Eternal's Serenade von Flordelis (Seinarukana) ================================================================================ Kapitel 3: The Anxiety ---------------------- „Diese Welt ist auffallend reich an Mana“, erklärte Salles, als sie alle wieder in seinem Büro standen, lediglich Karfunkel fehlte. „Ganz offensichtlich gibt es hier einen Mana-Kristall oder einen Mana-Konverter.“ Nozomu runzelte seine Stirn. „Also, ich weiß ja, dass ein Mana-Kristall einfach nur kristallisiertes Mana ist, aber was ist ein Konverter?“ Jatzieta räusperte sich, um es zu erklären, aber Zetsu kam ihr zuvor: „Obwohl alles aus Mana besteht, ist es nicht immer möglich, dieses Mana zu extrahieren oder es geht bei der Extraktion ein nicht unbeträchtlicher Teil davon verloren. Mit einem Konverter wandelst du alles einfach in eine entsprechende Masse Mana, ohne Verlust und ohne Aufwand.“ Nozomu machte ein erstauntes Gesicht, Jatzieta sah Zetsu schmunzelnd an. Salles nickte zufrieden. „Landis, was sagt Eneko?“ Erschrocken sah der Junge ihn an, da er nicht damit gerechnet hatte, etwas gefragt zu werden. „Nun... sie sagt, dass es hier nicht sehr viele Lebende gibt – aber auch überraschend wenig Tote.“ „Konverter“, stellte Zetsu knapp fest. „Wenn jemand die Menschen direkt in Mana umwandelt, gibt es selbstverständlich keine Toten.“ „Als ich vorhin hinausgesehen habe“, hob Nozomi an, „sah es so aus als wäre diese Welt auf dem Status des Mittelalters unserer Heimatwelt.“ Salles nickte erneut. „Den Eindruck habe ich auch. Wir wissen also: Wir befinden uns in einer mittelalterlichen Welt, mit vergleichsweise wenig Population, aber viel Mana. Nun geht es darum, diese Welt zu erkunden. Nozomu, Satsuki, Narukana: Ihr werdet nach Norden gehen.“ Die drei lächelten zufrieden. Nozomu und Satsuki gingen immer zusammen auf Mission und da Narukana die beiden ungern allein ließ, wurde sie ebenfalls eingeteilt. Lediglich Nozomi verzog ihr Gesicht. Sie wäre gern mit Nozomu gegangen. „Subaru, Ruputna und Landis: Ihr geht nach Süden. Thalia, Sorluska und Naya: Ihr sucht im Westen. Zetsu, Jatzieta und Katima, für euch bleibt der Osten.“ Während der Großteil die Einteilung freudig zur Kenntnis nahm, blieb Zetsu nichts anderes übrig als zu seufzen. Jatzieta klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Na komm schon, ich beiße auch nicht. Unterwegs werden wir gaaaaaaaaanz viel Zeit haben, um über deine Liebste zu sprechen.“ Zetsu murmelte etwas Unverständliches, Jatzieta lächelte zufrieden. „Uhm, und was ist mit mir?“, fragte Nozomi schließlich. „Du und ich, wir bleiben hier. Wenn etwas oder jemand Monobe angreift, ist es wichtig, dass wir ihn schnellstmöglich in Sicherheit bringen können.“ Sie nickte, wirkte aber deutlich enttäuscht. Salles wandte sich an den Rest, der sich bereits in seinen Gruppen zusammengefunden hatte. „Und euch, viel Erfolg.“ Eine Viertelstunde später hatten sich die einzelnen Gruppen bereits voneinander getrennt und gingen nun jeweils zu dritt in die von Salles angegebene Richtung. Nozomi sah Nozomus Gruppe deprimiert hinterher, bis sie im Wald verschwanden. Sie seufzte. Salles schob seine Brille zurück. „Alles in Ordnung?“ Sie zuckte zusammen und drehte sich zu ihm um. „Nun, ich wäre gern mit Nozomu mitgegangen, aber ich verstehe schon, dass ich hier gebraucht werde.“ Er sah sie schweigend und ernst an, bis sie schließlich den Blick senkte. „Mhm, wo ist denn das Shinjuu hin, das vorhin hier gewesen war?“ „Es ist verschwunden, als wir die Welt erreicht haben.“ Besorgt sah Nozomi ihn wieder an. In seinen Augen erkannte sie ebenfalls etwas wie Sorge. „Glaubst du, dass es eine Falle ist, Salles?“ „Es ist nicht auszuschließen. Karfunkel hat mir nicht gesagt, wer sein Partner ist und ging auch auf keine Nachfrage diesbezüglich ein. Deswegen hoffe ich, dass alle vorsichtig sind, solange sie unterwegs sind. Wir wissen nicht, was uns hier erwartet.“ Nozomi nickte. Wie so oft legte sie die Hände aneinander, während sie nervös auf ihrer Unterlippe kaute. Oh Nozomu-chan, hoffentlich bist du wirklich vorsichtig. „Fuuu~“ Rehme schwebte zwischen den Bäumen umher. „Dafür, dass es hier viel Mana gibt, spüre ich sehr wenig davon.