Space of World - von Freiheit der Evolution von DracaTec (- ein utopischer Roman -) ================================================================================ Kapitel 1: So trifft man sich ----------------------------- Space of World - ein utopischer Roman - von Freiheit der Evolution Die Sonne brannte heiß über ihm. 01 0101001 01010010 1010101010100010010001100100 1010110101011001010111011011101010101101101 10101101101110010111011011010100011010111011101100101011001101000101 010101010111110111011101100001011100111011011100110010101010101000000011110010101011010110110100011000011000… Bis zum Horizont und mit Sicherheit noch weiter erstreckte sich die ockerfarbene Landschaft. Hier und da lag ein größerer Brocken, spendete aber nicht genug Schatten um sich vor der sengenden Sonne zu schützen. Für ihn jedoch war dies nicht notwendig. Sein Kühlungssystem arbeitete tadellos, schließlich war seine Inbetriebnahme gerade mal ein paar Wochen her. Sein Bewusstsein schien durcheinander zu sein. Ihm war klar, dass kein Mensch mit Wissen geboren wurde. Obschon die Tatsche, dass er selber keiner war, anklagend einen Schatten auf alle weitere Überlegungen warf. Denn er verspürte in sich das tiefe Bedürfnis (*Bei jedem anderen wäre es eine Sehnsucht, doch dies kam ihm nicht rechtens vor im Hinblick auf sein Sein.) nach dem, was Menschen eine Seele nannten. Soviel er auch darüber wusste, was menschliche Züge und Werte anbetraf, so war er sich nicht sicher wie er sie erreichen, ja, ob er dazu imstande war oder ob es denn überhaupt so erstrebenswert für Menschen war. Die Sache war einfach vertrackt. Er würde an der Lösung weiter arbeiten, wenn sich neue Informationen ergeben würden. ******** Schon seit Stunden wanderte er durch diese Hölle auf Erden mit dem ewig blauen und verhöhnenden Himmel. Der letzte Mensch, den er getroffen hatte, lag einige Tagesmärsche zurück auf einer Hängematte unter einer schattigen Veranda. Er hatte sich dort dafür entschieden, die Wüste zu durchqueren, was sich als sehr dumme Idee erwiesen hatte, denn nun gingen ihm langsam die Vorräte aus. Vor etwa fünf Meilen hatte nach dem Aufbrauchen seiner letzten Wasserreserve ein schrecklich brennender Durst eingesetzt, der ihm nun die Kehle hinaufkroch und allmählich jegliche übrig gebliebene Energie aus dem Körper sog. Dem Sonnenstand zufolge war es… nun ja, das kam darauf an, wo sich von diesem Punkt aus Norden befand und das würde sich für ihn erst herausstellen, wenn er denn wüsste, wie spät es war. Er fluchte innerlich. Hätte er in der letzten Stadt nur nicht seine Uhr verscherbelt. Zu dumm. Er war sich nicht mal sicher, ob er im Kreis gelaufen war. „In dieser verfluchten Wüste sieht doch jeder verdammte Stein gleich aus!“ Vor Ärger trat er nach einigen kleinen Steinen, die missmutig ein paar Meter weiterrollten und sich dann wieder in die Landschaft eingliederten. Noch einmal fluchte er, diesmal nicht über die Welt sondern über seinen Vater, der, verdammt noch mal, statt ihm so was wie Überlebenstraining einzuschärfen, lieber gelehrt hatte, wie man mit technischen Geräten zurande kam und das, wie er leider immer wieder feststellen musste, in einer Zeit in der nichts so funktionierte, wie es sollte und immer, wirklich immer das entscheidende Teil fehlte. Vor ihm am Horizont tauchte plötzlich eine seltsame Veränderung in der Umgebung auf. Aber dies war schwierig zu sagen, da die Luftspiegelungen hier so stark waren, dass sie den Großteil des Hintergrundes in seinem Blickfeld einnahmen. Es sah aus, er kniff die Augen zusammen, wie eine Art Schlucht, allerdings seitlich gesehen und erst in der Mitte seiner Richtung beginnend, so dass er womöglich in die Schlucht gelangen und sich eine Weile im Schatten ausruhen könnte. Mit schweren Schritten aber zunehmender Hoffnung verfolgte er zielstrebig diesen Weg. ******** Über die Karte hatte er ausgemacht, dass ihm, wenn er weiter Richtung Norden gehen würde, eine Schlucht entgegen kommen würde, in der die Verbindung von ihm zu seinem Verfolger erheblich gestört werden würde. Etwa einen Kilometer entfernt auf der linken Seite ortete er jemanden. Keine Bedrohung, oder zumindest nicht, wenn ein schwer keuchender fast kriechender Kerl irgendeine Bedrohung sein könnte. Er beschloss ihn zu ignorieren. Obwohl ein gewisses Menschlichkeitsbedürfnis vorhanden war, spürte er jedoch keine große Lust mit solch einem Exemplar zusammen zu treffen. ******** Als er endlich den Eingang zur Schlucht erreicht hatte und sich stark atmend in den Schatten fallen ließ, bemerkte er, dass er nicht allein war. Der Typ trug obschon der starken Hitze nicht nur eine lange Hose mit fetten Boots sondern auch noch eine Lederjacke sowie einen recht schweraussehenden Rucksack. Zwar war in seinem Zustand jeder Rucksack so gut wie unmöglich tragbar, aber das war zweitrangig. Ohne große Mühe folgte er bestimmt seinen Weg durch die Schlucht. Na, da würde ihn doch… Wenn der nicht Proviant dabei hatte, müsste er wohl zum Sterben hierher gekommen sein. Er tastete kurz seine Hose ab. Ja, das Messer war noch da. Das Letzte, was er nicht verkauft hatte für Vorräte. Ihm tat der Kerl zwar ziemlich Leid, aber in solchen Momenten hieß es: du oder ich. Und er war noch nie besonders empfänglich, was jähe Anzeichen für seinen Tod betraf. Er beschloss also sich langsam und bedächtig an den Typen heranzuschleichen und vielleicht nach einem kleinen heldenhaften Gerangel sich das Nötigste zu schnappen und endlich diese vermaledeite Wüste zu verlassen. Es waren nur noch wenige Schritte und dieser Trottel hatte ihn immer noch nicht bemerkt. Das schrie förmlich nach: Bitte, bitte, überfall mich! Er sprang, als er nahe genug war und plötzlich umgab ihn Schwärze. Jeglichen Zeitgefühls beraubt, wachte er irgendwann auf. Sein Kopf dröhnte und er stemmte sich mühsam auf. Der Typ war schon ein ganzes Stück weiter gegangen ohne sich um ihn zu kümmern. „Hey!“ schrie er ihm hinterher, keine Antwort. „Bleib doch mal stehen, Mann!“ Der Angesprochene drehte sich um, würdigte ihn eines kurzen abschätzigen Blickes und ging weiter. Mit einiger Anstrengung stand er auf und wankte so schnell er konnte seinem Opfer hinterher. „Sag mal, was war los? Ich bin mir nicht ganz sicher…“ „Du hast mich angegriffen und ich habe mich verteidigt.“ „Echt? Mit was, so ’ner Art Panzerfaust, oder was?!“ Er rieb sich die schmerzende Stelle im Gesicht… also so ziemlich die ganze linke Wange, die wie wahnsinnig pochte und langsam Temperatur bekam. „Hm“ machte sein Gegenüber nur. „Hör mal, tut mir Leid deswegen, aber hast du vielleicht Proviant oder Wasser dabei? Weil ich wusst’ dich nicht einzuschätzen und ging lieber auf Nummer Sicher.“ „Nein, ist mir egal.“ Vielleicht lag es an den Nachwirkungen des Schlages, aber irgendwie machte der Typ an sich keinen Sinn. „Äh, wie jetzt?“ „Ich habe keinerlei Lebensmittel und es ist mir egal, was du von mir hältst.“ Er konnte gerade noch so ein Argh vor Verzweiflung absetzen, bevor er vor Erschöpfung und auch ein wenig Schmerz abermals Bekanntschaft mit dem Boden machte. *********** Hinter sich hörte er ein dumpfes Geräusch. Als er sich umdrehte, sah er wie die letzten vom Fall aufgewirbelte Staubwolken verflogen. Regungslos blieb der Körper des Gefallenen im Halbschatten der Schlucht liegen. Er überlegte, was er tun sollte. Eigentlich war es ihm herzlich egal, was aus dem Typen wurde. *********** Abermals jeglichen Zeitgefühls beraubt, wachte er auf. Sein Gesicht pochte vor Schmerz. Auch seine Kehle war nicht feuchter geworden. Eher im Gegenteil, er spürte wie der Sand in seinem Mund vor sich hinknirschte. Er röchelte hingebungsvoll ehe er merkte, dass er sich nicht nur bewegte sondern auch nicht mehr lag und das trotz seiner vorherigen Bewusstlosigkeit. Langsam öffnete er die Augen und starrte auf die Schultern seines ehemaligen Opfers. Er hob seinen Kopf um an ihm vorbei über seine Schultern zu blicken. Sein Blick war eingenommen durch Schluchtpanorama, zu beiden Seiten nur aufragende Felswände, die sich ewig zum Horizont zogen. Hier war die Landschaft etwas rötlicher und ab und an traten ein paar trockene halb versteinerte Sträucher im Schatten aus dem Boden hervor. Das beständige Knirschen des Sandes unter den Schuhen seines Trägers machte ihn halb wahnsinnig. „Wasser…“ brachte er nur hervor. Es verging einige Zeit (*vielleicht waren es nur Augenblicke, aber es zog sich hin), dann blieb der Angesprochene stehen, legte ihn in den Schatten und grub unter einem Strauch die Erde fort. Interessiert, aber zu seinem großen Bedauern wortlos (*da seine Stimme auf Grund der Dehydration nicht mehr hergab als eine sterbende Krähe) sah er sich den Vorgang an. Fest stand, der Typ schwitzte nicht sonderlich, auch keuchte er nicht angemessen genug, dann waren da noch die Klamotten, die er trotz der offensichtlichen Anstrengung nicht auszog. Irgendwie war das alles unmenschlich, ja, irgendwie unlebendig. Während er so vor sich hinsinnierte, hörte der Typ auf zu graben und schaute ihn an. Er blinzelte ein paar mal mit den Augen, konnte aber immer noch nicht hörbar reden, außerdem hatte er keinen blassen Schimmer, was der Typ von ihm wollte. Dieser griff in das Loch und kam mit zu einer Schüssel geformten Hand wieder hervor. Wasser rann an den Seiten hinunter. Er riss die Augen auf. Verdammt, warum hatte er nicht vorher daran gedacht? Sein Gegenüber hielt die Hand mit dem Wasser hin. Er trank, auch wenn das Wasser nicht besonders rein war, aber es löschte den Durst. „Hey, du bist mein Lebensretter!“ gab er erschöpft von sich. Dieser zuckte nur mit den Schultern und sah aus, als wollte er gehen. „Eh, warte mal!“ Der Typ blieb stehe. „Ich bin Ben.“ „Ist mir egal.“ „Na hör mal, du hast mich gerettet!“ „Ich dachte, es wäre moralisch falsch dich dort liegen zu lassen, nachdem ich dir den Rest gegeben hatte.“ „Hey, ein ganzer vollständiger Satz!“ „Was man von deinem Ausspruch nicht gerade behaupten kann.“ Ben hielt kurz inne um beleidigt zu gucken. „Und wie ist dein Name?“ schnatterte er weiter drauflos. Der Angesprochene ging weiter ohne weitere Notiz zu nehmen. Mit erheblichen Mühen setzte Ben sich auf, bevor er es schaffte sich vollständig aufzurichten. „Okay, ich habs kapiert. Du bist kein lebendes Wesen, oder?“ meinte Ben, als er hinter ihm herlief. „Ich bin Einheit L.“ „Ah ja… ähm“ Seine Gedanken wurden allmählich klarer. „Wart ma’, du bist ein Cyborg?“ „Ja.“ „Woher stammst du?“ Der Cyborg zeigte in eine Richtung. „Ah ja, sehr präzise.“ Beide gingen weiter. „Darf ich dich Luke nennen?“ Dieser blieb stehen, sah ihn an und sagte mit fester Stimme: „Nein.“ „Na schön, Luke. Wir wollen Freunde sein…“ „Nein.“ unterbrach er Ben. „…aber du bist wirklich unkooperativ.“ „Halt den Mund.“ „Das kannst du mir nicht verbieten, außerdem find ich Stille schrecklich.“ „Soll ich die Symmetrie in deinem Gesicht wiederherstellen?“ Ben überlegte kurz, was er meinte. „Woa, cooler Spruch…!“ Kapitel 2: Der Anfang einer LANGEN Reise ---------------------------------------- So, hier nun das neue Kapitel^^ Es macht großen Spaß dies hier zu schreiben. Ich hoffe ihr wißt das genauso zu schätzen XD Einige Stunden, nach Bens Zeitgefühl, waren sie nun schon unterwegs. Immernoch in der Schlucht und ohne ein weiteres Wort zu sagen. Obwohl Stille nicht das Richtige ist, das man sich an dieser Stelle vorstellen sollte. Tatsächlich pfiff Ben schon seit einer ganzen Weile ein und dieselbe Melodie vor sich hin. Ihm hatte die mangelnde Kommunikationsbereitschaft von Luke doch sehr zu schaffen gemacht, aber einen weiteren Schlag von ihm wollte er nun doch nicht kassieren. Das Gute an der Situation war: Ben hatte nicht allzu viel Durst mehr und der Schatten der Schlucht, der allmählich länger wurde, half doch erheblich über die sengende Hitze hinweg. Das Schlechte hingegen: durch den kleiner gewordenen Durst spürte Ben nun seinen Hunger durchscheinen. Und dies passte ihm gar nicht, zumal sein Magen ziemlich laut knurrte und Ben schließlich mit besagtem Pfeifen einsetzte, nachdem Luke ihm einen allessagenden Blick zugeworfen hatte. Würde Luke ein echter Mensch sein, hätte er daraufhin herzhaft geseufzt. Aber er war es nicht und so ignorierte er die ganze Angelegenheit einfach stillschweigend. Wohlwissend, das er den Typen bald los sein würde, da laut seiner Karte sich hinter der Schlucht eine Stadt befand und damit auch eine gewisse Zivilisation. Weitere zwei Stunden würde er ihn nämlich höchstwahrscheinlich nicht ertragen. Auf einmal hörte Ben mit den Pfeifen auf. So abrupt, dass Luke stehen blieb um nachzusehen, was mit ihm sei. „Hey, die Schlucht ist zu Ende!“ stieß Ben aus und blieb ebenfalls stehen. „Das sehe ich.“ erwiderte Luke nur. „Und? Was machen wir jetzt?“ Ben wollte nämlich nicht aus der Schlucht hinaus. Ihm gefiel es hier recht gut, er hatte zwar Hunger, aber die Sonne brannte hier wenigstens nicht ganz so scharf. Würde Luke ein Mensch sein, hätte er an dieser Stelle mit den Augen gerollt, aber er war es nunmal nicht. Stattdessen ging er unbeeindruckt weiter. „Du~hu, Luke?“ Und weiter. „Lu~uke!“ Und weiter. „Lu~uke!!!!“ „Was ist denn?“ „Wieso antwortest du mir nicht?“ „Hinter der Schlucht ist eine Stadt. Halt den Mund und konzentrier deine Energie lieber auf das Laufen!“ „Tatsächlich?!“ antwortete Ben spöttisch und verschränkte die Arme. Luke schenkte ihm einen weiteren abschätzigen Blick und lief wieder weiter. Er verstand nun, warum es in menschlichen Kulturen verbreitet war Kriege zu führen. Ben entnahm dieser Geste eine deutliche Botschaft. In Zukunft, würde er sich mit Sicherheit mehr zusammenreißen und nicht unbedarft Lukes Nerven strapazieren, dafür tat seine linke Gesichtshälfte einfach nioch zu stark weh. Er lief also Luke hinterher und schon kurze Zeit später waren sie aus der Schlucht heraus und bestaunten (*Ben staunte, Luke… na ja, er sah einfach nur) die Stadt oder vielmehr das Dorf. Ben bemerkte ebenfalls wie furchtbar klischéebeladen der ganze Anblick war und wünschte sich endlich mal eine Situation, die nicht seinen Vorstellungen einer dritten Vorstufe zur Hölle glich. Tatsächlich war das kleine Wildwestdorf total verlassen und machte einer Geisterstadt alle Ehre. Ebenfalls vorurteilserfüllend waren der vorbeirollende trockene Strauch und das unangenehme Pfeifen des Windes um die äußerst maroden Häuserecken. Ben fühlte sich etwas verschaukelt. Das Ganze glich mehr einer Inszenierung als der Wirklichkeit und hilfesuchend blickte er um sich, konnte aber keine heimlich installierte Kamera entdecken. „Ich find’s hier irgendiwe unheimlich Luke…“ „Tatsächlich? Dann möchtest du also von hier an nicht getrennte Wege gehen?“ Luke sah ihn ernst an. „Was? Spinnst du?! Du willst mich hier in der Einöde lassen?!“ Perplex blieb Ben stehen. „Hier liegen bestimmt irgendwo ein paar Konserven rum.“ Das reichte durchaus um Lukes nicht allzu hohen moralischen Verpflichtungen genüge zu tun. „DAS ist nicht mein Problem!“ erwiderte Ben empört. Das klang ja fast so als würde er von Luke hier zum Sterben zurückgelassen werden und das nachdem er ihn gerettet hatte. „Wenn das so ist, freut mich das.“ „Hast du mir überhaupt zugehört?“ Mittlerweile war Ben relativ laut geworden, was aber Luke nicht daran hinderte das zu ignorieren und seinen Weg fortzusetzen. *********** Ein lautes Geräusch lies ihn wach werden… Oder viel mehr das Rumgeschreie irgendeines Idioten, der sich in diese Stadt verirrt hatte. Leise schlich er sich ans Fenster um sich das näher anzusehen und kam nicht umhin eine Überraschung zu erleben. Ein Typ, etwa Mitte 20 mit straßenköterblondem Haar und stark verschmutzten Klamotten, stand mitten auf der Straße und motzte einen anderen Typen an, der leider außerhalb seines Blickes lag. Das war schon ein recht seltsamer Anblick und so konnte er sich auch ein Schmunzeln nicht verkneifen, als das Schauspiel mit der Sprachlosigkeit des Solisten und der anschließenden Verschränkung seiner Arme fortgesetzt wurde. Neugierde packte ihn und er verspürte das dringende Bedürnis nachsehen zu sehen, ob der Typ nur mit einer Halluzination oder einer tatsächlich existierenden Person sprach. Zu seinem großen Erstaunen wurde letzteres erfüllt. ********** „Ich hasse dich!