Das Erbe der Drachen - Band 1 von Flordelis (Der Drachenkrieg) ================================================================================ Kapitel 16: Besuch für Kai -------------------------- Sweety hob die Tasse mit dem Tee und trank einen Schluck. >>Das ist eine großartige Geschichte! Den Drachenkaiser kenne ich sogar persönlich, aber ich glaube durch die Umstände unsere Bekanntschaft kann er mich nicht so sehr leiden.<< Kai hörte ihr aufmerksam zu, während sie weiter erzählte und er Killey am Kopf kraulte. Sweety setzte die Tasse wieder ab und fragte: >>Willst du nicht bald aufbrechen?<< >>Morgen. Es wird schon dunkel.<< >>Das heißt du bleibst noch eine Nacht?<<, fragte sie begeistert. Kai nickte. Sweety lächelte, aber bevor sie noch etwas sagen konnte, stand Killey knurrend auf und auch Kai hob lauschend den Kopf. Das Geräusch von Schritten wurde vor der Hütte laut. Vorsichtig schlich Kai sich an eines der Fenster und spähte hinaus. Die Phantome von Ignis hatten die Hütte umstellt und die Feuerdämonin selbst konnte Kai in der hintersten Reihe entdecken. Sie winkte mit der Hand und eines der Phantome zog einen Bogen und einen brennenden Pfeil und schoss damit auf die Hütte, die sofort Feuer fing. Kai schüttelte missbilligend den Kopf und beschwor einen Wasserschwall, der das Feuer löschte. Noch ein Wink von Ignis und plötzlich brannte die gesamte Hütte. Kai fluchte und zog Sweety aus der Hütte nach draußen. Starr ließ sie sich mitschleifen. Tapfer folgte Killey ihnen, obwohl er das Feuer scheute. Ignis grinste böse, als sie Kai entdeckte und lief auf ihn zu. >>So, so, so. Unser lieber Kai scheut das Feuer. Ich sage dir etwas: wenn du dich uns anschließt, wird dir nichts passieren, aber wenn du dich verweigerst - werden wir dich töten!<< Kai schwieg und Ignis fuhr fort: >>Keine Antwort ist auch eine Antwort. Stirb!<< Ignis schoss eine Feuersäule auf Kai ab. Er wurde an den Rand der Klippe geschleudert und blieb benommen liegen. Die Verbrennungen auf seinem Oberkörper taten höllisch weh und raubten ihm fast die Sinne. Kai spürte wie Ignis näherkam und ihre verächtlichen Blicke sich durch seinen Körper bohrten. Sie hob ihren Fuß und trat mit ihrem spitzen Absatz auf Kais Hand. Er schrie auf und versuchte seine Hand wegzuziehen, was jedoch ein unmögliches Unterfangen war. Ignis lachte teuflisch. Kai konnte das Lodern des Feuers sehen und die schier unerträgliche Hitze in der Abendluft spüren. Die Phantome gaben hohe, unmenschliche Laute von sich. Killey bellte wütend. Das alles schien Kai wie ein böser Traum aus dem er nicht erwachen konnte; egal, was er versuchte. Ignis nahm ihren Fuß von seiner Hand, die angefangen hatte zu bluten. Kai wollte sich aufsetzen, aber eines der Phantome drückte seinen Oberkörper auf den Boden zurück, was ihn wieder an seine Verbrennungen erinnerte. Von grauenhaften Schmerzen gepeinigt stöhnte er auf, als plötzlich ein Schrei von Sweety laut wurde. Eine innere Wut erfüllte Kai plötzlich, als er den Schrei hörte. Das Wappen auf seiner Stirn begann zu leuchten. Erst glühte es matt und strahlte dann immer heller. Schließlich überstrahlte das grelle, weiße Licht das ganze Gebiet. Die Phantome lösten sich auf und Ignis wich ängstlich zurück. >>Was ist das?<< Der Himmel hatte sich ebenfalls weiß gefärbt. Ignis fluchte und verschwand auf einmal. Kai setzte sich auf und sah sich um. Sweety lag reglos auf dem Boden. Killey lag neben ihr, aber sein Schwanz wedelte unablässig. Das Licht erlosch und da erschien wieder ein kleiner Lichtgeist. Kai sah das kleine Wesen, das sich in eine kleine Fee verwandelte, fragend an. >>Es tut mir leid, aber Sweety ist tot.<<, sagte das kleine Wesen. >>Ich komme zu spät.