Melodie der Nacht von Kurenai_chan ================================================================================ Kapitel 4: Erkenntnisse ----------------------- Was zur Hölle war gerade passiert? Ich befand mich in einer Art Schockzustand, als der Butler mich die Treppen aus der Gruft hochschleppte. Das Bild vor meinen Augen war verschwommen. Eine Hand drückte auf meinen Hals. „Halte durch, wir sind gleich oben.“ War das der Butler, der da mit mir sprach? Na klar, er trug mich ja gerade. Was für eine dämliche Frage. Doch was geschah vor wenigen Minuten? Ich versuchte die ganze Szenerie vor meinem inneren Auge noch einmal Revue passieren zu lassen... „Dieser Kerl war ganz schön durstig, meine liebe Güte...“ Warte mal... also hatte der Vamp-, oh mein Gott! Ich wurde gebissen! Er hatte versucht mich umzubringen! Nun sah ich das Bild ganz klar vor meinen Augen! Ich lag in den Armen des Vampirs. Er trank von mir und im letzten Moment tauchte der Butler auf und rettete mir das Leben! Ich wurde gerettet... „H-Herr Butler... d-danke...“ „Sei still, du brauchst deine Kraft jetzt woanders.“ Stimmte auch wieder. Ich musste viel Blut verloren haben. Nun trug er mich durch die Eingangshalle. Gedankenverloren starrte ich die Treppenstufen an. Eine eisige Gänsehaut durchfuhr mich. Nun ging er Richtung Westflügel. Dort stieg er weitere Treppen hinauf und öffnete eine Tür. In diesem Raum standen an der rechten Wand in jeder Ecke ein Regal, das von Büchern gefüllt war. Mittendrin stand ein Schreibtisch aus Holz mit dem dazu passenden Stuhl. Auf der linken Seite stand eine Lage, wie in Ärztezimmern. Genau dort lag er mich ab. „Warte einen Moment. Ich hole gerade schnell einen Erste-Hilfe-Kasten.“ Er ging an seinen Schreibtisch. Untendrunter in einer Schublade nahm er den Erste-Hilfe-Kasten heraus und begab sich damit wieder zu mir. Sehr schnell klebte er ein Pflaster auf die Bisswunde. „W-werde ich Ärger bekommen?“, fragte ich ihn vorsichtig. Er starrte mich verwirrt an. „Für was?“ „Dafür... das ich die Hausordnung nicht beachtet habe... und einfach rausgegangen bin...“ Der Butler schüttelte den Kopf. „Also bitte!? Ich werde den anderen nichts sagen. Sie würden die Geschichte eh nicht glauben. Wie heißt es doch, Vampire gibt es gar nicht!“ Meine Augen weiteten sich. „Echt jetzt?“ Der Butler wiederholte: „Nein, es gibt keinen Ärger für dich. Im Gegenteil. Ich bin dir sehr dankbar. Weißt du, wie lange ich diesen Dreckskerl schon suche?“ „Wie lange denn?“ „Mein ganzes Leben. Deswegen lebe ich. Du musst wissen: Meine Eltern, Großeltern und Vorfahren... sind eine Linie von Vampirjägern.“ Oh mein Gott! Vampirjäger!? War ich nun endgültig im falschen Film!? Erst wurde ich fast von einem Vampir getötet und nun erfuhr ich, dass der vermeintliche Butler in Wirklichkeit ein Vampirjäger war! „Oh mein Gott...“ Er grinste nur: „Das hat dich sprachlos gemacht, nicht wahr?“ Ich: „Allerdings...“ Nun wurde ich aber wieder ernst. „Warum... warum ist der Vampir hier?“ Der Butler erklärte mir, dass dieser Vampir schon seit Jahrhunderten auf der Flucht vor den Menschen ist, und etwas sehr wertvolles besitzt, was eigentlich seiner Familie gehöre. Doch dieses Artefakt niemand lebendes jemals gesehen hat. Ich fragte ihn vorsichtig. „Excalibur?“ Er lachte mich aus. „Oh mein Gott, oh nein! Dieses Schwert doch nicht! Ein anderes Artefakt, noch viel mächtiger!“ „Excalibur existiert?“ Er antwortete: „Oh ja, natürlich! So wie manch anderes.“ Mein Kopf dröhnte. So viele Erkenntnisse in wenigen Minuten... lange hielt ich nicht mehr durch. „Dieser Gegenstand... was kann er?“ Er schloss kurz die Augen und atmete kurz ein und aus. Dann öffnete er sie wieder. „Er schenkt... ewiges Leben.“ Nun war ich endgültig platt! „Im Ernst jetzt!?“ Der Butler nickte. „Jetzt kannst du dir ja vorstellen, wie wichtig es ist, diesen Vampir so schnell wie möglich zu finden. Was wenn diese Macht in die falschen Hände gerät? Du hast unheimlich viel Mut bewiesen indem du dich rausgeschlichen und ihn sogar gefunden hast! Ich weiß, es war nicht richtig euch hier schlafen zu lassen mit dem Wissen, dass ein Blutsauger hier herumgeistert. Aber du musst dir keine Sorgen machen, solange ich hier bin wird er euch nicht attackieren. Das traut er sich nicht. Er ist klug.