann losgehen. Drei, Zwei, Eins und~ Bitte!“ „Annyeonghaseyo! Und willkommen zu 'Stars Watch Live'. Mein Name ist An Hae-Ri und ich bin heute zu Gast bei einer der populärsten Musikgruppen, die sich derzeit bei uns finden lassen. Ihr wisst sicher alle schon, wen ich meine, aber sie können sich euch ja noch einmal selbst vorstellen.“ Der Arm der leicht überdreht quatschenden Moderatorin schwenkte hinüber zu einer Ansammlung von Stühlen, auf der sich eine weitere Ansammlung von fünf jungen Männern in äußerst auffällig bunte Kleidungsstücke gehüllt niedergelassen hatte. Wie auf Kommando begannen sie zu grinsen und streckten ihre Hände der Kamera entgegen. Ihr Anführer machte den Anfang. „Annyeonghaseyo! Uri-neun Big~“ „BANG!“, rief der Rest im Chor und alle zwinkerten sie schelmisch dem hoffentlich zahlreichen Publikum an den Fernsehbildschirmen zu. Mrs. An Hae-Ri kam zu ihnen herüber gestöckelt und setzte sich auf den letzten freien Platz. Big Bang erschienen wie man sie kannte. Unaussprechlich freundlich, gelassen, witzig und voll Energie, trotz des Konzerts, welches sie erst vor knappen zwei Wochen hinter sich gebracht hatten. „Es freut mich, euch zu treffen. Und ehrlich gesagt, war ich auch ein bisschen aufgeregt.“ Sie kicherte gespielt verlegen, wobei Seung-Ri, der ihr am nächsten saß, sich wirklich davor zurückhalten musste, einen blöden Kommentar fallen zu lassen. Mrs. An fing sich wieder. „Was mich interessiert, ist, wobei ich euch im Moment unterbreche. Was macht ihr hier?“ Sie reichte ihnen das Mikrophon und Young-Bae war als erster Bereit, ihr diese Frage zu beantworten. „Also wir befinden uns gerade in einem der Studios von YG-Entertainment und machen Fotoaufnahmen für unsere nächste Singleauskopplung. Welche dies sein wird, dürfen wir allerdings noch nicht verraten.“, setzte er sogleich nach, um weitere Fragen in diese Richtung zu verhindern. Das erwartungsvoll aufgehellte Gesicht der Moderatoring verwandelte sich bei diesen Worten in eine Trauermiene. Hatte sie soeben noch exklusive Neuigkeiten gewittert, musste sie sich nun mit Enttäuschung konfrontiert sehen. Wie von selbst verübten Mrs. Ans lange Wimpern einen umwerfenden Augenaufschlag und ihr kleiner Schmollmund reckte sich Young-Bae entgegen, als könne sie ihn auf diese Weise zu mehr bewegen. Natürlich wusste sie, dass dies nicht möglich war, doch als ihr Mimik dem allseits bewunderten Star ein verlegenes Grinsen entlockte, hatte sie zumindest eine Kleinigkeit erreicht. Ji-Yong entschied sich, hier einzugreifen. Seine Hand landete gewichtig auf der muskulösen Schulter des Älteren und er schüttelte den Kopf. „Ich glaube, das ist Zwecklos. Tae-Yangi war schon immer sehr herzlos. Selbst zu Frauen.“ Er schloss seine Augen für einen kurzen Moment und presste die Lippen aufeinander, um zu signalisieren, wie hoffnungslos es um ihren Kameraden stand. „Ah, wirklich Tae-Yang shi?“ Augen und Mund der liebenswerten Mrs. An öffneten sich in einer niedlich erstaunten Manier und ließen Seung-Ri dezent mit den eigenen Augen rollen, was allerdings niemand wahrnahm. Sogleich wandte sich die Frau an den Rest der Gruppe, erfreut, mit einem neuen Thema fortfahren zu können. „Ist er wirklich so herzlos? Dae-Sung shi?“ Ihr nächstes Opfer ließ sein schönes leicht heiseres Lachen erklingen und nahm das Mikrophon entgegen. Der Angesprochene verzog das Gesicht, während er begann zu überlegen, welche Geschichte er erzählen könnte. „Nun ja, also einmal da war er schon etwas gemein, denke ich.“ „Was?! Wann soll das gewesen sein?“ „Shhht!!!“, zischte Ji-Yong dem Älteren entgegen, als dieser sich beschwerte, was Dae-Sung zu einem breiten Grinsen veranlasste. Ihr Anführer schien äußerst neugierig auf die kleine Anekdote zu sein, die ihm eingefallen war und von Young-Baes Seite aus folgte keine Kritik mehr, daher fuhr er fort. „Es ging dabei gar nicht um mich. Vor einiger Zeit wollte Tae-Yang Hyung einmal abends ausgehen und Ji-Yong Hyung rief ihm zu, ob er nicht etwas Bier mitbringen könnte. Da antwortete er ganz kalt 'Wenn du trinken willst, hols dir doch selbst.' und ist abgehaun. Ich saß in der Küche, deshalb hab ich es gehört.