“ rief Ben aus, als nach mehrmaligen fruchtlosen Versuchen Luke sich immer noch weigerte ihn wahrzunehmen. Beleidigt verschränkte er die Arme. Plötzlich vernahm er von seiner linken Seite ein leises Poltern und blickte in die Richtung. Nur um festzustellen, das vor der Tür, die ebend in die Angeln gefallen war, ein Tigermenschwesen stand und ihn mit amüsierten Gesichtsausdruck ansah. Er blinzelte kurz. Er wusste, dass es sowas gab, sein Vater hatte es ihm oft genug erzählt, aber er konnte sich immer noch nicht daran gewöhnen aufrechtstehende und menschlichanmutende Tiere zu sehen. „Tag.“ war das Einzige, zu was er sich im Stande fühlte zu sagen. Und erntete dafür ein herzaftes Lachen. „Du kannst echt als Solokünstler auftreten… Man wird dir zwar kein Geld geben, aber amüsant ist es allemal.“ „Freut mich zu hören.“ erwiederte Ben leicht beleidigt. Sein Blick glitt zurück zu Luke, der anscheinend ohne mit der Wimper zu zucken die Szenerie ignorierte. Denn mittlerweile befand er sich schon am Ende der Straße. „LUKE!“ schrie Ben. Dieser blieb stehen, drehte sich aber nicht um. „HIER IST NOCH JEMAND IN DER STADT…“ Luke schritt zurück zu Ben, aber nicht um sich die neuhinzugekommende Person anzuschauen sondern vielmehr um nicht durch die Gegend zu brüllen. „Wie schön. Er hilft dir sicher hier nicht zu sterben.“ „Hey, nein, so war das nicht gemeint… Jetzt lauf doch nicht wieder weg! Verdammt…“ Ein paar weitere Flüche später sah er zu dem Wesen hinüber und stellte fest, das es immer noch mehr als nur etwas erheitert war. „Es gibt hier nicht zufällig etwas Proviant und Wasser?“ „Ha, ich bin ein Tiger, ich hole mir alles, was ich brauche aus den Tieren, die ich erbeute.“ meinte es daraufhin nur grinsend. „Na toll…“ Ben seufzte. „LUKE, DU KANNST MICH NICHT HIERLASSEN! DAS WÄRE MORALISCH NICHT VERTRETBAR! ES GIBT HIER NÄMLICH NICHTS ZUM ÜBERLEBEN FÜR MICH!“ Würde Luke ein Mensch sein, wäre das jetzt die Stelle um genervt zu schnauben, aber er war es nunmal nicht. Stattdessen blieb er stehen und bedeutete ihm damit, er solle ihm folgen. Dies tat Ben auch, allerdings nicht allein. Denn der Tiger war dicht hinter ihm. Dieser fand die ganze Sache mehr als nur spannend und hoffte sich von den beiden etwas Abwechslung von seiner öden Alltäglichkeit, zu dem würde er auch endlich mal aus dieser Wüste hinauskommen. „Ähm… du willst…, was?“ fragte Ben, als er das Wesen hinter sich bemerkte. „Oh, ich begleite euch ein Stück.“ „Weißt du, ich glaube Luke verträgt keine Gesellschaft. Er ist doch sehr einzelgängerisch.“ Irgendwie war Ben das Wesen zu unheimlich, als das er es um sich haben wollte. In seinem Kopf lief nämlich immer wieder die Dokumentation über Tiger ab, die er als Junge mal gesehen hatte und so wollte er auf keinen Fall enden. „Ich ertrage deine Gesellschaft nicht.“ meinte Luke und wendete sich dann dem Tiger. „Wenn du mich nicht andauernd ansprichst oder sinnlos rumbrabbelst, hab ich kein Problem.“ „Keine Sorge, ich bin ein schweigsamer Typ.“ „Sag mal, darf ich dich Tiger nennen?“ fragte Ben. „Nein, du sprichst hier niemanden mehr an und unterlass es bitte in Zukunft Leuten irgendwelche Namen aufzuschwatzen.“ unterband Luke die Frage. „Tatsächlich ist dies aber mein Name.“ meinte Tiger knapp und grinste übers ganze Gesicht. Luke blieb mehr als nur schockiert stehen um die beiden nacheinander anzusehen. Das war jetzt einfach zuviel für ihn. Seit Wochen hat er niemanden getroffen und auch seit seiner Inbetriebnahme nur einen einzigen Menschen und dann begegnete er diesen zwei gesegneten Kreaturen, die ihm im Laufe der kommenden Reise wahrscheinlich jedes noch so kleine Menschlichkeitsbedürfnis verfliegen lassen würden. So ich werde mich beeilen und im Laufe der nächsten Woche dann ein weiteres Kap hochladen^^ Kapitel 3: Nachts ist's kälter als draußen ------------------------------------------ Die Landschaft auf der anderen Seite der Schlucht unterschied sich von der bisherigen. Zumal auch die Sonne im Begriff war sich langsam dem Horizont zu nähern und den Himmel bereits einen leichten Orangeton verlieh. Der Boden war nicht mehr ganz so eben. Hier und da waren größere Hügel zu erkennen, in dessen Schatten Kakteen und kleine Sträucher wuchsen. Ben freute sich über die Abwechslung, vor allem aber deshalb, weil der starke Kontrast zwischen dem rostfarbenen Untergrund und des stechend blauen Himmels ihm in den Augen wehgetan hatte. Nun waren die Farben weniger kreischend, aber auch weniger deckend. Man sah deutlich verschiedene Facetten im Boden, die vor allem durch schwankende Wasserkonzentrationen ausgelöst wurden. So wechselte auch die Beschaffenheit immer wieder von sandig zu steinhart. Ben betrachtete das ganze ärgerlich. Er hatte keine Schuhe an. Sie waren ihm vorgestern auseinandergefallen. Missmutig betrachtete er seine geschundenen Füße. Dann sah er zu Luke. Der hatte kein Problem mit der Hitze…oder mit körperlicher Anstrengung. Außerdem trug er Schuhe. Ben verzog das Gesicht, in dem er seinem Mund zu einer Fratze verschob. Ihm kam ein Gedanke, den er aber sofort in die geistige Tonne trat. Würde er das Luke fragen, würde er wahrscheinlich nicht mehr aufstehen können. Ben schluckte. Er ließ seinen Blick abermals schleifen. Was sollte er auch tun. In dieser Stille, trotz der Gesellschaft… oder gerade deswegen, musste er sich irgendwie beschäftigen. Als er zu seiner rechten ein ausgetrocknetes Rinnsaal erspähte, meldete sich sein Magen. Ben ließ den Kopf hängen. Während er sich wieder aufrichtete, bemerkte er Lukes und Tigers Blicke auf sich ruhen. „Ja, ich bin menschlich und schwach. Es tut mir Leid.“ Tiger schmunzelte und blickte dann Luke an. „Es wird sowieso bald Nacht. Wir sollten hier irgendwo Rast machen.“ Luke nickte daraufhin. „Okay, wir suchen etwas Feuerholz zusammen und machen dort hinten ein Feuer.“ Er deutete auf eine kleine Formation von Hügeln, in dessen Nähe eine Menge Vegetation vorhanden war. „Alles klar, dann such ich uns mal was zu essen.“ Mit diesen Worten verließ Tiger die Gruppe. Ben und Luke gingen derweil in die Richtung ihres Nachtquartiers. Der Blondhaarige stellte unerfreut fest, dass der Boden wirklich sehr hart aussah. Luke begann ein paar Sträucher auseinanderzurupfen und sie auf einem Haufen zu sammeln. „Sag mal, warum haben wir nicht schon in der Stadt Rast gemacht? Da ist es viel bequemer zu schlafen… und man hat ein Dach über dem Kopf.“ Ben platzierte sich auf einem Baumstamm, der aussah wie ein Schiffbrüchiger in einem Meer aus Sand. „Ja, aber wir wären kein Stück weiter gekommen.“ „Na und? Uns hetzt doch keiner…“ gab er von sich, setzte aber nachdem Luke ihn ansah hinzu: „…außer du vielleicht.“ „Es gibt gute Gründe weiter zu laufen. Einer davon ist: Die Wüste ist gefährlich und je eher man heraus ist, desto geringer wird die Chance irgendetwas zum Opfer zu fallen.“ „Zum Beispiel dem Durst?“ „Ja, profane menschliche Bedürfnisse eben.“ „Oh, danke. Du bist ja ein Cyborg und kein Mensch, wie konnte ich das bloß vergessen?!“ antwortete Ben verdrießlich. Er erwartete einen Blick von Luke, der aber schien in Gedanken versunken seiner Tätigkeit des Feuerholzsammelns nachzugehen. Sah für Ben fast so aus, als hätte er etwas Kränkendes gesagt… „So, genug mit dem Kleinzeug. Steh mal auf.“ riss Luke ihn mit seiner Forderung aus seinen Überlegungen. Ben trat ein kleines Stück zurück und bestaunte Lukes unglaubliche Kraft. Mit einer Hand hatte er ein Ende des Baumstammes gepackt und hielt ihn in hoch. Im nächsten Augenblick folgte ein Tritt in die Mitte des Baumstammes und er barst unter einigem Protest. Luke entfernte die noch herausstehenden Äste bevor er den Rest auf etwa dieselbe Länge brachte durch einen kräftigen Schlag auf seinen angewinkelten Oberschenkel. „Du musst einen Körper aus Stahl haben.“ meinte Ben anerkennend. „Hm.“ erwiderte Luke und Ben fiel wieder ein das es ja höchstwahrscheinlich tatsächlich so war. Er kam sich nutzlos vor und so beschloss er Lukes gesammelten Haufen anzuzünden. Was sich als recht schwierig erwies, da er keinerlei Utensilien dazu hatte. Er versuchte es also auf die altbewährte Methode der Steinzeitmenschen: Stöckchen an einem Stück Stroh aneinander reiben. Es stellte sich nach einer halben Stunde des erfolglosen Versuchens als mühselig heraus. Außerdem bekam er bereits Blasen an den Händen und sein Rücken schmerzte vom Kauern vor der Feuerstelle. Luke hatte diese Zeit genutzt um ein beachtliches Loch auszuheben, in dem sich Wasser sammelte. Er stand auf und tippte dem Verzweifelten auf die Schulter. „Trink erstmal was. Ich mach das.“ Ben sah ihn etwas verärgert an, schließlich wollte er auch irgendetwas beitragen, ging dann aber dennoch zum Wasserloch. Als er am Trinken war, hörte er ein Ratsch und ein Zisch. Er drehte sich um. „Du hast ein Feuerzeug?!“ „Ja.“ „Wieso hast du das nicht eher gesagt?!“ „Erstens: du hast nicht gefragt. Zweitens: Schrei bitte nicht so.“ Das Feuer brannte mittlerweile recht gut und Ben platzierte sich neben Luke, der halbhockend davor stand. „Und da lässt du mich einfach ’ne halbe Ewigkeit da herumdoktern?!“ Beleidigt hatte Ben die Beine an seinen Körper herangezogen und umfasste sie mit seinen Armen. „Es hat dich abgelenkt.“ Er grummelte darüber, war aber dann doch irgendwie seiner Meinung. Hätte er vor dem Feuer so lange warten müssen, wäre er wahrscheinlich ganz sentimental geworden. Er seufzte. Jetzt war er sentimental… außerdem war ihm am Rücken kalt und vorne warm. Er hatte gar nicht bemerkt wie die Nacht gekommen war. Der Himmel hatte eine purpurne Farbe angenommen und wurde nun allmählich dunkler. Die ersten Sterne waren bereits deutlich zu erkennen. Das erinnerte ihn an seinen Vater, den er in diesem Augenblick mal wieder hasste. Wie oft hatte er alleine draußen übernachtet? Allein für das kleine Abenteuer, denn er kam ursprünglich nicht aus der Wüste. Da, wo er herkam, war es nicht sonderlich gefährlich, jedenfalls nicht für einen, der innerhalb des Zaunes lebte. Es war eine noch recht intakte Reihenhausiedlung, in der ein paar Wissenschaftler mit ihren Familien lebten. Er seufzte. Abermals. Es war eine schöne Zeit gewesen, auch wenn sein Vater ebenso wenig Zeit wie jetzt für ihn aufgebracht hatte. Aber wenigstens war er dort nicht ganz allein gewesen. Luke hatte sich mittlerweile hingesetzt und die Beine ausgestreckt, während seine Arme leicht angewinkelt seinen Oberkörper stützten. Sein Rucksack lag nun neben ihm, war aber verschlossen, so dass Ben nicht sehen konnte, was darin war. ********** Luke bemerkte Bens verstohlenen Blick, aber es interessierte ihn nicht. Er war ihm noch immer reichlich suspekt. Er war sich nicht sicher, ob er ihn denn verstehen wollte. Ben schien schließlich ein sehr verqueres Exemplar seiner Gattung zu sein, auch wenn dies wahrscheinlich den mangelnden Informationen über ihn zu zuschreiben war. Von einiger Entfernung hörte er Schritte auf sich zu kommen, identifizierte sie in Sekundenbruchteilen aber als Tigers. Er war erfolgreich von seinem Raubzug zurückgekehrt, was Ben ein Lächeln auf dem Gesicht bescherte. Er hatte wirklich Hunger. Sie rösteten das gefangene Getier, Luke wusste nicht in welche Kategorie er diese mutierten Viecher einordnen sollte, und verspeisten es. Wofür Luke von Ben irritierte Blicke erntete, aber auf Grund seines antwortenden Gesichtsausdruck nichts sagte. Bens Bemerkung über Lukes Nicht-Menschseins hatte ihn zurück zu seinen Überlegungen gebracht. Denn da war es wieder: das Bedürfnis. Er fühlte es tief in sich brodeln und je mehr Zeit er mit diesen Leuten verbrachte desto stärker wurde es. Interaktion schien es geradezu zu fördern. Es erinnerte ihn wieder an die Zeit im Labor, als das Gefühl ebenso stark war und ihn schließlich übermannt hatte. In der Wüste war es wie weggeblasen und hinterließ einen leeren Fleck, der ihn jetzt wieder schmerzte. Er war außerstande Gefühle zu zeigen, dazu hatte er nicht die entsprechenden Gesichtszüge gespeichert. Ihm war es andererseits aber unangenehm die Beiden zu fragen, nachdem er so harsch zu Ihnen gewesen war, außerdem fürchtete er auf der kommenden Reise ständig damit belästigt zu werden. Und das war es doch letztlich, was er wollte: Ruhe. Ein Platz zum Entspannen. Zum Ich-Sein. Als sie schließlich alle fertig waren mit Essen, das unter heftigem Schweigen verlaufen war, legten sie sich hin. Allerdings nicht ohne Bens protestierendes Grummeln, das in etwa: Scheiß harter Boden hier… verflucht, lautete. So~ho, grad fertig geschrieben, nach einer kurzen Pause werd ich mich dem nächsten Kapitel widmen^^ *noch nichts gegessen hat* *seltsamerweise nich der magen grummelt* o.O Kapitel 4: Zusammentreffen -------------------------- So, schönen Dank an alle die das gelesen haben und natürlich einen noch etwas besonderen Dank, an die die tatsächlich ein Kommi geschrieben haben. und ja Ben die alte Labertasche (ich hab mich darüber köstlich amüsiert, fortuna-chan^^) is nich mehr ganz so ne labertasche, wird aber bestimmt wieder^^ so hier also das neue Kapitel... ich werd recht bald weiterschreiben, zumal es eine recht spannende Stelle ist Der nächste Morgen war unerwartet schwer zu ertragen. Die Nacht über hatte es den Gefrierpunkt unterschritten und das Feuer war leider nicht im Stande gewesen dies zu überdauern. Bens Glieder waren mehr als nur steif. Das Aufstehen fiel ihm schwer. Was hätte er für eine Nacht in der Stadt gegeben! Er schaute sich kurz um. Nur um festzustellen, dass die beiden anderen irgendwie viel ausgeruhter zu sein schienen, als er es ihnen wünschte. Ein kurzer Augenblick genügte und er erspähte auch schon den Reif auf den umliegenden Sträuchern. Noch immer auf dem Boden verweilend kratzte Ben sich den Kopf und streckte sich genüsslich. Er schaute etwas schockiert, als er dabei einige Gelenke knacken hörte. Luke und Tiger standen bereit zum Losgehen vor ihm. „Wie wär’s mit Frühstück… oder so?“ Tiger reichte ihm etwas von dem gestrig Übriggebliebenen, während Luke aus seiner Tasche eine Flasche zauberte. „So, du hast also doch Wasser.“ kommentierte Ben das Ganze dumpf (*sein Mund war schließlich schon halbgefüllt mit Essen). Er nahm sich zum Runterspülen einen Schluck aus der Feldflasche und stand auf. „Jetzt schon.“ Luke deutete auf das Wasserloch. Ben nickte dazu erfreut und fühlte sich gleich viel besser. Sie machten sich auf den Weg. Die Sonne stand entgegengesetzt zum Abend am Firmament und tauchte alles in ein gelb bis orangenes Licht. Besonders spät konnte es also nicht sein. Für Bens Verhältnisse relativ vergnügt und vor allem zügig trottete er neben den beiden her. „Sagt mal, wohin gehen wir eigentlich?“ Luke zeigte in die Richtung vor ihnen. „Ich hasse es, wenn du das tust.“ gab Ben von sich. Er sah Tiger an, der darüber mal wieder grinste. „Hauptsache du fühlst dich unterhalten?!“ Tiger nickte daraufhin mit einem breiteren Lächeln, so dass man seine Lefzen sehen konnte. Für einen Moment wurde Ben ganz bleich und der Dokumentarfilm kam ihm wieder in den Sinn… Er konnte einfach kein Blut sehen. Er fasste sich an den Kopf und drehte sich weg von ihm. „Also, wie heißt der Ort, zu dem du möchtest?“ „Dallas.“ „So so, und, wie weit ist das noch?“ „In welcher Einheit hättest du es denn gerne gewusst?“ Luke sah Ben zu seinem großen Erstaunen tatsächlich an. „Nun ja, das metrische System wäre schon nicht schlecht…“ „Also gut, es sind noch etwa 40 km.“ Ben blieb stehen. Er hatte eine böse Vorahnung. „In welcher Zeit wolltest du diese Strecke überwinden?“ „Heute noch, wenn es möglich ist.“ Das hatte er befürchtet. Er hasste es durch die Gegend zu latschen. Noch mehr hasste er es zu wissen, wie weit es denn nun wirklich war. Er hätte nicht fragen sollen. „Du kannst auch wieder zurückgehen, wenn du nicht möchtest.