Eternal's Serenade von Flordelis (Seinarukana) ================================================================================ Kapitel 5: In Cresting ---------------------- Eine Stunde nach dem Angriff der Lakaien, stand die Gruppe wieder im Direktorat und hatte Salles und Nozomi bereits alles berichtet, was geschehen war und was die Fremden ihnen gesagt hatten. Nachdenklich schob der Mann seine Brille zurück. „Fassen wir zusammen: Wir haben mindestens vier Feinde, über die wir nichts wissen, nicht einmal die Namen – sie wissen aber alles über uns. Außerdem verfügen sie scheinbar über einen unendlichen Vorrat an Lakaien und kämpfen können sie vermutlich auch. Noch dazu wissen sie von der Person, die uns gerufen hat und haben diese wohl inzwischen aus dem Verkehr gezogen.“ „Oh, da fällt mir was ein!“ Naya griff in ihre Tasche und holte das Kreuz heraus, das die Blauhaarige ihnen gegeben hatte. Sie reichte es an Salles. „Das hier soll demjenigen gehört haben.“ Er nahm es ihr ab und betrachtete es nachdenklich. Sein Gesicht verfinsterte sich. Hastig legte er den Gegenstand auf den Tisch und wandte sich wieder an die anderen. „Wir müssen vorsichtig sein bei unserem weiteren Vorgehen, also-“ „Nein!“, unterbrach Narukana. „Ich bin dafür, dass wir gehen. Wenn dieser Eternal tot ist, wird er uns auch nicht verraten, wo Rogus ist, deswegen bin ich dafür, dass wir ihn weiterverfolgen.“ „Du willst diese Welt einfach ihrem Schicksal überlassen?“, fragte Nozomi schockiert. Narukana verschränkte die Arme vor der Brust. „Was geht uns diese Welt an? Irgendwann würde sie ohnehin sterben, oder? Ob das jetzt ein paar Jahrhunderte früher oder später geschieht, was solls?“ Die Versammelten sahen sie fassungslos an, dann schüttelten sie unisono ihre Köpfe. „Wir bleiben“, entschied Salles. „Hier geht es um das Leben unzähliger Menschen.“ Narukana schnaubte. „Gibt es hier überhaupt noch Überlebende?“ Nozomi nickte und erzählte der Gruppe knapp, dass Monobe mit Menschen besiedelte Gegenden gefunden hatte, zu denen sie sich nach der Unterredung aufmachen würden. „Vielleicht erfahren wir von den Menschen dort noch etwas mehr.“ Die anderen nickten wieder. „Gut, dann haltet euch bereit, wenn Monobe sich bewegt“, sagte Salles. „Wir werden nicht lange bis zu den Städten brauchen. Ihr seid entlassen.“ Nozomu lief mit Satsuki, Nozomi und Zetsu durch die Gänge der Schule. Rehme saß wie üblich auf Nozomus Schulter, nur diesmal war sie nachdenklich und still. „Was ist los, Dummkopf?“, stichelte Nanashi von Zetsus Schulter aus. „Versuchst du, dich an deinen Namen zu erinnern? Gibs auf.“ Rehme schnaubte. „Nein, ich habe mir nur Gedanken über diese neuen Feinde gemacht, das wird ja wohl noch erlaubt sein.“ „Du kannst denken?“ Zetsu seufzte leise. „Hört auf euch zu streiten. Das geht einem wirklich auf die Nerven.“ Nanashi wurde sofort still, er blieb stehen, worauf die anderen ebenfalls stehenblieben. „Was ist los, Zetsu?“, fragte Nozomu. „Wir brauchen wahrscheinlich Unterstützung, oder?“ Ein Grinsen schlich sich auf die Gesichter von Satsuki und Nozomi, die beiden Mädchen waren sich einig wie selten. „Du denkst an Leana, nicht?“ Er antwortete nicht darauf, beachtete die beiden nicht einmal, sondern sah direkt Nozomu an. „Ich werde in die Rosenwelt reisen. Vielleicht hat sie Zeit, um uns zu helfen.