Valeria von Azaera (Dämonensklavin) ================================================================================ Kapitel 2: Das Mal der Sklaven ------------------------------ Die Dämonenwelt. Bevölkert von unzähligen niederen und mächtigen Wesen, die eine dunkle Seite in sich tragen. In dieser Welt lebte auch Neal, ein Dämonenmeister höheren Ranges. Im Schloss der Dämonenkönigin Lilith lebend, befand er sich in seinem kleinen, jedoch prächtigen Zimmer, welches mit Büchern vollgestopft war und nur Chaos mit sich trug. Ein kleiner Spiegel, nicht größer als eines seiner unzähligen Bücher, hing an der Wand und leuchtete. Die Neumondnacht war eingebrochen und wie jeden Monat stand der Dämonenmeister vor diesem und betrachtete sein Spiegelbild. In der Sprache der Dämonen flüsterte er ihm etwas zu und Neals Spiegelbild verschwand. Nun konnte er die Welt der Menschen beobachten. An jeder Neumondsnacht stand er vor seinem kostbaren Schatz, die Erde beobachtend. Schon seit Jahren suchte er nach einem Sklaven, einem Geschöpf, welches ihm stets treu zu Diensten stehen musste. Nur mit einem anderen Wesen an seiner Seite, ob es sich hierbei um einen Vampir, Menschen oder sonst irgendwelche Rasse handelte, konnte er die Stärke seiner dunklen Magie verstärken. Dies war nötig, um der König der Unterwelt zu werden, dieser Tag jedoch war noch meilenweit entfernt. Wie immer durchforstete er die Menschenwelt nach einem perfekten Partner. Viele Menschen hatten zwar eine dunkle Seite, doch war sie so verkümmert, dass sie es nicht wert waren. Niemand schien ihn zu interessieren. Selbst die Nachtgeschöpfe, die neben den Dämonen, zu einer der stärksten Rassen gehörten, fand er nur langweilig und seiner nicht würdig. Wie denn auch, seine Meisterin Lilith würde das auch nie akzeptieren. Eigentlich scherte es ihn einen Dreck, was sie dachte. Nach all den Jahren der Versklavung hatte sie ihm die Freiheit geschenkt. Eine Geste, die nur selten unter Dämonen vorzufinden war. Sie hatte ihm den Thron versprochen, doch solange sie lebte, würde er nur an ihrer Seite stehen, als Dämonenmeister, der die ganze Armee befehligte. Es war zwar ein angenehmer Job, doch wenn er ehrlich war, langweilte ihn dieser auch. Es gab kaum etwas, was sein Interesse wecken konnte. Er dachte an die Ermahnung seiner Meisterin, er solle sich einen Dämon als Sklaven aussuchen. Er musste lachen. Er, der nur eine Mischung zwischen Mensch und Dämon war, wurde zu ihrem Sklaven und sie wollte, dass er sich einen Dämon aussuchte? Warum wohl? Das hatte er bis Heute noch nicht begriffen. Plötzlich blieb Neals Aufmerksamkeit am Spiegel haften, der gerade Italien zeigte. Eine heftige Reaktion dunkler Magie zeigte ihm an, dass da irgendwer war, der seiner würdig sein könnte. Mit weiteren Wörtern in der Dämonensprache ortete er das Wesen, welches für einen kurzen Augenblick sein Interesse festhielt. Ihm blieb die Sprache weg, als er sah, um was es sich für ein Wesen handelte. Dort, am Boden liegend, mitten in einer dunklen Gasse in Rom, wo sich keine Menschenseele weit und breit befand, lag eine junge Frau. Ihre graues Kleid wies zwei Löcher am Rücken auf. Ein gefallener Engel. Das war genau das, was er suchte. Etwas exquisites, etwas, was noch niemand gesehen hatte. Obwohl Engel und Dämonen sich schon seit Anbeginn der Entstehung der Welt im Krieg gegenüberstanden, befand Neal, dass dieses zarte Wesen genau das Richtige für ihn war. Sie strömte so viel dunkle Magie aus, dass es ihm eine Gänsehaut einbrachte. Weniger als ein Dämon aber mehr als ein Mensch. Und zuviel für einen ehemaligen Engel. Entschlossen fuhr er mit der Hand über die glatte Oberfläche seiner Kostbarkeit. Wo vorher noch die Erde zu sehen war, konnte man nur noch Neal erkennen. Das Mal der Sklaven prangte in seinem Gesicht. Am Hals von Lilith gebissen worden, hatte es angefangen sich dort zu