“, schloss er mit einem leisen Lachen. Diese Episode musste wirklich schon eine Weile zurückliegen, denn Ji-Yong selbst konnte sich daran nicht mehr erinnern. Allerdings ahnte er, warum Young-Bae derartig geantwortet hatte. Der Ältere war in diesem Moment damit beschäftigt, sein Gesicht in seinen Händen zu vergraben, da sein Gedächtnis diese Geschichte nicht vergessen hatte. Ihr Anführer war später am damaligen Abend nicht mehr all zu gut auf ihn zu sprechen gewesen, weshalb ihm seine unfreundliche Antwort beinahe Leid getan hatte. Er fürchtete bereits, dass Ji-Yong jetzt wieder sauer auf ihn sein würde. Doch nichts geschah. „Oh~, das war ja wirklich etwas gemein.“, kommentierte Mrs. An mit einem aufgesetzten Blick des Erstaunens. „Gab es dafür einen bestimmten Grund, Tae-Yang shi?“ „Nun ja, er sieht es nicht besonders gern, wenn ich zuviel trinke. Ich denke, deshalb hat er das gesagt.“, platzte Ji-Yong heraus, bevor der Gefragte eine Antwort geben konnte. Und dies war die Wahrheit. Young-Bae war bei weitem kein Moralapostel, aber wenn er sah, dass sich ihr Anführer unter der Woche mehrere Dosen Bier einverleibte, dann konnte ihm dies nicht gefallen. Daher hütete er sich davor, es für ihn käuflich zu erwerben. „Ihr achtet in eurem Zusammenleben also auch sehr aufeinander?“ Alle nickten und bestätigten, dass es nach einer derartig langen Zeit des Zusammenlebens unumgänglich war, eine Art Familiengefühl zu entwickeln. „Und Tae-Yang ist unsere Gouvernante.“ Dieses Kommentar seitens Seung-Hyun ließ Young-Bae noch ein Stück weiter in sich zusammensacken, während er ununterbrochen still in sich hinein lachte. Sie konnten einfach nicht ernst bleiben und ihre Scherze mussten immer auf Kosten eines ihrer Kameraden gehen. Das Lachen der Moderatoring war laut und quietschig, als sie von dieser Rollenzuteilung hörte, welche sie noch auf eine ganz andere Frage brachte. „Dies ist etwas, das sicher auch unsere Zuschauer brennend interessiert, daher werde ich einfach mal fragen: Wenn ihr Frauen wärt, wen aus der Band würdet ihr dann zum Freund haben wollen?“ Eine solche Überlegung löste natürlich eine Reihe von argwöhnischen Blicken von einem zum anderen aus. Ihnen wurden drei Sekunden gegeben, danach mussten sie auf das Mitglied ihrer Wahl deuten. Ihre Hände gingen kreuz und quer in alle Richtungen, wodurch es unersichtlich wurde, wer eigentlich gemeint war. Daher pickte Mrs. An sich zwei von ihnen für eine nähere Erklärung heraus. Dae-Sung gestand vor aller Augen, dass er sich Young-Bae aussuchen würde, da dieser noch nie in einer festen Beziehung gewesen war und es somit sehr einfach wäre, ein paar Mal mit ihm auszugehen und ihn dann fallen zu lassen. Zugegebener Maßen war dies nun ein äußerst herzloser Plan seinerseits. Als Seung-Hyun gerade verkündete, dass ihm Seung-Ri am besten gefallen und er ihrem süßen Kleinen gern viel Liebe geben und andere Seiten von ihm kennen lernen würde, wurde Mrs. An ein Zeichen gegeben, dass die Zeit nun um wäre. Sie bedankte sich mit einer tiefen Verbeugung und ließ sie dann allein, damit sie ihre Arbeit beenden konnten. Seung-Hyun war nach diesem Tag auf eine seltsame Art und Weise erleichtert. Er hatte Ji-Yong beobachtet. Doch seit dem Abend, an welchem sie zusammen ausgegangen waren und er sein lautes Lachen wieder hatte vernehmen lassen, schien diese immer währende Niedergeschlagenheit aus seinen Bewegungen verschwunden zu sein. Vor der Kamera zeigte sich ihr Anführer professionell und voller Lebensmut. Vielleicht hatten sie wirklich alle etwas überreagiert. Vielleicht waren Ji-Yongs Verhalten und ihre Rückschlüsse nur ein Missverständnis gewesen, das sie nun vergessen sollten. Bedauerlicherweise würde Seung-Hyun bald einsehen müssen, dass diese ruhige Zeit lediglich die letzte Ruhe vor einer sich anbahnenden Katastrophe darstellte. Eine Katastrophe, die eine Wahrheit für ihn bereithielt, welche er nie hatte erfahren wollen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)