“ fügte Luke hinzu und hob eine Braue. Die Frage war, was bezweckte er mit diesem Gesichtsausdruck. War es Sorge oder Antipathie? Was es auch war, er wollte nicht zurückgehen. Ben schüttelte den Kopf. Sie verfielen mal wieder in Schweigen und liefen ohne weitere Unterbrechungen weiter. ********* Schließlich gelangten sie an eine recht schäbige geteerte Fahrbahn. Überall waren Risse und Schlaglöcher zu sehen. Einige sogar so tief und breit, dass man sich hätte problemlos flach hinlegen könnte ohne gesehen zu werden. Ben betrat die Fahrbahn, bereute es aber sofort. Sie war durch die Sonnenstrahlen aufgeheizt. Schnell sprang er zurück auf die ungepflasterte Wildnis. Er sah missbilligend zu Luke, der unberührt weiterging. Er hatte ja Schuhe an. Zum Glück war Tiger ähnlich schuhwerklos. Da war sein Leid doch besser ertragbar. Am Horizont war noch kein Stück von der Stadt zu sehen. Nur ein beständiges Flirren war wahrnehmbar, das von der steten Hitze zeugte. Ben schwitzte, um es Milde zu sagen, wie aus Kübeln. Luke und Tiger hatten ein irres Tempo drauf (*nun ja, jedenfalls kam es ihm so vor, als würden sie schneller werden, was natürlich nur daran lag, dass er langsamer wurde). Er wischte sich mit seinem Hemd den Schweiß aus dem Gesicht und folgte weiter brav. Nun nicht mehr quer durch die Wüste ohne für Ben ersichtliche Anhaltspunkte sondern der Straße folgend. In gedanklich weiter Ferne schweifend, in der er überlegte, was er denn machen würde, wenn sie in Dallas waren, stolperte er gekonnt über ein ehemaliges Straßenschild. Er fluchte kurz, sah zu seinen Gefährten, die das ganz offensichtlich nicht störte und schnaubte verächtlich. Dieses Straßenschild war eins der üblichen Verkehrszeichen, eine (*mit viel Fantasie) gelbe Raute mit (*eventuell, vielleicht einmal) Zahlen darauf. Er hatte einmal in einem Buch darüber gelesen, aber sich nicht weiter damit aufgehalten. In dieser Zeit gab es eh keine Regel, warum sich dann mit der Straßenverkehrsordnung aufhalten? Ben schüttelte seinen Fuß und war erstaunt darüber wie robust er geworden war. Früher hatte er sich immer gleich den Knöchel gestaucht, wenn so etwas passiert war, aber nun… Natürlich konnte man sich die Situation so nicht gut reden. Er roch wahrscheinlich mordsmäßig, denn das letzte Bad war schon eine Weile her, seine Haare ebenso ungepflegt und auch seine Zahnhygiene ließen sehr zu wünschen übrig. Wenn jetzt eine von diesen sagenumwobenen Feen daherkäme, die alles erfüllen, was man möchte, würde er sich als erstes sanitäre Anlagen herbeizaubern lassen, dicht gefolgt von dem Verlangen nach Frauen, denn die Gesellschaft von Kerlen war zwar nett, aber keineswegs erfüllend. ********* Es musste der späte Nachmittag sein, als Ben endlich das erste Schild in Richtung Zivilisation erblickte. Es war ein über die ganze Fahrbahn reichendes, mittlerweile war sie dreispurig geworden, übergroßes dunkelgrünes Highwayschild mit den erlösenden weißen Lettern: DALLAS. Hätte er an dieser Stelle am Horizont schon die Stadt erspäht, wäre er auch vor Freude an die nicht vorhandene Decke gegangen. Außerdem waren seine beiden Wegbegleiter ein ganzes Stück voraus. Hätten sie nicht zwischendurch angehalten um ihm vom Wasser trinken zu lassen, sie wären höchster Voraussicht nach nur noch Punkte in der Ferne. ********* Tiger hatte ein ungutes Gefühl. Schon seit einer ganzen Weile machte Luke eine seltsame Miene. Ein Glück das Ben das nicht sehen konnte, er würde sonst Fragen stellen und sich dadurch unnötig Sorgen machen. Und dies tat Tiger bereits. Er wusste, dass Luke kein Mensch war, auch wenn er sonst keine Ahnung hatte, wozu er ihn zählen sollte. Er roch nach Maschine, aber dann auch wieder sehr nach einem Lebewesen, wie eine Art Hybrid eben. Eigentlich war es egal, was er war. Fest stand er war außergewöhnlich, auf welche Weise auch immer. Manchmal sah es für Tiger so aus, als versuchte Luke in einer Konversation seine Gesichtszüge zu verändern, aber es war mehr als kläglich und kaum wahrnehmbar. Tiger hatte keinen bestimmten Grund diesen zwei Kerlen zu folgen, aber da war erstens seine unstillbare Neugierde und zweitens war ihm stinklangweilig gewesen in der Stadt. Die Beiden wirkten interessant und Ben allein war schon amüsant. Weit und breit war kein anderes höherdenkendes Lebewesen wahrzunehmen. Ein paar Reptilien schlängelten sich über den Boden, aber das war dann auch schon alles. Langsam war eine leichte Brise zu spüren, die aber leider keine Kühlung brachte. Tatsächlich schwitzte Tiger ziemlich unter seinem Fell. Es war einfach ungeeignet für die Wüste. Wie war er nur hierher geraten? Es war eine sehr vertrackte Sache gewesen. Er erinnerte sich noch, dass diese Typen, die ihn verfolgt hatten, mächtig scharf gewesen waren auf sein Fell und natürlich eventuelle Essensreserven rausschlagen wollten. In diesen Zeiten war es einfach verflucht schwer Essen aufzutreiben ebenso wie gute Kleidung. In der Ferne sah man nun die ersten Gebäude aufragen in einem verschwaschenen graublauen Ton, der sich nur schwach vom azurblauen Himmel abhob. Es war noch immer keine einzige Wolke in Sicht und so arbeitete die Sonne unermüdlich weiter, brannte sich in den Boden und heizte ihn auf. Luke schwitzte nicht sonderlich, obwohl er ziemlich viele Klamotten trug. Tiger konnte zwar einen leichten Schweißgeruch von ihm wahrnehmen, aber der war bei Weitem nicht stark genug für diese Hitze. Außerdem war es ihm ein komplettes Rätsel wie Luke an solch gute Schuhe herangekommen war. Er selbst hatte nur ausgelatschte halbzerfledderte Treter gefunden, die ihm garantiert auch im guten Zustand nicht gepasst hätten. Verfluchtes Anderssein. Da half einem auch das beste Improvisieren nichts. Hinter ihm stöhnte Ben auf. Tiger riskierte einen Blick zu Luke, der aber keinerlei Reaktion darauf zeigte. Innerlich kämpfte er noch mit sich, ob er sich umdrehen sollte oder nicht. Ben hatte schon etwas Hilfe verdient, andererseits hätte Tiger auch sehr gern ein bisschen Unterstützung. In dieser Hitze fiel auch ihm das Laufen schwer, auch wenn er sich nicht darüber beklagte. ********* Sie seufzte. Abermals strichen die Typen durch die Stadt auf der Suche nach ihr. Als ob das irgendetwas bringen würde. Wann würden die wohl endlich aufhören ihr nachzustellen? Na schön, sie war die Einzige in der Gegend, vielleicht auch etwas mehr als nur Gegend, die gute medizinische Kenntnisse hatte, aber sie konnte die ungeschwaschenen groben Kerle einfach nicht ausstehen, die sie immer aufsuchten. Manchmal fragte sie sich, wie die immer wieder von ihr erfuhren, aber so war das nun einmal, solche Dinge sprachen sich rum. Sie ging zurück in ihre provisorische Behausung weiter in das Innere des Gebäudes. Es war nichts weiter mehr als bloße Betonmauern. Überall lagen verrottende Dinge herum, die früher einmal noch identifizierbar waren, nun aber nur noch auf ihren langsamen Tod durch Zersetzung entgegensahen. In diesem Teil stand die Luft und es war furchtbar staubig. Man konnte die Staubteilchen in den durch die anliegenden Türen einfallenden Lichtstrahlen tanzen sehen. Sie war grad kurz vor ihrer Behausung, als sie einen lauten Knall von draußen hörte. Sie eilte zum nächsten Fenster, das in die Richtung des Geräusches ausgerichtet war. Vorsichtig sah sie hinaus. Ihr Blick fiel zunächst auf einen ihrer penetranten Besucher, der am Boden lag und um den sich langsam eine Blutlache bildete. Sie konnte aus dieser Entfernung nicht genau sehen, wo er getroffen worden war, glaubte aber, dass es eine Hauptschlagerader getroffen haben musste. Der nächste Blick, nur Sekundenbruchteile später, galt dem Schützen, der etwa 5 Meter daneben stand und die Waffe senkte. Er war recht groß, glatzköpfig und trug eine Sonnenbrille, was äußerst ungewöhnlich war. Ebenfalls ungewöhnlich war die schwarze Lederjacke, die relativ neu wirkte. Er drehte sich um hinter sich zu sehen. Im sich verändernden Licht blitzte seine Haut seltsam auf. Es war fast die gleiche Reflektion wie bei Echsen, aber das war eigentlich nicht möglich… Der Angreifer steckte seine Waffe unter seinen Mantel und setzte sich auf ein großes Trümmerstück, das mitten auf dem Platz lag, und sah in erwartender Haltung weiter in Richtung Stadtäußeres. ******** Ben konnte es gar nicht fassen. Sie waren tatsächlich so gut wie am Ziel. Der größte Teil seines Sichtfeldes wurde nun von Stadtpanorama eingenommen, was ihn ziemlich fröhlich stimmte. Wehmütig nur, dass Dallas ebenso zerstört war wie alles andere. Nicht in einem einzigen Gebäude klaffte kein großes Loch. Auch war es hier sehr staubig, so dass Ben problemlos die Fahrbahn betreten konnte ohne sich die Füße zu verbrennen. Alles war in einem hellen Beigeton getaucht, was wahrscheinlich auf den vielen Sand zurückzuführen war. Als sie endlich die ersten Gebäude erreichten, stand die Sonne schon halb hinter den aufragenden Bauwerken, so dass ihr Weg im Schatten lag. Seine Gefährten liefen nun nicht mehr ganz soweit voraus. Tiger hatte ihm zwischendurch ein paar ermunternde Blicke zugeworfen, die Ben ziemlich motiviert hatten. Er war zwar ziemlich kaputt nach diesem Marsch, konnte aber das Grinsen über die Tatsache eines überdachten Nachtlagers nicht unterdrücken. Ab und zu sah man auf dem Weg und daneben spitze Trümmer aufragen, die zum Teil von abgefallenen Betonteilen herrührten, aber auch lange Metallstreben und –balken, die einen dunklen Rostton besaßen. Da, wo die Sonne sich noch durchkämpfen konnte, glitzerten Glasscherben. Ben war etwas unheimlich zumute. Eine so große Stadt und dann war hier niemand außer ihnen. Allein der Gedanke, dass Luke ziemlich stark war, tröstete ihn nicht. Zwar hatte er ihm schon mal das Leben gerettet, war sich aber nicht sicher, ob er dies noch einmal tun würde. Er schloss gerade zu den beiden auf und schenkte Tiger, als er sich zu ihm drehte, ein Lächeln. „So, da sind wir also.“ kommentierte Ben. Lukes Blick dazu gefiel ihm irgendwie nicht. Er sah stur geradeaus und schien nicht auf seine Aussage einzugehen. „Allerdings.“ antwortete Tiger und verschränkte seine Hände hinter dem Kopf, der nun ebenfalls zu Luke hinübersah. „Hm.“ „Ist alles in Ordnung? Arbeitet bei dir alles wie es soll?“ fragte Ben besorgt. Luke drehte seinen Kopf zu ihm und schenkte ihm seinen üblichen Blick. ********* Das war nicht gut. Das war ganz und gar nicht gut. Hinter der nächsten Straßenecke würde sein Verfolger sitzen und er wusste nicht, was er tun sollte. Seine Begleiter hatten dies bemerkt, wenn sie auch nicht wussten, worum es ging. Er blieb stehen. Er durfte sie nicht gefährden. Nicht wissentlich. Er streckte den Arm aus und bedeutete den beiden stehen zu bleiben. „Was…?“ hörte er Ben sagen. Seinen Satz hatte er vermutlich auf Grund von Tiger abgebrochen. Luke nahm seinen Rucksack ab und holte seine Waffe raus. Mit dem nächsten Handgriff lud er sie und bugsierte die Tasche wieder auf seinen Rücken. Entschlossen lief er weiter, blieb aber an der angrenzenden Hauswand in Deckung. „Möchtest du uns erklären, was los ist?“ fragte Tiger halblaut hinter ihm. Er und Ben hatten seine Geste ignoriert. „Sagen wir so, ich habe einen etwas lästigen und leider auch gefährlichen Verfolger.“ antwortete Luke und linste um die Ecke. Dort saß er auf einem großen Betonblock. Von dem Haus auf der rechten Seite in einem der oberen Stockwerke ortete er ein größeres Lebewesen, stufte es aber erstmal als weniger wichtig ein, da es keine Gefahr darstellen sollte. Der Glatzkopf bedeutete ihm mit dem Zeigefinger näher zukommen, was er auch mit etwas Zögern tat. Mit recht entschlossenen und festen Schritten trat er auf ihn zu bis er schließlich auf 10 Meter herangetreten war und sich beide in die Augen sahen. Kapitel 5: Motiv ---------------- Herzlichen Dank an meine Leser. Ich freu mich wahnsinnig, dass es euch gefällt *freu* Deshalb hier auch ein neues Kapitel. Im Moment tu ich mich etwas schwer mit witerschreiben, weil ich durch allen möglichen Kram abgelenkt bin (Mangas lesen und Kommis schreiben ^^°), aber ich hoffe das wirkt sich nicht allzu sehr auf das Schreiben aus. Den Status belasse ich erstmal bei 40% da ich nicht weiß wie ich das Erähltempo weitermache. Es könnten durchaus noch 10 Kapitel mehr geben. Also in euer Kommi bitte reinschreiben, wie das Erzähltempo weitergehen soll. In diesem langsamen Sekundenstil oder etwas gerafft. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit... Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen XD Von ihrem Fenster hatte sie eine ziemlich gute Übersicht über das Geschehen, konnte dafür aber kein Wort hören. Sie sah wie nach einer kurzen Geste des Wartenden ein schwarzhaariger Typ kam, der ebenso gut ausgestattet war wie der Glatzkopf. In seiner Hand konnte sie eine Waffe glänzen sehen. Sie schluckte. Na hoffentlich ballern die sich nicht die Kugeln um die Ohren. Im Moment schien es so, als würden sie sich unterhalten. Auf jeden Fall bewegten sie sich nicht viel. ********* „Wieso verfolgst du mich?“ „Es ist mein Auftrag.“ „Ach ja?! Und welchen Zweck hat dieser Auftrag?“ „Ich soll dich zurückbringen.“ Luke atmete tief ein. „Bevor ich dir alles einzeln aus der Nase ziehen muss: Sag mir einfach alles.“ „Du bist defekt. Du musst repariert werden. Es ist meine Pflicht dich unter jeden Umständen zurückzubringen.“ „Und wenn ich nicht zurück möchte?“ „Das steht außer Frage.“ „Na schön. Dann musst du aber auch mit entsprechender Gegenwehr rechnen.“ Luke hob die Waffe. Seinem Gegenüber kam ein Lächeln über die Lippen und verwandelte sein Gesicht in eine diabolische Fratze. „Ich weiß. Keine Sorge.“ In diesem Moment griff er blitzschnell nach seiner Kanone und feuerte einen präzis gesetzten Schuss ab. Luke, der zwar schnell reagierte, nur leider nicht schnell genug, drückte den Abzug. Die Kugel seines Gegners traf ihn bevor sein eigenes Geschoss den Lauf verlassen hatte, so dass er durch die Aufschlagswucht die Flugbahn, zwar minimal aber ausschlaggebend, veränderte. Während er langsam seine Beine nachgeben spürte, schlug sein Projektil dicht an dem Kopf seines Angreifers vorbei in den Betontrümmer ein. Lukes Beine gaben nach und er fiel auf die Knie. Mit der noch freien linken Hand stützte er sich ab. Die rechte hielt er mehr oder weniger in Richtung seines Gegners. Blut rann aus der Wunde aus dem Bauch. Die Farbe wich aus seinem Gesicht und er atmete zusehends schwerer. „Wärest du nicht defekt, wärest du mir sicher zuvorgekommen. Siehst du ein, das du fehlerhaft bist?“ „Na und?!“ gab Luke ächzend von sich und schenkte seinem Gegenüber einen herablassenden Blick, der aber nicht mehr viel Kraft besaß. „Du bist stur. Also gut. Du hast drei Tage Zeit um deinen Irrtum einzusehen. Ich werde dich suchen. Ich werde dich finden. Und dann werde ich dich eigenhändig in deine Bestandteile zerlegen, wenn du nicht freiwillig mitkommst.“ Mit langsamen Schritten ging der Verfolger an Luke vorüber. Als er an der Häuserecke war, an der Ben und Tiger standen, musterte er die beiden eindringlich und drehte sich abschätzig seinem Weg zu. ******** Verdammt. Was sollte das denn? Waren die Worte die Ben und Tiger durch den Kopf schossen. Tiger sah dem sich entfernenden Angreifer nach, während Ben zu Luke lief. Sie waren etwa ähnlich blass, wenn auch aus verschiedenen Anlässen. In aller Eile stieß Tiger schließlich zu den ihnen. „Hey, wir müssen dich verarzten. Du hast in deiner Zaubertasche nicht zufällig desinfiziertes Operationsbesteck und Verbände?“ meinte Ben besorgt, als er sich die Wunde betrachtete. Luke schüttelte den Kopf. Tiger legte seine Hand auf Lukes Schulter, wusste aber nach einem kurzen Blick zu Ben nicht, um wen er sich mehr Sorgen machen sollte. Beide wurden zusehends blasser. Der Schwarzhaarige würde nicht so schnell abklappen. Ben hingegen stand kurz vor einer Ohnmacht. Man konnte nicht sagen, wie schwer Luke verletzt war. Die Schusswunde war nicht großflächig, außerdem trug er noch sein Shirt, das aber im Umkreis der Wunde sich mit Blut vollgesaugt hatte. Tiger sah sich um. Durch den ungünstigen Wind und seinen Fokus auf Luke hatte er bis jetzt den Typen, der etwas weiter bewegungslos lag, noch gar nicht wahrgenommen. Es hatte sich eine große Blutlache um ihn gebildet und Tiger fühlte wie sein Instinkt in sein Bewusstsein rann und versuchte die Kontrolle zu übernehmen. Bei Luke hatte er sich noch beherrschen können, aber dieser Unbeteiligte machte ihm Appetit. Ben stöhnte auf. Offensichtlich hatte auch er den Toten entdeckt. Tiger drehte sich wieder zu seinen Gefährten um. Er sah noch wie Ben aufsprang und sich dann etwas weiter weg begab um sich zu übergeben. Das war einfach nichts für ihn. Luke hielt sich den Bauch und versuchte sich langsam aufzurichten. „Du solltest liegen bleiben.