Eternal's Serenade von Flordelis (Seinarukana) ================================================================================ Kapitel 4: Face down, Critical Phase ------------------------------------ Die Lakaien schienen aus dem Nichts gekommen zu sein und hatten Nozomus Gruppe sofort umzingelt. Es waren mindestens zehn und Nozomu spürte, dass in der näheren Umgebung noch mehr waren. Er hatte sie sofort wiedererkannt. Rotes Haar, emotionslose Gesichter, wie von einer Puppe und die schwarze Kleidung mit den roten Streifen, die doppelklingigen Schwerter mit dem Griff zwischen den Klingen – sie waren feindliche Lakaien aus rotem Mana. Satsuki hatte bereits ihr Shinken gezogen. Die kristalline Klinge ihres Schwertes leuchtete grün. „Das ist nicht sonderlich nett, uns einfach im Wald zu überfallen!“ Die Lakaien antworteten natürlich nicht. Nozomu zog die beiden Langschwerter heraus und stellte sich den Wesen entgegen. Narukana zog gar keine Waffen – ihre schiere Willenskraft konnte den Feind verletzen als wenn sie ein Schwert führen würde. Die Lakaien stellten sich in Kampfposition. Nozomu runzelte seine Stirn, während er seinen Blick noch einmal über die Wesen gleiten ließ. Bisher hatten sie immer gegen Gruppen von verschiedenen Lakaien gekämpft, aber diesmal standen ihnen nur rote gegenüber. Ob das etwas zu bedeuten hatte? Er schüttelte den Gedanken ab, als Satsuki sich in den Kampf stürzte. Ihr Schwert zerteilte eines der Wesen, das sich gleich darauf in golden leuchtendes Mana auflöste. Von diesem ersten Erfolg ermutigt, schwang sie ihr Schwert weiter, immer mehr goldene Funken stoben durch die Luft. Doch für jeden besiegten Lakai rückte sofort ein neuer nach. Nozomu zögerte nicht mehr und folgte ihr. Nur Narukana stand seufzend da. „Immer diese Umstände.“ Damit fuhr sie herum, um sich gegen die Lakaien auf der anderen Seite zu kümmern. Zwei heftige Armbewegungen später, waren auch dort die Feinde schnell dezimiert. Doch die leeren Ränge wurden von Nachrückern aufgefüllt. Narukana seufzte noch einmal. „Das kann ja heiter werden.“ Bestimmt stellen sich die anderen noch dümmer an. Ruputnas Gruppe war bereits aus dem Wald draußen und an einem See angelangt, als sie von grünen Lakaien überrascht worden waren. Neben den obligatorischen grünen Haaren und den schwarzen Kleidern mit den grünen Streifen, trugen sie noch dazu Speere mit sich. „Ich habe es doch gewusst“, beschwerte Ruputna sich. „Es war viel zu leise. Dumme Lakaien!“ Unter ihren Schuhen und an den metallenen Teilen an ihren Fersen erschienen Klingen aus blauem Licht, die einen flammenden Schweif hinter sich herzogen, wenn sie die Füße bewegte. Subaru griff nach seinem einfachen Bogen und den Pfeilen. Landis zog zwei Kopis, so dass er in jeder Hand eines hielt. Ein Kopis war ein Schlachtmesser mit einer nach vorn abfallende, breiter werdende und asymmetrische Klinge. Der Griff umschloss Landis' Fingerknöchel, damit er die Waffen nicht während des Kampfes verlor. Ruputna nickte den beiden zu. „Dann befördern wir die Lakaien hastig aus dem Weg!