bilden, schlängelte sich seinen Hals hinauf und hinterließ ein hübsches Muster auf der rechten Gesichtshälfte. Jeder, der ihn erkannte, zollte ihm Respekt. Es war gut zu wissen, dass man sich so von den anderen Dämonen unterscheidete, die gerne die Gestalt der Menschen annahmen, um unbekümmert ein Leben auf der Erde zu verbringen. Er lächelte sein Ebenbild an und richtete sich seine zersausten, schwarzen Haare zurecht. Sein langer, dünner Pferdschwanz hing im elegant die Schultern hinunter und er befand, dass, wenn er König wurde, er ihn ablegen konnte. Vielleicht auch ein Bart, um noch unheimlicher zu wirken. Er schüttelte den Kopf. Er musste jetzt bis zum Portal schleichen. Ohne die Erlaubnis der Königin, durfte eigentlich niemand es benutzen. Schon gar nicht zwei Stunden vor seiner Schließung. Bewacht wurde es nicht, denn jeder, der Lilith auch nur annähernd kannte, wusste, wie grausam sie sein konnte. Aber das kümmerte Neal nicht sonderlich.   Das Portal befand sich auf einem dunklen Hügel hinter dem Schloss. In der Dämonenwelt herrschte stetig die Nacht, gemischt mit dem roten Schimmer der Feuergrenzen. Sie trennten seine Welt von der Menschenwelt. Und nur das Portal war die einzige Verbindung. Als Neal es endlich erreichte, hämmerte sein Herz lautstark gegen seine Brust. Es juckte ihn in den Fingern, denn er konnte es nicht erwarten, sie zu seiner Sklavin zu machen. Vor der leuchtenden Scheibe blieb er stehen. Er stellte sich den Ort vor, wo sich dieser gefallene Engel befand. Aber er wusste, dass das Portal nie den genauen Standpunkt anvisierte. Es blieb gerne im Verborgenen, wo die Menschen sich nicht herantrauten. Ungeduldig kletterte er durch die magische Tür und binnen wenigen Sekunden befand er sich dort, wo er hinwollte. In Rom. Jetzt musste er nur noch rasch das Mädchen finden, sie zu seiner Sklavin machen und verschwinden. Nach einer Weile fand er sie auch. Er befand sich am Eingang einer dunklen Gasse, wo die Blonde hinter zwei großen Mülltonen lag. Sie war noch immer bewusstlos und niemand hatte ihre Präsenz gespürt. Die Menschen waren bekannt dafür ihre Umgebung zu ignorieren. Und wahrscheinlich hatten sie, sie einfach übersehen. Behutsam drehte er sie auf den Rücken und begutachtete ihr Gesicht. Es war sehr fein geschnitten und die Haut war reiner als pures Wasser. Sie sah gut aus und würde sich gut an seiner Seite machen. Grinsend stellte er sich schon vor, was sie alles erreichen konnten. Doch im gleichen Moment, indem er an seinen Ruhm dachte, öffnete sie ihre Augen. Weiß und pupillenlos waren sie und konnten einem Angst einjagen. Aber er war nicht der Typ, der vor solchen Kleinigkeiten den Schwanz einzog. Erschrocken richtete sich die junge Frau auf und sah ihn entgeistert an. In der dunklen Gasse konnte ein Mensch nicht viel sehen, aber Neal, ausgestattet mir der besonderen Fähigkeit auch des Nachts wunderbar sehen zu können, konnte erkennen, wie verwirrt die junge Frau war. Sie krümmte ihren Rücken und schrie vor Schmerz. Flügel, die einem verbrannt wurden und wahrscheinlich nie wieder nachwachsen würden, schmerzten noch jahrelang, wenn man die wunden Stellen nicht gleich behandelte. Zumindest stand das so in seinen Büchern. „Wer bist du?“, zischte die junge Frau aggressiv und fixierte ihn an. Es amüsierte Neal und er lächelte sie freundlich an, etwas, was er immer tat. „Ich bin dein Retter. Der Dämonenmeister, Neal“, gab er galant zurück und verbeugte sich höflich vor ihr. „Ich brauche keinen Retter. Sag mir nur, wo ich bin, ich komm schon alleine zurecht.“ „Wirklich nicht?“, fragte Neal sie und näherte sich ihr. Sie wich vor ihm zurück, solange, bis sie gegen eine Mauer stieß und nicht mehr weiterkonnte. Er packte sie am Arm und schmeichelte ihr weiter. „Ich sehe du bist aber ganz verloren hier, wie ist dein Name, du hübsches Wesen?