“ ermahnte ihn Tiger. „Und dann?“ Tiger war baff. So eine patzige Antwort hatte er nicht erwartet. Natürlich war da etwas dran, aber… „Wir müssen jemand finden, der dich verarztet. Bis dahin solltest du liegen bleiben.“ Luke nickte kraftlos. Ben versuchte derweil krampfhaft seine Blutunverträglichkeit zu unterdrücken, was ziemlich schwer war, da er sich um Luke kümmern wollte, dieser aber unaufhörlich blutete. Man sah seinen inneren Kampf. Er blickte unruhig zum Verletzten und fixierte aber nicht ihn sondern einen Punkte knapp dahinter um den Anblick der roten Flüssigkeit zu vermeiden „Ben, da oben.“ Luke zeigte in die Richtung des angrenzenden Hauses in eines der oberen Stockwerke. „Geh hoch. Dort ist jemand, der uns vielleicht helfen kann.“ Ben nickte erleichtert und rannte los. „Ich frag dich jetzt nicht, woher du das wieder weißt.“ scherzte Tiger während er zusah wie sein menschlicher Begleiter sich mit eiligen Schritten entfernte. Als er wieder zurückschaute und bemerkte, was Luke vorhatte, half er ihm sich die Klamotten und den Rucksack abzustreifen. Er nahm das Shirt, knüllte es zusammen und presste es auf die Wunde, die immer noch keine Anzeichen zur Besserung zeigte. Mit einer Handbewegung deutete ihm Luke, dass er selbst die Verletzung zuhalten wollte. Tiger hatte aber keinerlei Mühen dabei dies zu verhindern, da die Kräfte des Verwundeten nachließen und er sich kaum noch bei Bewusstsein halten konnte. ******** Nach einem Schusswechsel war der Glatzkopf schließlich verschwunden und die Freunde des Schwarzhaarigen waren aufgetaucht. Ein Tigermenschwesen und ein Mensch. Sie sah dem Treiben etwas zu bis der Verwundete in ihre Richtung deutete. Verdammt, woher er das wusste? Sie entschied vom Fenster wegzugehen und sich zu ihrem Lager zu begeben um dort auszuharren bis sie endlich verschwunden waren. Mit solchen Typen wollte sie nichts zu tun haben. Die würden sie höchstwahrscheinlich erschießen, oder Schlimmeres. ******** Ben war froh von dort weg zu sein. Das ganze Blut schlug ihm auf den Magen. Wie war er da nur hineingeraten? Natürlich wollte er Luke helfen, aber es würde ihm kaum eine Hilfe sein, wenn er sich auch noch um ihn hätte kümmern müssen. Er war durch ein großes Loch in der Wand ins Innere gelangt und suchte nun nach dem Treppenhaus, das er nach einigem Herumirren schließlich fand. Alles war mit Staub bedeckt und so war auch deutlich erkennbar, dass hier mehrmals jemand die Stufen hinaufgegangen war. Den Fußabdrücken folgend, stieg er höher in den dritten Stock. „Hallo?!“ rief er zaghaft. „Ist da Jemand? Wir bräuchten Hilfe.“ Ben schluckte. Wer weiß, wer hier lauerte. Außerdem glaubte Ben irgendwie nicht an eine Person, die einfach so einem half. In dieser Welt hieß es Geben und Nehmen, oder wenn man stark genug war nur Nehmen. Aber Ben hatte nicht das Gefühl, dass er zu jenen Fraktion gehörte, überdies wusste er nicht, was er im Austausch anbieten sollte. Vorsichtig schlich er den Gang hinunter, um nicht plötzlich angegriffen zu werden. Er hatte, weiß Gott, schon genug Probleme mit nur Luke als Verletzten. Vorbei an einigen leeren Räumen sah er die Spur der Abdrücke einerseits in das nächste Zimmer andererseits weiter den Gang entlang führen. Ben hielt die Luft an und linste vorsichtig am nichtvorhandenen Türrahmen vorbei. Alles leer. Nur ein paar Haufen irgendwas in der Kammer verteilt. Er nahm den Kopf zurück und ging weiter. „Ich bin harmlos ehrlich… Du hast doch sicherlich gesehen, was passiert ist?!“ machte er den nächsten Versuch einer Konversation ohne dabei aber stehen zu bleiben. Er seufzte. Wäre er die Person, die das gehört hätte, er hätte den Worten nicht den geringsten Glauben geschenkt. Na toll. Er dachte zurück an seine erste Begegnung mit Luke… bzw. Lukes Faust. Hoffentlich wird er nicht wieder ko geschlagen. Seine linke Wange schmerzte immer noch und er hatte Mühe gehabt die Nacht zu schlafen. Jedes Mal, wenn er sich auf die Seite gedreht hatte, war er hoch geschreckt. Er glaubte, dass es ein ziemlich übler Bluterguss sein musste. Er schüttelte den Kopf. Darüber konnte er später nachdenken. Jetzt galt es die Person zu finden. Am Ende des Ganges war es ziemlich dunkel und die Spuren nur noch schlecht zu erkennen. Trotzdem glaubte Ben ziemlich sicher zu wissen, wo die gesuchte Person sich aufhielt. Vorsichtig tastete er sich vor. Er war über der Schwelle, als ein länglicher Gegenstand auf ihn zusauste. Geistesgegenwärtig schnappte er danach, schließlich hatte er damit gerechnet, und war verwundert wie wenig Kraft er zum Stoppen brauchte. Sein Blick fiel an das Ende der Stange. Eine rothaarige junge Frau mit festem Blick stellte sich ihm entgegen. Verblüfft klappte ihm der Mund auf. Die war verdammt hübsch. „Ich soll euch helfen?! Und was dann?!“ brüllte sie ihm entgegen. „Entschuldige ich wollte dich nicht erschrecken. Ich hab grad keine Ahnung, was ich dir als Gegenleistung geben kann, aber tun werden wir dir bestimmt nichts.“ versicherte Ben mit einem unsicheren Lächeln. Langsam senkte sie den Knüppel, der ein ehemaliger Teil eines Türrahmens war. „Ihr braucht medizinische Hilfe. Zufällig bin ich recht bewandert darin… Allerdings ohne Gegenleistung…“ „Ist schon gut, darüber verhandeln wir später. Luke ist ein ziemlich moralischer Typ, ich bin mir sicher, er wird eine angemessene Belohnung für dich finden.“ Ben hob die Brauen. Die Frau überlegte, sah von Ben auf den Boden und zurück. „Na schön.“ seufzte sie einwilligend und ging zu ihrem Equipment um die erforderlichen Sachen zu packen. Kapitel 6: Sequenz ------------------ Durch schmale unregelmäßige Schlitze fiel spärliches Licht. Staubflirren glitzerten in den Sonnenstrahlen und tauchten den Raum in eine dumpfe Atmosphäre. In einer Ecke stand ein kleiner Holzschrank, die Tür leicht abfallend zu einer Seite hängend. Auf ihm stand ein Glas. Letzte Wassertropfen schwanden in der aufkommenden, kriechenden Hitze. Neben der Kommode auf dem Boden lag eine beigefarbene ausgewaschene Decke sowie einige weitere Stoffteile, allerdings nicht identifizierbar aber in einem ähnlichen Ton. Verteilt auf den unprofessionell zusammengezimmerten Dielen breitgetretener teils vom Wind herein getragener Sand. Die Luft stand im einräumigen Holzhaus und der Geruch von Schweiß sowie die letzten fadenscheinigen Reste von gekochtem Essen hielten sich vergänglich aber stetig. Ein leises Quietschen von Schnüren, die sich an Holz rieben, war zu vernehmen, sonst nur ein stetes laues Rauschen vom Wind. Mit ins Gesicht gezogenem Hut lag jemand auf der Veranda des Hauses sanft hin und her schwingend in einer Hängematte. Seine Hände hinter dem Kopf verschränkt schnarchte er seicht vor sich hin. Die Sonne brannte auf das Vordach und kündigte einen weiteren wolkenfreien 40°- im- Schatten- Tag an. In derselben felsigen ockerfarbenen Landschaft nur einige Kilometer weiter ruhte ein zerfallener und durchgelaufener Schuh bedeckt von einer Staubschicht, die die eigentliche dunklere Farbe verschleierte. Nur knappe 10 Meter entfernt sein Pendant, ebenso verlassen wie sein Kollege. Aus ihm kroch ein schwarzer leicht mit Staub umhüllter Skorpion lauernd mit tödlichen Werkzeugen auf den nächsten unvorsichtigen Passanten. ******* Hätte Ben zurückgeschaut auf dem Weg nach Dallas, hätte er die blauen gesprayten Lettern auf dem Highwayschild gesehen: ‚Making minorities is just a way to separate the majority!’ Doch dies kümmerte ihn wenig. Er hatte ein viel vorrangigeres Problem zu lösen und war sich nicht sicher wie er herangehen sollte. Mit zögernden doch eiligen Schritten kam er Luke näher und näher. „Was ist los?“ Pia stieß ihn von hinten und brachte ihn mächtig aus der Balance. „Doch nicht so dringend? Für mich sah das ganz schön übel aus…“ Ben grummelte leise vor sich hin. Ja, er konnte kein Blut sehen! Was war auch schon dabei? Schon der Gedanke an Luke blutend im Staub liegend nur wenige Schritte entfernt von einer weiteren Blutlache trieb ihm jegliches Blut aus den Gliedern. Er schwankte kurz, lief aber weiter. Er gab sich alle Mühe nicht zu stolpern. Man merkte deutlich, dass ihm die Kräfte wichen. Jedoch Schritt für Schritt kam er dem Grund seines Unbehangens näher und die beklemmende Situation ließ ihn das keine Sekunde vergessen. Schließlich waren sie draußen angelangt. Pia lief auf den Getroffenen zu und stieß nach einem kurzen Blick über die Schulter aus: „Habt da ein ganz schönes Sensibelchen aufgelesen!“ Tiger konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Mit verschränkten Armen stand Ben halbe Strecke zwischen der Gruppe und dem Haus. Unfähig auch nur irgendetwas zu tun. Luke hatte die Augen geschlossen und schien sich auch sonst nicht zu bewegen. Außerdem war ihm Tigers nervöses Zucken nicht entgangen, das in ihm nicht nur ein paar Alarmglocken sondern gleich sein gesamtes vorhandenes Arsenal läuten ließ. ******* Nachdem Ben verschwunden war, entspannte es sich in ihm etwas kaum merklich, aber spürbar. Es verschaffte ihm einen besseren Fokus auf die wichtige Sache, die vor ihm lag: Luke, verletzt, sehr schwer verletzt. Er hatte bereits das Blut gerochen und die Anwesenheit eines Unschuldigen, der ihn nicht zu kümmern brauchte, brachte seine urzeitlichen Instinkte in den Modus Operandi. Diese Tatsache wollte seinen Geist einfach nicht verlassen, hielt ihn gefangen. So bemerkte er auch nicht sofort das Luke die Augen zugefallen waren. Das Shirt, das Tiger benutzte um die Wunde abzudrücken, hatte sich getränkt mit Blut. Das machte ihm die Sache nicht einfacher. Es verklebte sein Fell und setzte sich auch zwischen den Fingern fest. Tiger spürte, wie es sich langsam festtrocknete und sich dabei zusammenzog, während die Farbe zu einem dunkleren Rot wechselte. Der Geruch wurde immer durchdringender. Ein leicht metallischer Geschmack setzte sich in seinem Rachen ab. Er schloss die Augen um den aufkommenden Speichelfluss zumindest ein wenig zu stoppen. Es fröstelte ihn. Seine Ohren zuckten wild. Zur Hölle diese ganze Kiste mit den Mutationen. Das menschlichere Aussehen verleitete einen gepaart mit dem Bewusstsein und der Ahnung einer Seele zu etwas mit mehr Moral und Gewissen, die Instinkte unterwerfend. Jedoch sah das in der Praxis mit unter ziemlich schwer aus. Die Natur hatte sich noch nicht eingespielt und so stand er nun schwankend zwischen dem „Tier“ und dem „Menschen“. Wobei Mensch und Tier nur noch als Synonyme galten für: in der Lage seine natürlichen Impulse zu unterdrücken und dem Gegenteil. Leise vernahm er Stimmen aus der Etage, auf die Luke gedeutet hatte. Er sah wieder zu Luke zurück, der unverändert dalag. Leise atmend ohne einen weiteren Mucks von sich zu geben. Alles Maschinelle war von ihm gewichen. Er schwitzte ganz erheblich und auch die schier unmenschliche Kraft, die Tiger wahrgenommen hatte waren wie weggeblasen und offenbarten nun den schwachen Rest seines Daseins. Was wohl der Glatzkopf von ihm gewollt hatte? Der Wind hatte ihre Stimmen fortgetragen ohne das Tiger die Chance hatte sie mit seinen Katzenohren zu vernehmen. Ein weiteres Frösteln überkam ihm. Er schüttelte den Kopf im verzweifelten Versuch das Verlangen genauso abschütteln zu können. Doch es gelang ihm nur mäßig. Er atmete nun ein paar Male durch in der Hoffnung in einem Ruhepol neue Kraft für seine Bewusstseinsaufrechterhaltung zu finden. In dem klaffenden Loch der Häuserwand erschien Ben mitsamt einer rothaarigen Frau. Er sah nicht sehr begeistert aus und stand sicherlich kurz vor einer Ohnmacht. immer langsamer wurden seine Schritte. Betreten fixierte er einen Punkt abseits des Geschehens bis er schließlich ganz stehenblieb. Die Rothaarige hatte ihn schon längst links liegen gelassen und kam in fast routinierter Art und Weise auf ihn zu. Mit einem leichten Grinsen machte sie eine Bemerkung zu Bens Zustand. Allerdings verschwand dieses gleich wieder als sie zu Luke sah. Sie bedeutete ihm die Hand und das Shirt von der Wunde zu entfernen. Skeptisch blickte sie darauf und holte aus ihrer Tasche alles Nötige zu seiner Versorgung. Sie sah Tiger an und… „Ähm, geht’s?“ „Hm? Wieso?“ fragte Tiger zurück. Die Frau hatte einen Gesichtsausdruck angesiedelt zwischen ernsthafter Besorgnis und Schockiertheit angenommen. „Das ganze Blut hier und dein Zucken. Das gefällt mir nicht. Mir wäre wohler könnte ich ein wenig ohne einen drohenden Angriff zu Werke gehen.“ Tiger nickte mit Erleichterung. Er erhob sich und ging zu Ben rüber, der sich zur Seite gedreht hatte und eine Hand vor dem Mund hielt stur geradeaus blickend. Als Tiger ihn an der Schulter packend vom Geschehen wegschob, zuckte er zusammen. Sie liefen in Richtung des Hauses allerdings mit einem prüfenden Blick über die Schulter zu Luke und der Frau. Einen Kameraden alleine mit einem Fremden zu lassen war sicher nicht sehr klug. Es würde Luke aber sicher nicht helfen, wenn die Beiden selber versuchen würden Hand anzulegen. So erledigt @.@ war anstrengend aber doch ganz gut... hoff ich^^ langsam kommen wir zum Dramagenre... und irgendiwe is immer noch nich viel passiert^^° Na ja das Entschädigt hoffentlich für die 'fehlenden' Pausen während der Wanderung gruß Draca-chan Kapitel 7: Erwachen ------------------- Er konnte nur noch verschwommen sehen. Er merkte wie ganz langsam und allmählich die Kraft aus ihm wich. Kälte zog in seinen Körper ein. An der Stelle, an der er getroffen wurde, fühlte er eine Befremdlichkeit, die er noch nie zuvor gespürt hatte. Seine Gedankenfäden bildeten Schlieren hinter sich. Das Konzentrieren fiel ihm immer schwerer. Dunkelheit schloss sich um ihn, legte in Kreisen größer werdende schwarze Flecken in sein Sichtfeld. Die Farben verliefen ins Grau. In seltsamer Zeitlupe erlebte er alles um sich herum. Unbehagen setzte in ihm ein angesichts der unaufhaltsamen Ereignisse. So machtlos hatte er sich noch nie befunden. Seine sensorischen Fähigkeiten wurden schwächer bis er schließlich nur noch einzig und allein seinen eigenen Körper wahrnehmen konnte. Außerstande sich zu bewegen und so drastisch mit sich selbst und seinem Inneren konfrontiert, blieb ihm nichts anderes übrig. Natürlich hatte er sich schon jede Menge Gedanken gemacht, was ihn selbst betraf, aber diese neue Perspektive verschaffte andere Blickwinkel. Er war nicht das, was man einen klassischen Cyborg nennen würde. Halb- halb. Vielmehr war es eine symbiotische Verstärkung seines menschlichen Körpers mit technologischen Elementen unter Kontrolle eines maschinellen Verstandes. Aber war das tatsächlich alles? Steckte da nicht etwas mehr dahinter? Konnte man nicht mehr sein als nur das? Schließlich hatte die Menschheit Jahrhunderte damit verbracht die Frage nach ihrem Dasein zu lösen und das obwohl sie sich sicher waren Menschen zu sein. Erschuf Bewusstsein und die Erkennung einer eigenen Persönlichkeit automatisch diesen inneren Konflikt? Dahinter musste eine tiefere Bedeutung stehen. Für Luke waren diese abstrakten Denkmuster zu schwer. Philosophie konnte er nicht greifen, gar sie nachvollziehen, außerdem war sein Körper in miserabler Verfassung, was es nicht gerade erleichterte. Mit Mühe und Not versuchte er sich zu bewegen. Gewichte tonnenschwer und unnachgiebig fesselten ihn aber an den Boden. Ganz dumpf, als wären die Geräusche durch tausende Filter gelaufen und etliche Kilometer weit weg, vernahm er eine Stimme. Zu hoch um von seinen Begleitern zu sein. Ein Kribbeln durchdrang seine Wunde. ******* Metall. Wand. Lampen. hell. kalt. hart. Brummen. Raum. Herzschlag. Einsamkeit. Erste Worte die ihm durch den Kopf eilten. Zunächst ergaben sie keinen Sinn. Bewegung. Schritte. Tür. Ferne. Weite. Welt. Ich. Wie ein Schlag ins Gesicht war er sich plötzlich bewusst. Ganze Einheiten von Informationen stürmten nun auf ihn zu. Alle zugreifbar mit ebensolchen Stichworten, wie er sie wahrgenommen hatte. Einer riesigen Karteikartenbibliothek gleich mit elektronischem Speichersystem. Assoziativdenken. Oder zumindest die vereinfachte Form davon. Vor ihm tauchte ein Gesicht auf. Ein herbes gealtertes Gesicht. Ein Dreitagebart umgab das leichte Grinsen. Seine dunklen Augen leuchteten wie zwei große runde Köpfe. Kurzgeschorenes blondes Haar auf seinem Kopf. Eine Hand griff hinter ihn und drückte Armaturen. Grün-weißes Licht spiegelte sich kaum wahrzunehmen auf der Haut. Anzeigen wurde aufgerufen und angesehen. Mit einem Kopfnicken drehte sich das Gesicht wieder zu ihm um. „Wie ist dein Name?