“ Narukana lachte spöttisch. „Was denn? Willst du einen Wachstumsschub, damit du dich an Nozomu ranmachen kannst? Das kannst du dir abschminken.“ Das Shinjuu schnitt ihr eine Grimasse. „Will ich gar nicht. Ich meinte das anders. Spürt ihr das nicht? Es ist sehr viel Mana vorhanden, aber es fühlt sich dennoch fast genau wie in Nozomus Heimatwelt an, wo der Managehalt sehr dünn ist.“ Nozomu und Satsuki hielten verwundert inne und ließen die Umgebung auf sich wirken. Schließlich nickte die Rothaarige, deren schwarze Federn inzwischen im Haar erschienen waren. „Du hast recht, Rehme. Aber woher kommt das? So etwas habe ich noch nie gefühlt.“ Narukana blieb ebenfalls stehen, fuhr herum und stemmte die Hände in die Hüften. „Dummkopf. Ist doch logisch. Es befinden sich mindestens fünf Eternal in dieser Welt, dazu dann noch die Lakaien – wenn sie denn wirklich hier sind. Das alles saugt das Mana geradezu in sich auf. Theoretisch gibt es hier also viel von dem Zeug, praktisch aber nicht. Verstanden?“ Nozomu und Satsuki nickten. Zufrieden drehte Narukana sich wieder um und lief weiter. Satsuki ließ sie ein paar Schritte machen, bevor sie Nozomu ansah. „Hat die mich gerade Dummkopf genannt?!“, zischte sie. Er lächelte leicht verzweifelt. Wenn Satsuki sauer wurde, war sie unberechenbar und neigte dazu, ihre Wut an Leuten auszulassen, die gar nichts damit zu tun hatten. „Du weißt doch, wie sie ist“, versuchte er sie schließlich zu beruhigen. „Sie meint das nicht so.“ „Und du bist auch noch auf ihrer Seite? Fein!“ Eingeschnappt ließ Satsuki ihn stehen und lief mit eiligen Schritten voraus. Rehme setzte sich auf seine Schulter. „Gut gemacht, du Held.“ Er seufzte. Frauen. „Das habe ich genau gehört!“ Nozomu ignorierte Rehmes Stimme in seinen Gedanken und setzte den Weg ebenfalls fort. Ruputna, Landis und Subaru machten sich unterdessen keine Gedanken über das Mana, sondern mehr über die Frage, warum es so still war, während sie durch den Wald liefen. „In der Geisterwelt gab es immer ganz viele Geräusche“, sagte Ruputna bedrückt. „Aber hier ist es fast schon gespenstisch still.“ „Eneko spürt auch nichts Lebendes“, sagte Landis. „Nicht einmal Lakaien oder andere Shinken-Nutzer scheinen in der Gegend zu sein“, fügte Subaru hinzu. „Als ob sämtliches Leben in diesem Wald ausgelöscht worden wäre.“ Er musste wieder an seine Welt denken. Ausgelöscht von einem Tag auf den anderen, all ihres Manas und ihrer Menschen beraubt. Ob dieser Welt dasselbe bevorstand? Ruputnas Stimme riss ihn wieder aus seinen Gedanken. „Was wirst du tun, wenn mich ein Feind anfällt, Landis?“ „Ich werde dich natürlich beschützen“, antwortete er sofort. Ruputna kicherte und klammerte sich an seinen Arm. „Und ich werde dich beschützen.“ Er lächelte. „Das beruhigt mich.“ Plötzlich machte sie ein nachdenkliches Gesicht. „Aber wer beschützt Subaru?“ Der Bogenschütze sah sie verwirrt an. „Das ist nicht-“ Landis schnitt ihm das Wort ab: „Wir beide natürlich. Das ist doch kein Problem für uns oder Ruputna?“ „Du hast recht“, lachte sie vergnügt. Subaru lächelte. „Danke ihr beiden.“ „Aber das machen wir nicht für immer“, sagte Landis bestimmt. „Irgendwann wirst du die Person finden, die dich beschützt und die du beschützt, verstanden?“ Der Bogenschütze lachte. „Ja, verstanden.“ Vergnügt lachend setzte die Gruppe ihren Weg mit unbekanntem Ziel fort. Die Gruppe um Thalia zog nach Westen, wo sie nur endlos erscheinende Wiesen erwarteten. Hinter jedem Hügel erwarteten sie, eine Stadt oder zumindest ein Dorf zu sehen, aber es tauchten immer nur weitere mit Gras bewachsene Hügel auf. Naya jammerte leise. „Das kann doch wohl nicht sein. Von Monobe aus schien es so viele Dörfer und Städte zu geben... wo sind die denn alle hin?“ „Das frage ich mich langsam auch“, stimmte Sorluska zu. „Die Lauferei wird langweilig. Nicht einmal ein Monster zum Verprügeln.“ „Hört auf zu jammern!“, fuhr Thalia streng dazwischen. „Wir haben einen Auftrag bekommen, schon vergessen? Wenn ihr jammert, wird es nicht leichter!“ Die beiden anderen seufzten. „Jaaaaaa...“ „Ich kann euch nicht hören!