Melodie der Nacht von Kurenai_chan ================================================================================ Kapitel 8: Kreuzverhör ---------------------- Adrian legte sein Kinn auf den linken Daumen und Zeigefinger und überlegte kurz. „Woher kommst du?“, fragte er mich schließlich. „Ich komme aus einer Kleinstadt in Rheinhessen. Ist nicht sehr groß, aber... es reicht aus. Man kann da doch sehr gut leben! Obwohl wir nur ein Kino haben...“, antwortete ich. Adrian schmunzelte: „Also magst du Filme?“ Ich strahlte: „Oh ja, siehst du ja an den DVDs, die ich hier habe!“ Wir beide lachten. Doch nun war ich wieder dran mit Fragen. Nun fragte ich ihn das, was mir die ganze Zeit auf den Nägeln brannte. „Wie... bist du ein Vampir geworden?“ Adrians Gesicht wurde starr und sein Mund schloss sich zu einem schmalen Strich. Kurz schloss er die Augen und öffnete sie wieder. Dann sah er mir wieder in die Augen. Sein Blick... war traurig. „Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht erinnern.“ Ich sah ihn verwundert an. „Wie, du kannst dich nicht erinnern?“ „Richtig. Ich weiß eigentlich nicht, wer ich eigentlich bin. Das Einzige was ich weiß, ist mein Vorname und woher ich kam.“ „Und woher kommst du?“, fragte ich ihn verwundert. „Aus London.“, antwortete er. „Oh.“ „Es war... der 20. Oktober 1794. Ich lag in einer dunklen Gasse. Mein Körper war von Blut übersät und der Regen prasselte auf mich herab. Ich wusste nicht wer ich war, als ich wach wurde. Ich weiß nicht, was für ein Mensch ich war. Der Vampir, der mich verwandelt hatte, ließ mich einfach zurück. Ich empfand Angst und großen Hunger... nach Fleisch.“, begann er zu erzählen. Ich schluckte. „Erzähl weiter.“ Er setzte seine Geschichte fort. „Nachdem ich einige Minuten mit blutüberströmter Kleidung durch die Londoner Straßen geschlendert war sprach mich eine Prostituierte an. Sie fragte, ob ich nicht... Lust hätte mit ihr zu spielen... Daraufhin...“ Er sprach nicht weiter und senkte seinen Kopf. „Dein erstes Opfer.“, stellte ich fest. „Richtig.“, seufzte er. „Danach verließ ich meine Heimat und zog rastlos durch das Land. Nach und nach lernte ich alleine, wie man als Vampir in dieser schwierigen Zeit überlebte. Ich weiß nicht, wie ich das schaffen konnte. Ich wollte leben. Einfach weiter machen. Später fand ich mich damit ab Menschenblut zu trinken. Anders kannte ich es nicht. Ich bemitleide mein Leben auch nicht. Wie soll ich auch an ein Menschenleben zurückdenken, wenn ich nicht weiß wie es ist als Mensch zu leben?“ „Adrian...“, seufzte ich. „Ist schon gut.“, sagte er mir. „Mittlerweile trink ich auch Tierblut. Es geht beides.“ „Wie viele Menschen hast du schon getötet?“, fragte ich ihn vorsichtig. „... Eine Menge.“, antwortete er. „Hattest du als Vampir auch schon engeren Kontakt mit Menschen?“ Er verkrampfte und biss sich auf die Lippe. „Darüber... möchte ich... noch nicht sprechen...“ „Ich verstehe...“ Nun sah Adrian mich wieder an. „Warum möchtest du das alles wissen?“ „Weil ich mehr über die Vampire wissen will. Außerdem möchte ich dich gerne besser kennenlernen und weil... ich dich mag.“ Seine Augenbrauen hoben sich. „Ich weiß nicht ob du mich als Freund haben möchtest.“ Ich sah ihn verwundert an. „Wieso denn nicht?“ Er antwortete: „Hast du nicht zugehört, was ich dir gerade erzählt habe? Außerdem... hätte ich dich fast getötet. Warum... fasst du so ein Vertrauen zu mir und nicht zu dem Butler?“ „Weil du für mich der Glaubwürdigste hier bist.“ „Aha.“ Adrian war sehr überrascht. „Die anderen hätten sich wohl auf die Seite des Butlers geschlagen. Aber ich nicht. Ich seh mir immer beide Parteien genau an bevor ich mir meine eigene Meinung bilde. Und du... ich weiß nicht. Ich habe bei dir das Gefühl, dass ich dir vertrauen kann.“, erklärte ich ihm. „Du darfst niemals zu einem anderen Menschen so schnell Vertrauen fassen. Das... kann dein Verderben sein.