“ „Einheit L“ antwortete er automatisch. Die Bedeutung blieb ihm verschlossen. Ein weiteres Kopfnicken und das Gesicht verschwand wieder. Schritte um ihn herum. Ein weiteres Mal öffnete sich die Tür. Er drehte den Kopf. Seinen eigenen. Ein Gang war zu sehen. Steril und kalt wie der Raum in dem er lag. Sein Eigen. Ein Körper. Er steuerte seinen Kopf zurück. Eine kurze Pause. Bewegung in seinem Oberkörper, sich anspannende Muskelfasern. Ein komplexes System aus Vorgängen automatisiert durch einen vorprogrammierten Verstand. Er nahm nun den ganzen Raum war. Die Tür, verschlossen, mehrere leuchtende Monitore, technische Geräte, ein grauer glatter Boden. Zwei Männer. Das Gesicht, das vor ihm aufgetaucht war, trug einen weißen Kittel, hatte etwas wie ein Klemmbrett in der Hand. Der andere ein einfaches schwarzes langes Shirt. Die Beiden drehten sich zu ihm. Der alte Mann kam auf ihn zu, immer noch mit einem Grinsen, machte an seinen Gliedmaßen Reflexkontrollen und schien mit dem Ergebnis zufrieden. Er bekam plötzlich ein umfangreicheres Gefühl für seine Möglichkeiten und Bewegungsabläufe. Er schwang die Beine von der kalten Metallplatte und ließ sie herunterhängen, während sein Arme den Oberkörper stützten. Fragen drängten sich ihm auf. Er konnte sie aber nicht formulieren. Stillschweigend ging die Szenerie weiter. Nur begleitet von dem Summen der Geräte. ******** Worauf hatte sie sich nur eingelassen? Vielleicht war es Neugier die sie bewogen hatte und die nun nach dem ersten Untersuchen größer wurde. Was war dieser Typ nur für ein Mensch? War er es überhaupt? Ein kompliziertes Gebilde von lebendem Gewebe und maschinellen Teilen lag vor ihr. Wie war es gekoppelt? Was konnte sie entfernen ohne etwas zu beschädigen? Schweiß rann ihr über die Stirn. Sie wischte es weg. Sie entschied sich einfach nur die Blutung zu stoppen. Das wäre wohl das Beste. Er musste gerettet werden. Andernfalls läge ihre Zukunft höchstwahrscheinlich in Einzelteilen in dem Magen dieses Tigers. Das mochte sie nun gar nicht. Die Begleiter dieses… was auch immer, waren aus ihrer Sichtweite verschwunden. Was sie bloß vorhatten nachdem ihr Kumpane verarztet war? Hierbleiben? Das war nicht sehr wahrscheinlich. Schließlich lauerte hier in der Gegend immer noch dieser Typ mit dem Glatzkopf und ihr war nicht so ganz klar, warum er die Leute für den Augenblick in Frieden ließ. Überhaupt hatte sich die Begebenheit in ein ihr unbekanntes Schauspiel verwandelt. Ihr war nicht wohl zumute den Plot nicht zu kennen. Zu viel hieran warf Fragen auf. Mittlerweile machte sie sich auch ernsthafte Sorgen um ihre Bezahlung. Die Typen sahen nicht nur abgebrannt aus, sondern ließen auch jede Vorausplanung mangeln. Sie seufzte herzhaft. Schlussendlich gelang es ihr nicht nur die Kugel zu entfernen, was sich als ganz schöne Fummelei erwies, aber das war es ja immer, sondern auch die Blutung zu stoppen. Sie war gerade dabei seinen Oberkörper zu verbinden, als sie die ersten Bewegungen ihres Patienten vernahm. Offenbar kam er wieder zu Bewusstsein. Der Himmel über den Häuserdächern hatte sich in die allseits bekannte orangerote Abenddämmerung verwandelt und kündigte von der kommenden Nacht. Sie befestigte das Ende der Mullbinde und sah wie sich die Augen ihres Verarzteten öffneten. „Hey, keine Sorge. Ich bin Pia. Deine Begleiter sind mal eben austreten.“ Sie schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln, das allerdings ohne Reaktion blieb. Der Schwarzhaarige blinzelte ein paar Mal, rieb sich die Augen und machte Anstalten sich aufzusetzen. „Das ist keine…“ Doch ihr Rat wurde ignoriert mit einer abwinkenden Handgeste. Ihr Patient schaute sich um. „Könntest du sie holen?“ Sie war ein wenig verwirrt, nickte dann aber. Pia richtete sich auf und lief zu ihrem zeitweiligen Wohnort. Nach einigem Hin- und Herlaufen fand sie die beiden schließlich in etwas jämmerlichen Posen. Sie sahen sehr besorgt aus. Der Blonde hatte den Blick gesenkt und saß mit angezogenen Beinen da, während der Tiger mit verschränkten Armen und geschlossenen Augen in der Ecke stand. Seltsamerweise erinnerte sie das Bild an besorgte Eltern. Sie musste schmunzeln. „Ihr könnt jetzt zu ihm.“ Mit einem schiefen Kopfnicken bedeutete sie ihnen hinauszugehen. Das ungleiche Paar wirkte sichtlich erleichtert und tat wie befohlen. Auf dem Weg nach draußen hielt der Blonde den Tiger fest und drehte sich zu ihr um. „Sag mal, ist der Tote da noch?“ Ein leichtes Zittern und Unbehagen schwang in seiner Stimme mit. „Nun ja schon, was…“ Doch sie wusste den Grund. Das bedarf nun wirklich keiner Frage. „Okay, ich wird sie zu decken. Gut?“ Die Beiden nickten und warteten. Eilig lief Pia die Stufen hinauf zu ihrem Lager. Eigentlich war es schade drum ihre Decke dafür zu verwenden, aber was tat man nicht alles? Seit ihrem Elternvergleich sympathisierte sie extrem mit ihnen. Es erinnerte sie an etwas, dass sie längst verloren hatte. Wehmütig nahm sie sich die Decke. Ihr Blick schweifte durch die leere Kammer. Vielleicht brauchte sie keine richtige Entlohnung, sondern nur echte und ehrliche Gesellschaft. Kapitel 8: Des Ausgangs Anfang ------------------------------ Er war mehr als nur erleichtert, das konnte man wohl sagen. Zwar drehte es sich in seinem Kopf noch, aber Luke würde nicht mehr bluten und die Rothaarige wollte den anderen abdecken. Das würde hoffentlich reichen, damit auch Tiger nicht mehr so stark auf das Blut reagieren würde. Während sie so warteten, strich Ben mit seiner rechten Hand über den kalten grauen Zement, der die Wand bildete. Er war ziemlich rau und in größeren Abständen sah man Einschusslöcher. Da, wo eine Kugel getroffen hatte, bildeten schwarze Pulverrückstände eine Corona drumherum. Ben versuchte das Alter dieser Bauten einzuschätzen, aber irgendwie wollte es ihm nicht gelingen. Er schwankte zwischen 300 und 800 Jahren, obwohl 300 eine sehr optimistische Schätzung wäre. Seine Füße, immer noch bedauerlicher Weise ohne jedwede Art von Schutz, hatten eine kohlrabenschwarze Schicht an der Sohle angenommen. Eine natürliche Hornhautplatte bildete nun seinen Schuhersatz. Selbstverständlich war dies nicht besser als tatsächliches Schuhwerk, aber es war wenigstens etwas. Grobkörniger Sand knirschte zwischen seinen Füßen, als er ungeduldig auf ihre Rückkehr wartete. Tiger stand nur bewegungslos neben ihm und sah ihm, mal wieder, amüsiert zu. Ben atmete tief ein und ließ all die Frustration und Ungewissheit von sich abfallen. Wenn Tiger Zeit hatte über ihn zu schmunzeln, dann konnte er getrost wieder Mut fassen. Er vernahm Schritte und sah aus dem Halbdunkeln eine Silhouette auf sich zukommen. Erstaunlich wie sehr ihr rotes Haar leuchtete. Es war das erste von ihr, das schwache Lichtstrahlen zurückwarf. Ben ertappte sich bei einer nicht ganz jugendfreien Fantasie, schmunzelte aber lieber anstatt sie von sich zu weisen. Diesen Moment würde er auskosten. ******* Die Frau, die Luke behandelt hatte, ging mit einer Decke an ihnen vorbei. Ben hatte ein Gesicht aufgesetzt, das Tiger schon mal gesehen hatte, konnte es aber nicht recht einordnen. Tiger versuchte sich die letzten Reste eingetrockneten Bluts aus seinem Fell zu bröseln, was nicht allzu leicht war, denn wirkliche Daumen besaß er nicht. Er fühlte sich ein bisschen wie diese Leute im Winter, die mit Handschuhen übergestreift sich etwas aus der Tasche fingern. Er seufzte, gab es aber dennoch nicht auf. Schließlich war die Frau zurück und lächelte sie an. „Ich bin übrigens Ben.“, gab dieser etwas kleinlaut von sich. „Freut mich sehr. Ich bin Pia.“, erwiderte sie und reichte ihnen die Hände. Ben zeigte mit breiter werdendem Lächeln zu Tiger: „Tiger.“ Pia runzelte die Stirn angesichts dieser Namensgebung, nahm sie aber hin, als dieser mit verschmitztem Lächeln die Achseln zuckte. Zu dritt gingen sie auf Luke zu, der sich aufgerichtet hatte und mittlerweile schon wieder seine Jacke trug. Weiße Stoffbahnen überkreuzten seinen Oberkörper. Er sah sie auf sich zu kommen, drehte aber den Kopf wieder vor sich. In der Hand hatte er seine Waffe, die er mit geübten Griffen überprüfte. „Dir scheint’s ja ganz gut zu gehen.“, meinte Ben erleichtert. Luke sah ihn nur an, sagte aber nichts. Er widmete sich wieder der Waffe. „Wenn ich was fragen dürfte…“, unterbrach Pia. „Aber, was bist du? Kein richtiger Mensch, so viel steht fest, aber…“ „Cyborg.“ Pia stutzte. „Ich bin ein Cyborg.“ Sie sah ihn immer noch ungläubig an. „Na ja, das könnte schon sein, aber welcher Irre verplempert seine Zeit damit Cyborgs herzustellen, die ihm dann nicht mal gehorchen?“ „Woher willst du das wissen?“ Luke sah sie fest an. Sein Blick war ohne jede Emotion. Nicht wie sonst in Gesprächen, wo Tiger teilweise etwas erahnen konnte. Das war ein richtiges Pokerface. Er konnte nicht umhin, es zumindest ein bisschen zu bewundern. „Na hör mal, ich kann ja wohl eins und eins zusammenzählen. Also, du tauchst hier auf und der Typ wartet schon eine ganze Weile auf dich. Dann beschießt ihr euch und der Typ geht weg ohne auch nur die Spur von gesundem Menschenverstand. Denn das steht wohl mal fest: Wäre das jemand normales gewesen, hätte er dich gleich weggepustet und dich ausgeraubt und wenn nötig noch deine zwei Begleiter getötet.“ Ben war während der Erklärung der Mund aufgeklappt. Auch Tiger staunte nicht schlecht. Aber es war nur logisch, eine solche Frau überlebte nur, wenn sie clever genug war. Und sie war es zweifelsohne. „Du hast recht, ja. Ich habe nicht gehorcht. Ich werde es wohl in drei Tagen mit meinem Leben bezahlen.“ Es herrschte entsetztes Schweigen. Nun waren die Karten auf dem Tisch. Niemand traute sich etwas zu sagen. Ben, der als einziger seine Füße interessanter fand als alles andere, fand seine Sprache zuerst wieder. „Und jetzt?“ „Ich werde versuchen nach Washington zu gelangen.“ Ben sah nun auf. „Hat das einen bestimmten Grund?“ „Nein, nicht wirklich. Ich halte es nur für eine gute Idee angesichts der Tatsache, das es der ehemalige Regierungssitz ist.“ „Und? Du willst dahin laufen?“, fragte Tiger skeptisch. Er wusste nicht, wie weit es war, aber sicherlich wesentlich mehr als die Strecke heute. Die ersten Sterne waren schon eine ganze Weile sichtbar und der violette Himmel tauchte nun in ein dunkles blau. Bald würde man die Hand nicht mehr vor Augen sehen, wenn sie kein Feuer machten. Diese Nacht war überraschend schnell gekommen, aber nichts anderes kannte er in der Wüste. Neben sich hörte Tiger, wie Ben japste. „Bitte nicht laufen! Keinen Schritt werde ich mehr tun!“ „Wer hat gesagt, dass ihr mitkommen müsst?“ Tiger hörte ganz schwach einen genervten Unterton heraus. „Ja, aber…“ Ben verfiel in Schweigen. Schmollend rieb er sich die linke Backe. „Und wenn wir ein Auto nehmen? Ich meine, du schaffst es eh nicht zu Fuß in drei Tagen nach Washington, oder hast du irgendwelche Cyborgkräfte, die das ändern?“ Luke blinzelte ein paar Mal. Diese Tatsache musste er wohl akzeptieren, er wusste sie bestimmt auch schon, aber erst als Pia sie aussprach, wurde es auch Ben und Tiger bewusst. Dies, so schien es, wollte er wohl vermeiden. „Gibt es denn welche, die funktionieren?“ Auf Lukes Frage lächelte Pia nur süffisant. „Nein“, gab sie schließlich zu. „Aber es gibt welche?“ Ben hatte ein Strahlen im Gesicht, das sich wohl nur als diabolische Vorfreude beschreiben ließ. „’Türlich.“ „Dann überlasst das nur mir.“ Er grinste immer noch breit. Diesmal mit erhobener Faust. Das sollte wohl das Zeichen für irgendwas sein. Tiger kannte es nicht. Er schmunzelte nur. „Aber nicht mehr heute. Es ist schon spät. Wir sollten uns ein Lager suchen -“ Luke erhob sich und sondierte die Umgebung. Nach einigem Suchen schien er sich dann für Pias bisheriges Lager entschieden zu haben. Langsam trottete die Gruppe ins Gebäude. Nachdem sie mal wieder ein Feuer gelegt hatten und Pia etwas von ihren Vorräten herausgerückt hatte (*allerdings mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen, das Tiger nur allzu fremd war), sahen sie sich schon fast ins Reich der Träume abdriften. Es waren zwar keine Decken mehr da, aber Tiger vernahm nur ein kurzes Hmpf von Ben, der aber bald daraufhin schlief. Luke hatte sich an eine der Wände gelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt, ganz so als würde er Wache halten. Vielleicht war es Lukes schlechtes Gewissen, oder wie Ben sich ausdrückte, seine moralische Verpflichtung, die ihn dazu bewog. Immerhin hatte er die beiden in ziemliche Schwierigkeiten gebracht. Tiger war das zwar egal, schließlich war er schon öfter in solchen Situationen, aber auch er würde es nicht akzeptieren können seine Begleiter in Gefahr zu bringen. Tiger warf einen kurzen Blick auf Ben, der zusammengerollt im einfallenden Licht der Sterne lag und leise vor sich hin schnarchte. Er wollte noch über so vieles nachdenken, aber ihn überkam die Müdigkeit schnell und ohne Vorwarnung. So glitt er die Wand hinab, an der er sich positioniert hatte und schlief ein. ******** Es war stille Nacht in Dallas. Großen ausgebrannten Skeletten gleich, ragten die Gebäude auf. Deutlich erkennbar welchen schrecklichen Todes sie gestorben waren. Der Mond schien am wolkenlosen Firmament nur schwach, trotz des Halbmondes. Gelblich-weißes Licht fiel auf die Fragmente ehemaliger Zivilisation. Kleine Rauchsäulen in größeren Abständen zueinander stiegen auf. Nachts herrschte hier unvereinbarte Waffenruhe. Hier war es nicht ganz so kalt wie in der Wüste. Die Zementbauten speicherten einen Großteil der ihnen anvertrauten Lichtenergie und gaben sie nun wieder ab. Am äußersten Rand der Stadt in einem der noch wenigen stehenden Häuser der Randbezirke hatte sich ein glatzköpfiger Mann mit langem Ledermantel zur Ruhe begeben und kontaktierte seinen Vorgesetzten. Es war ein Gespräch ohne Worte mit Mitteln, die nur noch wenigen Leuten dieser Zeit zur Verfügung standen. Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht, als er den Austausch beendet hatte. Er wusste, wie alles enden würde. ******* Geschafft *im Dreieck spring* und vielen Dank für die freundliche Unterstützung vor allem von meinem lieben Betaleser und auch in-den-Hintern-Treter shadowcat45 Das, das neue Kap jetz schon da is verdankt ihr ihm. Allerdings bin noch nich so recht mit der Dialogpassage zufrieden, aber ich gebe Bescheid wenn ich sie überarbeitet habe, vielleicht habt ihr ja ein paar Tipps. gruß Draca-chan Kapitel 9: Morgenstund hat... ----------------------------- Es prickelte warm auf seinem Gesicht, zwang ihn aufzustehen. Stattdessen blieb er lieber liegen und genoss die Sonnenstrahlen, die um diese Zeit nicht mehr vermochten als ihn zu umspielen. Bereits in einigen wenigen Stunden würden sie unerbittlich brennen und versuchen ihm die Körpersäfte zu entziehen. Er lächelte sich sanft und kuschelte sich(*so gut es ging ohne jegliches Schlafequipment, wie Decke und Kissen) an seinen Arm. Um ihn herum herrschte absolute Stille. Er war nicht geweckt worden. Wenn er es recht bedachte, war er dies vorher auch nicht. Ob sie bereits abgereist waren? Ein Schauder durchzog ihn, die konnten ihn doch nicht einfach allein lassen! Er schlug die Augen auf und betrachtete stumm die leeren Plätze, an denen Luke und Tiger gestern noch gesessen hatten. Er grummelte und wollte schon ein „Ohnee“ entweichen lassen, als er am Rand seines Blickfeldes eine Bewegung wahrnahm. Dort auf dem Sims des rahmenlosen Betonfensters (*na ja, schön, es war ein großes rechteckiges Loch in der Wand) saß Pia. Die Sonne stand genau hinter ihr, sodass sie einen Schatten auf ihn warf. Ihr Haar umgab ihren Kopf in der Farbe durchscheinenden Magmas wie ein Heiligenschein. Sie lächelte leicht. Ben erinnerte sich an Ikonenbilder, die solche Aussichten zeigten, ihm kam es plötzlich nicht mehr ganz so absurd vor sich der Religion zu widmen. „Na, wach?