“ Sie und Landis stürmten direkt in den Kampf. Subaru blieb zurück und schoss Pfeile auf die Feinde ab. Jeder Schuss traf, genau wie jeder Schlag und jeder Tritt der beiden Nahkämpfer. Langsam füllte sich die Luft am See mit goldenen Manafunken. Der Bogenschütze beobachtete die Nahkämpfer interessiert. Sie bewegten sich wie eine Einheit und obwohl sie Seite an Seite kämpften, schafften sie es, sich nicht gegenseitig im Weg zu stehen. Es war bewundernswert – und erinnerte Subaru erneut an seine Vergangenheit, als er Seite an Seite mit Shou gekämpft hatte. Hastig schüttelte er den Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf den Kampf. Hoffentlich geht es den anderen gut. Normalerweise war Naya nur von Jatzieta übertroffen, wenn es um Angriffsmagie ging, aber die blauen Lakaien konnten ihre roten Zauber unterbrechen und unschädlich machen, so dass auch das Katzenmädchen zu ihrem Shinken greifen musste. Die Schwerter, die die Lakaien trugen, hatten Sorluska dazu schon einige Wunden zugefügt. Das Blut hatte sich in Mana verwandelt, die Wunden schlossen sich bereits wieder. Sie hatten die Stadt kaum betreten als die blauhaarigen Lakaien schon von allen Seiten auf sie eingestürmt waren. Sorluska fluchte, als seine Metallklauen mit einem Hieb einen weiteren Lakai in Mana verwandelten. „Wo kommen die alle plötzlich her?“ Thalia wehrte einen Angreifer mit ihrem Naginata ab. „Frag mich nicht.“ Die Stadt hatte zwar gespenstisch, aber leer ausgesehen, es hatte keinerlei Anzeichen für einen Hinterhalt gegeben, sofern einer der Drei es hätte sagen können. Sterne flogen von Nayas Stab und lösten sich auf, als sie mit dem Halbmond und dem Kristall auf der Spitze auf die Feinde einschlug. „Die können ganz schön einstecken, ~jiyaaaa.“ „Das kommt nur davon, weil du nicht genug trainierst, Naya!“, lachte Thalia. „Sieh mal: Sor mäht die Lakaien nieder als wären sie Gras.“ Tatsächlich hatte Sorluska keinerlei Probleme mit seinen Gegnern. Wo er auch stand lösten sich alle Feinde innerhalb kürzester Zeit auf, so dass er schon bald in einer funkelnden goldenen Wolke zu stehen schien. Doch mit einemmal hielten die Lakaien inne, sogar die, die gerade am Angreifen gewesen waren, brachen ihren Angriff ab und standen ganz still da. „Was ist denn jetzt los?“, fragte Sorluska irritiert. Thalia und Naya sahen sich ebenfalls verwundert um. Mit ihren Katzenohren hörte das junge Mädchen es zuerst. Schritte näherten sich ihnen. Erwartungsvoll wandte sie sich in die Richtung, aus der die Schritte kamen. Ich bin gespannt, wer es ist. Ohne Vorwarnung steckte jeder schwarzhaarige Lakai sein Katana wieder ein und stand regungslos da. Katima atmete heftig und stützte sich auf ihr Shinken. „Was ist... jetzt?“ Ihr riesiges Schwert erlaubte ihr zwar wuchtige Angriffe, ließ aber keine flinken Bewegungen zu, so dass die Lakaien sie mit ihren Angriffen leichter hatten verletzen können als Zetsu, der selbst ein Katana trug oder Jatzieta, deren Shinken aussah wie eine altertümliche Laterne mit einem rötlich schimmerndem Licht darin. Nanashi deutete auf die offene Haustür. „Ich glaube, jemand kommt heraus. Jemand mit einem mächtigeren Shinken als ein Lakai.“ Die Gruppe sah hinüber. Tatsächlich erschien eine schwarzhaarige Frau in einem bodenlangen weißen Kleid im Türrahmen. Jatzieta runzelte wieder ihre Stirn, als ihr Blick auf das Katana an der Hüfte der Fremden fiel. Noch ein Feind? Sie sieht nicht aus wie ein Lakai. Aber ich glaube auch nicht, dass sie diejenige ist, die uns hierher gerufen hat. „Wer bist du!?