Das Erbe der Drachen - Band 1 von Flordelis (Der Drachenkrieg) ================================================================================ Kapitel 1: Der Kaiser der Drachen --------------------------------- 3000 n. Chr. ; 401 n. d. 4. Weltkrieg Das Kaiserreich Drakani: Argus zog eine vierte Schriftrolle aus dem Regal und legte sie auf den Tisch hinter sich, zu den anderen. Die kurzen weißen Haare des kaiserlichen Beraters waren zerzaust und deuteten auf eine schlaflose Nacht hin. Die dunklen Ringe unter seinen blauen Augen, die hinter seinen runden kleinen Brillengläsern glänzten, vervollständigten das Bild. Auf dem Tisch hinter ihm stapelten sich bereits zwanzig Schriftrollen. Vor den Schriftrollen saß einsam und verloren ein junger Mann mit violetten Haaren und den dazu passenden großen Augen, die ihn naiv erscheinen ließen. Er seufzte angesichts der ganzen Arbeit und klagte: >>Argus, soviel kann ich weder lesen noch übersetzen in einer Woche. Jede dieser Schriftrollen ist mindestens vier Meter lang.<< Argus drehte sich um und entgegnete streng: >>Kaiser Ryu, Ihr müsst verstehen, dass es in diesen Zeiten wichtig ist über alles informiert zu sein.<< >>Aber die Schriften sind uralt.<< Argus sah Ryu streng an. Der verstand sofort und beugte sich über die Schriften, um sie zu übersetzen. Argus' Unterricht war verstaubt und langweilig. Ganz im Gegensatz zu dem Unterricht von Joy. Aber es war wichtig die Schriften zu übersetzen, denn der Menschenkönig Luke von Ektorn wollte die Drachenmenschen töten und hatte deshalb die drei stärksten Dämonenkrieger der Welt zusammengerufen. Argus hatte angeordnet, dass jeder Übersetzer in Drakani die alten Schriften übersetzen sollten, um nach Hinweisen zur Rettung zu suchen, denn angeblich konnte niemand die Krieger verletzen. Ryu wäre lieber an der frischen Luft, um reiten zu gehen oder sonst etwas. Nach gut zwei Stunden nahm Ryu lustlos die dritte Schriftrolle in die Hand und begann den Text zu übersetzen, wobei er die Übersetzung vor sich hinmurmelte: >>...sind die sieben Krieger zusammen, erscheint der Göttliche, der alles überstrahlt.<< Argus sah von seiner eigenen Schriftrolle, die um einiges komplizierter schien, auf. >>Kaiser Ryu, was habt Ihr da gerade vorgelesen<< >>Eine Stelle über die acht Drachenlords. Ihr kennt die Legende doch.<< >>Aber ja, aber ja! Das hatte ich völlig vergessen! Wir müssen die acht Lords der Drachen suchen. Aber wie machen wir das?<< Ryu sah Argus aus seinen großen violetten Augen an, fuhr sich mit der Hand durch die ebenfalls violetten Haare und erwiderte spöttisch: >>Ach, kommen Sie, Argus. Sie wissen genauso gut wie ich, dass das nur eine alte verrückte Legende ist. Das stammt noch aus dem Mittelalter. Sie wollen doch nicht plötzlich sagen, dass so etwas Verrücktes wahr sein kann.<< >>Kaiser Ryu, Ihr scheint zu vergessen, dass Ihr vor vielen hundert Jahren für die Menschen auch nur eine 'alte, verrückte' Legende wart.