“ Wütend wirkte ihr Gesicht noch schöner, aber weniger unschuldiger. Die Entschlossenheit gefiel ihm und je mehr sie ihre wahren Seiten zeigte, umso mehr wollte er sie in seinem Besitz haben. Doch seine Gedanken wurden mit einem Schlag ins Gesicht unterbrochen. „Ich bin Valeria, du Arschloch! Hör auf mich anzumachen, das kann ich keinen Deut ab!“ Neal rieb an seiner Wange und sah sie verwundert an. Sie hatte definitiv ihren eigenen Willen. Den würde er aber brechen, dessen war er sich sicher. Als Valeria sich zum gehen wandte, hielt er sie abermals am Arm fest. Sie holte wieder für einen Schlag aus, doch er fing ihn ohne zu zögern und mit Leichtigkeit auf. „Ich werde dich jetzt zu meiner Sklavin machen“, grinste er und zerdrückte ihr die Faust, mit der sie ihn treffen wollte. Sie stöhnte vor Schmerz kurz auf, gab ihm aber keine Chance ihm gegenüber wehrlos zu wirken. „Vergiss es, du Möchtegerndämon! Lass mich in Ruhe!“ Neal passte für einen ganz kurzen Moment nicht auf, was Valeria ausnutzte. Sie wehrte sich und ergriff rasch die Flucht. Er rannte ihr hinterher. Sie erreichten eine Brücke unter der sich ein Fluss befand. Noch bevor Valeria die Entscheidung treffen konnte hineinzuspringen und so zu entkommen, warf er sich auf sie und hielt sie fest. Mit einem Grinsen fuhr er seine spitzen Beißerchen aus. „Und bitte verwechsele mich nicht mit einem Vampir!“, meinte Neal theatralisch und biss ihr in ihren Oberschenkel. Sie schrie vor Schmerzen auf und versuchte sich zu wehren, doch er war stärker als sie. Sie hatte nicht die geringste Chance gegen ihn. Er ließ sein Serum in ihr Bein fließen, was sie krampfen ließ. Unter einem lauten Schrei hatte sie keine bessere Stelle als sein Haar gefunden, um sich festzuhalten. Sowohl er, als auch sie mussten für kurze Zeit Schmerzen erleiden, aber als die Prozedur vorüber war, ließ er von ihr los. Auf der gebissenen Stelle bildete sich ein Mal, welches dem von Neal glich. „Ab jetzt bist du mein und jeder Befehl, den ich dir gebe, wirst du ausführen müssen.“ Stolz auf seine erste Sklavin erhob er seine Brust. „Glaubst du, dass ich dir gehorchen werde?“, fragte Valeria bissig und richtete sich mit wackeligen Beinen auf. „Und ob du das tun wirst, meine Liebe. Wenn ich dir jetzt sage, dass du die Klappe halten sollst, dann machst du es. Ist ganz einfach, oder? Ich gebe dir einen Befehl und du führst ihn aus.“ „Ach, ja? Ich bin stärker als deine dumme, dunkle und hinterhältige Magie!“ Stöhnend stemmte sie ihre Hände an ihre Hüften. Die Ereignisse der letzten Stunden hatten sie ganz schön mitgenommen. Nicht nur ihr Rücken schmerzte, sondern auch noch ihr Bein. Doch dies hielt sie nicht davon ab sich nicht vor ihm zu verbeugen. Sie verbeugte sich vor niemandem. „Die Art von Magie, die du seltsamerweise in Übermaß in dir hast. Und jetzt halt die Klappe! Wir müssen zum Portal, bevor es schließt!“ „Wirklich? Was glaubst du – Aah, verdammt!“ Valeria hielt sich ihr Bein und fiel wieder zu Boden. „Was hast – Aah!“  Sie brachte es nicht fertig überhaupt noch etwas zu sagen. Die Schmerzen, die sie spürte, waren noch schlimmer als die ihrer verbrannten Flügel. „Ich hatte dich gewarnt, Schätzchen. So und jetzt komm mit!“ Neal ging voraus und schleifte die schmerzerfüllte Valeria mit sich. Als sie die Stelle erreicht hatten, wo sich das Portal befinden sollte, fing der Dämonenmeister an zu fluchen. Das Portal hatte sich schon mittlerweile geschlossen. Die zwei Stunden waren schon vorbei. Hatte er wirklich so lange gebraucht? Er sah zum Himmel hinauf. Die Sonne bannte sich einen Weg nach oben und tauchte schon einzelne Landschaftsspitzen in einen goldenen Ton. Fluchend schlug er die Hand in die Mauer, die sich dummerweise neben ihm befand. Jetzt  mussten sie einen gottverdammten Monat auf das Portal warten. Und Lilith würde ihm dann erst Recht den Kopf abreißen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)