“, rief Zetsu hinüber. Das Misstrauen in seiner Stimme war nicht zu überhören. Die Fremde kam näher. Ihre Augen waren braun, aber in einem so dunklen Ton, dass Jatzieta im ersten Moment annahm, dass sie schwarz wären. Wenige Schritte vor der Gruppe, blieb die Frau wieder stehen. „Shinken-Nutzer, Eternal... das hier ist kein Ort für euch.“ „Was soll das heißen?!“ Die rothaarige Fremde mit den zwei Pferdeschwänzen, die ihr bis zur Hüfte fielen, sah Nozomu amüsiert an. „Bist du taub oder einfach nur dumm? Ich habe gesagt, ihr sollt hier verschwinden! Das hier ist unsere Welt. Auf der machen wir, was wir wollen! Und kein Eternal wird uns davon abhalten!“ Ihre dunkelroten Augen glitzerten voll Wahnsinn – zumindest glaubte Nozomu, dass das so aussehen würde, er hatte noch nie eine wirklich wahnsinnige Person gesehen. Sie sah noch jung aus, ungefähr in seinem Alter, aber die Art wie sie sich aufführte und wie sie redete, verleitete ihn dazu, das nicht zu glauben. Sie lächelte arrogant. „Na? Soll ich euch noch mehr Angst einjagen, damit ihr mir endlich glaubt?“ „Angst?“, schnaubte Narukana. „Wenn du denkst, dass wir Angst vor dir haben, irrst du dich aber gewaltig!“ Die Fremde antwortete darauf nicht. Stattdessen stand urplötzlich der Wald um sie herum in Flammen. Nozomu und Satsuki sahen sich gehetzt um, lediglich Narukana blieb ruhig und verschränkte die Arme vor der Brust. „Mir machst du keine Angst.“ Das Feuer erlosch sofort wieder, die Bäume waren völlig unberührt. „Lachhaft“, meinte Narukana nur. „Das war nur eine Warnung an euch.“ Landis zerschnitt die letzte Ranke, die Ruputna umklammert gehalten hatte. Er sah die grünhaarige Fremde an, die zwischen den Lakaien erschienen war. „Eine Warnung?“ Sie warf das lange Haar zurück, bevor sie antwortete: „Wenn ihr euch noch weiter einmischt und nicht von dieser Welt verschwindet, wird es euch schlecht ergehen, dass kann ich euch garantieren.“ Ruputna schnaubte. „Wir lassen uns doch von dir keine Vorschriften machen! Wir bleiben hier!“ „Welch dumme Idee. Das wird sehr schmerzhaft für euch alle werden, seid ihr sicher, dass ihr das mitmachen wollt? Eure Freunde haben bestimmt schon aufgegeben.“ „Niemals!“, erwiderte Ruputna sauer. Sie wollte vortreten und der Fremden einen Tritt verpassen, aber Landis hielt sie vorsichtshalber fest und riet ihr eindringlich davon ab. Also blieb sie stehen und sprach weiter: „Nozomu und die anderen würden niemals einfach so aufgeben und schon gar nicht wegen euch! Wir machen weiter!“ Die Fremde seufzte. „Nun gut... ihr seid ja nicht die ersten Shinken-Nutzer und Eternal um die wir uns bisher gekümmert haben.“ „Wir sind... nicht die Ersten?“ Thalia, Sorluska und Naya sahen die blauhaarige Frau fragend an. Sie lächelte leicht. Ihre Kleidung war die einer Adeligen, ihr blaues Haar schulterlang und gewellt und offensichtlich gepflegt, aber ihre Bewegungen verrieten die Kämpferin in ihr. „Wir haben uns um die gekümmert, die euch hierher gerufen hat.“ „Das ist nicht wahr!