<<, konterte der Berater spitz. Ryu senkte seufzend den Kopf. Argus trat an eines der Regal und kam nur zwei Sekunden später mit einem dicken Buch wieder, dass er auf den Tisch legte und aufschlug. Suchend blätterte er das Buch durch, während Ryu gespannt zusah. Nach fünf Minuten zeigte Argus auf eine Seite und drehte das Buch zu Ryu hin. Dieser fing an zu lesen: >>Als die acht Götterkrieger (auch Lords der Drachen genannt) im Laufe der Zeit verschwanden, suchte der weise Lorif einen Weg, um sie in der Zeit der Not schnell wieder zu finden. Schließlich fand er einen Weg, Magie in Gegenstände einzuschließen. Er formte ein Amulett und schloss einen Teil seiner Magie darin ein. Eine Legende besagt, dass der Auserwählte, der es findet, die acht Krieger und jede Lüge entdecken kann.<< Argus' Augen leuchteten, aber Ryu verstand nicht was das bedeuten sollte. >>Was heißt das?<<, fragte Ryu. >>Dieses Amulett nennt man Drachenauge. Es heißt, man kann damit die legendären Krieger aufspüren und erkennen, ob jemand lügt.<< >>Wissen Sie wo es ist?<< >>Euer Herr Vater hat es einst König Jakob als Zeichen der Freundschaft geschenkt. Eine törichte Handlung, wenn Ihr mich fragt. Es müsste im Schloss von Ektorn sein.<< >>Was ich nicht verstehe,<<, warf Ryu plötzlich ein, >>warum sind die Götterkrieger eigentlich verschwunden?<< Argus nahm seine Brille ab, was er immer tat, wenn er angestrengt nachdachte, und wischte für zwei Sekunden mit einem Tuch, das er sich aus der Hosentasche zog, über die Gläser. Ryu wartete geduldig, bis der Berater seine Reinigungsprozedur beendet hatte und antwortete: >>Die Götterkrieger starben während des Götterkrieges. Als Luzifer die Festung angriff und einzeln jeden Krieger in den Tod schickte. Ihr solltet es kennen, Lord Ryu, diese Geschichte ist eine beliebte Gute-Nacht-Geschichte.<< Der junge Kaiser zuckte mit seinen Schultern. >>Kann sein. Ich kenne von keiner meiner Gute-Nacht-Geschichten das Ende. Ich bin vorher immer eingeschlafen.<< Er grinste. Argus schmunzelte kurz, wurde aber sofort wieder ernst, indem er sagte: >>Ich werde sofort jemanden beauftragen, der das Amulett holt.<< Ryu stand auf und wandte sich zur Tür. >>Wo geht Ihr hin, Kaiser?<< >>Irgend jemand muss das Amulett ja aus dem Schloss holen.<< >>Aber wie wollt Ihr das machen?<<, fragte Argus verblüfft. >>Ich werde mich verkleiden und über die Grenze schleichen.<< >>Aber das ist gefährlich, Kaiser Ryu! Ich darf und will das nicht zulassen!<< >>Immer noch besser, als herumzusitzen und sich zu langweilen.<<, fauchte Ryu eine Spur schärfer, als er beabsichtigt hatte. >>Oder wollt Ihr es machen, Argus?<< Argus schüttelte seinen Kopf und zögerte. Es war ihm klar gewesen, dass sich Kaiser Ryu eines Tages gegen ihn auflehnen würde, da er bei >Amtsantritt< gerade mal elf Jahre alt gewesen war. Er hatte überhaupt nichts von seiner Jugend gehabt. Argus nickte seufzend. >>Also gut, Kaiser. Ich lasse Euch gehen, aber versprecht mir, dass Ihr auf Euch aufpasst und einen Leibwächter mitnehmt.<< Ryu nickte dankbar und verließ die Bibliothek. Auf dem Weg zu dem kaiserlichen Zimmer, das Ryu bewohnte fragte er sich wie die Krieger von Luke wohl aussahen. Manche behaupteten es seien Menschen mit Drachenschwänzen, andere sagten, sie hätten den Körper einer Echse und den Kopf eines Löwen und wieder andere sagten, es seien nur ganz normale menschliche Drachentöter. Aber all dies blieben Gerüchte. Ryu sah sich auf den Fluren um. Alles war aus Marmor und hatte einen blauen Schimmer. An den Wänden, die über vier Meter hoch waren, hingen Banner aus blauen Stoff mit dem Familienwappen der de Silverburghs: einem kleinen Drachen, der sich um ein Kreuz schlängelte. Viele vermuteten ein Geheimnis dahinter, aber