“, begrüßte sie ihn. Ben spürte Hitze in sich aufsteigen. Er sollte vorerst nicht aufstehen. Er antwortete mit einem kärglichen „Joa…“ „Darf ich dich mal was fragen?“ Pias Gesicht wurde etwas ernster. Das beunruhigte ihn irgendwie. Dabei war die Situation bis jetzt so angenehm gewesen. Er nickte wortlos. „Woher ist das blaue Auge?“ Sie deutete auf Bens linke Gesichtshälfte. Reflexartig tastete er hin. Es schmerzte immer noch leicht, aber schon viel weniger als gestern noch. „Ach, das ist von…“ Der Rest ging in Gemurmel über. „Was? Ich hab dich nicht richtig verstanden.“ Ben wurde verlegen und auch sauer auf sich selbst. Im Nachhinein betrachtet, war das eine blöde Aktion gewesen (*wie auch sonst die meisten seiner spontanen Einfälle). Selbst wenn Luke kein Cyborg wäre. Muss ihm wohl die Hitze und die Dehydration zu Kopf gestiegen sein. „Um ehrlich zu sein, war’s Luke, aber er hat sich nur verteidigt.“ Pia kicherte sanft. „So, dann hast du ihn also versucht auszurauben?!“ Ben nickte und lächelte nun auch. Es war aber auch lächerlich, wenn man seinen heutigen Wissensstand hatte. Sie schwang sich auf die Füße. Für kurze Augenblicke sah sie aus dem Fenster. Ihr Gesicht war weggedreht, so dass er den Ausdruck nicht sehen konnte. „Wo sind Luke und Tiger eigentlich?“, fragte er unsicher. Sie drehte sich zu ihm. Immer noch die gleiche heilige Silhouette, das konnte einen schon wahnsinnig machen. „Die sind gegangen. Für Proviant und so. Sie haben für dich Wasser dagelassen. Du sollst die Zeit nutzen um ein Gefährt flott zu machen.“ Sie deutete auf ein Gefäß knapp einen Meter neben ihm. Die silbrig glänzende Oberfläche von Wasser deutlich erkennbar. Er wollte eingeschnappt grummeln, bedachte aber voller Stolz, dass er dann auch mal zu gebrauchen war. Bisher hatte er sich doch sehr nutzlos befunden und als nichts weiter als ein Maskottchen, das nichts weiter zu tun hatte als gut auszusehen (*und nicht mal das tat er). Er nahm die Dose und leerte sie. Lebensgeister weckten sich in ihm und er fühlte sich bereit für seine kommende Aufgabe, trotz des leichten Magengrummelns. Er stemmte sich auf und machte Anstalten zu gehen. „Wenn du ihn doch überfallen hast und er dir eins verpasst hat, wieso begleitest du ihn?“ Wäre es um jemand anderen gegangen, hätte er sich umgedreht, stattdessen lächelte er. „Er hätte mich liegenlassen können, ich war nämlich ziemlich fertig, aber er hat mir das Leben gerettet. Für einen Cyborg ist das ein ziemlich untypischer Zug und im Vergleich zu all den anderen herzlosen Leuten dieser Zeit ist er das Beste, was einem passieren kann…“ ******** Sie streiften schon eine ganze Weile durch die Gegend ohne besondere Ergebnisse. Was Tiger mehr als irritierend fand, das sie nirgendwo hineingingen. Denn eigentlich suchten sie ja nach Proviant. Es würde wohl kaum etwas auf der Straße zu finden sein. Ab und zu blieb Luke stehen, schaute sich um und ging dann weiter. Überall auf dem Boden lagen Trümmerteile, würde man nicht aufpassen und sich merken wie man gelaufen war, könnte man sich hier ganz leicht verlaufen. Alles sah gleich trostlos und tot aus. Die leichte Staubschicht, die alles etwas verschwommen, ja was fast geisterhaft erschienen ließ, hatte eine weiß-beige Farbe auf allem hinterlassen, legte die Stadt unter eine Art Schleier. Glasscherben spiegelten die Sonne und bildeten an Fassaden tanzende Muster. Aufsteigende Hitze flirrte schon jetzt durch die Luft. Dabei stand die Sonne noch gar nicht weit über dem Horizont. Sie hatte vor einigen Minuten ihre orangenen Facetten verloren und schien nun weißlich stechend aus dem blauen Himmel hervor. Es würde ein Tag wie jeder andere werden, zumindest was das Wetter anging. Tiger bemerkte den leisen Wind, der drehte und eine Spur von menschlichen Gerüchen zu ihm trug. Auch Luke schien irgendetwas wahrgenommen zu haben und blickte in die Richtung aus der der Wind kam. Zielstrebig setzte sich Luke in Bewegung. „Du willst jetzt aber nicht mit denen irgendwas anstellen?“ Tiger hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. „Nun, Tatsache ist: Wir könnten hier wahrscheinlich mehrere Tage rumlaufen, die Häuser durchsuchen und nichts finden – oder aber wir gehen zu denen, die sich auskennen und offensichtlich noch nicht an Nahrungsmangel gestorben sind.“ Tiger blinzelte anerkennend und schenkte ihm ein zufriedenes Lächeln. „Na schön. Dann mal los!“ ******** Er fluchte. Er war es gewohnt nicht immer seinen Willen zu bekommen, aber das war eindeutig zu weit gegangen. Was war das überhaupt für einer gewesen? Dieser lange Ledermantel, die seltsame Sonnenbrille und dann noch die Pistole, das war nichts was man so an der nächsten Ecke fand. Zu alledem hatte der auch noch einen seiner Kumpels umgelegt. Das passte ihm nicht, das passte ihm ganz und gar nicht. Seine Kameraden waren ebenso in angefressenem Schweigen verloren, wie er. Alle dachten nach, was zu tun sei. Schließlich konnte man den nicht einfach so davonkommen lassen. Auch sie hatten ihre Ehre, obwohl diese meistens an der nächsten Ecke endete, aber verdammt noch mal, sie hatten sie. Dabei sah es auf den ersten Blick nach einem sicheren Ding aus. Der Typ hatte schon eine ganze Weile bewegungslos da gesessen und auch sonst keine Anzeichen von irgendwas gemacht. Für gewöhnlich waren die, die so taten, als wären sie unbeteiligt, die leichtesten Opfer. Abgeklärte sahen sich mit festem Blick um. Leichtere Beute waren nur die ganz schreckhaften, die die ganze Zeit panisch die Gegend absuchten. Was war also schief gelaufen? Einfache Antwort: Der Typ war bewaffnet gewesen und auch verflucht schnell. Ohne mit der Wimper zu zucken hatte er die Knarre gezogen und abgedrückt. Sie konnten nichts weiter tun als vorerst zu fliehen. Nun saßen sie hier. Wie lauter Häufchen Elend. Bedauerten sich selbst. Hinter ihm hörte er Schritte. Alle gingen in Alarmbereitschaft und schnappten sich den nächsten Gegenstand zur Verteidigung. Auch er drehte sich blitzartig um. Ein schwarzhaariger Typ mit ziemlich guten Equipment und einer Binde um den Bauch tauchte auf. Er erinnerte ihn ein wenig an den Kerl von gestern. Das machte ihn ziemlich wütend. Gleich dahinter stand ein Tigerwesen und grinste sie frech an. Sein Schwanz schwang freudig hin und her, wie in Erwartung. „Tag!“, sagte es. „Was wollt ihr? Ihr habt hier nichts verloren!“, keifte er angespannt. Das Wesen schmunzelte und sah zu seinem Begleiter. „Wir wollten nur fragen, ob ihr Proviant habt oder ob es eventuell irgendwo ein Lager gibt.“ „Das habt ihr damit! Kein Wort werden wir euch sagen!“ schallte einer seiner Kumpanen hinter ihm. Der Schwarzhaarige sah sie emotionslos weiter an. Fast dachte er ein Seufzen zu hören. „Okay, wir können es auf die sanfte oder die harte Tour machen.“ Neben ihm wurde das Lächeln des Tigerwesens breiter, entblößte die Reißzähne. Ein Luftschnappen war zu vernehmen, das wohl von der ganzen Gruppe gleichzeitig kam. Ihm wurde etwas flau. Wahrscheinlich waren sein Gesicht und die seiner Begleiter um einige Nuancen blasser geworden. „W-wir…“, stammelte er. „Keine Sorge, ich werde euch entschädigen. Wir nehmen auch nur so viel wir brauchen.“ „Gnn-…“, entkam ihm als aufsteigender Protest, konnte es aber gerade noch so unterdrücken. Er nickte schließlich. „Aber Boss…!“, meinte jemand, aber diese Stimme war schon weit weg. Sein Fokus war auf die Waffe gerichtet, die für einen kurzen Moment unter der Jacke aufgeblitzt hatte. Was war bloß die letzten Tage mit dieser Stadt los? Schon diese rothaarige Hure hatte keine Anzeichen gemacht ihnen auch nur irgendwelche Dienste zu leisten. Und nun das! Würde das alles vorbei sein, sollte er ein paar Kreuze an die nächste Wand meißeln und hoffen, es würde nie wieder geschehen. Stumm und mit stark unterdrückter Wut zeigte er ihnen ihr Lager. Sie nahmen sich ein paar Sachen, steckten sie in den Rucksack des Bewaffneten (*obwohl Tiger mit seinen Zähnen und Klauen schon natürliche Bewaffnung hatte) und gaben ihm gleichzeitig seine Bezahlung. Es war ein unscheinbarer Kasten. An einer Seite prangerte ein roter Knopf. „Immer schön vorsichtig mit sein. Es dauert etwa 30 Sekunden, ehe es ausgelöst wird.“ Seine Augen weiteten sich. Das war doch nicht etwa…! Schockiert und wie angewurzelt stand er da, unfähig auch nur irgendwas zu tun. Den Kasten ehrfürchtig in der Hand. Die Welt schien sich vor ihm aufzulösen. Es verging einige Zeit, ehe er wieder Gefühl hatte. Seine Mitstreiter traten zu ihm. „Alles klar Boss? Was hast du da…?“ ******* Das 9. Kapitel, es ist etwas länger, ich dachte eigentlich, das es wieder so werden würde wie die vorherigen, aber ich hatte eine Eingebung mittendrin, deswegen ist es etwas länger ^^ Ich hoffe es gefällt euch, die Dialoge am Schluss haben besonders Spaß gemacht und ich bin auch nicht zu kurz gekommen, was Beschreibungen angeht. Also ganz erfreulich, wenn man so will. Ich danke allen, die schon bis hierher gekommen sind (leider ist nicht mal Halbzeit aber das sollte jetzt nich mehr allzu lange dauern) Betagelesen von Kapitel 10: Zwischen grauem Gestein ----------------------------------- Sie saß auf ihrem Bett. Es war ein einfaches Standardfeldbett, wie noch 3 weitere hier im Raum standen. Die anderen Kinder waren noch nicht wach geworden oder rollten sich mit zunehmendem Unmut auf die andere Seite um vielleicht dem kommenden Tag zu entgehen. Morgens war sie immer die erste, die wach war und beobachtete mit Freude ihre Mitbewohner. Ein kleiner Junge, er war so um die 6 oder 7 Jahre alt, lag halb in der Decke eingewickelt neben ihr. Sein dunkles Haar lugte daraus hervor wie die Blätter von Karotten. Es war zerzaust und sie wusste jetzt schon genau, dass dieser Zustand auch mit Kämmen nicht zu beseitigen war. Sie lächelte. Das Mädchen, das hier außer ihr im Zimmer schlief, schwang gerade die Beine über die Bettkante und begrüßte sie mit einem verschlafenen Hallo, während sie sich die Augen rieb. Leicht schlaftrunken stapfte sie zum Badezimmer, das nicht mehr als ein paar Quadratmeter groß war. Auf allen Ablagen lagen irgendwelche sanitären Gegenstände von ihnen, wie Zahnbürsten. Auch sie war mittlerweile aufgestanden. Auf den letzten ihrer Wohngemeinschaft wollte sie nicht warten. Auch wenn er der einzige war, dessen Eltern mit ihren befreundet waren. Das machte das Ganze irgendwie nicht angenehmer. Er war etwas älter als sie und sie wusste auch nicht genau, was sie denn eigentlich gegen ihn hatte, aber in seiner Gegenwart fühlte sie sich nicht wohl. Es war wie neben dem Stromgenerator zu stehen, einem standen unwillkürlich die Haare zu Berge. Missmutig betrachtete sie auf ihrem täglichen Weg zum Unterricht die Deckenlampen und wusste schon im Voraus welche davon flackerten und welche nicht. Aus Spaß hatte sie einmal angefangen mitzuzählen, doch langsam rächte es sich. Sie hoffte keine aufkommende Psychose damit zu fördern. Es war schon frustrierend genug zu wissen, dass sie kein vollständiges Leben hatte, auch wenn ihre Eltern versuchten es so gut wie möglich zu verschleiern. Es ging aber nun mal nicht einem Kind alles beibringen zu wollen und gleichzeitig nicht die Sehnsucht nach der unbekannten Welt aus den Geschichten zu wecken. So weit sie denken konnte hatte sie hier unten im Bunker gelebt, diesem Betonklotz. Viele Bereiche waren abgesperrt. Die Erwachsenen hatten ihr gesagt, dass es zu gefährlich sei diese Bereiche zu öffnen, da sie ja ohnehin nur ihren bräuchten. Ein hinterhältiges und riesiges Labyrinth verbarg sich hinter den Absperrungen. Angeblich hatten sich schon viele darin verlaufen, aber sie hielt es, wie viele der anderen Gruselgeschichten, die so erzählt wurden, für Aufbauscherei. Trotzdem ging sie nie ohne die Karte los. Zu groß war die Angst, dass sie sich vielleicht doch verlaufen würde. Metallischer Widerhall war zu vernehmen als sie in den großen Zentralraum kam. Von hier aus erreichte man jeden Abschnitt. Sie schritt die Plattform entlang zur Treppe um in den unteren Teil der Anlage zu gelangen, wo ihre Eltern schon mit Essen und der heutigen Lektion auf sie warten würden. Sie hasste den Bunker. Vor allem aber, weil alle nur davon sprachen, dass sie in dem Baby hier sicher waren. Der Gedanke gefiel ihr nicht. In irgendwas drin zu sein. Eingesperrt, selbst wenn es sicher war. Es hatte etwas von ungewollter Ausgeliefertheit. Es war wie in dem Rachen eines Löwen zu sitzen und sich zu freuen, dass man nicht draußen bei den Bären war. Sie seufzte herzhaft. Sie hätte gerne einmal den Himmel gesehen, den Sonnenuntergang beobachtet oder mal jemanden von draußen getroffen. Mit Sicherheit sehnte man sich immer nach dem, was man nicht hatte und bereute es später, aber das wischte das Gefühl nicht einfach weg. Das wäre etwas, dachte sie sich manchmal, ein Schwamm mit dem man all die unerwünschten Dinge hinfort wischen konnte. Leider war das Leben nicht so simpel. In Momenten, in denen nichts zu tun war und sie Freizeit hatte, begab sie sich heimlich zu den Generatoren der Frischluftzirkulation und ließ sich so lang sie konnte eine Frische Brise durch die Haare wehen. Eine Simulation von Wind und die Illusion von draußen. Etwas was sie mehr als alles andere schätze. Dennoch war sie sich bewusst, dass, wäre sie einmal außerhalb des Bunkers, sie sich davon nicht mehr täuschen lassen würde. ******** „Kyaaaaaah!“ schallte es durch die ganze Gegend. Pia sprang einen Satz nach hinten und sah noch wie ein längliches Ding durch die Luft wirbelte. „Hast du den Verstand verloren?!“, fuhr sie ihn an. Ben blickte sie entschuldigend an. Sie konnte sein Herz bis zu sich schlagen hören. „Da ist mir 'ne Schlange übern Fuß gekrochen…“ Sie fing an zu lachen. „Das ist nicht lustig. Ich hab mich halb zu Tode erschreckt!“ Ben sah ziemlich beleidigt aus angesichts dieser Schmach. „Ja, ich dank deines Schreis auch.“, gab sie zurück, musste aber irgendwie immer noch lachen. Es gab mehrere Fahrzeuge hier in der Stadt und sie wusste nicht, welche potenzielle Gefährten für sie waren. Alle sahen für sie ziemlich ramponiert aus. Alle mochten irgendwann mal Fenster und auch Lack gehabt haben, aber sie erinnerten sie nur an ausgeraubte unvorsichtige Reisende. Rostig war noch das Beste, was sie über diese Metallhaufen sagen konnte. In den meisten fehlte das Interieur und auch sonst machten sie keinen guten Eindruck. Das vielversprechendste Fahrzeug bisher hatte den kleinen Hacken, das es keinen Motor besaß, worauf sie Ben mit einem seltsamen Ton hingewiesen hatte. Es klang ein bisschen wie eine Mischung aus Resignation und stummen Schrei. Trotzdem war er erstaunlich ruhig geblieben. Vielleicht lag es an der Tatsache, dass die beiden auf ihrem Streifzug durch die Stadt ein paar Schuhe für Ben gefunden hatten. Es waren sogar ziemlich gute, was Ben fast zum heulen gebracht hatte. Stattdessen war er lieber in die Luft gesprungen und hatte sich gefreut wie ein kleiner Schneekönig. Sekunden später hatte er sie auch schon angezogen und stolzierte nun damit in der Gegend rum. Man sah ihm deutlich an wie glücklich er darüber war. Als hätten seine Eltern ihm zu Weihnachten das teuerste Geschenk auf der Wunschliste gegeben. Das Auto zu dem sie nun kamen, hatte eine Position halb im Gebäude halb draußen angenommen und die Trümmer von seinem unverhofften Zusammenprall mit der Betonwand lagen unverändert herum. Eine Schicht aus Mauerstücken und zerkrümelten Deckenüberresten, die herabgerieselt waren, bedeckten das Unfallobjekt. Die Front sah ziemlich zerdellt aus und ringsherum lagen die Bruchstücke des Gebäudes so, dass man keine Türen öffnen konnte. Ben hatte sich mittlerweile schon an die Überprüfung gemacht. „Die Reifen sind in Ordnung.