“, rief Thalia. Es kann nicht sein! Wir sind nicht zu spät – oder? „Wenn ihr mir nicht glaubt...“ Sie griff in ihre Tasche und holte einen Gegenstand hervor. „Wenn ihr mir nicht glauben wollt, dann überzeugt euch selbst davon.“ Die Frau warf ihnen den Gegenstand zu. Er landete direkt vor Naya auf dem Boden. Das Katzenmädchen bückte sich, um ihn aufzuheben und näher zu betrachten. Es war ein goldenes Kreuz, das an einem schwarzen Band befestigt war. „Was soll das beweisen?“, fragte Sorluska. „Dieses Schmuckstück gehörte dem Eternal, der euch um Hilfe gebeten hat. Wir konnten es ihm vom Hals reißen, bevor er in den Tod stürzte.“ „DU!!“ Sorluska stellte sich wieder in Kampfposition, aber Thalia stellte sich sofort vor ihn. Egal wie stark er war, da waren immer noch die unzähligen Lakaien und die fremde Frau schien auch über einiges an Kampferfahrung zu verfügen. „Sor, lass das. Das ist nicht die richtige Zeit für so etwas.“ Die Fremde lachte. „Hör auf das Mädchen, Aragami.“ Erstaunt sah Sorluska sie an. „Woher kennst du den Namen meines Shinken?“ „Wir wissen so einiges über euch. Nichts bleibt uns verborgen.“ Nanashi versteckte sich hinter Zetsus Rücken. Diese Fremde machte ihr fast mehr Angst als die Lakaien, obwohl die schon unheimlich genug waren. „Das ist ja interessant“, sagte Jatzieta. „Woher denn?“ Die Fremde verzog keine Miene, überhaupt schien ihr das Wort „Lächeln“ fremd zu sein. „Das ist unsere Sache. Wir kennen euch – vielleicht sogar besser als ihr euch selbst kennt.“ „Das würde mich wundern“, schnaubte Katima. „Aber Eure Majestät Aigears, zweifelt Ihr wirklich an unseren Fähigkeiten und unserem Wissen?“ Sie antwortete nicht. Schweigen breitete sich aus, jeder wartete darauf, dass jemand anderes etwas sagte und die Stille durchbrach. Schließlich war es die Fremde, die das tat: „Wie auch immer. Ihr wurdet gewarnt und das war es, was wir erreichen wollten. Niemand von euch wird unsere Pläne vereiteln.“ Auf einen Wink von ihr verschwanden die Lakaien und nach einer kurzen Verbeugung, verschwand auch sie. Zetsu steckte sein Shinken wieder ein. „Ich frage mich, von welchen Plänen sie sprach.“ „Ich frage mich eher, woher sie so viel weiß“, sagte Nanashi leise. Jatzieta kümmerte sich derweil um Katimas Verletzungen, von denen sich der Großteil schon wieder geschlossen hatte. „Es geht schon, wirklich“, sagte die junge Königin, als ihr Shinken verschwand und sie sich wieder aufrecht hinstellte. Jatzieta seufzte leise. „Wir sollten zurück zu Monobe gehen. Wahrscheinlich haben die anderen auch so eine seltsame Begegnung gehabt. Außerdem... gibt es hier ohnehin nichts mehr zu sehen.“ Zetsu und Katima nickten. Die Gruppe warf noch einen letzten Blick umher und machte sich dann schweigend und in Gedanken versunken wieder auf den Rückweg. Nozomi atmete erleichtert auf, als sie erneut Monobes Stimme vernahm. Lächelnd sah sie den besorgten Salles an. „Er sagt, die Bedrohung ist wieder weg – und die anderen sind unverletzt und bereits auf dem Rückweg.“ Er lächelte ebenfalls erleichtert. „Das ist eine gute Nachricht. Ich bin gespannt, was sie uns zu erzählen haben werden.“ Und ob derjenige, der unsere Hilfe wollte, etwas damit zu tun hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)