bisher hatte noch nie jemand einen tieferen Sinn ausmachen können. Ryu betrat das kaiserliche Zimmer (er nannte es nicht gern sein Zimmer, da es ihm zu protzig und zu nobel eingerichtet war) und suchte seine unauffälligsten Kleidungsstücke aus seinem Schrank, was bei einem Kaiser nicht gerade leicht war. Und mit seiner nun wirklich sehr auffälligen Haarfarbe fiel es ihm um so schwerer etwas zu finden, das diese kaschierte. Schließlich fand er doch einige alte Sachen, die größtenteils schwarz oder braun waren und zog sich um. Nach einem prüfenden Blick in den Spiegel setzte er sich eine schwarze Mütze auf, um seine auffallenden Haare zu verdecken und ging dann auf den Gang, um zu Lionhearts Zimmer zu gelangen. Dracon Lionheart war der beste Leibwächter, den die kaiserliche Familie zu bieten hatte. Dazu redete er nicht viel und wenn, dann meist nur, wenn es nötig war. Nach ein paar Schritten lief ihm Lionheart schon entgegen. Ryu erkannte ihn sofort, denn Lionheart war über ein Meter achtzig groß, seine schwarzen Haare hoben sich von dem hellblauen Marmor ab, sein Gang war in friedlichen Gebieten mehr ein Schlürfen und er trug immer seine schwarze Rüstung mit dem moosgrünen Umhang. Ryu blieb direkt vor ihm stehen und zwang ihn damit auch zum Stehenbleiben. Ryu holte tief Luft und sagte: >>Lionheart, ich brauche Ihre Hilfe bei einer wichtigen Mission in Ektorn. Zieht bitte etwas Unauffälliges an und, falls möglich, eine dunkle Mütze.<< Obwohl das bei Lionhearts dunklen Haaren wahrscheinlich unnötig war. Lionheart nickte knapp, drehte sich um und ging zu seinem Zimmer zurück. Ryu sah ihm hinterher und murmelte: >>Na, wenn er immer so ruhig bleibt, sollten wir keine Probleme haben.<< *** Der Junge erwachte schweißgebadet und sah sich um. Wo war er hier? Er lag auf einer Lichtung in einem Wald - aber wie war er hierher gekommen und - wer war er überhaupt? Wo kam er her? Was war der Grund seines Hierseins? Er stand auf und sah an sich herunter. Er trug eine dunkelblaue Robe, deren Herkunft ihm zwar unerklärlich war, aber sie schien von besonderer Bedeutung zu sein. Vielleicht war er ja berühmt? Dann könnte irgend jemand ihm helfen und ihm sagen wer er war. Er grinste über sich selbst und sah sich nach einem Weg um, der ihn aus dem Wald brachte. Er entdeckte einen schmalen Pfad, der zwischen den Bäumen entlang lief. >>Prima! Fängt gut an!<<, rief der Junge und lief los. Nach zwei Schritten stolperte er über die viel zu lange Robe. Seufzend stand er auf und raffte die Robe zusammen. Er beschloss den überflüssigen Stoff abzuschneiden, wenn er etwas zum Schneiden finden würde. Erneut seufzend machte er sich auf den Weg aus dem Wald heraus. Aber wohin sollte er gehen? Er erinnerte sich doch an nichts. Er beschloss es einfach auf einen Versuch ankommen zu lassen. Irgendwo würde er bestimmt jemanden finden, der ihn kannte. Von einer anderen Stelle blickte König Luke in eine Kristallkugel, in der er den Jungen sah. >>Das ewige Leben kommt immer näher. Gebt den Soldaten den Befehl zum Ausrücken! Der Göttliche ist aus seinem Schlaf erwacht.<< ****************************************************************************** Okay, Leute, ab hier wird es kompliziert. Und ich sollte mal ein paar Bilder der Charas hochladen. ^^ Anyway, hang on! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)