<< Kais Blick wanderte zu Sweetys Körper und betrübt sagte er: >>Mach dir nichts daraus. Sie war ein Mensch. Früher oder später wäre sie sowieso den Weg alles Sterblichen gegangen.<< >>Harte Worte, Göttlicher. Bist du sicher, dass du das sagen wolltest?<< >>Nein, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Was muss ich als nächstes tun?<< Die Nacht war inzwischen hereingebrochen und das kleine Feenwesen leuchtete immer heller. >>Deine nächste Aufgabe ist es, nach Norden zu reisen: in das Land Drakani. Suche dort den Drachenkaiser auf und kämpfe an seiner Seite gegen Melzesa. Viel Glück!<< Der Lichtgeist verschwand. Kai stand auf und trat neben Killey. Der Schwarzwolf winselte und leckte über Kais herunter hängende rechte Hand. Kai kniete sich nieder und fuhr ihm mit der Hand über den Kopf. Er schloss die Augen und dachte nach. *** Ryu und Russel blickten auf, als der Himmel völlig weiß wurde. Das Wasser wurde stürmischer und plötzlich spürte Ryu die Energie, die ihm so aus seinen Träumen bekannt war: die Energie des Göttlichen. Eine Lichtsäule schoss im Osten in den Himmel. Lain klammerte sich fester an die Reling und blickte ebenfalls nach Osten. Eine seltsame Wärme ging von diesem Licht aus, aber Lain spürte noch etwas anderes; den Aufschrei einer gequälten Seele. Irgend etwas versuchte sie zu zwingen ins Wasser zu springen und zu diesem Licht zu schwimmen. Etwas, was stärker als sie war. Zitternd stellte sie ihren rechten Fuß auf das Geländer der Reling und wollte den anderen nachziehen, aber plötzlich packte sie jemand am Arm und riss sie in die Wirklichkeit zurück. Das Licht erlosch. Der Drang über Bord zu springen verschwand und Lain wandte den Kopf. Maryl hatte sie am Unterarm gepackt und zurückgehalten. Lain stieg peinlich berührt von der Reling und entschuldigte sich bei Maryl, die abwinkte: >>Kein Problem. Wir müssen zwar schnellstmöglich nach Drakani, aber so sehr brauchst du dich nicht zu beeilen.<< Lain lächelte unsicher und sah wieder zu der Stelle an der der Lichtstrahl erschienen war. Sie verspürte immer noch die tiefe Sehnsucht nach der Person, die dort gewesen war, aber nichts zwang sie mehr einfach ins Wasser zu springen. Maryl führte Lain unter Deck. Ryu sah auf das Display des Drachenauges, wo inzwischen auch ein blassgrüner Punkt zu erkennen war. >>Der Göttliche.<<, murmelte Russel. >>Er ist tatsächlich gekommen. Nun werden wir den Krieg gewinnen.<< >>Bist du sicher?<<, fragte Damian zweifelnd. >>Es gibt immer noch zwei Ritter, die an Lukes Seite kämpfen.<< >>Unser wahrer Feind ist Melzesa. Deswegen schlage ich vor, wir begraben unsere Streitigkeiten vorerst einmal.<< Damian nickte und sah wieder nach Osten. *** Kai rammte das improvisierte Holzkreuz in die frisch aufgewühlte Erde. Killey winselte wieder leise. Kai ließ sich neben ihn fallen und strich über seinen Kopf. >>Komm schon! Du hast gesagt, dass du sie nicht magst.<<, flüsterte Kai. >>Schon, aber das ist alles so traurig. All die Opfer sind völlig umsonst. Kai, du musst das alles beenden. Räche dich!<< Rache? Kai lachte auf. >>Rache bringt niemandem etwas. Sie verzehrt nur dein Herz und deine Macht, die du für den Schutz derer, die du liebst verwenden solltest.<< >>Das sind Nelons Worte oder?<< >>Nelon ist ein Teil von mir - und ich bin ein Teil aller Götterdrachen.<< Kai stockte und fragte dann: >>Sag mal, Killey, wenn alle Tiere richtig reden können, warum einige wenige, so wie du, nicht?<< >>Ich weiß es nicht. Vielleicht kommt es auf den Willen des Tieres an. Du solltest dich langsam auf den Weg machen.<< Kai nickte und stand auf. >>Lass uns gehen.<< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)