“ Ich ahnte schon etwas. „Also wollen Sie, dass ich Ihnen helfe.“ Er klatschte begeistert in die Hände. „Wunderbar! Du bist echt intelligent, meine Liebe! Du bist der ideale Köder. Ich wette er wird wieder sein Versteck wechseln, nachdem wir ihn gefunden haben... Das bedeutet, ich bin nun auch auf deine Mithilfe angewiesen ihn zu finden. Wenn du das möchtest.“ Misstrauen machte sich in mir breit. „Kann der Vampir... mich im Schlaf angreifen?“ „Nein, keine Sorge. Ohne eine Einladung kann der Gute dein Zimmer gar nicht betreten! Und solange du starkes, grelles Licht mit dir führst, kann er dir nichts anhaben!“ Ich dachte an meine Taschenlampe zurück. „Oh mein Gott, meine Taschenlampe liegt in seiner Gruft!“ Der Butler winkte nur ab. „Keine Sorge, ich habe ein besonders leistungsfähiges Exemplar! Ich kann es dir morgen nach dem Abendessen geben. Du musst vorerst eh nicht mit mir auf die Suche gehen. Der Vampir ist stark geschwächt. Er wird sich für die ersten Tage komplett zurückziehen müssen. Ich komme auf dich zu, sobald was ist.“ Ich nickte. Dann plötzlich durchzuckte mich ein Schmerz an der Brust. Erschrocken packte ich mich am Herzen. „Argh..!“ Schmerzen... Ich habe solche Schmerzen... Eine fremde Stimme ertönte in meinem Kopf. „W-was ist das!?“ Der Butler sah mich verwirrt an. „Ist etwas?“ Blut... Ich brauche Blut... Wenn ich ihm erklären würde, dass ich eine fremde Stimme höre, wie würde er reagieren? Sollte ich ihm wirklich vertrauen? Was, wenn er mich dem Vampir verfüttern würde? So wie er ihn in der Gruft angestarrt hatte... ihm traute ich alles mögliche zu. Also entschloss ich mich zu schweigen. „Ich... habe nur Schmerzen... ich glaub ich muss ins Bett...“ Besorgt fragte der Butler mich, ob er mich zum Zimmer begleiten sollte. Doch ich winkte ab und meinte, dass ich den Weg schon alleine finden würde. Mit einem Danke verabschiedete ich mich noch einmal von ihm und verließ sein Arbeitszimmer. Mit aller letzter Kraft schleppte ich mich zu meinem Zimmer. Endlich dort angekommen schließ ich mich ein und warf mich auf Bett. Die kleine, heile Welt von der ich dachte in ihr zu leben hat sich in dieser Nacht vollständig auf den Kopf gestellt. Nun beherrschte mich eine Angst, eine große Angst. Ich hatte Angst. Vor dem Vampir, was noch auf mich zukommen würde. Doch ich wollte nicht mehr nachdenken. Ich wollte nur noch schlafen. Also legte ich mich unter die Bettdecke und fiel in einen unruhigen Schlaf... Um mich herum herrschte eisige Kälte. Als ich die Augen aufschlug stand ich mitten in einem Gang. Es ging erst mal nur gerade aus. Hinter mir war eine Sackgasse. Die Wände... waren aus Totenköpfen zusammengebaut worden. Ich fand die Location eigentlich als Außenstehende unheimlich cool, aber wenn man sich dort befand, war das noch einmal etwas ganz anderes. Ich spürte, dass ich in der Burg sein musste. Warum keine Ahnung, das sagte mir einfach mein Gefühl. Von weitem nahm ich ein kratzendes Geräusch war. Ich zuckte zusammen. Was war das bloß? War noch jemand hier? Obwohl ich ängstlich war, wollte ich der Sache auf den Grund gehen. Ich ging gerade aus und dann nach links. Wieder gerade aus und dann nach rechts. Der Aufbau der Gänge... ich befand mich in einem Labyrinth! Wie sollte ich hier nur wieder rauskommen!? Dann war irgendwo noch jemand, der auch hier drinnen irrte. Aber wer war das bloß? Das Geräusch kam wieder. Etwas lauter. Ich kapierte schnell, dass das, was auch immer neben mir in diesem Labyrinth war, hinter mir her war. Ich begann zu rennen. Immer wieder geriet ich in eine Sackgasse, rannte weiter, immer weiter. Dann nächste Sackgasse. Das Kratzen näherte sich mir immer mehr. Irgendwann nach unendlich langem umherirren endlich... ich stand an einem Brunnen, der sehr altertümlich war. Ganz leise plätscherte das Wasser hinaus. Ich wollte mir gerade etwas Wasser ins Gesicht reiben, als mich jemand von hinten anpackte. „Buh..!“ Panisch drehte ich mich um und sah in zwei dämonisch rote Augen. Der Vampir grinste mir kalt und böse ins Gesicht. „Du kannst mir nicht entkommen. Ich finde dich immer und überall.“ Als er das sagte versank er wieder seine Zähne in meinem Hals und das Wasser aus dem Brunnen verfärbte sich in ein dunkles blutrot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)