“ „Um deine Sehnsucht zu stillen, meinst du wohl“, sagte Satsuki. Nozomu ignorierte sie ebenfalls und nickte Zetsu zu. „Aber sei vorsichtig und komm bald zurück.“ „Natürlich. Nanashi, du bleibst hier.“ Überrascht sah sie ihn an. „Was? Warum!?“ Er deutete ein Kopfschütteln an. „Du wirst tun, was ich dir sage und hier alles für mich beobachten.“ Seufzend verließ sie seine Schulter und blieb in der Luft schweben. „In Ordnung, Zetsu.“ Nach einer knappen Verabschiedung, drehte er sich um und verließ die Gruppe. Als er außer Hörweite war, kicherte Satsuki. „Er hat Nanashi bestimmt zurückgelassen, weil er sich mit Leana vergnügen will. Er ist eben doch nur ein männliches Wesen, nicht?“ „Wovon redest du?“, fragte Nozomu. „Ach komm schon, sag bloß, du hast es nicht bemerkt, dieses Knistern zwischen Zetsu und Leana. Ich fress einen Besen, wenn da nicht mehr gelaufen ist.“ Nanashi schnaubte und schwebte davon. „Du könntest recht haben, Satsuki“, stellte Rehme fest. „Aber natürlich habe ich recht“, sagte sie grinsend. Ein lautes Knurren unterbrach ihr Gespräch. Rot geworden legte Nozomi ihre Hände auf ihren Bauch. „Oh, tut mir Leid, aber ich habe so wenig gefrühstückt...“ Nozomu und Satsuki lächelten. Zusammen gingen sie weiter in Richtung Cafeteria. Jatzieta war als einzige mit Salles im Büro geblieben. Besorgt musterte sie sein düsteres Gesicht, in dem sich Sorge und Leid widerspiegelten. „Alles in Ordnung?“, fragte sie schließlich sanft. Sie kannte ihn schon lange genug, um zu wissen, dass etwas mit ihm nicht stimmte, auch wenn er versuchte, das zu überspielen. Er nahm wieder das Kreuz zur Hand. „Ich kenne den Besitzer davon.“ Salles erzählte selten bis nie von seiner Vergangenheit als Salbar, der verwaltende Gott und wenn, dann musste man ihm alles einzeln aus der Nase ziehen. Dass er einmal von sich aus sprach, überraschte Jatzieta positiv, weswegen sie ihm einfach nur lauschte. „Es war ein junger Eternal, der dieses Schmuckstück immer um sein Handgelenk trug. Er hatte gerade erst einen Pakt mit seinem Shinken geschlossen, war zuversichtlich und entschlossen, ein Chaos-Eternal zu werden, um alle zu beschützen.“ Jatzieta runzelte ihre Stirn. „Glaubst du, dass er es war, der getötet wurde?“ Salles schüttelte sofort seinen Kopf. „Nein. Das Kreuz gehört zwar eindeutig ihm, das erkenne ich an der Gravur, aber er hatte ein anderes Shinjuu.“ „Vielleicht hat er es einem anderen Eternal geschenkt – oder es wurde ihm gestohlen oder-“ „Schon gut“, fiel er ihr ins Wort. „Es ist schon so lange her... wahrscheinlich hat er inzwischen vergessen, dass er jemanden namens Salbar kannte.“ „Wart ihr Freunde?“ Er schwieg für einen Moment, während er über diese Frage nachdachte. Schließlich nickte er. „Ja, ich denke schon.“ „Dann hat er dich bestimmt nicht vergessen. Also, Kopf hoch. Wie war denn sein Name?“ Salles lächelte und sah sie dankbar lächelnd an. „Er hieß Ciar.“ Es dauerte nicht lange, bis Monobe nach seinem Start wieder still stand. Sie befanden sich in der Nähe einer Stadt, die durch hohe Mauern geschützt war. Vor den Toren und auf den Mauern befanden sich Wachen, die eindeutig menschlich waren, also gab es hier wirklich keine Lakaien. „Wir sollten erst einmal nicht alle in die Stadt gehen“, sagte Salles. „Nozomu, Satsuki und ich werden erst einmal alleine versuchen mit dem Anführer dieser Leute zu sprechen.