“, murmelte er. „Was soll das heißen?“, hackte ich nach. „Nichts.“, behauptete er. „Woher willst du wissen, dass ich dir gut gesonnen bin?“ „Weil du mich am Waldrand nicht getötet hast.“, argumentierte ich. Nun war er wieder ganz still und zog die Knie an seinen Körper. „An was denkst du gerade?“, fragte ich ihn vorsichtig. Seine Augen sahen zu mir hinauf. Danach wechselte er rasch das Thema. „Möchtest du wissen, woher die Vampire kommen und welche Fähigkeiten sie haben?“ Erst starrte ich ihn verwirrt an, aber nickte schließlich. Dann begann Adrian zu erzählen: „Vampire gibt es schon seit hunderten von Jahren. Der erste Vampir, der je existiert hatte, war Graf Dracula. Wie er zum Vampir wurde, weiß man bis heute nicht. Aber er war der Mächtigste von allen. Die Einzige Person, die ihm die Stirn bieten konnte war Van Helsing, der legendäre Vampirjäger.“ Aufgeregt rief ich rein: „Also, ist der Roman von Bram Stoker wahr!?“ Adrian lachte. „In den meisten Punkten ist es Fiktion, aber einige Inhalte sind tatsächlich wahr.“ „Boah, ich bin platt!“ „Überrascht, nicht wahr? Nun, beide lieferten sich legendäre Kämpfe. Schließlich konnte Van Helsing ihn aber nie vernichten, während sich die Vampire mehr und mehr über den Planeten verbreiteten. Doch einer Person gelang es, ihn zu vernichten.“ „Mina!?“, vermutete ich vorsichtig. „Richtig. Sie war die Einzige Person, für die Dracula romantische Gefühle hegte. Daher war sie in der Lage ihm das Leben auszuhauchen.“ Ich schlug mir die Hände vor den Kopf. „Scheiße, das alles ist wahr!!!“ „Moment.“, unterbrach Adrian mich. „Wie ich schon sagte, ein Teil ist wahr. Aber vieles ist auch Fiktion. Anscheinend musste der nette Autor damals mit den beiden mitgereist sein und alles aufgeschrieben haben. Und dieser Teil ist der einzig belegte, der wahr ist. Die anderen Inhalte des Buches sind zu 80 % erfunden.“ Ich starrte ihn einfach nur an. „Krass...“ Adrian berichtete weiter: „Mittlerweile kann man Vampire in vier Ränge einstufen.“ „Und die wären?“, wollte ich wissen. Adrian antwortete: „Die Alphavampire sind die unterste Kategorie. Sie mögen zwar stark sein, aber beherrschen sich nicht. Sie sind die Neugeborenen, wie man sie nennt. Als nächstes folgen die gewöhnlichen Betavampire, wie ich einer bin. Danach die sehr mächtigen Gammavampire, denen macht z. B. das Sonnenlicht nichts aus und sie können sich neben der gewöhnlichen Fledermaus in ein zusätzliches Tier verwandeln und zum Schluss folgt der Omegavampir, der Mächtigste von allen; Dracula.“ „Wow, echt interessant!“, gab ich zurück. „Ja, der Vampirismus ist echt ein Mysterium für sich...“, seufzte er nachdenklich. „Wie Spät ist es?“ Ich starrte auf meine Armbanduhr die auf dem Nachttischschränkchen stand. „Ach du lieber Gott! Wir haben 4 Uhr morgens!“ Adrian stand auf. „Oh je, dann muss ich dich wirklich schlafen lassen!“ Als er ans Fenster gehen wollte, packte ich ihn an der Hand. „Oh bitte, geh noch nicht.“ Adrian runzelte die Stirn. „Was möchtest du denn?“ Ich errötete leicht. „Nun ja, möchtest du... nicht bleiben? Bis ich... eingeschlafen bin?“ Er sah mich verdutzt an. „Ähm... wenn du das willst? Na gut...“ „Danke..!“, hauchte ich ihm zu. Danach räumte ich mein Bett leer und legte mich unter die Decke während Adrian sich neben mich an die Bettkante setzte. Vorsichtig strich er eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. „Ich hoffe, du schläfst gut. Das Gespräch mit dir war toll, das müssen wir noch weiter fortführen.“ Ich lächelte ihn an. „Oh ja, das fand ich auch echt toll. Ich hoffe auch, dass du später gut schlafen wirst! Am Abend komme ich noch mal vorbei, wenn du magst.“ „Sehr gerne.“, antwortete er und lächelte sanft. „Gute Nacht, Sarianna...“ Schließlich schlief ich dann neben ihm ein... 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