“ „Ja, Thalia!“ „Schon besser.“ Auf einem weiteren Hügel blieb sie schließlich stehen. Sorluska und Naya schlossen zu ihr auf. Beide lächelten erleichtert, als sie sahen, wohin Thalia blickte. „Eine Stadt!“ Es war nur eine kleine Stadt, kaum größer als ein Dorf, aber immerhin. Dennoch stimmte etwas damit ganz und gar nicht, da war sich Thalia sicher. Es war so ruhig. Von ihrem Aussichtspunkt aus war niemand in der Stadt zu sehen. Sie runzelte ihre Stirn. „Okay, wir gehen rein. Aber seid vorsichtig. Wir wissen nicht, was uns dort erwartet.“ Sorluska und Naya nickten, gemeinsam gingen sie auf die Stadt zu. Es ist unheimlich, dachte Thalia. Wirklich unheimlich. Zetsu versuchte derweil Jatzieta zu ignorieren, was aber nicht sonderlich leicht war, da es ihr ganz offensichtlich gefiel, an seinem hüftlangen, zusammengebundenem Haar zu ziehen und ihn immer wieder nach Leana oder seinen aktuellen Gedanken zu fragen. Nanashi und Katima hatten es bereits aufgegeben, die Frau davon abbringen zu wollen und musterten stattdessen interessiert die Gegend. Sie mussten in der Nähe eines Dorfes oder eines Bauernhofes sein, aber scheinbar hatte sich schon lange niemand mehr um die Felder gekümmert. Das Getreide war verdorrt, der Boden von wilden Vögeln aufgewühlt worden, aber jetzt war von diesen Tieren nichts mehr zu sehen. Katima legte sich eine Hand aufs Herz, ihre Kehle schnürte sich zu. Dieser Anblick erinnerte sie an die Situation in ihrer Welt während der Schlacht gegen Daraba. Es bedeutete jedenfalls nichts Gutes. „Komm schon, komm schon, Zetsu!“, rief Jatzieta lachend, als sie wieder einmal an seinem Haar zog. „Du denkst an Leana, nicht? Nicht?“ Er würdigte dieser Frage keine Antwort und ignorierte sie weiterhin. „Also denkst du an sie!“, schlussfolgerte Jatzieta aus seinem Schweigen. „Ich wusste es doch! Bestimmt vermisst du sie, oder?“ Nanashi, der das Gerede über Leana langsam auf die Nerven ging, erhob sich von Zetsus Schulter, auf der sie bislang gesessen hatte und schwebte vor Jatzieta. „He, du! Kannst du dich nicht einmal deinem Alter entsprechend benehmen? Du nervst Zetsu, merkst du das nicht?“ „Du bist doch nur eifersüchtig!“, erwiderte die Krankenschwester lachend. „B-bin ich gar nicht!“ „Bist du wohl!“ Zetsu und Katima blieben abrupt stehen und starrten schweigend auf das, was sie vor sich sahen. Die beiden Streitenden, die davon noch nichts mitbekommen hatten, blieben nun ebenfalls stehen. Jatzieta ließ sofort Zetsus Haar los. Sie standen vor einem Bauernhof, der ganz offensichtlich in großer Eile verlassen worden war. Überall lagen noch Geräte herum, die man zum Arbeiten nutzte, die Haus- und Stalltüren standen weit offen, Bettlaken hingen zum Trocknen auf einer Wäscheleine und bauschten sich im Wind. Man erwartete jeden Moment jemanden aus dem Haus kommen zu sehen – aber eine unwirkliche Stille umgab die gesamte Szenerie. „Was ist hier passiert?“, fragte Katima leise. Es war absurd, aber in diesem Moment wünschte sie sich die Leichen derer her, die hier gelebt hatten, denn so hätten sie wenigstens gewusst, was aus ihnen geworden war. „Sie wurden zu Mana“, sagte Jatzieta plötzlich, als ob sie Katimas Gedanken erahnt hätte. Zetsu und die Königin sahen sie an. „Zu Mana?“ Die Krankenschwester sah ungewohnt ernst aus, die Arme vor der Brust verschränkt. „Salles hat uns doch erzählt, dass er in dieser Welt einen Mana-Konverter vermutet – und er hatte anscheinend recht.“ „Das ist ja schrecklich“, hauchte Katima schockiert. „Sind wir dann etwa zu spät?“ Jatzieta schüttelte entschieden den Kopf. „Ich glaube nicht. Bestimmt gibt es noch Überlebende.“ Nanashi spürte auf einmal etwas. Alarmiert sah sie sich um. „Was ist los?“, fragte Zetsu. „Nehmt eure Shinken!“, antwortete sie. „Wir sind nicht mehr allein!“ Ein lauter Schrei ging durch Monobe. Salles sah Nozomi fragend an. Das Mädchen lauschte erstaunt, ihr Gesicht verlor sämtliche Farbe. „Was ist los? Was ist passiert? Was sagt Monobe?“ Sie schluckte angestrengt. „Er sagt, dass Feinde erschienen sind – unzählige! Und sie greifen die anderen an!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)