“ Die beiden Erwählten nickten, während die restliche Gruppe enttäuscht seufzte. „Ihr anderen werdet aufpassen, dass keiner der Schüler Monobe verlässt, bis wir sicher wissen, ob wir hier bleiben dürfen.“ Nozomi nickte sofort, während die anderen nicht darauf reagierten. Jeder von ihnen wäre gern als erstes in die Stadt gegangen, um sich umzusehen. Salles winkte Nozomu und Satsuki mit sich. Über eine Teleportationsvorrichtung konnten sie den Wanderwal verlassen. Mit großen Schritten gingen sie auf das Tor zu. Die Wächter standen erstaunt da und starrten auf das riesige Wesen mit dem Gebäude auf dem Rücken. Als sie das Trio kommen sahen, stellten sie sich ihnen sofort entgegen. „Halt! Wer seid Ihr?“ Die drei blieben sofort stehen. Nozomu blickte auf die Partisanen, die sie trugen und deren polierte Spitzen im Sonnenlicht glänzten. Eine Verletzung von diesen Waffen war bestimmt schmerzhaft. Salles ließ sich davon jedoch nicht irritieren. „Mein Name ist Salles Cworcs, Anführer der Brigade. Dies sind Nozomu und Satsuki. Wir kommen in friedlicher Absicht und wollen mit eurem König sprechen.“ „Seid ihr mit diesem Ding da gekommen?“, fragte einer der Wächter und deutete auf Monobe. Salles nickte. „Das ist richtig. Keine Sorge, es tut niemandem etwas.“ Die beiden Wächter tauschten einen misstrauischen Blick miteinander. Doch schließlich schienen sie ihm zu glauben und öffneten das Tor. „Geht bis zum Schloss und sagt dort, dass ihr die Herren dieses Gefährts seid.“ „Verstanden.“ Sie betraten die Stadt, das Tor schloss sich hinter ihnen sofort wieder. Nozomis Eindruck war nicht falsch gewesen: Sowohl vom Baustil als auch von der Kleidung der Leute ließ alles auf das späte Mittelalter auf der Erde schließen, weswegen die dreiköpfige Gruppe für ihre doch eher moderne Kleidung neugierige Blicke erntete. Die meiste Aufmerksamkeit bekam zweifellos Satsuki mit ihrem Minirock und den schwarzen Federn in ihrem feuerroten Haar. Nozomu fragte sich unwillkürlich, ob man hier wohl auch daran glaubte, dass Hexen rote Haare hatten und man diese dann auf dem Scheiterhaufen verbrannte. Eine breite gepflasterte Hauptstraße führte sie schließlich zum Schloss, wo sie tatsächlich eingelassen wurden, nachdem sie bestätigt hatten, dass sie von Monobe kamen. Für einen Moment fürchtete Nozomu, dass man sie direkt in den Kerker werfen würde, doch stattdessen brachte man sie in ein vornehm eingerichtetes Zimmer und bat sie zu warten. Satsuki bestaunte das Mobiliar und die Bilder an den Wänden. „Wow. Als ob man in einem Museum wäre.“ „Nur mit dem Unterschied, dass hier alles neu ist“, setzte Nozomu hinzu. Sie nickte gedankenverloren. Salles hielt die ganze Zeit sein Shinken, das die Form eines Buches hatte und damit absolut unauffällig war, in der Hand. „Alles in Ordnung, Salles?“, fragte Nozomu. „Oder bist du nervös?“ Der Mann schüttelte seinen Kopf. „Ich bin nur gern auf alle Eventualitäten vorbereitet. Du weißt nie, was sie hier unter Umständen anstellen könnten.“ „Das ist wahr.“ Die Tür wurde wieder geöffnet. Ein junger Mann mit schneeweißem Haar und goldbestickter Kleidung kam herein. Er deutete eine Verbeugung vor den Dreien an. „Herzlich Willkommen in Cresting, der Hauptstadt von Asturion. Mein Name ist Aretas von Cresting, ich bin der König dieses Reiches. Darf ich Eure Namen erfahren?