“, meinte er als er alles umschritten hatte und gegen die Kautschukrollen geschlagen hatte. Er begutachtete die Front mit der zerknautschten Motorhaube, schob unter großem Protest und schrillen Quietschen die Stücke, die die Motorhaube blockierten weg und öffnete schließlich die Sicht auf den Motorraum. Zumindest war hier drin ein Antrieb. Beim Blick auf Bens zufriedenes Gesicht, der dazu auch noch nickte, machte sie sich zunehmend Hoffnung. Sie war noch nie mit so etwas gefahren und es versetzte sie in freudige Erwartung es mal auszuprobieren. Wie schnell man wohl mit so etwas fuhr? Ob man wohl stark in die Sitze gepresst wurde? Sie sah mal wieder zu Ben, der sich bereits an ein paar Kabeln zu schaffen gemacht hatte. Er konnte es, vielleicht, reparieren, aber konnte er es auch fahren? Genauso an einer Wand, oder wohl eher darin zu landen, wie hier, hinterließ einen bitteren Beigeschmack auf die da kommenden Ereignisse. Kaum zwei Stunden waren seit dem Sonnenaufgang vergangen. Die Schatten warfen noch lange Silhouette auf den sandigen Boden. Insgesamt war die Temperatur noch recht frisch, nur in der Sonne verursachte die so typische Hitze des Tages eine sich ausbreitende Wärme, so als würde man eine Decke über einen legen. Des Öfteren hatte sie sich schon gefragt, wann sie wohl mal keinen Sonnenbrand mehr haben würde, auch wenn sie sich schon weitestgehend daran gewöhnt hatte. Irgendwie war es dennoch ärgerlich, zumal sie unter der Kleidung noch genauso käsig war wie zuvor. Es gab einen Ausdruck, der dazu ziemlich passte: Kellerbräune. Pia setzte sich gelangweilt an eine Wand. Mit aufgestütztem Kinn und angewinkelten Beinen betrachtete sie den beschäftigten Ben. Die Formen verschwammen vor ihren Augen, als sie sich zu lange auf einen Punkt konzentriert hatte. Mit einigem Augenzwinkern konnte sie ihre normale Sehschärfe zurückerlangen und sah nur wenige Augenblicke später Tiger und Luke zu ihnen hinzustoßen. ******* Es hat etwas länger gedauert, aber hier ist es nun^^ und es ist ein Piakapitel... sowas hat ich auch noch nie, war gar nich geplant, aber nun gut^^ Ich hoffe es hat euch gefallen und ich nehme Kritik gerne entgegen gruß Draca-chan Kapitel 11: Aufbruch -------------------- Hua, zu erst ein paar Worte von mir. Es tut mir wahnsinnig Leid, dass ich so furchtbar lange gebraucht hab u_u Aber meine Stimmung war ziemlich lange in der letzten Sequenz gefangen und ich hab den Übergang nicht gut hinbekommen, aber jetzt konnte ich endlich weitermachen^^ Es ist noch nicht betagelesen, also, wer auch immer Lust verspürt, kann mir gerne meine Fehler sagen und Verbesserungsvorschläge machen (mein Betaleser is leider busy T_T) Genug der Vorrede^^ Ben traute seinen Augen nicht schlecht, als er sah wie Tiger und Luke zu ihnen stießen. Schließlich trank letzterer gerade aus einer Flasche. „DU TRINKST WASSER?!“ entfuhr es ihm nur. „Wäre dir Cola lieber?“ gab Luke zurück. Von schräg hinter ihm brach Pia in Gelächter aus und Tigers Grinsen wurde noch breiter. „D-das…“ stotterte Ben, brach aber geschlagen ab. Wie viele dieser Wortgefechte hatte er schon verloren? Er vermutete irgendwo in den Weiten des Cyborgverstandes einen einzigen riesigen Bereich, der sich nur mit der Berechnung von möglichen Antworten und der Auswahl der patzigsten innerhalb von Sekundenbruchteilen beschäftigte. Er konnte sich nicht dagegen wehren Lukes verbale Ergüsse gut zu finden, trotz der Tatsache, dass nur er ihnen immer wieder zum Opfer zu fallen schien. Für einen Cyborg waren sie nämlich ziemlich einfallsreich. Er merkte wie das Objekt seiner Aufmerksamkeit, die Flasche noch immer in der Hand, auf ihn zu kam. „Wie sieht es aus?“ fragte der Schwarzhaarige ihn. „Ich hab die Kabel überprüft und es scheint alles in Ordnung zu sein. Einige waren durch den Zusammenprall hinausgerutscht und auch das Getriebe ist davon etwas zerbeult worden, aber ich schätze, dass es trotzdem noch funktioniert. Ich bin eher erstaunt, dass das Ding so neu ist. Hab noch nie ein so gut erhaltenes Auto gesehen.“ Luke nickte in den Motorraum blickend. „Verstehst du was davon?“ fragte Ben neugierig. „Ich weiß, was du mir sagen möchtest, aber von Technik hab ich keine Ahnung.“ gab Luke ehrlich zu. Der Blonde staunte nicht schlecht. Die letzten fünf Minuten bröckelte sein bisheriger Eindruck von Cyborgs. Er hatte sie sich als eine Art allwissende Kampfmaschine vorgestellt. Doch dies schien er nun revidieren zu müssen. Das Exemplar, das ihm gegenüber stand und die Wasserflasche in seinen Rucksack packte, wirkte nur allzu menschlich. Reichlich absurd das Ganze. Wie weit doch das zu erwartende Bild und die Wirklichkeit auseinander klafften. Würde er einen Cyborg erschaffen, hätte er diesen mit allem ihm vorhandenen Wissen gefüttert und dafür gesorgt, dass er nicht gleich von einer Kugel in die Knie gehen würde. Ja, wenn er ehrlich war, wäre sein Werk eher in die Richtung Roboter gegangen, als so einen fehleranfälligen Cyborg zu konstruieren. Jedoch war dies Luke gegenüber nicht fair. Er war ein netter Kerl und auch nicht von Fehlern durchdrungen. Jäh wurden seine Gedanken unterbrochen, hatte er doch die ganze Zeit konzentriert auf Luke geschaut und wurde nun von diesem mit einem kalten Starren belohnt. Ben lächelte verlegen und schloss die Motorhaube mit einem lauten Klappen. „Wir müssen die Trümmer entfernen, damit ich probieren kann, ob der Motor anspringt.“ meinte er dabei. Alle nickten. Luke begab sich an die Fahrerseite (*an die vermeintliche, denn die Scheiben waren so verschmutzt, dass man nicht hindurch sehen konnte. Auch das Licht stand dafür nicht besonders günstig), während Tiger Pia half wieder in die Senkrechte zu gelangen. Sie klopfte sich in den Staub aus den Klamotten und sah zu Ben, der kurz den Faden verlor, da sie ihm ein warmherziges Lächeln schenkte. Es dauerte nicht lang und der Großteil des Autos war freigelegt. Ben wollte schon die Fahrertür öffnen, als Luke ihn zurückhielt. „Was ist?“ fragte er erstaunt. Weil der Cyborg mal wieder nichts in seinem Gesicht erkennen ließ, blickte er zu den anderen beiden, die ihn ziemlich skeptisch musterten. Dennoch blieben sie stumm. „Was?!“ wiederholte er. Pia und Tiger tauschten Blicke aus. „Nun ja…“ begann die Rothaarige. Tiger neben ihr schmunzelte und setzte fort: „…der Fahrer…“ Schockiert verlagerte Ben seinen Fokus zu Luke, der erstaunlicherweise eine Braue hob. Ben packte ihn an der Schulter. Mit geschlossenen Augen zeigte er auf die Fahrertür, nicht sicher, ob er nicht vielleicht doch etwas hinter der Scheibe erkennen konnte. „Na schön. Dann mach du sie auf.“ Als der Schwarzhaarige der Aufforderung folgte, begab sich Ben so schnell er konnte in die nächste Ecke ohne sich noch einmal umzudrehen. Er hörte das Geräusch der sich öffnenden Tür. Sekunden später rührte sich immer noch nichts. „Was ist? Sagt mir bitte, dass dieses Schweigen heißt, dass da kein Verwester drin ist…“ „Hm“ kam als spontane Antwort, aber er wusste nicht, wem er die zuordnen sollte. „Das ist tatsächlich der Fall.“ erwiderte Luke gelassen. Ruckartig drehte sich Ben um. Sein Blick fiel sofort auf die offene Fahrertür. Ein Lenkrad, Sitze, Schaltpult. Alles sah normal aus bis auf den Fakt, dass der Fahrer fehlte. „Wie seltsam.“ kommentierte Pia. Tiger hatte die Arme verschränkt und nickte zustimmend. Langsam trat Ben näher. Er steckte den Kopf in den Innenraum, fand jedoch keine Spur irgendwelcher Insassen, nur den Geruch alter abgestandener Luft. Er wusste derzeit nicht, ob er das gut finden sollte. „Ich vermute mal, dass die ehemaligen Besitzer von einem dieser Wirbelstürme überrascht wurden. Der hat das Auto wohl hierher geweht.“ Geweht, schallte es immer wieder durch Bens Gedankensphären. Ein Wirbelsturm – geweht. Er schüttelte den Kopf. „Das erklärt die Sache schon irgendwie aber ziemlich ungewöhnlich, dass es noch so heil ist.“ meinte Ben. Tiger neben ihn schnaubte skeptisch. Er machte den Anschein nichts von all dem zu Glauben. Ben vermutete, dass Tiger schon einige dieser Tornados erlebt hatte und er selbst war sehr froh darüber, es nicht zu haben. „Ich habe gehört, dass es nicht selten vorkam, dass Dächer sich komplett lösten und mehrere Kilometer weiter vollkommen intakt auf einem Feld wieder aufgefunden wurden.“ erzählte Pia. Woher sie das wohl wusste? „Ja, früher vielleicht. Aber die heutigen Stürme sind von einem ganz anderen Kaliber.“ widersprach Tiger. „Ihr Potenzial ist mit Sicherheit ganz anders und senkt damit die Wahrscheinlichkeit für so ein Ereignis, macht es aber nicht unmöglich.“ warf Luke ein. Ben nickte. Was solche Dinge anbetraf, hatte ihn sein Vater oft genug belehrt. Nur weil etwas unwahrscheinlich war, hieß das noch lange nicht, dass es nicht eintreffen konnte. Ein Knurren kam von Tiger aus und seine Augen hatten sich zu gefährlichen Schlitzen verengt. Es veranlasste Pia, einen Seitwärtsschritt weg von ihm zu machen. Ben setzte sich auf den Fahrersitz in der Hoffnung damit die Stimmung etwas zu entschärfen. Er umfasste das Lenkrad und atmete durch. Nach kurzem Suchen nach dem Zündschloss war er doch erstaunt den Schlüssel darin zu finden. Ein triumphierendes Ha! später drehte er ihn. Er hörte das Anlaufen des Motors, aber der Motor sprang nicht an. Er versuchte es noch zwei weitere Male ohne Erfolg. Ben grummelte. „Wäre ja zu schön gewesen…“ „Weißt du woran es liegt?“ fragte Pia nach. „Denke schon.“ Er stand auf und begab sich zum Motor. ******* Ben ging zur Front des Autos und öffnete die Metallklappe. Mit einem Haken stabilisierte er das Ganze und verschwand mit dem Oberkörper dahinter. Tiger hörte wie er an etwas zerrte, aber machte sich nicht die Mühe nachzuschauen. Dafür hatte er keinen Grund. Er verstand sowieso nicht recht, warum sich das Teil überhaupt bewegte. Außerdem war er noch immer nicht zufrieden mit der Erklärung, die Luke gegeben hatte. Diese drei Irren hatten anscheinend noch nie so einen Sturm miterlebt. Wenn so etwas tobte, knisterte, schon bevor man irgendetwas am Horizont sehen konnte, die Luft von der Elektrizität und innerhalb weniger Minuten kommen die ersten Böen. Dann sieht man die Wolken in beängstigendem Tempo auf einen zu rasen. Zu allem Überfluss scheint noch immer die Sonne. So ein Sturm ist ein Absurdes Spektakel und man tut gut daran irgendwo Meter tief hinter dicken Mauern zu sitzen. Dies hatten die Leute der Gegend schon früh gemerkt und die meisten davon hatten es auch in die Tat umgesetzt mit so einer Art verstärktem Keller. Dennoch standen jedes Mal, wenn ein Tornado vorbeizog sämtliche von Tigers Haaren ab, als würde man einen Magneten über Eisenspäne ziehen. Schon der Gedanke daran ließ es ihn durchzucken. Er hatte zwar nie gesehen wie stark der Wirbelsturm in seiner sogenannten Todeszone aussah, vermutete aber felsenfest, dass so ein Auto dem niemals standhalten könnte. Egal was de anderen sagten. Noch immer angesäuert betrachtete Tiger wie Ben die letzten Handgriffe tätigte und mit einem solchen sich die Stirn abwischte (*nicht ohne dabei den Dreck an seinen Händen in seinem Gesicht zu verteilen). Mit einem Grinsen auf den Lippen kehrte Ben auf den Fahrersitz zurück. Er drehte etwas neben dem Lenkrad und das Auto gab schließlich ein beständiges Brummen von sich. „Na? Wie hab ich das gemacht?“ fragte Ben. Er erwartete ganz offensichtlich ein ordentliches Lob. „Nicht schlecht!“ meinte Pia zu ihm und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. Röte stieg ihm ins Gesicht und er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Fahren wir jetzt?“ fragte Tiger. Ihm war nicht wohl bei der Sache. Außerdem war er misstrauisch, ob Ben das Ding wirklich repariert hat und es nicht nur zum Laufen gebracht hatte. Vielleicht explodierte es ja aus Versehen auf der Fahrt. „Klar! Der Weg ist frei, oder?“ entgegnete Ben freudestrahlend. Neben sich fassend legte er einen Hebel um und trat einige Pedale im Fußraum. Langsam setzte sich das Auto in Richtung draußen fort. Dort angekommen hielt er an. „Wenn die Herrschaften bitte einsteigen würden.“ forderte Ben sie auf. Luke öffnete die Beifahrertür und stieg ein. Pia tat es ihm gleich und nahm hinter Ben platz. Tiger zögerte noch etwas. „Was ist? Zweifelst du etwa an meinen Fähigkeiten?“ Ben klang eingeschnappt. Noch bevor Tiger antworten konnte, konterte Pia: „Möchtest du darauf eine ehrliche Antwort?“ Ben schmollte. Das war einfach zu komisch. Tiger musste grinsen, was auch seine Zweifel zu zerstreuen schien. Er lief um das Auto herum, so dass er den freien Platz hinter Luke nehmen konnte. ******* Kapitel 12: Elementares ----------------------- Die Leute sahen nicht mehr in den Himmel. Die Furcht etwas zu sehen - zu erkennen - war zu groß. Viel zu viele Jahre lang war schon nichts Gutes mehr von dort gekommen. Verhindern konnten sie es nicht. Dazu fehlte ihnen schon lange die Kraft. Warum auch das Unausweichliche verhindern? Welchen Sinn hatte es nach all den gescheiterten Bemühungen? Sie waren des Lebens müde geworden. Dies war nicht die Welt, die sie ihren Kindern so stolz präsentieren wollten. Unzählige Schlachten hatten sie geschlagen, alles in diesem Namen. Jedoch war es keine der Situationen, in denen man zurückblickt und sagt: Ihr habt euer Bestes getan – Ihr konntet es nicht verhindern. Denn es stimmte nicht. Keines von allen ihren Idealen hatte die Periode der Streitigkeiten überlebt. Sie waren im Sande verlaufen, wie ihre Städte der Natur anheim gefallen waren. Jedoch wagte niemand es laut zu sagen. Die unausgesprochene Wahrheit kreiste über ihnen. Wörtlich wie im übertragenen Sinne. Die Älteren waren niemals allein unterwegs. Die Erinnerungen waren zu stark. Sie fühlten, wären sie allein – Gottverlassen -, könnten sie von der grausamen Realität übermannt werden. Eine Realität in der die Vögel nicht mehr singen. Nach der kein Hahn mehr kräht. In der die einzige Hoffnung darin besteht, nicht mehr gen Himmel zu blicken. ******* Unter der brennenden Hitze der Mittagssonne glitzerten die Sandkörner. Man bekam fast den Eindruck als seien wertvolle Splitter am Boden verstreut, zum Greifen nah und doch nur eine Illusion. Eben wie jene Bauten um sie herum, die so sehr nach Zivilisation aussahen von weitem zumindest. Bei genauerer Betrachtung jedoch offenbarten sich die Spuren der Zeit. Zerfallene Gebäude, die Innereien nach Außen getragen und am Boden zerschmettert. Nur noch ruine Skelette, die dalagen einsam und verlassen, nicht einmal begraben. Angegriffen von der Natur, den Elementen und mit der Gewissheit, dass nichts für ewig hielt. Bewohnt nur noch von den wenigen Überlebenden. Wie viel ein Leben wert ist in dieser Lage, ob man tatsächlich irgendeinen Zustand von Zufriedenheit erreichen kann - mitten in der Wüste, in einer längst vergessenen Welt? Dunkelbraune Flecken am Boden, schwindend, verraten noch die Geschehnisse, die nicht einmal einen Tag zurücklagen. Beständiges Surren einige Meter weiter offenbart den Körper und sein Wesen, die versteckt unter einer Decke lagen. Auch hier setzte der Prozess der Zersetzung bereits ein. Niemand würde vorbeikommen um ihm die letzte Ehre zu erweisen außer den bereits vorhandenen Zaungästen, die versuchten den größtmöglichen Profit aus den Überresten einer Existenz zu holen. Sich von der vormals als Dallas bekannten Stadt fortbewegend, fuhr eine kleine Gruppe von Zufallsbekanntschaften in einer der wenigen gebliebenen Errungenschaften der Vergangenheit. Um sie herum die Wüstenlandschaft. Hier auf der anderen Seite der Stadt wich sie langsam zurück und die Vegetation erkämpfte sich einen Platz an der Sonne. Die rote und karge Farbe war einem Ockerbraun gewichen und die Sträucher verteilten ein verblassendes, wenn auch langsam satter werdendes, Graugrün. Ihr Ziel so bekannt und doch ungewiss. Im Grunde genommen liefen sie nicht weg. Zumindest nicht vor der Gefahr vielmehr vor dem ernüchternden Stillstand, der unerträglich war. Nur nicht stehen bleiben. ******* Begierden bilden die Grundlage für die Entwicklung technisierter Gesellschaft. Jedoch machen sie aus einem ordinären Organismus ein Lebewesen, das ständig in Konflikt und dem Hunger nach Neuem ist. Es wird niemals zufrieden sein mit dem, was es hat, egal wie bemüht es vom Gegenteil ist. Die Begierden zwingen ihn dazu. Noch schlimmer wenn die Entwicklung schneller voranschreitet, so möchte es selbst immer früher das Neue, das Andere. Stillstand wird dann zu einem unerträglichen Zustand, der in Verlagerung der Begierden nach Anhäufung von Besitztümern umschlägt. So kommt zu der Unruhe die Gier. Der persönliche Bereich ist das höchste Gut, Luxus bekommt die erstrebenswerte Grundlage. Ab jetzt wird die bisher vorherrschende Sozialstruktur geprägt von Neid und Gier. Territorien werden abgesteckt. Doch die Begierden lassen es niemals zu diesen Status Quo zu akzeptieren. Zu greifbar erscheint dieses Neue. Es muss es haben. Zu jedem Preis. Das Dilemma eines jeden Streites ist die Nichtakzeptanz des fremden Standpunktes, denn das persönliche wird immer Vorrang vor dem Fremden haben. So sind Konflikte unvermeidbar und je stärker und schneller die Begierden erfüllt werden desto fataler ist es, wenn plötzlich Unregelmäßigkeiten in diesem ständigen Vorgang auftreten. Dann entlädt sich die Energie in einem großen Knall, die Lebewesen machen sich gegenseitig Vorwürfe. Das bisher so Banale ist nun ein Thema das unbedingt zu klären ist, wobei jedoch keine der Parteien gewillt ist von ihrem Standpunkt abzurücken. Man verschanzt sich so lang wie es geht hinter Diplomatie, bis schließlich eine kleine Handlung das Mächtegleichgewicht zum Kippen bringt. Der kriegerische Akt wird vollzogen, wenn dies geschieht, werden die sozialen Strukturen nachrangig, die Moral wird ausgeschaltet und man möchte der Gegenpartei so viel Schaden zu fügen, das sie endlich keinen anderen Weg einschlagen kann als die Opposition zu übernehmen. Am Ende steht aber nur die Vernichtung. Es ist nicht mehr wichtig, wer welche Meinung hatte, nur noch das eigene Überleben. Man möchte im Grunde genommen keinen Konflikt mehr, weil die Entwicklung negativ geworden ist und die Begierdenerfüllung degeneriert. Es wird bereut. Aber es wird der gleiche Fehler wieder passieren und aufgrund der voranschreitenden Entwicklung von mal zu mal gravierender. Bis nur noch karge verlassene Wüsten bleiben und die so lang gepflegte Entwicklung nur noch ein ferner Nachhall ist. ******** So hier nach etwas längerer Zeit mal wieder ein Kap, ich hatte es ja vorher schon bei einigen angedeutet, das es mir etwas Schwierigkeiten bereitet hat, aber ich hoffe dennoch das es euch gefällt und sich in die Struktur der bisherigen Kaps einfügt. Es ist etwas kürzer, was aber hauptsächlich daran liegt, wie ihr schon gelesen habt, das ich keine Personenhandlungen enthalten habe. Das nächste Kap folgt hoffentlich bald... Mit neuen Entwicklungen^^ gruß Draca-chan PS: Nach ein paar Tagen Bedenkzeit, hab ich mich dafür entschieden dieses Kap auf jeden Fall umzuschreiben vor allem der letzte Abschnitt entspricht nicht wirklich meiner Vorstellungen, auch wenn es inhaltlich reinpasst, aber von den Formuulierungen her, ist es einfach fehl am Platz >_< Würd mich über Anregungen und Vorschläge SEHR freuen^^ Kapitel 13: Vergangenes ----------------------- Rauschen, kurz unterbrochen von einem Klicken. Dann wieder eins. Ein dumpfes Knacken und die Lautsprecher fielen ganz aus. An der Decke surrte die Notbeleuchtung, flackerte schwach. Vor ihr das Unbekannte hinter ihr das Grauen. Vage Ahnungen verrieten, dass es nicht ganz so einfach war. Ihr Blick glitt herunter - zu ihren Schuhen. Sie waren aus hellem Stoff mit stabiler Sohle. Braunrote Flecke bildeten ein letales Muster. Ihre Sicht verschwamm. Tränen rannen ihr Gesicht herunter. Warum? Warum war das alles geschehen? Gestern war noch alles in Ordnung gewesen. Sie fing an zu schluchzen. Schnell nahm sie die Hand vor den Mund, versuchte die ungewollten Geräusche zu dämpfen. Verzweifelt kniff sie die Augen zu und beugte sich leicht vorn über. Alles in ihr verkrampfte. Betonwand hinter ihr gab ein leises Zischen von sich, als sie an ihr entlang rutschte. Das Einzige, was sie jetzt noch konnte, war so heil wie möglich aus der Sache herauszukommen. Auch, wenn es bedeutete alles hinter sich zu lassen, was sie kannte und schätzte. Sie stieß sich von der Wand ab, wankte kurz und begab sich tiefer in das Unbekannte. Sie wusste, irgendwann erlosch auch die Notbeleuchtung. Dann müsste sie sich langsam durch die Dunkelheit tasten bis – ihre dunkelste Befürchtung war bis sie so ausgezehrt war, dass sie einsam und allein vor sich hin rottete. Oder er erwischte sie, was fast noch schlimmer war, da es ihm Genugtuung verschaffen würde. Abermals schloss sie die Augen. Ein tiefer langer Atemzug. Mit schweren Schritten schleppte sie sich weiter durch die grauen leblosen Gänge. Der allgegenwärtige unnatürliche metallene Geruch langsam verfliegend. ******** Es regnete. Nichts außergewöhnliches, zumindest in diesen Breitengraden. Die Bewohner dieser Hochebene brachten ihm die gleiche stoische Ruhe entgegen wie allem anderen. Schon vor langer Zeit war der Großteil der lockeren Bodenschichten hinfort gespült worden, das aber die hiesige Vegetation nicht davon abhielt sich zu einem üppigen Dschungel zu entwickeln. Wohl gemerkt zu einem Dschungel mit ziemlich harten Boden, der zudem auch noch die Tendenz hatte mit Algen bewachsen zu sein (*ja, so nass war es). In diesem Wald zeigte sich die wahre Natur der vorherrschenden evolutionären Trends. Kein Mensch war zu erkennen, obgleich eine Menge Bewohner diese als Vorfahren hatten. Selbsterhaltungstrieb und wissenschaftliche Neugier brachten einst diese Absonderlichkeiten hervor. Gewissen, moralischer Devot und gesellschaftliche Verantwortung sorgten für den Rest. In einigen Meilen Abstand konnten sich Zweifler dieser Annahme vom Gegenteil überzeugen – überwucherte Überreste einstiger ziviler Bauten. Unter exotischen Pflanzen, einige davon mit riesigen urwüchsigen Blättern, saß die Zukunft der Menschheit: Kreaturen, mehr schlurfend als laufend, mit Fell, teils Federn, die Arme und Beine deformiert, in uneinheitlichen Lauten sich unterhaltend um eine Futterquelle herum, die noch letzte klagende Worte von sich gab. So begann es und würde es auch enden. ******** Während die Landschaft dahin sauste, wobei sich der unwissende Beobachter fragte, warum das nahe so verschwamm und das Ferne stand, fuhren unsere Protagonisten lautlos. In dieser Gegend standen größere Bäume, strauchdünn und so trocken, dass der Stamm vom bloßen Berühren abbröckeln würde. Die Blätter nicht mehr als dünne Nadeln und nur aus nächster Nähe grün. Weite Flächen waren von Gras überwuchert. In einem blassen Farbton kaum unterscheidbar vom sandigen Untergrund. Manche von den reglosen Felsen mochten wachende Tiere sein, die über die Mittagshitze keine bessere Alternative gefunden hatten und ihr eventuell unterliegen. Am Himmel zeigten sich schüchtern kleine Wolken, wurden aber zusehends kleiner je weiter sie der Wind gen Süden trieb. Dabei hatte die Sonne noch nicht ihren Zenit erreicht. Zumindest kühlte ein lauer Wind die Luft ein wenig ab. Pia hatte die restlichen Glassplitter aus der Türfassung entfernt und sah nun mit heraushängendem Arm hinaus. Ein stetes Brausen war zu hören, das einem jegliches Hörvermögen Richtung null werden ließ. Auch der Geruchssinn war so gut wie nicht vorhanden (*was nicht unbedingt das Schlechteste war). Die Sitzpolster im gesamten Fahrzeugraum waren abgeranst und stockfleckig. Die Türfassung zeigte nur noch ihr blankes, metallenes Gesicht, wie ein pockennarbiger Postpubertärer überwuchert von rostigen Löchern. Ein bisschen mulmig war ihr schon, konnte das Ding sich gegen die Physik durchsetzen? Ihr Blick glitt hinüber zu Tiger, der sich so gut es ging neben ihr ausgestreckt hatte und schlief. Windstöße verursachten, dass seine Ohren immer wieder zuckten. Im Innenraum hielt sich eine recht kühle dennoch drückende Luft trotz der großzügigen, wenn auch unbeabsichtigten, Belüftung. Aus den Augenwinkeln sah sie ab und zu wie Luke ruhig dasaß, seine Hände über dem Bauch gefaltet. Sein Gesicht abgewandt, in die Ferne gerichtet. Ben schien ganz und gar mit sich im Reinen zu sein. Er grinste die meiste Zeit über und summte vor sich hin. Pia rang schon seit einer Weile mit sich. Sollte sie Fragen stellen? War es angebracht? Dummerweise hing eine noch viel wichtigere Sache hinter diesen Überlegungen: Sie müsste wertvolle Fragen ebenso wie die anderen beantworten. Sie wusste einfach nicht inwieweit sie selbst dazu bereit war, jedoch vertraute sie ihnen bereits auf eine seltsame Art und Weise. Fast wie eine verkorkste Familie, die einem zwar peinlich war, die man aber schmerzlich vermisste, so bald man sie verlor. Nichtsdestotrotz hatte sie mittlerweile so viele Gedanken daran verschwendet, dass sie fast einen inneren Drang verspürte alles loszuwerden, obwohl all ihre verdrängten Erlebnisse und Emotionen wieder hochkommen würden. Sie rang noch einen kurzen Moment und atmete tief durch. „Was ist eigentlich passiert?“ Die Frage war so unvermittelt, dass niemand etwas tat. Schließlich sagte Ben: „Was?“ Es war ziemlich schwierig das Rauschen der vorbeiziehenden Luft zu übertönen. Auch dies merkte Pia jetzt. Sie stemmte sich hoch und nahm zwischen Ben und Luke Platz, wobei Ben leicht verkrampfte als er sie bemerkte. Sie stellte die Frage erneut. Luke hob nicht mal ein Lid. „Wann?“ „Bevor ich zu euch stieß und der Grund, warum du abgehauen bist.“ Ben riskierte eine Blick zur Seite. „Das interessiert mich auch. Ich bin nur einen knappen Tag vor dir mit Luke zusammengetroffen und er hatte mir in der Zeit nichts erzählt.“ Er zog eine beleidigte Miene. „Nun, wie du schon treffend bemerkt hast, habe ich mich nicht verhalten, wie man es verlangt hat.“ Tiger lehnte sich nun auch nach vorn. „Kommt da noch eine nähere Erläuterung oder müssen wir uns eine haarsträubende Geschichte ausdenken, die dich nicht gut dastehen lassen wird?!“ Ben konnte nicht umhin ebenfalls etwas zur Konversation beizutragen. „Ja, sei nicht so kryptisch!“ Diese Aussage unterstrich er, in dem er mit dem Zeigefinger drohte. Luke öffnete nun zum ersten Mal die Augen, betrachtete kurz Bens Geste und hob dann eine Braue. Der Blonde nahm so schnell es ging die Hand wieder zum Lenkrad und tat als wäre nichts geschehen. „Es ist nicht mehr als das gewesen. Würdet ihr weiter fragen, wäre es dieselbe Geschichte, nur mit anderen Worten.“ Pia sah ihn an. „Ich wollte nicht andere hören, nur mehr. Ein paar Details wären nett.“ Für einen Moment spürte sie die Wehmut in seinem Blick, aber es verflog schnell, vor allem weil er sich nicht abwandte. „Ich wurde vor ein paar Wochen in Betrieb genommen. Ich hatte bereits diese Form -“ Er deute auf seinen Körper. „- und kann mich an keine vorherigen Ereignisse erinnern oder weiß, wie ich entstanden bin. Jedenfalls war ich nicht der erste Versuch, lediglich die Komponenten wurden verändert, wie es bei Versuchen so üblich ist, sowohl von der biologischen als auch der mechanischen Seite. Was genau kann ich nicht sagen. Wie auch immer ist der Kerl, der mich gebaut hat, ein älterer Mann, der sein Labor in einem verlassenen Krankenhausgelände hatte. Außer mir waren noch zwei weitere Cyborgs dort. Einen habt ihr bereits getroffen. Was aus den anderen geworden ist, kann ich nur vermuten, aber mit großer Wahrscheinlichkeit waren sie entweder nicht lebensfähig oder defekt, was auf dasselbe hinausläuft.“ Pia unterbrach ihn kurz. „Andere? Wieso denkst du da waren noch mehr?“ „Einheit L.“ meinte Ben nur. „Luke stammt von mir.“ erläuterte er weiter. „Ah, also gab es...“ Sie zählte einen Augenblick. „... zwölf weitere?“ Luke nickte. „Das meiste konnte und wusste ich schon, motorisch und kognitiv voll ausgebildet. Allerdings musste ich noch lernen die Sinneseindrücke zu verarbeiten. Der Großteil meines Körpers ist nicht machinell und das ist wahrscheinlich ach der Grund, warum ich nicht das tun wollte, was man von mir wollte. Ch fing an Fragen zu stellen und wollte mich nicht unterordnen. Als ich bemerkte, das er mich beheben wollte, bin ich fortgegangen.“ „Ha, aus einem ähnlichen Grund bin ich damals auch abgehauen. Mein alter Herr war ziemlich bestimmend.“ warf Ben ein. „Nun ja, im Grunde genommen ist das immer der Grund, warum man das elterliche Gefilde verläßt.“ gab Tiger zu bedenken. Sie verfielen in eine zunehmende Stille. Pia hatte mit mehr gerechnet. Mit einer richtigen Unterhaltung, aber vermutlich war das bei diesen mehr oder minder freiwilligen Einzelgängern nur normal. Luke war ganz offensichtlich so gut wie gar nichts gewohnt, immerhin war er gerade mal ein paar Wochen alt und ertrug die meisten Situationen mit entschlossener Gleichgültigkeit. Tiger war, nun ja, ein Mischwesen, was zwar nichts erklärte, aber doch irgendwie Sinn ergab. Und Ben war viel zu menschenfreundlich und aufdringlich, was wohl den Großteil abschreckte. Sie selbst sah sich etwas kritischer. Zwar war sie unter vielen Leuten aufgewachsen, aber schon immer still und ruhig gewesen, nicht misanthrop, aber sie hatte auch gern ihre Ruhe. Die Tatsache, dass sie als Frau unterwegs war, verbesserte ihre Lage nicht gerade. Deshalb empfand sie, während sie alle wieder ihre Positionen einnahmen, eine gewisse Erleichterung. Auf diese Leute konnte sie sich verlassen, auch wenn sie genug eigenen Ärger mitbrachten. Es fühlte sich nach einer Gemeinschaft an. ******** Es war eine interessante Sache. Da herrschte seit Jahrhunderten die Postapokalypse (*niemand konnte so illusorisch sein, dies als Nachkriegsdepression zu bezeichnen) und doch war noch so viel Altes vorhanden. Sei es Technik oder Wissen. Man sollte meinen, die Menschheit müsste noch einmal von vorn beginnen. Dabei vergisst man, dass es niemals zu dieser Entwicklung gekommen wäre, würden die Menschen nicht alles horten. Die Problematik ist nur, dass bei solchen Vorgängen oft der Filter fehlt (*und auch nicht wirklich eindeutig wäre) und es an späteren Zugeständnissen von Fehlern mangelt. Wie sonst würden sich Krieg und Diskriminierung halten und sie teilweise sogar für weitere missbraucht und getarnt werden? Ben hatte das meiste von seinem Wissen von seinem Vater, der ihm oftmals einfach ein Buch oder audiovisuelle Aufzeichnungen zur Beschäftigung gab. Diese entstanden alle vorm großen Gau. Weshalb er auch so unendlich verwirrt war, als er aus seiner behüteten Welt trat und feststellte, dass sich nichts hielt. Keine der gezeigten Normalitäten hatten bestand. Selbst Dinge wie Ideologien und Ideale wirkten surreal. Als er das erste Mal auf Zivilisation traf, hatte man ihn abgezogen und dann ausgelacht. Das kam ihm reichlich unfair vor,jedoch legte er das ab. Aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Pia war die erste Frau, die seinen Vorstellungen aus den Aufzeichnungen entsprach. Andere Frauen setzen sich durch und legen eher männlichere Züge an oder sie lassen es über sich ergehen, ertragen alles in der Hoffnung auf bessere Zeiten. Allesamt pragmatischer Anschauung. Nur Pia wirkte noch frisch und unverbraucht. Als gäbe es irgendwo ein Tor in der Realität, dass man nur durchschreiten musste, wenn es zu viel wurde. Ben wusste aus Erfahrung, dass vieles in dieser Richtung erforscht und probiert wurde, deshalb war er recht desillusioniert, aber man sollte ja nicht alles glauben. So~ wie versprochen, aber mittlerweile ist es Dienstag >_> nun ja, hat ja lange genug gedauert, nach dem Motto: was lange währt, wird endlich gut... n_n Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)