“ Salles stellte sich und seine beiden Begleiter erneut vor. „Was ist der Grund für Euer Hiersein, Sir Cworcs?“ Aretas tat sich sichtlich schwer mit dem fremd klingenden Namen. Nozomu fand es selbst immer wieder erstaunlich, wie Salles ihn aussprechen konnte. „Wir sind erst vor kurzem hier angekommen und wurden angegriffen von-“ „Ich verstehe. Meine aufrichtigste Entschuldigung. Diese Frauen erschienen vor drei Monaten und machen uns seitdem das Leben schwer. Meinen Vater haben sie bereits getötet, so dass ich nun seinen Platz einnehmen muss. Deswegen muss ich Euch auch hier empfangen, denn der Thronsaal ist immer noch ein einziges Chaos und das Beseitigen des Schutts so wie die Instandsetzung wird noch eine Weile dauern, da mein Hauptaugenmerk auf der Wiederherstellung der Stadt lag.“ „Vor drei Monaten, sagtet Ihr?“, hakte Salles nach. Aretas nickte bestätigend. „Wir wissen nicht, wer sie geschickt hat, wir wissen nicht, wer sie sind. Wir wissen nur, dass keiner, der auszog, um es herauszufinden, je zurückkehrte. Außerdem können wir sie auch nicht bekämpfen. Keine unserer Waffen scheint ihnen etwas anhaben zu können. Ich habe schon überlegt, zum Wohle meines Volkes dem feindlichen Anführer meine Kapitulation anzubieten – aber wie, wenn ich nicht einmal weiß, wer es ist.“ Betroffen senkte er den Kopf. Doch er schien den Gedanken schnell wieder abzuschütteln. „Majestät“, sagte Salles, „wenn Ihr erlaubt, würden wir Euch unter die Arme greifen. An Bord unseres Reisegefährts befinden sich insgesamt vierzehn Kämpfer, die es mit Euren Feinden aufnehmen können.“ Der junge König sah mehr als skeptisch aus. „Vierzehn Kämpfer gegen eine Zahl, die in die Hunderte gehen kann?“ „Seid versichert, Majestät, diese Vierzehn haben bereits viel stärkere Feinde besiegt und wir sind extra in diese Welt gereist, um diesem Gegner Einhalt zu gebieten.“ „In diese Welt?“ Salles erklärte dem König, dass Monobe durch Welten reisen konnte und die Gruppe das nutzte, um gegen die Zerstörung anderer Welten vorzugehen. Aretas' Augen wurden groß. „Oooooh. A-aber was möchtet Ihr als Gegenleistung?“ „Nicht viel. Aber es wäre vorteilhaft, wenn die Menschen auf Monobe sich in dieser Stadt aufhalten könnten.“ „Das ist kein Problem“, sagte der König erfreut. „Ich werde dafür sorgen, dass bekannt wird, wer ihr seid und dass ihr uns helfen wollt.“ „Vielen Dank, Eure Majestät.“ Salles verneigte sich, Nozomu und Satsuki taten es ihm nach. Aretas lächelte warm. „Bitte, gebt mir drei Stunden, dann weiß das Volk von euch und die Tore der Stadt werden euch offenstehen.“ Die drei nickten und bedankten sich noch einmal. Schließlich verabschiedete sich der König und verließ das Zimmer hastig wieder. Satsuki lachte leise. „Wow, jetzt arbeiten wir sogar offiziell für den König.“ Salles schob seine Brille zurecht. „Immerhin müssen wir uns so keine Sorge um unsere Vorräte mehr machen. Leider konnte er uns aber auch nicht mehr über die Feinde sagen.“ „Und er schien auch nichts von einem anderen Eternal zu wissen“, setzte Nozomu hinzu. „Womöglich hat er sich im Verborgenen gehalten. Aber das werden wir hier nicht herausfinden. Lasst uns zu Monobe zurückkehren.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)